VINSCHGER GESELLSCHAFT
Ein Ausschuss, „der zu mir passt“ MALS - Eines kann man bestätigen, die Maßnahme von Generalsekretärin Monika Platzgummer, die Sitzordnung der Gemeinderäte zu verändern, brachte Einblicke und Hörbarkeit fürs Publikum. Ob die Öffnung auch Offenheit bedeutet, hängt vor allem vom neuen Ausschuss ab, den Bürgermeister Josef Thurner dem Rat bei der zweiten Sitzung des neuen Gemeinderates vorgestellt hat. In seinen engsten Arbeitskreis holte er mit Marion Januth aus Tartsch nicht nur eine erfahrene Kraft, sondern mit 599 Stimmen auch die bestgewählte Kandidatin. Die Ernennung zur Vizebürgermeisterin lag auf der Hand. Schwerpunkte ihrer Zuständigkeitsbereiche sind Familien, Erziehung, Bildung, Öffentlichkeitsarbeit und Fraktion Tartsch. Die Belange der Fraktionen Burgeis und Schlinig, öffentliche Arbeiten (Tiefbau), die Gemeindestraßen und das Handwerk wurden dem Burgeiser Tobias Josef Peer übertragen. Die Wirtschaft mit Tourismus, Handel, Märkte und
Der neue Ausschuss mit Tobias Peer, Andreas Pobitzer, Bürgermeister Josef Thurner, Vizebürgermeisterin Marion Januth, Klaus Telser und Günther Wallnöfer (v.l.)
Dienstleistungen legte Thurner in die Hände des Schleisers Andreas Pobitzer. Klaus Telser muss sich neben seinem Herkunftsort Matsch auch um Plawenn, Ulten und Alsack, um den Zivilschutz, die Energie, die Vereine und um die Senioren kümmern. Günther Wallnöfer aus Laatsch ist nicht nur für seine Fraktion, für Heimatpflege und die Jugend zuständig, sondern auch für die Bereiche, die Mals bekannt gemacht haben wie Landwirtschaft, regionale Kreisläufe, Natur- und Umweltschutz. Bevor es zur Abstimmung kam, gab es zwei Wort-
Neu ist die Einsehbarkeit des Gemeinderates in Mals.
meldungen. Die erste war analog, die zweite digital zugeschaltet. Hannes Noggler, bestgewählter Malser mit 523 Stimmen, erklärte seine Gegenstimme zum Vorschlag des Bürgermeisters mit der mangelnden Vertretung des Hauptortes Mals im Ausschuss. Allein die fünf Malser (Bruno Pileggi eingeschlossen) hätten über 30% der Stimmen erhalten, allerdings nur von 53% der Wahlberechtigten. „Wenn der Wählerwille derart missachtet wird, dürfen wir uns nicht wundern, wenn uns in fünf Jahren noch weniger Wähler das Vertrauen schenken“,
gab er zu bedenken. Ähnlich äußerte sich Helmut Thurner per Videoschaltung. In der Abstimmung erhielt der Ausschuss bei zwei Gegenstimmen mit 14 Ja-Stimmen eine breite Mehrheit. Christian Peer, Schlinig, und Sarah Peer, Burgeis, enthielten sich der Stimme. Bürgermeister Thurner rechtfertigte sich: „Ich habe mir kaum Gedanken gemacht, von wo jemand herkommt. Hauptsache, sie (die Referenten) passen zusammen, sie passen zu mir und wir arbeiten gut zusammen“. Außerdem habe es im Vorfeld der Wahlen geheißen, das Kirchturmdenken endlich abzulegen. Die Gemeinde habe nun mal 10 Fraktionen. Nicht alle könnten berücksichtigt werden, am wenigsten im doppelten Ausmaß. „Ich fordere von allen Referenten, sich gleichermaßen für jede Fraktion einzusetzen.“ Der Bürgermeister ist übrigens für Mals und Plawenn zuständig. GÜNTHER SCHÖPF
AUFGESPÜRT & AUSGEGRABEN (54)
Ägyptische Finsternis in Schlanders Die Gemeinderatswahlen sind vorbei. Nun werden Koalitionen geschmiedet und Ämter vergeben. Auf die neuen Gemeindeverwaltungen kommt eine Menge Arbeit zu. Lange Aufgeschobenes stapelt sich heute wie damals. Am 14. Oktober 1920, fast genau vor 100 Jahren, läuteten um 19:45 Uhr in Schlanders die Sturmglocken. Im Gerichtsgebäude, dem Schloss Schlandersburg, war Feuer ausgebrochen. Die schrillen Feuersignale holten die Bevölkerung aus der Abendruhe und auf die Straßen. Als man die Brandstätte erreichte, gab es auch schon Entwarnung. Es handelte sich lediglich um einen kleinen Kaminbrand, der durch das rasche und zielbewusste Einschreiten einiger Hausbewohner bald gelöscht werden konnte. Nur ein Gefangenenaufseher zog sich bei den Löscharbeiten leichte Verletzungen zu. In der Lokalpresse wurde die Feuerwehr, die „im Sturmschritt zur Unglücksstelle eilte“ gelobt, auch wenn ihr Anteil an der Brandbekämpfung gering war. Weiters wurde berichtet, dass nur durch Glück nicht mehr passiert sei, da sich die Feuerwehr „bei Nacht in unserer ägyptischen Finsternis
zurechtfinden“ müsse. Ein Journalist konnte es sich zudem nicht verkneifen anzumerken, dass die Schlanderser „dank der väterlichen Fürsorge unserer löbl[ichen] Gemeinde, jeder Straßenbeleuchtung entbehren“. Selbst die erprobteste Feuerwehr und die beste Mithilfe der Bevölkerung könne da keine Wunder wirken. „Etwas »mehr Licht« täte in Schlanders not!“ Doch das war nicht die einzige Kritik, die nach dem gerade noch verhinderten Unglück geäußert wurde. Auch die Hydrantenanlage wäre schon seit langem besser auszustatten. Gerade in diesem Teil des Ortes seien die Löschwasserverhältnisse sehr schlecht. „Mißstände um Mißstände, die aus der Welt zu schaffen sich die kommenden neuen Gemeindemänner in erster Z Linie angelegen sein lassen sollen.“
DER VINSCHGER 37/20
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