PALAIS GARTENLABOR
HOLZ- LEHM- PAVILLON IM NEU MARX GARTEN
INHALT Allgemein Rahmenbedingungen Workshop Material Entwurfsaufgabe Entwurf I Entwurf II AusfĂźhrung
RAHMENBEDINGUNGEN Das design/build-Projekt „Holz-Lehm-Pavillon im Neu Marx Garten“ wurde im Neu Marx Garten, direkt angrenzend an das Areal des Stadtlabors der TU Wien, realisiert. Hierbei handelt es sich um ein längerfristiges Zwischennutzungsareal, auf dem vom Verein Neumarx-Garten Urban Gardening praktiziert wird.
WORKSHOP In den ersten Workshops wurde eine Annäherung an das Material Lehm erreicht. Die verschiedenen Arten der Zusammensetzung, Verarbeitung, sowie Anwendungen wurden in Materialstudien erprobt. Durch Flaschen/Falltests wurde den Studierenden die verschiedenen Fertigkeitseigenschaften von Lehm nähergebracht. Erste Prototypen für Lehmziegelwände und Putzstrukturen bieten die Grundlage für die Ausarbeitung der Entwürfe. Die Ergebnisse werden in der folgenden Bildreihe dargestellt.
MATERIAL Der Entwurfsschwerpunkt wurde auf die Verwendung von zwei nat체rlichen Materialien gelegt: Holz und Lehm. Die Verbindung dieser beiden Materialien hat eine lange Tradition und die Kombination von Holz-Leichtbauweise mit Lehm als Speichermaterial ist heute wieder sehr gefragt. Durch die tempor채re Nutzung des Projektes wurde in der Ausf체hrung wert auf leicht zu verarbeitende Materialen gelegt. Die Materialien konnten vor Ort in den Werkst채tten der TU Wien bearbeitet werden.
ENTWURFSAUFGABE Die Entwurfsaufgabe bestand darin, für den Urban Gardening Verein einen kühlen, sonnengeschützten Ort zum Verweilen zu schaffen. Nach der Entwurfsphase wurde der Pavillon in einem einmonatigen Bauprozess im Maßstab 1:1 umgesetzt. Der Pavillon führt die haptischen und dynamischen Qualitäten der Baustoffe Holz und Lehm auf kreative und konstruktive Weise zusammen. Entwurf und Material wurden von Beginn an unmittelbar miteinander verknüpft, d.h. der Entwurf entstand aus den Möglichkeiten und Einschränkungen heraus, welchen vor allem das Material Lehm unterliegt. Die Umsetzung als partizipativer Prozess (Einbeziehung der ‚GärtnerInnen‘) wurde von Beginn an im Entwurf mitgedacht.
ENTWURFSAUSWAHL Drei heruntergekommene, vom Wetter beschädigte Baustellencontainer erwiesen sich als attraktive Planungsobjekte am Areal. Die in Folge gezeigten Entwürfe für eine Umnutzung bekamen den größten Zuspruch im Gartenverein und wurden anschließend zu einem einheitlichen Konzept fusioniert und schließlich realisiert.
ENTWURF I
GARTENLABOR
Um den durch Sonneneinstrahlung stark aufgeheizten Innenraum der Container abzukühlen, werden die Blechwände mit Lehm verstärkt. Durch die hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften des Materials wird ein angenehmes Raumklima erzielt. Eine Holzrahmenkonstruktion verleiht den Wänden optische Tiefe und funktionalen Nutzen. Im Kern des Bestandobjekts wird eine Wand begrünt. GärtnerInnen können diese nach Belieben bepflanzen und erfreuen sich zusätzlich an den klimatischen Vorzügen.
B
A
Grundriss
Schnittansicht A | Funktion Regal, Sitzlandschaft
Schnittansicht B | Funktion Regal, Sitzlandschaft, GrĂźne Wand
ENTWURF II
PALAIS PALETTE
Um die ursprünglich solitär stehenden zwei offenen Container räumlich miteinander zu verbinden, wurde im Zuge des Entwurfs eine einheitliche, zusammenführende Bodenkonstruktion geplant. Durch die einhergehende Niveauangleichung der Böden, sowie eine Überdachung des Zwischenraumes entsteht ein qualitätsvoller Aufenthaltsraum. Eine Rasterisierung der Fläche lässt kleinere Bodenfelder entstehen, um eine spätere Rissbildung des Lehmbodens im Trocknungsprozess zu verringern. Verschiedene Größen und Farbgebungen der Bodenelemente erzielen ein interessantes, ästhetisches Bodenmuster. Zudem wirkt sich die Verwendung des Materials Lehm positiv auf das Raumklima aus.
Grundriss
Konzept Bodenmuster
ALETTE
Σ1000 500 500
Σ412
Σ4
2
1
Σ 0,43 M3
Konzept Bodenaufbau GSEducationalVersion GSPublisherVersion 0.99.100.100
AXONOMETRIE FUSSBODENAUFBAU
AUSFÜHRUNG
PALAIS GARTENLABOR
Da das Thema Re/Upcycling ein wichtiger Teil des bestehenden Urban Gardening Konzepts im Neu Marx Garten darstellt, wurde diese Philosophie auch in der gemeinsamen Umsetzung weitergeführt, indem beispielsweise gebrauchte bzw. nichtmehr-gebrauchte Materialien und Gegenstände einer neuen Funktion zugeführt wurden, wodurch auch der finanzielle und materielle Ressourcenverbrauch auf ein Minimum beschränkt werden konnte. Der Holzbedarf des Projektes konnte zum Großteil durch alte Schalungsbretter von umliegenden Baustellen gedeckt werden, diese wurden vor Ort durch Hobel- und Schleifarbeiten aufbereitet. Verwendete Lehmziegel wurden aus Restbeständen von einem vorgehenden Universitätsprojekt zu Verfügung gestellt. Im Bauprozess entstandene „Abfallmaterialien“, wie Holzspähne und Sägemehl wurden in Boden- und Putzlehmmischungen wiederverwendet. Die folgende Bilderreihe zeigt den chronologischen Ablauf der Umsetzung.
Nach der Entkernung der BestandskÜrper und Aufbereitung von alten Schalungsbretter nahegelegener Baustellen werden die Container räumlich miteinander verbunden. Mithilfe von Kies wird das unterschiedlich hohe Niveau angeglichen. Um den offenen Bereich zwischen den Containern vor Sonneneinstrahlung und Regen zu schßtzen, wurde eine simple und effektive Dachkonstruktion errichtet.
Der Entwurf „Gartenlabor “ beschäftigt sich mit den Wänden der Container, „Palais Palette“ mit dem Boden. Um einen einheitlichen Entwurf zu schaffen, wurde ein gemeinsames Raster konzipiert, das Wände und Boden bespielt. Durch die Rasterisierung entstehen verschieden große Rahmenelemente, welche am Boden ein ästhetisches Muster und an den Wänden Raum für mehrere Funktionen schaffen.
Auf dem Kiesbett werden Paletten platziert. Durch die Beplankung der Paletten mit Schaltafeln wird ein einheitliches Niveau geschaffen. Anschlie-
Wachsschicht Lehmputz
30mm
Lehmziegel
95mm
Holzrahmen
25mm
Palette
144mm
Kies
150mm
Schnitt Bodenaufbau
ßend wird das Bodenraster mit der Unterkonstruktion verschraubt.Durch die vorgegebenen Abmessungen der Lehmziegel und der versiegelnden Putzschichten wurde für ein optimales Raumklima genügend Speichermasse geschaffen. Der fertige Boden und die Überdachung des Zwischenraumes bilden einen qualitätsvollen Aufenthaltsraum.
30.900 5.000
234.300
80.385
97.000
85.000
5.000
246.300
Drehelement ?
32.500 5.000
241.200
Aufklappen
5.000
241.200
5.000
Regal
32.500 5.000
39.999
5.000 40.000
Regal
5.000
Regal
Luftraum Kasten
5.000
Regal
5.000
40.000
DUK
Außenwand Container Lattung + Hinterlüftung 4,8cm Holzplatte 1cm Flies Lehmziegel 12cm evtl.Lehmputz + Blumenerde Pflanzenmatte (Jute)
49.200
49.200
5.000
20.000
5.000
30.000
44.415
5.000
5.000
164.000
5.000
6.000 5.000
40.001
5.000
FOK +0,278m
20.000 5.000
D05 W02 -Container 1 Grüne Wand
14.794 5.000
88.000
5.000
27.250
5.000
160.000
D07 - W01 Container 1 Zwischenraum
5.000
27.250
5.000
4.000
15.700
30
Ausführungsplan Schnitte C und D | Funktion begrünte Wand, Regal, Lehm voll (dunkel), Lehm halb (hell)
10.000
15.800
10.000 2.800 3.000
30 12.000
3.000 12.000
15.800
FOK
10.000 2.800
113.3
Um Rissbildungen zu vermeiden, wurde den Lehmmischungen der Boden- und Wandelemente Stroh als Bewehrung zugefügt. Die unterschiedlich großen Bodenelemente (Abbildung Grundriss) sind mit verschieden gefärbtem Lehm befüllt. Eine Wachsschicht schützt den Lehm vor Witterung und schafft eine homogene Ober-
C
fläche. Verschiedene Lehmvolumina in den dafür vorgesehenen Wandflächen verleihen dem Konzept mehr optische Tiefe. Als Putzträger wurden Schilfmatten verwendet. Im Zwischenraum der Container wurde eine Lehmziegelmauer errichtet. Für die Begrünung dieser Wand wurde ein Kiesbett als Spritzschutz und Entwässerungsbereich
Grundriss
angelegt. D
FAZIT Nach der einmonatigen Bauphase werden die zuvor leeren Container wieder genutzt. Der revitalisierte Bereich schenkt dem Verein genau das, was die Entwürfe versprochen haben: Schutz vor dem Wetter und Erholung von der Gartenarbeit. Das Projekt stößt auf überaus positive Resonanz: In der liebevollen Instandhaltung des Vereins wurden bereits im Raster angedachte Funktionen integriert.Durch die Wiederverwendung alter Materialien konnten nicht nur die Baukosten sondern auch der ökologische Fußabdruck des Pavillions minimiert werden.
Emine Balci Hannah Berger Moritz CompĂŠrat Lukas Felder Simone HĂśbart Habibe Idiskut Julian Straub Philipp Petschenig Timo Schwartz Valentin Sommergruber Jonny Moritz Stein Josefine Richter Miroslav Lazendic Luisa Zunft Peter Jakubicek David Langermann Nairi Summhammer Claus Fischer Barbara Karl-Hillepold Barbora Keherova
Projektbetreuung: Ao. Univ. Prof. DI Dr. Andrea Rieger-Jandl, DI Flavia Matei, Florian Kolar Projektleitung/Entwurf: Valentin Sommergruber, Philipp Petschenig, Hannah Berger, Luisa Zunft Team: Betreuer und Studenten des Kurses „Design/Build: St. Marx“ Projektform: Revitalisierung eines Bestandobjekts im Zuge des Kurses „Design/Build: St. Marx“ Projektdauer: Sommersemester 2019 Projektpartner: Neu Marx Gartenverein Umsetzung: Juni 2019 Budget: 2100 Euro
11,5 Zentimeter Ziegel Normalformat
Institut fĂźr Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege E251
24 Zentimeter Ziegel Normalformat