Schlummernder Schatz

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

„Schächten ist Tierquälerei“ Eine Stellungnahe von Paul Christanell Der langjährige Metzgermeister Paul Christanell aus Naturns hat sich vor wenigen Monaten in Meknès in Marokko aufgehalten. Genauer gesagt im großen Schlachthof, der zum Königshaus gehört und wo man sich vermehrt auf das Herstellen von Würsten s­ pezialisieren will. Christanell war als Fachmann und Wurstwaren- Experte nach Marokko eingeladen worden. Auch das Schächten von Rindern und Schafen hat er dort hautnah miterlebt und dem der Vinschger folgende ­Stellungnahme zu diesem Thema zukommen lassen: „Das Schächten ist ein jüdischer Ritus, der vorwiegend im Judentum und im Islam praktiziert wird. Beim Schächten wird die Schlachtung der Tiere durch Blutentzug (Halsschnitt) durchgeführt, und zwar ohne Betäubung. Das empfinde ich als Tierquälerei. Das Töten der Tiere ist ein notwendiges Übel, das schnell und schmerzlos ausgeführt werden soll. Dass das beim Schächten nicht der Fall ist, konnte ich bei meinen intensiven Beobachtungen in verschiedenen Schlachthöfen, auch außerhalb Europas, feststellen. Wird hingegen vor dem Blutentzug das Großhirn verletzt, zum Beispiel durch ein Bolzenschussgerät, so ist das Tier ohne Bewusstsein und der Blutentzug kann vollzogen werden, ohne dass das Tier leidet! Das Großhirn ist der Sitz des Bewusstseins, das Kleinhirn ist für das Gleichgewicht zuständig und das verlängerte Rückenmark für Empfindungs- und Bewegungsnerven. Tiere haben einen Instinkt, und zwar einen hochsensiblen. Ebenso haben sie Gefühle und Empfindungen. Es stimmt, dass in Schlachthöfen trotz bestimmter Verordnungen vieles nicht tiergerecht abläuft. Viele Schlachttiere erleiden enormen Stress und unnütze Qualen, oft

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kumentiert. Daher kann ich das Schächten nicht als tierfreundlich akzeptieren. Ich habe das Töten und Schächten verschiedener Tiere in anderen Ländern genau beobachtet und das hundertfach aus nächster Nähe und es ist mir dabei alles andere als gut gegangen. Ich fühlte ihren Schmerz und Todeskampf, der bei vollem Bewusstsein auch mehr als 2 Minuten dauerte! Das Schächten wird nie verhindert werden können, da es bestimmte Religionen für gut empfinden. Aber hier in Europa kann dieser Schlachtmethode Einhalt geboten werden, siehe Schweiz, Österreich, Deutschland, Niederlande, Norwegen, Polen, Italien usw. In Belgien, Irland, Spanien und Frankreich ist das Schächten hingegen noch erlaubt. Aber wenn man es verbieten will, wäre es auch möglich! Und Millionen von Tieren weltweit würde viel Leid erspart. Das Schlachten von Tieren ist mit großer Angst und erheblichen Leiden und Schmerzen verbunden. Das Leiden beginnt bereits beim sogenannten Fixieren der Tiere. Vor allem Rinder können oft nur unter erheblicher Gewaltanwendung in die erforderliche Lage gebracht werden. Das führt zu Stress und Angstzuständen. Auch wenn in der Regel bei den Juden nur ein ausgebildeter ‚Schächter‘ den Blutentzug ohne Betäubung durch den sogenannten Halsschnitt vollzieht, so Paul Christanell (rechts) im Schlachthof in Meknès, der zum ist das bei den Muslimen nicht der marokkanischen Königshaus gehört. Fall. Hier kann es jeder tun, der den Mut dazu hat. Nicht selten schon während des Transportes schnell zu erledigen und habe wird noch dazu mit unscharbis hin zur Schlachtbank. Auch dabei so manche Regeln außer fen Messern ans Werk gegangen. die Massentierhaltung ist alles Acht gelassen, was mich heute Meinungen gibt es viele. Fakt ist, andere als tierfreundlich: Stress, noch beschäftigt und was ich auch dass die Tiere beim Schächten, Wachstums-Hormone, Antibio- bereue. Ich bin kein Befürworter also beim Kehlschnitt ohne Betika usw. In der Praxis wird oft des Schächtens und kann den täubung, einen qualvollen Todesvon den Verordnungen in Bezug gegenteiligen Meinungen und Ar- kampf durchleiden!“ auf das Tötungsverfahren abge- gumenten von Theoretikern und wichen. Ich selber habe in den Wissenschaftlern nichts abgewinjungen Metzgerjahren - ohne nen, denn ich habe als interna­ viel nachzudenken - versucht, tionaler EU-Fleischexperte zu viel die Schlachtarbeit womöglich miterlebt und auch bildlich do-


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