VINSCHGER THEMA
Die Tagung im Nationalparkhaus „aquaprad“ ist in erster Linie für die Teilnehmer an der CHRIS-Studie organisiert worden.
„Vinschger Bevölkerung hat Großartiges geleistet“ Biobank mit 800.000 Proben als langfristige Forschungsressource. Weltweites Interesse an einzigartiger Studie. Mehr als 13.000 Vinschgerinnen und Vinschger haben an der Gesundheitsstudie CHRIS von Eurac Research und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb teilgenommen. Dank dieser großen Beteiligung wurde die CHRIS-Studie, die Anfang 2019 in die zweite Phase geht, ein außerordentlicher Erfolg. Um die bisherigen Ergebnisse vorzustellen und die Bevölkerung auf die zweite Phase einzustimmen, hat am 10. November im Nationalparkhaus „aquaprad“ in Prad eine Tagung unter dem Motto „Gemeinsam für die Gesundheit aller!“ stattgefunden. Sowohl in den Grußworten der Ehrengäste (Landesrätin Martha Stocker, Eurac Research-Präsident Roland Psenner und Bezirkspräsident Andreas Tappeiner), als auch in den Vorträgen der hochkarätigen Referenten wurde mehrfach betont, dass die Vinschger Bevölkerung durch die starke Teilnahme an der CHRIS-Studie einen sehr wichtigen Beitrag für die Forschung geleistet hat. PRAD -
800.000 Proben Dank der großen Teilnahme konnten aussagekräftige wissenschaftliche Ergebnisse erzielt werden, die in Forschungs- und Wissenschaftszentren weltweit
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auf großes Interesse stoßen. Die Forscher von Eurac Research konnten eine Biobank aufbauen, die eine einzigartige und langfristige Forschungsressource für Südtirol darstellt. Die Biobank besteht aus 800.000 Proben mit tiefgekühltem biologischem Material: Urin, Blut und DNA. Damit verbunden ist eine Datenbank mit Informationen zum Gesundheitszustand der Studienteilnehmer. Die Daten der Studie - biologische Proben, verschlüsselt deponiert in der Biobank, und die anonymisierten Informationen zum Gesundheitszustand der Teilnehmer - sind für die Gesundheitsforschung in Südtirol eine einzigartige Ressource, weil sie die Grundlage bilden, um auf lange Sicht besser zu verstehen, wie die Südtiroler Bevölkerung in Gesundheit altern kann. Gleichzeitig sind sie die Grundlage, um mit internationalen Forschungsgruppen zusammenzuarbeiten und biomedizinische Erkenntnisse weltweit voranzutreiben. Wie Rudi Balling, der Leiter des Zentrums für System-Biomedizin an der Universität Luxemburg ausführte, hat die CHRIS-Studie einen enormen Wert, und zwar weltweit. „Was CHRIS ausmacht, ist die breite Beteiligung der Bevölkerung.“ In der Gesundheitswissenschaft und in der Medizin
sei die Zeit des Elfenbeinturms vorbei: „Es muss immer stärker gemeinsam mit der Bevölkerung gearbeitet und geforscht werden.“ Das sei kürzlich auch bei der Vorstellung der CHRIS-Studie in Kalifornien unterstrichen worden. Nicht die Augen schließen dürfe man auch vor der Tatsache, „dass die Informationstechnik Einzug in die Medizin hält.“ Das werfe auch Fragen in Bezug auf den Schutz persönlicher Daten auf. „Wir wissen noch nicht, ob Google und ähnliche Konzerne Feinde, Freunde oder Partner werden“, sagte Balling. Wenn mit Daten verantwortungsvoll umgegangen wird, sieht er in der neuen Entwicklung große Chancen. Viele Sub-Studien International hat die CHRIS-Studie zur Identifizierung von über 100 genetischen Varianten im Zusammenhang mit der Schilddrüsenfunktion beigetragen. Die Ergebnisse können helfen, neue therapeutische Behandlungen für Schilddrüsenfehlfunktionen zu entwickeln. Ebenso trägt die CHRIS-Studie zu genetischen und epidemiologischen Studien in vielen Bereichen wie Herzfunktion, chronische Nierenerkrankung, Fettleibigkeit, Schlafstörungen,
Fettstoffwechsel, Immunsystem und metabolisches Syndrom bei. Die Ergebnisse dieser Studien werden ab 2019 in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Über die CHRIS-Daten und ihren indirekten Nutzen für die Medizin sprach auch Herbert Tilg, Leiter der Inneren Medizin I an der Universitätsklinik Innsbruck. Es habe sich laut Tilg u.a. bestätigt, welch großen Einfluss die Art, wie wir leben, auf die Gesundheit hat. Die Bedeutung, die der gigantischen Keimwelt im menschlichen Darm zukommt, sei noch lang nicht zur Gänze erforscht. Eigenes Software-Instrument Dank der Daten und Proben der Studienteilnehmer konnten die Forscher des Instituts für Biomedizin ein Software-Instrument entwickeln, das anzeigt, welche Familien für bestimmte Krankheiten besonders anfällig sind. Mithilfe dieses Instruments konnten die Wissenschaftler für verschiedene Krankheiten Familiengruppen mit einer erhöhten Zahl von Krankheitsfällen identifizieren, zum Beispiel Fälle von Familiärer Hypercholesterinämie, also genetisch bedingte erhöhte Cholesterinwerte. Zum Thema „Big Data in der Genetik“ referierte Christian Fuchsberger,