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Erhard Eppler: Warum früher besser regiert wurde / Seite 14

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DEFGH NEUESTE NACHRICHTEN AUS POLITIK, KULTUR, WIRTSCHAFT UND SPORT

DEUTSCHLAND-AUSGABE

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München, Montag, 20. Juni 2011

67. Jahrgang / 25. Woche / Nr. 140 / 2,00 Euro

HEUTE MIT (SZ) Der amerikanische Radiomoderator John Records Landecker ist eine legendäre Figur. Lässige Sprüche, geschmeidige Stimme, außerdem kennt er jedes Lied von den Siebzigern aufwärts, jede CD, jede Schallplatte. Da trifft es sich natürlich gut, dass er Records heißt. Lange Zeit dachte das Publikum, er hätte sich den Künstlernamen nur ausgedacht, aber irgendwann hat Landecker das Geheimnis gelüftet. Er heißt wirklich so. Records war der Geburtsname seiner Mutter, ihr zu Ehren haben seine Eltern ihn so genannt. Dass er zeitlebens Records auf den Plattenteller legen würde, konnte zu dem Zeitpunkt natürlich noch keiner wissen, aber Landecker hat den Namen, den er nun mal hatte, als Auftrag verstanden, und genau so sollte es ja sein. Was ein Mensch zwischen Vor- und Familiennamen trägt, zeichnet ihn aus, hebt ihn hervor. Der amerikanische Boxer James Toney wäre nur ein James Toney unter Dutzenden gewesen, wären nicht seine Manager auf die Idee gekommen, ihm den Kampfnamen „Lights Out“ zu verpassen, Lichter aus. Lights out ist zwar eindeutig nicht der Geburtsname der Mutter, dennoch fühlte sich James „Lights Out“ Toney verpflichtet, seine Gegner jederzeit per K.-o.-Hieb in den Ringstaub zu schicken. Wer es subtiler mag, kürzt den Mittelnamen ab, das Initial wirkt geheimnisvoll und erhaben zugleich. Wie kümmerlich John Kennedy klingt, wie amputiert Johannes Kerner! Erst mit dem F und dem B am richtigen Platz wird der Mann zum Alphamann. Hartmut Mehdorn zum Beispiel, alle nannten ihn Bahn-Chef: Er hätte sich Hartmut B. Mehdorn nennen sollen. Herr Blatter ist ein ehrgeiziger Mann aus der Schweiz, sein Vorname ist Joseph, wie viele Menschen dieses Namens wurde er Sepp genannt. Dann machte er Karriere beim Weltfußballverband Fifa, er wurde Präsident dieser Organisation, schlotzte sich die Haare in Dunkelmännerart nach hinten und trat unter dem Namen Joseph S. Blatter auf. Als FifaChef mag man nicht länger heißen wie ein Schweizer Bauernbub, als Fifa-Chef betrachtet man jede Bergkette aus größerer Flughöhe. Das S bedeutet Sepp. Blatter hat seinen Spitznamen eingedampft, eine bemerkenswert kreative Lösung. Allerdings ist das Image der Fifa nicht besonders, es gibt dauernd unangenehme Geschichten über Korruption und Mauschelei, und dass das S bei Blatter im weiteren Sinn sogar für Saubermann steht, lässt sich so pauschal kaum behaupten. Gerade soll er einen Sitzplatz mit bester Sicht im Finale der Frauenfußball-WM verlangt haben, das Stadion hätte dafür ein wenig umgebaut werden müssen, es gab eine längere Debatte, an deren Ende überraschenderweise steht: Die Tribüne bleibt, wie sie ist. Joseph Sonnengott Blatter, 75, muss allmählich lernen, dass auch seine Perspektiven finsterer werden. In diesem Sinne: Licht aus.

Heute in der SZ Die Diebe der Revolution In Ägypten kämpfen die erzkonservativen Salafisten mit Gewalt für einen muslimischen Gottesstaat. ......................... 3 Viel mehr Europa, bitte! Die Union einiger machen: Das muss das Ziel sein, nicht nur in der Euro-Krise. Leitartikel von Cerstin Gammelin ...... 4 Verlobung ohne Braut In Kabul boomt das Geschäft mit Familienfesten – doch selbst bei Hochzeiten feiern Männer und Frauen getrennt. ...... 8 Die Schönheit des Waldbaus Die Forstakademie Tharandt feiert ihren 200. Geburtstag – und die Entdeckung der Nachhaltigkeit. .............................. 9 Finale in Babylon Gottschalk macht „Wetten, dass ...?“ ein letztes Mal zu der besten deutschen Unterhaltungsshow. ............................... 13 Großer Unterschied beim Geld Sportlich sind die Fußball-Frauen erfolgreicher als die Männer, finanziell wollen sie bei dieser Heim-WM aufholen. ... 15 Besonnen in der Hölle In einer packenden Finalserie sichern sich Bambergs Basketballer den vierten Meistertitel seit 2005. .......................... 37 TV- und Radioprogramm .................. 44 Rätsel · Politisches Buch ............... 13-14 München · Bayern ...............................42 Familienanzeigen ................................28 Süddeutsche Zeitung GmbH Hultschiner Straße 8 81677 München;Telefon 089/21 83-0, Telefax -9777; redaktion@sueddeutsche.de Anzeigen: Telefon 089/21 83-10 10 (Immobilienund Mietmarkt), 089/21 83-10 20 (Motormarkt), 089/21 83-10 30 (Stellenmarkt, weitere Märkte). Abo-Service: Telefon 089/21 83-80 80, www.sueddeutsche.de/abo

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Das Herz der Engel Sie schweben zwischen Himmel und Erde: Menschen wie Puppen an Seilen wie seidene Fäden. „Das Herz der Engel“ heißt die Installation der Schauspieler vom belgischen „Theater Tol“. Dabei will dieses Jahr das Magdeburger Figurentheaterfestival weniger vergeistigt als vielmehr politisch sein und die Frage „nach der moralischen Qualität unserer Gesellschaft mit den Mitteln des Theaters“ stellen. Sei’s drum, den 6000 Zuschauern gefiel die Eröffnung am Wochenende, und sogar Regen und Sturm machten eine Pause für die fallenden Engel aus Belgien. Foto: Jens Wolf/dpa

Euro-Länder beraten über Hilfspaket

Neuer Anlauf zur Rettung Griechenlands Finanzminister machen Ende des Parteienstreits in Athen zur Bedingung / Kritik an Ratingagenturen Von Cerstin Gammelin und Claus Hulverscheidt

L u x e m b u r g / B e r l i n – Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat weitere Hilfen für Griechenland davon abhängig gemacht, dass Regierung und Opposition in Athen den nötigen Reformen zustimmen. Schaffe Griechenland dies, werde „Europa seinen Teil beitragen“, sagte Schäuble vor Beratungen der Euro-Finanzminister am Sonntagabend in Luxemburg. Die Finanzminister aus den 17 EuroStaaten wollen sich bei ihrem zweitägigen Treffen auf die Eckpfeiler eines neuen Hilfsprogramms für Griechenland einigen. Das Paket muss geschnürt werden, damit Athen bis Mitte Juli nicht das Geld ausgeht. An dem Treffen sollte auch der neue griechische Ressortchef Evangelos Venizelos teilnehmen. Das Aufstellen von Eckpfeilern ist notwendig, weil der

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lückliches Emsland. Gelegen im Nordwesten, durchflossen von Ems und Hase, sattgrünes Flachland, gekrönt vom Windmühlenberg mit 93 Metern, verwaltet von Meppen aus; die Arbeitslosenquote niedrig, die Kinderzahl hoch, man ist zu fast 80 Prozent katholisch. Und nirgendwo sonst in Deutschland sind die Jugendlichen so brav wie im Emsland, sagt das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) unter seinem Direktor Christian Pfeiffer. Fast 5000 Schüler der vierten, siebten und neunten Jahrgangsstufe haben die Forscher befragt: 6,7 Prozent haben im vergangenen Jahr eine Gewalttat begangen, im westdeutschen Schnitt tun das 13,7 Prozent, mehr als doppelt so viele. Für Pfeiffer gibt es dafür eine Erklärung: Religion macht Jugendliche weniger gewalttätig. Genauer gesagt: der Katholizismus. Die Leute vom KFN fragten in der Studie nicht nur, ob die Jugendlichen gestohlen oder geschlagen haben, ob sie selber geschlagen werden, ob es Arbeitslosig-

Internationale Währungsfonds (IWF) ohne einen entsprechenden Beschluss die nächste Rate seines Kredits an Griechenland Anfang Juli nicht auszahlen dürfte. Es geht um insgesamt 18 Milliarden Euro, ein Drittel davon entfällt auf den IWF. Fiele der IWF aber als Geldgeber aus, bräche das gesamte Hilfskonstrukt der EU für das südosteuropäische Land zusammen. Die griechische Regierung könnte dann keine Darlehen mehr tilgen, keine Löhne mehr auszahlen und wäre insolvent. Sie ist auf die Hilfe der Partner angewiesen, weil sie wegen ihrer immens hohen Schulden an den Kapitalmärkten kein Geld mehr erhält. Bis 2015 werden rund 120 Milliarden Euro benötigt. Behindert wird die Hilfsaktion durch den Parteienstreit in Athen. Regierungschef Giorgos Papandreou verteidigte am Sonntag im Parlament seine rigide Sparpolitik, warnte eindringlich vor einer Staatspleite und stellte die Vertrauensfrage. „Die Konsequenzen eines gewalt-

samen Staatsbankrotts oder Austritts aus dem Euro wären sofort katastrophal für Haushalte, Banken und die Glaubwürdigkeit des Landes“, sagte der Premier. Er bitte deshalb die Abgeordneten darum, seiner umgebildeten Regierung das Vertrauen auszusprechen. Der Chef der bürgerlichen Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND), Antonis Samaras, lehnte das umgehend ab. Papandreous Sparpolitik habe nichts gebracht. Die Abstimmung über die Vertrauensfrage ist für Dienstagabend geplant. Die regierenden Sozialisten haben im Parlament eine knappe Mehrheit von 155 der 300 Sitze. Bundeskanzlerin Angela Merkel verlangte erneut, dass sich private Gläubiger, also Banken, Versicherungen und Investmentfonds, „substantiell“ an den Kosten der Rettungspakete beteiligen. Den Schlüssel dafür hatte sie allerdings am Freitag bei einem Treffen mit Frankreichs Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy in Berlin aus der Hand gegeben. Beide

Fromm, fröhlich, friedlich Katholische Jugendliche sind weniger gewalttätig als andere keit gibt in der Familie, Umzüge, Verlust von Freunden, Trennungen. Sie fragten auch: Wie oft betest du? Gehst du zur Kirche? Wie wichtig ist dir dein Glaube, ist Religion in der Familie? Generell zeigte sich: Religiöse Kinder und Jugendliche begingen seltener Straftaten als nichtreligiöse. Katholische Viert-, Siebt- und Neuntklässler wiederum begingen deutlich seltener Gewalttaten und Ladendiebstähle als ihre evangelischen Altersgenossen – nur bei Sachbeschädigungen drehte sich das Verhältnis um. Bei der Frage, warum die katholischen Zehn- bis 15-Jährigen seltener kriminell werden als ihre evangelischen Altersgenossen, muss Pfeiffer allerdings ein bisschen spekulieren. Zum einen gibt es im Emsland der Befragung zufolge nur 2,8 Prozent evangelisch religiöse Kinder,

das ein oder andere Ergebnis könnte also Zufall sein. Dann aber vermutet Pfeiffer, dass die verhältnismäßig gute Einbindung katholischer Kinder in die kirchliche Jugend- und Ministrantenarbeit Gewalt und Diebstahl verhindern hilft. Die Erstkommunion, die viele Kinder anspreche, fehle den Evangelischen. Außerdem erreiche die katholische Kirche im Emsland die wichtige Gruppe der Nichtgymnasiasten besser. Vor allem seien auch gläubige Protestanten weniger in Familie und Gemeinschaft verankert als ihre katholischen Glaubensgeschwister. Denn es ist nicht allein der Glaube, der Menschen friedlich macht. Es hat „die soziale Gemeinschaft, in der man aufwächst, hohe Relevanz für das eigene Verhalten“, schreibt Pfeiffer. Je mehr Jugendliche in einem intakten, von christli-

hatten sich auf Drängen Sarkozys verständigt, die Banken nur auf freiwilliger Basis einzubinden. Die Ratingagenturen, die die Kreditwürdigkeit von Ländern bewerten und Athens Bonität herabgestuft hatten, gerieten erneut in die Kritik. „Die Stunde ist gekommen, in der die Macht der Ratingagenturen brachial gebrochen werden muss“, sagte Thomas Straubhaar vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut der Welt am Sonntag. Ähnlich äußerte sich der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Folker Hellmeyer bezeichnete es als „Beleidigung der Intelligenz“, wenn die Agenturen erst ein hartes Sparprogramm forderten und dann den Daumen senkten. Jens Schmidt-Bürgel von der Ratingagentur Fitch wies die Kritik zurück. „Das Letzte, was wir wollen, ist, Brandbeschleuniger zu sein. Wir können uns aber nicht aus Staatsräson vor einem notwendigen Rating-Urteil verschließen.“ (Seiten 4, 6 und Wirtschaft)

chen Normen und Werten geprägten Netz aufwachsen, desto geringer ist die Kriminalitätsrate einer Region. Sinkt der Anteil der religiösen Katholiken in einer Region jedoch unter zwölf Prozent, dann verhalten sich die vereinzelten Frommen nicht wesentlich anders als andere Jugendliche. Sie sind also vor allem dann davor geschützt, kriminell zu werden, wenn sie Teil einer „moral community“ sind, einer moralischen Gemeinschaft, in der allen Beteiligten klar ist, was man zu tun und zu lassen hat. Ob die Erkenntnisse etwa in BerlinNeukölln weiterhelfen, mag dahingestellt bleiben, eins aber fällt bei den jungen Katholiken auf: Sie trinken mehr als andere Alterskameraden. Weil es eine Korrelation gibt zwischen Katholizismus und Volksfestbesuch? Die Forscher rätseln noch. Glückliches Emsland: Deine Jugendlichen machen zwar ab und zu im Alkoholnebel etwas kaputt (Sachbeschädigung). Aber sie hauen nicht und klauen nicht. Matthias Drobinski

Merkel wirbt bei Basis für Schwarz-Gelb Kanzlerin warnt CDU vor „Missmut“ und betont Gemeinsamkeiten mit der FDP / Opposition sieht Koalition am Ende Von Daniel Brössler Berlin – Angesichts erheblicher Verärgerung in allen drei Parteien ihrer Koalition hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Wochenende den Zusammenhalt des schwarz-gelben Bündnisses beschworen. „Für mich ist die Gemeinsamkeit der Union mit der FDP nach wie vor weitaus größer als mit den Grünen“, sagte die CDUVorsitzende am Samstag auf einer Kreisvorsitzenden-Konferenz in Berlin. Das gelte von der Außen- bis zur Energiepolitik. Zum Zustand des Koalitionspartners sagte sie: „Ich glaube, dass die FDP wirklich auf dem Weg ist, dass wir auch ein paar Dinge gemeinsam lösen können.“ Die Liberalen machten unterdessen deutlich, dass sie sich mit ihren klassischen Themen profilieren wollen. „Wir müssen in der Regierungskoalition zügig eine Steuerentlastung verabreden, die

noch in dieser Legislaturperiode bei den Bürgern ankommt“, sagte der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler dem Spiegel. Es sei möglich, den Haushalt in Ordnung zu bringen und die Bürger zu entlasten. Für „mehr freiheitliche Orientierung im Regierungshandeln“ sprach sich FDP-Generalsekretär Christian Lindner aus. Beim Treffen mit den Kreisvorsitzenden der CDU bekam Merkel deutlichen Unmut zu spüren. Auf Kritik stieß neben der Euro-Rettung auch der schnelle Schwenk in der Atompolitik. Redner warnten davor, aus der CDU einen „Kanzlerwahlverein“ zu machen. Merkel warb für die Energiewende. „Ich glaube, dass es ein richtiger Schritt ist, der uns viele Chancen bringt“, sagte sie. Ihre Partei bat sie, den Atomausstieg nicht nur „missmutig“ hinzunehmen. „Ich empfehle uns, jetzt aus der Sache eine Erfolgsgeschichte zu machen“, sagte sie.

Der niedersächsische Innenminister, Uwe Schünemann (CDU), warf der Parteiführung vor, leichtfertig zu agieren und nannte als Beispiel neben dem Atomausstieg die Abschaffung der Wehrpflicht. „Auch hier haben wir die Sache nicht zu Ende gedacht“, sagte er der Bild am Sonntag. Niemand wisse bislang, „wo die Freiwilligen für Bundeswehr, Zivil- und Katastrophenschutz herkommen sollen. Bei den sozialen Diensten oder dem Technischen Hilfswerk fehlen schon jetzt die Mitarbeiter an allen Ecken und Enden. Trotzdem haben wir die Wehrpflicht gekippt. Die Union hat sich vom schönen Schein blenden lassen.“ Die Union verliere „ganz klar an Profil und Wählern“. Die Opposition sieht im Gegensatz zu Merkel die Regierung am Ende – die Differenzen zum Beispiel bei der Rettung des Euro oder beim Atomausstieg seien

zu groß. „Die sind stehend k. o.“, sagte Grünen-Chef Cem Özdemir der Süddeutschen Zeitung. Dennoch, so vermutet er, werde das Bündnis weitermachen: „Mit einem Ende der Koalition riskiert die FDP ihre parlamentarische Existenz, und für die Union wäre es gegenwärtig der sichere Gang in die Opposition.“ Zur Aussage Merkels, die Union stehe der FDP näher als den Grünen, sagte Özdemir: „Da hat sie recht.“Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD im Bundestag, Thomas Oppermann, prophezeite dagegen ein Auseinanderbrechen der Koalition. „Die Gefahr, dass Merkel scheitert, wird immer konkreter“, sagte er. Koalitionsvertreter reagierten gereizt. Ein Sprecher der Unionsfraktion nannte Oppermanns Äußerungen „Schwachsinn“. Eine Koalitionsmehrheit für neue Griechenland-Hilfen stehe nicht in Frage. (Seite 4)

Mobiles Leben Die durch Sonnenenergie angetriebene „Solar Impulse“ ist der Star der Pariser Luftfahrtmesse. (Seite 23) jetzt.de „Ohne deine Mails hätte ich mich vielleicht umgebracht“: Zwei Berater eines Sorgentelefons erzählen. (Seite 30) Schule und Hochschule Die Fernuniversität Hagen ist die größte deutsche Hochschule, doch kaum ein Student sieht sie jemals von innen. (Seite 29) Sechs Seiten Beilage

Liberation Tech: America Helps Dissidents Create Internet Detours · Murano: Turning From Glass To Tourism

„Kein Weiterbau um jeden Preis“ Heiner Geißler wird Stresstest für Stuttgart 21 vorstellen München – Heiner Geißler wird am 14. Juli den Stresstest vorstellen: Die Bahn soll darin nachweisen, dass der neue Bahnhof um 30 Prozent leistungsfähiger ist als der alte. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärte Geißler, dass er sich bis dahin Klarheit darüber verschaffen wolle, dass über das Stresstest-Verfahren zwischen den Streitparteien Einigkeit besteht. Sonst habe das Ganze keinen Sinn, denn ohne diesen Konsens, so Geißler, werde das Ergebnis des Tests nicht anerkannt werden. Wenn der Test negativ ausfalle, müssten die Projektträger entscheiden, ob man Milliarden dafür ausgeben wolle, „im Endeffekt keine Verbesserung der Leistungsfähigkeit zu erhalten“. Einen Weiterbau um jeden Preis, so Geißler, „wird es nicht geben können“. pra

Gates bestätigt Gespräche mit Taliban Washington – US-Verteidigungsminister Robert Gates hat Berichte über Kontakte zwischen den USA und den radikal-islamischen Taliban bestätigt. „Ich würde sagen, die Kontakte sind sehr vorläufig“, sagte er. Es sei allerdings voreilig, die Kontakte als Friedensgespräche zu bezeichnen. (Seiten 2 und 4) dpa

König von Marokko will Macht abgeben Rabat – Unter dem Eindruck der Demokratiebewegung in Nordafrika ist Marokkos König Mohammed VI. bereit, Machtbefugnisse abzugeben. Er präsentierte Pläne für eine Verfassungsreform, die der Regierung mehr Befugnisse gibt. Über die neue Verfassung soll am 1. Juli abgestimmt werden. (Seite 7) dpa

Konzerne planen Klage gegen Atomausstieg München – Die großen Stromkonzerne bereiten eine Verfassungsklage gegen den Atomausstieg vor. Laut Spiegel haben sie Gutachten erstellen lassen und namhafte Kanzleien mit der Vertretung ihrer Interessen beauftragt. Mit dem Ausstieg greife der Staat in das Eigentumsrecht ein, argumentieren sie. (Seite 5) SZ

Das Wetter München – Etwas Sonne im Wechsel mit recht dichten Wolken, dabei im Norden einige Regengüsse sowie örtlich Gewitter. Im Süden nur hier und da Schauerwolken. Temperaturanstieg auf 17 bis 23 Grad. (Seite 29) Gewinnzahlen vom Wochenende Lotto (18.6.): 6, 14, 21, 24, 25, 41 Zusatzzahl: 46, Superzahl: 6 Toto: 2, -, 0, 1, 0, 2, 2, -, -, 2, 0, 2, 0 Auswahlwette: lag nicht vor Zusatzspiel: lag nicht vor Spiel 77: 6 2 7 5 2 0 6 Super 6: 3 6 7 0 7 7 Weitere Gewinnzahlen: Wirtschaft, Seite 21 (Ohne Gewähr)


Seite 2 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

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Montag, 20. Juni 2011

THEMA DES TAGES

Vor zehn Jahren wurden die Taliban in AfghanisGespräche mit den Taliban tan gestürzt. Seither kämpfen sie mit Terror und Gewalt gegen die Regierung unter Präsident Ha- Frieden in Afghanistan ist nur unter Einbeziehung mid Karsai und die sie stützenden westlichen der Taliban möglich. Hinweise, dass die USA KonTruppen. Ein Krieg, der bisher keine Sieger hat. takte zu den Islamisten knüpfen, gab es schon seit

einiger Zeit. Nun hat Karsai offiziell bestätigt, dass solche Verhandlungen geführt werden. Die blutigen Anschläge am Wochenende, auch auf die Bundeswehr, zeigen aber einmal mehr, dass der Weg zum Frieden noch weit ist.

Signale an unbekannte Adressen Offiziell ist von Verhandlungen zwischen den USA und den Taliban die Rede, doch wer da wen trifft, bleibt rätselhaft Von Tobias Matern

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ber das angebliche Geheimnis wurde viel geredet. Schon seit längerem. Diplomaten sprachen immer wieder Mal über Kontakte auf verschiedenen Ebenen zu den Taliban, Beamte aus der afghanischen Regierung platzierten ihr angebliches Wissen in amerikanischen Zeitungen. Das Signal sollte sein: Bei den Bemühungen um einen Frieden in Afghanistan geht es voran. Langsam, aber immerhin. Nun hat es der Präsident offiziell ausgesprochen. „Die Gespräche mit den Taliban und anderen haben begonnen und so Gott will, gehen sie auch weiter“, sagte Afghanistans Staatschef Hamid Karsai am Wochenende in Kabul. Vor allem die USA befassten sich mit den Verhandlungen. Wer da genau mit wem redet, das ist weiterhin nicht eindeutig. Fest steht mehr denn je: Der Westen ist unter Zeitdruck und drängt auf Gespräche mit den Taliban. Zehn Jahre nach dem Einmarsch in Afghanistan hat die Staatengemeinschaft ihre einst hochgesteckten Ziele deutlich zurückgeschraubt. Nach dem Ende des Abzugs, der bereits in den nächsten Monaten beginnt, soll wenigstens ein halbwegs stabiler Staat stehen. Die Islamisten erhalten das Angebot, in die Machtstrukturen eingebunden zu werden. Und westliche Vertreter hoffen, dass nicht sofort wieder der Konflikt der

do in Potsdam mitteilte, wurden zwei deutsche Soldaten leicht verwundet. Trotz der vom Westen proklamierten Gesprächsanbahnungen wird der Krieg also mit unvermittelter Härte weitergeführt. Vor allem amerikanische Spezialtruppen machen in nächtlichen Kommandoaktionen gezielt Jagd auf Taliban aus der mittleren und oberen Ebene. Die Aufständischen wiederum haben ihre Strategie modifiziert: Sie suchen noch weniger als zuvor das direkte Gefecht, sondern verlagern sich zusehends auf Anschläge aus dem Hinterhalt oder den Einsatz von Selbstmordattentätern. Dennoch heißt es immer wieder: Nach den Jahren im Un-

tergrund seien einige Aufständische des Kämpfens müde. Offiziell erklären die Taliban hingegen weiterhin, von Verhandlungen nichts wissen zu wollen. Der Zeitplan für den angeblichen Rückzug des Westens sei „eine Lüge“, wie es ihr Sprecher jüngst in einem Telefoninterview ausdrückte. Mit dieser Taktik wolle die Staatengemeinschaft die Bewegung nur dazu bringen, ihre Waffen niederzulegen. Auf diesen Trick werde man aber nicht hereinfallen, ließ er wissen. In Hintergrundgesprächen machen sich auch westliche Vertreter keine Illusionen über die Erfolgsaussichten von Ver-

handlungen. Von „Gesprächen über Gespräche“ ist die Rede, offiziell laufe noch nichts. Die USA und auch die Vereinten Nationen versuchen zunächst einmal, überhaupt die potenziell richtigen Verhandlungspartner zu identifizieren. Im vergangenen Jahr tauchte etwa ein angeblicher Talib in Kabul auf, der sich schließlich als einfacher Warenhändler und nicht als Vertreter der Islamisten entpuppte – so etwas soll künftig vermieden werden. „Jeder bemüht sich nun, Kontakte mit seinem Lieblings-Talib herzustellen“, beschreibt ein westlicher Diplomat ironisch die Situation. Die Staatengemeinschaft wirbt bei

den Islamisten zunächst um Vertrauen: Der UN-Sicherheitsrat hat auf Drängen der afghanischen Regierung beschlossen, die Sanktionslisten zu trennen, auf denen Taliban und Al-Qaida-Kämpfer gemeinsam geführt wurden. Damit soll ein besseres Klima für mögliche Verhandlungen geschaffen werden. Auch könnten ehemalige Vertreter des Taliban-Regimes von der Liste gestrichen werden, die in Afghanistan bereits im „Hohen Friedensrat“ sitzen. Mit Hilfe dieses Gremiums soll der innerafghanische Aussöhnungsprozess vorangetrieben werden. Die Bemühungen laufen an vielen Fronten. Der Ausgang bleibt ungewiss.

Noch im vergangenen Jahr führte die Gorch Fock die traditionelle Windjammerparade bei der Kieler Woche an. In diesem Jahr bleibt das Segelschulschiff im Hafen, die Alexander von Humboldt fährt mit ihren grünen Segeln an der Spitze der Schiffsparade. Ein Jammer, finden traditionalistische Segelfans, aber nach einem Todesfall an Bord der Gorch Fock im November vergangenen Jahres ermittelt die Staatsanwaltschaft, und bis die Sache vollständig aufgeklärt ist, muss der Dreimaster am Kai bleiben. Mit Jammern und Heulen sollten die Großsegler im Normalfall allerdings eher wenig zu tun haben, auch wenn die Bezeichnung „Windjammer“ danach klingt. Heulende Winde und jammernde Matrosen schwingen immer mit, doch der Name des Schiffstyps kommt – wie „Kutter“ und „Klipper“ – aus dem Englischen. Der Begriff leitet sich vom Verb „to jam“ (pressen, drücken) ab. Windjammer sind also große Segler, die „durch den Wind vorwärts gedrückt“ werden. Der Ausdruck wird oft synonym verwendet für alle Großsegler. Der Schiffstyp kam in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf und wurde vor allem für lange Überfahrten von Europa nach Südamerika oder Australien eingesetzt. Heutzutage sind nur noch wenige Windjammer auf den Meeren unterwegs, etwa als Erlebnispädagogikschiff wie die Thor Heyerdahl oder als Segelkreuzfahrtschiff wie die Sea Cloud. ta

Generäle haben aber Bedenken Von Reymer Klüver

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Ungeachtet massiver Angriffe der USA und ihrer Verbündeten kontrollieren die Taliban-Kämpfer in Afghanistan weiterhin viele Regionen.

Foto: Reuters

Der Mullah mit den guten Kontakten Einst stand Abdul Salam Zaeef auf der Terrorliste der Vereinten Nationen und saß in Guantanamo ein, nun wird er von westlichen Diplomaten hofiert

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Windjammer

USA erwägen zügigeren Abzug

Ein Anschlag überschattet die Ankündigung des Präsidenten. verschiedenen Ethnien in Afghanistan ausbricht. Im Jahr 2014, so sieht es das Konzept von US-Präsident Barack Obama vor, werden die Kampftruppen das Land am Hindukusch verlassen haben. Bis dahin muss der Westen eine Verhandlungslösung vermitteln: Die Taliban mögen in manchen Gebieten zwar geschwächt sein, besiegt sind sie aber nicht. Vor diesem Hintergrund sind die nun öffentlichen Äußerungen Karsais zu verstehen. Die Aufständischen geben sich davon jedoch unbeeindruckt, sie setzen ihre Attacken fort. Am Samstag griffen Selbstmordattentäter eine Polizeistation im Zentrum Kabuls an. Drei Polizisten, fünf Zivilisten sowie ein Mitarbeiter des Geheimdienstes seien ums Leben gekommen, teilten die Behörden mit. Im nördlich gelegenen Kundus starben nach Angaben des Leiters der Gesundheitsbehörde zwei afghanische Zivilisten bei einem Anschlag auf einen Konvoi der Bundeswehr. Wie das Einsatzführungskomman-

Aktuelles Lexikon

bdul Salam Zaeef sitzt auf der Dachterrasse seines Hauses im westlichen Teil Kabuls. Staub wirbelt durch die Luft. Unten marschieren Wachmänner auf und ab. Sie tragen Maschinengewehre. Zaeefs langer Bart weht im Wind. Seine Stimme ist ruhig, aber trotz der kräftigen Böen deutlich zu verstehen. Der Mullah kennt die Stimmung in Europa und den USA genau: „Der Westen ist verwirrt, die Menschen wissen nicht, was der Einsatz in Afghanistan gebracht haben soll, warum ihre Soldaten in diesem Land gestorben sind.“ Zaeef war während des Taliban-Regimes in Afghanistan Botschafter der Islamisten im Nachbarland Pakistan. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 lieferte ihn der damalige pakis-

tanische Präsident Pervez Musharraf an die Amerikaner aus, die ihn in das Gefangenenlager auf Guantanamo brachten. Dort saß er einige Jahre ein. Der Mullah galt als geächtet. Doch seit einiger Zeit spielt Zaeef wieder eine wichtige Rolle. Die Vereinten Nationen haben ihn schon im vergangenen Jahr von ihrer Terrorliste gestrichen. Zu beobachten ist nun ein Mann, der neues Ansehen genießt, auch bei jenen, die ihn einst für einen Terroristen hielten. Seit ein Zeitplan für den Abzug der Isaf-Truppen aus Afghanistan feststeht und der Krieg gegen die Taliban sich militärisch in der Sackgasse befindet, wird versucht, Kontakte zu den aufständischen Islamisten zu knüpfen. Westliche Diplomaten schauten häufig bei ihm vor-

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Außenansicht

u sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. So heißt das fünfte der Zehn Gebote, jenes Werk, das für die gesamte Welt zum moralischen Fundament wurde. Es wäre schön, wenn die Linke sich des Gebotes erinnern würde und an jene ihrer Vorfahren, die den Nationalsozialisten widerstanden, die ins KZ kamen, die ermordet wurden. In letzter Zeit aber gibt es einige vermeintliche Friedensaktionen, die gar nicht in dieser antifaschistischen Tradition stehen und die mehr als bedenklich sind: Da weigern sich Abgeordnete, einer Erklärung im Bundestag gegen Antisemitismus zuzustimmen; zum Holocaust-Gedenktag bleiben drei von ihnen bei der Begrüßung des israelischen Präsidenten und Nobelpreisträgers Schimon Peres demonstrativ sitzen. Andere fahren mit einer Schiffsflottille, die angeblich humanitäre Ziele hat, bei deren Abfahrt aber „Tod allen Juden“ skandiert wird. Politiker der Linken rufen zum Boykott israelischer Waren auf, die Abgeordnete Inge Höger tritt mit einem Schal auf, der die Region mit und um Israel ohne den jüdischen Staat zeigt.

haben. Ja: Die KPD war eine verfolgte Opposition im Nationalsozialismus; die SED sah sich nach dem Zweiten Weltkrieg stolz in der Tradition der antifaschistischen Grundwerte. Und dennoch wurden in der DDR nur allzu oft die jüdischen Opfer ausgeblendet, wurde Israel mit systematischer Feindschaft bekämpft: Die brutalsten Terrorbanden der Welt bekamen von der DDR jede Hilfe. Auch das gehört zur Vorgeschichte der Linken.

Wir können gar keine Antisemiten sein, heißt es bei der Linken, wir sind schließlich Antifaschisten, Internationalisten. Doch das darf kein Freibrief für Äußerungen und Taten sein, die mehr als nur ein klein wenig antisemitische Züge aufweisen – und die auch ihren unrühmlichen Platz in der Geschichte der Partei

Man muss sich die Szene nur einmal vor Augen führen: Was würden die antifaschistischen Vorfahren der Linken sagen, wenn ihre Nachfahren vor Einkaufsläden stünden mit Schildern: „Kauft keine Produkte aus Israel?“ Man möge uns Juden verzeihen, dass diese Vorstellung eine schmerzliche, 70 Jahre alte Erinne-

bei, erzählt Zaeef. Sie würden mit ihm Tee trinken und ihn um seinen Rat fragen. Auch wenn der Geistliche darauf beharrt, er spreche nicht für die Taliban, erhoffen sich seine Besucher doch, er könne einen Draht zu den Weggefährten von einst herstellen. Denn Beobachter gehen davon aus, dass der ehemalige TalibanBotschafter den Kontakt zu den früheren Machthabern nicht hat abreißen lassen. Zaeef vertritt denn auch eine nahezu identische Linie, wie sie die Taliban offiziell verlauten lassen: „Ich mag keine ausländischen Truppen in meinem Land, der Westen muss sofort abziehen“, sagt er. Für ihn gibt es einen Schuldigen in diesem Konflikt: Die Isaf-Truppen und die dahinter stehenden politischen Anführer. Sie hätten „der korruptesten Re-

Die Linke und die Juden Immer wieder überschreitet die Israel-Kritik die Grenze zum Antisemitismus – wie eine Partei ihr antifaschistisches Erbe verrät Von Dieter Graumann

gierung der Welt“ in Kabul zur Macht verholfen und Tausende Zivilisten auf dem Gewissen. Dass die Taliban laut Studien der UN und einer afghanischen Organisation wesentlich mehr Unschuldige getötet haben, erwähnt er nicht. Es mag Taktik sein, um die Verhandlungsposition für mögliche Friedensgespräche zwischen den Taliban, den USA und der afghanischen Regierung weiter zu stärken, aber Zaeef beharrt darauf, dass eine Aussöhnung in Afghanistan erst stattfinden könne, wenn der Westen sämtliche Vorbedingungen fallen lasse. Die von der Staatengemeinschaft ausgerufenen „roten Linien“ könnten die Taliban nicht einfach akzeptieren. Schließlich käme dies einer „Kapitulation“ gleich. Der Westen verlangt von den Isla-

misten, ihre Waffen niederzulegen, die afghanische Verfassung zu akzeptieren und die Verbindungen zu al-Qaida zu kappen – dann könnten Verhandlungen beginnen. „Alle Vertreter dieses Landes sollen sich zusammensetzen und allein über den Frieden reden“, sagt Zaeef. Schon früher hat er sich für eine überparteiliche Regierung ausgesprochen, an der alle Gruppierungen beteiligt werden sollen. Doch diesen Vorschlag lehnen mächtige Vertreter der einstigen Nordallianz ab. Sie wollen die Taliban aus der Regierung heraushalten. „Die Menschen in Afghanistan wollen nur noch eines: Frieden“, sagt Zaeef. Doch die Vorstellungen, wie es dazu kommen könnte, gehen nach wie vor weit auseinander. Tobias Matern

gewissenlos gegen jede Form von Verantwortung und Moral, schweigen hingegen, wenn es um die Steinigung von Frauen, die Ermordung von Homosexuellen und die Folterung von Andersdenkenden geht. Und ja, im von der Hamas beherrschten Gaza werden Menschen ermordet, weil sie anderer Meinung sind als die Mächtigen dort. Aber wenn Israel sein Recht auf Verteidigung wahrnimmt, um seine Bevölkerung zu schützen, dann ist der Aufschrei groß, die Empörung steigt ins Unermessliche.

gendwo wird die israelische Politik leidenschaftlicher und härter kritisiert als in Israel selbst, wo es eine freie Presse gibt und unabhängige Gerichte. Aber Israel für das Unglück der Welt verantwortlich zu machen – das ist absurd. Israel als größte Gefahr für den Weltfrieden, Israel, der ewige Sündenbock! Auch das ist uns Juden hier in Deutschland nur zu gut bekannt. Wenn Israel generell dämonisiert wird, beispielsweise durch NaziVergleiche, wenn seine Existenz delegitimiert wird – dann hat der Antisemitismus längst begonnen.

rung in unser Gedächtnis ruft. Ja, wir nehmen wahr, was passiert. Die zunehmende Ausweitung der Boykott-, Desinvestitions- und Sanktions-Kampagnen, die sich im Aufruf zum Boykott israelischer Waren und einseitigen Anprangern Israels manifestieren, werden von Teilen der Linken tatkräftig unterstützt und gefördert – allen anderslautenden Beschlüssen und Erklärungen zum Trotz. Der alte anti-zionistische Geist der DDR spukt noch in der Partei. Paradoxerweise sind es heute vor allem Vertreter aus dem Westen, die ihren geradezu pathologischen, blindwütigen Israel-Hass ausleben. Und leider beanspruchen diese Betonköpfe weiterhin, für die Israel-Politik in der Linkspartei zuständig zu sein.

Es mag in der Tat schwer sein für uns Deutsche hier, die wir hier seelenruhig in Cafés und Bars gehen und unsere Kinder beruhigt mit dem Bus zur Schule fahren lassen können, sich in die Lage dieses kleinen Staates hineinzuversetzen. Zum Glück! Zum Glück können wir uns nicht vorstellen, wie es ist, täglich und überall mit einem mörderischen Anschlag rechnen zu müssen. Ja, Glück haben wir. Aber dabei wird vergessen, dass dieses Glück auch von diesem kleinen Staat in seinem täglichen Kampf gegen jene Kräfte verteidigt wird, die uns dieses Glückes auch hier in Deutschland berauben wollen. Was hat dieser jüdische Staat nur an sich, das ihn zum Fokus von unfairer Vorverurteilung und überzogener Häme macht? Womöglich steckt in der Frage aber auch bereits die Antwort.

Jene „Friedensaktivisten“ dort, die obsessiv einseitig agitieren gegen Israel, oft

Selbstverständlich ist Israel-Kritik keineswegs per se antisemitisch. Nir-

Sich mit der „beispielhaften Demonstration“ gegen Rechtsradikale in Dresden zu rühmen, wie es die Partei Die Linke tut, hilft da nicht weiter. Das antifaschistische Engagement der Linken gerade im Osten Deutschlands ist in der Tat oft vorbildlich und soll keineswegs ge-

Dieter Graumann ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er wurde 1950 als Sohn polnischer Holocaust-Überlebender in Israel geboren und kam als Kind nach Deutschland. Foto: Das Porträt

nnerhalb der US-Regierung mehren sich die Stimmen, die auf einen zügigeren Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan drängen als bisher geplant. Als Argument führen sie die Einschätzung an, dass die USA die Kommandostrukturen der Terrororganisation alQaida im Grenzland von Afghanistan und Pakistan so empfindlich getroffen hätten, dass das Terrornetzwerk zumindest in der Region weitgehend gelähmt sei. Präsident Barack Obama hat aber offenbar noch keine endgültige Entscheidung über das Tempo des Abzugs getroffen. Einem Bericht der New York Times zufolge erwägt das Weiße Haus, einen neuen Abzugsplan allerdings bereits Anfang dieser Woche bekanntzugeben. Von 30 Führungspersonen des Terrornetzwerks, die US-Geheimdienste vor anderthalb Jahren als Hauptgegner identifiziert hatten, sind mittlerweile 20 getötet worden – der prominenteste unter ihnen Al-Qaida-Führer Osama bin Laden. Die Region sei kein sicherer Rückzugsraum mehr für das Al-Qaida-Führungspersonal. Aus den bei Bin Laden gefundenen Dokumenten haben die US-Geheimdienste offenbar den Eindruck gewonnen, dass die Top-Terrorplaner der Organisation inzwischen mehr mit dem eigenen Schutz vor möglichen US-Attacken beschäftigt sind als mit Planungen neuer Anschläge. Das wird vor allem auf die US-Angriffe mittels unbemannter Drohnen zurückgeführt, bei denen seit Jahresanfang nach Geheimdienstangaben mindestens 150 Islamisten getötet wurden. Die Führungsspitze des US-Militärs und der scheidende Verteidigungsminister Robert Gates hatten indes in den vergangenen Wochen vor einem vorschnellen Abzug gewarnt. Sie hatten empfohlen, einen Großteil der etwa 100 000 USSoldaten in Afghanistan zu belassen und nur wenige tausend Soldaten abzuziehen, um den Druck auf die Taliban und al-Qaida aufrechterhalten zu können. Das würde bedeuten, dass die Truppenverstärkung um 30 000 Soldaten, die Obama ursprünglich bis zum Sommer begrenzt hatte, praktisch um ein weiteres Jahr verlängert wird. SUEDDEUTSCHE ZEITUNG (USPS No. 0541550) is published daily except Sunday and holidays by Sueddeutsche Zeitung GmbH. Subscription price for USA is $ 590 per annum. K.O.P.: German Language Pub., 153 S Dean St, Englewood, NJ 07631. Periodicals postage is paid at Englewood, NJ 07631 and additional mailing offices. Postmaster: Send address changes to: SUEDDEUTSCHE ZEITUNG, GLP, POBox 9868, Englewood, NJ 07631.

schmälert werden. Ja: Dresden war gut. Aber was ist mit Bremen oder Duisburg? Was ist, wenn in der bremischen Linkspartei das Existenzrecht Israels als „Hirngespinst“ bezeichnet und in Duisburg als „läppisch“ verlacht wird? Aus solchen Formulierungen spricht skrupellose Kälte und eisige Gefühllosigkeit, die geradezu schockiert. Uns reicht nicht die Beteiligung an Demonstrationen gegen Rechtsradikale. Uns reichen auch keine halbherzigen Beteuerungen, uns reicht auch kein Fraktionsbeschluss gegen Antisemitismus, der auch nur deswegen einstimmig verabschiedet werden konnte, weil 14 Personen vor der Abstimmung den Saal verließen und der Vorsitzende sogar noch mit Rücktritt drohen musste; so gut gemeint das auch sein mochte. Anstatt sich darauf zu konzentrieren, die Antisemitismus-Kritik pauschal zurückzuweisen, sollte man sich bei den Linken besser ernsthaft, entschieden und glaubwürdig damit auseinandersetzen, warum es so weit gekommen ist. Es gibt sehr ehrenwerte Stimmen in der Partei. Es gibt Petra Pau, Katja Kipping oder Gregor Gysi; sie wollen die Linkspartei aus dem Kerker des IsraelHasses befreien. Wir wünschen ihnen viel Erfolg bei ihren Bemühungen. Aber der große Befreiungsschlag ist einstweilen spektakulär missglückt. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal.


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DIE SEITE DREI

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 3

Die Diebe der Revolution Als die Ägypter gegen Hosni Mubarak aufstanden, war von den Salafisten nichts zu sehen. Nun aber kämpfen die radikalen Muslime mit Gewalt für einen Gottesstaat – und in dem soll jeder so leben wie im 7. Jahrhundert. Abdelkarim setzt auf Graswurzelarbeit. In dem schmalen Haus des Zentrums, das die Salafisten, so sagt er, gemeinsam mit anderen unterstützen, hält eine Vollverschleierte täglich Koranstudien vor 150 Leuten, eine Gynäkologin empfängt abends zu kostenlosen Sprechstunden, es gibt Nähkurse für Waisenmädchen, eine Vorschule für 70 Kinder und Ferienprogramme im Sommer. „Die Muslimbrüder waren immer politisch aktiv, sie wollten die Gesellschaft von oben ändern“, sagt Abdelkarim, „aber wir wollen das Fundament der Gesellschaft umwandeln. Deshalb fangen wir bei den Kindern an.“ Die Revolution ist die Menschen teuer zu stehen gekommen. Essen, Benzin, Medikamente sind für viele unerschwinglich. Aber es gibt ja die „Scheichs“, wie sie hier genannt werden. Sie bringen Rinder aus dem Sudan nach Genawija. Sie organisieren Proteste vor der Dorfbäckerei, weil der Bäcker das subventionierte Mehl nicht für billiges Brot verbackt, sondern teuer weiterverkauft. Sie punkten bei denen, um die sich vor und nach der Revolution keiner kümmert. Eine junge Frau tritt an Abdelkarim heran, ihre Tochter hat Bauchschmerzen, sie braucht Medikamente und eine Ultraschalluntersuchung. Bei den Salafisten bekommt sie, was ihr der Staat nicht gibt. Sie gehört nicht zu den Salafisten, aber sie ist dankbar – und bald sind Wahlen. Dann aber wollen die Salafisten die Ernte einfahren, politisch die Weichen stellen für einen islamischen Staat. Die regierende Junta duldet sie. Das rachsüchtige Ancien Régime benutzt sie, um Chaos und Zwietracht zu säen. Die Muslimbrüder hofieren sie, denn sie streben nach einem „zivilen Staat mit islamischem Rahmen“. So erhält eine radikale Minderheit Gewicht. Zum Ramadan starten sie nach dem Vorbild der demokratischen Mobilisierung auf dem Tahrir eine besondere Aktion: Eine Million Männer soll sich bis August einen Bart wachsen lassen. Die Meinungsverschiedenheiten mögen groß sein zwischen einem Muslimbruder, der sich an der moderat islamischen AKP-Regierungspartei in der Türkei orientiert, und einem Salafisten, der eine Zukunft nur im Rückgriff auf das siebte Jahrhundert erkennt. Am Ende aber bleibt die Schnittmenge zwischen moder-

Von Tomas Avenarius und Sonja Zekri Kairo/Qena – Vor zwei Tagen hat Aiman Metri sich die Reste seines Ohres abnehmen lassen. Viel war nicht übrig, die ultrakonservativen Salafisten hatten es mit einem Teppichmesser abgeschnitten. Einen Monat wird die Wunde heilen, dann bekommt Metri ein künstliches Ohr, aber er wird nie mehr so hören wie früher. Sein Kopf ist verbunden. Hier, in Qena, im vernachlässigten, konservativen, glutheißen Oberägypten, eine Stunde nördlich von Luxor, schlingen sich Männer allerlei um den Kopf. Nur hängen aus Metris Turban Schläuche. Aiman Metri ist kein armer Mann, seine Wohnung groß und sauber, die Wände sind rosa und königsblau, Plüschtiere sitzen auf den Sofas: Häschen, Bärchen, Küken. Der Gegensatz zu dem grotesken Verbrechen könnte nicht größer sein. „Sie haben mich getreten und geschlagen, sie wollten mich zwingen, Muslim zu werden“, sagt Metri, der Christ: „Ich dachte, sie wollen mich umbringen.“ Hat er Schmerzen? „Natürlich.“ Sie waren achtzehn Mann, sagt Aiman Metri, und sie haben ihm aufgelauert. Weil einer der Salafisten ein Konkurrent ist, Immobilienmakler wie er, aber schlechter im Geschäft. Weil Metri Kopte ist und eine Wohnung an Muslime vermietete, zwei Schwestern und einen Bruder. Muslime bei einem christlichen Vermieter, das war den Ultrakonservativen Vorwand genug. Ende März, Mubaraks Sturz war keine sechs Wochen her, ging die Wohnung – eine dürftige Bleibe in einem sonnendurchglühten Betonkasten am Rande der Stadt – in Flammen auf. Als Metri den Schaden inspizierte, stürzten die Salafisten die Treppe hinauf: „Schon im Flur schrien sie, dies sei ein Bordell. Sie behaupteten, eines der Mädchen hätte eine Beziehung mit mir. Dabei waren es normale junge Leute, sie haben pünktlich die Miete gezahlt, niemand hat sich je beschwert.“ Am Ende kamen Hunderte Salafisten zu seinem Haus. Mit Füßen und Fäusten. Mit dem Teppichmesser. „Nachdem sie mir das Ohr abgeschnitten haben, riefen sie die Polizei an und sagten, sie hätten auf islamische Weise Vergeltung geübt.“ Salafisten brennen Kirchen nieder und würden auch steinigen. Sie fallen über Frauen her, Schnapsläden und SufiSchreine. Sie wollen im 21. Jahrhundert so leben wie der Prophet vor 1400 Jahren und betrauern Osama bin Laden als Märtyrer. Sie mieden die Politik, solange Ägyptens Pharao Hosni Mubarak herrschte, und als das Volk gegen ihn aufstand, warnten sie vor Aufruhr. Auf dem TahrirPlatz erschienen sie als Letzte. Aber jetzt sind die Salafisten erwacht. Jetzt fragen sich liberale Muslime, fragen sich Frauen und Kopten, wie sie das befreite Ägypten vor neuer Knechtschaft schützen können. Denn die Salafisten wollen die Revolution stehlen. Der verletzte Aiman Metri aus Qena erstattete Anzeige, aber daraufhin bedrohten die Salafisten seine Kinder. Er zog die Anzeige zurück, will nun auswandern. Nur raus aus Ägypten. Eigentlich müsste

Frauen sollen Schleier und Handschuhe tragen, Männer Bart und kurze Hosen. der Staat die Klage vorantreiben, aber Justiz und Polizei sympathisieren mit den Fundamentalisten, sagt Metri, oder sie fürchten sie. Im postrevolutionären Ägypten stellen Fabrikarbeiter, Ärzte, Studenten Forderungen – und plötzlich auch die Salafisten. Für Mubarak waren die Ultrakonservativen ein Trumpf gegen die verbotenen, aber politisch hochaktiven Muslimbrüder. Die Muslimbrüder versuchten – wenn auch vergeblich – ihren Einfluss durch Wahlen zu vergrößern. Die Salafisten aber absorbierten den religiösen Eifer der Strengstgläubigen ohne Forderungen nach Mitbestimmung. Diese Abstinenz ist mit Mubarak untergegangen. Vor ein paar Wochen setzte die Regierung einen neuen Gouverneur in Qena ein, einen Offizier der verhassten Polizei, aber eben auch Christ. Aufgebrachte Menschen demonstrierten, Bürgerrechtler, Salafisten. Sie besetzten die Gleise, tagelang fuhr kein Zug nach Kairo. Einige berichten, die Salafisten hätten die Fahne SaudiArabiens geschwungen: Salafismus ist eine Spielart des Wahhabismus, der übersteigert puritanischen saudischen Staatsreligion. Ägypten durchlebt, durchleidet die zweite Phase seiner Revolution. In Frankreich stahlen die Jakobiner den Sieg und zerrten die Männer der ersten Stunde auf die Guillotine; in Iran stellte Ayatollah Ruhollah Chomeini Kommunisten und Liberale an die Wand. Ägyptens Jakobiner sind die Salafisten, nicht mehr als eine halbe Million, sagen sie selbst. Sie schockieren durch Gewalttaten und profitieren von der Schwäche der Demokraten. Die Jugend vom Tahrir hat den Pharao gestürzt, aber sie fremdelt in der praktischen Politik, verkriecht sich in NGOs, schafft keine demokratische Einheitsfront. Die Ägypter brauchen eine neue Verfassung, einen fairen Prozess gegen Mubarak, eine neue Polizei. Die Salafisten aber drängen ihnen eine überflüssige Debatte auf über den islamischen Staat. Scheich Abdel-Moneim al-Shahat kreuzt die fleischigen Finger über seinem Kugelbauch, schaut auf das azurblaue Mittelmeer vor Alexandria und spricht vom Leben auf Erden, das sich erfüllt im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Gesetz und nicht in billigen Alltagsfreuden. Am Ende wartet dafür auf den guten Mus-

Das erste Ziel ist erreicht: In der Verfassung bleibt die Scharia „Quelle des Rechts“.

Stiller Protest: Tausende Salafisten demonstrieren vor der koptischen Kathedrale in Abbasiya gegen die Christen in Ägypten. lim das Paradies: „Nicht das irdische Leben ist wichtig, sondern das Danach.“ Der Scheich ist Sprecher der „Predigenden Salafi-Bewegung“, verdient sein Geld als Software-Ingenieur bei IBM Ägypten und bildet sich in der Freizeit seit Jahrzehnten fort: Koran, Scharia, Hadith, das ganze Programm. Was er gelernt hat, verbreitet er weiter, „als Prediger, nicht als Politiker“: „Ein Nichtmuslim kann Führungspositionen einnehmen, aber er darf niemals Muslime führen.“ Oder: „Der Gesundheitsminister darf kein Christ sein, weil er Medikamente freigeben könnte, die Alkohol enthalten.“ Schließlich: „Wir glauben an die Gleichstellung von Mann und Frau. Aber der Mann ist bestimmt zu führen. Er darf in der Öffentlichkeit auftreten, was der Frau durch die religiösen Vorschriften untersagt ist.“ Scheich Abdel-Moneim wirkt wie die Karikatur eines Fundamentalisten, entworfen von einem Islam-Hasser wie dem Holländer Geert Wilders. Unter den Frommen Alexandrias ist der Scheich ein angesehener Mann, er gilt als vorbildlicher Salafist. In Denken und Handeln orientieren sich Salafisten wie Abdel-Moneim an den Weggefährten des Propheten Mohammed, die von allen Muslimen bis heute verehrt werden. Die „Vorfahren“ sind, vereinfacht, so etwas wie die Apostel des Islam: Die Weggefährten hatten mit dem Religionsstifter gelebt und gekämpft, waren Zeugen seines vorbildlichen Lebens. Weshalb sich moderne Salafisten an den Äußerlichkeiten des 7. Jahrhunderts orientieren: Die Frauen tragen den Niqab, den Schleier, der nur einen Sehschlitz freilässt. Dazu kommen Handschuhe – sie wollen keinen fremden Mann berühren, wenn sie ihm die Hand geben, denn das ist haram, verboten. Die Männer tragen den Bart lang und die Hosen kurz, denn der Prophet hat gesagt, dass ein Muslim weder sein Barthaar kürzen noch seine Hosensäume im Straßenkot schleifen lassen soll. Im Mekka und Medina des siebten Jahrhunderts dürfte das seinen Sinn gehabt haben. Zum Poloshirt von Scheich Abdel-Moneim sieht das mit den Hosen irgendwie nach zu heiß gewaschen aus. Aber es hat Wiedererkennungswert: Achtung, es naht ein frommer Mann. Die Salafija war einmal mehr als nur Kleidungsregeln: Sie entstand als Versuch, Religion und Rationalismus miteinander zu versöhnen. Vordenker waren die Reformer Jamal ad-Din al-Afghani und Mohammed Abduh, ausgedacht hatten sie sich ihre Theologie Anfang des 20. Jahrhunderts in Paris, im Exil. Ihr Rückgriff auf die Altvorderen war als Modernisierungsprojekt gedacht für eine islamische Welt, die sich im Niedergang

befand. Das türkische Kalifat zerfiel, der kranke Mann am Bosporus lag auf dem Sterbebett. Die Reformer begriffen, dass islamisches Denken sich der modernen Wissenschaft öffnen müsse, wenn die islamische Welt gegen die westlich-christlichkolonialen Mächte des frühen 20. Jahrhunderts bestehen sollte. Abduh schob sogar das göttliche Recht beiseite, wenn es den Anforderungen der modernen Zeit nicht entsprach: Er sah in der Wissenschaft in bestimmten Fällen die zuverlässigere Richtschnur als den Koran. Vorbilder fand der Reformer bei ebenjenen Gefährten des Propheten, die Mohammeds oft pragmatisches und unorthodoxes Handeln bezeugt hatten.

Sie zünden nicht nur Kirchen der Kopten an, sie zerstören auch muslimische Schreine. Vom Modernismus Abduhs ist nicht viel geblieben: Die Salafija ist in Ägypten verkommen zu einer Ideologie der buchstabengetreuen Koranexegeten, theologischen Dilettanten und Straßenmissionare. Sie bürsten sich die Zähne mit einem Holzzweig, hören keine Musik und sehen keine Filme. Demokratie und Parlament halten viele für säkulare, liberale und damit verwerfliche Politikmodelle. Handabschlagen und Steinigen betrachten sie als adäquates Rechtsinstrument im 21. Jahrhundert. Kurz: Die heutige Salafija ist so

unzeitgemäß wie der Ruf nach Wiedereinführung des Ständestaats. Was Abdel-Moneim nicht stört: Er erzählt vom Paradies und genießt seine bescheidenen irdischen Freuden: „Der Milchreis in unserem Ingenieursclub – ein Gedicht!“ Ein Löffelchen noch und er sagt, was ihn wirklich stört im alten und im neuen Ägypten: „Es wird weiter Alkohol verkauft. Die Banken nehmen Zinsen. Männer und Frauen, die nicht miteinander verheiratet sind, gehen miteinander ins Bett. Es gibt Homosexuelle.“ Dann lässt er den Blick vom Milchreis aus übers Meer schweifen: „Frauen sollen ja Lehrerinnen sein und Krankenschwestern. Aber sie können diese Arbeiten zu Hause leisten. Als Hausfrauen in ihrer Familie, als Lehrerinnen ihrer Kinder.“ Der Scheich sucht nach einem Beispiel: „Deutschland hat die Chance verpasst, die Supermacht Nummer eins zu werden, denn Angela Merkel ist eine Frau.“ Vater Johannes sitzt in der rußgeschwärzten Ruine seiner Kirche im Kairoer Armenviertel Embaba, reicht den verstörten Gläubigen geistesabwesend die Hand zum Kuss. Die Salafisten haben dem koptischen Priester sein Gotteshaus angezündet. Vorausgegangen war Streit zwischen Christen und Muslimen, es kam zu einem Auflauf der Fundamentalisten vor der Kirche. Christen schossen, Muslime warfen Brandflaschen – in einem Stadtviertel, in dem die Religionsgruppen friedlich zusammenleben, im selben Haus, auf demselben Stockwerk. Wer

Lauter Protest: Nach der Tötung von Osama bin Laden marschieren wütende Salafisten vor der amerikanischen Botschaft in Kairo auf. Foto: Corbis

Foto: dpa/EPA

wirklich Schuld trägt, ist unklar. Klar ist nur: Die Salafisten waren dabei, die Eiferer waren die Vorreiter bei der Demonstration vor der Kirche, einer ihrer Prediger hatte im Internet kurz zuvor davon gesprochen, dass für die Christen kein Platz sei in Ägypten. Vater Johannes weiß, dass die regierenden Generäle versprochen haben, den Islamisten den Weg zum Gottesstaat zu versperren. Aber wenn er auf den abgebrannten Altar sieht, sagt er: „Uns schützt nur Gott, nicht die Armee.“ Ein anderer Geistlicher ist nüchterner und fragt nach der Strategie der Islamisten: „Die Salafisten konzentrieren sich mit gutem Grund auf die Christen. Die Christen in Ägypten sind ein wichtiges Hindernis auf dem Weg zu einem islamischen Staat.“ Doch der Furor der Salafisten richtet sich nicht nur gegen die Christen. Auch die Sufis sind ins Visier der Eiferer geraten. Viele Ägypter sympathisieren mit den Sufi-Orden, die die Einheit mit Gott durch Gesänge und Tanz suchen, die Christen und Juden tolerieren, auch weltliche Gesetze, heilige Männer verehren und noch immer ein paar pharaonische Bräuche pflegen. In den Augen der Salafisten, die jeden Mittler zwischen dem Gläubigen und Gott ablehnen, sind sie Ketzer. Im Delta haben Salafisten deshalb Sufi-Schreine zerstört. Einige Sufis warnen bereits vor einem Krieg unter Muslimen, einem innerislamischen Blutbad. Andere schwanken zwischen Beißhemmung und Abgrenzung: „Natürlich sind die Salafisten Muslime, aber sie sehen aus wie aus einer anderen Zeit. Ich habe mit ihnen nichts zu tun“, sagt Mohammed Gohar, ein Sufi in Luxor. Salafisten sind die, vor denen sich Europa immer gefürchtet hat, Spaltprodukte der Revolution, Profiteure des politischen Zusammenbruchs, verhasst bei der Facebook-Jugend in Kairo und Alexandria. Aber für Käffer wie Genawija sind sie Hoffnungsträger. Die Wasserbüffel dösen in den staubigen Gassen, Kinder kippen sich Wasser aus Kanistern über den Kopf. Es sind 43 Grad im Dorf, eine Stunde von der Salafisten-Hochburg Qena, zwei Stunden von Luxor entfernt, und unter dem Dach des Salafisten-Zentrums, wo Scheich Abdelkarim empfängt, ist es noch ein bisschen heißer. Der Scheich, der nie eine theologische Ausbildung genossen hat, sondern Sozialarbeiter an Schulen ist, blättert in einem Katalog mit Hollywoodschaukeln und sieht rosige Zeiten anbrechen: „Für uns war die Revolution sehr günstig, wir sind aktiver geworden, wir können endlich die Menschen im Dorf ganz offen von unserer Sache überzeugen.“

nen Islamisten und beinharten Salafisten größer als die zwischen Muslimbrüder und Liberalen oder Säkularisten. Bei den Parlamentswahlen im September werden die Islamisten aller Couleur voraussichtlich stark abschneiden. Auch die Salafisten gründen Parteien. Vom Parlament aus wollen sie ihren Marsch durch die Institutionen fortsetzen. Ägyptens Islamisten eint ein Etappenziel: In der neuen Verfassung soll die Scharia, die islamische Gesetzgebung, „Quelle des Rechts“ bleiben. Aber während der Paragraph unter Mubarak eine Formalie war, sehen ihn die Islamisten als Startpunkt für ihre rückwärtsgewandte Utopie. Sie wissen: Die Mehrheit begreift nicht den Unterschied zwischen einem zivilen oder einem irgendwie islamischen Staat. Sie denkt nach über Jobs, bessere Schulen und bezahlbare Wohnungen. In einem Land, in dem rund 40 Prozent der Menschen an der Armutsgrenze leben, sind höhere Löhne ein Muss und Verfassungsfragen Luxus. Solange die Menschen mit dem Alltag kämpfen, können sich die Islamisten diesen Luxus leisten. Der Scheich thront hoch oben über der Menge. Safwat Hegazy hat das Morgengebet in der Moschee am Tahrir-Platz geleitet, er wird beim Mittagsgebet vor den Gläubigen stehen und sich auch am Abend vor ihnen nach Mekka verbeugen. Während der Scheich im achten Stock eines bescheidenen Hotels im Teeglas rührt, macht sich die Menge unten auf dem Platz warm für eine weitere Großdemonstration. Hegazy sagt: „Ich bin ein Muslimbruder, ein Salafist und ein Sufi.“ Das klingt so, als ob einer sich zum SPDBarackenpolitiker, Mitglied der CSU und Vorstand der Piratenpartei in einem erklärt. Aber Hegazy ist nicht irgendwer. Er ist einer der Vordenker der ägyptischen Fundamentalisten. Unter den ägyptischen Salafisten ist er eine Größe. Auch sein Kontakt zu dem Muslimbrüdern ist eng. Neuerdings wird er sogar von der – säkularen – Regierung um Vermittlung gebeten: Nach den Zusammenstößen zwischen Fundamentalisten und Christen in Embaba suchten sie seinen Rat. Einer wie er ist das Bindeglied zwischen moderaten und Radikalen, ein islamistisches Chamäleon. Vom Tahrir dröhnen der Jubel und die Parolen hinauf, es geht um Israel und Palästina und um die nationale Einheit. Achtzehn Tage lang, während der Revolution, gab es keine Christen und keine Muslime, keine Armen und keine Reichen, keine Trennung von Frauen und Männern, nur Ägypter. Auf dem Tahrir wurde ein Volk als Bürgergesellschaft geboren, aber das ist Geschichte. Das Land zerfällt wieder in Konfessionen, Klassen, Geschlechter – auch durch die Wühlarbeit von Leuten wie Hegazy. Der sagt, dass die Angriffe auf Sufi und Christen selbstverständlich nicht von Salafisten verübt wurden. Aber gedanklich hat er die nationalen Grenzen längst überwunden, er träumt von Größerem, von einem Kalifat des 21. Jahrhunderts, einem Zusammenschluss aller Gläubigen, inspiriert, so sagt er listig, durch das Vorbild Amerikas oder der Europäischen Union: den Vereinigten Islamischen Staaten.


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Montag, 20. Juni 2011

MEINUNG

Viel mehr Europa, bitte!

Blick in die Presse Hoffnung für Hellas

Von Cerstin Gammelin denken und erklären, wohin sie mit Europa wollen. Zwei Richtungen sind möglich: Sie können Europa einiger machen – oder aber die Zusammenarbeit auf eine Freihandelszone beschränken. Letzteres würde alle EU-Länder von der Weltbühne in das bedeutungslose Parkett verbannen; es wäre das Ende des großen europäischen Projektes, der Euro würde wohl mit einigen Ländern überleben. Europa einiger machen, das muss also das Ziel sein: Es verlangt, dass die 27 Regierungschefs eine neuartige Form der Konföderation souveräner Staaten wagen müssen. Dem Binnenmarkt, dem Euro und der Zentralbank müssten ein Europäischer Währungsfonds und ein europäisches Finanzministerium hinzugestellt werden. Diese Lösung tragt den Titel: viel mehr Europa. Die Konzepte liegen bereit. Von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble stammt die Idee, den Europäischen Währungsfonds zu gründen. Es ist kaum zu glauben, dass die weltweit zweitgrößte Währung keine solche unabhängige Institution hat. Der Fonds stellt den Euro-Ländern finanzielle Mittel bereit, finanziert über gemeinsam garantierte Anleihen. Er würde den Zusammenhalt stärken, das Ausspielen der Mitgliedsländer untereinander verhindern und den Euro sicherer machen. Gemeinschaftlich garantierte Anleihen könnten private Gläubiger motivieren, sich an den Kosten von Staatskrisen zu beteiligen. Um sie zu überzeugen, Erlöse aus fälligen Staatspapieren wieder in neue Papiere zu investieren, muss deren Rückzahlung sehr sicher gemacht werden. Diese Sicherheit bieten Euro-Anleihen. Lange hat der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, gewartet, bis er sich mit der Idee eines europäischen Finanzministeriums in die Öffentlichkeit wagte. Dieses soll Haushaltspolitik und Wettbewerbsfähigkeit beaufsichtigen sowie in die Wirtschaftspolitik verschuldeter Länder eingreifen können. Natürlich müssen dann anderswo Behörden geschlossen und EUVerträge geändert werden. Vielleicht ist einiges zu ehrgeizig für den Moment. Aber das ist kein Grund, es nicht anzupacken. Zur Vorbereitung können die EuroLänder schon mal üben, als Währungsgemeinschaft aufzutreten – und zwei überfällige Vorhaben umsetzen: Sie könnten die Stimmenanteile der einzelnen EuroLänder im Weltwährungsfonds bündeln und auf einen Sitz vereinen. Und sie könnten dafür sorgen, dass der Präsident des Euro-Klubs künftig mit am Tisch der Weltregierung, dem Club der zwanzig größten Volkswirtschaften, sitzt. Der 20. Geburtstag von Maastricht ist Anlass genug, mutig zu sein. Wenn die Richtung klar ist, kehrt das Vertrauen zurück.

Was Westerwelle zeigen muss Außenminister Guido Westerwelle ist der Auffassung, dass die Europäische Union mit Sanktionen ein unmissverständliches Signal an den syrischen Herrscher gesandt hat. Wenn dem so ist, dann hat Baschar al-Assad die Botschaft allerdings so verstanden, dass er weiter morden lassen darf. Seine Schergen haben in den vergangenen Tagen ihren Terror gegen Zivilisten unbeeindruckt fortgesetzt. Die Welt lässt Assad freie Hand. Dafür trägt Deutschland Mitverantwortung. Es ist Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, in wenigen Wochen übernimmt es sogar den Vorsitz. Ungerecht wäre es, der Bundesregierung Untätigkeit vorzuwerfen. Seit Wochen setzt sie sich für eine Resolution gegen das syrische Regime ein und hat sich zu diesem Zweck insbesondere mit Frankreich zusammengetan. Während der Visite von Präsident Nicolas Sarkozy

in Berlin und beim Besuch von Westerwelle in Bordeaux sind wieder eifrig solche Signale ausgesandt worden. So lange aber in Syrien weiterhin täglich Menschen ermordet werden, bleiben solche Bekenntnisse ohne Bedeutung. Im Falle Libyens war die Bundesregierung der Meinung, dass der Westen nicht militärisch eingreifen soll. Westerwelle hatte darauf gesetzt, dass Sanktionen Muammar al-Gaddafi schließlich zum Einlenken zwingen. Am Beispiel Syriens müsste der Außenminister nun zeigen, dass sein Modell funktioniert. Dafür aber bedarf es wenigstens einer UN-Resolution. Diese scheitert bisher am Widerstand der Russen und Chinesen, die das Töten eigener Bürger offenbar grundsätzlich für legitim halten. Beide müssen umgestimmt werden. Im Gegensatz zur Enthaltung in Sachen Libyen wäre das ein Erfolg deutscher Diplomatie. dbr

Ein Bürgermeister versteckt sich Er müsste die richtigen Worte finden, einen Ton, der Trost spendet. Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland müsste der Stadt einen Weg weisen, die nach der Katastrophe auf der Loveparade noch immer paralysiert ist. Er müsste das Mahnmal einweihen und das Erinnern anführen. Sauerland wird aber einfach nicht anwesend sein bei den Gedenkveranstaltungen ein Jahr nach dem großen Unglück, er wird sich irgendwo in einer Ecke verstecken. Er wolle die Hinterbliebenen nicht provozieren mit seiner Anwesenheit, sagt er. Ein Stadtoberhaupt versteckt sich vor dem Volk. Ein Oberbürgermeister, der in schweren Zeiten nicht für seine Stadt da sein kann, hat in diesem Amt nichts mehr verloren. Wenn nun in den kommenden Wochen der Toten gedacht wird, werden die Duisburger für die Abwahl Sauerlands unterschreiben. Sauerland findet es unge-

recht, dass er nun der einzige Sündenbock sein soll für die Loveparade, hält sich für unschuldig. Es geht aber gar nicht um die Frage der Schuld, schon gar nicht im juristischen Sinne. Die Schuld versucht die Staatsanwaltschaft zu klären. Offensichtlich aber ist, dass Sauerland seit einem Jahr im Amt versagt. Die Stadt bräuchte einen Heiler, einen Versöhner, einen, der den Weg zum Aufbruch zeigt, ohne die Toten zu vergessen. Sauerland kann das nicht, weil er ja Beteiligter war, möglicherweise Beschuldigter wird. Er kann es auch nicht, weil da ein Mensch an seine Grenzen stößt. Er wurde einst gewählt, weil er der nette Mann von nebenan ist, einer wie viele. Das mag reichen, um in normalen Zeiten bei den Sportvereinen ein Grußwort zu halten. In diesen schweren Zeiten braucht Duisburg mehr. Die Bürger haben nun die Wahl. bed

Die Briten und der Streik Die meisten Briten wissen noch, was mit dem „phoney war“ gemeint ist – dem falschen Krieg. Es waren jene Monate des bewaffneten Schwebezustandes zwischen der Kriegserklärung Londons im September 1939 und dem Beginn der Kämpfe im Mai 1940, als zwar Krieg herrschte, aber niemand einen Schuss abfeuerte. Fast ebenso lange durchlebt Britannien nun eine „phoney crisis“: Das Budget-Defizit hat zwar griechische Ausmaße, die Arbeitslosenquote steigt, derweil die Wachstumsraten hartnäckig knapp über der Null-Marke verharren. Doch vor allem im reichen Südosten mit der Hauptstadt ist von einer Krise wenig zu spüren: Es herrscht business as usual. Doch dies könnte sich spätestens im Herbst ändern, wenn die Nation aus der Sommerpause in die triste Alltagsrealität zurückkehrt. Mit klassenkämpferischer Rhetorik, wie man sie seit den Ta-

gen des Bergarbeiter-Streiks gegen Margaret Thatcher vor 30 Jahren nicht gehört hat, haben die Gewerkschaften massenweise Proteste und Arbeitsniederlegungen angekündigt. Ein Vorgeschmack ist noch vor Beginn der Ferienpause geplant: Am 30. Juni sollen die Angestellten des öffentlichen Dienstes streiken – aus Protest gegen eine geplante Erhöhung des Rentenalters auf 66 Jahre. Die liberalkonservative Koalitionsregierung freilich sieht der Kraftprobe erstaunlich gelassen entgegen. Denn sie kann eigentlich nur gewinnen: Viele Briten wissen, und akzeptieren, dass Opfer notwendig sind, um aus der Krise zu kommen. Sie sehen die Streiks als Egotrip ewig gestriger Funktionäre. Und wenn es wirklich schlimm kommt, kann Premier David Cameron die Schuld den Gewerkschaften und ihrem Arbeitskampf zuschieben – auch wenn das phoney ist. ky.

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung bemerkt über den griechischen Crash:

„Griechenland wird einen sehr großen Teil seiner Schulden, viele Milliarden Euro, nicht zurückzahlen können. Die Hilfszahlungen werden also nachträglich eine Art Geschenk an Griechenland sein. Und dennoch wird, wenn man die neugriechische Aporie eines fernen Tages analysiert, zumindest das milliardenschwere Hilfspaket womöglich nicht mehr als der kapitale Fehler gelten, als den es jetzt so viele Leute darstellen. Denn bisher ging es vor allem darum, Zeit zu kaufen – den Griechen, aber auch ihren Nachbarn in der Eurozone. Die sind nun einmal mitgefangen, mitgehangen, an ihnen wird der griechische Crash nicht vorübergehen. Ein ,wilder‘ Staatsbankrott, wie er schon 2010 eingetreten wäre, hätte unabsehbare Folgen für alle gehabt. Nun bleibt immerhin die Hoffnung, dass Griechenlands Insolvenz in halbwegs kontrollierbare Bahnen geleitet wird.“ Die Sängerin Vicky Leandros schreibt in der Welt am Sonntag (Berlin) einen Gastkommentar:

Dialog am Hindukusch

SZ-Zeichnung: Oliver Schopf

Die Kraft der Hirngespinste Was Angela Merkels Atomausstieg mit einer schwarz-grünen Koalition zu tun hat: vorerst noch nichts Von Heribert Prantl Als 1966 das Bündnis des UnionsKanzlers Ludwig Erhard mit der FDP gescheitert war, bildete die CDU/CSU unter Kurt-Georg Kiesinger eine Koalition mit der SPD. Es war dies die erste große Koalition in der Geschichte der Bundesrepublik – und die Basis der Union war unglaublich gekränkt, empört und verwirrt; ein paar Wochen vorher hätten noch 95 Prozent aller Parteimitglieder ein solches Bündnis auf Bundesebene für völlig undenkbar, ja für irrwitzig gehalten. Nun auf einmal saß man mit den Leuten, vor denen man die Wähler immer gewarnt hatte, auf der Regierungsbank: Strauß neben Brandt, Kai-Uwe von Hassel neben Wehner. So war es mit SchwarzRot – so wird es mit Schwarz-Grün sein. Wenn es um Machtfragen geht, schieben resolute Parteiführungen bisher gepflegte Animositäten beiseite. Aus dem Hirngespinst von gestern wird dann ein feines Regierungsgespinst. Das war vor 45 Jahren mit Union und SPD so; das ist

künftig mit Union und Grünen nicht anders. Schwarz-Grün: Es wird nicht vor 2013 passieren; aber es wird passieren. In beiden Parteien, in der CDU/CSU und bei den Grünen, bei denen vor allem, wird derzeit der Fehler gemacht, den Merkel’schen Atomausstieg so zu diskutieren, als handele es sich schon um den Einstieg in eine schwarz-grüne Koalition. Man betrachtet den Atomausstieg also unter parteistrategischen Gesichtspunkten: In der Union heißt es, CDU und CSU würden zu grün. Bei den Grünen heißt es, Merkels größter Erfolg beim Atomausstieg sei die Spaltung der Grünen: Da ist einerseits die Parteiführung, die diesen Ausstieg als ihren Ausstieg feiert; und da ist andererseits ein Teil der Basis, dem der Ausstieg nicht schnell genug geht und ihn deshalb furios ablehnt. Indes: Wenn sich die Grünen spalten, ist das nicht ein Plan Merkels, sondern ein Fehler der Grünen. Es ist absurd, dass der große grüne Sieger in einer geistig-kulturellen Auseinandersetzung nicht den großen Sieg feiert, sondern mä-

kelt, dass sich die anderen besiegen ließen. Einer Pop-Band würde es nie einfallen, auf die Tantiemen für ihren Erfolgstitel zu verzichten, weil ihr Song nun von einer anderen Band gecovert wird. Der Atomausstieg (dem noch die gute gesetzliche Begründung fehlt, diese ist wichtig im Hinblick auf Entschädigungsklagen der Atomkonzerne!) ist für die Union die Befreiung aus dem Gefängnis, in das sie sich selbst gesperrt hatte. Der Atomausstieg hat für die Union fast die Bedeutung, die für die SPD einst das Godesberger Programm hatte. Er erneuert die CDU, er öffnet ihr neue Horizonte. Er ist kein Koalitionsangebot an die Grünen. Er ist ein Beispiel dafür, wie sich die Parteien verändern. In der Außenpolitik haben die Grünen unter Joschka Fischer die Gräben zur CDU zugeschüttet. In der Energiepolitik schüttet die CDU unter Merkel Gräben zu. Die größten Differenzen gibt es in der Ausländer- und Flüchtlingspolitik. Es ist nicht unbedingt Zeit für die Koalition. Aber es ist eine Zeit politischer Abrüstung und Annäherung.

PROFIL

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er weiß, wo Karl-Heinz heute wäre, wenn er nicht so klein wäre. Nicht in Bamberg jedenfalls, so viel ist sicher. Es ist mehr als ein mäßiger Wortwitz, dass Kyle Hines, 24, beim deutschen Basketball-Meister Bamberg Karl-Heinz genannt wird. Sein kleines Glück hat er in Deutschland gefunden. Im Auswahlverfahren für die amerikanische Profiliga NBA, dem sogenannten Draft, ist er vor drei Jahren durchgefallen; nur wenige amerikanische Colleges, schon gleich gar keine NBA-Klubs interessieren sich für einen Center, der nur 1,96 Meter groß ist. Auf seiner Position unter den Körben hat normalerweise kein Spieler unter zwei Metern etwas zu suchen. Hines weist zwar eine Armspannweite von 2,18 Metern auf, reicht seinen Gegenspielern aber gerade bis zum Kinn. Also ging er in die zweite italienische Liga zu einem Verein namens Prima Veroli, im vergangenen Sommer entdeckten ihn die Bamberger. In der Finalserie gegen Alba Berlin, welche die Bamberger im fünften Spiel mit einem 72:65-Heimsieg für sich entschieden, wurde Karl-Heinz zum wertvollsten Spieler der Serie gewählt. Er ist schnell und athletisch und stellte die Gegenspieler vor ungewöhnliche Probleme. „Für viele große Spieler ist es extrem unangenehm, gegen Kyle verteidigen zu müssen“, sagt Bambergs Trainer Chris Fleming. Vermutlich ist Hines aber bald wieder weg. Auch in Europa gibt es

Foto: Sportfoto Zink

Es ist lange her, dass europäische Regierungschefs kühn und visionär waren, getrieben gar von der Idee eines geeinten, starken und friedlichen Europa, einer Gemeinschaft, die auf der Weltbühne eine große Rolle spielt. Es ist lange her: Am 7. Februar 1992 unterschrieben sie den Vertrag von Maastricht. Die Außen- und Sicherheitspolitik wurden europäisch, Justiz und Inneres ebenfalls. Und es schlug die Geburtsstunde des Euro. Franc, Deutsche Mark, Gulden und Drachme wurden zu Auslaufmodellen erklärt. Jetzt, kurz vor dem 20-jährigen Jubiläum, schlägt die Ironie des Schicksals zu. Der Euro, Symbol europäischer Einigung, ist in Gefahr. Die Union muss plötzlich beweisen, dass es sie überhaupt gibt. In dieser Krise geht es längst nicht mehr um griechische oder andere Schuldenberge. Auch nicht um das Geld, mit dem diese Berge abgetragen werden sollen. Geld ist, so absurd das klingt, genügend da. Nein, die Europäische Union verspielt gerade das größte Kapital, das sie besitzt: ihre Glaubwürdigkeit. Nach vielen Monaten desaströsen Krisenmanagements zerbröselt das Vertrauen, dass Europa die Krise miteinander bewältigen kann. Die Bürger fragen misstrauisch, ob es richtig sein kann, ein Milliardenpaket nach dem anderen zu schnüren für ein Land, das korrupte Eliten regieren. Sollte Griechenland nicht die Union verlassen und sich neu bewerben? Internationale Verbündete wie die Amerikaner beobachten genau, ob die ohnehin komplizierte EU ein zuverlässiger Partner bleibt. Wird die Gemeinschaft überleben? Und dann sind da Finanzjongleure, die den Wettlauf zwischen steigenden Zinsen und hektischen Rettungsaktionen befeuern und gewinnen wollen – wer mag voraussagen, wie der Lauf ausgeht? Zur Beunruhigung trägt bei, dass die schwache Vorstellung, die Europa gerade abliefert, offensichtlich keinem aktuellen Schwächeanfall, sondern einem strukturellen Mangel geschuldet ist. Die Krise deckt schonungslos die Schwäche auf, an der die Gemeinschaft von jeher leidet; man parliert europäisch und handelt national. Die 27 nationalen Regierungen haben vier europäische Präsidenten geschaffen, aber keine klare Führung. Selbst in der Krise ändert sich das nicht. Europa fürchtet, ein paar Buschfeuer in der Peripherie könnten einen Flächenbrand auslösen – und versucht trotzdem, mit ein paar Eimern Wasser zu löschen statt den Großeinsatz auszurufen. Noch schwächer kann sich die Gemeinschaft nicht präsentieren. Was Europa jetzt dringend braucht, ist eine ehrliche Geschäftsordnung für die Krise und danach. Die 27 Staats- und Regierungschefs müssen wirklich nach-

Kyle Hines Wertvollster Basketballer des deutschen Meisters Bamberg Länder, in denen sich mit Basketball viel mehr verdienen lässt als in Deutschland, in Griechenland etwa oder in Spanien. Hines, geboren in Sicklerville, New Jersey, aufgewachsen auf den Basketballplätzen rund um Philadelphia, ist 20 Zentimeter kleiner als Tibor Pleiß, geboren in Bergisch Gladbach. Pleiß spielt auch als Center in Bamberg; er hat geschafft, was Hines nicht gelang: Er wurde beim NBA-Draft 2010 ausgewählt, gehört nun Oklahoma City Thunder. Pleiß geht wohl

bald den umgekehrten Weg wie Hines – nicht als durchschnittlicher Amerikaner nach Europa, sondern als herausragender Europäer nach Amerika. Dennoch stahl ihm Hines in den Finals die Show. Das zeigte wieder, dass kein zweiter Dirk Nowitzki in Sicht ist. Ein Nowitzki reichte aber, um dafür zu sorgen, dass Basketball boomt. Die Franken haben seit langem ein ganz besonderes Verhältnis zu diesem Sport – das Studentenstädtchen Bamberg zählt seit Jahren zur Spitze. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Bamberg Stützpunkt amerikanischer Truppen, so kam Basketball nach Oberfranken. Manager Wolfgang Heyder sagt: „Beim Basketball schaffen es auch die Franken, so richtig aus sich rauszugehen.“ In Würzburg, Nowitzkis Heimatstadt, gerade wieder in die BBL aufgestiegen, ist das auch so. Derzeit schwappt die Welle nach Süden: Der FC Bayern München strebt mit viel Geld ins internationale Geschäft. Das Produkt Bundesliga funktioniert, und bei allen Rufen nach der Nachwuchsförderung tragen dazu gerade die Amerikaner bei, die im eigenen Land nichts gelten und als Wanderarbeiter nach Europa kommen. Auch wenn Hines nun weiterzieht, hinterlässt er bleibenden Eindruck. „Der Spitzname ist für mich sehr praktisch“, sagt Karl-Heinz, „die Leute werden sich auch in zehn Jahren noch an mich erinnern.“ Markus Schäflein

Die selbstzufriedene Kälte der Flüchtlingspolitik Europa muss nach den arabischen Revolutionen zu einem neuen Umgang mit Migranten finden Von Roland Preuß Die Regierung in Rom bejubelt schon die neuen, alten Zeiten. Libyens Machthaber Gaddafi ist noch nicht besiegt, da schließt Außenminister Frattini mit den neue Herrn aus Bengasi schon ein Abkommen gegen „illegale Immigranten“ und lobt die enge Zusammenarbeit. In Zukunft, so hieß es am Wochenende, sollen sie wieder nach Nordafrika abgeschoben werden – so wie unter Gaddafi. Und auch die Bundesregierung lehnt es ab, bedrohte Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet aufzunehmen. Es gelte die Lage in den Herkunftsländern zu verbessern, heißt es lapidar aus Berlin. Die Revolutionen haben das Gesicht Nordafrikas verwandelt, doch die europäische und deutsche Migrationspolitik verfolgt die alten Wege: abhalten und abschieben. Es ist die selbstzufriedene Kälte, die schon Goethe in seinem Faust charakterisiert hat. Dort lässt er zwei Bürger sagen, wie wenig es sie kümmert, „wenn hinten, weit, in der Türkei, die Völker aufeinander schlagen“. Es ist eine Politik mit mörderischen Konsequenzen: Allein seit Ende März sind laut UN-Flüchtlingshilfswerk etwa 1500 Menschen auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer ertrunken – ein neuer Höhepunkt des Sterbens an der EU-Südgrenze. Es ist eine Politik, die die Migranten in die Arme einer

Schlepper-Mafia treibt, die sie in ausrangierten Fischerbooten auf hoher See ihrem Schicksal überlässt. Denn die legalen und sicheren Wege für sie sind längst versperrt. Es gibt keine Visa für sie, es gibt Grenzzäune und Küstenpatrouillen. Der Umgang mit den Flüchtlingen ist ein Gradmesser für die Glaubwürdigkeit Europas, das sich gerne ins Licht setzt als Gralshüter von Menschenrechten und Rechtsstaat. Europa will sich damit empfehlen als Modell für die jungen Revolutionsstaaten – es erhofft eine Annäherung der arabischen Volksbewegungen und würde davon profitieren. Diese nehmen das gnadenlose Desinteresse vieler EUStaaten an den Migranten aber durchaus wahr: als Bruch mit den Sonntagsreden, die universelle Menschenrechte hochhalten, während Bootsflüchtlinge zum Umkehren gezwungen und den Diktatoren vom Schlage Gaddafis ausgeliefert werden. Grundrechte verkommen so zur Menschenrechtsprosa. Wie soll Europa da Vorbild sein? Die umgestürzten Verhältnisse in Nordafrika machen eine neue Migrationspolitik nötig. Seit langem werden Visaregeln und Zuwanderungsabkommen als Elemente einer besseren Kooperation unter Staaten eingesetzt, sei es als Appetizer für künftige EU-Mitglieder wie Kroatien, sei es für bessere Handelsbeziehungen mit Russland. Es ist höchste Zeit, die-

ses Instrumentarium auch auf nordafrikanische Staaten anzuwenden. Es ist absurd, wenn Europas Staaten unter Fachkräftemangel leiden und sich gegenseitig die Arbeitskräfte abwerben, während oft gut ausgebildete Zuwanderer aus Afrika ihr Leben auf dem Mittelmeer, in LkwContainern oder Grenzflüssen riskieren. Seit Jahren debattiert Berlin mit seinen europäischen Partnern über legale Zuwanderungsmöglichkeiten für Afrikaner – passiert ist bislang kaum etwas. Eine Chance für sie in Europa, und sei es nur eine Arbeitserlaubnis auf Zeit, wäre eine Alternative zum teuren Schlepper und seinen hochriskanten Wegen. Es wäre aber auch ein freundlicher Akt Richtung Ägypten, Tunesien und anderen Reformländern, der Auftakt für eine engere Zusammenarbeit, die die Menschen direkt spüren. Es geht nicht darum, Flüchtlingsmassen aus Afrika das Tor zu öffnen. Bei den Arbeitskräften geht es um gezielte Anwerbung und Größenordnungen, die politisch durchsetzbar sind. Jeder Staat soll dies für sich entscheiden. Und bei den verfolgten Flüchtlingen geht es laut UN um gerade einmal 8000 Menschen, die an Libyens Grenzen festsitzen. Einige Staaten haben bereits zugesagt, einen Teil von ihnen aufzunehmen, allein Norwegen siedelt gut 300 an. Aus Berlin aber hat man noch immer keine Zahl gehört.

„Ich habe Angst und Sorge um Griechenland. Die Menschen sind so gastfreundlich, modern und aufgeschlossen. Das sind keine Klischees. Ich wünsche mir also in den Verhandlungen zwischen EU-Finanzexperten und der griechischen Politik eine glückliche Hand. Es geht nicht nur um Kredite und deren Rückzahlung, sondern um langfristige Programme, die dem Land und seinem Aufschwung helfen können. Ich wünsche mir eine Politik, die sich endlich um das Wohlergehen des eigenen Volkes kümmert. Und ein Volk, das aufhört zu randalieren, das Vertrauen schöpft, Tatkraft zeigt und an die eigene Zukunft glaubt.“ Salzburger Nachrichten:

„Die Mitgliedsstaaten sind dabei, sich auseinanderdividieren zu lassen. Dringend notwendige Entscheidungen bleiben liegen. Viele Regierungen stehen zu Hause mit dem Rücken zur Wand, weil sie es verabsäumt haben, das, was sie auf europäischer Ebene vertreten, ihren Bürgern auch zu erklären. Nationale Interessen werden gegen europäische Interessen ausgespielt. Das Schizophrene dabei ist: Während in den einzelnen Staaten der EU der Nationalismus wieder auflebt, geht gerade in der jetzigen Schuldenkrise die europäische Integration weiter.“

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Montag, 20. Juni 2011

Eon plant Milliardenklage Stromkonzern: Atomausstieg verstĂśĂ&#x;t gegen die Verfassung MĂźnchen – Die groĂ&#x;en Stromkonzerne in Deutschland bereiten Verfassungsklagen gegen die Bundesregierung vor, um den Atomausstieg zu kippen – und anschlieĂ&#x;end Schadenersatzforderungen in MilliardenhĂśhe stellen zu kĂśnnen. Wie der Spiegel berichtet, haben die Unternehmen namhafte Anwaltskanzleien und Gutachter engagiert. Ein erster, 80 Seiten langer Bericht, den der Verwaltungsrechtler Christoph Moench und der ehemalige Verteidigungsminister und Staatsrechtler Rupert Scholz (CDU) fĂźr Eon erstellt habe, komme zu einem eindeutigen Ergebnis: Aus Sicht der Juristen verstĂśĂ&#x;t der geplante Ausstieg klar gegen die Verfassung. Die beiden Gutachter berufen sich demnach auf die Reststrommengen, die die rot-grĂźne Bundesregierung den Stromkonzernen im Jahr 2000 bei der ersten Vereinbarung Ăźber den Atomausstieg zugesprochen hat. Die Unternehmen dĂźrfen nach dieser Regelung noch Strom in der GrĂśĂ&#x;enordnung von 32 Laufzeitjahren pro Reaktor erzeugen. Diese Zusage, so die Argumentation, kĂśnne der Gesetzgeber nun nicht einfach streichen, da es sich bei den Strommengen um Eigentum der Konzerne handle, das durch Artikel 14 des Grundgesetzes geschĂźtzt sei. Zudem greife der Gesetzgeber mit einem Ausstieg massiv in die Berufs- und Gewerbefreiheit ein, ohne dafĂźr bisher „stringente GrĂźnde“ genannt zu haben. Die Regierung dĂźrfe die Laufzeiten nur verkĂźrzen, wenn „dringende Gefahren fĂźr BevĂślkerung oder Umwelt“ bestĂźnden – was die Reaktor-Sicherheitskommission aber verneint habe, schreiben die Gutachter. AuĂ&#x;erdem seien die Laufzeiten erst im vergangenen Sommer noch verlängert worden. Im Vertrauen darauf hätten die Konzerne mehrere hundert Millionen Euro in die Sicherheitstechnik der Kraftwerke investiert. Neue Brennstäbe in den Altmeilern Isar 1 und Biblis A mĂźssten nach der Abschaltung aber noch zehn bis 15 Jahre abkĂźhlen. So entstĂźnden Kosten fĂźr Personal und Technik in HĂśhe von 100 Millionen Euro pro Jahr. Im Extremfall kĂśnnten die Stromkonzerne also laut Gutachten einen zweistelligen Milliardenbetrag als Entschädigung verlangen. Die Bundesregierung sieht die Drohgebärden der Unternehmen gelassen. Die Reststrommengen, argumentiert das Bundeswirtschaftsministerium, kĂśnnten auf andere Anlagen Ăźbertragen oder sogar

Vattenfall erwägt sogar, vor das internationale Schiedsgericht zu ziehen. verkauft werden, wodurch das Eigentumsrecht der Konzerne gewahrt bleibe. Und auch unter Juristen sind die Schadenersatzforderungen umstritten. Der Spiegel zitiert den Atomexperten Wolfgang Ewer und Verfassungsrechtler Joachim Wieland, die eine entschädigungslose Stilllegung durchaus fĂźr mĂśglich halten, da man nach dem UnglĂźck in Fukushima die Gefahrenlage auch anders bewerten kĂśnne. Neben einer Verfassungsklage muss die Bundesregierung jedoch noch mit weiterem Ă„rger rechen: Der schwedische Konzern Vattenfall erwägt wegen der Stilllegung seines Atommeilers KrĂźmmel, das bei der Weltbank angesiedelte internationale Schiedsgericht anzurufen. Vattenfall will mĂśglicherweise prĂźfen lassen, ob der Atomausstieg gegen internationale Gesetze verstĂśĂ&#x;t. Und auch wegen der Brennelementesteuer wollen die Stromkonzerne vor Gericht ziehen. Bereits diese Woche will RWE dem Bericht zufolge beim Finanzamt Einspruch gegen die Steuerbescheide einlegen. AnschlieĂ&#x;end plant der Konzern offenbar eine Beschwerde bei der EU-Kommission, eine Anfechtungsklage beim Finanzgericht und mĂśglicherweise auch hier eine Verfassungsklage. SZ

POLITIK

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SĂźddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 5

„Den Weiterbau um jeden Preis wird es wohl nicht geben kĂśnnen“ Heiner GeiĂ&#x;ler zur Bedeutung des Stresstests fĂźr Stuttgart 21: Der Schlichter wird das Ergebnis der Computersimulationen am 14. Juli vorstellen als notwendig erweisen, auch bis zur Inbetriebnahme zu realisieren.

SZ: Herr GeiĂ&#x;ler, Sie sollen im Auftrag des Lenkungskreises Stuttgart 21, dem unter anderem Bahn-Chef Grube und der grĂźne Verkehrsminister Hermann angehĂśren, am 14. Juli das Ergebnis des sogenannten Stresstests vorstellen. Sie waren im Herbst vergangenen Jahres der Schlichter. Jetzt sind Sie der Vorleser. Ist das nicht eine ziemlich mickrige Rolle?

SZ: Ministerpräsident Kretschmann behauptet, es gehĂśre zur Logik des Stresstests, das bis zu dessen Abschluss in vier Wochen ein Baustopp gilt. GeiĂ&#x;ler: Kretschmann hat Recht insoweit, als ein beschränkter Baustopp logisch ist. Es darf nichts gebaut werden, was eine Präjudizierung, also vollendete Tatsachen schafft – die dann nicht mehr oder nur noch unter hohen Kosten beseitigt werden kĂśnnen. Aber die Bahn scheint das ja einzuhalten.

GeiĂ&#x;ler: Den Vorleser mache ich nicht. Wenn sich der Lenkungskreis so etwas vorstellen sollte, findet die Lesestunde nicht statt. SZ: Was sind Sie denn dann, wenn Sie demnächst den Stresstest vorstellen? GeiĂ&#x;ler: Ich muss feststellen kĂśnnen, dass das Ganze dem entspricht, was in der Schlichtung vereinbart worden ist – und ich werde das Ergebnis des Tests mit allen Beteiligten diskutieren.

SZ: Bahn-Chef Grube hat den GrĂźnen Wahlbetrug im Hinblick auf Stuttgart 21 vorgeworfen. Er gieĂ&#x;t Ă–l ins Feuer. GeiĂ&#x;ler: Solch unnĂśtige Provokationen sollte man lassen. Der Bahn-Chef greift bei Veranstaltungen mit Unternehmern bisweilen zu starken Worten. Die sind aber dem Publikum geschuldet. Er hat ein Interesse am Konsens, davon bin ich Ăźberzeugt.

SZ: Die Bahn sollte per Stresstest nachweisen, dass der neue Bahnhof um 30 Prozent leistungsfähiger ist als der alte. Zu diesem Zweck sollen Computersimulationen gemacht werden. Ist denn die Stresstest-Firma SMA von der Bahn ßberhaupt mit den richtigen, unumstrittenen Daten gefßttert worden?

Ich werde nicht bis zum 14. Juli warten, ich werde mich schon im Vorfeld informieren.

Gibt es keine Einigkeit Ăźber das Verfahren des Stresstests, dann hat das Ganze keinen Sinn GeiĂ&#x;ler: Niemand kann Interesse an einem Pfusch haben. Ein gutes Ergebnis ist aber logischerweise nur dann mĂśglich, wenn Ăźber das Verfahren Einigkeit erzielt worden ist. Wir haben vereinbart, dass im Stresstest „anerkannte Standards des Bahnverkehrs“ etwa fĂźr Zugfolgen und Haltezeiten angewendet werden mĂźssen. DarĂźber muss Klarheit und Einigkeit bestehen, sonst hat das Ganze gar keinen Sinn. SZ: Nun läuft ja dieser Stresstest schon längst, die Computersimulationen sind gemacht, die Firma SMA sitzt Ăźber der Auswertung. Die Stuttgart-21-Gegner wissen gar nicht, welche Daten die Bahn der Firma gegeben hat. GeiĂ&#x;ler: Die wichtigste Instanz der Projektgegner war dabei das zuständige Verkehrsministerium unter dem grĂźnen Minister Winfried Hermann. Dieses Ministerium hat der Bahn fĂźnf klare Kriterien Ăźbermittelt, die in den Stresstest eingebaut werden mĂźssen. Das hat die Bahn auch grundsätzlich zugesagt, es geht jetzt darum, dass dies auch in Präzision realisiert wird. Wenn die Bahn sagt, sie werde das berĂźcksichtigen „wo immer mĂśglich“, wird mĂśglicherweise der Konsens in Frage gestellt.

SZ: Wird die Bahn das Projekt durchziehen wollen, koste es was es wolle? GeiĂ&#x;ler: Die Mittel des Bundes und der Bahn sind beschränkt. Einen Weiterbau um jeden Preis wird es wohl nicht geben kĂśnnen.

Wenn man meint, ich lese den Stresstest nur vor, „findet die Lesestunde nicht statt“, sagt GeiĂ&#x;ler. Foto: Domanski/Reuters der Stresstest muss wiederholt werden. GeiĂ&#x;ler: Ich werde bis zum 14. Juli mit Sicherheit keine Expedition zum K 2 oder zum Nanga Parbat unternehmen. Ich werde mich natĂźrlich schon im Vorfeld informieren, wie die Voraussetzungen ausschauen und ob Konsens im Verfahren zustande gekommen ist. SZ: Und wenn nicht? GeiĂ&#x;ler: Vorweg: Auch die Projektgegner mĂźssen sich an den Rahmen der anerkannten und in der Schlichtung verein-

barten Standards halten. Ohne Konsens wird der Nachweis, dass der neue Bahnhof um dreiĂ&#x;ig Prozent leistungsfähiger ist, nicht anerkannt werden. SZ: Was wären die Konsequenzen? GeiĂ&#x;ler: Das mĂźssen die Projektträger entscheiden, das kann ich nicht vorgeben. SZ: Der Hinweis auf mĂśgliche Konsequenzen gehĂśrt nicht zu ihrem Mandat fĂźr den 14. Juli? GeiĂ&#x;ler: Nein. Ich kann nur fĂźr Trans-

Stresstest am Computer In der Schlichtung haben sich BefĂźrworter und Gegner von Stuttgart 21 auf einen „Stresstest“ geeinigt. Die Bahn muss in einer aufwendigen Computersimulation nachweisen, dass der unterirdische Durchgangsbahnhof um 30 Prozent leistungsfähiger wäre als der existierende Kopfbahnhof. Andernfalls mĂźssen die Pläne nachgebessert werden. Konkret wird die Messlatte in der Spitzenstunde des Berufsverkehrs zwischen sieben und acht Uhr morgens angelegt: 49 ZĂźge muss Stuttgart 21 in dieser Zeit abfertigen kĂśnnen – und zwar

SZ: Wenn Sie nicht nur Vorleser der Ergebnisse des Stresstests sein wollen, wäre es doch sinnvoll, dass Sie spätestens jetzt nachprßfen, ob der Stresstest richtig läuft. Sonst kann es durchaus passieren, dass Sie am 14. Juli sagen mßssen:

pßnktlich. Derzeit sind es am Stuttgarter Hauptbahnhof 37 Zßge. Die Simulation entwirft ein virtuelles Schienennetz, das weit ßber Stuttgart hinaus jede Weiche und jedes Signal berßcksichtigt. Darauf wird ein fßr das Jahr 2020 realistischer Fahrplan angewandt, auf den sich die Bahn und die grßn-rote Landesregierung inzwischen verständigt haben. Die Bahn fßhrt die Kalkulationen derzeit selbst durch, danach werden sie von dem renommierten Zßrcher Unternehmen SMA bewertet. Am 14. Juli soll das Ergebnis vorgestellt werden. rde

parenz sorgen, und das werde ich. Entscheiden mĂźssen dann Bahn, Bund, Land und die Stadt Stuttgart. Wenn der Stresstest negativ ausfällt, dann muss die Frage beantwortet werden, ob Milliarden Euro ausgegeben werden, fĂźr die man im Endeffekt keine Verbesserung der Verkehrsfähigkeit bekommt. SZ: Wenn der Stresstest negativ ausgeht, fällt dann die gesamte Schlichtung in sich zusammen? GeiĂ&#x;ler: Nein, es gibt ja noch die anderen Vorschläge in der Schlichtung, die beide Seiten fĂźr notwendig halten, wenn der Bahnhof gebaut werden sollte, zum Beispiel die definitive, von der Stadt Stuttgart dankenswerterweise schon beschlossene ĂœberfĂźhrung der freiwerdenden GrundstĂźcke in eine Stiftung. SZ: Angenommen, die von der Bahn versprochene Steigerung der Verkehrsfähigkeit des neuen Bahnhofs kostet weitere 1,5 Milliarden Euro. Das entspräche in etwa den Ausstiegskosten aus dem Projekt. Was soll man dann machen? GeiĂ&#x;ler: Die genannte Zahl ist zu hoch. Solche Kosten und Zahlen werden in der Volksabstimmung eine Rolle spielen. Etwas ist aber auch klar: Die Projektträger haben sich verpflichtet, alle BaumaĂ&#x;nahmen, die sich aus dem Stresstest

SZ: Wenn die Voraussetzungen, auch die finanziellen, von denen man bei Vertragsschluss ausging, hinten und vorn nicht mehr stimmen, dann gilt der Grundsatz „Verträge muss man halten“ nicht mehr. Dann muss der Vertrag angepasst oder rĂźckabgewickelt werden. Kann ab einer bestimmten, exorbitanten Kostensteigerung gesagt werden: jetzt fällt die Geschäftsgrundlage weg? GeiĂ&#x;ler: Das glaube ich schon, nur kann ich die HĂśhe nicht angeben. Wenn es nach der Landesregierung geht, wird der Steigerungsbetrag relativ niedrig sein. Da stochern wir jetzt im Nebel. Wir wissen ja noch gar nicht, ob es Zusatzkosten Ăźberhaupt gibt. SZ: Wird es eine neue Schlichtung geben mĂźssen? GeiĂ&#x;ler: Nein, es wird ja zu einer Volksabstimmung kommen. SZ: Erwarten Sie von ihr Befriedung? GeiĂ&#x;ler: Ja. Sie wird eine Eskalation stoppen und zur Befriedung beitragen. SZ: Auch wenn sie fĂźr das Bahn-Projekt entscheidet, weil ja landesweit abgestimmt wird, nicht nur in Stuttgart? GeiĂ&#x;ler: Die GrĂźnen werden sich dem Votum der BĂźrgerinnen und BĂźrger auch dann beugen. Sie sind ja auch eine basisdemokratische Partei. Interview: Heribert Prantl

Innenminister will Bahn-Projekt notfalls mit Gewalt ermĂśglichen Stuttgarter Ressortchef Gall (SPD): Wir mĂźssen Recht auch gegen Demonstranten durchsetzen / NaturschĂźtzer kĂźndigen Klage an Von Roman Deininger Stuttgart – Die grĂźn-rote Landesregierung in Baden-WĂźrttemberg will das Baurecht der Bahn bei Stuttgart 21 auch gegen den Widerstand von Demonstranten „selbstverständlich ermĂśglichen“. Innenminister Reinhold Gall (SPD) sagte am Sonntag der SĂźddeutschen Zeitung: „Es ist Aufgabe des Staates, Recht zu Recht zu verhelfen. Wir sind jetzt in der Regierung und tragen diese Verantwortung.“ Die GrĂźnen lehnen den geplanten Tiefbahnhof ab, der Koalitionspartner SPD ist dafĂźr. Die Bahn will an diesem Montag in Stuttgart mit der Errichtung eines insgesamt 17 Kilometer langen Rohrnetzes beginnen, durch das Grund-

wasser aus der Baugrube geleitet werden soll. Ein Kilometer der blauen Rohre soll in bis zu 5,50 Meter HĂśhe auch durch Wohngebiet verlaufen. Die Polizeistrategie in den kommenden Wochen sei „wie immer auf Deeskalation angelegt“, sagte Gall. Einen neuerlichen Einsatz von Wasserwerfern und anderen Zwangsmitteln wie im Schlossgarten am 30. September 2010 wolle man vermeiden. Er habe groĂ&#x;es Vertrauen in die Polizei und den neuen Stuttgarter Polizeipräsidenten Thomas ZĂźfle, der „bereits FingerspitzengefĂźhl in schwieriger Lage“ bewiesen habe. „Die Beamten setzen jeden Tag am Bauzaun auf Dialog und gehen davon aus, dass sie Wasserwerfer als allerletztes Zwangsmittel nicht

einsetzen mĂźssen. Aber ich kann es auch nicht ausschlieĂ&#x;en“, sagte Gall. Der Innenminister appellierte an die Demonstranten, „es auch selbst nicht so weit kommen zu lassen“. Die friedlichen Protestierenden hätten die „Bringschuld, sich abzugrenzen von denen, die etwas anderes im Sinn haben“. Dass Polizisten von einem kleinen Teil der Demonstranten „beleidigt und bespuckt werden“, kĂśnne er nicht akzeptieren, sagte Gall. Der Bund fĂźr Umwelt und Naturschutz (BUND) kĂźndigte unterdessen an, die geplante Ausweitung der BaumaĂ&#x;nahmen juristisch verhindern zu wollen. Am Dienstag werde man beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim einen Eilantrag auf einstweilige Anordnung ge-

gen den Weiterbau stellen, sagte die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender, die auch Sprecherin des AktionsbĂźndnisses gegen Stuttgart 21 ist. Der BUND fordert ein neues Planfeststellungsverfahren, weil die Bahn an der Baustelle mehr als doppelt so viel Grundwasser entnehmen will wie ursprĂźnglich vorgesehen. Ein Bahn-Sprecher gab sich dagegen zuversichtlich, dass das zuständige Eisenbahnbundesamt dem Antrag der Bahn auf eine wasserrechtliche Planänderung rasch zustimmt. Die Bahn wies am Sonntag mit „vĂślligem Unverständnis“ den VorstoĂ&#x; des baden-wĂźrttembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann (GrĂźne) zurĂźck, auch den existierenden Stuttgarter Kopf-

bahnhof einem Stresstest zu unterziehen. Beim letzten Treffen von Bahn und Landesregierung sei „verbindlich verabredet“ worden, die Ergebnisse des den Schlichtungsvorgaben folgenden Stresstests am 14. Juli vorzustellen, sagte ein Bahn-Sprecher. Hermann hatte argumentiert, dass man die aktuelle Leistungsfähigkeit des Hauptbahnhofs in der Schlichtung wohl zu niedrig angesetzt habe. Stuttgart-21-Sprecher Wolfgang Dietrich sagte der Frankfurter Rundschau, dass die Ergebnisse des Stresstests laut der Gutachterfirma SMA nicht vor dem 11. Juli vorliegen werden. Eine frĂźhere Unterrichtung der Regierung, die Schlichter Heiner GeiĂ&#x;ler angemahnt hatte, sei daher nicht mĂśglich.

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Seite 6 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

HBG

Montag, 20. Juni 2011

POLITIK

Inland

Die Missionare der Intoleranz

Deutscher Taliban in Haft

Innenminister beraten über Salafisten – deren Ideologie breitet sich mit Hilfe aus Saudi-Arabien aus

Karlsruhe – In Österreich ist ein mutmaßlicher deutscher Islamist festgenommen worden. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe sagte, gegen den Mann werde wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in der ausländischen terroristischen Vereinigung „Deutsche Taliban Mudschahedin“ (DTM) ermittelt. Das Auslieferungsverfahren sei noch nicht abgeschlossen. Der 26-jährige Deutsch-Türke Yusuf O. war laut Berliner Morgenpost im Frühjahr 2009 nach Pakistan gereist und hatte sich im Grenzgebiet zu Afghanistan der DTM angeschlossen. Als Ayyub al-Almani sei er in mehreren Propagandavideos aufgetreten und habe im September 2009 direkt mit Anschlägen in deutschen Großstädten gedroht. Vermutlich habe Yusuf O. geplant, über Österreich nach Deutschland einzureisen. Die DTM verfolgt nach den Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft das Ziel, in Afghanistan eine religiös-fundamentalistische Gesellschaftsordnung zu errichten. Sie verüben Anschläge sowohl auf afghanische und pakistanische Regierungstruppen als auch auf Soldaten der internationalen Nato-Schutztruppe Isaf. AFP

Anschlag auf Kommandeur

Von Roland Preuß München – Man könnte sie für bizarre Sonderlinge halten, orientiert am religiösen Leben des 7. Jahrhunderts, mit wildwachsenden Vollbärten und weißen Kappen auf dem Kopf. Doch die Salafisten haben eine politische Seite, glorifizieren den islamischen Staat und lehnen demokratisch beschlossene Gesetze ab, schließlich hat Allah alles Wesentliche für alle Zeiten im Koran vorgegeben. Wer braucht da noch ein Parlament? Die Radikalmuslime bilden nach Einschätzung von Sicherheitsbehörden die am stärksten wachsende Islamistengruppe im Land. Das lässt auch die Innenminister aus Bund und Ländern aufhorchen, auf ihrer Konferenz an diesem Dienstag und Mittwoch in Frankfurt wollen sie über die zunehmende Gefahr beraten. Grundlage hierfür ist ein 63 Seiten starkes „Gutachten zur Verfassungsfeindlichkeit salafistischer Bestrebungen“. Es ist der bislang umfangreichste Sicherheitsbericht, der zu dem Thema bekannt wurde. In dem Gutachten, das der SZ vorliegt, beschreiben die Verfassungsschützer den Salafismus als „dynamischste islamistische Bewegung“, die ihre Ideologie erfolgreich verbreite durch

Kurzvideos im Internet, sogenannte Islamseminare und charismatische Prediger wie den Konvertiten und ehemaligen Boxer Pierre Vogel alias Abu Hamza. Seine Reden gelten geradezu als Events, zu denen viele junge Anhänger auch von weit her anreisen. Die Salafisten seien erst vor wenigen Jahren in den Fokus der Sicherheitsbehörden gerückt heißt es da, wegen fehlender Hierarchien oder Dachorganisationen bereite ihre Kontrolle Probleme. Es

In der Szene hält man nichts von der Gleichberechtigung der Frauen. existieren nicht einmal bundesweite Zahlen zu den Salafisten. Allein der Bremer Verfassungsschutzbericht aber bezifferte die regelmäßigen Besucher des Freitagsgebets einer Salafisten-Moschee mit 250 bis 350. Bei weitem nicht alle Salafisten sind gewaltbereit, allerdings hatten dem Gutachten zufolge Terroristen und Gefährder Kontakt mit Figuren der salafistisch inspirierten Szene: Mitglieder der „Sauerlandzelle“ etwa, die schwere Anschläge in Deutschland vorbereiteten,

oder Arid U., der am Frankfurter Flughafen im März zwei US-Soldaten erschoss. Er hatte laut Bericht auch salafistische „Freunde“ auf seiner per Pseudonym geführten Facebook-Seite, unter ihnen Pierre Vogel. In der Szene hält man nichts von der Gleichberechtigung der Frauen, dafür umso mehr vom Dschihad gegen Ungläubige und von Saudi-Arabien. Immer wieder taucht das Land im Zusammenhang mit der Ideologie auf, von dort kommen den Verfassungsschützern zufolge Propagandamaterial und Geistliche zur Fortbildung. Was tun? Man dürfe trotz aller Rücksichtnahme auf den westlichen Verbündeten SaudiArabien dieses Problem nicht ausklammern, sagt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. „Es gibt reiche Financiers der Salafisten aus dem Nahen Osten, auch aus dem Umfeld staatlicher saudischer Einrichtungen.“ Jeder habe das Recht, den islamischen Glauben zu missionieren, sagt der CSU-Politiker. „Aber wir erwarten, dass die Saudis Aktivitäten verhindern, die gewaltbereite Intoleranz bei uns fördern.“ Dies müsse die Bundesregierung in der Außen- und Entwicklungspolitik berücksichtigen. Der Salafismus birgt nach Einschätzung

Herrmanns die Gefahr, Terroristen hervorzubringen, die in Deutschland aufgewachsen sind. Die Warnung vor der Strömung ist durchaus parteiübergreifend. Im April erst hatte Berlins SPD-Innensenator Ehrhart Körting festgestellt, der Salafismus bewirke „in vielen Fällen eine Radikalisierung“ von Gläubigen. In der Hauptstadt war im vergangenen Jahr eine salafistisch ausgerichtete Moschee in BerlinWedding gegründet worden. Als weiteres Sicherheitsthema sticht bei der Innenministerkonferenz neben dem anhaltenden Streit um die Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikationsdaten eine neue Großdatenbank hervor: Das Ein- und Ausreise-System (Entry-Exit-System) soll alle Ausländer, die mit einem Visum in die SchengenStaaten kommen, erfassen und vor allem ihre Ausreise registrieren. Menschen, die trotz Ablauf ihres Visums bleiben und beispielsweise schwarzarbeiten, sollen so überhaupt erst auffallen. „Wir wissen viel zu wenig, wer sich in diesem riesigen Schengen-Raum aufhält“, sagt Herrmann. Bislang sind die Behörden hier auf den Zufallsfund bei SchwarzarbeiterRazzien oder Personenkontrollen angewiesen.

Potsdam/Kundus – Der Kommandeur des deutschen Feldlagers im nordafghanischen Kundus, Oberst Norbert Sabrautzki, ist am Sonntag nur knapp einem Anschlag entgangen. Laut Bundeswehr war er auf dem Weg zu einem Termin in Kundus, als sein Konvoi mit einem Sprengsatz angegriffen wurde. Nach Angaben der Provinzregierung sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Auto in der Nähe der Militärfahrzeuge in die Luft. Dabei seien drei afghanische Zivilisten getötet und neun weitere verletzt worden. Die Bundeswehr teilte am Mittag mit, auch zwei deutsche Soldaten seien leicht verwundet worden. Bei dem Anschlag wurden zwei Bundeswehrfahrzeuge vom Typ Dingo 2 beschädigt. dpa

Steck führt Mainzer Grüne Mainz – Britta Steck und Uwe Diederichs-Seidel sind die neuen Grünen-Landesvorsitzenden in Rheinland-Pfalz. Die 45 Jahre alte bisherige Schatzmeisterin und der 44 Jahre alte Koblenzer Stadtrat wurden am Samstag von einem GrünenLandesparteitag in Mainz gewählt. Steck bekam bei ihrer Wahl 84,2 Prozent der Stimmen. Der Kovorsitzende Diederichs-Seidel wurde erst im dritten Wahlgang mit 50 Prozent der Stimmen gewählt. Die Trierer Grünen-Sprecherin Corinna Rüffer unterlag bei der Wahl zum Kovorsitz knapp mit 47,4 Prozent. Die bisherigen Landesvorsitzenden Eveline Lemke und Daniel Köbler waren nicht mehr angetreten. Lemke war nach dem Wahlerfolg der Grünen bei der Landtagswahl im März Wirtschaftsministerin in der rot-grünen Landesregierung von Kurt Beck (SPD) geworden. Köbler hatte das Amt des Fraktionsvorsitzenden im Landtag übernommen. dpa

Spannende Bischofswahl Hamburg – Die neue Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, 49, hat die Kluft zwischen Arm und Reich als „das brennendste Thema“ bezeichnet. Die Kirche müsse ihre Stimme erheben und die Menschen an einen Tisch bringen, sagte Fehrs in ihrer ersten Pressekonferenz nach der Wahl zur Bischöfin des Sprengels Hamburg und Lübeck. Mit dem Hamburger Senat und der Wirtschaft will Fehrs das Gespräch suchen und die Sicht der Kirche einbringen. Die Entscheidung für Fehrs fiel in einer äußerst spannenden Wahl. Die bisherige Pröpstin des Kirchenkreises Hamburg-Ost und Hauptpastorin von St. Jacobi setzte sich erst im vierten und damit letzten Wahlgang durch, mit 97 von 118 abgegebenen Stimmen bei 21 Enthaltungen. Fehrs folgt der vor knapp einem Jahr zurückgetretenen Bischöfin Maria Jepsen nach. dpa

Neuer Hirte in Görlitz Görlitz –Wolfgang Ipolt (57), Leiter des Erfurter Priesterseminars, wird neuer Bischof des Bistums Görlitz. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn zum Nachfolger von Konrad Zdarsa (67), der im vergangenen Juli an die Spitze des Bistums Augsburg berufen wurde. Mit rund 30 000 Katholiken hat das Bistum Görlitz unter den 27 deutschen Diözesen die wenigsten Mitglieder. Es liegt im Osten Brandenburgs und Sachsens. Ipolt sagte, seine Bischofsweihe sei noch vor dem Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. geplant, der vom 22. bis 25. September stattfindet. Er wolle im Amt auch Brückenbauer zu Polen sein. kna

Reinigung von verseuchtem Wasser im AKW misslingt Tokio – Im Kampf um eine Stabilisierung des japanischen Atomkraftwerks Fukushima hat der Betreiber Tepco einen Rückschlag erlitten. Kurz nach Beginn der Reinigung radioaktiv verseuchten Wassers musste am Samstag der Einsatz einer Aufbereitungsanlage wegen eines Schadens gestoppt werden. Die Internationale Atomenergiebehörde warf Japan in einem Bericht, der am Montag veröffentlicht werden soll, Versäumnisse im Umgang mit dem Unfall vor. Die Anlage zur Wiederaufbereitung von Wasser war erst am Freitagabend in Betrieb gegangen. Kurz nach Mitternacht musste sie wegen eines defekten Teils aber schon wieder gestoppt werden, wie ein Vertreter des Unternehmens sagte. Diese Systemkomponente habe unerwartet bereits die Grenzen ihrer Kapazität erreicht und müsse nun ausgetauscht werden. Dies sollte laut Tepco am Sonntag geschehen. Eigentlich hätte das Teil einen Monat lang einsatzbereit sein sollen. Vermutlich waren aber hohe Strahlenwerte oder Schlamm für die Panne verantwortlich. Die Anlage soll 100 000 Tonnen Wasser reinigen, das nach der Havarie zur Kühlung der Reaktoren eingesetzt wurde. Absorbiert werden sollen neben radioaktiven Materialien auch Öl und Meersalz. Das aufbereitete Wasser soll anschließend wieder zur Kühlung verwendet werden. Erst dann können die eigentlichen Reparaturen der Kühlsysteme beginnen. Vergangenen Monat hatten Arbeiter erstmals Zugang zu Reaktor 1 in Fukushima erhalten. Von Sonntagabend an sollte allmählich ein zweiter Reaktor für Reparaturmaßnahmen geöffnet werden, wie Tepco erklärte. Arbeiter sollen dort dann Messgeräte überprüfen und möglicherweise Stickstoff einbringen, um eine Explosion zu verhindern.

82 Prozent der Japaner fordern einen Ausstieg aus der Atomenergie.

BKA-Chef als CIA-Spion Hamburg – Der frühere Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Paul Dickopf, ist vom US-Auslandsgeheimdienst CIA als Mitarbeiter geführt worden. Dies gehe aus Dickopfs Personalakte hervor, die das Nationalarchiv in Washington zugänglich gemacht habe, berichtete das Nachrichtenmagazin Spiegel. Ein Memorandum vom August 1968 bezeichne den deutschen Behördenchef als „unilateralen Agenten“ der CIA. „Unsere grundlegende Beziehung mit Herrn Dickopf ist heimlicher Art, aber die offiziellen Kontakte werden als Deckmantel für Treffen mit ihm benutzt“, notierte der europäische CIA-Chef dem Bericht zufolge in der Akte. Dickopf stand von 1965 bis 1971 an der Spitze des BKA. Dem Magazinbericht zufolge hat Dickopf dem amerikanischen Dienst Informationen über Spitzenbeamte weitergegeben und Interna des BKA sowie anderer Behörden geliefert. AFP

Neue Panne in Fukushima

Protest gegen die Überwachung durch den Verfassungsschutz: Salafisten-Demonstration in Mönchengladbach.

Foto: Jürgen Schwarz/dapd

Duisburg und die Last des Gedenkens Am 24. Juli erinnert die Stadt an die 21 Toten der Loveparade – der Oberbürgermeister ist dabei unerwünscht Von Bernd Dörries Düsseldorf – Die ersten Bagger graben schon auf dem Gelände der Duisburger Freiheit. Dort, wo vor fast einem Jahr 21 Menschen bei der Loveparade starben, wird nun ein Möbelhaus gebaut. Mit Hochregallager und Mitnahmemarkt. „Der Originalort des Unglücks ist nicht erhaltbar.“ So steht es im Bebauungsplan, nicht mal für ein „leider“ hat es gereicht in der Sprache der Beamten. Duisburg tut sich schwer mit dem Gedenken. Am kommenden Wochenende beginnen die Veranstaltungen rund um den Jahrestag, ein Mahnmal wird enthüllt, nahe der Unglücksstelle, eine Stahltafel 3,50 Meter hoch, mit den Namen der Getöteten.

Der ursprüngliche Siegerentwurf eines Wettbewerbs musste wegen Plagiatsvorwürfen zurückgezogen werden, jetzt haben die Auszubildenden von ThyssenKrupp eine schlichte Tafel gebaut. Es ist alles nicht leicht in Duisburg. Die Rede zu Einweihung wird AltOberbürgermeister Josef Krings halten, ein respektierter Mann in der Stadt. Der eigentliche OB, Adolf Sauerland, wird nicht kommen, er ist unerwünschte Person in seiner eigenen Stadt. Der OB konzentriere sich auf das Verwaltungshandeln, so hat es sein Sprecher neulich ausgedrückt. Sauerland selbst sagte, er wolle sich bei den Gedenkveranstaltungen aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen „zurücknehmen“. Die Angehörigen der

Toten haben die Landesregierung gebeten, dass Sauerland bei der Gedenkfeier am 24. Juli und dem Gottesdienst keine Rolle spielen möge. Seine Kritiker halten ihm vor, er habe die Loveparade um jeden Preis gewollt und Sicherheitsbedenken in der Verwaltung weggewischt. Der Jahrestag, das Gedenken an die Opfer der Loveparade, wird mal wieder von den Diskussionen über Sauerland überschattet, die nun schon ein Jahr andauern. An diesem Montag wird eine Bürgerinitiative beginnen, Unterschriften für die Abwahl von Sauerland zu sammeln. „Die Stadt ist gelähmt, der Oberbürgermeister kann seinen Aufgaben nicht nachkommen. So geht es nicht weiter“, sagt Werner Hüsken, der Initiator.

Alle Parteien außer der CDU wollen das Bürgerbegehren unterstützen. Seit einigen Wochen erst ist das neue Gesetz in Kraft, das in Nordrhein-Westfalen die Abwahl von Oberbürgermeistern ermöglicht. Die Hürden sind hoch, aber nicht unerreichbar. Vier Monate Zeit haben die Gegner Sauerlands, um die Unterschriften von 15 Prozent der Wahlberechtigten zu sammeln, 52 000 Stimmen. Sauerland hat dann theoretisch eine Woche Zeit, selbst zurückzutreten. Tut er das nicht, wird an den Urnen abgestimmt, dann müssen 25 Prozent der 344 000 Duisburger Wahlberechtigten gegen ihn stimmen. Sauerland selbst sagte, er werde sich dem Bürgerbegehren stellen. Eine andere Wahl hat er auch nicht. (Seite 4)

Papandreou will Referendum über Griechenlands Verfassung Aufgeblähter Staatsapparat soll schrumpfen / Am Dienstag Vertrauensabstimmung über Regierung Von Kai Strittmatter Istanbul – Griechenlands neuer Regierung stehen Tage der Prüfung bevor. In der Nacht zum Mittwoch muss sich das am Freitag umgebildete Kabinett dem Vertrauensvotum der Abgeordneten stellen; Ende Juni muss es dann ein hartes Sparpaket durchs Parlament bringen, um sich weitere Rettungskredite von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF) zu sichern. Griechenlands Premier Giorgos Papandreou sprach sich am Sonntag für ein Referendum aus, das die Verfassung und „das politische System ändern“ solle. Der aufgeblähte, marode Staatsapparat müsse schrumpfen, Beamte, die sich etwas zuschulden kommen ließen, müssten leichter zur Verantwortung gezogen werden können. Die Rede des Premiers war der Auftakt einer dreitägigen Debatte im Parlament, die am Dienstag gegen Mitternacht ihren Höhepunkt findet: Dann entscheidet eine Abstimmung, ob das Parlament dem Premier und seinem neuen Kabinett das Vertrauen ausspricht. Papandreou kämpft um sein politisches Überleben. Er hatte vergangene Woche vergeblich versucht, die konservative Opposition in die Regierungsverantwortung einzubinden, und dann stattdessen am Freitag eine Kabinettsumbildung vorgenommen. Dabei ernannte er Evangelos Venizelos, seinen größten Rivalen in der sozialistischen Pasok-Partei, zum neuen Finanzminister. Venizelos flog am Sonntag nach Luxemburg zu Gesprächen der EU-Finanzminister darüber, ob Athen die baldige Auszahlung von weite-

Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou warb am Sonntag erneut in eindringlichen Worten für das neue Sparpaket, das seine Regierung mit EU und Internationalem Währungsfonds ausgehandelt hat. Foto: AFP ren zwölf Milliarden Euro Notkrediten erwarten darf. Das wäre die fünfte Tranche des vor einem Jahr zwischen Athen, EU und IWF verabredeten Hilfspakets in Höhe von 110 Milliarden Euro, ohne die zwölf Milliarden wäre Athen im Juli zahlungsunfähig. Mittlerweile wird schon über ein zweites Hilfspaket in ähnlicher Höhe verhandelt, da abzusehen ist, dass Griechenland sich kein Geld von

den Märkten wird holen können. EU und IWF stellen dafür jedoch Bedingungen: Ohne neue griechische Einsparungen bis 2015 in Höhe von 28 Milliarden Euro sowie ein Privatisierungspaket in Höhe von 50 Milliarden Euro wird es kein zweites Memorandum geben. Papandreou warb am Sonntag in eindringlichen Worten für das neue Sparpaket. „Die Konsequenzen eines gewaltsa-

men Staatsbankrotts oder Austritts aus dem Euro wären sofort katastrophal für die Haushalte, die Banken und für die Glaubwürdigkeit des Landes“, warnte er. Die Mahnung zielt auf ein zunehmend skeptisches Volk. Einer am Sonntag von der Zeitung To Vima veröffentlichten Umfrage zufolge, lehnt fast jeder zweite Grieche das verabredete Sparpaket ab. Die meisten Griechen empfinden die Maßnahmen als ungerecht, da in ihren Augen allein die kleinen Leute zur Kasse gebeten werden. Außerdem haben sie Zweifel an der Effizienz der Maßnahmen: Der harte Sparkurs, so die Kritiker, ersticke jede Erholung der Wirtschaft. Die als Befreiungsschlag geplante Kabinettsumbildung wurde von Öffentlichkeit und Presse am Wochenende mehr mit Schulterzucken denn mit Erleichterung hingenommen. „Selbes Rezept, anderer Koch“, titelte die linke Eleftherotypia mit Bezug auf den neuen Finanzminister. Venizelos löste in dem Amt Giorgos Papakonstantinou ab, der ins Umweltministerium abgeschoben wurde. Papakonstantinou, in Berlin und Brüssel als vertrauenswürdig geschätzt, hatte in der griechischen Öffentlichkeit im selben Maße an Vertrauen verloren wie er bei EU und IWF an Anerkennung gewann. Indem er seinen stärksten innerparteilichen Rivalen Venizelos einbindet, versucht Papandreou, eine Meuterei der unzufriedenen innerparteilichen Kritiker zu verhindern. Vergangene Woche hatten mehrere Pasok-Abgeordnete ihren Rücktritt erklärt. Noch hat die Partei aber eine Mehrheit von 155 Abgeordneten im 300 Sitze zählenden Parlament.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) warf den japanischen Stellen vor, nicht richtig auf die Atomkatastrophe reagiert zu haben. Zu diesem Schluss kam die IAEA in einem Untersuchungsbericht, der an diesem Montag zum Auftakt einer Konferenz zur Atomsicherheit in Wien vorgestellt werden soll. Das Land habe nicht auf ein IAEA-Übereinkommen für Hilfsleistungen zurückgegriffen und von der Behörde empfohlene Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Bedrohungen von außen nicht richtig umgesetzt. Diese sind für die IAEA-Mitgliedstaaten allerdings nicht bindend. Seit dem Erdbeben und der TsunamiKatastrophe vom 11. März, die zu dem Atomunglück in Fukushima führten, stehen 35 der 54 Atomreaktoren in Japan wegen Erdbebenschäden oder RoutineInspektionen still. Seither wurde die Region immer wieder von Nachbeben erschüttert. Erst am Samstag ereignete sich ein weiteres Beben der Stärke 5,9. Abgesehen von den Meilern in Fukushima seien alle anderen Reaktoren aber sicher, behauptet Industrieminister Banri Kaieda. Er bat die lokalen Behörden um Zusammenarbeit, um diese Anlagen nach einer Überprüfung wieder ans Netz nehmen zu können. Die Japaner stehen der Atomkraft seit der Atomkatastrophe allerdings skeptisch gegenüber. Einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage zufolge sprechen sich 82 Prozent der Japaner für einen Ausstieg aus der Atomenergie aus. Die Regierung von Ministerpräsident Naoto Kan hat eine Energiewende angekündigt und will künftig mehr auf erneuerbare Energien setzen. Industrieminister Kaieda betonte jedoch, wie wichtig auch die Atomkraft sei, um die Industrie und die Haushalte mit Strom zu versorgen. AFP

FPÖ strebt Kanzlermehrheit an Graz – Mit einem Kanzlerkandidaten Heinz-Christian Strache und einem neuen Programm will die österreichische Rechtspartei FPÖ die Regierung erobern. Strache stellte beim Parteitag am Samstag in Graz den Anspruch auf die Kanzlerschaft für die Nationalratswahlen 2013 und wurde mit 94,36 Prozent der Stimmen als Parteichef wiedergewählt. Nach mehreren Umfragen könnte die FPÖ nach den Wahlen mit die stärkste Partei in Österreich werden. „Ja, ich stelle den Anspruch, denn ich bin davon überzeugt, ein besserer Kanzler für Österreich zu sein, als dieser Herr Werner Faymann“, sagte Strache mit Blick auf den Amtsinhaber. Die FPÖ sei auf dem Weg Richtung Großpartei. Wird er Kanzler, wolle er zugleich auch das Amt des Innenministers ausüben, sagte der 42-jährige gelernte Zahntechniker den Oberösterreichischen Nachrichten. Zudem stand am Nachmittag ein als „zehn freiheitliche Gebote“ deklariertes fremden- wie europafeindliches neues Parteiprogramm zur Abstimmung. Darin ist ein neues Bekenntnis zur „deutschen Volks-, Sprachund Kulturgemeinschaft“ enthalten, berichtet die österreichische Nachrichtenagentur APA. Klar werde auch gemacht, dass Österreich kein Einwanderungsland sei. Nach einer vom Nachrichtenmagazin Profil in Auftrag gegebenen Umfrage könnte die FPÖ bei den Wahlen erstmals mit der sozialdemokratischen SPÖ stärkste Kraft im Land werden. Je 27 Prozent der Österreicher würden für die FPÖ und die SPÖ stimmen. Bei den Wahlen 2008 kam die Rechtspartei auf 17,5 Prozent. Die konservative ÖVP käme demnach nur auf 24 Prozent. dpa


Montag, 20. Juni 2011

Ewiger Kampf wider die Lüge Sacharows Witwe Jelena Bonner gestorben Moskau – Sie war schon 87, aber Jelena Bonner ließ ihr Russland noch immer nicht in Ruhe, so wie auch Russland ihr nie wirklich Ruhe gelassen hat. Dazu war sie zu besorgt über das, was in ihrem Land geschieht. Ein Jahr ist es her, da unterschrieb sie einen aufsehenerregenden Aufruf, eine Internet-Kampagne gegen Wladimir Putin. Unter Putin sei das Land zu einem „unberechenbaren und korrupten Staat“ geworden; seine Politik verwandle das Volk „in eine willenund seelenlose amoralische Masse“. Es war eine kompromisslose Streitschrift, die in die Forderung mündete: Putin muss zurücktreten. Jelena Bonners Name stand als erster auf der Liste. Der Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow galt als das Gewissen Russlands. Jelena Bonner, seine Frau und engste Mitarbeiterin, verwaltete nach seinem Tod dieses gewaltige Erbe. Jetzt ist auch Bonner gestorben, am Samstag in Boston, an Herzversagen, im Alter von 88 Jahren. „Das ist ein großer Verlust, nicht nur für die Menschenrechtsbewegung“, sagte Ljudmila Alexejewa, die Leiterin der Moskauer Helsinki-Gruppe. Und der russische Menschenrechtler Lew Ponomarjow sagte: „Mir ist schwer auf der Seele.“ Bonner hat das Leben, die Politik in Russland, immer als bedrückend, oft als unerträglich empfunden. Die Sowjetepoche ohnehin, aber auch das postsowjetische Russland, die Tschetschenien-Kriege, die ungezügelte Macht der Oligarchen, die Rückkehr der Staatsordnung, Putins Machtvertikale, das Fehlen der Demokratie. „Eine Gesellschaft, die in der Lüge erzogen und mit ihr gefüttert wurde, ist nicht fähig, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen“, sagte sie im Jahr 2000, als sie den Hannah-Arendt-Preis erhielt, in einer Rede über „die Ruinen des Totalitarismus“. Als sie noch zur Schule ging und später zur Universität, hat sie viele der damaligen Lügen noch nicht erkannt. Aber sie spürte zunehmend „die Atmosphäre totaler Angst“, erlebte die Verhaftung ihrer Eltern, den Tod ihres Vaters, die Verbannung ihrer Mutter. Bonner begann gegen das Unrecht zu kämpfen, so gut das eben ging. Sie war schon eine Menschenrechtlerin, als sie den Physiker Andrej

HBG

POLITIK

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 7

Alle gegen Obama

Ausland

In den USA wächst der Unmut darüber, dass das Land so viele Kriege führt / Kritik an Alleingang des Präsidenten Von Reymer Klüver Washington – In den USA wächst der Unmut über die kriegerischen Verstrickungen Amerikas. Im Kongress erwägen Demokraten und Republikaner Resolutionen gegen die Intervention in Libyen. Die Bürgermeisterkonferenz der Vereinigten Staaten will die US-Regierung auffordern, die Kriege in Irak und Afghanistan umgehend zu beenden. Eine solche Resolution hatte es zuletzt zu Zeiten des Vietnamkriegs gegeben. Der scheidende Verteidigungsminister Robert Gates, ein Republikaner, warnte in einem Interview vor neuen kriegerischen Abenteuern. Und im US-Kongress wächst die Empörung über die Rechtfertigung Präsident Barack Obamas, dass es nicht nötig sei, im Libyen-Konflikt den Kongress einzuschalten, weil es sich dort gar nicht um einen richtigen Krieg handle – zumal inzwischen herausgekommen ist, dass sowohl das Pentagon, als auch das Justizministerium diese Argumentation als unhaltbar betrachten. Obama hatte den Kongress Mitte vergangener Woche informiert, dass die USA in Libyen nicht in „Feindseligkeiten“ im klassischen Sinn verwickelt seien. Das US-Militär unterstütze die NatoAlliierten lediglich bei deren Angriffen, unter anderem mit der Luftbetankung von Flugzeugen und mit Aufklärungsdrohnen. Deswegen träfen die Bestimmungen der sogenannten War Powers Resolution nicht zu. Danach hätte der Präsident den Kongress innerhalb von 60 Tagen nach Beginn der Feindseligkeiten um die Genehmigung des Einsatzes bitten oder aber ihn binnen weiterer 30 Ta-

Deutschland bietet Schutz Genf – Unter allen Industriestaaten beherbergt Deutschland die meisten Flüchtlinge. Wie aus einem am Montag in Genf veröffentlichten Bericht des Flüchtlingshilfswerks UNHCR hervorgeht, leben in der Bundesrepublik rund 594 000 Menschen, die sich vor Krieg, Gewalt und Unterdrückung in Sicherheit gebracht haben. Die USA weisen unter den reichen Ländern mit 264 000 die zweithöchste Zahl an Flüchtlingen auf, gefolgt von Großbritannien mit 238 000. epd

Selbst das Pentagon und das Justizministerium halten Obamas Argumente für unhaltbar. ge beenden müssen. Beide Fristen hat Obama verstreichen lassen, ohne den Kongress einzuschalten. Am Samstag kam nun heraus, dass das Office of Legal Counsel des Justizministeriums und Juristen des Pentagon diese Definition als unhaltbar einschätzen. Obama hat die Entscheidung offenbar persönlich gefällt und sich über ihre Expertise hinwegzusetzen. Das ist von außerordentlicher Brisanz: Normalerweise steckt das Office of Legal Counsel in strittigen Fragen den rechtlichen Kurs der US-Regierung ab. Obama hatte das Office jedoch nicht um eine formelle Stellungnahme, sondern lediglich um eine Einschätzung gebeten. Obama ist selbst Verfassungsjurist. Der republikanische Kongressabgeordnete Michael Turner wirft dem Präsidenten nun „rechtliche Verrenkungen“ vor. Er hat mittlerweile eine Resolution eingebracht, in der das US- Engagement in Libyen ausdrücklich missbilligt wird. „Das muss aufhören“, sagte Turner. Allerdings ist noch nicht klar, ob Turners Vorstoß, der von einer Reihe republikanischer Abgeordneter unterstützt wird, auch Billigung findet beim Sprecher des

Spanier protestieren

Libyer vor einem zerstörten Haus in Tripolis: US-Präsident Obama sagt, dass es sich bei dem Kampf gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi nicht um einen Krieg handelt – der Kongress in Washington sieht das anders. Foto: Jadallah/Reuters Repräsentantenhauses, John Boehner, der ebenfalls Republikaner ist. Bisher hatte Boehner eine Konfrontation mit Obama in dieser Frage vermieden. Der demokratische Kongressabgeordnete Dennis Kucinich, ein ausgewiesener Gegner der kriegerischen Verwicklungen der USA, kündigte für kommende Woche eine Gesetzesvorlage an, mit deren Hilfe die Finanzmittel für den Libyen-Einsatz gestrichen werden soll. Ein entsprechendes Gesetz hatte der Kongress am Ende des Vietnamkriegs verabschiedet. Der zur Zeit tagenden Bürgermeisterkonferenz der USA, an der rund 1200 Vertreter von Städten mit mehr als 30 000 Einwohnern teilnehmen, liegt ferner eine Resolution vor, in der ein rasches Ende der Kriege in Afghanistan und Irak verlangt wird. Der US-Kongress wird aufgerufen, die 126 Milliar-

den Dollar für die beiden Kriege pro Jahr künftig für dringend nötige Vorhaben in den USA selbst zu verwenden. Die Vorstellung, „dass wir Brücken in Bagdad und Kandahar bauen und nicht in Baltimore und Kansas City, ist doch irrsinnig“, sagte der Bürgermeister von Los Angeles, Antonio Villaraigossa. Allgemein wird erwartet, dass die Resolution am Montag eine Mehrheit in der Bürgermeisterkonferenz finden wird – ein Gradmesser dafür, wie verbreitet inzwischen der Unmut in den USA über die scheinbar endlosen Kriege ist. In einem Interview mit der New York Times warnte der scheidende Verteidigungsminister Robert Gates vor weiteren kriegerischen Engagements. „Als ich diesen Job übernahm, führten die Vereinigten Staaten zwei sehr schwierige, sehr kostspielige Kriege“, sagte Gates, den

der damalige Präsident George W. Bush im Dezember 2006 in sein Amt berufen hatte. „Ich bin der Auffassung: Lasst uns die beenden, ehe wir nach anderen Ausschau halten.“ Wenn die USA angegriffen würden, müssten sie sich wehren. In sogenannten wars of choice aber, also Kriegen, die Amerika nicht aufgenötigt würden, solle man künftig „vorsichtiger“ sein. Das ist eine kaum verhüllte Kritik am Irak-Krieg. Gates hatte Präsident Obama auch von einer Intervention in Libyen abgeraten. Auf die Frage, ob er weitere militärische Operation abgewendet habe, sagte Gates nur, dass er hoffe, „uns in den vergangenen viereinhalb Jahren von einigen Dummheiten abgehalten zu haben“. Dies dürfte ein Hinweis darauf sein, dass Gates Angriffspläne auf Iran, die unter Präsident George W. Bush diskutiert wurden, abgewendet hat.

Tote bei Nato-Luftangriff in Tripolis Libysche Regierung beklagt Bombardement ziviler Gebäude / Bündnis will Vorfall untersuchen Rede vor dem Europaparlament: Jelena Bonner im Jahr 2008. Foto: Reuters Sacharow 1970 kennenlernte. Nach ihrer Heirat bildeten Sacharow und Bonner den vielleicht wichtigsten Kern der sowjetischen Dissidentenbewegung. Als Sacharow nach Gorki, dem heutigen Nischni Nowgorod, in die Verbannung geschickt wurde, war es Bonner, die nach Moskau pendeln durfte und den Kontakt mit Freunden pflegte. Bis ihr auch das verboten wurde. Michail Gorbatschow hob die Verbannung 1986 auf, wirklich frei aber fühlte sich Bonner in ihrer Heimat nie mehr. Frank Nienhuysen

Von Sonja Zekri Kairo – Wenige Stunden, nachdem die Nato irrtümlich einen Konvoi der Rebellen im Osten Libyens bombardiert hat, sind in Tripolis bei einem Nato-Luftangriff laut libyscher Regierung sieben Menschen gestorben. In der Nacht zu Sonntag präsentierte die Regierung Journalisten in Tripolis ein zerstörtes Wohnhaus im Osten der Stadt, in dem mindestens vier Menschen bei einem Nato-Angriff gestorben sein sollen. In einem Krankenhaus wurden vier Leichen gezeigt, darunter der Körper eines Kindes. Um das zerstörte Haus waren keine militärischen Anlagen zu erkennen. Der

stellvertretende Außenminister Chaled Kaim sprach nach Agenturangaben von einem „vorsätzlichen Angriff auf zivile Gebäude“: Dies sei ein neuer Hinweis auf die „Brutalität des Westens“. Die libysche Regierung hatte zuvor öfter Tote und Verwundete als zivile Nato-Opfer präsentiert, allerdings waren sie selten glaubwürdig. Die Nato will den Vorfall nun aber untersuchen. Oberstleutnant Mike Bracken sagte der BBC, in der Nacht zu Sonntag seien tatsächlich Angriffe auf Tripolis geflogen worden: „Technik ist eine fantastische Sache, aber sie kann auch fehlschlagen.“ Am Donnerstag hatte die Allianz in der Nähe von Brega nach eigenen Anga-

ben „in einem ausgesprochen komplexen“ und unübersichtlichen Gefecht Militärfahrzeuge und Panzer angegriffen, die zu einer Patrouille der Opposition gehörten. Später erklärte die Nato: „Falls es durch diesen unglücklichen Vorfall zu Todesfällen oder Verletzungen gekommen sein sollte, bedauern wir dies.“ Die Rebellen warfen dem Westen vor, die versprochenen Hilfsgelder zurückzuhalten. Ali Tarhuni, im Osten des Landes für Finanzen zuständig, sagte: „Da ist bisher nichts geschehen. Und ich meine wirklich nichts.“ Auf Konferenzen hielten westliche und arabische Politiker „großartige Reden“, finanziell aber sei die internationale Gemeinschaft „ein to-

taler Ausfall“. Europa, Amerika und einige arabische Staaten hatten den Rebellen unlängst über eine Milliarde Dollar an Hilfszahlungen zugesagt. Laut Tarhuni koste die Aufständischen allein der Militäreinsatz pro Tag 60 Millionen Euro. Unterstützt von der Nato sind die Rebellen in den vergangenen Wochen um Gaddafis Bastion in Tripolis vorgerückt. Am Wochenende kam es zu Gefechten im grenznahen Nalut. Hier versuchen die Aufständischen, sich von den NafusaBergen zur Hauptstadt vorzukämpfen. Gaddafis Truppen wiederum bemühen sich, mit der Einnahme eines Grenzpostens den Rebellen den Nachschub aus Tunesien abzuschneiden.

Königliches Reförmchen Mohammed VI. kündigt den Übergang Marokkos zur konstitutionellen Monarchie an, doch der Protestbewegung gehen die Pläne nicht weit genug Von Rudolph Chimelli Paris – König Mohammed VI. von Marokko hat den Übergang zu einer konstitutionellen Monarchie proklamiert und sein Volk in einer Fernsehrede am Freitagabend aufgefordert, Reformvorschlägen in einem Plebiszit am 1. Juli zuzustimmen. Seine Person ist in der neuen Version der Verfassung nicht mehr „heilig“, bleibt jedoch „unantastbar“. Der Monarch behält die alleinige Kontrolle über die Armee sowie den Sicherheitsapparat und bleibt als „Befehlshaber der Gläubigen“ oberste Autorität in religiösen Fragen. Die Stellung des Premierministers wird gestärkt. Er kann künftig Minister, Provinzgouverneure und Botschafter ernennen oder das Parlament auflösen. Alle diese Schritte müssen jedoch vom König abgesegnet werden. Auch der Regierungschef selber wird vom König eingesetzt. Er muss aber für dieses Amt künftig eine Person aus der Partei bestimmen, die aus den Wahlen als stärkste hervorgeht. Bisher konnte der Monarch den Premierminister nach seinem freien Ermessen ernennen. Die „Bewegung des 20. Februar“, die durch ihre friedlichen Demonstrationen den Reformprozess in Gang brachte, hat am Wochenende durch ihre Sprecher erklärt, dass der Verfassungsentwurf „nicht unseren wesentlichen Forderungen entspricht“. Die Bewegung verlangt eine wirksame Gewaltenteilung, Einfüh-

rung der parlamentarischen Monarchie, die energische Bekämpfung der Korruption und ein Ende der undurchsichtigen Rolle des Machtapparats des Königspalasts auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft. Von der Abschaffung der Todesstrafe oder vom Wahlrecht für Exil-Marokkaner, die potentiell ein Zehntel der Stimmberechtigten ausmachen, sprach Mohammed VI. nicht. Für Sonntag hat die Bewegung, die seit Februar in regelmäßigen Abständen demonstriert, an ihren Aufrufen zu Kundgebungen in Rabat, Casablanca, Tanger, Marrakesch und Fes festgehalten. Im Lauf der vergangenen Monate hatte sich jedoch die Zahl der Teilnehmer fortlaufend verringert. Zuletzt protestierten am 5. Juni an 180 Orten insgesamt nur noch 20 000 Demonstranten. „Das Verfassungsprojekt ändert nicht viel am jetzigen Stand“, sagte eine Lehrerin in der Hauptstadt, die für die Bewegung sprach. Die islamistische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD), die über 46 der 325 Parlamentsmandate verfügt, hatte am Wochenende noch nicht entschieden, ob sie ihre Anhänger zur Zustimmung beim Volksentscheid aufrufen wird. Sie erkennt „wichtige Fortschritte“ an, beanstandet aber, dass der Entwurf die „Glaubensfreiheit im Rahmen der Gesetze“ garantiert, obwohl der Islam Staatsreligion bleibt. „Was heißt das?“ fragt PJD-Generalsekretär Abdeli-

Massenstreik angekündigt London – Die größte Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst in Großbritannien hat einen Massenstreik gegen den Sparkurs der Regierung angekündigt. Der Ausstand werde der größte seit fast hundert Jahren werden, erklärte am Samstag Gewerkschaftschef Dave Prentis, dessen Organisation 1,4 Millionen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes vertritt. „Diesmal werden wir gewinnen“, sagte Prentis unter Hinweis auf die Bergarbeiter-Streiks 1984 und 1985, die mit einem Sieg der damaligen konservativen Regierungschefin Margaret Thatcher endeten. Der Unmut über die Pläne des jetzigen konservativ-liberalen Kabinetts wachse, erklärte Prentis in einem Interview mit dem Guardian. „Der Ausstand wird der größte seit dem Generalstreik.“ 1926 hatten mehr als drei Millionen Menschen aus Protest gegen Lohnsenkungen für Bergarbeiter neun Tage lang das Land lahmgelegt. Die Regierung will im öffentlichen Dienst binnen vier Jahren 330 000 Arbeitsplätze abbauen und 81 Milliarden Pfund (rund 92 Milliarden Euro) einsparen. (Seite 4) Reuters

Durch seine Politik der begrenzten Reformen von oben ist es dem König bisher gelungen, ein Übergreifen der revolutionären Bewegungen anderer arabischer Staaten auf Marokko zu verhindern. Ein einziges Attentat, das seit Beginn der Proteste am 28. April in Marrakesch verübt wurde und 17. Tote forderte, hatte mit der Bewegung des 20. Februar nichts zu

Der Monarch soll laut Verfassung nicht mehr „heilig“ sein, aber immer noch „unantastbar“.

Durch seine Politik der begrenzten Reformen ist es König Mohammed (rechts) bisher gelungen, eine Revolution in seinem Land zu verhindern. Foto: Reuters lah Benkirane. „Bedeutet es, dass Laizisten das Fasten im Ramadan öffentlich brechen dürfen, oder dass sexuelle Ungebundenheit und Homosexualität geläufige Praktiken werden?“ Der Chef der Partei, die als „die Islamisten seiner Majestät“ gelten, fürchtet als Folge Schaden für die islamische Identität Marokkos. Viel Beifall dürfte der König bei der Volksgruppe der Berber finden, denn das

Projekt erkennt ihre Sprache Amazight als zweite Staatssprache neben dem Arabischen an. Ein großer Teil der 32 Millionen Marokkaner hat einen der drei Amazight-Dialekte als Muttersprache. Ferner sieht der Entwurf die Schaffung eines „Hohen Sicherheitsrates“ vor, der unter dem Vorsitz des Königs für Bedrohungen des Landes im Inneren oder von außen zuständig sein soll.

tun. Es gab nur drei Verhaftungen, unter denen sich der Einzeltäter befand. Nach der Attentatswelle von Casablanca, die im Mai 2003 mehr als 40 Opfer gefordert hatte, waren dagegen im ganzen Land tausende von Verdächtigen verhaftet worden. Während der erlaubten Demonstrationen der Bewegung des 20. Februar hatte die Polizei offensichtlich Anweisung, Gewalt nach Möglichkeit zu vermeiden. Vor allem sollte kein Märtyrer geschaffen werden, denn genau darauf warten die Gegner des Königs. Ein marokkanisches Gegenstück zu dem Tunesier Mohamed Bouazizi, dessen Selbstverbrennung im Dezember am Ursprung der arabischen Revolutionen stand, könnte verheerende Folgen haben. Die soziale Lage ist im Königreich nicht weniger explosiv als sie es in Tunesien war.

Madrid – Spanier aus allen Gesellschaftsschichten haben sich am Sonntag erneut zu Protesten gegen die Regierung des Landes in Madrid versammelt. Weitere Demonstrationszüge gegen hohe Arbeitslosigkeit und den Umgang der nationalen Politiker und Finanzinstitutionen mit der Wirtschaftskrise wurden in Barcelona, Valencia und Sevilla abgehalten. Nach Ausschreitungen in der vergangenen Woche wurden die Märsche jeweils von einem starken Polizeiaufgebot begleitet. In der Hauptstadt kamen mindestens 10 000 Menschen zusammen. In einem Sternmarsch näherten sie sich von sechs Punkten aus dem Parlament. dapd

Kritik an Flüchtlingspolitik Canberra – Die Kritik gegen die Flüchtlingspolitik der australischen Regierung nimmt nun auch in den eigenen Reihen zu. Der linke Flügel der regierenden Labor Partei werde dem Abkommen zum Austausch von Flüchtlingen zwischen Australien und Malaysia nur zustimmen, wenn die UN-Flüchtlingskommission es unterstütze, erklärte ein Sprecher laut Medienberichten. Einer Vereinbarung mit Malaysia zufolge wird Australien von dort 4000 Flüchtlinge aufnehmen. Im Gegenzug soll Australien 800 Bootsflüchtlinge in malaysischen Lagern internieren. Der Kontinent erhofft sich von dem Abkommen einen abschreckenden Effekt auf Menschenhändler. Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen hatte wiederholt Bedenken gegen das Abkommen geäußert. Laut seinen Angaben werden Flüchtlinge in malaysischen Lagern bereits bei kleinen Verstößen gegen die Lagerordnung misshandelt und zur Strafe etwa mit Bambusstöcken ausgepeitscht. KNA

Syriens Armee rückt vor Amman/Beirut – Syrische Sicherheitskräfte haben nach Angaben von Augenzeugen eine Stadt an der Grenze zur Türkei gestürmt, deren Bewohner Flüchtlinge mit Lebensmitteln versorgt haben. Die Soldaten hätten in der Stadt Bdama Häuser niedergebrannt und Dutzende Menschen festgenommen, hieß es. Bdama liegt im Nordwesten etwa zwei Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt. Der Aufstand in Syrien löst inzwischen auch Unruhen im benachbarten Libanon aus. Dort lieferten sich Gegner und Anhänger von Syriens Präsident Baschar al-Assad Feuergefechte, bei denen bis zu sieben Menschen starben. Reuters

Lega Nord droht Berlusconi Pontida – Silvio Berlusconis Koalitionspartner Lega Nord droht dem italienischen Regierungschef mit einem Bruch und verschärft die Spannungen in der Regierung. Lega-Nord-Chef Umberto Bossi sagte am Sonntag auf dem traditionellen Jahrestreffen seiner Partei im lombardischen Pontida, die Führung durch Berlusconi könne bei den nächsten Parlamentswahlen 2013 enden, wenn er die Forderungen der Lega nicht erhöre. Die populistische Lega verlangt stärkere Steuererleichterungen und ein Ende des italienischen Militäreinsatzes in Libyen. Auch sollen vier wichtige Ministerien aus Rom in den Norden verlagert werden. dpa

Flugzeug unter Beschuss Seoul – Südkoreanische Soldaten haben versehentlich eine Passagiermaschine beschossen, die sie für ein nordkoreanisches Flugzeug hielten. Behördenangaben zufolge feuerten sie am Freitag an der Seegrenze zwischen den beiden Staaten mit Gewehren auf eine aus China kommende Maschine. Der Airbus flog außer Reichweite, Passagiere kamen nicht zu Schaden. Die Armee erklärte am Sonntag, die Sicht der Soldaten sei durch Nebel eingeschränkt gewesen. Der Beschuss aus Gewehren habe das Flugzeug jedoch nicht gefährdet, da es zu hoch geflogen sei, sagte ein Armeesprecher. AFP


Seite 8 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

HBG

Montag, 20. Juni 2011

PANORAMA

Verlobung ohne Braut

Heute bei

In Kabul boomt das Geschäft mit Familienfesten – doch selbst bei Hochzeiten müssen Männer und Frauen getrennt feiern Wie herrlich!

Von Tobias Matern

Wälder, Pfahlhäuser, Bauten von Gropius und Le Corbusier sind deutsche Kandidaten fürs Welterbe. Doch nicht alle haben Chancen. Ein interaktiver Überblick: www.sueddeutsche.de/welterbe

Kabul – Die Pforte ist eine Mondsichel, 30 Meter groß und aus Metall gegossen. Sie strahlt hell und kraftvoll, so wie alles hier. Lichterketten in Blau, Grün, Rot und Lila funkeln wild durcheinander. Ein überdimensionierter, weißer Stern blinkt in der Mitte. Die Fassade des modernen Palastes ist aus verdunkeltem Glas, auf dem sich die Lichtspiele spiegeln. Das Gebäude versprüht Las-VegasCharme: Ein Plastik-Springbrunnen sprudelt, von drinnen tönt Musik. Männer mit glänzenden Anzügen springen aus den vorfahrenden Autos. Sie knöpfen sich die Sakkos zu, bevor sie einen letzten, prüfenden Blick in den Seitenspiegel werfen. Die jüngere Generation trägt die Haare gegelt und kommt im legeren FC-Barcelona-T-Shirt oder der Festtagsversion des Shalwar Kamiz – ein langes Hemd mit Pluderhose, bestickt mit Perlenimitaten. Manche Damen kommen in schulterfreien Kleidern von einer anderen Seite, die Mädchen tragen Lackschuhe und aufwendige Frisuren.

Wie hairlich! „Barhaarmas“ oder „Kamm in“: Die Münchener Friseure sind ziemlich originell – zumindest bei der Wahl ihres Salonnamens. Ihre crehairtivsten Einfälle: www.sueddeutsche.de/friseur

Auch in Kabul träumen Menschen von einer Hochzeit im weißen Kleid, mit einer Band und Hunderten Gästen. Und genauso wie überall sonst auf der Welt wollen die Gäste zu solchen Anlässen, essen, trinken, tanzen und flirten – nur geht das in Afghanistan ein bisschen anders als anderswo. Frauen und Männer feiern in verschiedenen Räumen, es gibt Limo statt Wein, und bei Verlobungen muss die Braut nicht mal anwesend sein.

„Die Musik der Bands hat einen negativen Einfluss auf den Verstand.“ Tagsüber ist Kabul eine von Abgasen und Fäkalien verdreckte, staubige Stadt, die dem Besucher nicht wegen ihrer Schönheit, sondern der Luft den Atem raubt. Abends verwandelt sich dieser Moloch. Zumindest in manchen Stadtteilen beginnt das große Glitzern. In Glaspalästen wie der City Star Hall laden wohlhabende Familien zu Hochzeiten und Verlobungen ein. Das ist ein teures Vergnügen, vor allem weil die Gastgeber als Geizhälse gelten, wenn sie nicht mindestens 500 Freunde, Bekannte und Geschäftspartner um sich scharen. Unter 200 Teilnehmern ist in der City Star Hall erst gar kein Raum zu bekommen. Das Geschäft boomt. „Wir haben gerade Hochsaison“, sagt Ramatullah Zaheer. Der LogistikManager der City Star Hall hat wenig Zeit, er hastet von einem potentiellen Auftraggeber zum nächsten. Sein Arbeitsplatz ist ein Raum, in dem Sessel und Zweisitzer großzügig verteilt stehen, und der direkt neben dem blinkenden Hautgebäude gelegen ist. Der Teppich in Zaheers Büro ist flauschig, die ausladenden Obstschalen haben die Form von Schwänen. Auf dem Schreibtisch steht eine Maschine, die Geldscheine zählt, daneben ein vergoldeter Globus. Wer hier seine Kinder verheiratet – Ehen werden in Afghanistan zwischen den Familien arrangiert –, muss betucht sein. Umgerechnet bis zu 15 Euro kostet ein Essen samt Raummiete pro Gast. Ein durchschnittlich verdienender afghanischer Polizist könnte von seinem Monatsgehalt gerade einmal einen einzigen Tisch für zehn Personen decken lassen. Die Männer, die um Zaheers Aufmerksamkeit buhlen, sind offensichtlich nicht bei der Polizei angestellt. Nicht die hohen Preise sind ihr Problem, sondern die

Foto: AP

Termine. Zaheer lächelt geduldig, bietet jedem Interessenten den obligatorischen Tee, Karamellbonbons, Pistazien und viele freundliche Worte an. In den meisten Fällen verweist er auf eine Warteliste. „Wir sind bis August fast komplett ausgebucht“, sagt der 34-Jährige. Allerdings betont er: „Ich gebe religiösen Gruppen, die hier ihre Feste feiern, Nachlässe, aber den Hochzeitsgesellschaften eher nicht.“ Der gläubige Moslem, der durch diese Zeremonien sein Geld verdient, lehnt die Musik ab, die Bands dabei spielen. So etwas sei unislamisch und habe einen „negativen Einfluss auf den Verstand“, findet er. Auch kämen manche Frauen zu leicht bekleidet zu so einem Fest. Die Taliban sind zwar nicht mehr an der Macht, aber Afghanistan ist trotz kleiner liberaler Errungenschaften nach wie vor eine konservativ geprägte Gesellschaft. Die Regierung von Präsident Hamid Karsai plant, das Treiben in den Hochzeitshallen zu reglementieren. Die Damen müssten sich an einen strikten Dresscode der Scharia entsprechend halten, heißt es in einem Gesetzesentwurf: Enge und transparente Kleidung gehöre verboten. Dabei gilt schon die Regel: Frauen

und Männer feiern getrennt. Im hinteren Teil des sich über mehrere Gebäude erstreckenden Komplexes steigt an diesem Abend eine Verlobungsparty. Die Tische sind in Weiß gedeckt. Ausladende Kronleuchter bestrahlen den Saal, der etwa 100 Meter lang ist, besser gesagt: zwei Mal 50 Meter. Ein durch den ganzen Raum verlaufender Sichtschutz hält den männlichen Teil der Gesellschaft davon ab, einen Blick auf das Paar und die weiblichen Gäste zu erhaschen.

Die Männer tanzen unter ihresgleichen – die Frauen sind im Nebenraum. Bis auf engste Angehörige und den zukünftigen Bräutigam sind keine Männer auf der Frauenseite erwünscht. Nur die Band erinnert in den rockig angehauchten, auf Dari gesungenen Songs die Herren an die Schönheit von Damen. In den achtziger Jahren, als die Kommunisten an der Macht waren, feierten die Geschlechter in Afghanistan noch zusammen, erzählt Abdul Ghafoor Rasa, wäh-

rend er die erste Vorspeise kostet: Mandeln mit Zuckerkruste, dazu gibt es Tee. „Heute sitzen meine Frau und unsere Töchter auf der anderen Seite des Raumes“, sagt der 56-Jährige. Sein Sohn ist mit dem Bruder des Bräutigams befreundet. Und damit ist es für dessen Familie Ehrensache, die Rasas einzuladen. Die Kellner in den schwarzen Westen und roten Poloshirts lassen nur wenige Minuten zwischen den Gängen verstreichen. Knusprige Teigtaschen kommen nun auf den Tisch. Rasa erzählt: Während des Bürgerkriegs in den 90er Jahren und dann vor allem unter den Taliban seien große Feste in Kabul nicht möglich gewesen. „Sie haben viel Dunkelheit über dieses Land gebracht, das ist nun zum Glück wieder besser geworden“, sagt er. Die Band legt eine Pause ein, als die mit Chili und Koriander gewürzte Hühnersuppe auf den Tisch kommt. Abdul Ghafoor Rasa lässt sie kalt werden. Er beschreibt wortreich seinen innigsten Wunsch: dass Afghanistan keine Sicherheitsprobleme mehr habe und die Gesellschaft wieder gemischte Hochzeitsfeiern akzeptieren werde. Zwischen Suppe und Hauptgang kommt der zukünftige Bräu-

tigam auf die männliche Seite des Raumes. Der junge Mann trägt einen eleganten grauen Anzug, darunter ein weißes Hemd. Im Gefolge hat er den männlichen Teil seiner Familie. Ein Mullah spricht in einem angrenzenden Zimmer einige Verse aus dem Koran. Es kommt zum Verlobungsversprechen. Die zukünftige Braut ist nicht anwesend, das sei so üblich, erzählt ein Gast. Für sie bestätigt ein Mann aus ihrer Familie das Bündnis. Als die Zeremonie vorbei ist, schreitet der Bräutigam feierlich alle Tische ab, begrüßt die meisten der etwa 300 männlichen Gäste per Handschlag. Die Band beginnt wieder zu spielen, Brüder und Cousins tanzen ausgelassen um den frisch Verlobten. Kurz darauf geht der Bräutigam in den anderen Teil des Saales zurück. Die Kellner tragen nun den Hauptgang auf: Reis mit Rosinen und Mandeln, Hühnchen, Hammel, Oliven und Brot. Dazu gibt es Limonade. Die Männer essen schweigend und schnell. Es dauert nicht lange, bis die Kellner abräumen. Die ersten Gäste machen sich auf den Heimweg. Draußen funkeln und blitzen die Lichter der City Star Hall noch immer.

Facebook-Party gerät außer Kontrolle

Fünf Morde. Und was noch?

Wuppertal – Eine Facebook-Party ist in Wuppertal völlig außer Kontrolle geraten. Eine anonym über die Internetplattform organisierte Massenparty ging in der Nacht zu Samstag mit 16 Verletzten, einem Großeinsatz der Polizei und mehreren Festnahmen zu Ende. Rund 800 meist junge Leute seien einem anonymen Aufruf zu einer Open-Air-Party im Stadtteil Ronsdorf gefolgt, sagte ein Polizeisprecher. Die Stimmung sei zunehmend aggressiv geworden, Teilnehmer hätten Flaschen und Feuerwerkskörper auf Polizisten geschleudert. 41 Menschen seien in Gewahrsam genommen worden, gegen drei von ihnen sei Anzeige wegen Körperverletzung, Landfriedensbruch und Widerstand gegen die Polizei erlassen worden. Sie seien inzwischen wieder auf freiem Fuß. Nordrhein-Westfalens Innenminister, Ralf Jäger (SPD), zeigte sich besorgt angesichts der Sicherheitsrisiken durch massenhaft über Facebook verschickte Partyeinladungen. Bei einem Andrang von Hunderten oder Tausenden Jugendlichen könne sich die Lage so verschärfen, „dass von einer solchen Veranstaltung Gefahr ausgeht“. AFP

Die Polizei in Kiel überprüft, ob der mutmaßliche Serientäter Hans-Jürgen S. tatsächlich vor 27 Jahren aufhörte zu töten

Zeugen entlasten Amanda Knox Perugia – Im Berufungsverfahren gegen die in Italien wegen Mordes verurteilte US-Studentin Amanda Knox haben zwei Zeugen die Angeklagte entlastet. Die 23-jährige Knox und ihr italienischer Ex-Freund Raffaele Sollecito hätten mit dem Mord an der britischen Studentin Meredith Kercher 2007 nichts zu tun, sagten die beiden Kriminellen Mario Alessi und Luciano Aviello am Samstag vor dem Berufungsgericht im mittelitalienischen Perugia. Ein Freund des ebenfalls wegen des Mordes verurteilten Afroitalieners Rudy Guede habe Kercher getötet, sagte der wegen Mordes an einem Kind verurteilte Alessi. Aviello, ein Boss der Camorra, sagte am Samstag aus, sein Bruder habe Kercher bei dem Versuch, ein Gemälde zu stehlen, getötet. Die aus Seattle stammende Knox und Sollecito waren im Dezember 2009 wegen Mordes an Kercher zu 26 und 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wurde die 21-jährige Studentin aus Großbritannien ermordet, weil sie sich weigerte, bei Sexspielen mitzumachen. AFP

Von Ralf Wiegand Kiel/Hamburg – Hans-Jürgen S. ist 64 Jahre alt, bis vor kurzem war er Maurer und lebte in Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein) ein unauffälliges Leben. Seit dem 5. April ist er Untersuchungshäftling in der Justizvollzugsanstalt Neumünster, und wenn er sich nicht alles ausgedacht hat, was er hinter Gittern völlig überraschend gestand, ist er ein Serienmörder. Die Nachbarn, die in der Siedlung mit S. gewohnt haben, sagen, das hätten sie nie für möglich gehalten. Dieser Herr S., geschieden, Vater zweier Töchter, so ein Guten-Tag-und-gutenWeg-Typ wie Tausende andere auch. Nicht einmal die Polizei hatte eine Ahnung davon, wer ihr da vor gut zehn Wochen ins Netz gegangen ist. Die Beamten der Mordkommission Kiel waren schon froh, einen uralten Fall schließen zu können, als sie in Henstedt-Ulzburg zur Fest-

nahme von Hans-Jürgen S. eintrafen. Die moderne Kriminaltechnik hatte ihnen neue Beweise verschafft. 1984 war im Kreis Segeberg eine 18-jährige Schwesternschülerin ermordet aufgefunden worden, Gisela S. hieß sie. Sie war nach einem Discobesuch als Anhalterin zu ihrem späteren Mörder ins Auto gestiegen, vergewaltigt und mit ihrem eigenen Schal erdrosselt worden. Hans-Jürgen S. war zum Zeitpunkt der Tat 37 Jahre alt. Am Tatort waren DNS–Spuren gesichert worden, die nun durch ein neues Verfahren mit damals von verschiedenen Männern eingesammelten Speichelproben verglichen werden konnten. So hatte sich in den Laboren der Kripo der Link ergeben zwischen dem 27 Jahre alten Verbrechen und dem unauffälligen älteren Herrn aus der Nähe von Hamburg. Er lebte dort, nach der Trennung von seiner Familie, bei seiner 90 Jahre alten Mutter.

Verbrecher, die die Zeit besiegt zu haben glauben, werden immer häufiger von ihren lange zurückliegenden Taten eingeholt. Alte DNS-Spuren sind durch neue Technik besser verwertbar, verbinden Vergangenheit und Gegenwart miteinander. Mord verjährt nie. Sogar die Kleidung von Uwe Barschel, dem in einer Hotel-Badewanne in Genf 1987 zu Tode gekommenen ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, wird noch einmal kriminaltechnisch untersucht. Hans-Jürgen S., berichtete die Kieler Oberstaatsanwältin Birgit Hess unmittelbar nach seiner widerstandslosen Festnahme, habe den Mord an Gabriele S. in vollem Umfang gestanden. Sie sei ein Zufallsopfer gewesen. Dass der große, kräftige Mann aber noch mindestens vier Mal gemordet haben will, kam erst Wochen später heraus. „Er wollte reinen Tisch machen“, sagte Stefan Winkler, Leiter der Kieler Mordkommission. S. gestand

aus heiterem Himmel die Morde an Jutta M. und Renate B. aus dem Jahr 1969, er will 1970 Angela B. umgebracht haben und 1973 die erst 15-jährige Ilse G. Alle in Norddeutschland. S. habe „in Auflauermanier günstige Gelegenheiten abgewartet“, sagte Ermittler Winkler. Fünf Morde. Und was noch? 1993 hatte der mutmaßliche Serienmörder wegen Körperverletzung und Vergewaltigung einer Prostituierten ein Jahr auf Bewährung bekommen. Die Polizei fragt sich jetzt, was er eigentlich in den Jahren zwischen den extremen Ausschlägen in seinem Leben getan hat: zwischen 1973 und 1984, zwischen 1984 und 1993 und in den 18 Jahren seitdem. Dass Triebtäter einfach aufhören, aus freien Stücken, ist eher untypisch. Die Polizei setzt nun Profiler ein, um ungeklärte Mordfälle in ganz Deutschland mit dem Leben von Hans-Jürgen S. abzugleichen. Er bestreitet vehement weitere Taten.

Ehec nistet sich in der Umwelt ein Gefährlicher Darmkeim gelangt vermutlich über Kläranlage in einen Bach – der Erreger zeigt sich als extrem widerstandsfähig Frankfurt am Main – Der aggressive Ehec-Erreger O104:H4 ist möglicherweise über eine Kläranlage in einen Frankfurter Bach gelangt. Nach Einschätzung des Bundesumweltamtes verbreite sich der Erreger über menschliche Fäkalien. Das hessische Umweltministerium hatte am Freitag den Fund des Keims im Erlenbach bestätigt. Kläranlagen verminderten zwar die Zahl der im Abwasser enthaltenen Keime, doch sei damit das Abwasser nicht hygienisch unbelastet, so die hessischen Behörden. Eine Verbindung zur Trinkwasserversorgung bestehe jedoch nicht. „Dass der Keim jetzt im Wasser gefunden wurde, hat mich nicht überrascht“, sagte der Ehec-Forscher Helge Karch aus Münster am Samstag. Karch geht davon aus, dass sich der Darmkeim nun vermehrt in der Umwelt ablagere. „Viele Menschen scheiden derzeit den Erreger aus“, sagte der Professor des Universitätsklinikums Münster (UKM). Über die Fäkalien von Ehec-Patienten könne der Keim in die Umwelt gelangen und sich dort einnisten. Der Erreger bilde eine Schleimschicht, in der er auch längere

Ehec im Wasser: Der Erlenbach bei Frankfurt am Main. Zeiträume gut überstehe, sagte Karch. Die Forscher aus Münster haben zudem herausgefunden, dass der Erreger O104:H4 extrem widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen ist. Er überstehe selbst längere Zeit in saurem Milieu und sei kälteresistent. In den Labor-

Foto: Boris Roessler/dpa

Kühlschränken des Instituts für Hygiene überlebe er bereits seit Wochen bei Temperaturen von fünf Grad Celsius, sagte Karch. Der Ehec-Experte empfiehlt daher, Strategien zu entwickeln, um den Darmkeim dauerhaft zu beseitigen. „Wir müs-

sen verhindern, dass kontaminiertes Wasser zur Berieselung von Gemüsefeldern eingesetzt wird“, sagte der EHEC-Experte. In einer Informationsbroschüre des Bundesumweltamtes heißt es, Ehec könne theoretisch über die Bewässerung auf Obst und Gemüse gelangen. Wasser aus Flüssen und Seen „kann durch Abwassereinleitungen und durch direkten Eintrag von Fäkalien verunreinigt werden und Ehec enthalten“. Daher müsse Wasser, das zur Bewässerung von Obst und Gemüse eingesetzt wird, bestimmte Normen erfüllen. Das Vertrauen der Deutschen in Gemüse steigt indes wieder, seit die Zahl der Neuinfektionen mit Ehec zurückgegangen ist. Laut einer repräsentativen Emnid-Umfrage für die Bild am Sonntag essen 85 Prozent der Deutschen wieder Gurken, Salat und Tomaten. Zweifelsfrei nachgewiesen wurde der aggressive EHEC-Erreger vom Typ O104:H4 bislang auf Sprossen, weshalb vom Verzehr roher Sprossen abgeraten wird. Zwischenzeitlich hatten die Behörden auch empfohlen, Gurken, Tomaten und Blattsalate nicht roh zu essen. Thomas Körbel

LEUTE Barack Obama, 49, US-Präsident, rüstet sich für eine Krise im Weißen Haus. Seine älteste Tochter Malia kommt ins Teenageralter, sie wird am 4. Juli 13 Jahre alt. „Ich erwarte in den nächsten vier bis fünf Jahren zwar kein komplettes Chaos, aber ich weiß sehr gut, dass das Teenageralter kompliziert ist“, sagte der Familienvater dem Sender ABC News. „Ich habe Männer mit Waffen, die um sie herum sind“, sagte er über den Schutz seiner Töchter. „Da steigt kein Junge mit ins Auto, der ein Bier getrunken hat.“ Ein potenzieller männlicher Interessent müsse fürchten, dass der US-Präsident den Secret Service bei Dates vorbeischickt. Obama fügte hinzu: „Malia, Sasha, wenn Ihr das seht: Ich mache nur Spaß“. Brij Bihari Pandey, 108, Indiens ältester Häftling, ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Pandey war 2009 zusammen mit 15 anderen Männern für vier Morde im Jahr 1987 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gerichtsverfahren hatte mehr als 20 Jahre gedauert. Im Gefängnis verschlechterte sich die Gesundheit des Greises jedoch so rapide, dass er gegen Kaution freigelassen wurde. Den Antrag auf Freilassung hatte die Gefängnisverwaltung laut einem Bericht der Agentur Inas selbst gestellt, weil sie die notwendige medizinische Versorgung nicht mehr gewährleisten konnte. David Lundberg, Privatdetektiv, hat einem Obdachlosen in den USA zu Reichtum verholfen. Lundberg spürte in einem Park in Salt Lake City einen Obdachlosen auf, der von seinem im Vorjahr verstorbenen Bruder ein Vermögen geerbt hat. Die Familie des Obdachlosen hatte den Detektiv engagiert, weil sie seit Monaten nichts mehr von dem Mann gehört hatte. Wie viel Geld der Obdachlose genau erhalten soll, wurde nicht bekannt. Lundberg sagte, es handle sich um eine „bedeutende Summe“. Dominique Ela Wisniewski, 20, Fußballfan aus Neuseeland, ist zur „Miss WM 2011“ gewählt worden. Die weite Anreise aus Auckland in den Europapark Rust lohnte sich für Wisniewski. Fußballerisches Wissen gab bei der Wahl nicht den Ausschlag – es ging vor allem um das Erscheinungsbild. Die „Miss WM 2011“ hat bei der WM keine offiziellen Aufgaben und tritt als Werbebotschafterin auf. Foto: AFP Rainald Grebe, 40, Kabarettist, hat seinen Geburtstag am Samstagabend auf der Berliner Waldbühne vor 14 000 Zuschauern gefeiert. Er ritt auf einem weißen Wallach auf die Bühne und gab dann einen Querschnitt durch sein Repertoire zum Besten – unterstützt von Chören, einem Blasorchester, einem Streichquartett und einer Band. Emmanuel Peterfalvi, 44, besser bekannt als Kunstfigur Alfons, hat sich während seiner ersten Zeit in Deutschland über strikte Vorschriften gewundert. Sein erstes Problem seien Verkehrsschilder gewesen, sagte Alfons der Agentur dapd. „In Frankreich gibt es auch Verkehrsschilder, aber bei uns ist das Dekoration. Eine rote Ampel in Frankreich ist ein Vorschlag“, sagte der Reporter, der mittlerweile seit 20 Jahren in Deutschland lebt. Udo Lindenberg, 65, Musiker, möchte Schülern die DDR-Geschichte vermitteln. „Viele junge Leute denken ja, die DDR war ein Insektizid und Honecker war eine Knackwurstfirma“, sagte der Musiker der Bild-Zeitung. Auch was die Mauer war, wüssten heute viele nicht mehr. Nach den Sommerferien wolle er deshalb Schüler aus Berlin in sein Musical „Hinterm Horizont“ einladen und mit ihnen über Geschichte sprechen.

Rabbiner verhängen Todesstrafe gegen Hund Jerusalem – Ein Rabbinergericht in Jerusalem hat einen streunenden Hund zum Tod durch Steinigung verurteilt. Wie israelische Medien berichteten, gehen die Rabbiner davon aus, dass die Seele eines vor Jahren verstorbenen Anwalts auf den Hund übergegangen sei. Dieser habe die Rabbiner vor 20 Jahren beleidigt. Die Rabbiner verfluchten den Mann damals; seine Seele möge in den Körper eines Hundes übergehen. Den Berichten zufolge war der Hund vor einigen Wochen in das Finanzgericht nahe dem ultraorthodoxen Viertel Mea Schearim eingedrungen und hatte sich nicht vertreiben lassen. Hunde gelten nach dem jüdischen Religionsgesetz als unreine Tiere. KNA


FEUILLETON

Montag, 20. Juni 2011

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Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 9

Soll und Klagen

HEUTE FEUILLETON

Grandezza in Dezibel gemessen

Warum nur schlägt den Griechen so viel Verachtung entgegen? Adam Smith, der mit der Formel von der „unsichtbaren Hand“ die Marktwirtschaft in ein absolutes Heilsversprechen verwandelte, verfasste auch eine „Theorie der ethischen Gefühle“ (1759). Sympathie, erklärte er darin, reagiere auf unverdientes Glück und auf unverdiente Niederlagen. Diese Lehre ist das moralische Gegenüber jenes Erlösungsversprechens. Denn sie trennt die Handlung von der Absicht. Diese Scheidung, erklärt der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl in einem Gespräch mit Alexander Kluge, das in seinem Buch „Soll und Haben“ (Berlin 2009) dokumentiert ist, sei zu jener Zeit etwas Neues gewesen: „Es finden Ereignisse statt, die die moralische Welt bestimmen, die aber nicht mehr durch das Reich der Verantwortung, der Schuldzuweisung, also der moralischen Verursachung erklärt werden können.“ Das heißt umgekehrt, dass, wer an seiner Niederlage selbst schuld sein soll, auf Mitgefühl nicht zählen kann. Was das wiederum bedeutet, erfahren gegenwärtig die Griechen. In einem nationalistischen Furor, der in der Geschichte der Europäischen Union beispiellos ist, gelten die Griechen gegenwärtig als ein Volk arbeitsscheuer, korrupter und zu einer gemeinsamen Anstrengung für die eigene Volkswirtschaft unfähiger Menschen, die jahre-, wenn nicht jahrzehntelang „über ihre Verhältnisse“ gelebt haben sollen. Die einfache Haushaltsregel, dass man, wenigstens langfristig, nicht mehr Geld ausgeben sollte, als man einnimmt, kann mit diesen „Verhältnissen“ indessen nicht gemeint sein. Denn an die alte Regel der Währungsunion, die Neuverschuldung eines jeden Mitgliedslandes dürfe drei Prozent des Bruttosozialprodukts nicht überschreiten, halten sich (die Daten gelten für das vergangene Jahr) nur noch Finnland und Luxemburg. Um von deutschen „Verhältnissen“ gar nicht erst anzufangen: Könnte man die Schulden des Gemeinwesens auf jeden Bürger umlegen, läge Bremen ungefähr auf gleichem Niveau wie Griechenland. Wenn die Bundesrepublik gegenwärtig nur mit etwa achtzig Prozent des Bruttosozialprodukts verschuldet ist, dann liegt das auch daran, dass die zukünftigen Kosten für Renten und Krankenversorgung nicht angemessen eingerechnet sind. Und weil das in anderen Bundesländern und in anderen Staaten der Europäischen Union nicht anders ist, spiegelt sich in Griechenland nur eine europäische Normalität.

An die Neuverschuldungsregeln halten sich inzwischen nur noch Finnland und Luxemburg Trotzdem gilt das Land seit nun mehr als einem Jahr als der schlimmste Schurkenstaat der Währungsunion. Das liegt daran, dass Griechenland der erste Staat ist, dessen Wirtschaft am inneren Widerspruch der Europäischen Union zugrunde geht: Die Gemeinschaft gibt es nur, weil jeder ihrer Staaten gegen alle anderen konkurriert, aber für sich genommen, mit seiner Industrie und seinem Markt, zu klein ist, um sich global zu behaupten. Und weil das so ist, honorierte die Finanzwirtschaft jeden dieser Staaten (und vor allem die kleinen) mit Krediten, die eine Nation allein nie hätte erhalten können. Die Kredite aber waren notwendig, um, durch Investitionen in die Infrastruktur etwa, mehr Kapital anzuziehen und also erfolgreicher wirtschaften zu können. Und weil das alle taten, und weil es in der Europäischen Union Staaten von größerer und von kleinerer wirtschaftlicher Kraft gibt – verlor Griechenland diesen Wettbewerb. Das brutale Ressentiment, das dieser Nation seit nun über einem Jahr entgegenschlägt, richtet sich also auf den Versager. Griechenland, das ist der Staat, der seine Niederlage selbst verursachte. Ihm gilt das Gegenteil der „Sympathie“, die Adam Smith für den unschuldigen Verlierer vorgesehen hatte, nämlich die Verachtung. Aber ist daran nicht etwas Wahres oder zumindest Berechtigtes, wenn man das Ausmaß der Korruption oder der Steuerhinterziehung in Griechenland bedenkt? Nun, auch das ist moralisch gedacht, und zwar nicht nur, weil es auch in anderen europäischen Staaten korrupte Beamte und listige Steuerzahler gibt. Denn wenn es keine Wirtschaft gibt, um die neue Infrastruktur zu nutzen, und wenn es trotzdem irgendwie vorangehen muss, dann muss der Staat zum einzigen großen ökonomischen Subjekt werden, mit immer neuen Projekten, die immer neues Kapital anziehen sollen. Und weil das nie geschieht, sondern nur wieder neue Projekte gemacht werden, und weil am Ende einer solchen Spirale der ökonomische und politische Bankrott stehen muss, greift das Gesetz des größtmöglichen privaten Vorteils – nur, dass von einer „unsichtbaren Hand“ nichts zu bemerken ist. Ist also „Sympathie“ angemessen? Nicht unbedingt, und schon gar nicht angesichts des radikalen Nationalismus, den viele Griechen angesichts der ihnen von außen entgegenschlagenden Ressentiments aufzubieten scheinen. Aber dass an solchen „Verhältnissen“, ganz gleichgültig, ob man nun „über“ oder „unter“ ihnen lebt, etwas grundsätzlich nicht in Ordnung sein kann: Das wäre ein paar Gedanken wert. Zumal der gegenwärtig geltende Plan für Griechenland, nämlich das Land durch Verarmung zahlungsfähig zu machen, selbst nach einer Trennung von Handlung und Absicht aussieht. THOMAS STEINFELD

Laut und hart, dabei leicht und fröhlich: die „Foo Fighters“ in Berlin Seite 11

LITERATUR

Die Mutige Prinzessin und Kriegsgegnerin: eine Biographie der Therese von Bayern Seite 12

MEDIEN

Seine lange Strecke Thomas Bellut wird ZDF-Chef – vorher baut er noch einiges um Seite 13

DAS POLITISCHE BUCH

Verlacht und vergöttert Die Karriere des Geschäftsmannes und Frauenverstehers Udo Proksch Seite 14 www.sueddeutsche.de/kultur

Der Meister des Signature Sound Zum Tod des RockSaxophonisten Clarence Clemons

Kronzeuge romantischer Malerei, Zeitzeuge der Entstehung der Forstwissenschaft: Caspar David Friedrichs „Einsamer Baum“ (1822)

Foto: akg-images

Die Schönheit des Waldbaus Die Forstakademie Tharandt feiert ihren zweihundertsten Geburtstag– und die Entdeckung der Nachhaltigkeit Ein wunderbares, ein erhebendes Bild von Caspar David Friedrich: der „Einsame Baum“, eine frei stehende Eiche, der die Fläche, auf der er steht, beherrscht. Er hat sich über Jahrhunderte nach allen Seiten ohne Eile allein nach seinen Wuchsgesetzen entfalten können, ist jetzt alt und dem Ende nah, wie der Tag, der sich zum Abend neigt; ein Stück pflanzlichen Daseins, das in unaufdringlicher aber starker Symbolik für die Lebensbahn des Menschen steht. Und doch kann man dieses Gemälde der Romantik auch mit ganz anderen Augen sehen. Nur darum hat dieser Baum in solch freier Größe emporsteigen können, weil ihm seine Mit-Bäume entschwunden sind. In einer Epoche, die das Holz als wichtigsten Bau- und nahezu einzigen Brennstoff brauchte, die dem Wald das Laub entnahm, um zu düngen, und die Herden hineintrieb, damit sie sich an Eicheln und jungen Trieben satt fraßen, ging der Wald zugrunde. Die Stämme wurden weit schneller entnommen, als sie nachwuchsen, neue Bäume kamen unter dem Verbiss des Viehs nicht hoch, der Boden war ausgepowert. Nur die ältesten, größten Exemplare, deren Holz zu krumm für den Zimmermann und deren Blätter zu hoch für das Vieh waren, blieben erhalten. Was Friedrichs Bild dem Blick des Ökologen zeigt, ist ein Wald im Zustand der Verwüstung, eine „Heide“ nurmehr, wie man damals sagte; der einsame Baum prangt als ein trauriger König, dem sein Volk abhanden kam. Der deutsche Wald um 1800 war am Ende. Da aber die Volkswirtschaft verzweifelt auf die Verfügbarkeit von Holz angewiesen blieb, musste dringend etwas geschehen. Wollte man diese unentbehrliche Ressource dauerhaft nutzen, so hatte man offenbar dafür zu sorgen, dass von ihr genau so viel nachwuchs, wie man verbrauchte. Als Forderung wurde das bereits Anfang des 18. Jahrhunderts von dem Kameralisten Hans Carl von Carlowitz formuliert; doch es mussten weitere hundert Jahre vergehen, in denen die Not aufs Höchste stieg, damit sie umgesetzt wurde. Und zwar tat dies Heinrich Cotta. 1763 als Sohn eines Försters in der thüringischen Rhön geboren und in seiner Jugend als Jägerbursche tätig, studierte er ab 1780 in Jena Mathematik, Finanzund Vermessungswesen – genau die Kombination aus praktischer Erfahrung und Wissenschaft, die hier erforderlich war. Seit 1789 war er „Forstläufer“, später Förster in Diensten des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Insbesondere die Herzoginmutter Anna Amalia interessierte sich für seine Ideen; und noch Jahrzehnte später stand er im Austausch mit Goethe. Das Ansehen, das er sich in dem kleinen thüringischen Staat erworben hatte, verschaffte ihm 1810 einen Ruf als „Forstrat und Direktor der Forstvermessung und Taxation“ nach Dresden – was er nur unter der Bedingung annahm, eine Forstschule gründen zu dürfen. Als Standort wählte er das Städtchen Tharandt, das am Rand eines großen Waldgebiets im engen Tal der Weißeritz lag, etwa zwanzig Kilometer westlich der sächsischen Hauptstadt. Das geschah im Juni 1811, und die Forstakademie, in die sich die Schule rasch verwandelte, befindet sich immer noch dort; sie hat soeben das Jubiläum ihres zweihundertjährigen Bestehens mit einer großen Konferenz begangen. Weit mehr gibt es da zu feiern als bloß den Ge-

burtstag einer Institution, auch wenn es sich um die älteste kontinuierlich bestehende ihrer Art in der Welt handelt: In Tharandt wurde damals das Konzept der Nachhaltigkeit geboren. Ihm war sofort ein durchschlagender Erfolg beschieden. Von den rund tausend Studenten, die in Heinrich Cottas langer Regentschaft bis 1844 die Akademie besuchten, kam die Hälfte von außerhalb Sachsens, rund zehn Prozent darunter aus Ländern wie Russland, der Schweiz und Spanien. Tharandt wurde zur Keimzelle der Forstwissenschaft weltweit, ja des systematischen ökologischen Umgangs mit der Natur überhaupt. Erfolg zeitigt Wucherungen. Kaum ein Terminus ist in letzter Zeit so überstrapaziert worden wie der der „Nachhaltigkeit“. Eine Phrasen-Kolumne der Leipziger Sprach-Zeitschrift Message geht dem heutigen Gebrauch nach und kommt zu dem Befund: „(Der Begriff) bedeutet augenscheinlich nicht nur: fest, pfleglich, anhaltend, irreparabel oder schlimm, sondern ebenso: sichtlich, deutlich, wirklich, gründlich, endgültig, kontinuierlich, stark oder sonderlich.“ Unter anderem werden folgende Belege gegeben: „Die Oboenlinien im schwelgerisch frühromantischen Variationssatz berühren nachhaltig“ und: „In ‚Bild‘ doppelte Lell nachhaltig nach“. Die Nachhaltigkeit hat Kunst, Sport und Alltag erreicht. Aber auch in ihrem Ursprungsbezirk, der Waldwirtschaft, ist es heute alles andere als klar, was genau man unter Nachhaltigkeit verstehen soll und will. Das zeigte sich deutlich (um nicht zu sagen nachhaltig) in den Beiträgen der Tagung, die teils in Tharandt selbst, teils in Dresden stattfand. (Der TU Dresden ist die Akademie heute als Teil der Fakultät Forst-, Hydro- und Geowissenschaften angegliedert.) Den Anfang machten im 19. Jahrhundert zwei Maßnahmen, die heute geradezu als das Gegenteil nachhaltigen Wirtschaftens gelten: die Einrichtung der Monokultur und der Kahlschlag. Man pflanzte große Fichtenplantagen – mehr gaben die erschöpften Böden zunächst einfach nicht her –, in jedem „Schlag“ immer gleichartige und gleichaltrige Bäume zusammen, und wenn das Ende der „Umtriebszeit“ erreicht war, fällte man den ganzen Be-

Johann Heinrich Cotta (1763-1844), der Gründer der Forstakademie in Tharandt Foto: Sammlung Rauch/Interfoto

stand, um im Jahr danach auf der nunmehr freien Fläche neue Sämlinge zu setzen: So wuchs für jeden entnommenen alten Baum exakt ein neuer nach. Das wenigstens war die Theorie. In der Praxis der vergangenen Jahrzehnte haben sich besonders die Fichten-Monokulturen als extrem anfällig für Katastrophen aller Art erwiesen, vom Borkenkäfer bis zum Orkantief. Doch hat man daraus gelernt. „Die Katastrophe“, so formuliert es einer der Teilnehmer, „ist die Grundlage der Walderneuerung.“ So muss man wohl auch das Waldsterben, das uns allen vor fünfundzwanzig Jahren solche Sorgen bereitete, vor allem als ein Phänomen aus dem Umkreis der Nachhaltigkeit betrachten. Heute verfolgt man das Ideal des Misch- und des Dauerwaldes, was heißt, dass man erstens verschiedene Baumarten nebeneinander pflanzt und sie zweitens nicht mehr alle auf einmal erntet, sondern einzeln, je nachdem wie sie schlagreif werden.

„Die Katastrophe“, sagt ein Teilnehmer, „ist die Grundlage der Walderneuerung“ Das geht aber nur, indem man hochmoderne Technik verwendet, den „Harvester“ und den „Forwarder“, die den gehauenen Stamm nicht mehr wie früher stürzen lassen und durchs Gelände schleifen, wobei Boden, Unterholz und Nachbarbäume ruiniert wurden, sondern behutsam herausheben. Diese schweren Maschinen benötigen jedoch in kurzen Abständen schneisenartige „Rückegassen“ und verdichten durch ihr Vieltonnengewicht den Untergrund. Hier tritt der Schaden sozusagen vom linken auf den rechten Fuß. Ist das nachhaltig? Es ist ja auch nicht alles unbedingt ein ökologischer Schaden, was so aussieht. Ein Kahlschlag ist erst einmal ein hässliches viereckiges Loch im Wald. Aber er schafft auf einen Schlag Licht, wo sonst Schatten herrschte, und damit Platz für Biotope, die es im Dauerwald so nicht gibt. Alle scheinen sich einig, dass die Natur geschützt werden muss. Aber dieses Ziel fächert sich, sobald man es aus der Nähe betrachtet, schillernd in mehrere und durchaus widersprüchliche Aspekte auf. Im Hochwald des Spessarts zum Beispiel gibt es unter den Bedingungen der gegenwärtigen Nutzung zwanzig verschiedene Waldtypen; zöge sich der Mensch daraus ganz zurück, würde diese Zahl auf sechs absinken, die Vielfalt sich erheblich verringern. Was also wollen wir – Naturnähe oder Biodiversität? Denn beides zusammen, das funktioniert anscheinend nicht. Der Nationalpark Sächsische Schweiz hat da eine klare Entscheidung getroffen: „Prozessschutz“ geht vor Artenschutz. Wie es sich für eine derartige Konferenz gehört, wird am dritten und letzten Tag eine Exkursion in den Wald unternommen. Mit knapp einhundert Quadratkilometern handelt es sich um den kleinsten der vierzehn deutschen Nationalparks, zugleich um den am stärksten von Besuchern frequentierten. Da kann man die Natur nicht von einem Tag auf den anderen sich selbst überlassen. Erst nach einer Vorlaufzeit von dreißig Jahren sollen hier die menschlichen Eingriffe enden; dann erst tritt die Natur sozusagen in den mündigen Zustand ein. Bis dahin hofft man ihr so weit vorgear-

beitet zu haben, dass sie sich in die gewünschte Richtung fortentwickelt. Zum Beispiel soll bis dahin die standortfremde Weymouthskiefer ausgemerzt sein, die die anderen Baumarten niederkonkurriert und die Waldbrandgefahr vergrößert. Umgekehrt wird in dieser Zeit viel für die Weißtanne geschehen, einen Baum, der im Naturwald vor Beginn der menschlichen Interventionen zahlreich zu finden war, heute aber in Sachsen vom Aussterben bedroht ist. Doch vor zwanzigtausend Jahren gab es hier auch keine Weißtannen, sondern Gletscher oder Steppentundra. Die Natur lässt sich schon deswegen schwer als solche erhalten, weil sie sich selbst ständig verändert. Die Buche wird heute wieder als Charakterbaum des „natürlichen“ Waldes gefördert. Ein Vortrag über ihre Geschichte bot den gemächlichen Schneckengang des natürlichen Wandels im Zeitraffer als ein Ereignis von bestürzender Dynamik dar: In kaum mehr als tausend Jahren hat die Buche Mitteleuropa erobert, blitzartig geradezu nach erdgeschichtlichen Maßstäben – so rasch, dass die typischen Gewächse, die den Buchenwald zu begleiten pflegen, bis heute nicht nachgekommen sind, sondern sich bei uns immer noch die Bodenvegetation des älteren und weithin verdrängten Eichenwalds auch in den Buchenbeständen erhalten hat. Was wäre mithin zu tun, wenn diese Spezies mit einiger Verspätung jetzt doch nachkommen? Soll man sie als Invasoren bekämpfen wie den Bärenklau oder das Riesenspringkraut, oder begrüßen, weil mit ihnen die Natur endlich komplett wäre? Naturschutz heißt, dem Hasen Salz auf den Schwanz zu streuen. Und noch etwas war auf dieser Tagung zu erleben: dass es nach wie vor Bereiche der Wissenschaft gibt, in denen nicht nur Deutschland, sondern auch die deutsche Sprache eine internationale Führungsrolle innehat. Eine Podiumsdiskussion am ersten Tag brachte Tharandter Absolventen aus Cuba und Vietnam, China, Russland, Litauen und Polen zusammen, alle inzwischen bei sich daheim in Schlüsselstellungen tätig, die ihre Diskussion in einem bunt gefärbten Deutsch bestritten. Er habe sein Deutsch von einer italienischen Lehrerin erworben, darum möge man ihm seinen leichten italienischen Akzent verzeihen, scherzte der Russe, und alle lachten, hörten sie doch stattdessen den unverkennbaren schweren russischen Zungenschlag. Der Litauer erhob sich und sagte: „Die englische Sprache passt nicht zur Schönheit des Waldbaus“, allein das Deutsche sei hier angemessen. Dem Besucher, der sich während der Kaffeepause ein bisschen in der Akademie herumtrieb und die Exponate in den Vitrinen besah, wollte es auch so scheinen: Da gab es etwa „Krummschäftigkeit bei Goldregen“ zu beschauen oder „Hohlkehlenbildung unter Hungerast an Eibe“, den ganzen Schöpfungsreichtum unseres zusammengesetzten Substantivs, das jeder, der es liest oder hört, auch ohne Fachmann zu sein sogleich zu begreifen vermag. Die deutsche Sprache steht im Bund mit dem Augenschein. „Druckzwiesel“, das hielte man vielleicht für ein scheues Tier; doch wenn man das zugehörige Objekt erblickt, leuchtet sofort ein, dass hier starke Außenkräfte die Gabelung erzwungen haben. So mündet der Prozess ebenso anschaulich im Hauptwort wie das Wachstum im Holz. BURKHARD MÜLLER

Es gibt im Pop viele markante instrumentale Klänge, „Signature Sounds“ wie den schneidenden Country-Twäng einer Fender-Telecaster-Gitarre oder das perlend-klimpernde Balladen-Piano, das Elton John perfektioniert hat. Zufall ist das nicht, der Pop ist eine serielle Kunst, die davon lebt, zuverlässig die immergleichen Gefühle erzeugen zu können. Ohne Signature Sounds geht das nicht. Mit guten Songs schafft man es auf die Bühne, mit den richtigen Signature Sounds sorgt man dafür, dass man bleiben darf. Alle Pop- und Rockstars wissen das, und die alten Superstars der Branche, deren Karrieren nicht enden wollen, – die wissen es am besten. Mit dem amerikanischen Saxophonisten Clarence Clemons, der auch als Schauspieler für Martin Scorsese und in brillanten Fernsehserien wie „The Wire“ auftrat, ist daher am vergangenen Samstag nicht einfach nur ein Begleitmusiker Bruce Springsteens gestorben. Es ist „The Big Man“ gestorben, dessen Bedeutung für Springsteen und die E Street Band man nur verstehen kann, wenn man nicht zu eilig über Springsteens Kommentar zum Tod seines Weggefährten liest: „He was my great friend, my partner and with Clarence at my side, my band and I were able to tell a story far deeper than those simply contained in our music“ („Mit Clarence konnten ich und die Band eine Geschichte erzählen, die viel tiefer reichte als unsere Musik“). Clemons’ kraftvoll gepresst röhrendes und zugleich melodiöses Rock-Saxophon erzeugte eine Emotionalität, von der man wundersamer- oder hinterhältigerweise selbst dann ergriffen wird,

Clarence Clemons: „The Big Man“ der E Street Band Foto: Polaris/laif wenn man ihre berechnete Klischeehaftigkeit eigentlich nicht ertragen kann. Clemons dürfte einen guten Anteil daran haben, dass kaum ein Signature Sound so inbrünstig gehasst wird wie das „röhrende Rock-Saxophon“. Aber eben auch daran, dass es fast 40 Jahre nach der Gründung der E Street Band im Oktober 1972 noch immer so geliebt wird. Dass seine letzte Arbeit nun ein Video-Auftritt und ein wuchtig-röhrendes Solo in der aktuellen Lady-Gaga-Single „The Edge Of Glory“ bleiben wird, ist deshalb alles andere als peinlich. Es ist ein würdiges Vermächtnis. Man muss nur einmal einen Springsteen-Fan über die Wirkung von Clemons’ fast dreiminütiges Solo in „Jungleland“ reden gehört haben, das er in den letzten Jahren wegen massiver Knie- und Rückenbeschwerden meist sitzend spielen musste. Manche Bossologen behaupten sogar, der unverbesserliche Kontrollfreak Springsteen sei nur während Clemons’ Soli in der Lage gewesen, für einige Momente die Führung der Band abzugeben. Schon auf „Born To Run“ (1975) jedenfalls setzte „Bad Scooter“ Springsteen seinem Saxophonisten in der dritten Strophe von „Tenth Avenue Freeze-Out“ ein Denkmal: „When . . . the Big Man joined the band / From the coastline to the city / All the little pretties raise their hands / I’m gonna sit back right easy and laugh / When Scooter and the Big Man bust this city in half.“ Komplikationen nach dem schweren Herzinfarkt, den er am vorvergangenen Sonntag erlitten hatte, kosteten Clarence Anicholas Clemons nun in einem Krankenhaus in Palm Beach, Florida das Leben. Er wurde 69 Jahre alt. JENS-CHRISTIAN RABE


Seite 10 / SĂźddeutsche Zeitung Nr. 140

Montag, 20. Juni 2011

FEUILLETON

NACHRICHTEN AUS DEM NETZ

Schtonk um Mussolini Sind seine TagebĂźcher echt? Berlusconi jedenfalls bedient sich Der erste September 1935 war ein ruhiger Sonntag. Benito Mussolini verbrachte ihn in seiner Heimatregion an der romagnolischen KĂźste. Die Klivien, so heiĂ&#x;t es in einer Tagebuchaufzeichnung vom 1. 9., leuchteten „golden der Abenddämmerung entgegen“. Wenn er die Angelegenheiten des Staates „einmal beiseite gelegt“ habe, so der Duce, wollte er sich hier zur Ruhe setzen, „um diese Stille und Einsamkeit einzuatmen bis zum Ende meiner Tage“. Es kam bekanntlich anders. Mussolini wurde im April 1945 beim Versuch, in die Schweiz zu fliehen, am Comer See von Partisanen festgenommen und erschossen. Zum Gepäck des Duce soll eine Aktentasche mit Dokumenten gehĂśrt haben. Darunter vielleicht ein Schriftwechsel mit Churchill. Oder auch Tagebuchaufzeichnungen. Doch die Aktentasche ging in den Wirren der Festnahme und der letzten Kriegstage verloren. Vor einigen Jahren nun tauchten bei einem Tessiner Rechtsanwalt in Bellinzona Kalenderhefte von 1935 bis 1939 auf, die angeblich der Sohn eines der bei der Festnahme beteiligten Partisanen gefunden hatte. Ein Blumenhändler, der heute in Lugano lebt. Waren das die Mussolini-TagebĂźcher, Ăźber die schon lange gerätselt wurde? Die fĂźnf Hefte, zu dem noch ein sechstes aus dem Jahr 1942 kam, wurden dem italienischen Senator Marcello Dell’Utri angeboten. Der 69-jährige Berlusconi-Vertraute steht in Mailand einer Kulturstiftung („Biblioteca di Via Senato“) vor und organisiert dort seit Ăźber 20 Jahren eine kleine aber angesehene Buch-Antiquariats-Messe. Dell’Utri zeigte sich von den Heften begeistert, war sofort von der Echtheit Ăźberzeugt. „Wenn das ein Fälscher geschrieben haben soll, dann muss das ein Genie gewesen sein“, sagte er in einem Interview. Das sei ein ganz neues, privates Bild von Mussolini, das durch die TagebĂźcher ans Licht komme. Und Dell’Utri fand einen Verlag. Bompiani, der zur renommierten Mailänder Verlagsgruppe RCS (Rizzoli-Corriere della Sera) gehĂśrt, hat einen ersten Band, Aufzeichnungen von 1939, im vorigen November herausgebracht. Und hat in diesen Wochen den zum Jahr 1935 folgen lassen. Aber glaubt der Verlag an das, was er tut? Bereits im Titel – „I Diari di Mussolini (veri o presunti)“ – wird in der Klammer („die echten oder die angeblichen“) ein Fragezeichen hinter die TagebĂźcher gesetzt. Offenbar fand sich kein Historiker bereit, als Herausgeber fĂźr die Ausgabe aufzutreten. Und selbst auf mehrfache Nachfragen der SZ wollte der Verlag keinen Gesprächspartner nennen, der sich zur VerĂśffentlichung äuĂ&#x;erte.

Voller sachlicher Fehler In einem langen, nicht gezeichneten Vorwort wird dagegen ausfĂźhrlich beschrieben, dass es sich um Material handeln kĂśnnte, das seit Jahren im Untergrund zirkuliert. Es wurde bereits vor Jahren Verlagen wie Feltrinelli, der EspressoGruppe, aber auch im Ausland angeboten. Jedes Mal haben Historiker, zum Beispiel der Faschismus-Experte Emilio Gentile, in ihren Expertisen die Echtheit bestritten. Denn die TagebĂźcher sind voller sachlicher Fehler. Teilweise erinnert sich der schreibende Duce nicht einmal richtig an sein Geburtsdatum. DafĂźr verbreiten die Hefte das Bild eines eher gutbĂźrgerlichen Mussolini, der nur widerwillig Rassengesetze auch in Italien durchsetzte, von Hitler schon gar nichts hielt und sich als Friedensapostel verstand. Dennoch bescheinigt das BompianiVorwort den Texten eine gewissen „Authentizität“. Sie wĂźrden das Klima der beschriebenen Jahre widerspiegeln und damit die historische Sicht bereichern. Hier und da wurde in der Vergangenheit auch die These vertreten, Mussolini habe die TagebĂźcher, um sich vor der Nachwelt zu rechtfertigen, nachträglich ab 1942/43, geschrieben, oder sie, etwa von seinem Sohn Vittorio, schreiben lassen. Der Publizist und Historiker Mimmo Franzinelli will in ihnen dagegen ein Produkt der Nachkriegszeit erkennen. Er hat gerade beim Turiner Verlag Bollati Boringhieri eine reich dokumentierte, fast pinge-

lige Untersuchung unter dem Titel „Autopsie einer Fälschung“ herausgebracht. Darin beschreibt er, wie neofaschistische Kreise auf der Suche nach einem „sauberen“ Geschichtsbild in den fĂźnfziger Jahren geschĂśnte Dokumente in Umlauf brachten. Besonders eifrig war eine Fälscherwerkstatt zweier handschriftlich auĂ&#x;erordentlich begabter Frauen in Vercelli (Piemont) mit Hilfe eines ehemaligen Angestellten der Ăśrtlichen Polizeidirektion aktiv. Auf Basis von Zeitungsmeldungen, BuchverĂśffentlichungen und Archivmaterial schufen sie „handschriftliche“ Dokumente Mussolinis. Ihre Tätigkeit flog auf, die Frauen wurden verhaftet und zu geringen Gefängnisstrafen verurteilt, der Mann starb während des Prozesses und die Manuskripte, darunter auch Tagebuchhefte von 1935-39, wurden eingezogen.

Ich kann meinem Pferd befehlen Franzinelli hat nun nach ihrem Verbleib geforscht – aber man findet sie weder beim zuständigen Tribunal, obgleich ihr Eingang ins Archiv verzeichnet wurde, noch gibt es von ihnen eine Spur bei den verschiedenen Staatsarchiven. Auch fehlen Unterlagen, aus denen ihre Vernichtung hervorgehen wĂźrde. Der Historiker hat keinen Zweifel: die aus Vercelli verschwundenen Hefte lagern inzwischen im Tresor der Biblioteca di Via Senato von Marcello Dell’Utri. Silvio Berlusconi hat sie vorab gelesen, jedenfalls zitierte er aus ihnen auf der Pariser OECD-Tagung im Mai 2010. Mit den Worten Mussolinis klagte er Ăźber eigene mangelnde Machtbefugnis: „Man sagt, dass ich Macht habe. Das ist nicht wahr, vielleicht haben meine Funktionäre Macht, was weiĂ&#x; ich. Ich weiĂ&#x; nur, dass ich meinem Pferd befehlen kann, nach links zu oder nach rechts zu schwenken. Und damit muss ich mich zufrieden geben.“ Armer Duce, armer Silvio. Während Bompiani jetzt die VerĂśffentlichung des dritten Bandes vorbereitet, wird der Hintergrund immer verworrener. Marcello Dell’Utri verwaltet die TagebĂźcher, ihm gehĂśren sie aber nicht. Bompiani zahlt Autorenrechte an die Erben Mussolinis, denen die Kalenderhefte aber auch nicht gehĂśren. Sie haben ihre Tantiemen an einen Bauunternehmer von Prato weiter verkauft, der angeblich ebenfalls keinen Besitzanspruch hat. Auch ist inzwischen der Blumenhändler aus Lugano, der Partisanensohn, aus der Geschichte verschwunden. Das war eine von vielen Falschaussagen, die einer kritischen Ă–ffentlichkeit Sand in die Augen streuen sollten. DafĂźr steht ein geheimnisvoller „Mister X“, ein „Altbesitzer“ aus dem italienisch-schweizerischen Grenzort Domodossola im Streit mit mehreren Rechtsanwälten und Vermittlern im Tessin. In der Fälschung wird Geschichte zum Geschäft, zu einem ziemlich schmutzigen sogar. Der Historiker Franzinelli kommentiert, das seien die politischen und kulturellen Symptome einer Situation des Niedergangs, „in der auch Geschichte mystifiziert und manipuliert wird“. Mussolini hat TagebĂźcher geschrieben, das scheint sicher. MĂśglich ist, dass er sie kurz vor Kriegsende in Salò dem japanischen Botschafter Ăźbergeben hat, der sie an die Vertretung seines Landes in Bern weiterleitete. Dort sollen sie dann bei der Kapitulation Japans verbrannt worden sein. Aber auch diese Theorie klingt eher nach Kino als nach Wirklichkeit. Das Thema Mussolini verkauft sich zur Zeit gut in Italien, Titel zum Faschismus boomen. Die Sehnsucht nach einer starken Vaterfigur wächst in dem Land, das offenbar jede Orientierung verloren hat und sich jetzt sogar von Berlusconi verraten fĂźhlt. Die rechtspopulistische Mailänder Tageszeitung Libero zerstĂźckelte den ersten Band der Bompiani-Ausgabe in 30 Folgen, legte sie dem Blatt diesen März und April bei und steigerte die Auflage erheblich. Doch es gibt auch einen GegenĂśffentlichkeit. Als Marcello Dell’Utri die angeblichen TagebĂźcher Mussolinis im vorigen Herbst bei den BĂźchertagen von Como vorstellen wollte, musste die Veranstaltung wegen wĂźtender Proteste antifaschistischer Gruppen im Publikum abgebrochen werden. HENNING KLĂœVER

Kung Fu Panda – Action in gläsernem Art DĂŠco Ein chinesischer Pfau ist der heavy in diesem Film, der Gegenspieler, der heimtĂźckische, abgefeimt säuselnde BĂśsewicht. Seine Krallen und sein Schnabel sind messerscharf, und messerscharf ist auch das Ornament, zu dem sein Rad sich schlägt, keine opulente SchĂśnheit, sondern gläsern-filigranes Art DĂŠco. Der Inbegriff der natĂźrlichen SchĂśnheit als Inkarnation des Schreckens. Der Pfau sendet seine Schergen aus, um das Metall der kleinen DĂśrfer und Städte zusammenzusammeln, fĂźr die groĂ&#x;e Kanone, die er braucht, um seine Macht zu festigen, und auch das kleine Dorf im Tal des Friedens muss dran glauben, in dem der „Kung Fu Panda“ lebt, den wir im ersten Teil der Saga zum Zen-Kämpfer reifen sahen. Auch er kann, zusammen mit seinen fĂźnf Edelkriegern, den Ăœberfall nicht verhindern. Eine moderne politische Parabel aus dem Haus Dreamworks, ein bĂśses kleines Gleichnis von Machtstreben und Imperialismus, und die Psycho-Analyse wird gleich dazu geliefert, das Trauma, das den Herrscher zu seinem stĂźrmischen und drängenden Tun treibt: Der Pfau hat zusammen mit seinen Skrupeln auch die Eltern von seinem Hofe verbannt. Er ist ein Produkt seiner eigenen Einsamkeit. Auch der Panda ist traumatisiert, schreckhaft, frĂźheste Erinnerungsblitze zucken auf, vom letzten Moment mit der Mutter,

die ihn in einem KĂśrbchen dem Fluss anvertraute, in einem finsteren Terror, der das Land erfasst hatte. Es ist, als wollte der Panda mit seinen – vom buddhistischen Lehrer inspirierten – Action-Sturmläufen die innere Leere vergessen machen, die Angst vor der Konfrontation mit dem eigenen Ich. Aber Hollywood hat sich schon oft genug auf das Geheimnis des Zen besonnen, dass es weiĂ&#x;, es ist doch diese Leere, die am Ende zum Ich fĂźhrt. Man muss nur einen FuĂ&#x; langsam im Halbkreis nach hinten fĂźhren . . . Die Action des Films ist furios, noch schĂśner aber sind natĂźrlich die Momente der Melancholie. Der Ruhe im Sturm. Ach, meint der Heuschreck, einer der fĂźnf Drachenkrieger, die den Panda begleiten – sie sind alle eben in Ketten geschlagen, vom Tod bedroht –, ach, seufzt er, das hätt’ ich mir nie ausgemalt, dass ich mal so enden wĂźrde. Ich hatte immer gedacht, ich nehme mir irgendwann ein Weibchen, wir leben einige Zeit friedlich zusammen und dann, eines Tages beiĂ&#x;t sie mir den Kopf ab . . . FRITZ GĂ–TTLER KUNG FU PANDA 2, USA 2011 – Regie: Jennifer Yuh. Produktionsdesign: Raymond Zibach. Artdirektion: Tang Kheng Heng. Mit den Stimmen von Jack Black, Angelina Jolie. Deutsche Stimmen: Hape Kerkeling u.a. Paramount, Länge 90 Min.

Odysseus als Prinzipal Dem Schauspieler Dieter Mann zum siebzigsten Geburtstag Von Dieter Mann wĂźrde man sich alles vorlesen lassen, selbst BĂśrsenkurse und Wetterberichte lange zurĂźckliegender Jahre, und man hätte ohne Zweifel sein VergnĂźgen daran. Er beherrscht die Sprechkunst wie kaum ein zweiter in Deutschland, ja, er verkĂśrpert sie, weiĂ&#x; zu fesseln, ohne laut zu werden oder manieriert zu betonen. Er spricht deutlich, lässt Silben und Endungen ihr Recht und phrasiert so gekonnt, dass der Text ganz verständlich wird. Hinzu kommt Manns Vorliebe fĂźr eine leicht distanzierte Haltung, fĂźr Abstand und Ironie, die nie aufdringlich oder denunzierend wird, sondern Ausdruck besonderer Sorgfalt und Intelligenz ist, einer Lebensklugheit, dank derer Dieter Mann eben nie alles gelesen, sondern sorgfältig ausgewählt hat. Er kennt seine Mittel, war weder in seiner Jugend noch später auf einen Rollentyp festgelegt. Er versteht es, sich zu verwandeln: schlau, einfallsreich und listig wie Odysseus, den er 1997 am Deutschen Theater Berlin in „Ithaka“ von Botho StrauĂ&#x; spielte. 1941 als Sohn eines Arbeiters in Berlin geboren, nutzte Dieter Mann die MĂśglichkeiten, die sich ihm in der DDR boten. Er absolvierte eine Lehre als Spitzendreher im VEB KĂźhlautomat, dann nach einem Jahr als Facharbeiter die Arbeiter- und Bauernfakultät in Berlin und studierte anschlieĂ&#x;end an der Schauspielschule „Ernst Busch“, die „Weltniveau“ nicht

nur behauptete. Der Regisseur Friedo Solter holte ihn ans Deutsche Theater, fĂźr die Hauptrolle des Wolodja in der sowjetischen Liebesromanze „Unterwegs“ von Viktor Rosow. Es folgten der Tempelherr in Lessings „Nathan der Weise“ und Filmrollen. In dem berĂźhmten KonradWolf-Film „Ich war neunzehn“ spielte Mann den deutschen Unteroffizier Willi Lommer, der Ăźberleben will und weiĂ&#x;, dass der Mensch immer zu langsam denkt. Schon hier zeigt er jene Verbindung von jungenhafter Frische und Vorsicht, Hingabe und Vorbehalt, von Lebenslust und Skepsis, die ihn bis heute auszeichnet. Eine Kultfigur wurde er dank der Rolle des aufmĂźpfigen Edgar Wibeau in Ulrich Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“ 304-mal hat er ihn von 1972 bis 1978 im Deutschen Theater gespielt, das seine Heimat wurde, so wie er ein GlĂźcksfall fĂźr das Haus. 1982 Ăźbernahm er dessen Leitung: ein Schauspieler-Intendant fĂźr das Theater der Schauspieler, ein Prinzipal, der sein Ensemble pflegte und beschĂźtzte. Es war sein Verdienst, dass die Stagnation, die in den achtziger Jahren die DDR erstickte, am Deutschen Theater ein Thema war, aber nicht herrschte. Er holte den Rebellen Frank Castorf wie den pessimistischen Anarchisten Heiner MĂźller als Regisseure ans Haus. Als man ihm ausreden wollte, MĂźllers „Wolokolamsker Chaussee I“ als Vorspiel zu Bechers „Winter-

schlacht“ zu zeigen, sagte er seinen Genossen: „Da mĂźsst ihr euch entscheiden, wer das Theater leitet, ihr oder ich.“ „Wolokolamsker Chaussee“ ging Ăźber die BĂźhne, die nicht zufällig ein wichtiger Ort im Revolutionsherbst 1989 wurde. 1991 Ăźbergab Dieter Mann die Intendanz an Thomas Langhoff, blieb aber als Schauspieler seinem Haus verbunden. Ihm gelang eine zweite Karriere: in Filmen wie dem „Untergang“, Fernsehproduktionen wie Heinrich Breloers „Todesspiel“ oder der ZDF-Serie „Der letzte Zeuge“. Mit Soloabenden und HĂśrbĂźchern, darunter die „Odyssee“ in einer Prosafassung, avancierte er zum, wie diese Zeitung schrieb, „besten literarischen Leser, den wir in deutscher Sprache haben“. Wer heute ins Rangfoyer des Deutschen Theaters geht, der findet dort auf der nicht sehr langen Tafel der Ehrenmitglieder auch den Namen Dieter Manns. Seit 2004, dem Jahr seines vierzigsten BĂźhnenjubiläums, steht er da neben Max Reinhardt, Konstantin Stanislawski, Elisabeth Bergner und Inge Keller, ein GroĂ&#x;er der Theatergeschichte. An diesem Montag feiert er seinen 70. Geburtstag und in die GlĂźckwĂźnsche mischt sich unvermeidlich eigenes Interesse: Man mĂśchte ihn gern Ăśfter sehen und hĂśren und sich gefangen nehmen lassen von seinem KĂśnnen und seiner kĂźnstlerischen Intelligenz. JENS BISKY

Irgendwo in den Untiefen des Internets trifft sich eine eingeschworene Gemeinde auf einer Webpräsenz namens Silk Road. Vor neugierigen Blicken und staatlichem Zugriff geschĂźtzt durch die schwer zu entschlĂźsselnden Verbindungen des Anonymisierungsdienstes TOR werden dort Drogen verkauft, gecrackte iTunes-Codes und andere Hackerdienstleistungen feilgeboten, ja sogar Waffen. Das Weblog Gawker schreibt von einem „Amazon der Unterwelt“. Was sich anhĂśrt wie ein Artefakt aus Cyberpunkromanen wie „Snow Crash“ oder „Neuromancer“ ist in Wahrheit Teil eines groĂ&#x;en Experiments. Dem Versuch, eine herrschaftsfreie Währung zu etablieren. Denn keine der Transaktionen, die auf Silk Road stattfinden, läuft Ăźber Banken oder Kreditkartenunternehmen. Die zweifelhaften GĂźter werden in einer digitalen Währung namens Bitcoins bezahlt. Als „Hacker-Währung“ beschreibt der Guardian diese Bitcoins. Andere nannten sie „das gefährlichste Open-SourceProjekt aller Zeiten“ oder „Wikileaks der Währungen“. Alles begann vor zwei Jahren, als ein Programmierer mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ein neunseitiges Manifest verĂśffentlichte, in dem er das BitcoinSystem skizziert. Zusätzlich brachte er die ersten 50 DigitalmĂźnzen unter die Leute und stellte einen Algorithmus zur VerfĂźgung, mit dem neue Einheiten erstellt werden konnten. Bitcoins werden nicht durch Sachwerte gedeckt, sondern durch Rechenkraft erstellt. Genau wie eine Banknote trägt jede Bitcoin einen unverwechselbaren Code, der auf der Festplatte des Nutzers gespeichert wird. Anders als frĂźhere digitale Währungen wie die in der Virtual-Reality-Umgebung von Second Life verwendeten Linden Dollars, sind Bitcoins nicht an eine zentrale Stelle oder ein Unternehmen gebunden. Stattdessen läuft die Währung – ähnlich wie der Filesharing-Service BitTorrent – Ăźber ein Peer-to-peer-Netzwerk. Peer-to-peer bedeutet in diesem Fall, dass die Bitcoins wie Bargeld behandelt werden. Transaktionen finden verschlĂźsselt direkt zwischen zwei Nutzern statt. Kreditkartenunternehmen, Online-Bezahldienste wie Paypal und andere Mittelsmänner bleiben auĂ&#x;en vor. Die Vorteile einer solchen, digital generierten Währung sind offensichtlich: Das Guthaben der Nutzer kann nicht eingefroren, und die Bitcoins kĂśnnen nicht zurĂźckverfolgt oder besteuert werden. AuĂ&#x;erdem sind die Transaktionskosten extrem gering. Wikileaks, die Electronic Frontier Foundation oder Freenet nehmen Spenden in Form von Bitcoins entgegen. So sind sie unabhängig von der WillkĂźr elektronischer Zahlungsdienstleister – Unternehmen wie Paypal, Mastercard oder Visa hatten sich nach der Cablegate-Affäre um die amerikanischen Diplomatendepeschen im Dezember 2010 geweigert, Spenden an Wikileaks weiterzuleiten. Mittlerweile gibt es Dutzende Bitcoin-Blogs, Ratgeber, TauschbĂśrsen, Wikis und Handelsplätze. Mitte Juni wurden jeden Tag KryptomĂźnzen im Wert von zwei Millionen Euro gehandelt. Mehr als im gesamten Jahr zuvor. Ganz so utopisch sind die Zustände dann aber doch nicht. Vor zwei Wochen erfuhr die Bitcoin-Gemeinde erstmals die schmerzlichen Mechanismen der freien Marktwirtschaft, die auch fĂźr die neue Währung zu gelten scheinen. Angeheizt durch steigende Wechselkurse versuchten einige Nutzer offenbar, ihre Bitcoins wieder in reales Geld umzuwandeln. Innerhalb von drei Tagen verloren die digitalen Devisen einen Drittel ihres Werts. Und auch der erste Diebstahl ist bereits vorgekommen. Ein neu programmierter Trojaner hat es auf die MĂźnzen abgesehen. In der vergangenen Woche berichtete ein User, es seien 25 000 Bitcoins von seinem Computer verschwunden und auf eine andere Adresse umgeleitet worden. Auch nach der Marktbereinigung beträgt der aktuelle Wert der erbeuteten Bitcoins immer noch knapp 500 000 Dollar. MICHAEL MOORSTEDT

SĂźddeutsche Zeitung Leserreisen

Thinkstockphoto/Tom Brakefield

Naturschätze Costa Ricas

Beratung und Prospekt

„Reiche KĂźste“ bedeutet Costa Rica Ăźbersetzt. Und der Reichtum des mittelamerikanischen Landes ist seine Natur. Die Regenwälder und Gebirgsmassive des kleinen Staates sind Lebensraum fĂźr eine unermessliche Vielfalt an Tieren und Pflanzenarten. TiefgrĂźne tropische Urwälder, die fast 3.500 Meter hohen Berge und die zahlreichen, zum Teil immer noch aktiven Vulkane bieten eine Kulisse fĂźr Naturreisen, wie sie sonst nur selten auf der Welt zu finden ist. So sind die Berghänge und Urwaldpfade, die es auf dieser Reise zu entdecken gibt, nach wie vor naturbelassen. Die traumhaften, von Palmen gesäumten Strände der Karibik und des Pazifischen Ozeans machen Costa Rica zudem zu einem Urlaubsund Badeparadies. Dennoch gilt das Land, das wahrscheinlich schon in der Altsteinzeit besiedelt wurde, noch immer als touristischer Geheimtipp und auĂ&#x;ergewĂśhnliches Reiseziel.

ReisehĂśhepunkte Cahuita-Nationalpark: Die Mangroven- und Sumpfwälder sowie das längste Korallenriff Costa Ricas bieten u. a. Lebensraum fĂźr Faultiere, Leguane und WasserschildkrĂśten. Arenal: Der Vulkan, einer der aktivsten der Erde, macht häufig durch seine spektakulären AusbrĂźche auf sich aufmerksam. Tortuguero-Nationalpark: Bei einer Bootsfahrt lässt sich die Flora und Fauna dieses Urwaldes, der von Kanälen und Lagunen durchzogen ist, auf einmalige Weise entdecken. Manuel-Antonio-Nationalpark: Aufgrund seiner geringen GrĂśĂ&#x;e ist eine Vielzahl von exotischen Tieren in der freien Wildbahn zu beobachten, unter anderem Totenkopf- und Kapuzineraffen. Punta Leona: Erholung und Entspannung bietet ein zweitägiger All-Inclusive-Aufenthalt an der PazifikkĂźste.

Tel.: 01805 - 00 41 13*, Mo. – Fr.: 8 – 20 Uhr, Sa. 8 – 14 Uhr, (*Dt. Inlandspreise: Festnetz 14 ct/Min., Mobilfunk max. 42 ct/Min.) Fax: 0421 - 322 68 38, E-Mail: sz-leserreisen@tui-lt.de, Internet: www.sueddeutsche.de/leserreisen PersĂśnlicher Kontakt: Hapag-Lloyd ReisebĂźro, TheatinerstraĂ&#x;e 32, 80333 MĂźnchen

In Kooperation mit

Eingeschlossene Leistungen UĂŠ,>ˆÂ?ĂŠEĂŠ Â?ÞÊÓ°ĂŠ Â?>ĂƒĂƒiĂŠâՓÊ Â?Ă•}Â…>viÂ˜ĂŠ Ă€>˜ŽvĂ•Ă€ĂŒĂŠĂ•Â˜`ĂŠâĂ•Ă€Ă˜VÂŽĂŠ UĂŠ Â?Ă•}ĂŠĂ›ÂœÂ˜ĂŠ Ă€>˜ŽvĂ•Ă€ĂŒĂŠĂ›Âˆ>ĂŠ->Â˜ĂŒÂœĂŠ œ“ˆ˜}ÂœĂŠÂ˜>VÂ…ĂŠ->Â˜ĂŠ ÂœĂƒjĂŠĂ•Â˜`ĂŠ âĂ•Ă€Ă˜VÂŽĂŠUĂŠÂŁÂŁĂŠ4ĂŠÂˆÂ˜ĂŠ ÂˆĂŒĂŒiÂ?ÂŽÂ?>ĂƒĂƒiÂ…ÂœĂŒiÂ?ĂƒĂŠÂœ`iÀÊ Âœ`}iĂƒĂŠUĂŠĂŽĂŠ4ĂŠÂˆÂ“ĂŠ ÂœĂŒiÂ?ĂŠ`iÀÊ}iÂ…ÂœLi˜iÂ˜ĂŠ ÂˆĂŒĂŒiÂ?ÂŽÂ?>ĂƒĂƒiĂŠUĂŠ Â?Â?iĂŠ Ă•ĂƒyĂŠĂ˜}i]ĂŠ ÂˆÂ˜ĂŒĂ€ÂˆĂŒĂŒĂƒÂ‡ }iÂ?`iĂ€]ĂŠ iLĂ˜Â…Ă€iÂ˜ĂŠĂ•°ĂŠ >Â…Â?âiÂˆĂŒiÂ˜ĂŠÂ?ĂŒ°ĂŠ*Ă€Âœ}Ă€>““ÊUĂŠ iĂ•ĂŒĂƒVÂ…ĂŠĂƒÂŤĂ€i‡ VÂ…i˜`iĂŠ,iÂˆĂƒiÂ?iÂˆĂŒĂ•Â˜}ĂŠĂ›ÂœĂ€ĂŠ"Ă€ĂŒĂŠUĂŠ Â˜ĂƒÂœÂ?Ă›i˜âĂ›iĂ€ĂƒÂˆVÂ…iĂ€Ă•Â˜}ĂŠĂ•°Ă›°Â“°

Reisetermin:

12. bis 28. Oktober 2011

im Doppelzimmer

2.895 â‚Ź p. P.

im Einzelzimmer

3.395â‚Ź p. P.

Veranstalter: TUI Leisure Travel Specials Tours GmbH, Bremen


Montag, 20. Juni 2011

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 11

FEUILLETON

Neu auf DVD

Grandezza wird in Dezibel gemessen

Diskurs burlesk

Die „Foo Fighters“ und ihr Berliner Open-Air-Solokonzert: Lauter und härter, dabei leicht und fröhlich war selten ein bunter Abend Man muss jetzt doch einmal über Schmerzen sprechen. Über jene schlimme Pein der Liebe und des Lebens, die Herz, Seele und Verstand gleichzeitig erfasst. Schwarz ist sie, diese Pein, und ätzend. Es ist die Pest der Gefühle. Irgendwann aber, man lasse sich das ein Trost sein, hört das auch wieder auf. Und das, was drängende Not war, formt sich zur Erinnerung an ein giftiges, elendes, aber nun eben überwundenes Leid. Die Foo Fighters (FF), eine der erfolgreichsten Rockbands unserer Tage, sind die musikalischen Krachboten für diese Erfahrung von Überwindung. Rockmusik, die harte, laute und raue, war seit je eine der bevorzugten Artikulationsformen für das trotzig behauptete Davongekommensein. Es ist Musik über den schwarzen Löchern. Und Rockkonzerte sind daher oft wie Truppenbetreuung für Kriegsversehrte. Was für die FF nicht ganz stimmt: Ihre Konzerte, das konnte am Samstagabend in der Berliner Wuhlheide erlebt werden, sind heitere Hochämter für ehemalige Schmerzpatienten. Gepeitscht von einer HardcoreMusik, die sich aus allem speist, was in der Pop- und Rockgeschichte härter gemacht hat: Ein bisschen Woodstock, ein bisschen Country, ein bisschen Blues und sogar ein bisschen Ballade. Led Zeppelin trifft Motörhead, trifft Nirvana, trifft Bob Dylan und Neil Young. Keine Band der Welt verleiht beidem, der Nacht und den Narben, gegenwärtig einen so charmanten Ausdruck wie die Foo Fighters um Sänger Dave Grohl und seinen Schlagzeuger Taylor Hawkins. Keine Band der Welt geht dabei so heiter, ja ironisch zu Werke wie die FF. Und kaum eine so laut. Das schlimme F.ckWort, das in derlei Kreisen gerne als Superlativ-Ausweis vor beliebige Adjektive gestellt wird, gilt als das Amen in der Gemeinde. Und Grandezza wird hier in Dezibel gemessen. Vielleicht sind die FF, unbenommen der Tatsache, dass sie das Handwerk der Wucht tatsächlich beherrschen, ja deshalb so unfassbar erfolgreich. Mit Leichtigkeit füllten sie im Juni 2008 das Wembley Stadion. Alle ihre sechs vor 2011 veröffentlichten Alben waren für Grammys nominiert, drei haben sie als beste Rockband gewonnen. „PostGrunge“ und „Alternativrock“ wird ihr Stil genannt. Aber das ist natürlich Kokolores. Bezeichnen wir den Sound der Foo Fighters als geradlinigen Klar-Rock von Könnern mit dem erklärten Ziel, die gute Laune nicht zu verlieren. Fröhlich pulsierend ist der Rock: eine Umschreibung, auf die man nicht zuletzt kommt, weil Grohl, mittlerweile auch schon 42 und gesegnet mit einer einschlägigen Rockervergangenheit, der klug-charmanteste, frecheste, auch selbstverliebteste und coolste Bolzplatz-Gitarrist seit dem Pleistozän ist. Jedenfalls in seinem Metier. Eigentlich ist er Drummer, verdingte sich bei Nirvana, Scream, Them Crooked Vultures und Queens of the Stone Age. Jetzt ist er Gitarrist und Leadsänger seiner im Stamm fünfköpfigen Fighters-Schöpfung, für die er sich ausbedungen haben muss, immer die größte und blaueste Gibson im ganzen Land spielen zu dürfen.

Irgendwie selig, aber mit Schmerz: Dave Grohl an der blauen Gibson Die Berliner Wuhlheide ist ein kalter Ort, ungefähr dort gelegen, wo der Kosmos beim Big Bang ein Päuschen gemacht hat. Ein Nicht-Ort, zumal im knallenden Gewitterregen, der sich kurzzeitig über dem Amphitheater-Rund ergießt. Man ist gern pünktlich dort in Berlin. Schlag 20.00 Uhr beginnt die Vor-

gruppe „Band of Horses“ mit der Auslieferung einer Tranche jenes rasenden Vergnügens, das die FF später tutto completto servieren werden. Die Band of Horses sind ein Versprechen. Sie touren gerade selber. Sollte man mal reinschauen! Open-Air-Konzerte, das kann ja mal gesagt werden, wo wir gerade so nett

Foto: Andreas Terlaak

über Schmerzen plauschen, sind in etwa so sinnvoll, wie es die Erfindung der Stechmücke war. Man braucht sie beide nicht. Es gibt Menschen, die sie sogar lästig finden, manchmal spielt das Wetter nicht mit und wer musikalisch genießen will, wird eine Saal-Akustik vorziehen. Aber darum geht es hier nicht. Während

sich keine guten Gründe für Stechmücken finden lassen, gibt es einige für Hard-Rock unter freiem Himmel. Erstens sind die Bands so laut, dass von Soundverlust selbst während der Apokalypse nicht ausgegangen werden muss. Zweitens kommen viel mehr Menschen, und drittens ist hemmungslos Party. Grohl, der ebenso pünktlich um 21.00 Uhr seine Lieben auf die Bühne bittet, macht überhaupt keine Anstalten, es langsam angehen zu lassen. Der tadellos tätowierte Dave bewegt sich so davig, dass man in der letzten Reihe mitbekommt, dass dieses Bühnengeschoss nur Dave Grohl sein kann. Mit zwei rhythmischen Songs aus der im April erschienen siebten Einspielung Wasting Light: Bridge Burning und Rope, derwischt er sich sofort in die Gehörgänge. Grohl – woher er die Kraft nimmt, weiß kein Mensch – ist Bühnenjogger: Seine Konzerte sind ehrlich erarbeitete Ganzkörper-Marathons. Er irrlichtert, schüttelt die Mähne, hoppelt, springt, brüllt und spielt auf der Gibson. Dazu singt er etwa – Stichwort Schmerz!–: „These are my famous last words! / My number’s up, bridges burned. / Gathering the ashes / Everything blown away.“ Beim dritten Lied, The Pretender, singen schon alle mit. Und „alle“ sind an diesem Abend mehr als 17 000 Menschen jeden Alters und Geschlechts in der ausverkauften Arena. Schwarz tragen sie fast alle. Er wolle sich, sagt Grohl nach dem fünften von über 25 Songs, die in den zwei peinlich genau eingehaltenen Konzertstunden dargeboten werden, nicht mit Reden aufhalten. Seine Band – Bass, Gitarren, Piano, Drums – und ihre Musik seien besser denn je. Und das zu beweisen, sei man ja schließlich gekommen. Dann folgt der inzwischen typische, melodische FF-Krach mit wenig Muße zu Verschnaufen. Fast also wäre es eines der überdurchschnittlich guten, aber eben erwartbar guten Konzerte geblieben, wenn Grohl nicht zu Song 21 einen Ehrengast auf die Bühne gebeten hätte. Er veranlasst die da schon Open-Air-Wahnsinnigen zu frenetischem Jubel. Er habe sich, so Grohl, gedacht: Der singt jetzt mal mit! Auftritt also: Lemmy Kilmister, Gründer, Kopf und Sänger von Motörhead, seines Zeichens Papst des geordnet hämmernden Geräuschvollen. Lemmy kommt, führt die da bereits delirierende Masse mit dem Song, Shake your blood, in das Stadium konvulsivischer Zuckungen und geht wieder. Tach auch, Lemmy! Grohl und die Fighters sind, obwohl sie soviel Schaum schlagen, keine Schaumschläger. Die zugegebenermaßen wenigen unplugged vorgetragenen Passagen, etwa in Times like These, belegen, dass FF mehr als nur Krach können. Doch es ist die Haltung, die ironische Geste, die das Audioformat Foo Fighters erst richtig rund macht: Sie bedienen jedes Klischee und zwinkern dabei mit einem Auge. Vielleicht muss man darum Thomas Manns „Tonio Kröger“ zitieren, um das Faszinosum Foo Fighters beschreiben zu können: „Sehnsucht ist darin und ein klein wenig Verachtung und eine ganze keusche Seligkeit.“ BERND GRAFF

Das schottenrockt nicht!

Trotzkopfs Kino

Blöße statt Größe: Karin Henkels kleinkarierter „Macbeth“ an den Münchner Kammerspielen

Zum siebzigsten des britischen Filmemachers Stephen Frears

Vor vier Wochen gastierte das Hamburger Thalia Theater mit Shakespeares „Hamlet“ an den Münchner Kammerspielen. Die Inszenierung von Luk Perceval ist ein Ärgernis, weil ihr ein denkbar schmaler Interpretationsansatz zugrunde liegt. Für Perceval ist der Titelheld ein traumatisiertes Kind, das der Tod des Vaters in die Bewusstseinsspaltung treibt. Dargestellt wird der dänische Prinz deshalb von zwei Schauspielern. Indem aber der Regisseur Hamlet zum pathologischen Fall erklärt, nimmt er der dramatischen Handlung jede Objektivität. Regierungskrise und Gattenmord, Ehebruch und Suizid – alle Motive aus dem Stück sind hier nur Ausgeburten einer wahnhaften Phantasie. „Hamlet“, keine Tragödie, sondern ein Patientenblatt, ein Fall für die Klinik, nicht fürs Theater. Jetzt steht mit Macbeth ein anderer Held Shakespeares auf der Bühne der Kammerspiele, und auch er ist in Karin Henkels Inszenierung ein Schizo. Posttraumatische Belastungsstörung lautet diesmal der medizinische Befund. Das Morden, zu dem er konditioniert wurde, lässt Macbeth keinen Frieden finden. Zu Beginn feuert er imaginäre Schüsse auf seinen treuen Sidekick Banquo ab – eine Vorwegnahme des späteren Meuchelmordes, mit dem er den gefährlich gewordenen Mitwisser seiner verbrecherischen Karrierepläne aus dem Weg räumt. Symbolisch hat Macbeth damit sein besseres Ich getötet, doch Banquos Geist wird ihn – Rache des Verdrängten – heimsuchen, weshalb Jana Schulz und Benny Claessens eine Art Doppelwesen bilden und dessen Monologe gerne mal im Duett darbieten. Macbeth aber hat sich vollends den Hexen überlassen, die ihm den blutigen Griff nach der schottischen Königskrone einflüstern. In München erinnern sie an abgetanzte Revue-Girls, wie sie im Fronttheater die Truppen bespaßen. Hingebungsvoll bemalen sie Macbeth mit dem Blut, das er nie mehr wird abwaschen können. Auch Karin Henkel verlegt, wie Percevals „Hamlet“, die Handlung in die Innenwelt der Titelfigur. Dabei kann sie sich auf gewichtige Shakespeare-Forscher berufen. Jan Kott etwa, der schrieb, Shakespeare zeige im „Macbeth“ den Gang der Geschichte nicht als großen Mechanismus, sondern als Alb-

traum. Ähnlich befindet Harold Bloom, „Macbeth“ sei Shakespeares „am konsequentesten internalisiertes Drama“, denn es spiele allein in der schuldigen Phantasie von Macbeth. Das Entscheidende aber bleibt, dass sein Albtraum Wirklichkeit wird und Macbeths Gewaltpotential deshalb so verstörend ist, weil Shakespeare es zwingend als unser eigenes zeigt. Darauf wartet man in den Kammerspielen vergeblich. Karin Henkel folgt der wirren Traumlogik insofern konsequent, als Handlungszusammenhänge ausfransen und Figuren verwischen wie beim Blick durch ein blutverschmiertes Kaleidoskop. Fünf Schauspieler übernehmen anderthalbdutzend Rollen oder besser transfigurieren sich fließend, wobei die Übergänge und Wechsel oft unzureichend kenntlich gemacht sind und nicht jede Doppelbesetzung unbedingt plausibel erscheint. Dass etwa Katja Bürkle, die maliziöse Lady an der Seite des von einer Frau gespielten, androgynen Macbeth, zugleich den Rächer des ermordeten König Dun-

Mörderische Schoßgebete: Jana Schulz (li.) ist Macbeth, Katja Bürkle seine Lady. Foto: Silke Rößner/picturesberlin

can spielt und damit den Tausch der Geschlechterrolle vollendet, wirkt allzu verkopft, wenn es denn Konzept sein sollte. Eine erotische Spannung entsteht nicht zwischen dem Paar, das Muriel Gerstners Bühne vor einem schwarzen lazarettzeltartigen Eigenheim agieren lässt. Tapfer kämpfen beide um die Hoheit ihrer Figuren, doch Faszination oder Bedrohlichkeit strahlt Bürkles eiserne Lady genauso wenig aus wie der von Jana Schulz mit holder Innigkeit und brüchiger Fragilität gespielte Macbeth. Aber nicht nur der im Stück ja durchaus angelegte Gender-Diskurs bleibt unausgegoren, auch stilistisch kann sich die Regisseurin zwischen Horrorästhetik, szenischer Ermittlung und Beckettschem Clownsspiel nicht entscheiden. Allzu aufdringlich betont das Hantieren mit Mikrofonen, Stahlrohr-Sapelstühlen und Baumarkt-Leuchten den Als-ob-Status der Bühnenvorgänge, um medienkritische Gewieftheit zu beweisen. Eher pflichtschuldig werden die Textaufgaben von Thomas Braschs aufgerauter Übersetzung – Wiederholungsschleifen signalieren dabei den fortschreitenden Realitätsverlust – gelöst, bevor derbe Klamaukeinlagen sozusagen mit dem Hintern einreißen, was man vorne mühsam an Differenzierung aufgebaut hat. Mit dem räudig wispernden Witz, den es im „Macbeth“ durchaus gibt, kann es nur Kate Strong aufnehmen, die als Hexe und Ein-Frau-Hofstaat das Geschehen koboldhaft kommentiert. Benny Claessens dagegen gibt ziemlich privat den tuntigen Plumpsack, und Stefan Merki fällt die undankbare Aufgabe zu, als mimischer Teilzeitarbeiter überall da auszuhelfen, wo gerade ein Darstellungsloch zu stopfen ist. Indem neben Englisch auch Holländisch und Schwyzerdütsch gesprochen wird, opfert das sich international verstehende Haus die Verständlichkeit einem polyglotten Lippenbekenntnis zu Europa. Der Inszenierung, in der LieblingsPopsongs als atmosphärischer Alleskleber dienen, mangelt es an erzählerischem Sog, formaler Geschlossenheit und einer klaren Idee, was sie eigentlich verhandeln will. Der Clan der Kammerspiele – er trägt hier einen kleinkarierten schottischen Kilt. Diesem „Macbeth“ fehlt jede Größe. CHRISTOPHER SCHMIDT

Die meisten Filmemacher würden wohl auch die schwächsten Werke, die sie im Laufe einer Karriere abgeliefert haben, noch erbittert gegen Kritiker verteidigen – Stephen Frears hat in dieser Hinsicht im vorigen Jahr sozusagen Geschichte geschrieben, als es bei der Berlinale genau andersherum lief. In der Retrospektive zum sechzigsten Geburtstag des Festivals, kuratiert vom Filmhistoriker David Thomson, liefen Highlights vergangener Wettbewerbe, und Frears hatte schon die Mitteilung, seine Jekyll-&-Hyde-Version „Mary Reilly“ werde da laufen, mit wenig Begeisterung aufgenommen. Bei einer Podiumsdiskussion versuchte Thomson dann, dem widerspenstigen Frears zu erklären, dass „Mary Reilly“ 1996 wirklich nicht daneben gegangen sei, aber Frears blieb uneinsichtig und schwänzte am nächsten Tag die Vorstellung, zu der er ein paar einleitende Worte hätte sagen sollen. Das ist rührend selbstkritisch, aber was den Film angeht hatte Frears trotzdem unrecht; vielleicht ist sein Verhältnis zu manchen Filmen so angespannt, weil er selbst nicht glauben kann, wie unterschiedlich sie sind, wie vielfältig die Welten sind, die er da entwirft. Natürlich gibt es aber einen gemeinsamen Nenner – am besten agiert Frears aus der Opposition heraus. Stephen Frears, geboren am 20. Juni 1941 in Leicester, hatte Ende der sechziger Jahre beim Fernsehen angefangen. Aber erst der verhasste Thatcherism wurde ihm dann zur Inspiration. 1985 machte er, mit Hanif Kureishi als Drehbuchautor, „Mein wunderbarer Waschsalon“ – Punks vs Establishment, ein schwules Paar, ein junger Pakistani und ein Unterklassen-Londoner, die beiden erfinden sich eine Zukunft in einem Land, in dem es eigentlich keinen Platz für sie gibt. Daniel Day-Lewis machte dieser Film berühmt. Frears’ größter Triumph wurde drei Jahre später „Gefährliche Liebschaften“, die Verfilmung von Christopher Hamptons Theaterstück nach Choderlos de Laclos’ Roman von 1782, ein böses Intrigenspiel unter Menschen, die nicht zugeben können, wie verletzlich und haltlos sie sind. Auch die „Liebschaften“ waren natürlich ein Gesellschaftsgemälde, das Bild der französischen Oberklasse des 18. Jahrhunderts, der die Revolution

bald den Garaus machen wird. Frears besetzte gegen die Erwartungen, Glenn Close als Verführerin und John Malkovich als Playboy, Michelle Pfeiffer als gläubige Unschuld, die die zwei um den Verstand bringen – drei Amerikaner, die ihre Rollen spielten, ohne den vermeintlichen Gestus einer vergangenen Epoche zu imitieren, das war eine hervorragende Idee, und sie funktionierte bei der Kritik und an den Kinokassen gleichermaßen. Frears wurde damit zu einem der gefragtesten Regisseure – und er hat sich vor Aufträgen nicht retten können, drehte den Western „Hi-Lo Country“ (1998) und die Nick-Hornby-Verfilmung „High Fidelity“ (2000) und ein Remake des Kriegsausbruchs-Thrillers „Fail Safe“ mit George Clooney. Aber erst mit der

„Mary Reilly“ bürstete alle Erwartungen gegen den Strich, auch die an Julia Roberts „Queen“ hat er 2006 wieder richtig zu seiner Form gefunden. Helen Mirren spielt Elizabeth II. in den Tagen nach dem Tod von Diana, sie bekam einen Oscar dafür. Tony Blair (Michael Sheen), gerade erst in Downing Street eingezogen, macht ein Medienspektakel aus der nationalen Trauer, die Königin aber widersetzt sich würdevoll seinem Verlangen nach Populismus – es ist Frears’ Abrechnung mit Blair, der für Umfragewerte seine Seele verkauft. Der Hass auf Blair, sagte Frears, war so wie der vor der Französischen Revolution. So gefällt er sich am besten, in wütender, trotziger Opposition. Wieviel Widerspruchsgeist in „Mary Reilly“ steckte, das hat er vielleicht selbst nicht gemerkt –weil wieder Malkovich die Hauptrolle spielte, weil Frears den Film wieder begann mit einer langen Sequenz, in der die Bediensteten den Tag herrichten für ihren Herrn, wollte man unbedingt eine Fortführung von „Gefährliche Liebschaften“ darin sehen. Der Film bürstete alle Erwartungen gegen den Strich, auch die an Julia Roberts, die damals als niedliches Mädchen galt, und nicht als die ungeschminkt schöne, großartige Schauspielerin, als die Frears sie zeigte – auch das war ein Stück Opposition. SUSAN VAHABZADEH

Etappenheld Paul Newman, Godards fröhliche Wissenschaft Martialische Kunst, in Japan wurde sie zur Meisterschaft gesteigert, lustvoll, elegant, durchtrieben. Das neueste Beispiel, im vorigen Jahr in Venedig im Wettbewerb, ist „13 Assassins / Jusannin no Shikaku“, von Takashi Miike, der sich quer durch alle Genres diente. Ein verschworener Trupp von Kämpfern gegen einen unerbittlichen Feind, und es geht dabei immer auch gegen das ganz große Vorbild – Kurosawas „Sieben Samurai“, der gewann 1954 in Venedig den Silbernen Löwen. Zu den „13 Assassins“ gab es dazwischen noch einen direkten Vorläufer, 1963, von Eiichi Kudo. Miike hat den Kampf verlagert, aus dem fröhlich-burlesken Gefilden des räuberischen Feudalismus ins Reich der Macht und ihrer Perversionen. Eine amerikanische Kriegskomödie, ein Genre, das im Kalten Krieg tollste Kapriolen schlug, zum Beispiel „Der Etappenheld / The Secret War of Harry Frigg“, von Jack Smight, 1968. Paul Newman, zwischen dem unbeugsamen „Cool Hand Luke“ und „Butch Cassidy and the Sundance Kid“, ist der Private Harry Frigg, der fünf Generäle aus der Hand der Deutschen befreien soll – ein umgekehrter Rekrutierungsversuch, denn die fünf müssen gegen den inneren Schweinehund mobilgemacht werden. Sie sind auf dem Schloss der schönen Contessa Sylva Koscina festgesetzt und dort dem Dolce Vita ganz ergeben. Der arme Newman ist da total deklassiert, beim abendlichen Dinner hätte er beinah versehentlich aus der Fingerschale getrunken. Der neue Schauspielstil des Fünfziger, das method acting, war auch eine Form von Klassenkampf, und Newman macht das sehr viel subtiler als zum Beispiel Brando. Kino-Klassenkampf auch in Frankreich, in der Nouvelle Vague. Da zogen die Jungen gegen die Alten, die Bilderstürmer gegen die Etablierten, die Provinzler gegen die Pariser, man ging zum Filmen auf die Straße, und das Publikum folgte begeistert, außer Atem. Dann kam der Mai ’68 und Godard versuchte die politische Basis dieser Bewegung hör- und sichtbar zu machen – und verlor sein Publikum. Eine neue Godard-Edition macht diese konfuse, aufregende Zeit nun wieder sichtbar, zwischen 1967 und 1980, mit Die Chinesin, oder Le gai savoir, Filmen der Gruppe Dziga Vertov, Alles in Butter / Tout va bien, mit Jane Fonda & Yves Montand, Rette sich, wer kann (das Leben), dem großartigen Kinocomeback. Das sind heftige Kämpfe, gegen die Übermacht der Bilder, die Gewalt der Phrasen und Parolen, sie werden zerlegt mit Hilfe von Marx und Freud. Und sie schlagen sich heldenhaft, Jean-Pierre Léaud und Anne Wiazemsky – „Le discours, c’est nous“ –, Juliet Berto und Isabelle Huppert. Und man hat wahrlich seinen Spaß auf dieser Schulbank des Kinos – der Staat hat die Schulpflicht bis 55 verlängert! –, mit diesem gai savoir, dieser wahrlich fröhlichen Wissenschaft. „Fröhlich sind Godards demolierende Demontagen nie gewesen“, schrieb Frieda Grafe: „Burlesk schon, das passt besser, es gehört zum Kino von Anfang an.“ Zwei Frauenfilmerinnen, zwei Filme über Mütter und Söhne. „Zeit der Trauer“ heißt im Original „The Greatest“ und ist der erste Film von Shana Feste – ihr zweiter läuft eben in den Kinos, „Country Strong“ mit Gwyneth Paltrow als Countrysängerin, die nach einer Krise ums Comeback kämpft. Auch Susan Sarandon ist in „Greatest“ in Verstörung, ihr Junge stirbt bei einem Autounfall, sie ist untröstlich mit ihrem Mann, Pierce Brosnan. Das Mädchen des Sohnes, Carey Mulligan, wird ein Kind von ihm kriegen, sie kommt bei den Eltern unter. Melodramatisches Ungleichgewicht der Geschlechter. Eine Mutter verliert ihren Sohn, ein Vater gewinnt eine Gefährtin. Eine Jugendbanden- und Jugendbandgeschichte erzählt die Künstlerin Sam Taylor-Wood in „Nowhere Boy“, die der Quarrymen, der kleinen Band der Kids John, Paul und George in Liverpool. John lebt bei seiner Tante Mimi, Kristin Scott Thomas, und versucht herauszufinden, warum er nicht bei seiner Mutter Julia leben kann. FRITZ GÖTTLER 13 Assassins, Ascot Elite. Der Etappenheld, Koch Media. Jean-Luc Godard Edition 2, Kinowelt. Zeit der Trauer, Universum. Nowhere Boy, Senator.

Kölner Stadtarchiv Neues Haus für 86 Millionen Euro Mehr als zwei Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs steht der Siegerentwurf für den Neubau fest. Eine Jury aus Experten und Politikern entschied sich am Wochenende für den Entwurf des Architektenbüros Waechter + Waechter aus Darmstadt. Der Neubau soll bis 2015 stehen und soll 86 Millionen Euro kosten. An dem Wettbewerb hatten sich nach Angaben der Stadt vom Sonntag 40 Architektenteams beteiligt. dpa


Seite 12 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

Montag, 20. Juni 2011

LITERATUR

Der große Bluff

Prinzessin, Botanikerin, Ethnologin, Kriegsgegnerin

Eine neue Reihe von Infocomics will mit wenig Text viel erklären

Therese von Bayern war eine ungewöhnliche, mutige Frau – endlich gibt es eine Biographie über sie zu lesen Als der greise Professor Max von Pettenkofer (1818-1901) am Ende des 19. Jahrhunderts empfahl, Prinzessin Therese von Bayern zum Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu wählen, war dies etwas ganz Unerhörtes. Gelehrte Frauen wurden im Männerkosmos jener Tage weitgehend ignoriert. Der Zugang zu akademischen Weihen blieb ihnen verwehrt. Welche Berührungsängste damals herrschten, verraten alte Protokolle der Münchner Gelehrtenwelt, in denen geschrieben steht: „Es gibt, namentlich auf dem Gebiete der Naturwissenschaften, Gegenstände wissenschaftlicher Forschung, bei deren eingehender Darstellung und Besprechung die Gegenwart von Frauen störend und beengend wirken müsste.“ Pettenkofer, der große Chemiker und Frauenversteher, ließ sich nicht beirren: Mit einem geschickt formulierten Antrag zog er die Mehrheit der Akademiemitglieder auf seine Seite und setzte ganz unerwartet die Aufnahme der Prinzessin in den wissenschaftlichen Ruhmestempel durch. Fünf Jahre später, im Dezember 1897, erlebte Therese die nächste Überraschung, die sie freilich aufgrund der ihr zugedachten Sonderrolle peinlich berührte. Wegen „glänzender, in vortrefflichen Büchern erwiesener Kenntnis auf dem Gebiet der Naturwissenschaft“ wurde sie als erste Frau zum Ehrendoktor der Universität München ernannt. Sechs Jahre später, 1903, erwirkte dann Thereses Vater, der im Königreich Bayern regierende Prinzregent Luitpold, dass Frauen endlich studieren durften. So ungewöhnlich Thereses Auszeichnungen auch waren, so zwingend sind sie erfolgt. Es war schon damals unübersehbar, dass Therese Prinzessin von Bayern (1850-1925) zu den bemerkenswertesten Frauengestalten zählte, die das 19. Jahrhundert hervorbrachte. Umso rätselhafter erscheint es heute, warum sich lange Zeit niemand für ihre Lebensgeschichte interessiert hat. Diese kluge Frau, die ihrer Zeit in vielerlei Hinsicht weit voraus war, hat in der Geschichtsschreibung kaum Spuren hinterlassen, mit einer Ausnahme: Seit April 2009 schmückt ihre Büste die Münchner Ruhmeshalle. An Hinterlassenschaften mangelt es nicht, denn Therese deponierte all ihre Briefe und Tagebücher höchstselbst im Geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher in München. Vor sieben Jahren hat die Münchner Literaturwissenschaftlerin Hadumod Bußmann begonnen, diesen Nachlass zu sichten. Das war eine glückliche Fügung, denn das Ergebnis dieser Beschäftigung mit der Korrespondenz und den Tagebüchern der Prinzessin ist eine wissenschaftliche Biographie, die noch dazu ausgezeichnet lesbar ist. Das Buch profitiert sehr davon, dass Bußmann die aus Thereses Feder stammenden Quellen ausgiebig im Originalton reden lässt. Therese von Bayern entsprach in keiner Weise den Erwartungen, die an eine Prinzessin im 19. Jahrhundert gestellt wurden. Sie war das, was man in ihrer Münchner Heimat einen Wildfang nennt: abenteuerlustig, unangepasst, voller Fernweh und Neugierde, später auch voller wissenschaftlichem Ehrgeiz. Sie bereiste Gegenden, in die bis dahin noch keine westliche Frau gelangt war. Sie drang in den tropischen Urwald vor, und in Russland landete sie einmal bei Schneeluft, nachdem sie ausgerutscht

Forschungsreisende: Therese von Bayern (1850-1925) Foto: bpk

war, unfreiwillig im fast zugefrorenen Eismeer. Weder extreme Hitze noch Kälte, weder Lungenentzündung und Höhenkrankheit noch ein Rippenbruch konnten die unerschrockene Prinzessin auf ihren Reisen bremsen. Im Yosemite-Park fing sie einmal eine Klapperschlange. Therese war nicht davon abzuhalten, das noch lebende Tier „mit angespanntem Arm den Berg hinunter zu schleppen. Das Gewicht ließ nichts zu wünschen übrig“. Aber die Biographin hält Therese keineswegs nur wegen körperlicher und mutiger Höchstleistungen für eine der bemerkenswertesten Frauen der Moderne. Als sich zeigte, dass Therese ihre Liebe zu Otto von Bayern, dem Bruder König Ludwigs II., infolge seiner Geisteskrankheit niemals würde leben können, schloss sie dieses für sie schmerzliche Kapitel ab und ging keine Männerbeziehung mehr ein. Mit 21 Jahren begann sie Europa und Nordafrika zu bereisen, wobei ihr zugutekam, dass sie zwölf Sprachen beherrschte. Im Jahr 1893 begab sich Therese von Bayern auf eine Studienreise durch Nordamerika. Trotz grandioser Natureindrücke und Begegnungen mit Indianerstämmen kann sich Therese weder mit den Vereinigten Staaten noch

Sie rang mit einem Taschendieb in Mexiko: „Meine gestählten Muskeln halfen mir.“ mit deren Sprache anfreunden. „In keinem anderen Land, das ich bereist“, so schreibt sie, „sind die Sitten so verschieden von den unseren wie hier.“ Auch erlebt sie allerhand Enttäuschungen: In der Stadt Mexico entreißt ihr ein Indianer im Gedränge Geld und Notizbuch. Sie schildert das recht unprätentiös: „Ich rang mit ihm, und als er sah, daß ich ihn nicht loslasse – meine gestählten Muskeln halfen mir –, streifte er die Jacke, an der ich ihn gepackt, über den Kopf und entfloh ohne derselben.“ Von ihren Reisen brachte Therese viele zoologische, botanische und ethnologische Objekte mit. Ihre ethnologischen Sammlungen befinden sich heute im Münchner Völkerkundemuseum. Der zoologische Nachlass wurde 1926 an die Zoologische Staatssammlung München übereignet, vieles wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg zerstört. Sechs von ihr gesammelte Pflanzen sind mit ihrem Namen in die internationale botanische Nomenklatur eingegangen, indem sie zu ihrer lateinischen Gattungsbezeichnung den Zusatz „Theresiae“ erhielten. Dass Therese zu einer Idealisierung der Tropen neigte, hat nicht zuletzt mit der rasanten industriellen und technologischen Entwicklung des 19. Jahrhunderts zu tun, die in vielen Kreisen zu einer verbreiteten Europa- und Zivilisationsmüdigkeit geführt hatte. Auch Therese hegte Vorbehalte gegen den ungestümen Fortschrittsglauben ihrer Zeit. Eine für 1914 geplante Weltumrundung fiel dann dem Krieg zum Opfer. Mit ihrer politischen Überzeugung stand Therese von Bayern im krassen Widerspruch zur öffentlichen Meinung. Nationalismus und Kriegsbegeisterung widerten sie an: „Im übrigen schwieg ich und schluckte, schluckte bis zum Ersticken.“ Thereses verzweifelte Antikriegshaltung machte sie immer einsamer, ihre Tagebücher legen Zeugnis davon ab. Diese Aufzeichnungen sind eine zeitgeschichtliche Fundgrube, das Themenspektrum reicht vom Deutsch-Französischen Krieg über Absetzung, Entmündigung und Tod Ludwigs II. und die Regierungszeit ihres Vaters Luitpold bis hin zum Weltkrieg und zum Ende der Monarchie. Sie zeigen aber auch das innere Ringen einer unkonventionellen adligen Intellektuellen, die in der falschen Zeit lebte, ihre Sehnsüchte und ihre psychischen Abstürze, gegen die selbst ein so reiches Leben nicht schützte. „Ich habe mich vor nichts im Leben gefürchtet“, sagte Therese einigermaßen versöhnt auf dem Sterbebett. HANS KRATZER HADUMOD BUSSMANN: Ich habe mich vor nichts im Leben gefürchtet. Die ungewöhnliche Geschichte der Therese von Bayern. Verlag C. H. Beck, München 2011. 346 Seiten, 24,95 Euro.

Der ägyptische Hiphopper Deeb am Samstagabend beim „Poesiefestival Berlin 2011“

Foto: Mike Schmidt/gezett.de

Rhythmus und Rebellion Das Berliner Poesiefestival startet mit „Weltklang“ und einem arabischen Abend Was hat Berlin mit Medellín gemein? Ein Poesiefestival, das beachtliche Massen anzieht. In Kolumbien füllen sich zwar ganze Fußballstadien, wenn bekannte Dichter öffentlich vortragen. Aber auch das Berliner Maxim-GorkiTheater platzte bei der Eröffnungsveranstaltung „Weltklang“ des mittlerweile zwölften Poesiefestivals der Literaturwerkstatt aus allen Nähten, und das bei ziemlich stadiontauglicher Stimmung. Marcel Beyer und Kathrin Schmidt lasen hier, neben dem Besteller-Lyriker Billy Collins aus den USA, der Koreanerin Kim Hyesoon, dem französischen Altmeister Yves Bonnefoy oder dem kubanischen Nationalhelden Silvio Rodríguez. „Canta, canta!“, skandierte die rasende Unterstützergruppe, und nach ein paar Gedichten packte der Liedermacher dann auch die Gitarre aus und sang „El Unicornio“, das Lied vom verschwundenen Einhorn. Die spanischsprachigen Fans sangen mit, alle anderen konnten die deutsche Übersetzung im Begleitband nachlesen. Überhaupt gingen Poesie und Musik eng zusammen, mal in „Spoken Word-Auftritten, mal in der Abfolge des Abends: Auf den weihevollen Vortrag des 88-jährigen Yves Bonnefoy, der eindrucksvoll vorführte, wie klassische Metrik die Worte zum Klingen bringt, folgte der 22-jährige Tunesier El Général mit internationalem Rapperversmaß. Sein Protest-Rap „Rais Lebled“, gerichtet an den „Chef meines Landes“, wurde zu einem Soundtrack der tunesischen Revolution. El Général konnte man am Samstag gleich nochmal in der Akademie der Künste am Pariser Platz hören. Der Abend zur „Neuen Arabischen Welt“ war ein Höhepunkt zu Beginn der Festivalwoche, vielleicht auch, weil Poesie hier nicht nur mit Musik, sondern auch noch mit Politik zusammenging. Das Interesse am Kolloquium zu den arabischen Protestbewegungen war so groß, dass die Kopfhörer nicht reichten. Fünf

Klangkünstler von Ägypten bis Libyen erzählten aus ihrem Alltag, kommentierten die Umwälzungen, die Rolle von Facebook und Twitter, das Leben im Exil, den Kampf für ein neues politisches Bewusstsein – und was Rap und Gedichte dabei ausrichten können. Die palästinensische Künstlerin Hind Shoufani sprach von der verheerenden Langzeitwirkung politischer Unterdrückung. Freiheit will gelernt sein: So lange hätten die Menschen unter dem Einfluss der Regime gelebt, dass der Druck von Staat und Militär bis in die feinsten Verästelungen privater Beziehungen weitergeben worden sei – ein Abhängigkeiten und Untertanen erzeugender Mechanismus, den man durch einen grundlegenden Mentalitätswandel durchbrechen müsse. Aber wie? Der Ägypter Deeb schien ein paar praktische Antworten zu

Es gab Durchhalteparolen, intim Lyrisches, Pathos und viel Witz beim Auftritt der arabischen Poeten haben. Nach den Muslimbrüdern befragt, meinte der Hiphopper, der sich selbst als „natural born optimist“ bezeichnete, dass man gerade jetzt Mubaraks Taktik der Angsterzeugung durchbrechen – und sich auf ein offenes Gespräch mit den Muslimbrüdern einlassen sollte. Er hob hervor, dass die Revolution von der breiten Zivilbevölkerung getragen sei, die ihr Land nicht in einen zweiten Iran verwandelt sehen wolle. Beim anschließenden Haupt-Act des Abends ging ansteckend optimistisches Geruckel durch die Akademie. Weibliche arabische Fans rasteten bei der Dröhnung von El Générals Revolutionshymnen aus. Er sei davon überzeugt, dass Worte stärker seien als jedes Gewehr, hatte El Général gesagt – klar, subtil sind diese Texte nicht, das wollen sie auch gar nicht sein. Ähnlich erklärte die 23-jähri-

ge ägyptische Performerin Hend Hammam, sie wolle mit einfacher Umgangssprache breite Bevölkerungsschichten erreichen. So gab es durchhalteparolenhafte, pathosgeladene, intim lyrische und auch sehr witzige Momente an diesem Abend. Der libysche Lyriker Abdouldaim Ukwas trug ein rhythmisch mitreißendes Gedicht über sein Londoner Exil vor, und Hind Shoufani, die auf Englisch schreibt, brachte mit dem Gedicht „WaistLands“ – auf die schönen Knie eines unerreichbaren Mannes – den Saal zum Kreischen. Alles auf einmal schien in Deebs Hiphop zu stecken. Auch wer ägyptisches Umgangsarabisch nicht versteht, konnte die Lautmalerei und den Witz in seinen Texten erahnen. „Ich bin kein Dikator, Deeb ist ein Arzt / In der Praxis des Rhythmus ist Folklore mein Fachgebiet.“ Ein ägyptischer Thomas D? Das wäre wohl eine unzulässige westliche Vereinnahmung. Deeb bezieht Position gegen sexuelle Unterdrückung, wirbt für das Recht auf Widerspruch und mehr Spaß im Leben. Aber anders als die gerade enttarnte Fake-Bloggerin Amina Araf, die tatsächlich ein westliches Wunschprodukt war, ist Deeb ein sehr realer Vertreter der arabischen Facebookund Twitter-Generation, die sich gegen Umarmungsattacken zu schützen weiß. Neben den internationalen Lyrikgrößen und arabischen Performance-Stars finden während des einwöchigen Poesiefestivals aber auch weniger bekannte bis unbekannte Lyriker ein freundliches Mikro. Nicht umsonst ist in Berlin die Dichte der Dichter am dichtesten, diesen Spruch des Festivalleiters Thomas Wohlfahrt konnte man auch in der Wagenburg Lohmühle auf der Grenze zwischen Treptow und Neukölln hören: Dort lasen junge Menschen beim „Poets’ Corner“ von Elfenbehältnissen, Hämatomen und swingenden vogelins. Die hohe Dichterdichte verpufft hoffentlich auch nach Festivalende nicht. JUTTA PERSON

Zum Küssen zu warm „Schon der Gedanke an Sex ödet einen an“ – Tanizaki Jun’ichiros Essay „Liebe und Sinnlichkeit“ ist heute so wahr wie in den 1930er Jahren, als er entstand Boy meets girl, lautet die kürzeste Definition aller erzählenden Literatur. Dabei ist die Liebe keineswegs ein universelles Thema der Dichtung. In der asiatischen Kultur werden zärtliche Gefühle als unangemessener, ja minderwertiger Gegenstand für die anspruchsvolle Literatur betrachtet. In der Lyrik etwa dürfte der Liebe nicht ein Bruchteil der Beachtung geschenkt worden sein, die man „dem Mondlicht oder der Reisweinschale“ zukommen ließ, schreibt der japanische Schriftsteller Tanizaki Jun’ichiro in seinem äußerst lesenswerten, in den 1930erJahren entstandenen Essay „Liebe und Sinnlichkeit“, der nun erstmals auf Deutsch vorliegt. Auf die Frage, warum Liebe ein Anathema der fernöstlichen Literatur ist, gibt es eine kurze und eine lange Antwort. Die kurze lautet: Es ist zu heiß zum Küssen. Das feucht-warme Klima, das den Mann rasch ermüden lassen, stehe, so Jun’ichiro, einem expansiven Liebes-

leben entgegen. Wo ein einziger Schluck Bier genüge, um den Sommerkimono mit Schweiß zu durchtränken, habe man auf nichts mehr Lust, „und schon der Gedanke an Sex ödet einen an“. Jun’ichiros lange Antwort, mit der sich „unser reduzierter sexueller Appetit“ begründen lässt, läuft auf ein Zusammenspiel von physiologischen und kulturellen Faktoren hinaus. Den Typus der selbstbewussten, ja dominanten Frau und des empfindsamen Mannes kennt allein die Literatur der frühmittelalterlichen Heian-Epoche mit Erzählungen über betrogene Ehemänner und weiblichen Sadismus. Als jedoch die kriegerischen Ideale des Samurai-Standes normativ wurden, galt Männlichkeit als das Gegenteil von liebender Hingabe und Weiblichkeit als Synonym für Schwachheit und Unreinheit. Frauen wurden als Teil des Hausrats gering geschätzt und hinter die Vorhänge und Wandschirme der Gemächer in ein Schattenreich ver-

bannt. Sie waren „Schönheiten der innersten Räume“ und „gefühlsmäßig für Männer nicht mehr als raschelnde Gewänder, mit Räucherdüften parfümierte Stoffe, trotz größter Nähe nur weiche, mit Händen ertastete Haut und ein Wasserfall von körperlangen Haaren“. Das puppenhaft-entindividualisierte weibliche Schönheitsideal führt Jun’ichi-

Westliche Frauen sind weniger zum Umarmen da als vielmehr zum Anschauen ro nicht zuletzt auf die eingeschränkte Privatsphäre der japanischen Wohnkultur zurück, die bei Tageslicht dem Paar nur verstohlene Zärtlichkeiten gestatte. So wurde die alles verhüllende Nacht zum Refugium der Intimität und damit auch der Frau. Die nahezu vollständige Dunkelheit, wie sie vor der Elektrifizie-

rung herrschte, habe der taktilen Wahrnehmung einen dauerhaften Vorrang vor der visuellen verschafft. Zugleich komme das geisterhafte, wie ein Traumgespinst erscheinende Rollenbild ( „blass wie der Mondschein, leise wie das Zirpen von Insekten, empfindlich wie die Tautropfen auf den Gräsern“) der Auffassung entgegen, die Schönheit der Asiatinnen sei nur in einer Hinsicht unübertroffen: in der Glätte und Zartheit ihrer Haut. „Westliche Frauen sind weniger zum Umarmen da als vielmehr zum Anschauen“, heißt es da, die östlichen aber schienen wie geschaffen, im Schummerlicht berührt und liebkost zu werden. „Iroke“ nennt sich der Zauber nur angedeuteter, nie offen ausgestellter Sinnlichkeit, deren Reize Jun’ichiro weit über den Exhibitionismus des entblößten Körpers stellt. „Eine noch so schöne Frau hat, wenn sie einmal völlig nackt dasteht, nichts mehr, was sie enthüllen könnte“, schreibt er.

Wer an die Erwachsenen-Mangas der Gegenwart denkt mit ihrer klischierten Weiblichkeit, dieser Kombination von Kindchen-Schema und bis zur Karikatur ausgeprägten Geschlechtsmerkmalen, mag sich an beides erinnern: das modellhafte Frauenbild, wie es im traditionellen japanischen Puppentheater zum Ausdruck kommt, aber auch in den Farbholzschnitten der alten Meister. Und an die von Jun’ichiro beschriebene Unlust, die, ein heutiges Tabu, zu ihrer Kompensation einer Übersteigerung des Visuellen bedarf, wo eben das taktile Erleben fehlt. Mit seiner Prophezeiung, dass die delikate Ambivalenz des iroke auf dem Rückzug sei, hat Tanizaki Jun’ichiro allemal Recht behalten. Und zwar nicht nur für Japan. CHRISTOPHER SCHMIDT TANIZAKI JUN’ICHIRO: Liebe und Sinnlichkeit. Aus dem Japanischen von Eduard Klopfenstein. Manesse Verlag, Zürich 2011. 96 Seiten, 14,95 Euro.

Eine Einführung in den Marxismus ist auch dabei, wenn nun im Tibia-Press Verlag eine neue Reihe von Infocomis erscheint. Damit kehrt der Sachcomic in Deutschland zu seinen Ursprüngen zurück. Denn angefangen hatte alles mit Rius alias Eduardo del Río. Der mexikanische Cartoonist hatte 1975 der erstaunten Öffentlichkeit seinen „Marx for Beginners“ präsentiert. Mit Humor und unverhohlener Parteinahme tänzelte Rius’ Zeichenfeder über das ideologisch verminte Gebiet von Marx’ Leben und Werk. In Deutschland, traditionell skeptisch gegenüber Comics, kam die Übersetzung erst 1979 bei Rowohlt heraus. Es folgten 21 Titel, in denen hauptsächlich die Themen der sogenannten neuen sozialen Bewegungen aufgegriffen wurden. In der Tat schien kein anderes Medium besser geeignet, das Bildungsprivileg zu unterlaufen, als der Sachcomic. Die popularisierenden Einführungen zu Themen wie Sozialismus, Atomkraft, Psychiatrie oder Einstein, die von den fachlichen Autoritäten meist nicht ernst genommen wurden, boten gerade deshalb einen unbewachten, störungsfreien Zugang zu elementaren Grundkenntnissen. Der untergründige politische Einfluss der Sachcomics ist schwer zu bestimmen. Der subversiv parteiische, manchmal auch selbstironische Humor lief dem einschüchternden Ernst, mit dem die Fachleute ihr Wissensprivileg zu verteidigen pflegen, jedenfalls zuwider. Und das daraus gewonnene Vertrauen in das eigenen Vernunftvermögen sensibilisierte zugleich die Wahrnehmung für intellektuellen Bluff und Mystifikationen. Wilfried Stascheit, engagierter Herausgeber der neuen Infocomics, vertritt noch die alten, hehren Ideale. Es gehe um die Verteidigung eines Bildungsbegriffes, der nicht mit wirtschaftlich verwertbarer Ausbildung identifiziert werden dürfe, erklärt er. Der entscheidende Unterschied sei die Kritikfähigkeit gegenüber dem Stoff. Für das Format hieße das: Die Cartoonelemente dürften nicht nur Illustrationen sein, sie müssten eine eigenen Funktion haben, den Text kommentieren, karikieren, konterkarieren. Aber werden die neuen Comics diesen Ansprüchen gerecht? Die Reihe ist eine Übersetzung der englischen „Introducingbooks“. Von ihren bisher 59 Titeln gibt es nun acht auf Deutsch. Sie stammen zum Teil von Veteranen, Oscar Zarate zum Beispiel, der „Introducing Marxism“ illustriert hat, kennt das deutsche Publikum noch von seinem „Lenin für Anfänger“ aus dem Jahr 1979. Dennoch:

Nicht zu viel Text: Ausschnitt aus dem Marxismus-Band Abb. a. bespr. Band die Sachcomics haben sich stark verändert. Auch Stascheit stellt fest, dass es heute deutlich weniger Text gibt als früher: Soviel Textauszüge aus Originalen wie man in den siebziger und achtziger Jahren präsentierte, könne heute niemanden mehr zugemutet werden. Es gibt einen stetig wachsenden Markt für Einführungsliteratur. Wenn der Wunsch „mitreden zu können“, allerdings nicht mehr politisch gemeint ist, sondern nur noch den unbedingten Willen zur Teilhabe am intellektuellen Bluff ausdrückt, dann kommt es zu so absurden Erscheinungen wie dem aktuellen Sachcomic über „Shakespeare“. Auf gut 170 Seiten geht es vor allem um eins: die wahre Identität Shakespeares. Von seinem Werk erfährt man wenig bis nichts, dafür gibt es reichlich Namedropping und wichtigtuerische Andeutungen, gipfelnd in der vorhersehbaren Pointe, dass die Antwort auf die Frage nach der Identität ganz nebensächlich, der englische Nationaldichter „stets anders und ewig derselbe“ sei. CARSTEN PRIEN WILFRIED STASCHEIT (Hrsg.): Kapitalismus, Ethik, Logik, Shakespeare, Marxismus, Philosophie, Psychologie, Evolution. Tibia-Press, Überlingen 2010/11. 176 Seiten, 10 Euro.

Jochen Golz Präsident der Goethe–Gesellschaft Der Literaturwissenschaftler Jochen Golz bleibt Präsident der 1885 gegründeten Goethe-Gesellschaft in Weimar. Die Hauptversammlung bestätigte den 69 Jahre alten Weimarer für weitere vier Jahre im Amt. Golz war von 1994 bis zu seiner Pensionierung 2007 Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs. Als VizePräsidentin wurde Anne BohnenkampRenken wiedergewählt, die Direktorin des Goethehauses/Freies Deutsches Hochstift in Frankfurt am Main. dpa


Montag, 20. Juni 2011

HBG

MEDIEN

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 13

Seine lange Strecke Thomas Bellut wird ZDF-Chef – vorher baut er noch einiges um

Er kann es noch, sonst kann es keiner: Gottschalk, 61, bei seiner letzten Live-Sendung von Wetten, dass . . .? am vergangenen Samstag in Palma de Mallorca. Im Herbst folgen noch drei Rückblickshows beim ZDF, ob Gottschalk danach bei dem Mainzer Sender bleibt, ins Werberahmenprogramm der ARD wechselt oder vielleicht den Feldberg besteigt, ist noch nicht entschieden. Foto: dapd/Jörg Koch

Finale in Babylon Thomas Gottschalk macht „Wetten, dass . . .?“ ein letztes Mal zu der besten deutschen Unterhaltungsshow, die es ohne ihn nicht gäbe Eigentlich ist nichts passiert. Drei Stunden lang nichts, was man hätte wirklich wichtig nennen können. Einfach nur Unterhaltung, und ziemlich großartige. Vielleicht die letzte wirklich große für lange Zeit. Eine Show für die 10 000 Zuschauer in der Stierkampfarena von Palma de Mallorca, für satte 12,4 Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten in Deutschland, vor allem aber eine für jenen verdienten 61-Jährigen, der da in einem Walle-Kaftan im Manegensand stand und das Geheul seiner Fans nicht in den Griff bekam. Ein ums andere Mal schwappte La Ola über die Ränge, und jeder Versuch, diese Bewegung zu stoppen, scheiterte. „Macht euch doch fertig“, seufzte Thomas Gottschalk irgendwann und war für einen Moment der Zauberlehrling, der die selbst entfesselten Fluten nicht mehr beherrschen kann. Doch die Verzweiflung war nur gespielt. Man sah ihm an, wie er es genoss, dass da welche aufstanden für ihn, dass es da zu seinem Abschied keine große Stille gab, sondern eine riesige Aufwallung.

Es war die letzte Live-Ausgabe von Wetten, dass . . .?. Drei Sendungen folgen noch im Herbst, aber die widmen sich dem Rückblick, der Selbstbespiegelung, der Nabelschau. Also wurde für die Sommershow nochmal am ganz großen Rad gedreht, wurden Weltstars eingeladen und Menschen, die sich dafür halten. Allein auf den Publikumsrängen zeigte die ZDFKamera mehr Prominenz als in einer durchschnittlichen ARD-Show Platz hat. Von Formel-1-Milliardär Bernie Ecclestone bis zum Schlagerunternehmer Jürgen

Kokosnüsse, spanische Tenöre, und La Ola – es war die ganz große Welle Drews reichte die Liste da, und mittendrin saß auch Markus Schächter, der ZDFIntendant, der genau wie sein größter Star gerade den langen Abschied antritt, weil doch nun, im Gegensatz zur Personalangelegenheit Gottschalk, klar ist, wer ihm 2012 nachfolgt: Thomas Bellut.

Wie groß diese letzte richtige Wetten, dass . . .?-Ausgabe ausfiel, war spätestens zu bemerken, als Gottschalk für ein Foto posierte mit Sängerin Jennifer Lopez, Schauspielerin Cameron Diaz, der Model-Dompteurin Heidi Klum und seiner Assistentin Michelle Hunziker, da wirkte das Gruppenbild mit Damen ein bisschen wie seine allerletzte Regierungserklärung. Schaut her, ich kann’s noch, lautete die Botschaft. Ich krieg sie noch alle auf eine Bühne. Und als unausgesprochener Subtext stand da drunter: Sonst kann es keiner. Kaum zu glauben, dass sich einer, der solch große Gesten so souverän beherrscht, demnächst im vorabendlichen Werberahmenprogramm des Ersten verschleißen lassen könnte, dass der sich noch einmal mit einer alltäglichen Show beweisen muss. Ein bisschen wirkt das, als würde Reinhold Messner die Besteigung des Feldbergs ankündigen. Aber noch hat Gottschalk nicht entschieden, ob er beim ZDF bleibt oder sich der heftig buhlenden ARD hingibt. Für den Umstand, dass dieser Tage so

viele mitreden wollen, wenn es um die Zukunft von Deutschlands populärstem Moderator geht, lieferte die Show am Samstag ein sehr schönes akustisches Bild. Nicht nur einmal herrschte dort die große Klangverwirrung. Michelle Hunziker redete italienisch, Tenöre sangen spanisch, US-Stars antworteten englisch, während darüber eine immer wieder holpernde deutsche Übersetzung lag, und zwischendrin quakten die Komikerin Cindy aus Marzahn und der immer mehr seiner eigenen Karikatur ähnelnde Dieter Bohlen auch noch ihren halbgaren RTL-Senf an die ZDF-Soße. Wer da um Verständlichkeit flehte, war im finalen Show-Babylon am falschen Orte. Natürlich war das Durcheinander kein Unfall, sondern Absicht, denn beim ZDF weiß man, dass ein Gottschalk immer dann zur ganz großen Form aufläuft, wenn um ihn herum alles zusammenzubrechen droht. Also lieferte man ihm die Kulisse, die er für seine persönliche Performance brauchte. Da wurden Stars wie der Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel oder der US-Schauspieler Kevin

James trotz überaus professioneller Auftritte ebenso zu Couch-Komparsen degradiert wie die Wettkandidaten, die Kokosnüsse mit den Zähnen schälen, beeindruckende Handstände hinlegen, dolle Radsprünge vollführen oder mit dem Bagger Tennis spielen konnten. Es ging um Gottschalk und darum, dass er die Show ist und dass die Show ohne ihn nicht wäre, was sie nun noch ein letztes Mal war. Da passte es, dass der Moderator den Wetten, dass . . .?-Erfinder Frank Elstner von den Rängen holte und zur Ansage der Abschlusswette beorderte. Als Elstner das tat in der ihm eigenen, höchst betulichen Art, da wurde auch dem allerletzten deutlich, was ein Gottschalk so wert ist. „Was wäre aus der Sendung geworden, wenn du sie weiter gemacht hättest“, wollte er dann zur finalen, eigentlich komplett überflüssigen Selbstvergewisserung noch von Elstner wissen. Sie wäre wohl nicht so lustig geworden, entgegnete der Altmeister. „Richtige Antwort“, konterte Gottschalk. Dem ist nichts hinzuzufügen. HANS HOFF

Wasser für die Elefanten

Schneller fuhr kein Verleger

Helmut Markwort gibt Moderation bei den Medientagen ab

Paul Pietsch, Gründer der Motorpresse und ehemaliger Rennpilot, wird hundert Jahre alt

Mehr als ein Jahrzehnt lang hat Helmut Markwort, 74, Herausgeber des Nachrichtenmagazins Focus (Burda), den „Mediengipfel“ der Münchner Medientage moderiert – nun übernimmt ein anderer die sogenannte „Elefantenrunde“. Wie ein Sprecher des Branchentreffs mitteilte, soll Roland Tichy, Chefredakteur der Wirtschaftswoche, die zentrale Diskussionsrunde des Kongresses künftig leiten. „Nach mehr als einer Dekade kann sich die Elefantenrunde ruhig mal an einen neuen Dompteur in der Manege gewöhnen“, erklärte Helmut Markwort selbst die Entscheidung, die Moderation abzugeben. 2011 sei „sicher ein sehr guter Zeitpunkt, das Bändigen die-

SZ-Rätsel Schwedenrätsel, Str8ts leicht, Sudoku mittelschwer

Verantwortlich: Christopher Keil

ser Alpha-Tiere einem etwas jüngeren Kollegen zu überlassen“. Wirtschaftswoche-Chef Tichy ist 55 Jahre alt. Medienmacher Markwort scheut an sich keine Bühne, im vergangenen Jahr war er am Frankfurter Volkstheater sogar in einer Inszenierung des Jedermann nach Hugo von von Hofmannsthal zu sehen. Bei der traditionellen Auftaktveranstaltung der Münchner Medientage diskutieren am 19. Oktober unter anderem der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, der Pro-Sieben-Sat-1-Fernsehvorstand Andreas Bartl und der Vorstandsvorsitzende des Springer-Verlags, Mathias Döpfner, über die Zukunft der Medienbranche. SZ

Der französische Presseoffizier verlachte den Bittsteller, aber er bewilligte die Bitte. Es war 1946, und dass da einer inmitten der Ruinen die Lizenz für eine deutsche Autozeitschrift beantragte, fand er grotesk. „Nie wieder“, beschied der Franzose dem jungen Mann, werde es in diesem Land so viele Autos geben, dass darüber irgendwer etwas lesen wollte. Paul Pietsch freilich ließ sich nicht beirren. Wenige Monate später, im Dezember 1946, erschien die erste Ausgabe von Das Auto. Nach einer Fusion fünf Jahre später nannte er das Blatt Auto Motor Sport, und viele im deutschen Autoland hielten dieses ams bald für die Autobibel. In den achtziger Jahren wurden mehr als 520 000 Hefte verkauft. Heute sind es immerhin noch mehr als 400 000.

Dabei hatte der junge Pietsch gar keine Verlegerlaufbahn im Sinn, als er bei dem französischen Offizier vorsprach. Wie seine Partner Ernst Troeltsch und Joseph Hummel war er Rennfahrer, und wie sie brauchte er einfach Geld zum Rennenfahren. Das hat er mit Das Auto und ams rasch verdient, aus der kleinen Redaktion in einer Freiburger Baracke ist ein Medienunternehmen von internationalem Rang geworden. Knapp 280 Millionen Euro Umsatz machte die Motorpresse Stuttgart im Jahr 2009, Gruner + Jahr hält inzwischen 59,9 Prozent der Anteile. Der Familie Pietsch gehören noch 25,1 Prozent. Paul Pietsch hatte nach dem Erfolg seiner Fachblätter schon in den fünfziger Jahren den eigenen Rennwagen stehen gelassen.

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Pietsch kommt aus dem Schwarzwald, er hat Bierbrauer gelernt. Aber als sein Vater 1931 starb, kaufte er sich vom Erbe einen Bugatti. Er avancierte zu einem der besten deutschen Fahrer, er lenkte einen Silberpfeil der Auto Union und wurde 1939 in einem Maserati Dritter beim Großen Preis von Deutschland – der Nürburgring war sogar Ziel seiner Hochzeitsreise. Der Zweite Weltkrieg unterbrach seine Karriere jäh, in Frankreich wurde er schwer verwundet und geriet in Gefangenschaft. Aus dem Tagesgeschäft als Chef der Motorpresse zog er sich 1976 zurück, doch bis vor wenigen Jahren ging er fast täglich ins Büro. An diesem Montag wird Paul Pietsch, der Grandseigneur des deutschen Auto-Journalismus, 100 Jahre alt. ROMAN DEININGER

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Lösungen vom Wochenende

Die Ziffern 1 bis 9 dürfen pro Spalte und Zeile nur einmal vorkommen. Zusammenhängende weiße Felder enthalten eine lückenlose Menge von Zahlen, die in beliebiger Reihenfolge stehen können. Schwarze Felder trennen diese Straßen und werden nicht ausgefüllt. Weiße Ziffern dienen lediglich der Orientierung, sie gehören aber selbst zu keiner Straße. Tipps im Internet: www.sz-shop.de/str8ts

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Der ZDF-Fernsehrat tagte im großen Ballsaal. Thomas Bellut hatte man nach seiner Bewerbungsrede um das Amt des ZDF-Intendanten vor die Tür geschickt, während am vorigen Freitag drinnen abgestimmt wurde. Bellut stand im Foyer des Berliner Tagungshotels, vor einer holzgetäfelten Wand an einem mit Faltenwurf umspielten Stehtisch. Er wirkte konzentriert, schwieg. Es war der Moment einer fast höfischen Szene: Die mächtigen Männer des ZDF sammeln sich um ihn – und halten doch Abstand. In diesem Moment, um 9.37 Uhr, zweifelt keiner an der Wahl des Programmchefs zum Intendanten. Es ist ein Augenblick der Verwandlung. Um 10.01 Uhr holt man Bellut wieder in den Ballsaal, wo der Kongress nicht tanzt, aber abgestimmt hat. Applaus dringt durch die Türen. 70 Ja-Stimmen, eine Gegenstimme, zwei Enthaltungen. Bellut, 56, ist zum Nachfolger des am 14. März 2012 scheidenden ZDF-Chefs Markus Schächter, 61, gewählt – mit einem gewissermaßen sozialistischen Ergebnis und als einziger Bewerber, den das Gremium zur Vorstellung bat. Von einem „makellosen Verfahren“ spricht ein Fernsehrat später, davon ist auch sonst an diesem Tag viel die Rede, was wohl auch eine Rechtfertigung sein soll für den Umstand, dass Bellut als Wunschkandidat vieler spätestens seit Mai die Mehrheiten hinter sich hatte. Weitere Bewerber, unter ihnen FAS-Feuilletonchef Claudius Seidl, wurden gar nicht erst zur Wahl geladen, da kein Fernsehrat sie unterstützte. Diese Praxis hatte einer der Bewerber zuletzt im Eilverfahren angefochten, erst Donnerstagabend gegen 19 Uhr herrschte daher wohl Klarheit, dass die Wahl wie geplant stattfinden würde. Als Intendant kann Bellut, was für ihn ein Vorteil ist, auf seine Arbeit als Programmchef aufbauen: hier wirkt er seit 2002 – Zeiten, in denen sich der Zuschauermarkt zersplittert hat und immer mehr digitale Angebote vor allem um die jungen Zuschauer werben. Die muss das ZDF gewinnen, ohne das alte Stammpublikum zu verlieren. Bellut hat hier auf seine Art vieles versucht und ermöglicht – in der Fiktion etwa mit Serien wie KDD oder Doris Dörries Klimawechsel, aber er gesteht zu, dass sich die Ansätze noch nicht in dauerhafte Erfolge verwandelt haben. Das, sagt er, wolle er noch schaffen bis März. Acht Pilotsendungen warten; ein neues Kabarettprogramm soll noch 2011 starten. Bellut gilt als beharrlich. Dass sein vielleicht interessantestes Projekt scheiterte – die deutsche West-Wing-Variante Kanzleramt (2005) – sieht er nach wie vor nicht als Niederlage, sondern als „guten Versuch und wichtige Erfahrung“. Seine Bilanz in der Sparte Unterhaltung wiederum wird auch davon abhängen, wie sich Jörg Pilawa etabliert; um neue Quiz- und Showsendungen für ihn soll sich der von der ARD abgeworbene Andreas Gerling kümmern. Bellut muss zudem den langjährigen Unterhaltungschef Manfred Teubner, 61, ersetzen, der im September aufhört. Teubner steht für Wetten, dass . . ? – auch hier muss eine Nachfolgeentscheidung fallen; und Thomas Gottschalks Entschluss, ob er beim ZDF bleibt, wird maßgeblich für Belluts Unterhaltungsumbauten sein. Mitten im Umbruch steckt auch das Tagesprogramm. Bellut will jüngere Formate, um „kommerziellen Programmen standzuhalten ohne deren spezifische Eigenschaften zu übernehmen“. Vor allem aber hat er mit Schächter zusammen das ZDF zum Markenkanal gemacht, mit Moderatoren als Marken-Gesichtern und den Spartenkanälen ZDF neo, ZDF info und ZDF kultur. Folgerichtig gab er am Freitag – mit Schächter an seiner Seite – eine Absage an das Werben des SWR-Chefs Peter Boudgoust, der einen gemeinsamen digitalen Jugendkanal mit dem ZDF möchte. Das ZDF besitzt unter dem Namen ZDF kultur schon einen digitalen Jugendkanal. Er habe immer versucht, etwas Neues zu machen, sagt Bellut. Und sei dabei, auch mit Verjüngungsversuchen, oft auf die Nase gefallen – vor allem wenn Neuheiten „wie ein Pfosten ins Programm geschlagen“ wurden. Man müsse eben „lange bauen, bis man eine Strecke hat“. Die Kunst, eine Strecke zu bauen, beherrscht Bellut, sie hat ihn nun bis ins Amt des Intendanten geführt. CLAUDIA TIESCHKY

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Seite 14 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

Montag, 20. Juni 2011

DAS POLITISCHE BUCH

Als das bessere Argument noch zählte Anhand der Kabinettsprotokolle der ersten Großen Koalition unter Kanzler Kiesinger erinnert sich Erhard Eppler an den guten Regierungsstil der Jahre 1967 und 1968

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iebzehn Jahre lang hatten sie sich bekämpft mit viel Leidenschaft und manchmal ohne Augenmaß. Die einen hatten regiert, meist mit der FDP, einmal sogar allein, immer mit klarer Mehrheit. Die anderen hatten opponiert mit viel Scharfsinn, guten Rednern, aber ohne die geringste Chance, selbst zu regieren. Eine der überzeugendsten Figuren im Nachkriegsdeutschland, Fritz Erler, der im NS-Zuchthaus Französisch und Englisch gebüffelt hatte und nun in Paris, Brüssel oder London in freier Rede sozialdemokratische Politik erklärte, hatte im Bundestag immer wieder Alternativen zu Adenauers Politik vorgetragen. Adenauer ließ ihn ins Leere laufen: „Aber Herr Kolleje Erler, de Soffjetunion …“ Was sich beide nicht vorstellen konnten, war, dass im Jahr 1967 ein Kabinett der Großen Koalition zweimal seine Sitzung unterbrechen würde, um in einer Schweigeminute ihrer beider Tod zu gedenken, erst Fritz Erlers (geboren 1913), dann Konrad Adenauers (geboren 1876). Als Kanzler Ludwig Erhard ausreichend bewiesen hatte, was Konrad Adenauer immer schon wusste, dass nämlich Erhard ein miserabler Kanzler sein würde, blieb, wenn man Neuwahlen vermeiden wollte, praktisch nur noch die Große Koalition zwischen CDU/CSU und SPD. Viele in beiden Parteien, unter ihnen auch der gerade vierzigjährige Abgeordnete Erhard Eppler, fanden, dies sei ein halsbrecherisches Experiment. Sie sagten nein und unterlagen, und der besagte Abgeordnete fand sich dann 1968 als Minister in dieser unmöglichen Regierung wieder – und staunte. Wenn er heute die Protokolle der Sitzungen des Jahres 1967 liest, an denen er noch nicht teilgenommen hat, dann wird wieder lebendig, was er 1968/69 gelernt, bestaunt, bewundert und manchmal auch belächelt hat.

Der CDU-Kanzler und der SPD-Minister Herbert Wehner unterstützten einander. Zuerst fällt an den Protokollen auf, dass die oft sehr ausführlichen Tours d’Horizon des Bundeskanzlers zu Beginn der Sitzung, weil außerhalb der Tagesordnung, nicht protokolliert wurden. Für Kiesinger waren sie wichtig, auch wenn viele am Kabinettstisch solange Akten bearbeiteten, am eifrigsten der Finanzminister Strauß (CSU), während der Bundesratsminister Carlo Schmid (SPD), der auch auf der Regierungsbank des Bundestags André Malraux ins Deutsche übersetzte, aufmerksam zuhörte und manchmal sogar durch kluge Zwischenfragen Kiesinger anfeuerte. Brandt, dem ich am ovalen Tisch des Palais Schaumburg genau gegenübersaß, verwandelte sich solange in eine starre, leblose Büste seiner selbst. Musste er so seine kostbare Zeit verbringen? Sonst war Brandt immer der Außenminister, der auch die allerletzte Depesche – notfalls nachts um drei – gelesen hatte, der genau wusste, was man in Washington von den deutschen Wünschen zum Atomwaffensperrvertrag hielt, warum

Kabinett stimmt der Gedankenführung und der baldigen Absendung zu.“ Damit wären wir bei der Frage: Was war die Rolle, die Leistung jenes Kurt Georg Kiesinger, von dem heute viele nur noch wissen, dass er schon im Auswärtigen Amt des Herrn von Ribbentrop tätig war? Das Wort vom „wandelnden Vermittlungsausschuß“ stammt nicht von einem böswilligen Beobachter. So nannte Kiesinger sich selbst. Das bezeugt ein hohes Maß an Realitätssinn. Kiesinger wusste, dass er in der Sache keine Richtlinienkompetenz hatte, er hat sie nie eingefordert. Dafür reklamierte er sie für die Pro-

Was Kiesinger und Brandt zu Wege brachten, hat keine der Regierungen unter Merkel auch nur versucht.

In den unruhigen späten 60er Jahren gab es die Große Koalition, an die Erhard Eppler (Zweiter von links, möglicherweise) gern zurückdenkt: Die Minister von CDU/CSU und SPD haben über den Tellerrand ihrer jeweiligen Parteipolitik hinausgeblickt. Eppler bedauert, dass dies nicht mehr so ist. Zeichnung: Ernst Kahl die Befürchtungen einiger Unionsminister, hier handle es sich um ein „Super-Jalta“, nicht berechtigt waren; oder ob die Briten wirklich ihre Truppen aus der Bundesrepublik abziehen würden, wenn sie keinen Devisenausgleich dafür bekamen. Kurz: Brandt, der ohnehin in kleinem Kreis eher wortkarg war, hat viel geschwiegen, und nur wer in seinen Gesichtszügen lesen gelernt hatte, konnte ahnen, was er von einem Diskussionsbeitrag hielt. Das war bei Herbert Wehner ganz anders. Er, der die Große Koalition gewollt und durchgesetzt hatte, nun Minister für gesamtdeutsche Fragen, griff überall ein, wenn er befürchtete, es könne etwas aus dem Ruder laufen. Er traf sich regelmäßig mit dem Kanzler, und im Kabinett widersprach er ihm nicht. Wo es ging, oder gar nötig wurde, unterstützten beide einander. Als es etwa darum ging, dass der Außenhandelsminister der sowjetischen Besatzungszone (SBZ), (eine DDR gab es für die Große Koalition noch nicht), von der Hannovermesse eingeladen wurde und Wehner darauf bestand, dies sei „keine Angelegenheit, mit der sich die Bundesregierung befassen solle“, beschloss Kiesinger die Diskussion mit dem Hinweis, er sehe keine andere Möglichkeit, als „in derartigen Fällen entsprechend den Ausführungen von Bundesminister Wehner zu verfahren“. Als in der Sitzung am 11. Oktober 1967 der Kanzler zur anstehenden Bundestagsdebatte über die Außenpolitik bemerkt, sie sei besonders wichtig, „weil vor aller

Welt dargetan werden könne, dass die Große Koalition in außenpolitischen Fragen und in ihrer Deutschlandpolitik völlig einig sei“, ist es Wehner, der die Diskussion beschließt: „Bundesminister Wehner betont seine völlige Übereinstimmung mit dem Bundeskanzler.“ Ein Zeitungsleser des Jahres 2011 mag es kaum glauben: Im Kabinett Kiesinger/Brandt gab es mehr Kontroversen zwischen den Ressorts als zwischen den Parteien. So etwa zwischen dem Verkehrsressort (Georg Leber, SPD) und dem Wirtschaftsressort (Karl Schiller, SPD), zwischen dem Innenressort (Paul Lücke, CDU) und dem Verteidigungsressort (Gerhard Schröder, CDU). Als Gerhard Schröder darauf bestand, dass Notstand eben doch „die Stunde der Exekutive“ sei, scheiterte er an seinen Parteifreunden, vor allem am Innenminister. Als Schiller sich gegen die von Leber geforderte „Straßengüterverkehrssteuer“ wandte, hielten die Unionsminister zu Leber. Ganz außergewöhnlich gut war das Verhältnis zwischen zwei Ressorts, die sich in den Merkel-Regierungen bis heute unentwegt öffentlich bekriegen: Finanzen und Wirtschaft. Strauß und Schiller haben sich nicht einmal im Kabinett auseinanderdividieren lassen. Sie hatten sich immer schon vorher geeinigt. Dabei waren sie natürlich Rivalen, und Schiller galt nicht von ungefähr als überdurchschnittlich eitel. Wenn Kiesinger dem Chef des klassischen Genitiv-Ressorts (der Finanzen) zuerst das Wort erteilte und dann erst dem Minister für Wirt-

schaft, hatte Schiller längst auf die Uhr geschaut und genau registriert, wie lange der Kollege geredet hatte. Jeder im Kabinett wusste, dass Schiller mindestens genauso lange reden würde, möglichst fünf Minuten länger. Aber auch wenn Schiller die Geduld des Kabinetts reichlich strapazierte (Schatzminister Schmücker von der CDU wagte sogar einmal den verzweifelten Zwischenruf: „Sind wir hier in einer Volkshochschule?“), er trug nur in seiner Sprache vor, was Strauß in der seinen gesagt hatte. Das sind Beobachtungen aus dem Jahr 1968, aber es dürfte schon 1967 so gewesen sein. Auch zwischen dem Innenressort (das erst von dem Christdemokraten Paul Lücke und später von Ernst Benda, ebenfalls CDU, geführt wurde) und dem Justizressort (Gustav Heinemann, SPD) muss es gute Gesprächskontakte gegeben haben, an denen auch Heinemanns Staatssekretär und späterer Nachfolger, der Sozialdemokrat Horst Ehmke seinen

Das Finanzministerium und das Wirtschaftsministerium streiten immer miteinander. Anteil hatte. Sie verhinderten, dass die Notstandsgesetze zu einer Konfrontation der Parteien führten. Den Protokollen ist auch nicht zu entnehmen, dass die Reformen im Justizwesen, etwa in der Rechtsstellung unehelicher Kinder, zu ernsthaftem Widerstand konservativer CDU-Minister geführt hätten. Sogar da,

wo Parteiinteressen aufeinandertrafen, konnte schließlich das bessere Argument siegen. Dass Willy Brandt, von 1969 an der Kanzler der sozial-liberalen Koalition, seine Entspannungspolitik als Außenminister vorbereitet hat, musste zu Differenzen führen mit Politikern, die sich dem Erbe Adenauers verpflichtet fühlten. Sie verstärkten die Spannungen, die in jeder Regierung zwischen Kanzleramt und Auswärtigem Amt entstehen. Allerdings war es weniger der Kanzler selbst als der Freiherr Karl Theodor von und zu Guttenberg, sein parlamentarischer Staatssekretär (und der Großvater des ehemaligen Verteidigungsministers), der die konservativen Akzente setzte. Die Protokolle jedenfalls zeigen, dass Kiesinger hier nicht nur bremste. Als die Regierungsfraktionen in einer Großen Anfrage wissen wollten, was die Regierung von einer Zusammenarbeit mit Ostblockstaaten in der Entwicklungshilfe halte, empfahl der Kanzler dem Kabinett, „die Ausführungen über die Zusammenarbeit zwischen West und Ost so umzuformulieren, dass der Wunsch der Bundesregierung, auf diesem Gebiet zusammenzuarbeiten, positiver zum Ausdruck kommt“. Und als der Brief des DDR-Ministerpräsidenten Stoph – den zuerst Beamte des Postministeriums, ohne ihren Minister (Dollinger, CSU) zu fragen, einfach zurückgeschickt hatten – doch einvernehmlich beantwortet werden sollte, heißt es im Protokoll: „Der Herr Bundeskanzler trägt sodann den allgemeinen Duktus seines Antwortbriefes vor. Das

zeduren, für die Regeln des Zusammenwirkens. Er wollte – und darin traf er sich mit Wehner und Brandt –, dass das Verfassungsorgan Bundesregierung zu einem gemeinsamen Willen fand und diesen gemeinsamen Willen nach außen kundtat. So wollte und will es die Verfassung – auch wenn das, was Kiesinger, Brandt und Wehner zu Wege brachten, in keiner der Merkel-Regierungen auch nur ernsthaft versucht wurde. Öffentlicher Streit zwischen Bundesministern war bei Kiesinger nicht erlaubt. Nicht zwei Parteilager stritten um die beste Presse, sondern Ressortminister versuchten ihr Bestes und hielten Kabinettsdisziplin für etwas Notwendiges. Kiesinger war immer zuerst Kanzler, dann Parteivorsitzender. Er verstand sich als der Hauptverantwortliche dafür, dass die Republik eine arbeitsfähige, konsensfähige Regierung hatte. Da die führenden Sozialdemokraten dasselbe wollten, gelang ihm dies auch. Vor dem Hintergrund von Jahren des bitteren Streits war die erste große Koalition eine erstaunliche Leistung der großen Parteien. Nachdem die Wirtschaft ausgerechnet während der Kanzlerschaft des Wirtschaftswundermannes Ludwig Erhard eingebrochen war, hat die Große Koalition sie wieder angekurbelt. Sie hat die Notstandsgesetze durchgesetzt und uns dadurch erspart, das Geschenk der deutschen Einheit mit neuen Notstandsgesetzen zu belasten. Sie hat Europa daran gewöhnt, dass deutsche Regierungen den Kalten Krieg nicht brauchen. Und sie hat den Deutschen im Westen gegeben, was Deutsche immer wollen und worauf sie auch einen Anspruch haben: eine Regierung, die regiert. ERHARD EPPLER WALTER NAASNER, CHRISTOPH SEEMANN (Bearbeiter): Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung. Band 20: 1967. Oldenbourg Verlag, München 2010. 762 Seiten, 69, 80 Euro. Erhard Eppler ist seit 1956 Mitglied der SPD. 1961 wurde er Mitglied des Bundestages. 1968 wurde er als Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit in die Regierung von Kurt Georg Kiesinger berufen. Dieses Amt hatte er bis 1974 inne.

„Das prickelt ordentlich“

Verlacht und vergöttert

Heimlich abgehört: Was Wehrmachtssoldaten redeten

Über die Karriere des Geschäftsmannes und Frauenverstehers Udo Proksch, der seine Tage im Gefängnis beschloss

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or sechs Jahren hat es in Deutschland ziemlich großes Aufsehen gegeben, als das Buch „Abgehört. Deutsche Generale in britischer Gefangenschaft 1942 – 1945“ erschien. Jetzt hat sein Verfasser, Sönke Neitzel, zusammen mit dem Essener Sozialpsychologen Harald Welzer heimlich aufgenommene Protokolle von deutschen Gefangenen niedrigerer Dienstgrade oder einfacher Soldaten, Piloten oder Kampfschwimmer gefunden, ausgewertet und kommentiert. Das Buch basiert auf etwa 50 000 Blättern, die Neitzel in London entdeckte, und auf etwa 100 000 aus Washington. Die Soldaten sprechen ganz offen über ihre Taten während des Zweiten Weltkriegs. Die Zitate sind zum Teil sehr saftig, was aber nicht zwingend heißt, dass sie auch neue Erkenntnisse über deutsche Soldaten vermitteln. Betrachtet man die internationalen Kriege und Bürgerkriege der vergangenen 66 Jahre –

Waren die Soldaten wirklich „meist freundliche und gutmütige“ Männer? und die der Zeit davor –, stellt man fest, dass die Neigung zum Morden und Totschlagen offenbar im Menschen, jedenfalls aber im Soldaten, angelegt zu sein scheint und nachgerade allenthalben üblich ist. Aber die Nazis haben das Morden in der Geschichte zu unerreichter Perfektion getrieben. Auch wenn es wohl nichts Neues ist, was das Buch dokumentiert, fragt man sich doch ratlos, warum der Rausch des Tötens, der Spaß am Morden, auch später, sogar in Gefangenschaft, noch anhält, warum er nicht einem erschrockenen Erwachen gewichen ist. Warum gibt es da so viele Männer, die nicht im Gespräch erörtern, auf was man sich da – alleine oder in Gemeinschaft mit anderen – eingelassen habe? Harald Welzer hat schon recht, wenn er in seinem Prolog schreibt, bislang habe man sich auf problematische Quellen stützen müssen, auf Ermittlungsakten, Feldpostbriefe, Augenzeugenberichte,

auf Memoiren, auf Papiere also, die alle mit Rücksicht auf die Adressaten und eventuelle Kontrollleser verfasst wurden. In Neitzels Funden indes sprachen Soldaten „absichtslos“ nur zueinander – und keiner wusste, wie der Krieg ausgehen würde. Der Leser fragt sich freilich, ob man von diesen Soldaten – wie es die Autoren tun – sagen kann, sagen darf, es handele sich um „meist freundliche und gutmütige Männer“. Mag schon sein, dass Menschen „in Wahrheit handeln, ... wie sie glauben, dass es von ihnen erwartet wird“. Aber mussten sie wirklich, quasi automatisch zu „Exekuteuren eines beispiellosen Massenverbrechens“ werden? Harald Welzer hat sich vielfach, unter anderem in seinem Buch „Täter“ von 2005, mit der Mentalität von Massenmördern beschäftigt. Aber auch er vermag nicht zu erklären, warum ein Soldat Folgendes zum Beispiel sagt: „Es ist mir ein Bedürfnis geworden, Bomben zu werfen. Das prickelt einem ordentlich, das ist ein feines Gefühl. Das ist ebenso schön wie einen abzuschießen.“ So spricht ein Oberleutnant der Luftwaffe im Juli 1940. Ein „freundlicher und gutmütiger“ junger Offizier? „Soldaten“ ist ein deprimierendes, ein anstrengendes, aber wichtiges Buch, das wütend macht und die kaum zu beantwortende Frage aufwirft, wieso selbst kultivierte und gebildete Menschen zu gnadenlosen Mördern werden konnten. Ob deutsche Soldaten auch heute noch so weit gehen würden? In der Nazizeit gab es keinen Befehlsnotstand, alle taten alles freiwillig, und Soldaten wurden sogar von der Ostfront nach Haus geschickt, wenn sie nicht morden wollten. Das darf man über all den scheußlichen Zitaten der heimlich abgehörten Soldaten nicht vergessen. HEINRICH SENFFT

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s geht um Udo Proksch. Der war ein genialer Geschäftsmann, Spinner, Gesellschaftslöwe, Witzbold, Charismatiker, Frauenversteher und Auftreiber der Wiener Gesellschaft, der sich in eine veritable Verbrecherkarriere verstiegen hat. Udo Proksch thront als Comicfigur im Range eines Säulenheiligen über den siebziger und achtziger Jahren der Republik Österreich. Selbst denkbar unattraktiv, hat er die schönsten und klügsten Frauen geheiratet, wurde von allen belacht und vergöttert, hat verrückteste Erfindungen gemacht, hat Politiker, Künstler und Wirt-

schaftstreibende verzaubert, diskreditiert, ruiniert. Am Ende hat er eines Versicherungsbetrugs wegen ein Schiff auf den Meeresgrund gesprengt. Sechs Menschen sind zu Tode gekommen. Er hat dafür mit lebenslanger Haft büßen müssen, ist als Bibliothekar des Grazer Zuchthauses Karlau gestorben. Wer eignete sich besser als Zentralfigur für ein Sittenbild politischer Verbindlichkeiten, gesellschaftlicher Verknüpfungen, der Selbstfaszination einer dekadenten Schicht, die einem clownesken Propheten zu Füßen sinkt? Ingrid Thurnher, Fernsehmoderatorin und eine

der Seriösen und Souveränen unter Österreichs Medienleuten, erweckt den Anschein, ihr Buch werde den irrwitzigen Fall in gültige Beziehungen setzen, auf einen gültigen Nenner für heute bringen. Man hat ein Udo-Proksch-Archiv entdeckt. Darin findet sich hauptsächlich amtlicher und privater Schriftverkehr, der belegt, wie sich – eigentlich ernstzunehmende – Persönlichkeiten und Funktionäre in Österreich reihenweise mit der Groteske auseinandersetzen, als ginge es um Alltägliches. Anlass genug, ein Buch zu schreiben? Kaum allen, schon gar nicht jungen Österreichern oder Lesern

Österreich ist groß darin, die Wirklichkeit zu missachten und auf Erleuchtung zu setzen. Wohin damit in Zeiten, in denen der Journalist Kurt Kuch unter dem Titel „Land der Diebe“ zu ergründen sucht, warum in Österreich Korruption und Unterschleif eher als Heimatbrauchtum denn als kriminell wahrgenommen werden? (SZ vom 14. 3.). Allein das Auftauchen des Proksch-Archivs scheint den Verlag so elektrisiert zu haben, dass er sich eine prominente Autorin suchte, ohne Konzept, wohin das führen soll. Die Leser erfahren an keiner Stelle, was sie sich wünschen: die prinzipielle Deutung, den Bezug zu einer Wirklichkeit, die von genau solchen Verquickungen und Querbezügen durchwirkt ist. Sich dem Phänomenalen zu verweigern: In dieser ignoranten Übung hat Österreich Größe. Der Proksch-Band ist, gerade weil er nichts darüber sagt, das ideale Exempel dafür, detailverliebt und mit der dringlichen, letztlich unerfüllten Erwartung auf irgendeine große Erleuchtung behaftet. Ein sinnloses Buch. MICHAEL FRANK

SÖNKE NEITZEL, HARALD WELZER: Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben. S. Fischer, Frankfurt a.M. 2011. 512 Seiten, 22,95 Euro. Der Hamburger Rechtsanwalt Heinrich Senfft hat sich in seinen Büchern unter anderem mit der NS-Justiz befasst.

im Ausland, ist heute noch die Dimension dieser aberwitzigen Persönlichkeit klar. Ingrid Thurnher unternimmt freilich nichts, irgendwie auf aktuelle Füße zu stellen, wieso es sich lohnen könnte, mit dieser verblichenen Ausgeburt einer Gesellschaft umzugehen, deren Grundbefindlichkeiten nicht erklärt werden. Sie setzt voraus, dass die Figur bekannt ist, dass ihr damaliger Widerhall noch in den Köpfen dröhnt, dass die Erschütterungen durch den Kriminalfall und seine politische Handhabung für jedermann noch spürbar wären. Sie erzählt, verortet aber nichts. Da wird ein Wust von Material zitiert, bis sich die Realsatire letztlich jeden Witzes selbst entkleidet.

Lucona hieß das Schiff, das Proksch aus Geldgier auf hoher See sprengen ließ. Unter anderem nannte er eine Zeitlang auch die Wiener Konditorei Demel sein Eigen. Hier sieht man ihn, wie er eine Schoko-Lucona isst. Zeichnung: Haderer

INGRID THURNHER: Auf den Spuren des Udo Proksch. Der Zuckerbäcker, der eine ganze Republik verführte. Ecowin, Salzburg 2011. 328 S., 23,90 Euro.


WIRTSCHAFT

Montag, 20. Juni 2011

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 15

Kommentar

Die Airbus-Show Auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget zeigen sich nicht nur die Erfolge Von Jens Flottau Der Aerosalon von Paris Le Bourget soll eine eindrucksvolle Airbus-Show werden. Schon seit Wochen wird darüber spekuliert, wie viele Aufträge Airbus auf der Messe ankündigen wird. Das Drehbuch ist geschrieben in der Toulouser Konzernzentrale, jetzt muss es nur noch umgesetzt werden. Allerdings darf der große Auftritt nicht den Blick auf die Probleme verstellen. Vieles läuft derzeit gut bei Airbus und bei der Konkurrenz – der Luftverkehr wächst trotz hoher Treibstoffpreise, der Unruhen im Nahen Osten oder der Naturkatastrophe in Japan. Die Fluggesellschaften bestellen Flugzeuge. Doch sowohl kurz- als auch mittelfristig lauern ernste Risiken bei den Produkten, auf der Marktseite und in Sachen Konkurrenz. Und die Zeiten des Duopols von Airbus und dem US-Rivalen Boeing neigen sich ihrem Ende entgegen.

Die Zeiten des Duopols von Airbus und Boeing gehen zu Ende. Ein Risiko ist bereits Realität geworden. Airbus muss zwei Versionen des neuen Langstreckenjets um bis zu zwei Jahre verschieben. Bei der einen Variante ist die Nachfrage bislang zu gering, bei der anderen waren die Kunden mit den geplanten Flugleistungen unzufrieden. Die A350 ist ein abschreckendes Beispiel für Fehlplanung geworden: schon zum vierten Mal hat der Hersteller das Programm überarbeitet. Airbus besteht zwar weiterhin darauf, dass die Basisvariante wie geplant bis Ende 2013 ausgeliefert wird. Doch viele in der Branche bezweifeln, dass dies wirklich klappt. Das Projekt ist so anspruchsvoll, weil Airbus der technologische Übergang vom Metallrumpf zur Kohlefaserstruktur gelingen muss. Schon Konkurrent Boeing hat beim Dreamliner 787 lernen müssen, wie enorm schwierig das ist. Auf dem Aerosalon wird wohl zum ersten Mal so richtig deutlich, wie sehr sich die Globalisie-

rung im Flugzeugbau auswirkt. Viele neue Anbieter drängen auf den Markt, den bislang Airbus und Boeing untereinander aufgeteilt haben. Im Brot- und Buttergeschäft der Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge drängen Bombardier, Russlands United Aircraft Corporation und der chinesische Comac-Konzern auf den Markt. Der erfolgreiche brasilianische Hersteller von Regionalflugzeugen Embraer könnte folgen. Panik ist deswegen nicht angesagt, zu groß ist dafür der Vorsprung der beiden Marktführer. Es wird Jahre dauern, bis sich die neuen Konkurrenten die nötige Glaubwürdigkeit erarbeitet haben. Aber allen guten Wachstumsperspektiven zum Trotz werden die Geschäfte künftig komplizierter. Denn darin ist sich die Branche einig: China wird sich als neuer Faktor in dem Hightech-Sektor etablieren. Schon heute vergeben die westlichen Hersteller den Bau von wichtigen Komponenten immer häufiger dorthin. Und im Jahr 2016 wird der Staatskonzern Comac mit dem neuen 150-Sitzer C919 erstmals Boeing und Airbus direkt angreifen. Da das Projekt stark politisch gestützt wird, sind hohe Anlaufverluste kein Hinderungsgrund. Und sollte Comac sein Versprechen nicht erfüllen, den Jet gleich von Beginn an auf Weltstandard zu bringen, dann sollten sich die beiden westlichen Hersteller nicht entspannt zurücklehnen. Denn China wird die Ausdauer haben, es beim nächsten Mal besser zu versuchen. Die Luftfahrtindustrie des Landes hat über die vielen Unteraufträge für chinesische Zulieferer schon jetzt Zugriff auf das nötige Wissen. Eine jüngst angekündigte Allianz mit Bombardier dürfte den Aufholprozess noch beschleunigen. Wie nie zuvor stehen die Hersteller zudem unter Druck, umweltfreundlichere und sparsamere Flugzeuge zu bauen. Angesichts hoher Treibstoffpreise sind erste Schritte gemacht. Die Entwicklung von Biotreibstoffen für die Luftfahrt ist deutlich schneller gegangen, als es die meisten für möglich hielten. Dennoch muss die Industrie noch viel nachlegen, um auf eine gesellschaftlich akzeptable Weise, nämlich bei sinkenden Emissionen, wachsen zu können. (Seite 18)

Führungsspitze

Brieffreunde unter sich Wenn es ernst wird, muss der DIN-A4-Bogen ins Kuvert

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enn Post-Chef Frank Appel über das Eine redet, geht er stets behutsam vor. Irgendwann werde die Post womöglich nun doch das Porto erhöhen müssen, sinniert er dann, um zur Beruhigung aller Brieffreunde gleich nachzuschieben, dass dies in den nächsten zwei Jahren oder so ganz sicher nicht durchsetzbar sei. Diese Vorsicht hat ihren Grund. Denn kaum etwas wäre für den obersten Postmann unangenehmer, als eine Nation ehemaliger Briefeschreiber gegen sich aufzubringen, zumal es von diesen vor allem unter Kommentatoren nur so wimmelt. Tatsächlich hat die Post ihr Porto aus diesem Grund seit 14 Jahren nicht erhöht, ohne jedoch verhindern zu können, dass das Briefeschreiben mittlerweile zu einer recht elitären Angelegenheit geworden ist. Denn während das Volk telefoniert, mailt, twittert und den Briefkasten nur noch leert, um Mitteilungen des Finanzamts oder Werbung für Einbauküchen herauszufischen, greifen Mann oder Frau von Macht gerne zu der vordigitalen Mitteilungsform. Will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zum Beispiel Notenbankchef Jean-Claude Trichet wissen lassen, wie er die Griechenlandkrise bewältigen würde, schreibt er, sicher ist sicher, einen Brief. Beschwert sich RWE-Chef Jürgen Großmann bei der Bundeskanzlerin über den Atomausstieg, wählt er den Brief. Ob sich GrünenChefin Claudia Roth an einem CDU-Kollegen („Lieber Philipp Mißfelder!“) abarbeitet oder ob SPD-Mann Lothar Binding Privilegienwirtschaft bei der Entwicklungshilfeorganisation GIZ geißelt – telefonieren bringt’s nicht. Wenn einem etwas richtig stinkt, dann muss der DIN-A4-Bogen ins Kuvert. Der Reiz der modernen Wichtigmann-

Korrespondenz steht dabei im Gegensatz zu dem, was den Brief für Generationen so attraktiv machte. Wurde einst – übrigens schon im 17. Jahrhundert – das Briefgeheimnis entwickelt, um Liebesschwüre, Abschiedsworte und persönliche Verwerfungen zwischen Absender und Adressat ohne Mitleser auszutauschen, ist der Elitenbrief heute gerade deshalb interessant, weil er sich so schön über geschicktes Zuspiel auf den mittelgroßen Verteiler setzen lässt und dabei trotzdem noch die Aura des Persönlichen und dabei besonders Wichtigen bewahrt. Häufig entstehen aus solchen Aufschlägen sogar echte Brieffeindschaften. Wobei die Chancen größer sind, den Schriftwechsel irgendwann mal als Beweismittel vor Gericht vorzufinden, als dass er im Buchladen unter „Gesammelte Briefe“ auftaucht, wie es die Korrespondenzen von beispielsweise Walter Benjamin (sechs Bände!), Hermann Hesse oder Rosa Luxemburg geschafft haben. Schreibt der Chef einem Mitarbeiter einen Brief, vermutet dieser im Umschlag entweder eine Gehaltserhöhung oder eine Abmahnung – beides eher seltene Ereignisse. Für alles andere gibt es schließlich Mail, die zwar manchmal rüder rüberkommt („da hat die Abteilung mal wieder gepennt“), aber vom Verfasser leichter zu entschuldigen ist („habe nebenbei noch telefoniert“) als das eingetütete Blatt. Außer natürlich, man arbeitet in einer Behörde. Dort ist der Postweg noch der Weg aller Dinge, wie sich in der Ehec-Krise offenbarte. Ämter hatten übergeordnete Behörden per Brief über Krankheitsfälle informiert, während auf den Intensivstationen die Patienten hereinrollten. Wahrscheinlich muss sich Appel nun auch in diesem Sektor auf Einbußen einstellen. Alexandra Borchardt

Chart der Woche Atemberaubende Summen Am Fronleichnamstag will Oracle Zahlen über die Geschäftsentwicklung präsentieren. Die Bilanzen des Netzwerk-Ausrüsters gelten als Gradmesser für die Geschäftsentwicklung der High-Tech-Branche weltweit. Ein anderer Gradmesser, nämlich einer für die zunehmende Aggressivität im Geschäftsgebahren, sind die Forderungen von Schadenersatz – im Streit um Patente für Smartphones und TabletComputer fordert der US-Softwarekonzern bis zu 6,1 Milliarden Dollar von Google. Das geht aus Gerichtsunterlagen hervor, deren Veröffentli-

Oracle Kurs am 17.6.11: 31,19 Dollar 35 30 25 20 SZ-Grafik smallCharts Quelle: T.F.Datastream

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chung jetzt von einem US-Richter angeordnet wurde. In den Dokumenten erklärt Google, dies sei „eine atemberaubende Summe“, die in keinem Verhältnis zu den umstrittenen Urheberrechten stehe. Reuters

Bundeskanzlerin Angela Merkel gilt als Zuchtmeisterin der EU. Jetzt muss die Bundesregierung eine Rüge von der EU-Kommission einstecken. Sie strenge sich zu wenig an, um das Land wettbewerbsfähiger zu machen. Das Bild zeigt Merkel mit Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Foto: face to face/Angelika Stocki

Merkels Eigentor Brüssel hält den deutschen Beitrag zur Verbesserung der EU-Wirtschaftskraft für unzureichend Von Claus Hulverscheidt Berlin – Man kann nicht behaupten, dass es Angela Merkel leicht hätte dieser Tage oder dass sie übertrieben beliebt wäre. In vielen europäischen Hauptstädten gilt die Bundeskanzlerin als die strenge, halsstarrige Zuchtmeisterin der EU, die notleidenden Partnerstaaten wie Griechenland, Irland und Portugal lieber sehr große Opfer abverlangt, statt ihnen unbürokratisch zu helfen. Daheim hingegen werfen ihr immer mehr Abgeordnete aus den eigenen Reihen vor, deutsche Steuergelder im Ausland zu verplempern, die Interessen des Landes zu verraten und für eine falsch verstandene europäische Solidarität die Prinzipien ihrer Partei, der CDU, zu opfern. All das könnte Merkel herzlich egal sein, wenn ihre Politik wenigstens Erfolge zeigen würde. Stattdessen jedoch muss sie Rückschläge an allen politischen Fronten verbuchen: Die Lage in Griechenland ist dramatischer denn je, die Partner hintertreiben ihre Pläne, private Gläubiger an den Kosten der Euro-Rettungspakete zu beteiligen und den Stabilitätspakt zu schärfen, und nun das noch: Der von Merkel höchstpersönlich ersonnene EuroPlus-Pakt, der die Mitgliedsstaaten der Währungsunion zu einer Verbesserung ih-

rer Wettbewerbsfähigkeit verpflichtet, richtet sich plötzlich gegen seine Erfinderin. Das ergibt sich aus der Stellungnahme der EU-Kommission zum Nationalen Reformprogramm (NRP) und zum EuroPlus-Programm der Bundesregierung, die Merkel beide im April nach Brüssel geschickt hatte: „Trotz der derzeit guten Leistung der deutschen Wirtschaft“, so schreibt die Kommission im schönsten Bürokraten-Sprech, „ist die im NRP ausgeführte Reformagenda angesichts der

Eine kräftige Ohrfeige für den Klassenstreber. Bedeutung der mittelfristigen Herausforderungen wenig ambitioniert“. Eine kräftige Ohrfeige für den Klassenstreber. Manchem Koalitionspolitiker hatte eine solche Rüge schon bei der Aufstellung der beiden Programme geschwant, denn das Paket besteht im Wesentlichen aus einer Ansammlung von Banalitäten. Um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu verbessern und die Krisenanfälligkeit der Euro-Zone zu verringern, will die Bundesregierung demnach unter anderem den Bundesfreiwilligendienst einfüh-

ren, eine Pflegezeit schaffen, die Elektromobilität fördern und den Fernlinienbusverkehr liberalisieren. Außerdem umfasst das Euro-Plus-Programm zahlreiche Punkte, die geplant oder sogar schon in Kraft getreten sind, darunter die Exzellenzinitiative an Hochschulen, den Ausbau des DSL-Netzes und die Verbesserung des Anlegerschutzes. In ihrer Beurteilung der beiden deutschen Programme kommt die EU-Kommission nun zu dem Schluss, dass viele Maßnahmen zwar sinnvoll sind, ebenso viele aber „unberücksichtigt bleiben oder nur ansatzweise thematisiert“ werden. Das gelte insbesondere für die verkrusteten Strukturen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Anders als in früheren Jahren hat die Kommission dabei nicht etwa den vermeintlich rigiden Kündigungsschutz in Deutschland im Blick, sondern ausgerechnet die oft hoch bezahlten freien Berufe. „Die Vorschriften für bestimmte freie Berufe (wie Ingenieure, Architekten, Apotheker und Anwälte) sind offenbar strenger als in anderen Ländern“, monieren die Experten. Sie müssten deshalb möglichst abgeschafft werden. Das Gleiche gelte für viele „ungerechtfertigte Beschränkungen“ in den Handwerksberufen. Die Brüsseler Behörde empfiehlt darüber hinaus, den Eisen-

bahnverkehr sowie den Energiesektor weiter zu liberalisieren. Für einen Hemmschuh hält die Kommission zudem die hohe Steuer- und Abgabenbelastung in Deutschland, die es für viele Menschen unattraktiv mache, eine Arbeit aufzunehmen. Das gelte vor allem für Frauen, die doppelt benachteiligt seien: Einerseits zahlten sie wegen der gemeinsamen steuerlichen Veranlagung von Ehepartnern zumindest auf dem Papier exorbitant hohe Steuersätze. Andererseits kämpften sie mit dem Mangel an Ganztagsplätzen in Kindergärten und Schulen. Angesichts der zunehmenden Alterung der Gesellschaft sei Deutschland aber mehr als andere Länder darauf angewiesen, dass gut ausgebildete Frauen auch arbeiten gingen. Auch müssten alle Bundesbürger die staatlichen Bildungs- und Weiterbildungsangebote gleichermaßen nutzen können. Handlungsbedarf sieht die Kommission darüber hinaus im Finanzsektor und bei der Haushaltskonsolidierung, die aufgrund zahlreicher Unsicherheitsfaktoren im Sparpaket der Regierung noch keineswegs gesichert sei. Mit Blick auf die Finanzindustrie fordert die EU-Behörde, dass die Branche besser beaufsichtigt wird, und dass die maroden Landesbanken endlich umstrukturiert werden.

„Das große Geld kommt mit dem Fernsehen“ Sportlich sind die Fußball-Frauen erfolgreicher als die Männer, finanziell wollen sie bei dieser Heim-WM kräftig aufholen Von Simone Boehringer München – Erfolg ist immer steigerbar: 2006 gab es das Sommermärchen in Deutschland mit den Fußball-Herren, die Dritter wurden. 2007 dann das Wintermärchen mit den Handball-Herren im eigenen Land, die sogar Weltmeister wurden. Nun wartet die Sportwelt gespannt auf eine neue märchenhafte Inszenierung: Die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft will nach 2003 und 2007 den WM-Titel zum dritten Mal in Folge gewinnen. Sportlich gesehen wäre ein solcher Hattrick ein Superlativ. Ökonomisch können die Damen allerdings längst noch nicht mit den Herren mithalten. Doch das wird sich nach der Weltmeisterschaft ändern, prognostizieren Branchenexperten. Am deutlichsten zeigt sich der Unterschied bei den Gehältern: Sind bei den Topspielern der Männer Millionengagen üblich, verdienen „die besten 25 Frauen im deutschen Fußball durchschnittlich rund 4000 Euro im Monat“, weiß Josef Hackforth, Direktor für Sportkommunikation an der Munich Business School. „Das große Geld kommt mit dem Fernsehen. Und zwar erst, wenn das Fernsehen dauerhaft die Spitzenspiele der ersten Liga überträgt“, sagt Hartmut Zastrow, Vorstand des Sportbusiness-Beraters Sport+Markt in Köln. Immerhin: Zum ersten Mal werden bei der am kommenden Sonntag startenden Frauen-WM alle Spiele übertragen. Zuvor gab es Live-Bilder immer nur von Finals und Spitzenduellen. Ob und wie sich das rechnet, hängt stark von deutschen Erfolgen ab. Beim Finale 2007 gegen Brasilien in China verfolgten in Deutschland mehr als neun Millionen Zuschauer den Erfolg der Fußball-Frauen im traditionellen schwarz-weißen Dress im ZDF. Beim Endspiel vier Jahre zuvor in den Vereinigten Staaten gegen Schweden hatten sogar mehr als zehn Millionen die ARD-Live-Übertragung eingeschaltet. So hohe Quoten gibt es bei Herren-Fußballweltmeisterschaften an den vielen Spieltagen, meint Sportmarketing-Professor Hackforth. Folglich lägen die Wer-

Die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft will ein weiteres Mal den WM-Titel gewinnen. Das Foto entstand am vorigen Donnerstag beim FußballLänderspiel der Frauen gegen Norwegen. Die deutschen Spielerinnen freuen sich nach dem Tor zum 1:0. Foto: dpa/Dedert

be-Einnahmen bei den Männern auch deutlich höher als bei den Frauen. „Man kann praktisch alles, was bei der Männer-WM gezahlt wurde, durch zehn teilen. Dann hat man in etwa die Entgelte und Werbe-Einnahmen der Fußballerinnen“, rechnet Zastrow nüchtern vor. Den Vergleich des Damen- mit dem Herrenfußball findet er aber wie die meisten Fachleute zu kurz gegriffen: Zum einen sei die Zielgruppe für Frauenfußball eine ganz andere und damit auch das Preismodell, so Zastrow. „Die Frauen-WM spricht eher ganze Familien an als den klassischen männlichen Fußball-Fan. Es gibt entsprechend familienfreundliche Preise, die Schulen und jüngere Leute animieren sollen, ins Stadion zu gehen.“ Es gibt einfache Tickets für nicht mal zehn Euro, bessere für 35 Euro, während Fans bei den Männern 2006 schon 80, 90 Euro Minimum zahlen mussten. Und das Geschäft mit den VIP-Tickets für mehr als 1000 Euro vor fünf Jahren ging in die Millionen. Zum anderen sei auch die Professionalisierung der Sportart in

Deutschland noch nicht so lange her. Am ehesten sei die Damen-WM vom ökonomischen Rahmen vergleichbar mit einer Basketball-WM der Herren, so Zastrow. Was die Zukunft angeht, ist MarketingDirektor Hackforth allerdings sehr optimistisch: „Medial und finanziell hat Frauenfußball hierzulande noch nie solch eine Unterstützung bekommen. Auch die sechs nationalen Sponsoren sind oberste Liga. Das alles wird die Verdienstmöglichkeiten erheblich verbessern.“ Einen kleinen Vorgeschmack bekommen die Damen bereits im Falle eines Titelgewinns. Dann will der Deutsche Fußballbund wenigstens 60 000 Euro pro Spielerin zahlen, wie DFB-Präsident Theo Zwanziger im Februar ankündigte. Eine Erfolgsbeteiligung an den Sponsoring-Einnahmen gibt es obendrauf. Die Männer hätten im Erfolgsfall 2006 bei der Heim-WM 300 000 Euro bekommen, also das Fünffache und nicht mehr das Zehnfache, wie Sport+Markt im Schnitt für die meisten anderen Erwerbsquellen der Sportler unterstellt.

Die Fußball-Frauen sind in den letzten Wochen und Tagen vor dem Anpfiff medial präsent. Ob im Playboy oder der Bild-Zeitung, in Tagesmedien oder dem Fernsehen, werben die Profi-Kickerinnen um Bundestrainerin Silvia Neid und Spielführerin Birgit Prinz für sich und die Produkte der sechs nationalen WMFörderer: Allianz, Deutsche Bahn, Deutsche Post und Telekom, Mercedes und Rewe, jeder von ihnen hat wenigstens vier Millionen Euro gezahlt, um mit sogenannten Testimonials, also Kronzeugen aus der Damen-Elf für ihr Image und ihre Produkte zu werben. Hinzu kommen Werbeauftritte mit Adidas, einem der fünf Großsponsoren des Turnierveranstalters Fifa, der zudem einen Teil des DFB-Kaders einzeln unter Vertrag hat. Spielerinnen wie Mittelfeldfrau Fatmire Bajramaj oder Birgit Prinz haben ähnlich wie die Topspieler bei den Männern mehrere Einzel-Werbeverträge laufen, die ihre Gehälter deutlich aufbessern

Am deutlichsten zeigt sich der Unterschied bei den Gehältern. dürften. Insgesamt zählt Sport+MarktVorstand Zastrow bislang immerhin etwa 50 Werber rund um die WM gegenüber 500 bei der Herren-Heim-WM 2006. Die im heutigen Kosovo geborene 23-jährige Bajramaj hat Brancheninsidern zufolge durch ihren Wechsel von Turbine Potsdam zum 1. FFC Frankfurt ihre Bezüge inklusive der Werbeeinnahmen auf ein knapp sechsstelliges Niveau gehoben, etwa ein Viertel dessen, was nach Expertenschätzungen die mehrfache Weltfußballerin des Jahres, die Brasilianerin Marta Vieira da Silva verdient. Den direkten Leistungsvergleich zwischen Bajramaj und der zwei Jahre älteren Marta kann es aber frühestens im Halbfinale geben. Bis dahin sind noch knapp drei Wochen Zeit. Ganz klar: Je länger die Deutschen im Turnier sind, desto besser können sie die Zeit nutzen, ihren Marktwert zu erhöhen.


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Montag, 20. Juni 2011

WIRTSCHAFT

Streiks und des Terrorismus. Die „anni di piombo“, die bleiernen Jahre Italiens. „Italdesign war eine glückliche Insel“, sagt Giugiaro. Die Konflikte dringen nicht in seine Büros und Modellwerkstätten. Gewerkschaften gibt es hier nicht. Die Großindustrie ist gelähmt vom Klassenkampf, Italdesign expandiert im Schatten der Fabriken von Fiat, Lancia und Alfa Romeo. Irgendwann will Fiat von ihm ein schlichtes, billiges Auto. Der Designer liefert – und analysiert das Produkt unter einem kuriosen Gesichtspunkt: der Ineffizienz und Unlust der italienischen Arbeiter. Es sollte ein einfaches Modell werden, das selbst dann noch produziert werden kann, wenn die Arbeiter mal nicht richtig arbeiten. Das Rezept: Die Montage soll möglichst simpel sein. In Turin sagt man, der Panda aus dem Jahr 1980 sei das einzige Modell, an dem Giugiaro nicht nachher herumgemäkelt habe. Was er natürlich heftig bestreitet. „Zufrieden? Ich? Nie!“, sagt er. Es ging ja auch immer weiter. In der Welt von früher gab es Fiat und die anderen, die Serienmodelle von den Karosseriebauern abfragten. Nun hat Bertone zugemacht. Pininfarina kämpfte sich mühevoll aus seiner Existenzkrise und steht zum Verkauf. Dort, wo einmal die schönsten Ferraris entworfen wurden, könnten schon bald Chinesen regieren. Bleibt von den großen Drei noch Giugiaro. Giugiaro wollte keine Chinesen an Bord. Er diente Italdesign dem Freund Piëch an. „Der Kreis hat sich geschlossen“, sagt er 37 Jahre nach der Erfindung des VW Golfs. Freunde, Familienangehörige, alle haben wochenlang mitdiskutiert. Soll man, ja darf man die legendäre Designschmiede Giugiaro dem Markensammler Piëch vermachen? „Es würde mir leid tun, wenn ein so wichtiger Teil der italienischen Design-Geschichte nicht in Italien bliebe“, sagte FerrariChef Luca di Montezemolo vor einem Jahr. Und überhaupt – ist nicht alles, was in Turin liegt und mit Autos zu tun hat, irgendwie doch Fiat? Giugiaro lacht.

„Zufrieden? Ich? Nie!“ Giorgetto Giugiaro entwarf Golf und Panda. Dann verkaufte der Autodesigner an Volkswagen. Von Thomas Fromm und Ulrike Sauer

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ie Geschichte beginnt an einem Sommertag im Jahr 1972. An dem Tag, an dem der Turiner Autodesigner Giorgetto Giugiaro zum Flughafen Caselle am Stadtrand aufbricht, um einen Praktikanten abzuholen, der aus Deutschland kommt. Doch der, den er empfangen will, sitzt nicht im Flieger. Giugiaro will gerade wieder abfahren, da bremst ein junger, hagerer Mann mit seinem Motorrad vor dem Flughafen ab. Es ist der Neue. Er heißt Ferdinand Piëch, ist Ingenieur, ein paar Monate später wird er Audi-Entwickler sein. Doch

Das Montagsporträt nun kommt er erst einmal für einen Monat nach Moncalieri, um die Arbeit der italienischen Autodesigner kennenzulernen. „Na schön, dann können wir ja jetzt gehen“, murmelt der Italiener. „Nein“, stoppt ihn der Österreicher, stellt sein Motorrad ab und läuft in die Flughafenhalle. „Meine Koffer sind noch im Flugzeug.“ Giugiaro wartet. Dann erst fahren die beiden los. Es ist der Beginn einer langen Männerfreundschaft, so wie sie Giugiaro heute, viele Jahre danach, erzählt. 38 Jahre später sitzen die beiden Männer wieder zusammen. Aufsichtsratschef bei Volkswagen der eine, der andere noch immer Designer. Lange haben sie darüber gesprochen, am Ende sind sie sich einig. Es ist der 25. Mai 2010. Der Tag, an dem Volkswagen 90 Prozent der Anteile an Giugiaros Designschmiede Italdesign übernimmt. VW-Chef Martin Winterkorn ist nach Moncalieri gekommen und sagt vor Journalisten, Giugiaros Firma Italdesign werde einen wichtigen Beitrag für die weltweite Wachstumsstrategie von VW leisten. Dann fahren die Gäste aus Deutschland wieder nach Wolfsburg. Giugiaro bleibt zurück. Der damals 71-Jährige ist soeben Teil eines deutschen Autokonglomerats geworden. Es ist das Ende seiner Unabhängigkeit. Viel war passiert seit jenem Sommertag 1972. Der eine, Giugiaro, hat viele Autos entworfen, auch für Alfa Romeo, Fiat und Lamborghini. Er war es, der 1974 das Design für den ersten Golf erdacht hatte. In dessen Büros die kantigen Formen des VW Scirocco und des Passat entstanden. Geradlinige, rationale Autos, die dem Piemonteser den Ruf einbrachten, er sei ein Designer, der Schuhschachteln auf vier Räder bringe. Der andere, Piëch, machte große Karriere im VW-Konzern. Wurde zuerst Audi-, dann VW-Chef, VW-Aufsichtsratsvorsitzender, schließlich Markensammler. Piëch, der VW-Patriarch, kaufte Porsche, den Lkw-Bauer Scania, tat sich mit Suzuki zusammen und versucht seit langem schon, die Mailänder Marke Alfa Romeo nach Wolfsburg zu holen. Auch Giugiaros Italdesign ist nun eine der vielen VW-Abteilungen. Man muss in sein langes Designerleben zurückschauen, um zu verstehen, was das bedeutet. Als der Praktikant Piëch mit dem Motorrad über die Alpen kam, war Giugiaro schon seit vier Jahren sein eigener Herr. Im Alter von 30 Jahren hatte er 1968 Italdesign gegründet. Ausgerechnet er, der Künstlersohn aus dem Dorf Garessio nahe der ligurischen Küste, der mit 17

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äuerin Rahina aus Niger ist verzweifelt. Nach der Regenzeit hat sie ihre kleinen Felder bestellt, der Aufwuchs war vielversprechend, endlich stand wieder eine gute Ernte in Aussicht, mit der sie ihre Familie ausreichend hätte ernähren können. Vielleicht wären sogar Einnahmen durch den Verkauf ihrer Produkte auf dem lokalen Markt zu erzielen gewesen. Doch dann kam die große Dürre, und was nicht verdorrte, wurde von den Heuschrecken aufgefressen. Jedes Jahr ein anderes Problem. Einmal ist es die Dürre, dann wieder zu viel Regen, einmal sind es Heuschrecken dann wieder Pilzkrankheiten, das angebaute Getreide keimt nicht, oder Rahina konnte keinen Dünger kaufen, denn Geld kommt sowieso nur selten ins Haus. Daher kann sie auch keine Lebensmittel kaufen, und es ist absehbar, wann der Vorrat zu Ende geht. Dies ist leider kein Einzelfall. Etwa zwei Drittel der 500 Millionen Kleinstbauernfamilien weltweit sind unterernährt. Deren sogenannte Subsistenzlandwirtschaften werden mehrheitlich von Frauen betrieben, die zudem noch durch den Haushalt, das Sammeln von Feuerholz und die Wasserbeschaffung enorm belastet sind. Solange es nicht gelingt, die Lebensverhältnisse für diese Menschen tiefgreifend zu verändern, besteht auch nicht die geringste Chance, das Millenniumsziel

nichts von Autos verstand. „Es war ein Abenteuer damals“, sagt er. Sein Großvater Luigi hatte Engel unter Kirchengewölbe gepinselt, auch der Vater Mario war Maler. Giorgetto wuchs mit dem Geruch von Ölfarben auf. Abends musste er dem Großvater helfen, bekam ein Kissen und punktierte mit einer Nadel die Vorlagen für den kommenden Tag. Es war der Vater, der den Kunstgymnasiasten später in Turin in Abendkurse für Technisches Zeichnen schickte. Dieser sollte es einmal besser haben. Der Vater ging sogar mit, damit der Sohn sich nicht drücken konnte. Giugiaro hatte damals weder Autos im Sinn noch die Absicht, Ingenieur oder Architekt zu werden. Doch dann kam es anders. Mit 17 heuert er bei Fiat an. Vier Jahre später wechselt er ins Design-Atelier von Nuccio Bertone, Stammvater der Turiner Automobilkunst. Wie das Leben so spielt. Damals hängte Giugiaro die Kunst an den Nagel, um Autos zu designen. Heute, sagt er, entwerfe er Autos, um sich Kunstgemälde zu kaufen. Und Giugiaro entwirft großartige Autos. Mit 21 den sportlichen Spider Giulietta. Zu Bertone wechselte er mit dem Entwurf des schnittigen Testuto, die erste Serienproduktion des legendären Karosseriebauers. Auf dem acht Meter langen Holztisch in seiner Firmenzentrale hat er sein Leben in Form von Bildbänden mit gelben Post-it-Klebezetteln ausgebreitet. Giugiaro tippt mit dem Finger auf die Abbildung des Testutos und sagt: „Den habe ich mir neulich auf einer Auktion von Bertone zurückgekauft.“ Der junge Stylist erkannte früh, dass der Markt reif war für Serienproduktionen von günstigen Kleinwagen, und er fand seine Nische neben den renommierten Karosseriebauern Turins, Bertone und Pininfarina. „Wir haben Italdesign gegründet, um Autos in großer Serie zu fertigen“, erklärt er. Selbst gebaut hat er im Gegensatz zur Konkurrenz nie. Das sollte sich als Segen erweisen.

„Männer wie wir können nicht in Rente gehen.“

heit. „Es gibt Köche, die entscheiden, was gekocht wird“, sagt er. Und wenn es mal nicht das Gericht ist, das er vorgesehen hatte? „Glauben Sie mir, ich bin hier der Älteste, und ich leide nicht mehr darunter, wenn ein Modell von mir mal nicht genommen wird.“ Dass nun auch ein wenig Exklusivität verlorengeht – Pazienza, Geduld! Na und? Am 30. Juni wird er in Düsseldorf den Preis der deutsch-italienischen Wirtschaftsvereinigung Mercurio bekommen – für seine Leistungen. Für ihn eine Ehre. Ans Aufhören denkt er nicht. Jeden Tag greift er zum Zeichenstift. Seinem Sohn

Fabrizio, der das für antiquiert hält, bewies der Vater, dass er schneller entwerfen kann als der Computer. Giugiaro nimmt sich Zeit für Gäste. Stundenlang kann er reden, fragt selbst. Einer, der sich für viele Dinge interessiert, sich gerne unterhält, der zum Essen ein Gläschen Weißwein trinkt. Blaues Hemd, blaue Krawatte, karierte Hose. Die Jacke zieht er schon vorher aus. Förmlichkeiten sind seine Sache nicht. Es mag die Abgeklärtheit des Alters sein. Giugiaros hat alles schon gesehen und alles erlebt. Die schwierigen siebziger Jahre, die Jahre des Aufruhrs, der wilden

Das Gerede vom Standort, davon, dass die Italiener zusammenhalten müssen – er kann es nicht mehr hören. „Sehen Sie, Fiat hat hier seit Jahren nicht mehr angeklopft, um zu sehen, ob ich noch lebe oder schon tot bin. Seit Sergio Marchionne 2004 zu Fiat kam, habe ich einen Restyling-Auftrag für den Punto erhalten. Basta.“ Jetzt sei er froh, auf der Gewinnerseite zu sein. „Der italienische Stil lebt weiter“, sagt Giugiaro. Zwischendurch reicht er sein iPhone herüber. Man streicht über den Schirm und sieht den Unternehmer in Afrika auf seinem Geländemotorrad der spanischen Marke GasGas stehen. Das Hinterrad berührt einen spitzen Felsbrocken, den Lenker hat er gen Himmel gerissen. Ein martialisches Bild. Aber so könne er ausspannen, meint der 72-Jährige. Zum Ausspannen gehe er jedes Wochenende zum Motorrad-Trial in die Alpen. Sinn des Trial: So schnell wie möglich auf den Gipfel zu kommen, erklärt Giugiaro. Fünf Zähne hat es ihm bei einem Sturz vor zehn Jahren herausgeschlagen. Den Mund mit Eis vollgestopft, fuhr er damals, an einem Augustsonntag, direkt zum Zahnarzt. Am nächsten Morgen war Giugiaro wieder im Büro – mit rekonstruierten Zähnen. „Was ist denn mit Ihrer Lippe passiert?“, erkundigte sich die Sekretärin. Seinen Gebissabdruck am Baumstamm hat sich Giugiaro später einmal angeschaut. Er lacht. Er würde gerne einmal zusammen mit Ferdinand Piëch Motorrad fahren, sagt er. Er denkt daran, was ihm Piëch beim letzten Mal mit auf den Weg gegeben hat. „Männer wie wir können nie in Rente gehen.“ Vor einem Jahr, als der VW-ItaldesignDeal unter Dach und Fach war, kam das Giugiaro vor wie das glückliche Ende einer langen Geschichte, die irgendwann 38 Jahre zuvor angefangen hatte. Er fragte Piëch, ob es nicht allmählich an der Zeit wäre, sich zu duzen. Der österreichische Freund lehnte ab. Er fand es offenbar unpassend wegen der geschäftlichen Beziehungen, die man unterhält. „Es war immer schon eine eher diskrete Männerfreundschaft“, sagt Giugiaro.

nings- und Beratungsmöglichkeiten zu schaffen und eine systematische Marktbelieferung zu entwickeln.

zunächst auf den lokalen Märkten zu verkaufen, um dann auch Produkte anbauen zu können, die vom Ausland nachgefragt werden. Spätestens dann müssen aber auch Qualitätsstandards eingehalten und Vermarktungseinrichtungen geschaffen werden. Das bedeutet wiederum Investitionen. Daher hat Joseph Stiglitz recht, wenn er fordert, „aid for trade“ zu gewähren.

dustriestaaten für verarbeitete Produkte höhere Zölle verlangen als für die agrarischen Rohstoffe. Um die lokale Landwirtschaft nicht erst recht wieder durch Produkte, die auf Grund der enormen Produktivitätsvorsprünge der Industriestaaten sehr billig sind, zu gefährden, muss man überdies den Entwicklungsländern weiterhin einen ausreichenden Außenschutz zugestehen.

Leider ist die laufende WTO-Handelsrunde, die bessere Handelsbedingungen für die Entwicklungsländer zum Ziel hat, immer noch nicht abgeschlossen. Es muss endlich Schluss sein mit marktverzerrenden Exportsubventionierungen und mit wettbewerbsverzerrenden Fördersystemen. Es geht auch nicht mehr länger an, dass die Veredelung der Agrarprodukte von den Entwicklungsländern ferngehalten wird, indem die In-

Das ist auch deshalb besonders wichtig, weil Preissprünge nach oben und unten immer häufiger werden. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Ernteschwankungen wegen des zunehmenden Klimawandels größer werden, sich die Konsumgewohnheiten, besonders in den Schwellenländern, in Richtung Fleischund Milchkonsum verändern, wachsende Anteile der Ernten zur Produktion von Agrartreibstoffen abgezweigt werden und neue Formen von Finanzspekulationen die Schwankungen in der Preisentwicklung von Grundprodukten verstärken. Es ist einfach nicht einzusehen, dass die Realwirtschaft sich an klare Wettbewerbsregeln halten muss und auf den Finanzmärkten weiter Intransparenz und Casinomentalität herrschen. Solange sich hier nichts ändert, wird die Bäuerin Rahina aus Niger weiterhin Tag für Tag um ihre Existenz kämpfen müssen, nicht wissend, wie sie nächsten Monat, wenn ihre Vorräte aufgebraucht sind, ihre hungrigen Kinder und Eltern satt machen kann.

VW ist ein Stück Sicherheit für ihn und seine tausend Angestellten. Früher, da war Giugiaro ein Star in der Autobranche. Der kreative Italiener, der die Autos aus Japan, den USA und Deutschland leichter machte, ihnen mit ein paar Formen die schwere Anmutung nahm, die ihnen die Ingenieure gaben. Jetzt ist Giugiaros Betrieb eine von vielen Designabteilungen von VW. „Wir haben nicht den Auftrag, ein Auto zu machen“, sagt er. „Wir haben den Auftrag, Vorschläge einzureichen.“ Italdesign steht heute im Wettbewerb mit anderen, internen Designstudios im VW-Konzern. So wollen es die Chefs in Wolfsburg. „Wir sind so etwas wie die externe Alternative“, sagt Giugiaro. An vier Modellen arbeitet er gerade. für VW, Audi, Skoda. Was genau, will er nicht verraten. „Wir haben hier viel zu tun“, sagt er. „Glauben Sie etwa, dass wir noch Zeit haben, Modelle für Fiat zu machen?“ Dann hält er einen Zettel hoch, auf dem die Embleme der VW-Marken zu sehen sind. VW, Skoda, Audi, Lamborghini, und all die anderen. Giugiaro lächelt. VW ist heute ein Stück Sicherheit für ihn und seine tausend Angestellten. Mehr Sicherheit bedeutet aber auch weniger Frei-

Bevorzugt den Zeichenstift statt eines Computers – der italienische Industriedesigner Giorgetto Giugiaro, 72, entwarf Stil-Ikonen in Serie: den VW Golf, den Fiat Panda, die Alfa Romeo Giulietta (Foto links) und auch die Fotokamera Nikon F4. Giugiaro verkaufte vor einem Jahr an Volkswagen. Seine Firma Italdesign ist nun für den größten deutschen Konzern kreativ (Foto rechts). Fotos: laif/Guido Harari, argum/Falk Heller, Italdesign

Forum

Grundrecht auf Nahrung Die WTO-Handelsrunde strebt bessere Handelsbedingungen für Entwicklungsländer an. Sie muss endlich abgeschlossen werden Von Franz Fischler der UNO, nämlich die Anzahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, auch nur annähernd zu erreichen. Leider ist dies jedoch alles andere als einfach, denn es fehlt nahezu an allem. Es ist kaum leistungsfähiges Saatgut vorhanden, für die Düngung stehen der Dung der Haustiere oder Fäkalien zur Verfügung, Pflanzenschutz ist weitgehend unbekannt, die Felder müssen von Hand bestellt werden, und die Lager werden häufig von Schädlingen heimgesucht. Darüber hinaus fehlt der Zugang zum Markt. Daher ist dann nach einer schlechten Ernte kein Geld im Haus, um die Familie durchzufüttern. Diese Landwirte werden daher immer auf der Verliererseite stehen, egal ob die internationalen Preise steigen oder sin-

ken. Joe Winnen von der Universität Leuven hat kürzlich in einer Studie dieses scheinbare Paradoxon beschrieben, dass sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Preisen die Zahl der Hungernden steigt. Angebliche Wunderwaffen, wie der Umstieg auf genmanipuliertes (GM)Saatgut oder ein weltweiter Biolandbau, helfen da auch nicht weiter. Das Einzige, was helfen kann, ist ein systematischer Ansatz, eine Vorgangsweise so wie die „grüne Revolution“ in Indien. Dies bedeutet nicht unbedingt, die indische Landwirtschaft zu kopieren, sondern in jeder Anbauregion das Agrarsystem zu optimieren, alle Produktionsfaktoren kritisch zu durchleuchten und systematisch zu verbessern, die Landbesitzverhältnisse zu klären, die Lagerhaltung und Verarbeitung auszubauen, Trai-

Es gibt Beispiele genug, die beweisen, dass es möglich ist, mit einem solchen programmatischen Ansatz eine Region binnen relativ kurzer Zeit aus dem Hunger herauszuführen und eine nachhaltige Entwicklung in Gang zu setzen. Ein solcher umfassender Ansatz ist natürlich nicht gratis zu haben, sondern erfordert auch einen entsprechenden finanziellen Einsatz. Es ist daher nicht mehr länger akzeptabel, dass die Entwicklung der Landwirtschaft im Rahmen der internationalen Entwicklungshilfe ein Schattendasein führt. Das Streben nach mehr Versorgungssicherheit droht ein Lippenbekenntnis zu bleiben, wenn man weiter zulässt, dass der Anteil der Entwicklungshilfemittel, die in die Landwirtschaft fließen, sinkt. Genauso müssen auch die betroffenen Staaten finanziell zur Agrarentwicklung beitragen. Dann werden sich auch private Geldgeber engagieren, weil ihr eingesetztes Geld einen entsprechenden Mehrwert bringt. Parallel zur Landwirtschaft müssen Märkte geschaffen und der Agrarhandel auf tragfähige Beine gestellt werden. Ziel der agrarischen Verbesserungen kann es ja nicht nur sein, die eigene Familie nachhaltig mit Lebensmitteln zu versorgen, sondern es muss möglich gemacht werden, auch einen Teil der Ernte

Franz Fischler ist ehemaliger EU- Kommissar für Landwirtschaft und Kandidat für den FAO-Generaldirektorenposten. Foto: oh


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WIRTSCHAFT

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Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 17

Schöner wohnen in Athen

MAN soll zahlen

Deutsche Konzerne haben in Griechenland geschmiert. Ein Ex-Minister lebt nach einem U-Boot-Deal in einem teuren Viertel nahe der Akropolis abschließend belegt wird das in der Münchner Anklage aber nicht. Der in der Anklage nachgewiesene Geldfluss endet beispielsweise in der Schweiz, wo Unterlagen erst versteckt und dann vernichtet wurden. Inzwischen hat das griechische Parlament mit Hilfe der Zentralbank den Weg des Geldes verfolgt; von der Schweiz über Zypern, die USA und einen Verwandten von Tsochatzopoulus bis hin zur Wohnung im Athener Viertel Filapopou und weiteren Immobilien. Auf diese Weise soll Tsochatzopoulus in den Genuss

Von Klaus Ott und Tasos Telloglou München/Athen – In Filopapou, dem teuersten Viertel im Zentrum von Athen, ist die Krise noch nicht so richtig angekommen. Wer sich dort eine Wohnung leisten kann, noch dazu mit Blick auf die Akropolis, der hat bestimmt keine Geldsorgen. So wie Akis Tsochatzopoulus, ehedem Verteidigungsminister in Griechenland. Dafür hat der Ex-Politiker jetzt andere Probleme. Parlament und Justiz in Athen ermitteln, mit welchem Kapital Tsochatzopoulus die Wohnung in Sichtweite der Akropolis bezahlt hat. Der mutmaßliche Geldfluss lässt sich zurückverfolgen bis zur Ferrostaal AG nach Deutschland. Die Handelsgesellschaft mit Sitz in Essen hat im vergangenen Jahrzehnt mehrere U-Boote nach Griechenland verkauft und, inklusive einer späteren Modernisierung der Unterwasser-Flotte, etwa 1,6 Milliarden Euro verdient. Damit das Geschäft zustande kam, soll Tsochatzopoulus mit mehreren Millionen Euro bestochen worden sein. Das vermutet, neben dem Parlament in Athen, auch die Münchner Staatsanwaltschaft. Die hat mit Ermittlungen bei Ferrostaal den offenkundigen Schmiergeldfall aufgedeckt und zwei frühere KonzernManager angeklagt. Die Erkenntnisse aus München und Athen passen bestens zueinander, wie die Teile eines Puzzle-Spiels. Eines Puzzles, das viele Gründe für die Krise des Landes sichtbar macht: Nepotismus und Selbstbedienung in den beiden großen Parteien sowie Parlament und Regierung, Pfründewirtschaft und Korruption. Deutsche Konzerne haben kräftig mitgewirkt an diesem System. Überall dort, wo in der Bundesrepublik internationale Schmiergeldpraktiken aufflogen, führten Spuren nach Athen. Von Siemens und MAN, von Daimler und nun auch von der Ferrostaal AG, die im Verbund mit HDW (Howaldtswerke Deutsche Werft) und einer Firma des Stahlgiganten ThyssenKrupp U-Boote nach Griechenland exportierte. Die Essener Firma verkauft weltweit Produkte und Anlagen deutscher Unternehmen, darunter Rüstungsgüter. Das deutsch-griechische Ermittler-Puzzle könnte Tsochatzopou-

Der Politiker bestreitet alle Vorwürfe und sieht sich als Opfer einer politischen Verschwörung.

Das Athener Luxusviertel Filopapou. Nur wenige Griechen können sich dort eine Wohnung leisten. Foto: mauritius images lus seine schöne Wohnung in Filopapou und vielleicht sogar seine Freiheit kosten, und Ferrostaal eine Menge Geld. Das Parlament in Athen will den ExMinister vor Gericht bringen, sein Vermögen einfrieren sowie Schadenersatz fordern. Und die Münchner Staatsanwaltschaft möchte 277 Millionen Euro von Ferrostaal kassieren. Das ist der Gewinn, den die Essener Gesellschaft mit U-Boot-Geschäften vor allem in Griechenland erzielt haben soll, die direkt oder indirekt mit Schmiergeld angeschoben worden seien. Die Staatsanwaltschaft betrachtet das als illegalen Profit,

der abgeschöpft werden müsse. Die Ferrostaal AG widerspricht in einer Eingabe beim Münchner Landgericht. Die Handelsgesellschaft entgegnet, die Münchner Ermittler hätten dem Gericht keine Beweise für ihre These vorgelegt, dass der Ex-Minister bestochen worden sei. Die Münchner Staatsanwaltschaft beschreibt in einer dicken Anklage, wie Ferrostaal über einen Zirkel zwielichtiger Berater und Helfer mehrere zehn Millionen Euro durch dunkle Kanäle geschleust habe, um die U-Boot-Aufträge aus Griechenland zu bekommen. Als einer der Geldempfänger ist Tsochatzopoulus genannt,

Strebsame Basken Bilbao ist eines der Industriezentren Spaniens. Die Region will Vorbild sein Von Sebastian Schoepp München – El Botxo, „das Loch“, wurde Bilbao einst auf Baskisch genannt. Aus dem Tal des Nervion stiegen die Dünste der Schwerindustrie empor und legten sich wie ein grauer Schleier über die Dächer. Der Dreck ist inzwischen verschwunden, und am Fluss Nervion wimmeln die Touristen um das weltbekannte Guggenheim-Museum, dem die Fabriken gewichen sind. Doch Bilbao und Umgebung ist noch immer das industrielle Zentrum Spaniens. Schräg gegenüber dem Museum ragt der 165 Meter hohe gläserne Turm empor, den der Architekt César Pelli für den Konzern Iberdrola gebaut hat. Der Energieversorger gehört zu dem guten Dutzend globaler Konzerne Spaniens mit starker Präsenz in den USA, Mexiko und Brasilien. Er ist Weltmarktführer für Windenergie und eine Art Symbol des Wiederaufstiegs des Baskenlandes. Dort ist wenig von der spanischen Krise zu spüren. „Wir sind eine ökonomische Insel“, sagt Bernabé Unda, baskischer Industrieminister. Die Arbeitslosigkeit liegt bei zehn Prozent, halb so hoch wie im nationalen Durchschnitt. Für 2011 erwartet Unda 1,4 Prozent Wachstum, während in Madrid gegen die Rezession gekämpft wird. Das liegt daran, dass das Baskenland eine innovative, exportorientierte Industriestruktur und hohen Bildungsstand hat. Nur Sonne und Strand fehlen. Doch den Nachteil münzte man im regnerischen Baskenland in einen Vorteil um, weil man sich nicht auf den Massentourismus verließ. Der Fremdenverkehr kommt erst allmählich in Gang und zielt mit einem kulinarischen und kulturellen Angebot eher auf das Hochpreissegment. „Wir Basken sind ein Volk der Ingenieure, das unterscheidet uns vom Mittelmeerraum“, sagt Inés Anitua, Direktorin des Automobilclusters Acicae, eines Zusammenschlusses der baskischen Automobil-Zulieferindustrie. Mehr als 300 Firmen sind darin vertreten, sie beliefern alle deutschen Hersteller. In Vitoria, der Regional-Hauptstadt, baut Mercedes derzeit einen elektrogetriebenen Transporter, der spanische Energiekonzern Repsol plant ein flächendeckendes Netz von Strom-Tankstellen.

Industrieminister Unda warb kürzlich auf einer Reise durch Süddeutschland um weitere Investoren. Er konnte auf Zuspruch zählen, denn die Deutschen schätzen die baskische Produktivität. „Alles, was Bayern hat, gibt es im Baskenland auch – und zusätzlich das Meer“, lobt Alexander Lau, Europa-Direktor bei der Münchner IHK. Innovative Branchen seien stark. Das Baskenland beherbergt 80 Prozent des spanischen Maschinenbaus, es ist in diesem Segment siebtgrößter Hersteller der Welt. Die Zahl qualifizierter Abschlüsse ist doppelt so hoch wie im Rest des Landes. Im EU-weiten Vergleich der Regionen steht das Baskenland damit an siebter Stelle zwischen Hovestaden in Dänemark und Utrecht in den Niederlanden. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt in der EU nur in Luxemburg höher. Nach dem Kollaps der Schwerindustrien in den 1980er Jahren, die das Bas-

Die Fabriken sind dem GuggenheimMuseum gewichen. Doch die Basken haben noch viel Industrie. Foto: Reuters

kenland seit der Franco-Zeit geprägt hatten, wurde unter staatlicher Ägide ein Zukunftsplan erstellt. „Wir wollten nicht zu einem Land der Kellner werden“, sagte Patxi Sasigain vom Unternehmerverband der Provinz Guipuzcoa der Zeitung El País. Die „Reindustrialisierung“ sollte beruhen auf hochmodernem Maschinenbau, Bio- und Nanotechnologie, alternativen Energien, intelligenten Netzen, Luftfahrt, Elektronik und Schiffbau. Zu Hilfe kam den zweieinhalb Millionen Basken ihr Gemeinschafts-Denken. Es äußert sich mitunter im zähen Festhalten an der eigenen Sprache. Anders als die Katalanen betreiben die Basken jedoch keine abgrenzende Sprachpolitik, die ausländischen Firmen die Ansiedlung schwermacht. „Bei uns wird Spanisch, Englisch, Deutsch gesprochen“, sagt Acicae-Direktorin Inés Anitua. Fremdsprachenkenntnisse sind weiter verbreitet als im spanischen Durchschnitt. Bei internationalen Kontakten können die Basken auf ihre Tradition als Seefahrer und Auswanderer zurückgreifen. Die Netze der Emigranten erleichtern den 55 baskischen Auslandsniederlassungen von Brasilien über Polen bis China die Arbeit. „Junge Menschen sollten zwei Jahre im Ausland verbringen“, sagt Industrieminister Unda, ein früherer Schiffsbauingenieur. Unda glaubt, dass die baskische Produktivität Vorbild für die nötige Neustrukturierung anderer Landesteile sein könnte. Kehrseite der Eigentümlichkeit sind der Separatismus und ihr gewalttätiger Ausdruck – die Terrororganisation Eta, die mit Schutzgelderpressung jahrzehntelang Unternehmer gängelte, weshalb die internationale Präsenz im Baskenland vergleichsweise gering ist. Die Eta jedoch ist geschwächt – die Unterstützung für sie schwindet auch in radikalen Kreisen. Minister Unda antwortet auf die Frage, ob er ausländischen Firmen Sicherheit garantieren kann: „Ich würde sagen – ja.“ Seit Oktober 2010 habe es keine Erpressungsversuche mehr gegeben. Selbst der Erfolg der separatistischen Partei Bildu bei den jüngsten Kommunalwahlen schreckt die baskischen Unternehmer nicht. „Auch bei Bildu weiß man, wie wichtig eine starke Wirtschaft ist“, sagt Acicae-Direktorin Inés Anitua. „Wir produzieren – egal, wer regiert.“

Politik und Markt Super Plus beim Gewinn

Banken noch in der Krise

Kreislauf-Medikamente

Hamburg – Die weitverbreitete Ablehnung des Biosprits E10 hat den Mineralölkonzernen offenbar einen überraschenden Geldsegen beschert. Da viele Autofahrer auf die Benzinsorte Super Plus ausgewichen seien, habe sich der Absatz des bis zu zehn Cent pro Liter teureren Kraftstoffs mehr als verfünffacht, berichtete der Spiegel am Wochenende ohne Angabe von Quellen. Im ersten Quartal des vorigen Jahres hätten die rund 14 700 Tankstellen in Deutschland täglich 140 Millionen Liter Super Plus abgesetzt, ein Jahr später seien es im selben Zeitraum 735 Millionen Liter pro Tag gewesen. Der Anteil von Super Plus an der Gesamtabsatzmenge aller Benzin-Kraftstoffe sei damit von 2,3 Prozent auf 12 Prozent gestiegen. dapd

Berlin/Brüssel – Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht die Finanzkrise im Bankensektor noch nicht überwunden. Sie verwies insbesondere auf die öffentlich-rechtlichen Landesbanken, die sich nach wie vor in „einer schwierigen Situation“ befänden. Bei einer Parteiveranstaltung sagte Merkel in Berlin, die Situation im deutschen Bankensektor werde immer noch vom Ausland her „mit gewisser Sorge gesehen“. Nun gebe es mit dem Banken-Restrukturierungsgesetz aber ein Instrumentarium für den Umgang mit Instituten in einer Notlage. Die Regierung werde sich weiter dafür einsetzen, die Sparkassen als Teil des dreiteiligen Bankensektors aus privaten, öffentlichrechtlichen und genossenschaftlichen Instituten zu erhalten. dpa

Verden – Die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden ist einem möglichen Schmiergeld-Skandal beim Pharma-Konzern Sanofi-Aventis auf der Spur. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass Mitarbeiter von Sanofi-Aventis über Jahre hinweg Medikamente, deren Verfallsdatum nahte, mit Hilfe von Bestechungsgeldern abgegeben haben. Angeblich sollte die Ware über eine Hilfsorganisation nach Nordkorea geliefert werden, tatsächlich aber sei sie über einen Großhändler in deutschen Apotheken gelandet. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, dass 750 000 Euro an einen früheren Pharma-Manager geflossen sein sollen, der im Auftrag einer Hilfsorganisation tätig war. Ob dahinter ein System steckt, sei noch unklar. dpa

von Millionen Euro gekommen sein. Normalerweise sind Parlament und Justiz in Griechenland beim Verdacht von Korruption nicht so fix und erfolgreich, weil man ja nie weiß, wie weit die Spuren nach oben führen; in die Spitze von Parteien und Staat. In diesem Fall ist das anders. Der Ex-Minister bestreitet alle Vorwürfe. Er sei das Opfer einer politischen Verschwörung seiner eigenen Partei, der Pasok. Die Pasok stellt Griechenlands Regierung, und die ist wegen der drohenden Staatspleite ebenfalls fast am Ende. Tsochatzopoulus sagt, die Pasok wolle auf seine Kosten von der Wirtschaftskrise ablenken. Er habe seine Wohnung von einer Firma in den USA gekauft, lange nach dem Rüstungsgeschäft.

Geschmiert hat nach Erkenntnissen der Ermittler die Ferrostaal AG aus Essen, doch dafür büßen soll die frühere Konzernmutter MAN in München. Jedenfalls nach dem Willen der Essener Handelsgesellschaft. Die weist in einer Eingabe beim Landgericht München nicht nur das Ansinnen der dortigen Staatsanwaltschaft zurück, 277 Millionen Euro Gewinn aus U-Boot-Geschäften zu kassieren, die auf illegalen Machenschaften beruhten. Vorsorglich schreibt Ferrostaal auch, falls doch gezahlt werden müsse, dann von MAN. An die MAN AG seien die Ferrostaal-Gewinne ja abgeführt worden. In Kreisen des Lkw-Konzerns MAN wird das zurückgewiesen; ebenso wie von der Staatsanwaltschaft. MAN war früher bereit gewesen, die von der Staatsanwaltschaft ursprünglich geforderten 196 Millionen Euro zu übernehmen. Doch Ferrostaal und die Ermittlungsbehörde konnten sich nicht einigen. Nun ist dieses „großzügige Angebot“, wie es bei MAN heißt, vom Tisch. Jetzt müsse es für MAN billiger werden. Der Münchner Konzern will wieder mit dem neuen Mehrheitsaktionär von Ferrostaal, dem arabischen Staatsfonds IPIC, über einen Vergleich reden. Schließlich hat Ferrostaal geschmiert, als die Münchner noch Inhaber der Essener Handelsgesellschaft waren. MAN und IPIC streiten vor einem internationalen Schiedsgericht, wer welche Lasten der Vergangenheit tragen soll. o.k.


Seite 18 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

Montag, 20. Juni 2011

WIRTSCHAFT

Zwischen den Zahlen

Treffen der Luftfahrtbranche in Le Bourget: Neue Technologien, alte Probleme

Sieg der Vernunft

Airbus bleibt sich treu

Von Martin Hesse

Nach Verzögerungen beim Großraumflieger und dem Militärtransporter kommt auch der Langstreckenjet verspätet. Boeing plant weiteres Flugzeug

Es ist ein Prestige-Erfolg für Siemens und lässt auf mehr Wettbewerb auf der Schiene hoffen: Nach monatelangem Streit ist nun wohl der Weg durch den Eurotunnel für Hochgeschwindigkeitszüge Made in Germany frei. Siemens kann sich über einen 600 Millionen Euro schweren Auftrag freuen; mehr noch zählt, dass sich die Münchner im Revier des Rivalen Alstom durchgesetzt haben. Allerdings zeigt die harte politische Auseinandersetzung um die Tunnel-Züge wieder einmal, wie mühsam es ist, im europäischen Binnenmarkt mehr Wettbewerb durchzusetzen. Die EU-Kommission hatte die Auftragsvergabe an Siemens längst für unbedenklich befunden, dennoch wehrte sich Frankreich bis zuletzt mit allen Mitteln, um den bisherigen Haus-Lieferanten für Tunnelzüge, Alstom, zu schützen. Bedenken gegen die Antriebstechnik von Siemens wurden vorgeschoben, obwohl sich Alstom mit vergleichbarer Technik beworben hatte. Letztlich schadet der Pariser Protektionismus dem Ruf französischer Bahntechnik eher, als dass er der heimischen Industrie hilft. Auch die Rolle des Betreiberkonsortiums Eurostar ist fragwürdig. Hier entscheidet ein Monopolist in französischbritischem Staatsbesitz, welche und wie viele Züge unter dem Ärmelkanal fahren. Zum Wohle des Kunden ist das nicht. Von Ende 2013 an darf die Deutsche Bahn Züge durch den Tunnel schicken. Vielleicht wird es ja noch etwas mit dem Wettbewerb auf der Schiene.

Nun hat es Sega erwischt Tokio/Berlin – Erneut ist ein VideospieleAnbieter ins Visier von Computer-Hackern geraten: Der japanischen Firma Sega wurden Daten von fast 1,3 Millionen Kunden gestohlen. Es gehe um Namen, Geburtstage, E-Mail-Adressen und verschlüsselte Passwörter, teilte Sega laut Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag mit. Kreditkarten-Informationen seien nicht darunter. Die Nutzer kämen vor allem aus Europa und Nordamerika. Die unbekannten Hacker hätten am Donnerstag eine Website der Londoner Tochter Sega Europe geknackt, über die ProduktNeuigkeiten verbreitet wurden. dpa

Von Jens Flottau Paris – Der europäische Flugzeughersteller Airbus hat sich zu gravierenden Änderungen bei seinem neuen Langstreckenflugzeug A350 durchgerungen. Das Unternehmen sah sich gezwungen, dem Druck von wichtigen Kunden nachzugeben und die größte Version des Flugzeuges noch einmal deutlich nachzubessern. Der 350-Sitzer A350-1000 wird deswegen voraussichtlich erst Mitte 2017 und damit eineinhalb Jahre später als ursprünglich geplant auf den Markt kommen, die kleinere Variante A350-800 wird aus mangelndem Kundeninteresse sogar um zwei Jahre auf Mitte 2016 geschoben.

Paris Air Show 20. bis 26. Juni 2011 Airbus kündigte die Änderungen kurz vor Beginn der Pariser Luftfahrtmesse im Vorort Le Bourget an. Das wichtigste Branchentreffen des Jahres wird am Montag von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy offiziell eröffnet. Airbus wird dabei voraussichtlich zahlreiche neue Aufträge für die Kurz- und Mittelstrecken-Flugzeuge des Typs Airbus A320NEO bekanntgeben, die mit neuen Triebwerken ausgestattet sind. Konkurrent Boeing wird voraussichtlich mehr Details des geplanten 737-Nachfolgers New Small Airplane (NSA) erläutern, ohne sich bereits definitiv für das Milliardenprojekt zu entscheiden. Der neue chinesische Luftfahrtkonzern Comac will die Messe dafür nutzen, erstmals im Westen im großen Stil für die geplanten eigenen Flugzeuge zu werben. Die A350 ist die Antwort von Airbus auf die Boeing 787, die in diesem Jahr erstmals ausgeliefert wird. Wichtige Kunden wie Emirates und Lufthansa hatten Airbus in den vergangenen Monaten erneut zu technischen Änderungen gedrängt, obwohl der Hersteller sein Konzept bereits mehrfach überarbeitet hat und gegenüber den ursprünglichen Plänen sowieso schon erheblich in Verzug geraten ist. Die Fluggesellschaften verlangten bei der größten Version des Flugzeuges vor allem mehr Reichweite. Triebwerkshersteller Rolls-Royce muss nun die vorgesehenen Motoren stark verändern. Brégier machte keine konkreten Angaben über die insgesamt erwarteten

Während in Le Bourget viel über geplante Flugzeuge diskutiert wird, kann der amerikanische Flugzeugkonzern Boeing ein neues Modell präsentieren: Am Sonntag landete dort ein verlängerter Jumbo-Jet 747-8. Foto: Eric Piermont/AFP

voraussichtlichen Mehrkosten. Er geht allerdings davon aus, dass die A350-1000 im Zuge der vorgesehenen Investitionen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro bleibe. Rolls-Royce muss aber wesentlich mehr Geld in die größeren Triebwerke stecken. Bei der kleinsten Version der aus drei Modellen bestehenden Flugzeugfamilie hat Airbus ein ganz anderes Problem: Alle Kunden mit frühen Lieferpositionen haben sich mittlerweile für die etwas größere Basisversion A350-900 entschieden. Airbus-Vorstand Fabrice Brégier zufolge hat sich das Unternehmen deswegen dafür entschieden, alle Energien auf diese Variante zu konzentrieren. Das Flugzeug soll nun Ende 2013 erstmals ausgeliefert werden. In Branchenkreisen heißt es, Airbus habe weiterhin erhebliche Schwierigkeiten mit dem technologischen Umstieg von Metall auf Kohlefaser, der auch bei Boeing für erhebliche Probleme und Verspätungen gesorgt hat. Deswegen sei der Zeitplan auch für die -900 nicht zu halten. Brégier indes betont, er sei „sehr zuversichtlich, dass wir durch die Fallen des Konstruktionsprozesses durch sind“. Es sei aber im Interesse des Unternehmens, dass die für die zweite A350-Version vorgesehenen Ingenieure nun abgezogen und beim Basisflugzeug sowie der A320NEO eingesetzt werden können. Denn: „Die Lage ist in einigen kritischen Bereichen ziemlich angespannt“, so Brégier. Konkurrent Boeing will dem Vernehmen nach nicht vor Ende des Jahres entscheiden, ob er für die Kurz- und Mittelstrecken ein komplett neues Flugzeug (NSA) entwickelt oder – wie Airbus – die bestehenden Jets mit neuen, treibstoffsparenden Triebwerken ausrüstet. Schlüsselkunden wie die US-Billigfluggesellschaft Southwest verlangen aber von dem Hersteller möglichst schnell Klarheit über seine Pläne. Bei den anhaltend hohen Treibstoffkosten haben die Airlines ein großes Interesse daran, möglichst schnell sparsamere Maschinen zu bekommen. Southwest ist mit mehr als 500 Flugzeugen der mit Abstand größte Boeing 737-Kunde. Das Unternehmen argumentiert öffentlich stark für eine Neuentwicklung. Airbus hingegen bezweifelt, dass genügend Technologien bereitstehen, die die in diesem Fall nötigen Investitionen von mehr als zehn Milliarden Dollar rechtfertigen würden. Neben den beiden Marktführern drängen aber auch immer mehr neue Anbieter

in das Milliardengeschäft mit Flugzeugen. So behauptet der chinesische Flugzeugbauer Comac, seine C919 werde ebenso effizient sein wie die neuesten Modelle von Airbus und Boeing. Das Projekt genießt in der chinesischen Industriepolitik höchste Priorität und wird in der Entwicklungsphase staatlich finanziert. Selbst Vertreter Comacs räumen aber ein, dass das Unternehmen Jahre brauchen wird, um in der Branche die nötige Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Der kanadische Mischkonzern Bombardier steht unter erheblichem Druck, Verkaufserfolge für seine C-Serie vorzuweisen, für die es bislang nur wenige Aufträge gibt. Die C-Serie konkurriert mit den kleinsten Airbus- und Boeing-Jets und soll im Jahre 2013 erstmals ausgeliefert werden. Louis Gallois, Chef der Airbus-Muttergesellschaft EADS, glaubt, dass der Markt für die vielen neuen Anbieter nicht groß genug ist. Daher würden die kleinsten von ihnen wohl Allianzen eingehen müssen. Genau das scheinen Bombardier und Comac zu tun: Sie verhandeln derzeit, wie sie künftig zusammenarbeiten können. (Kommentar)

Triebwerk kaputt Domingo Urena-Raso, der Chef von Airbus Military, hatte vor der in Paris versammelten Fachpresse bereits eine gute halbe Stunde damit verbracht, die Vorzüge des Militärtransporters Airbus A400M hervorzuheben und Fragen zum Thema zu beantworten, da fiel ihm zum Schluss noch ein kleines Detail ein, auf das er doch noch verweisen wollte: Die A400M wird beim Aerosalon, der wichtigsten Luftfahrtmesse des Jahres, nicht an den berühmten Flugvorführungen teilnehmen. Es hatte in den vergangenen Tagen Probleme mit dem Triebwerk eines Prototypen gegeben. Urena-Raso versuchte erkennbar, den Vorfall herunterzuspielen und die Entscheidung, die Vorführungen auszulassen, als reine Vorsichtsmaßnahme zu verkaufen. Doch ist die Episode immerhin ein Hinweis darauf, dass noch längst nicht alles reibungslos verläuft bei der A400M, die in eineinhalb Jahren erstmals ausgeliefert werden soll. jfl

Balance ist alles EADS-Chef Gallois spricht sich dafür aus, die Anteile an dem Konzern breiter zu streuen Von Jens Flottau

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Paris – Der EADS-Vorstand drängt offenbar die Anteilseigner, die künftige Eigentümerstruktur des Luft- und Raumfahrtkonzerns zügig zu klären. EADS-Chef Louis Gallois zufolge hat das Gremium dem Board of Directors eigene Vorschläge unterbreitet, wie das Unternehmen vor feindlichen Übernahmen geschützt werden könnte, ohne dass die bisherigen Eigner ihre Aktien halten müssten. Auch die französisch-deutsche Balance könne dabei gewahrt bleiben, so Gallois bei einer EADS-Veranstaltung in Paris. Von den drei Kernaktionären haben mit dem französischen Medienkonzern Lagardère und dem Autohersteller Daimler AG zwei angekündigt, dass sie ihre Anteile zumindest reduzieren, wenn nicht sogar ganz verkaufen wollen. Der französische Staat, der wie Daimler derzeit 15 Prozent an EADS hält, hat bislang nicht vor, sich von seinen Anteilen zu trennen. Vor allem deswegen sorgt sich die deutsche Seite des europäischen Unternehmens, dass das Machtzentrum des Konzerns ohne eigenen Repräsentanten unter den Eigentümern nach Frankreich rutschen könnte. Selbst einen Einstieg des Staates hat die Bundesregierung bislang nicht ausgeschlossen. Gallois sprach sich am Wochenende zumindest indirekt, aber deutlich für den Ausstieg der Eigentümer aus, die bisher die Kontrolle ausüben. „Wir brauchen eine nachhaltige Eigentümerstruktur“, so Gallois. Im niederländischen Recht gebe es „andere Möglichkeiten“ jenseits von starken Kernaktionären oder der früher diskutierten, mittlerweile aber verworfenen Goldenen Aktie. „Ein größerer Anteil des Free Float wäre für alle Anteilseigner von Vorteil“, so Gallois. EADS ist eine Aktiengesellschaft nach niederländi-

schem Recht mit Sitz in Amsterdam. „Wenn wir es brauchen, dann gibt uns das Recht de facto einen Schutz vor feindlichen Übernahmen und garantiert die französisch-deutsche Balance“, so Gallois. Details des Vorschlages wollte er nicht nennen, diese wolle er mit dem Verwaltungsrat diskutieren. Gallois räumte ein, dass eine mit besonderen Vetorechten belegte „Goldene Aktie“ für das gesamte Unternehmen nicht möglich sei, sondern lediglich für das Verteidigungsgeschäft. Dies bedeute aber nicht, dass die Militärsparte ausgelagert werde. Trotz der weiterhin ungeklärten Eigentümerstruktur geht Gallois von einem

Eine „Goldene Aktie“ mit Vetorechten ist lediglich für das Verteidigungsgeschäft möglich. problemlosen Übergang an der Unternehmensspitze aus. Der EADS-Chef plant, mit Auslaufen seines Vertrages im Juni in Ruhestand zu gehen. Es gilt als wahrscheinlich, dass der derzeitige AirbusChef Thomas Enders seine Nachfolge antritt. 2007 hatten sich die Anteilseigner darauf geeinigt, dass die bis dahin übliche Doppelspitze bei EADS abgeschafft und durch ein Rotationsprinzip ersetzt wird. Demnach soll der nächste EADSChef Deutscher sein, der nächste Verwaltungsratschef des Unternehmens Franzose. An die Spitze von Airbus dürfte Fabrice Brégier rücken, bislang operativer Chef des Flugzeugherstellers. „Es gibt noch keine Entscheidung, dafür ist es noch zu früh“, so Gallois. „Aber ich sehe beim Übergang keine Überraschungen.“ Der EADS-Chef machte deutlich, dass er eine Fusion der EADS-Holding mit der mit Abstand größten Tochtergesell-

schaft Airbus im Prinzip für sinnvoll hält. „Wir haben zwei fast gleich große Zentralen, wir haben weniger Transparenz als möglich“, so Gallois. Auf der anderen Seite müsse man „die Konsequenzen eines solchen Schrittes berücksichtigen“. Bei einer Fusion bestehe die Gefahr, dass sich das Unternehmen zu sehr auf das Airbus-Geschäft konzentriere und andere Felder zu wenig beachte. EADS-Strategiechef Marwan Lahoud zufolge muss der Konzern in den übrigen Divisionen pro Jahr den Umsatz um rund 2,5 Milliarden Euro steigern, um die Gewichte nicht weiter zugunsten von Airbus zu verschieben. Der Flugzeughersteller wird in den kommenden fünf Jahren pro Jahr mit zwischen sieben und acht Prozent wachsen, weil in praktisch allen Programmen die Produktion ausgeweitet wird und mit dem Airbus A350 ein neues Langstreckenflugzeug hinzukommt. In seiner Grundsatzstrategie Vision 2020 strebt der Konzern an, zwischen Airbus und dem restlichen Geschäft eine bessere Balance zu schaffen. Laut Lahoud muss EADS dafür vor allem in den Bereichen Sicherheitstechnologien und Dienstleistungen investieren. Organisches Wachstum sei dafür nicht ausreichend, der Konzern müsse weltweit Übernahmen angehen. EADS versucht zudem, auf dem indischen Verteidigungsmarkt Fuß zu fassen. Der Konzern bewirbt sich gemeinsam mit den Programmpartnern beim Eurofighter für einen Auftrag über zunächst 120 Kampfflugzeuge. 50 Prozent der Wertschöpfung muss dabei in Indien stattfinden. Unter anderem ist eine lokale Endmontagelinie geplant, sollte EADS den Zuschlag bekommen. Beobachter rechnen im Frühjahr 2012 mit einer Entscheidung.

Der ICE darf nach London fahren Eurotunnel-Betreiber macht den Weg für Siemens-Züge frei. Alstom-Klage noch nicht entschieden

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München – Im Streit um die neuen Züge für den Tunnel unter dem Ärmelkanal hat Siemens einen Durchbruch erzielt. Die französisch-britische KanaltunnelKommission IGC hat ihre neuen Sicherheitsstandards formuliert und so den Weg für Siemens-Züge wohl endgültig freigemacht. Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte die EurotunnelBetreiberfirma Eurostar Siemens den Auftrag für zehn neue Züge im Wert von 600 Millionen Euro erteilt, die von 2014 an durch den Eurotunnel fahren sollen. Der französische Wettbewerber Alstom hatte die Auftragsvergabe jedoch, unterstützt von der Regierung in Paris, massiv angefochten. Die französische Seite berief sich dabei darauf, dass die SiemensZüge den seit 20 Jahren bestehenden Sicherheitsstandards nicht entsprächen. Dieses Argument ist nun entfallen.

Testfahrt eines ICE durch den Eurotunnel im Oktober 2010. Foto: AP

Die IGC hat die seit zwei Jahren andauernde Überprüfung ihrer Sicherheitsstandards mit Blick auf die Antriebstechnik der Eurotunnel-Züge abgeschlossen. Sowohl Züge mit einem Triebwagen vorne und hinten als auch mit auf die Achsen verteilter Antriebstechnik seien zulässig, soweit die übrigen Sicherheitsanforderungen erfüllt sind. Die Behörde bestätigt damit eine Entscheidung der europäischen Eisenbahnagentur. Die hatte im März die verteilte Traktion, die in der neuen ICE-Generation von Siemens eingesetzt wird, als unbedenklich für den Tunnelverkehr eingestuft. Mit der Entscheidung der britisch-französisch besetzten IGC dürfte der politische Widerstand gegen den Auftrag für Siemens abebben. Anhängig ist noch eine Alstomklage gegen Eurostar wegen der Auftragsvergabe. (Zwischen den Zahlen) mhs


MESSEWIRTSCHAFT

Montag, 20. Juni 2011 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 19

Eine Sonderseite der Süddeutschen Zeitung

„Jeans ist viel mehr als nur Stoff“ Das türkische Unternehmen Isko gilt als der weltweit führende Hersteller von Denimstoffen. Jährlich laufen am Produktionsstandort Bursa in der Westtürkei etwa 200 Millionen Meter Jeansstoff über die Maschinen. Das 1904 gegründete Unternehmen in Familienhand produziert insbesondere für hochwertige Marken. Label wie Diesel, Boss oder Citizens of Humanity lassen sich mit innovativen Stoffen beliefern, um jede Saison am Markt neue Trends präsentieren zu können. Auf der Messe Bread & Butter feiert das Unternehmen eine große Party – um ihre Marke erlebbar und den Namen Isko bekannter zu machen. Inhaber und Geschäftsführer Fatih Konukoglu erklärt, warum Jeansstoff ständig neu erfunden werden muss. SZ: Ist der Jeansmarkt nicht längst gesättigt? Konukoglu: Auf keinen Fall. Es gibt kaum einen anderen Markt, der so stark von ständigen Innovationen getrieben wird. Denim bietet dem Träger die Möglichkeit, sich stets aufs Neue von der breiten Masse abzuheben. SZ: Inwieweit unterscheiden sich Iskos Denimstoffe von der Konkurrenz? Konukoglu: Wir hören unseren Kunden sehr genau zu. In unserem hauseigenen Forschungszentrum arbeiten bis zu 70 Ingenieure an neuen Ideen zur Herstellungstechnik und Färbung. Denn am Ende ist es der Stoff, der ein Kleidungsstück individuell macht.

Zeigen, treffen, schauen, feiern: Auf der Berliner Modemesse Bread & Butter zählt weniger der Einkauf, sondern mehr die gelungene Show und gute Stimmung.

Foto: afp

Mit der Mode gehen Während Düsseldorf sich als Modestadt für Einkäufer neu zu erfinden versucht, lockt die Hauptstadt mit viel Glitzer und Glamour Von Friederike Nagel Glamour in der Hauptstadt oder Geschäft in der Rheinmetropole. Manche Modekenner behaupten, die Messen in beiden Städten ließen sich auf diese einfache Formel runterbrechen. „Tatsächlich sind beide Standorte nach wie vor wichtig“, sagt Siegfried Jacobs, Geschäftsführer des Bundesverbands Textileinzelhandel (BTE). Beide deckten ihre Zielgruppe gut ab. Und er bestätigt: „In Berlin wird dem Publikum mehr Eventatmosphäre geboten, man holt sich wichtige Impulse und das Gefühl für kommende Entwicklung. In Düsseldorf wird geordert.“

Halle oder Showroom: Viele Marken verkaufen und zeigen nicht am selben Ort Letzteres freut Mirjam Dietz. Die Messeexpertin hat im vergangenen Jahr der kriselnden Modemesse CPD ein neues Outfit verpasst. Die Igedo, eine Tochtergesellschaft der Messe Düsseldorf, will mit seiner neuen Veranstaltung CPD Signatures jüngere Marken und ein internationaleres Publikum ansprechen. Düsseldorf sei in der Modeszene immer noch ein wichtiger Ort. „Hier kommt

die Order wirklich aufs Papier“, sagt Dietz. Dabei waren die vergangenen Jahre nicht einfach. Auf die Düsseldorfer Messe kamen immer weniger Besucher und immer weniger Aussteller: Die einst weltgrößte Modemesse schrumpfte massiv. Gleichzeitig siedelte sich um das Messegelände herum eine immer stärkere Konkurrenz an: Mehr als 1000 FirmenShowrooms gibt es inzwischen in Düsseldorf und Umgebung. Dorthin laden die Unternehmen die Facheinkäufer ein, um ihnen ihre neuen Kollektionen zu zeigen. Einen Stand auf der Modemesse brauchen diese Firmen dann nicht mehr unbedingt, Hersteller und Händler machen ihre Geschäfte zunehmend abseits des Messegeländes. Auch in Berlin gilt, dass sich die Einkäufer zwar auf den Messen für eine Marke entscheiden – aber das eigentliche Geschäft wird später in den Showrooms gemacht. Doch in der Hauptstadt stört dies scheinbar weniger. Zweimal jährlich wird Berlin zur internationalen Bühne für Fashion und Lifestyle. Bei der Messe Bread & Butter und der Berlin Fashion Week treffen sich Einkäufer, Fachbesucher und Medienvertreter auf Shows und Awards, informieren sich auf Fachmessen, besuchen Ausstellungen und Events. Bei den Veranstaltungen zeigen die größten Marken der urbanen Freizeitmode ih-

re neuen Kollektionen. Erst im Sommer 2009 war die Bread & Butter, inzwischen Europas größte Modemesse, nach Berlin zurückgekehrt. Kommenden Monat feiert sie ihr zehnjähriges Bestehen. Die Fachpublikumsmesse für Street- und Urbanwear vom 6. bis 8. Juli steht unter dem Motto Supershow und will die Berliner Bevölkerung noch stärker als bisher in das Geschehen einbinden. Nach verschiedenen Berechnungen spült die Berliner Modewoche etwa 160 Millionen Euro in die Kassen der Stadt. Die Bread & Butter hat eine hohe interna-

Schöner feiern hinter einem Vorhang aus Jeansstreifen. Foto: oh

tionale Anziehungskraft, von der Berlin derzeit profitiert. Der Startschuss fällt am 5. Juli mit einem großen Festivalabend – Messechef Karl-Heinz Müller mit bis zu 15 000 Besuchern. Was Müller geschafft hat, ist eine gewisse Synchronisation verschiedenster Modeevents in der Hauptstadt. Als Veranstaltungsort hat er sich den ehemaligen Flughafen Tempelhof ausgesucht. Die Messe Berlin ist schon länger außen vor. Als zu wenig hip gelten die dortigen Messehallen. Den Berlinern kommt zugute, dass die Düsseldorfer auch mit der CPD Signatures bisher nicht wieder die einstige Größe erreichen konnten. Präsentiert wird laut Müller nicht nur in den acht Hangars, sondern auch auf dem erweiterten Flugvorfeld. Etwa 600 Aussteller werden auf der Bread & Butter ihre Kollektionen zeigen. Alle Flächen seien ausgebucht, so der Messechef. In der Hauptstadt rechnet man mit bis zu 100 000 Einkäufern und Modejournalisten. Letztendlich fällt es den meisten Branchenkennern schwer, Berlin und Düsseldorf zu vergleichen. Zu unterschiedlich sind die Ansätze. Müller meint dazu: „Das Thema Mode spielt in Düsseldorf sicherlich eine Rolle, aber Berlin ist eine ganz andere Nummer.“ Die Bread & Butter bietet vor allem angesagten und auch jungen Labels eine Plattform. Die Messe

inszeniert sich und die Aussteller. Für ihr Marktsegment haben sie eine internationale Marketingplattform geschaffen. Mirjam Dietz sagt: „Düsseldorf und Berlin – das sind zwei Paar Schuhe.“ Die CPD Signatures habe diesen Anspruch der Marken-Inszenierung nicht, sondern bietet eine Order- und Informationsplattform für die Womenswear mit Casual Sportswear und Accessoires. „Während die Besucher in Berlin Partys feiern, können sie in Düsseldorf Geschäfte machen“, sagt Dietz.

Der Markt ändert sich permanent – auch die Messestädte betrifft das Am Rhein will man weiterhin neue Strategien suchen, die den Standort wieder stärker machen und die Internationalität der Besucher erhöhen. Doch der Markt hat sich verändert – beispielsweise durch die starke Vertikalisierung einzelner Marken, die von der Fabrik bis zum Laden alles aus einer Hand abdecken. Partys dagegen hinterlassen meistens einfach ein gutes Gefühl. Müller ist überzeugt: „Berlin ist kreativ, jung und progressiv, eine Bread & Butter kann in Deutschland nur hier stattfinden.“

SZ: Was sind das für Innovationen? Konukoglu: Wir bieten beispielsweise einen Jeansstoff namens Jeather an, der wie weiches Leder anmutet. Oder unsere Erfindung Jeggings, eine Hose aus sehr leichtem Stoff, die sich dem Körper wie eine zweite Haut anpasst. Neu ist auch das Produkt Isko Pop – der Stoff erinnert an Seide, ist aber gleichzeitig gut für den normalen Alltagsgebrauch geeignet. Also eine Art Wellness-Stoff für Jeans. Auch haben wir einen sogenannten TurbotechStoff im Sortiment, dessen besondere Webart und Färbung ihn besonders schnell einen speziellen Vintage-Look annehmen lässt. Dort, wo der MP3-Player immer eingesteckt wird oder die Schlüssel, nimmt der Stoff eine besondere Form an. Die Jeans spiegelt also das Leben des jeweiligen Trägers wider. SZ: Warum ist eine Messe wir Bread & Butter wichtig für Isko als Hersteller? Konukoglu: Wir nutzen die Messe um verschiedene GeFatih Konukoglu schäftspartner zu treffen. Außerdem Foto: oh nutzen wir einfach die Stimmung am Modestandort Berlin und feiern ein großes Fest. Das stärkt unsere Markenbekanntheit. Wir sehen uns als Premium-Zulieferer für die Branche, und Denim spielt auf der Bread & Butter traditionell eine große Rolle. In diesem Jahr zeigen wir dort erstmalig unsere neue Kooperation mit Diesel. Deren neue Kollektion verwendet unseren TurbotechStoff. SZ: Beraten Sie auch Modelabel zum Thema Jeansstoffe? Konukoglu: Auf jeden Fall. Unlängst haben wir dafür eine Art Stofflabor eröffnet, die Iskoteca in Italien. Dort können Designer und Entwickler tausende Stoffe anfassen und ansehen. Danach lassen sich gemeinsame Ideen gut umsetzen. Interview: Friederike Nagel

Messekalender

Die Betten-Invasion

Stone+tec – Internationale Fachmesse für Naturstein und Bearbeitung, 22. bis 25. Juni, Nürnberg

Neue Halle für Berliner Messegelände

Bei großen Messen taucht auf dem Rhein bei Düsseldorf eine Flotte von Schiffen mit bis zu 3000 Hotelbetten auf – nun gibt es Kritik

Das Dresdner Architekturbüro Code Unique hat sich im Wettbewerb für den Neubau der zum Abriss freigegebenen Deutschlandhalle durchgesetzt. Der Entwurf erfülle die Anforderungen an eine „multifunktionale Halle mit flexibel nutzbaren Flächen“, sagte der Messe Geschäftsführer Raimund Hosch. Das geplante Gebäude besteht aus zwei Hallen. Eine davon wird vorübergehend den Kongressbetrieb des ICCs aufnehmen, welches während der bevorstehenden Sanierung geschlossen werden muss. In der zweiten Halle werden Erweiterungsflächen für die Messen unter dem Funkturm bereitgestellt. Die beiden Messehallen werden durch ein zentrales Foyer miteinander verbunden sein. Außerdem sollen die Besucher das Gebäude von beiden Seiten aus betreten können. Für die Realisierung stehen 65 Millionen Euro zur Verfügung. Der Nebau soll Ende 2013 stehen. fan

Ham Radio – Internationale Amateurfunk-Ausstellung; Elektronik, Internet, Computer, 24. bis 26. Juni, Friedrichshafen METEC – Fachmesse für Metallurgie, Stahlguss und Stahlerzeugung, 28. Juni bis 2. Juli, Düsseldorf Newcast – Internationale Fachmesse für Präzisionsgussprodukte, 28. Juni bis 2. Juli, Düsseldorf

Da ist sie wieder: Die weiße Flotte aus Passagierschiffen samt wehender Sonnenschirmchen auf dem Oberdeck. Kilometerweit säumt sie das Düsseldorfer Rheinufer. Mit dem Ende der weltgrößten Verpackungsmesse Interpack heißt es nun für die Flotte: „Leinen los.“ Seit fast 30 Jahren gehen die Schiffe bei großen Messen in Düsseldorf und Köln vor Anker. Doch nicht alle sind glücklich darüber. ANZEIGE

GIFA – Internationale Fachmesse für Gießerei und Gusserzeugnisse, 28. Juni bis 2. Juli, Düsseldorf EstrichParkettFliese – Internationale Fachmesse für Fußbodenbau, 30. Juni bis 2. Juli, Feuchtwangen Tuning Expo Saarbrücken – Messe für Tuning und Clubszene, 1. bis 3. Juli, Saarbrücken Outdoor – Europäische OutdoorFachmesse, 14. bis 17. Juli, Friedrichshafen CPD Signatures – Internationale Fachmesse für Womenswear und Accessoires, 23. bis 25. Juli, Düsseldorf Gamescom – Größte Messe- und Eventhighlight für interaktive Spiele und Unterhaltung, 17. bis 21. August, Köln Tendence – Konsumgütermesse rund ums Wohnen und Schenken, 26. bis 30. August, Frankfurt/Main

„Hotelschiffe sind nicht unbedingt nötig“, sagt Rainer Spenke, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein. Doch der Flotten-Vertreter widerspricht: „Es sind nicht genügend Hotels vorhanden“, sagt Klaus Klobes von der Regis Hotelschiff GmbH, die die Kreuzfahrtschiffe für Messen chartert. Bis zu 20 Schiffe liegen in Düsseldorf vor Anker, wenn große Messen wie die Medica Besucherströme nach Düsseldorf locken. „Dann sind wir der größte Hotelier“, sagt Klobes. Aber der Markt

um die Gäste ist härter geworden. Wie Pilze sind in den vergangenen Jahren neue Hotels aus dem Boden gestampft worden; die Bettenkapazität der Landeshauptstadt wurde massiv auf 25 000 erhöht. Ihre Auslastungsquote ist abseits der Messen oft dürftig. Bei den Messen fischt die Regis die Gäste ab und kann dann einfach weiterziehen. Ihre Schiffe liegen zum Teil direkt an der Messe am Ufer. Es gebe kein Hotel, das so nah am Ort des Geschehens sei, wirbt Klobes. Die Hoteliers seien verärgert, sagt Rainer Spenke. Selbst bei vollem Veranstaltungsprogramm sei zuletzt etwa jedes vierte Bett unbenutzt geblieben. Das liegt aber auch an der Reservierungspraxis: Viele Unternehmen reservieren vorsichtshalber üppige Kontingente für ihre Mitarbeiter und stornieren regelmäßig einen großen Teil davon. „Jedes Hotel, egal ob auf dem Wasser oder in der Stadt, ist eine Konkurrenz für uns“, sagt Michael Kain, Geschäftsführer des Steigenberger Parkhotels. Er will die Hotelflotte aber nicht madig machen: Bei großen Events seien die Hotelschiffe notwendig, weil die Stadt dann immer noch zu wenig Betten habe. Für den Eurovision Song Contest, der in Düsseldorf parallel zur Interpack stattfand, hatte Regis ohnehin keine zusätzlichen Schiffe zur Verfügung stellen können. „Das war einfach zu kurzfristig“, sagt Klobes. Mindestens zwei Jahre im Voraus muss der Veranstalter Hotelschiffe bei den Reedereien chartern. Die Hotelschiffe sind nahezu ausgebucht. 98 Prozent Auslastung seien notwendig, damit es sich für die Regis lohnt. Besonders zur Medica sei der Andrang riesig. „Es gibt nicht so viele Liegeplät-

ze, wie wir Kabinen verkaufen könnten.“ Ab 204 Euro kostete eine Doppelkabine zur Interpack, ab 280 Euro kosten sie zur Drupa im kommenden Jahr. Wilhelm Bahrs ist Hotelmanager auf der Arosa Viva, die derzeit gleich hinter der Messe vor Anker liegt. Er kennt den Ablauf: Auf der Messe würden tagsüber Geschäfte besprochen und abends bei einem Bier auf dem Schiff abgeschlossen. Tagsüber ist das Schiff bis auf die Mitar-

beiter menschenleer. „Wenn es abends voll ist, dann geht da die Post ab“, sagt Bahrs. Bei den Messebesuchern stehen Massagen hoch im Kurs. „Kein Wunder, wenn man den ganzen Tag gestanden hat“, sagt Bahrs. Auch die Arosa Viva wird nun weiterfahren. Nach der Interpack geht es nach Duisburg und anschließend auf eine Kreuzfahrt zur Loreley. Sonja Kuhl / dpa

Art Forum Berlin entfällt nach 15 Jahren Das Art Forum Berlin wird in diesem Jahr nicht wie geplant vom 30. September bis 2. Oktober stattfinden, meldet die Messe Berlin. Als Grund gab der Veranstalter an, dass die geplante Fusion der Kunstmessen Art Forum Berlin und Art Berlin Contemporary (abc) nicht zustande gekommen sei. Deshalb werde man sich vorerst aus dem Kunstmessemarkt zurückzuziehen. SZ

MESSEWIRTSCHAFT Sogenannte schwimmende Hotels sind für das Hotelgewerbe an Land ein Ärgernis, denn sie nehmen die Gäste weg. Foto: dapd

Verantwortlich: Werner Schmidt Redaktion: Friederike Nagel Anzeigen: Jürgen Maukner


GELD

Seite 20 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

Montag, 20. Juni 2011

In Deutschland zugelassene Qualitätsfonds im Wochenvergleich – mitgeteilt von vwd group Name

Währung

Ausg. 17.06.

Rücknahme 17.06. 10.06.

ZWG

ISIN Name

Währung

€ €

Ametos EurWachst A Ametos IntChance A Ametos IntWachst A Europa Ertrag A Trendscout Global A

€ € € € €

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0,00 0,00 0,00 0,00 0,00

Adviser I Funds, SICAV 167,34 159,37 159,96

0,00

Alceda Fund Management IVP-Global Wachstum IVP-Globale Werte NV Strat-Kons. P NV Strat-Kons. POA NV Strat-Kons. POT Ourworld-Mezzo Ourworld-Piano

€ € € € € € €

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ZWG

ISIN Name

€ €

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0,00 LU0130077059 0,00 LU0123053893

0,00 0,00 0,12 0,08 0,08 0,00 0,00

€ 76,46 72,47 72,99 0,71 LU0078096202 Glb. Opp.Conc.Pf. LU0078097192 BNY Mellon Service KAG LU0078095816 LU0078095576 www.bnymellonkag.com LU0111645528 Balanced € 54,14 51,56 51,74 0,37 BHW Laz.Short T.Pl € 47,55 46,62 46,61 10,09 Europa € 37,47 35,69 36,09 0,00 LU0107901315 Eurorent € 54,31 52,73 52,64 0,90 Megatrend € 45,10 42,95 43,99 0,00 Triselect € 47,16 44,91 45,07 0,09 LU0415256576 Commerz Grundbesitz-Invest LU0155721912 LU0212363658 hausInvest € 45,17 43,02 42,99 0,19 LU0319455936 LU0307990381 www.cratoncapital.com LU0401896880 Precious Metal* $ - 333,25 343,01 0,00 LU0401895726

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CHF

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Allianz Global Investors Luxembourg S.A Abs Ret ATE AGIF B St E IE AGIF Eu EqD ATE AGIF EuBd AE AGIF Gl AgTr AE AGIF GlEcoT AE All Comm Stra A Bond Pf Eur Bd TR AE Europe 25 ATE Fondak Euro.A(EUR) Fondak Wait or Go Mlt.AsiaAct.A(EUR) Oriental Income AT RCM BRIC Equity AT RCM EM.MrktsA(EUR) RCM Enh ST Euro AT Sm.Cap Europa AE

€ € € € € € € € € € € € € € € € € €

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59,34

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€ €

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46,80 56,92

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€ € € € € € €

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€ € € € € € € € € € € € € € € € € € € €

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Axxion S.A.

www.

Altera Security A M-AXX InCap Taurus Mwert Sup.Abs.Ret.

€ € €

.lu

40,63 63,19 4,48

38,51 60,18 4,26

38,68 60,63 4,31

€ €

Rücknahme 17.06. 10.06.

ZWG

47,73 45,20

46,12 43,67

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ISIN Name

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0,00 0,00 0,00

DJE - Div&Sub I € 253,18 253,18 256,22 DJE - Div&Sub P € 248,71 236,87 239,58 DJE - Div&Sub XP € 149,41 149,41 151,18 DJE Inv.Karitativ € 1327,02 1251,91 1253,47 DJE Inv.Lux Select € 188,85 179,86 181,85 DJE Inv.Primus € 2220,02 2094,36 2115,02 DJE INVEST-StiftRI € 10,64 10,38 10,35 DJE INVEST-Vario P € 1040,01 981,14 990,69 DJE-Absolut I € 234,38 234,38 237,02 DJE-Absolut P € 234,79 223,61 226,14 DJE-Absolut XP € 96,38 96,38 97,45 DJE-Ag&Ernährung I € 120,50 120,50 122,51 DJE-Alpha Global I € 201,53 201,53 203,24 DJE-Alpha Global P € 198,47 190,84 192,31 DJE-Asien Hi D XP € 144,45 144,45 144,87 DJE-Asien High D I € 143,07 143,07 143,50 DJE-Asien High D P € 146,79 139,80 140,23 DJE-Div&Sub.IH-CHF CHF 111,05 111,05 112,39 DJE-Gold&Ressour I € 210,51 210,51 218,30 DJE-Gold&Ressour P € 213,70 203,52 210,76 DJE-InterCash I € 126,00 126,00 126,12 DJE-InterCash P € 126,30 125,05 125,18 DJE-Real Estate I € 929,21 920,01 920,21 DJE-Real Estate P € 9,23 8,79 8,79 DJE-Renten Glob I € 143,02 143,02 143,39 DJE-Renten Glob P € 142,25 139,46 139,65 DJE-Renten Glob XP € 120,98 120,98 121,29 DJE-Zins&Divid I € 98,44 98,44 98,73 DJE-Zins&Divid XP € 98,82 98,82 99,10 Gamma Concept € 187,17 179,97 181,66 GoldPort Stab.Fd.I CHF 118,68 117,50 119,30 GoldPort Stab.Fd.P CHF 120,46 114,72 116,49 LuxPro-Euro Rent I € 1038,84 1013,50 1013,16 LuxPro-Euro Renten P € 105,45 102,88 102,85 LuxTopic-Akt.Eu A € 18,40 17,52 17,54 LuxTopic-Akt.Eu B € 958,20 958,20 959,07 LuxTopic-Bk.Schill € 15,78 15,03 15,07 LuxTopic-Cosmopoli € 152,74 145,47 146,92 LuxTopic-Flex € 157,86 150,34 148,05 LuxTopic-Pacific P € 21,11 20,10 20,53 LuxTop-VPEPentagon € 3,54 3,37 3,35

0,00 0,00 0,02 23,57 0,53 45,65 0,31 2,42 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 2,19 1,99 20,73 0,10 4,91 3,68 5,22 0,64 0,87 8,14 1,73 0,29 22,22 1,85 0,00 0,00 0,15 1,09 0,00 0,06 0,00

LU0159551042 LU0159550150 LU0229080733 LU0194682679 LU0159520088 LU0174656271 LU0423128866 LU0356605427 LU0159550408 LU0159548683 LU0229080576 LU0350836184 LU0159550747 LU0159549145 LU0374457033 LU0374456811 LU0374456654 LU0383655254 LU0159550820 LU0159550077 LU0159551125 LU0159549814 LU0200037074 LU0188853955 LU0159550580 LU0159549574 LU0229080659 LU0553169458 LU0553171439 LU0124662932 LU0344733745 LU0323357649 LU0211481055 LU0304837403 LU0165251116 LU0592234537 LU0165251629 LU0185172052 LU0191701282 LU0188847478 LU0165252197

DE000DK094G4 DE000DK094H2 DE000DK094J8 DE000DK0ECN3 DE000DK0ECP8 DE000DK0ECQ6 DE0008474503 DE000DK2D7T7 DE0005152706 DE0005152714 DE000DK1A6Q9 DE0008474560 DE000DK0AYM7 DE000DK0AYN5 DE000DK091G0 DE0009771980 DE000DK0ECU8 DE000DK0ECV6 D W S Investmentfonds DE000DK094K6 DE0009771964 DE0008480682 DE000DK1CHT1 DE000DK1CHU9 DE0008474537 Telefon 01803 10111011 Telefax 01803 10111050 DE000DK2D640 DWS Investment GmbH DE0008480773 DE000DK0ECS2 DWS Akkumula € 568,79 541,70 543,47 0,24 DE0008474024 € 189,77 180,73 181,31 0,00 DE0009769869 DE000DK0ECT0 DWS Akt. Str. De. DWS Bonus Aktiv € 45,67 43,91 44,10 0,00 DE0005152458 DWS Convertibles € 121,79 118,24 118,94 0,67 DE0008474263 41,64 40,62 40,67 0,77 DE0009769778 DE0009809566 DWS EURO Strat.Ren € € 36,43 35,54 35,58 0,43 DE0008474032 DE0007483612 DWS Eurol.Strat. DWS Europ. Opp. € 167,40 159,42 162,48 0,02 DE0008474156 DWS Eurovesta € 96,32 91,73 92,33 0,02 DE0008490848 € 67,67 67,67 67,67 0,23 DE0008474230 LU0112241566 DWS Geldmarkt Pl. € 35,85 34,80 34,94 1,17 DE0008490988 LU0112250559 DWS Inter Genuss € 13,73 13,32 13,22 0,19 DE0008474040 LU0133666759 DWS Inter-Renta DWS Investa € 110,38 105,12 104,79 1,27 DE0008474008 LU0133666676 DWS Klimawandel € 33,05 31,48 31,72 0,00 DE000DWS0DT1 LU0133666247 DWS Plusinv.Wach. € 39,67 37,77 37,97 0,00 DE0009769943 LU0342414900 DWS Select-Invest € 269,29 256,46 257,70 3,78 DE0008476565 LU0133666163 DWS Select-Rent € 48,62 47,43 47,44 0,77 DE0008476532 LU0245287742 DWS TOP 50 Asien € 103,87 99,87 100,38 0,00 DE0009769760 LU0245302137 DWS TOP 50 Europa € 95,97 92,28 93,55 0,02 DE0009769729 LU0348461467 DWS TOP 50 Welt € 55,80 53,65 54,02 0,01 DE0009769794 LU0348461897 DWS Top Dividende € 83,47 79,49 79,44 0,01 DE0009848119 LU0075131606 DWS Vermögensb.I € 88,76 84,53 84,99 0,03 DE0008476524 LU0349172485 DWS Vermögensb.R € 16,94 16,45 16,48 0,21 DE0008476516 LU0349172725 DWS Vors. AS Dyn. € 85,65 82,36 82,47 0,90 DE0009769885 LU0158528447 DWS Vors. AS Flex € 82,73 79,54 79,61 0,46 DE0009769893 LU0158529254 DWS Zukunftsress. € 50,78 48,36 49,12 0,01 DE0005152466 Immoflex € 105,92 100,87 100,89 1,28 DE000DWS0N09

Alte Leipziger Trust €uro Short Term Aktien Deutschland AL Trust €uro Relax Trust €uro Cash Trust €uro Renten Trust Aktien Europa Trust Global Invest

PB Vermog + Ertrag PB Vermog + Wachst

Ausg. 17.06.

LU0146485932

Credit Suisse

Allianz Global Investors KAG mbH

Adifonds Adirenta P Adireth Adiselekt* Adiverba Akt Dtschld AE Akt Europ AE Concentra AE Europazins AE Fl Rentenfd AE Flex Eur Ba AE Flex Eur Dy AE Flexi Immo A Fondak A Fondirent Geldmarkt AE Geldmkt SP AE Industria AE Interglobal AE Kapital + AE Mobil-Fonds AE Nebenw DE AE RCM Reale Werte A Rentenfonds AE Rohstofffonds AE Thesaurus ATE Vermögenb DE AE Wachst Eurld AE Wachst Europ AE

Währung

Berenberg Global Opportunity

Advance Bank AG 36,76 25,90 36,22 44,87 59,03

Rücknahme 17.06. 10.06.

Berenberg Funds-of-Funds

Aberdeen Immobilien KAG DEGI EUROPA DEGI Internat.

Ausg. 17.06.

DE0008471699 DE0008471608 DE0008471798 Telefon 0180 3040500 Internet www.postbank.de DE0008471780 Best Inv.Chance € 49,46 47,56 47,39 0,26 DE0009797787 DE0008471616 Best Inv.Wachst. € 52,76 50,98 51,10 0,07 DE0009797779 DE0008471764 Business Basic EUR € 51,92 51,66 51,73 0,83 DE0009797746 DE0008471715 Euro Cash EUR € 55,80 55,80 55,84 0,00 DE0009797795 Europaf. Aktien € 45,59 43,84 44,67 0,00 DE0009797720 Europaf. Plus EUR € 51,60 50,10 50,15 0,75 DE0009797712 DE0008481193 Europaf. Renten € 52,37 50,84 50,84 1,25 DE0009797704 DE0008485129 G&H VV Balance € 48,02 45,73 45,96 0,54 DE0002605334 DE0008481086 G&H VV Chance € 44,42 42,30 42,57 0,12 DE0002605326 DE0009847467 Global OptiMix EUR € 35,67 34,30 34,34 0,31 DE0007019861 DE0008481052 Global Player EUR € 25,05 24,09 24,12 0,00 DE0009797753 DE0008481144 H&S FM Global 100 € 95,37 90,83 90,71 0,30 DE0002605359 DE0008481136 H&S FM Global 60 € 102,22 99,24 99,17 1,07 DE0002605342 DE0009847301 Protekt Plus € 122,20 117,78 117,60 0,66 DE0007019879 DE0005322176 VL Invest EUR € 36,94 35,52 35,62 0,03 DE0009797738 DE0009847327 DE0009847483 Deutsche Postbank Int. S.A. (Lux) DE000A0F5HA3 DE0008481078 Nach Auskunft des Emittenten wurde das Ertragsausgleichsverfahren für die u.g. DE0007248627 Fonds angewendet. € - 48,44 48,20 0,00 LU0336084545 DE0009847350 PB Dyn.Best Garant € 91,55 88,67 90,12 0,12 LU0074279729 DE0009847343 PB Dyn.DAX® € - 50,50 50,48 0,32 LU0432109477 DE000A0NGJV5 PB Dyn.DAX® Gar.II 0,00 LU0252591499 € - 49,24 49,12 DE000A0EAFX1 PB Dyn.Garant 2013 € 19,15 18,46 18,95 0,00 LU0111266267 DE000A0Q8HP2 PB Dyn.Innovation € - 46,21 46,01 0,00 LU0353730392 DE000A0YAX56 PB Dyn.KlimaGarant PB Dyn.Protekt € 49,77 47,86 47,97 0,29 LU0483311063 PB Dyn.Vision € 47,63 45,91 46,84 0,00 LU0130393993 PB Dyn.Zuk.Gar. € - 53,87 54,00 0,00 LU0372819135 PB Dyn.Zuk.Gar. II € - 53,75 53,96 0,00 LU0387940785 PB Str. Prt.+ III € 103,93 99,93 99,96 0,00 LU0592966559 PB Strat. Prt.+ II € 114,07 109,68 109,56 0,74 LU0401737738 € 50,80 49,32 49,38 0,64 LU0268918090 LU0380153204 PB Strat. Rt Medi € 52,10 52,10 52,16 0,58 LU0268917522 LU0140029017 PB Strat. Rt Short 43,19 41,73 41,88 0,00 LU0313082835 LU0208670512 PB Vermog + Chance €

Währung

Rücknahme 17.06. 10.06.

ZWG

ISIN Name

Währung

Ausg. 17.06.

Rücknahme 17.06. 10.06.

ZWG

1,30 LU0323578491 Convert. Japan* € 1204,84 1204,84 1212,21 0,00 5,42 LU0366179009 Gl. Futures XI* € - 2129,33 2129,33 Man AHL Trend CHF D* CHF 94,27 94,27 95,63 0,00 Frankfurt Trust 0,00 Man AHL Trend EUR D* € 100,56 100,56 101,98 0,00 Man AHL Trend EUR I* € 99,24 99,24 100,63 Man AHL Trend GBP D* £ 100,13 100,13 101,57 0,00 Man Lg/Sh Europe D* € - 98,56 98,56 Man Lg/Sh Europe I* € - 99,76 99,76 Basis-Fonds I € 137,91 137,91 138,00 2,86 DE0008478090 Man Multi Manager D* € 0,00 - 83,63 83,63 FMM-Fonds € 376,08 358,17 364,49 0,04 DE0008478116 MEAG MUNICH ERGO KAG mbH FT AccuGeld PT € 70,71 70,71 70,70 0,45 DE0009770206 FT AccuZins € 243,77 236,67 234,08 6,25 DE0008478082 FT EmergingArabia € 31,94 30,42 30,23 0,05 LU0317905148 FT Euro High Div. € 53,77 51,21 52,24 0,00 DE0005317424 FT EuroCorporates € 53,78 52,21 52,17 0,41 LU0137338488 FT EuroGovernm. M € 51,74 50,23 50,22 1,13 DE000A0NEBR5 Tel.: 09281 72583020 FT EuropaDynamik P € 182,36 173,68 177,16 0,00 DE0008478181 EuroBalance € 41,05 39,47 40,53 0,12 FT Frankfurter-Eff. € 171,23 163,08 164,96 0,00 DE0008478058 EuroErtrag € 51,05 49,32 51,39 0,31 FT Gl.InfraSt.Div.P € 61,62 58,69 59,06 0,00 DE000A0NEBS3 0,37 EuroFlex € 49,79 49,30 51,15 FT InterSpezial € 22,73 21,65 21,73 0,00 DE0008478009 EuroInvest A € 62,84 59,85 62,45 0,00 FT Navigator 40 € 58,03 55,80 55,88 0,19 DE0009770354 EuroKapital € 54,84 52,23 52,95 0,00 FT Navigator 70 € 53,90 51,58 51,74 0,00 DE0009770347 EuroRent A € 29,68 28,68 29,92 0,23 UnternehmerWerte € 48,98 46,65 47,69 0,00 DE000A0KFFW9 0,06 Floor EuroAktien € 48,09 46,02 46,14 Franklin Templeton Investments GlobalBalance DF € 42,75 41,11 41,46 0,12 GlobalChance DF € 33,99 32,37 32,25 0,00 Temp.Grth.Inc.A* $ 19,66 18,53 18,74 0,00 US8801991048 MEAG FairReturn A € 54,30 52,72 52,82 0,70 0,00 Nachhaltigkeit A € 62,21 59,25 60,01 Generali Fund Management S.A. 0,00 Osteuropa A € 43,04 40,99 41,69 ProInvest € 105,26 100,25 101,38 0,00 Generali FondsStrategie € 50,29 50,29 50,32 0,59 Dynamik € 41,02 41,02 41,00 0,00 LU0136762910 ProZins A

Generali Komfort Balance Dynamik Europa Dynamik Global Wachstum

€ €

Ausg. 17.06.

109,66 104,44 104,13 125,56 119,58 120,82

ISIN Name

LU0063949068 BMG3921Z1059 LU0428380470 LU0424370004 LU0428380124 LU0428380553 LU0503882630 LU0503882713 LU0361196081

53,93 45,36 38,16 51,56

53,93 45,36 38,16 51,56

54,33 46,02 38,28 52,15

0,00 0,00 0,27 0,00

DE0009757450 DE0009782730 DE0009757484 DE0009754333 DE0009757468 DE0009757443 DE000A0JDAV9 DE0009782763 DE0009782789 DE000A0RFJ25 DE0001619997 DE000A0JDAY3 DE0009754119 DE0009754192

LU0100842029 LU0100847093 LU0100847929 LU0100846798

Telefon +49 911 180 - 1009 HansaInvest Lux S.A. MultiAStr-Balanc P MultiAStr-Growth P MultiAStr-Income P

€ € €

8,85 6,44 9,29

8,51 6,13 9,02

8,52 6,14 9,03

Hauck & Aufhäuser

C.Risk TopMixWelt*

11,88

0,06 LU0105418833 0,00 LU0105425887 0,14 LU0105418759 MVM LUX S-frontr e MVM LUX S-frontr g

€ €

9,95 6,84

11,29

11,37

0,01 LU0211525950

9,66 6,61

0,00 LU0155611493 0,00 LU0134237253

MVM SICAV 9,48 6,51

Nomura Asset Management Telefon 069 153093-020 Internet www.nomura-asset.de Asia Pacific Asian Bonds Euro Convertible Fundamental Europe Fundamental Japan Japan Equity Medio Rent Real Return

www.hua-invest.lu CF Eq.-Global Opp. CF Eq.HAIG-Flex CF Eq.-Pharma CF Eq.-Resources H&A Lux Wandel H&A Lux Wandel CI HAIG Eq.Val. Inv.B MMT Glbl Balance MMT Glbl Select MMT Glbl Value Vermögensauf.HAIG

€ € € € € € € € € € €

82,02 47,76 66,47 25,76 69,55 52,88 62,32 46,02 35,16 50,27 13,70

78,11 45,49 63,30 24,53 67,52 51,34 59,35 44,25 33,49 47,88 13,37

79,95 45,66 64,12 25,04 68,48 52,99 60,46 44,82 33,46 47,90 13,46

Ideal Global A

112,54 107,18 105,59

€ € € € € € € € €

40,99 41,06 40,60 90,58 94,92 95,27 103,28 102,47 102,11

0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,76 0,00 0,00 0,00

40,34 40,44 40,04 89,05 92,93 93,34 99,80 98,97 98,61

0,00 2,47 0,18 0,00 0,00 0,00 0,38 85,52

DE0008484072 DE0008484429 DE0008484098 DE0008484445 DE0008484411 DE0008484122 DE0008484106 DE0008484361

Norddeutsche Landesbank Luxembourg S.A.

0,00 LU0098624041 N.Lux Renten Cap.* N.Lux Renten Dis.* International Fund Mgmt. S.A. 40,19 40,25 39,80 88,80 92,60 92,72 99,79 99,00 98,66

105,79 100,75 100,92 60,66 58,89 57,90 44,82 43,51 43,49 44,13 42,03 42,77 37,45 35,67 35,58 26,53 25,27 25,27 67,03 65,72 65,48 586,28 574,78 573,35

LU0266124972 LU0105452691 LU0100181295 LU0100181535 LU0195337604 LU0204014780 LU0100177426 NORAMCO Asset Management LU0121596844 Telefon 0800 9932847 Internet www.noramco.de LU0108788612 LU0346639395 Quality Fd.Europe € 10,60 10,07 10,31 0,00 LU0131669946 LU0144224713 Quality Funds USA € 5,07 4,82 4,80 0,00 LU0113590789

Ideal Invest Sicav

LBBW Bal. CR 20 LBBW Bal. CR 40 LBBW Bal. CR 75 Ludwigsburg Bof15 Ludwigsburg Bof35 Ludwigsburg Bof70 Ludwigsburg BoG 1 Ludwigsburg BoG 2 Ludwigsburg BoG 3

€ € € € € € € €

0,80 0,73 0,17 2,52 2,22 0,66 0,00 0,04 0,00

LU0097711666 LU0097712045 LU0097712474 LU0224175843 LU0224175926 LU0224176221 LU0306023408 LU0321011867 LU0334107355

€ €

68,80 41,72

68,80 41,72

68,69 41,66

1,00 LU0078525416 2,03 LU0072178972

Oppenheim Asset Management

Albatros EUR € 61,66 58,72 59,66 0,17 DE0008486465 DELB.B.Maf. I.rent € 55,79 53,90 53,93 0,34 DE0008490509 DELB.B.Maf.Clas.OP € 33,76 32,78 33,20 0,00 DE0009799312 MedBioHealth EUR € 143,71 136,87 136,79 0,00 LU0119891520 OP DAX-Werte € 193,43 184,22 185,67 0,00 DE0008486382 OP Euroland Werte € 57,80 55,05 55,93 0,00 DE0009778563 OP Food € 170,64 162,51 161,75 0,00 DE0008486655 OP Global Securiti € 77,81 74,10 75,29 0,00 DE0008486606 OP GlStr Worldwide € 110,90 110,90 110,88 0,42 LU0389034462 IPConcept Fund Management S.A. Special Opp. € 45,71 43,53 43,87 0,00 LU0099601980 Aktien Global F € 147,40 140,38 140,83 0,07 LU0320532970 Spezial 3 € 99,51 96,61 96,94 0,00 DE0008486051 Aktien Global I € 146,17 139,21 139,66 0,02 LU0097333701 Top Ten Balanced € 58,31 56,34 56,44 0,04 LU0099591223 Aktien Global P € 117,59 111,99 112,37 0,00 LU0366178969 Top Ten Classic € 69,39 66,09 66,55 0,00 LU0099590506 apo Medical Opp. € 70,61 67,25 68,19 0,00 LU0220663669 PEH Quintessenz Sicav Stabilit.Gold&ResP € 59,54 56,70 57,28 0,00 LU0229009351 Stabilit.Sil&WeißP € 58,53 55,74 58,16 0,00 LU0265803667 PEH-Q.Europa € 64,20 61,73 62,99 0,00 LU0070356083 Umweltfonds DE € 90,57 86,26 87,45 0,00 LU0360172109 PEH-Q.Goldmines € 76,18 73,25 75,40 0,00 LU0070355788 Umweltfonds Welt € 80,47 76,64 77,50 0,00 LU0378884190 DWS Investment S.A. PEH-Q.Renten Glb I € 106,53 102,43 101,17 1,03 LU0350900451 Wandelanl.Global F € 142,74 135,94 137,34 3,00 LU0097335235 PEH-Q.Renten Glb P € 104,47 100,45 100,10 0,08 LU0350899695 DWS Eurorenta € 50,20 48,74 48,91 0,70 LU0003549028 Wandelanl.Global I € 143,91 137,06 138,46 3,23 LU0320533861 DWS Global Value € 141,41 134,67 134,77 0,01 LU0133414606 Wandelanl.Global P € 125,56 119,58 120,82 5,42 LU0366179009 PEH SICAV DWS Gold Plus € 1804,77 1752,20 1733,46 0,00 LU0055649056 KanAm Grund Kapitalanlagegesellschaft mbH Empire Pdist € 84,30 81,06 81,98 0,00 LU0086120648 DWS Rendite Garant € 82,07 81,25 81,23 0,51 LU0034353002 Infl Link Bds Fl I € 101,05 97,16 97,27 0,00 LU0498681898 DWS Rendite Optima € 73,25 73,25 73,23 0,20 LU0069679222 grundinvestFonds € 58,76 55,70 55,69 0,00 DE0006791809 Infl Link Bds Fl P € 100,44 96,58 96,68 0,00 LU0498681468 Rend Opt 4 Seasons € 103,19 103,19 103,17 0,27 LU0225880524 US-grundinvest Fd. $ 6,84 6,48 22,48 0,00 DE0006791817 Renten EvoPro Pcap € 108,72 104,54 104,06 1,29 LU0291408713 Vermögensmand Bal € 95,17 91,50 92,02 0,64 LU0309483435 RentenEvoProVR2 d € 48,90 47,71 47,50 0,59 LU0432813052 KAS Investment Servicing GmbH Vermögensmand Def € 103,54 100,52 100,70 0,96 LU0309482544 RentenEvoProVRdist € 50,09 48,87 48,65 0,61 LU0343003991 Vermögensmand Dyn € 95,09 90,56 91,47 0,64 LU0309483781 Informationen unter Telefon 01805 252580 Strat.Flexibel I € 107,72 103,58 103,41 0,00 LU0451530025 VermögensmanProt80 € 86,86 82,71 83,00 0,48 LU0309484086 ComfortInvest C € 40,59 38,66 38,71 0,03 DE0002605318 Strat.Flexibel P d € 70,97 68,24 68,14 0,00 LU0086124129 DWS Invest SICAV ComfortInvest P € 46,04 43,85 43,83 0,01 DE0002605367 PEH Trust Sicav € 55,78 54,16 54,29 0,64 DE0002605300 Alpha Strat.FC € 119,56 119,56 119,50 0,00 LU0195140214 ComfortInvest S € 60,93 59,16 59,19 0,37 DE0007013583 Balanced cap Alpha Strat.LC € 119,46 115,88 115,84 0,00 LU0195139711 MultiManager 1 € 99,12 95,31 95,76 0,00 LU0336716443 € 61,11 59,04 59,03 0,29 DE0007013591 Chance cap BRIC Plus LC € 207,51 197,14 200,83 0,00 LU0210301635 MultiManager 2 € 98,57 94,78 95,81 0,00 LU0336716872 € 62,14 59,75 59,75 0,69 DE0007013609 Rendite Plus cap Convertibles FC € 140,29 140,29 142,11 0,92 LU0179220412 MultiManager 3 € 103,00 99,04 99,55 0,00 LU0336722177 € 54,36 52,02 51,80 0,05 DE0007013617 Convertibles LC € 138,01 133,87 135,62 0,00 LU0179219752 MultiManager 4 Pioneer Investments € 48,00 45,71 45,44 0,02 DE0007013625 Divers.FI Strat.FC € 109,60 109,60 109,86 2,14 LU0363466045 MultiManager 5 0,30 DE0002605359 € 95,37 90,83 90,71 DWS Inv.EO.Bds.LC € 112,67 109,29 109,47 0,98 LU0254489874 H&S FM Global 100 1,07 DE0002605342 € 102,22 99,24 99,17 DWS Inv.Gl.Agri.L € 121,76 115,68 118,26 0,00 LU0273158872 H&S FM Global 60 € 48,02 45,73 45,96 0,54 DE0002605334 Euro Bds (short)LC € 132,85 128,86 128,99 1,23 LU0145655824 G&H VV Balance € 44,42 42,30 42,57 0,12 DE0002605326 Europ.Di.+LC € 121,64 115,56 115,58 0,00 LU0195137939 G&H VV Chance Tel. 0800 8881928 Internet www.pioneerinvestments.de € 60,73 58,39 58,50 0,00 DE0007013658 Total Return Bd.LC € 119,27 115,70 115,71 2,29 LU0179217541 FM Core Ind.Select Euro Anlage AAll B € 99,52 99,52 99,82 0,14 DE000A0RABT0 PF-Commod.Alpha T € 48,13 46,28 48,11 0,00 LU0313643024 Flossbach & Storch 0,00 DE000A0RABV6 Euro Anlagef A B € 100,14 100,14 100,80 PF-Glob.Ecology T € 155,14 147,75 148,18 0,00 LU0271656133 2,50 DE000A0RABY0 Euro Anlagef C B € 99,80 99,80 99,56 PF-Glob.Select T € 54,43 51,84 51,82 0,00 LU0271651761 1,26 DE000A0RABW4 Euro Anlagef G € 100,69 100,69 100,66 PF-US.Pioneer Fd T € 4,23 4,03 4,01 0,00 LU0133643469 1,64 DE000A1C61S8 Euro Anlagef P B € 99,46 99,46 99,09 PI German Equity € 134,80 128,38 129,14 0,00 DE0009752303 PI Tot.Ret.A € 50,07 48,61 48,72 1,13 LU0149168907 Telefon +49 221 33 88 290 Internet www.fvsag.com Aktien Global P Ausgewogen R Bond Diversifik P Bond Opport. P Defensiv R Fundament* Multiple Opp. R Stiftung

€ € € € € € € €

117,59 112,18 107,99 110,79 111,97 122,59 142,49 100,55

111,99 106,84 102,85 105,51 106,64 116,75 135,70 99,55

112,37 106,51 101,67 105,29 106,34 116,76 136,10 99,28

0,00 1,89 2,79 2,51 2,22 0,00 0,00 2,67

LU0366178969 LU0323578145 LU0526000731 LU0399027613 LU0323577923 DE000A0HGMH0 LU0323578657 LU0323577766

Convert. America* Convert. Europe* Convert. Far East* Convert. Glb.D Acc* Convert. Glb.I Acc* Convert. Glb.I Dis*

$ 131,27 131,27 € 157,48 157,48 € 1602,04 1602,04 € 119,74 119,74 € 99,02 99,02 € 98,72 98,72

131,89 158,79 1618,13 120,38 99,54 99,23

0,46 0,96 0,00 0,39 0,03 0,04

grundbesitz eur RC LU0246000094 grundbesitzglob RC LU0114314536 LU0061927850 LU0245991913 LU0623725164 LU0626621824 New Energy EUR*

Ausg. 17.06.

Rücknahme 17.06. 10.06.

ZWG

ISIN Name

Siemens Kapitalanlagegesellschaft EuroCash Euroinvest Aktien Euroinvest Renten Global Growth SKAG Balanced SKAG Euroinv.Corp. Weltinvest Aktien

€ € € € € € €

12,39 9,05 14,26 3,71 13,84 12,83 8,41

12,39 8,70 13,98 3,57 13,44 12,46 8,09

12,39 8,93 13,99 3,63 13,58 12,47 8,25

0,26 0,00 0,02 0,00 0,02 0,26 0,00

DE0009772632 DE0009772582 DE0009772590 DE0009772657 DE000A0KEXM6 DE000A0MYQX1 DE0009772624

1333,85 1045,37 1715,15 1378,58 83,46 1470,79 1407,83 1532,58 955,83 1190,55

14,04 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 129 2,71 147 177

LU0137341789 LU0350239504 LU0179077945 LU0137341359 LU0105752140 LU0114997082 LU0256567925 LU0150613833 LU0429465833 LU0425811519

Star Capital

MK Luxinvest € € € €

Währung

SC Argos € 1373,40 SC Huber-Strategy1 € 1067,40 SC Pergamon € 1769,15 SC Priamos € 1428,29 SC SIC.Ger.Masters € 87,87 SC SIC.Starpoint € 1528,62 SC SIC.Winbonds+ € 1444,35 SC Special Values € 1600,20 StarPlus AllocA-CHF CHF 933,20 StarPlus Allocator € 1215,97

1333,40 1036,31 1684,90 1360,28 83,69 1455,83 1402,28 1524,00 933,20 1180,55

Union-Investment Privatfonds BBBank Chance Uni.* BBBank Kont.Uni.* BBBank Wach.Uni.* BBV-Fonds-Union* BBV-Invest-Union* Condor-Fd.Union* Delbrück Renten* FLEXIB.-NET* Flexibel* Geno AS:1* GenoEuroClassic* GenoEuroClassic II* Global* Global -net-* Invest Euroland* Invest Global* KCD Uni. Aktien* KCD Uni.Renten+* KCD-Union Nachh.Mix* KCD-Union-AS* LIGA-Pax-Aktien-U.* LIGA-Pax-Bal.S.U.* LIGA-Pax-K-Union* LIGA-Pax-Rent-Unio* Münch.Bk.Glob.Sel.* Priv.Fonds:Flex.* Priv.Fonds:FlexPro* Priv.Fonds:Kontr.* Priv.Fonds:Kontr.p* Pro Mundo Fonds* Stuttg.Bk.Rentinv.* SüdwBk.Interselect* Südwestbk.-Inter.* Uni21.Jahrh.-net-* UniBalancePlus* UniDeutschland* UniDeutschland XS* UniEu.Renta-net-* UniEuroAktien* UniEuroBond* UniEuropa-net-* UniEuroRenta* UniEuroRentaHigh Y* UniFonds* UniFonds-net-* UniGlobal* UniGlobal-net-* UniJapan* UniKapital* UniKapital-net-* UniNordamerika* UnionGeldmarktfonds* UniRak* UniRak -net-* UniReits* UniRenta* UniStrat.Offensiv* UniStrat: Ausgew.* UniStrat: Dynam.* UniStrat: Konserv.*

Berliner VB Garant* Divid. Ass A Net* DividendenAss A* EuroRent.Corp.2012* LIGA-Pax-Cattol.-U* LIGA-Pax-Corp.-U.* UGaTop: Europa III* UGDouble(2011)* UGGTitan(2011)* UGGTitan(2011)II* UGPBestW(2011)* UGPEurop(2011)II* UGTEuropa* UGTEuropa II* UI Local EMBonds* UIGl.High.YieldBds* UniAsia* UniAsia Pacif. net* UniAsia Pacific A* UniDyn.Eur-net A* UniDyn.Europa A* UniDyn.Gl.-net- A* UniDynamic Gl. A* UniEM Fernost* UniEM Osteuropa* UniEMGlobal* UniEuReal Zins-net* RREEF Investment GmbH UniEurKapital-net-* UniEuroAspirant* € 43,41 41,34 41,30 0,07 DE0009807008 UniEuroKapital* € 55,45 52,80 52,74 0,26 DE0009807057 UniEuropa* UniEuropaRenta* Sarasin Multi Label SICAV UniEuroRenta 5J* www.sarasin.de UniEuroRenta Co.11* € 5,72 5,40 5,42 0,00 LU0121747215 UniEuroRenta Co.16*

€ € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € €

26,05 59,24 44,39 44,18 98,02 48,12 52,79 44,71 45,20 46,92 46,62 42,71 37,11 36,77 40,73 47,66 30,88 48,37 48,28 47,19 28,27 29,44 38,69 24,78 45,46 99,70 103,84 101,63 104,74 42,55 43,97 38,40 21,40 108,62 131,44 74,16 46,70 49,26 69,66 43,52 65,30 35,81 40,41 58,83 114,22 65,70 29,13 108,24 43,65 120,38 50,67 82,54 43,79 66,76 18,76 28,24 41,18 32,16 53,32

25,41 58,08 43,31 42,89 93,35 46,72 51,25 44,71 43,88 45,55 45,26 41,47 36,03 36,77 39,54 46,27 30,88 48,37 46,87 45,82 28,27 29,44 38,12 24,06 44,14 99,70 103,84 101,63 104,74 48,98 41,31 42,69 37,28 21,40 105,97 126,38 71,31 46,70 46,91 67,63 43,52 63,40 34,77 38,49 58,83 108,78 65,70 27,74 106,12 43,65 114,65 50,67 80,14 43,79 64,19 18,21 27,42 39,98 31,22 51,77

25,55 58,21 43,38 43,06 93,13 46,78 52,98 44,84 44,01 45,54 45,29 41,50 36,16 36,90 39,61 46,17 30,82 48,53 47,03 45,81 28,39 29,44 38,19 24,05 44,27 100,02 104,46 101,80 105,06 48,97 41,37 42,80 37,43 21,37 106,00 125,78 72,16 46,69 46,99 67,85 43,64 63,52 35,11 38,31 58,56 108,56 65,56 27,80 106,17 43,68 113,45 50,67 80,00 43,72 64,38 18,10 27,58 40,16 31,37 51,91

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0,03 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 1,61 0,44 0,00 0,31 0,00 2,12 0,64 0,57 1,81 2,73 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,01 7,04 0,73 2,49 1,15 0,26 0,72 0,20 0,00 0,37

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Währung

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€ € € € € € € € € € € $

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KARSTADT München

Bekanntmachungen Versteigerung Dienstag, den 21. 6. 2011, 9.30 Uhr, zwangsweise i.d. Ger.Vollz.Pfandk., Schragenhofstr. 27, München, a. d. Meistb. gg. sof. Barzahlung. Besichtigung ab 9.00 Uhr, 8 1494409 Sattelzugmaschine Volvo FH 12, EZ: 4.4.00 + Schmitz SO1 SANH Plane u. Spriegel EZ: 23.2.99 je mit Schlüssel, Zul.besch. Teil II, ohne Teil I; PKW Lexus SC 430, 210kw, EZ: ca. 8/01, ohne Schlüssel/Papiere; Funds. verw.: Sammler-Herrenarmbahnduhr Breitling vermutl. 60erJahre ohne Band; Golfausrüstung, Caddy, TV, PS3, gebr. Möbel/Hausrat/Kleinteile

Tiermarkt Süße Labradorwelpen gut sozialisiert, geimpft, gechipt, Papiere 09462-911641

Ihr Aboservice: www.sueddeutsche.de/abo Tel. 0 89/21 83 80 80

43,14 39,26 33,60 57,57 28,84 111,46 100,65 23,43 22,76 30,32 991,31 500,14 732,34 726,87 111,00 110,87 70,72 100,12 85,27 47,16 62,72 31,82 47,18 33,95 17,76 37,63 50,97 38,47 51,41

43,27 39,25 33,59 58,01 28,92 111,37 100,65 23,24 22,57 30,74 991,27 500,02 731,39 726,51 111,14 110,94 69,84 100,32 85,83 46,71 61,99 31,77 47,68 33,66 17,77 37,76 50,68 38,61 51,13

ISIN

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VERITAS INVESTMENT TRUST GmbH A2A Aggressiv A2A Basis A2A Chance A2A Defensiv A2A Wachstum ASS-Global ETF-Dachfd AktienP ETF-Dachfd RentenP ETF-DACHFONDS P ETF-Dachfonds VDH ETF-PTFOLIO GLOBAL RWS-BALANCE RWS-DYNAMIK RWS-ERTRAG VERI-COUPONS VERI-Eurovaleur VERIFONDS VERI-GLOBAL VERI-LIQUIDE VERI-SELECT VERI-TRESOR VERI-VALEUR

€ € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € €

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VERSIKO AG

Klima New Energy EUR* Ökotrend Bonds ÖkoTrust ÖkoVision Classic ÖkoVision Europe ÖkoVision Gar.20C Water For Life C

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Lux Euro-Europ P I Lux Euro-Europ P P Wallb.AfricanASt P Wallb.Real Asset P Wallberg ProtManSe

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WWK Sel-Balance WWK Sel-Chance WWK Sel-EuRe B WWK Sel-EuRe C I WWK Sel-TopTen

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Wallberg Invest S.A.

Themen

Termine

Ostwestfalen-Lippe (OWL) gehört zu den wirtschaftlich interessantesten Regionen Deutschlands. Die Region unternimmt auch einiges dafür, eine herausragende wirtschaftliche Position zu bewahren: Gerade hat OWL die Bewerbung im SpitzenclusterWettbewerb des Bundesforschungsministeriums eingereicht mit dem Schwerpunkt Intelligente Technische Systeme. Weithin bekannte Unternehmen haben in der Region mit ihren zwei Millionen Einwohnern ihren Firmensitz. In der Maschinenbaubranche sind 40.000 Menschen beschäftigt. Wer glaubt, dass deshalb nur Fabriken das Landschaftsbild bestimmen, irrt. Ostwestfalen-Lippe rühmt sich einer Gartenlandschaft mit 200 kleinen und größeren Gärten, Schloss- und Stadtparks. Schloss Corvey bietet überdies eine beachtliche Bibliothek und überragende Kulturereignisse.

Erscheinungstermin: 14. Juli 2011

69,38 69,95 12,05 9,98 93,29

69,38 67,91 11,48 9,50 88,43

69,47 68,00 11,58 9,50 88,75

WWK Investment S.A. 11,25 9,17 10,20 9,84 7,61

10,71 8,73 9,90 9,84 7,25

10,69 8,71 9,96 9,90 7,24

Währung: € = Euro, $ = US-Dollar, ¥ = Yen, £ = Brit. Pfund. Ausg.: Ausgabepreis eines Fondsanteils zum angegebenen Tag. Rücknahme: Rücknahmepreis eines Fondsanteils zum angegebenen Tag. Akt.G: Der aktuelle Aktiengewinn (Veräußerungsgewinn bei Investmentanteilen) wird täglich in Prozent mit Ausnahme der Montagsausgaben veröffentlicht. ATE: Akkumulierte Thesaurierte Erträge ausländischer Fonds seit 1.1.1994 nach Auslandsinvestmentgesetz (AIG). ISIN: Die Internationale Wertpapierkennummer eines Fonds wird ausschließlich in den Montagsausgaben veröffentlicht. ZWG: Zwischengewinn seit 1. Januar 2005 *: Fondspreise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar. Alle Fondspreise etc. ohne Gewähr - keine Anlageberatung und empfehlung Weitere Fonds-Infos unter http://fonds.sueddeutsche.de

Spezial: Ostwestfalen-Lippe

Land der Marken Gütersloh, das reimte sich für Schlagersänger Thommy Bayer einst perfekt auf Cowboy und irgendwo. Dabei steht Gütersloh in wirtschaftlicher Hinsicht alles andere als Niemandsland. Weltmarken wie Miele oder Bertelsmann sind dort angesiedelt und bieten interessante Arbeitsplätze. Im benachbarten Bielefeld hat Dr. Oetker seinen Stammsitz. Ansässig sind in der Region Ostwestfalen-Lippe auch große Firmen wie Melitta oder das Modeunternehmen Gerry Weber. Ein Überblick.

44,43 40,83 33,60 59,30 29,71 117,09 23,43 23,67 31,53 991,31 500,14 739,66 726,87 114,33 114,20 72,84 102,12 88,68 49,05 65,23 33,09 49,07 35,31 18,47 39,14 53,01 38,47 51,41

ZWG

Universal-Investment

Union-Investment (Lux) € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € € €

Rücknahme 17.06. 10.06.

Union-Investment Real Estate UniImmo:Dt.* UniImmo:Europa* UniImmo:Global*

Beilagenhinweis In einer Teilauflage dieser Ausgabe liegt ein Prospekt der Firma

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Ausg. 17.06.

Anzeigenschluss: 30. Juni 2011 (Änderungen vorbehalten)

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Montag, 20. Juni 2011

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 21

GELD

Sparkassen tauschen EC-Karten aus

Nicht krank genug

Pandora oder die Rückkehr der Vernunft

Berlin – Die Sparkassen wollen in den kommenden vier Jahren alle 45 Millionen EC-Karten ihrer Kunden austauschen und so die Voraussetzung für das kontaktlose Bezahlen per Funkchip an der Ladenkasse schaffen. „Spätestens bis Ende 2015 hat jeder Sparkassen-Kunde eine Karte, die kontaktlos funktioniert“, sagte Wolfgang Adamiok, verantwortlich für Zahlungsverkehr und Kartenstrategie beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), der Welt am Sonntag. Der Austauschprozess der Sparkassen beginnt Ende des Jahres in der Region um Hannover, Braunschweig und Wolfsburg. Ab Februar 2012 sollen die Kunden dann in einzelnen Geschäften zahlen können, ohne dass die Karte noch in ein Lesegerät geschoben werden muss. „Bis zu einem Betrag von 20 Euro wird der Kunde keine PIN eingeben müssen“, sagte Adamiok. Die Banken reagieren damit auf den zunehmenden Kampf um das Bezahlverfahren der Zukunft. Die Wettbewerber sind längst nicht mehr nur Kreditkartenunternehmen wie Master-Card und Visa. Vor allem Internet- und Telekommunikationsunternehmen haben dieses Feld für sich entdeckt. Der Suchmaschinenbetreiber Google startete zuletzt mit Google Wallet ein mobiles Bezahlverfahren, bei dem der Kunde mit seinem Smartphone direkt an der Kasse bezahlen kann. Auch die Sparkassen bereiten sich darauf vor. „Wir gehen davon aus, dass spätestens ab 2014 Sparkassen-Kunden per Handy zahlen können“, sagte Adamiok. dapd

Vorsichtige Eltern schließen spezielle Kinderpolicen ab. Doch die Versicherer zahlen längst nicht immer

New York – Es sah ganz nach einer weiteren Dotcom-Blase aus: Das amerikanische Online-Radio Pandora Media ging an die Börse. Die Nachfrage war riesig, obwohl der Sender Verluste machte. Der Kurs schoss bei seinem Handelsdebüt vom Ausgabepreis mit 16 Dollar auf 26 Dollar in die Höhe. Doch dann ging es rapide bergab. Am Freitag notierte das Papier bei nur noch 13,40 Dollar – das entspricht einem Verlust von fast 50 Prozent in nur drei Tagen. Ein Analyst sieht das Kursziel sogar bei 5,50 Dollar. „Pandora zeigt, dass der Markt eine Quittung verpasst, wenn ein Unternehmen bei seinem IPO immer noch kein tragfähiges Geschäftsmodell vorweisen kann“, erklärte dazu Bruce Taragin von Blumberg Capital. „Ich bin erleichtert, dass es an der Börse keinen irrationalen Eifer gab“. Pandora ist bereits die dritte Emission, die nach einem Hype in schweres Fahrwasser geriet: Die Aktien des chinesischen Facebook-Konkurrenten Renren und des sozialen Karrierenetzwerks LinkedIn, die im Mai ihr Debüt gaben, brachen ebenfalls nach einem zunächst starken Auftakt ein. Es dauerte bei ihnen nur etwas länger als bei Pandora Media. IPOAnalyst Josef Schuster von IPOX sagte, dass der Rückzug der Investoren ein „Heilungsprozess“ sei, der den Märkten für Technologie-Börsengänge in den kommenden Wochen helfen sollte. Reuters

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Hanse Merkur

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Aachen-Münchener

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Allianz

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Zurich Dt. Herold

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Berechnungsgrundlage: Mann / Frau, 30 Jahre alt bei Versicherungsbeginn 01.07.2011, monatlicher Beitrag 500 Euro, dynamischer Rentenbezug, fällig mit 65 Jahren, Beitragsrückgewähr in der Ansparzeit, Rentengarantiezeit 10 Jahre. Angaben ohne Gewähr, Stand: 17.06.2011 Quelle: biallo.de / Datenbasis MORGEN & MORGEN

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Von Uwe Schmidt-Kasparek München –„Vorsorge bei Unfall und Krankheit“ verspricht die Kinderversicherung. Viele Eltern haben auf diese Aussage vertraut und ihren Nachwuchs teuer geschützt. Doch scheinbar gibt es nicht in allen Fällen Geld, wie erste Praxisfälle zeigen. Die Welt ist anders geworden für den kleinen Merlin aus Ulm (Namen von der Redaktion geändert). Sein Leben hängt an der Spritze. Regelmäßig braucht er Insulin, sonst droht der Stoffwechsel des Jungen zu entgleisen. Seit März 2010 ist der heute Zweijährige an Diabetes Typ 1 erkrankt. Die Krankheit ist unheilbar. Ähnlich geht es Anne-Marie aus einer kleinen Gemeinde bei Würzburg, und Tristan aus Eschborn. Schon mit zehn Jahren erkrankte der Junge. Max hingegen leidet unter der Stoffwechselerkrankung Morbus Addison, die die Nebennierenrinde zerstört. Doch eine Entschädigung hat bisher keines der Kinder erhalten, obwohl für alle eine spezielle Kinderpolice abgeschlossen wurde. Dauerschaden reicht nicht Bisher verweigert die HUK-Coburg hartnäckig jeden Cent. „Unstreitig ist“, so die Assekuranz, „dass aufgrund der Erkrankung eine Dauerschädigung vorliegt.“ Doch zahlen möchte die HUK-Coburg nur dann, wenn die Kinder noch schwerer erkranken und beispielsweise erblinden oder wenn die Nieren versagen. „Derzeit sehen wir in keinem der Diabetes-Fälle eine die Leistungspflicht auslösende Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit“, sagt Alois Schnitzer, Sprecher der HUK-Coburg. Allein beim „Morbus Addison Fall“ habe man sich „noch nicht festgelegt“. „Wir werden auch noch einmal nachdenken müssen, wie wir künftig in der Kinderversicherung mit solchen Erkrankungen umgehen“, sagt Schnitzer. Wenig beeindruckt ist der Versicherer derzeit davon, dass die Versorgungsämter für alle betroffenen Kinder einen Behinderungsgrad (GdB) von mindestens 50 Prozent anerkannt haben. Hier sei nach ganz anderen Gesichtspunkten beurteilt worden. Auch ärztliche Atteste, die eine Invalidität der Kinder oberhalb der Schwelle von 25 Prozent bestätigen, ab der die HUK-Coburg eigentlich zahlen müsste, sind für die Assekuranz kein Maßstab. Den betroffenen Eltern schreibt der Versicherer stets, dass die unheilbaren Krankheiten durch Medikamente gut in den Griff zu bekommen seien. Außerdem verweist der Versicherer auf ein bisher unveröffentlichtes

Gewinnzahlen Schlimm genug, wenn Kinder krank sind. Noch schlimmer, wenn der Versicherer nicht zahlt. Schreiben des Berliner VersicherungsOmbudsmanns: Der hatte die Beschwerde einer Familie in einem weiteren Diabetes-Fall zurückgewiesen. Klage gegen Versicherer Juristen beurteilen die Lage anders. Anwalt Georg Willi aus Höchstädt: „Merlin ist gerade nicht genau so leistungsfähig wie ein gesundes Kind, da ein Organ nur noch teilweise funktioniert und unzureichend lebensnotwendiges Insulin produziert.“ Verärgert verweist der Jurist darauf, dass der Versicherer beim Verlust eines Fußes im Fußgelenk eine Leistungseinschränkung von 40 Prozent vorsieht. „Wenn ein solcher Geschädigter eine Fußprothese trägt, bleibt er aber trotzdem zu 40 Prozent geschädigt“, so der Fachanwalt für Versicherungsrecht. Ohne seine „Prothese“, die Insulinpumpe, würde auch Merlin nicht überleben. Die

betroffenen Familien wollen die HUKCoburg jetzt verklagen. „Wir gehen notfalls bis in die letzte Instanz“, sagt Jürgen Fischer von der Kanzlei Deetjen & Fischer aus Frankfurt, der eine betroffene Familie vertritt, die glücklicherweise rechtsschutzversichert ist. Schon einmal wurde die Vorsorgebranche bei ihren Kinderpolicen gerichtlich zur Vernunft gebracht. Seit September 2007 muss bei „angeborenen Krankheiten“ gezahlt werden, wenn sie erst nach Abschluss des Vertrages diagnostiziert werden, wie der Bundesgerichtshof (Az: IV ZR 252/06) entschieden hat. Möglich, dass Kinderversicherungen bald öfter in Anspruch genommen werden. So prognostiziert eine Eurodiab-Studie, dass die Anzahl der Diabetes-Neuerkrankungen bei Kindern unter 15 Jahren in den nächsten Jahren um vier, bei Kindern unter fünf Jahren sogar um fünf Prozent steigen wird.

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Wählerisch beim Anbieter Besser werden Versicherte bei der DEVK behandelt. Schon anfänglich wollte die Kölner Assekuranz die Familie des diabeteskranken Mädchens immerhin mit 25 Prozent entschädigen. Mittlerweile hat der Versicherer ein medizinisches Fachgutachten erstellen lassen, das eine 50-prozentige Invalidität bestätigt. „Schon einen Tag später hat die DEVK 50 000 Euro an meine Mandanten überwiesen“, bestätigt Matthias Neeb, Fachanwalt für Versicherungsrecht aus Münster. Und die Ergo-Versicherung zahlt aus einer weiteren Kinderpolice, die für ein betroffenes Kind abgeschlossen wurde, schon seit 2008 eine Rente. Denn die Leistung erfolgt auf Basis der Feststellung des Versorgungsamtes ab einer Schwelle von 50 Prozent. Eltern, die ihre Kinder schützen wollen, sollten daher bei Produkt und Anbieter sehr wählerisch sein.

Glücksspirale: 10 Euro auf Endziffer 7, 20 Euro auf Endziffer 23, 50 Euro auf Endziffer 105, 500 Euro auf Endziffer 3310, 5000 Euro auf Endziffer 38 860, je 100 000 Euro auf die Endziffern 007 876 und 355 491. Prämienziehung: je 7500 Euro monatlich auf die Losnummern 9 127 366 und 4 599 857. Süddeutsche Klassenlotterie: 1 000 000 Euro fiel auf die Losnummer 1 052 062; 100 000 Euro auf die Losnummer 1 329 624; 50 000 Euro auf die Losnummer 0 324 882; 1000 Euro auf die Endziffer 3372; 125 Euro auf die Endziffern 49 und 79. Es sind keine Ergänzungszüge angefallen. ARD-Fernsehlotterie (nur Mega-Lose): 1 000 000 Euro oder Haus auf Losnummer 4 741 601; 100 000 Euro auf Endziffer 018 688; 10 000 Euro auf Endziffer 00 451; 1000 Euro auf Endziffer 7695, 10 Euro auf Endziffer 25. Wochenziehung: Smart Fortwo Coupe auf Losnummer 1 205 583; Smart Fortwo Cabrio auf Losnummer 3 332 869; eine Woche für 2 Pers. im 4*Hotel Terrassenhof am Tegernsee auf Losnummer 3 821 960; Wellness-Woche für 2 Pers. im Hotel Dollenberg im Schwarzwald auf Losnummer 8 574 190; 100 000 Euro auf Losnummer 9 253 381. (Ohne Gewähr)

Mehr als Meinungen

The Bright World of Metals.

Ratingagenturen sind für Krisen mitverantwortlich, findet Amerikas Börsenaufsicht. Und prüft Klagen

Im Visier der SEC: Standard & Poor’s soll durch falsche Bewertungen die Finanzkrise mit ausgelöst haben. F.: dpa

schaft kommen. Außerdem, so Merkel, sei angesichts der Euro-Schuldenkrise jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für eine solche Agentur-Gründung. Zwar hat die EU nach der Finanz- und Wirtschaftskrise eine Aufsichtsbehörde geschaffen, die Ratingagenturen überwachen soll. Die ESMA (European Securities and Markets Authority), die ihren Sitz in Paris hat, ist seit Jahresbeginn tätig. Eine europäische Ratingagentur, die immer wieder gefordert wird, scheiterte bisher am mangelnden politischen Willen. Die Ratingagenturen selbst wehren sich gegen Vorwürfe, Krisen mit zu verursachen. So erklärte der Deutschland-Geschäftsführer der Ratingagentur Fitch, Jens Schmidt-Bürgel, jetzt der Welt am Sonntag: „Das Letzte, was wir wollen, ist, Brandbeschleuniger der Schuldenkrise zu sein. Wir können uns aber nicht aus Staatsräson vor einem notwendigen Ratingurteil verschließen.“ Das Problem liege zudem woanders: „Vor der Krise haben die Märkte unsere Ratings wenig beachtet. Nun überinterpretieren die Märkte sie.“ Von einer staatlichen Ratingagentur ist er wenig begeistert. Einer solchen fehle die Unabhängigkeit, außerdem laufe eine staatliche Agentur Gefahr, eher schlechtere Ratings zu vergeben, „um am Markt Vertrauen zu gewinnen.“ Und wieder wurde ein Warnschuss abgegeben, diesmal nach Italien. Moody’s erklärte am Freitagabend, man prüfe eine Herabstufung (der Note Aa2) für die Staatsanleihen des Eurolandes. Zur Begründung verwies die Agentur auf die trüben Wirtschaftsaussichten des Landes, außerdem könnten mittelfristig steigende Zinsen den Abbau der Staatsschulden erschweren. Die Produktivität sei vergleichsweise niedrig, der Arbeitsmarkt schwierig, die Wirtschaftskraft in der Krise stark gefallen und nicht wieder voll hereingeholt – ein Urteil, wie es auch für viele andere Euro-Mitglieder passen könnte, von den USA mal ganz abgesehen.

Nasdaq will Abwickler LCH. Clearnet kaufen

Irland verkauft Anteil an der Bank of Ireland

HSH Nordbank zahlt erneut Gelder zurück

New York – Die Technologiebörse Nasdaq OMX bietet für Europas größten unabhängigen Wertpapierabwickler, die LCH. Clearnet. Die US-Börse bestätigte damit Angaben aus Bankenkreisen und erklärte, sie wolle sich ein Stück vom lukrativen Clearing-Geschäft sichern. Zu Preisvorstellungen machte sie bisher keine Angaben. Die Aufsichtsbehörden haben die Rolle von Clearinghäusern nach der Finanzkrise gestärkt, um die Abwicklung von Derivate-Geschäften sicherer und transparenter zu machen. Wertpapierabwickler springen im Fall eines Zahlungsausfalls der Beteiligten ein. Die LCH. Clearnet hatte Ende Mai erklärt, dass mehrere Interessenten Gebote abgegeben hätten. Reuters

Dublin – Irland will noch vor der geplanten Kapitalerhöhung der teilverstaatlichten Bank of Ireland einen Anteil von bis zu 15 Prozent an dem Geldhaus verkaufen. Das in der Finanzkrise gerettete Institut erklärte sich am Samstag mit dem Schritt einverstanden. FinanzmarktKreisen zufolge dürfte der Staat bereits eine Reihe von Investoren an der Hand haben, um den Schritt abzuwickeln. Das Euro-Land könnte damit einen kleinen Teil des Schuldenbergs von bis zu 70 Milliarden Euro abtragen, den es bei der Rettung der Finanzbranche angehäuft und der es vor kurzem unter den Rettungsschirm von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF) getrieben hat. Reuters

Berlin – Die HSH Nordbank gibt weitere Staatshilfen zurück. Die von den beiden Haupteignern Hamburg und SchleswigHolstein erhaltenen Verlustgarantien würden um eine weitere Milliarde Euro auf acht Milliarden Euro verringert, teilte das krisengeschüttelte Institut am Samstag mit. Eine erste Milliarde hat die Bank im März zurückgegeben. Mit den beiden Schritten reduziere das Haus seine Zahlungen an den Staat für die Bereitstellung der Kredite um jährlich 80 Millionen Euro auf 320 Millionen Euro, teilte die HSH Nordbank weiter mit. Anders als im März kündigte das Institut aber nicht an, Möglichkeiten für eine weitere Reduzierung der Garantien noch in diesem Jahr zu prüfen. Reuters

Von Marianne Körber New York/ München – Die Kritiker geraten immer mehr selbst in der Kritik: Die Ratingagenturen sollen für die Finanzkrise mitverantwortlich gemacht werden. Die US-Börsenaufsicht SEC prüft nach Informationen des Wall Street Journal zivilrechtliche Betrugsklagen. Namentlich erwähnte die Zeitung Standard & Poor’s und Moody’s. Ihnen wird vorgeworfen, amerikanischen Hypothekenpapieren vor der Finanzkrise zu gute Noten gegeben zu haben, und zwar auch denen, die ab 2007 stark an Wert verloren und so den Crash der Märkte auslösten. Politiker und Finanzaufseher hatten die Ratingagenturen schon früher angegriffen, zur Rechenschaft gezogen wurden diese aber bisher nicht. Ein US-Berufungsrichter begründete dies nach Angaben der Zeitung im Mai damit, dass es sich bei den Ratings um „bloße Meinungen“ gehandelt habe, und diese seien durch die in der Verfassung verankerte Meinungsfreiheit geschützt. Getroffen hat es also bisher nur die Banken; so musste die US-Investmentbank Goldman Sachs in einem Vergleich mit der SEC 550 Millionen Dollar zahlen. Nach Angaben des US-Blattes soll in Kürze auch ein Vergleich mit der Großbank JPMorgan Chase geschlossen werden. Standard & Poor’s wollte sich bisher nicht äußern, Moody’s kündigte an, bei einer Anfrage mit der SEC kooperieren zu wollen. Ratingagenturen bewerten die Ausfallwahrscheinlichkeit von Wertpapieren, die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten. Ihr Urteil wird von Investoren hoch geschätzt und oft blind übernommen, eine Herabstufung kann eine Talfahrt von Aktienkursen und eine Flucht aus Papieren bedeuten und – wie sich im Fall Griechenland zeigt – ein Land ganz nach unten ziehen. Eine schlechtere Bonitätsnote bedeutet für Staaten in der Regel, dass sich die Aufnahme von Krediten verteuert. Griechen-

land wird von Standard & Poor’s inzwischen mit CCC bewertet und damit als das Land mit dem weltweit schlechtesten Kreditrating. Die Macht der Agenturen – am bekanntesten und einflussreichsten sind eben Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch – ist also groß. Weshalb immer wieder mal Anläufe unternommen werden, diese zu beschränken oder den Mächtigen aus den Staaten etwas entgegen zusetzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel plädierte zum Beispiel am Samstag für eine europäische Alternative zu den amerikanischen Bonitätsprüfern. Europa solle dafür doch das Selbstbewusstsein haben, sagte sie am Samstag in Berlin auf einer CDU-Veranstaltung. Allerdings sieht die Kanzlerin dies nicht als Aufgabe der Politik an – die Initiative für eine europäische Ratingagentur solle aus der Wirt-

Düsseldorf, Germany 28 June – 02 July 2011

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Seite 22 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

Die Wochenschau

Der faule Südeuropäer ist ein Mythos

Zins-Wunderland

Wenn Emotionen Argumente ersetzen und Vorurteile die Euro-Krise anheizen

Das Baugeld ist derzeit billig – dank der Krise in Griechenland Zins steigt und liegt nun bei durchschnittlich 1,31 für ein Ein-Jahres-Festgeld. Auch hier gibt es Ausreißer nach oben: Die Bank of Scotland, die Deniz-Bank und die IKB direkt zahlen derzeit 2,8 Prozent für ein Jahr. Gleichzeitig aber bleibt das Baugeld günstig. Der Preis ist sogar nochmals abgesunken, nachdem er schon leicht angezogen hatte. Zahlreiche Kreditinstitute locken Kunden mit zehnjährigen Finanzierungen, die weniger als vier Prozent pro Jahr kosten. Ein Schnäppchen, wenn man überlegt, dass der Verbraucher vor drei Jahren gut 5,25 Prozent zahlen musste. Jetzt eine Immobilie zu finanzieren ist tatsächlich viele Tausend Euro günstiger. Den Grund für die Zinsdelle suchen Experten in der Griechenlandkrise. Preu: „Die Risikobereitschaft der Menschen ist derzeit eher niedrig, weshalb sie in sichere Staatsanleihen investieren. Dies hat aktuell die Renditen sinken lassen und Auswirkungen auf die Baugeldzinsen, die fast auf dem niedrigen Niveau vom Dezember sind.“ Denn Kreditzinsen hängen eben nicht nur am Leitzins, wie dies beim Tagesgeld der Fall ist. Stattdessen orientieren sie sich an dem Preis, zu dem sich die Hypothekenbanken refinanzieren. Dafür ist der Wert der zehnjährigen Bundesanleihe ein Richtwert und dieser ist eben auch wegen der hohen Nachfrage von 3,5 auf drei Prozent zurückgegangen. Lange wird es nicht so komfortabel für die Verbraucher bleiben. Das Baugeld wird teurer werden, da sind sich die Experten sicher. Die Frage ist nur: wann ziehen die Preise an? Markus Preu von Biallo.de: „Diese Frage ist eng verknüpft mit der unsicheren griechischen Situation. Erst wenn hier Klarheit herrscht, wird wohl wieder an den Trend von Ende August – als die Zinswende nach oben einsetzte – angeknüpft werden.“ Denn dann wird die Inflationsangst marktbeherrschend sein: Die Renditen werden steigen und letztlich auch die Baugeldzinsen. Zu Aktionismus sollte dies niemanden verleiten und schon gar nicht dazu, unüberlegt eine Immobilie zu kaufen. Aber wer zum Beispiel einen laufenden Immobilienkredit hat, sollte nun überprüfen, ob er sich die günstigeren Zinsen sichern kann. Durch eine vorgezogene Verlängerung und ein Forward-Darlehen zum Beispiel.

Von Hannah Wilhelm

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usnahmsweise mal eine gute Nachricht: Die Krise in Griechenland, so schlimm sie auch ist, hat nicht nur schlechte Auswirkungen für die deutschen Verbraucher. Eine Nebenwirkung ist sogar recht erfreulich für Konsumenten: Das Baugeld ist billig, sogar wieder billiger als noch vor einigen Wochen. Im Durchschnitt kostet das Baugeld für zehn Jahre derzeit sogar wieder weniger als vier Prozent: Der Index des Internetvergleichsportals Biallo zeigt derzeit einen Wert von 3,91 an (siehe Grafik). Im April lag er noch bei 4,20 Prozent. „Diese Delle ist nach unserer Einschätzung aktuell vorrangig Griechenland geschuldet“, erklärt dazu Experte Markus Preu von Biallo.de. Etwas ungewöhnlich erscheint diese – für den Verbraucher erfreuliche – Entwicklung, da die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins nach einer zweijährigen Phase mit einem Niedrigstzins von 0,25 Prozent zum ersten Mal wieder erhöht hatte. Und vor einer guten Woche hatte der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, eine erneute Erhöhung für Anfang Juli in Aussicht gestellt, als er andeutete: „Hohe Wachsamkeit ist geboten.“

Niemand sollte jetzt unüberlegt eine Immobilie kaufen. Normalerweise hieße diese Entwicklung meist vereinfacht gesagt: Wenn der Leitzins steigt, wird es für die Banken teurer, sich Geld zu leihen. Damit steigen dann auch die Habenzinsen für Sparer und die Kreditzinsen. Aber jetzt gerade ist das etwas anders. Auf der einen Seite steigt der Zins fürs Tagesgeld zwar: Durchschnittlich gibt es derzeit 1,15 Prozent für das Ersparte. Das ist sehr wenig, aber dieser Durchschnittswert, errechnet von Biallo basierend auf 121 Angeboten, (siehe Grafik) steigt seit Dezember 2011 konstant und wird wohl weiter steigen. Einzelne Banken zahlen sogar deutlich mehr für das Geld neuer Kunden: Die Advanzia-Bank 2,96, die Santander Bank 2,5 Prozent. Ähnlich sieht es beim Festgeld aus: Der

Baugeld

Tagesgeld

So viel kostete eine Baufinanzierung im Durchschnitt seit Januar 2010 (in Prozent)

So viel brachte das Ersparte im Durchschnitt seit Januar 2010 (in Prozent) 4,0

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Montag, 20. Juni 2011

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Von Andreas Oldag London – In der Euro-Schuldenkrise ist das Sündenbockspiel Mode geworden. Politiker ersetzen Argumente durch Emotionen. Die Boulevardpresse heizt die gegenseitigen Ressentiments in der EU an. Ein gängiges Muster lautet: Schuld an der Krise sind immer die anderen. Entweder die faulen Südländer, deren Lieblingsbeschäftigung offenbar die Steuerhinterziehung ist, oder aber die Cent-Fuchser in Deutschland, die nichts anderes zu tun haben, als die Wackelkandidaten Griechenland, Portugal und Irland in die Pleite zu treiben. So haben Schuldzuweisungen eine Eigendynamik erreicht, die krisenverschärfend wirkt.

Der Kampf um den Euro Dies alles spiegelt auch das verlorene Vertrauen der Bevölkerung in die Stabilität des Euro wider. Wirtschaft ist bekanntlich zu einem erheblichen Teil Psychologie. Insofern waren sich die Gründungsväter der Währungsunion in den 90er Jahren durchaus bewusst darüber, dass Verschuldungsobergrenzen für die Euro-Mitgliedschaft politische Funktion haben – die Drei-Prozent-Marke für das Haushaltsdefizit ist volkswirtschaftlich kaum begründbar. Ebenso wäre ein Defizit von maximal zwei oder vier Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftskraft möglich, ohne dass die Stabilität einer Währung zwangsläufig Schaden nehmen würde. Nur: Es ging schon damals darum, Vertrauen durch leicht nachvollziehbare Qualifikationskriterien herzustellen. Vor allem für die Deutschen war dies wichtig, denen immer noch das historische Trauma der Inflation in den 20er Jahren in den Knochen sitzt und deren D-Mark nach den Nazi-Verbrechen eine Art Kompensation für das angeknackste Nationalgefühl war. Das wackelige Gebilde Währungsunion ist in eine Existenzkrise geraten. Diese hat ihre Hauptursachen im haushaltspolitischen Schlendrian, vor allem aber in der mangelnden Anpassung der südeuropäischen Ökonomien an den globalen Wettbewerb. Im Falle Spanien, Portugal und auch Irland wurden die strukturellen Probleme jahrelang durch einen von Banken geförderten Immobilienboom übertüncht. Daran verdienten auch deutsche Kreditinstitute kräftig. Es gehört zu den Klischees, dass die Währungsunion den Deutschen bislang kaum etwas eingebracht habe. Die Vorteile werden ausgeblendet, zum Beispiel dass der Euro in den vergangenen Jahren durchaus für stabile Preise gesorgt hat und vor allem der Exportnation Deutschland starke Währungsschwankungen

Arbeiter im Hafen von Piräus, Archivbild von 1930. erspart blieben. Fatal ist, dass sich auch deutsche Politiker an den Stereotypen beteiligen, dass die Südländer faul seien und sich auf Kosten der Deutschen ein schönes Leben als Frührentner machen. Die meisten Behauptungen halten einer Realitätsprüfung nicht stand, das Bild ist wesentlich differenzierter: Beim tatsächlichen Renteneintrittsalter liegt Deutschland mit einem Durchschnittswert von 62,2 Jahren nur geringfügig vor Griechenland mit 61,5 Jahren. In Portugal und Spanien gehen die Menschen dagegen in einem Alter von durchschnittlich 62,6 beziehungsweise 62,3 Jahren in Pension. Nach einer Studie der französischen Natixis-Bank, die sich auf Zahlen der OECD und des EU-Statistikamts Eurostat beruft, arbeitet ein Grieche im Durchschnitt 2119 Stunden pro Jahr. Ein Portugiese kommt auf 1719 Stunden und ein Spanier auf 1654 Stunden. Ein Deutscher arbeitet dagegen im Schnitt 1390 Stunden jährlich. Gewiss liefern Studien wie diese nur Näherungswerte. Auch fehlt eine Aufschlüsselung hinsichtlich unterschiedlicher Berufsgruppen. Zudem sagt

Foto: akg-images

die Studie nichts über die Produktivität aus – Experten schätzen, dass die griechische Arbeitsproduktivität in der Industrie etwa um 40 Prozent hinter dem EUSchnitt hinterherhinkt. Dies ist ein Ergebnis verschleppter Reformen in den Unternehmen, vor allem in den vom Staat dominierten Sektoren der Energie-, Transport- und Versorgungswirtschaft.

Gefährlich wird es, wenn die Stereotypen nationalistische Untertöne haben. Daran sind auch die Gewerkschaften nicht unschuldig, die an überkommenen Privilegien und verkrusteten Arbeitsmarktstrukturen festhalten. Sie wollen schon gar nicht einsehen, dass ihre radikalen Streiks und Protestaktionen das Land noch tiefer in die Krise hineinreiten. Außerdem fördern die Demonstranten auf den Straßen Athens ihrerseits Vorurteile, dass an allem Brüssel und die EU schuld seien. Es ist unstrittig, dass vor allem das griechische Rentensystem durch krasses

Missmanagement gekennzeichnet ist. So ließ Athen vergangenes Jahr erstmals alle Beamten zählen. Sie hatte den Überblick über die Staatsbediensteten verloren, die Schätzungen reichten von 700 000 bis über eine Million Menschen, die für unterschiedlichste Tätigkeiten vom Staat Geld beziehen. Auch die Renten Tausender Verstorbener wurden offenbar an die Hinterbliebenen gezahlt. Nur: Solche Fehler und Missstände sollten nicht pauschalisiert werden. Der faule Südeuropäer ist ein Mythos. Solche Vorurteile und Stereotypen halten sich hartnäckig und dienen politischen Zwecken. Sie fördern Ressentiments gegenüber einzelnen sozialen Gruppen oder auch ganzen Nationen. Gefährlich wird es dann, wenn die Stereotypen nationalistische Untertöne haben. In Deutschland sollte in diesem Zusammenhang eine besondere Sensibilität bestehen. Schließlich verbreiteten einst Goebbels Propaganda-Leute die perfide These vom raffenden, jüdischen Spekulationskapital, um dies vom schaffenden Kapital der angeblich so fleißigen deutschen Unternehmer abzugrenzen.

Aktienmärkte im Wochenvergleich Dax 30 Div. Adidas * Allianz * BASF * Bayer Beiersdorf * BMW Commerzbank * Daimler * Deutsche Bank * Deutsche Börse Deutsche Post * Dt. Telekom * Eon Fres.Med.Care Fresenius SE Heidelb.Cement Henkel Vz Infineon K+S Linde Lufthansa MAN Merck KGaA Metro * Münchener Rück * RWE * SAP * Siemens Thyssen-Krupp Volkswagen Vz

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Weltbörsenindizes

(* = Euro Stoxx 50 Werte)

Schluss Schluss 17.06. Vorwoche 51,02 49,16 93,69 92,27 63,29 63,15 57,56 55,56 43,99 44,89 64,18 62,34 3,06 3,07 47,34 46,59 40,33 39,65 51,94 52,54 12,49 12,43 10,48 10,14 19,26 19,09 50,46 50,00 70,62 71,02 45,56 45,50 47,11 47,57 7,27 7,46 52,80 53,65 115,85 113,95 13,99 13,91 94,17 94,65 74,55 75,37 42,56 44,08 103,35 102,55 37,92 38,14 42,33 41,75 92,01 89,46 33,99 35,29 130,30 125,55

Veränd. Wochen 52-Wochen Schluss am in % Hoch Tief Hoch Tief 30.12.2010 + 3,79 51,18 49,89 53,50 38,68 48,89 + 1,54 94,62 91,50 108,05 79,64 88,93 + 0,22 64,32 61,75 69,40 41,35 59,70 + 3,60 57,99 56,28 59,35 44,12 55,30 – 2,00 44,30 43,65 49,00 39,77 41,53 + 2,95 64,55 62,44 64,80 37,89 58,85 – 0,16 3,10 3,01 5,89 3,00 4,45 + 1,62 47,90 46,23 58,46 38,09 50,73 + 1,70 40,68 39,33 51,24 36,60 39,10 – 1,14 52,52 51,71 61,62 46,59 51,80 + 0,52 12,58 12,33 14,01 11,95 12,70 + 3,35 10,64 10,32 11,32 9,53 9,66 + 0,86 19,50 18,84 25,11 18,42 22,94 + 0,92 51,10 50,14 53,06 41,11 43,23 – 0,56 70,97 69,13 73,58 51,63 62,75 + 0,13 46,52 45,32 52,60 31,40 46,90 – 0,96 47,77 46,87 49,81 36,89 46,54 – 2,63 7,43 7,17 8,28 4,25 6,96 – 1,58 53,34 52,21 58,60 36,95 56,36 + 1,67 117,40 114,40 122,40 84,09 113,55 + 0,61 14,13 13,86 17,77 11,26 16,36 – 0,51 94,44 93,92 98,72 65,39 88,99 – 1,09 75,07 73,45 78,21 57,75 59,85 – 3,45 43,35 41,20 58,53 39,37 53,88 + 0,78 104,30 100,45 125,20 100,45 113,45 – 0,59 38,09 37,06 57,80 37,88 49,89 + 1,39 42,89 41,64 45,90 34,46 38,10 + 2,85 92,46 89,62 99,38 70,94 92,70 – 3,68 34,48 33,47 35,29 19,82 30,99 + 3,78 130,95 127,70 136,90 69,97 121,40

Schluss Schluss 17.06. Vorwoche 4,19 4,30 25,10 26,17 51,83 52,40 28,25 28,16 15,30 15,52 30,58 31,11 11,55 12,09 72,40 72,57 7,41 7,71 2,59 2,74 9,23 9,25 3,64 3,71 6,30 6,14 7,21 7,44 19,14 20,07 6,21 6,21 81,05 79,41 16,86 16,90 1,64 1,70 13,49 13,30 3,03 3,11 21,82 22,22 3,98 3,85 71,12 73,89 38,82 38,72 9,44 9,21 29,59 30,40 9,00 9,65 13,39 13,53 11,75 11,71

Veränd. in % – 2,67 – 4,09 – 1,09 + 0,32 – 1,42 – 1,72 – 4,43 – 0,23 – 3,94 – 5,19 – 0,21 – 1,86 + 2,67 – 3,09 – 4,63 – 0,02 + 2,07 – 0,24 – 3,46 + 1,39 – 2,57 – 1,82 + 3,48 – 3,75 + 0,27 + 2,50 – 2,66 – 6,72 – 1,07 + 0,34

Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2011 + 4,36 0,69 16 + 5,35 4,80 8 + 6,01 3,48 10 + 4,09 2,61 12 + 5,94 1,59 25 + 9,06 2,03 10 – 31,18 – 9 – 6,68 3,91 9 + 3,13 1,86 7 + 0,27 4,04 12 – 1,65 5,20 10 + 8,54 6,68 14 – 16,05 7,79 11 + 16,72 1,29 14 + 12,54 1,22 16 – 2,86 0,55 12 + 1,24 1,53 15 + 4,34 1,38 13 – 6,32 1,89 14 + 2,03 1,90 16 – 14,46 4,29 10 + 5,82 0,27 14 + 24,56 1,68 10 – 21,02 3,17 11 – 8,90 6,05 18 – 24,00 9,23 8 + 11,10 1,42 16 – 0,74 2,93 11 + 9,70 1,32 16 + 7,33 1,73 8

TecDax Div. Adva Aixtron BB Biotech Bechtle Carl Zeiss Med. Centrotherm Dialog Semicon. Drägerwerk Vz Drillisch Evotec Freenet Gigaset Jenoptik Kontron Morphosys Nordex Pfeiffer Vac Phoenix Solar Q-Cells Qiagen QSC Roth & Rau Singulus Techn. SMA Solar Techn. Software AG Solarworld Stratec Bio. Süss MicroTec United Internet Wirecard

– 0,60 3,20 CHF 0,75 0,22+0,33 – – 1,19 0,50 – 0,20 – – 0,20 – – 2,90 0,20 – – – – – 3,00 1,30 0,19 0,50 – 0,20 0,09

Wochen Hoch Tief 4,28 4,14 25,25 24,18 52,16 51,60 28,25 27,82 15,55 15,06 31,55 30,57 11,73 11,11 72,45 71,00 7,55 7,36 2,67 2,47 9,36 9,10 3,74 3,52 6,34 6,15 7,33 7,05 19,45 18,56 6,26 6,11 82,88 79,70 17,99 16,73 1,72 1,64 13,60 13,35 3,05 2,95 22,03 21,82 3,98 3,89 72,40 70,65 39,51 38,48 9,75 9,43 29,80 29,18 9,00 8,71 13,59 13,22 11,97 11,65

Euro Stoxx 50 Div. Air Liquide Alstom Anh.-Busch Inb. Arcelor-Mittal Axa Banco Bilbao (BBVA) Banco Santander BNP Paribas Carrefour Credit Agricole CRH Plc Danone Enel ENI France Télécom GDF Suez Generali Iberdrola ING Intesa San Paolo L’Oreal LVMH Nokia Philips Repsol Saint Gobain Sanofi-Aventis Schneider Electric Societe Generale Telecom Italia Telefonica Total Unibail Unicredit Unilever NV Vinci Vivendi

2,35 1,24 0,80 0,57 0,69 0,42 0,60 2,10 1,08 0,45 0,63 1,30 0,25 1,00 1,40 1,50 0,45 0,33 – 0,08 1,80 2,10 0,40 0,75 1,05 1,15 2,50 3,20 1,75 0,06 1,30 2,28 5,30 0,03 0,83 1,67 1,40

Schluss Schluss 17.06. Vorwoche 93,60 92,62 42,08 41,26 40,00 39,72 22,16 22,51 15,20 14,71 7,94 7,57 7,95 7,70 52,20 51,61 27,29 29,18 10,10 10,07 14,41 14,08 52,72 49,86 4,53 4,54 15,99 16,03 14,42 14,40 24,43 24,13 14,42 14,38 6,03 5,98 8,19 7,93 1,82 1,76 85,86 83,79 112,75 114,80 4,23 4,30 17,90 17,69 22,43 22,04 41,74 42,51 52,37 51,39 110,75 110,70 39,09 39,05 0,93 0,94 16,50 16,19 38,13 38,00 153,35 152,90 1,52 1,48 22,33 22,10 42,56 41,92 18,67 18,57

52-Wochen Schluss am Hoch Tief 30.12.2010 7,76 3,95 5,86 33,48 19,15 27,61 55,00 39,90 49,40 34,35 20,51 28,99 16,50 10,97 14,29 42,52 23,95 26,94 19,57 8,53 17,03 79,78 43,50 61,40 8,53 4,30 6,10 3,40 1,97 2,92 9,41 7,35 7,90 4,63 1,02 3,42 6,58 3,85 5,40 9,38 5,35 7,99 21,68 14,27 18,53 9,37 4,41 5,51 99,50 58,90 88,00 35,53 14,35 23,70 5,17 1,63 2,51 16,96 12,20 14,63 3,65 1,31 3,30 26,55 10,74 12,29 5,51 3,27 4,49 99,60 63,20 69,50 42,58 27,11 36,60 11,95 7,00 7,47 33,60 26,50 31,91 13,57 3,74 9,14 13,87 8,63 12,17 12,92 6,90 10,25

Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2011 – 28,60 – 19 – 9,07 2,39 12 + 4,92 5,10 19 – 2,55 2,65 10 + 7,07 1,44 19 + 13,49 – 11 – 32,18 – 12 + 17,92 1,64 13 + 21,46 6,75 12 – 11,16 – 130 + 16,89 2,17 13 + 6,62 – 7 + 16,71 – 15 – 9,77 2,77 12 + 3,29 – 44 + 12,84 – 23 – 7,90 3,58 13 – 28,88 1,19 7 – 34,50 – 11 – 7,83 – 14 – 8,18 – 15 + 77,50 – 25 – 11,21 – 44 + 2,33 4,22 9 + 6,07 3,35 16 + 26,46 2,01 13 – 7,27 1,69 20 – 1,48 – 11 + 10,03 1,49 16 + 14,59 0,77 19

(ohne Dax 30 Werte)

Veränd. Wochen 52-Wochen Schluss am in % Hoch Tief Hoch Tief 30.12.2010 + 1,06 94,09 91,26 100,00 79,85 94,64 + 1,99 42,38 41,05 45,05 30,95 35,81 + 0,70 40,31 39,18 45,85 38,70 42,80 – 1,53 22,47 21,93 29,27 21,33 28,38 + 3,33 15,30 14,65 16,11 11,06 12,45 + 4,98 7,95 7,42 10,79 6,92 7,56 + 3,29 8,00 7,51 10,43 7,30 7,93 + 1,14 52,55 50,43 58,97 43,45 47,61 – 6,48 27,33 25,95 41,28 27,75 30,85 + 0,35 10,14 9,69 12,72 4,15 9,50 + 2,34 14,63 14,00 19,68 11,70 15,50 + 5,74 52,84 50,60 51,38 41,26 47,02 – 0,04 4,61 4,50 4,83 3,43 3,74 – 0,25 16,04 15,60 18,42 14,71 16,34 + 0,10 14,50 14,17 17,36 14,15 15,60 + 1,22 24,66 24,01 29,94 22,80 26,85 + 0,28 14,64 14,01 16,99 13,50 14,21 + 0,74 6,07 5,88 6,47 4,63 5,77 + 3,34 8,28 7,93 9,41 5,99 7,28 + 3,29 1,82 1,72 2,68 1,68 2,03 + 2,47 86,27 84,00 89,50 75,46 83,08 – 1,79 114,30 110,80 128,00 84,92 123,10 – 1,58 4,31 4,14 8,40 4,14 7,74 + 1,22 18,00 17,47 26,72 17,60 22,92 + 1,77 22,56 21,74 24,79 16,54 20,85 – 1,81 42,08 40,51 47,16 28,49 38,50 + 1,91 52,67 51,10 56,26 40,20 47,85 + 0,05 111,25 108,15 123,20 80,19 112,00 + 0,10 39,35 37,50 52,04 32,86 40,22 – 1,27 0,94 0,92 1,14 0,89 0,97 + 1,88 16,53 15,91 19,60 15,09 16,97 + 0,34 38,58 37,59 44,41 35,88 39,65 + 0,29 154,95 152,75 166,10 127,15 148,00 + 2,77 1,53 1,44 2,22 1,46 1,55 + 1,04 22,48 22,04 24,02 20,94 23,30 + 1,54 42,87 41,50 45,10 33,18 40,68 + 0,51 18,67 18,10 21,94 16,29 20,20

Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2011 – 1,10 2,51 17 + 17,50 2,95 12 – 6,54 2,00 11 – 21,92 2,57 11 + 22,09 4,54 7 + 5,05 5,29 7 + 0,28 7,55 8 + 9,64 4,02 7 – 11,56 3,96 11 + 6,27 4,46 6 – 7,03 4,37 16 + 12,12 2,47 17 + 21,23 5,51 9 – 2,14 6,25 7 – 7,57 9,71 9 – 9,03 6,14 12 + 1,48 3,12 10 + 4,51 5,51 12 + 12,55 – 6 – 10,39 4,40 8 + 3,35 2,10 20 – 8,41 1,86 19 – 45,32 9,45 10 – 21,90 4,19 11 + 7,58 4,68 11 + 8,42 2,76 12 + 9,45 4,77 8 – 1,12 2,89 13 – 2,81 4,48 7 – 3,88 6,24 7 – 2,77 7,88 9 – 3,83 5,98 7 + 3,61 3,46 18 – 1,61 1,97 10 – 4,16 3,72 14 + 4,62 3,92 12 – 7,60 7,50 8

Dow Jones 30

Dax MDax TecDax Euro Stoxx 50 DJ Global Titans 50 (berechnet in ) MSCI World (berechnet in US-$) AEX All Shares Amsterdam General Comp. Athen SET-Index Bangkok Bel 20 Brüssel BUX Budapest MerVal Buenos Aires Irish SE Dublin OMX H25 Helsinki HangSeng Hongkong ISE National 100 Istanbul JSE Top 40 Johannesburg OMX C20 Kopenhagen PSI 20 Lissabon FTSE 100 London FT Gold Mines London IBEX 35 Madrid MIB Mailand RTS 1 Moskau BSE Sensex Mumbai Dow Jones New York S & P 100 New York S & P 500 New York Nasdaq Composite New York OBX Top 25 Oslo

Schluss 17.06. 7164,05 10530,47 870,55 2770,12 178,12 1273,56 333,11 1254,02 1018,96 2565,70 22701,93 3123,29 2886,63 2345,19 21695,26 61716,68 27324,34 423,19 7253,58 5714,94 2339,08 10135,20 20096,84 1878,55 17870,53 12004,36 567,04 1271,50 2616,53 409,88

Schluss Veränd. Wochen Vorwoche in % Hoch 7.069,90 + 1,33 7.231,49 10.572,19 – 0,39 10.751,53 879,67 – 1,04 894,51 2.732,54 + 1,38 2.790,22 178,82 – 0,39 181,67 1.288,49 – 1,16 1.310,68 333,83 – 0,22 338,27 1.252,38 + 0,13 1.279,01 1.020,37 – 0,14 1.035,99 2.574,08 – 0,33 2.614,26 23.002,59 – 1,31 23.251,50 3.123,29 + 0,00 3.139,64 2.884,40 + 0,08 2.936,04 2.390,14 – 1,88 2.429,18 22.420,37 – 3,23 22.674,80 63.672,61 – 3,07 64.334,79 27.809,90 – 1,75 28.323,92 438,79 – 3,56 442,26 7.291,09 – 0,51 7.399,69 5.765,80 – 0,88 5.866,95 2.393,39 – 2,27 2.436,68 9.950,80 + 1,85 10.166,30 20.117,49 – 0,10 20.414,93 1.926,02 – 2,46 1.950,47 18.268,54 – 2,18 18.399,02 11.951,91 + 0,44 12.124,85 566,53 + 0,09 576,15 1.270,98 + 0,04 1.292,50 2.643,73 – 1,03 2.685,65 419,72 – 2,34 426,44

Wochen Tief 7.037,24 10.383,66 863,74 2.700,90 176,83 1.277,32 329,00 1.197,28 1.007,04 2.520,07 22.546,86 3.109,95 2.843,91 2.287,20 21.628,33 59.840,38 27.136,58 417,87 7.076,44 5.645,88 2.322,42 9.803,80 19.668,67 1.863,65 17.844,09 11.862,53 561,57 1.261,90 2.599,86 401,21

52-Wochen Hoch Tief 7.527,64 5.816,20 10.884,04 7.810,82 948,59 718,04 3.068,00 2.507,83 192,17 146,54 1.391,86 1.033,74 374,19 306,27 1.777,55 1.208,09 1.109,92 791,85 2.770,81 2.329,60 24.432,50 20.221,37 3.664,82 3,35 3.121,74 2.620,12 2.710,72 2.049,69 24.964,37 19.842,20 71.543,26 54.534,28 29.922,75 23.066,67 475,02 383,74 8.126,63 7.019,28 6.091,33 4.805,75 2.860,19 2.281,03 11.113,00 9.160,40 23.178,38 18.848,56 2.123,56 1.296,08 21.004,96 17.441,44 12.810,54 9.686,48 608,33 463,84 1.363,61 1.022,58 2.873,54 2.091,79 454,91 317,89

CAC 40 Paris PX SE Ind. Prag General Index Santiago de Chile Bovespa Sao Paulo Kospi Seoul Shanghai Comp. Shanghai Straits Times Singapur OMX S30 Stockholm All Ordinaries Sydney Taiwan Average Taipeh TA-25 Tel Aviv Nikkei 225 Tokio S& P/TSE 300 Comp.Toronto WIG Warschau NZSX 50 Wellington Austrian Traded Wien Swiss Market Zürich (virt-x)

3823,74 1216,50 21782,94 60880,00 2031,93 2642,82 3005,28 1083,44 4551,10 8636,10 1202,31 9351,40 12790,99 49353,40 3469,59 2706,88 6145,16

3.805,09 1.213,50 22.550,85 63.468,00 2.046,67 2.705,14 3.078,35 1.095,69 4.634,90 8.837,82 1.220,48 9.514,44 13.084,00 49.192,76 3.490,63 2.707,50 6.197,25

3.742,31 1.206,10 21.681,30 60.489,00 2.008,84 2.663,12 2.999,19 1.064,67 4.532,90 8.618,85 1.180,76 9.318,62 12.825,07 48.993,16 3.468,91 2.666,72 6.100,63

4.157,14 1.276,30 23.385,95 72.995,00 2.228,96 3.159,51 3.313,61 1.179,29 5.064,90 9.145,35 1.343,03 10.857,53 14.270,53 50.329,73 3.577,44 3.000,70 6.717,25

+ + – – – – – – – – – – – + – – –

0,49 0,25 3,41 4,08 0,72 2,30 2,37 1,12 1,81 2,28 1,49 1,71 2,24 0,33 0,60 0,02 0,84

3.877,81 1.228,80 22.559,16 63.772,00 2.093,94 2.735,55 3.109,27 1.113,58 4.660,50 9.053,39 1.224,79 9.613,75 13.242,72 49.481,52 3.506,37 2.753,39 6.272,47

3.332,46 1.100,10 18.713,12 60.865,00 1.671,82 2.363,95 2.820,35 980,94 4.250,60 7.254,06 1.060,07 8.605,15 11.092,50 39.366,83 2.933,82 2.223,63 5.942,25

Stand am 30.12.2010 6.914,19 10.128,12 850,67 2.792,82 176,92 1.280,07 354,57 1.413,94 1.032,76 2.578,60 21.296,46 3.523,59 2.885,10 2.628,48 23.035,45 66.822,14 28.639,40 457,58 7.588,31 5.899,94 2.690,62 9.859,10 20.173,29 1.772,53 20.509,09 11.577,51 565,90 1.257,64 2.652,87 439,72

Veränd. in % + 3,61 + 3,97 + 2,34 – 0,81 + 0,68 – 0,51 – 6,05 – 11,31 – 1,34 – 0,50 + 6,60 – 11,36 + 0,05 – 10,78 – 5,82 – 7,64 – 4,59 – 7,51 – 4,41 – 3,14 – 13,07 + 2,80 – 0,38 + 5,98 – 12,87 + 3,69 + 0,20 + 1,10 – 1,37 – 6,79

3.804,78 1.224,80 22.979,22 69.304,00 2.051,00 2.808,08 3.190,04 1.155,57 4.846,90 8.972,50 1.325,63 10.228,92 13.443,22 47.700,76 3.309,03 2.904,47 6.436,04

+ 0,50 – 0,68 – 5,21 – 12,16 – 0,93 – 5,89 – 5,79 – 6,24 – 6,10 – 3,75 – 9,30 – 8,58 – 4,85 + 3,46 + 4,85 – 6,80 – 4,52

MDax Div. Aareal Bank Aurubis Baywa vink. Na Bilfinger Berger Boss Vz Brenntag Celesio Continental Demag Cranes Douglas Dt. Euroshop Dt. Wohnen EADS Elring-Klinger Fielmann Fraport Fuchs Petrol. Vz Gagfah Gea Group Gerresheimer Gildemeister Hamburger Hafen Hannover Rück Heidelb.Druck Hochtief IVG Immobilien Kabel Deutschland Klöckner & Co Krones Lanxess Leoni MTUAeroEngines Praktiker ProSiebenSat1Vz Puma Rational Rheinmetall Rhön-Klinikum Salzgitter SGL Carbon Sky Deutschland Springer Stada Arznei Südzucker Symrise Tognum TUI Vossloh Wacker Chemie Wincor Nixdorf

– 1,00 0,50 2,50 2,03 – 0,50 – 0,60 1,10 1,10 0,20 – 0,35 2,00 1,25 2,70 0,50 0,40 0,50 – 0,55 2,30 – 2,00 – – 0,30 0,40 0,70 0,70 1,10 0,10 0,02 1,80 5,0+4,0 1,50 0,37 0,32 – – 1,60 0,37 0,45 0,60 0,35 – 2,50 3,20 1,70

Schluss Schluss 17.06. Vorwoche 22,72 22,55 41,18 41,94 28,72 28,41 64,89 64,08 60,98 61,18 78,77 81,00 12,74 15,92 67,22 68,49 45,25 44,74 36,39 36,83 27,25 28,48 11,17 10,94 21,40 21,13 23,10 23,07 73,16 74,00 53,90 53,40 109,75 111,80 5,19 5,11 23,37 23,10 32,19 32,95 14,64 14,95 29,62 31,37 35,92 35,56 2,70 2,66 60,30 59,80 5,72 5,68 40,66 42,97 19,57 19,97 52,14 53,04 56,86 56,04 37,46 37,28 52,83 51,62 5,79 6,08 18,72 18,65 204,80 206,40 179,25 181,30 57,51 57,34 16,56 16,76 49,67 51,02 39,30 38,17 3,71 3,39 34,71 35,08 27,43 28,54 22,45 22,25 21,32 21,86 25,82 25,75 7,35 7,40 94,19 93,69 148,10 146,35 48,00 48,85

Veränd. in % + 0,73 – 1,80 + 1,09 + 1,26 – 0,33 – 2,75 – 19,95 – 1,85 + 1,15 – 1,21 – 4,34 + 2,10 + 1,30 + 0,13 – 1,14 + 0,94 – 1,83 + 1,53 + 1,17 – 2,31 – 2,07 – 5,58 + 1,00 + 1,31 + 0,84 + 0,72 – 5,39 – 2,00 – 1,70 + 1,46 + 0,50 + 2,34 – 4,82 + 0,40 – 0,78 – 1,13 + 0,30 – 1,19 – 2,66 + 2,97 + 9,56 – 1,05 – 3,89 + 0,92 – 2,47 + 0,27 – 0,58 + 0,53 + 1,20 – 1,74

Wochen Hoch Tief 23,04 22,39 41,62 40,41 29,10 28,60 65,24 63,34 61,66 59,30 80,00 77,70 14,55 12,51 67,94 66,26 45,35 45,16 36,80 36,34 28,07 27,20 11,27 11,11 21,56 21,02 23,33 22,75 73,94 72,71 54,16 52,69 111,60 108,70 5,39 5,18 23,56 22,67 32,26 31,75 14,80 14,22 29,90 29,30 36,21 35,13 2,77 2,69 60,94 59,65 5,72 5,57 41,50 40,34 19,77 19,26 52,70 51,59 57,57 55,42 38,13 37,03 52,95 51,22 5,95 5,68 18,91 17,91 207,30 202,00 181,85 178,50 58,25 56,60 16,72 16,46 50,49 48,90 39,76 38,60 3,75 3,51 34,95 34,04 27,58 26,61 22,56 22,06 21,41 21,00 25,89 25,74 7,54 7,21 94,76 93,50 149,55 142,95 48,39 47,67

52-Wochen Schluss am Hoch Tief 30.12.2010 26,25 13,28 22,80 45,78 31,35 44,18 35,04 26,50 35,04 68,35 42,18 63,20 67,51 30,57 56,50 84,74 52,02 76,30 20,05 15,59 18,60 71,50 42,01 59,14 47,50 23,72 36,28 43,20 33,22 42,00 29,06 21,72 28,98 11,40 6,27 10,50 22,98 15,85 18,05 26,98 16,97 26,50 75,76 59,91 71,14 56,96 34,68 47,16 115,50 70,51 110,90 8,95 4,85 6,71 25,08 15,50 21,63 33,73 25,17 32,99 17,50 9,04 16,70 35,81 26,00 34,55 43,29 33,02 40,14 5,00 2,65 3,69 76,55 45,64 63,54 7,71 4,76 6,45 47,42 22,94 34,88 25,58 14,08 21,01 55,80 39,60 46,95 63,00 34,17 59,10 39,05 16,65 32,95 54,50 40,53 50,61 8,84 5,21 7,96 24,80 10,67 22,50 259,55 197,30 248,00 189,45 124,25 165,40 66,46 42,79 60,17 19,28 15,04 16,47 64,72 45,95 57,77 39,79 23,33 27,02 3,75 0,82 1,69 41,67 26,66 40,67 31,22 20,70 25,38 22,77 14,16 19,93 22,74 16,78 20,53 26,34 14,06 19,73 10,86 6,94 10,50 99,58 66,52 95,50 172,80 115,55 130,60 62,98 43,31 61,01

Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2011 – 0,37 – 12 – 6,79 2,43 11 – 18,05 1,74 14 + 2,67 3,85 13 + 7,93 3,33 19 + 3,24 – 14 – 31,51 3,92 8 + 13,66 – 10 + 24,72 1,33 23 – 13,37 3,02 15 – 5,99 4,04 17 + 6,38 1,79 23 + 18,56 – 25 – 12,83 1,52 17 + 2,84 2,73 23 + 14,29 2,32 22 – 1,04 2,46 14 – 22,69 9,63 10 + 8,02 1,71 15 – 2,42 1,55 14 – 12,37 – 18 – 14,28 1,86 24 – 10,51 6,40 8 – 26,86 – – – 5,10 3,32 15 – 11,36 – 26 + 16,57 – – – 6,86 1,53 8 + 11,05 0,77 16 – 3,79 1,23 10 + 13,69 1,87 9 + 4,39 2,08 14 – 27,30 1,73 14 – 16,80 0,11 9 – 17,42 0,88 14 + 8,37 2,79 24 – 4,42 2,61 10 + 0,52 2,23 15 – 14,03 0,64 19 + 45,47 – 33 + 119,24 – – – 14,65 4,61 10 + 8,06 1,35 12 + 12,67 2,00 16 + 3,87 2,81 15 + 30,87 1,36 18 – 29,97 – 10 – 1,37 2,65 13 + 13,40 2,16 12 – 21,33 3,54 14

Div. 3M Alcoa American Express AT & T Bank of America Boeing Caterpillar Chevron Cisco Systems Coca-Cola Du Pont Exxon Mobil General Electric Hewlett-Packard Home Depot IBM Intel Johnson&Johnson JP Morgan Chase Kraft Foods McDonald’s Merck & Co. Microsoft Pfizer Procter & Gamble Travelers Cos. United Tech Verizon Comm. Wal-Mart Walt Disney

2,20 0,12 0,72 1,72 0,04 1,68 1,76 3,12 0,24 1,88 1,64 1,88 0,60 0,32 1,00 3,00 0,72 2,28 1,00 1,16 2,44 1,52 0,64 0,80 2,10 1,64 1,92 1,95 1,46 0,40

Schluss Schluss 17.06. Vorwoche 91,78 90,73 14,72 15,28 48,50 47,74 30,77 30,34 10,68 10,80 74,16 72,69 95,95 96,79 99,17 99,67 14,97 15,12 65,62 65,39 49,57 49,78 79,02 79,78 18,49 18,32 35,00 35,25 34,53 33,47 164,44 163,18 21,19 21,38 66,29 66,09 40,80 41,05 34,48 33,79 82,52 80,36 35,39 35,45 24,26 23,71 20,26 20,11 64,69 64,70 57,92 59,21 84,57 82,70 35,51 35,19 52,82 52,72 38,04 38,50

Veränd. Wochen 52-Wochen Schluss am in % Hoch Tief Hoch Tief 31.12.2010 + 1,17 92,63 91,53 97,23 77,67 86,30 – 3,60 14,90 14,59 18,13 10,00 15,39 + 1,59 48,71 48,08 51,82 37,82 42,92 + 1,45 30,95 30,61 31,86 24,19 29,38 – 1,20 10,77 10,58 15,82 10,50 13,34 + 2,05 74,93 73,78 79,95 60,76 65,26 – 0,85 96,94 95,31 115,41 59,18 93,66 – 0,40 100,84 98,73 109,66 67,31 91,25 – 0,93 15,20 14,90 24,77 14,84 20,23 + 0,43 66,23 65,63 68,46 50,03 65,77 – 0,32 50,21 49,34 56,79 34,05 49,88 – 0,81 79,95 78,69 87,98 56,57 73,12 + 0,82 18,69 18,34 21,52 13,88 18,29 – 0,45 35,32 34,94 48,99 34,26 42,10 + 3,11 34,93 34,31 38,48 27,07 35,06 + 0,66 165,09 163,58 172,87 121,86 146,76 – 0,84 21,68 21,07 23,88 17,67 21,03 + 0,36 66,95 66,19 67,29 57,02 61,85 – 0,58 41,06 40,54 48,00 35,63 42,42 + 2,10 34,72 34,41 35,23 27,82 31,51 + 2,65 82,72 81,85 82,72 65,87 76,76 – 0,27 35,77 35,18 37,58 31,08 36,04 + 2,30 24,30 23,98 28,87 23,01 27,91 + 0,50 20,43 20,05 21,45 14,14 17,51 + 0,03 65,12 64,53 67,46 59,34 64,33 – 2,03 58,20 57,69 64,05 48,54 55,71 + 2,30 85,26 84,49 90,00 64,29 78,72 + 0,94 35,92 35,43 38,61 26,49 35,78 + 0,34 53,29 52,86 57,57 48,00 53,93 – 1,19 38,37 37,98 44,07 31,38 37,51

S & P 100 Div. Abbott Labs Allstate Altria Amazon Amer.Elec.Pwr. Amgen Apple Avon Products Baker Hughes Bank of NY Mellon Baxter Berkshire H.B Bristol Myers Campbell Soup Capital One Financial Colgate Comcast Conoco Philips Costco Wholesale CVS Caremark Dell Devon Energy Dow Chemicals EMC Entergy Exelon Fedex Ford Motor Freeport-McM. Gen. Dynamics Gilead Sciences Goldman Sachs Google Halliburton Heinz Honeywell Lockheed Martin Lowe’s Corp. Mastercard Medtronic MetLife Monsanto Morgan Stanley Nat.Oilw.Varco News Corporation Nike Norfolk Southern NYSE Euronext Occidental Pet. Oracle Pepsico Philip Morris Qualcomm Raytheon Regions Finance Sara Lee Schlumberger Southern Sprint Nextel Target Texas Instruments Time Warner United Health UPS US Bancorp Walgreen Wells Fargo Weyerhaeuser Williams Cos Xerox

1,92 0,84 1,52 – 1,84 – – 0,92 0,60 0,52 1,24 – 1,32 1,16 0,20 2,32 0,45 2,64 0,96 0,50 – 0,68 1,00 – 3,32 2,10 0,48 – 1,00 1,88 – 1,40 – 0,36 1,92 1,33 3,00 0,56 0,60 0,90 0,74 1,12 0,20 0,44 0,15 1,24 1,60 1,20 1,84 0,24 1,92 2,56 0,86 1,72 0,04 0,46 1,00 1,89 – 1,00 0,52 0,94 0,50 2,08 0,50 0,70 0,48 0,60 0,80 0,17

Schluss Schluss 17.06. Vorwoche 51,68 50,90 29,65 29,65 27,08 27,01 186,37 186,53 37,64 37,12 58,01 57,99 320,26 325,90 27,36 27,36 69,35 72,09 26,20 26,27 58,34 57,61 75,51 74,06 27,52 27,45 34,17 33,71 48,84 49,54 87,88 84,70 23,65 23,89 71,93 71,49 79,63 78,30 37,33 37,21 16,02 15,47 76,95 79,53 34,59 35,07 25,83 26,32 69,35 67,77 41,74 41,86 86,99 85,38 12,77 13,35 47,93 48,93 71,67 69,37 39,54 40,23 137,23 135,92 485,02 509,51 46,02 48,00 53,76 52,84 55,85 55,53 80,01 77,30 22,83 22,26 266,09 267,03 38,19 38,02 40,37 40,91 65,85 68,77 22,83 22,69 69,05 70,74 16,05 16,38 81,11 79,66 70,97 70,37 33,34 34,24 102,19 103,39 31,19 31,18 68,72 68,69 68,48 67,35 52,69 54,60 48,77 48,28 6,27 6,14 19,03 18,55 81,79 83,66 39,81 39,33 5,19 5,22 46,53 46,70 31,24 32,15 35,13 34,63 49,96 49,41 69,17 68,50 24,49 24,33 44,67 42,97 27,33 26,28 20,33 20,40 28,31 29,34 9,85 9,40

Veränd. in % + 1,55 – 0,03 + 0,24 + 0,01 + 1,40 + 0,03 – 1,68 – 0,07 – 3,87 – 0,30 + 1,28 + 2,06 + 0,29 + 1,39 – 1,45 + 3,72 – 1,05 + 0,57 + 1,80 + 0,30 + 3,65 – 3,26 – 1,45 – 1,75 + 2,38 – 0,29 + 1,89 – 4,42 – 2,00 + 3,34 – 1,69 + 1,09 – 4,73 – 4,19 + 1,72 + 0,58 + 3,49 + 2,56 – 0,33 + 0,50 – 1,42 – 4,33 + 0,62 – 2,36 – 2,01 + 1,83 + 0,95 – 2,80 – 1,03 + 0,03 + 0,09 + 1,72 – 3,48 + 1,08 + 2,12 + 2,43 – 2,15 + 1,27 – 0,77 – 0,26 – 2,80 + 1,46 + 1,19 + 1,02 + 0,70 + 3,93 + 3,86 – 0,34 – 3,51 + 4,79

Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2011 + 6,36 2,40 15 – 4,29 0,81 11 + 13,00 1,48 13 + 4,77 5,59 13 – 20,01 0,37 10 + 13,67 2,26 18 + 2,47 1,83 14 + 8,79 3,14 8 – 25,95 1,60 9 – 0,15 2,86 17 – 0,52 3,31 13 + 8,22 2,38 9 + 0,98 3,25 14 – 16,65 0,91 7 – 1,57 2,90 15 + 11,92 1,83 12 + 0,81 3,42 9 + 7,24 3,44 13 – 3,80 2,45 8 + 9,49 3,36 15 + 7,46 2,96 16 – 1,90 4,30 9 – 13,11 2,64 9 + 15,42 3,96 9 + 0,61 3,24 16 + 4,13 2,83 9 + 7,47 2,27 16 – 0,73 5,49 16 – 1,91 2,76 12 + 1,41 1,05 15

(ohne Dow Jones Werte) Wochen Hoch Tief 52,22 51,64 30,00 29,51 27,26 27,06 187,39 184,64 37,95 37,44 58,90 57,78 329,25 319,36 27,58 27,29 70,31 68,75 27,27 26,08 58,93 57,88 75,88 75,16 27,81 27,44 34,45 34,12 49,81 48,24 88,02 86,65 23,75 23,52 72,95 71,31 80,66 79,23 37,64 37,18 16,19 15,89 77,79 76,28 35,16 34,36 26,27 25,79 69,74 68,92 42,02 41,63 87,69 86,67 12,95 12,68 48,80 47,50 72,55 71,48 39,91 39,33 138,79 137,34 506,69 485,00 46,93 45,57 53,89 53,59 57,00 55,73 81,15 79,79 23,01 22,71 272,40 264,87 38,97 38,09 40,61 40,11 67,06 65,61 22,92 22,45 70,74 68,76 16,35 16,02 81,59 80,80 71,34 70,42 33,56 32,99 104,04 101,27 31,81 31,18 69,49 68,56 69,00 67,95 54,30 52,61 49,20 48,46 6,44 6,20 19,32 18,99 82,94 81,33 40,10 39,74 5,28 5,04 47,27 46,49 31,65 30,96 35,45 34,84 50,39 49,72 69,83 69,18 24,65 24,31 44,93 44,51 27,47 27,11 20,64 20,25 28,68 28,12 9,91 9,77

52-Wochen Schluss am Hoch Tief 31.12.2010 54,00 45,16 47,91 34,31 27,26 31,88 28,06 19,62 24,62 206,07 108,61 180,00 38,85 32,22 35,98 61,17 50,93 54,90 363,13 239,93 322,56 35,49 26,16 29,06 78,00 37,58 57,17 32,37 24,16 30,20 60,33 40,64 50,62 87,28 73,83 80,11 28,91 24,65 26,48 37,47 32,77 34,75 56,21 36,55 42,56 87,53 73,75 80,37 26,68 17,00 21,97 81,21 48,82 68,10 83,86 53,61 72,21 38,80 26,98 34,77 16,75 11,59 13,55 93,10 59,79 78,51 41,34 22,97 34,14 28,47 18,04 22,90 80,33 65,36 70,83 44,28 37,88 41,64 98,32 70,11 93,01 102,99 9,88 16,79 60,92 29,09 60,05 78,11 55,87 70,96 42,81 31,83 36,24 175,00 131,08 168,16 639,63 436,07 593,97 50,96 24,48 40,83 54,92 43,16 49,46 62,00 38,53 53,16 82,27 68,04 69,91 27,28 19,59 25,08 287,05 191,98 224,11 43,20 31,21 37,09 75,00 36,49 44,44 76,05 45,12 69,64 30,99 21,93 27,21 82,26 33,02 67,25 18,34 11,82 14,56 92,30 67,21 85,42 74,68 50,50 62,82 41,55 26,91 29,98 115,74 72,23 98,10 36,37 21,46 31,30 71,78 60,77 65,33 71,75 44,99 58,53 59,58 31,96 49,49 53,25 43,21 46,34 8,02 5,21 7,00 19,66 13,43 17,51 95,04 53,33 83,50 40,82 33,28 38,23 115,99 3,72 4,23 60,77 46,43 60,13 36,56 23,02 32,50 38,20 28,20 32,17 50,61 27,85 36,11 76,47 56,76 72,58 28,70 20,71 26,97 45,12 26,36 38,96 34,10 23,25 30,99 25,20 13,20 18,93 33,17 17,67 24,72 12,01 7,91 11,52

Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2011 + 7,89 3,71 11 – 7,03 2,83 16 + 9,97 5,61 13 + 3,64 – 76 + 4,61 4,89 12 + 5,66 – 11 – 0,66 – 13 – 5,92 3,37 13 + 21,22 0,87 17 – 13,28 1,99 11 + 15,27 2,13 14 – 5,64 – 17 + 3,97 4,79 13 – 1,64 3,39 14 + 14,71 0,41 7 + 9,31 2,64 17 + 7,60 1,90 15 + 5,58 3,67 9 + 10,39 1,20 24 + 7,33 1,34 13 + 18,30 – 9 – 2,00 0,88 12 + 1,23 2,89 12 + 12,92 – 17 – 2,05 4,79 11 + 0,24 5,03 10 – 6,47 0,55 18 – 24,00 – 7 – 20,14 2,09 8 + 1,02 2,62 10 + 9,13 – 10 – 18,29 1,02 9 – 18,27 – 14 + 12,64 0,78 15 + 8,67 3,57 17 + 5,06 2,38 14 + 14,43 3,75 11 – 8,97 2,45 14 + 18,75 0,23 16 + 3,02 2,36 11 – 9,25 1,83 8 – 5,53 1,70 23 – 16,10 0,88 10 + 2,71 0,64 17 + 10,23 0,93 14 – 5,03 1,53 19 + 13,09 2,25 15 + 11,01 3,61 13 + 4,30 1,80 12 – 0,35 0,77 14 + 5,23 2,79 15 + 17,05 3,74 15 + 6,49 1,63 17 + 5,31 3,52 10 – 10,43 0,64 – + 8,51 2,42 22 – 1,96 1,22 22 + 4,19 4,75 16 + 22,46 – – – 22,53 2,15 11 – 3,85 1,66 13 + 9,22 2,68 13 + 38,47 1,00 12 – 4,66 3,01 16 – 9,16 2,04 11 + 14,63 1,57 17 – 11,94 1,76 10 + 7,40 2,95 43 + 14,52 2,83 19 – 14,50 1,73 9

Quelle: GOYAX.de, AID Hannover, Morningstar Leserservice: 089 - 2183 7770 (11 bis 15:00 Uhr) Alle Angaben im Kursteil der SZ erfolgen ohne Gewähr


MOBILES LEBEN

Montag, 20. Juni 2011

Inhalt

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 23

Das fliegende Nichts

Schirm-Mütze Wie unter einer umgedrehten Basecap duckt sich das neue Mini Coupé. Georg Kacher hat den pfiffigen Zweisitzer schon gefahren. Seite 24

Wieder-Geburt Vor vier Jahren wurde die Produktion der Vespa PX gestoppt, jetzt ist der Retroroller wieder da. Norbert Meiszies freut sich darüber. Seite 24

Berg-Führer Der Bergläufer Christian Stork, Favorit beim 101 Kilometer langen Zugspitz Ultratrail, mit Jochen Temsch im Gespräch. Seite 25

Fahr-Dienst Längst haben clevere Smartphone-Apps und intelligente Mietwagensysteme die Mitfahrzentralen abgelöst. Fabrice Braun stellt die Angebote vor. Seite 26

Unterwegs

Ich nix verstehn Irgendwie ist das nähere Ausland schon lange kein echtes Ausland mehr. Kein spannender Grenzübergang mit brummeligen Zöllnern mehr; auch das aufregende Geldwechseln, bei dem man immer wieder über das viele fremde, bunte Papier staunte, hat sich um uns herum fast überall erledigt. Nur eines ist so ausländisch fremd wie früher geblieben: die Sprache. Können Sie perfekt Spanisch, Italienisch oder Flämisch? Ich nicht – was mich nach wie vor jenseits der einstigen Grenzen aller Verständigungspflichten enthebt. Und genau das kann das wahrhaft Schöne, das wirklich Entspannende sein im Ausland – einfach mal nichts, aber auch gar nichts mehr zu verstehen. Mit den Ohren nicht, aber auch nicht mit den Augen. Die Schlagzeilen der Zeitungen und Magazine im Tankstellenregal sind nur noch seltsam sinnlose Buchstabenfolgen und hinterlassen also keinerlei gedanklichen Folgen. Das Hirn ist still und heiter. Wie kann man bloß so dermaßen bekannte Buchstaben in einer so dermaßen unbekannten Reihenfolge hinschreiben? Und dann erst die Nachrichten im Autoradio: ein absolut ungetrübter, weil rein akustischer Genuss. Anregend bis aufregend im Tonfall, aber absolut unbelastend in Aussage und Inhalt. Was ist passiert? Wer ist explodiert? Und wo? Keine Ahnung – na und? Passiert nicht immer und irgendwo irgendwas? Und ist man deshalb vielleicht gar ein schlechterer Mensch, nur weil man mal ein paar Tage keine Ahnung von den aktuellen Weltengräuel hat? Vielleicht. Aber auf jeden Fall ist man ein besser Gelaunter. Und dann erst die nachtschlafende Zeit vor dem Fernseher in irgendeinem Hotelzimmer. Ohne durch die üblichen Lügeninhalte belästigt zu werden, kann man die Werbespots und Politikersoaps voll aufgeregter Beteuerungen und schwülstiger Beschwörungen so unbeschwerten Geistes genießen, als sei man der Gast in einem hochexotischen indonesischen Schattenpuppentheater. Natürlich ist all dies Unverständliche bestimmt unglaublich wichtig – so wichtig wie das, was sich die Einheimischen im Restaurant abends noch alles mitteilen müssen in ununterbrochen rauschendem Redefluss. Doch für den fremdsprachenlosen Reisenden ist das einfach nur ein entspannendes Gezwitscher – so lautmalerisch schön und sinnfrei in den Ohren wie das sanfte Donnern der Brandung fern von zu Hause oder das vertraute Schnurren des Motors auf dem Heimweg. Richard Christian Kähler

Die durch Sonnenenergie angetriebene „Solar Impulse“ ist der Star der Pariser Luftfahrtmesse

D

er Flughafen Le Bourget bei Paris hat schon einige historische Landungen erlebt – darunter eine der bedeutendsten der Luftfahrtgeschichte. Am 21. Mai 1927 setzte Charles Lindbergh mit der einmotorigen Spirit of St. Louis nach dem ersten Alleinflug über den Atlantik in Le Bourget auf. Er kam aus New York und hatte für die 5808 Kilometer genau 33 Stunden und 30 Minuten in der Luft verbracht. Am vergangenen Dienstagabend wurde erneut ein Rekordflieger begrüßt: Das nur von Solarenergie angetriebene schweizerische Flugzeug Solar Impulse landete vollkommen lautlos und ohne jegliche Emissionen nach genau 16 Stunden und fünf Minuten Flug. Pilot André Borschberg war am frühen Morgen in Brüssel zum zweiten Flugabschnitt mit diesem weltweit einmaligen Versuchsfluggerät gestartet, nachdem am 13. Mai die erste Etappe vom Heimatflughafen Payerne in der Westschweiz in die belgische Hauptstadt in zwölf Stunden und 59 Minuten absolviert worden war. Am Pfingstsamstag dann musste ein erster Versuch, nach Paris weiter zu fliegen, wegen schlechten Wetters auf halber Strecke abgebrochen werden – die Solar Impulse kehrte nach Brüssel zurück. Konstrukteur Bertrand Piccard erklärte danach: „Die Erfolge der ersten Flüge haben zu dem

mit dem sogenannten Batyscaph Trieste der Tiefenrekord im Marianengraben, in den er 10 916 Meter abtauchte. Heute hat es längst Bertrand Piccard, Jacques’ Sohn, übernommen, die Rekordgeschichte der Familie fortzuschreiben. Und er hat seinen eigenen Platz in den Geschichtsbüchern bereits sicher: Der 52-jährige Abenteurer umrundete 1999 als erster Mensch in einem Ballon nonstop die Erde. Damals führte Treibstoffknappheit fast zum vorzeitigen Abbruch der Mission. Piccard verkündete nach diesem Erfolg, ein zweites Mal den Globus umrunden zu wollen, aber dann ohne jeden Treibstoff. „Die großen Heldentaten des 20. Jahrhunderts waren Eroberungen – die beiden Pole, der Mount Everest, die Tiefen der Ozeane, der Mond. Die Großtaten des 21. Jahrhunderts“, so empfindet es Bertrand Piccard, „müssen darin bestehen, die Lebensqualität auf unserem Planeten zu erhalten und zu verbessern.“ Auf den ersten Blick erscheint Solar Im-

Trag-Fläche: Der Flügel der Solar Impulse hat mit 63 Metern die Spannweite eines Airbus A340. Um das Gesamtgewicht des Flugzeugs so gering wie möglich zu halten, findet sich im Cockpit nur das Nötigste.

falschen Eindruck geführt, dass die Dinge einfach sind.“ Denn Solar Impulse ist ein höchst komplexes Gebilde – das Flugzeug hat die Spannweite eines Airbus A340, das Gewicht eines Familienautos und die Kraft eines Motorrollers. Die wegen notwendiger Umwege 672 Kilometer lange Strecke von Brüssel nach Paris bewältigte es schließlich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von gut 41 km/h. In Paris ist das Solarflugzeug einer der Publikumsmagnete auf der Luftfahrtschau, die an diesem Montag in Le Bourget beginnt. Auch deshalb, weil geplant ist, mit Solar Impulse die Welt 2013/2014 in fünf Etappen zu umrunden. Pioniertaten gehören seit Generationen zur Familiengeschichte der Piccards. Auguste Piccard stieg 1932 mit einem Gasballon auf 23 000 Meter – Höhenweltrekord. Zusammen mit seinem Sohn Jacques Piccard gelang ihm dann 1960

pulse fast nur aus einem endlos langen Flügel zu bestehen, an dem ein paar zierliche Motorgondeln hängen; der Rumpf und das Cockpit sind so schmal und klein, dass man sie kaum sieht. Ihre bescheidene Leistung erreicht die Maschine nur dank extremer Optimierung der gesamten Energiekette an Bord sowie der superleichten Bauweise, bei der auf jedes überflüssige Gramm verzichtet wurde. Das Startgewicht inklusive Pilot beträgt nur 1600 Kilogramm – einmalig in der Luftfahrt. „Wir haben sogar ausgerechnet, dass allein meine Knochen mit 3,2 Kilo zu Buche schlagen“, erzählt Pilot und Projektleiter André Borschberg, der am 7. April 2010 den Erstflug und dann im Juli 2010 den ersten Tag- und Nachtflug, der 26 Stunden und zehn Minuten dauerte, erfolgreich absolvierte. „Das war nach 40 Pilotenjahren mein aufregendster Flug. Vor allem wegen der entscheidenden Frage, ob wir mit der am Tage gespeicherten Sonnenenergie tatsächlich die ganze Nacht in der Luft bleiben können“, erinnert sich der 59-Jährige. „Je weiter ich flog, umso mehr Energie speicherten die Batterien – eine völlig neue Erfahrung“, so der Pionier. Auch bei Ankunft in Paris waren die Akkus noch zu 95 Prozent voll. Um das zu erreichen, ist der riesige Flügel entscheidend. Er hat eine Fläche von 200 Quadratmeter und 63,40 Meter Spannweite, um möglichst viel Auftrieb zu erzeugen und genügend Platz für die Solarzellen als einzigen Energielieferanten zu schaffen. Insgesamt 10 748 monokristalline Siliziumzellen, jede 0,15 Millimeter dünn, bilden die Haut der Tragflä-

chenoberseite, 880 weitere bedecken das Höhenruder. Die Solarzellen verwandeln aber nur 22 Prozent des Lichtes in Energie, ein höherer Wert hätte nach schwereren Zellen verlangt und damit vor allem in der kritischen Nachtflugphase Gewichtsprobleme gebracht. Die größte Herausforderung nachts ist die ausreichende Verfügbarkeit von Energie in den Akkus. Die vier Lithium-Polymer-Batterien, eine pro Motor, wiegen zusammen 400 Kilo und machen damit ein Viertel des Gesamtgewichts aus. „Wir brauchen 35 Kilo Batterien, um die Energie von einem Kilo Kerosin zu speichern“, verdeutlicht Bertrand Piccard die Dimensionen. Jeder der Elektromotoren leistet sieben kW (zehn PS), wobei üblicherweise nur

sechs kW (acht PS) erreicht werden – etwa jene Kraft, die auch die Wright-Brüder beim ersten Motorflug 1903 zur Verfügung hatten. Mit den vier Propellern von jeweils 3,5 Meter Durchmesser lässt sich eine Reisegeschwindigkeit von rund 40 km/h erzielen. „Optimal sind 46 km/h, wir haben aber auch schon mal 125,9 km/h erreicht“, so Borschberg. Entscheidend ist die optimale Aerodynamik. „Bei einem Segelflugzeug kann ein Quadratmeter Flügelfäche 40 Kilo Gewicht tragen, bei Solar Impulse sind es nur acht Kilo“, weiß Piccard. Dafür sorgt der Riesenflügel für hervorragende Gleitfähigkeit, die Sinkrate ohne Antrieb beträgt nur 30 Zentimeter pro Sekunde, halb so viel wie bei einem Segler. Rumpf- und Flügelstruktur sind wie auch sonst im modernen Flugzeugbau aus hochfestem und leichtem CFK-Komposit-Material, die Flugzeughaut besteht aus widerstandsfähiger Folie. „CFK ist aus Öl gemacht, und es ist dumm, Öl zu verbrennen. Die Welt braucht Öl, um leichtere Strukturen zu bauen“, ereifert sich Bertrand Piccard, der es versteht, Menschen für seine Ideen zu begeistern. „Wir transportieren keine Passagiere, sondern eine Botschaft. In 25 Jahren dann werden vielleicht Passagiere mit solargetriebenen Flugzeugen unterwegs sein“, hofft Piccard, „denn bis dahin wird der Ölpreis die Billigflieger sowieso gekillt haben“. Das von Sponsoren und privaten Unterstützern finanzierte Projekt benötigt über zehn Jahre ein Budget von rund 85 Millionen Euro, wovon 80 Prozent bereits finanziert sind. Eine große Investition steht erst noch bevor: der Bau eines zweiten Flugzeugs, mit dem dann die Weltumrundung in zwei Jahren stattfinden soll. Die Bauplanung dafür wird bereits diesen Sommer abgeschlossen sein, Anfang 2013 soll die Maschine fliegen. „Sie wird sich nicht wesentlich von der heutigen unterscheiden“, sagt André Borschberg, „70 Meter Spannweite sind möglich, weil wir mehr Nutzlast-Kapazität für Satelliten-Kommunikation, Autopiloten, Sauerstoff, Verpflegung sowie vier Liter Wasser pro Tag brauchen.“ Um das zu ermöglichen wollen die Ingenieure versuchen, an anderer Stelle Gewicht zu sparen und die Solarzellen mit nur 0,1 Millimeter noch dünner zu machen. Der zweite Sonnenflieger wird weiterhin ein Einsitzer mit extrem engem Cockpit sein, in dem die Piloten während der Weltumrundung abwechselnd jeweils fünf Tage und Nächte am Stück verbringen müssen. „Dabei herrschen unter der Glashaube Temperaturen von plus 35 bis minus 17 Grad Celsius“, sagt Borschberg. Heiße Mahlzeiten wird es ebenso wenig wie eine Toilette geben, stattdessen kommen Windeln zum Einsatz. „Wir wollen einige der Pioniertaten der frühen Luftfahrtgeschichte wie den ersten Transatlantikflug und die erste Überquerung der USA neu erfliegen, nur jetzt von der Sonne angetrieben“, sagt Bertrand Piccard. Andreas Spaeth

Paris-Le Bourget

Pionier-Geist: Der Pilot André Borschberg (links) und Bertrand Piccard sind die Väter des Projektes.

Die weltgrößte Luft- und Raumfahrtausstellung in Paris-Le Bourget, die von diesem Montag bis zum Sonntag dauert, steht bei den Zivilflugzeugen ganz im Zeichen von Boeing. Der Hersteller aus Seattle zeigt gleich drei neue Jets: beide Prototypen der Boeing 747-8, den Frachter und die Passagierversion, die im kommenden Jahr zuerst an Lufthansa ausgeliefert wird. Dazu wird am Dienstag für einen Kurzbesuch während der Flugerprobung eine 787 Dreamliner erwartet. Auch eine 737-700 mit neuer Kabine sowie eine Boeing 777-200LR sind vertreten. Airbus zeigt lediglich mit einer A 380 in den Farben des jüngsten Betreibers Korean Air Flagge. Beide Hersteller rechnen mit Großaufträgen. Wenn das Wetter mitspielt, wird die Solar Impulse täglich um zehn Uhr im Flug vorgeführt. Alle weiteren Informationen: http://parisairshow.com.

Es wird verdammt eng Die Ergebnisse des Weltverkehrsforums in Leipzig zeichnen ein düsteres Bild: Das Verkehrsaufkommen wird sich rund um den Globus bis 2050 verdreifachen Das Verkehrsaufkommen wird sich bis 2050 weltweit verdreifachen – das ist die Kernbotschaft des Transport Outlook 2011. In den zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehörenden Staaten werden die Passagierkilometer in diesem Zeitraum vermutlich nur um 30 bis 40 Prozent zulegen. Außerhalb des Gebietes der OECD könnten die Passagierkilometer dagegen um einen Faktor von fünf bis 6.5 zunehmen. Seit Ende Mai wird die jüngste Prognose des International Transport Forum (ITF) der OECD heiß diskutiert. Denn die aktuelle Studie benennt die wahrscheinlich größte Herausforderung für die globale Mobilität: „Wie können die Mobilitätsanforderungen einer schnell wachsenden Weltbevölkerung mit bald neun Milliarden Menschen bedient werden, und das auf nachhaltige Weise“, fragte sich ein ratloser Jack Short bei der Präsentation der Zahlen. Die Antwort blieb der Generalsekretär für den Verkehrssektor der 52 Mitgliedsstaaten auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig allerdings schuldig. Eines war beim Treffen von mehr als 1000 Fachleuten und führenden Verkehrspolitikern der Industrieländer allerdings klar: Wir steuern in naher Zukunft auf den Peak Oil, also den Höhepunkt

der bezahlbaren und mehr oder minder umweltverträglichen Ölförderungskapazitäten, zu. Gleichzeitig aber wird die Ölnachfrage im Transportsektor enorm steigen, weil Verbrennungsmotoren die vorherrschende Antriebsart bleiben wer-

den. Der Druck auf die Energiepreise und eine Unsicherheit hinsichtlich geopolitischer Entwicklungen könnten das Wachstum zwar bremsen, so die ITF-Experten. Aber, so heißt es in der Studie: „In jedem Fall scheint der Anteil der Au-

Stillstand: Vor allem in China und den Schwellenländern wird zunehmender Wohlstand zum sprunghaften Anstieg der Autopopulation führen. Foto: AFP

tofahrten an der gesamten Personenmobilität stark zu steigen; zum Beispiel von weniger als zehn Prozent in China auf mehr als 50 Prozent im Jahr 2050.“ Die Autopopulation wächst mit zunehmendem Wohlstand. Dieses Phänomen lässt sich nicht nur in China, sondern in allen Schwellenländern beobachten. Folglich wird sich der Schwerpunkt der Mobilität parallel mit der Wirtschaftskraft stärker hin zu den Nicht-OECDLändern verlagern. Im Jahr 2000 wurde die Hälfte aller Passagierkilometer in den klassischen Industriestaaten zurückgelegt. Den ITF-Szenarien zufolge wird dieser Anteil aber auf nur noch ein Fünftel im Jahr 2050 zurückgehen. Das bedeutet keinen absoluten Rückgang der individuellen Mobilität in den westlichen Ländern, sondern eine Stagnation auch aufgrund der schrumpfenden Bevölkerung: „Fahrten mit Personenfahrzeugen haben in letzter Zeit in einer Reihe von Ländern mit sehr hohen Einkommen nicht signifikant zugenommen oder sind sogar zurückgegangen“, so der Transport Outlook 2011. Doch dieser Effekt wird durch das rasante Wachstum der Automobilität in Asien weit überkompensiert. Für den Klimawandel dürfte das gravierende Folgen haben. Aufgrund verbesserter Kraftstoffeffizienz werden die

CO2-Emissionen zwar weniger stark steigen wie die Mobilität. Bis 2050 könnten die weltweiten Fahrzeugemissionen dennoch zweieinhalb- bis dreimal so hoch sein wie im Jahr 2000. „Um die Emissionen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen auf dem Niveau von 2010 zu stabilisieren, müsste der Kraftstoffverbrauch schnell und kräftig zurückgehen – auf zunächst fünf Liter pro 100 Kilometer im Jahr 2030 und dann weiter auf vier Liter in 2050.“ Diese Ziele sind bei Neufahrzeugen durchaus erreichbar. Aber bis sich die gesamte Flotte auf der Erde auf dieses relativ niedrige Niveau eingependelt hat, sind hohe Investitionen und enorme Energiemengen bei der Autoproduktion nötig, denn der Fahrzeugbestand muss komplett erneuert werden. Fast noch alarmierender als diese düsteren Prognosen ist der Interessenkonflikt der Politiker bei diesem Endspiel mit Ressourcen und Verkehrsflächen. Während die Volksvertreter bei jeder Gelegenheit versprechen, die Umwelt zu schützen, haben sie eigentlich Interesse an wachsendem Verkehrsaufkommen und dem damit einhergehenden Steueraufkommen. „Die zu erwartenden Fortschritte bei der Kraftstoffeffizienz werden zu einem Rückgang im Benzinverbrauch etwa in den USA und den europäi-

schen OECD-Staaten führen. Wenn die Besteuerung von Kraftstoffen unverändert bleibt, bedeutet dies einen starken Rückgang bei den Steuereinnahmen. Dies zeigt die Notwendigkeit, Besteuerungsstrukturen im Verkehrsbereich neu zu gestalten – möglicherweise durch eine „entfernungsabhängige Besteuerung“, heißt es im Transport Outlook 2011. Die Einführung von CO2-basierten Steuern hat in Frankreich bereits zu einer deutlichen Veränderung der Flottenzusammensetzung geführt. Viele große und durstige Fahrzeuge wurden durch Modelle ersetzt, die unter der Steuerschwelle von 130 Gramm pro Kilometer liegen. Die Effizienzverbesserung ist für das Finanzamt jedoch ein schlechtes Geschäft. Vor diesem Hintergrund versteht man besser, warum sich die deutsche KfzSteuer trotz Klimadebatte kaum geändert hat. Stattdessen lässt Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer – „Man wird ja noch nachdenken dürfen“ – in seinem Ministerium bereits diverse Mautmodelle durchrechnen. Fachleute des ITF empfehlen, die kilometerbasierte Steuer an die Effizienz der Fahrzeuge zu koppeln. Die Frage bleibt trotzdem, wie die hohe Zahl der Pendler bei einer solchen Besteuerung ihren Weg zur Arbeit finanzieren sollen. Joachim Becker


Seite 24 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

Montag, 20. Juni 2011

MOBILES LEBEN

Der Kleine mit der Kappe Im Sommer kommt das Coupé als fünfte Variation der Mini-Familie / Eine erste Ausfahrt mit dem pfiffigen Zweisitzer

S

o aufgebrezelt kommt kein anderer Mini daher. Kaum ein Bauteil, das nicht geschlitzt, geriffelt oder gelöchert ist. Kaum eine Fläche, die nicht mit Zweifarbigkeit oder Rallyestreifen um Aufmerksamkeit buhlt. Kaum ein Detail, das nicht verchromt, geschwärzt oder mit Kontrastlack bemalt wurde. Keine Frage: Dieses Auto fällt auf wie der sprichwörtliche bunte Hund. Fünf Jahre nach dem Debüt der zweiten Mini-Generation präsentiert BMW nun die fünfte Karosserievariante. Das vom Sommer an lieferbare Mini Coupé kombiniert die Zweitürigkeit des Ur-Modells mit der Alltagstauglichkeit eines kompakten Schräghecks. Denn dort, wo sonst nur Kinder ausharren können, ist in Verbindung mit dem Kofferraum plötzlich mehr Platz fürs Gepäck als in allen anderen Minis mit Ausnahme des Countryman. Satte 280 Liter schluckt das leider nicht ganz ebene Staufach hinter der großen und schweren Klappe, in die gleich zwei Spoiler integriert sind. Was die Dachkante allein an Fahrtwind nicht wegschafft, wird Sekundenbruchteile später vom ausfahrbaren Flügel im Zwischenstock glattgebügelt und abserviert. Gemeinsam erhöhen die beiden Leitwerke den Anpressdruck an der Hinterachse bei Höchstgeschwindigkeit um 40 Kilogramm. Auch innen haben die Designer keine Gelegenheit ausgelassen, sich in Form von Kreisen, Ovalen und Ellipsen zu verewigen. Die allgegenwärtige Verspieltheit gipfelt im Personenwaagen-Tacho, im Knöpfchen- und Schalter-Mikado der Mittelkonsole und in den zwei funktionslosen Plastikhutzen hinter den Kopfstützen. „Form follows Fantasy“ heißt hier die Devise – und daran soll sich nichts Grundsätzliches ändern.

hinten geneigte Stirn und rollt mit einer extra-trockenen Feder-Dämpfer-Abstimmung durchs Land, die an einen Martini erinnert, der Oliven nur vom Hörensagen kennt. Wir fuhren den John Cooper Works – kurz: JCW – mit 211 PS, deren 260 Newtonmeter Drehmoment die braven 16-Zoll-Räder schon bei 1850 Touren schwindlig quietschen. Als erster Mini besitzt das JCW Coupé eine dreifach abgestufte Fahrdynamikregelung, bei der sich auf Knopfdruck zuerst die Traktionskontrolle und dann das ESP ausblenden. Erstaunlicherweise fühlt sich der Springinsfeld ohne elektronisches Netz und doppelten Boden viel wohler als unter voller Schutzengel-Patronage – dann, wenn der Drehmomentfluss plötzlich stockt und die Bremse ungefragt eingreift. Mit abgeschaltetem Filter findet der Wagen dagegen ganz intuitiv seinen Rhythmus, bleibt ohne Zerren und Geschiebe gierig auf Kurs, fährt selbst am Limit noch eine saubere Linie und mutiert trotz kurzem Radstand nicht schon beim ersten Lupfen zum Brummkreisel.

Flach gemacht: Das nach hinten stark abfallende Dach macht aus dem Mini Coupé einen Zweisitzer mit viel Platz fürs Gepäck.

Trotzdem muss man den Mini lieben, denn auch das Coupé verinnerlicht die Architektur der reinrassigen Fahrmaschine mit tiefer Sitzposition, kaum angewinkeltem Lenkrad, perfekt angeordneter Pedalerie und extra-knuffigen Abmessungen. Klar – das Gestühl könnte mehr Seitenhalt vermitteln, das Getriebe könnte sich exakter schalten lassen und

die Lenkung könnte eine etwas direktere Übersetzung vertragen. Doch gemessen an der teilweise erschreckend indifferenten und defensiven Konkurrenz weicht das Mini Coupé mit dem seltsamen Halbschalendach und der willkürlich unterteilten C-Säule oft nur um Nuancen ab vom erträumten Ideal. Schon der BasisMini ist ein klimatisierter Gokart mit Le-

dersitz und SuperSoundsystem; das Coupé wurde nun in München (Entwicklung) und in Oxford (Produktion) noch eine Prise schärfer gewürzt. Der sportliche Zweisitzer kauert drei Zentimeter dichter am Asphalt, bietet dem Fahrtwind eine etwas stärker nach

Kurz gefahren

Wie in alten Tagen

Ein echter Typ

Durch die Vespa PX lässt Piaggio vergessen geglaubtes Rollergefühl wieder aufleben

Der Kompaktvan Chevrolet Orlando – ein Reisewagen mit viel Platz Chevrolet Orlando LTZ Sechsgangautomatik: 120 kW (163 PS); max. Drehmoment: 360 Nm bei 2000/min; Leergewicht: 1659 kg; Kofferraum: 458-856 l; 0-100 km/h: 11,0 s; Vmax: 195 km/h; Testverbrauch: 7,8 l (lt. Werk: 7,0 l; CO2: 186 g/km); Euro 5; Anhängelast (gebremst): 1500 kg; Grundpreis: 26 190 Euro. Die erste Begegnung mit dem Chevrolet Orlando überzeugt: ein erwachsen wirkender Kompektvan für die Familie, aber im Gegensatz zu so manchem Konkurrent alles andere als bieder. Ein echter Typ steht da in der Garage – mit markanter Front und geschwungener Dachlinie, mit zum Heck hin schmaler werdenden Seitenfenstern und ausgestellten Radkästen, die für sportliche Anmutung sorgen wollen. Der gute erste Eindruck setzt sich dann auch drinnen fort. Jede Menge Platz in der ersten Reihe, der Arbeitsplatz links ist sauber sortiert, alles erscheint gut verarbeitet. Auch im Fond freut man sich über gutes Sitzen; lediglich die dritte Reihe, die mit zwei Handgriffen im Wagenboden verschwindet, bietet sich nur den Kleinsten der Mitreisenden an. Auch die ersten Kilometer durch die Stadt lassen keine Kritik aufkommen. Der 120 kW (163 PS) starke Selbstzünder brummelt gemütlich vor sich hin, die Sechs-Stufen-Automatik macht völlig unaufgeregt ihren Job. Lediglich an die weit ausladende, hohe Motorhaube muss man sich im City-Gedränge kurz gewöhnen. Also raus aus dem Gewühl und rauf auf die Autobahn.

Hier zeigen sich die amerikanischen Gene des Chevy-Vans auf angenehme Weise. Radio an, dem Tempomat moderate 140 km/h vorgeben und dann, wie auf einem endlosen Highway, gelassen und spurtreu Richtung Horizont rollern. Ganz anders dann der Eindruck auf kurvigen Landstraßen, denn: Was auf gerader, glatter Bahn noch Spaß gemacht hat, wird hier zum Manko. Für kurviges Geläuf ist die Lenkung dann doch etwas zu schwammig, die Federung zu weich. Und geht man es nur ein wenig flotter als während einer Kaffeefahrt an, schiebt der Orlando beim ums Eck fahren über die Vorderräder. Auch kurze Bodenwellen oder keck hervorschauende Kanaldeckel sind seine Sache nicht – dann rumpelt die Hinterachse hör- und fühlbar. Trotzdem: Wer ein großes Familienauto sucht, das auf dem Parkplatz der Reihenhaussiedlung aus der Reihe tanzt und bis zu 1500 Liter Laderaum bietet, wenn die hinteren beiden Reihen umgelegt sind, der ist mit dem Orlando gut bedient. Und der auf der SZ-Testrunde ermittelte Verbrauch von 7,8 Liter schont zudem die Haushaltskasse. op

Die Zahl ist imposant: Mehr als drei Millionen Vespa PX wurden in der Vergangenheit weltweit verkauft – so viele wie von keinem anderen Modell in der 65-jährigen Geschichte der italienischen Kultmarke. Vier Jahre nach dem Stopp der Produktion läuft die legendäre Vespa PX 125 jetzt wieder vom Band. Mit dem Revival des Zweitaktrollers mit Handschaltung reagiert Piaggio auf den Erfolg der LML Star aus Indien Die für Vespa typische Blechkarosserie, das minimalistische Design, die eigenständige Führung des Vorderrades über eine Kurzschwinge, die Handschaltung sowie das Fußbremspedal haben sich bei der PX bis heute halten können. Und so hat sich, abgesehen von Elektrostarter oder Scheibenbremsen, die PX kaum verändert. Genau das aber macht ihren Reiz aus. Wo andere Roller vergleichsweise

langweilige Automatiktechnik bieten, fühlt man sich auf einer PX immer wie auf einer Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Doch leider haben die Techniker in Pontedera die Zweitakttechnik nicht weiter entwickelt; und den im Laufe der Zeit immer strenger werdenden Lärm- und Abgasvorschriften begegneten sie mit Hilfsmodifikationen, die das einstmals kraftstrotzende Herz in ein altersschwaches, aber zulassungsfähiges Organ verwandelten. Von den einstmals 12 PS blieben gerade einmal 7,6 PS bei der letzten PX 125 übrig, als deren Produktion 2007 zum 30-jährigen Jubiläum eingestellt wurde. Den Einbau des hauseigenen Viertaktmotors traute man sich nicht. Heute, vier Jahre später, laufen die Produktionsbänder wieder an. Die PX erlebt ein Revival mit 125 und 150 Kubik.

Pures Vergnügen: Die neue, alte Vespa PX ist ideal für die Stadt.

Und es war der Markt, der die Marketingstrategen in Pontedera zwang, zu reagieren. Der ehemalige Piaggio-Partner LML Motors, der vor allem für den indischen Markt Vespa-Modelle produziert, exportiert inzwischen die PX-Kopie Star Deluxe 125 sehr erfolgreich auf den europäischen Markt – auch nach Deutschland. Allein in Italien verkaufte LML im vergangenen Jahr mehr als 4000 Fahrzeuge, da konnte Piaggio nicht mehr tatenlos zuschauen. Im Gegensatz zur LML Star, die mit einem luftgekühlten Einzylinder-Viertaktmotor ausgestattet ist, wird die neue Vespa PX weiterhin vom altbekannten Zweitakter mit 123 Kubik angetrieben. Um die Euro-3-Norm zu erfüllen, verpassten die Italiener dem PX-Motor ein Sekundärluftsystem und einen neuen, ungeregelten Katalysator. Geschaltet wird mit der bekannten Vierganghandschaltung am linken Lenkerende, wo sich auch der Kupplungshebel befindet. Im Hinterrad findet sich eine Trommelbremse, vorne arbeitet eine 200er-Scheibe. Das Fahrwerk aus Einarmschwinge vorne und Triebsatzschwinge hinten bietet den Komfort einer Seifenkiste. Die kleinen Zehn-Zoll-Stahlräder mit einem Radstand von 1,26 Meter sorgen zwar für eine große Wendigkeit, perfekten Geradeauslauf darf man allerdings nicht erwarten. Grund dafür ist auch der seitlich angebrachte Motor, der sich hinter einer abnehmbaren Blechbacke verbirgt; links versteckt sich das Reserverad. 3540 Euro möchte Piaggio für den Roller haben, echte Fans wird das nicht abschrecken. Die anderen werden aber vielleicht doch zur LML-Alternative greifen, die mit acht PS mehr Leistung hat und nur 2799 Euro kostet. Norbert Meiszies

Die Reifeprüfung Mit dem LP 570-4 Superleggera treibt Lamborghini die Verfeinerung des Gallardo in eine neue Dimension „Sotto voce“, dezent faucht er im Stand. Respektvoll rollen wir aus dem Werkstor hinaus. Fast weich und kräftig dann sein Antritt auf der Via Modena. Unterm Argwohn der fixen Radarmasten fliehen wir die Commune di Pace über Maggi und Castelfranco gen Süden. Zuvorkommend haben uns die Lamborghinesen ihre Route mitgegeben, wo die Signores Balboni, Fassaneto und Sanna die Boliden alltagskompatibel austesten. In den Collini südlich von Modena und Bologna, wo sich schon mal die Hengste von Maranello und Stiere von Sant’Agata Bolognese messen, erwischen wir eine Regenpause. Sofort ist der Lamborghini Gallardo LP 570-4 Superleggera in seinem Element. Ist schon der Nassgrip ein Mirakel, so verwandeln die Pirelli-P-Zero-Corsa im Trockenen jeden Meter in ein Fest. Ob mit fünfzig durch Dorfalleen, mit achtzig in Spitzkehren driften oder mal auf hundertfünfzig beschleunigen, bis einen die Bremsen im Nu wieder auf null runterwürgen, das ist frühestes Kirmesvergnügen. Wir haben es ausgekostet so gut es ging, auch wenn wir die 419 kW (570 PS) und 540 Newtonmeter nur anreizen konnten. Übermütig serviert dieses Automobil ein Breitbandspektrum von lammfromm bis tierischbrutal, sodass auch unterhalb der Extreme der Gallardo für uns zum polysensorischen Spürzeug wird. Was immer man als Kind an mobilem Glück im Leib gespeichert hat, er steigert es selbst für Amateure in nie geahnten Manöver – superleicht, nomen est omen. Und doch ist es ehrliche, bei einem Minimum an Komfort bis in die letzte Bitumenrille fühlbare Arbeit. Das fängt

beim spürbaren Widerstand der Zahnstangenlenkung mit glasklarer Rückmeldung der Vorderhand an und hört nicht auf, wenn der Allradler gutmütig über das Heck schiebt. Der um 13 Kilo – leichtere Aluräder und Kohlefaserteile in Chassis, Karosse, Seitentüren, Mitteltunnelverkleidung, Getriebekulisse, Sitzschalen und Außenspiegeln – abgespeckte Kampfstier, macht der berühmten, von Francisco Gallardo im 18. Jahrhundert gezüchteten Rasse, alle Ehre. Seit 2003 wurden 10 000 Gallardo produziert, aber dem aktuellen LP-570 gebührt das Reifezeugnis. Rundum, innen in Alcantara, der Nähfaden farblich wie die Außenhaut. Und trotz größerer Lufthutzen vorne ist er mit mehr Anmut in der Keilform einfach ein Gedicht. Für pu-

re Poesie sorgt neben den Farben Giallo Midas, Verde Ithaca, Arancio Borealis, Grigio Telesto, Nero Noctis und Bianco Monocerus speziell der Sound. Sonor beginnt das concerto grosso bei Standgas – bis hin zu 3000 Umdrehungen röhrt er TÜV-sanft, um danach mit offenen Auspuffklappen aus zwei Doppelrohrfanfaren zum Spiel zu blasen. Was uns Autoquartette vorträumten, erfüllen die bloßen Daten schwarz auf weiß: ein 12,5:1 verdichteter 90-Grad-V10-Motor, leichtere Karosserie, neuer Heckspoiler, verkleideter Unterboden, neuer Diffusor für bessere Aerodynamik, nochmals 70 Kilo weniger, automatisches Sechsganggetriebe, Hinterachse mit 45 Prozent Schlupfdifferential, vorne elektronische Schlupfregelung, Alu-Doppelquerlenker, steife-

re Radaufhängungen, straffere Stoßdämpfer. Dazu kommen Überrollbügel nebst Feuerlöscher, Navigationssystem, Rückwärtsfahrkamera im Display der Mittelkonsole und Tagfahrlicht, vorne 235/35x19er- und hinten 295/30x19erWalzen, 365 Millimeter große Stahloder 380-Millimeter-Carbonscheiben mit Sechs-Kolbenzangenbremse vorne nebst 356 Millimeter in vier Kolben hinten, Lederlenkrad und freie Sicht auf den Motor. Samt ESP, ABS, ASR und ABD sowie rundum Airbags und Euro-5-Kat kostet der Sportler immerhin 208 726 Euro. Vielfach verschwinden die Autos in Garagen betuchter Sammler oder tummeln sich, eingeladen vom Werk oder Lambo-Clubs, auf Rennstrecken. In diese Arenen gehören sie auch,

Leicht, stark, schnell: Der Lamborghini Gallardo LP 570-4 Superleggera verfeinert die typische Keilform der Karosserie.

wo sich Stiere wie Miura, Islero, Urraco, Espada, Murciélago halt tummeln. Selbst die Polizia Stradale hat einen Gallardo, gegebenenfalls zum Eiltransport von Spenderorganen. Auf seine Weise ist dieser Gallardo, drei Zentner leichter als das Urmodell aus dem Jahr 2003, ein perfektes Auto. Seine 1340 Kilo kommen in 3,2 Sekunden von null auf 100 km/h, weitere sieben Sekunden später zeigt der Tacho „200“, bei Tempo 325 ist Schluss. Aber dem gefühlten Spektakel, das sich aus dem 5,2-Liter-Monstrum, dem stoischen Chassis und der Formel-1-Schaltung ergibt, sind die Messdaten eh wurscht. Pluswippe rechts, Minuswippe links, das Durchkosten des gewaltigen Angebotes wird zum Divertimento. Armaturen, weiße Rundinstrumente, Audi-Standard halt, gute Sportsitze mit Hosenträgergurten, die auf Nebenstraßen besser ganz straff sitzen – alles funktioniert ohne Firlefanz. Merke: Der runde Knopf mit dem R links vom Lenkrad in der Konsole ist der Rückwärtsgang. Unterm Strich: viel Potenz für erfahrene Könner. Und ein Magnet für Passanten, Augapfel gemeinsamer Träume wie zunehmender Kontroversen. Spaß oder Frevel? Dieser Supersportler braucht zwar 20 Prozent weniger Sprit als der Ur-Gallardo und entlässt nun 300 statt mehr als 400 Gramm CO2 in die Atmosphäre, nimmt sich aber bei flottem Ritt statt 13,5 Liter Normverbrauch auch 31 Liter auf 100 Kilometer. Melancholisch steigen wir aus und sind froh, das Prachtstück gesund wieder nach Hause gebracht zu haben. Aber sind solche Boliden heute überhaupt noch vermittelbar? Jochen Wagner

Auf dem Wachauring, einer wenig bekannten Rennstrecke nahe der österreichischen Stadt Melk, konnten auch die übrigen Zutaten des JCW-Pakets überzeugen. Die Bremsen kennen Fading nur vom Hörensagen, das Chassis bleibt selbst über Kuppen und durch Senken in sich gefestigt, die Lenkung agiert zackig und zielgenau, der Motor macht Laune. Das etwas geringere Gewicht und der minimal günstigere cw -Wert resultieren in geringfügig besseren Fahrleistungen. Wenn alles passt, dürfte die Topvariante des Coupés in 6,4 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen und bis zu 240 km/h schnell sein. Der Verbrauch soll mit 7,1 Liter konstant bleiben, der Preis klettert um etwa 2000 Euro auf noch nicht fixierte 31 000 Euro. Zu teuer, zu stark, zu durstig? Alternativ gibt es das Coupé auch als Cooper SD mit 143 PS, als 122 PS starken Cooper und als Cooper S mit 184 PS. Der John Cooper Works ist nicht mit Automatik zu haben – die aber würde zu diesem CaféRacer ebenso wenig passen wie Allradantrieb. Dafür dürfen die Kunden gegen Aufpreis in exklusiven Farbwelten schwelgen und aus mutigen Lederkombinationen wählen. Ein Schiebedach ist leider nicht vorgesehen. Aber dafür kann man vom Frühjahr 2012 an ein elektrisches Faltdach ordern; das gilt auch für den weitgehend baugleichen Mini Roadster, der trotz noch kürzerer Restlaufzeit ebenfalls rund 15 000 Kunden pro Jahr anlocken soll. 2013 startet dann der ganz neue Mini (F56) und mit ihm weitere Varianten vom superkurzen Mini City über den supercoolen Mini Viertürer bis zum geräumigen Mini Activity Tourer – kurz: MAT. Was tut man nicht alles, um den Begriff MiniVan zu vermeiden? Georg Kacher

Marken & Modelle Für Ende August hat Hyundai den Verkaufsstart des Sportcoupés Veloster angekündigt. Motorisiert ist der 2+2-Sitzer – er hat eine Tür auf der Fahrerseite und zwei Türen, auf der rechten Seite – mit einem Benzin-Direkteinspritzer, der aus 1,6 Liter Hubraum 103 kW (140 PS) realisiert. Nach Herstellerangaben soll das frontgetriebene Sportcoupé in weniger als zehn Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen. Serienmäßig ist ein manuelles Sechsgang-Getriebe, ein Doppelkupplungsgetriebe wird es optional geben. Die Preisliste wird mit 21 600 Euro beginnen. Die eigentliche Premiere soll erst auf der IAA in Frankfurt im September gefeiert werden, aber bereits jetzt sind Bilder und Daten des neuen BMW M5 veröffentlicht. Der doppelt aufgeladene V8-Motor leistet 412 kW (560 PS), gut 50 PS mehr als bisher. Das maximale Drehmoment beträgt 680 Newtonmeter und steht

schon ab 1500/min zur Verfügung. Weitere Kerndaten: 4,4 Sekunden sollen für den Sprint von null auf 100 km/h vergehen, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 250 km/h. Der Normverbrauch des neuen M5, der über Start-Stopp-Technik verfügt, soll 9,9 Liter/100 km betragen. Der genaue Preis ist noch nicht bekannt, vermutet werden rund 100 000 Euro. Renault stellt das überarbeitete Sportcoupé Mégane RS 265 Trophy an den Start. Der Zweiliter-Turbovierzylinder leistet 195 kW (265 PS), das maximale Drehmoment beträgt 360 Newtonmeter. So sollen sechs Sekunden von null auf 100 km/h möglich sein, die Höchstgeschwindigkeit soll bei 254 km/h liegen. Der Durchschnittsverbrauch wird mit 8,2 Liter auf 100 Kilometer angegeben.

Zur Ausstattung gehören unter anderem schwarze 19-Zoll-Alufelgen mit 235/35er-Reifen, ein Cup-Fahrwerk, rot lackierte Bremssättel, Schalensitze mit gelben Sicherheitsgurten und ein Monitor zum Abrufen von Rundenzeiten. Der Mégane RS 265 Trophy wird von August an in einer Auflage von nur 500 Exemplaren weltweit angeboten. Preise wurden nicht genannt. Lifestyle-Kit Union Square heißt eine neue Individualisierungsmöglichkeit für den Audi A1: mattsilber-weinrotes Karomuster fürs Dach und die Außenspiegel, im Inneren finden sich weinrote Dekorblenden mit weißem Karomuster an den Türgriffen, den Luftausströmern und dem Innenspiegel. Die Individualisierung außen kostet 490 Euro, das Interieur-Kit 575 Euro. op www.sueddeutsche.de/automobil


Montag, 20. Juni 2011

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 25

MOBILES LEBEN

Ein Wochenende mit . . .

Mittel & Wege

. . . einem angepassten Sattel von SQlab

„Es gibt Extremeres“

Es fängt alles damit an, dass man sich auf eine Wellpappe setzen muss. Die sollte am besten auf einem harten Untergrund liegen, zum Beispiel auf einem Tisch. Die eingedellte Pappe bekommt dann der Sattelkonstrukteur, und nach ein paar Tagen erhält man im Gegenzug einen Sattel – dessen Form entspricht den Maßen, die sich auf der Wellpappe eingeprägt haben. Er sieht unspektakulär und bequem aus. Beim Test stellt sich heraus: Er ist spektakulär bequem. Das liegt daran, dass hinter dem scheinbar so einfachen Test mit der Pappe eine lange Geschichte steckt. Spezialisten der Firma SQlab haben sich eingehend mit Fahrradsätteln beschäftigt – in Theorie und Praxis. Viermal hat zum Beispiel der Urologe Stefan Staudte an der Transalp Challenge teilgenommen, einem anspruchsvollen Mountainbike-Rennen über die Alpen. Inspiriert von den Leiden der Radler machte er sich an die Entwicklung eines Radsattels, der nicht nur bequem ist, sondern auch Erkrankungen verhindern soll. Mit der Pappe also wird der Abstand der Sitzknochen ver-

101 Kilometer, 5672 Höhenmeter: Am Samstag startet der erste Ultralauf um die Zugspitze

Mehrere Funktionen erfüllt der Shimano SH-MT71 Allwetterschuh, auch wenn sein Name etwas sperrig ist. Er passt auf Klickpedale, durch die neuen Abdeckplatten kann man ihn aber auch bequem zum Spazieren auf der Straße tragen. 170 Euro; www.paul-lange.de. Recycling wird bei Herstellern von Outdoor-Kleidung ein immer größeres Thema. Die schwedische Firma Haglöfs hat ihr Proof-Sortiment mit neuem Gewebe aus recyceltem Polyester von Teijin Eco Circle weiterentwickelt. Dabei handelt es sich laut Hersteller um den weltweit ersten geschlossenen Recyclingkreislauf für Altmaterial, der dieses wieder zuführt und in einen neuen Rohstoff umwandelt. Das Verfahren soll den Energieverbrauch und die Emissionen von Treibhausgasen um 80 Prozent senken. Heraus kommt dabei zum Beispiel eine Zweilagenjacke mit Namen Incus Jackett. 240 Euro; www.hagloefs.se Wer vermeiden will, dass es in seinem Schuhschrank irgendwann so riecht wie im Trockenraum einer Berghütte, kann zu einem Spray greifen: Polygiene wirkt wie ein Antimikrobiotikum – das heißt, es wirkt genau gegen die Bakterien, die den müffligen Geruch verursachen. 10 Euro; www.polygiene.de bilu

Roll-Stuhl: Der angepasste Sattel ist auch nach 30 Kilometer noch bequem.

Gesehen & gelesen

messen – was ein ausschlaggebendes Kriterium für den Kontakt zwischen Körper und Sattel und die Druckverteilung ist, fanden die Tüftler bei SQlab heraus. Auch grundsätzliche anatomische Unterschiede zwischen Männern und Frauen flossen in die Entwicklung mit ein. Das Ergebnis ist erstaunlich: Der getestete Sattel (City Comfort 621 Active, 80 Euro, www.sq-lab.com), der auf den ersten Blick sehr wuchtig aussieht, entpuppt sich als der erste Sattel, auf dem man richtig sitzt. Vielmehr wird auf diesem Sattel erst klar, dass man tatsächlich so auf einem Fahrrad sitzen kann, dass nichts drückt. Der Sattel ist weder zu weich noch zu hart, er braucht auch keine Eingewöhnungszeit. Selbst nach einer 30 Kilometer langen Radtour steigt man vom Velo, als sei nichts gewesen. Die Sache mit der Pappe – sie lohnt sich. bilu

Container – ohne diese auf den ersten Blick völlig unspektakulären Kisten wären unsere Welt und der ständig wachsende Warenverkehr zwischen den Kontinenten nicht mehr denkbar. Denn fast alles – ob Getreide, Kaffee, Maschinenteile, Kleidung, Obst, Bier oder Chemikalien – wechselt in den farbigen Boxen an Bord riesiger Containerschiffe rund um die Uhr seinen Standort. Dass die Geschichte der Container, der dafür entwickelten Spezialschiffe und deren außerordentlicher Einfluss auf die internationale Transportlogistik tatsächlich spannend sein kann, beweist das Buch „Giganten der Meere“ des ausgewiesenen Fachjournalisten Hans Jürgen Witthöft.

SZ: Herr Stork, warum joggen Sie nicht einfach ein bisschen im Stadtpark, so wie viele andere? Stork: Ich lebe zum Glück in den Bergen. Stadtläufe geben mir nichts. Die Strecken sind flach und monoton. SZ: Was finden Sie so gut an extra hohen, extra langen Anstrengungen? Stork: Sie machen mir einfach mehr Spaß, sie sind ein Abenteuer. Die große Frage ist jedes Mal, ob man überhaupt ins Ziel kommt. Das hat mich schon immer fasziniert, dass das Ende nicht sicher ist. Das Laufen ist mir schon immer leicht gefallen. Ich fand es nie sehr anstrengend.

achte auf Muskelkräftigung mit Gymnastik und Übungen für Gleichgewicht und Koordination. Auf 80 Trainingskilometer in der Woche sollte ich schon kommen. Mehr ist schwierig, denn ich kann nicht zehn Stunden pro Tag körperlich arbeiten und dazu noch 150 Kilometer laufen. Da wäre ich zu platt und würde Verletzungen riskieren. SZ: Was entgegnen Sie Menschen, die sagen, was Sie machen, sei nicht mehr ganz normal? Stork: Laufen ist die normalste, die natürlichste Sache der Welt. Der Mensch ist von Natur aus dafür geschaffen. Selbstverständlich muss man sich an lange Strecken herantasten und seinen Bewegungsapparat langsam daran gewöhnen. SZ: Ist das, was Sie machen, extrem? Stork: Ich finde, es gibt extremere Dinge. Speedbergsteigen zum Beispiel, oder durch die Wüste laufen, wo einen schon die Hit-

SZ: Warum ist dann trotzdem die Frage, ob Sie ins Ziel kommen? Stork: Wir reden ja von Strecken um die 100 Kilometer auf unwegsamem Terrain. Es geht bergauf und bergab über Wurzeln, Steine, Schneeflächen – da darf die Konzentration nicht nachlassen, sonst verletzt man sich. SZ: Wie bereiten Sie sich auf die Zugspitze vor? Stork: Mit regelmäßigem Training, das ganze Jahr über. Das ist auch mein Problem: Da ich selbständiger Schlosser bin, komme ich unter der Woche manchmal nur ein- bis zweimal zum Laufen – das ist nicht ganz optimal. Ich

Läuft und läuft und läuft: Christian Stork ist einer der Favoriten beim Zugspitz Ultratrail.

ze umhauen kann. Oder 250 Kilometer am Stück rennen – da kriegt man irgendwann geistig nichts mehr mit, fängt das Wandern an und verfällt in Trance. Mir reichen 100 Kilometer. Selbst auf steilen Passagen kann ich dann wenigstens noch joggen und alles bewusst erleben. Ich war noch nie in dem Bereich, wo es einem schwarz vor Augen wird. Da will ich auch nicht hin.

mal jemand um oder reißt sich die Bänder. Wichtig ist, dass man Bergerfahrung mitbringt. Es reicht nicht, gut trainiert zu haben. Trittsicher muss man sein, außerdem muss man wissen, wie man sich verhält, wenn das Wetter umschlägt. Beim Zugspitz-Ultra muss jeder einen Rucksack mit warmer Kleidung und Notfallausrüstung tragen. Der Veranstalter kontrolliert das. Das ist auch richtig so!

SZ: Bei extremen Belastungen spielt die Psyche eine große Rolle. Sie kann entscheidend zu Erfolg oder Misserfolg beitragen. Haben Sie einen mentalen Trick, der Sie durchhalten lässt? Stork: Ich versuche immer, vorne mitzulaufen. Aus dem Willen, eine gute Platzierung zu machen, ziehe ich meine Motivation. Außerdem bin ich einfach wahnsinnig gerne in den Bergen. Wenn das Naturerlebnis dann auch noch mit einem Wettkampf verbunden ist, hebt das meine Stimmung enorm.

SZ: Wie lange werden Sie ungefähr für die 101 Kilometer brauchen? Stork: Unter zehn Stunden wird es nicht zu machen sein. Auf jeden Fall ist der Lauf eine spannende Sache. In Deutschland gibt es im Gegensatz zur Schweiz oder zu Frankreich noch nicht so viele Bergläufe, und bislang keinen von diesem Kaliber.

SZ: Bergläufe haben auch Kehrseiten. Das wurde gerade an der Zugspitze deutlich, als 2008 zwei Läufer starben. Stork: Das war schlimm. Aber generell passiert sehr wenig. Es knickt höchstens

Zugspitz Ultratrail 101 Kilometer, 5672 Höhenmeter allein im Anstieg – die Eckdaten des ersten Zugspitz Ultratrails lassen selbst erfahrene Läufer trocken schlucken. Der Startschuss fällt am Samstag, 25. Juni, in Grainau, wo auch der Zieleinlauf stattfindet. Dazwischen umrunden die Teilnehmer das Wettersteingebirge, mit Stationen unter anderem auf dem Scharnitzjoch, der Leutascher Geisterklamm und der Bergstation der Alpspitzbahn. Es gibt auch eine kürzere, Supertrail genannte Strecke über 69,8 Kilometer und 3383 Höhenmeter. Insgesamt werden rund 700 Läufer aus aller Welt erwartet. Organisator ist die Agentur Plan B, die auch den Transalpine Run veranstaltet. (www.zugspitz-ultratrail.com) jt

SZ: Was vielleicht auch daran liegt, dass Bergläufe zu anstrengend für die breite Masse sind? Stork: Ja, aber das Interesse daran nimmt zu. Bergläufe sind außerdem schwierig zu organisieren. Man braucht zig Genehmigungen. Jeder Bauer, über dessen Wiese der Lauf führt, redet mit, und dann hat man noch mit Schnee, Erdrutschen und anderen natürlichen Widrigkeiten zu tun. Deshalb kommt es oft zu sehr kurzfristigen Streckenänderungen. Auch die Umweltauflagen sind hoch. An sich ist Laufen so unschädlich für Tiere und Pflanzen wie Wandern. Aber die Teilnehmer müssen sich respektvoll verhalten und dürfen keinen Müll wegwerfen. SZ: Und was werfen sich die Läufer ein? Wird in der Szene gedopt? Stork: Das ist kein Thema, es geht ja um keine großen Summen. Wer sich wegen der paar hundert Euro Preisgeld illegale Substanzen zuführt, dem ist nicht zu helfen. Beim Rennsteiglauf gibt es zum Beispiel eine Flasche RotkäppchenSekt und einen Rucksack für den Sieger. Das finde ich auch richtig. So bleibt der Amateur-Charakter der Läufe erhalten und die Stimmung bleibt gut. Interview: Jochen Temsch

Er schildert in sachlichem, aber nie ermüdendem Ton die Anfänge der Containerschifffahrt in den sechziger Jahren, beschreibt die Vielseitigkeit der Transportwege und Transportmöglichkeiten, berichtet von den Notwendigkeiten neuer Hafeninfrastrukturen aufgrund der immer größer werdenden Schiffe und erklärt den imposanten Maschinenpark, der für das schnelle Be- und Entladen der Containerriesen notwendig ist. Interessant für einen Außenstehenden zu lesen ist es auch, mit welchen Sicherheitsproblemen an Bord und an Land immer wieder zu kämpfen ist – und wie diese international gelöst werden. Ein Sachbuch, das nicht nur lehrreich ist, sondern auch den Blick auf ein vorbeiziehendes Containerschiff verändert. op Hans Jürgen Witthöft: Giganten der Meere, Containerschiffe – Motoren der Globalisierung; Koehlers Verlagsgesellschaft; 144 Seiten; zahlreiche s/w- u. Farb-Abbildungen; 24,90 Euro.

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Wenn durchschnittlich Trainierten die Puste ausgeht, fängt der Spaß für Christian Stork erst an: Der 41-jährige Allgäuer ist Ultra-Bergläufer. Beim ersten Zugspitz Ultratrail, der am 25. Juni von Grainau aus 101 Kilometer um das Wettersteinmassiv führt, gilt Stork als einer der Favoriten. Zu seinen bisher größten Siegen zählen viermal hintereinander Platz eins beim 72,7 Kilometer langen Rennsteiglauf in Thüringen sowie mehrfach erste Plätze beim Transalpine Run, einer 300 Kilometer langen Alpenüberquerung.

Foto: Mauritius

kaufdown.de

Rückruf für Klettersteigsets

Grandiose Kulisse: Strecken wie diese sind es, die den Ultraläufer Christian Stork immer wieder in die Berge ziehen.


Seite 26 / SĂźddeutsche Zeitung Nr. 140

Montag, 20. Juni 2011

MOBILES LEBEN

Technik & Trends

Chauffeur gesucht Clevere Smartphone-Apps und intelligente Mietwagensysteme haben die klassische Mitfahrzentrale abgelĂśst

F

rĂźher stellte man sich einfach mit einem selbstgemalten Pappschild an den StraĂ&#x;enrand, reckte den Daumen in die Luft und hoffte, dass bald ein Auto anhalten wĂźrde, um einen mitzunehmen. Später Ăźbernahmen Mitfahrzentralen die Vermittlung zwischen Fahrern und Mitfahrern und machten aus der spontanen Fahrgemeinschaft ein Geschäft. Man musste nun nicht mehr stundenlang vergeblich ausharren, wenn sich kein gnädiger Chauffeur fand, dafĂźr aber schon Tage vorher wissen, wohin die Reise um welche Uhrzeit gehen sollte. Seitdem es das Internet gibt, kĂśnnen sich Fahrer und Mitfahrer online verabreden. Das ist zwar bequemer und billiger als der Gang zur Mitfahrzentrale, aber spontan ist auch das nicht. Und es lohnt sich erst fĂźr längere Strecken. Eine neue Art von Mitfahrzentralen mĂśchte jetzt dieses Manko beseitigen. „Die Menschen haben immer flexiblere Arbeitszeiten und wollen sich nicht mehr auf genaue Zeiten festlegen“, ist sich Benjamin Kirschner, Sprecher des Start-ups Flinc, sicher. Das kleine Unternehmen aus Dieburg nahe Darmstadt mĂśchte Mitfahrgelegenheiten in Echtzeit vermitteln. Die Idee ist einfach: Fahrer und Mitfahrer nehmen Ăźber Smartphones direkt Kontakt miteinander auf. Mittels einer speziellen Flinc-App fĂźr das iPhone kann der Fahrer seine Route kurzfristig mitteilen, auch wenn er schon unterwegs ist – und potentielle Beifahrer kĂśnnen spontan nachsehen, ob gerade Autos in der Nähe sind, die in die gewĂźnschte Richtung wollen. Denn: Das Programm weiĂ&#x; dank GPS genau, wo sich interessierte Fahrer und Mitfahrer befinden. „Der Zeitaufwand fĂźr die Vermittlung ist wesentlich geringer, weil alles automatisiert ist“, erklärt Kirschner. Durch die schnelle Vermittlung sollen sich spontane Fahrgemeinschaften auch auf Kurzstrecken von zehn bis 20 Kilometer und in Städten und Ballungsräumen lohnen: „Wir setzen vor allem auf Querverbindungen, die durch andere Verkehrsmittel nicht gut abgedeckt werden.“ Zu den Zielgruppen gehĂśren Studenten, die vielfach technikbegeistert, gut vernetzt und flexibel sind, aber auch Pendler, die jeden Tag dieselbe Strecke zu unterschiedlichen Zeiten fahren. Den Preis pro Kilometer bestimmt bei Flinc der Fahrer, bei einer erfolgreichen Vermittlung

Mobil gemacht: Wer nur ab und an ein Auto braucht, kann auf Car2go oder Car2gether zurĂźckgreifen. Das funktioniert ebenso einfach per Handy wie die Mitfahrvermittlungen per App. Fotos: Getty Images (1)

stellt das Unternehmen eine Provision in Rechnung. Wie hoch die sein wird, ist noch nicht klar, denn Flinc ist noch im Teststadium. Das System wurde in den vergangenen Monaten in Friedrichshafen zusammen mit der Telekom erprobt. Zurzeit läuft ein deutschlandweiter Technologietest, bei dem jeder mitmachen kann, der sich auf der Webseite flinc.org registriert. Das grĂśĂ&#x;te Problem wird es sein, genĂźgend Fahrer und Mitfahrer zu finden, die sich fĂźr den Dienst anmelden und das Programm auf ihr Handy laden. Die Idee des Start-ups ist nicht neu, aber sie setzt voraus, dass viele Menschen Smartphones mit gĂźnstigen Datentarifen besitzen, die ihre aktuelle Position per GPS erfassen kĂśnnen – und das ist erst seit kurzem der Fall. Auch Anbieter in anderen Ländern wie Frankreich und den USA arbeiten an solchen Systemen. In Deutschland hat auch das Fraunhofer-Institut Fokus im Herbst unter dem Namen Open Ride zusammen mit der Zeppelin University in Friedrichshafen eine ähnliche LĂśsung getestet. Die Software wurde in-

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zwischen als Open Source ins Netz gestellt. Einen anderen Ansatz verfolgt die Plattform Autonetzer.de, bei der man das eigene Auto zeitweise an andere Nutzer vermieten kann – eine entsprechende VersicherungslĂśsung ist im Gesamtpaket enthalten. Der Verkehrswissenschaftler Martin Lanzendorf von der Goethe-Universität in Frankfurt hält Mitfahrgelegenheiten in Echtzeit fĂźr eine gute Idee: „Das hat das Potential, Mobilität grundsätzlich zu verändern.“ Mitfahrsysteme hält er fĂźr eine ideale Ergänzung zum Ăśffentlichen Nahverkehr, nicht fĂźr eine Konkurrenz: „Morgens fahr’ ich mit dem Bus, abends nehme ich die Mitfahrgelegenheit.“ In Ulm erprobt der Daimler-Konzern die Ad-hoc-Mitfahrzentrale Car2gether. „In Umfragen erklären ein Viertel bis ein Drittel der jungen Leute, dass sie mobil sein wollen, aber kein eigenes Auto besitzen mĂśchten. Auch dafĂźr mĂźssen wir die richtigen LĂśsungen haben“, sagt Michael Kuhn, Projektleiter von Car2gether. Unter dem Namen Car2go fahren schon seit zwei Jahren 200 Smart durch Ulm, die ohne Kaution spontan fĂźr 19 Cent pro Minute inklusive Benzinkosten gemietet werden kĂśnnen, auch fĂźr kurze Distanzen. Wer das Auto nicht mehr braucht, stellt es einfach irgendwo im Stadtgebiet wieder ab. In Ulm nutzen bislang mehr als 21 000 Kunden diesen Service, etwa 10 000 davon regelmäĂ&#x;ig. Beim Ableger Car2gether kĂśnnen sich wie beim Konkurrenten Fahrer und Mitfahrer Ăźber Smartphones oder die Webseite spontan miteinander verabreden. Durch die Kooperation mit Car2go kĂśnnen sich Fahrer auch erst ein Auto leihen und dann noch gleich einen Mitfahrer dafĂźr suchen – und so die Kosten fĂźr die Strecke teilen. 60 Prozent der Fahrten sind kĂźrzer als zehn Kilometer. „Wir wollen aber nicht mit dem Ăśffentlichen Personennahverkehr in Konkurrenz treten“, beteuert Kuhn. Momentan erhebt Car2gether noch keine VermittlungsgebĂźhr, aber nach dem Ende der Probezeit soll sich das ändern. Dann wird sich zeigen, ob es gelungen ist, genĂźgend Nutzer fĂźr das System zu begeistern. Die Fahrgemeinschaften per Handy kämpfen dabei auch mit einem Problem, das schon frĂźher den Mitfahrzentralen zu schaffen gemacht hat. „FĂźr zahlreiche Menschen ist das Auto ein privater Raum“, sagt Benjamin Kirschner. Viele deutsche Autofahrer haben immer noch Hemmungen, einen Fremden in ihr Auto einsteigen zu lassen. Eine Erfahrung, die auch Michael Kuhn bestätigt: „In Deutschland ist das Verhältnis der Menschen zu ihrem Auto ein anderes als etwa in sĂźdlichen Ländern. Das freut uns als Autohersteller, aber fĂźr ein Mobilitätskonzept wie unseres ist das durchaus eine Herausforderung.“ Fabrice Braun

FĂźr das TouchPad von HP stehen nun VerfĂźgbarkeit und Preis fest. Der TabletPC mit dem viel gelobten Betriebssystem WebOS wird von der ersten Juliwoche an in den Läden stehen. Mit 16 Gigabyte Speicher kostet es 479 Euro, mit 32 Gigabyte 579 Euro. Das Gerät hat einen 24,6 Zentimeter groĂ&#x;en BerĂźhrungsbildschirm und bringt Wlan mit. Zu Modellen mit UMTS äuĂ&#x;erte sich HP nicht. FĂźr das TouchPad gibt es eine Ladestation, mit der das Gerät per Induktion kabellos aufgeladen werden kann.


T채glich mehr als eine Antwort .


Seite 28 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

Montag, 20. Juni 2011

Sie hat gekämpft, war tapfer und voller Zuversicht.

Maria Elisabeth Läuger

Im Vertrauen auf Gott verstarb meine liebste Tochter, unsere gute Schwester, Schwägerin, Tante, Cousine, Nichte, Base und Patin.

Mitglied der Geschäftsführung Oktober 1959 – Juni 2011

Maria Elisabeth Läuger 04. 10. 1959 – 17. 06. 2011

„Stille“

Marianne Läuger Josef F. und Susanna Läuger Josepha Läuger Lena mit Maxi Läuger Korbinian und Sandra Läuger Ernst und Gabriele Läuger Marie Läuger Gabriel Läuger Barbara und German Larasser

Benno Marstaller KG München 1893 Fratelli Läugersche Grundstücks- und Vermögensverwaltungs Gbr München Josef F. Läuger und Ernst Läuger Geschäftsleitung und Mitarbeiter

München – Osterwarngau – Warngau – Ebersberg

Rosenkranz am Dienstag, 21. Juni 2011, 19.30 Uhr, Pfarrkirche Osterwarngau. Trauergottesdienst am Mittwoch, 22. Juni 2011, 10.30 Uhr, Frauenkirche Osterwarngau anschließend Beerdigung.

Rosenkranz am Dienstag, 21. Juni 2011, 19.30 Uhr, Pfarrkirche Osterwarngau Trauergottesdienst am Mittwoch, 22. Juni 2011, 10.30 Uhr, Frauenkirche Osterwarngau anschließend Beerdigung

Wir trauern um unseren ehemaligen technischen Betriebsleiter

Unsere langjährige Weggefährtin, Kollegin und Freundin

Herrn Josef Forstmaier

Ute Büchele * 24. 6. 1942

der am 17. Juni 2011 im Alter von 85 Jahren verschieden ist.

hat uns nach kurzer Krankheit plötzlich verlassen.

Der Verstorbene gehörte unserem Unternehmen von 1953 bis zum Eintritt in seinen wohlverdienten Ruhestand im Jahr 1989 an. In den 36 Jahren seiner Betriebszugehörigkeit hatte er als technisch Verantwortlicher maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung der regionalen Stromversorgung und der Kraftwerke Haag. Auch nach seiner aktiven Zeit stand Herr Josef Forstmaier unserem Unternehmen noch beratend zur Seite.

Sie prägte unser Institut ganz wesentlich. Ihr Engagement, ihre Offenheit und ihr Humor werden uns sehr fehlen.

Bestattungen Landeshauptstadt München Friedhofverwaltung – Telefon 2319901 heute, Montag, 20. Juni 2011

In Dankbarkeit: Prof. Michael Brater, Hans G. Bauer, Anna Maurus, Claudia Munz, Jupp Walter und alle Kolleginnen und Kollegen der Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung-GAB München.

Gebet und Arbeit waren sein Leben, Ruhe hat Gott ihm nun gegeben. Herr Josef Forstmaier hat sich um unsere Unternehmensgruppe besondere Verdienste erworben. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet und werden sein Andenken stets in Ehren halten. Vorstand und Aufsichtsrat der Haager Beteiligungs-AG Haag i. OB

+ 15. 6. 2011

Geschäftsleitung und Mitarbeiter der Kraftwerke Haag GmbH Haag i. OB

Unsere liebe Mutter

Lore Tomasek-Rieger * 6. 4. 1933

+ 17. 6. 2011

ist nach kurzer schwerer Krankheit von uns gegangen.

Mich läs der Gedanke an den Tod in völliger Ruhe. I es doch so wie mit der Sonne: Wir sehen sie am Horizont untergehen, aber wissen, dass sie »drüben« weiter scheint.

In Liebe und Dankbarkeit: Michael und Marie-Luise im Namen aller Angehörigen und Freunde Beerdigung: Mittwoch, 22. 6. 2011, um 9.00 Uhr im Waldfriedhof Neuer Teil, Lorettoplatz, in München. Anstelle zugedachter Blumen bitten wir um eine Spende für den Christophorus Hospiz Verein e.V., Sozialbank München, Konto: 98 555 00; BLZ 700 20 500.

Johann Wolfgang von Goethe.

Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz: Erdbestattung:

9.00 Schuchart Dietmar, Arbeiter, 73 Jahre Friedhof Pasing: Urnentrauerfeier:

13.30 Sonnentag Ursula, Bedienung, 65 Jahre Westfriedhof: Feuerbestattung:

15.00 Beck Christine, Hausfrau, 94 Jahre Westfriedhof: Urnentrauerfeiern:

13.00 Zierer Marianne, Hausfrau, 78 Jahre 14.00 Amerseder Karl, Ingenieur, 86 Jahre Nordfriedhof: Erdbestattungen:

12.00 12.30 13.00 13.30

Huber Frieda, Hausfrau, 91 Jahre Höfer Helmut, Konstrukteur, 84 Jahre Mehrl Alfred, Diplomkaufmann, 82 Jahre Buchmeier Ludwig, Bäckermeister, 100 Jahre

Nordfriedhof: Feuerbestattung:

11.15 Teufel Adolf, Ingenieur, 72 Jahre Ostfriedhof: Erdbestattung:

13.00 Eichhorn Karolina, Amtsinspektorin, 90 Jahre Ostfriedhof: Urnentrauerfeier:

10.00 Neubauer Hans, Ingenieur, 65 Jahre Ostfriedhof, Krematorium:

10,45 13.00 14.30 15.15

Weil es Ihr Leben ist. Bis zuletzt.

Sebald Irma, Hausfrau, 98 Jahre Riess Johanna, Sportlehrerin, 92 Jahre Kufner Ella, Kontoristin, 91 Jahre Hornung Peter, kfm. Angestellter, 63 Jahre

Friedhof am Perlacher Forst: Urnentrauerfeier:

13.00 Seiz Brigitte,Verwaltungsangestellte, 63 Jahre Friedhof Riem: Feuerbestattung:

9.45 Seibuchner Xaver, Maurer, 74 Jahre

Schön war das Leben. Gut, dass am Ende jemand da war. Sie brachte Zeit mit. Schmerzen sind kein Schicksal, sagte sie. Sie sprach mit meinen Verwandten, mit Pflegern und Ärzten. Warum tun Sie das, fragte ich. Sie sagte: Damit es Ihr Leben ist. Bis zuletzt.

Friedhof Sendling: Urnentrauerfeier:

9.30 Fietzek Luise, Bankangestellte, 57 Jahre

Bestattungen im Landkreis München Friedhof Oberhaching:

09.30 Gottesdienst in St. Stephan m. anschl. Beerdigung Sehrig Irma, Hausfrau, 97 Jahre Friedhof Planegg:

HOSPIZ

Christophorus Hospiz Verein e.V.

Bitte helfen Sie uns, damit wir helfen können. Spendenkonto: Sozialbank München Konto-Nr. 98 555 00 BLZ 700 205 00 Informationen erhalten Sie unter: Tel. 089/1307870, www.chv.org Effnerstraße 93, 81925 München

14.30 Trauerfeier Obermaier Hermann, Bankangestellter, 76 Jahre


Montag, 20. Juni 2011

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 29

SCHULE UND HOCHSCHULE

Herr Doktor Praktiker Wie die EU berufsbegleitende Industriepromotionen fördern will Von Johann Osel

G

Studenten von Bolivien bis in den Iran – und natürlich quer über Deutschland verteilt: Die Fernuniversität Hagen wurde 1974 vom Land NordrheinWestfalen gegründet. Sie ist die größte Hochschule Deutschlands, fast 63 000 Studenten sind eingeschrieben. Foto: Kirsten Neumann/ddp

Bildung auf dem Postweg Die Fernuniversität Hagen ist die größte Hochschule in Deutschland – doch kaum ein Student sieht sie jemals von innen mir einen genauen Semesterplan, wann ich was lese. Sonst wird es mit dem Beruf zu stressig“, sagt Fernstudent Kevin Guse aus Siegen. Er arbeitet in Vollzeit als Verwaltungsmitarbeiter, für sein Bachelor-Studium der Politik- und Verwaltungswissenschaft büffelt er abends und am Wochenende. „Nach dem Abitur wollte ich arbeiten und nicht gleich wieder nur lernen“, sagt er. Doch irgendwann kam doch der Wunsch, die Ausbildung fortzusetzen. „Für mich war aber klar, dass ich im Beruf bleibe. Ein Präsenzstudium an einer normalen Universität kam deshalb nicht in Frage.“ So wie Guse geht es vielen Fernstudenten: Nach Angaben der Hochschule sind etwa 80 Prozent von ihnen berufstätig, 38 Prozent haben darüber hinaus bereits ein abgeschlossenes Studium. Das Fernstudium nutzen sie meist als Weiterbildung – für einen Master-Abschluss oder um sich etwa für Führungsaufgaben betriebswirtschaftliches Wissen anzueignen. Seit 2008 ist Guse Fernstudent – und bisher, sagt er, läuft alles bestens. Das ist nicht immer so: Jeder zweite Fernstudent bricht sein Studium allein im ersten Jahr ab. An Präsenzunis gibt dagegen über das gesamte Studium verteilt nur etwa jeder Fünfte auf, belegen Studien. „Viele unterschätzen die Anforderungen des Studiums“, sagt Helmut Hoyer, der Rektor der Fernuniversität. Er hat sein Büro im ältesten Gebäude der Hochschule, einer früheren Villa einer Hagener Unternehmerfamilie. Sie liegt am Rand des Fernuni-Campus, der mittlerweile acht Gebäude umfasst. Zwei weitere werden gerade neu gebaut, denn die Universität wächst und wächst: Zum ver-

Von Kim-Björn Becker

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as Wissen wird auf Paletten angeliefert. Es erreicht das Logistikzentrum der Hochschule regelmäßig über eine der vier Laderampen. Wenige Stunden später ist es meist schon in handliche Briefsendungen aufgeteilt und auf dem Weg zu den Studenten. Manche von ihnen wohnen nur wenige Kilometer von ihrer Hochschule entfernt, andere mehrere tausend. Die meisten aber liegen irgendwo dazwischen. Sie alle studieren, ohne ihre Universität regelmäßig zu besuchen. Und viele kommen nie dorthin. Die Fernuniversität in Hagen ist die größte Hochschule Deutschlands, fast 63 000 Studenten sind derzeit dort eingeschrieben. Das sind etwa 20 000 mehr als an den größten Präsenzuniversitäten München und Köln. Was dort klassisch in Vorlesungen und Seminaren vermittelt wird, müssen sich die Fernstudenten selbst aneignen. „Ein paar Wochen vor Semesterbeginn verschicken wir die

An manchen Tagen verlassen bis zu 50 Tonnen Papier das Logistikzentrum. meisten Studienbriefe“, sagt Petra Hohmann, die Leiterin der Versandabteilung. Diese liegt ein paar Kilometer vom eigentlichen Campus entfernt, in einem Hagener Industriegebiet. Hohmann ist dafür verantwortlich, dass alle Studenten weltweit ihre Lernunterlagen pünktlich zu Semesterbeginn erhalten. Auf einer Weltkarte haben die Mitarbeiter mit Fähnchen deshalb alle Länder markiert, in denen Studenten leben. In den USA etwa sind es 125, in China 38, im Iran fünf, in Bolivien einer. Oft helfen deutsche Botschaften, dass die Sendungen ihre Adressaten auch wirklich erreichen. An manchen Tagen verlassen bis zu 50 Tonnen Papier das Zentrum, denn viele Studienbriefe haben einen Umfang von Hunderten Seiten. Die Professoren schreiben einen Teil der Studienbriefe selber, aber auch bedeutende Texte von externen Wissenschaftlern werden darin nachgedruckt. Die Produktion der Unterlagen hat die Hochschule ausgelagert, sie arbeitet mit etwa 30 Druckereien aus dem Umland zusammen. In der Hausdruckerei, ebenfalls im Logistikzentrum untergebracht, werden nur kleinere Auflagen produziert – Klausurenbögen zum Beispiel oder die Abschlussurkunden. Die Studenten müssen die Studienbriefe während des Semesters lesen und den Stoff dann weitgehend selbständig lernen. Das erfordert Disziplin: „Ich mache

Unterstützung aus Berlin: „Wir nehmen unseren Bildungsauftrag bundesweit wahr, nur jeder dritte Student kommt aus NRW. Wir sehen uns daher in erster Reihe für eine partielle Bundesfinanzierung“, betont Rektor Hoyer. Aktuell gebe es Gespräche mit dem Bundesbildungsministerium. Jedoch dementierte Ministerin Annette Schavan (CDU) im Februar Berichte über eine Beteiligung des Bundes an der Fernuni. In der Diskussion über „Bundesuniversitäten“ war Hagen genannt worden. Auch kann sich Hoyer finanzielle Hilfe durch die anderen Bundesländer vorstellen, in denen man teils auch Regionalzentren unterhält. Diese dienen als Anlaufstellen für die Fernstudenten, mitunter werden dort Präsenzseminare gehalten oder Klausuren unter Aufsicht geschrieben.

gangenen Wintersemester nahmen 6000 neue Studenten ihr Fernstudium auf. Nur an der Ludwig-Maximilians-Universität in München schrieben sich noch mehr Neulinge ein. „Der Trend zum Fernstudium entspricht den neuen Anforderungen der Berufswelt. Dort ist viel Flexibilität gefragt“, sagt Yorck Hener, Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Auch Hoyer sieht seine Uni nicht in Konkurrenz zu den Präsenzuniversitäten: „Das Fernstudium ist eine Ergänzung. Für viele Menschen ist ein Vollzeitstudium neben Beruf und Familie einfach nicht möglich.“ Hagen ist die einzige staatliche Fernhochschule in Deutschland. Mittlerweile haben 80 Professoren hier ihre Büros, dazu kommen viele wissenschaftliche Mitarbeiter und technisches Personal. Mit 1400 Mitarbeitern ist die Hochschule der zweitgrößte Arbeitgeber im Ort, nur die Stadtverwaltung hat noch mehr Angestellte. An den vier Fakultäten kann man sich für Wirtschafts-, Sozial- und Kulturwissenschaften, Mathematik und Informatik sowie Jura einschreiben. Diese Fächer sind im Fernstudium machbar, weil sie vor allem aus Lektüre bestehen. „Aufwendiger wäre es beispielsweise, technische Studiengänge mit vielen Praxiselementen auszuarbeiten“, sagt Hoyer. Aufwendig, das heißt auch: teuer. Der Etat der Uni betrug im vergangenen Jahr knapp 80 Millionen Euro, davon stammte etwa ein Drittel aus den Gebühren der Studenten. Diese liegen je nach Kursbelegung zwischen 160 und 360 Euro pro Semester. Den Rest des Haushalts finanziert das Land Nordrhein-Westfalen. Die Uni wünscht sich aber eine finanzielle

Kürzlich wurde der Standort sogar als „Bundesuniversität“ ins Spiel gebracht. Seine Abschlussprüfungen hat Politikstudent Felix Neumann aus Freiburg noch vor sich. „Einen Austausch mit Dozenten und Mitstudenten gibt es fast nur über das Internet“, sagt er. „Die soziale Sphäre des Studiums vermisst man schon ein wenig.“ Denn was im regulären Studium der Plausch nach dem Seminar oder die Diskussionen in der Cafeteria sind, findet in Hagen über eine Lernplattform statt. „Moodle“ heißt das System, zu dem jeder Student Zugang hat. Manche Professoren zeichnen ihre Vorlesungen auch auf Video auf, die Studenten können sie dann herunterladen. Die Dozenten haben freie Hand, mit welchen Techniken sie arbeiten. „Viele, die von anderen Hochschulen nach Hagen kommen, müssen den Umgang mit virtuellen Lehrmethoden erst lernen“, sagt die Informatikerin Brigitte Kreplin, sie ist in Hagen Kontaktperson für die Lehrenden bei technischen Fragen. So ging es zum Beispiel Annette Töller: Die Politikwissenschaftlerin wechselte 2009 von der Bundeswehr-Uni in Hamburg nach Hagen. „Früher kamen Studenten zu mir in die Sprechstunde, hier läuft fast alles per E-Mail“, sagt sie. Bei wichtigen Fragen, etwa wenn es um das Thema einer Abschlussarbeit geht, seien aber Telefonate unverzichtbar. Auch die mündlichen Prüfungen, die meist per Videokonferenz übertragen werden, waren für Töller zunächst ungewohnt. In einem anderen Fall musste die Abschlussprüfung dagegen in einer Gefängniszelle stattfinden – denn auch einige verurteilte Straftäter studieren an der Fernuniversität.

Betreuung via Internet (links), Unterlagen aus dem Versandzentrum: In Hagen läuft vieles anders als an Präsenzhochschulen. Fotos: Fernuniversität, Veit Mette

Das Wetter heute: Gebietsweise wechselhaft

ut drei Monate sind seit dem Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg inzwischen vergangen – der deutsche Wissenschaftsbetrieb hat sich aber, verstärkt durch den neuerlichen prominenten Plagiatsfall Koch-Mehrin, noch nicht so richtig beruhigt. Da herrscht einerseits Groll darüber, dass Teile von Politik und Gesellschaft den wissenschaftlichen Betrug anfangs als Kavaliersdelikt kleinredeten; und da ist andererseits die durch die Affäre losgetretene Debatte, ob nicht grundsätzlich etwas schief läuft im Promotionsbetrieb, ob man „Nebenbei-Dissertationen“ ohne enge Anbindung an die Lehrstühle und nur um der Karriere willen nicht einen Riegel vorschieben sollte. Sozusagen zur Unzeit will die Europäische Kommission nun einen „European Industrial PhD“ einführen – eine Institutionalisierung berufsbegleitender Promotionen. Im Spätsommer soll eine Pilotinitiative dazu als Teil des Marie-Curie-Programms ausgeschrieben werden. Man erwartet, dass dann 2012 in einer ersten Tranche 100 Studenten das Programm beginnen. Letztlich sollen damit auch die Grenzen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft durchlässiger werden, heißt es. Vorbild ist Dänemark, wo ein solches System seit Jahrzehnten besteht. In dem dreijährigen Programm dort sind die PhD-Studenten je zur Hälfte in der Privatwirtschaft beschäftigt, zur anderen Hälfte arbeiten sie an den Hochschulen an ihrer Dissertation. 2009 wurden 1200 solche Promotionsprojekte verwirklicht. Umgesetzt wird das Programm von der Dänischen Wissenschaftsakademie (Dasti), die die Gehälter der Industriedoktoranden mit bis zu 50 Prozent bezuschusst. Die Struktur „ermöglicht es, ein wissenschaftliches Projekt in ein praktisches Umfeld zu übertragen, der Student kann von den beiden so unterschiedlichen Welten profitieren“, sagt Dasti-Direktorin Inge Mærkedahl. So sei das Programm auch „zu einem Netzwerkbeschleuniger zwischen Universitäten und Unternehmen“ geworden. Bedenken wegen fehlender wissenschaftlicher Tiefe bei den Projekten teilt sie nicht. Auch wenn anwendungsbezogene Forschung von Natur aus oberflächlicher sei als Grundlagenforschung – es würden nur Projekte zugelassen, die den Anspruch klassischer Doktorarbeiten erfüllten. Allerdings stellten die Dänen in einer Evaluation fest, dass fast zwei Drittel der industriellen Partner Großkonzerne sind. Auf EU-Ebene soll das anders werden: Auch kleine und mittlere Unternehmen sollen durch das Programm einen leichteren Zugang zur Kooperation mit Universitäten und Forschungseinrichtungen bekommen, heißt es in der Resolution, mit der das EU-Parlament schon im Jahr 2010 das Vorhaben bestätigte. Doch kann Deutschland, sollte sich das Projekt über die Pilotphase hinaus etablieren, von dieser Neuerung wirklich profitieren? „Grundsätzlich ist Promovieren eine Vollzeitaufgabe. Und es ist sehr anspruchsvoll, das zusätzlich zum Beruf zu schaffen, es gibt ja auch genügend Fälle, wo Leute daran scheitern oder manchmal gar den leichteren Ausweg suchen“, sagt Norman Weiss, Vorsitzender des Pro-

„Der Titel scheint fast schon eine Markenfunktion zu haben wie beim Autokauf.“ movierenden-Netzwerks Thesis. „Warum wollen Leute einen Doktortitel machen, die danach mit ziemlicher Sicherheit nicht Wissenschaftler bleiben wollen und zuvor auch keinen wissenschaftlichen Werdegang eingeschlagen hatten?“ Hier dürfe man vermuten, dass es nur um den Titel gehe und der Mehrwert, vielleicht mit Ausnahme bei Teilnehmern direkt aus Forschungsabteilungen der Industrie, eher gering sein werde. Industriepromotionen gibt es in Deutschland auch jetzt schon: In der Regel handelt es sich um Fälle, in denen Firmen den Titel für ihre Führungskräfte befürworten, ihnen ein konkretes Projekt an die Hand geben und das berufsbegleitende Promovieren durch Zeitfenster er-

Europa

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Wetterlage Zwischen einem Tief bei über 30°

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Kiel

25° bis 30°

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Westwind 35 km/h

Rostock

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19° 11°

20° bis 25°

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15° bis 20° 10° bis 15° 5° bis 10°

20° 11°

Münster

Berlin

-5° bis 0°

20° 11°

20° 12°

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0° bis 5°

-10° bis -5°

Dresden

unter -10°

Finnland und einem Tief über den Beneluxländern weht kühle und feuchte Luft in weite Teile Mitteleuropas. So fallen im Tagesverlauf örtlich noch ein paar Schauer.

Aussichten Etwas Sonnenschein wechselt sich mit zum Teil dichten Wolken ab, dabei mischen sich vor allem im Norden und im Westen auch mal einige Regengüsse und örtlich auch Gewitter in den Wetterablauf ein. Im Süden und Osten sind nur hier und da Schauerwolken unterwegs. Die Temperaturen steigen auf 17 bis 23 Grad. Der Wind weht mäßig bis frisch, an der Ostseeküste und auf den Bergen auch stark mit stürmischen Böen aus West bis Südwest.

N

Frankfurt

Stuttgart

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20° 12°

Westwind 20 km/h

München

23° 13° Zürich 22°

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23° 14° Wien

Genf 25°

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Mittwoch Donnerstag

Norden

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19° 13°

19° 15°

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Osten Westen

Süden

Sonne und Mond (Angaben für München) 05:13 21:17 23.06.

Nullgradgrenze bei 2900 m

www.wetterkontor.de

23:53 10:15 01.07.

08.07.

Wetterhistorie München Maximum 2000 Minimum 1981

31,9 °C 3,2 °C

15.07.

Berlin Bremen Brocken Dortmund Dresden Düsseldorf Erfurt Essen Feldberg Feldberg/Ts. Frankfurt Freiburg Freudenstadt Garmisch Hamburg Hannover Ingolstadt Karlsruhe Kassel Kiel Koblenz Köln Konstanz Leipzig Lindau List/Sylt Lübeck Magdeburg Mannheim München Nürnberg Oberstdorf Osnabrück Passau Rostock Saarbrücken Schleswig Schwerin Stuttgart Trier Wiesbaden Zugspitze

wolkig Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer wolkig Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer wolkig wolkig Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer wolkig wolkig wolkig Schauer Schauer wolkig Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer Regen Schauer Schauer Schauer Regen Schauer wolkig

21° 20° 10° 20° 20° 20° 20° 20° 13° 13° 20° 23° 18° 21° 20° 20° 20° 21° 21° 19° 20° 20° 22° 22° 22° 17° 18° 21° 21° 20° 19° 21° 21° 20° 18° 20° 18° 19° 21° 21° 19° 1°

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Havanna Singapur

Worauf Unternehmen bei Führungskräften Wert legen Unternehmen (in Prozent) finden diese Eigenschaften wichtig... kommunikationsfähig 100 leistungsmotiviert

Amsterdam Athen Barcelona Belgrad Brüssel Bukarest Dublin Helsinki Innsbruck Istanbul Kiew Las Palmas Lissabon London Madrid Mailand Moskau Nizza Palma d.M. Paris Prag Rom Salzburg Sofia Stockholm Warschau Wien Zürich Helgoland Rügen Sylt Agadir Antalya Heraklion Malaga Palermo Rimini Tunis Venedig Cypern Mallorca

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sich mit dem Unternehmen identifizieren sich im Unternehmen bewährt haben Motivationsfähigkeit

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Weiterbildungsbereitschaft

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einen Doktortitel haben 6

SZ-Graphik: Juravel; Foto: dpa; Quelle: IW Consult, Befragung von 1212 Unternehmen im Sommer 2010

wartet werden“. Der Pilotversuch eines Industrial PhD dürfte im Grunde auf externe Industriepromotion hinauslaufen: „Man muss diese berufsbegleitenden Leistungen zwar grundsätzlich anerkennen und auch bereit sein, solche Promotionsverfahren durchführen. Ein Doktortitel darf aber kein reiner Zierrat für den Beruf sein“, warnt der Rektor. Allerdings ist fraglich, ob es diesen Zierrat tatsächlich braucht: Bei einer Erhebung des Instituts der Deutschen Wirtschaft 2010 gaben nur sechs Prozent der befragten Personalchefs an, dass sie bei der Besetzung von Führungspositionen auf einen Doktortitel Wert legen – zum Beispiel Kommunikationsfähigkeit wurde als viel wichtiger genannt (siehe Graphik). „Man kann ein ausgezeichneter Ingenieur sein, ohne Doktortitel und ohne jemals in größerem Umfang in der Forschung gearbeitet zu haben“, meint auch Schmachtenberg. Ebenso ermutigt er Mediziner, in deren Bereich hurtige oberflächliche Dissertationen fast Regelfall sind, ohne Doktorhut zu praktizieren. In Aachen gehen 90 bis 95 Prozent der promovierten Ingenieure anschließend in die Industrie, viele erstellen ihre Arbeit in thematischer Verzahnung mit Unternehmen. Zentral sei für das wissenschaftliche Arbeiten der Doktoranden aber die Integration in das Forschungsumfeld der Professur, sagt Schmachtenberg. Man müsse nun abwarten, wie der European Industrial PhD genau ausgestaltet werde; aber es sei nicht sinnvoll, den Trend zum berufsnahen Doktor zu beschleunigen. Stattdessen sollte die EU, so Schmachtenberg, die Promotionsbedingungen in den Hochschulen verbessern: „EU-Forschungsmittel sind für die Doktorandenausbildung meist kaum einsetzbar, weil sie zu sehr an Themenvorgaben und Arbeitspläne gebunden sind.“

Europa

Urlaubsorte

Peking

Vancouver

möglichen. Die wissenschaftliche Betreuung liegt beim Doktorvater, der das Vorhaben annimmt. Nach einer Schätzung der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) liegt der Anteil solcher Promotionen bei den Ingenieuren im einstelligen Prozentbereich. Die Akademie verweist auf die Einschränkung bei der Themenfindung: In einer Umfrage sagten 82 Prozent der Industriedoktoranden, sie könnten ihr Thema nur präzisieren und nicht selbst bestimmen. Auch der Rektor der RWTH Aachen und Vorsitzende der neun führenden Technischen Unis (TU9), Ernst Schmachtenberg, ist skeptisch: „Es existiert offenbar bei vielen die Vorstellung, man müsse den Doktortitel haben, um im Beruf erfolgreich zu sein. Der Titel scheint hier fast schon eine Markenfunktion zu haben wie beim Autokauf.“ Die Hochschulen müssten aber darauf achten, „unter diesem akademischen Grad die Befähigungen abzubilden, die hiermit auch er-

Weltwetter Schauer heiter heiter heiter Schauer Schauer Schauer Schauer Schauer sonnig Schauer heiter wolkig Schauer wolkig wolkig Schauer heiter heiter Schauer Schauer heiter wolkig sonnig Gewitter Schauer Schauer Schauer

19° 31° 26° 22° 18° 24° 15° 20° 20° 26° 23° 28° 29° 20° 34° 26° 27° 25° 29° 22° 20° 26° 20° 24° 19° 16° 23° 22°

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Abu Dhabi Bangkok Bogota Bombay Boston Buenos Aires Chicago Darwin Denver Dom. Republik Hongkong Houston Jakarta Jerusalem Johannesburg Kabul Kairo Kuwait La Paz/Bol. Lima Los Angeles Malediven Manila Mekka Mexico City Miami Montreal Nairobi New Delhi New York Panama Peking Perth Riad Rio de Janeiro San Francisco Singapur Sydney Teheran Tel Aviv Tokio Vancouver Washington

12.00 Uhr UTC

sonnig Spr.reg. Schauer Gewitter wolkig bedeckt Schauer wolkig Regen Schauer wolkig wolkig wolkig sonnig sonnig sonnig sonnig sonnig sonnig wolkig sonnig Gewitter Schauer heiter Schauer Gewitter wolkig Regen wolkig Gewitter Schauer wolkig Schauer sonnig wolkig sonnig Schauer sonnig sonnig sonnig Schauer sonnig Schauer

35° 29° 15° 30° 26° 14° 27° 27° 20° 34° 31° 34° 30° 26° 17° 31° 34° 44° 16° 20° 22° 31° 27° 43° 23° 32° 22° 20° 41° 26° 30° 34° 20° 42° 25° 19° 32° 18° 38° 32° 25° 18° 29°


Seite 30 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

HBG

Montag, 20. Juni 2011

JETZT.DE

Hauptsatz

Nimm mich überall mit hin

„Das ist doch auch wieder out, oder?“

Der jetzt-Kosmos, die junge Community der „Süddeutschen Zeitung“, wird zehn Jahre alt. Zum Geburtstag wird gefeiert und gebastelt

Manche Sätze sind häufiger als andere. Regelmäßig stellt unser Autor einen vor. Knifflige Sache mit diesem Satz. Man könnte ihn eine sich selbst enthauptende Prophezeiung nennen. Denn wie man anhand des ausgemusterten Wörtchens „out“ gut erkennt, ist derjenige, der den Satz ausspricht meist selbst schon lange nicht mehr „in“ gewesen. Trotzdem beharren Menschen, denen man also eine Unterscheidung in das, was sie noch „in“ und „out“ nennen gar nicht mehr abverlangt, weiterhin darauf, sich mit diesem

In dieser Woche vor zehn Jahren wurde die erste jetzt-Page ins Netz gestellt. Im Jahr 2001 war das Internet zum Mitmachen noch in seinen Kinderschuhen, und jetzt.de war eine der ersten Communitys, bei der man sich anmelden konnte, in der man ein Profil hatte, um sich selbst vorzustellen und in der man mit anderen in Kontakt treten konnte. Wer sich in jenen Tagen auf jetzt.de anmeldete und noch kein Profilfoto von sich hochgeladen hatte, sah ein Stellvertreterbild. Es handelte sich um einen kleinen verpixelten Roboter, der, je nach Geschlecht, eine unterschiedliche Farbe hatte. Hier links im Bild siehst du die Stellvertreter von damals. Wenn du sie ausschneidest, auf eine dünne Pappe ziehst und an den Faltecken zusammenklebst, erwachen sie zum Leben und werden dreidimensional. Wenn du sie dann noch bis 20. Juli 2011 auf alle deine Reisen und Ausflüge mitnimmst und sie an den verschiedensten Stellen fotografierst, hast du die Chance auf einen Preis: Wer seine Reisebilder mit den jetzt.de-Robotern auf jetzt.de im Label „jetztroboter“ hochlädt, nimmt teil an einer Verlosung um einen großen Überraschungspreis – den wir Ende Juli in München verleihen werden.

Satz in die Bredouille zu reiten. Eltern zum Beispiel. Wenn ich heute zu meinem Vater gehen und volldoof sagen würde: „Papi leih mir Geld, ich mag heut’ Abend auf ein HipHop-Konzert.“ Dann würde der Papi mir zwar Geld leihen, aber eben zusätzlich anmerken: „Dieses HipHop ist doch auch schon wieder out, oder?“ Er erwartet danach natürlich keinesfalls eine inhaltliche Diskussion über den Status des aktuellen HipHop. Nein, der Satz soll an diesem Punkt nur den kleinen Fortschritt beschreiben, der ihn von „Hä, Hiphop, was ist denn das?“ trennt, das mein Opa sagen würde. Soll also klarmachen, dass er mitbekommen hat, dass dieses Zeug seit längerer Zeit da ist und eben evtl. auch schon wieder out sein könnte. Oder anders: Selbst Papi ist mittlerweile des Hiphops etwas müde, so lange nimmt er ihn schon am äußersten Rande seines persönlichen Bildausschnitts wahr. Klingt jetzt im Papi-Beispiel ein bisschen nach zerstreutem Professor, ist aber ganz natürlich. Neulich erzählte jemand in kleiner Runde, er würde am Wochenende Wakeboarden gehen. Ich im natürlichen Reflex desjenigen, der mit beiden Dingen nichts anfangen kann: „Echt, ahja, Wakeboarden, macht man das überhaupt noch?“ Unverständliches Nicken bei meinem Gegenüber. Klar macht man das noch, nie hat jemand aufgehört. Ich würde es auch erst als Letzter mitbekommen, wenn man nicht mehr wake- sondern snake- oder gleich fakeboardet. Aber damit etwas gesagt ist und ich, ganz der Papi, markiert habe, dass ich in der Lage bin selbst zu diesem abwegigen Thema ein Gesicht zu machen, kommt eben der Hauptsatz. Er ist verführerisch, weil man sich, im günstigsten Fall qua Nichtwissen zum Trendsetter schummeln könnte. Wenn nämlich der Herr Wakeboarder auf meine Quatschfrage gestottert hätte: „Ja hast recht, eigentlich ist es total oll.“ Dann hätte ich gönnerhaft genickt und alle Beteiligten wären aus Hochachtung vor meiner Wasserfunsport-Expertise fortan und für ihr ganzes Leben leicht gebückt gelaufen. max-scharnigg.jetzt.de

„Ohne deine Mails hätte ich mich vielleicht umgebracht“ Wer sich einsam fühlt und nicht mehr weiter weiß, kann eine anonyme Mail an das Team von youth-life-line.de schicken – die Antworten schreiben Gleichaltrige Suizid ist nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen. Die Krisenberater vom Arbeitskreis Leben e.V. in Reutlingen und Tübingen haben deshalb eine Onlineberatung eingerichtet: Auf www.youth-life-line.de können sich junge Menschen, die in einer Krise stecken, anonym und per E-Mail Rat holen. Die Antworten schreiben Gleichaltrige. Wie es ist, den Altersgenossen zur Seite zu stehen, das erklären die sogenannten „Peer-Berater“ Aliena, 16, und Moritz, 18. Mit jetzt.de sprechen sie über Hilferufe, tiefe Verzweiflung, neuen Lebensmut und die Ungewissheit, wenn plötzlich die Antwort ausbleibt. jetzt.de: Aliena, Moritz, ihr beiden gehört zum Team von „Youth-Life-Line“ und beratet Gleichaltrige in Krisen. An was habt ihr heute gearbeitet? Moritz: Ich habe gerade einer Klientin geschrieben, die versucht, ihre Sozialphobie zu überwinden, also ihre Angst vor anderen Menschen. Wir schreiben uns jetzt seit zwei Monaten. Sie möchte wieder Kontakte knüpfen, aber es fällt ihr noch ziemlich schwer. jetzt.de: Was macht ihr im Moment zu schaffen? Moritz: Ihre Mail war dieses Mal relativ kurz, was mich etwas überrascht hat. Sie hat nur geschrieben, dass sie zwar Probleme hat mit ihren Mitschülern, aber mit ihrem Cousin und ihrem Bruder gerne was unternimmt. Mit denen versteht sie sich gut. Ich habe geantwortet, dass ich es super finde, dass es Leute gibt, bei denen sie aus sich herauskommen kann. Und ob sie nicht darauf aufbauen kann und ob sie nicht gemeinsam mit anderen was unternehmen können. jetzt.de: Moritz ist schon seit drei Jahren dabei, während du, Aliena, erst im Februar angefangen hast. Erinnerst du dich noch an deine erste Mail? Aliena: Ja, das war ein ziemlich verwirrender Fall. Da hatte ein Mädchen geschrieben, dass sie manchmal stundenlang durch die Straßen irrt, bis sie nicht mehr weiß, wo sie ist und wie sie dorthin gekommen ist. Sie hat auch geschrieben, dass sie sich selbst verletzt und Suizidge-

danken hat. Das waren also ziemlich viele Probleme auf einmal. Ich habe drei Stunden an meiner Antwort gesessen, ich wollte ja möglichst gut auf sie eingehen. Danach war ich erst mal ziemlich erschöpft, so als hätte ich Sport gemacht. Inzwischen habe ich mehr Übung und da geht das natürlich besser. jetzt.de: Wie bist du vorgegangen? Aliena: Ich habe mir viel Hilfe geholt bei Beratern, die schon länger dabei sind, und bei den Fachkräften, die jede unserer Mails vor dem Abschicken noch einmal gegenlesen. Und dann habe ich versucht, möglichst viel Verständnis für ihre Situation zu zeigen – zum Beispiel dafür, dass es sie durcheinanderbringt, wenn sie durch die Straßen irrt. Ich habe versucht mit ihr zu überlegen, welche anderen Auswege es für sie geben könnte, als das Leben zu beenden.

Moritz: Vor kurzem habe ich von einer Klientin eine wirklich sehr nette Mail bekommen. Sie schrieb: Ohne deine Mails hätte ich mich vielleicht längst umgebracht. Dank dir lebe ich noch. Solche Rückmeldungen sind natürlich schon toll. Das zeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist und wie viel wir tun können – einfach nur, indem wir schreiben und auf sie eingehen. Die meisten Suizide von jungen Leuten kann man aus meiner Sicht verhindern. Der überwiegende Teil unserer Klienten fasst irgendwann neuen Lebensmut.

jetzt.de: Aber ihr macht euch bis dahin sicher oft auch Sorgen, oder? Aliena: Klar. Ich hatte neulich eine Klientin, die schon einen bestimmten Termin für ihre Selbsttötung genannt hat. Und ich habe dann die letzte Mail geschrieben, die sie vorher noch lesen würde. Sie hat seither nicht mehr geantwortet, aber ich weiß, dass sie später noch einmal in ihren Account geschaut hat. Das war nach dem Termin. Jetzt hat sie sich vor kurzem dann doch noch mal gemeldet und gesagt, dass sie lebt und in einer Klinik ist. Das hat mich beruhigt.

jetzt.de: Du weißt gar nicht, ob er noch lebt? Moritz: Ich habe keine Idee. Ich kann mir nur Gedanken machen. Und sehr stark hoffen. jetzt.de: Zermürben euch solche Ungewissheiten? Moritz: Wir sollen das nicht mitnehmen in unseren Alltag. Deswegen kommen wir ins Büro nach Tübingen, arbeiten von hier aus und lassen auch die Gedanken hier, wenn wir heimgehen. Das ist zumindest die Idee.

jetzt.de: Was sagt man einem Menschen, der sich das Leben nehmen möchte? Aliena: Das ist nicht einfach. Wer in so einer Situation steckt, ist ja sehr verzweifelt und sieht irgendwann nur noch den Tod als Ausweg. Wir versuchen, unseren Klienten zur Seite zu stehen und ihren Blick auch auf die anderen Dinge zu lenken, auf das, was ihnen früher einmal Freude gemacht und Kraft gegeben hat. Zum Beispiel, indem wir gezielt Fragen stellen: Was macht dir Spaß? Wie würdest du gerne leben? Wie könnte es besser sein? Moritz: Viele meinen, wir würden eine Art Anleitung zum Glücklichwerden rausschicken. Das können wir natürlich nicht. Aber für die Klienten ist es oft schon sehr wichtig, dass einfach nur jemand da ist, der ihnen zuhört und sich für sie interessiert. Aliena: Das Wichtigste ist, dass wir die Suizidgedanken der Klienten auch ganz offen ansprechen in unseren Mails und nicht einfach darüber hinweggehen. Wir müssen auch ihre Antworten aushalten können. jetzt.de: Konntet ihr schon einmal jemandem das Leben retten?

jetzt.de: Sie hat dir ein konkretes Datum genannt? Das klingt erschreckend. Moritz: Ja, das gibt es aber ziemlich oft. Damit muss man einfach fertig werden. Mein erster Klient hat irgendwann gesagt: So, ich bring’ mich jetzt um. Und dann kam nichts mehr. Bis heute nicht. Das werde ich nie vergessen.

Aliena und Moritz sind Berater der „Youth Life Line“. In echt heißen sie anders – zum Schutz der Anrufer und zum eigenen Schutz arbeiten sie anonym.

jetzt.de: Funktioniert das in Praxis? Moritz: Ganz zurücklassen kann man die Gedanken natürlich nicht. Wir versuchen uns aber immer wieder klar zu machen, dass wir uns nicht verantwortlich fühlen dürfen, wenn wir jemandem im äußersten Fall nicht helfen können. Wir können immer nur ein Hilfsangebot machen und unser Bestes geben. Aber es gibt eben leider keine Garantie, dass man jedem helfen kann oder sich auch jeder helfen lässt. Selbst wenn ich richtig Sorgen habe und jemanden ausfindig machen wollte – ich hätte keine Möglichkeit dazu. Die Klienten nehmen anonym über die Homepage mit uns Kontakt auf. Das senkt die Hemmschwelle für Jugendliche, sich an jemanden zu wenden, wenn sie nicht weiterwissen. Aber es schützt natürlich auch uns. Aliena: Wir alle hier treten deswegen nicht mit unserem richtigen Namen auf, mein Beratername Aliena ist ein Nickname. Die Klienten sollen uns ja nicht in Facebook oder sonst irgendwo finden können, so dass wir irgendwann am Büro vorbei beraten würden. Und wir dürfen natürlich Fälle einem anderen Berater überlassen, wenn sie uns persönlich zu sehr belasten würden.

jetzt.de: Ist das schon einmal vorgekommen? Moritz: Es gab einen Fall, wo ich es zumindest in Erwägung gezogen habe. Die Klientin hat in der allerersten Mail geschrieben, dass sie in einem Internetforum jemanden gefunden hat, mit dem sie sich in drei Wochen gemeinsam umbringen möchte, und dass sie eigentlich nur noch darüber reden möchte. Ihr Entschluss stehe fest. Da habe ich mir gedacht: Das ist schon sehr hart. jetzt.de: Du hast ihr trotzdem geantwortet? Moritz: Ich habe versucht herauszufinden, was bei ihr los ist. Habe versucht, ihre Gedanken mehr auf das Positive zu lenken. Und irgendwann hat sie dann geschrieben, dass ihr der Termin Angst

„Eine Klientin hatte mir einen bestimmten Termin für ihre Selbsttötung gesagt.“ macht. Dass sie einen hohen Druck spürt, weil der Suizid viel realer geworden ist. Sie kann ihn nicht mehr vor sich herschieben, sie hat einen Termin und das macht ihr Angst. Und da habe ich sie einfach gefragt, was sie denn davon abhält, nicht hinzugehen. jetzt.de: Und? Moritz: Ihr fiel nichts ein dazu. jetzt.de: Also hat sie sich nicht umgebracht? Moritz: Na ja, das weiß ich nicht ganz sicher. Vielleicht hat sie es durchgezogen, vielleicht auch nicht. Sie hat irgendwann nicht mehr geschrieben. Aber das war schon nach dem Termin. Den hat sie auf jeden Fall abgesagt und auch den Kontakt zu dem Forum abgebrochen. Und darüber habe ich mich schon richtig gefreut. Interview: bernd-kramer.jetzt.de

Verantwortlich: Dirk von Gehlen Illustrationen: C. Zeug, K. Bitzl; Fotos: privat


MONDAY, JUNE 20, 2011

Copyright © 2011 The New York Times

Articles selected for

Calling On Comedy To Subvert Saudi Rules By NEIL MacFARQUHAR

riYadh, saudi arabia — You know you are attending a saudi arabian comedy night when the performance tent is pitched 80 kilometers out into the desert to avoid the morals police and, astonishingly, the ushers are women, even if they remain shrouded by black garments. Then the swirling disco lights and giant speakers go still for evening prayer. and sex determines the seating — bachelors on the right, families including women on the left. “i love riyadh!” the master of ceremonies starts in arabic, eliciting a tepid response from the audience of about 1,000 people: “When you walk on the streets, you don’t see any women!” stand-up comedy in saudi arabia remains a somewhat clandestine affair, emerging from the raw local performers hired as warm-up acts for the mostly arabamericans who began touring the middle east a few years ago. but saudi comics are now coming into their own. Two have established wildly popular shows on YouTube — not least because the Web has emerged as the one public space in the kingdom where it is O.K. to endorse the arab uprisings. Comedy nights have just switched to arabic from english, broadening their appeal, and comedians have even been asked to entertain at Koran conferences. “it is really convenient for saudi society because it is one person on stage; there is no acting, no women on stage, no men dressed as women,” said ahmad Fathaldin, a 25-year-old medical student and one of six young people who write and perform the hit series “On the Fly” on YouTube. “socially it is accepted.” another factor that helped spawn the comedy phenomenon, and pushed it onto YouTube in the first place, is the stifling sameness of arab television networks. “TV is dying a slow and painful death in this region,” said Fahad albutairi, 26, a geophysicist and self-described skinny nerd who graduated from the University of Texas at austin. Last November he started the other hit saudi show on YouTube, “La Yekthar,” or “Zip it.” among the nearly 19 million saudis, about 70 percent are under 30. They cannot abide

KEITH BERKOBEN/FAB FOLK

Volunteers have built a wireless Internet around Jalalabad, Afghanistan, from off-the-shelf electronics and ordinary materials.

Liberation Tech

Continued on Page 4

By JAMES GLANZ and JOHN MARKOFF

United States Helps Dissidents Create Internet Detours

T

he Obama admiNisTraTiON is leading a global effort to deploy “shadow” internet and mobile phone systems that dissidents can use to sidestep attempts to silence them. an improbable alliance of diplomats and military engineers, young programmers and dissidents from at least a dozen countries is at work on the projects, which the United states state department is spearheading. ranging in scale, cost and sophistication, some of the projects involve new technology; others rely on tools already created by hackers in the liberation-technology movement sweeping the globe. One is an operation out of a spy novel: in a fifth-floor shop on L street in Washing-

ED OU FOR THE NEW YORK TIMES

Fahad Albutairi runs a comedy show on YouTube that cautiously criticizes the Saudi government.

WorlD trenDs

Deep slide imperils Egypt’s revolution.

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ton, a group of young entrepreneurs who look as if they could be in a rock band are assembling a prototype “internet in a suitcase.” The american effort has picked up momentum since the government of President hosni mubarak shut down the egyptian internet in the last days of his rule. in recent weeks, the syrian government also temporarily disabled much of that country’s internet. “We’re going to build a separate infrastructure where the technology is nearly

money & busIness

Murano pursues a renaissance. IntellIgence:

impossible to shut down, to control, to surveil,” said sascha meinrath, who is leading the “internet in a suitcase” project as director of the Open Technology initiative at the New america Foundation, a nonpartisan research group. secretary of state hillary rodham Clinton has made internet freedom into a signature cause. “We see more and more people around the globe using the internet, mobile phones and other technologies to make their voices heard as they protest against injustice,”

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mrs. Clinton said in an e-mail response. “There is a historic opportunity to effect positive change, change america supports,” she said. The United states state department has framed its support as promoting free speech and human rights, not as aimed at destabilizing governments. but that distinction is difficult to maintain, said Clay shirky, an assistant professor at New York University who studies the internet and social media. “You can’t say, ‘all we want is for people to speak their minds, not bring down autocratic regimes’ — they’re the same thing,” mr. shirky said. The United states, he said, could expose itself to charges of hypocrisy if the state department maintained its support for Continued on Page 4

arts & styles

Through culture, Kurds find freedom.

the next steps for eg yptian women, Page 2.

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Craving Face Time The benefits and downside of social media are part of the modern conversation. Cellphone videos posted to YouTube and Facebook can show footage of what appears to be syrian citizens who were shot by soldiers dispatched by President bashar LENS al-assad. Twitter feeds can amplify that message, when no reporter is on the ground to bear witness, walk with the protesters and hear their laments. They enable those brave enough to confront a despotic regime to broadcast their struggle to the world. meanwhile, the most obvious drawback of social media, bill Keller wrote in The Times, is that they are “aggressive distractions.” For comments, write to nytweekly@nytimes.com.

“Twitter is not just an ambient presence,” he wrote. “it is the enemy of contemplation. every time my Tweetdeck shoots a new tweet to my desktop, i experience a little dopamine spritz that takes me away from … from … wait, what was i saying?” add to the list of drawbacks the fact that you can’t interview a Twitter feed and see if it is telling the truth. as more of our time is spent living in the virtual world, less is spent in the presence of others, having old-fashioned conversations. an online service called Grubwithus brings strangers together to share a meal, The Times reported. Users browse a list of dinners in their cities, buy a ticket for around $25 and then meet up with a group to dine. academics who study socializing say that these interactions appear to satisfy a basic need: the intimacy of face-to-face meetings. People worry that “online contact and networking might replace offline interac-

tions, but offline is still so precious that we’re creating ways to bring offline even more front and center,” s. shyam sundar, a director of the media effects research Lab at Pennsylvania state University, told The Times. “Physical proximity plays a big role in terms of building relationships.” even the proliferation of online videoconferencing falls short of the handshake and the sitdown when it comes time to cut a deal. Thomas Lewis, an assistant clinical professor at the University of California, san Francisco school of medicine and a practicing psychiatrist, told The Times that using video chats to treat patients is better than doing it over the phone. but the camera on a desktop is at the top of the screen, and if you actually look directly at your video partner, it appears that you are looking down, he said. eye contact is lost. “When someone doesn’t look us in the eye, the brain deduces this as someone being less likable, less confident and less

honest,” dr. Lewis told The Times. “This is problematic in trying to create business relationships.” another lesson many in the business world have learned is that leaving a trail of electronic messages about sensitive subjects can lead to problems later on. “LTL” (let’s talk later) is a signal to colleagues that it’s time to set aside the keyboard and find a place to have a free and frank exchange of ideas, without creating a digital trail. mr. sundar told The Times that a new generation of services that rely on the ubiquity of social networking are being put to use to overcome the limitations of the digital realm and bring people together in what is known, in Webspeak, as irL, or “in real life.” it’s also sometimes referred to as the real world. he added: “We’re using social technology to feed our need to meet up and close the gap between all the social networking that we do from a distance.” TOM BRADY

Some startups are using social media to foster inperson meetings, and conversation.

WESTERN ELECTRIC


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MONDAY, JUNE 20, 2011

SÜddEUtSchE zEItUng O P I n I O n & c O M M E n tA RY

e d i to ri a ls o f the t i m es

thOMAS l. fRIEdMAn

The Earth Is Full

What the Inspectors Say Iran continues to stonewall about its illicit nuclear activities. The International Atomic Energy Agency isn’t falling for it. Nobody should. The agency’s latest report is chilling. While Tehran claims that its program has solely peaceful ends, it lists seven activities with potential “military dimensions.” That includes “activities related to the development of a nuclear payload for a missile”; new evidence that Iran has worked on a highly sophisticated nuclear triggering technology; and research on missile warhead designs. After the Iraq debacle, all claims must be examined closely. The I.A.E.A. has a strong record — in the run-up to the war it insisted there was no evidence that Iraq had a nuclear weapons program. There are still more questions to be answered. American intelligence agencies, rightly chastened by their failure in Iraq, concluded in 2007 that Tehran had halted the weapons portion of its nuclear program four years earlier. United States officials now say that Iran’s massive “Manhattan Project” ended then but that many of the same scientists are still engaged in weapons-related pursuits. Meanwhile, Yukiya Amano, the head of the I.A.E.A., said in a news conference recently that “the activities in Iran related to the possible military dimension seem to have been continued until quite recently.” More explanation is needed. Tehran insists the agency’s allegations are fabricated. At the same time, it is refusing to answer the inspectors’ questions about possible work on weapons designs and is blocking their access to sites, equipment and documents. Five years after the United Nations Security Council ordered it to halt uranium enrichment, Iran still has

thousands of centrifuges spinning at its Natanz plant. We don’t know if any mixture of sanctions and incentives will change that behavior. We are certain that without more pressure Tehran will keep pushing its program forward. The major powers’ last attempt at negotiations, in January, hit a wall, but Washington and its allies should keep looking for diplomatic openings. The fourth round of United Nations sanctions, imposed a year ago, is starting to bite, reducing Iran’s access to foreign capital, trade and investments. But implementation is still lagging. The European Union finally moved in May to rein in the Iranian-owned bank in Germany, the European-Iranian Trade Bank, which is accused of facilitating billions of dollars of transactions for blacklisted Iranian companies. China has yet to sufficiently crack down on the Chinese firms that still do business with Iran’s sanctioned entities. Turkey, India and the United Arab Emirates, a major hub for Iranian commerce, are still too cozy with Tehran. Iran has not wasted the intervening year and is always looking for signs of weakness. The United States and its allies need to tighten the current round of sanctions and start working on another Security Council resolution with even tougher sanctions. If there is any good news in the I.A.E.A. report, it appears that Iran’s enrichment program is not advancing as fast as many feared — the result of the Stuxnet computer virus and sanctions that make it harder for Tehran to import needed materials from overseas. That has not blunted its ambitions. The Iranians said on June 8 that they plan to triple production of the most concentrated nuclear fuel — the kind that could get them closer to a bomb.

Talking Truth to NATO Defense Secretary Robert Gates spoke bluntly to America’s NATO allies on June 10. They needed to hear it. America’s key strategic alliance throughout the cold war is in far deeper trouble than most members admit. The Atlantic allies face a host of new and old dangers. Without more and wiser European military spending — on equipment, training, surveillance and reconnaissance — NATO faces, as Mr. Gates rightly warned, “a dim if not dismal future” and even “irrelevance.” The secretary is retiring at the end of June, which is likely one of the reasons he jettisoned the diplomatic niceties. But not the only one. As he made clear, the United States can no longer afford to do a disproportionate share of NATO’s fighting and pay a disproportionate share of its bills while Europe slashes its defense budgets and free-rides on the collective security benefits. NATO’s wobbly performance over Libya, after the Pentagon handed off leadership, should leave no doubt about the Europeans’ weaknesses. And while America’s NATO partners now have 40,000 troops in Afghanistan (compared with about 99,000 from the United States), many have been hemmed in by restrictive rules of engagement and shortages of critical equipment. Too many are scheduled for imminent departure. The free-rider problem is an old one but has gotten even worse over the last two decades. During most of the cold war, the United States accounted for 50 percent of total NATO military spending; today it accounts for 75 percent. Mr. Gates was right when he warned of America’s dwindling patience with allies “unwilling to devote the necessary resources or make the necessary changes to be serious and capable partners in their own defense.” Decades of underinvestment, poor

spending choices and complacent denial about new challenges have created what Mr. Gates called a “two-tiered alliance.” He is right that too many members limit themselves to “humanitarian, development, peacekeeping and talking tasks,” and too few are available for the combat missions the alliance has agreed to assume. Libya, a mission much more directly linked to the security of Europe than of the United States, strikingly illustrates the consequences. Fewer than half of NATO’s 28 members are taking part in the military mission. Fewer than a third are participating in the airstrikes. British and French aircraft carry the main burden. Canada, Belgium, Norway and Denmark, despite limited resources, have made outsized contributions. Turkey, with the alliance’s second-largest military, has remained largely on the sidelines. Germany, NATO’s biggest historic beneficiary, has done nothing at all. Even fully participating members have failed to train enough targeting specialists to keep all of their planes flying sorties or to buy enough munitions to sustain a bombing campaign much beyond the present. That should frighten every defense ministry. What if they had to fight a more formidable enemy than Colonel Muammar el-Qaddafi’s fractured dictatorship? Combat is not always the best solution. NATO needs those European capabilities. All alliance members must also have at least the basic military capacities to meet common threats. Without that, the alliance will grow increasingly hollow — a fact that enemies will not miss. Mr. Gates was right to speak out. We hope his likely successor, Leon Panetta, will keep pushing hard. A two-tiered military alliance is really no alliance at all.

Keeping Protectionism at Bay The world’s big trading nations have done a fairly good job over the last two years of resisting protectionism even as their economies stalled or shrank. But their patience with open markets seems to be wearing thin. With growth still slow and unemployment high, many developed countries are resorting to measures that restrict imports — from antidumping investigations to tariff increases. This must stop. The World Trade Organization has been monitoring new trade restrictions since the Group of 20 industrialized nations promised to refrain from protectionism in 2009. It found that between October 2010 and

IMPRESSUM Die Beilage erscheint in Zusammenarbeit zwischen der New York Times und der Süddeutschen Zeitung. Verlag: Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München Druck: Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH, Zamdorfer Straße 40, 81677 München Redaktion: Kurt Kister (verantwortlich) Anzeigen: Jürgen Maukner beide: Adresse, wie Verlag

April 2011, these nations imposed 122 new restrictions affecting about 0.5 percent of world imports. That is more than twice as many as in the period between May and October 2010. This trend does not yet threaten global trade, which expanded by more than 14 percent last year, according to the W.T.O. But it indicates an erosion of the discipline that kept world markets open through the downturn and prevented protectionism from further denting global growth. Every country has given in to temptation to some degree. Brazil increased tariffs on tools and toys. China opened antidumping investigations against American grain imports and imports of photographic paper from the United States, the European Union and Japan. The United States imposed a special tax on some foreigners who win government procurement contracts. This course is not surprising given the sluggish recovery. And with the international solidarity sparked by the global financial crisis eroding, governments want to give domestic firms an advantage. Since the financial crisis began in 2008, G-20 countries have imposed 550 measures to restrict or potentially distort trade. Such measures disrupt international supply chains, reduce economic activity and dent the sense of common purpose that was needed to survive the economic crisis. Giving in to the protectionist impulse now can only make matters worse.

CHRIS HONDROS/GETTY IMAGES

Women face a long struggle to attain equal rights in Egypt. Protesters in Cairo’s Tahrir Square in February. IntEllIgEncE/MOZN HASSAN

A Revolution Just Beginning Cairo One of the earliest and most important questions raised by the Egyptian revolution, and one that is still being asked, is this: Where are the Egyptian women? The answer I give: Women in Egypt are getting to a better place, but the path is long and hard. Our 18-day sit-in in Tahrir Square in January that brought down Hosni Mubarak’s regime broke many barriers in Egyptian society. I’ll never forget the day when young conservative men were the ones who cooperated with young women activists against the ruthless fire of Mubarak’s police force. We would have never mingled in that way before that. Women broke the norms. We played a different role than that ascribed to us by tradition and culture. We struggled for change, both in politics and within ourselves, to prove that we were up to the challenge. And we succeeded. I saw women walking, proud and tall, a new body language that screamed confidence. Women were carefree, talking and laughing on the streets that they had fought for and finally won over. A new revolutionary phase has started, one with challenges for women in the public sphere and in private life, and for me as an activist. Many questions come to my mind: Will we be able to continue struggling for a more radical social revolution? Will we be able to sustain it throughout the next stages of changing Egypt to the civil democratic country we dreamed of? We fought for “freedom, Mozn Hassan is the executive director of Nazra for Feminist Studies in Cairo. Send comments to intelligence@nytimes.com.

dignity and social justice,” the slogans we unflaggingly chanted throughout the amazing, harsh and challenging 18 days. How can we continue to resist and promote these values now? Many incidents since then indicate a regression for the role of women. Not a single woman was chosen in the committee that amended the Egyptian Constitution; sexual harassment incidents are reported daily and were blatant during the celebration of International Women’s Day on March 8, when military police arrested people for protesting on the

Egyptian women face a new challenge to change society’s attitudes. streets and conducted forced virginity tests on women they detained. All this can create the feeling that there is no hope, that you can change a regime in Egypt but you cannot gain more rights and freedoms for women. We have to realize that this is only the beginning of a long struggle, here and in the greater Arab world which is now in upheaval. Is it more important to gain more basic rights long denied to women or to work with people for political gain and real equality? This question is answered when you look at women not only in Egypt, but also at those protesting in Tunisia and Syria. Although they gained some rights through laws under these re-

gimes, it has not been enough. Naming January 25 a “revolution” instead of an “uprising,” means that women are expecting to pass through difficult phases. We’ve managed the first, and perhaps easiest one, but we have a long way to go, a path that requires tremendous effort, new discourses and interventions. We decided as women, regardless of our own differences, to work together to mobilize society behind our demands. We realized that building an inclusive movement of women and men was our best path. The revolution has inevitably forced new realities on us — working on women’s attitudes and contributions to societies is no longer an option, but a necessity. Women have to continue to force their way into the public space and destroy the myth of their inability to perform certain roles as activists or in politics. The movement will deconstruct the stereotype that there is only one type of Egyptian woman that does (and should) exist. I am witnessing this: Women are joining the political sphere and building their legacies to run for elections; young people are creating new social groups; women’s rights coalitions are forming to protect our existence in the new postrevolution era. It is their own real work that is laying the foundation of change. This is how movements are built and how spaces are protected. The revolution was the work of different generations that struggled to protect the space and widen it for others. This is our challenge now — to continue building on what we gained and expand it. We cannot allow ourselves to be overwhelmed by the obstacles ahead.

dAvId bROOkS

Politicians Behaving Well One reason many politicians behave badly these days is that we spend less time thinking about what it means to behave well. This was less of a problem in past centuries when leaders, teachers and clergy held detailed debates over what it meant to have good character. In the 18th century, for example, Edmund Burke composed a long, famous passage defining the standards of political excellence: “... To be taught to respect one’s self; to be habituated to the censorial inspection of the public eye; ... to have leisure to read, to reflect, to converse; to be enabled to draw the court and attention of the wise and learned, wherever they are to be found; to be habituated in armies to command and to obey; ... to be led to a guarded and regulated conduct, from a sense that you are considered as an instructor of your fellow citizens in their highest concerns, and that you act as a reconciler between God and man. ...” In the 19th century, Anthony Trollope wrote a series of popular novels fussing over what it means to behave well in political life. Trollope’s view was different than ours. Many Americans today assume that people are born with a good Inner Self but get corrupted by politics. American voters are always looking for the Innocent Outsider who can come in and bring sweeping change. Trollope admired Prudent Insiders, not Innocent Outsiders. His most admirable characters have been educated by long experience. They have grown mature by exercising responsibility. They have been ennobled by custom and civilization. In his books, powerless outsiders often behave self-indulgently and irresponsibly. Those who are in government have to grapple with the world as it really is. The central tension in Trollope’s novel “Phineas Finn” is between independence and service. The title character

is an Irish outsider who comes into Parliament vowing to be true to his individual conscience. “Let me assure you I wouldn’t change my views in politics either for you or for the Earl,” Finn tells a party leader early on. But he enters a Legislature filled with insiders, some of whom are virtuous and some of whom are not. Finn has to either chart his own course or allow himself to be put in harness for the good of the common effort. Trollope seems to have a passing admiration for Finn’s independence. Finn is a charming, good-natured man. But he is never really tested by power. He grades himself on a curve, never really facing up to his weaknesses. Being an amateur in

In past centuries, leaders debated what it meant to have good character. life, he can afford to be unsteady in his affections, and rely on good looks instead of strength of character. Trollope’s ideal politicians — who have names like Plantagenet Palliser and the Duke of St. Bungay — put service before independence. Their party and their country have asked them to accept certain duties and face certain problems, and they just get on with it. They are more weighty, but also more boring. Trollope’s ideal politicians share certain traits. They are reserved, prudent and scrupulous. They immerse themselves in dull practical questions like, say, converting the currency system. They are not sweeping thinkers, but they make sensitive discriminations

about the people and the circumstances around them. They learn to operate within the constraints imposed by their idiom, and they don’t whine or complain about those constraints. They develop delicate understandings of what is required in a given place in time. Trollope’s ideal leaders are not glamorous celebrities of the sort we have come to long for since John F. Kennedy. They are more like seamen or carpenters. They are judged by their professional craftsmanship. They are thin-skinned about any moral transgression they might commit and rigorously honest when judging themselves. They try to make things better but are acutely aware that everything they do might make things worse. As Shirley Robin Letwin wrote in her book “The Gentleman in Trollope,” the Duke of St. Bungay had “modest expectations of his fellow men,” but he was never cynical. Trollope’s leaders don’t embrace change quickly but have to be dragged into embracing it after much interrogation, and the change they prefer is incremental. Trollope praises one of his prime ministers, Plantagenet Palliser, for “that exquisite combination of conservatism and progress which is [his country’s] present strength and her best security for the future.” Trollope’s readers would have come away from his books with a certain model for how practical people should behave, which they could either copy or argue with. I’m not sure his exemplars could thrive amid the TV politics of today, which calls for grand promises and bold colors. But there are prudent, reserved people in government even now. And if more people spent their evenings at least thinking about what exemplary behavior means, they might be less likely to find themselves sending out emotionally stunted tweets late at night.

You really do have to wonder whether a few years from now we’ll look back at the first decade of the 21st century — when food prices spiked, energy prices soared, world population surged, tornados plowed through cities, floods and droughts set records, populations were displaced and governments were threatened by the confluence of it all — and ask ourselves: What were we thinking? How did we not panic when the evidence was so obvious that we’d crossed some growth/climate/natural resource/population redlines all at once? “The only answer can be denial,” argues Paul Gilding, the veteran Australian environmentalist-entrepreneur, who described this moment in a new book called “The Great Disruption: Why the Climate Crisis Will Bring On the End of Shopping and the Birth of a New World.” “When you are surrounded by something so big that requires you to change everything about the way you think and see the world, then denial is the natural response. But the longer we wait, the bigger the response required.” Gilding cites the work of the Global Footprint Network, an alliance of scientists, which calculates how many “planet Earths” we need to sustain our current growth rates. G.F.N. measures how much land and water area we need to produce the resources we consume and absorb our waste, using prevailing technology. On the whole, says G.F.N., we are currently growing at a rate that is using up the Earth’s resources far faster than they can be sustainably replenished, so we are eating into the future. Right now, global growth is using about 1.5 Earths. “Having only one planet makes this a rather significant problem,” says Gilding. This is not science fiction. This is what happens when our system of growth and the system of nature hit the wall at once. While in Yemen last year, I saw a tanker truck delivering water in the capital, Sana. Why? Because Sana could be the first big city in the world to run out of water, within a decade. That is what happens when one generation in one country lives at 150 percent of sustainable capacity. “If you cut down more trees than you grow, you run out of trees,” writes Gilding. “If you put additional nitrogen into a water system, you change the type and quantity of life that water can support. If you thicken the Earth’s CO2 blanket, the Earth gets warmer. If you do all these and many more

Some people are still in denial about the global climate crisis. things at once, you change the way the whole system of planet Earth behaves, with social, economic, and life support impacts. This is not speculation; this is high school science.” It is also current affairs. “In China’s thousands of years of civilization, the conflict between humankind and nature has never been as serious as it is today,” China’s environment minister, Zhou Shengxian, said recently. “The depletion, deterioration and exhaustion of resources and the worsening ecological environment have become bottlenecks and grave impediments to the nation’s economic and social development.” What China’s minister is telling us, says Gilding, is that “the Earth is full. We are now using so many resources and putting out so much waste into the Earth that we have reached some kind of limit, given current technologies. ” We will not change systems, though, without a crisis. But don’t worry, we’re getting there. We’re currently caught in two loops: One is that more population growth and more global warming together are pushing up food prices; rising food prices cause political instability in the Middle East, which leads to higher oil prices, which leads to higher food prices, which leads to more instability. At the same time, improved productivity means fewer people are needed in every factory to produce more stuff. So if we want to have more jobs, we need more factories. More factories making more stuff make more global warming, and that is where the two loops meet. But Gilding is actually an eco-optimist. As the impact of the imminent Great Disruption hits us, he says, “our response will be proportionally dramatic, mobilizing as we do in war.” We will realize, he predicts, that the consumer-driven growth model is broken and we have to move to a more happiness-driven growth model, based on people working less and owning less. “How many people,” Gilding asks, “lie on their death bed and say, ‘I wish I had worked harder or built more shareholder value,’ and how many say, ‘I wish I had gone to more ballgames, read more books to my kids, taken more walks?’ To do that, you need a growth model based on giving people more time to enjoy life, but with less stuff.” Sounds utopian? Gilding insists he is a realist. “We are heading for a crisis-driven choice,” he says. “We either allow collapse to overtake us or develop a new sustainable economic model. We will choose the latter. We may be slow, but we’re not stupid.”

thE nEw YORk tIMES IS PUblIShEd wEEklY In thE fOllOwIng nEwSPAPERS: clARín, ARgEntInA ● dER StAndARd, AUStRIA ● lA RAzón, bOlIvIA ● fOlhA, bRAzIl ● tOROntO StAR, cAnAdA ● lA SEgUndA, chIlE ● chInA dAIlY, chInA El ESPEctAdOR, cOlOMbIA ● POSlOvnI, cROAtIA ● lIStIn dIARIO, dOMInIcAn REPUblIc ● lA PREnSA gRAfIcA, El SAlvAdOR ● lE fIgARO, fRAncE ● 24 SAAtI, gEORgIA ● SÜddEUtSchE zEItUng, gERMAnY ● ElEfthEROtYPIA, gREEcE ● PREnSA lIbRE, gUAtEMAlA thE ASIAn AgE, IndIA ● lA REPUbblIcA, ItAlY ● ASAhI ShIMbUn, JAPAn ● dIARIO dE YUcAtán, El nORtE, MURAl And REfORMA, MExIcO ● El nUEvO dIARIO, nIcARAgUA ● lA PREnSA, PAnAMA ● MAnIlA bUllEtIn, PhIlIPPInES ● ROMAnIA lIbERA, ROMAnIA tOdAY, SIngAPORE ● dElO, SlOvEnIA ● El PAíS, SPAIn ● tAgES-AnzEIgER, SwItzERlAnd ● UnItEd dAIlY nEwS, tAIwAn ● tRInIdAd ExPRESS, tRInIdAd ● SAbAh, tURkEY ● thE ObSERvER, UnItEd kIngdOM ● thE kOREA tIMES, UnItEd StAtES ● El ObSERvAdOR, URUgUAY


MONDAY, JUNE 20, 2011

sÜddeutsche zeitung

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world trends

Uprisings Stall Egyptian Economy, Stirring More Anger By DAVID D. KIRKPATRICK and DINA SALAH AMER

CAIRO — Egypt’s economy, whose inequities and lack of opportunities helped topple a government, has now ground to a virtual halt, further wounded by the revolution itself. New foreign investment has ceased, and the pivotal tourist industry is decimated. The annual growth slowed to less than 2 percent from a projected 5 percent, and Egypt’s hard currency reserves plunged 25 percent. Whether and how Egypt can fix its broken economy will be a crucial factor in determining the revolution’s success. It could also influence the outcome of the revolts across the Arab region.

Some warn that a ‘hunger revolution’ may come next. “People are angry,” said Hassan Mahmoud, a resident of a slum near Cairo. He expected a better life after the revolution, he said, but instead he was laid off from his $10-a-day job in a souvenir factory. “People in the neighborhood are talking about going back to the streets for another revolution — a hunger revolution,” he said. With Egypt’s first open election this autumn, debate ranges over radically divergent solutions. They include deep cuts to the bloated government work force and vast public subsidies, a leftist re-expansion of the state’s role in the economy, and the Muslim Brotherhood’s plan to impose a 7.5 percent income surtax on all Muslims to fulfill their religious mandate to give to charity.

The Western powers are scrambling to address the growing sense of crisis by pledging a total package of $20 billion in assistance to the revolutions in Egypt and Tunisia. The revolution inspired new demands that are colliding with the economy’s fall. In an indication of the desperation, when the government said soon after the revolution that it would add 450,000 temporary jobs to the public payroll, an extra seven million people applied, said Ahmed Galal, a prominent Egyptian economist. Samir Mohamed Radwan, the interim Egyptian finance minister, recently told the BBC that in his current job he felt “like a prisoner.” Strikes by workers demanding their share of the revolution’s spoils continue to snarl industry, and business executives say the demands are becoming self-defeating. “We increased wages after the revolution, and a month later the workers went on strike again and asked for even higher wages,” said Moataz El Alfi, chief executive of Americana, which runs fast-food restaurants here. “They beat up the human resource manager, and we had to close down the factory,” he said. Others say the drive to root out corruption has frozen business activity. “The main sources of capital in this country have either been arrested, escaped or are too afraid to engage in any business,” said Ahmed Habib, 29, a construction executive. “Many of the contractors in Egypt obtained land by corrupt deals with contracts filled with question marks,” he said. “The government halted most projects to be restudied, and the banks stopped lending.” Long-moribund leftist parties have sprung back to life with calls for expanding public employment, increasing the minimum wage, and perhaps even renational-

PETER MACDIARMID/GETTY IMAGES

The revolution earlier this year crippled tourism. Bar employees sought out customers recently in Sharm el Sheik, Egypt. izing privatized industries. “We now have a rotten capitalist regime and rotten corrupt capitalists,” said Rifaat el-Saed, chairman of Egypt’s leftist Tagammu Party. The emerging liberal parties, meanwhile, are struggling to articulate an approach that would continue the Mubarak government’s policy of increased economic open-

ness “with limits on the greedy aspects of the economy of the last 10 years,” said Mohamed Menza, one of the young organizers preparing the economic platform of a liberal party known as Egypt Freedom. Mr. Menza said the new party was focused on “administrative reform,” so that government agencies like the Health and

Ex-Rebels Impose Tax On Islam

The Afghan Local Police, some of whom were members of the Taliban, insist that people give them money for protection voluntarily. Officers and villagers in Gizab.

By ROD NORDLAND

KABUL, Afghanistan — Ghulam Hazrat should be a prime example for the peaceful reintegration of insurgents. Six months ago he was a Taliban commander in northern Kunduz Province. Now he and 10 of his followers are becoming police officers, at which point the government will start paying them salaries. In the meantime, however, Mr. Hazrat is raising money the same way he did as a Taliban commander, by imposing an “Islamic tax” on people in his district. “The government is telling me to fight the Taliban and protect your area so we must ask people for help in order to take care of myself and my friends,” he said. The militiamen who hope to join the local police, a group known as arbakai, insist that people give the money voluntarily. Judging by the public outcry, however, the donors see things differently. They are often forced to hand over a tenth of their earnings, just as they were when the Taliban ran things. In Kunduz, where the police training program has been operating since late last year, radio talk shows have been flooded by angry callers complaining about the arbakai militias, meetings of elders have denounced their behavior, and even provincial government officials have expressed concern. The A merican-financed program aims to convert insurgents into village self-defense forces called Afghan Local Police, distinct from the national police An Afghan employee of The New York Times contributed reporting from Kunduz, Afghanistan.

KAMRAN JEBREILI/ASSOCIATED PRESS

force. Afghan police officials see it as an inexpensive way to bolster their forces, particularly in remote areas. The Afghan Local Police are organized and trained by American Special Forces units in cooperation with the Afghan authorities and are paid half of what national police officers earn. The program has trained 6,200 officers in 41 districts, and aims to recruit 30,000 in 100 districts in 14 provinces by the end of the year. Kunduz, where there are 1,500 arbakai militiamen and 1,200 slots for Local Police officers, has one of the largest programs. But the program has aroused concern among aid workers and United Nations officials, who say it risks empowering local warlords who have little regard for human rights or proper behavior. “We have many times said through local television that no one should give anything to anyone, and arbakai have no right to collect Islamic tax,” said Sarwar Hussaini,

the spokesman for the Kunduz Province police chief. Refusing to pay can have consequences. The headmaster and assistant headmaster of the Haji Mir Alam girls’ school in Kunduz city refused. Two arbakai commanders with 30 men stormed the school on June 8, beating both men in front of the students, according to Muhammad Zahir Nazam, head of the provincial education department. Both school officials were hospitalized and are in comas, he said, and the school has been closed. A group of 100 tribal elders denounced the attack. Mr. Nazamsaid he reported the attack to security officials several times, and “no steps have been taken and no one arrested.” But Mr. Hussaini, the police spokesman, said no official complaints had been filed. Mohammad Ayoub Haqyaar, governor of the Imam Sahib district where Mr. Hazrat’s forces range, said, “The best way to prevent them from taking tax from people will be to

hire them as Local Police and start paying them.” But American rules do not allow the recruits to be paid until they have been trained and vetted by the Special Forces, elders and Afghan officials. And while the Americans also object to giving them guns and ID cards before then, local governments have handed them out anyway. Yaar Mohammad, 40, a farmer who has just harvested more than 2,000 kilograms of wheat from his 4.5 hectares of land, said the arbakai asked for 200 kilograms of that. “I refused, and they threatened me, and I finally had to give it to them,” he said. Colonel Abdul Rahman Aqtash, the deputy police chief in Kunduz, said, “We’ve cleared Kunduz of the armed opposition, but if the situation continues like this then people will keep their distance from the government and it will prepare the ground for armed opposition.”

london journal

Education Ministries could help the poor more effectively. Egypt’s food and energy subsidies are a favorite target because both benefit some who do not need the help while failing to assist many who do. Economists and liberals argue that the subsidy disproportionately benefits people who air-condition large

houses and drive sport utility vehicles. Impatience, however, is growing. Khaled Younis, 45, said he had to lay off the eight people he employed making tourist handicrafts in a slum near Cairo. “Many people here believe this revolution was a curse on us poor, simple folks,” he said. “They just want to be able to survive.”

Baghdad’s Gold Rush Deep in the Sewers By MICHAEL S. SCHMIDT and YASIR GHAZI

BAGHDAD — Deep below the workshops in Baghdad’s cramped, run-down jewelry district, unemployed men spend their days scouring the city’s sewer system for the one thing they say can bring them money: flakes of gold. Several times a month, men desperate for an income descend more than four meters into the dark in search of gold bits that have been washed down the drain by craftsmen cleaning up after a day of etching and molding jewelry. With a flashlight in hand and a mask to help with the stench, they spend hours combing through the thick muck, reaching in with their bare hands to pluck out glints of gold. On a good day, the men say they collect enough to earn about $20 from a smelter, which sells reconstituted blocks of gold back to the same jewelers whose pipes seed the sewers. “Because it’s disgusting and dirty,” said Ali Mohammad Freji, 30, “I do not tell my family what I do because I’m embarrassed.” Mr. Freji is among a group of about a dozen men who search for gold on a daily basis. Their plight illustrates the larger problems that still exist in Iraq’s economy eight years after the American invasion. Despite the billions of dollars spent by the United States and other countries to try to rebuild the country’s infrastructure and buoy its economy, there are still too few jobs, with as many as 40 percent of the work force either unemployed or reliant on part-time work. But the jewelry district is the one place where the wealth has trickled down, literally, from the jewelry shops to the sewers. “Thank God for everything we got. It’s a small thing that nobody cares about, but it means a lot to me,” said Abbas AbdulRazzaq, 30, who searches the sewers for gold.

The men search about eight sewers once a month. When they are not underground, they sweep the streets of the jewelry district in search of gold dust that has been created in the process of making the jewelry. Although the price of gold has skyrocketed in recent years, the men here said they were making less money because of reverberations from the war and advances in technology in jewelry making. After the United States invaded Iraq in 2003 and years of sectarian war ensued, many of the city’s jewelers fled, leaving a void in jewelry production. With few tariffs on imports, cheaper and better designed jewelry from the United Arab Emirates and Turkey flooded into Iraq, making it difficult for the

Jobless Iraqis toil where wealth has trickled down. remaining jewelers to compete with the imports. “Before, we considered ourselves lucky because there are so many workshops,” Mr. Freji said. “The government’s policy of not having tariffs hurts us because there are no longer many gold shops.” Those remaining goldsmiths rely on more efficient machinery, and fewer flecks are washing into the sewers. The work of sifting through sewage is dirty, smelly, and not surprisingly the men said they hated it. Their feet and hands are irritated from spending so much time in water, and their legs ache from squatting. “I wish I could find another job,” said Mr. Abdul-Razzaq. “I’d take any job — anything, I just want a permanent job.”

Prince Philip: Still Amusing (or Appalling) a Nation By SARAH LYALL

LONDON — In a rare move by a man who appears to despise few activities more than speaking to the news media, Prince Philip recently agreed to cooperate in the making of a television documentary about his life. Although “cooperate” might be too strong a word. “Well, so what? You just get old,” a testy Philip is shown barking at the hapless interviewer, Alan Titchmarsh, who has just mentioned an award the prince received from The Oldie magazine. Asked if it was hard to give up his naval career when his wife became queen, Philip snorts, “How long is a piece of string?” And this is Philip when he is trying to be helpful. The prince, also known as the Duke of Edinburgh, turned 90 on June 10. He is a

former naval officer and apologizes.” has been married to Queen Indeed, when informed Elizabeth II since 1947. on a trip to Australia that Although he intends to cut his question — “Do you back on his engagements, still throw spears at each his propensity for uttering other?” — had proved rude remarks looks as if it upsetting to the Aborigiis set to delight and appall nal leader to whom it was the nation well into his 10th addressed, Prince Philip decade. accused the news media There are those who say of making a big deal out of AIDEN CRAWLEY/EUROPEAN that in an age when even nothing. PRESSPHOTO AGENCY “The trouble with you lot the slightest impolitic rePrince Philip, now 90, is that you’ve got a total abmark seems to require a with Queen Elizabeth. sence of humor,” he said. self-flagellating apology, Ben Macintyre, a Times having an all-purpose ofof London columnist, wrote that Prince fender at the top is refreshing. Philip’s “sense of humor is genuinely gen“He’s the last of a dying breed,” said Phil erational, reflective of a cast of mind in Dampier, a reporter and author of “Duke which Britain ruled the waves, carved up of Hazard: The Wit and Wisdom of Prince foreign parts into easily derided types and Philip.” “The great thing is that he never

assumed that anything made abroad was liable to break down.” It is this mind-set that causes Prince Philip to fall back on the nearest available stereotype. It is what undoubtedly inspired him to ask a Scottish driving instructor: “How do you keep the natives off the booze long enough to get them to pass the test?” In the House of Commons recently, Prime Minister David Cameron praised the duke’s “unique turn of phrase.” But Johann Hari, a columnist for The Independent, said there was little to laugh at. Mr. Hari also disputed the notion that Prince Philip was a bridge between generations. “If you gave my dad a job from which he couldn’t be sacked and a massive palace in which to live,” Mr. Hari said, “he’d be a symbol of continuity, too.”

AYMAN OGHANNA FOR THE NEW YORK TIMES

Iraqi men sift through sewers, streets and the Tigris River, above, for gold dust from Baghdad’s jewelry district.


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sÜddeutsche zeitung world trends

A Global Effort Helps Dissidents Sidestep Technology Censors Continued From Page 1 autocratic governments running countries like Saudi Arabia or Bahrain while deploying technology that was likely to undermine them. the invisible web In an anonymous office building in Washington, four unlikely State Department contractors sat around a table. Josh King, sporting multiple ear piercings and a studded leather wristband, taught himself programming while working as a barista. Thomas Gideon was an accomplished hacker. Dan Meredith, a bicycle polo enthusiast, helped companies protect their digital secrets. Mr. Meinrath, as the dean of the group at age 37, wore a tie. Financed with a $2 million State Department grant, the group’s suitcase project will rely on “mesh network” technology, which can transform devices like cellphones or personal computers to create an invisible wireless web without a centralized hub. Mr. Meinrath said that the suitcase would include small wireless antennas, which could increase the area of coverage; a laptop to administer the system; thumb drives and CDs to spread the software and encrypt the communications; and other components like Ethernet cables. “The cool thing in this political context is that you cannot easily control it,” said Aaron Kaplan, an Austrian cybersecurity expert whose work will be used in the suitcase project. Mr. Kaplan has set up a functioning mesh network in Vienna and says related systems have operated in Venezuela, IndoReporting contributed by Richard A. Oppel Jr. and Andrew W. Lehren from New York; Alissa J. Rubin and Sangar Rahimi from Kabul, Afghanistan.

nesia and elsewhere. Creating simple lines of communication outside official ones is crucial, said Collin Anderson, a 26-year-old liberation-technology researcher from North Dakota who specializes in Iran, where the government all but shut down the Internet during protests in 2009. “No matter how much circumvention the protesters use, if the government slows the network down to a crawl, you can’t upload YouTube videos or Facebook postings,” Mr. Anderson said. “They need alternative ways of sharing information or alternative ways of getting it out of the country.” That need is so urgent, citizens are finding their own ways to set up rudimentary networks. Mehdi Yahyanejad, an Iranian expatriate and technology developer who co-founded a popular Persian-language Web site, estimates that nearly half the people who visit the site from inside Iran share files using Bluetooth — which is best known in the West for running wireless headsets. Mr. Yahyanejad said he and his research colleagues were also slated to receive State Department financing for a project that would modify Bluetooth so that a file containing, say, a video of a protester being beaten, could jump from phone to phone within a “trusted network” of citizens. By the end of 2011, the State Department will have spent some $70 million on circumvention and related technologies, according to department figures.

shadow cellphone system Cellphone towers built by private companies have sprung up across Afghanistan. The United States has promoted the network as a way to cultivate good will and encourage local businesses in a country that in other ways looked as if it had not changed much in centuries.

There is just one problem. With a combination of threats to phone company officials and attacks on the towers, the Taliban can shut down the main network in the countryside virtually at will. Local residents report that the networks are often out from 6 p.m. until 6 a.m., presumably to enable the Taliban to carry out operations without being reported to security forces. But the Pentagon and State Department are collaborating on a project to build a “shadow” cellphone system that would be immune to the Taliban’s tactics Details of the network, which the military named the Palisades project, are scarce, but current and former military and civilian officials said it by relying in part on cell towers placed on protected American bases. A senior United States official said the towers were close to being up and running in the south and described the effort as a kind of 911 system that would be available to anyone with a cellphone. Cost estimates by United States military and civilian officials ranged widely, from $50 million to $250 million.

Limiting Freedom on the Internet According to OpenNet Initiative, a group that monitors Internet censorship and content restrictions, many governments specifically restrict political content — sites related to opposing political viewpoints, human rights, religion or freedom of expression.

LIBYA

Has become less restrictive in recent years. Most filtering is directed toward political sites.

CUBA

Most citizens do not have access to the Internet; for those who do, the network is monitored closely by state agencies. OpenNet Initiative measures filtering of Internet

Citizens have limited access to filtered Chinese sites through mobile devices, and a few North Korean Web pages.

SYRIA

IRAN

The state monitors Internet use closely and has at times detained people for posting commentary.

PERVASIVE SUBSTANTIAL SELECTIVE NO EVIDENCE OF FILTERING NO DATA*

Broad subversive effort In May 2009, a North Korean defector named Kim met with officials at the American Consulate in Shenyang, a Chinese city about 190 kilometers from North Korea, according to a diplomatic cable. Officials wanted to know how Mr. Kim, who was active in smuggling others out of the country, communicated across the border. “Kim would not go into much detail,” the cable says, but did mention the burying of Chinese cellphones “on hillsides for people to dig up at night.” The cellphones are able to pick up signals from towers in China, said Libby Liu, head of Radio Free Asia, the United States-

NORTH KOREA

SUDAN

The government has undertaken an extensive and centralized effort MYANMAR to monitor and The state shut down filter Internet the Internet during content. antigovernment protests in 2007. SAUDI ARABIA

Openly acknowledges filtering content that transgresses public morality and ethics or threatens order.

The authorities have at times arrested bloggers for posting content deemed offensive.

“Filtering” includes such practices as blocking access to certain Web pages and removing “undesirable” sites from search results. *No data does not necessarily indicate that the government does not filter content. Source: OpenNet Initiative; Martyn Williams of the International Data Group

financed broadcaster, who confirmed their existence and said her organizationuses the calls to collect information for broadcasts as well. The effort, in what is perhaps the world’s most closed nation, suggests just how many independent actors are involved in the subversive efforts. From the activist geeks on L Street in

Washington to the military engineers in Afghanistan, the global appeal of the technology hints at the craving for open communication. In a chat with the Times via Facebook, Malik Ibrahim Sahad, the son of Libyan dissidents, said he was tapping into the Internet using a commercial satellite connection in Benghazi.

From West Bank, A Surprising Silence

THE NEW YORK TIMES

“Internet is in dire need here. The people are cut off in that respect,” wrote Mr. Sahad, who grew up in the United States, had never been to Libya before the uprising, but is now working in support of rebel authorities. Even so, he said, “I don’t think this revolution could have taken place without the existence of the World Wide Web.”

Cautious Comedy Subverts Saudi Rules Continued From Page 1

WASHINGTON — In the Arab democracy movement, there is a dog that has not yet barked. And whether or not it does is causing a lot of anxiety among American policy makers. Egyptians, Tunisians, Libyans and Syrians gathered in their respective city squares and neighborhood streets to demand democratic rights, and the essAY Western world cheered, if with varying degrees of diplomatic or military support. But by and large, so far, the Palestinians in the West Bank, who see Israel as the source of their grievances, have not. Yet. In part, this is because the Palestinians’ own leaders — elected, but weak — have another timetable in place, for a diplomatic campaign against Israel in the fall that turmoil on the ground could complicate. But some other prominent Palestinians are beginning to say that the Arab Spring offers a more urgent opportunity to join fellow Arabs. And that worries policy makers and experts here, as well as leaders in Hamas and Fatah, whose own authority could be undermined. “If you’re looking for a game-changer, that would be it,” says Robert Malley, the program director for the Middle East and North Africa at the International Crisis Group. “At a time when the entire world, including President Obama, is applauding nonviolent popular protests from Cairo to Tehran, it would put Israel in an acute dilemma about how to react if tens of thousands of Palestinians started organizing protests in the West Bank, or marching on Israeli settlements or on Jerusalem demanding an end to the Israeli military occupation.” Even more significantly, Mr. Malley said, “it would put the United States in an equally acute dilemma about how to react to Israel’s reaction.” And it would box President Obama into a corner, penned in by his own words: on one side, that the democratic aspirations of people must be heeded and that Palestinians deserve their own state, and on the other side, 44 years of American national policy that strongly sides with Israel on issues involving its security. The biggest worry for Mr. Obama is that Israel would react with violence toward nonviolent Palestinian protesters in the West Bank. On June 5, Israeli forces fired at pro-Palestinian protesters on the Syrian frontier as they tried to breach the border for the second time in three weeks. Israeli and American officials both said those protests were instigated by Syria, in a move to draw attention away from the violent crackdown on its own democracy movement. By and large, there was not a huge outcry over Israel’s decision to fire on the protests, in part because of the role that Syria is believed to have played, and partly because the march on the border

yet another 200 episodes of some Turkish soap opera, Mr. Albutairi said. “The programs don’t reflect things that matter to the average Saudi,” he said. “We broadcast out of Saudi for Saudi people by Saudi people.” Omar Hussein, a wiry 25-year-old, supervises a diaper production line for an American conglomerate and uses his free time to star as the main mocking newscaster in “On the Fly.” Last year he and the other founders sought to create “socially responsible comedy” that reflects the news and national chatter. The shows avoid mentioning the royal family and the absence of the Arab Spring in the kingdom. They rarely touch on the judiciary system or other bastions of Islamic puritanism. It is a measure of the freer speech available on YouTube that they can go even as

HELENE COOPER

In a strict land of Wahhabism, a humor release on YouTube.

YOSSI ZAMIR/EUROPEAN PRESSPHOTO AGENCY

Palestinians have so far not staged an uprising against Israeli occupation. Israeli police leave the Temple Mount area in Jerusalem.

was viewed as a provocative action on a sovereign country with which Syria is still legally at war. But the West Bank is different. This is the disputed territory captured in 1967, the land occupied by Israel after its three southern and eastern Arab neighbors united to fight it 44 years ago. It is the land that Israeli settlement blocks have since sprouted throughout, in an ever-growing reminder that the longer a peace deal remains elusive, the more the facts change on the ground. And now, Palestinians there have started to draw a direct line between the Arab Spring movement and their own push for an end to the Israeli occupation. Palestinians there have started to draw a direct line between the Arab Spring and their own push to end the Israeli occupation. “You will see waves,” Mustafa Barghouti, a former Palestinian Authority presidential candidate and independent member of Parliament who has been critical in the past of the Fatah leadership, said in a telephone interview. “We, the Palestinians, have inspired Arabs many times in the past, and now we’re getting

U.S., Hamas and Fatah leaders all fear a ‘Palestinian Spring.’ inspired by them.” On June 5, a few hundred Palestinians in the West Bank tried to organize marches around the territory, but were stymied by both the Palestinian Authority and Hamas, neither of which are eager to see widespread Palestinian democracy protests. That is in part because leaders of both Hamas, the militant Islamist organization that controls Gaza, and Fatah, the party that controls the Palestinian Authority, fear that a popular Palestinian uprising could upend their own authority in the West Bank and Gaza. “We have been talking to the youth movement in Tunisia,” said a Palestinian activist in Ramallah who asked to be identified only by his initials, F. A. He said his house, in Ramallah, had had no running water this month, but he could see Israeli

settlers in a nearby settlement enjoying the summer in their swimming pool. Because of such daily indignities, he said: “We will do this. Our time will come.” In Israel, discourse has centered on the increased fear that the Palestinians in the West Bank will join the Arab Spring movement. Aluf Benn, the influential Israeli editor at large for Haaretz wrote: “The nightmare scenario Israel has feared since its inception became real — that Palestinian refugees would simply start walking from their camps toward the border and would try to exercise their ‘right of return.’ ” Mr. Benn was referring to the Syrian border episodes, but many Middle East experts say that a West Bank uprising would actually be more seismic, for both Israel and the United States. In Washington, Obama administration officials have been fretting about how the United States would respond. In many ways, Mr. Obama’s decision to come out in favor of Palestinian statehood based on Israel’s pre-1967 lines, with land swaps, stemmed from a desire to give both Palestinians and the world at large a place to park their grievances.

That, they felt, might help forestall both a United Nations resolution in September recognizing a state of Palestine within the 1967 boundaries, and an uprising among Palestinians in the West Bank. That such an uprising hasn’t happened yet, Mr. Barghouti and other Palestinians say, goes beyond the simple Hamas-andFatah-won’t-allow-it reasons. Palestinians in different West Bank cities are disconnected from each other, separated by Israeli checkpoints that don’t allow freedom of movement even within the territory. Israel’s security fence also inhibits movement among Palestinians. Beyond that, Palestinians may be exhausted from the two intifadas that ended with the Israeli construction of the security fence and the imposition of increasingly strict restrictions on movement throughout the West Bank. But exhaustion from the violence may feed more nonviolent uprisings. “There is now a growing belief,” Mr. Barghouti said, “that nonviolence is the only form of struggle we should use. Or, at least, that it is the most effective form of struggle we should use.”

far as they do. The popular revolts rocking the Arab world have horrified the Saudi monarchy, to the point that Saudi Arabia deployed troops to smother the uprising in Bahrain. Of the two shows, “On the Fly” skates a little closer to the precipice on political and social taboos. It ran with a sardonic news report, which the writers described as a gift, of a judge’s defending himself publicly against accusations of graft by saying that the devil possessed him. It also reported the news that a member of the religious police stabbed a man, possibly with nail clippers, after the two fought over a remark that the man’s wife should cover her face. The most popular episode, released in February amid the upheaval in Egypt and elsewhere, received more than 635,000 hits. “We took a very clear position on the events,” said Dima Ikhwan, 23. She and Lama Sabri, a 22-year-old psychology major, are the two female writers on the show — another departure from the Saudi norm. “On the Fly” has escaped the ire of the country’s powerful religious lobby, perhaps in part because Mr. Hussein subtly telegraphs his own faith through vocabulary and subject matter. One religious viewer commented online, “This show is great, but I wish you did it without the music and the women.” Other fans love that Mr. Hussein gets to the point while the mainstream avoids important issues. Fatin Yousef Bundagji, a business consultant and activist, said, “He captures the culture, he captures the attitude and he really highlights the ridiculous on issues that are blocking us.”


MONDAY, JUNE 20, 2011

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Money & Business

Young American Firms Go Overseas to Raise Cash By GRAHAM BOWLEY

Reva Medical, a maker of heart stents in San Diego, California, found little investor interest when it tried to go public last year, so it did what a small but increasing number of young American companies are doing — it looked abroad, in this case the Australian stock exchange. “There are so many companies that require capital like our company, and they don’t have access to the capital markets in the United States,” said Robert Stockman, Reva’s chief executive. “People are looking at any option to stay alive, which is what we did.” Reva’s example shows that nearly three years since the financial crisis began, markets in the United States are barely open to many companies, leading them to turn to investors abroad. Nearly one in 10 American companies that went public last year did so outside the United States. Besides Australia, they turned to stock markets in Britain, Taiwan, South Ko-

rea and Canada, according to the consulting firm Grant Thornton and Dealogic. The 10 companies that went public abroad in 2010 — and 75 from 2000 to 2009 — compares with only two United States companies choosing foreign exchanges from 1991 to 1999. The trend reflects a global outlook toward stocks, just as the number of public companies in the United States is shrinking. “Issuers have to put themselves through a grinder to go overseas, so any significant percentage of overseas listings is a sign that our markets have become hostile to innovation and job formation,” said David Weild, a senior adviser to Grant Thornton. A variety of factors explain each decision to list on a foreign exchange, like the increased regulatory costs of going public in the United States. Underwriting, legal and other costs are typically lower in foreign markets, companies say. To maintain a public listing costs only $100,000 to $300,000 a year in Taiwan versus $2 million to $3 mil-

Fleeing to foreign stock markets to find new investors. lion in the United States. There are concerns that some foreign exchanges attract companies because their oversight may be less stringent. Companies insist standards are high. Sanjay Subhedar, managing director of Storm Ventures, a California venture capital firm, said investors and banks in the United States who participate in public offerings are no longer interested in small companies. Institutional investors like mutual funds want the liquidity of larger offerings with abundant buyers and sellers, he said; bank underwriters want to focus on the more lu-

crative fees that bigger deals generate. One of the companies he invests in, Integrated Memory Logic (iML), of Campbell, California, last year became one of the first non-Taiwanese companies to list on the Taiwan Stock Exchange. A supplier of semiconductor chips for LCD screens, it raised $40 million with a 10 percent sale of the company after the exchange changed its rules to allow foreign companies to join. Some American businesses, like HaloSource of Seattle, are discovering that investors in the United States are not as interested as foreign investors in companies whose growth potential is strongest overseas. HaloSource makes water purification devices for use in American pools and spas but also for drinking water in countries like India, China and Brazil. Last year, it had an $80 million initial public offering on the Alternative Investment Market in London. One reason it chose London, according to James Thompson, chief financial officer, was that investors there were more sympa-

thetic to growth opportunities in emerging markets. For some companies like HaloSource, the move to a foreign exchange may make longer-term strategic sense as their growth shifts away from America to markets like China and India. Samsonite, the luggage company that was founded in Denver in 1910 but shifted its corporate location to Luxembourg in 2009, now sees most of its growth coming from Asia. Its initial public offering recently raised $1.25 billion in Hong Kong. The attraction of an Asian listing will be underlined further this month when Prada, the Italian fashion house, also lists its shares in Hong Kong. While some American companies see their foreign I.P.O. as a long-term move, others see it as an interim step, one that after expansion could lead them to seek investor interest back home and a dual listing in the United States. One reason Reva Medical chose Austra-

Turning From Glass To Tourism In Murano

PHOTOGRAPHS BY MICHELE BORZONI FOR THE INTERNATIONAL HERALD TRIBUNE

Hotel developers see Murano, Italy, as a less crowded alternative to Venice. The island exported glassworks from factories like these remaining ones.

erable dent in Murano’s global glass market. “There’s been a massacre of companies,” said Gianluca Vecchi, chairman of Andromeda, a chandelier and lighting fac-

tory that he said is facing a bumpy patch. “Too many things have happened in too short a time,” and now “there are no more tears to cry.” In many ways, the island has mapped its

own decline. Murano’s current situation “is typical of what happened to other industrial districts in Italy in the past 10 years,” said Stefano Micelli, a professor of innovation technology at Ca’Foscari University in Venice and dean of Venice International University. Comfortable after years of prosperity, many Murano companies did not look beyond their furnaces, he said. The island is being forced to imagine a future beyond glass. Proximity to Venice had already fueled a fledgling tourism industry. But Murano is notoriously insular. It has two hotels and a handful of bed and breakfasts that can accommodate a total of 72 guests. There is not much nightlife.

In a Poor Economy, Less Vexing Packages By STEPHANIE CLIFFORD

Those impenetrable plastic clamshell packages may become a welcome casualty of the difficult economy. When petroleum prices rose, first in 2008 and again this year, the cost of producing plastic packages, which are petroleumbased, shot up. “With the instability in petroleum-based materials, people said we need an alternative to the clamshell,” said Jeff Kellogg, vice president for consumer electronics and security packaging at the packaging company MeadWestvaco. Target has removed the plastic lids from yogurts and has eliminated plastic in light bulb packages; Wal-Mart Stores have pushed suppliers to concentrate laundry detergent so it can be sold in smaller containers; and at Home Depot, EcoSmart LED bulbs will be sold in a corrugated box, rather than a plastic case. Shoppers have long complained that

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Sources: Grant Thornton; Dealogic

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THE NEW YORK TIMES

lia was that country’s system of research hospitals. But Mr. Stockman said he would have preferred to list in the United States in the first place — after all the traveling to Australia. “All things being equal, it would have been easier,” he said. “It is a long way.”

By VERNE G. KOPYTOFF

By ELISABETTA POVOLEDO

has been inextricably linked with glassmaking since 1291, when Venice moved its glass furnaces to this site. In the boom years of the 1950s and 1960s, boats weighted down with glass products — miniature animal families, glassware and vases, delicate rococo chandeliers constructed of hundreds of pieces — set sail from here to satisfy insatiable foreign markets. Then, the majority of Murano’s inhabitants, who today number about 4,600, were involved in one aspect of glassmaking or another. Local boys would begin working in the furnaces before they turned 10 and spend a lifetime honing their skills. Things are different today. Official industry figures for annual revenue from artistic glass do not exist but can be estimated to hover around 150 million euros, or $217 million, according to Gianni De Checchi, secretary of the Confartigianato di Venezia, a trade group for artisans. Ten years ago it was 200 million euros, he said, with profit margins worn away by rising production costs as well as labor costs. Lower-quality products from China and Eastern Europe have also made a consid-

25%

Percentage of initial public offerings by U.S. companies that listed only on a foreign market.

Sites Grow For Saving Data Online

MURANO, Italy — The quasi-monastic quiet of this lagoon island a short vaporetto ride from Venice has been broken intermittently in recent months by ear-splitting saws and the low grumble of heavy machinery. A wing of a late 19th century brick factory built by the Società Veneziana Conterie e Cristallerie, once one of the largest bead and glass factories on the island of Murano, is metamorphosing into a 130-room deluxe hotel, which is expected to open in the summer of 2012. At the height of production in the 1920s and early 1930s, the factory employed as many as 1,000 people, with another 4,000 working on contract. But it shut its doors in 1992, a victim of changing tastes and a rapidly globalizing economy. Off a nearby canal, work is under way on another former glass factory destined to join the top-end Kempinski Hotels chain. Another, smaller hotel in an abandoned glassworks is still on the drawing board. The new hotels reflect a radical change in the self-image of an island whose history

Hard times on an island famous for its crafts since 1291.

GOING ABROAD

Wrapping that pleases consumers but still thwarts thieves. clamshells are a literal pain, and environmentalists denounce them as wasteful. “I’ve heard over the years, ‘How come I need a knife to get into my knife?’ ” said Ronald Sasine, the director for packaging procurement at Wal-Mart. Amazon offered “frustration-free packaging” in 2008; other online retailers followed suit. But in physical stores, the packaging has to sell the product, whether with explanatory text, bright colors or catchy graphics. And it has to deter shoplifters. MeadWestvaco addressed the packag-

ing problem by sticking two tamper-evident cardboard sheets together, and adding a clear laminate that prevented tearing. A plastic bubble is formed to a specific product. The company says all Swiss Army knives use the new packaging, and about 85 percent of the computer memory market. MeadWestvaco says the package reduces plastic by 60 percent, on average, versus the clamshell. It also is lighter by 30 percent, which cuts down on transportation costs and fuel use. Other packaging suppliers are offering similar packages. The cost savings are big, said Lorcan Sheehan, the senior vice president for marketing and strategy at ModusLink, which advises companies like Toshiba and HP on their supply chains. The cost of material and labor is 20 to 30 percent cheaper than with clamshells.

“If Murano becomes another base for tourism, as we hope will happen, then the city will live again, it will be revitalized around the clock,” said Francesco Paternostro, managing director of Lagare, the Milan real estate development group behind the hotel in the ex-Conterie. The group chose to invest in Murano, he said, because demand for accommodations remained high in the lagoon and because it was cheaper than developing in Venice. He is certain that Murano’s characteristic charm holds its own allure. “People will start going to Venice for the day,” and not the other way around, he said. The prospect that China and other developing countries will send millions of tourists abroad, flush with new wealth, is also pushing the change. Venice is already so packed, “one can barely walk around the streets anymore,” said Guido Ferro, whose company has been dabbling in the hotel business here after centuries spent in glass furnaces. Regardless of the island’s future development, glass will still be part of it, said Mr. Ferro, who is also president of the island’s only glassmaking school. “People come to Murano,” he said, “because they want to see the furnaces.”

Packaging is becoming cheaper, lighter, more environmentally friendly and easier to open, right. An older hard ‘‘clamshell’’ is at left.

Also, he said, 30 to 40 percent more of the products can fit on a store shelf. And graphics and text can be printed on the packages. Because most people cannot tear out the product with their hands, it helps prevent theft. Also, the small Sensormatic tag that is linked to a store’s alarm system is hidden

between the two sheets of cardboard so a shoplifter cannot easily peel it off. Steven Hoskins, manager of packaging engineering for the Apex Tool Group, said that losing the plastic packaging saved money, allowed for more products per shipment and cut waste. And the package is relatively pain-free.

SAN FRANCISCO — A number of online storage companies are quickly gaining users. People are saving Word documents, spreadsheets and photos in “the cloud,” a Web-based file cabinet accessible from any device with an Internet connection. New investment is driving the business, adding to an already lengthy list of competitors: Dropbox, YouSendIt.com, Cx.com, Box.net, 4Shared, SpiderOak and Apple’s iCloud. Google began acclimating users to the concept with Google Docs in 2006, and online backup or storage services like MobileMe from Apple, Windows Live SkyDrive from Microsoft, Mozy from EMC and SugarSync are now familiar. What’s changed is that more people need them. Nearly 60 percent of adults in America with online access own at least two Web-connected devices, according to Forrester Research. And 4.5 million people have at least nine gadgets. “Our vision is to simplify millions of peoples’ lives,” said Drew Houston, chief executive of Dropbox, where 25 million users upload 300 million files a day. “You don’t have to worry that you have some files on your Mac, some stuff on your work computer and then some more on your iPhone.” Dropbox stores 100 billion files on its servers. Box.net says it has six million users; Mozy, three million. And servers and data storage devices get cheaper each year. Online storage lets users make changes to a Word file, for example, so that there is a single version available from both their work and home computers. It is a process known as synchroni-

Storage for nine different gadgets in just one place. zation. Users can collaborate on documents with colleagues or share video clips and photos. Many online storage services let users store a minimal amount of data free of charge. Saved files are accessible from any Internet-connected device. Backing up files is a side benefit. But security is still an issue for most consumers. While there are no known cases of purloined documents, hackings and thefts at big companies like Sony, RSA Security and Epsilon Data Management, the e-mail marketing firm, worry the late adopters. A security expert complained recently about how Dropbox encrypted files on its service. Dropbox’s employees could get access to unencrypted files, he said. Mr. Houston said that Dropbox takes security very seriously. Dropbox likens its protections to what banks and the military use. Files saved with Dropbox are encrypted during transmission to Amazon.com’s servers, which the company leases. After arriving, the files are divided into discrete blocks, which are then individually encrypted. So far, no one company has a clear advantage in the market, which spans both consumers and business customers. Two months ago, Amazon introduced Cloud Drive for storing all kinds of files, including digital music. Cx.com, another service, premiered in January with financing from TomorrowVentures, a venture capital company controlled by Eric E. Schmidt, Google’s chairman. Brad Robertson, chief executive of Cx.com in Palo Alto, California, said he was not intimidated by the competition. With new products, he said, “you have a while before each one finds its uniqueness.” He conceded that eventually, “some get gobbled up and go away.”


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MONDAY, JUNE 20, 2011 Arts & styles

Asserting the Kurdish identity, in film and music.

For Kurds in Turkey, Autonomy in the Arts DIYARBAKIR, Turkey — Not so long ago playing Kurdish music over a loudspeaker into the streets here might have provoked the Turkish police. These days hundreds of CDs featuring Kurdish pop singers fill a long wall in the small, shoebox-shaped Vizyon Muzik Market. Abdulvahap Ciftci, the 25-year-old Kurd who runs the place, essAy told me that customers buy some 250 Kurdish albums a week. “And maybe I sell one Turkish album.” For months pro-Kurdish activists have been staging rallies that during recent weeks have increasingly turned into violent confrontations with the police in this heavily Kurdish region of the southeast. Capitalizing on the Arab Spring, as well as on Turkey’s vocal support for Egyptian reformers, in elections this month the Kurds here pressed for broader parliamentary representation and more freedoms, politi-

MICHAEL KIMMELMAN

cal and cultural. Since the 1920s, when Turkey started forcibly assimilating its Kurds, roughly 20 percent of the population, in a struggle to forge a nation-state out of the broken remnants of the Ottoman Empire, they have resisted. Since the mid-1980s tens of thousands on both sides have died. This must now be the world’s longest bloody conflict. In March a Turkish movie, “Press,” opened in Istanbul, recounting the torture and killing of dozens of journalists working for Ozgur Gundem, a newspaper here at the epicenter of the Kurdish struggle. More than 75 of its employees were killed from 1992 to 1994, when the paper was shut down by the government. Only just recently it went back into print. Still, the movie’s 38-year-old director, Sedat Yilmaz, told me recently, the police wanted to make sure he used fake copies of Ozgur Gundem, not real ones. “It is now at least possible to talk about issues a little more openly,” Mr. Yilmaz

said. “The best way to do this is through films and plays and music, which is finally starting to happen.” But change comes slowly, if at all here. Concessions by the government of Prime Minister Recep Tayyip Erdogan in 2009 made way for the first Kurdish national television station, and the government also permitted the teaching of Kurdish language classes in private universities. Token gestures, they made front-page headlines: first because they were signals to the outside world that a democratic state run by an Islamic leader will not automatically become xenophobic or tribalist, and second because even small steps toward acknowledging Kurdish culture can provoke political firestorms. Turkish nationalists raised a ruckus. Turkish Kurds say that increased cultural freedom only encourages their loyalty to the Turkish state. “In our estimation, assimilation is a human rights violation,” said Gulten Kisanak, co-chairwoman of the pro-Kurd-

JODI HILTON FOR THE NEW YORK TIMES

Turkey’s Kurds are pressing for more freedoms. Kurdish youth commemorated the 1977 May Day massacre last month. ish Peace and Democracy Party. “It’s a natural part of urbanization too, and Turkish urbanization has steadily threatened Kurdish culture, our music, our lullabies and fairy tales, which, coming from our villages, used to be how we transferred our heritage to new generations.” But the recent arrests of large numbers of Kurdish political activists have fed the Kurds’ concern that the government never

Plastic objects printed by the relatively affordable, desktop MakerBot 3-D printer can be no more than 12 centimeters on a side.

ABOVE AND RIGHT BOTTOM, MICHAEL APPLETON FOR THE NEW YORK TIMES; RIGHT TOP, ANGEL FRANCO FOR THE NEW YORK TIMES

Push ‘Print’ to Create Three Dimensions By MELENA RYZIK

“There’s nothing like working with plastic!” said Marius Watz, a Norwegian-born artist. He was describing his experience with MakerBot, a new consumer-grade, desktop-size 3-D printer. With some assembly and do-it-yourself tinkering, the MakerBot makes, or “prints,” three-dimensional objects from molten plastic, creating a piggy bank, say, or a Darth Vader head from a computer design. “I’d heard about 3-D printing in the ’90s, but at that time it sounded like some scifi technology, like laser guns,” Mr. Watz said. Three-D printing has existed for years, but the machines were cumbersome and expensive, often monopolized by specialists. The MakerBot tops out at about $1,300, giving anybody with a computer and an idea the same creative horsepower, and artists are beginning to take notice. After a burst of invention by three friends, the MakerBot company was formed in

Brooklyn two years ago. Now with 32 employees, it has sold thousands of MakerBot kits. “It’s definitely baked into the DNA of MakerBot that this is a tool for creative people,” said Bre Pettis, 38, who worked as a middle school art teacher before starting the company with Zach Hoeken Smith, 28, and Adam Mayer, 35, hardware and Web developers. MakerBot’s founders encourage users to post their designs for the machine on a company blog, Thingiverse. “We’re obsessively open-source,” said Mr. Pettis. “In this age of the Internet, the sharers are the people who will come out ahead — the people who make progress and then share it so that other people can stand on their shoulders.” John Abella, a MakerBot hobbyist from Huntington, New York, said the appeal of MakerBot was that “everybody sees it with their own slant.” “My wife’s friends look at it, and they ask me for cookie cutters in shapes that don’t

Online: desKtOP fActOry

How 3-D printing can revolutionize the making of objects. nytimes.com:

Search “MakerBot” exist,” he continued. “At work people see it and say, ‘Can that replace the missing part in the company Ping-Pong table?’ ” (MakerBot has its limits: it can print objects that are at most 12 centimeters on a side, at a low resolution.) Noting that nearly 4,500 MakerBots have been sold so far, Mr. Pettis said, “For artists, it’s kind of like, imagine, you create something that’s a 3-D model, there’s 4,500 different locations in the world where it can seep out of the Internet into the real world.” But the ease of replication does present some questions for art professionals. “Art is not traditionally an open-source practice,” Mr. Watz, who is represented by the DAM gallery in Berlin, noted dryly.

Nonetheless, he posted some of his technical specs on Thingiverse, explaining that he didn’t want to take advantage of the generous community spirit there without giving back. And as a digitally oriented artist, Mr. Watz said, he had long questioned the art market’s economy of scarcity, even if he participated in it with limited-edition designs. Some Bot artists are just excited about the machine’s practical applications. David Bell and Joe Scarpulla have been laboring for years on a stop-motion animated film with a miniature set. On a whim, Mr. Bell and Mr. Scarpulla bought a MakerBot and found it to be a good fit as a custom manufacturer. “Our first successful prop was a miniature toilet bowl,” Mr. Bell said. Including the design and troubleshooting, using the Bot takes as much time as hand carving, “but the results are definitely better.” Kyle McDonald, MakerBot’s current artist in residence, has found that a printer can turn the Kinect, an inexpensive 3-D scanner and Xbox accessory, into a miniature replicator. “Now I think about physical things,” he said. “I spend a lot of time thinking, how can these systems be used in an interactive way?”

really had true democracy in mind for them but simply kept up appearances for Western consumption. “The changes are meaningful but still not sufficient,” said Burhan Senatalar, a professor at Bilgi University in Istanbul. “If you asked Turks today whether, in the abstract, people should be able to speak their mother tongue, most of them would say, of course, no problem,” he said.

“But with Kurdish, fear clouds the picture. Language is the biggest Kurdish demand because language equals identity. It’s the root of any culture, and many Kurds, having had their language repressed, no longer even know the basics of Kurdish grammar. So the debate has inevitably turned to language. To have cultural demands beyond language you need qualified people to write plays and make art, and during the 1980s you had so many Kurdish people tortured that they didn’t have time to think about cultural questions, which means there’s still a long way to go.” There are now more Kurdish-language books to be found in bookstores here. A theater troupe stages productions in Kurdish in Diyarbakir. And Kurdish music, including Dengbej, the traditional Kurdish sung-speech, is everywhere. “Compared to the past, we’re better off,” Mr. Ciftci said. “Eighty percent of our identity as Kurds is in our music. If you are Kurdish today, even if you don’t speak the language, you can hear a song in Kurdish, and your soul roars. It makes you feel part of a struggle.”

Launching a Franchise In Mask and Pajamas By BROOKS BARNES

WEST HOLLYWOOD — There is a lot at stake with “Green Lantern” — at least for its star, Ryan Reynolds, and Warner Brothers. Until now Mr. Reynolds, 34, has been best known for light roles in romantic comedies like “Definitely, Maybe” and “The Proposal.” Hollywood’s leadingplays Hal Jordan, a new recruit to the man club has been harder to crack. Mr. Green Lantern Corps, a type of secret poReynolds had a supporting role in “X-Men lice for the universe. Hal must master his Origins: Wolverine,” but an effort last new powers conferred by the corps’ magic year to build an entire film around him, ring while pining for his Earthbound love the thriller “Buried,” flopped. His most interest (Blake Lively). He eventually successful title role arguably remains fights the villain, Parallax, who is aided “Van Wilder,” a 2002 comedy. by Peter Sarsgaard (“An Education”). “Green Lantern,” which opens worldThe plot springs directly from Green wide this summer, is this Canadian actor’s Lantern comics, which started in 1940 affull-bore effort to prove that he can anchor ter a cartoonist saw a subway man wave a a summer blockbuster. And he must do it green lantern as an all-clear signal. while wearing a silly mask and tights, and Warner is playing up the film’s vastness saying lines like: “Let those who worship as a way to stand out; a cool costume and evil’s might beware my power.” a swarm of computer-generated effects “Oh, man, was I nervous about it,” Mr. may not fill theaters anymore. Reynolds said during a recent interview “Green Lantern” producers say Mr. at the Sunset Tower Hotel here, adding Reynolds (who is divorced from the acthat the pajamalike motion-capture suit tress Scarlett Johansson) is a Hollywood he wore for much of the shoot was not exrarity: a star who appeals to both sexes. actly calming. “You want me to do what? “We knew immediately that we put the And I’m supposed to do it in crash-test ring on the right finger,” said Donald De jammies?” Warner is nervous too. Just as “Green Lantern” is an effort by Mr. Reynolds to redefine his career, the picture represents a bid by the studio to create a superhero franchise beyond Batman and Superman. Although they are both huge multiplex forces, with sequels forthcoming, Warner has tried and failed for years to bring the likes of Wonder Woman, the Flash, Justice League and Green Lantern to the screen. (Let’s not even bring up “CatKEVIN SCANLON FOR THE NEW YORK TIMES woman.”) All the while Marvel Enter‘I’m just glad they didn’t ask me tainment, now owned by the to play Wonder Woman.’ Walt Disney Company, has catapulted one comic book ryAn reynOlds character after another onto Portrays Green Lantern the big screen, most impressively the lesser-known Iron Man, and now Thor. Line, a “Green Lantern” producer. A se“Green Lantern” is Warner’s first suquel is already deep in development. perhero release since making manageMr. Reynolds, who has a number of upment changes at DC last year and more coming films, displays a self-deprecating deeply integrating it into the studio. The sense of humor. pressure is intense: the Harry Potter “I’m just glad they didn’t ask me to play franchise ends in July, and Warner’s plan ‘Wonder Woman,’ ” he said. “On the other for replacing those riches turns squarely hand, that could be fun. The short shorts. on DC characters. And although fans The tall boots. What do you think?” now seem receptive to the $300 million As with any superhero movie, he said, “Lantern,” an early trailer was poorly the challenge is taking the story line serireceived. ously while signaling that the film gets the Jeff Robinov, Warner’s top movie execjoke. Near the end of “Green Lantern,” as utive, said “Batman Begins” “did about Mr. Reynolds and Ms. Lively start to kiss, $370 million worldwide” and spawned she blurts out, “What the hell is with that a sequel,” “The Dark Knight,” which mask?” earned more than $1 billion. But Hal Jordan wasn’t built to fear em“Green Lantern,” which was directed barrassment. His response: “Came with by Martin Campbell (“Casino Royale”), the outfit.” is a space extravaganza. Mr. Reynolds

An actor looks to redefine his career as a superhero.

Functional Fashion Is Made to Multitask for a Busier and Pricier World By ERIC WILSON

CHANG W. LEE/THE NEW YORK TIMES

Clothes do more than cover; Uniqlo’s offer sun protection.

Whatever happened to clothes that were just clothes? Now there are toning shoes, gut-reducing underwear, parka drawstrings that double as earphones, and leggings laced with caffeine, supposedly to help slim your thighs. Clothes, like everything else in modern life, are multitasking. At the Uniqlo store in Manhattan, window displays promote something called “UV Cut”; inside, posters show the actress Charlize Theron in clothes that purport to be infused with “wearable sunscreen.” “Filter ultraviolet rays in style,” proclaim the labels on cotton T-shirts, linen trousers and, paradoxically, thick hooded sweat-

shirts with a UPF factor of 50 to block out solar ultraviolet radiation. In Uniqlo’s men’s department, “anti-odor” polo shirts and “silky dry” perspiration-wicking T-shirts say they are “so dry and comfortable, it feels like you’re wearing nothing.” Along with the price tags on most of the store’s merchandise, there are tags announcing all manner of technical advancements in textile design. Some can be confusing, like a dress shirt that has a tag describing its “easy care” and another that warns: “Fingernails, protruding items, and items such as fittings on jewelry and bags can cause snagging. Please use care.” Becky Worley, an American TV correspondent, recently held a pair of caffeine-

Garments that claim to resist odor and slim the thighs. laced leggings to her nose on the show “Good Morning America” and said: “They don’t smell like coffee. They actually smell a little fruity.” Styleite, a fashion blog, followed with a post that declared, “No, caffeine-laced legwear will not help you lose weight.” Those leggings, which cost $50, are selling like crazy.

Functional fashion has become something of a buzzword in the apparel industry, and that is partly the result of marketing aimed at keeping consumers engaged with disposable clothing. It is also the result of a need to justify higher prices caused by the rising cost of raw materials like cotton and wool. That is not to say the UV-protective garments, for instance, are not effective, though their potency typically lasts for only 30 washes. Innovations might be forcing clothes, like cellphones and cars, to become smarter. “Today, fashion has a job to do,” said Heather Thomson, the founder of Yummie Tummie, a line that includes a T-shirt made with a panel of polyester and spandex to

hold in your gut. “We’re busier and busier, and we need versatility in things,” Ms. Thomson said. “But there’s a lot of kitsch on the market, too. We have to be careful as consumers about what is actually good for us and what is just marketing.” It might be nice to see a jacket infused with an afternoon snack, or jeans that suggest clever things to say on Twitter. Manufacturers are also thinking big. At Eastern Mountain Sports, near Uniqlo, a polyester polo shirt wicks away perspiration, dries quickly, resists odor and has a UPF factor of 30+. But it was the tag that stood out. “I’m effortlessly cool,” it says.


SPORT

Montag, 20. Juni 2011

Vermutlich war das ganz ordentlich anzusehen, als Heidi Klum bei „Wetten, dass . . .?“ in etwas auftrat, was sich offenbar Catsuit nennt, und wo Jennifer Lopez eine Brust aus dem Dekolleté plumpste. Aber das sind selbstredend lächerliche Anblicke gewesen im Vergleich zu jenem von Kyle Hines, der zeitgleich in der oberfränkischen Show „Freak City“ im Muskelshirt durch die Luft flog und einmal Yassin Idbihi, immerhin die deutsche Playoff-Entdeckung in Diensten von Alba Berlin, mit einem sagenhaften Block am vermeintlich sicheren Korberfolg hinderte. Einen spektakulären Showdown hatte die Basketball-Bundesliga somit auch in diesem Jahr zu bieten, womit die vergangene Woche, die mit Dirk Nowitzkis imponierender wie anrührender Krönung zur NBA-Ikone begann, eine geradezu perfekte war für das deutsche Basketball. Es tut sich eben einiges in dieser Sportart, von der man mal hierzulande irrtümlicherweise annahm, sie werde nach dem deutschen EMCoup 1993 ganz sicher boomen. Es hat damit noch ein wenig gedauert, aber inzwischen darf die BBL von sich behaupten, dass sie ein seriöses Produkt präsentiert. Die neuen Hallen sind zumeist bestens gefüllt, 4000 Zuschauer sahen im Schnitt die 337 Spiele. Tendenz steigend. Und die Quotenregelung sowie die für die Klubs vorgeschriebene Nachwuchsförderung sorgen allmählich auch für deutsche Spielanteile. Es ist längst nicht mehr vermessen zu behaupten, dass sich die BBL in Europa dank professionellerer Strukturen den Stellenwert erarbeiten könnte wie die Fußball-Bundesliga: als Nummer zwei hinter der hochwertigsten Liga, hier Spaniens ACB. Wie bestellt drängt nun auch noch im FC Bayern ein Global Player auf den Markt, der den Wettbewerb an der Spitze weiter forcieren wird und womöglich sogar die Schlafmützen vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen weckt. Meister Bamberg stößt zwar längst immerzu an seine natürlichen Grenzen, wird jedoch in den kommenden Jahren dank seiner Organisation ebenso ein mächtiger Mitbewerber um die Trophäen sein wie der vermögendere Zuschauer-Europameister Berlin. „Wir sind zurück“, hat Alba-Geschäftsführer Marco Baldi nach dem schmerzlichen 2:3 im Finale gegen Bamberg bereits mit neuem Stolz verkündet und gleich einen Gruß nach München geschickt: „Wer glaubt, dass er mal schnell Meister werden kann, wird sich noch wundern.“ Nach Lage der Dinge kann Frau Lopez bald wieder einpacken.

Sport heute FUSSBALL

Aussage gegen Aussage Erneut widerspricht Michael Ballack der Darstellung seines Abschieds. Seite 39

PFERDESPORT

Neue Töne, frischer Wind Dressur-Hengst Totilas zeigt erstmals seine neue Kür. Seite 40

LEICHTATHLETIK

Fortsetzung folgt Retten die Deutschen die guten EM-Eindrücke von 2010 ins WM-Jahr? Seite 41 Ergebnisse

Seite 40

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 37

Besonnen in der Hölle

Eine perfekte Woche Von Andreas Burkert

HF2

Die Titelverteidigung von Bambergs Basketballern im packenden Duell mit Berlin ist auch das Ergebnis einer klugen Personalpolitik Bamberg – Noch zehn Sekunden, das ist wenig Zeit am Ende eines Basketballspiels. Aber in zehn Sekunden kann man einen vermeintlich sicheren Sieg noch verspielen, manchmal passiert so etwas. Zehn Sekunden noch, doch Julius Jenkins hat es nicht mehr eilig, der überragende Werfer der Berliner dribbelt gemächlich über die Mittellinie und schüttelt den Kopf: Da geht nix mehr. Vorbei. Für die Berliner ist der Bamberger Triumph in diesem Moment schwer zu begreifen, sie selbst schienen ja dem Titelgewinn so nah zu sein in diesem fünften und entscheidenden Playoff-Finale der BBL um die deutsche Meisterschaft. 81 Sekunden vor Schluss hatten sie 64:62 geführt. Doch dann segelten zwei Dreier in ihren Korb, erst von John Goldsberry und dann von Brian Roberts, zum 68:64. In Bamberg verteilen sie aus gutem Grund Ohrstöpsel an die Zuschauer, weil es in ihren „Frankenhölle“ immer so laut ist. Aber so laut wie nach diesen beiden Dreiern und während Jenkins’ letztem Ballvortrag ist es noch nie gewesen. Die Brose Baskets Bamberg haben tatsächlich ihr Double verteidigt, im April hatten sie schon den BBL-Pokal gewonnen. Vier Meisterschaften sind es jetzt be-

entscheidenden Korb des Bamberger 72:65-Erfolgs, lag er längst vor der Bank auf dem Rücken. „Ich wollte etwas mitkegeln“, sagt Fleming lächelnd, „in so einem Moment versuchst du mitzuhelfen.“ Heyder, 54, hat Fleming 2008 aus Quakenbrück geholt, der Manager gilt als Konstrukteur dieses oberfränkischen Sportmärchens. Selbst einst Spieler und Trainer in Würzburg und Nürnberg und seit Jahrzehnten im Klub, organisiert Heyder inzwischen in der gemütlichen Unistadt einen Sechs-Millionen-EuroEtat und ein aufwendiges Nachwuchsprogramm. Nach dem Titel 2010 hat er zudem den Kader nahezu komplett gehalten, was ungewöhnlich ist in der BBL. Nur Reyshawn Terry und Kyle Hines kamen hinzu; Hines, 24, haben sie in der zweiten italienischen Liga entdeckt, und am Samstag war dieser bestechend athletische, gewitzte und leidenschaftliche US-Center von nur 1,96 Metern ganz peinlich berührt, als er völlig zu recht die MVP-Trophäe für den wertvollsten Spieler der Finalserie in den Händen hielt. Die Baskets beschäftigen einen hauptamtlichen Scout, auch das ist ungewöhnlich in der BBL, und diese kluge Umgehung windiger Agenten hat wohl nicht

Nowitzki „nicht realistisch“

Viermal Bamberg

Berlin? München? Bamberg? BasketsManager Wolfgang Heyder hat Samstagnacht wieder schmunzeln müssen, als er zu einem Transfer von Dirk Nowitzki in die BBL gefragt wurde. Wegen des drohenden Arbeitskampfes in der NBA waren neben Bamberg auch Alba Berlin und der ambitionierte Aufsteiger FC Bayern als Übergangsstation des Würzburgers ins Spiel gebracht worden. Heyder, der einen guten Draht zu Nowitzkis Mentor Holger Geschwindner besitzt, nannte die Spekulationen „viel Boulevard“ und „nicht realistisch“. Zum einen sei es „fraglich, ob es für Dirk sportlich überhaupt reizvoll ist“. Zum anderen könne die NBA-Saison selbst nach einem Tarifstreit im November wieder beginnen. Sollte sich der 32-Jährige, der mit den Dallas Mavericks erstmals den NBA-Titel holte, wider Erwarten für ein Gastspiel in der Heimat entscheiden, habe Bamberg aber angesichts der EuroLeagueTeilnahme sicher Vorteile. Was Nowitzkis Teilnahme an der EM in Litauen (31.8. – 18.9.), gab sich Heyder viel optimistischer: „Dirk hat ja sehr früh gesagt, dass er spielt, und dann spielt er sicherlich auch.“ abur

BBL-Finalserien seit 2000

reits seit 2005, während der einstige Serienmeister Alba Berlin seit 2008 auf den Titel wartet. Doch so emotional haben die Bamberger noch keinen Erfolg gefeiert, in der Nacht zum Sonntag waren sie weit entfernt von der Routine eines Klubs, der sich an der Spitze des deutschen Basketballs etabliert hat. Man sah das schon lange vor dem Spiel, im Gesicht von Manager Wolfgang Heyder. Er sah fertig aus, müde und nervös. Und er erzählte, dass er tags zuvor beim europäischen Verband angerufen habe, um abzuklären, ob wohl auch der unterlegene Finalist eine Wildcard für die EuroLeague erhalte (was der Fall ist). Die Bamberger, das überragende Team der Saison, hatten ihr Scheitern für möglich gehalten. „Wir sind heute sehr müde gewesen“, sagt Trainer Chris Fleming hinterher inmitten des infernalischen Partylärms. Später, bei der Pressekonferenz, der Berlins kauziger Trainer Katzurin fernblieb, setzt Fleming, zu einer Eloge über sein etwas überspielt wirkendes Team an, das im 49. Saisonspiel aber meisterlich kämpfte. Nur zwei Niederlagen in 34 Vorrunden-Partien, Platz eins schon im März sicher, und dennoch habe sich niemand hängen lassen, „in keinem Training, in keinem Spiel“. Er sei jetzt elf Jahre Trainer, sagt Fleming, 41, „aber ich habe noch

2011 Baskets Bamberg – Alba Berlin MVP: Kyle Hines (Brose Bamberg) 2010 Baskets Bamberg – Frankfurt Casey Jacobsen (Bamberg) 2009 Baskets Oldenburg – Baskets Bonn Rickey Paulding (Oldenburg) 2008 Alba Berlin – Baskets Bonn Julius Jenkins (Berlin) 2007 Baskets Bamberg – Artland Dragons Casey Jacobsen (Bamberg) 2006 RheinEnergie Köln – Alba Berlin Immanuel McElroy (Köln) 2005 GHP Bamberg – Skyliners Frankfurt 2004 Skyliners Frankfurt – GHP Bamberg 2003 Alba Berlin – Universa Bamberg 2002 Alba Berlin – RheinEnergie Köln 2001 Alba Berlin – Baskets Bonn 2000 Alba Berlin – Bayer Leverkusen

3:2 3:1 3:1 3:1 3:2 3:2 3:0 3:0 3:0 3:0

nur im Fall Hines geholfen. Auf den geschulten Blick geht insgesamt der imponierende Teamgeist zurück, der an den Kollektivsport des NBA-Champions Dallas erinnert. Diese Attitüde – Goldsberry spielte mit doppeltem Bänderriss im Knöchel aus Spiel eins – bestärken 6800 Fans in der stets ausverkauften Arena mit ihrer Begeisterung, und so verloren die Baskets keines ihrer 27 Heimspiele gegen BBL-Teams. An dieser Heimstärke scheiterten auch die ebenbürtigen Berliner, zumal sie trotz Katzurins gelungener Aufbauarbeit eine Zweckgemeinschaft blieben. Am Samstagabend verteidigte diese allerdings auf einem Niveau, das ein atemberaubendes Duell mit aufeinanderprallenden und übers Parkett hechtenden Muskelpaketen erst ermöglichte. Heyder soll nun wieder möglichst alle Spieler halten, darum hat Fleming gebeten. Bei Kyle Hines (Seite 4) sei das jetzt aber „fast unmöglich“, Sevilla bietet ihm offenbar 600 000 Dollar Gehalt; auch Roberts hat schöne Offerten aus Spanien. Center-Talent Tibor Pleiß, neben Karsten Tadda das deutsche Element in Flemings Rotation, soll dagegen ein weiteres Jahr bleiben, zumal seine fahrige Leistung der Playoffs für den behutsamen Aufbau spricht. Sofern das in der Hölle überhaupt möglich ist. Andreas Burkert

Auch weil Kyle Hines so unwiderstehlich zum Korb zog, durften Bambergs Basketballer am Ende wieder einmal jubeln. Fotos: Pohl/ City-Press, Dalder/Reuters

nie ein Team gehabt, das es so verdient hatte, den Titel zu gewinnen. Es war eine absolute Ehre, mir ihm zu arbeiten“. Bambergs Erfolg hat einige Väter, Fleming natürlich, der sich nach Ära Dirk Bauermann durchgesetzt hat und ein Meister des besonnenen, analytischen Coachens ist. Nur als Brian Roberts zu jenem Dreier ansetzte, der ein mit faszinierender Intensität geführtes Endspiel entschied, als der von Alba vergessene Guard links außen in der Ecke absprang und kurz vor Ablauf der Angriffszeit sein Handgelenk butterweich durchdrückte – da verlor sogar Fleming die Contenance. Während der Ball unterwegs war zum

Auftakt in Wimbledon

Mit 19 Deutschen

Nach langen Verletzungspausen gehen Serena und Venus Williams beim Tennisturnier von Wimbledon ohne nennenswerte Spielpraxis an den Start ne Lungenembolie erlitt. Es wurde allerdings nie bekannt, wo und wie genau sie die Verletzungen an den Füßen erlitten hat; jedenfalls spielte sie rund 50 Wochen lang kein Turnier mehr, erst in der vergangenen Woche trat sie in Eastbourne an, wo sie in der zweiten Runde gegen Vera Zwonarewa verlor. „Ich musste wieder bei Null beginnen“, erzählte sie

3:2

MVP: „Most Valuable Player“ der Preis für den wertvollsten Spieler der Finalserie, wird erst seit 2006 vergeben.

Die großen Unbekannten London – Bekanntlich ist London der einzige Ort auf der Welt, an dem das Wetter eine Nachricht ist, und wenn gerade im Südwesten der Stadt der All England Lawn Tennis and Croquet Club sein jährliches Tennisturnier ausrichtet, ist es sogar eine Hauptnachricht. Das Wetter hat bisher beschlossen, sich unberechenbar zu geben, auf Phasen schönsten Sonnenscheins folgen unvermittelt Phasen apokalyptischen Regens. Die Bewohner des Stadtteils Wimbledon reagieren darauf allerdings nicht – wie jeder vernünftige Mensch es tun würde – mit dem Bau einer Arche, sondern mit Gleichmut. Manche haben im Wimbledon Park ihre Zelte aufgeschlagen; es ist ein wunderbares Bild, lauter gelassene Engländer in winzigen Iglus aus mehr oder weniger wasserdichtem Stoff, ungerührt, unbeirrt, denn sie haben ein Ziel: Tickets zu ergattern für das an diesem Montag beginnende Turnier. Die Zelte stehen deshalb wohlgeordnet in Reihen, sie bilden die berühmte „Queue“, die Schlange: Wer zuerst kommt, wird zuerst bedient. In diesem Jahr scheint die Schlange besonders lang zu sein, was daran liegen könnte, dass das Turnier mit einigen bemerkenswerten Geschichten aufwartet. Zum Beispiel mit der von Serena Williams. Die Amerikanerin hat das Turnier im vergangenen Jahr gewonnen, anschließend, so hieß es, sei sie jedoch in einem Lokal in München in Glasscherben getreten. Die Folge, so geht die Geschichte weiter, seien zwei Operationen gewesen, fast fünf Monate lang trug sie einen Gips, was wiederum dazu geführt habe, dass sie ei-

3:2

am Sonntag in Wimbledon nachgerade erfreut, und nun weiß niemand so genau, was das bedeutet: bei Null anfangen. Heißt es, dass sie, wie normale Tennisspieler nach vergleichbarer Pause, keine Chance hat bei diesem Turnier? Oder heißt es, dass sie frisch und ausgeruht durch die Runden ziehen wird, um in zwei Wochen den Pokal in den vermut-

Wimbledon-Rückkehrerin Serena Williams (rechts neben ihrer Schwester Venus) über die monatelange Phase, als beide Amerikanerinnen verletzt waren: „Ich hasse es, das zu sagen, aber wenn du ganz unten bist, ist es gut, wenn jemand mit dir da unten ist.“ Foto: Toby Melville/Reuters

lich wolkenverhangenen Himmel über der Stadt zu heben? 2007 kam Serena Williams quasi ohne Matchpraxis zu den Australian Open. Für eine Profisportlerin wog sie zu viel, Tennis schien ihr nicht mehr ganz so wichtig zu sein, und dann hatte sie die Dreistigkeit ziemlich gelassen dahinzusagen, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sie und ihre Schwester Venus die Tenniswelt wieder dominieren würden. Das führte zu Ärger in der Szene, der frühere Weltklassespieler Pat Cash ließ sich zu einer mindestens chauvinistischen Suada hinreißen, unter anderem sagte er: „Serena hat eindeutig eine begrenzte Aufmerksamkeitsspanne. Als sie auf dem Gipfel war, zeigte sie keine Geduld in ihrem Tennis. Und jetzt hat sie nicht die innere Kraft dranzubleiben.“ Serena Williams stand damals auf Platz 81 der Weltrangliste, und alles sah danach aus, als würde Cash recht behalten mit seinen unfreundlichen Kommentaren. Aber selbstverständlich behielt er nicht recht, zwei Wochen später besiegte Williams die Russin Maria Scharapowa im Finale 6:1, 6:2. Begrenzte Aufmerksamkeit? Keine innere Kraft? Williams war mit der Aufmerksamkeit einer Einser-Schülerin und der inneren Kraft eines Wirbelsturms zu Werke gegangen, und Pat Cash hatte sich lächerlich gemacht. In diesem Jahr wagt es deshalb niemand, Serena Williams abzuschreiben, und um die Geschichte noch ein bisschen besser zu machen, ihr noch ein wenig mehr Drama zu verleihen, geht auch ihre Schwester Venus nach langer Pause in

Wimbledon wieder an den Start. Seit Januar plagte sie sich mit Hüftproblemen herum, auch sie trat in Eastbourne an, wo sie in der dritten Runde scheiterte. Sie steht in der Weltrangliste auf Position 33, noch sieben Plätze schlechter als ihre Schwester. Da die Organisatoren jedoch wissen oder zumindest ahnen, was passieren könnte, haben sie die Schwestern in der Setzliste auf die Plätze sieben (Serena) beziehungsweise 23 befördert, was bedeutet, dass sie theoretisch erst im Finale aufeinandertreffen könnten. Während sie nicht spielen konnten, haben die beiden viel Zeit miteinander verbracht. Serena erzählte: „Ich hasse es, das zu sagen, aber wenn du ganz unten bist, ist es gut, wenn jemand mit dir da unten ist.“ Sie lächelte, dann wuchs das Lächeln zu einem Grinsen: „Und sie war ganz unten mit mir. Vielleicht kommen wir jetzt zusammen zurück.“ Von den vergangenen elf Turnieren in Wimbledon haben die Williams-Schwestern neun gewonnen, Venus siegte fünf Mal. So kommt es zu der etwas absurden Situation, dass die beiden bekanntesten Tennisspielerinnen der Welt diesmal die größten Unbekannten sind. Vermutlich wissen sie selbst nicht genau, zu was sie in der Lage sind. Als Serena davon sprach, dass sie in Eastbourne praktisch ohne Aufschlag gespielt habe, sagte sie: „Ich hoffe, dass er diesmal im Gepäck dabei ist und ich gut aufschlage in der kommenden Woche.“ Kurze Pause, schneller Gedanke, dann korrigierte sie sich lächelnd: „In den kommenden zwei Wochen.“ Christian Zaschke

London (sid/dpa) – Angeführt von den gesetzten Andrea Petkovic, Julia Görges und Florian Mayer stehen beim wichtigsten Tennisturnier des Jahres 19 deutsche Spieler in den Hauptfeldern. Über die Qualifikation erspielten sich am Wochenende auch noch Mona Barthel (Bad Segeberg, durch ein glattes 6:2, 6:2 gegen die Spanierin Estrella Cabeza Candela) sowie Andreas Beck (Stuttgart, nach einem 2:6, 6:4, 4:6, 6:3, 6:3 gegen den Esten Jürgen Zopp) und Marcel-Cedric Stebe (Mühlacker, durch ein hart erkämpftes 6:3, 7:5, 1:6, 4:6, 7:5 gegen den wesentlich höher eingeschätzten Amerikaner Ryan Harrison) die Teilnahme an den 125. All England Championships in Wimbledon, die ausschließlich im Pay-TV übertragen werden. Dabei trifft Beck schon in der ersten Runde am Montag auf den dreimaligen Finalisten Andy Roddick (USA), der diesmal auf Rang acht gesetzt ist. Acht Deutsche schlagen gleich am ersten Tag auf. Den Anfang machen um 13 Uhr deutscher Zeit Halle-Sieger Philipp Kohlschreiber (gegen den Usbeken Denis Istomin), Rückkehrer Tommy Haas (gegen den Luxemburger Gilles Muller), der Korbacher Rainer Schüttler (gegen den an Nummer 30 gesetzten Brasilianer Thomaz Bellucci) und der Stuttgarter Michael Berrer (gegen den Spanier Feliciano Lopez). Auch Deutschlands Topspielerin Andrea Petkovic greift schon am ersten Turniertag ins Geschehen ein, sofern der prognostizierte Regen nicht dazwischen kommt. Die Darmstädterin soll in der vierten Partie auf Court 18 gegen die einst für Deutschland antretende Ungarin Greta Arn antreten, die auf Rasen nicht zu unterschätzen ist.


Seite 38 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

HBG

Montag, 20. Juni 2011

SPORT

Ohne Laptop im steinernen Meer

Fußball

Nigeria pokert, Brasilien kämpft mit Asche, die USA genießen die Berge – ein Blick in die WM-Trainingslager Während Bundestrainerin Silvia Neid ihren Kickerinnen das Wochenende freigegeben hat, bevor die deutsche Nationalmannschaft diesen Dienstag an ihrem ersten WM-Spielort Berlin wieder zusammenkommt, geht es für die anderen 15 Teilnehmer dieser Frauenfußball-Weltmeisterschaft in die Abschlussphase der Vorbereitung. Manche sind schon in Deutschland, die meisten zumindest in Europa, und überall wird am letzten Schliff gearbeitet. Manchen gelingt das besser, andere haben mit Problemen zu kämpfen – die SZ wirft einen Blick in die WM-Trainingslager. Europa genießt als Reiseziel in Übersee einen hervorragenden Ruf: Es ist sicher, es ist sauber und es ist alles niedlich nah beieinander. In den USA verkauft sich deshalb der Reiseführer „The Gorgeous Guide to Europe in Five Days“ ganz gut, doch die als Mitfavorit gehandelte Nationalelf von US-Trainerin Pia Sundhage hat die Reisepläne rund um die WM etwas ausgedehnt: Insgesamt fünf Wochen will der Olympiasieger bleiben, seit er vergangenen Mittwoch in München ankam, bis zum Finale, versteht sich. Beim jüngsten Test in den USA gab es ein mühevolles 1:0 gegen WMTeilnehmer Mexiko, die Stimmung im eu-

„Ich fühle mich etwas isoliert vom Rest der Welt.“ ropäischen Sommer ist dennoch bestens: Bis das Turnier beginnt, hat sich das USTeam im österreichischen Leogang einquartiert, einer beschaulichen Gemeinde am Fuß des Steinernen Meers, dessen Bergketten für ihr „Kolkbläser-Monsterhöhlen-System“ bekannt sind. „Wir sind versteckt in diesem Berg-Rückzugsort, der ein wundervoller Ort ist, um sich zu konzentrieren“, schwärmte Verteidigerin Stephanie Cox nach der Anreise. Einen Moment später stellte sie fest, dass sie das Ladekabel für ihren Laptop vergessen hat. „Ich fühle mich etwas isoliert vom Rest der Welt“, meinte Cox daraufhin. Doch schon diesen Montag gibt es eine willkommene Ablenkung: Dann kommt WM-Teilnehmer Norwegen zum Abschlusstest in die Bergwelt, bevor es nach Dresden zum Auftaktspiel gegen Nordkorea geht. 3 Die hohe Kunst einer WM-Vorbereitung liegt darin, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Auf dem Platz und neben dem Platz. Das Nationalteam von Brasilien rund um Weltfußballerin Marta aber musste vor seiner letzten Testpartie vor dem Abflug einsehen, dass die Naturgewalten sich jeglicher WM-Planung entziehen. Die Vulkan-Kette Caulle im Süden Chiles spuckt seit Wochen Asche, den Behinderungen im Flugverkehr über Südamerika fiel auch Brasiliens Testspiel gegen Argentinien zum Opfer. Stattdessen überrannte der Südamerika-Meister bei strömendem Regen im heimischen Recife eine kurzfristig organisierte Auswahl des Bundesstaats Pernambuco mit 4:1 Toren, die ersten beiden Treffer erzielte: Marta. Dass der nicht nur in Europa unbekannten Lili Bala gegen die reich-

Handballspielende Fußballerinnen: Alex Morgan (links) und Abby Wambach von Olympiasieger und WM-Mitfavorit USA beim fachfremden Üben im Vorbereitungstraining in Leogang/Österreich. Foto: Feichter/Nordphoto lich muskulösen Gegnerinnen zwischenzeitlich der Ausgleich gelungen war, sorgte bei Trainer Kleiton Lima für steile Falten im Gesicht. Nach WM- und OlympiaSilber will Brasilien diesmal den Titel, Fehlerquellen werden erbittert bekämpft. Am Sonntag konnte die Seleção allerdings kein Abwehrverhalten üben, es ging – wenn die Asche will – per Flieger ins einige Grad kältere Deutschland. Sollte es dann im ersten WM-Spiel gegen Australien in Mönchengladbach doch hinten klingeln, hat man vorne ja Marta.

noch einiges zu tun. Das Kräftemessen mit Sparringspartner Österreich endete 1:1, im zweiten Probelauf gegen die Slowakei reichte es zu einem 2:2. Allerdings spielte Nationaltrainerin Eucharia Uche in dieser Partie mit verdeckten Karten, sie hat Sorge vor gegnerischen Spähern und setzte vor allem auf die junge zweite Garde, aus der sich Torschützin Desire Oparanozie empfohlen hat. Die ist erst 17, sorgte aber schon bei der U20-WM vergangenen Sommer für Aufsehen, als sie mit Nigeria ins Finale einzog.

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Deutschlands letzter Vorrundengegner Nigeria dagegen hat mit dem taktischen Feinschliff noch Probleme. Im Vorbereitungslager im österreichischen Eugendorf nahe des Wallersees ist es nicht ganz so lauschig und auch nicht ganz so bergig wie bei Trainingsnachbar USA, auch Monsterhöhlen fehlen. Vor allem auf dem Platz aber hat der Afrikameister

Mögen die anderen noch schwitzen – die Grand Nation fühlt sich derzeit so beschwingt, dass alte Rollenmuster nicht mehr greifen. Frankreich, ein Frauenfußball-Außenseiter? Von wegen. Der Erfolg im Champions-League-Endspiel, als Olympique Lyon Turbine Potsdam dominierte, hat die Équipe beflügelt, die Mehrheit im Nationalteam spielt eben für Ly-

on und traut sich einen ähnlichen Coup nun auch als deutscher WM-Gruppengegner zu. Nach einem zähen 2:1 im ersten Test gegen Belgien stellte Nationaltrainer Bruno Bini für das Rückspiel ein bisschen um und schickte eben jene groß gewachsene und mit großer Frisur gesegnete Wendie Renard aufs Feld, die schon Potsdam das Fürchten lehrte. 7:0 hieß es am Ende in Calais, Nachwuchsstürmerin Marie-Laure Delie, die schon im ersten Test zwei Mal traf, erhöhte ihre Torquote in der A-Elf um drei Treffer auf 21 Tore in 20 Spielen. Mon dieu! 3 Sonntagmittag um 12.38 Uhr flutete schließlich eine 49-köpfige Delegation in Rottönen die schmalen Gänge am Flughafen Berlin-Tegel. Kanada, Deutschlands Gegner im Eröffnungsspiel am kommenden Sonntag, hat als erste Mannschaft ihr WM-Quartier bezogen. Es wird also ernst. Kathrin Steinbichler

Pizarro fällt lange aus

Neuer Wett-Verdacht

Werder Bremens Stürmer Claudio Pizarro wird auch nach dem Ende der Bundesliga-Saison vom Verletzungspech verfolgt. Der Peruaner hat in einem Testspiel seines Nationalteams für die Copa América eine schwere Knieverletzung erlitten. Bei einem Pressschlag zog sich der 32-jährige Profi nach Werder-Angaben einen Innenbandriss im rechten Knie zu. Das ergaben erste Untersuchungen des Angreifers, der rund sechs Wochen ausfallen dürfte und vorerst in Peru bleiben soll. Nach Ansicht von Werders Mannschaftsarzt Götz Dimanski gibt es keinen Grund für eine überhastete Rückholaktion. Für Pizaro ist damit die SüdamerikaMeisterschaft vom 1. bis 24. Juli in Argentinien schon vor dem Anpfiff beendet. „Nach dieser Diagnose wird er dort ganz sicher nicht zum Einsatz kommen“, teilte Werders Geschäftsführer Klaus Allofs mit. Er rechnet auch nicht mit Pizarro beim Bremer Trainingsstart am 29. Juni. Wegen diverser Muskelverletzungen konnte Pizarro bereits in der zurückliegenden Spielzeit nur 22 Punktspiele absolvieren. Mit neun Toren hatte der erfolgreichste ausländische Spieler in der Bundesliga-Geschichte dennoch großen Anteil am Bremer Klassenverbleib. dpa

Titelverteidiger Mexiko und Honduras haben sich beim Turnier um den Gold Cup als erste Teams fürs Halbfinale qualifiziert. Wirbel löste am Wochenende aber vor allem ein Manipulationsverdacht aus. Nach einem Bericht von Spiegel Online sind drei Spiele der FußballMeisterschaft für Nord- und Mittelamerika in den Fokus von Interpol, der Fifa und des Gastgeber-Verbandes (Concacaf) geraten. Damit sorgt das Turnier in den USA zum zweiten Mal für außersportliche Schlagzeilen: In der Vorwoche waren die positiven Dopingtests von fünf mexikanischen Spielern bekanntgeworden. Die Mexikaner durften die fünf suspendierten Akteure laut Fifa-Beschluss durch andere Akteure ersetzen. Laut Spiegel Online kam es bei drei Spielen auf dem asiatischen Wettmarkt zu ungewöhnlich hohen Einsätzen. Vor allem auf hohe Siege wurde gesetzt. Zwei der strittigen Partien endeten 5:0, eine 4:0. Um welche Spiele es sich handelt, wurde nicht mitgeteilt. Bei dem Turnier verlor Kuba in der Vorrunde mit 0:5 gegen Mexiko und Costa Rica. Mexiko gewann zudem 5:0 gegen El Salvador. Jeweils 0:4 verlor der Inselstaat Grenada gegen Mexiko und Guatemala. dpa

Vidal darf nicht

Hoffer nach Frankfurt

Der FC Bayern muss die Hoffnung auf einen Transfer des chilenischen Mittelfeldspielers Arturo Vidal vom Ligakonkurrenten Bayer 04 Leverkusen wohl begraben. „Die Diskussion um Bayern München interessiert uns nicht. Wenn Arturo Vidal wechselt, was sehr unwahrscheinlich ist, dann wird er nicht in Deutschland wechseln. Er hat bis zum 30. Juni 2012 bei uns einen Vertrag und wir beabsichtigen, den Vertrag noch zu verlängern“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Vidal will seinem bisherigen Trainer Jupp Heynckes zum FC Bayern folgen. Holzhäuser meinte angesprochen auf eine finanzielle Schmerzgrenze: „Natürlich gibt es immer einen Betrag, bei dem man betriebswirtschaftlich bedingt nachdenken muss, ob man einen Spieler abgibt. Dies gilt jedoch nicht für Deutschland, daher wird er innerhalb des Landes nicht wechseln, sondern definitiv bei uns bleiben.“ sid

Zweitligist Eintracht Frankfurt ist sich mit Wunschstürmer Erwin Hoffer über einen Wechsel vom italienischen Klub SSC Neapel einig geworden. Allerdings fehlt aus Neapel noch die schriftliche Freigabe für den 24 Jahre alten Österreicher, die die Frankfurter am Montag erwarten. „Heute ist Sonntag, da ruht der Betrieb in Italien“, sagte Frankfurts

Abwehrspieler Christian Pander, 27, wechselt innerhalb der Fußball-Bundesliga von Schalke 04 zu Hannover 96. Der Linksverteidiger, der bisher zwei Spiele für die Nationalmannschaft absolviert hat, unterschrieb beim Europa-LeagueTeilnehmer aus Niedersachsen einen Vertrag bis 2012. Er erhält das Trikot mit der Nummer 24. Pander ist der erste 96-Zugang für die kommende Saison. In Hannover trifft er auf seinen einstigen Trainer Mirko Slomka. Beide kennen sich aus gemeinsamen Schalker Zeiten. Pander war in den vergangenen Jahren immer wieder durch langwierige Verletzungen zurückgeworfen worden. So reichte es in sieben Spielzeiten nur zu 78 Erstliga-Einsätzen für den aus Münster stammenden Profi. „Unsere intensiven Medizinchecks sind alle gut verlaufen“, erklärte 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke. „Jetzt hoffen wir, dass er schnell zu bekannter Stärke zurückfindet.“ dpa

Beachvolleyballer Brink/Reckermann können in Rom ihren WM-Titel von 2009 nicht verteidigen

Mittendrin, aber ohne WM-Spiel 1954: Ulrich Biesinger (links); daneben: Alfred Pfaff, Richard Hermann, Horst Eckel, Heinz Kubsch. pixathlon

Zum Tod von Ulrich Biesinger

Ein Berner Held

A

ls der FC Augsburg im Juli 2009 sein neues Stadion an der B17 zwischen Göggingen und Haunstetten eröffnete, ließ sogar der große Helmut Haller Ulrich Biesinger den Vortritt. Wie ein Schütze beim Elfmeter trat Biesinger an den ominösen Punkt, bückte sich – und implantierte behutsam mit beiden Händen eine etwa 30 mal 30 Zentimeter große Grassode in ein dafür ausgespartes Loch auf Höhe der Mittellinie: ein Stück Rasen aus dem alten Rosenaustadion. Es war ein symbolischer Akt, mit dem der ambitionierte Zweitligist seiner Wurzeln gedachte. Biesinger war der Mann für diese Umtopfaktion. „Uli“ Biesinger wurde am 6. August 1933 im Augsburger Stadtteil Oberhausen geboren, der Wiege des heutigen FCA. Bei seinem Oberliga-Debüt im August 1952 für den damaligen Ballspiel-Club Augsburg gelang dem 19-Jährigen gegen den VfB Stuttgart sein erster Treffer. Zwei Jahre später berief Sepp Herberger den Mittelstürmer als jüngsten und letzten Spieler in sein Aufgebot für die Weltmeister-

schaft in der Schweiz und machte ihn so zu einem der „Helden von Bern“. Allerdings teilte Biesinger das Schicksal von Günter Herrmann, Helmut Kremers oder Jupp Kapellmann, die Weltmeister wurden, ohne im Turnier eingesetzt zu werden. Sein erstes von insgesamt sieben Länderspielen bestritt er erst im September 1954. Biesinger war, was vor dem Krieg Ernst Lehner, Helmut Haller in den sechziger Jahren und Bernd Schuster in den Achtzigern waren: der beste Augsburger Fußballer seiner Zeit. Die Popularität dieser Weltstars ohne WMTitel erreichte er nicht. Nach seiner Karriere, die er 1966 beim TSV Schwaben Augsburg beendete, arbeitete Biesinger in der Versandabteilung eines großen Unternehmens und spielte neben Haller für die Benefiz-Mannschaft Datschiburger Kickers. Als Stammgast im Stadion feierte er im Mai mit dem FCA den ersten Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte. Am Samstag ist Uli Biesinger im Alter von 77 Jahren unerwartet in Augsburg gestorben. Er hinterlässt seine Ehefrau Elfriede. Von den „Helden von Bern“ leben noch Ottmar Walter, Hans Schäfer und Horst Eckel. Johannes Schnitzler

„Wir haben gekämpft, alles probiert, aber es reichte nicht.“ Zu einseitig waren die Kräfteverhältnisse verteilt, es gab keinen Anlass, die Dinge schönzureden: „Ganz klar, das war eine Klatsche“, sagte Brink, „aber wenn die beiden so spielen, sind sie kaum zu bezwingen.“ Die Dominanz der Brasilianer war eine direkte Folge des Auftritts von Brink/Reckermann gegen die US-Ameri-

onen. Vor zwei Jahren haben der schnelle Defensivmann aus Leverkusen und der lange Blocker aus Köln in Stavanger in Norwegen als erstes europäisches Team überhaupt die WM gewonnen. In Rom konnten die Deutschen dieses Kunststück nicht wiederholen, obwohl sie ein starkes Turnier spielten. Vor allem das grandiose Achtelfinale gegen die Olympiasieger Todd Rogers und Phil Dalhausser aus den USA wird in Erinnerung bleiben, als Brink/Reckermann ihre Widersacher trotz eines 3:8-Rückstands im dritten Satz noch in die Knie zwangen. Aber auch das krachende Ausscheiden gegen die Brasilianer Alison Cerutti und Emanuel Rego im Halbfinale (15:21, 15:21) wird haften bleiben. Da verzweifelten die Deutschen am Monsterblocker Cerutti wie am strategischen Genie von Rego. „Man kann den beiden zu ihrer Leistung nur gratulieren“, sagte Brink:

kaner. „Das war ein unglaubliches Spiel“, sagte Emanuel Rego, der im Beachvolleyball als Weltmeister, Olympiasieger und Preisgeld-Millionär schon alles erlebt hat: „Ich habe danach zu Alison gesagt, wir müssen uns unbedingt zusammensetzen und überlegen, was wir tun können.“ Offensichtlich hat der nächtliche Diskurs gefruchtet. Alison und Emanuel waren gewarnt und agierten mit unglaublicher Dominanz. Was den Titelverteidigern blieb, war ein letzter Auftritt auf

„Wenn auf diesem Niveau fünf Prozent zum Limit fehlen, dann reicht es nicht.“

Krachendes Ausscheiden gegen die Brasilianer Alison Cerutti/Emanuel Rego.

Einfach zu gut in der Defensive: Alison Cerutti (hinten) blockt im WM-Halbfinale einen Schmetterschlag des deutschen Beachvolleyballers Jonas Reckermann. Foto: Tarantini/Nordphoto

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Hannover holt Pander

Abgeprallt am Monsterblock Rom – Jüngst ist Julius Brink gefragt worden, ob es ihn nicht irritiere, seinem Gesicht in Rom auf Hunderten von Postern zu begegnen, von denen er dem Betrachter während der Beachvolleyball-WM entgegenschaut – mal lächelnd, mal mehr oder minder böse. „Nö“, hat der Abwehrspieler grinsend geantwortet, „das bin ich aus Düsseldorf nicht anders gewohnt.“ So kennt man den 28-Jährigen in der Szene: große Klappe, viel dahinter. In Wahrheit könnte Brink wohl tagelang durch seinen Wohnort laufen, ohne erkannt zu werden, obwohl er es immerhin zur Welt- und Europameisterschaft gebracht hat. Auch wenn das Spektakel im Sand seit 1996 olympisch ist, gehört Beachvolleyball hierzulande noch immer zu den sportiven Randerscheinungen. Dabei zählen Brink und sein Partner Jonas Reckermann in einer Szene, die traditionell von US-Amerikanern und Brasilianern beherrscht wird, zu den Attrakti-

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dem Centre-Court im Foro Italico, bei dem sie sich am frühen Sonntagabend gegen Martins Plavins und Janis Smedins aus Lettland erwartungsgemäß mit 2:1 durchsetzten (Sätze: 22:20, 18:21, 15:11) und sich so immerhin noch die Bronzeplaketten sicherten. Ziel war eine WM-Medaille gewesen, auch wenn Jürgen Wagner, der Trainer des Duos, schon früh zu bedenken gegeben hatte, dass Reckermann verletzungsbedingt gehandicapt in die Titelkämpfe gehen musste. Das traf aber auch auf Dalhausser zu, jenen Amerikaner, den alle nur „dünnes Biest“ rufen. Er war wenige Tage vor WM-Start beim Grand Slam in Peking umgeknickt und konnte nicht wie gewohnt springen. Ähnlich erging es Reckermann, der in den Wochen vor dem WM-Gipfel einen Muskelfaserriss im Oberschenkel auskurieren musste. „Beide waren nicht in der Lage, ihr absolutes Leistungslimit abzurufen“, sagt Wagner. „Wenn dir auf diesem Niveau nur fünf Prozent fehlen, reicht es gegen eine starke Mannschaft wie Alison/Emanuel nicht. Auch deshalb war ich nach der Niederlage tiefenentspannt.“ Grundsätzlich, so die Erkenntnis des Trainers, habe sich aber in Rom bestätigt, „dass die Amis, die Brasilianer und wir die drei Topteams sind“. Felix Meininghaus

Infos unter sueddeutsch e.de fussball2011 /

Sportdirektor Bruno Hübner. Hoffer, der am Sonntag im Eintracht-Trainingslager in Leogang eintraf, spielte in der vergangenen Saison als Leihgabe für den 1. FC Kaiserslautern und erzielte in 24 Bundesligaeinsätzen fünf Tore. Er war auch jüngst beim Länderspiel in Wien im Einsatz (1:2 für Deutschland). dpa

Ehrenpräsident des VfL Bochum

Trauer um Wüst Der VfL Bochum trauert um Ehrenpräsident Ottokar Wüst. Nach Angaben des Fußball-Zweitligisten starb der langjährige Klubchef am Samstag nach schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren. Wüst war mehr als 75 Jahre lang Mitglied des VfL, den er von 1966 bis 1993 als Vorsitzender lenkte. Wüst habe den Verein nicht nur als Präsident in die Bundesliga geführt und ihn dort lange gehalten, er habe zusammen mit dem einstigen Oberbürgermeister Heinz Eikelbeck auch „unser Stadion auf den Weg gebracht“. „Das Schmuckkästchen an der Castroper Straße ist sicherlich ein bleibendes Vermächtnis seiner Amtszeit“, heißt es in einer Mitteilung des VfL. Seit 1938 war Ottokar Wüst, dessen Vater bereits Vorsitzender eines Vorgängervereins des VfL war, regelmäßiger Gast im Bochumer Stadion. sid

Kampf um Volleyball-Weltliga

Heimsieg über Bulgarien Bremen (dpa) – Mit einem knappen Heimsieg gegen Hauptkonkurrent Bulgarien haben die deutschen Volleyballer ihre Chance auf den Einzug in die WeltligaEndrunde gewahrt. Die Auswahl von Bundestrainer Raúl Lozano gewann am Samstag in Bremen 3:2 (25:18, 25:21, 18:25, 18:25, 15:13) gegen den Weltranglisten-Siebten und hielt damit Anschluss an die Gäste. Allerdings vergaben die DVV-Männer nach 2:0-Satzführung einen deutlicheren Sieg. Die zweite Partie gegen Bulgarien steigt am Sonntag (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet). Am Samstag präsentierte sich das Team im Vergleich zur Enttäuschung gegen Japan zunächst wie verwandelt. Vor allem im Angriff agierten die deutschen Männer, die erneut auf ihre verletzten Stammkräfte Georg Grozer und Björn Andrae verzichten mussten, druckvoller als in den vergangenen Partien. Zudem hatten die Deutschen auch im Blockspiel ein deutliches Übergewicht.


Montag, 20. Juni 2011

HF2

SPORT

Es war kein gutes Wochenende für den Bundestrainer, Joachim Löw bekam nach seinem Auftritt miese Kritiken. Der Fall sei „niveaulos“, voller „moralischer Allerweltsbotschaften“. Von der „Theater-AG des DFB“ war die Rede. Vernichtende Urteile, und doch hielt sich der Schaden für Löw in Grenzen, weil die Wertungen lediglich dem am Sonntag ausgestrahlten ARD-„Tatort“ galten, in dem er im Dienst der nahenden Frauen-WM ein prominenter Komparse war. Sein jüngster Auftritt im wahren Leben lässt sich nicht ganz so klar einordnen, aber die Fakten besagen, dass er schon mal besser ausgesehen hat als bei der quälend mühseligen Trennung vom ehemaligen Kapitän. Was hat sich Löw nur dabei gedacht, als er Michael Ballack zum Trost für den Abschied von der Nationalelf die Kombination von zwei Testspielen angeboten hat? Die Offerte, bei der Benefiz-Partie gegen Uruguay im Mai mitzuspielen, um dann im August gegen Brasilien das Jubiläum des 100. Länderspieleinsatzes zu realisieren, zeugt von Gespürlosigkeit. In der Praxis hätte das so ausgesehen: Löw hätte Ballack gegen Uruguay mitspielen lassen – und ihn dann vor den Qualifikationsspielen in Österreich und Aserbaidschan nach Hause geschickt. Motto: Jetzt wird’s ernst, andere müssen ran! Die Idee mag auf guter Absicht beruht haben, aber das macht sie nicht besser. Womöglich liegt darin ein Motiv für Ballacks brüske Reaktion gegenüber Löw und für den harten Vorwurf der „Scheinheiligkeit“. Doch die Anerkennung dieses Beweggrundes drückt schon das äußerste Wohlwollen aus, das sich für Ballack finden lässt. Ansonsten hat sich der frühere Hauptdarsteller des deutschen Fußballs durch sture und beleidigte Sprachlosigkeit selbst isoliert. Niemand versteht ihn mehr. Sein Ruf ist nun der einer verbitterten Diva, die an ihrem eigenen Spiegelbild leidet. Löw hat Ballack – auch wenn Letzterer das nun wieder bestreitet – vor Monaten mitgeteilt, dass dessen Zeit im Nationalteam vorbei sei. Damit hätte er seine wichtigste Aufgabe erfüllt. Aber dass dieses Trauerspiel über eine zerrüttete Beziehung vom Versagen der Kommunikation handelt, daran hat auch er Anteil.

Abrechnung mit Trainer Magath

Aussage gegen Aussage

Versagen der Kommunikation Von Philipp Selldorf

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 39

Schalke sperrt Medien

Scharf widerspricht Michael Ballack erneut der DFB-Darstellung zu seinem Abschied aus der Nationalelf Die Preisgabe dieser Details folgte Ballacks brüsker Replik zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand, die Löw am Donnerstag hatte bekanntmachen lassen. In einer wohlformulierten Erklärung, die bezeichnenderweise durch eine Anwaltskanzlei verbreitet wurde, hatte der Leverkusener Profi geklagt: "Wenn jetzt so getan wird, als sei man mit mir und meiner Rolle als Kapitän der Nationalmannschaft jederzeit offen und ehrlich umgegangen, ist das an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten", das Angebot eines Abschiedsspiels nannte er "eine Farce". Niersbach erwiderte, für diese Wertungen habe er "überhaupt kein Verständnis". Die Lage ist also vollendet verfahren. Während die eine Partei mit ihrer Darstellung nahelegt, dass Ballacks Verhalten mindestens unlogisch bis irrational ist, zieht die Gegenpartei – der Spieler und sein Berater Michael Becker – mit dem Vorwurf von Täuschung und Lüge in den Kampf. In einem größeren Debakel hätte der Vorgang gar nicht enden können. Dabei ist das eigentliche Thema relativ unstrittig. Denn für die Ansicht, dass Ballack keinen Platz mehr finden wird im Nationalteam, dürfte Löw beim Publikum und bei seiner aktuellen Mannschaft überwältigende Zustimmung finden.

Leverkusen – Michael Ballack ging am Sonntagnachmittag vorschriftsmäßig seiner Arbeit als Profi von Bayer 04 Leverkusen nach und absolvierte mit seinen Kollegen ein Übungsspielchen auf Hockeytore, als bei einem der vielen Reporter am Trainingsplatz eine Nachricht auf dem Telefon einging. Der Absender war Michael Ballack, allerdings nicht der Bayer-Profi, sondern der ehemalige Nationalspieler. Und wieder war die unschöne Geschichte um den Abschied des verdienten Capitano a.D. aus der DFB-Auswahl um eine Wendung reicher. Nun steht Aussage gegen Aussage, der deutsche Fußball diskutiert jetzt seinen eigenen KachelmannFall – in einer banalen Variante, aber mit ähnlicher Erbitterung in der Öffentlichkeit betrieben.

Das Treffen im März Nachdem am Samstag der Deutsche Fußball-Bund in Gestalt von Generalsekretär Wolfgang Niersbach geschildert hatte, wie der Bundestrainer Ende März seinem ehemaligen Kapitän die Nachricht vom Ende der Karriere in der Nationalelf bei einem Treffen in Meerbusch bei Düsseldorf sachlich klar beigebracht habe, konterte der Betroffene nun mit seiner Sicht: „Wenn der Bundestrainer Wolfgang Niersbach erzählt haben sollte, er habe bei unserem Gespräch am 30. März zu mir gesagt: ,Micha, das war’s für dich, und lass das jetzt mal sacken’, oder ,Ich plane nicht mehr mit dir’, dann ist das schlichtweg nicht wahr. Das genaue Gegenteil war der Fall“, schrieb Ballack in der persönlichen Erklärung, die der SportInformations-Dienst (sid) erhielt. Damals habe er von Löw erfahren wollen, wie er mit ihm plane: „In diesem Gespräch vermittelte er mir, dass er mich nach meinen Verletzungen wieder auf einem guten Weg sieht und durchaus daran glaubt, dass ich es in jedem Fall noch einmal schaffen kann, in die Nationalelf zurückzukehren; dass ich ein Kämpfertyp sei. Er hat mich motiviert und aufgefordert, nicht hinzuschmeißen.“ Niersbach hatte am Samstag eine andere Version erzählt. Er berichtete, dass nach Löws Treffen mit Ballack im März nur noch die Verkündung des Rücktritts offenblieb, und dass es danach „noch einige Telefonate zwischen dem Bundestrainer und Michael und seit Anfang Mai auch zwischen Michael und mir“ gegeben habe. Man habe vereinbart, sich nach der Länderspielreise im Juni abschließend zu verständigen. Dann legte Niersbach dar, wie Löw und er selbst versucht hätten, mit Ballack Kontakt aufzunehmen. Man

„Michael kann sehr stur sein“

Michael Ballack (rechts) und Joachim Löw: Weil die Kommunikation auf dem kurzen Dienstweg nicht klappte, dürfen jetzt alle mitbekommen, dass man sich über den Abschied des Spielers nicht einig war. Foto: Berg/dpa habe Nachrichten und SMS auf Mobiltelefonen hinterlassen, doch „trotz aller Bemühungen“ keine Antwort erhalten. Niersbach war als Mittelsmann eingeschaltet worden, weil der eigentlich prädestinierte Mann für diese Aufgabe, Manager Oliver Bierhoff, aufgrund der bekannten Animositäten nicht in Frage kam. Jetzt verriet der Generalsekretär, dass man Ballack, 34, angeboten habe,

„sowohl gegen Uruguay als auch gegen Brasilien zu spielen, um somit am 10. August in Stuttgart die außergewöhnliche Zahl von 100 Länderspielen zu erreichen. Einen Einsatz gegen Uruguay wollte Michael aber nicht, weil ihm die Zahl nicht so wichtig war. So jedenfalls hat er es mir vermittelt. Zugestimmt haben wir dann seinem Wunsch, selbst seinen Rückzug aus der Nationalelf bekanntzugeben.“

Auch Rudi Völler hatte seine Rolle in dem nun vollends missratenen Scheidungsverfahren. Völler, bis 2004 Teamchef des DFB, sollte Anfang der vorigen Woche noch einmal vermitteln. Aber auch er brachte Ballack nicht dazu, sein strafendes Schweigen aufzugeben und wieder den Dialog aufzunehmen. Am Sonntag hat Leverkusens Sportdirektor eingeräumt, dass er Ballacks Gesprächsverweigerung nicht gutheißt, „Michael kann sehr stur sein“, hat er über den Angestellten von Bayer 04 gesagt, dem er seit Jahren quasi freundschaftlich nahesteht. Völler meint jedoch, dass auch Löw Fehler begangen habe: „Keiner der Beteiligten hat sich mit Ruhm bekleckert, die Entscheidung von Joachim Löw ist legitim, aber man hätte das besser lösen können.“ Bloß wie? Darauf hat auch Völler keine Antwort gegeben. „Ich habe die Hoffnung, dass nach Tagen der Besinnung eine versöhnliche Variante in die Geschichte kommt“, sagte er – aber Aussichten auf Frieden sind an keinem Horizont zu erkennen. „Mit dieser Erklärung möchte ich das Thema abschließen“, hatte Ballack mitgeteilt, wenig später kam der nächste Konter. Diesmal von Löw: „Ich stehe zu meinen Aussagen. Philipp Selldorf

Gelsenkirchen (dpa/sid) – Die Mitglieder des FC Schalke 04 haben die Medienvertreter von der Hauptversammlung des Vereins ausgeschlossen. Einem entsprechenden Antrag stimmten am Sonntag die 2944 stimmberechtigten Mitglieder des Fußball-Bundesligisten in schriftlicher Abstimmung mehrheitlich zu. 1542 Mitglieder votierten für den Antrag, 1389 Mitglieder waren dagegen. Der Appell der Klubführung mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies und Vorstandsmitglied Peter Peters, den Antrag wegen der Transparenz abzulehnen, fruchtete nicht. So mussten die rund 30 akkreditierten Pressevertreter die Emscher-Lippe-Halle gut eineinhalb Stunden nach Beginn der Veranstaltung ebenso wie weitere Gäste ohne Mitgliedschaft verlassen. Die Journalisten bekamen nicht einmal die Möglichkeit, die Versammlung auf Bildschirmen außerhalb der Halle weiter zu verfolgen. „Das ist Demokratie“, kommentierte Tönnies das skurrile Geschehen nach dem Votum. Auf der Versammlung wurde anschließend mit dem früheren Trainer Felix Magath abgerechnet. In einem zehnminütigen Filmbeitrag über die vergangene Sai-

Mittelfeldspieler Julian Draxler verlängert vorzeitig bis 2016. son wurde die Schalker Achterbahnfahrt ausführlich beleuchtet und dabei vor allem auch auf die Misserfolge unter Magath in der Bundesliga hingewiesen. „Es hat einen Riss durch unseren Verein gegeben. Das darf nie wieder vorkommen. Wir alle sind ein Einig-Schalke“, sagte Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies in seiner Rede. Als ein Zeitungsartikel mit der Überschrift „Magath muss gehen!“ in der Emscher-Lippe-Halle von Gelsenkirchen eingeblendet wurde, brandete großer Applaus auf. Magath arbeitet mittlerweile wieder beim VfL Wolfsburg. Als die Freigabe von Torwart Manuel Neuer für den Wechsel zu Bayern München nochmals angesprochen wurde, gab es ein lautes Pfeifkonzert der Mitglieder. Für Beifall sorgte dagegen die Verkündung von Sportvorstand Horst Heldt, dass der ursprünglich bis 2014 datierte Vertrag mit Mittelfeldspieler Julian Draxler vorzeitig bis 2016 verlängert wurde. Der 17-Jährige stammt aus der Schalker Jugend und gab am 18. Spieltag der abgelaufenen Saison sein Debüt bei den Profis. Im DFB-Pokalfinale erzielte er das 1:0 beim späteren 5:0-Sieg gegen Zweitligist MSV Duisburg.

Beste Altersvorsorge Der Meistertitel mit der A-Jugend zeugt von einer Wende in der Personalpolitik des VfL Wolfsburg Wolfsburg – Wer Kevin Scheidhauer am Sonntag zur Mittagszeit fragte, worauf er sich am meisten freue, der bekam folgendes zu hören. „Einen Teller Nudeln.“ Es ist davon auszugehen, dass ihm dieser relativ bescheidene Traum erfüllt werden konnte. Der Stürmer Scheidhauer hatte am Vormittag drei sehenswerte Tore geschossen – mit einem Flugkopfball, einer hübschen Einzelaktion und einem knallenden Volleyschuss – und er hatte damit maßgeblichen Anteil am 4:2 seines VfL Wolfsburg gegen den 1. FC Kaiserslautern. Die gut 7000 größtenteils grünweiß gekleideten Zuschauer im Stadion am Elsterweg stimmten zu jedem seiner Treffer ein Lied an, das in Wolfsburg zuletzt etwas aus der Mode gekommen war: „Deutscher Meister wird nur der VfL!“ Und es störte sie auch kein bisschen, dass es dieses Mal nur um die Meisterschale der A-Jugend ging. Vermutlich ist das Wörtchen „nur“ an dieser Stelle ohnehin nicht mehr angebracht. In einem Fußball-Land, in dem die Nationalmannschaft mit einem Altersdurchschnitt von knapp 24 Jahren antritt, kann der Gewinn der NachwuchsBundesliga gar kein unbedeutender Titel sein. Er ist vielmehr eine Form der Altersvorsorge. Wer die besten 19-Jährigen in seinen Reihen weiß, der kann ein bisschen entspannter in die Zukunft schauen. So wie sie es jetzt beim Fast-Absteiger Wolfsburg tun. Der VW-Chef Martin Winterkorn saß am Sonntag jedenfalls so

gut gelaunt wie schon lange nicht mehr auf einer Stadiontribüne. Auch er wusste: In spätestens drei bis vier Jahren wird die Generation Scheidhauer im besten Jogi-Löw-Alter sein. Kevin Scheidhauer dürfte auch einer der Gründe sein, weshalb der VfL Wolfsburg nun seinen ehemaligen Bundesliga-

Dreimal FC Bayern A-Jugend-Endspiele seit 2000 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000

VfL Wolfsburg – Kaiserslautern 4:2 Hansa Rostock – Bayer Leverkusen 1:0 FSV Mainz 05 – Borussia Dortmund 2:1 SC Freiburg – VfL Wolfsburg 2:0 Bayer Leverkusen – FC Bayern n.V. 2:1 Schalke 04 – FC Bayern München 2:1 VfB Stuttgart – VfL Bochum 1:0 Bayern München – VfL Bochum 3:0 VfB Stuttgart – Bayer 04 Leverkusen 5:2 Bayern München – VfB Stuttgart 4:0 Bayern München – B. Leverkusen 3:2 Bayer Leverkusen – Werder Bremen 4:2

Torschützenkönig Grafite, 32, ohne größere Bauchschmerzen in die Wüste geschickt hat. Der 19-Jährige, der ursprünglich aus Leipzig stammt, gilt inzwischen als größtes Sturmtalent am Mittellandkanal. Felix Magath hat ihn gerade mit einem Profivertrag ausgestattet. Und wenn der Cheftrainer und Klubma-

nager am Sonntag unter den Zuschauern gewesen wäre, hätte er die restlichen Stürmer aus seinem Profikader vermutlich auch gleich noch zum Verkauf angeboten. Scheidhauer wollte von seinem Auftritt natürlich keine Ansprüche ableiten, er formulierte aber mal ganz vorsichtig: „Man wird dem Herrn Magath schon ausrichten, dass ich heute ordentlich gespielt habe.“ Davon ist in der Tat auszugehen. Wolfsburg entdeckt nämlich gerade die Vorzüge einer strukturierten Jugendarbeit. „Man kann nicht immer wieder ganze Mannschaften zusammenkaufen“, beschreibt Geschäftsführer Thomas Röttgermann diese gedankliche Zeitenwende im VfL-Aufsichtsrat – für mehr oder weniger erfolgreiche Shopping-Touren war der Werksklub bislang schließlich deutschlandweit bekannt. Der frisch gekürte A-Jugendmeister Tolga Cigerci ist tatsächlich der einzige VfL-Jugendspieler, der jemals den Sprung in die Anfangsformation der Bundesligamannschaft schaffte – ein struktureller Nachteil gegenüber geübten Jugendstil-Klubs wie Dortmund, Mainz, Stuttgart oder Freiburg, den sich der VfL nicht länger leisten will. Bis vor vier Jahren gab es in Wolfsburg nicht einmal ein NachwuchsLeistungszentrum. Heute steht dort eines der größten und modernsten, vor allem aber nach oben durchlässigsten im ganzen Lande. Die VfL-A-Jugend von Trainer Stephan Schmidt, 34, hat in dieser Saison auch deshalb die U19-Bundesliga dominiert, weil ein Großteil der Mannschaft bereits wie selbstverständlich im U23-Regionalliga-Team von Lorenz-Günther Köstner aushilft.

DEUTSCHER POKALSIEGER

Join the winning team Die Brose Baskets haben nach einer einmalig erfolgreichen Saison auf nationaler und internationaler Ebene und dem Sieg im Deutschen Basketball Pokal nun auch die Deutsche Meisterschaft gewonnen.

Goldener Jahrgang

Wer war noch einmal Grafite? Kevin Scheidhauer (links neben Maximilian Arnold) erzielte drei Tore für den VfL Wolfsburg beim 4:2 im A-JugendFinale gegen den 1. FC Kaiserslautern. Foto: Matthias Kern/Getty

Abgesehen von dieser naheliegenden Idee (und von einem finanziellen Kraftakt des Autokonzerns), hatten sie allerdings auch ein bisschen Glück – das geben sie in Wolfsburg gerne zu. Die 1992-Geborenen gelten als goldener Jahrgang. Neben Scheidhauer und Cigerci wären da vor allem der offensive Linksverteidiger Florian Hartherz sowie der Dribbelkünstler Akaki Gogia zu nennen, der zur kommenden Saison auf Leihbasis den Bundesliga-Aufsteiger FC Augsburg verstärken soll. Kevin Scheidhauer hingegen hat gute Gründe, direkt in Wolfsburg sein Glück zu versuchen. Wer ihn nach dem Endspiel fragte, worauf er sich – neben einer Portion Pasta – am zweitmeisten freue, der bekam folgendes zu hören: „Am Freitag beginnt die Vorbereitung bei den Profis, den Magath-Hügel kenne ich zum Beispiel noch gar nicht von oben.“ Davon träumt der moderne A-Jugendliche also, von Nudeln und Strapazen. Das zeugt von Bescheidenheit und Arbeitseifer, was bekanntlich keine Tugenden sind, die im Reich von Felix Magath zu kurz kämen. Nicht auszuschließen, dass von diesem Scheidhauer demnächst noch häufiger die Rede sein wird. Boris Herrmann

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Seite 40 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

Tourenwagen: Tomczyk holt Führung

Montag, 20. Juni 2011

SPORT

und Musik aufeinander abzustimmen. Deswegen blieb die Kür die schwächste Vorstellung von Rath und Totilas in Balve, auch wenn die Noten die höchsten des Turniers waren. Unsicherheiten und Fehler waren nicht zu übersehen, wieder in den fliegenden Galoppwechseln, und auch eine Piaffe stockte, Totilas Paradeübung. Einen Tag zuvor im Grand Prix Special hatte Rath gezeigt, dass er sich hinter dem Niederländer Edward Gal, der Totilas ausgebildet und mit ihm drei WM-Titel geholt hat, nicht zu verstecken braucht, so souverän und sicher gelangen die meisten Übungen, so perfekt saß der 26-Jährige im Sattel. Doch letztlich sind es zwei Lektionen, in denen Totilas zur Zeit kein Pferd der Welt und schon gar nicht in Deutschland, etwas vormacht: Piaffen und Galopp-Pirouetten. Alles andere können andere auch.

Neue Töne, frischer Wind

Im Jahreswagen voraus Klettwitz (sid) – Martin Tomczyk hat in einem Audi-Jahreswagen auf dem EuroSpeedway das vierte Saisonrennen des Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) gewonnen und die Führung in der Gesamtwertung übernommen. Zweiter wurde Timo Scheider (ebenfalls Audi). Vorjahressieger Bruno Spengler musste sich in seinem Mercedes mit Rang drei begnügen. Der einstige Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher ging als Zwölfter dagegen leer aus. „Einfach unglaublich. Wir haben den Dämon vom Lausitzring gekillt“, sagte Tomczyk nach seinem insgesamt sechsten DTM-Sieg, „es fühlt sich verdammt gut an, Führender in einem Jahreswagen zu sein.“ Der Rosenheimer fährt nach seiner Degradierung in ein älteres Rennwagen-Modell wie entfesselt. Beim ersten Reifenwechsel hatte er den vom Start an führenden Spengler überholt und danach den Erfolg souverän verwaltet. „Er hat die Herausforderung gut angenommen“, sagte AudiSportchef Wolfgang Ullrich, dem der Erfolg „sehr gut“ tat. Zuletzt hatte auf dem Lausitzring 2005 ein Audi-Fahrer gewonnen: der Schwede Mattias Ekström, der dieses Mal Elfter wurde. Scheider fuhr von Startplatz neun eine andere Strategie als die Konkurrenten an der Spitze. Er wechselte spät seine Reifen und schob sich damit am Ende noch an Spengler vorbei auf Rang zwei. Scheider stand zum ersten Mal in diesem Jahr auf dem Siegerpodest und hegt jetzt selbst wieder Hoffnungen auf seinen dritten Titel nach 2008 und 2009. Ekström dagegen muss mit 21 Zählern Rückstand auf Tomczyk seine Meisterschaftsträume wohl beenden. Vor ihm liegt Audi-intern auch noch Mike Rockenfeller (14), der nach seinem schweren Unfall bei den 24 Stunden in Le Mans vorsichtshalber pausierte und von Tom Kristensen vertreten wurde. Der Däne wurde Siebter.

HF2

Das Debüt der Totilas-Kür mit Matthias Rath glückt – um das Rekord-Pferd schart sich ein starkes Team Balve – Der Optimismus ist zurückgekehrt zu den deutschen Dressurreitern. „Es herrscht eine ganz andere Stimmung als vor einem Jahr“, sagt Klaus Röser, der Vorsitzende des Dressur-Ausschusses. Damals, vor der WM in Kentucky, war abzusehen gewesen, dass es mit viel Glück nur für Bronze reichen würde, hinter den Niederländern und den Briten, denen die Deutschen in den vergangenen zwei Jahren öfter den Vortritt lassen mussten. Nun könnte es bald wieder anders kommen. Der Grund für den Stimmungswandel ist ein Quartett, das bei der deutschen Meisterschaft am Wochenende in Balve nach vorne ritt: Matthias Rath, Christoph Koschel, Isabell Werth und Anabel Balkenhol sind ein starkes Team, die Vier bilden auch die Equipe, die sich Mitte Juli beim CHIO in Aachen einer starken internationalen Konkurrenz stellt. Erst dann ist abzusehen, wie groß die Siegchancen wirklich sind, aber schon jetzt steht fest: Die deutschen Dressur-Reiter kämpfen wieder, auch, aber nicht nur wegen des im vergangenen Herbst von Paul Schockemöhle für angeblich zehn Millionen Euro gekauften Hengstes Totilas, der in Balve seinem Reiter Matthias Rath nach dem Titel im Grand Prix Special auch den in der Musikkür sicherte. Mit 85,654 Prozent war der Abstand zum Silbermedaillengewinner Christoph Koschel auf Donnperignon (82,450) reichlich groß und wohl auch dem Nimbus des teuren Pferdes geschuldet. Von Body-

guards eskortiert wurde der Rappe zum Abreiteplatz geführt; offenbar bestand die Sorge, dass sich irregeleitete Fans womöglich ein Schweifhaar sichern würden. In Wiesbaden hatte zuletzt eine Frau den Handschuh kaufen wollen, mit dem der Steward das Maul von Totilas kontrolliert hatte – Speichelreste inklusive. In Balve nun gab es neben dem Dressurviereck an einem Stand Polohemden mit dem aufgestickten Namen des Rappen zu kaufen – das Stück für 120 Euro.

Anabel Balkenhol zeigt mit Dablino dagegen wohltuend altmodische Qualitäten.

Für den Totilas-Tanz hat Techno-DJ Paul van Dyk extra ein Stück komponiert. Die Begeisterung der sauerländischen Besucher hielt sich allerdings in Grenzen. Der Beifall für Totilas war mehr höflich als euphorisch, was jedoch auch am Regen gelegen haben könnte: Es schüttete immer wieder, auch als Totilas seine neue Kür vorstellte, die mit einer Musik unterlegt ist, die der in der Techno-Elektro-Szene bestens bekannten Paul van Dyk komponiert hat. Einige Takte waren zuvor als Appetithappen im Internet zu hören gewesen. Für den unbedarften Zuschauer war es eher ein unverbindliches, etwas düsteres Gebrumme, mancher wollte die Klänge auch schon in Kaufhäusern und Fahrstühlen gehört haben, und ganz offensichtlich hatten Reiter und Pferd nicht allzu oft geübt, Programm

Eine Möhre nach der hochbewerteten Premiere: Rekord-Dressur-Hengst Totilas zeigt in Balve sein neues Programm. Foto: Ina Fassbender/Reuters

Christoph Koschel ritt seinen Fuchs Donnperignon zu Sting-Rhythmen kraftvoll und fehlerlos zur Silbermedaille. Isabell Werth machte El Santo Beine, sodass er leichtfüßig übers Viereck flog und das zu einem komplizierten Programm, das höchste Konzentration erforderte, an der es El Santo manchmal noch fehlte. Bei beiden ist der starke Trab energischer und eindrucksvoller als bei Totilas. Auch Anabel Balkenhol auf Dablino, Vierte in der Kür, Dritte im Special, brauchte sich nicht zu verstecken. Kaum ein Pferd geht so losgelassen und selbstverständlich wie der hannoversche Fuchs und zeigt damit geradezu altmodische Qualitäten, in einer Zeit, in der es schick ist, spektakuläre Auftritte hochzuloben. Auch weil sie für Schlagzeilen und TV-Zeiten sorgen.Gabriele Pochhammer

Aktuelles in Zahlen American Football

Fechten

Eurobowl, Finale in Innsbruck Berlin Adler – Tirol Raiders Innsbruck 12:27 (0:10, 6:7, 0:7, 6:3). – Zuschauer: 8600.

Weltcup-Turnier in Buenos Aires, Männer Degen, Einzel: 1. Grumier (Frankreich), 2. Won-Jin (Südkorea), 3. Kauter (Schweiz), 4. Robeiri (Frankreich), 5. Pizzo (Italien), 6. Rota (Italien), 7. Reyslin (Ukraine), 8. Blaszyck (Frankreich); 10. Fiedler (Leipzig), 38. Schmitt (Tauberbischofsheim), 41. Kneip (Leverkusen), 54. Schmid (Tauberbischofsheim). Finale: Kim – Grumier 8:15.

Basketball Männer, Bundesliga Playoff-Finale (Best of 5) Bamberg – Berlin 72:65 (29:30) Robert 15, Suput 15, Hines 12/9 Reb., Goldsberry 10, Jacobsen 10, Terry 5, Pleiß 3, Gavel 2, Tadda. – Jenkins 22, Taylor 13, Raduljica 9, Idbihi 8, Allen 4, Schaffartzik 4, Dragicevic 3, Rochestie 2, McElroy, Schultze. – Zuschauer: 6800. – Deutscher Meister: Bamberg (3:2). Frauen, EM in Polen, 1. Spieltag Gruppe A, in Bydgoszcz: Türkei – Litauen 58:64 (22:37), Russland – Slowakei 68:66 (29:34), Slowakei – Türkei 60:76 (32:38); außerdem: Litauen – Russland. Gruppe B, in Bydgoszcz: Weißrussland – Großbritannien 55:40 (31:20), Tschechien – Israel 72:56 (32:22), Israel – Weißrussland 41:68 (18:26); außerdem: Großbritannien – Tschechien. Gruppe C, in Kattowitz: Spanien – Deutschland 79:69 (39:27), Polen – Montenegro 53:70 (26:37), Montenegro – Spanien 66:57 (39:31); außerdem: Deutschland – Polen. Gruppe D, in Kattowitz: Griechenland – Lettland 67:57 (35:36), Frankreich – Kroatien 86:40 (48:25), Kroatien – Griechenland 65:63 (42:29); außerdem: Lettland – Frankreich.

Beach-Volleyball Weltmeisterschaft in Rom, Männer Viertelfinale: Brink/Reckermann (Leverkusen/Köln) – Fijalek/Prudel (Polen) 2:0 (21:15,21:16), Søderberg/Hoyer (Dänemark) – Plavins/Smedins (Lettland) 0:2 (19:21,17:21), Ferramenta/Salgado (Brasilien) – Rego/Cerutti (Brasilien) 0:2 (20:22,16:21), Herrera/Gavira (Spanien) – Araujo/Santos (Brasilien) 0:2 (18:21,17:21). Halbfinale: Plavins/Smedins (Lettland) – Araujo/Santos (Brasilien) 0:2 (20:22,16:21), Brink/Reckermann (Leverkusen/Köln) – Rego/Cerutti (Brasilien) 0:2 (15:21,15:21). Spiel um Platz 3: Brink/Reckermann – Plavins/Smedins. Finale: Araujo/Santos – Rego/Cerutti. Frauen Viertelfinale: Köhler/Sude (Hamburg/Friedrichshafen) – Klapalova/Hajeckova (Tschechien) 0:2 (14:21,18:21), Fendrick/Hanson (USA) – França/da Silva (Brasilien) 1:2 (13:21,21:17, 12:15), Antunes/Antonelli (Brasilien) – Chen/Xi (China) 1:2 (17:21,21:18,11:15), May-Treanor/Walsh (USA) – Kessy/Ross (USA) 2:1 (21:18,18:21,15:10). Halbfinale: Chen/Xi (China) – May-Treanor/Walsh (USA) 1:2 (17:21,21:15,10:15), Klapalova/Hajeckova (Tschechien) – França/da Silva (Brasilien) 0:2 (14:21,13:21).

Fußball

Weltcup-Turnier in Havanna, Männer Florett, Einzel: 1. Cassara (Italien), 2. Hertsyk (Ukraine), 3. Marcel Marcilloux (Frankreich) und Lei Sheng (China); 13. Bachmann (Bonn), 33. Joppich (Koblenz), 52. Kröplin (Bonn). Finale: Cassara – Hertsyk 15:12.

Golf US-Open, in Bethesda/Maryland (7,5 Mio. Dollar/Par 71) Nach der 3. Runde: 1. McIlroy (Nordirland) 199 (65/66/68), 2. Yang (Südkorea) 207 (68/ 69/70), 3. Garrigus (USA) 208 (70/70/ 68), Day (Australien) 208 (71/72/65) und Westwood (England) 208 (75/68/65), 6. Garcia (Spanien) 209 (69/71/69), Kuchar (USA) 209 (72/ 68/69) und Jacobson (Schweden) 209 (74/69/ 66), 9. Kyung-Tae (Südkorea) 210 (69/72/69); 36. Kaymer (Mettmann) 216 (74/70/72), 53. Siem (Ratingen) 219 (79/66/74), 95. Cejka (Las Vegas) 149 (75/74). Europa-Tour, Saint-Omer Open, Frankreich (600 000 Euro/Par 71) Nach der 3. Runde: 1. Zions (Australien) 276 (68/72/67/69), 2. Lee (Schottland) 283 (69/68/ 74/72), Denison (England) 283 (69/74/67/73) und Gustafsson (Schweden) 283 (73/71/70/ 69), 5. Perrino (Italien) 284 (68/69/ 75/72), Campillo (Spanien) 284 (76/66/70/72), Ruiz (Paraguay) 284 (70/70/74/70) Tampion (Australien) 284 (69/71/74/70), Slattery (England) 284 (73/68/73/70), Gagli (Italien) 284 (73/68/72/71) und Hansen (Dänemark) 284 (70/72/71/71); 29. Fritsch (Heidelberg) 288 (74/72/69/73), 45. Meitinger (Witten) 291 (72/71/75/73), 84. Ritthammer (Nürnberg) 148 (76/72), 117. Miarka (Hannover) 151 (79/72), 125. Kieffer (Düsseldorf) 152 (76/76).

Hockey Frauen, Nationen-Turnier in Berlin Argentinien – Australien 3:3 (0:2), Deutschland – Südkorea 3:3 (1:3), Deutschland – Australien 3:0 (0:0), Südkorea – Argentinien 0:1 (0:0), Südkorea – Australien 1:2 (0:1), Argentinien – Deutschland 0:2 (0:0). Endstand: 1. Argentinien 7 Punkte, 2. Deutschland 4, 3. Australien 4, 4. Südkorea 1.

Kanu Europameisterschaft in Belgrad, olympische Disziplinen, Männer 1000 m: Kajak-Einer: 1. Hoff (Köln) 3:22,485 Min., 2. Jurenja (Weißrussland) 3:25,029, 3. Pi-

menta (Portugal) 3:25,881. Kajak-Zweier: 1. M. Hollstein/Ihle (Neubrandenburg/Magdeburg) 3:07,095 Min., 2. Jurtschenko/Pogreban (Russland) 3:07,827, 3. Kokeny/Dombi (Ungarn) 3:08,205. Kajak-Vierer: 1. Portugal (Pimenta, Ribeiro, Silva, Fernandes) 2:49,618 Min., 2. Deutschland (Hoff/Köln, Groß/Berlin, Bröckl/Berlin, Gleinert/Berlin) 2:49,960, 3. Rumänien (Gavrila, Vasile, Ioneticu, Neagu) 2:50,056. Canadier-Einer: 1. Brendel 3:47,155 Min., 2. Chirila (Rumänien) 3:49,645, 3. Bouza (Spanien) 3:50,065. Canadier-Zweier: 1. Korowaschkow/Perwuchin (Russland) 3:28,584 Min., 2. Bagdanowitsch/Bagdanowitsch (Weißrussland) 3:28,614, 3. Dumitrescu/Mihalachi (Rumänien) 3:28,818. Frauen 200 m: Kajak-Einer: 1. Lobowa (Russland) 40,120 Sek., 2. Portela-Rivas (Spanien) 40,282, 3. Portela (Portugal) 40,300; 11. Waßmuth (Magdeburg) 42,028 (B-Finale). 500 m: Kajak-Einer: 1. Kozak (Ungarn) 1:51,552 Min., 2. Osypenko-Radomska (Ukraine) 1:53,154, 3. Wojnarowska (Polen) 1:54,204. Kajak-Zweier: 1. Csipes/Kovacs (Ungarn) 1:40,207 Min., 2. Mikolalczyk/Konieczna (Polen) 1:40,339, 3. Salachowa/Sergejewa (Russland) 1:41,671; 7. Ruge/Wassmuth (Dresden/Magdeburg) 1:44,503. Kajak-Vierer: 1. Weißrussland (Pamjalowa, Papok, Chudsenka, Paltaran) 1:33,088 Min., 2. Ungarn (Szabo, Karasz, Benedek, Kozak) 1:34,006, 3. Deutschland (Dietze/Leipzig, Hörmann/Karlsruhe, Weber/Potsdam, Leonhardt/Mannheim) 1:34,834.

Leichtathletik Team-EM in Stockholm, Männer 100 m: 1. Lemaitre (Frankreich) 9,95 Sek. (+ 1,0 m/s) EJB, 2. Chambers (Großbritannien) 10,07, 3. Obikwelu (Portugal) 10,22; 8. Unger (München) 10,47. 400 m: 1. Dyldin (Russland) 45,82, 2. Schneider (Potsdam) 45,98, 3. Vistalli (Italien) 45,99. 1500 m: 1. Olmedo (Spanien) 3:38,63 Min, 2. Smirnow (Russland) 3:38,89, 3. Shane (Großbritannien) 3:39,21, 4. Schlangen (Berlin) 3:39,86. 5000 m: 1. España (Spanien) 13:39,25, 2. Lebid (Ukraine) 13:39,75, 3. Vernon (Großbritannien) 13:40,15; 10. Gabius (Tübingen) 14:01,88. 400 m Hürden: 1. Greene (Großbritannien) 49,21 Sek., 2. Fleischhauer (Dresden) 49,56, 3. Derewjagin (Russland) 49,70. 4 x 100 m: 1. Großbritannien (Malcolm, Pickering, Ellington, Aikines-Aryeetey) 38,60 EJB, 2. Frankreich (Tinmar, Lemaitre, Pessonneaux, Pognon) 38,71, 3. Deutschland (Schaf/Stuttgart, Broening/München, Unger/München, Menga/Leverkusen) 38,92. Hochsprung: 1. Demjanjuk (Ukraine) 2,35 m, 2. Dmitrik (Russland) 2,31, 3. Baba (Tschechien) und Spank (Dresden) beide 2,28. Weitsprung: 1. Menkow (Russland) 8,20, 2.

Tornéus (Schweden) 8,19, 3. Tomlinson (Großbritannien) 8,12, 4. Reif (Ludwigshafen) 8,10. Kugelstoß: 1. Storl (Chemnitz) 20,81, 2. Majewski (Polen) 20,51, 3. Michnewitsch (Weißrussland) 20,40. Speerwurf: 1. Kosynski (Ukraine) 81,29, 2. Makarow (Russland) 81,20, 3. Wallin (Schweden) 80,88, 4. de Zordo (Saarbrücken) 77,86.

Frauen 100 m: 1. Mang (Frankreich) 11,23 Sek. (0,5 m/s), 2. Powg (Ukraine) 11,28, 3. Fedoriwa (Russland) 11,34, 4. Wagner (Mainz) 11,38. 400 m: 1. Jefremowa (Ukraine) 51,02, 2. Rosolova (Tschechien) 51,37, 3. Cox (USA) 51,49; 6. Lindenberg (Magdeburg) 52,07. 800 m: 1. Sawinowa (Russland) 1:58,75 Min., 2. Meadows (Großbritannien) 1:59,47, 3. Lobanowa (Ukraine) 2:00,18; 6. Hartmann (Dortmund) 2:01,15. 3000 m: 1. Syrewa (Russland) 8:53,20, 2. Tobias (Ukraine) 8:54,16, 3. Rodríguez (Spanien) 8:55,09; 8. Harrer (Regensburg) 9:01,29. 400 m Hürden: 1. Hejnova (Tschechien) 53,87 Sek., 2. Antjuch (Russland) 54,52, 3. Shakes-Drayton (Großbritannien) 55,06; 8. Klopsch (Friedberg-Fauerbach) 57,85. 3000 m Hindernis: 1. Galkina (Russland) 9:31,20 Min., 2. Moreira (Portugal) 9:35,11, 3. Sussmann (Nordheide) 9:43,28. 4 x 100 m: 1. Ukraine (Powg, Pogrebnjak, Rjemjen, Stuy) 42,85 Sek. EJB, 2. Russland (Woronenkowa, Fedoriwa, Guschtschina, Tschermoschanskaja) 43,12, 3. Deutschland (Kedzierski/Heidelberg, Wagner/Mainz, Tschirch/Leverkusen, Günther/Köln) 43,37. Dreisprung: 1. Saladuga (Ukraine) 14,85 m, 2. La Mantia (Italien) 14,29, 3. Sarrapio (Spanien) 14,10; 6. Demut (Jena) 13,81. Stabhochsprung: 1. Rogowska (Polen) 4,75 WJB, 2. Spiegelburg (Leverkusen) 4,75, 3. Ptacnikova (Tschechien) 4,60. Hammerwurf: 1. Heidler (Frankfurt/Main) 73,43, 2. Lyssenko (Russland) 71,44, 3. Safrankova (Tschechien) 69,39. Speerwurf: 1. Obergföll (Offenburg) 66,22 WJB, 2. Sayers (Großbritannien) 64,46, 3. Spotakova (Tschechien) 64,40. Gesamtwertung Stand nach 21 Wettbewerben: 1. Russland 213 Punkte, 2. Deutschland 183,5, 3. Großbritannien 166, 4. Ukraine 163, 5. Frankreich 131.

Motorsport Deutsches Tourenwagen-Masters in Klettwitz/Lausitzring 4. Lauf (52 Runden à 3,478 km = 180,856 km): 1. Tomczyk (Rosenheim) Audi A4 1:10:52,902 Std., 2. Scheider (Altach) Audi A4 + 5,436 Sek., 3. Spengler (Kanada) AMG-Mercedes C-Klasse 14,300, 4. Paffett (England) AMG- Mercedes C-Klasse 17,604, 5. Jarvis (England) Audi A4 18,6339. Vietoris (Gönnersdorf) AMG-Mercedes C-Klasse 25,846, 12. Schumacher (Kerpen) AMG-Mercedes C-Klasse 31,737. Fahrer-Wertung (4/10 Läufe): 1. Tomczyk 30

U21-Europameisterschaft Gruppe A, in Ålborg und Århus: Island – Dänemark 3:1 (0:0), Schweiz – Weißrussland 3:0 (2:0). 1. Schweiz 2. Weißrussland 3. Island 4. Dänemark

3 3 3 3

3 1 1 1

0 0 0 0

0 2 2 2

6:0 3:5 3:5 3:5

2 2 2 2

1 1 0 0

1 0 2 1

0 1 0 1

3:1 2:3 1:1 1:2

9 3 3 3

4 3 2 1

U17-Weltmeisterschaft Gruppe A, in Morelia: Kongo-Brazzaville – Niederlande 1:0 (0:0), Mexiko – Nordkorea 3:1 (1:1). Gruppe B, in Monterray: Frankreich – Argentinien 3:0 (3:0), Japan – Jamaika 1:0 (0:0). Gruppe C, in Pachuca: Ruanda – England, Uruguay – Kanada. Gruppe D, in Torreón: Usbekistan – Neuseeland, USA – Tschechien. Gruppe E, in Queretaro: Deutschland – Ecuador, Burkina Faso – Panama. Gruppe F, in in Guadalajara: Brasilien – Dänemark, Australien – Elfenbeinküste. CONCACAF-Gold Cup Viertelfinale in East Rutherford: Costa Rica – Honduras i.E. 2:4 (1:1,1:1,0:0), Mexiko – Guatemala 2:1 (0:1). Halbfinale in Houston (in der Nacht zu Donnerstag): Honduras – Mexiko, Sieger Jamaika/USA – Panama/El Salvador.

Rallye-Weltmeisterschaft 7. Lauf, Rallye Griechenland 7. Lauf, Endstand (18 Prüfungen/348,80 km/1217 Gesamt-km): 1. Ogier/Ingrassia (Frankreich) Citroën DS3 4:04:44,3 Std., 2. Loeb/Elena (Frankreich/Monaco) Citroën DS3 + 0:10,5 Min., 3. Hirvonen/Lehtinen (Finnland) Ford Fiesta RS 0:13,4, 4. P. Solberg/Patterson (Norwegen/Großbritannien) Citroën DS3 0:38,7, 5. H. Solberg/Minor (Norwegen/Österreich) Ford Fiesta RS 4:24,7; 14. Gaßner Jr./Wüstenhagen (Surheim/Freilassing) Skoda Fabia 18:43,3. Fahrer-Wertung (7/13 Läufe): 1. Loeb 146 Pkt., 2. Hirvonen 129, 3. Ogier 124 4. Latvala (Finnland) Ford Abu Dhabi 76, 5. Solberg (Norwegen) M-Sport Stobart Ford 73. Team-Wertung (7/13): 1. Citroën Total (Frankreich) 250 Pkt., 2. Ford Abu Dhabi (England) 195,3. M-Sport Stobart Ford (England) 89, 4. Petter Solberg Team (Schweden) 61, 5. ICE 1 Racing (Schweiz) 34. Tourenwagen-WM in Brünn 10. Lauf: 1. Muller (Frankreich) Chevrolet Cruze 22:08,247 Min., 2. Coronel (Niederlande) BMW 320 TC + 4,183 Sek., 3. Menu (Schweiz) Chevrolet Cruze 4,415, 4. Huff (Großbritannien) Chevrolet Cruze 5,033, 5. Nykjær (Dänemark) SEAT León 8,450; Engstler (Kempten) BMW 320 TC ausgeschieden 2. Runde, Fahrer-Wertung (10/24 Läufe): 1. Huff (Großbritannien) Chevrolet Cruze 187 Pkt., 2. Muller 162, 3. Menu 134; 14. Engstler 16.

Pferdesport Deutsche Spring- und DressurMeisterschaft in Balve Grand Prix Kür: 1. Rath (Kronberg/Taunus) Totilas 85,550 Prozentpkt., 2. Koschel (Hagen a. TW) Donnperignon 82,450, 3. Werth (Rheinberg) El Santo 82,400, 4. Balkenhol (Rosendahl) Dablino 80,100. Spingen, Männer, Endstand nach 4 Umläufen: 1. Beerbaum (Riesenbeck) Coupe de Coeur 1,5 Strafpkt., 2. Ehning (Borken) Plot Blue 4,25, 3. Meyer (Schenefeld) Lambrasco 4,2 5. Grand Prix: 1. Rath 81,021 Prozentpkt., 2. Werth (Rheinberg) El Santo 79,574, 3. Koschel (Osnabrück) Donnperignon 76,638. Grand Prix Special: 1. Rath 83,417, 2. Werth 81,375, 3. Balkenhol (Rosendahl) Dablino 79,000. Springen, Frauen, Endstand nach 3 Umläufen: Meyer (Schenefeld) Holiday 0 Strafpkt., 2. Emmers (Marl) Papillon 1 – beide im Stechen, 3. Bitter (Bad Essen) Perigueux 3, 4. Sulz (Nagold) Chablis Du Lys 4, 5. Golasch (Karst) Lassen Peak 4,25, 6. Müller (Arnsberg) Shakespeare 4,75, 7. Müller (Ootmarsum/ Niederlande) Van Gogh 4,75, 8. Behring (Bulle/Schweiz) Nesquik 8. Deutsche Vielseitigkeit-Meisterschaft in Luhmühlen Endstand nach Dressur, Geländeritt und Springen: 1. Ostholt (Warendorf) Franco Jeas

39,30, 2. Rüder (Landkirchen) Leprince des Bois 39,50, 3. Mestern (Schwaiganger) Schorsch 40,60, 4. Schrade (Sprockhövel) King Artus 41,00, 5. Köhncke (Badendorf) Calma Schelly 44,10, 6. Jung (Horb) River of Joy 45,50, 7. Marzahl (Munster) Chanell 46,00, 8. Sandra Auffarth (Ganderkese) Parancs 48,80.

Radsport Tour de Suisse 8. Etappe, Tübach – Schaffhausen (167,3 km): 1. Sagan (Slowakei) Liquigas-Cannondale 3:52:00 Std., 2. Harley Goss (Australien) HTCHighroad, 3. Swift (Großbritannien) Sky, 4. Fernandez (Spanien) Euskaltel-Euskadi, 5. Hushovd (Norwegen) Garmin-Cervélo, 6. Rojas (Spanien) Movistar, 7. Ciolek (Pulheim) Quick Step alle gleiche Zeit; 42. Greipel (Hürth) Omega PharmaLotto + 0:57 Min., 57. Sieberg (Bocholt) Omega Pharma-Lotto 0:59, 79. Gerdemann (Münster) Leopard-Trek 1:56, 87. Klöden (Kreuzlingen/Schweiz) Radioshack 2:40, 88. Burghardt (Steinmaur/Schweiz) BMC, 90. Voigt (Berlin) Leopard Trek beide gleiche Zeit, 115. Gottfried (Nettetal) Netapp 7:27, 135. Nerz (Wangen/Allgäu) Liquigas-Cannondale 9:05, 137. Grabsch (Kreuzlingen/Schweiz) HTC-Highroad, 139. Hondo (Lugano/Schweiz) Lampre-ISD beide gleiche Zeit. 9. Etappe/Einzelzeitfahren, Schaffhausen – Schaffhausen (32,1 km): 1. Cancellara (Schweiz) – Leopard Trek 41:01 Min., 2. Klöden + 0:09 Sek., 3. Leipheimer (USA) Radioshack 0:13, 4. Oliveira (Portugal) Radioshack 0:25, 5. Danielson (USA) Garmin-Cervélo 0:38, 6. Larsson (Schweden) Saxo Bank SunGard 0:41; 13. Gerdemann 1:24, 49. Nerz 2:37, 51. Burghardt 2:55, 81. Voigt 3:57, 97. Sieberg 4:25, 108. Gottfried 4:51, 109. Hondo 4:52, 119. Greipel 5:20, 122. Ciolek 5:25, 130. Grabsch 6:12. Endstand: 1. Leipheimer 31:45:02 Std., 2. Cunego + 0:04 Min., 3. Kruijswijk 1:02, 4. Fuglsang 1:10, 5. Mollema 2:05, 6. Frank 2:24; 24. Gerdemann 25:27, 38. Klöden 35:29, 62. Nerz 53:51, 76. Voigt 1:02:16 Std., 96. Gottfried 1:12:39, 101. Ciolek 1:16:24, 102. Burghardt 1:16:47, 110. Sieberg 1:20:53, 115. Greipel 1:25:23, 119. Hondo 1:27:47, 139. Grabsch 1:43:10.

Rudern Weltcup-Regatta in Hamburg, olympische Disziplinen, Männer Einer: 1. Drysdale (Neuseeland) 6:55,02 Min., 2. Karonen (Schweden) 6:59,56, 3. Jurkowski (USA) 7:00,70, 4. Nolte (Potsdam) 7:01,22; 6. Brodowski (Berlin) 7:14,23. Zweier ohne St.: 1. Murray/Bond (Neuseeland) 6:20,39, 2. Munski/Drahotta (Lübeck/Rostock) 6:34,33, 3. di Clemente/Brittain (Südafrika) 6:35,73, 4. Beckmann/Makowski (Hamburg) 6:41,24. Doppelzweier: 1. Sullivan/Cohen (Neuseeland) 6:15,10, 2. Suarez/Rosso (Argentinien) 6:18,12, 3. Sire/Adamaitis (Lettland) 6:18,65. Lgw.-Doppelzweier: 1. Uru/Taylor (Neuseeland) 6:24,57, 2. Fangbing/Tiexin (China) 6:27,01, 3. Fraga/Mendes (Portugal) 6:28,09,

Kurz gemeldet

Gruppe B, in Viborg/Herning: England – Tschechien, Ukraine – Spanien. 1. Spanien 2. Tschechien 3. England 4. Ukraine

Pkt., 2. Spengler 29, 3. Scheider 19, 4. Rockenfeller (Altnau) Audi A4 14, 5. Schumacher 14.

„Dieses Rennen hatte ich so geplant“: Max Hoff aus Essen glückte bei der Kanu-EM in Belgrad über 1000 Meter ein Musterauftritt. Der Titelverteidigung gewann mehr als zweieinhalb Sekunden vor dem Weißrussen Oleg Jurenja. Die EM gilt als Generalprobe für die WM, die vom 18. bis 21. August in Szeged stattfindet. Insgesamt gewannen die Deutschen acht Medaillen. Bundestrainer Reiner Kießler sieht sich „voll im Plan“. Foto: Kovacs/dpa

Collin Benjamin, Fußballprofi, wechselt vom Bundesligisten Hamburger SV zum Zweitligisten TSV 1860 München. Der 32-jährige Namibier erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012 mit der Option auf Verlängerung um ein Jahr. MSV Duisburg, Fußball-Zweitligist, hat Abwehrspieler Markus Bollmann verpflichtet. Der 30 Jahre alte Verteidiger kommt ablösefrei vom künftigen Drittligisten Arminia Bielefeld. Er unterschrieb einen Vertrag bis Juni 2013. Dynamo Dresden, Fußball-Zweitligaaufsteiger, hat Filip Trojan vom Erstligisten Mainz 05 verpflichtet. Der 28-Jährige unterschrieb einen Einjahresvertrag. Iraks Fußballverband hat mit der Wahl eines neuen Präsidenten – Nadschi Hamud, 56 – einen langwierigen Konflikt mit dem Weltverband Fifa beigelegt. Dieser hatte die Iraker zweimal wegen Einmischung der Regierung in Verbandsangelegenheiten suspendiert. Noel le Graet ist neuer Präsident des französischen Fußball-Verbandes. Mit 54,39 Prozent setzte er sich im ersten Wahlgang gegen seine Konkurrenten Fernand Duchaussoy und Eric Thomas durch. Duchaussoy hatte das Präsiden-

tenamt erst im Juli 2010 von JeanPierre Escalettes übernommen, der nach dem WM-Debakel der Nationalmannschaft zurückgetreten war. Der FC Granada kehrt nach 35 Jahren in die erste spanische Fußball-Liga zurück. Dem Verein reichte im PlayoffRückspiel beim FC Elche ein 1:1 (1:0). Im Hinspiel war Granada, das vor sechs Jahren noch viertklassig spielte, nicht über ein 0:0 hinausgekommen. Zuvor hatten bereits Betis Sevilla und Rayo Vallecano den Aufstieg geschafft. Demba Ba, 26, ehemaliger FußballBundesligaprofi von 1899 Hoffenheim, wechselt von Absteiger West Ham United zu Newcastle United. Der senegalesische Fußball-Nationalspieler, erhält beim letztjährigen Tabellenzwölften der Premier League einen Dreijahresvertrag. Die Rhein-Neckar Löwen können sich als viertes deutsches Team für die Handball-Champions-League qualifizieren. Der Bundesligist wurde vom europäischen Verband EHF für das Wildcard-Turnier am 3. und 4. September nominiert, bei dem auch der BM Valladolid (Spanien), Dunkerque HB (Frankreich) und der KS Kielce (Polen) antreten werden.

4. Hochbruck/Arnold (Karlstadt/Hannover) 6:30,14. Vierer ohne: 1. Deutschland (Johannesen/ Bergedorf, Kuffner/Berlin, Schmidt/Trier, Wilke/Radolfzell) 5:56,54, 2. Neuseeland 5:57,97, 3. Weißrussland 5:59,82, 7. Deutschland (Ocik/ Schwerin, Rückbrodt/Hamburg, Junkmann/Hannover, Egler/Hannover) 6:04,70 (B-Finale). Doppelvierer: 1. Kroatien (Sain, Sinkovic, Martin, Sinkovic) 5:50,10, 2. Deutschland (Schulze/Dresden, Wende/Deuben, Schoof/ Rendsburg, Grohmann/Dresden) 5:50,93, 3. Russland 5:56,97. Lgw.-Vierer ohne St.: 1. Dänemark (Winther, Jørgensen, Barsø, Ebbesen) 6:04,81, 2. China 6:05,33, 3. Deutschland (M. Schömann-Fink, J. Schömann-Fink, J. Kühner, M. Kühner/alle Saarbrücken) 6:06,47. Achter: 1. Deutschland (Hauffe/Leverkusen, Käufer/Ulm, Eichner/Halle/Saale, Mennigen/Ratzeburg, Reinelt/Ulm, Müller/Düsseldorf, Seifert/Leverkusen, Schmidt/Mainz, Sauer/Berlin) 5:35,79, 2. Polen 5:37,67, 3. Tschechien 5:39,78. Frauen Einer: 1. Karsten (Weißrussland) 7:34,85, 2. Twigg (Neuseeland) 7:36,77, 3. Thiele (Leipzig) 7:39,44. Zweier ohne.: 1. Haigh/Scown (Neuseeland) 7:10,41, 2. Smith/Persse (Südafrika) 7:15,25, 3. Hartmann/Sinnig (Ulm/Krefeld) 7:17,33. Doppelzweier: 1. Fularczyk/Michalska (Polen) 7:00,92, 2. Dunsing/Wengert (Berlin/Saarbrücken) 7:03,74, 3. Kuchta/Bitschyk (Weißrussland) 7:05,05, 4. Schmidla/Lier (Krefeld/Halle/Saale) 7:08,40, 5. Domscheit/Waleska (Potsdam/Dresden) 7:09,42. Lgw.-Doppelzweier: 1. Hedstrom/Nichols (USA) 7:10,90, 2. Dräger/Noske (Rostock/Saarbrücken) 7:12,28, 3. Thomsen/Rasmussen (Dänemark) 7:12,66; 6. Burmeister/ Pless (Berlin/Frankfurt/Main) 7:21,59. Doppelvierer: 1. Deutschland (Richter, Manker, Oppelt/alle Berlin, Schiller/Potsdam) 6:26,87, 2. Ukraine 6:29,32, 3. Neuseeland 6:35,19. Achter: 1. Deutschland (Kemmerer/Hanau, Kniest/Dresden, Drygalla/Rostock, Schütte/Essen, Thiem/Hannover, Reinert/Heilbronn, Schmutzler/Herdecke, Sennewald/Rostock, Schwensen/Kappeln) 6:18,66, 2. China 6:24,41, 3. Polen 6:34,90.

Schießen Weltcup in München, Männer Luftgewehr 10 m: 1. Qinan (China) 703,0 (599/104,0) Ringe, 2. Tao (China) 701,5 (598/103,5), 3. Gonci (Slowakei) 699,8 (599/ 100,8), 4. Rizow (Bulgarien) 699,3 (598/ 101,3), 5. Sidi (Ungarn) 698,9 (597/101,9); 12. Mohaupt (Suhl) 596, 32. Justus (Homberg/Ohm) 593, 62. Wallowsky (Oberkotzau) 590. Freie Pistole, 50 m: 1. Matsuda (Japan) 665,7 (568/97,7), 2. Zlatic (Serbien) 662,9 (568/94,9), 3. Giordano (Italien) 659,6 (562/ 97,6), 4. Zongliang (China) 659,0 (565/94,0), 5. Carrera (Spanien) 658,9; 8. Schmidt (Frankfurt/Oder) 648,0 (562/ 86,0), 48. Meyer (Wolfenbüttel) 548, 54. Ustaoglu (Karlsruhe) 546. Frauen Luftgewehr 10 m: 1. Jieqiong (China) 503,5 (399/104,5), 2. Emmons 501,8 (398/103,8), 3. Sykorova (bd. CR) 501,0 (398/103,0), 4. Jensen (Dänemark) 500,9 (398/102,9), 5. Gauß (Ammerbuch) 500,3 (398/102,3), 6. Pfeilschifter (Ismaning) 500,2 (399/101,2); 8. Mager (Solingen) 499,7 (398/101,7). Sportpistole 25 m: 1. Jing (China) 787,8 (582/205,8), 2. Grozdewa (Bulgarien) 787,3 (584/203,3), 3. Maruskova (Tschechien) 786,0 (584/202,0), 4. Jingjing (China) 785,5 (583/202,5), 5. Csonka (Ungarn) 782,1 (584/198,1); 11. Karsch (Kolbermoor) 581, 16. Thurmann (Frankfurt/Oder) 579, 45. Dorjsuren (München) 572.

Tennis Männer, Turnier in Eastbourne (462 675 Euro/Rasen) Halbfinale: Tipsarevic – Nishikori 6:2, 6:4, Seppi – Kunizyn 6:4, 2:6, 6:4. Finale: Seppi – Tipsarevic 7:6 (5), 3:6, 5:3 Aufgabe. Männer, Turnier in ’s-Hertogenbosch (450 000 Euro/Rasen) Halbfinale: Dodig – Baghdatis 7:6 (4), 6:1, Tursunow – Malisse 6:3, 7:6 (1). Finale: Tursunow – Dodig 6:3, 6:2. WTA-Turnier in Eastbourne (618 000 Dollar/Rasen) Halbfinale: Kvitova – Hantuchova 7:6 (9), 4:2 Aufgabe, Bartoli – Stosur 6:3, 6:1. Finale: Bartoli – Kvitova 6:1, 4:6, 7:5.

WTA-Turnier in ’s-Hertogenbosch (220 000 Dollar/Rasen) Halbfinale: Vinci (Italien/7) – Cibulkova (Slowakei/5) 7:5, 6:1, Dokic (Australien) – Oprandi (Italien) 6:4, 2:0 Aufgabe. Finale: Vinci – Dokic 6:7 (7), 6:3, 7:5.

Triathlon WM, 3. Station in Kitzbühel, Männer 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen: 1. Brownlee (Großbritannien) 1:51:54 Std., 2. Bruchankow (Russland) 1:52:38, 3. Riederer (Schweiz) 1:52:59, 4. Clarke (Großbritannien) 1:53:08, 5. Kahlefeldt (Australien) 1:53:10, 6. Vidal (Frankreich) 1:53:13, 7. Turbajeski (Russland) 1:53:17, 8. Poljanski (Russland) 1:53:20; 21. Petzold (Bautzen) 1:53:56, 27. Unger (Bad Saulgau) 1:54:21, 36. Rank (Saarbrücken) 1:55:11; ausgeschieden: Buchholz (Potsdam), Justus (Schramberg) und Zipf (Saarbrücken). WM-Gesamtwertung (3/7 Stationen): 1. Brownlee 1690 Pkt., 2. Bruchankow 1663, 3. Gomez (Spanien) 1485, 4. Brownlee (Großbritannien) 1480, 5. Riederer (Schweiz) 1460, 6. Poljanski (Russland) 1447, 7. Hauss (Frankreich) 1222, 8. Clarke (Großbritannien) 1195; 10. Petzold 794, 11. Justus 666, 22. Frodeno (Saarbrücken) 542, 25. Prochnow (Witten) 507, 26. Zipf 501, 32. Rank 361, 36. Buchholz 301, 52. Unger 105. Frauen 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen: 1. Findlay (Kanada) 2:05:52 Std., 2. Jenkins (Großbritannien) 2:05:56, 3. Groff (USA) 2:06:27, 4. Moffatt (Australien) 2:06:31, 5. Riveros (Chile) 2:06:41; 6. Laura Bennett (USA) 2:06:44; 7. Ai Ueda (Japan) 2:07:00; 8. Erin Densham (Australien) 2:07:03;9. Bazlen (Stuttgart) 2:07:10, 14. Müller (Witten) 2:07:33, 21. Dittmer (Neubrandenburg) 2:08:12, 30. Fladung (Braunschweig) 2:08:51, 42. Haug (Erlangen) 2:10:15; ausgeschieden: Robisch (Fürth). WM-Gesamtwertung (3/7 Stationen): 1. Findlay 2400 Pkt., 2. Riveros (Chile) 1912, 3. Hewitt (Neuseeland) 1685, 4. Bennett (USA) 1548, 5. Jenkins (Großbritannien) 1546; 6. Emma Moffatt (Australien) 1261; 7. Sarah Groff (USA) 1186; 8. Ai Ueda (Japan) 1002; 9. Bazlen 972, 19. Dittmer 560, 22. Müller 503, 46. Haug 133; 55, Fladung 83, 60. Lisk (Waiblingen) 52.

Volleyball Männer, Weltliga Gruppe A, in Hoffman Estates/Illinois und São Paulo: USA – Polen 0:3 (22:25,19:25,20:25), Brasilien – Puerto Rico 3:0 (25:20,25:10, 25:23), außerdem: USA – Polen, Brasilien – Puerto Rico. Tabelle: 1. Brasilien 18, 2. Polen 12, 3. USA 12, 4. Puerto Rico 0. Gruppe B, in Bremen und Surgut: Deutschland – Bulgarien 3:2 (25:18, 25:21, 18:25, 18:25, 15:13), Russland – Japan 3:0 (25:22, 25:15, 25:20); außerdem: Russland – Japan, Deutschland – Bulgarien. Tabelle: 1. Russland 21, 2. Bulgarien 10, 3. Deutschland 8, 4. Japan 3. Gruppe C, in Catamarca und Tampere: Finnland – Serbien 2:3 (20:25, 25:23, 17:25, 36:34, 11:15), Finnland – Serbien 3:2 (25:23, 25:23, 22:25, 20:25, 15:11); außerdem: Argentinien – Portugal. Tabelle: 1. Argentinien 14, 2. Serbien 13, 3. Finnland 8, 4. Portugal 7. Gruppe D, in Catania, Gwangju und Messina: Italien – Frankreich 1:3 (25:21, 30:32, 23:25, 22:25), Südkorea – Kuba 0:3 (20:25, 22:25, 20:25), Italien – Frankreich 3:1 (25:20, 18:25, 25:22, 25:17), Südkorea – Kuba 0:3 (23:25, 13:25,18:25). . 2. Kuba 15, 3. Südkorea 10, 4. 1. Italien 19, Frankreich 4

Der Toto-Tipp 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

24. Veranstaltung Fluminense RJ – EC Bahia 0:1 2 Coritiba FC – Intern.P. Alegre Am.Horizonte–Cruzeiro Horizonte 1:1 0 Gefle IF – IF Elfsborg Boras 1:0 1 Halmstads BK – Örebro SK 0:0 0 Mjällby AIF – IFK Göteborg 0:2 2 Trelleborgs FF–BK Häcken Göteborg 1:4 2 IFK Norrköping – Helsingborgs IF GAIS Göteborg – AIK Solna Toronto FC – Seattle Sounders FC 0:1 2 New Engl. Revolution–Chicago Fire 1:1 0 Houston Dynamo–Columbus Crew 0:2 2 Real Salt Lake – Washington DCU 1:1 0 (Ohne Gewähr)


Montag, 20. Juni 2011

HBG

SPORT

Süddeutsche Zeitung Nr. 140 / Seite 41

13 Sportwagen Ruder-Bundestrainer Holtmeyer hat ein Luxusproblem

Nachsetzen auf der Innenbahn: Der Berliner EM-Zweite Carsten Schlangen (zweiter von rechts) bei der Team-EM in Stockholm Foto: Claudio Bresciani/Reuters

Fortsetzung folgt Die deutschen Leichtathleten werden Zweite bei der Team-EM – doch das WM-Jahr hat seine Tücken

Hamburg – Es gibt Dinge, auf die nicht einmal der hochdekorierte Achter-Bundestrainer Ralf Holtmeyer Einfluss hat. Zum Beispiel auf die Briten, die ebenso wie die Niederländer und Franzosen ihren Start beim Ruder-Weltcup in Hamburg-Allermöhe aus Angst vor einer Ehec-Infektion absagten, obwohl es ja längst Entwarnung gab. Das ist schade, weil damit ein weiterer Vergleich mit der „besten Ruder-Nation der Welt“ (Holtmeyer) vor den Olympischen Spielen 2012 in London ausfiel, nämlich zwischen dem deutschen Weltmeister-Boot und dem Olympia-Favoriten. Und auch das Wetter konnte der Coach nicht ändern: Immer wieder hauten „die Winde brutal rein“, wie Richard Schmidt schon am Freitag nach dem ersten Vierer-Rennen sagte. Wellen durchfurchten die Dove-Elbe, einen Seitenarm der Elbe. Und zuweilen schauerte es so heftig, dass die zur Siegerehrung bereit stehenden Mädchen in ihren Vierländer Bauerntrachten ein Cape überwarfen, um die traditionelle Festtags-Kleidung zu schützen. Dabei war das Achter-Finale am Sonntag schon vorverlegt worden, um dem Unwetter aus dem Wege zu gehen. Der guten Laune bei den Deutschen tat das jedoch keinen Abbruch. Und das hatte mit den Ruderern des DRV zu tun, die viermal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze gewannen. Vor allem der Achter und der Vierer ohne Steuermann erfüllten auch diesmal die Erwartungen. Mit einer dreiviertel Bootslänge Vorsprung hängte der auf vier Positionen veränderte Achter die zweitplatzierten Polen ab, es war der 23. Sieg nacheinander. Der Vierer, der mit den beim Weltcup vor fünf Wochen in München im Achter gestarteten Eric Johannesen, Richard Schmidt, Andreas Kuffner, und Kristof Wilke startete, hängte Neuseeland ab.

Vier deutsche Weltcup-Siege Stockholm/München – Carsten Schlangen hatte die Innenbahn, als es auf die letzte Runde ging im 1500-Meter-Rennen bei der Team-EM in Stockholm. Er lag an vierter Stelle, was nichts Schlechtes heißen musste für die Entscheidung im Kampf um die besten Plätze. Aber dann bogen die Läufer in die letzte Kurve, Carsten Schlangen hatte immer noch die Innenbahn, der Brite führte, der Pole und der Franzose rannten dahinter, und zwar so geschlossen, dass Schlangen nicht aus seiner Innenbahn herauskam. Von hinten preschte der Spanier heran, mit dem Russen im Gefolge, und Schlangen konnte nicht reagieren, so eingesperrt wie er war auf seiner verdammten Innenbahn. Er rannte, er kämpfte, er rettete Platz vier hinter dem Spanier Manuel Olmeda, dem Russen Valentin Smirnow und dem Briten James Shane. Neun Punkte für die Mannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), immerhin, aber Carsten Schlangen konnte sich da schon denken, dass der ein oder andere ihm seine Renntaktik vorhalten würde. Carsten Schlangen, 30, aus Berlin ist schließlich nicht mehr irgendwer. Er ist der EM-Zweite von 2010. Das DLV-Team hat sich wieder ziemlich ordentlich geschlagen bei der TeamEM. Platz zwei hinter Russland konnte man als gelungene Fortsetzung der letztjährigen EM-Kampagne lesen, als sich in Barcelona unter dem DLV-Logo vier Einzel-Europameister versammelten und insgesamt 16 Medaillengewinner. Allerdings ist diese Fortsetzung kein Selbstläufer, schon gar nicht in einem Jahr, in dem der Höhepunkt eine WM in Dae-

gu/Südkorea ist. Im globalen Wettkampfbetrieb geht es etwas strenger zu als bei Kontinental-Meisterschaften, Leistungen, die im vergangenen Jahr noch in den Farben erlesener Edelmetalle glänzten, können in diesem Jahr schon wieder wie graues Mittelmaß wirken. Gerade der Mittelstreckler Schlangen kann davon berichten, wie der Jubel über eine seltene Errungenschaft sich ganz schnell wieder in den Weiten des Alltags verliert. Es gibt einige Athleten, die längst angeknüpft haben an ihre EM-Erfolge. Bei den Deutschen ist das vor allem Betty Heidler aus Frankfurt, deren EM-Gold in der europäischen Domäne FrauenHammerwurf nicht viel weniger wert

Betty Heidler wirft und siegt. Carsten Schlangen rennt um die WM-Teilnahme. war als ein WM-Titel und die in diesem Jahr richtig durchstartet: Den Weltrekord hat sie auf 79,42 Meter gestreckt, sie siegt und siegt und gehörte auch am Wochenende in Stockholm neben Speerwerferin Christina Obergföll (mit Weltjahresbestleistung von 66,22 Metern), dem 20-jährigen Kugelstoßer David Storl (20,81 Meter), der Kugelstoßerin Nadine Kleinert (17,81 am verregneten Sonntag), Diskus-Weltmeister Robert Harting (65,63) sowie Hammerwerfer Markus Esser (79,28) zu den deutschen Tagessiegern (73,43). International fällt Frankreichs Dreifach-Europameister Christ-

ophe Lemaitre auf, der in 9,95 Sekunden seinen nationalen 100-Meter-Rekord zum zweiten Mal 2011 verbesserte. Auch Schlangen kann sagen, dass sein zweiter EM-Platz auf erfreuliche Weise nachwirkt: „Man ist ein bisschen lockerer. In Richtung Zuversicht, dass man so eine Norm erreichen kann.“ So eine Norm – Schlangen meint damit den Qualifikationsstandard für die WM in Daegu Ende August, der für ihn mit EM-Silber um kein Tausendstel niedriger liegt als ohne. Es ist ein altes Thema, und möglicherweise wäre Schlangen einer der glücklichsten Läufer der Welt, wenn es sich mit seinem Barcelona-Erlebnis in Luft aufgelöst hätte. Aber das hat es natürlich nicht, und so absolviert er jetzt den aufreibenden Slalom zwischen WMFormaufbau, Normen-Jagd und seinem Halbtagsjob in einem Architekturbüro. 3:35:00 Minuten muss er bis zum 14. August für die sichere WM-Qualifikation unterbieten, zwei Mal die B-Norm von 3:36,50 dürfte auch reichen, die er einmal schon geschafft hat, in seinem dritten Saisonrennen vor zwei Wochen in Rabat (3:36,14). Nach seinen 3:39,86 im taktischen Team-EM-Rennen hofft er nun beim Diamond-League-Meeting in Paris am 8. Juli auf ein zügiges Tempo, das er für seine Belange nutzen kann. Es gehört zu den Tücken seines Läuferlebens, dass Wert und Umstände seiner Leistungen manchmal etwas untergehen. In Stockholm ist ihm nicht entgangen, „dass die Leute mäßig zufrieden waren“ mit seinem vierten Platz. Obwohl er die Team-EM wegen der WM-NormJagd „aus dem vollen Training raus“ be-

stritt. Obwohl er sagen kann: „Ich bin schneller als letztes Jahr zu der Zeit.“ Aber Schlangen klagt nicht. Die Kritik wegen seiner Stockholm-Taktik? Findet er „okay“. Er mag sich nur nicht von seinem Weg abbringen lassen. Er weiß, was er kann. Im vergangenen Jahr schaffte er die EM-Norm auch erst spät, und die Silber-Form, die er danach in Barcelona zeigte, hat er vielleicht noch nicht in seinen Beinen, aber in seiner Erinnerung hat er sie schon. Stockholm hat er deshalb am Sonntag ohne schwere Gedanken verlassen. Carsten Schlangen, der EM-Zweite, sagt: „Man lässt sich durch so ein Ergebnis wie vom Samstag nicht aus der Bahn werfen.“ Thomas Hahn

Für Holtmeyer ist das eine Situation, als habe er 13 verschiedene Luxus-Sportwagen in seiner Garage. 13 Sportler (vom Steuermann Martin Sauer abgesehen) bewerben sich noch immer um einen der Plätze im begehrtesten deutschen Boot. Eine Vorentscheidung über das Hauptteam fällt vor dem Weltcup-Finale in Luzern (8. bis 10. Juli) und vor der WM in Bled/Slowenien (28. August bis 4. September). „Dies ist eine überdurchschnittliche Truppe“, sagt der Coach. Sie lasse sogar jene Mannschaft zurück, die Ende der achtziger Jahre auf einer ähnlichen Erfolgswelle schwamm wie die jetzige mit zuletzt WM-Siegen. Das sei vor allem eine Mentalitätsfrage, denn es gebe ja

auch Ruderer, „die sich gegenseitig herunter ziehen“. Doch die große Konkurrenz, die Holtmeyer schürte, indem er immer wieder unterschiedliche Teams fahren lässt, könnte auch noch Tücken haben. Im schlimmsten Fall könnte sie – zumindest bei den Schlagmännern – ein internes Unwetter auslösen. Denn gefühlt geht es für die Ruderer darum, ob man in der Champions League mitspielen darf (Achter) oder nur in der Europa League (Vierer).

Harter Verdrängungskampf Sebastian Schmidt etwa, der seit der Niederlage des Achters bei den Spielen in Peking 2008 den erfolgreichen Rhythmus vorgegeben hatte, hat so seine Probleme damit, dass er in München durch Kristof Wilke ersetzt wurde. Auch am Sonntag meinte er nach dem Rennen: „Es wäre eine große Enttäuschung für mich, wenn ich nur im Vierer starten dürfte.“ Rivale Wilke weiß um den Verdrängungskampf. „Noch“, sagt er, „hält sich die Unruhe in Grenzen, aber nächstes Jahr kann es sehr ungemütlich werden.“ Ganz so schlimm sieht es Holtmeyer nicht. Der Coach, der immerhin acht Jahre die Frauen trainierte, glaubt, dass bei Männern die Freundschaft weniger eine Rolle spiele als bei den Frauen. Sie gingen „viel pragmatischer“ mit dem Druck um. Andernfalls „wären wir ja eine Thekenmannschaft“, in der ein prima Klima mehr zähle als der Erfolg. Der erst kürzlich hinzu gekommene Eric Johannesen kann von dieser Offenheit womöglich profitieren. Der Hamburger Lokalmatador vom RC Bergedorf hat nämlich nicht nur physisch beste Werte, er ist auch „anpassungsfähig“, wie Holtmeyer in den vergangenen Wochen herausgefunden hat. Und die Teamfähigkeit ist (unabhängig von Freundschaften) nach seiner Einschätzung neben der Technik ein ganz wichtiges Kriterium. Gleichwohl wird es für den Bundestrainer eine schwierige Aufgabe, sein LuxusProblem zu lösen. Einige Insider glauben, er werde jetzt das für Olympia angedachte Team benennen. Er selbst sagt nur, je näher London komme, desto mehr werde seine „Experimentierfreudigkeit“ zurückgehen. Nicht schlecht stehen jedenfalls die Chancen, das der Deutschland-Achter wie einst Ende der sechziger und Ende der achtziger Jahre mal wieder zur Mannschaft des Jahres gewählt wird. 2010 waren sie immerhin Zweiter. Und wer am Schluss doch nicht im Achter mitmachen darf, für den kann es trotzdem noch olympische Medaillen geben. Im Vierer oder im Zweier. Jörg Marwedel

Dieser FOCUS könnte Ihr Leben verlängern.

Schütze in der Flut Abhinav Bindra ist Indiens erster Einzel-Olympiasieger – und ein politischer Hoffnungsträger

M

ister Bindra, bittet die Reporterin des Internet-Fernsehens des Internationalen Schießsportverbandes ISSF, ob er vielleicht einmal seinen ganzen Namen sagen könnte; sie will ihn nämlich im Laufe des Interviews nur mit Vornamen ansprechen. No Problem, sagt Bindra, der Kameramann zerrt ihn vor der Werbebande in die richtige Position. Bindra zupft sich sein rotes Polo-Shirt wieder ordentlich zurecht, dann stellt er, Abhinav Bindra, sich vor. Ihm gefällt das, sagt Bindra später, in Europa nicht immer erkannt zu werden. Er kichert. Bindra spricht von der Erleichterung, die er verspüre an diesem Samstag, an dem er sich beim Weltcup in Garching-Hochbrück über zehn Meter Luftgewehr für Olympia 2012 in London qualifiziert hat. Vom Druck wird er erzählen, der auf ihm gelastet hat, davon, dass ihn am Donnerstag indische Journalisten anriefen und besorgt darauf hinwiesen, dass nicht mehr viel Zeit bleibe, sich einen Startplatz zu sichern. Die Erwartungen von 1,2 Milliarden Menschen haben auf ihm gelastet bis zu diesem Mittag, an dem ein achter Platz reicht für London. Es ist nicht einfach, der bekannteste Einzelsportler Indiens zu sein, „aber ich habe es akzeptiert“, sagt Bindra. Er hat es sich genau so ausgesucht.

Schießstand auf Marmor Bindra, 28, ist auf einer Farm im Norden Indiens aufgewachsen, so richtig mit Wasserturm, aber auch mit 2000 Quadratmetern Wohnfläche und allein im Haus 40 Angestellten; Bindras Vater ist einer der wichtigsten indischen Industriellen, unter anderem einer der Hauptfabrikanten für Currypulver. Bindra erhält alles, was er will, und als er im Alter von 13 Jahren beschließt, dass er Sportschütze werden will und Olympiasieger, soll ihm auch dieser Wunsch erfüllt werden. Bisher hatte er sich nur mit den auf der Farm herumliegenden Gewehren ausprobiert, einen Verein mit Schießstand gibt es in der Nähe nicht, einen gut organisier-

ten Verband eigentlich bis heute nicht. Also baut Vater Bindra auf seiner Farm eine Schießanlage mit drei Ständen für Kleinkalibergewehre und vier für Luftgewehre, der Boden ist aus Marmor. Drum herum lässt der Vater Schwimmbad, Kraftraum, Wellness-Bereich errichten, weiter alles in Marmor. Immer wieder fliegt Bindra zudem nach WiesbadenKlarenthal, um dort für je einen Monat im Bundesleistungszentrum des Deutschen Schützenbundes zu trainieren. „Es war faszinierend“, sagt Bindra. Er hatte das Geld, um sich aus der Peri-

seinen Füßen war schräg. „Danach wusste ich, dass ich sehr gut war, aber ich hatte nichts, was ich der Welt vorzeigen konnte“, sagt Bindra. 2006 wird er in Zagreb Weltmeister, 2008 steht er bei Olympia in Peking wieder im Finale, stellt dort mit 104,5 Ringen einen neuen olympischen Finalrekord im Luftgewehr auf und gewinnt als erster Inder eine olympische Goldmedaille im Einzel; zuvor hatte nur das Hockey-Team der Männer achtmal Gold gewonnen. „Ich war am Ziel einer langen, harten Reise“, sagt Bindra. „Wir haben ein Kamel durch ein Nadelöhr geprügelt“, sagt Reinkemeier.

739 200 Dollar Preisgeld Keine leichte Mission: Abhinav Bindra hat es mit Talent und dem Reichtum des Vaters zum bekanntesten Einzelsportler Indiens gebracht. Foto: AP

pherie des Sportschießens in die Weltspitze zu arbeiten, er hatte aber auch das Talent. 1998 nimmt Bindra als erster Inder an Junioren-Weltmeisterschaften teil. Zwei Jahre später engagiert er die Schweizerin Gaby Bühlmann und den Deutschen Heinz Reinkemeier als Trainer, so kommt Bindra weiter mehrmals jährlich nach Deutschland, ansonsten trainiert er alleine. Ihm gefällt der technische Ansatz von Bühlmann und Reinkemeier. Am Wochenende beim Weltcup etwa wurde jeder Schuss mit einer Kamera aufgenommen, um alle Bewegungen im Detail nachzuzeichnen. „Ich weiß auch nicht, ob das Hokuspokus oder Glück ist“, sagt Reinkemeier. Bindra jedenfalls nähert sich weiter der Weltspitze. 2000 wird er als 17-Jähriger Elfter bei Olympia in Sydney, 2004 in Athen Siebter, gestört durch bauliche Mängel am Schießstand; der Boden unter

Seitdem führt Bindra ein Leben in der Öffentlichkeit. Noch am Abend des Olympiasieges kommen 600 Journalisten auf die Farm seiner Eltern, Bindra reist ein Jahr lang durch Indien, er bekommt 14 Preise mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 739 200 Dollar; vom Eisenbahnministerium erhält er einen Pass, mit dem er lebenslang kostenlos Bahn fahren darf. 2009 wird ihm der Lotusorden, der dritthöchste zivile Orden Indiens, verliehen. Anschließend ruht Abhinav Bindra sich aus, drei Monate lang; vom Schießen hatte er genug. „Ich hatte nicht mehr dieses brennende Verlangen, diesen verzweifelten Wunsch nach einem weiteren Erfolg“, sagt Bindra, „all der Rummel hat mich müde gemacht.“ Seit vergangenem Jahr bestreitet er wieder Wettkämpfe. „Ich genieße das“, so ohne die innere Verzweiflung. Bei der WM vor einem Jahr in Garching wurde er zum Athletensprecher gewählt, und viele hoffen, dass ihm dies eine neue Perspektive aufzeigt: die in die Politik Indiens, um als geachtete und finanziell unabhängige Bekanntheit den Sport von der Korruption zu reinigen. Mal schauen, sagt Bindra, er wägt jedes Wort ab: „Ich lasse mich erst einmal von der Flut mitspülen.“ Dann muss er los, leider, sagt er. Der erste Anrufer aus Indien will ihn sprechen. Benedikt Warmbrunn

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Seite 42 / Süddeutsche Zeitung Nr. 140

Montag, 20. Juni 2011

MÜNCHEN · BAYERN

Braune Brüder unter sich

Mitten in Passau

Ein Neonazi kauft einen Gasthof, aber niemand regt sich auf – wäre doch schlimmer, wenn eine ausländische Familie einziehen würde, sagen Nachbarn Von Frederik Obermaier

Wenn’s drückt, soll der Nachbar helfen Ach, es ist ein schönes neues Wort, das sich Politik und Verwaltung da ausgedacht haben: Deregulierung. Gesetze und Regeln werden abgeschafft, das Leben in Stadt und Staat wird einfacher – so verspricht das der Freistaat Bayern seit Jahren: Weniger Formulare, weniger Gebühren, weniger Umstände. Und über allem waltet Edmund Stoiber, der europäische Chef-Entbürokratisierer. Dass das wirklich so kommt, konnte bislang niemand richtig glauben. Doch in Passau ist nun der Beweis erbracht, dass die Deregulierung wirkt – und das ausgerechnet bei einem oft dringlichen Problem. Imbissstuben, die im Sommer Stühle und Tische auf die Straße stellen, brauchen dort keine Toiletten mehr nachzuweisen. Selbst dann nicht, wenn sie Dutzende „Freisitze“ (ein anschauliches Bürokratenwort, das hoffentlich nie dereguliert wird) aufstellen und die Gäste mit Eis und Cappuccino versorgen. Diverse Kommunalpolitiker hatten mitbekommen, dass es dadurch zu einem gewissen Blasenüberdruck kommen kann und es im Stadtrat zur Sprache gebracht. Doch was den Bürger drückt, ist deswegen noch nicht verboten: Wer den Geschäftsbetrieb ausweitet, kann das eben auch ohne Toiletten machen. Einst war in der Gaststätten-Bauverordnung vorgeschrieben, wie viele Pissoirs und Kloschüsseln pro Freisitz bereitgehalten werden müssen. Doch dieses Gesetz lief bereits im Dezember 2005 ersatzlos aus. Aufgrund, so erklärt es die Stadtsprecherin, einer „Deregulierungsaktion“, bei der das Ordnungsrecht für derlei drängende Angelegenheiten auf den Freistaat übergegangen war. Der Staat habe das Toiletten-Problem für Lokale bis zu 200 Sitzplätzen aber seitdem schlicht nicht geregelt. Was viele Gäste als Ärgernis empfinden, wird in Passau positiv ausgelegt: Die Lokale könnten doch „Nachbarschaftshilfe“ leisten, zitiert die Passauer Neue Presse den Ordnungsreferenten Josef Zacher. Was heißt: In einem Lokal trinkt der Gast seinen Kaffee, im anderen benutzt er die Toilette. Eine Haltung, die unter Passaus Gastronomen noch umstritten ist, aber vermutlich eine große Zukunft hat: Denn Bayern setzt ja auf die „aktive Bürgergesellschaft“ und den „Sozialstaat in Eigenverantwortung“. Und der fängt bei ganz profanen Dingen an. Max Hägler

Taucher ertrinkt im Starnberger See Starnberg – Nur zwei Wochen nach dem jüngsten Tauchunfall an der Allmannshauser Steilwand im Starnberger See ist am Sonntag erneut ein Taucher an derselben Stelle ums Leben gekommen. Es handelt sich um einen 42-jährigen Tauchlehrer. Er schwebte zusammen mit einem 29-jährigen Schüler die Steilwand hinab. Sie wollten in eine Tiefe von 60 Metern. Beim Wiederaufstieg verloren die beiden plötzlich den Sichtkontakt. Der Lehrer geriet möglicherweise in Panik und wagte laut Feuerwehr einen unkontrollierten Notaufstieg. Die Wasserwacht Wolfratshausen fand wenig später zufällig den leblos im Wasser treibenden 42-Jährigen. Sie barg den Taucher, brachte ihn an Land und versuchte vergeblich ihn wiederzubeleben. Den 29-jährigen Schüler fanden die Einsatzkräfte noch unter Wasser und brachten ihn an die Oberfläche. cb

Früher Schluss bei der Spargel-Ernte München – Der Spargel geht heuer etwas früher zur Neige als im vergangenen Jahr. Grund dafür ist der zeitigere und üppigere Beginn in dieser Saison. „Je früher man anfängt, den Spargel zu stechen, desto früher werden die Pflanzen müde“, erklärte der Spargel-Experte Theo Däxl vom Bayerischen Bauernverband. Offiziell endet die Spargelsaison zwar jedes Jahr am Johannistag, dem 24. Juni. Um den Wurzelstock nicht zu schwächen, hören die Bauern heuer jedoch früher mit der Ernte auf. Während Däxl beruhigt, dass es „für das Feiertagswochenende Fronleichnam noch genug Spargel geben“ wird, sieht der Vorsitzende des Spargelerzeugerverbandes Südbayern, Josef Plöckl, bereits Engpässe. „Vom Schrobenhausener Spargel ist nicht mehr viel übrig. Unsere Bauern haben nur noch etwa 0,5 Prozent der Flächen in Bewirtschaftung.“, sagte Plöckl. dpa

Oberprex – Die Bewohner von Oberprex lieben die Idylle: sanfte Hügel, getaucht in das kräftige Grün der sprießenden Gerste, Vogelzwitschern, ab und zu mal ein Auto, sonst nur Natur – und am Wochenende ein paar Neonazis. Ordentlich parken sie ihre Autos vor dem Haus mit der Hausnummer 47, sie schauen sich kurz um, dann verschwinden sie durch die Tür mit der Aufschrift „Privat! Kein Zutritt!“. Ein„Festle“ feiern die Neonazis nebenan gelegentlich, erzählt der Nachbar. „Der Tony“ lade halt gern ein, sagt eine Nachbarin. Und wenn der Tony in sein Haus lädt, dann kommen Autos mit Kennzeichen aus der ganzen Republik, gelegentlich sogar aus Tschechien. „Anständige Leute eigentlich“, sagt der Nachbar. Jedenfalls parken sie nicht auf seinem Rasen oder vor seiner Ein-

Die Polizisten sind weg, die Politiker auch, nur die Neonazis sind geblieben. fahrt. Dass der Tony ein verurteilter Neonazi und sein Haus mittlerweile ein bekannter Neonazi-Treffpunkt ist, stört hier nur wenige. Denn im oberfränkischen Oberprex (Landkreis Hof) haben es die Rechtsextremen geschafft: Sie sind angekommen. Im Mai 2010 hatte ein anonymer Anruf erst die Polizei, dann die Bürger aufgeschreckt: Eine 52 Jahre alte Frau aus Töpen hatte das ehemalige Ausflugslokal „Zum Egerländer“ gekauft. Es war die Mutter von Tony Gentsch, der Hintermann des Immobiliendeals war ihr Sohn. Der 27-Jährige ist in der rechten Szene bekannt: Er ist Bassist in der RechtsrockBand Braune Brüder und zählt zu den führenden Kadern des Neonazi-Netzwerks „Freies Netz Süd“, das als Nachfolgeorganisation der seit 2004 verbotenen „Fränkischen Arbeitsfront“ gilt. In der Gemeinde Regnitzlosau, zu der Oberprex gehört, konnte man mit seinem Namen dennoch nichts anfangen. „Wir wussten nicht, wer da dahintersteckt“, betont Bürgermeister Hans-Jürgen Kropf (Freie Wähler). Auch das Innenministerium beharrt, nichts von dem Kauf gewusst zu haben: „Im Vorfeld hatten die staatlichen Behörden keine Kenntnis hierüber.“ Der Deal war da bereits abgewickelt und Gentsch stolzer Besitzer einer Gaststätte. Schon länger hatten Neonazis in Bayern versucht, Immobilien zu kaufen. In Warmensteinach, 60 Kilometer von Oberprex entfernt, sind sie gescheitert, in Wunsiedel, wo der Hitler-Stellvertreter Rudolph Heß begraben liegt, ebenso. Nur in Oberprex waren die Neonazis erfolgreich. Das kleine Dorf, in dem alle Straßen gleich heißen – nämlich Oberprex –, war plötzlich im Fokus der lokalen Medi-

en. Politiker kamen und sprachen von Prävention und von Verboten, ein runder Tisch wurde gegründet, der Staatsschutz warb um Informationen und Informanten. Von Schlagzeile zu Schlagzeile kamen immer mehr Autos ins deutsch-tschechische Grenzgebiet. Im Schritttempo fuhren sie durch Oberprex: das „braune Dorf“ angucken, nach Neonazis Ausschau halten. „Ein regelrechtes Public Viewing war das“, ärgert sich einer der Nachbarn, der wie so ziemlich alle in Oberprex seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er will „das gute nachbarschaftliche Verhältnis“ nicht gefährden. Schließlich hätte es schlimmer kommen können: „Stellen Sie sich vor, eine ausländische Familie zieht da ein, die dann Halligalli macht. Ich weiß nicht, ob das besser ist.“ Der Herr Gentsch achte wenigstens auf Ordnung, und höflich sei er auch. Als er Dutzende Neonazis zur Einweihungsparty in sein neues Haus geladen hatte und die wenigen Nebenstraßen von Oberprex mit Polizeibussen vollgestellt waren, informierte der Rechtsradikale seine Nachbarn per Postwurfsendung: Linkslastige Medien und „die Antifa-

Später Abend über Oberprex: Dort haben die Neonazis es geschafft. Sie haben eine alte Gaststätte gekauft, auch der Rechtsterrorist Martin Wiese trat dort schon auf. Die Bevölkerung hat damit offenbar kein Problem. Fotos: Seyboldtpress

Musiker fürchten radioaktive Strahlen Unruhe in der Staatsoper: Etliche Mitarbeiter wehren sich gegen Japan-Tournee im Herbst Von Sabine Reithmaier München – In der bayerischen Staatsoper gibt es einen heftigen Disput über die geplante Konzertreise im Herbst nach Japan. Etliche der rund 400 Mitarbeiter, die mitreisen sollen, wehren sich dagegen: Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima fürchten sie sich vor den Folgen der radioaktiven Strahlung. Möglicherweise würde ein Viertel der Belegschaft nicht mitreisen, heißt es in Kreisen der Beschäftigten. Intendant Nikolaus Bachler und Generalmusikdirektor Kent Nagano, die Anfang Juni Tokio besuchten, können dagegen keine Gesundheitsgefährdung erkennen. Nach ihrem Willen soll die Tournee stattfinden, wie die Staatsoper vorige Woche mitteilte. Entsprechend prallten bei einer außerordentlichen Personalversammlung am vergangenen Dienstag die Meinungen hart aufeinander. Die Intendanz hatte eigens zwei Fachleute eingeladen, die der Belegschaft die Lage in Japan erläuterten. „Demnach können wir ruhig reisen, weil die Lage, was die aktuell gemessenen Strahlenwerte betrifft, in München oder Nürnberg nicht gefährlicher ist als in Tokio“, fasste ein Belegschaftsmitglied die Einschätzung des Strahlenexperten von Helmholtz-Zentrum zusammen. „Ich will da aber nicht hin.“ Etliche Mitarbeiter forderten in der Versammlung eine Absage, zumal ein dritter Experte, Edmund Lengfelder vom Otto Hug-Strahleninstitut, den der Personalrat mit einem Gutachten beauftragt hatte, in einer vierseitigen Stellungnahme von der Reise abrät. Ähnliche Probleme wie die Münchner Staatsoper hatte Anfang Juni auch die New Yorker Metropolitan Opera: Aus Angst vor radioaktiven Strahlen sagten zwei Stars der in der ersten Junihälfte geplanten Japan-Tournee ihre Teilnahme kurzfristig ab: die Sopranistin Anna Netrebko und der Tenor Joseph Calleja, . Erst Mitte Mai hatten zahlreiche Musi-

Journaille“ würden „Halbwahrheiten und gezielte Lügen“ verbreiten. Er plane in Oberprex kein braunes Zentrum, das Gebäude werde „rein zu Wohnzwecken genutzt, wo natürlich auch mal Geburtstage gefeiert werden“. Elf Monate sind seither vergangen, die Polizei ist verschwunden, die Politiker auch, die Neonazis jedoch sind geblieben. Gentsch sitzt zwar seit April wegen Körperverletzung und Beleidigung im Gefängnis, „revolutionäre nationale Personen“ kümmern sich jetzt um das Haus, heißt es auf einer Neonazi-Homepage. Die Partys gehen weiter. Mindestens vier Veranstaltungen haben Beobachter seit dem Haftantritt von Gentsch im April gezählt. Am 28. Mai etwa referierte der verurteilte Münchner Rechtsterrorist Martin Wiese in Oberprex über „seine bisherigen Erlebnisse als nationaler Aktivist in diesem System“. Wiese saß sieben Jahre im Gefängnis, weil er einen Sprengstoffanschlag auf die Grundsteinlegung des Jüdischen Zentrums in München geplant hatte. Seit er auf freiem Fuß ist, wirbt er für ein kameradschaftsübergreifendes Bündnis. Zuletzt wohl auch in Oberprex. Am

vergangenen Samstag trafen sich die Neonazis wieder. Als die Sonne unterging, standen acht Autos vor der ehemaligen Gaststätte. „Wenn dort Veranstaltungen sind, haben wir natürlich ein Auge drauf“, heißt es dazu im Polizeipräsidium Hof. Und die Feier am Samstag? „Da ist nichts bekannt.“ Auch Bürgermeister Kropf wiegelt ab: „Da deutet nichts darauf hin.“ Einige hundert Meter von Gentschs Haus entfernt, im Gasthaus „Zur Linde“, wird die Nachricht mit einem Schulterzucken quittiert. Die Handvoll Gäste widmet sich lieber dem selbstgemachten Fichtengelee der Wirtin. Über die NeonaziNachbarn reden sie nicht gern. „Warum auch? Solange sie uns nichts tun.“ Außerdem habe „der Gentsch“ aus einem Schandfleck wieder „was Ansehnliches“ gemacht. Geweißelt hat er und Gitter an die Fenster geschraubt – die sollen wohl vor Antifaschisten schützen. Gut so, sagen viele in der „Linde“. Gegen die Neonazis wollen sie lieber nicht demonstrieren. Das mache nur Schlagzeilen, womöglich komme gar die linke Antifa. „Heiligs Blech, dann wär’ hier was los.“

Bayerns größter Freizeitpark Nördlich von München soll der „Bavaria Park“ entstehen

ker der Münchner Staatsoper an einem großen Benefizkonzert für die Opfer der Katastrophe in Japan teilgenommen. Gemeinsam mit Mitgliedern des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und der Münchner Philharmoniker waren sie in im Gasteig aufgetreten. Intendant Bachler will nach Angaben der Oper keinen Mitarbeiter zur Tournee zwingen. Er bot den Beschäftigten an, dass sie daheim bleiben können, wenn sie vom 12. September bis 12. Oktober unbezahlten Urlaub nehmen. Doch das können sich viele nicht leisten. Wer plant, sich in eine Krankheit zu flüchten, muss diese vom Vertrauensarzt feststellen lassen. Lange Zeit zum Nachdenken bleibt der Belegschaft nicht. Die Karenzanträge müssen bereits bis Ende nächster Woche gestellt werden. Die Angst vor der Tournee zieht sich quer durch alle Abteilungen. „Egal ob Orchester, Chor, Solisten oder Technik – die Sorgen sind überall zu spüren“, bestä-

tigt Christoph Koch, Pressesprecher der Staatsoper. Selbstverständlich wolle man die japanischen Partner nicht enttäuschen und die Tournee absolvieren. Die Planungen dafür laufen seit zwei Jahren, eine Absage würde die Staatsoper allein wegen der Konventionalstrafen viel Geld kosten. „Aber es ist auch klar, dass für uns die Gesundheit der Mitarbeiter an erster Stelle steht“, sagt Koch. Um der Belegschaft zu signalisieren, dass ihre Befürchtungen ernst genommen werden – ein Gefühl, das bei der Personalversammlung manche nicht hatten – , arbeitet die Intendanz an einem Maßnahmenkatalog. So gibt es in Absprache mit den japanischen Organisatoren und den Fluggesellschaften einen Evakuierungsplan, damit die Münchner bei einem neuerlichen Atomunfall schnell außer Landes gebracht werden können. Außerdem werde man viel Trinkwasser mitnehmen und ständig Nahrungsmittelkontrollen durchführen.

Aus Angst vor Strahlung wehren sich Mitarbeiter der Bayerischen StaatsFoto: Staatsoper oper gegen eine Teilnahme an der Japan-Tournee.

Neufahrn – Noch gilt es als gut gehütetes Geheimnis, doch Gerüchte machen zunehmend die Runde: Direkt an der Flughafen-Autobahn A 92, am Rande der Gemeinde Neufahrn, soll eine Freizeiteinrichtung entstehen, wie es sie in Bayern bislang nicht gibt. Münchner Projektentwickler planen in der Nähe der AutobahnAusfahrt Freising-Süd einen 18 Hektar großen Freizeit- und Kulturpark rund um das Thema Bayern, wie die Süddeutsche Zeitung aus dem Umfeld des Projekts erfuhr. Der „Bavaria-Park“, so lautet der Arbeitstitel, soll über zwei Millionen Besucher pro Jahr anlocken – und hätte damit, wenn es klappt, deutlich mehr Gäste als das Legoland bei Günzburg, der bislang größte Freizeitpark in Bayern. Zum geplanten „Bavaria Park“ gehören moderne und historische Fahrgeschäfte bis hin zur „Monzabahn“ mit Oldtimer-Rennwagen, Musikund Theaterbühnen, bayerische Gaststätten und zwei Hotels, Themenhäuser und Blumengärten, eine Schmankerlgasse und Einzelhandel für ausschließlich bayerische Produkte, ein Wellness-Bereich und ein Schlittenberg, eine Bavaria-Lernwelt sowie Kinder-, Spiele- , Kultur- und Nostalgieviertel. Die Verhandlungen zwischen den „Bavaria-Park“-Projektentwicklern, den Grundstücksbesitzern und der Gemeinde laufen seit drei Jahren. Jetzt ist alles so konkret, dass das Vorhaben der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Offizielle Stellungnahmen sind vorab im Neufahrner Rathaus nicht zu bekommen. Doch wenn alles nach Plan läuft, findet noch im Juni eine Informationsveranstaltung

für die Bürger statt, in der das Vorhaben ausführlich präsentiert wird. Dabei wird es nicht nur um die Freizeitangebote, sondern auch um „Begleiterscheinungen“ wie zum Beispiel den Verkehr gehen. Vor allem die Bewohner des nahegelegenen Dorfs Mintraching fürchten Probleme. Im „Bavaria-Park“ sind 2400 Auto- und über 80 Bus-Parkplätze vorgesehen. Bahnreisende sollen mit Shuttle-Bussen zum Park gebracht werden – zumindest solange es keine S-Bahn-Haltestelle gibt. Um eine solche Haltestelle an der künftigen „Neufahrner Kurve“ bemüht sich die Gemeinde seit Jahren und hofft nun auf eine schnellere Realisierung. Der

500 dauerhafte Stellen und 500 Saison-Jobs sollen entstehen. Park soll täglich geöffnet sein – zu jeder Jahreszeit, schließlich wäre der Betrieb dank einer „schützenden Hülle“ wetterunabhängig. Der Eintritt ist nach bisherigen Planungen frei, allerdings müssten die Besucher für die verschiedenen Attraktionen bezahlen. Realisiert würde das 300 MillionenEuro-Projekt wohl über ein Investoren- und Betreibermodell, etwa mit Immobilienfinanziers oder geschlossenem Fonds, wie es heißt. Die Gemeinde Neufahrn wäre daran nicht beteiligt, erhofft sich aber mittelfristig deutlich höhere Gewerbesteuereinnahmen. Insgesamt sollen im „Bavaria Park“ 500 dauerhafte Stellen und 500 Saison-Jobs entstehen. Birgit Grundner


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Seite 44 / SĂźddeutsche Zeitung Nr. 140

ARD

Montag, 20. Juni 2011

PROGRAMM VOM MONTAG

ZDF

BR

RTL

Pro Sieben

Sat 1

Arte

3sat

5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen 9.55 ARDWetterschau 10.03 Brisant 10.40 Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut. KomĂśdie, D 1971 12.00 Tagesschau 12.15 Buffet. Leben und genieĂ&#x;en. Zuschauerfragen zum Thema: Alles was Recht ist! / Karlheinz Hauser bereitet heute zu: Salat Nicoise 13.00 ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen 15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Tagesschau 16.10 Nashorn, Zebra & Co. 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant 18.00 Verbotene Liebe 18.50 GroĂ&#x;stadtrevier 19.55 BĂśrse

5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Volle Kanne â€“ Service täglich. Schimmel durch Wärmedämmung / Einfach lecker: Spaghetti mit Spargel, Pilzen und Kochschinken 10.30 Lena â€“ Liebe meines Lebens 11.15 Reif fĂźr die Insel (3) 12.00 Tagesschau 12.15 drehscheibe Deutschland 13.00 ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute â€“ in Deutschland 14.15 Die KĂźchenschlacht 15.00 heute 15.05 Topfgeldjäger 16.00 heute 16.15 Herzflimmern 17.00 heute â€“ Wetter 17.15 hallo Deutschland 17.45 Leute heute 18.05 SOKO 5113 19.00 heute 19.25 WISO

7.15 Tele-Gym 7.30 Wetterfernsehen 9.00 Tele-Gym 9.15 Sturm der Liebe 10.05 Pinguin, LĂśwe & Co. 10.55 Rote Rosen 11.45 Auf der Herreninsel 12.30 Der Sonntags-Stammtisch 13.30 Karen in Action! 13.40 Aktion Schulstreich! 14.05 Felix und die wilden Tiere 14.30 Willi wills wissen 15.00 Schlemmerreise um die Welt 15.30 Wir in Bayern 16.45 Rundschau 17.00 Die flieĂ&#x;ende Grenze â€“ der Lech 17.30 Schwaben & Altbayern / Frankenschau aktuell 18.00 Abendschau 18.45 Rundschau 19.00 Querbeet 19.45 Dahoam is dahoam. Ăœble GerĂźch(t)e

6.00 Punkt 6. Infomagazin 7.30 Alles, was zählt 8.00 Unter uns 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Punkt 9. Infomagazin 9.30 Mitten im Leben! 10.30 Mitten im Leben! 11.30 Unsere erste gemeinsame Wohnung. Paare suchen ihr Zuhause 12.00 Punkt 12. Mittagsjournal 14.00 Mitten im Leben! 15.00 Verdachtsfälle 16.00 Familien im Brennpunkt 17.00 Die Schulermittler. Gewalt und Probleme an der Schule 17.30 Unter uns 18.00 Explosiv. Das Magazin 18.30 Exclusiv. Das Starmagazin 18.45 RTL aktuell 19.05 Alles, was zählt 19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten

6.20 Vollgas â€“ Gebremst wird später. TV-ActionkomĂśdie, D 2005 8.00 Ein Duke kommt selten allein. ActionkomĂśdie, USA/AUS 2005 9.50 Die BankdrĂźcker. KomĂśdie, USA 2006 11.20 Malcolm mittendrin 11.50 Malcolm mittendrin 12.15 The Big Bang Theory 12.45 The Big Bang Theory 13.10 How I Met Your Mother 13.40 How I Met Your Mother 14.05 Scrubs â€“ Die Anfänger 14.35 Scrubs â€“ Die Anfänger 15.05 Scrubs â€“ Die Anfänger 16.00 Das Model und der Freak â€“ Falling in Love 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons 19.10 Galileo

5.30 Sat.1-FrĂźhstĂźcksfernsehen 10.00 LenĂ&#x;en & Partner 10.30 LenĂ&#x;en & Partner 11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00 Richter Alexander Hold 13.00 Britt. Britt deckt auf: Folgenschwere LĂźgen 14.00 Zwei bei Kallwass 15.00 Richterin Barbara Salesch 16.00 Richter Alexander Hold 17.00 Niedrig und Kuhnt. Unsichtbare Spuren 17.30 Das Sat.1-Magazin 18.00 Hand aufs Herz 18.30 Anna und die Liebe 19.00 K 11 – Kommissare im Einsatz. Ermittler-Doku. Aus dem Kindersitz entfĂźhrt 19.30 K 11 – Kommissare im Einsatz. Ermittler-Doku. Herzlos

7.30 Der Blogger 8.00 Die Pferde der Queen 8.45 X:enius 9.15 Bauen und Leben mit Lehm 10.05 Mahler â€“ In gemessenem Schritt 11.05 Baukunst 11.35 Baukunst 12.05 Karambolage 12.15 Global 12.45 Arte-Journal 13.00 Mit Schirm, Charme und Melone. Stille Tage auf dem Land 13.50 Schwarze Hand. Animationsfilm, D 2007 14.00 Die KĂźsten der Ostsee (1/5) 14.45 It’s a Free World. Drama, GB/I/D/E/PL 2007 16.15 Zu Tisch ... 16.50 Aufbruch im Nordmeer (1/3) 17.35 X:enius 18.05 360° â€“ Geo Reportage 19.00 Arte-Journal 19.30 Eine Insel wird geboren

6.20 Kulturzeit 7.00 nano 7.30 Alpenpanorama 9.00 ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 nano 10.15 3 nach 9 12.15 Sonntags 12.45 Schätze der Welt â€“ Erbe der Menschheit 13.00 ZIB 13.15 Weinland 13.45 Weinland SĂźdafrika 14.30 Natur im Garten (1/10) 14.55 Natur im Garten (2/10) 15.20 Natur im Garten (3/10) 15.45 Natur im Garten (4/10) 16.10 Natur im Garten (5/10) 16.35 Rita und der Zauber der Vorarlberger Gärten 17.00 Heilige Wasser â€“ Himmlische HĂśhen 17.45 Die Farben des SĂźdens 18.30 nano. Die Welt von morgen 19.00 heute 19.20 Kulturzeit. Magazin

20.00 Tagesschau 20.15 Erlebnis Erde Naturdokumentation 21.00 Wir Reiseweltmeister (1) 21.45 Report Mßnchen 22.15 Tagesthemen 22.45 Alle anderen Romanze, D 2009 Mit Birgit Minichmayr, Lars Eidinger, Hans-Jochen Wagner. Regie: Maren Ade Gitti und Chris sind Anfang 30 und machen Urlaub auf Sardinien. Sie kommen prompt aus dem Gleichgewicht, als sie auf das anscheinend perfekte Paar Hans und Sana treffen – Freunde von Chris.

20.15 Das Geheimnis im Wald TV-Thriller, D 2008 Mit Pierre Besson, Sophie von Kessel, Wolf Roth Regie: Peter Keglevic. Mit seltsamen GefĂźhlen kehrt Steffen Gellhagen als Kriminalhauptkommissar nach vielen Jahren in sein Heimatstädtchen zurĂźck, um den Fall der vermissten SchĂźlerin Clara Tomrad zu Ăźbernehmen. 21.45 heute-journal 22.15 The Reaping â€“ Die Boten der Apokalypse Horrorfilm, USA 2007 Mit Hilary Swank Regie: Stephen Hopkins

20.15 Bergauf, bergab 21.00 Rundschau-Magazin 21.15 Geld & Leben HeiĂ&#x;er griechischer Sommer? â€“ Zwischen Pleiteangst und Versorgungschaos- was Griechenland-Touristen erwartet / Biergarten-Test: Trotz Anstieg der Verbraucherpreise â€“ Wo man in Bayern noch gĂźnstig essen und trinken kann / Bauern-Power: EHEC und Agrarreform als Treibsätze fĂźr die Suche nach dem zweiten Standbein 21.45 Lebenslinien Der Käsekuchen meiner Mutter 22.30 Hitlers VerbĂźndete (1/3) Italien und Finnland

20.15 Mietprellern auf der Spur (1/4) Dokumentation Familie V. Schon im Hausflur Ăźberfällt einen leichte Ăœbelkeit, denn der beiĂ&#x;ende Geruch dringt bereits durch die verschlossene WohnungstĂźr. So kann es einem Vermieter ergehen, wenn er an einen Mietnomaden gerät. 21.15 Vermisst Doku-Soap 22.15 Extra â€“ Das RTL Magazin Gefangen in Deutschland: Sie verlieben sich in einen tĂźrkischen Mann und mĂźssen ihr altes Leben komplett aufgeben: Wie deutsche Frauen in eine islamische Parallelwelt gezwungen werden.

20.15 Primeval â€“ RĂźckkehr der Urzeitmonster Das Boot. Fantasyserie Ein U-Boot sammelt einen Eustreptospondylus auf. Die Besatzung geht davon aus, dass er tot ist – dem ist aber nicht so. Bei der Aktion werden sie von einem aggressiven Plesiosaurus verfolgt. Matt, Abby und Connor versuchen fieberhaft, die Unterwasser-Anomalie zu verschlieĂ&#x;en. 21.15 EUReKA â€“ Die geheime Stadt Wir sehen uns wieder Sci-Fi-Serie 22.15 EUReKA â€“ Die geheime Stadt Martha, sei nicht zickig

20.00 Nachrichten 20.15 Der letzte Bulle Die verpasste Chance GĂźnther Kowalski wird im Fernsehsessel erschossen. Die Ermittler finden heraus, dass Kowalski an der EntfĂźhrung seines ehemaligen Chefs Alfred Wannstedt beteiligt war, der Kowalski einst entlassen hat. 21.15 Danni Lowinski 22.15 Planetopia Fatale Folgen erwartet â€“ Was bleibt vom EHEC-Erreger? / Rettung in der Not â€“ Zu Besuch in der weltgrĂśĂ&#x;ten Apotheke / Frauen-FuĂ&#x;ball-Internate â€“ Spagat zwischen Sport und SchuleÂ

20.15 Die HÜlle Psychodrama, F 1994 Mit Emmanuelle BÊart, François Cluzet, Nathalie Cardonne. Regie: Claude Chabrol. Grundlos steigert sich ein junger Ehemann in eine Eifersucht gegnßber seiner jungen Gattin hinein, die zur gefährlichen Aggressivität wird und ihn selbst vor Mordplänen nicht zurßckschrecken lässt. 21.50 Carlos Kleiber Spuren ins Nichts. Mit Plåcido Domingo (Tenor), Brigitte Fassbaender (Mezzosopran), Michael Gielen (Dirigent) 22.45 Kultur oder Kommerz?

20.00 Tagesschau 20.15 Andreas Rebers: Ich regel das Show 21.00 Olaf TV (1/4) Von Schubert zu Mensch Zu Gast: Bert Stephan (Musiker), Jochen M. Barkas (Gitarrist), und Stermann & Grissemann (Kabarett-Duo) 21.30 Hitec Das Abwassersystem ist marode. Der „hitecâ€?-Autor „ stieg mit Berliner Wassertechnikern und Kanalexperten in die Abwässerkanäle und begleitete neue Untersuchungen in einer Kanalforschungsanlage. 22.00 ZIB 2 22.25 Vis-Ă -vis

0.40 Nachtmagazin 1.00 Puschel-TV (1) Unterwegs mit Alfons in Deutschland 1.30 Eine Frau fĂźr zwei KomĂśdie, F 1995 Mit Victoria Abril, Josiane Balasko, Alain Chabat Regie: Josiane Balasko 3.10 Tagesschau

23.45 heute nacht 0.00 Bungalow Drama, D 2002 Mit Lennie Burmeister Regie: Ulrich KĂśhler 1.20 heute 1.25 Inspector Lynley: Wer ohne SĂźnde ist TV-Kriminalfilm, GB 2007. Mit Sharon Small Regie: Simon Massey

23.15 Rundschau-Nacht 23.25 Lese-Zeichen Das Mädchen, das sich den Jesus nahm â€“ Keto von Waberer: „Seltsame VĂśgel fliegen vorbeiâ€? 23.55 on3-sĂźdwild 0.55 Dahoam is dahoam Ăœble GerĂźch(t)e Heimatserie

23.30 30 Minuten Deutschland Alltag der ungewĂśhnlichen Deutschen. GroĂ&#x;reinemachen im Messiehaus â€“ Kampf gegen das Chaos 0.00 RTL-Nachtjournal Nachrichtenmagazin 0.30 10 vor 11 Kulturmagazin

23.15 Fringe â€“ Grenzfälle des FBI Flug 627. Mysteryserie 0.50 Fringe â€“ Grenzfälle des FBI Das Experiment Mysteryserie 1.50 Primeval â€“ RĂźckkehr der Urzeitmonster 2.50 Fringe â€“ Grenzfälle des FBI Flug 627. Mysteryserie

23.00 Spiegel-TV â€“ Reportage Ohne Bleibe â€“ Mietnotstand in KĂśln 23.30 Eins gegen Eins Sex, Mobbing und Gewalt im Internet â€“ muss der Staat unsere Kinder per Gesetz besser schĂźtzen? 0.15 Criminal Minds

23.40 Jean-Luc, vom Leben verfolgt Drama, F 2010 Mit Alice Carel, Guillaume Delaunay Regie: Emmanuel Laborie 0.25 Global 0.55 Uhrwerk Orange Thriller, GB 1971 Regie: Stanley Kubrick

23.25 Matussek trifft ... Zu Gast: Udo Lindenberg, Irene Dische, Leander HauĂ&#x;mann und HansMagnus Enzensberger 0.05 In Treatment â€“ Der Therapeut II Mia, Montag 7.00 Uhr (4. Woche). Dramaserie

Tele 5 5.25 Highlander 6.35 One Piece 7.00 Street Football 7.25 Joyce Meyer â€“ Das Leben genieĂ&#x;en 7.55 Missionswerk Karlsruhe 8.00 Homeshopping 12.30 Andromeda 13.20 Smallville 14.15 Stargate 15.10 Star Trek â€“ Das nächste Jahrhundert 16.10 Andromeda 17.05 Smallville 18.05 Stargate 19.05 Star Trek â€“ Das nächste Jahrhundert 20.15 Stranded â€“ Rettung im All. Actionfilm, USA 2001 22.15 Das Todeslied des Shaolin. Actionfilm, HK 1977 0.10 The Invader â€“ Spur des Alien. Sci-Fi-Film, USA 1997 2.10 Stranded â€“ Rettung im All. Actionfilm, USA 2001

Kinderkanal 10.50 Chi Rho 11.15 Take 5 11.40 Babar und die Abenteuer von Badou 12.05 Michael Endes: Jim Knopf 12.30 Die Sendung mit der Maus 12.55 Matzes Monster (1/52) 13.20 Rocket & Ich (1/52) 13.45 Mimis Plan (1/39) 14.10 Schloss Einstein â€“ Erfurt 15.00 Klasse-Segel-Abenteuer 15.25 Elephant Princess â€“ Die Rettung von Manjipoor 16.20 Piets irre Pleiten 16.40 Bernard 16.45 Garfield 17.10 Take 5 17.35 Chi Rho â€“ Das Geheimnis 18.00 Yakari 18.15 Babar und die Abenteuer von Badou 18.40 ZoĂŠs Zauberschrank 18.50 Unser Sandmännchen

Super RTL 14.20 FĂźnf Freunde â€“ FĂźr alle Fälle 14.50 Cosmo und Wanda 15.20 Yin Yang Yo! 15.50 Skunk Fu 16.20 A Kind of Magic â€“ Eine magische Familie 16.40 Jamatami: Das StarTagebuch 16.50 Typisch Andy! (1/78) 17.20 FĂźnf Freunde â€“ FĂźr alle Fälle 17.45 Cosmo und Wanda (1/69) 18.15 Kuzcos KĂśnigsklasse 18.45 Phineas und Ferb 19.15 Die Zauberer vom Waverly Place 19.45 Zack & Cody an Bord 20.15 Glee (1/22) 21.15 Glee (2/22) 22.15 Mein Leben und ich 22.45 Mein Leben und ich 23.15 Die Nanny 23.45 Golden Girls 0.25 Shop24Direct Schlagernacht

Kabel 1

5.25 Wissenshunger 5.45 Menschen, Tiere und Doktoren 6.35 Die Nanny 7.05 Die Nanny 7.30 Die Nanny 8.00 Die Nanny 9.30 Gilmore Girls 10.25 Gilmore Girls 11.20 Nachrichten 11.25 Prominent! 11.45 Mieten, kaufen, wohnen 12.50 Mieten, kaufen, wohnen 14.00 Die Einrichter 15.55 Menschen, Tiere und Doktoren 16.55 Menschen, Tiere und Doktoren 18.00 Mieten, kaufen, wohnen 19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15 CSI: NY 21.15 Criminal Intent â€“ Verbrechen im Visier 22.10 Life 23.05 Boston Legal 0.00 Nachrichten 0.20 Criminal IntentÂ

ORF 2

Phoenix

11.05 Unsere kleine Farm 12.05 Bill Cosby Show 12.40 Bill Cosby Show 13.05 What’s up, Dad? 13.35 What’s up, Dad? 14.05 Two and a Half Men 14.30 Two and a Half Men 15.00 Eine schrecklich nette Familie 15.30 Eine schrecklich nette Familie 16.00 What’s up, Dad? 16.25 What’s up, Dad? 16.50 News 17.00 Two and a Half Men 17.25 Two and a Half Men 17.55 Abenteuer Leben 18.45 Die Promi-Heimwerker 19.15 Achtung, Kontrolle! 20.15 Layer Cake. Thriller, GB 2004 22.25 Tango & Cash. Actionfilm, USA 1989 0.20 Layer Cake. Thriller, GB 2004

9.00 Bon(n)jour Berlin 9.15 Im Dialog 9.45 Bon(n)jour Berlin 10.00 Vor Ort 10.45 Thema 12.00 Vor Ort 13.00 Thema 14.15 Wie die Hauptstadt an den Rhein kam 15.00 Pressekonferenzen der Parteien zu aktuellen Themen 15.45 Medienforum NRW 16.15 Airport am Start 16.45 Anne Will 17.45 Vor Ort 18.00 Airport am Start 18.30 Die Kinder der Flucht (1/3) 19.15 Unter den Linden 20.00 Tagesschau 20.15 Die Kinder der Flucht (2/3) 21.00 Die Kinder der Flucht (3/3) 21.45 heute-journal 22.15 Unter den Linden 23.00 Der Tag 0.00 Unter den Linden

Sky Cinema

12.00 Hohes Haus 12.30 Newton 12.55 Seitenblicke 13.00 ZIB 13.15 Frisch gekocht mit Andi und Alex 13.40 Wege zum GlĂźck 14.25 Herzflimmern â€“ Die Klinik am See 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Die BarbaraKarlich-Show 17.00 ZIB 17.05 Heute in Ă–sterreich 17.40 Sommerzeit 18.30 Konkret 18.51 Infos und Tipps 19.00 Bundesland heute 19.30 Zeit im Bild 19.49 Wetter 19.55 Sport 20.05 Seitenblicke 20.15 Die Millionen-Show 21.10 Thema 22.00 ZIB 2 22.30 Kulturmontag mit art.genossen 0.00 Schau mich an! LiebeskomĂśdie, F/I 2004 1.45 Kulturmontag

Sport 1

NDR

11.00 Possession. Liebesdrama, USA 2008 12.25 Date Night â€“ Gangster fĂźr eine Nacht. KrimikomĂśdie, USA 2010 14.10 In meinem Himmel. Mysterythriller, USA/GB/NZ 2009 16.25 LĂźgen macht erfinderisch. RomantikkomĂśdie, USA 2009 18.05 Das Bildnis des Dorian Gray. Fantasyfilm, GB 2009 20.10 Zapping 20.15 Spy Daddy. ActionkomĂśdie, USA 2010 21.50 Inside Secret Government Warehouses: Shocking Revelations 23.15 Sky Magazin 23.30 Halloween II. Horrorfilm, USA 2007 1.30 LĂźgen macht erfinderisch. RomantikkomĂśdie, USA 2009

Alle Anderen ARD, 22.45. Gitti (Birgit Minichmayr) und Chris (Lars Eidinger) sind trotz kleiner Streitigkeiten glĂźcklich miteinander. Als sie im Urlaub ein anderes Paar treffen, gerät ihre Beziehung dennoch ins Wanken. Maren Ades Film steht am Beginn der Sendereihe „DebĂźt im Ersten“, die immer montags Werke junger Regisseure und Autoren zeigt. Foto: SWR/F. Braun

Deutschlandfunk

Deutschlandradio Kultur

WDR 5

5.05 Informationen am Morgen 6.35 Morgenandacht. Andrea Wilke 9.05 Kalenderblatt. Vor 20 Jahren: Der Deutsche Bundestag stimmt fĂźr Berlin als Sitz von Parlament und Regierung 9.10 Europa heute. Informationsmagazin 9.35 Tag fĂźr Tag. Aus Religion und Gesellschaft 10.10 Kontrovers. Griechenland in der Krise – Gefahr fĂźr die gesamte EU? 11.35 Umwelt und Verbraucher 12.10 Informationen am Mittag 12.50 Internationale Presseschau 13.35 Wirtschaft am Mittag 13.55 Wirtschafts-Presseschau 14.10 Deutschland heute. Informationsmagazin 14.35 Campus & Karriere. Das Bildungsmagazin 15.05 Corso. Kultur nach 3 16.10 BĂźchermarkt. JĂźrg Amann: „Der Kommandant“ 16.35 Forschung aktuell. U.a.: Leberzellen fĂźr kranke Kinder 17.05 Wirtschaft und Gesellschaft 17.35 Kultur heute 18.10 Informationen am Abend 18.40 Hintergrund 19.05 Kommentar 19.15 Andruck. U.a.: Thomas Knellwolf: „Die Akte Kachelmannâ€?. Anatomie eines Skandals 20.10 Studiozeit. Musikjournal 21.05 Jazz live. Emil-Mangelsdorff-Quartett 22.05 Rock et cetera. Die englische Sängerin Anna Calvi 22.50 Sport 23.10 Das war der Tag 0.05 Fazit 1.05 Nacht-Radio. Blues aus Irland 2.05 Nachtkonzert vom Deutschlandfunk

5.05 Ortszeit 6.23 Wort zum Tage. Pfarrer JĂśnk Schnitzius 9.07 Radiofeuilleton 9.55 Kalenderblatt. Vor 20 Jahren: Der Deutsche Bundestag stimmt fĂźr Berlin als Sitz von Parlament und Regierung 12.07 Ortszeit 12.40 Internationales Pressegespräch 12.50 Politisches Feuilleton 13.07 Länderreport. Wie Bundesländer die EUFĂśrdertĂśpfe nutzen 13.30 Kakadu. Infotag fĂźr Kinder 14.07 Radiofeuilleton 14.07 Thema 14.33 Kritik 15.07 Thema 15.33 Kritik 15.50 Debatte 16.07 Thema 16.33 Kritik 16.50 Elektronische Welten 17.07 Ortszeit 18.07 Weltzeit 18.30 Da capo 19.07 Fazit am Abend 19.30 Zeitfragen. Die kleine Schwester. FrauenfuĂ&#x;ball in Deutschland 20.03 Rosetti-Festtage im Ries. Antonio Rosetti: Sinfonie C-Dur, Konzert fĂźr Viola und Orchester; Leopold Mozart: Sinfonie D-Dur; W.A. Mozart: Konzert fĂźr Klarinette und Orchester A-Dur KV 622, Fassung fĂźr Viola und Orchester (Nils MĂśnkemeyer, Viola; Bayerisches Kammerorchester, Leitung: Johannes Moesus) 21.33 „Mittsommermord“ (1/2). HĂśrspiel von Valerie Stiegele nach Henning Mankell 22.30 Ortszeit 23.05 Fazit 0.05 Neue Musik. Ein Porträt der KlangkĂźnstlerin Christina Kubisch 1.05 Nachtgespräche 2.05 Tonart. Jazzdor Strasbourg – Berlin 2011

6.05 Morgenecho 6.55 Kirche. Ulrich LĂźke, Aachen 9.05 ZeitZeichen. 20. Juni 1991: Bundestag fĂźr Berlin als Parlaments- und Regierungssitz 9.20 Tagesgespräch 10.05 Neugier genĂźgt 10.15 Reportage/Feature 10.58 Ein Gedicht 11.05 Redezeit 11.50 Service: DVD 12.05 Scala – Aktuelles aus der Kultur. Westwärts oder abwärts? Theaterkrise war, ist und wird sein – Ein Lagebericht zum Ăœberlebenskampf der NRW-BĂźhnen 12.57 Ein Gedicht 13.05 Mittagsecho 14.05 Lilipuz – Radio fĂźr Kinder. Klicker / Magazin / Die Unsinkbaren Drei 15.05 LebensArt. Live mit HĂśrerInnen und Experten 16.05 Leonardo – Wissenschaft und mehr. Forschung unter Druck. Die Wissenschaft vom Tauchen 16.50 Service 17.05 Westblick. Das Landesmagazin 18.05 Profit. Wirtschaftsmagazin 18.30 Echo des Tages 19.05 Politikum. Das Meinungsmagazin 19.30 Bärenbude. Krach machen 20.05 Das Feature. Von BlĂźtenstaub & Onlinesex. Deutschland klärt sich auf (Wh. von So, 11.05 Uhr) 21.05 Scala – Aktuelles aus der Kultur (Wh. von 12.05 Uhr) 22.05 Leonardo – Wissenschaft und mehr (Wh. von 16.05 Uhr) 23.05 Ausgewählt. Wiederholung aus „Neugier genĂźgt“ 23.30 Berichte von heute 0.05 Wiederholungen vom Tage

n-tv

11.30 Teleshopping 12.00 News 12.15 Teleshopping 12.30 Teleshopping 13.00 News 13.15 Teleshopping 13.30 Shop24Direct 14.00 Die GameDisk Show 14.30 Sport-Quiz 17.30 Golftotal exklusiv. US Open: 4. Tag aus Bethesda (USA) 18.30 News 19.15 FuĂ&#x;ball. FIFA WM 2006 in Deutschland. Highlights 20.15 FuĂ&#x;ball. FIFA WM 2010 in SĂźdafrika. Highlights 22.15 Die PS-Profis â€“ mehr Power aus dem Pott 23.15 Ultimate Football â€“ Legendäre Tore (5) 23.30 News 23.50 Audi Golf News 0.00 Sport-Clips. Playboy presents Badass 0.30 Sport-Clips

Eurosport

StĂźndl. Nachrichten 15.20 Ratgeber â€“ Hightech 15.40 TelebĂśrse 16.10 Das Mittelalter â€“ Epoche der Finsternis (1) 17.05 Das Mittelalter â€“ Epoche der Finsternis (2) 18.20 TelebĂśrse 18.30 Chefsache â€“ Manager, Marken, Märkte 19.10 „Spiegelâ€?-TV Magazin 20.05 Hannibal â€“ Erzfeind der RĂśmer 21.10 Das Mittelalter â€“ Epoche der Finsternis (1) 22.03 Das Mittelalter â€“ Epoche der Finsternis (2) 22.45 TelebĂśrse 23.10 Nachtmenschen. Leben zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Dokumentarfilm, D 1.10 Das Sprengkommando 1.45 Hannibal â€“ Erzfeind der RĂśmer

N24

8.30 Motorsport Weekend Magazin 8.45 Tourenwagen 9.45 FuĂ&#x;ball 10.45 FuĂ&#x;ball 11.30 FuĂ&#x;ball 13.00 FuĂ&#x;ball 14.15 Tennis 14.45 Leichtathletik 16.00 FuĂ&#x;ball 17.00 FuĂ&#x;ball 18.00 Eurogoals One to One 18.15 Leichtathletik 19.30 Leichtathletik 20.45 WATTS 20.55 Kampfsport 21.00 Wrestling. Die Woche in der World Wrestling Entertainment Serie 21.30 Kampfsport. Zusammenfassung des heutigen Fight-Entertainment-Abends 22.00 FuĂ&#x;ball. U17-WM. Gruppe E, 1. Spieltag: Deutschland â€“ Ecuador. Live aus QuerĂŠtaro (MEX) 0.00 FuĂ&#x;ball

StĂźndl. Nachrichten 5.15 Zukunft ohne Menschen 12.45 BĂśrse am Mittag 13.05 Hitlers Machtergreifung 14.05 Als die Welt in Flammen stand (4) 15.05 Wissen 16.05 Zukunft ohne Menschen 17.05 Der NostradamusEffekt: Das JĂźngste Gericht 18.15 BĂśrse am Abend 18.25 Wissen 19.05 sonnenklar.tv 20.15 Katastrophen und Konstrukte: BrĂźcken 21.15 Autopsie XXL 22.15 Fight Science: Mensch vs. Tier 23.15 Monsterduelle XXS 0.10 San Antonio Jail â€“ Bandenkrieg hinter Gittern 1.05 Die Reportage XXL 1.45 Fight Science: Mensch vs. Tier 2.25 San Antonio Jail

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11.30 ... und täglich pfeift das Murmeltier 12.15 In aller Freundschaft 13.00 Einfach genial! 13.30 Eisenbahn-Romantik 14.00 NDR aktuell 14.15 Bilderbuch 15.00 NDR aktuell 15.15 Mit dem Zug zum Great Barrier Reef 16.00 NDR aktuell 16.10 Mein Nachmittag 17.10 Leopard, Seebär & Co. 18.00 Regional 18.15 Ein Dutzend unter einem Dach 18.45 DAS! 19.30 Regional 20.00 Tagesschau 20.15 Markt 21.00 Der Dicke 21.45 NDR aktuell 22.00 45 Min 22.45 Kulturjournal 23.15 Taras Welten 23.45 Der groĂ&#x;e Buck Howard. KomĂśdie, USA 2008 1.10 Markt

15.15 Les grandes dates de la science et de la technique 15.30 nano 16.00 Alpha-Campus 16.30 on3sĂźdwild 17.30 Frankenschau aktuell 18.00 Grundkurs Deutsch 18.30 Die Tagesschau vor 25 Jahren 18.45 Rundschau 19.00 Ich machs! 19.15 Grips Deutsch 19.30 Traumpfade â€“ Zu FuĂ&#x; Ăźber die Alpen (1/2) 20.15 Alpha-Forum. Zu Gast: Hans Maier (Politikwissenschaftler, Bayer. Staatsminister a.D.) 21.00 Alpha Ă–sterreich 21.45 Planet Wissen 22.45 Klassiker der Weltliteratur. Alfred DĂśblin 23.00 Alpen â€“ Donau â€“ Adria 23.30 Liebesdienst 0.15 Alpha-Forum

12.00 Leopard, Seebär & Co. 12.45 WDR aktuell 13.00 Servicezeit 13.30 In aller Freundschaft 14.15 Hier und heute 14.30 Geht doch 15.00 Planet Wissen 16.00 WDR aktuell 16.15 Daheim und unterwegs 18.00 Lokalzeit 18.05 Hier und heute 18.20 Servicezeit Reportage 18.50 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Yvonne Willicks (3/6) 21.00 Markt 21.45 WDR aktuell 22.00 Die Story 22.45 WDR-dok 23.30 Als Arbeiterjungs ProfifuĂ&#x;baller wurden (1/2) 0.15 Als Arbeiterjungs ProfifuĂ&#x;baller wurden (2/2) 1.00 Domian 2.00 Lokalzeit aus KĂśln

HR

12.40 Rote Rosen 13.30 Wo die alten Wälder rauschen. Heimatfilm, D 1956 15.00 Planet Wissen 16.00 Landesschau aktuell BW 16.05 Kaffee oder Tee? 17.00 Landesschau aktuell BW 17.05 Kaffee oder Tee? 18.00 Landesschau aktuell BW 18.15 Schwarzwald-Lust 18.45 SWR Landesschau Baden-WĂźrttemberg 19.45 Landesschau aktuell BW 20.00 Tagesschau 20.15 Schatten der Erinnerung. Drama, D/A 2010 21.45 Landesschau aktuell BW 22.00 Sag die Wahrheit 22.30 Wer zeigt’s wem? 23.00 2+Leif 23.30 Waschen und Leben 1.00 betrifft ... 1.45 Sag die Wahrheit

MDR

15.30 GrĂźnzeug 16.00 Gernstl in den Alpen (1/10) 16.45 Hessenschau kompakt 17.00 Nashorn, Zebra & Co. 17.50 Hessenschau kompakt 18.00 Maintower 18.20 Brisant 18.50 Service: Familie 19.15 Alle Wetter! 19.30 Hessenschau 20.00 Tagesschau 20.15 Kein schĂśner Land 21.00 Klinik unter Palmen â€“ Karibik (4/46) 22.25 Hessenschau kompakt 22.45 Die schĂśnsten SchlĂśsser Deutschlands 23.45 Goodfellas â€“ Drei Jahrzehnte in der Mafia. Mafiafilm, USA 1990 2.00 Ritter in Hessen 2.45 Geheimnisvolles Hessen 3.15 Wandervolles Hessen

RBB

12.30 In der HÜhle der LÜwin. TV-LiebeskomÜdie, D 2003 14.00 Dabei ab zwei 14.30 LexiTV 15.30 Unterwegs in Thßringen 16.00 Hier ab vier 16.30 Hier ab vier 17.00 Hier ab vier 17.40 Hier ab vier 18.00 MDR aktuell 18.07 Brisant 18.50 Unser Sandmännchen 18.55 Wetter fßr 3 19.00 Regional 19.30 MDR aktuell 19.50 Mach dich ran! 20.15 Die Landärztin: Um Leben und Tod. TV-Drama, D/A 2009 21.45 MDR aktuell 22.05 Fakt ist...! 22.50 Glßck im Hinterhaus. Beziehungsgeschichte, DDR 1980 0.30 Tagesthemen 1.00 Die Legionen des Cäsaren. Abenteuerfilm, I/F/E 1960

"2 +,!33)+

BR-alpha

WDR

SWR

13.30 In aller Freundschaft 14.15 Planet Wissen 15.15 Abenteuer Zoo 16.00 rbb aktuell 16.05 Buffet 16.50 kurz vor 5 17.05 Seehund, Puma & Co. 17.55 Unser Sandmännchen 18.00 rbb um 6 18.25 rbb wetter 18.30 ZiBB 19.25 rbb wetter 19.30 Abendschau / Brandenburg aktuell 20.00 Tagesschau 20.15 Immer ostwärts (1/5) 21.00 Kesslers Expedition (3) 21.45 rbb aktuell 22.15 Polizeiruf 110. Auskßnfte in Blindenschrift. TVKriminalfilm, DDR 1983 23.40 Der Krieg (1/6) 0.25 Der Krieg (2/6) 1.10 Im Palais 2.10 Abendschau 2.40 Brandenburg aktuell 3.10 ZiBB

" AKTUELL

(ITLERS 6ERB~NDETE

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)TALIEN UND &INNLAND

6ON 6IVALDI BIS -OZART

-ONTAG \ 5HR

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$IE 7ELT STEHT VOR EINEM GRO†EN +RIEG 7AS BRINGT EINZELNE EUROPiISCHE 3TAATEN DAZU MIT $EUTSCHLAND ZU KOALIEREN $IE ERSTE VON DREI &OLGEN ZEIGT DIE (INTER GR~NDE DER ITALIENISCHEN UND FINNISCHEN (ALTUNG

-IT +LASSIK IN DEN NEUEN 4AG AU†ERDEM 6ERANSTALTUNGSTIPPS UND AKTUELLE )NFORMATIONEN AUS DER 7ELT DER -USIK SO BERICHTEN WIR HEUTE UM ~BER DAS 0ROJEKT ÂC/(2W~RMER¹ IM -~NCHNER #IRCUS +RONE 7ORTGEWITZT UND HEITER BEGLEITET 3IE TiGLICH DREI 3TUNDEN -ICHAEL !TZINGER

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5.10 HĂśr mal, wer da hämmert! 5.35 HĂśr mal, wer da hämmert! 6.00 Das 1-2-3.tv Auktionshaus 8.00 Infomercial 9.00 Frauentausch 11.00 Die Schnäppchenhäuser 12.00 X-Diaries 13.05 Big Brother 14.00 King of Queens 14.20 King of Queens 14.50 Immer wieder Jim 15.20 Immer wieder Jim 15.45 King of Queens 16.15 King of Queens 16.40 Still Standing 17.00 Still Standing 17.30 Still Standing 18.00 X-Diaries 19.00 Big Brother 20.00 RTL II News 20.15 Teenie-MĂźtter 21.15 Big Brother 23.25 Welt der Wunder â€“ spezial 0.15 Ungeklärte Morde

Vox

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RTL 2


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