Foto: Wolfgang Thöni
VINSCHGER GESELLSCHAFT
Der Großteil der Akteure, die am Kalenderprojekt 2019 mitgewirkt haben.
Viel mehr als „nur“ ein Kalender MALS - Erneut ist es der Raiffeisenkasse Obervinschgau gelungen, zusammen mit verschiedenen Akteuren und Partnern einen besonderen Kalender aufzulegen. Der Bildkalender 2019 trägt den Titel „Wanderungen, Ski- und Bergtouren im Obervinschgau“. Gerhard Stecher freute sich bei der Vorstellung der nunmehr 21. Kalender-Ausgabe am 3. Dezember im Kulturhaus Mals, dass es wiederum gelungen ist, viele engagierte Personen für die Mitarbeit im Kalenderteam zu gewinnen. Entstanden ist ein einzigartiges Gemeinschaftsprojekt mit Bergführern, Wanderleitern,
dem Alpenverein (Sektion Oberbinschgau), den Bergrettungsorganisationen des AVS (Mals) und CAI (Reschen und Langtaufers) sowie den Ferienregionen Obervinschgau und Reschenpass. „Das Thema Wanderwege aufzugreifen liegt nahe, da in den Gemeinden Graun und Mals über 740 km markierte und digital erfasste Wanderwege zur Verfügung stehen“, schreibt Raika-Obmann Karl Schwabl im Vorwort. Zwölf Wanderungen, Routen und Touren, die zum Großteil das ganz Jahr über in Angriff genommen werden können, werden auf den 12 Monatsblättern auf der Vorder-
und Rückseite bildlich, textlich und kartographisch dargestellt. Die Palette reicht von der Schneeschuhwanderung zur Rescher Alm und der Skitour Piz Sesvenna bis hin zur Gletschertour Weißkugel. Auch auf Einkehrmöglichkeiten entlang der Wanderungen und Touren wird hingewiesen. Der Bergführer Josef Plangger und die Wanderleiter Georg Piffrader, Eduard Felderer, Heinrich Moriggl, Kassian Winkler, Luis Pobitzer, Helmut Kuenrath, Gerhard Malloth, Christian Gapp und Armin Plagg haben sich alle Mühen gegeben, den Lesern auch interessante Zusatzinformatio-
nen zu geben. Außerdem enthält der Kalender wiederum Angaben und Termine zu kulturellen, sportlichen und musikalischen Veranstaltungen im Jahr 2019. Auf eigenen Zusatzblättern werden der traumhafte „Rundwanderweg 360° Obervinschgau“ sowie der „Vinschger Höhenweg“ vorgestellt. Eingeführt werden die Leser zudem in das richtige und sichere Verhalten bei Notfällen am Berg. Es wird u.a. auch erklärt, wie der Notruf (112) funktioniert und wie empfehlenswert und sinnvoll die kostenlose Notruf-App „112 Where Are U“ ist. Sehr erfreut über das Zusatzblatt „Mehr Si-
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Von Toiletten, Druckerpressen und Warnwesten Kann man den Charakter einer Nation anhand der verwendeten Kloschüsseln beschreiben? Der für seine ungewöhnlichen Vergleiche bekannte slowenische Philosoph Slavoj Žižek meint ja. Beim deutschen Modell bleibe das Ausgeschiedene zunächst wie auf einem Präsentierteller sichtbar, um es nach Auffälligkeiten zu untersuchen, wie es sich für ein Volk von Dichtern und Denkern gehöre. Im typisch französischen Modell hingegen verschwinde alles unmittelbar, ungesehen und schnell – im Land der Revolution wird nicht diskutiert, sondern gehandelt. Apropos Revolution. Ein Ereignis der französischen Geschichte ist im allgemeinen Gedächtnis geblieben, wenn es auch kaum den Weg in die Tagesnachrichten findet: der berühmte Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789. Aber so bekannt die Begebenheit auch ist, Legenden, Halbwissen und Fehleinschätzungen ranken sich um die damaligen Handlungen und verklären sie zu einem Mythos. Entgegen vielfacher Meinung war die Bastille kein Horrorgefängnis. Es gab keine finsteren Verliese, keine angeschmiedeten Gefangenen, nicht einmal verschlossene Räume – und weder eine Erstürmung noch ein massives Blutbad. Sogar das „Folterinstrument“, das man nach der Übergabe an die Aufständischen in den Kellerräumen gefunden hatte, entpuppte sich als altertümliche Druckerpresse. Fast 230 Jahre nach den Ereignissen wird der Sturm auf die Bastille wieder zum aktuellen Schlagwort. Unzufriedene Franzosen demonstrieren u.a. gegen die von der Macron-Regierung geplanten Kraftstoffpreiserhöhungen. Die sogenannten „Gelbwesten“ organisieren sich über die sozialen Netzwerke und haben erst kürzlich im Internet zu einem neuen Sturm auf die Bastille aufgerufen. Gemeint ist das natürlich symbolisch. Die echte Bastille wurde bereits zwei Tage nach dem „Sturm“ abgerissen, in Einzelteile zerlegt und als Souvenirs verkauft. Nach dem Motto: So schnell Z wie möglich aus den Augen – eine Klospülung und weg.
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DER VINSCHGER 43/18