Passeirer Blatt

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nen. Dies scheint misslungen zu sein. Bei den umworbenen Passeirern hinterließ jedenfalls der hohe Besuch kaum .Erinnerungsspuren" und auch die Südtiroler Presse zeigte sich deutlich reserviert. Bemerkenswert war der Ablauf dieses Besuches. Im Dorfzentrum von St. Leonhard standen an diesem Tag - wie bei hohen Besuchen üblich - Behörden, Vorsteher, Geistlichkeit und Schulklassen zur Begrüßung des über den jaufen eintreffenden Monarchen bereit. Als der König vorfuhr, war es der damals isjährigen attraktiven Frederike vorbehalten, ihm in Passeirer Tracht ein Gedicht vorzutragen und einen Blumenstrauß zu überreichen. Der König bedankte sich und Frederikes

älterer Bruder Leo hielt eine kleine Rede. Nach nur knapp 3 Minuten - der kleingewachsene König fühlte sich in Menschenansammlungen bekanntermaßen nicht wohl -, war der ganze Spuk vorbei. Vitto-

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rio Emanuele fuhr zum Sandhof, trug sich dort in das Fremdenalbum ein und fuhr weiter nach Meran. Andere Zeiten, aber schon ein bemerkenswertes Kontrastprogramm zum vielbejubelten Besuch des Österreichischen Kaisers Franz josef in Passeier 22 [ahre vorher. Mit 19 jahren begegnete Frederike einem stattlichen Mann, der ihr Leben veränderte. Es war ein Italiener, ein Eisenbahner aus Kalabrien, der in Bozen hängen geblieben war. Als es ernst wurde, waren ihre Eltern nicht begeistert. Ein Verhältnis mit einem Italiener wurde damals in der unmittelbaren Nachkriegszeit von vielen Südtirolern abgelehnt. Die Wunden, die der Krieg und der heraufziehende Faschismus geschlagen hatten, waren zu frisch. Erst als sich die Eltern überzeugt hatten, dass der junge Mann doch nicht so übel war, willigten sie in diese Heirat ein. 1923 wurde geheiratet. Es war übrigens die erste gemischte Ehe im Passeiertal. Als Frau eines Eisenbahners folgte Frederike ihrem Mann zuerst nach Genua und dann in verschiedene andere italienische Städte. 1929 ließ sich die Familie dauerhaft in Bozen nieder, wo sie in der Görzstraße ein Haus erwarb. Der glücklichen Ehe erwuchsen vier Kinder, von denen inzwischen schon zwei gestorben sind. Von Bozen entfernte sich Frederike nur kurz während des Zweiten Weltkrieges, um sich in Überetsch vor den Bombenangriffen der Alliierten in Sicherheit zu bringen. 1971 starb ihr nur 4 jahre älterer Mann Filippo Colombo frühzeitig. Die letzten jahre verbrachte Frederike bei ihrer Tochter Eva. Außer Haus geht sie kaum mehr, sie ist jedoch für ihr Alter noch rüstig und geistig präsent.

DIENSTBOTE

N R. 66, MÄRZ 2004

FRANZ

PIRPAMER

"Mein Leben bestand aus Arbeit" Am 5. jänner 1915 wurde er in St. Leonhard geboren, der kleine Franz vom Auerhof. Die Mutter hieß Maria Figl und stammte aus Tramin. Der Hof musste jedoch verkauft werden. So zog die Familie mit den fünf Kindern ins Dorf und lernte die Not in ihrer ganzen Bandbreite kennen. Die hungrigen Kinder wurden ausgelöhnt und Klein Franz traf es mit ungefähr acht jahren als Ziegenhirte zum Santihof nach Walten zu wechseln. Drei jahre deutsche Volksschule in St. Leonhard,

Gottfried Zagler Für die mir übermittelten Informationen danke ich Herrn Wladimaro Fiorentino und Herrn Günther Ennemoser. Siehe auch die Zeitschrift .L'incontro" Nouember 2003

daraufhin drei jahre italienische Faschistenschule in Walten, so die Beschreibung von Franz. Der Bub war dann soweit, dass er vom Ziegen- zum Kuhhirten aufsteigen konnte. Er blieb beim Santi als >


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