reflexion

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Kunstatelier im Kaufhaus Miglbauer Perspektiven Attersee 5. bis 19. Juli 2014


dAvor Über Projekte zu schreiben bevor sie stattfinden, macht vermutlich / vielleicht / ganz sicher mehr Spaß, weil die Visionen und Ziele buchstäbliche Gestalten annehmen und Ideen nicht nur fein aufgesammelt, sondern auch konkretisiert werden. Ob so ein Projekt wie die »Ohrenwerkstatt« Meilensteine und einen Strukturplan nach Objekten oder überhaupt Regeln braucht – ist eine Frage, die andere (viel wichtigere, wenn man uns beide kennt) wäre: Produktiver Realismus oder realistischer Produktivismus? Viele Objekte und Installationen, die formal auf eine tägliche Produktionszeit reduziert werden oder doch eher Projekte, die über stündliche Beschränkungen hinauswachsen? Etwas finden, das unsere einzelnen Tage(sprojekte) dokumentiert? Und ob alles was im Atelier gefertigt wird, wirklich tiefen Sinn macht, seinen oder vielleicht sogar gleich mehrere Zweck(e) erfüllt? ... in dieser kurzen Zeit nahezu unmöglich, da wir nicht nur arbeiten und uns in Kreativität suhlen, sondern auch das »normale« Leben führen (müssen). Ein Grund mehr, die Tage in der Werkstatt wirklich zu nutzen, angestaute Energie zu bündeln und Neues daraus entstehen zu lassen.




Die Werkstatt ist eine Arbeitsst辰tte mit vorhandenen Werkzeugen oder Maschinen zur Fertigung oder Reparatur von Pro足duktionsg端tern. .

Es ist der Raum, in der ein Gewerk ausge端bt wird, insofern dieses nicht unter freiem Himmel stattfinden kann oder muss.



»Ohr«

Tag 05


Ein knuspriges Schokocroissant fr端h am Morgen, vertreibt Regen und Sorgen?

Madame Ohr




»flora«

Tag 11


Arbeiten, gemeinsam Wir teilen nicht nur Ideen, Stifte, Laptops, Scheren, Skizzen und Werkzeuge sondern auch Zeit und Raum. Jeden Tag, auch Sonntag. Das restliche Jahr über sehen wir uns nicht 24/7, dafür meist abends, wenn wir beide mal am selben Ort sind – die Distanz beschränkt unseren Kontakt sozusagen auf digitale Buchstaben. Trotzdem haben wir ausgesprochen viele ähn­­­­liche Vorlieben und Hänge zu Perfektionismus, Improvisation wie auch einer prägenden Entschiedenheit (Sturheit). Ein Experiment1 also, zwei Wochen lang.

1

das sich gelohnt hat, sehr!




»25˚«

Tag 10


jeden Tag. Ein Graukarton2, alle Farben. Die Tage dokumentiert mit Erlebnissen und Ger채uschen. Auf unserer Website / www.ohrenwerkstatt.tumblr.com wurden t채glich aufgenommene Tonspuren gepostet:


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Graukarton wird häufig zur Herstellung von Faltschachteln verwendet, dient aber auch als Zwischenlage, um beispielsweise Dosen, Kisten oder Karton auf einer Palette besser übereinander stapeln zu können und während eines Transportes optimal zu stabilisieren.



Die Ersch端tterung der Luft wird erst Schall, wo ein Ohr ist.

Georg Christoph Lichtenberg



»Ohrwurm to go«

Tag 01


Abends: Freude, Müde. Auch unser Biorhythmus3 ist zwischenzeitlich um mindestens 20 Jahre gealtert. Nicht nur das frühe Aufstehen, auch das ständige Organisieren, Denken, Tun, Schaffen hat uns mehr als glücklich und zufrieden gemacht: nämlich müde. Trotzdem haben wir immer mehr als genug Motivation für Überstunden und Sonderanfertigungen gefunden.

3

In Berlin schlafe ich durchschnittlich vier ganze Stunden weniger – nicht, weil ich nicht kann oder darf, sondern weil meine Träume einfach kürzer sind ...



»fragmente«

Tag 09



Tag 07




»Ohrensessel«

Tag 06



Kreativ arbeiten heiĂ&#x;t, das Chaos im Kopf ständig neu zu ordnen.

Aba Assa


Die Tätigkeit Abhören bezeichnet das Lauschen an einer Geräuschquelle oder einer Kommunikationsverbindung, um ihren Informationsgehalt zu erfassen.

Tag 03




»Draft Culture«

Dorian Concept



»flow«

Tag 14


Manche verstricken sich so tief in Oberflächlichkeiten, daĂ&#x; sie den Faden zu ihrem Inneren verlieren.

Ernst Ferstl



Tag 12




dAnach das Fazit: Während uns die ersten Tage, begleitet von Regentropfen lang erscheinen, stellen wir fest, dass sich zwei ganze Wochen im Nachhinein wie ein einziger Tag anfühlen. Abgesehen von einem neuen Rhythmus, anderen Denk-, Ansichts- und Arbeitsweisen, hat das Atelier noch mehr gemacht, als uns(eren Ideen) temporären Raum zu bieten: Es hat unseren Projekten einen Ort gegeben, an dem sie nicht nur gesehen sondern auch hinterfragt werden. Und da wir anfangs beide die leise Befürchtung hatten, dass wir uns zu viel vor genommen oder zu wenig Zeit eingeplant hätten, haben wir uns teilweise wirklich Tagesziele gesetzt und so effektiv (zusammen)gearbeitet, dass wir letzen Endes sogar mehr geschaffen haben, als wir dachten.



Fotos & Texte: Elena Anna Rieser Norbert Habring



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