Noch herrscht das Chaos

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Das „Gipfeltreffen“ war gut besucht.

des Gebietes käme nicht nur der stark abwanderungsgefährdeten Gemeinde Stilfs zu Gute, sondern dem gesamten Vinschgau bzw. der ganzen westlichen Landeshälfte. Ziel sei es, das Stilfserjoch zum „Wirtschaftsmotor“ für die drei Grenzregionen zu entwickeln. Eines der konkreten Ziele müsse es sein, die vielfältigen Bedürfnisse der Erlebnisstraßenbenutzer zu berücksichtigen: anhalten, aussteigen, sich hinsetzen, picknicken, aufs Klo gehen, der Natur näherkommen, schauen. Für das Befahren der Passstraße soll eine Eintrittsgebühr eingehoben werden, wobei die Einnahmen vor Ort investiert werden sollen. Das Stilfserjoch sei schon seit Jahrzehnten ein „Niemandsland“. Die Passhöhe sei vernachlässigt worden, das Gesamtbild am Pass sei „desolat“ und die Gast- und Beherbergungsbetriebe veraltet. Parkplätze würden ebenso fehlen, wie WCs und andere Strukturen. „Außerdem herrscht oft Chaos“, so Gander. Negativ ins Gewicht falle der Umstand, dass das Joch 5 Monate offen und 7 Monate

geschlossen ist. Dieses Verhältnis gelte es umzudrehen: 7 Monate offen und nur 5 Monate gesperrt. Was vor allem fehle, sei eine „gemeinsame Regie.“ Behoben werden könnten die genannten Schwächen mit vielen Stärken, die das Joch birgt, die es aber besser zu nutzen gilt: spektakuläre Straße, Geschichte rund um den Ersten Weltkrieg, Nationalpark und Natur, „König Ortler“, Sport, Kultur (3 Sprachen und 3 Kulturen). Wohin führt der Weg? In einem waren sich alle 3 Arbeitsgruppen einig: der Erlebnisraum Stilfserjoch sollte sich in Richtung „relativ hoher Preis“ und „gut geschaffene Attraktionen“ entwickeln. Im Klartext: Man will nicht noch mehr Verkehr, noch mehr Masse, Lärm und Chaos, sondern mehr Qualität. Zu entwickeln gelte es laut Gander vor allem das Familienerlebnis, das historische und kulturelle Erlebnis sowie das Erlebnis Nationalpark.Mit detaillierten Informationen zu den auf Südtiroler Seite geplanten und an-

satzweise bereits durchgeführten baulichen und architektonischen Maßnahmen zur Aufwertung der Passstraße und des Stilfserjochs wartete Arnold Gapp, der Leiter der Südtiroler Arbeitsgruppe, auf. Die Palette reicht von Vorhaben in und an der Festung Gomagoi, über das Museum „Franzenshöhe“ und Aussichts-Rampen entlang der Straße und am Joch bis hin zu einem gemeinsamen Museum am Joch und zu gestalterischen Maßnahmen auf der Passhöhe. Als Beispiel für die Aufwertung der Passstraße und des Jochs lehnen sich die Akteure an die Großglockner Hochalpenstraße an. Über die baulichen Maßnahmen, die auf lombardischer Seite geplant sind, informierte Alessandro Meinardi. Auf viel Zuspruch bei den Teilnehmern des „Gipfeltreffens“ war auch der Vortrag von Claudio Gustin gestoßen, der die geschichtlichen Ereignisse im Grenzgebiet rund um das Stilfserjoch während der vergangenen Jahrhunderte beleuchtete und ein besonderes Augenmerk auf die gemeinsame Geschichte des Vinschgaus und des Kantons Graubünden legte. Dass das Stilfserjoch und die Region im Umkreis desselben eine große Vergangenheit hat, ist Tatsache. Ob es gelingt, mit neuen Ideen, Vorhaben und Projekten nun auch eine große Zukunft zu gestalten, bleibt abzuwarten. Eine unabdingbare Voraussetzung dafür ist offensichtlich gegeben: alle 3 Gebiete ziehen SEPP an einem Strang.

Eigentum des Landes; links das Kloster Marienberg, rechts das 2016 errichtete Schülerheim.

Fürstenburg in Landesbesitz BURGEIS - Für rund 4 Millionen Euro hat das Land die Fürstenburg in Burgeis, wo seit 1952 die Fachschule für Land- und Forstwirtschaft untergebracht ist, vom Benediktinerstift Marienberg erworben. Die Landesregierung hatte sich angesichts der kunsthistorischen Bedeutung für den Ankauf der Burg entschieden, in der sie bisher in Miete war. Die offizielle Schlüsselübergabe erfolgte am 22. Juni. Abt Markus Spanier übergab die Immobilie an Bildungslandesrat Philipp Achammer. LPA/SEPP

„Malser Weg“ führt erneut nach Brüssel BRÜSSEL/MALS - Auf einer ausgebuchten internationalen Konferenz im Europäischen Wirtschafts- und Sozialaussschuss (EWSA) stellten Vertreter aus Mals und Amerika kürzlich den „Malser Weg“ vor. Vor fast 200 Teilnehmern erläuterte Josef Gruber, Mitglied des Malser Promotorenteams für eine pestizidfreie Gemeinde, was es mit dem „Malser Weg“ auf sich hat. Zu den Rednern zählten auch der französische Senator Joël Labbé, der über das französische Gesetz zum Pestizidverbot im öffentlichen Raum informierte, und der Sonderbeauftragte des niederländischen Innenministeriums, Nicolaas Beets, der maßgeblich

an der europäischen Kommunalagenda beteiligt ist. Auf großen Beifall stieß eine Videobotschaft des Malser Bürgermeisters Ulrich Veith. Die europäischen Umwelthauptstädte Nijmegen (2018) und Oslo (2019) stellten ihre bürgerund naturorientierten Aktivitäten auf einer europäischen Konferenz vor, die von ICLEI (Local Goverments for Sustainability) und PAN Europe (Pestizide Aktion Network) in Partnerschaft mit dem EWSA organisiert worden Josef Gruber (im Bildhintergrund rechts) stellte in Brüssel den war. Joanna Drake, Vizedirektorin „Malser Weg“ vor. der Generaldirektion Umwelt (DG ENVI) der Europäischen Kommission, empfahl in ihrer amerikanischen Autor und anRede das Buch über Mals („A wesenden Redner Philip AckerPrecautionary Tale“), das ihr vom mann-Leist überreicht worden

war. Sie kündigte an, dass die Grüne Woche 2019, die größte Veranstaltung über europäische Umweltpolitik, umweltrechtliche Belange zum Thema haben wird. Mals wurde als besondere Fallstudie empfohlen. Dazu Koen Hertoge (PAN Europe Sprecher für Südtirol): „Beim anschließenden Netzwerk-Lunch waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig, dass das Thema nachhaltige und regionale Entwicklung nicht umfassend behandelt werden kann, ohne das Thema Pestizide und Gesundheit der Bevölkerung ernsthaft in die Überlegungen mit einzubeziehen.“ RED

DER VINSCHGER 22/18

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