Chance oder Gefahr?

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

In einem waren sich alle Referenten einig: Für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes ist eine regional und überregional eng vernetzte und vielfältige Wirtschaftsstruktur anzustreben; in den Bildern (v.l.): Luis Durnwalder, Andreas Schatzer, Thomas Mathà, Franz Locher und Christiane Warasin.

Damit die Dörfer lebendig bleiben

Plattform Land setzt sich für die Stärkung des ländlichen Raumes ein. GOLDRAIN - Die Plattform Land

Bauernbundes und anderer Wirt­ schaftssparten gekommen waren, hielt der ehemalige Landeshaupt­ mann Luis Durnwalder. Einen geeigneteren Referenten hätte die Plattform Land kaum einladen können, denn die Entwicklung und Stärkung des ländlichen Raums gehörten zu den wichtigs­ ten Zielen der jahrzehntelangen politischen Arbeit von Durn­ walder. „Wenn unser Land heute allgemein als Wohlstandsregion mit Modellcharakter dasteht, ist das keine Selbstverständlichkeit“, sagte Durnwalder. Er ziehe den Hut vor jenen, die in den 1920 und 1930er Jahren unter schwierigsten Bedingungen ihren Beitrag für die Heimat geleistet haben, er ziehe den Hut vor jenen, die nach 1945 das Beste gegeben haben, um nach dem damaligen Nichts wieder neu anzufangen, und er ziehe den Hut vor Nicht-Optan­ ten und Optanten, die nach dem Krieg wieder zusammengefunden und zusammengearbeitet haben. Respekt zollte Durnwalder auch allen, „die uns die Autonomie ge­ bracht haben.“ Dadurch entstand die Möglichkeit, die Entwicklung Alle Akteure vernetzen des Landes mitzugestalten. Durn­ Es gehe darum, diese Akteure walder: „Wir konnten als Politiker zu vernetzen und Projekte auf den endlich Nägel mit Köpfen machen Weg zu bringen. Zudem soll das und Entwicklungskonzepte für öffentliche Bewusstsein für die den ländlichen Raum auf den Weg Belange der ländlichen Gebiete bringen.“ Eines sei für ihn und gestärkt und geschärft werden. seine Mitstreiter von Anfang an Das einleitende Impulsreferat klar gewesen: „Wenn wir wollen, bei der gut besuchten Veranstal­ dass die Dörfer und Täler nicht tung, zu der u.a. viele Gemein­ ‚sterben’, müssen wir nicht nur depolitiker sowie Vertreter des die Arbeitsplätze in das ländliche hat es sich zum Ziel gesetzt, als Partner, Motivator und Mode­ rator alle Akteure im ländlichen Raum mit nachhaltigen und um­ setzungsorientierten Initiativen zu unterstützen. „Der Leitgedan­ ke ist die Hilfe zur Selbsthilfe“, sagte der derzeitige Sprecher der Plattform Land und Präsident des Gemeindenverbandes, Andreas Schatzer, am 23. November im Rittersaal des Bildungshauses Schloss Goldrain. Dort erlebte die von der Plattform Land ins Leben gerufene, landesweite Veranstal­ tungsreihe „Kooperationen im ländlichen Raum – Beste Beispiele aus Südtirol“ ihren Auftakt. In der Plattform Land sind der Bauern­ bund und der Gemeindenverband als Leadpartner gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden, dem Raiffeisenverband und der Han­ delskammer Bozen zusammen­ geschlossen. „Wir möchten alle Akteure im ländlichen Raum bei der Umsetzung von nachhaltigen Initiativen unterstützen“, sagte Schatzer.

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Gebiet hinausbringen, sondern auch Schultypen und weitere In­ frastrukturen.“ Dass es dafür auch Grundflächen brauchte, habe die Landwirtschaft eingesehen.

pfandl“ in Terenten. Auch mit Tipps für die U ­ msetzung derar­ tiger Initiativen wartete Warasin auf: Zeit einplanen, gemeinsam am Projekt arbeiten, kleine und schlagkräftige Arbeitsgruppen „Mit Herz, Verstand und Händen“ für die Umsetzung, ausgegliche­ nes Team, gegenseitiger Respekt Den Schlüssel der bisherigen und neutrale Koordination. Eine erfolgreichen Entwicklung sieht Regel sei besonders wichtig: „Was Durnwalder in der Bereitschaft mit dem Projekt nichts zu tun jedes Einzelnen, „an seinem Platz hat, muss vor der Tür bleiben.“ seinen Beitrag zu leisten.“ Wenn Welche Bedeutung die Kleinstdie Menschen bereit sind, „auch und Kleinbetriebe sowie mittlere heute mit dem Herzen, dem Ver­ Unternehmen für den ländlichen stand und den Händen das Beste Raum haben, unterstrich Thomas zu geben und zusammenzuarbei­ Mathà, der Direktor der Vergabe­ ten“, sehe er für den ländlichen agentur. Er informierte über das Raum nicht schwarz. Landesvergabegesetz und die da­ rin enthaltenden Bestimmungen, die den ländlichen Raum direkt Erfolgreiche Beispiele oder indirekt stärken sollen. Dass Kooperationen erfolgreich angestoßen und gelebt werden Weitere Veranstaltungen können, veranschaulichte der Sarntaler Bürgermeister Franz Weitere Abendveranstaltungen Locher mit der Vorstellung der mit dem Thema „Unsere Zukunft Dachmarke bzw. Initiative „Mir auf dem Land“ folgen im De­ Sarner“. Über 100 Qualitäts­ zember in Sarnthein, im Jänner betriebe der Bereiche Handwerk, 2017 in Kloster Neustift und im Handel, Tourismus und Land­ Februar 2017 in der Fachschule wirtschaft arbeiten seit Jahren Dietenheim. Auch drei ganztägige erfolgreich zusammen. Beson­ Exkursionen sind im Zeitraum ders wichtig sind laut Locher das von Dezember 2016 bis März Gefühl und die Einstellung, eine 2017 geplant, bei denen die besten Einheit zu sein und zusammen­ Beispiele von Kooperationen be­ zugehören. Auf die Aspekte der sichtigt werden können. Weitere Gemeinsamkeit, der Netzwerkar­ Infos bzw. Anmeldungen bei der beit und der Beharrlichkeit ver­ SBB Weiterbildungsgenossen­ wies auch C ­ hristiane Warasin, die schaft (Tel. 0471 999 368 oder Koordinatorin der seit 10 Jahren weiterbildung@sbb.it). SEPP bestehenden, ganzjährigen Veran­ staltungsreihe „s’ Terner Schmelz­


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