FUZE71

Page 34

NEVER BACK DOWN

Foto: Patrick Mischke Ramirez

VERLUSTBEWÄLTIGUNG. Schlagzeuger Tobias hat einen guten Freund verloren. Ihm widmet die Band vom Niederrhein mit „March“ einen Song auf ihrem Debütalbum „We Are The New Age“. Wie es ist, einen solchen Verlust in der Musik zu verarbeiten, hat uns Tobias erklärt.

E

in Stück, das auf eurem Album heraussticht, ist „March“, zu dem ihr auch ein Video gedreht habt. Kannst du uns etwas zu dem Hintergrund erzählen? In dem Song geht es um den Verlust eines sehr guten Freundes, der sich in seinem Leiden an Depressionen dazu entschieden hat, sich das Leben zu nehmen. Den Text dazu habe ich ziemlich zeitnah nach seinem Tod geschrieben und versucht, darin diesen Verlust zu verarbeiten und so meine Gedanken und Gefühle zu ordnen.

Gefühl als bei unseren übrigen Songs. Da ist noch ein gewisses Bauchkribbeln und ich verspüre den Drang, noch fester auf die Drums zu schlagen als sonst. Ich befinde mich dabei in einem Zwiespalt: Einerseits möchte ich es genießen, den Song zu spielen, und darin einzutauchen. Auf der anderen Seite kommen auch Erinnerungen hoch, meine Gedanken beginnen, hin und her zu springen, und ich drifte ab. Zum Ende hin ist es schwer, die Tränen zurückzuhalten, wobei es aber von Mal zu Mal besser wird.

Wie ist es, einen derart persönlichen Song live zu spielen? Wir konnten „March“ jetzt schon bei mehreren Konzerten spielen und es war jedes Mal ein komplett anderes

Dadurch dass ihr einen Song dazu geschrieben und ihn auch als Video und Single noch mal herausgestellt habt, rückt ihr das Thema bewusst in den Fokus. Die Folge sind zum Beispiel solche Fragen wie

die meinen. Dadurch wird das Ganze sehr öffentlich. Hast du dich jemals gefragt, ob das der richtige Weg ist, mit so etwas umzugehen? Das ist eine sehr gute Frage. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt ist mir die Tragweite dessen nicht bewusst gewesen, was es bedeutet, einen so persönlichen Song samt Musikvideo in die Öffentlichkeit zu bringen. Zuerst waren da nur die Lyrics, die eigentlich nur für mich als Ventil für meine Gefühle gedacht waren und jetzt ist daraus ein Musikvideo entstanden, welches für die ganze Welt zugänglich ist – das wirkt schon surreal und man fragt sich, ob man seine Trauer nicht lieber für sich behalten sollte. Vor allem war es ein schwerer Schritt, den Freunden und der Familie des Verstorbenen das Video zu zeigen, zumal das tragische Ende der harten Wahrheit entspricht, was noch einmal schlimme Erinnerungen aufgewühlt hat. Trotzdem würde ich das alles jetzt nicht rückgängig machen wollen, vor allem weil wir ihn mit „March“ in Ehre halten können und etwas geschaffen haben, das für immer bleibt. Was willst du Menschen mitgeben, die vielleicht in einer ähnlichen Situation stecken? Allen Menschen, die auch trauern, kann ich nicht versprechen, dass es irgendwann mal aufhört. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass die Wellen mit der Zeit immer kleiner werden. Es wir immer mal Momente geben, in denen man sich alleine fühlt und einen der Schmerz wieder einholt, aber es wird mit der Zeit nachlassen. Falls es da draußen Menschen gibt, die schwer leiden und womöglich keinen Ausweg mehr sehen, kann ich ihnen nur sagen: Ihr seid nicht alleine. Bitte redet mit euren geliebten Personen. Es gibt immer Menschen, denen ihr viel mehr bedeutet, als ihr euch vielleicht vorstellen könnt. Dennis Müller

BLACK FLAME

DAS NEUE ALBUM 13.07.2018 34

34Fuze71.indd 34

08.07.18 01:47


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.