Das Beerental feiert in Rot

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VINSCHGER THEMA

Eine süß-rote Erfolgsgeschichte Seit 20 Jahren macht das Erdbeerfest das „rote Früchtchen“ bekannt. MARTELL - Es begann mit 10 Quadratmetern Torte und der Absicht einiger junger Marteller, den Erdbeeranbau auch außerhalb des Tales bekannt zu machen. Das Sommer-Fest des Sportvereins am 15. August 1995 schien Patrick Gurschler, Patrick Lee, Bernhard Tscholl, Andreas Oberhofer und Josef Altstätter die beste Gelegenheit dazu. Erstmals versuchten sie, die „süße Martellerin“ als Hauptdarstellerin über eine 10 Quadratmeter große Torte zu inszenieren. Die Idee der überdimensionalen Torte und die Begeisterung der 3 Initiatoren überzeugten nach anfänglichem Zögern auch Lokalpolitiker und Entscheidungsträger der Wirtschaft. Damals kursierte bereits die Idee, eine Weltrekordtorte zu schaffen. Es war die Geburtsstunde des heute so erfolgreichen Beeren-Marketings im „Schianbliamltol“.

Ein süßer Weltrekord

1999: Peter Gamper und Stephan Gander (rechts) hatten die Idee der Erdbeerkönigin.

dem Gottesdienst mit feierlicher Umrahmung durch die Musikkapelle Martell war eine Pressekonferenz angesetzt. Die Tagesordnung hatte es in sich. Die MEG sollte besichtigt werden. Landesrat Werner Frick sollte Preise an die Sieger des Gewinnspiels Südtiroler Markenprodukte übergeben und man wollte den „Pressemenschen“ ein ErdSüdtirols 1. Erdbeerkönigin beerfeld zeigen. Der Erdbeeranbau sollte Es brauchte aber eine solide traditionelle vorgestellt und das neue Erdbeerlogo präGrundlage und einen Aufhänger, sozusagen sentiert werden. Ebenfalls erläutert werden eine weitere Attraktion. Man wandte sich sollte das Projekt „Nationalpark-Gastgeber“ an die Organisatoren des Schmelzerfestes als Zusammenarbeit zwischen Tourismus beim Schmelzer Kirchl. Erstmals wurde die und Landwirtschaft. Im Gasthof WaldIdee lanciert, eine Südtiroler Erdbeerkönigin heim würden die Anwesenden dann mit zu krönen. Für den 4. Juli 1999 schickten Erdbeerspezialitäten verwöhnt werden. Die der Vertreter des Tourismusvereins Ro- eigentliche Krönungs-Zeremonie war für land Gluderer, der Geschäftsführer der den Nachmittag angekündigt. Nach den Marteller Erzeugergenossenschaft (MEG), Grußworten von Bürgermeister Erich Grassl Peter Gamper, und der Marketingleiter des wurde Regionalassessor Richard Theiner Verbandes der Vinschger Produzenten für zum Königin-Macher. Umrahmt wurde das Obst und Gemüse, Stephan Gander, die Ereignis von den „Ortler Buben“ und der Einladung an die Vertreter der Presse. Nach Volkstanzgruppe Martell.

1995: Patrick Gurschler, Angelika Oberhofer, Patrick Lee mit Sohn David und Andreas Oberhofer freuen sich über die erste „Riesentorte“

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DER VINSCHGER 23/19

Die Jury mit Rita Mattei, Jasmin Perkmann und Luis Durnwalder (v.l.)

Die heutigen Entscheidungsträger entschieden sich, diese besondere Marteller Zeitrechnung nicht mit der Krönung, sondern mit dem 1. Erdbeerfest im Freizeitzentrum Trattla beginnen zu lassen. Der Erdbeerkuchen bedeckte beim ersten Fest in Trattla 35 Quadratmeter. 2001 nahm er gigantische Ausmaße an. Man strebte mit 150 Quadratmetern Kuchen und einem Gewicht von 3.900 kg die Eintragung ins Guiness-Buch der Rekorde an. Bezirksrichter Stefan Tappeiner musste die Maße amtlich festhalten und bescheinigen. Für die Torte wurden „15.000 Erdbeeren einzeln in die Hand genommen, entkelcht und geschnitten“, ist in der Jubiläumsausgabe der Talzeitung zu lesen. Zu lesen ist auch, dass sogar die Altersheime von Laas, Schlanders und Latsch ihren Anteil an der „Riesentorte“ abbekamen. Angeschnitten wurde sie von der amtierenden Erdbeerkönigin Daniela Rinner vom Dorner-Hof (Vorhöfe). Zur Hand gingen ihr die Landesräte Hans Berger und Richard Theiner. Nicht nur sprichwörtlich waren der ersten Erdbeerkönigin die roten Früchte in die Wiege gelegt worden. Ihr Vater, der Dorner Sepp, war einer der Pioniere des Erdbeeranbaus in Martell. Sie selbst hatte eine Facharbeit über den Erdbeeranbau an der Oberschule für Landwirtschaft Auer eingereicht. Daniela‘s Nachfolgerin 2001 war Königin Angelika Oberhofer vom WascherHof am Marteller Sonnenberg. Ihr folgte Monika Auer Perkmann vom Tasa-Hof.

BM Altstätter „weiß, was kochen“, im Bild mit Törggelekönigin Evi Brunner, Nathalie Trafoier und Braunviehkönigin Gerlinde Bergmeister (v.l.)