Pasta! November 2017 - Passauer Stadtmagazin für Genusskultur

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Pestiziden, Insektiziden und teils natürlichen Giftstoffen nachgewiesen werden können. So schmeckten Blütenhonige großer Handelsketten im Test unter anderem nach Phenylacetaldehyd, ein Bienenabwehrmittel, mit dem sich Imker vor den Bienen schützen. Der Aromastoff kommt zwar auch von Natur aus im Honig vor, aber nicht in einer Dosis, die man herausschmecken kann. Tannenhonig schmeckte nach Edelkastanie, ein anderer nach Fichte. Sensorisch fielen die meisten Honigsorten durch, weil sie fremdartig rochen oder geschmacklich fehlerhaft waren. Viele Sortenhonige wie Akazienhonig, Rapshonig und Blütenhonig wurden als Mogelpackung enttarnt, weil die Laboranalyse zeigte, dass sie hauptsächlich Pollen anderer Pflanzenarten enthielten. Ein Etikettenschwindel der besonderen Art ist deutscher Akazienhonig: Während die echte Akazie ein Baum der Subtropen ist und bei uns nicht gedeihen kann, handelt es sich bei der deutschen Akazie um ein ganz anderes Gewächs: die Robinie, die den lateinischen Namen Robinia pseudoacacia trägt – die Scheinakazie. Demnach sollte der aus ihren Blütenpollen stammende Honig auch als Scheinakazienhonig bezeichnet werden. Der Gesetzgeber schreibt eine solche Kennzeichnung leider nicht vor. In zahlreichen Importhonigen aus Südamerika fand man in der Laboranalyse Umwandlungsprodukte von Nitrofuranen. Diese Antibiotika sind seit 1995 EU-weit verboten. In Südamerika – von dort stammen die betroffenen Honige – sind sie dagegen erlaubt; zumindest in der Schweinemast und Fischzucht. Nitrofurane gelten als krebserregend und können das Erbgut schädigen. Weil konventionell arbeitende Imker mit dem Arzneimittel Amitraz gegen die Varroamilbe vorgehen, finden sich häufig auch Rückstände dieses Präparates in ihrem Honig. In Bio-Produkten sollte Amitraz überhaupt nicht nachweisbar sein – genauso wenig wie Glyphosat oder andere Schadstoffe. Doch leider ist auch mancher Bio-Honig nicht frei von solchen unerwünschten Inhaltsstoffen. Die Kennzeichnung Bio für Honig ist grundsätzlich sehr problematisch, weil die Imker ja nicht kontrollieren können, wohin ihre Bienen zum Pollensammeln

fliegen. Honigbienen fliegen in einem Radius von bis zu fünf Kilometern Blüten an – da ist praktisch nicht auszuschließen, dass sich darunter sowohl gentechnisch veränderte als auch mit giftigen Spritzmitteln behandelte Pflanzen befinden. Bio-Imker betonen deshalb immer wieder, dass es beim Bio-Honig vor allem um die ökologische Haltung der

Schadstoffe auch in Bio-Honig Bienen geht: ohne Kunststoff, ohne chemische Medikamente und ressourcenschonend. Bio-Imker setzen sich für eine gentechnikfreie, zukunftsorientierte und respektvolle Landwirtschaft ein – auch das kann als Argument für den Kauf von Bio-Honig dienen, wenn sich eine mögliche Belastung mit unerwünschten Stoffen nicht zweifelsfrei ausschließen lässt. Grundsätzlich sollte sich der Verbraucher über seine Bedeutung im Klaren sein. Der Kauf eines Honigglases ist nicht nur eine Frage des Preises oder des Geschmacks, sondern – sofern alle Argumente gegeneinander abgewogen werden – eine Investition in die Zukunft. Wer etwas für den Erhalt der heimischen Bienen und Imker tun will, sollte vor allem Honig aus Deutschland, am besten aber aus seiner unmittelbaren Nachbarschaft kaufen. Gerade in Passau und im angrenzenden Oberösterreich gibt es viele kleine Imkereien, die hervorragenden Honig produzieren und so einen wertvollen Dienst für den Erhalt der Artenvielfalt und unserer Kulturlandschaft leisten – während die Industrie im großen Stil billigen Honig aus Fernost importiert und Discounter-Ketten Honig aus Brasilien und China zu für unsere heimischen Imker ruinösen Preisen verschleudern. Der Honigkauf ist nicht nur ein Frage des Geschmacks, sondern auch Kopfsache. Deshalb: Augen auf beim Honigkauf!

Regionale Bezugsquellen für Imkerhonig IMKEREI SCHACHTNER – APITHEKE Abt-Rumpler-Str. 10 94125 Vornbach am Inn www.imkerei-schachtner.de Telefon: 08509 937 48 68

IMKEREI PICHLER Bach 1 a A-4784 Schardenberg Telefon: +43 7713 6756

MOSTAUSSCHANK UNTERER INN (Mostbauer) Hofötz 7 A 4783 Wernstein Telefon: +43 676 / 821 254 147


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