paroli – Familienausflug

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FAMILIENAUSFLUG

AUSGABE 01/2018 – KOSTENLOS

Junges Magazin für Sprache und Kiezkultur


WINTERLANDSCHAFT Aus einem Text von Andreas Steinhöfel – Seite 18

LIEBE UND GLÜCK

SPRACHGEFÜHL

Kolumne zum Leben in zwei Sprachwelten

Wie kann Familie noch aussehen? Essayistin Mirna Funk über Familienglück in jeder Form

– Seite 24

– Seite 8

INHALT SONGTEXTE

EIN SOMMER IN SPANDAU

Collagengedichte in Wort und Bild

Eine Fotoreportage, die hinter die Türen blicken lässt

– Seite 22

– Seite 9 AUS DEM KIEZ – SO WIE DU UND ICH

Sedat und Kubilay erzählen im Interview über ihren Film "Familiye" und das Kiezleben – Seite 14


EDITORIAL UND WAS DENKT IHR SO? Auf Kiezumfrage

– Seite 5

Was ist für dich Familie? Jede*r von uns hat eine ganz eigene Vorstellung davon. Klein- und Großfamilien, Patchwork- und Regenbogenfamilien, Alleinerziehende – noch nie wurde Familie so vielfältig gelebt wie heute. Wir wachsen in ganz verschiedenen Konstellationen auf, mit eigenen Ritualen und wahrscheinlich weniger Traditionen als noch bei unseren Großeltern. Das Konzept Familie ist aufgebrochen und lässt jetzt viel mehr Raum für individuelle Vorlieben und Wünsche. paroli-Essayistin Mirna Funk schreibt genau darüber und setzt sich dafür ein, dass die alternativen Familienmodelle auch ins Kinderbuch kommen. Im Falkenhagener Feld West, einem Spandauer Kiez, haben Familien für paroli ihren Alltag in Fotos festgehalten. Gemeinsam mit ihnen und anderen Kindern und Jugendlichen aus dem FiZ West entstand diese Ausgabe. Unser paroli-Familienausflug führte uns auch in den Lynarkiez zu Sedat und Kubilay, die dieses Jahr mit ihrem Film Familiye Premiere gefeiert haben. Im Interview hat Jugendredakteurin Maysoun mit den Regisseuren über Zusammenhalt unter Geschwistern gesprochen. Mit dem bekannten Kinder- und Jugendbuchautor Andreas Steinhöfel reisen wir mitten hinein in eine Familiengeschichte zweier Geschwister, die nicht auf ihre Eltern zählen können. Das und noch vieles mehr erwartet euch in dieser Ausgabe! Kommt mit auf den paroliFamilienausflug. Eva, Julia und Friederike


Manchmal sind die Familienmitglieder unterwegs und alle machen ihr eigenes Ding. Wie viele findest du wieder?


UND WAS DENKT IHR SO? Wen bewunderst du aus deiner Familie?

Familie ist für alle etwas anderes. Die paroli-Familienredaktion hat im Kiez nachgefragt.

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Meine Eltern bewundere ich sehr, sie sind immer für uns da. Meine Mutter und meinen Papa. Meine Mutter, weil sie es schafft, alles perfekt zu machen, meinen Papa, weil er immer stark und ehrgeizig bleibt. Oma und Opa. Die beiden sind jetzt schon 64 Jahre verheiratet. Die sind beide über 80, das ist echt bewundernswert. Das sind meine Eltern, weil sie wirklich im Leben viel geschafft haben und sie hier nach Deutschland gekommen sind. Dass sie sich so gut angepasst haben, integriert haben und mich großgezogen haben.

?

Ohne Familie wäre das Leben für mich unvorstellbar. Ich könnte nicht glücklich sein. Ich brauche meine Eltern und meine Geschwister. Wir unterstützen uns immer gegenseitig und schenken uns Liebe und Aufmerksamkeit. Es sind Vorbilder, Leute, die immer für mich da sind. Die mir helfen, wenn ich gerade Schwierigkeiten habe, die mir beistehen. Also Leute, die in guten und schlechten Zeiten für mich da sind.

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Ich bin selber Mami und Familie hat einfach oberste Priorität. Familie war schon immer wichtiger als Freund*innen, sie sind mehr oder weniger die zweite Familie.

Wer ist deine Bezugsperson

in der Familie ?

Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen großen Schwestern. Wenn es mir schlecht geht, wenn es mir gut geht, egal was, dann sind sie immer für mich da, wir können zusammen lachen und zusammen weinen.

Familie für dich?

Was bedeutet

Warum ist Familie so wichtig für dich

Meine Mutter, weil mit ihr kann ich über alles reden, ohne dass ich mich für irgendwas schämen muss.

Familie bedeutet für mich, dass ich niemals alleine bin und dass ich immer Rückhalt habe. Ich bin glücklich, dass ich eine Familie habe.

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Mama und Oma. Ich kann mit beiden über alles reden.

Das sind Personen, die mich ein Leben lang begleiten.

Mein Mann und meine Mama.

Einfach alles. Familie ist einfach das Wichtigste auf der Welt.

Ich muss einmal die Woche mindestens mit meiner Oma telefonieren, wir sind ganz dick miteinander.

Familie ist mein ganzes Leben. Ich bin mit Leib und Seele Mama.

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UMFRAGE


Elementman Outfit: Aussehen: Eigenschaften: Superkräfte:

kurze Hose (Bermuda), Sonnenbrille, Basecap groß, stark, Glatze, Muskeln ernst, nett, piepsige Stimme beherrscht alle vier Elemente, kann seine Hände und Arme größer werden lassen, sein Mund ist elastisch, kann fliegen

Smartigman Outfit: Aussehen: Eigenschaften: Superkräfte:

Meteoriten-

blau-schwarz-silberner Anzug lange Haare mit Zopf, drei bis vier Meter groß sehr schlau, Manipulator, stark, schnell kann innerhalb einer Minute überall hin, kann seine Größe ändern, er weiß alles, kann Dinge zerstören

Hairkid Outfit: Ballerina-Tutu Aussehen: lange Super-Haare, 1,30 Meter groß, zierlich, klein Eigenschaften: stark, überlegen, hyperaktiv, klug Superkräfte: Laseraugen, sehr schnell, Todes-Pirouette, Haarpeitsche, Haarfessel, kann sich unsichtbar machen

Es war ein schöner, sonniger Tag am Wochenende, als die zwölfjährige Hairkid und ihre Familie im Wohnzimmer saßen und sich durch die Fernsehkanäle klickten. Als sie dann die Nachrichten sehen wollten, kam eine Eilmeldung. Zuvor schien der Tag so zu werden, wie jeder andere auch – ein normaler Tag bei einer normalen Familie. Nicht ganz! Eigentlich fiel es ihnen leicht, sich an die Bürger*innen Spandaus anzupassen und nicht aufzufallen. Doch dieser Tag nahm eine dramatische Wendung, als sie die Nachrichten sahen, welche in einer Eilmeldung verkündeten, dass

6 KURZGESCHICHTE

ein Meteorit drohte, ihre kleine Welt zu eliminieren. Deshalb sahen sie sich dazu gezwungen, ihre Maskerade abzunehmen und ihre Identität im Namen aller Bürger*innen und ihrer Familie zu entblößen. Denn: Sie besaßen Fähigkeiten, die andere nicht zu glauben wagten. Sie waren Die Fantastischen Drei. Hairkid und ihre zwei Papas Elementman und Smartigman waren versehentlich zu Superheld*innen mutiert, als sie eine verdorbene Suppe gegessen hatten. Als sie sich nun entschlossen, Spandau und die Welt zu retten, gingen sie in ihr Superheld*innen-Lager, um sich für den Kampf auszurüsten. Nachdem sie mit dem Nötigsten ausgestattet waren, nahmen sie ihr unsichtbares Bootmobil und flogen in die Nacht hinein und dem Meteoriten entgegen. Nicht weit von der Erde entfernt, sahen sie schon bald den Meteoriten auf sich zu rauschen. Hairkid verstand es als ihre große Chance: Endlich konnte sie ihren zwei Papas beweisen, wie krass sie war. Elegant


Text: Yunus, Melissa, Maral und Mikail vom Jugendzentrum Spekte 32 Illustration: Jens Roth

-Drama über Spandau

und andere Familiensorgen

vollführte sie ihre Todes-Pirouette. Doch schon ein kleiner Fehler am Ende der Drehung reichte aus und der Meteorit flog versehentlich in Richtung Wedding, anstatt zurück in den Weltraum. Als sie dann einen panischen Ausbruch bekam, musste sie ihre Papas um Hilfe bitten. Elementman versuchte, den Meteoriten mit seiner großen Hand aufzuhalten. Er konnte ihn aber nicht stoppen und verbrannte sich zu allem Überfluss die Hand. Vor Schmerz stürzte er vom Himmel auf die Erde zurück. Aber Hairkid stürmte ihm hinterher und fing ihn mit ihrer

Haarpracht auf. Die Welt war noch nicht verloren! Smartigman wusste nämlich bekanntermaßen alles. Deshalb wusste er auch, wie er den Meteoriten aufhalten konnte. Schnell wie ein Blitz stürmte er dem Meteoriten nach und formte ihn so groß wie einen Basketball. Nun dribbelte er ihn kontrolliert durchs All. Elementman hatte sich Dank Hairkids Hilfe schnell erholt und nur auf eine Gelegenheit wie diese gewartet: Mit seinem großen Mund verschluckte er den Basketball, den Smartigman gekonnt in seinem übergroßen Mund versenkte. Die Gefahr war gebannt! Glücklich fuhr die etwas andere Familie wieder in ihr Lager, hier sahen sie in den Nachrichten, dass Spandau und die Welt gerettet waren und alle Bürger*innen und Familien beruhigt sein konnten. Seitdem gab es bei Burger King immer ein King-Menü umsonst für Hairkid, Elementman und Smartigman. Oder war das etwa nur Hairkids Traum? Die Familie blieb durch ihre Verwandlung nämlich unerkannt. Hairkid wünschte sich allerdings, berühmt zu werden und meldete sich selbst beim Fernsehen. Deshalb wurde die Familie nun von der Presse fotografiert. Erst dachten die Menschen in Spandau, dass Superheld*innen nicht

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gut seien und immer alles nur zerstören würden, aber der Meteorit sollte nicht die einzige Gefahr bleiben, die Hairkid mit ihren Papas bekämpfte. So wurden sie zu gefeierten Held*innen Spandaus… Fortsetzung folgt!


Text: Dominika Palka Illustration: Friederike Mühlbach

KOLUMNE:

Sprachgefühl Dieser Platz ist reserviert für ganz persönliche Perspektiven auf das Leben und Fühlen in verschiedenen Sprachen. Ich war neunzehn, als ich fürs Studium nach Deutschland gezogen bin. In dem Alter ist man gerade dabei sich abzunabeln, über seine Identität nachzudenken und sich Fragen zu stellen. Zu dem Zeitpunkt bin ich nicht nur zu Hause ausgezogen, ich habe auch meine Heimat verlassen. Meinen Alltag lebe ich seitdem auf Deutsch und ich habe gelernt, dass neue Sprachen neue Welten eröffnen können. Somit waren für mich das Kopfkino, aber auch das Fernweh und der Wachstumsschmerz neu. Es war natürlich noch viel mehr neu und meine Identität war durcheinander. Auch die Sprachen sind manchmal durcheinander und ich habe den Eindruck, keine von beiden einwandfrei zu beherrschen. So macht sich dann das Gefühl breit, nirgendwo richtig dazuzuzählen. Ich gehöre der ersten Migrationsgeneration an. Das bedeutet, dass meine Eltern und meine ganze Familie in meinem Heimatland geblieben sind. Deswegen spielt der Spracherhalt eine große Rolle. Es ist ein Ausdruck von Loyalität meiner Familie, meiner Herkunft und schließlich auch mir selbst gegenüber. Gewiss kostet es viele Nerven und viel Arbeit. Diese Aspekte werden zu selten in unserer bunten "Multikulti-Generation" thematisiert. Es kommt uns so vor, als könnten wir einfach und frei aus dem breiten Angebot unsere eigene Patchwork-Identität zusammenstellen. Dabei beschäftigt uns vielleicht noch mehr als je zuvor die Frage: Wer bin ich?

8 KOLUMNE


EIN SOMMER IN SPANDAU

Spandau, das ist viel Wald und Wiese, das sind meterhohe Plattenbauten, das ist die Havel mit ihren vielen Booten, das sind Flugzeuge direkt über unseren Köpfen, das ist die Altstadt mit Rathaus und Geschichte. In Spandaus Hoch- und Einfamilienhäusern leben knapp 300.000 Menschen. Manche allein, manche in WGs, manche mit ihrer Familie. Was sich hinter den Türen verbirgt, das wollten wir im Sommer wissen, und haben drei Familien aus der paroli-Redaktion eine Kamera mitgegeben. Entstanden ist diese Dokumentation von verschiedenen Familienalltagen, die uns direkt in die Wohnzimmer und Küchen blicken lässt.

9 kolumne


10 Titelthema


11 FOTOSTRECKE


12 FOTOSTRECKE


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Aus dem Kiez

Drei Brüder im Spandauer Lynarkiez: Als Danyal, der älteste der drei aus dem Gefängnis kommt, findet er den jüngsten Bruder als Spielsüchtigen vor. Es beginnt eine Geschichte, die von Zusammenhalt unter Geschwistern und im Kiez erzählt. Sie erzählt aber auch von den Schattenseiten, von Drogen und Gewalt. Familiye ist der erste Kinofilm der beiden Regisseure Sedat Kirtan und Kubilay Sarikaya. Sedat ist im Lynarkiez aufgewachsen und auch Kubilay ist Berliner. Von hier aus tourten sie nach der Filmpremiere im Frühjahr 2018 durch Deutschland. Maysoun hat die beiden für paroli im FiZ getroffen. Im Interview erzählen sie, was sie zu dem Film motivierte und warum er anders ist als alles, was die Filmindustrie bisher produziert hat. 14 INTERVIEW

Der Titel des Films ist Familiye. Warum wird das eigentlich mit Y geschrieben? Sedat: Das war ein Zufall. Der Arbeitstitel war Berlin Neustadt. Als wir im Schnitt saßen, hat der Dramaturg gesagt, dass der Film eigentlich anders heißen müsste, weil es die ganze Zeit um Familie geht. Er ist Deutscher, der in der Türkei lebt, und er hatte dann diese Idee. Kubilay: Das ist Deutschkisch! Was bedeutet für euch Familie? K: Für mich ist jeder Mensch, der bewusst ein guter Mensch ist, Familie. Ich habe Geschwister und ich habe Verwandte, aber Sedat steht mir zum Teil näher. Familie ist sehr individuell zu definieren. Für mich bedeutet es Loyalität. Wer mich fragt, wie es mir wirklich geht, mir in die Augen schaut und es ernst meint. S: Blut ist nicht gleich Familie. Es kommt wirklich auf die Person an.


Interview: Maysoun

So wie du und ich! Loyalität ist ja auch ein großes Thema in dem Film… K: Absolut! Das ist auch die sozialkritische Botschaft nach draußen: sich nicht fallen zu lassen, wenn es am einfachsten ist. Das ist das, was der älteste Bruder dem jüngsten versucht nahezubringen: Merke dir, dass es mit Schlägen erst gar nicht funktioniert. Ist das auch eine Art Appell an die Zuschauer*innen? K: Der Film neben dem Film – das ist tausend Mal interessanter. Die Art und Weise wie dieser Film gemacht wurde, ist sehr aufklärend. Dieses immer wieder Aufstehen ist eigentlich der Weg. Der Weg ist das Ziel – das ist der Appell. Ich will den Jugendlichen nicht vermitteln: Guckt mal den Film, damit ihr seht, was mit Spielsüchtigen passiert. Das ist mir viel zu klein. Ich will versuchen, die Menschen dazu zu bewegen, dass sie über den Tellerrand schauen. Dass sie sehen, dass da zwei Autodidakten sind, die keine Filmhochschule besucht haben, die aus einem Kiez kommen so wie

du und ich auch. Und die haben es geschafft, einen Film zu drehen, der überall in Deutschland gezeigt wurde. Das bedeutet: Ich fang an! Und alles andere ist Entertainment. Entertainment vergeht, aber das andere ist, was bleiben soll. Wir wählen den Weg über die Kunst. Was hat euch zu dem Film motiviert? K: Sehr viele Sachen. Hauptsächlich eigenes Leid, eigene Autobiografie, eigene Erfahrungen, die ich nicht verarbeiten konnte. Die Schicksale von anderen, die mir über den Weg gelaufen sind. Und natürlich meine Begeisterung und meine Leidenschaft für den Film. Hat euch der Film geholfen, Dinge aus eurem Leben zu verarbeiten? S: Wir haben sehr viel da reinfließen lassen, auch manchmal unbewusst.

15 INTERVIEW

Man ist ja geprägt von Sachen, die passieren. Später haben wir dann gesehen, das ist in der Geschichte mit drin. K: Wir sind eigentlich mittendrin Wir verarbeiten jetzt immernoch. Wie viel Wahrheit steckt in eurem Film? K: Als wir angefangen haben, den Stoff zu entwickeln, da sind die ganzen Casinos wie Pilze aus dem Boden geschossen. Das war der Impuls für das Thema Spielsucht und Beschaffungskriminalität. Wir haben uns daran künstlerisch bedient. Und wir haben von Anfang an gesagt, wir wollen das mit Menschen machen, die in den Medien noch keine große Rolle spielen. Leute wie Moritz Bleibtreu oder Xatar sind alle später dazu gekommen, aber der Kern sollte so unbekannt wie möglich sein. Weil, es muss um die Materie gehen und das Drumherum soll nicht ablenken.


»Ich bin ja dort geboren und aufgewachsen. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre – egal welche Nationalität, welche Hautfarbe. Alle aus dem Kiez sind eine Familie.« Sedat Ihr sagt, ihr habt euch an den KiezThemen bedient. Warum überträgt sich der schlechte Einfluss meist auf alle Jugendlichen und es geraten so viele auf die schiefe Bahn? S: Die Jungs, die sehen ja nichts anderes. Sie wachsen damit auf. Wenn du jemandem sagst, du kannst mit Kriminalität anstatt mit Schule in einem Jahr diesen Wagen fahren, dann sagt der, ich gehe lieber den kürzeren Weg. Aber von dem Risiko erzählt dir keiner. Das checken viele dann nicht mehr, dass dieser Weg eigentlich der falsche ist. Das ist hier nicht anders. Du kommst entweder in den Knast, du wirst drogensüchtig oder alkoholsüchtig und dann bist du weg. Da braucht man Aufklärung. K: Es ist auch die Sucht nach Anerkennung, du willst einfach wahrgenommen werden. Teilweise werden die Kids zu Hause wie Luft behandelt, dann kommt man in der Schule nicht klar und merkt, jetzt wird es noch schwieriger auf die Universität zu gehen. Deshalb guckt man, was die anderen machen und versucht es nachzuahmen. Auch auf Instagram machen es manche den Jugendlichen vor, wie man zum Beispiel Drogen konsumiert. Für mich ist das Dreck! Wenn ihr den Jungs schon Sachen vorlebt, dann zeigt ihnen doch wenigstens, dass ihr auch mal ins Sportstudio geht, dass ihr auch mal mit eurer Oma zusammensitzt.

Ist doch cool, das ist Familie! Familie ist doch nicht peinlich! Was sind die Sonnenseiten des Lynarkiezes? K: Allein schon die Kids und die Menschen, die dort leben. Gibt es bei jemandem zu Hause einen Wasserrohrbruch, gibt es immer jemanden in der Nachbarschaft, der sich da auskennt. Das ist Kiez! S: Ich bin ja dort geboren und aufgewachsen. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre – Egal welche Nationalität, welche Hautfarbe. Alle aus dem Kiez sind eine Familie. Deshalb hat es auch Spaß gemacht, dort zu drehen. Alle haben geholfen und uns unterstützt. K: Was Positives ist auch der örtliche Bäcker. Jeden Tag gehen wir dorthin und verteilen dann das frischeste Essen an die Leute im Kiez. Wieso habt ihr den Film in SchwarzWeiß gedreht? S: Das war ein Stilmittel für uns. K: Schwarz-Weiß bedeutet „sehr nah“. Diese Welt in dem Kiez zu diesem Zeitpunkt, das, was wir dort erlebt haben, was wir versucht haben zu zeigen, ist nicht bunt. Schwarz oder weiß, du gewinnst oder du verlierst. Dazwischen gibt es nichts. Gibt es noch mehr, was in eurem Film anders ist als in Hollywood? K: Es gibt nicht diese klassische Frauenfigur neben der Hauptrolle. Das war uns sehr wichtig. Danyal kommt aus dem Knast und das, was ihn interessiert, sind in dem Moment seine Brüder. Das ist auch eine Ansage an die Filmindustrie, dass Liebe nicht immer mit Knutschen erklärt werden muss. Wir zeigen Liebe und Zuneigung anders – und alle verstehen es. Seid ihr jetzt die Stars vom Block?

16 INTERVIEW

K: Ich bin 44 und habe schon krass viel Rassismus erfahren in diesem Land. Mir ist im Sommer etwas passiert, das hat mich an mir selbst geärgert. Ich bin mit meinem Sohn ein paar Bahnen geschwommen und eine ältere Frau hat mich die ganze Zeit angeguckt. Irgendwann hat es mir gereicht und ich habe gesagt: Was ist denn? Dann hat sie gefragt: Haben Sie nicht in dem Film Familiye mitgespielt? Ich habe mich entschuldigt, dass ich so grimmig gefragt habe, aber ich bin, was das betrifft, echt gezeichnet. Manchmal passieren trotzdem so wunderschöne Dinge. Es gibt doch nichts Schöneres als Anerkennung, also, dass jemand zu dir sagt, du hast etwas gut gemacht. Das ist auch das, was wir vermitteln. Du musst nicht unbedingt einer Frau die Handtasche klauen, nur damit du Anerkennung bekommst. Du kannst es viel einfacher haben, indem du der Frau hilfst. Gab es deutschlandweite Reaktionen? K: Eine Frau hat mir geschrieben, davon war ich sehr gerührt. Zum Beispiel, dass sie wegen Mohammed so geweint hat. Dass sie uns mutig findet, einem Menschen mit DownSyndrom so einen Platz gegeben zu haben, weil sie so krass diskriminiert werden. Mohammed spielt ja den mittleren Bruder. Und sie wünscht sich mehr solche Filme. Eine Frau hat gesagt, dass sie eigentlich bei uns beiden die Straßenseite wechseln würde, sie uns jetzt aber gerne umarmen möchte. Dass wir von unseren Leuten gefeiert und auch gehasst werden, damit haben wir gerechnet. Aber Lob aus dem Mund von Deutschen ohne Migrationshintergrund zu hören, das ist schon etwas Besonderes. Warum macht das so einen Unterschied? K: Weil ich so viel Rassismus erfahren habe in meinem Leben. Wir sind in einem Haus groß geworden, wo auch ein Nazi gelebt hat. Der, wenn wir als kleine Kinder dort vorbeigegangen sind, die Tür aufgerissen hat und uns „Scheiß Türken“ und „Ausländer raus“ hinterhergeschrien hat. Wir haben immer Angst gehabt. Ich träume noch davon. Ich konnte mir nie erklären, was der Mann von


mir möchte. Später haben wir uns in Spandau mit Nazis geprügelt. In meiner Kindheit war das Rathaus für Leute mit Migrationshintergrund eine No-Go-Area. Ein anderes Beispiel, meine Lehrer und Lehrerinnen. Die haben zu mir gesagt: Du wirst es nicht schaffen. Oder deiner Mutter wird das Kopftuch runtergerissen. Und nicht nur mir ist das alles passiert, Sedat hat ja auch seine Geschichte zu erzählen. Viele andere auch. Wann bin ich denn Deutsch heute? Ich kann Sauerkraut kochen, ich kann Rotkohl kochen, ich kann Kartoffelpüree. Was soll ich noch machen? Und deshalb freue ich mich umso mehr, wenn die Frau zu mir kommt und sagt, sie möchte mich umarmen. Alles richtig gemacht! Bei paroli beschäftigen wir uns mit Mehrsprachigkeit und stellen allen frei, auf welcher Sprache sie schreiben wollen. Und auch ihr seid ja zwischen den Sprachen gesprungen im Film. Warum? Was bedeutet Sprache für euch? S: Das Drehbuch ist auf Deutsch, bis auf die Dialoge. Die Dialoge haben wir offen gelassen. K: Im ganzen Film kommen nicht ein Mal die Wörter Deutsch, Französisch, Bulgarisch, Kurdisch, Alevitisch, Sunnitisch oder Mongolisch vor. Das wollen wir auch nicht. Soweit ist die Filmindustrie aber noch nicht, die muss alles benennen. Ein Beispiel ist der Satz: „Jetzt wird in Berlin Arabisch gesprochen.“ Ja Digger, seit vielen, vielen Jahren wird in Berlin Arabisch gesprochen oder Kurdisch oder Bosnisch. Es interessiert mich nicht. Die Herkunft darf nicht im Vordergrund stehen. Mich interessiert das nicht,

was ein Mensch scheinbar ist. Ist mir doch egal, wo er herkommt und an was er glaubt. Wichtig ist, ob es ein Mensch ist, mit dem ich an einem Tisch sitzen kann. Was ist die Moral des Films? K: Liebe! Eigentlich ist es nur das eine Wort. Es geht um Liebe! Das muss nicht immer zwischen Mann und Frau sein, sondern hier geht es um die Liebe unter Geschwistern, die wir auch selber kennen. Ich habe drei Geschwister, Sedat hat zwölf. Wir verstehen uns nicht mit allen gleich gut, das haben wir zum Beispiel in dem Film verarbeitet. Für mich ging es in erster Linie um diesen Zusammenhalt unter Geschwistern, frei von jedem Klischee! Und natürlich kämpfen wir ganz krass gegen das Klischee, das die meisten Filme bedienen: Wenn du hörst und liest, da spielt ein Gangster-Rapper mit, dann erwartest du, dass der die Pumpgun rausholt und jemand jemanden umbringt. Uns geht es aber darum, ein Verstehen zu schaffen, warum zum Beispiel ein Raub überhaupt passiert. Warum wird jemand straffällig? Nicht einfach: Der ist straffällig und zack, rein in diese Schublade. Wir wollten eigentlich genau, dass das passiert, was jetzt passiert: dass die Leute Dinge hinterfragen! S: Wir haben den Film nicht gedreht, um Leuten zu sagen: Macht das anders. Sondern wir wollten was Authentisches machen und den Fokus auf die Leute richten. Wir wollten nicht, dass andere über diesen Kiez erzählen, sondern wir kommen daher und wollten genau zeigen, wie es wirklich ist. Nicht wie

17 INTERVIEW

»Wann bin ich denn Deutsch heute? Ich kann Sauerkraut kochen, ich kann Rotkohl kochen, ich kann Kartoffelpüree. Was soll ich noch machen?« Kubilay

im Fernsehen das oberflächliche Bild des Gangsters zeigen. Wir sind nicht diese Gangster aus dem Film, aber wir kennen diese Leute und deshalb haben wir den echteren Blick drauf. Vielen Dank für das Gespräch an Kubilay und Sedat!


WINTERLAN

Andreas Steinhöfel ist Übersetzer, Rezensent, Drehbuchautor und Romanautor. Seine Kinderund Jugendbücher sind vielfach ausgezeichnet worden. Für "Rico, Oskar und die Tieferschatten" erhielt er den Deutschen Jugendliteraturpreis. Einer seiner bekanntesten Romane "Die Mitte der Welt" genauso wie viele weitere greifen das Thema Familie auf, was sie ist und bedeutet, wie sie funktioniert und nicht funktioniert.

Ihr fiel ein, dass heute ein besonderer Tag war. Von einem plötzlichen Hochgefühl erfüllt, schwang sie sich aus dem Bett, schlüpfte in ihre Wollsocken und ging zur Anrichte, unter der die Lebensmittelvorräte lagerten: Knäckebrot und Zwieback, eingemachte Marmeladen, Konservenbüchsen mit Eintopf und Ravioli, Fertigsuppen in Tüten – alles Dinge, die ihre Eltern dort deponiert hatten, als hätten sie bewusst für den Tag vorgesorgt, an dem sie ihre Kinder sich selbst überlassen würden. Sie bestrich abwechselnd Zwieback und Knäckebrot mit Erdbeerkonfitüre, füllte Wasser aus einem der Plastikkanister in zwei Gläser und brachte alles zum Kamin. Dort setzte sie sich neben Tobbel. »Willst du keine Hose anziehen?« Er schüttelte den Kopf. Sie legte den Arm um ihn und umfasste mit einer Hand seinen Oberschenkel und eine kleine, warme Pobacke. »Hör mal, wegen gestern Abend, das tut mir Leid. Ich war sauer, weil… weil ich mich geschnitten hatte. Hier.« Sie zeigte ihm ihr Schienbein. Tobbels Augen weiteten sich. »Ist es zerbrochen?«, fragte er mitfühlend. »Gebrochen? Nein, und es tut auch nicht mehr weh. Nur noch ein bisschen.« Nachdem sie einträchtig die Brote verzehrt hatten, deckte sie das Bett ab, wusch sich und Tobbel, half ihm beim Anziehen und ging mit ihm spazieren. Auf dem Hügel hinter der Hütte blieb sie stehen und betrachtete die Gegend, die seit einem Jahr als Wochenendgebiet ausgeschrieben, doch längst nicht vollständig erschlossen war. Hier und dort duckten sich weitere kleine, um diese Jahreszeit verlassene Häuser unter dem schneebeladenen grauen Himmel. Irgendwo dahinter lag der zugefrorene See, unsichtbar unter der weißen Decke. So weit das Auge reichte, sah man nur verschneite Feldwege, keine Straßen. Zur Not, überlegte sie im Weitergehen, konnten sie dennoch die Hütte verlassen, sich zu Fuß auf die Suche nach der nächstgelegenen Straße machen und dort ein Auto anhalten. »Wo ist der Schnee im Sommer?«, fragte Tobbel, als der Hügel hinter ihnen lag. »Irgendwo, wo es kälter ist. Im Sommer ist der Schnee nur Regen. Im Winter wird es so kalt, dass der Regen zu Schnee gefriert.« »Ich mag den Winter.«

18 KURZGESCHICHTE


Text: Andreas Steinhöfel, aus: Defender – Geschichten aus der Mitte der Welt

NDSCHAFT Vor zwei Jahren, bei einem Klassenausflug in den Harz, während sie ihre johlenden Mitschüler beobachtete, die auf pfeilschnellen Skiern gefährlich steile, ins Nichts abfallende Pisten herabjagten, war ihr plötzlich der Gedanke gekommen, die ganze Welt sei gestorben und liege nun, in schimmerndes Kristall verwandelt, auf ewig unter der festgefahrenen Schneedecke.

Kora hasste den Winter. In der Stadt nahm sie ihn gewöhnlich nur wegen der Kälte wahr, die er mit sich brachte; der schmutzige graue Matsch, in den frisch gefallener Schnee sich über kurz oder lang verwandelte, erfüllte sie mit Abscheu. »Ich finde ihn ekelhaft«, flüsterte sie. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie sich vor dem Winter gefürchtet hatte. Vor zwei Jahren, bei einem Klassenausflug in den Harz, während sie ihre johlenden Mitschüler beobachtete, die auf pfeilschnellen Skiern gefährlich steile, ins Nichts abfallende Pisten herabjagten, war ihr plötzlich der Gedanke gekommen, die ganze Welt sei gestorben und liege nun, in schimmerndes Kristall verwandelt, auf ewig unter der festgefahrenen Schneedecke. Die Vorstellung ließ sich nicht vertreiben, widerspenstig hatte sie sich in ihrem Kopf eingenistet und erfüllte Kora mit solchem Entsetzen, dass sie unkontrolliert zu schreien begann und erst wieder damit aufhören konnte, als jemand sie bei den Händen nahm und fest an sich drückte. Als sie wieder zu sich gekommen war, hatte sie in das klare Gesicht eines Mädchens geblickt, einer Mitschülerin, mit der sie noch nie ein Wort geredet hatte. Dianne. In der Grundschule hatten alle Kinder Angst vor ihr und ihrem Zwillingsbruder gehabt. Es hatte geheißen, Dianne könne mit einem Blick deine Haare in Flammen aufgehen lassen, und ihr Bruder müsse dich nur anfassen, um deine Haut in Stein zu verwandeln. Kinderkram. Die Mutter der beiden allerdings… Wenn man dem Gerede in der Stadt glauben durfte, war sie ein Flittchen. Das machte Dianne zu schlechtem Umgang – dem einzigen, den Kora hatte. Von ihren Eltern wurde Dianne jedoch toleriert, die hatten andere Sorgen.

19 KURZGESCHICHTE


»Der Winter hat mit dem Tod nichts zu tun, im Gegenteil«, hatte Dianne sie an jenem Wintertag nach ihrem Schreianfall zu beruhigen versucht. »Die Natur ruht sich in dieser Zeit aus und sammelt neue Kraft.« Die Worte, ausgesprochen mit einer Selbstverständlichkeit, als wisse Dianne genau, wovon sie redete, hatten eine Saite in Kora zum Klingen gebracht, die auch über die folgenden Monate hinweg nie ganz verstummte. Etwas in ihr war erwacht, regte sich, setzte sich zur Wehr, und tatsächlich war ihre Angst im Winter darauf, als es nach einem plötzlichen Kälteeinbruch bereits Anfang November über Nacht zu schneien begonnen hatte, nicht wieder aufgetaucht. Geblieben war nur das unbestimmte Gefühl, dass etwas mit ihr nicht stimmte, doch was genau das war, hätte sie unmöglich erklären können. Geblieben war auch Dianne. Sie und dieses merkwürdige Mädchen, das stets neben sich zu stehen und manchmal gar nicht von dieser Welt zu stammen schien, hatten sich angefreundet. Es war eine ruhige, warme Freundschaft, die ohne viele Worte auskam. Kora blickte sich um. Schneekristalle, glitzerndes Weiß, Helligkeit, Kälte: Die Welt war das Gegenteil all dessen, was ihr in den Sinn kam, wenn sie an Dianne dachte. Wenigstens einen sicheren Hafen würde sie haben, sobald sie aus diesem Eismeer nach Hause kam. »Guck mal, was ich kann.« Tobbel war stehen geblieben und ließ sich unvermittelt nach hinten in den Schnee fallen, wo er, auf dem Rücken liegend, mit Armen und Beinen ruderte wie ein bunter, an einer unsichtbaren Schnur befestigter Hampelmann. Als er sich vorsichtig erhob, blieb im Schnee der Abdruck eines Engels mit ausgebreiteten Schwingen zurück. »Der ist wunderschön«, sagte Kora. Sie beugte sich zu Tobbel herab und gab ihm einen Kuss, dann begann sie sich im Kreis zu drehen, schneller und immer schneller, bis der Engel und das Land und die Bäume und der Himmel und Tobbel sich zu einem flirrenden, Farben versprühenden Bild vermischten. »Schön«, rief sie, »schön, schön, schön!« Später folgten sie ihren Fußstapfen zurück zur Hütte. Sie hatten die Kuppe des Hügels überschritten, als Kora die Reifenspuren sah, die als undeutliches, doppeltes Band aus der Ferne kamen. Langsam den Hügel herabgehend, musterte sie den vor der Hütte geparkten Wagen und ihren Vater. Er hielt ihnen den Rücken zugekehrt und stützte sich auf der Motorhaube des Wagens ab. Der Saum seines knielangen dunklen Mantels berührte den Schnee. Als er sich umdrehte und zu winken begann, blieb sie stehen. »Tobias!« Tobbel befreite sich von ihrer Hand und stolperte, so schnell seine kurzen Beine ihn tragen konnten, in die weit ausgebreiteten Arme seines Vaters, ließ sich von ihnen emporreißen und schwebte im nächsten Augenblick, schreiend und glücklich lachend, in der Luft. Kora wollte ihm folgen, doch der gefrorene Boden unter ihren Füßen hielt sie fest wie ein mächtiger, kalter Magnet. Irritiert bemerkte sie, dass sich der Schmerz in ihrem Schienbein, den sie seit dem Morgen kaum noch wahrgenommen hatte, mit einem heftigen Ziehen zurückmeldete. Also blieb sie stehen, angespannt und von Misstrauen erfüllt, bis ihr Vater Tobbel abgesetzt hatte. »Du hast Feuer gemacht, was?« Er deutete auf den abgetragenen Holzhaufen und den davor niedergetretenen Schnee. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten, er sah schlecht aus, obwohl er frisch rasiert war. »Braves Mädchen.« Sie hatte sich noch immer nicht von der Stelle bewegt, als er kurz

»Schön«, rief sie, »schön, schön, schön!«

20 KURZGESCHICHTE

Wenigstens einen sicheren Hafen würde sie haben, sobald sie aus diesem Eismeer nach Hause kam.


darauf die Hüttentür abschloss, über einer Schulter ihre Sporttasche, die zusammengebündelte, schmutzige Bettwäsche unter dem anderen Arm. Falls ihm der durchdringende Uringeruch aufgefallen war, ließ er es sich nicht anmerken. Während er umständlich Tasche und Bettwäsche im Kofferraum des Wagens verstaute, krabbelte Tobbel, der ihm keine Sekunde von der Seite gewichen war, in seinen Kindersitz. Schließlich öffnete ihr Vater die Beifahrertür und wandte sich ihr zu. Ihr fiel auf, dass er seine Fingernägel geschnitten hatte. »Kommst du?« Die ersten Kilometer der Fahrt verliefen schweigend. Tobbel, der seinen Vater anfangs mit Fragen bestürmte, auf die er nur einsilbige Antworten erhielt, schlief irgendwann ein. Kora konzentrierte sich auf den pochenden Schmerz in ihrem Schienbein. »Deine Mutter ist seit heute Vormittag wieder zu Hause«, sagte ihr Vater endlich. »Wir haben uns ausgesprochen und, na ja, du musst dir keine Sorgen machen, wir bleiben natürlich zusammen, das war ja nie die Frage, es geht um andere Dinge.« Er redete zu schnell und zu laut. »Sie hat einen Kuchen für dich gebacken und…« Seine Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. »Hab ich fast vergessen. Alles Gute zum Geburtstag, Kora.« Die Wut, die sie gestern Abend erfüllt und von der sie geglaubt hatte, sie sei verschwunden, kehrte in einer einzigen gewaltigen Welle zurück. »Ihr seid Schweine«, erwiderte sie leise, aber laut genug für ihren Vater, es zu hören. »Ihr seid solche Schweine.« Es war so leicht gewesen, viel leichter, als sie gedacht hatte. Sie lauschte in sich hinein, doch nicht einmal ihr Herzschlag war schneller geworden. Die Worte hatten sich wie von allein gelöst, hatten ihre Stimmbänder und ihre Zunge und ihre Lippen nur als Werkzeuge benutzt, mehr nicht. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie seine Hände sich noch fester um das Lenkrad verkrampften. Er protestierte nicht. Und plötzlich wusste sie, dass er nie protestieren würde, er nicht und auch nicht ihre Mutter, dass immer sie selbst die Stärkere sein würde, weil sie im Recht war und ihre Eltern im Unrecht. Auf dem Rücksitz gab Tobbel ein leises Wimmern von sich. Sie drehte sich zu ihm um, aber er schlief noch immer, die Wangen hochrot, die Haare zerzaust. Dann starrte sie aus dem Fenster auf das unter trübem Zwielicht ruhende Land. Überall lag Schnee, er lag auf den Zweigen der Bäume, auf den Büschen und auf den Feldern, er bedeckte wie ein Leichentuch die froststarre Erde, er türmte sich sogar auf den Hochspannungsmasten. Kora schloss die Augen und sah sich wie aus weiter Entfernung durch diese endlos weiße Landschaft gehen; ein letzter langer Spaziergang, ein letzter Winter.

Andreas Steinhöfels Roman Die Mitte der Welt erzählt von Familie, Streit, Freundschaft und Versöhnen. Es sind alte Bekannte, die wir dann im Buch Defender wiedertreffen. Die Erzählungen darin ranken sich alle um Protagonist*innen aus seinem Roman, sodass wir noch tiefer in deren Gefühlswelt eintauchen können. In dieser paroli-Ausgabe erscheint ein Auszug aus der Erzählung Winterlandschaft.

21 KURZGESCHICHTE


Familiengefü Liebe geht durch den Magen: Sich kreativ an das Titelthema herantasten, das hat die paroli-Redaktion aus Spandau gemacht. Neben Knet-Lieblingsgerichten gab es auch Gedicht-Salat, gemischt aus Songs und eigenen Gedanken. Hmm lecker! Hakuna Matata ich liebe meinen Vater, er redet kein Gelaber, denn seine Worte sind Gold und ehrenvoll Nur meine Mutter hat immer hinter mir gestanden! Sie bereut’s auch nicht! „Mama ist stolz auf dich!“ Auch wenn ich mal zickig bin, weiß Mama, immer wie wichtig sie mir ist! Und auch wenn meine Welt mal grau scheint, sagt Mama, du musst eine selbstbewusste Frau sein. Once I was seven years old my momma told me Go make yourself some friends or you’ll be lonely One day I noticed, my siblings and my parents are my homies. There are friends which showed me that I should not be afraid to lose somebody, ‘cause I can chose my “family” Familie ist alles

Mama: Du kannst immer auf mich zählen Mama, Papa: Anstatt euch an mich egal was kommt wir halten zusammen Wenn wir zusammen sind, lächeln wir Wo ich auch bin, ich hoff‘, es geht dir gut Ich bin da für dich mein Freund Egal wo ich bin Alles hat seine Zeit Wenn die Pizza noch backen muss. von Sammah (46), Marie (9), Rami (6)

22 LYRIK


Du bist zu Hause für immer und mich Schön, dass du da bist Familie: wir stehen füreinander ein egal was kommt Wenn du nicht da bist, wirst du vermisst Ist Zeit mal Heimzugehen, sollte man zusammen sein? love ist doch das wichtigste Gefühl. Wir sind family Ich kann immer auf dich zählen Babada baba

ühl

Oh, Oh, Oh Schön, dass du da bist Egal was kommt Ich liebe dich Dich Bruder zu nennen Wir sind seelenverwandt Das hier ist mehr als Freundschaft Wir stehen füreinander ein Du bist mein ein & alles Hab dich lieb! von Tital und Gevez

Once I was twenty years old, my story got told Zu Hause bist immer nur du Du warst allein zu Haus, hast mich vermisst Du bist zu Hause Sie bereut’s auch nicht Think of me if you’re afraid. Life becomes a better one von Lisa und Fatina Hey, once upon a younger year My father told me when I was just a child These are the nights that never die Alle so erwachsen um uns rum Alle, außer wir Komm, lass'n Film reinziehen Hast dich selber wirklich kaum verändert Ich hab keine Heimat, ich hab nur dich Du bist zu Hause für immer und mich Wir haben heut‘ nichts zu tun Komm, lass mal Pizza holen

Lukas Graham – Seven Years, Mama Said Sido – Mama ist stolz Annenmaykantereit – Oft gefragt Mark Forster – Natalie Adel Tawil – Brüder P!nk – Family Portait Avicii – The Nights

23 LYRIK


Warum Liebe und Glück wichtiger sind Vor einem halben Jahr saß ich bei einer alten Freundin in Zehlendorf. Sie hat zwei Kinder und ist verheiratet. Es war ein Sonntag. Ein ziemlich kalter sogar. Meine Tochter spielte mit ihren Kindern im Wohnzimmer und wir tranken Tee am Küchentisch. Sie erzählte mir wie jedes Mal, wenn ich sie besuchte – und das seit mittlerweile sechs Jahren –, wie unglücklich sie sei. In dieser Ehe mit diesem irren Spinner, dem Idioten, der nicht mal ein Kinderbett zusammenbauen kann, der sie mit hunderten Textnachrichten terrorisiert, wenn es Streit gibt. Ein Mann, den sie schon seit Jahren nicht mehr liebt. Ich fragte sie, wie jedes Mal, wenn ich sie sah – seit mittlerweile sechs Jahren –, warum sie ihn nicht einfach verlässt und sie antwortete wie immer: „Ich werde doch keine alleinerziehende Mutter. Auf keinen Fall! Und dann diese bemitleidenden Blicke der anderen. Ich bleibe!“ Das Gehen ginge auch gar nicht mehr so einfach, weil sie schon vor Jahren entschieden hat, sich in so einer Art 50er-Jahre-Tupperwaren-Phantasie zu verschanzen. Würde sie ihn verlassen, könnte sie ihren beiden Kindern nicht mal eine Banane kaufen, schließlich bringt ihr Mann das Geld nach Hause und sie, ja, sie, das ist eine gute Frage. Nach dem Besuch stieg ich mit meiner Tochter in mein Auto, das ich mir vor Jahren von meinem eigenen Geld

24 ESSAY

Text: Mirna Funk

Die Autorin und Journalistin Mirna Funk schreibt unter anderem für DIE ZEIT, ihr Debütroman Winternähe erschien 2015 im S. Fischer Verlag. Gemeinsam mit Maayan Sophia Weisstub hat sie das Kinderbuch "Wo ist Papa?" herausgebracht, in dem zwölf verschiedene Familienmodelle portraitiert werden: zum Beispiel eine Wölfin, die sich für eine Samenspende entschieden hat, um Zwillinge zu bekommen, schwule Gebirgsgazellen, die eine Schildkröte adoptiert haben, aber auch eine ganz klassische heteronormative Familie. Die Botschaft der beiden: ALLE FAMILIEN SIND PERFEKT, SO WIE SIE SIND. Das Buch ist im Original auf Deutsch von Mirna Funk geschrieben und in drei weiteren Sprachen erhältlich: Englisch, Hebräisch und Französisch.


gekauft hatte, und fuhr in meine 3-Zimmer-Altbauwohnung in Berlin-Mitte, deren Miete ich selbstverständlich auch alleine zahle. Ich brachte alleine meine Tochter ins Bett, so wie ich es schon seit zwei Jahren tue, also seit ich ihren sehr unfähigen und ziemlich irren Vater verlassen habe. Und als ich irgendwann selbst im Bett lag – extrem erschöpft, wie man es mit Kindern nun mal ist –, schickte mir meine Tupperwaren-Freundin eine SMS „Du musst auch mal wieder daten. Da kommt schon noch jemand, der endlich Ettas Vater sein kann. Ihr müsst doch eine richtige Familie werden.“ Und ich dachte nur, was ihr nicht seid, sind wir schon lange. Nämlich glücklich. Ich dachte auch daran, wie schrecklich es sein muss in ihrem Körper und ihrer Welt zu leben, und zu glauben, dass nur eine heteronormative Familie perfekt ist und alles andere einfach falsch. Ich dachte an all die anderen Familien, die ich kenne, die glücklich sind, egal, in welcher Konstellation sie leben. Ich dachte an eine queere Sexarbeiterin, die ihre Tochter in einem co-parenting Umfeld großzieht und eine der klügsten Frauen ist, die mir je begegnet sind. Ich dachte an das schwule Pärchen aus Ettas Kita, das Zwillinge durch eine amerikanische Leihmutter bekam, ich dachte aber auch an meine gute Freundin Boussa, die in einer wunderschönen heteronormativen Familie lebt, in der man sich immer zuhause fühlt und immer willkommen ist, weil sie sich nicht für die ultimative Perfektion halten und andere für miesen Dreck. Ich dachte an all diese glücklichen Familien, die ich kenne, und dann wieder an meine zutiefst unglückliche Tupperwaren-Freundin, die für jeden guten Tag in ihrem Leben kämpfen, schreien und weinen muss, und wie wichtig es gewesen wäre, hätte man ihr schon als kleines Mädchen erklärt, dass Liebe und Glück mehr Wert sind als gesellschaftliche Normen und Vorstellungen. Und dann begann ich zu schreiben. Ich schrieb dieses Kinderbuch, das von der Löwin Lena und ihrer Tochter Ella handelt, die sich auf die Suche nach Ellas Vater begeben, weil Ella das so wahnsinnig wichtig findet, und dabei die unterschiedlichsten Familienmodelle treffen. Eine Wölfin zum Beispiel, die mithilfe einer Samenspende Zwillinge bekam; Giraffengroßeltern, die sich um ihre Enkel kümmern; ein polyamoröses VogelGespann; schwule Berggazellen, die eine Schildkröte adoptiert haben; lesbische Hyänen, die sich einen Hausmann halten; eine heteronormative Katzenfamilie und noch so viele andere mehr. Wenn meine Tochter aus dem Kindergarten kommt, dann redet und singt sie von Mama, Papa, Kind. Warum? Weil sie dort natürlich nur Bücher lesen und Lieder singen, die hetero-normativ sind. Dabei ist das schon ein sehr progressiver Kindergarten. Aber dennoch. Ihre Lebenswelt und die vieler anderer Kinder, die in nichtheteronormativen Familienmodellen leben, wird nicht gespiegelt. Heißt, sie kommen sich anders vor. Vielleicht sogar falsch oder nicht perfekt. So wie meine TupperwarenFreundin findet, dass alles außer ihrem heteronormativen Traum falsch ist. Und damit das aufhört, damit keine Töchter oder Söhne irgendwann unglücklich leben, nur um gesellschaftlich richtig zu leben, muss Kinderliteratur endlich der Realität angepasst werden.

25 ESSAY

GUT ZU WISSEN: HETERONORMATIVITÄT Heteronormativität ist eine Weltanschauung, die Heterosexualität, also die Partnerschaft nur zwischen Mann und Frau, als die Norm ansieht und von der strengen Aufteilung der Geschlechter in Frau und Mann ausgeht. An diesem Konzept wird seit einigen Jahren große Kritik geübt, da es einfach bestimmt, was als „normal“ zu gelten hat. Die Queer-Theorie zum Beispiel kritisiert, dass heterosexuelle Menschen in unserer Gesellschaft mehr Rechte haben, also nicht alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Vorlieben gleich behandelt werden. QUEER Queer steht dafür, sich der Einteilung in „normale“ und „nicht-normale“ Lebensformen und Vorlieben zu widersetzen und sich gegen das „Denken in Schubladen“ zu wehren. Queer kann als Überbegriff für alle sexuellen Orientierungen und Geschlechtszugehörigkeiten gelten, die nicht heteronormativ sind. Die Denkrichtung wird auch als Queer Theory und Queer Studies bezeichnet. CO-PARENTING Co-Parenting besteht aus den Begriffen co (für zusammen) und parenting (für Elternsein). Dabei tun sich zwei oder mehrere Menschen gezielt zusammen, um ein Kind zu bekommen und es gemeinsam groß zu ziehen. Zwischen den Eltern besteht keine Liebesbeziehung und meist leben sie an verschiedenen Orten. LEIHMUTTER Eine Leihmutter ist eine Frau, die für andere Frauen ein Kind zur Welt bringt. Die Leihmutter lässt sich eine befruchtete Eizelle einsetzen und gibt das Kind nach der Geburt ab. SAMENSPENDE Bei einer Samenspende spendet ein Mann seine Spermien für eine künstliche Befruchtung. Diese ist ein medizinischer Eingriff und soll zu einer Schwangerschaft führen, ohne dass Sex stattgefunden hat. Den Weg der künstlichen Befruchtung gehen oft Menschen, die sich ihren Kinderwunsch auf natürlichem Wege nicht erfüllen können oder wollen. POLYAMORIE Das poly in Polyamorie steht für viele/mehr als eine*n, amorie meint die Liebe. Polyamouröse Menschen können sich in mehr als eine Person gleichzeitig verlieben. Oft führen sie auch mit mehreren gleichzeitig eine Liebesbeziehung. Dabei ist wichtig, dass alle Partner*innen davon wissen und damit einverstanden sind.


WAS WIR MACHEN die Persönlichkeit, sondern erleichtert auch den Schriftspracherwerb. paroli ist deshalb auch das Experimentieren mit Sprache. paroli heißt sprache auf Esperanto. Und sprechen. paroli ist ein Magazin für junge Menschen über Sprache und Kiezkultur. In Berlin leben viele junge Menschen. Sie sind hier geboren und wachsen gleichzeitig mit der Kultur ihrer Eltern auf, die vor vielen Jahren nach Deutschland kamen. Das Leben in verschiedenen Kulturen ist eine Herausforderung, aber auch etwas Wertvolles. Leser*innen des paroli-Magazins können alle sein, die das Spannende an Sprache, Kultur und am Schreiben entdecken wollen oder längst entdeckt haben. Sprache ist ein wichtiger Teil jeder Kultur. paroli macht den Wert von Vielfalt sichtbar und fördert alle Sprachen gleichermaßen. Denn: Die Erstsprache hat einen großen Einfluss auf das Erlernen der Zweitsprache, die eigene Wahrnehmung und Identität. Wird die Erstsprache wertgeschätzt, stärkt das also nicht nur Interessiert? Wir kommen auch gerne in euer Jugendoder Familienzentrum oder eure Schule. Kontaktiert uns unter: mail@paroli-berlin.de kulturmagazinparoli paroli.magazin Noch mehr Infos gibt's hier: paroli-berlin.de paroli-berlin.tumblr.com

26 ÜBER DIESES HEFT

paroli heißt, im Team zu arbeiten, zu texten, zu layouten, zu fotografieren und zu vertonen. paroli bewegt sich quer durch Berlin. Nach oben, nach unten, Ost und West. In Workshops mit Schüler*innen entstehen spannende Ausgaben mit verschiedenen Themen. Zum Durchblättern als Magazin und als Blog. Zudem unterstützen paroli noch m e h r M e n s c h e n : Ve r s c h i e d e n e Autor*innen, Journalist*innen und Wissenschaftler*innen sind Teil der Workshops und der Magazinproduktion. Diese Ausgabe entstand im Rahmen eines Sommerferienworkshops gemeinsam mit den Familien, Kindern und Jugendlichen des Familienzentrums FiZ – Familie im Zentrum Falkenhagener Feld West in Spandau. Gefördert wird es über die Partnerschaft für Demokratie des Bezirks Spandau, im Rahmen des Bundesprogramm "Demokratie leben!" des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.


IMPRESSUM

Sommer in Gelb: Auf Kiezspaziergang durch Spandau mit der paroli-FamilienRedaktion.

DAS FIZ IM FALKENHAGENER FELD WEST – Ein Ort für die ganze Familie

paroli – Junges Magazin für Sprache und Kiezkultur Herausgeber*innen paroli – Junges Magazin für Sprache und Kiezkultur mit dem FiZ – Familie im Zentrum im Falkenhagener Feld West Wasserwerkstraße 3 13589 Berlin Chefredaktion Julia Krautstengel, Eva Schneider Artdirektion Friederike Mühlbach www.friederikemuehlbach.de Jugend- und Familienredaktion Maysoun, Hilal, Emily, Ramona, Marvin, Robin, Marco, Emily, Zozan, Tital, Fatina, Ali, Gevez, Feray, Buray, Sandra, Sammah, Arijana, Nilo, Dagmar, Rami, Marie, Melisa, Melike, Yunus, Kimi, Melissa, Maral und Mikail Text Andreas Steinhöfel (erschienen bei Carlsen), Mirna Funk, Dominika Palka Illustration Jens Roth, Friederike Mühlbach

Das FiZ (Familie im Zentrum) ist ein Begegnungs- und Bildungsort für Familien sowie Nachbar*innen aus dem Falkenhagener Feld. Im FiZ können sich Familien austauschen, gemeinsam feiern, basteln, kochen und ihre Freizeit gestalten. Das Familienzentrum gründete sich 2008 und ist an die Kita Wasserwerkstraße angegliedert. Seit 2012 wird das Familienzentrum aus Zuwendungen des Bezirksamtes Spandau finanziert. Der Träger ist der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg.

Coverfoto Amal Abu Hanna Foto- und Bildnachweis Siehe Familienredaktion Workshopleitung Corinna von Bodisco, Anna Behrend (Schreibende Schüler e.V.), Julia Krautstengel, Friederike Mühlbach, Eva Schneider Projektkoordination FiZ Lisa Wiedemann, fiz-wasserwerkstrasse@humanistischekitas.de Kontakt mail@paroli-berlin.de www.paroli-berlin.de Druck Pinguin Druck GmbH Marienburger Straße 16 10405 Berlin Auflage: 1000 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 12.11.2018

Die Veröffentlichungen stellen keine Meinungsäußerungen des BMFSFJ bzw. des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autor*innen die Verantwortung.

Die Artikel und Beiträge spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wider. paroli legt wert auf die Verwendung korrekter Genderformen im Text, verändert aber nicht die Beiträge externer Autor*innen. Nachdruck und Vervielfältigung nur nach vorheriger Genehmigung. Vielen Dank an:

27 ÜBER DIESES HEFT


PAVEL, 31 Pavel arbeitet als Erzieher in einer humanistischen Jugendfreizeiteinrichtung. Er bestärkt Jugendliche darin, sich ein eigenes Bild von der Welt zu machen.

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