VINSCHGER GESELLSCHAFT
Gemeinsam für mehr Schutz und Prävention
„Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“ Aktion des Landesbeirates für Chancengleichheit.
LH Arno Kompatscher im Videogespräch mit Monika Hauser. BOZEN - LH Arno Kompatscher hat am 25. November in einer Videokonferenz mit den Frauenrechtlerinnen Monika Hauser und Sissi Prader mehr Engagement gegen Gewalt an Frauen zugesagt. „Es braucht die Anstrengung von uns allen, damit Frauen schneller aus Gewaltsituationen entfliehen und bestehende Hilfsangebote nutzen können. Gewalt jeglicher Art darf nicht länger toleriert werden“, sagte Kompatscher. Die aus Laas stammende Monika Hauser, Mit-Gründerin der Frauenrechtsorganisation „medica mondiale“, berichtete dem Landeshauptmann von einem Studienvorhaben, bei dem generationenvergleichend Frauenrealitäten in Südtirol erfasst werden sollen. „Wir werden dabei eine repräsentative Gruppe von 40 bis 60 Frauen zweier unterschiedlicher Generationen befragen. Gestartet wird im Vinschgau, später soll die Studie auch auf das Pustertal ausgeweitet werden“, informierte Hauser. Die Studie wird in Zusammenarbeit mit dem Landesbeirat für Chancengleichheit durchgeführt. Kompatscher informierte auch über die anstehende Reform des Gesetzes zu den Frauenhäusern und die Einsetzung einer Koordinierungsstelle gegen Gewalt an Frauen. Hauser lobte diese Stoßrichtung der Südtiroler Politik. 2019 haben sich 580 Frauen an einen Beratungsdienst gewendet, 135 Frauen (und ihre 164 minderjährigen Kinder) sind in einer geschützten Wohnung oder einem Frauenhaus in Bozen, Meran, Brixen oder Bruneck aufgenommen worden. „Es braucht gute Beratungsangebote für Gewaltopfer und mehr Präventivmaßnahmen für Täter“, sagt Soziallandesrätin LPA/CK Waltraud Deeg.
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DER VINSCHGER 42/20
Die Bäckerei Psenner in Schlanders (links) und der Staffladen Barbara in Kortsch (rechts) waren zwei der Geschäfte, zu denen Monika Wielander Habicher jeweils 1.000 Papiersäckchen mit der Aufschrift „Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“, vorbeibrachte. SCHLANDERS - Seit 1981 wird jedes Jahr am 25. November der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ begangen. Heuer haben sich der Landesbeirat für Chancengleichheit und das Frauenbüro eine besondere Aktion der Sensibilisierung einfallen lassen. Unter dem Motto „Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“ wurden viele tausende Papier-Brotsäckchen zu über 200 Lebensmittelgeschäften, Bäckereien und zum Teil auch zu Metzgereien in ganz Südtirol gebracht. Mitgetragen wurde die Initiative vom Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol (hds) und der Bäckerinnung. Die Verteilung der Säckchen mit der Aufschrift „Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“ haben in vielen Gemeinden die Referentinnen für Frauenfragen übernommen.
Einpacken von Brot und Gemüse verwendet werden konnten bzw. weiterhin können. Die Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit, Ulrike Oberhammer, hatte sich bei der Vorstellung der Aktion besorgt darüber gezeigt, „dass Südtirol heuer wie ganz Europa im Sog der Corona-Pandemie eine tiefe Krise im Zusammenleben erlebt, die leider auch durch viele Anzeichen von Gewalt, insbesondere im Familienkreis, geprägt ist.“ Erfreut zeigte sie sich über die Mitarbeit seitens vieler Gemeindepolitikerinnen und auch Gemeindepolitiker. Der Landesbeirat für Chancengleichheit feiert heuer übrigens sein 30-jähriges Bestehen. Die Aktion „Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte“ läuft bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte.
Die Opfer sind häufig zwischen 30 und 49 Jahre alt (54%), der Täter ist zumeist der aktuelle (59%) oder ehemalige (23%) Partner und die Gewalt ist vor allem psychischer und/oder körperlicher Art. Während des Lockdowns im Frühjahr 2020 ist die Zahl der betreuten Frauen laut ASTAT leicht gestiegen. Dass die Dunkelziffer erheblich höher sein dürfte, vermutet nicht nur Monika Wielander Habicher: „Frauen haben oft Angst, über Gewalt zu sprechen.“ Viele Formen von Gewalt
Neben der körperlichen Gewalt gibt es noch viele weitere Formen von Gewalt, die oft ineinander übergehen. So richtet sich etwa die psychische Gewalt gegen das seelische Wohlbefinden eines anderen Menschen, mit dem Ziel, das SelbstwertGefühl zu beeinträchtigen: belei1.000 Säckchen pro Geschäft Traurige Statistik digen oder demütigen, verleumWie das Landesinstitut für Sta- den, andere Menschen nicht In der Gemeinde Schlanders zum Beispiel war es Monika tistik ASTAT am 25. November beachten oder nicht mit ihnen Wielander Habicher, die be- mitteilte, war die Häufigkeit der reden, andere immer schlechtreits am 24. November rund Gewalt gegen Frauen in Südtirol machen, ständig kontrollieren ein halbes Dutzend Geschäfte im Vorjahr ähnlich hoch wie und anschreien. Außerdem gibt im Hauptort und in Kortsch 2018. Die Gewalttätigkeiten, die es Formen der sozialen, sexualibesuchte und jeweils 1.000 Säck- fast immer im familiären Umfeld sierten und finanziellen Gewalt chen hinterlegte, die von den stattfinden, gehen weder zurück sowie Belästigung und Stalking. Kundinnen und Kunden zum noch ändern sich ihre Merkmale: SEPP