Latsch hat seine Bedeutung

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geschenkt hätte, dann hätten mir unsere SVP-Rebellen garantiert vorgeworfen, der Bürgermeister reitet die Gemeinde hinein. Ich habe 2 Jahre gebraucht, um durchzublicken. Meine Mitarbeiter und Berater haben mich gewarnt, ja nicht aus der Hüfte zu schießen, sondern mich intensiv einzuarbeiten. Die Lage ist ernst. Auch für die Gemeinde wäre sie bedrohlich, wenn nicht alle rundherum helfen würden. Um Arbeiter zu übernehmen, für die es keine Arbeit mehr gibt, wäre eine Erhöhung der Immobiliensteuer nötig geworden. Und wieder hätte es Latscher Familien betroffen. Das hat der Gemeinderat aber einstimmig abgelehnt und die Verwaltung beauftragt, andere Lösungen zu suchen. Daher verhandeln wir auch mit der Edyna. In der Peripherie von Latsch entstehen jede Menge Wohnungen, ja ganze Wohnviertel, während in der „Altstadt“ alles beim Alten bleibt. Der „Leerstand“ ist inzwischen der bedeutendste Stand. Wird Latsch zum begehrten Schlafdorf? Was ist in Ihrer Amtszeit getan worden? Wir sind dabei, sämtliche Aussiedlungen meines Vorgängers abzuschließen. Mein Ziel war es immer, im Dorf etwas zu unternehmen. Sobald man davon wusste, dass nichts mehr ausgewiesen wird, sind im Dorf sofort die Preise angestiegen. Ein Anliegen ist es, die alte „Ortler“, heute eine Gewerbezone, in eine Wohnbauzone für geförderten, konventionierten und freien Wohnungsmarkt umzuwidmen. Natürlich liegt sie nicht ganz im Ortskern, aber es ist ein altes Gebäude und wir haben noch das Mivo-Gebäude vor Augen, das über Jahrzehnte

leer stand. Wir haben in Tarsch angefangen und möchten auch in Latsch mit dem Programm „leistbares Wohnen“ beginnen. Die Glurnser haben es uns ja erfolgreich vorgemacht. Wir haben schon zwei-drei interessante Objekte zu christlichen Preisen angeboten bekommen. Mein erklärtes Ziel ist, keine Zone im Grünen mehr auszuweisen, außer es wird laut neuem Raumordnungsgesetz vom Gemeinderat gewünscht. Dies setzt voraus, dass die Bürger in ihren Ansprüchen umdenken. Bisher wollte jeder das Haus im Grünen, mit Gartele und einer furchtbaren Betonmauer rund herum. Eine Folge ist, dass die Autos auf der Straße geparkt werden. Vom klassischen Einfamilienhaus müssen wir eher abgehen und andere Wohnungsformen andenken, wie sie im Dorfzentrum schon seit Jahrzehnten existieren. 4 Jahre vor Ihrer Wahl zum Bürgermeister 2014 wollten sie sich für soziale Belange und vor allem für ältere und für ganz junge Mitbürger einsetzen. Inzwischen ist ein Museum entstanden, ein Jugendhaus und für die Sportler wird gebaut, was das Zeug hergibt. Die ganz Jungen und ihre Eltern warten immer noch auf einen Kindergarten. Wie lässt sich das erklären? Da sind wir auf einem guten Weg. Wir werden jetzt den Zubau beginnen, um dorthin den Kindergarten zu verlegen und darauf den Altbestand zu sanieren. Es gibt halt nur den Spielraum, in den Sommermonaten die Hauptarbeiten durchzuführen. Sicher wird es heuer über den September hinausgehen und es wird für den Kindergartenbetrieb Einschränkungen geben. Für den

letzten Sommer haben wir die Betriebe nicht zusammengebracht. Zur Verzögerung sei angemerkt, dass die öffentliche Hand und die Gemeinden in der Zeit der Krise gut genug waren, die Wirtschaft am Laufen zu halten. Jetzt haben sie sich erholt und jetzt sind die Gemeinden aber nicht mehr interessant, schon wegen der Bürokratie. Jetzt erleben wir, dass sich vor allem für kleinere Arbeiten kaum mehr Bieter finden. Gestern (25. Jänner) hatten wir eine informelle Sitzung, bei der es auch um das Vorhaben ging, für Altersheim und Kindergarten eine gemeinsame Küche zu bauen. Wirtschaftlich und sinnvoll wäre dies, um auf die 250 bis 300 Essen zu kommen, damit sich eine Mensa rentiert. Aber da gibt es noch viel Widerstand.

Dort, wo die Musi spielt, im Land, sind unsere Mitarbeit und unser Rat auch gefragt. Noch etwas: Wir haben zwar manchmal dicke Luft im Gemeinderat, aber an der Messstation für Luftqualität davon nichts mehr festgestellt.

Rückblickend auf Projekte oder Maßnahmen, womit sind Sie besonders zufrieden? Bei Bauprojekten sollen die zuständigen Referenten auch die Lorbeeren sammeln können. Meine Zuständigkeit war die Geldbeschaffung, dann die Stromgeschichte und auch das Umspannwerk. Es ist nicht nur wichtig für die Elektrifizierung der Eisenbahn, sondern ein Meilenstein vor allem für die sichere Stromversorgung unserer Wirtschaft. Man stelle sich vor, wenn in den Obstgenossenschaften im September der Strom ausfällt, weil Muss man jetzt Angst haben, dass man nur eine Leitung hat. Auch es zu neuerlichen Verzögerungen mit der Sanierung der Industriekommt? Nein. Heuer im Sommer wird zone habe ich mich beschäftigt. auf jeden Fall mit dem Zubau be- Früher ist ein Bürgermeister daran gonnen, um den Kindergartenbe- gemessen worden, wie oft er ein trieb zu verlegen und im Sommer Band durchschneidet. Ich sehe den Bürgermeister als „Primus darauf den Altbau anzugehen. inter pares“, Erster unter Gleichen. Auf was in den letzten 4 Jahren kann Eine Gemeinde muss heute nicht mehr nur auf den Bürgermeister der Bürgermeister mit Befriedigung fixiert sein. - vielleicht auch mit Stolz - zurück blicken? Meine größte Befriedigung ist, INTERVIEW: GÜNTHER SCHÖPF dass mir meine Arbeit im Rathaus immer noch gefällt – mit Höhen und Tiefen. Ich habe gewusst, was auf mich zukommt, aber ich mache es mit Freude. Ich bin gern unter Menschen – was nicht von allen als positiv gesehen wird. Außerdem hat Latsch eine bestimmte Größe und Bedeutung in der Bezirksgemeinschaft. Daher bin ich auch im Bezirksausschuss.

Mechanische Unkrautbekämpfung im Ackerbau und Gemüseanbau BURGEIS - Die Gemeinden Prad am Stilfserjoch, Schluderns, Glurns, Taufers i.M., Mals und Graun laden am Mittwoch, 7. Februar um 13.30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung zur mechanischen Unkrautbekämpfung im Ackerbau und Gemüseanbau ein. Die Veranstaltung findet in der Fachschule Fürstenburg

in Burgeis statt. Im Anschluss an einführende Worte des Landwirtschaftsreferenten der Gemeinde Mals, Günther Wallnöfer, ist ein Vortrag von Jakob Greiner aus Horgau in Bayern zu hören. Greiner ist seit 25 Jahren Biobauer. Er bewirtschaftet einen 15 ha großen Biolandbetrieb mit Pferdepension. Seit 2011 ist er

im Nebenerwerb bei der Firma „Treffler“ aus Pöttmes im Bereich Werksaußendienst für Süddeutschland und Südtirol und in der Beratung für den richtigen Einsatz der Treffler-Maschinen im Acker und Feld angestellt. Dem Vortrag folgt die Vorstellung des Naturlandbetriebes von Rudi Barth aus Aufhausen

in Bayern. Barth bewirtschaftet seinen viehlosen, ca. 50 ha großen Betrieb ohne Pflug. Er ist ein Spezialist im Bereich der konservierenden Bodenbearbeitung. Nebenher arbeitet er bei der Maschinenbaufirma „Treffler“. Zum Abschluss findet eine Diskussion RED mit den Experten statt. DER VINSCHGER 03/18

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