Zum klingenden Spiel der Stadtkapelle unter Kapellmeister Manfred Horrer wurden die Ehrengäste am Rathausplatz von den Vereinen empfangen.
„Experiments Glurns“. Er führte die untragbaren, zum Teil ungesunden Wohnverhältnisse und den Mangel an Arbeitsplätzen mit der Gefahr der Abwanderung an. Damals sei der Spruch: „Innerhalb der Mauern lässt uns der Rasmo und außerhalb der Mauern der Benedikter nicht bauen.“ Für die jüngeren Gäste im Saal folgte die Erklärung zum gestrengen Trientner Denkmalschützer Nicoló Rasmo und den konsequenten Landschaftsschützer und „Raumordner“ Alfons Benedikter. Nach knappem Verweis auf den angehenden Konditor Alois Riedl als „Gastarbeiter“ in der Schweiz und dessen Plan, in Amerika weiterzulernen, skizzierte Stampfer den politischen Werdegang des späteren Bürgermeisters. Ob der Auftritt Riedls bei einer SVP-Landesversammlung zum Erlass von „Maßnahmen zur städtebaulichen Sanierung“ durch die Landes-
regierung im Jahr 1970 geführt habe, könne man annehmen, aber nicht eindeutig beweisen. Immer an Glurns geglaubt Riedl selbst, inzwischen Bürgermeisterstellvertreter, sah sich einer skeptischen Glurnser Bevölkerung gegenüber. Stampfer zitierte einen älteren Glurnser, der ihm 1975 „allen Ernstes“ empfohlen habe: „Nicht sanieren, sondern bombardieren sollte man Glurns.“ „Aber Riedl, seit 1978 Bürgermeister, glaubte unerschütterlich an die Zukunft von Glurns“, erzählte Helmut Stampfer, „und leistete unbezahlbare Überzeugungsarbeit, indem er immer wieder darauf hinwies, dass es sich lohnt, die alten Häuser zu sanieren, zu bewohnen und dadurch wiederzubeleben.“ Das Experiment Glurns habe vor 45 Jahren begonnen und seither
nichts an Aktualität verloren, sagte Stampfer. Je globaler und gleichförmiger die Architektur, desto mehr steige der Wert regional geprägter Städte, Dörfer und Kulturlandschaften. Alois Riedl zeigte sich gerührt und dankte vor allem „jenen Glurnser Bürgerinnen und Bürger, die den Mut hatten mitzumachen und sich auf die Sanierung einzulassen.“ Er erwähnte den Förderverein „Celko“ und nannte nach Landesrat Benedikter, den Architekten Fingerle und von Klebelsberg und den Glurnser Künstler Paul Flora auch Martin Fliri-Dane aus Taufers i.M. als Pionier und Zuständigen für das improvisierte Sanierungsbüro im Hotel „Grüner Baum“. In seiner Laudatio bescheinigte Bürgermeister Alois Frank Altbürgermeister Riedl Weitsichtigkeit und Zielstrebigkeit. „Dazu braucht es den Glauben an die eigene Kraft, den Willen zur Zusammenarbeit,
die Überzeugungskraft und hin und wieder eine Portion Naivität“, meinte er. „Dafür, dass aus Glurns ein lebenswerter Wohn- und Aufenthaltsort geworden ist und dass du unsere Stadt zu dem gemacht hast, was sie heute ist, wollen wir dir herzlich danken.“ Landeshauptmannstellvertreter Richard Theiner übergab das von Carmen Müller künstlerisch gestaltete Ehrendiplom mit der Widmung: „Die Stadtgemeinde Glurns verleiht Alois Riedl, Bürgermeister in Glurns von 1978 bis 2000 in Anerkennung seiner Verdienste um unsere Stadt die Ehrennadel in Gold. Glurns, am 28. Oktober 2018“. Chorleiter Martin Moriggl und seine singenden Männer stimmten an: „Und im Stadtl wor oaner, der hot sich viel traut, holreidi ho.“ GÜNTHER SCHÖPF
Jahrgang 1938 feiert runden Geburtstag KASTELBELL-TSCHARS - Menschen, die im Jahr 1938 geboren wurden, feierten heuer oder feiern noch ihren 80sten Geburtstag. Der Jahrgang 1938 - das war eine Kindheit in Krieg und Nachkriegszeit und eine Jugend im aufkeimenden Fortschritt. Davon war bei der Jahrgangsfeier eigentlich nicht viel zu hören, da stand mehr das Leben in der Gegenwart im Mittelpunkt. Es wurde gelacht, geplaudert und gescherzt. Die schlichte Geburtstagsfeier des Jahrganges 1938 der Gemeinde Kastelbell-Tschars begann mit einer Wortgottesfeier in der Pfarrkirche zum hl. Martin in Tschars. Die Wortgottesdienstleiterin
und Gebete gesprochen. Nach dem obligatorischen Fototermin ging es zum Himmelreichhof. Dort verwöhnten Markus und Jutta die kleine Runde mit einheimischen Köstlichkeiten. Vieles gab es zu erzählen, von Kindheit, Schulzeiten, Hobbys und anderen Gemeinsamkeiten. Zwischen80 Jahre hier auf Erden, möchte noch so mancher werden. Diese durch überreichte Rudi Etzthaler, 1938 Geborenen aus Kastelbell-Tschars freuen sich über 80-jähriges der gemeinsam mit Leo Telfser, Erdendasein und feierten gemeinsam ihr rundes Wiegenfest. Anna Kiem und Hermine Müller dieses Treffen vorbereitet hatte, Karin Mitterer, die gemeinsam gangenheit zu schauen, mutig die jeder Teilnehmerin und jedem mit Vinzenz Alber eine besinn- Gegenwart zu gestalten und voller Teilnehmer eine selbstgemachte liche Feier vorbereitet hatte, legte Vertrauen in die Zukunft zu gehen. Kerze als Geburtstagsgeschenk, in ihrer Predigt den Anwesenden Für die 15 verstorbenen Jahr- wofür ihm und seiner Waltraud ans Herz, sich auf das Wesentliche gangskolleginnen und -kollegen mit viel Applaus gedankt wurde. einzulassen, dankbar in die Ver- wurden je eine Kerze angezündet OSSI DER VINSCHGER 37/18
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