VINSCHGER THEMA
Albrecht Plangger blickt schwierigen Zeiten entgegen.
„Wir Vinschger waren im Wahlkampf zu brav“ „Abi“ Plangger über verpatzte Politik, vergraulte Basis, Bozner Einmischungen und Vinschger Forderungen. GRAUN - Innerhalb der Vinschger
SVP gingen zuletzt die Wogen hoch. Lediglich ein Kandidat schaffte es in den Landtag. Erstmals seit 15 Jahren ist der politische Bezirk Vinschgau in der Landesregierung nicht vertreten. Seit rund fünf Jahren fungiert Albrecht „Abi“ Plangger als SVP-Bezirksobmann im Vinschgau. In schwierigen Parteizeiten wie diesen zeigt sich der Grauner, der seit 2013 in der Abgeordnetenkammer im Parlament in Rom vertreten ist, mutig und offen. Kein Wunder, schließlich gilt es, „den Karren aus dem Dreck zu ziehen“. Im der Vinschger-Interview spricht Plangger über verpatzte Wahlen, Probleme innerhalb der Partei, sein Tun in Rom und vieles mehr. der Vinschger: Erstmals seit langem gibt es keinen Vinschger Landesrat. Wie tief sitzt die Enttäuschung? ALBRECHT PLANGGER: Natürlich ist die Enttäuschung groß. Wir haben immer gesagt, wir Vinschger brauchen einen Landesrat, einen Ansprechpartner, einen Politiker der gestaltet und wichtige Kompetenzen betreut. Denn wir
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DER VINSCHGER 02/19
wollen die Politik mitgestalten. Leider mussten wir bei den Wahlen eine herbe Niederlage einstecken. Bei den Listenstimmen waren wir nicht schlechter als die anderen Bezirke. Jedoch hat es bei den Vorzugsstimmen für unsere Kandidaten gehapert. So waren wir auch nicht unbedingt in der Position groß zu fordern, was Posten und Zusammenstellung der Landesregierung angeht. Wir mussten nehmen was wir kriegen und konnten als Argument nur eine ausgeglichene Vertretung aller Bezirke einfordern. Für Sepp Noggler blieb das Amt des Landtagspräsidenten. Ein Trostpflaster? Es war letztendlich das Beste für den Vinschgau. Es hätte auch schlechter ausgehen können. Aus den verschiedensten Gründen gab es für Sepp Noggler, unseren einzigen Mandatar, weder einen Platz in der Landesregierung, noch in der Regionalregierung. Quoten, interne Probleme auch beim Koalitionspartner Lega, alte Abmachungen in Trient und eine dortige Lega-Mehrheit, die für zwei un-
terstützende Ein-Mann Parteien auch noch Regierungsposten garantieren musste sowie eben das schlechte Vorzugsstimmenergebnis für die Vinschger Kandidaten bei den Wahlen führten dazu. Das Amt des Landtagspräsidenten ist aber durchaus mehr als ein Trostpflaster. Es ist schließlich ein prestigeträchtiges und hohes Amt. Damit können wir, damit müssen wir zufrieden sein. Nach dem Landeshauptmann ist es das wichtigste institutionelle Amt und hat großes politisches Gewicht. Als Landtagspräsident kann man jedes Problem thematisieren. Inwiefern ist damit den Vinschgern geholfen? Der Landtagspräsident kann zu jedem Landesrat, zu jeder Landesrätin, gehen und diese auf die Probleme der Vinschger ansprechen. Man braucht sich nämlich gegenseitig. Der Landtagspräsident kann Probleme thematisieren und Lösungen anregen oder anmahnen. Ein Mitspracherecht ist durchaus da. Ich bin überzeugt davon, dass Sepp Noggler für uns einiges bewegen kann. Wenn uns
niemand in der Landesregierung zuhört, dann haben wir den Sepp in Bozen, auf den werden sie hören. Muss der Vinschgau rebellischer werden? Wir müssen sicher wieder mehr Druck machen und ja, auch mal rebellischer sein. Vor allem im Vorfeld der Wahlen hat uns das gefehlt. Vor fünf Jahren war noch die Energie das politische Thema, das uns Vinschger vereint hat und zusammenrücken ließ. Wir Vinschger waren diesmal wohl zu brav, haben vielleicht zu sehr auf die Gesamtpartei geschaut. Dinge, die nicht passen, hätte man klarer ansprechen müssen, auch wenn man damit die eigene Landesregierung kritisiert hätte. Wie eben beim Thema Sanität. Da haben wir den Landeshauptmann und Co. geschont und schlussendlich wohl auch deshalb die Wahl verloren. Im Wahlkampf hätten wir uns auch mal als Vinschgau gegen Bozen auflehnen können und sagen „das geht so nicht“. In Sachen Krankenhaus hätte es jedenfalls so einiges an Kritik gegenüber der Landesregierung gegeben.