Oranienburg im Wandel (Broschüre)

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Oranienburg

Oranienburg im Wandel Stadtsanierung 1991 - 2010



Oranienburg

Oranienburg im Wandel Stadtsanierung 1991 - 2010

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Vorwort Hans-Joachim Laesicke

In der wechselvollen, fast 800-jährigen Geschichte Orani-

Rau gemeinsam die international viel beachtete Ausstellung

enburgs, erfuhr unsere Stadt unterschiedlichste Einflüsse

„Onder den Oranjeboom“ im frisch sanierten Schloss eröff-

von außen, die unsere Entwicklung beflügelten, aber

nete, begann ein neues Kapitel seiner Geschichte. Oranien-

auch solche, die verhängnisvoll waren. Insbesondere dem

burg hatte seine alte Mitte wiedergefunden, wie es unser

Stadtzentrum waren bis in die jüngste Zeit die Folgen der

ehemaliger Ministerpräsident Manfred Stolpe formulierte.

Bombardierungen während des 2. Weltkrieges und Bausün-

Allerdings wirkte das trostlose und verwahrloste Umfeld ne-

den, wie die während der DDR-Epoche errichtete ehemalige

ben dem wieder erstrahlten Schloss nun noch verheerender.

Staatsbank, deutlich anzusehen. Eine Situation, die mir,

Um unsere städtebaulichen Pläne umsetzen zu können

wie vielen anderen Oranienburgern auch, überhaupt nicht

bemühten wir uns erfolgreich um den Ankauf der neben

gefallen hat.

dem Schloss gelegenen Militärbrache, wie auch der früheren Staatsbank, der Kaufhalle in der Breiten Straße oder des

Deshalb habe ich gemeinsam mit unserem Baustadtrat

Amtshauptmannshauses und weiterer Ruinengrundstü-

Frank Oltersdorf überlegt, wie die Attraktivität der Orani-

cke im Stadtzentrum. Gleichzeitig wussten wir aber auch,

enburger Mitte verbessert werden könnte. Gemeinsam mit

dass die Umgestaltung der Militärbrachen zur öffentlichen

Stadtplanern, Oranienburger Geschäftsleuten, Kommunal-

Parkanlage, der Abriss von Ruinen, die Erlebbarmachung

politikern, Wohnungsbauunternehmen, Denkmalpflegern,

des Havelufers, die Sanierung wertvoller Bausubstanz, der

Naturschützern und anderen diskutierten wir leiden-

Ausbau von Geh- und Radwegen sowie die Gestaltung des

schaftlich, um schließlich einen Gestaltungsplan für das

Schlossplatzes mehr Geld kosten würde, als wir zur Verfü-

Zentrum in den Hände halten zu können. Damit hatten wir

gung hätten.

gemeinsam eine gute Grundlage erarbeitet, die, aufbauend auf den städtebaulichen Überlegungen aus der Zeit unserer

Daraus wurde die Idee geboren, dass sich unsere Stadt mit

Namenspatronin Louise Henriette von Oranien unser künfti-

dem Konzept zur Umgestaltung des Stadtzentrums um die

ges Handeln bestimmen sollte.

Ausrichtung der Landesgartenschau 2009 bewerben sollte. Mit unserer Bewerbung konnten wir die Jury der Landesre-

Mit der Errichtung des Oranienburger Schlosses vor über 350

gierung überzeugen und uns gegen zwölf brandenburgische

Jahren stand dieses im Mittelpunkt der Stadtentwicklung.

Städte durchsetzen.

Alle Straßen, Wohnhäuser, gemeindlichen Einrichtungen

Weit über 20 Millionen Euro, von denen der Löwenanteil

und wirtschaftlichen Unternehmen wurden danach ausge-

aus unterschiedlichsten Fördertöpfen nach Oranienburg ge-

richtet. Als das Schloss seine Bedeutung verloren hatte und

holt werden konnte, wurden seitdem in die Neugestaltung

für unterschiedlichste Nutzungen missbraucht wurde, so als

unseres Stadtzentrums investiert.

chemische Fabrik oder als Kaserne, gerieten die ursprüngli-

Viele der ursprünglichen Überlegungen sind bereits Realität

chen Überlegungen in Vergessenheit. Mit dem Verlust seiner

geworden. Gerade von Gästen der Stadt, die längere Zeit

zentralen Rolle in Oranienburg verschwand das Schloss auch

nicht hier waren, wird ebenso überrascht wie erfreut festge-

zunehmend aus dem öffentlichen Bewusstsein.

stellt, dass sich unser beherztes Vorgehen bei der Festset-

Viele Oranienburger hatten erst nach dem Auszug der

zung der Oranienburger Innenstadt als Sanierungsgebiet

DDR-Grenztruppen, die das Schloss bis zum Sommer 1990

und das städtebauliche Bekenntnis, der Entwicklung des

militärisch nutzten, die Möglichkeit, dieses riesige, mitten in

Stadtzentrums gegenüber der Errichtung von Satellitensied-

der Stadt gelegene Kasernengelände zu entdecken.

lungen am Stadtrand den Vorzug zu geben, augenfällig als

Als die Stadt Oranienburg im Juni 1996 endlich Eigentüme-

richtig erwiesen hat.

rin des Schlosses wurde, war der Weg für die Beantragung von Fördermitteln zur Sanierung des arg ramponierten ältesten Barockschlosses der Mark Brandenburg, von dem bereits Theodor Fontane in seinen Wanderungen schwärmte, geebnet.

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Am 14. August 1999, als die niederländische Königin

Hans-Joachim Laesicke

Beatrix und unser damaliger Bundespräsident Johannes

Bürgermeister der Stadt Oranienburg


Vorwort Jürgen Schweinberger

Seit 1991 engagiert sich die Stadt Oranienburg für die Erneuerung und Entwicklung ihrer Innenstadt und wird dabei von EU, Bund und Land Brandenburg im Rahmen der Städtebauförderung unterstützt. Das Bund-Länder-Programm „Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen“ hat sich dabei als zentrale Stütze der kommunalen Investitionspolitik erwiesen. In Oranienburg wurde es flankiert vom Einsatz der Programme „Zukunft im Stadtteil“ und dem „Brachflächenprogramm“, die auch in den innenstadtnahen Bereichen Wirkungen gezeigt haben und viel zur Aufwertung der öffentlichen Bereiche beigetragen haben, ohne die eine Landesgartenschau in der Oranienburger Innenstadt nicht denkbar wäre. Heute bestimmen die sanierten Innenstadtbereiche das Image der Stadt in positiver Weise. Dies gilt zuvorderst für die Wiederherstellung der historischen Plätze, Straßen und Stadträume, die eine Stadt unverwechselbar machen. In Oranienburg hat sich die Städtebauförderung außerdem als Instrument zur Stärkung der Wohnfunktion als der tragenden Nutzung in der Mehrzahl der Stadtkerne bewährt. Genauso wichtig ist die Stärkung der Innenstadt als zentraler Versorgungsbereich und damit als belebte Stadtmitte für alle Bürger. Vorbildlich ist die Entwicklung im Bereich Bernauer Straße. Mit öffentlichen Planungen und Investitionen in Stadtbild und Infrastruktur ist Oranienburg auch für andere, noch nicht entwickelte Bereiche auf einem guten Weg und konnte inzwischen wesentliche Vorleistungen für die notwendigen privaten Investitionen erbringen.

Der bis heute in Oranienburg erreichte Sanierungsstand ist ein überaus zufrieden stellendes Ergebnis, wenn auch einige schwierige Restaufgaben der Stadterneuerung noch unerledigt sind. Die Städtebauförderung ist von der Stadtpolitik und ihrer Verwaltung als Chance erkannt worden, und diese Chance wurde ergriffen. Bei den anstehenden Zukunftsaufgaben der Stadtentwicklung wird das Land Brandenburg die Stadt im Rahmen der Städtebauförderung weiter nach Kräften unterstützen.

Jürgen Schweinberger Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg Leiter der Abteilung Stadtentwicklung und Wohnungswesen

Staatliche Fördermittel allein reichen nicht aus, um einen Erfolg der Innenstadtsanierung zu sichern. Ob und wie erfolgreich die Stadterneuerung ist, hängt erfahrungsgemäß auch von den personell-organisatorischen, den demographischen, wirtschaftlichen und fiskalischen Rahmenbedingungen in der jeweiligen Stadt ab. Erfolge der Stadtsanierung, wie sie in Oranienburg offenkundig sind, sind daher gleichzeitig immer als Erfolge kommunaler Städtebaupolitik zu werten: Ohne engagierte und funktionierende Kommunen wäre ein solches Programm undenkbar.

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Inhaltsverzeichnis

1

Schmutztitel

2

Vorwort Hans-Joachim Laesicke

3

Luftbild 2000

7

Luftbild 2009

8

Stadterneuerung 1991 - 2010 aus Sicht des Sanierungsträgers Klaus-Dieter Steuer

17

18

19

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Der Bahnhof – ein wichtiges Tor Oranienburgs zur Welt Stephan Bernard

46

Das Carollis – privates Engagement für ein altes Haus Carlos Aydin

26

Das Oranienburger Schloss - das alte Herz der Stadt in neuem Glanz Marianne Krodecki

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„Lebenshilfe“ in der Lehnitzstraße Bolko Prußok

48

Neues Leben in einer alten Fabrik Jörn Weimer

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Das Amtshauptmannshaus ein besonderes Juwel am Schlossplatz Ralf Kretzschmar

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Wasser – ein besonderes Potenzial für Oranienburg Christian Kielczynski

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Erfolgreiche Stadtsanierung braucht kluge Grundstückspolitik Heidrun Gassan

Der Schlossplatz Oranienburgs wiederentdeckte Mitte Siegfried Reibetanz

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Öffentlichkeitsarbeit - Stadtsanierung braucht Kommunikation Gundula Schweizer

Die Schlossbrücke Oranienburg – ein städtebauliches Schlüsselprojekt Robert Geyer

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Meinungen zur Stadtsanierung Heike Bergt, Michael Hohenhaus

Vorwort Jürgen Schweinberger

6

10

25

Ein Rundgang durch das Sanierungsgebiet im Jahr 2009 Gundula Schweizer

28

31

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Der Bauausschuss – ein aktiver Partner im Stadterneuerungsprozess Burkhard Wilde

36

Stadt und BIG-STÄDTEBAU – seit 10 Jahren ein bewährtes Team Frank Oltersdorf, Klaus-Dieter Steuer

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Integrierte Stadtentwicklung in Oranienburg - ein erfolgreiches Verfahren nicht erst seit Einführung des INSEK Christian Kielczynski Oranienburger Stadtarchiv im Boden Archäologische Untersuchungen zwischen Schloss und Nikolai-Kirche Thomas Hauptmann, Philine Bach Straßenplanung einmal anders – das „Bernauer - Straße – Verfahren“ Gabriele Perlick

Oranienburgs historischer Stadtkern – Gegenstand eines besonderen Planungsverfahrens Rose Fisch Ein Stadtquartier verändert sein Gesicht Dr. Steffen Ott, Bettina Krause Die Landesgartenschau 2009 Oranienburg – ein Meilenstein nicht nur für Gartenfreunde Matthias Franke

40

Ein wichtiger Partner im Stadtumbauprozess - Die Oranienburger Wohnungsbaugenossenschaft eG Lutz Lachmann, Bernd Küken

56

19 Jahre Stadtsanierung - eine Erfolgsgeschichte Ausblick auf die Aufgaben der zukünftigen Stadtentwicklung Frank Oltersdorf

42

Perlen wieder aufpoliert Die WOBA auf Sanierungskurs Bernd Jarczewski

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Die BIG-STÄDTEBAU-GmbH – vor Ort in Brandenburg Frank Hultsch, Ursula Langhans, Klaus-Dieter Steuer

44

Die „Havelpassage“ Bernauer Straße 18 Wolf-Dieter Wolf

60

Impressum

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Ärztehaus Breite Straße 7 Angela Petzi

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2000

6


2009

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Stadterneuerung 1991-2010 aus Sicht des Sanierungsträgers Klaus-Dieter Steuer

tiven für die alte Mitte der Stadt. Um die notwendigen Konversionsmaßnahmen und die gestalterische Neuordnung dieses wichtigen Bereiches zügig vorantreiben zu können, wurde das Sanierungsgebiet mit Beschluss vom 18. Dezember 2006 (Rechtskraft der Satzung seit 6. Juli 2007) um das nordwestlich des Schlosses gelegene, ehemalige Kasernengelände erweitert, so dass es heute eine Größe von rd. 73 ha besitzt. Ein wesentlicher Entwicklungsimpuls für das Herzstück des Sanierungsgebietes - das Ensemble Schloss – Schlossvorplatz – Schlosspark – ging von der Ausrichtung der Landesgartenschau 2009 aus, die den alten Schlosspark umfasst, aber auch den Schlossplatz und das ehemalige Kasernengelände nordwestlich des Schlosses zum Gegenstand hat.

Das heutige Sanierungsgebiet „Oranienburg Innenstadt“ wurde 1991 in das Städtebauförderungsprogramm des Landes Brandenburg aufgenommen, da bereits sehr frühzeitig erkannt wurde, dass die umfassende Entwicklung des Oranienburger Stadtzentrums nicht allein mit Hilfe kommunaler und privater Mittel erfolgen konnte. Nachdem vorbereitende Untersuchungen eine Vielzahl städtebaulicher Missstände offen legten und deutlich wurde, dass diese nur in einem größeren städtebaulichen Kontext beseitigt werden können, wurde mit Beschluss vom 19. September 1994 (Rechtskraft der Satzung seit 6. Januar 1995) die Innenstadt als Sanierungsgebiet förmlich festgelegt. Es besaß zunächst eine Größe von 44 ha und umfasste die westlich der Havel gelegene ehemalige barocke Altstadt sowie die im 18. und 19. Jahrhundert zwischen Havel und Bahnlinie entstandene Mittelstadt, die heute das Stadtzentrum darstellt. Die Aufgabe der militärischen Nutzung des Schlossareals und die Sanierung dieses wertvollen barocken Baudenkmals im Jahr 1999 eröffneten neue Perspek-

4,0

3.536.000 Euro

Bewilligte Städtebauförderungsmittel 1991 bis 2009 Summe: 22.992.000 Euro

in Mio. Euro

3.945.000 Euro

Stadtsanierung in Oranienburg ist wegen der komplexen städtebaulichen Problemlagen und des hohen baulichen Sanierungs- und Neuordnungsbedarfes eine schwierige Aufgabe, die durch den Einsatz von Städtebauförderungsmitteln ermöglicht bzw. wesentlich unterstützt wurde und weiterhin wird. Die Handlungsfelder sind vielfältig und reichen von der Sanierung

3,5

8

1.986.000 Euro 2009

2008

2007

1.065.000 Euro 2006

2004

884.000 Euro 2003

1.211.000 Euro 2002

1.424.000 Euro 2001

592.000 Euro 2000

780.000 Euro 1999

1.126.000 Euro 1998

597.000 Euro 1997

647.000 Euro 1996

170.000 Euro

605.000 Euro 1994

0

1993

0,5

81.000 Euro

Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen: 11 % Erschließungsmaßnahmen: 56 %

1,0

1992

Modernisierungsmaßnahmen: 11 %

1,5

0 Euro

Sonstiges: 8 %

2,0

1991

Vorbereitungsmaßnahmen: 10 %

1995

Ordnungsmaßnahmen: 4 %

1.198.000 Euro

2,5

1.265.000 Euro

Verwendung der Städtebauförderungsmittel

2005

1.880.000 Euro

3,0


untenstehenden Abbildungen dargestellt. Nach gegenwärtigem Planungsstand soll die Sanierungsmaßnahme im Jahr 2014 abgeschlossen werden. Der dafür noch erforderliche Bedarf an Finanzhilfen wird mit rd. 7,1 Mio. Euro beziffert. Die Liste der aus Städtebauförderungsmitteln bezuschussten Einzelmaßnahme ist lang, exemplarisch sollen hier nur einige Maßnahmen genannt werden: Erschließungsmaßnahmen: - Umgestaltung der Bernauer Straße und Anlage des Boulevards - Neugestaltung der Breiten Straße - Umgestaltung Schlossplatz - Neuanlage der 3. barocken Straßenachse / Neringstraße - Wohnumfeldverbesserung Liebigstraße/Rungestraße Gemeinbedarfseinrichtungen: - Schloss - Amtshauptmannshaus Breite Straße 1 - Königliches Forsthaus Bernauer Straße 18 A - Seniorenbegegnungsstätte Sachsenhausener Straße 1

einzelner Gebäude, der Neu- und Umgestaltung ganzer Blockbereiche, bodenordnenden Maßnahmen, der Erneuerung von Straßen und Plätzen bis hin zur geordneten Neubauung von zahlreichen Brachflächen und Baulücken. Nach Jahren der intensiven planerischen Vorbereitung und der Diskussion über die Ziele der städtebaulichen Entwicklung begann Ende der 1990er Jahre die Umsetzung erster investiver Maßnahmen. Wichtiger Meilenstein für die Entwicklung des Stadtzentrums war neben dem städtebaulichen Rahmenplan ein im Jahr 2003 durchgeführtes diskursives Planverfahren, das die Grundlagen für die Wiederherstellung des barocken Stadtgrundrisses westlich der Havel legte. Neben der Gebäudesanierung wurde von Anfang an großes Augenmerk auf die Neugestaltung der öffentlichen Wege und Plätze als Voraussetzung für eine funk-

tionierende Infrastruktur und die Verbesserung des Ortsbildes gelegt. Dafür konnten sowohl die örtlichen Versorgungsunternehmen als zuverlässige Partner für die notwendige Erneuerung der technischen Infrastruktur gewonnen werden, als auch in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb für Straßenwesen eine Erneuerung der im Sanierungsgebiet gelegenen zwei Bundesstraßen erfolgen. Neben Städtebauförderungsmitteln konnten weitere Fördermittel, wie z. B. aus den Programmen Zukunft im Stadtteil (ZIS), Mittel des Bundes für den Ausbau von Bundesstraßen nach dem Verkehrswegegesetz und Mittel der Europäischen Union für das Sanierungsgebiet akquiriert und effektiv gebündelt werden. Bis 2008 sind allein rd. 20 Mio. Euro aus Städtebauförderungsmitteln in das Sanierungsgebiet geflossen. Verteilung und Verwendung dieser Mittel sind in den

Private Modernisierungsmaßnahmen: - Adolf-Dechert-Straße 1 - Bernauer Straße 2, 4, 14 und 56 - Mittelstraße 11 - Rungestraße 31-33 und 39-45 - Schlossplatz 5 - Willy-Brandt-Straße 18 Die erreichten Ergebnisse waren nur möglich, weil einerseits die notwendigen Finanzhilfen durch Bund und Land kontinuierlich und auf hohem Niveau bereitgestellt wurden und anderseits dem Thema Stadtsanierung durch die politischen Gremien sowie die Verwaltung der Stadt Oranienburg eine hohe Priorität eingeräumt wurde.

Klaus Dieter Steuer BIG-STÄDTEBAU GmbH Leiter des Regionalbüros Perleberg 9


Ein Rundgang durch das Sanierungsgebiet im Jahr 2009 Gundula Schweizer

Wer lange nicht in Oranienburg war, wird sich verwundert die Augen reiben, wenn er von Süden auf das barocke Schloss zufährt. War das Schloss nicht immer für Besucher verschlossen, durchschnitten nicht die Bundesstraßen B 96 und B 273 den Schlossplatz, stand da nicht ein unansehnlicher Kasten gegenüber dem Schloss und wo kommen die schmucken barocken Gebäude am westlichen Rand des Schlossplatzes her? Was heute so selbstverständlich dasteht, ist das Ergebnis einer kühnen städtebaulichen Idee und einer großen Anstrengung aller an der Sanierung Beteiligten.

Das Schloss mit dem im Jahr 2009 neu gestalteten Schlossplatz

Das Portal zum denkmalgerecht rekonstruierten Schlosspark

Der neu angelegte Parkplatz an der Fischerstraße

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Alles begann, wie schon im 17. Jahrhundert, als Louise Henriette von Oranien-Nassau nach Oranienburg kam, mit dem Schloss. Das nur bis 1802 als Residenz, danach als Fabrik und danach lange militärisch genutzte barocke Kleinod stand seit 1990 leer. Die Stadt erwarb es mutig, sanierte es, unter anderem unter Einsatz von Städtebauförderungsmitteln und Mitteln aus dem Kulturinvestitionsprogramm für die Fassade, und nutzt es seither für Ihre Verwaltung. Daneben haben hier seit 1999 das zur Stiftung Preußischer Schlösser und gehörende Schlossmuseum und das Kreismuseum Oberhavel ihren Sitz. Schnell aber wurde klar, dass die Sanierung des Schlosses allein die historische Ortsmitte nicht nachhaltig verbessern kann. Um sich über die weiteren städtebauliche Ziele für die Stadtmitte und möglicher Wege zu deren Erreichung klar zu werden, wurde 2003/2004 ein diskursives Planverfahren durchgeführt, in dessen Ergebnis ein Bekenntnis zur Reparatur des barocken Stadtgrundrisses stand. Voraussetzung dafür war der Bau einer Ortsumgehungsstraße, die damit einhergehenden Verkehrsentlastung der Innenstadt und die Verlegung der Schlossbrücke nach Süden, um den Schlossplatz in seinen historischen Maßen wiederherstellen zu können.


Alt und Neu einträchtig nebeneinander – Das barocke Schloss mit der neuen Schlossbrücke

Die alte Schlossbrücke stammte aus dem Jahr 1935, war 1945 gesprengt, 1947 aus der Havel gehoben und anschließend wieder aufgebaut worden. Sie beeinträchtigte den Schlosshof erheblich, besaß ein unzureichendes Lichtraumprofil für den Schiffsverkehr und war Anfang der 2000er Jahre umfassend sanierungsbedürftig. In einem von allen Seiten konstruktiv geführten Abstimmungsprozess konnte erreicht werden, dass durch den Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg ein Ersatzneubau errichtet wurde, der in seiner Lage etwa 50 m nach Süden verschoben ist.

Nach nur 1 ½ Jahren Bauzeit fügt sich das zurückhaltende und alle technischen Anforderungen erfüllende Bauwerk nicht nur gut in seine Umgebung ein, das Schloss hat jetzt auch wieder einen repräsentativen und anspruchsvoll gestalteten Schloss(vor)platz, der zum Flanieren einlädt und unter anderem für zahlreiche Veranstaltungen genutzt werden kann. Während die neue Schlossbrücke überwiegend vom Landesbetrieb für Straßenwesen finanziert wurde, ist die gelungene Neugestaltung des Schlossplatzes vor allem dem Einsatz von Städtebauförderungsmitteln zu verdanken.

Die Schlossbrücke vor der Zerstörung – ein Ingenieurbauwerk mit hohem gestalterischem Anspruch

Ein Provisorium, das lange hielt - die 1947 aus der Havel gehobene und bis 2008 ihren Dienst erfüllende alte Schlossbrücke

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Das Blumenthalsche Haus vor der Sanierung

Das barocke Blumenthalsche Haus im sanierten Zustand – ein wichtiger Baustein des wiederhergestellten Schlossareals

Detail Portal Schloßpark

Das sanierte Amtshauptmannshaus in der Breiten Straße – eines der ältesten Gebäude der Stadt

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Das neu gestaltete Schlossareal wird abgerundet von zwei sanierten Gebäuden, die dem Besucher sofort ins Auge fallen. Das Amtshauptmannshaus in der Breiten Straße 1 gilt als das älteste erhaltene Gebäude Oranienburgs und wurde im Jahr 1657 erbaut. Das heute unter Denkmalschutz stehende frühbarocke Haus wurde um 1700 umgebaut und erweitert und ist in dieser Form weitgehend erhalten geblieben. Bis 2001 beherbergte es das Kreismuseum Oberhavel, seit der umfassenden denkmalgerechten Sanierung hat die Landesgartenschau Oranienburg 2009 GmbH ihren Sitz im Amtshauptmannshaus. Auch nach Abschluss der Landesgartenschau im Oktober 2009 wird das Gebäude voraussichtlich eine öffentliche Nutzung behalten. Das benachbarte Blumenthalsches Haus am Schlossplatz 5 wurde um 1800 erbaut und diente zunächst den jeweiligen Hofgärtnern als Wohnhaus. In den 1850er Jahren erwarb es die jüdische Familie Blumenthal, die hier im Jahr 1852 die erste Privatbank der Stadt Oranienburg gründete.

Heute gehört das Gebäude der Wohnungsbaugesellschaft mbH Oranienburg, die es 2007/2008 umfassend modernisierte und instand setzte. Seither befinden sich hier ein beliebtes Restaurant und im Obergeschoss Büroräume. Der weitere Rundgang führt uns in die Bernauer Straße, die Teil der die Stadt durchquerenden Bundesstraße B 273 ist. Wer Oranienburg aus früheren Jahren als Durchreisender kennt, hat ein Stadtzentrum in Erinnerung, das durch Staus, unansehnliche Straßenräume und eine geringe Aufenthaltsqualität der öffentlichen Räume geprägt war. Wie anders stellt sich die Ortsdurchfahrt heute dar.


Die Bernauer Straße heute – eine lebendige Geschäftsstraße in einem innenstadtadäquaten Ausbaustandard

Der Boulevard vor der Umgestaltung

Die Bernauer Straße war und ist durch ein hohes Verkehrsaufkommen belastet. Bis 2001 waren die gestalterische Qualität sowie der technische Zustand des Straßenraumes aber so desolat, dass die Einzelhändler dieser Hauptgeschäftsstraße ernsthaft um ihre Existenz fürchten mussten. Die Verhältnisse für Fußgänger und Radfahrer waren zutiefst inakzeptabel. Nach sorgfältiger planerischer Vorbereitung und intensiver Beteiligung der Anlieger und der Öffentlichkeit begannen 2000 die Straßenbauarbeiten, die Ende 2004 abgeschlossen werden konnten. Schmalere Fahrspuren, Verkehrsinseln und ein gepflasterter Mittelstreifen führten zu einer deutlichen Verkehrsberuhigung und einer erheblichen gestalterischen Aufwertung des Straßenraumes. Die neue Straßenbeleuchtung, ein Boulevard auf einer zahlreichen Läden vorgelagerten Fläche sowie eine moderne Möblierung runden das Bild ab, so dass die Bernauer Straße heute eine lebendige, einladende und trotz des hohen Verkehrsaufkommens gut frequentierte Geschäftsstraße ist. Der Rundgang durch das Sanierungsgebiet führt uns nun nach Norden, wo drei mit Hilfe von Städtebauförderungsmitteln sanierte Gebäude, zwei davon in besonders exponierter städtebaulicher Lage, besichtigt werden sollen.

Sanierte Wohn- und Geschäftshäuser runden das positive Bild der Bernauer Straße ab

Modernes Stadtmobiliar sorgt für ein zeitgemäßes Erscheinungsbild

Der Boulevard ist heute ein beliebter Aufenthaltsort

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Die Seniorenbegegnungsstätte Sachsenhausener Straße 1

Das unsanierte Gebäude Sachsenhausener Straße 1 – ein Schandfleck in prominenter Lage

Von der Fabrik zum Wohnhaus – die Gebäude Rungestraße 39, 41, 43, 45

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Zunächst erreichen wir das eingeschossige Gebäude Sachsenhausener Straße 1. Es wurde um 1872 errichtet und befindet sich heute im Eigentum der Stadt Oranienburg. Es bildet zusammen mit dem benachbarten ehemaligen königlichen Forsthaus und dem Gebäude Sachsenhausener Straße 2 ein städtebauliches Ensemble, welches die historische Bebauung an der Sachsenhausener Straße noch erahnen lässt. Im Dezember 2000 wurde durch die Stadtverordneten beschlossen, das Gebäude Sachsenhausener Straße 1 als offene Seniorenbegegnungsstätte für die Stadt Oranienburg herzurichten und mindestens 25 Jahre lang öffentlich zu nutzen. Während die Herrichtung der Gebäudehülle aus Städtebauförderungsmitteln bezuschusst wurde, erfolgte der Innenausbau mit Hilfe von Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit und aus Eigenmitteln der Stadt.

Die Gebäude Rungestraße 31 und 33 gehörten zu der ehemaligen „Chemischen Produkten-Fabrik“ Oranienburg und entstanden in den Jahren 1824 bis 1844. Sie wurden später durch einen Zwischenbau verbunden, der in den 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts aufgestockt wurde. Von 1945 bis 1970 wurde hier noch produziert, später diente das Objekt Wohnzwecken. Nachdem das denkmalgeschützte Gebäudeensemble nach längerem Leerstand an das gemeinnützige Christliche Jugendzentrum Oranienburg e.V. übertragen wurde, erfolgte eine umfassende Modernisierung und Instandsetzung, die 2007 abgeschlossen wurde. Heute werden die Gebäude als Kinder- und Jugendhaus genutzt, in dem jungen Menschen in persönlichen und sozialen Krisensituationen Unterkunft, soziale Betreuung und Therapie in betreuten Wohngruppen angeboten werden. Auch das benachbarte Gebäude Rungestraße 39-45 gehörte zu der ehemaligen „Chemischen ProduktenFabrik“ Oranienburg und entstand im Jahr 1824. Hier befand sich zunächst die frühere Palmwachsfabrik. Die Produktion wurde auch hier in den 1970er Jahren eingestellt und eine Umnutzung zu Wohnzwecken vorgenommen. Dazu wurden die alten Fensteröffnungen teilweise geschlossen bzw. verkleinert und Zwischenwände eingefügt, so dass ein „Reihenhauscharakter“ entstand. Die umgangssprachliche Bezeichnung „Schnitterkaserne“ ließ auf einen sehr einfachen Wohnstandard schließen. Das ebenfalls denkmalgeschützte Gebäude befindet sich heute im Eigentum der Wohnungsbaugesellschaft mbH Oranienburg, die es 2006/2007 umfassend instand setzte und modernisierte. Da die Wohnnutzung beibehalten werden sollte, erfolgte kein Rückbau der Öffnungen und Einbauten, statt dessen aber in Übereinstimmung mit den denkmalpflegerischen Zielsetzungen ein Ausbau in einem zeitgemäßen Standard.


Das sanierte Gebäude Mittelstraße 11

Auf dem Weg zurück zur Bernauer Straße werfen wir einen Blick auf die Rückseite der mehrgeschossigen Gebäude an ihrer Nordseite. Hier wachsen Bäume, blühen Blumen, spielen Kinder und parken Autos in einem ansprechend gestalteten Wohnumfeld. In einer gemeinsamen Aktion von Stadt und Wohnungsunternehmen konnten nach einer Grundstücksneuordnung und einer grundstücksübergreifenden Neugestaltung der Freianlagen attraktive Lebensbedingungen geschaffen werden, die die Gebäude zu einer gefragten Wohnlage im Zentrum Oranienburgs machen. Gleiches ist für die Mittelstraße vorgesehen, wo mit Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen bereits begonnen wurde.

Gebäude nicht nur einen wichtigen Blickpunkt in der Bernauer Straße dar, es besitzt wegen seiner weitgehend original erhaltenen Fassade auch besondere stadtgeschichtliche, baugeschichtliche und städtebauliche Bedeutung. Weiter geht es durch die Mittelstraße, wo uns das sanierte Gebäude Mittelstraße 11 erwartet. Das zweigeschossige Wohnhaus ist eines der letzten Zeugnisse der historischen Bebauung in der Mittelstraße, nachdem zahlreiche große Neubauten den Maßstab der straßenbegleitenden Bebauung und die historische Parzellenstruktur empfindlich gestört haben. In den Jahren 2000 /2001 sanierte der Eigentümer das Objekt umfassend. Neben der Modernisierung der sechs Wohnungen war vor allem die Wiederherstellung einer ansprechenden Fassade ein wesentliches Sanierungsziel. Vorbei an den sanierten Einzelgebäuden WillyBrandt-Straße 18 und Adolf-Dechert-Straße 5 geht es zum Bötzower Stadtgraben.

Fassadendetail Bernauer Straße 56

Ein Stück Natur in der Innenstadt in einem umgestalteten Wohnhof nördlich der Bernauer Straße

Das Wohnhaus Willy-Brandt-Straße 18 nach der Sanierung

Wieder in der Bernauer Straße angekommen treffen wir auf das denkmalgeschützte und 2003/2004 umfassend sanierte Gebäude Bernauer Straße 56, das sich bis Mitte der 1970er Jahre in Familienbesitz befand und inzwischen ebenfalls der Wohnungsbaugesellschaft mbH Oranienburg gehört. Das durch seinen Dachausbau viergeschossig wirkende, tatsächlich aber nur dreigeschossige Gebäude gehört zu den repräsentativsten Zeugnissen einer Phase der Stadtentwicklung, in der sich die Bernauer Straße im Bereich zwischen Bahn- und Schlossbrücke als Hauptgeschäftszentrum der Stadt Oranienburg etablieren konnte. Aufgrund seiner stattlichen Größe, seiner abwechslungsreichen Fassade und vor allem wegen seines Fachwerk-Zwerchhauses stellt das

Der alte Bötzower Stadtgraben, zwischen Kremmener und Berliner Straße gelegen, diente bis zum Ende des 19. Jh. als Abwassergraben, war aber nie Bestandteil des historischen Stadtgrabens. 2005/2006 erfolgte der Ausbau der südlichen Anbindung des Bötzower Stadtgrabens als verkehrsberuhigter Bereich. Heute können sich hier Fußgänger und Radfahrer in einem ansprechend gestalteten Umfeld sicher bewegen.

Der neu gestaltete Bötzower Stadtgraben

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Neben der Stadtsanierung wurde ein weiteres Großprojekt realisiert – die Landesgartenschau 2009

Straße entstanden, die Schloss und Landratsamt miteinander verbindet und wertvolle innerstädtische Baufelder am jetzt über eine Promenade frei zugänglichen Havelufer erschließt.

Die Breite Straße als eine der drei barocken Straßenachsen nach der Umgestaltung

Wir beenden unseren Rundgang an seinem Beginn - dem Schlossplatz, indem wir die Breite Straße entlang gehen und einen Blick in die Neringstraße werfen. Die Breite Straße ist eine der früheren barocken Straßenachsen der Oranienburger Altstadt und gehört heute zum innerstädtischen Abschnitt der B 273. Sie ist stark befahren und glich in ihrem Ausbauzustand vor Beginn der Sanierungsarbeiten eher einer Stadtautobahn als einer barocken Straßenachse. Ein breiter Mittelstreifen, riesige Lichtmasten und beiderseitige Parkstreifen waren wenig einladend. Ihr zunehmend schlechter Zustand führte nicht nur zu einer negativen gestalterischen Wirkung dieses wichtigen Stadteingangs, er erschwerte auch die Existenzbedingungen für die anliegenden Läden und Dienstleistungsbetriebe. Nach einer grundlegenden Erneuerung des Leitungsbestandes wurde der Fahrbahnquerschnitt auf das verkehrstechnisch notwendige Maß reduziert und die Straße umfassend neu gestaltet. Während der Baumaßnahmen wurde mit einem stellenweise bis zu siebenlagigen hölzernen Knüppeldamm aus dem 13. bis 15. Jahrhundert ein interessanter 16

archäologischer Fund entdeckt, der vor Ort dokumentiert und anschließend ausgebaut wurde. Mit dem Umbau ist die Breite Straße zu einem würdigen Entreè für das Schlossareal, die Innenstadt und das Landesgartenschaugelände geworden. Die Neringstraße hingegen ist eine völlig neu angelegte Straße und ergänzt den barocken Stadtgrundriss um eine dritte Achse. Wo vor Beginn der Baumaßnahme ein großer Parkplatz, ein Bootsclub sowie wild entstandene Gehölzflächen diesem innerstädtischen Areal einen Stadtrandcharakter verliehen und das Havelufer abriegelten, ist eine

Dieser virtuelle Rundgang durch das Sanierungsgebiet kann nur Schlaglichter auf das bisher Erreichte werfen. Näheres zu einigen der hier nur kurz gestreiften Maßnahmen und Ausführliches zu weiteren Vorhaben, wie zum Beispiel die Neugestaltung der Havelufer und die Landesgartenschau 2009 sind in dieser Broschüre an anderer Stelle zu finden. Die Sanierung in der Oranienburger Innenstadt ist aber auch nach 19 Jahren noch nicht abgeschlossen. Einige Straßen und Plätze sowie verschiedene Einzelgebäude bedürfen noch einer Erneuerung, darüber hinaus ist die Neugestaltung der Ortsmitte zwar bereits deutlich sichtbar, aber noch längst nicht abgeschlossen. Es wird künftig darauf ankommen, Brachflächen wieder nutzbar zu machen, die Nutzungsdichte in der Innenstadt zu erhöhen, das Stadtbild weiter zu entwickeln und die Stadt so noch attraktiver für ihre Bewohner und Besucher zu machen.

Gundula Schweizer BIG-STÄDTEBAU GmbH

Wo 2007 noch Baustelle war entstand eine neu, die dritte barocke Straßenachse


Der Bauausschuss – ein aktiver Partner im Stadterneuerungsprozess Burkhard Wilde

Vorbildlich sanierte Wohn- und Geschäftshäuser Bernauer Straße 2 und 4

Ein anspruchsvoll gestaltetes Wohnumfeld als wichtiger Beitrag für die Attraktivität des Wohnstandorts Innenstadt

Historische Bauakten bieten wertvolle Hilfe bei der Gebäudesanierung

Die Stadt Oranienburg ist eine der Städte im Land Brandenburg, die einen besonders komplizierten Stadterneuerungsprozess durchlebt hat und noch durchlebt. So ist in unserer Stadt auch 20 Jahre nach der politischen Wende von 1989/1990 die Beseitigung von Altlasten noch immer ein aktuelles Problem. Dazu gehören die noch zum Alltag gehörende Entschärfung von Fliegerbomben aus dem 2. Weltkrieg, die Sanierung und Wiedernutzbarmachung ehemaliger Militärareale von Roter Armee und NVA und die Sanierung von Flächen, die früher durch die chemische Industrie genutzt wurden, wie z.B. das frühere Rußwerk. Darüber hinaus musste die Stadt vom Schwerlastverkehr der sie kreuzenden Bundesstraßen entlastet werden. Letzteres ist uns durch den Ausbau und die Verlegung der B 96 aus dem Stadtzentrum heraus bereits sehr gut gelungen. Aufgabe des Bauausschusses ist es, entscheidend an der Steigerung der Lebensqualität in Oranienburg und seinen Ortsteilen mitzuwirken. Natürlich ist es nicht immer einfach, einen Konsens zwischen Art und Umfang von wünschenswerten Bauvorhaben und deren Finanzierbarkeit herzustellen. Mich persönlich freut es aber, dass die fachliche Auseinandersetzung zwischen den Mitgliedern des Bauausschusses und der städtischen Verwaltung stets mit hohem Sach- und Fachverstand, sachlich und konstruktiv geführt wird. Die Entwicklung der Oranienburger Innenstadt erwies sich bislang als großer Erfolg. Die Landesgartenschau 2009 gab hierfür einen wichtigen Impuls: Schlossensemble, Schlossplatz und Schlosspark bilden heute wieder eine harmonische Einheit. Durch die Verlegung der Schlossbrücke konnte auf eindrucksvolle Weise der Charakter des Stadtzentrums neu gestaltet werden. Dabei wurde Wertvolles erhalten und die Lage der Stadt an der Havel völlig neu entdeckt und herausgestellt.

Archäologen waren und sind ständige Begleiter der Stadterneuerung

Ein besonderes Anliegen des Bauausschusses ist die Belebung des Stadtzentrums durch die gezielte Ansiedlung und Förderung von attraktiven Handelseinrichtungen und Kleingewerbe. Hierdurch wird die Attraktivität der Stadt nicht nur für ihre Bürgerinnen und Bürger gesteigert, auch für Touristen und Durchreisende wird sie interessanter. Die geografische Lage unserer Stadt in der Nähe Berlins und als Tor zur Seenlandschaft im nördlichen Brandenburg und zur Ostsee verspricht nach wie vor große und positive Entwicklungspotenziale. Städtebauförderung ist aus Sicht des Bauausschusses mehr als ein Bauprogramm. Es sichert auch Beschäftigung und Leben in unserer Stadt, weshalb wir der Stadtsanierung und Stadterneuerung höchste Priorität einräumen. Dabei hoffen wir natürlich darauf, dass sowohl das Land Brandenburg als auch die Bunderregierung unsere Ziele auch künftig in bewährter und partnerschaftlicher Zusammenarbeit unterstützen werden. Die richtigen Antworten auf die Fragen der Zeit zu finden soll auch in Zukunft die Arbeit des Bauausschusses bestimmen.

Burkhard Wilde Vorsitzender des Bauausschusses

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Stadt und BIG-STÄDTEBAU – seit 10 Jahren ein bewährtes Team Frank Oltersdorf, Klaus-Dieter Steuer

Seitdem die BIG-STÄDTEBAU in BRANDENBURG im Jahr 1999 mit der Sanierungsträgerschaft in Oranienburg beauftragt ist, entwickelte sich eine langjährige, intensive, vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit. Deshalb ist die BIG-STÄDTEBAU in Oranienburg auch nicht nur als treuhänderischer Sanierungsträger, sondern im Zusammenhang mit der Landesgartenschau 2009 auch als Projektsteuerer für die Realisierung aller baulich-investiven Maßnahmen dieser Großveranstaltung tätig.

Übergabe des Schlossplatzes im April 2009 – auch das Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung legt Hand an

Stadtsanierung und Landesgartenschau 2009 – ein Gemeinschaftswerk von Stadt und BIG, nicht nur auf dem Bauschild

Feierliche Namensgebung des August-Wilhelm-Stegs am 12. Juni 2008

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Gemeinsam entwickelte besondere Planungs- und Steuerungsinstrumente wie das im Jahr 2003/2004 durchgeführte diskursive Planverfahren haben in Oranienburg nicht nur zu einer neuen Planungsund Beteiligungskultur geführt, sie haben auch die Landesgartenschau 2009 in die Stadt geholt und in spektakulär kurzer Zeit ein gewaltiges Stück Stadtentwicklung bewirken können. Die BIG-STÄDTEBAU hat im Zusammenhang mit der Stadtsanierung sämtliche Arbeitsschritte von der Begleitung erster Planungen über die Vorbereitung und Betreuung von Einzelmaßnahmen bis hin zu einem effektiven Finanzmanagement, intensiver Öffentlichkeitsarbeit und abschließenden Dokumentationen betreut. Eine starke örtliche Präsenz, seit 2006 mit einem fast durchgängig besetzten Büro, sicherte eine regelmäßige und intensive Zusammenarbeit mit der Stadt und eine einfache Erreichbarkeit für Sanierungswillige und andere Sanierungsbeteiligte. Mit der Landesgartenschau 2009 liegt ein besonderes und gewaltiges Stück gemeinsamer Arbeit hinter uns. Als Anfang 2005 der Zuschlag für die Gartenschau erteilt wurde, war der geplante Eröffnungstermin im April 2009 angesichts des Zustands des 30 ha großen Geländes eine besondere Herausforderung. Für die Vielzahl an städtebaulichen, wasserbaulichen, landschaftsgärtnerischen und sonstigen Vorhaben mussten unterschiedliche Förderprogramme akquiriert und sinnvoll verknüpft werden. Als besondere Schwierigkeit stellten sich dabei das Ende einer alten und der Beginn einer neuen EU-Förderperiode heraus. Auch dieses Problem konnten wir professionell lösen. Nur in enger

Abstimmung zwischen Stadt und BIG-STÄDTEBAU konnte nicht nur der geplanten Fertigstellungstermin gewährleistet werden, die Landesgartenschau konnte auch in einer Qualität ausgerichtet werden, die ein Erreichen der erwarteten Besucherzahlen übertraf.

Der rekonstruierte Schlosspark - ein beliebtes Fotomotiv, nicht nur während der Landesgartenschau 2009

Bis zum voraussichtlichen Abschluss der Sanierung in der Innenstadt im Jahr 2014 wird Bewährtes fortgeführt, daneben aber bereits der Fokus auf die planmäßige, professionelle und finanztechnisch einwandfreie Beendigung der Sanierungsmaßnahme gelegt. Auch dieser Aufgabe werden sich Stadt und BIG-STÄDTEBAU gemeinsam und mit hoher Professionalität stellen. Der formale Abschluss der Sanierung in der Innenstadt bedeutet aber nicht, dass es darüber hinaus nicht weiteren Stadtentwicklungsbedarf gibt, vor allem in den Stadtteilen, die außerhalb des Sanierungsgebietes liegen. So wird auch der Stadtumbau für Oranienburg ein Thema werden, dem sich die Stadt zukünftig stellen wird.

Frank Oltersdorf Baudezernent

Klaus-Dieter Steuer Leiter des Regionalbüros Perleberg, Prokurist


Integrierte Stadtentwicklung in Oranienburg ein erfolgreiches Verfahren nicht erst seit Einführung des INSEK Christian Kielczynski

Die Erarbeitung des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes erforderte ressortübergreifende Kommunikation

Die Oranienburger Innenstadt ist der Stadtraum mit der höchsten Bedeutung für die Stabilisierung der Gesamtstadt und ihrer regionalen Funktion. Dem ist sich die Stadt bereits seit langem bewusst. Sie hat daher schon frühzeitig die Innenstadt als Sanierungsgebiet förmlich festgesetzt, Mittel aus dem Programm ZIS für Maßnahmen in der Stadtmitte eingeworben und die Wohnungsunternehmen ermutigt, Mittel aus den Programmen zur Wohnraumförderung auch und gerade in der Innenstadt einzusetzen. Mit Erarbeitung des INSEK musste daher nicht die gesamte Stadtentwicklung neu erfunden werden, statt dessen konnte dieses Instrument genutzt werden, um den integrativen Planungsansatz weiterzuführen, inhaltlich zu qualifizieren und öffentlich zu kommunizieren sowie die aktuellen wirtschaftlichen und demografischen Rahmenbedingungen in dieses Planwerk zu integrieren. Die Innenstadt ist das zentrale Handlungsfeld der Stadtentwicklung. Dem trägt auch das Oranienburger INSEK Rechnung, indem es eindeutige Prioritäten für die Stadtentwicklung der nächsten Jahre zugunsten der Innenstadt setzt. Die von der Stadt verfolgten und geplanten Maßnahmen der Zentrenentwicklung haben Vorrang vor anderen Maßnahmen. Damit folgt das INSEK dem im Januar 2006 vom Brandenburger Kabinett beschlossenen Masterplan „Starke Städte – Stadtumbau“. In der Innenstadt stehen Maßnahmen zur Stadterneuerung, zur Stärkung der Wohnfunktion, zur Sicherung und zum Ausbau öffentlicher Versorgungsfunktionen, von Kultur und Bildung, zur Unterstützung einer vielfältigen Einzelhandels- und Dienstleistungsstruktur sowie sonstiger unternehmerischer Aktivitäten, zur Reaktivierung von Brachflächen und zur Verbesserung der Umwelt, zur Verbesserung der Verkehrsanbindung sowie zur allgemeinen Belebung im Vordergrund des Handelns der Stadt. Hieraus werden besonders günstige Voraussetzungen für die Mobilisierung von Wachstumskräften erwartet. Ein Effekt, der sich bereits nach der umfassenden Wiederherstellung der Straße, Wege und Plätze im barocken Stadtgrundriss Oranienburgs erkennbar abzeichnet. Da alle Handlungsfelder der Stadtentwicklung

jedoch auch in unmittelbarem Zusammenhang zur Rolle und Funktion der Stadt und zu den demografischen Entwicklungen stehen, gehören zum Betrachtungsraum des INSEK auch weitere Handlungsfelder. Im INSEK Oranienburg sind die Handlungsfelder mit ihren jeweiligen Handlungserfordernissen herausgestellt worden und in Teilkonzepten berücksichtigt. Diese Teilkonzepte umfassen das „Mittelzentrum Oranienburg“ mit seinen zentralen Funktionen im Stadtzentrum und deren Erhalt, Ausbau und Bündelung. Eng hieran angebunden ist das Teilkonzept „Innenstadt / Historische Mitte Oranienburg“ mit dem Schwerpunkt der nutzungsstrukturellen und gestalterischen Aufwertung und Qualifizierung in diesem Stadtbereich. Auch für die Stärkung und Stabilisierung der Wohnfunktion und der sozialen Infrastruktur in der erweiterten Innenstadt durch neue Angebote und Diversifizierung wurde ein Teilkonzept erarbeitet. Die Ansiedlung wissensbasierter Unternehmen und der Ausbau vorhandener Potenziale ist ein weiteres Teilkonzept, in dem Handlungserfordernisse erkannt wurden. Zu guter letzt sollen durch das Teilkonzept für den Landschaftsraum entlang der Oranienburger Havel und am Lehnitzsee und der hier beabsichtigten Entwicklung neuer Qualitäten zur Sicherung, zum Ausbau und zur Stärkung der städtischen Identität die Entwicklung der Stadt als Ganzes gefördert und unterstützt werden. Dieses Ziel verfolgt auch das Teilkonzept zur Vernetzung und Verzahnung der Kernstadt mit den Ortsteilen. Obwohl die beiden letztgenannten Teilkonzepte einen Handlungsraum außerhalb des Innenstadtbereiches haben, erwartet die Stadt Oranienburg von der Entwicklung der dortigen Potenziale Synergien vor allem auch für die Entwicklung der Kernstadt und des Stadtzentrums.

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Aus den wichtigsten Teilprojekten, Maßnahmen und Projekten hat die Stadt räumlich und thematisch gebündelte Schlüsselmaßnahmen zusammengefasst. Diese Schlüsselmaßnahmen für eine integrierte und nachhaltige Stadtentwicklung in Oranienburg sind die folgenden Vorhaben - in dieser Reihenfolge prioritär:

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Wiedergewinnung der Historischen Mitte Qualifizierung des Bahnhofs und des Bahnhofsumfeldes zur Verbesserung der Standortbedingungen und zur Erhöhung der Attraktivität als Wirtschaftsstandort Jugend – Bildung – Freizeit in Oranienburg Entwicklung freizeitorientierter und touristischer Qualitäten an der Oranienburger Havel / Lehnitzsee Wohnen in der Innenstadt

Aus der im INSEK erfolgten Darstellung und Bewertung der bisherigen Programme und Maßnahmen zur Stärkung der Stadt- und Wirtschaftentwicklung wird deutlich, dass die Stadt Oranienburg die Schwerpunkte bereits zielführend im Bereich der Innenstadt bzw. in den angrenzenden Bereichen eingesetzt hat. Insofern ist festzuhalten, dass das INSEK an sich keine grundsätzlich neue Planung darstellt. Es bündelt im Sinne der Anforderungen des MIL vorhandene Planungen und Konzepte, wie z.B. im Kontext mit der Stadterneuerungsmaßnahme oder dem neuen EUfinanzierten Programm „Nachhaltige Stadtentwicklung“ und versieht sie mit einem deutlichen Fokus zugunsten der Innenstadtentwicklung.

Workshopatmosphäre half bei der Verständigung über Planungsziele und mögliche Wege zu ihrer Umsetzung

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Folgerichtig wurde im INSEK auch eine innenstadtorientierte Entwicklung des Wohnens festgelegt. Neben einem „Vorranggebiet Wohnen“, in dem die Förderung von selbst genutztem Wohneigentum in Innenstädten gemäß der WohneigentumInnenstadtR, die generationsgerechte Anpassung von Mietwohngebäuden durch Modernisierung und Instandsetzung gemäß der GenerationsgerechtModInstR sowie der nachträgliche Ein- oder Anbau von Aufzügen gemäß der Aufzugsrichtlinie (AufzugsR) möglich ist, wurde im Hinblick auf die beiden letztgenannten Förderprogramme ein innenstadtnahes Neubaugebiet

als „Konsolidiertes Gebiet“ bestimmt. Hier ist die generationsgerechte Anpassung von Mietwohnungen einschließlich Aufzugsnachrüstung förderfähig. Ein entsprechendes Vorhaben wird durch die Wohnungsbaugesellschaft mbH Oranienburg (WOBA) umgesetzt. Die Beteiligten versprechen sich durch die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zu Mietwohngebäuden und -wohnungen die dauerhafte Verbesserung der allgemeinen Wohnverhältnisse sowohl für junge Familien wie auch Senioren. Aus Sicht der Stadt Oranienburg ist neben den „Vorranggebieten Wohnen“ und den „Konsolidierten Gebieten“ auch für weitere Wohnstandorte Handlungsbedarf gegeben. Diese sind im INSEK dargestellt und umfassen insbesondere die gründerzeitliche Wohnbebauung der Neustadt in attraktiver Lage, die ehemalige Heinkel-Werksiedlung „Weiße Stadt“, die durch industriellen Wohnungsbau geprägte Altstadt sowie Gebiete im Bereich des Havelufers. Von der Unterstützung dieser Gebiete erwartet sich die Stadt die Stabilisierung innenstadtnaher Quartiere und der dortigen Wohnbevölkerung im Gebiet der Kernstadt Oranienburg. Eine besondere Förderkulisse existiert hier jedoch nicht. Die Beteiligung der Bürger an der Erarbeitung des INSEK erfolgte erstmalig mit einer Auftaktveranstaltung am 26.04.2007, die weitere Einbeziehung der Öffentlichkeit wird kontinuierlich im Zuge von Informations- und Diskussionsveranstaltungen im Rahmen des „Stadtmanagements Oranienburg 2020“ gesichert. Gerade die „Gespräche am Dienstag“, in denen mit den Bürgern jeweils in themenorientierten Veranstaltungen diskutiert wird, haben sich zu einer überaus erfolgreichen Institution zur Partizipation entwickelt. Die rege Teilnahme zeugt vom großen Interesse der Oranienburger an diesen Themen, vor allem aber auch an einer integrierten, komplexen Stadtentwicklung in Oranienburg.

Christian Kielczynski Leiter Stadtplanungsamt


Oranienburger Stadtarchiv im Boden - Archäologische Untersuchungen zwischen Schloss und Nikolai-Kirche Thomas Hauptmann, Philine Bach

Reste der ältesten Bötzower Häuser, die unter den Straßenschichten am Südende der Breiten Straße freigelegt wurden

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Durch Verfasser 2005-2007 archöalogisch begleitete Baumaßnahmen der Stadtsanierung im historischen Stadtkern von Bötzow/ Oranienburg: 1 Breite Straße, 2 Staatsbank, 3 Kaufhalle, 4 Amtshauptmannshaus, 5 Blumenthalsches Haus, 6 Berliner Straße, 7 Havelstraße, gestrichelte Linie: mittelalterlicher/frühneuzeitlicher Ortskern Bötzow

Seit dem Herbst 2004 erfolgen umfangreiche Arbeiten im Bereich des Schlossplatzes und des Stadtzentrums, deren archäologische Begleitung und Dokumentation außergewöhnliche Einblicke in die Stadtgeschichte gaben (Abb. 1). Die frühesten Siedlungsspuren im Bereich des 1216 erstmals urkundlich als Bothzowe genannten Ortes stammen bereits aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten. Unterhalb der mittelalterlichen Sedimente haben sich an vielen Stellen Reste einer Siedlung der römischen Kaiserzeit und der zugehörigen Ackerfluren erhalten. Südöstlich dieser Feldflur, die deutliche Spuren des kreuzweise eingesetzten Hakenpfluges erkennen ließ und sich im Areal Breite Straße und Havelstraße erstreckte, befand sich im Bereich der heutigen Kirche die dazugehörige Siedlung, von der zahlreiche Siedlungsund Abfallgruben untersucht werden konnten (Abb. 2). Mit der um 1200 von den askanischen Markgrafen errichteten Wasserburg entstand eine Ansiedlung, deren gesamte Ortslage aus der heutigen Breiten Straße und der Kirche an deren südlichen Ende bestand. Heute befindet sich dort die 1864 auf Betreiben des preußischen Königs Friedrich Wil-

helm IV. errichtete Stadtkirche St. Nikolai. Während der Baumaßnahmen wurden in der heute dicht nördlich der Kirche verlaufenden Havelstraße zahlreiche Bestattungen des 13.-17.Jh. freigelegt und geborgen. Unter den Verstorbenen waren sowohl Erwachsene, Jugendliche als auch Kinder. Teilweise konnten Reste kostbarer Brokatgewänder dokumentiert werden. Mit der Eingliederung der östlich angrenzenden Gebiete in die Markgrafschaft Brandenburg verlor die Burg an strategischer Bedeutung. Um 1550 ließ Kurfürst Joachim II. die alte Burg Bötzow abreißen, um an gleicher Stelle ein Jagdschloss zu errichten. Nach dem 30-jährigen Krieg schenkte Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg seiner Gemahlin, geborene Prinzessin Louise-Henriette von Oranien-Nassau, Bötzow mit allen zugehörigen Dörfern. Anstelle eines alten kurfürstlichen Jagdschlosses ließ sie einen Schlossneubau im holländischen Stil errichten, der 1652 den Namen „Oranienburg“ bekam. Mitte des 17. Jh. wurde der Schlossplatz umgestaltet und das Jagdzeughaus errichtet. Das Gebäude, das seit 1711 als Rathaus und ab 1817 als Hotel genutzt wurde, blieb im Zweiten Weltkrieg fast unversehrt, wurde 1959 restauriert und als Kulturhaus der Stadt wiedereröffnet. 1963 erfolgte der grundlose Abriss des völlig intakten Hauses und einige Jahre später die Errichtung der Filiale der Staatsbank der DDR. Die archäologische Begleitung der Fundamententfernung des Gebäudes lieferte weitere Baudetails dieses wichtigen Barockgebäudes. Nachdem der Sohn der mittlerweile verstorbenen Kurfürstin Louise-Henriette, Friedrich III., seit 1701 auch König Friedrich I., Ende des 17. Jh. Oranienburg als seinen Amtssitz wählte, fanden auch bauliche Veränderungen statt. Von 1688 bis 1709 ließ er das Schloss seiner Mutter umgestalten. Die von Süden auf das Schloss zulaufende Berliner Straße wurde 1696 angelegt. Ein massiver Blockbrunnen mit doppeltem Kasten, der um 1700 an der neuen Straße errichtet worden ist, wurde 2004 in einem Leitungsgraben freigelegt und dokumentiert. Außerdem wurde das Amtshauptmannshaus, dessen ursprüngliche Erbauung aus dem Jah21


Kastenbrunnen in der Berliner Straße, um 1700

Schmuckstück aus einem Haus des 16. Jh. (Breite Straße 7), Goldring mit achteckigem Amethyst, Silberring

Spielfiguren des 13./14.Jh. aus bleigefüllten Tierknochen

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re 1657 überliefert ist, erneuert. In den Gräben zur Fundamentsanierung konnten nun die Fundamente von mindestens zwei Vorgängerbauten dokumentiert werden. Zur Errichtung des heute bestehenden Gebäudes wurde ein vorhandener Vorgängerbau ähnlicher Größe und Form bis auf die Fundamentbankette abgetragen. Dieser direkte Vorgänger wies eine leicht veränderte Gebäudeachse auf und könnte dem historisch überlieferten Neubau des Jahres 1657 angehören. Er ersetzte ein Gebäude, dessen massive Fundamente im Außenbereich teilweise aufgedeckt wurden. Dieses älteste Ziegelgebäude setzte die Bauflucht der südlich angrenzenden Gebäude fort. Zu diesem Gebäude gehört wahrscheinlich der an der Nordfassade teilweise freigelegte Keller. Die bei den Schachtarbeiten verschiedentlich gefundenen Form- und Dachziegel deuten hier auf einen repräsentativen Bau des 16. Jh. Mehrere Dendroproben aus dem Dachstuhl des Gebäudes belegen zweifelsfrei seine Errichtung im Jahre 1692. Die Untersuchung zweier Grundstücke westlich und östlich der Breiten Straße erlauben den Einblick in das städtebürgerliche Leben des 16.-17. Jh. Auf dem Grundstück Breite Straße Nr. 7 wurden unter den Fußböden des ehemaligen Lokals „Oranienburger Wappen“ aus der Zeit um 1900, dessen Gasträume in den 1970er abgerissen und das bis vor einigen Jahren als Kaufhalle genutzt wurde, schon in geringer Tiefe Fundamente und Keller älterer Häuser freigelegt. Einen tonnengewölbten Keller, der zu einem Fachwerkgebäude gehörte, welches im 16. Jh. durch einen Brand zerstört wurde, nutzte noch der Wirt des erwähnten Lokals. Die großflächig vorhandenen Brandschuttablagerungen rührten von mehreren Hausbränden des 15.-18. Jh. her, bei denen die ebenerdige Lehmfachwerkbebauung über den Fußbodenhorizonten verstürzte und dort verblieb. In den überdeckten Fußbodenhorizonten ließen sich partiell die Raumstrukturen der Gebäude nachweisen. In den rückwärtigen Räumen fanden sich die Reste von mindestens vier Ofenanlagen, davon zwei rundovale Backöfen. Im Brandschutt, der über den verkohlten Dielenresten lag, befanden sich zahlreiche Gegenstände des Hausrates. Neben Gefäßen des Hausgebrauchs wie

Tassen, Schalen und bronzenen Kesseln fanden sich unter anderem mehrere Zimmermannswerkzeuge und einige Schmuckstücke, darunter ein silberner und ein goldener Fingerring. Letzterer besitzt einen gefassten, achteckigen Amethyst. Das Grundstück wurde bis in eine Tiefe von 80 cm unter Geländeoberkante untersucht, einige kleinere Sondagen ergaben Hinweise auf mittelalterliche Bebauungsreste wie Holzkeller bis in eine Tiefe von 2 m unter Geländeoberkante. Eine ähnliche Situation zeigte sich im Bereich der LKW-Zufahrt des Gebäudes der ehemaligen Staatsbank der DDR. Direkt unter der Betondecke konnten ebenfalls Stampflehmböden von ebenerdigen Fachwerkhäusern des 16.-17. Jh. freigelegt werden, die massiv von Brandschutt überlagert waren. Auch hier fanden sich Reste eines Lehmkuppelofens, in dessen Inneren ein eisernes Schwert deponiert wurde. In den genannten Flächen fanden sich unter und zwischen dem Brandschutt größere Mengen verkohltes Getreide, das im Bereich des Staatsbankgebäudes bereits als Gerste identifiziert werden konnte. Den Schwerpunkt der archäologischen Arbeiten bildeten Untersuchung der Fahrbahn der Berliner Straße, der Breiten Straße und der Havelstraße. Zur Tragfähigkeitsverbesserung musste in der Breiten Straße die anthropogene Stratigraphie von bis zu 1,5 m Dicke abgetragen werden. Dabei handelte es sich überwiegend um hölzerne Knüppeldämme. Vermutlich durch Mühlenstau und Klimaveränderungen kam es im 14. Jh. zu einer Vernässung der Ortslage und zur zunehmenden Bildung organischer Sedimente, die mit der Verlegung der Knüppeldämme ausgeglichen werden sollte. Bis zu sechs, übereinander liegende Holzlagen wurden nacheinander freigelegt und dokumentiert. Dabei änderte sich der Verlauf der Straße im Vergleich zum heutigen mehrfach, wenn auch nur geringfügig. Der vielbefahrene Einmündungsbereich zur Blutgasse wurde flächig mit Holz befestigt. Hier befand sich im 17. Jh. auch ein Brunnen, dessen Wasser in einer hölzernen Wasserleitung nach Norden Richtung Schloss geleitet wurde. Unterhalb der ältesten Knüppeldamme des 14./15. Jh. befinden sich in ca. 1,2-1,5 m Tiefe die Oberflächen der Stadtgründungszeit des


Die Funde aus den Schichten des 13. bis 16. Jh. in der Breiten Straße wiederspiegeln alle Bereiche des städischen Lebens der frühen Stadtgeschichte: 1: Webgewicht, 2: Spinnwirtel, 3: Gürtelschnalle, 4: Schuhschnalle, 5: gedrechselter Beinknopf, 6: Netzsenker, 7: Truhenschlüssel, 8: Topf und Kanne, 9: Schalen zur Butter- oder Quarkbereitung, 10: Gießlöffel, 11: Hammer, 12: Vorschlaghammer, 13: kleiner Amboß, 14: Eiskrebs (Schuhbeschlag), 15: Griffknauf eines Schwertes, 16 -17: Reitersporen, 18 -19: Pfeilspitzen, 20: Armbrustbolzen, 21 - 22: Teile von Faßhähnen, 23: Musketengabel, 24: Tafelmesser, 25: Hufeisen

13. Jh. An vielen Stellen konnten Straßengräben untersucht werden. Sie zeigen, dass bereits im 13. Jh. die Straßen etwa in den noch heute bestehenden Verläufen angelegt wurden. Diese Straßengräben wurden jedoch erst einige Zeit nach der Gründung des Ortes angelegt und nur kurz genutzt. Im untersuchten Bereich der Straßen befanden sich außerdem sehr zahlreiche Befunde der frühen mittelalterlichen Siedlungstätigkeit. Pfosteneingrabungen, Gruben, Gräben und andere Eingrabungen wie z. B. Kadavergruben von Haustieren könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Straßen mit den begleitenden Gräben erst in der zweiten Phase des Ortes, jedoch sicher noch im 13. Jh. im heutigen Verlauf angelegt wurden. Der Bereich der heutigen Berliner Straße, zwischen Havelstraße und Burg, wurde im Mittelalter als Gartenland genutzt.

Dies belegen verschiedene, Ost-West-verlaufende Parzellengrenzen in Form von Gräbchen oder Pfostenreihen, die das Areal in langschmale Grundstücke teilten. Die Breite der Parzellen lag bei ungefähr 5,5 m. Neben in Kadavergruben entsorgten Pferden wurden sechs Brunnen auf den bäuerlichen Grundstücken dokumentiert. Der die Stadt im Süden umgebende, ca. 15 m breite und sehr flache Stadtgraben nutzte vermutlich eine natürliche Senke zwischen Havelstraße und Am Bötzower Stadtgraben und existierte bis ins 15. Jh. Um 1700 wurde hier das Berliner Tor errichtet, dessen Reste während der Bauarbeiten zu Tage kamen. Während der Dokumentation wurden unzählige Gegenstände freigelegt, die nahezu alle Bereiche des städtischen Lebens widerspiegeln. Neben vielen Geräten, Werkzeugen, Waffen, Spielzeug und anderen Gegenständen ist ein besonders herausragender Fund zu nennen: ein kleines Pilgerzeichen aus Zinn zeigt die drei heiligen Hostien von Wilsnack, die vom Ende des 14. bis Mitte des 16. Jh. verehrt wurden und jährlich hunderttausende Pilger anzogen. Viele von ihnen erwarben in Wilsnack ein Pilgerzeichen zum Beweis der Pilgerfahrt. Diese Zeichen wurden später fast ausnahmslos eingeschmolzen. Nur sehr wenige Wilsnacker Zeichen haben überdauert, kaum eines so vollständig wie das Stück aus Oranienburg.

Philine Bach

Wilsnacker Pilgerzeichen aus Zinn, Ende 14.- Mitte 16. Jh.

Thomas Hauptmann

In der Breiten Straße freigelegter sechslagiger Knüppeldamm

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Straßenplanung einmal anders – das „Bernauer - Straße – Verfahren“ Gabriele Perlick

Die Bernauer Straße heute – die zentrale Einkaufsstraße Oranienburgs

Die Straße vor der Umgestaltung, kein Ort zum Wohlfühlen und ein schwieriges Pflaster für Besucher und Einzelhändler

Die Baustelle Bernauer Straße war eine Herausforderung für Anlieger, Durchreisende und die beteiligten Firmen

Oranienburger und Einzelhändler haben von ihrer neuen Straße Besitz ergriffen

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Der Boulevard - ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt

Die Bernauer Straße war und ist die zentrale Wohnund Geschäftsstraße Oranienburgs und des Sanierungsgebietes „Oranienburg Innenstadt“. Zu Beginn der Sanierung litt sie besonders unter der Belastung des Durchgangsverkehrs der zwei Bundesstraßen B 96 und B 273. Das Erscheinungsbild des Straßenraumes war unattraktiv und bot kaum Aufenthaltsqualität. Die Gehwege, die Parkzonen und die Fahrradwege bedurften der vorrangigen Erneuerung. Die Mehrzahl der Straßenfassaden war grau und unfreundlich. Die vorhandenen Plattenbauten fügten sich nicht in das Straßenbild ein, es gab viele leer stehende Läden. Vor diesem Hintergrund wurde 1996 das interdisziplinäre „Bernauer – Straße - Verfahren“ in Gang gesetzt, in dem die von der Sanierung betroffenen Mieter, Eigentümer und Gewerbetreibenden im Einzugsbereich der Bernauer Straße im Rahmen von Haushalts-, Image- und Betriebsbefragungen sowie Bürgerversammlungen frühzeitig informiert, gehört und in die Diskussion der Straßenplanung einbezogen wurden. Ziel war es, die Aufwertung des Straßenraumes mit einer sozialverträglichen Entwicklung im Wohnbereich und der Entwicklung des Einzelhandels und Gewerbes in der Bernauer Straße, zu verbinden. Die Ergebnisse lagen der Stadt Oranienburg Anfang 1997 in Form einer Sozialstudie, eines Branchenkonzeptes und eines Gestaltungskonzeptes vor. Die Sozialstudie machte deutlich, dass es für die Anwohner wichtig war, dass sich die Attraktivität der Wohngegend erhöhen muss, wozu auch eine Einkaufsstraße gehört, die den Bedürfnissen der Anwohner gerecht wird.

Im Rahmen des Branchenkonzeptes wurden Empfehlungen für den Branchenbesatz der Bernauer Straße erarbeitet. Daneben wurde eine kontinuierliche Beratung der Einzelhändler im Rahmen von Workshops durchgeführt. Darin erfuhren die Betroffenen aus fachkundigem Munde, welche Kriterien zu berücksichtigen sind um marktfähig zu bleiben, zu werden, oder die Marktfähigkeit zu erhöhen. Aus der einjährigen Zusammenarbeit ging die heute noch existierende City Gemeinschaft Oranienburg e.V. hervor, ein Zusammenschluss der ansässigen Einzelhändler. Im Gestaltungskonzept wurden Ansätze erarbeitet, die als Grundlage für die Umgestaltung des Straßenraumes und der Fassaden in der Bernauer Straße dienten und dienen. Von entscheidender Bedeutung für die Umgestaltung der Bernauer Straße war der Bau der Umgehungsstraße B 96. Die daraus resultierende geringere Verkehrsbelastung ermöglichte folgende gestalterische Lösungen: •

einen Mittelstreifen im Straßenraum

eine Gliederung unterschiedlicher Verkehrsflächen durch den Einbau verschiedener, aufeinander abgestimmter Materialien

die Ergänzung des vorhandenen Großgrüns insbesondere auf dem Boulevard

den Einbau einer attraktiven Straßenmöblierung und einer neuen Straßenbeleuchtung

die Ausweisung von Parktaschen längs der Fahrbahn

Der Aus und Umbau der Bernauer Straße erfolgte in 3 Bauabschnitten von 2000 bis 2004. Heute ist die Bernauer Straße ein lebendiger und attraktiver Ort des zentralen städtischen Lebens, wo man unter Platanen verweilen und an den Auslagen der Händler vorbeibummeln kann, wo man im Sommer vor den Lokalen die Sonne und die Bewirtung genießen kann, während Fußgänger und Radfahrer ungestört ihrer Wege ziehen.

Gabriele Perlick Stadtplanungsamt


Der Bahnhof – ein wichtiges Tor Oranienburgs zur Welt Stephan Bernard

Die Entwicklung Oranienburgs ist eng mit der Lage der Stadt an einer wichtigen Nord-Süd-Bahnverbindung verknüpft. Der Bahnhof war und ist ein wichtiges Tor, wenn auch nicht zur ganzen Welt, so doch aber zu seiner näheren und weiteren Umgebung und dem überregionalen Schienennetz Europas.

Der Bahnhof Oranienburg - seit der Sanierung ein komfortabler Knotenpunkt von Bus und Bahn

Der Bahnhofsvorplatz vor seiner Umgestaltung

Nachdem sich Ende des 19. Jahrhunderts Handel, Verkehr und Industrie im Berliner Norden sehr positiv entwickelt hatten, wurden Straßen, Wasserwege und Eisenbahnstrecken besonders wichtig. Am 10. Juli 1877 lief dann auch der erste fahrplanmäßige Zug der Nordbahn Berlin - Stralsund in den Bahnhof von Oranienburg ein. Der Anschluss an das Berliner Eisenbahnnetz war damit hergestellt. Von großer Bedeutung war in diesem Zusammenhang auch die Einführung des Vorortverkehrs Berlin-Oranienburg im Jahre 1891. Damit waren die Weichen für ein Voranschreiten der Industrialisierung ebenso gestellt wie die direkte Anbindung Oranienburgs an die Metropole Berlin. Der Bahnhof ist heute Endhaltepunkt der Berliner S-Bahnlinie S 1 und gleichzeitig Umsteigebahnhof zum Regional- und Fernverkehr der Deutschen Bahn AG. Der unmittelbar am Bahnhof haltende öffentliche Personennahverkehr mit Bussen macht den Bahnhof zu einem wichtigen Start-, Ziel- und Umsteigepunkt für zahlreiche Berufspendler, Schüler und Besucher der Stadt. Die Stadt Oranienburg hat mit vielen Maßnahmen die Attraktivität des Bahnhofs und seines Umfeldes verbessert und versucht diese auch noch weiter zu erhöhen. Im Jahr 1993 wurde als erster Schritt zunächst eine dekorative Straßenbeleuchtung installiert. 1995 begann die bauliche Umgestaltung des gesamten Bahnhofsplatzes, die aus Mitteln des Programms „Umweltfreundlicher Verkehr“ und mit Mitteln aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz finanziert werden konnte. Den ersten Spatenstich zu diesem für die Stadt so wichtigen Projekt setzten der damalige Brandenburgische Umweltminister und heutige Ministerpräsident Matthias Platzeck, der damalige Verkehrsminister Hartmut Meyer sowie der Bürgermeister der Stadt Oranienburg Hans-Joachim-Laesicke. Nach einem Jahr Bauzeit wurde die Baumaßnahme 1996 fertig gestellt.

Es haben sich damit nicht nur die Umsteigebeziehungen zwischen Bus und Bahn wesentlich verbessert. Zeitgleich mit der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes wurden auch die Gebäude in diesem Bereich saniert und ein öffentliches WC errichtet. In den Folgejahren wurde durch die OVG eine elektronische Fahrgastanzeige auf dem Bahnhofsplatz errichtet. Die Stadt zog mit zahlreichen städtebaulichen Maßnahmen nach. Zunächst wurden in der ehemaligen Bahnhofstraße und jetzigen Willy-Brandt-Straße die baulichen Voraussetzungen für die Anlage eines Radweges entgegen der Einbahnstraße hergestellt. 2007 wurden schließlich die Planungen für die Rekonstruktion der Stralsunder Straße durchgeführt und öffentlich diskutiert. Im Ergebnis konnten im Jahr 2008 Stellplätze für ca. 22 Fahrzeuge zwischen der Stralsunder Straße und der Bahntrasse errichtet werden. Ende 2008 kam eine neue Fahrradabstellanlage für 120 Fahrräder hinzu. Der abschließende Ausbau der Stralsunder Straße ist für 2010 vorgesehen. Damit sind die Maßnahmen rund um den Bahnhof aber noch nicht abgeschlossen. Im Bereich des alten Busbahnhofes, südlich des Bahnhofsplatzes an der Stralsunder Straße, laufen derzeit die Vorbereitungen für die Errichtung eines P & R Stellplatzes für ca. 360 PKW. Bei Bestätigung der entsprechenden Förderung und Abschluss der Planungen kann mit dieser Maßnahme in Kürze begonnen werden. Zur Verknüpfung dieser neuen Stellplatzanlage mit den Anlagen der Deutschen Bahn AG bemüht sich die Stadt Oranienburg um die Schaffung eines sogenannten südlichen Bahnhofsabganges. Mit dieser gemeinsam mit der DB AG geplanten Maßnahme wäre dann ein weiterer Schritt zur Verbesserung der Umsteigebeziehung vom motorisierten Individualverkehr zum öffentlichen Personennahverkehr geschaffen. Dies wird die zahlreichen Oranienburger Bahn- und Busreisenden ebenso freuen wie die Besucher der Stadt, die hoffentlich nicht nur zum Umsteigen nach Oranienburg kommen.

Stephan Bernard Tiefbauamt Oranienburg 25


Das Oranienburger Schloss das alte Herz der Stadt in neuem Glanz Marianne Kordecki

Die sanierte Südfassade mit dem Haupteingang

Das Oranienburger Schloss steht nicht nur seit mehr als 350 Jahren im Zentrum der Stadt, es ist nach vielen Jahrzehnten, in denen es die unterschiedlichsten Nutzungen erfuhr, seit nunmehr 10 Jahren endlich öffentlich zugänglich und ein Anziehungspunkt für die Oranienburger und ihre Gäste. Wo heute einer der schönsten Barockbauten Brandenburgs steht, befand sich seit dem 12. Jahrhundert eine Wasserburg, die im 16. Jahrhundert zum Jagdschloss umgenutzt worden war. Zu dieser Zeit lag südwestlich dieses Schlosses die Siedlung Bötzow. Anlässlich eines Jagdausfluges kam Louise Henriette von Oranien-Nassau, die Gattin des Großen Kurfürsten, Mitte des 17. Jahrhunderts in den Oranienburger Forst und fand Gefallen an dieser Gegend, da das flache Land und die zahlreichen Gewässer an ihre niederländische Heimat erinnerten. Der Große Kurfürst schenkte ihr daraufhin das Gut Bötzow. Dies war die Geburtsstunde der heutigen Stadt Oranienburg, da Louise Henriette sich hier wenig später niederließ.

Der Zustand des Schlosses vor der Sanierung

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Im Jahr 1651 begann unter Leitung der Architekten Johann Gregor Memhardt und Michael Matthias Smidts der Neubau eines frühbarocken Schlosses, des heutigen Mittelbaus des Schlosses Oranienburg. 1655 konnte Louise Henriette ihr Schloss beziehen, die Bautätigkeit endete zunächst mit ihrem frühen Tod im Jahr 1667. Ihr Sohn Kurfürst Friedrich III., seit 1701 König in Preußen, erfüllte jedoch ihr Testament und ließ das Schloss durch den späteren „Churfürstlich Brandenburgischen Oberbaudirektor“ Johann Arnold Nering und den Architekten Martin Grünberg zu einer H-förmigen Anlage erweitern. Aus dieser Zeit stammen unter anderem die bis heute erhaltenen Fassaden und die Bauinschriften am ältesten Teil des Hauses. Es folgte ein Jahrhundert, in dem die Schlosskapelle errichtet, die Nordpavillons mit Türmen bekrönt, verschiedene Schlossgemächer neu eingerichtet und die Orangerie im Schlosspark erbaut wurden. Später schenkte König Friedrich Wilhelm II. das Schloss seiner Schwiegertochter Kronprinzessin Luise, die hier bis 1795 tageweise Aufenthalt nahm. 1802 wurde es schließlich ganz geräumt und 1803 an den Fabrikanten Hempel verkauft, der hier eine Baumwollfabrik einrichtete. 1841 eröffnete der Fabrikant Runge eine Schwefelsäurefabrik, die 1842 den Ostflügel in Brand setzte, der daraufhin abgebrochen werden musste. 1851 wurde das Schloss an den Intendanten der Königlichen Schlösser und Gärten übergeben, 1920 erfolgte die endgültige Eigentumsübertragung auf den preußischen Staat, nachdem das Gebäude zuvor teilweise als Lehrerseminar genutzt worden war. 1933 begann der Umbau des Schlosses zur SS-Kaserne, aus dieser Zeit stammt auch der Ergänzungsbau auf der Nordseite des Schlosshofes. Die militärische Nutzung großer Teile des Schlosses, zuletzt durch die Kasernierte Volkspolizei der DDR, endete erst 1990. Nach jahrelangem Leerstand entschloss sich die Stadt, das Schloss zu erwerben. Eine gleichermaßen mutige wie richtige Entscheidung. Die Bestandsaufnahme des baulichen Zustandes fiel jedoch zunächst ernüchternd aus. Während der Ergänzungsbau aus den Jahren 1938/39 in einem guten Zustand war und hier sehr schnell die städtische Verwaltung einziehen konnte, befand sich das barocke Schloss in einem desolaten Zustand.


Historische Schlossansicht aus dem frühen 18. Jahrhundert

Die restaurierten Attikafiguren über dem Hauteingang

Voraussetzung für die denkmalgerechte Sanierung war eine sorgfältige restauratorische Bestandsuntersuchung

Detailzeichnung aus den restauratorischen Untersuchungen

Gut sichtbar waren zunächst die Schäden an den Fassaden. Putz, Fenster, Türen und Sandsteinelemente waren umfassend erneuerungsbedürftig. Schnell zeigte sich jedoch, dass auch die Tragstruktur, insbesondere Wand- und Deckenkonstruktionen durchgreifend sanierungsbedürftig waren. Dass die gesamte technische Infrastruktur des Schlosses auf einen zeitgemäßen Standard gebracht werden musste, verstand sich ohnehin von selbst. Wichtiger Partner bei der Vorbereitung und Durchführung der Sanierung waren die zuständigen Denkmalbehörden. Schnell bestand Konsens darüber, dass bauliche Eingriffe nur dort stattfinden durften, wo die originale Substanz bereits stark gestört war. Im Wesentlichen wurde der Bauzustand von 1750 als Maßstab für die Sanierung des Gebäudes festgelegt, wobei verloren gegangene Raumsequenzen wiederhergestellt wurden, ohne sie in Ausstattung und Baudetails nachzubilden. Notwendige Einbauten, die sich aus der beabsichtigten musealen Nutzung ergaben, wurden nicht mit dem Gebäude verbunden, sondern sind als moderne, eigenständige Ausbauelemente sichtbar geblieben. Wer glaubt, dass unsensible Umbauten und Eingriffe in historische Bausubstanz eine Erfindung der jüngeren Vergangenheit sei, irrt. Im Mittelbau des Schlosses, dem sog. Corps des logis, wurden zum Beispiel durch Umbauten des 17. Jahrhunderts die ursprünglichen Fenster ersetzt. Die damals eingebauten Schiebefenster veränderten nicht nur Fensterformate und –gliederung, es

wurde auch erheblich in das statische Gefüge des Gebäudes eingegriffen - und das nicht unbedingt zu dessen Vorteil. Auch Farbfassungen der Fassade, Fassadendekorationen und die Innenausstattung waren starken Veränderungen unterworfen und sind durch die zahlreichen Um- und Anbauten sowie die zum Teil industriellen Nutzungen des Gebäudes in weiten Teilen nicht mehr nachweisbar. Umso spannender war die Aufgabe für Denkmalpfleger und Restauratoren, möglichst viele Details aus den unterschiedlichen Bauphasen zu finden, zuzuordnen, zu sichern und teilweise wiederherzustellen. Rd. 9 Mio. Euro flossen in die Sanierung des wichtigsten Gebäudes der Stadt, rd. 1,2 Mio. Euro davon aus Städtebauförderungsmitteln für die Wiederherstellung der baulichen Hülle. Westflügel und Corps de logis des Schlosses werden heute durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten genutzt, die das Schloss im Jahr 1999 mit einer überregional stark beachteten und von Königin Beatrix der Niederlande sowie dem damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau eröffneten Ausstellung über das Haus Oranien der Öffentlichkeit übergaben. Seit 2001 betreibt die Schlösserstiftung das Schlossmuseum, dessen Schwerpunkte die Darstellung der engen künstlerischen Beziehungen Preußens zu den Niederlanden bilden. Als weiterer Nutzer zog das Kreismuseum Oberhavel in das Gebäude ein und rundet so den „Kulturstandort“ Schloss Oranienburg ab. Da die Stadt Oranienburg bis heute kein eigenständiges Rathaus besitzt, hat auch der Bürgermeister hier seinen repräsentativen Amtssitz, während die städtische Verwaltung weiterhin im Ergänzungsbau nördlich des Schlosses untergebracht ist. So ist das Schloss heute nicht nur Museum. Es wird hier auch regiert, wenn auch nicht mehr im Stil der preußischen Könige.

Marianne Kordecki Hochbauamt 27


Oranienburgs historischer Stadtkern - Gegenstand eines besonderen Planungsverfahrens Rose Fisch

einzige Verbindung von Altstadt und östlichem Stadtteil, verdeckte mit ihren Rampen das Schloss und durchschnitt den Schlossplatz. Aufgrund dieser konfliktreichen Situation fasste die Stadt Oranienburg gemeinsam mit dem Sanierungsträger und dem Bauministerium des Landes den Entschluss, ein moderiertes diskursives Planungsverfahren zur Entwicklung der Ortsmitte durchzuführen. Das diskursive Verfahren Diskursive und moderierte Planungsverfahren dienen dazu, bestehende Planungskonflikte unter Einbeziehung der Planungs- und Entscheidungsträger sowie Vertretern der politischen Gremien mit den beauftragten Gutachtern zu diskutieren und tragfähige Lösungen anzustreben. In einem solchen offenen Verfahren sollen Leitlinien und Konzepte für Teilbereiche oder sektorale Inhalte gemeinsam in der Diskussion erarbeitet werden, um hieraus eine konsensfähige Planung durch die Gutachter erarbeiten zu lassen, um diese dann erneut abzustimmen. Oranienburg im Jahr 2000

Beteiligte Büros und Gutachter: Vorbereitungsphase: Koordination und Freiraum: Rose Fisch Landschaftsarchitektur Baugeschichte und Städtebau: Eichstädt/Emge Verkehrsplanung: Prof. Staadt Diskursives Verfahren: Koordination: Rose Fisch Landschaftsarchitektur Gutachter: Gutachtergemeinschaft Gruppe Planwerk, Städtebau und Federführung der Gutachtergruppe bgmr, Freiraumplanung Hoffmann +Leichter, Verkehrsplanung Prof. Obermeyer, Wasserbau Moderation, Prof. Dittmar Machule Bewerbung Landesgartenschau Rose Fisch Landschaftsarchitektur

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Nach Abschluss der Sanierung des Schlosses, der Erneuerung der Orangerie im Schlosspark und der Verlagerung der B 96 und damit eines Großteils des Durchgangsverkehrs (2003) waren die planerischen Voraussetzungen für eine Entwicklung der barocken Stadtquartiere am Schloss Oranienburg geschaffen worden. Trotz verschiedener bauhistorischer und städtebaulicher Gutachten und Planungen war es bis dahin nicht gelungen, diesen Quartieren entscheidende Entwicklungsimpulse zu geben. Bisherige Planungen fanden keine gegenseitige Akzeptanz bei den verschiedenen Vorhabensträgern, es kam zur Stagnation, oft führten sie zu Konflikten, häufig auch mit den zuständigen Denkmalbehörden, da die Denkmalschutzwürdigkeit im stark kriegszerstörten ehemaligen Stadtkern manchmal nur schwer zu vermitteln waren. Das Zentrum war fast frei von Bebauung, vis-a-vis des Schlosses stand ein maßstabsloser Gebäudekörper (Staatsbank), die Straßenräume ließen Historisches vermissen. Die Brücke über die Havel,

In einem diskursiven Verfahren wurde für Oranienburg die Chance gesehen, zu umsetzbaren Ergebnissen zu kommen und nicht wie bisher, jede Planung im Konflikt enden zu lassen. Als Vorbereitung des Verfahrens gab es für die städtischen Verfahrensbeteiligten eine Einführung durch gebietskundige Sach- und Fachexperten zur Baugeschichte, zum Städtebau, zu Verkehr und Freianlagen, um alle Beteiligte auf einen einheitlichen Sachstand zur Gesamtproblematik zu bringen. Es wurden in dieser Phase erste Vorgaben und Entwicklungsszenarien für das Gebiet formuliert. Die Vergabe der komplexen gutachterlichen Leistungen im diskursiven Verfahren erfolgte im Rahmen eines VOF-Verfahrens an eine Arbeitsgemeinschaft aus Stadt-, Verkehrs- und Landschaftsplanern, die Federführung lag bei den beteiligten Stadtplanern. Erster Schritt in dem Verfahren war die Entwicklung eines Leitbildes anhand von Thesen, die Gutachter und Moderator vorbereitetet hatten und das zur Einigung auf ein von den Gutachtern entwickeltes Logo führte (1. Workshop). In diesem Zusammenhang wurden die Bedeutung des historischen Erbes der


Stadt diskutiert und auch die Licht- und Schattenseiten, die das Leben der Stadt prägen. Es ging darum, aus der Geschichte neue Kraft und Impulse für die Erneuerung des alten Stadtkerns zu schöpfen. Die Stadt erwartete ein Aufzeigen von Mitteln und Wegen, wie die Ortsmitte städtebaulich so qualifiziert werden kann, dass sich ihr Erscheinungsbild den historischen Wurzeln würdig zeigt und die Bauflächen vor dem Schloss für Investitionen attraktiv werden. Die Stadt war bereit, hierzu entsprechende Vorleistungen im öffentlichen Raum zu erbringen und zu finanzieren. An diesem Prozess waren die städtischen Ämter, die Kreisverwaltung, Vertreter der verschiedenen Ministerien des Landes und Landesämter, Beigeordnete der Stadt, die Stiftung der Gedenkstätten in Brandenburg und andere Träger des öffentlichen Lebens beteiligt. Als gemeinsames Ziel wurden folgende Grundsätze formuliert: - Stärkung der Einheit von Schloss, Schlossplatz und Park unter Umgestaltung der nördlich an den Schlosspark angrenzenden Flächen, die bis 1989 von den Grenztruppen der DDR genutzt wurden, - Verbindung der Stadt mit der Havel, um dem Stadtbild eine repräsentativere Flusslandschaft wiederzugeben, - Betonung der Formsprache des Barocks im Stadtgrundriss und deren Erfüllung mit neuen Leben, um daraus Anforderungen an eine künftige Bebauung der Quartiere ableiten zu können. In einer weiteren Planungsphase und dem zweiten Workshop stellten die Gutachter die Umsetzung dieser Ziele und Grundsätze in Form von Szenarien vor. Wesentliche Kernpunkte der neuen städtebaulichen Konzeptionen waren: - Die Einfügung einer 3. Straßenachse zwischen Havel und Berliner Straße zur Wiederannäherung an den historischen Stadtgrundriss, - Der Neubau und die Absenkung der Schlossbrücke mit einer veränderten Verkehrsführung als Voraus-

Das Ergebnis des Gutachterverfahrens – die historische Mitte zeigt neue Konturen

setzung für die Wiederherstellung des historischen Schlossplatzniveaus und eines räumlichen Platzzusammenhangs, - Die Gestaltung der Uferzonen an der Havel mit einem Schiffsanleger, - Die denkmalgerechte Wiederherstellung des Schlossparks unter Einbindung der nördlich angrenzenden Flächen und unter Wahrung der barocken Parkelemente im Schlosspark, - Die Aufwertung des Straßenraumes und Freimachung der Baublöcke südlich des Schlosses, ggf. für Interimslösungen. - Studien für eine bauliche Entwicklung der o. a. Quartiere, die sich im Volumen, Höhenentwicklung und Maßstäblichkeit an der historischen Bebauung orientieren und sich auf das Schloss beziehen sollen, aber eine neue Architektursprache zeigen können. Die Vorschläge wurden von den Teilnehmern in

einem breiten Diskurs erörtert und fanden, bis auf die Bedenken der Denkmalbehörde zum Umgang mit den barocken Parkelementen im Schlosspark, eine breite Zustimmung. Für den 3. Workshop wurden die Ergebnisse des 2. Workshops in einem Gesamtkonzept (Entwicklungskonzept) einschließlich Vorschlägen zum Verfahren, zur Durchführung und zur Finanzierung zusammengeführt, mit den Beteiligten erörtert und von diesen abschließend bestätigt. Innerhalb des Sanierungsgebiets konnten die im Konsens entwickelten Projekte im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms finanziert werden, für den Umbau der Berliner Straße und den Neubau der Schlossbrücke übernahm der Landesbetrieb für Straßenwesen die Verantwortung. Hinsichtlich des Sanierungsbedarfs im Havelbereich und der Zuständigkeit gab es jedoch weiteren Abstimmungsbedarf zwischen der Stadt, dem Wasserstraßenschifffahrtsamt und dem Landesstraßenbauamt. 29


Das Modell der Schlossbrücke an neuem Standort zeigt die Chancen für den Schlossplatz

Die Neringstraße als neu geschaffene barocke Straßenachse

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Durch die erklärte Gesprächsbereitschaft der in diesem Fall beteiligten Ämter zeigten sich jedoch am Horizont Lösungen des Problems. Auch die technische Machbarkeit der Straßenverlegung und des Brückenneubaus musste weiter untersucht werden. Für die Entwicklung und Erneuerung der Landschafts- und Freiräume, für touristische Angebote und Ausstattungen wurde ein geeignetes Instrument der Finanzierung gesucht und in der Durchführung einer Landesgartenschau gefunden, für die zeitgleich das Bewerbungsverfahren für die Landesgartenschau 2009 im Land Brandenburg in Angriff genommen wurde. Bewerbung Landesgartenschau 2009 Die Rahmenbedingungen für eine Bewerbung Oranienburgs waren hinsichtlich der erforderlichen Synergieeffekte zwischen Städtebau – Tourismus – Freiraum-/ Landschaftsentwicklung in besonderer Weise gegeben und in dem Verfahren heraus-gearbeitet worden. Darüber hinaus verfügt Oranienburg über eine gartenkulturelle Bindung, welche über die Stadt hinaus für die Region und für das Land Brandenburg von herausragender Bedeutung ist. Durch eine Vertiefung der historischen Recherche wurde die Rolle der Stadtgründerin Louise-Henriette von Oranien Nassau, die Gemahlin des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm für den Gartenbau in Brandenburg deutlich. Sie liebte den Ort, der damals noch Bötzow hieß, wegen seiner weitläufige Wiesen und dem Wasserreichtum - eine Landschaft, die sie an ihre holländische Heimat erinnerte. Von ihrem Gemahl bekam sie den Ort als Geschenk und aus Bötzow wurde Oranienburg. Neben ihren bau- und gartenkünstlerischen Ambitionen, welche sie bei der Errichtung von Schloss und Park zeigte, setzte sie fortschrittliche holländische Techniken des Land- und Wasserbaus ein, Techniken, die noch heute das Bild der Kulturlandschaft im Land der Oberhavel prägen. Mit einer aus Holland importierten Wasserbautechnik, mit der Anlage von Windschutzhecken und Alleen gestaltete sie das Bild der Kulturlandschaft. Auf Musterhöfen wurden holländische Anbaumethoden und Viehwirtschaft praktiziert, die zu einem gewissen Wohlstand nach dem 30 jährigen Krieg führten. Als Erste führte sie

Kartoffeln, Spargel und Ananas in Brandenburg ein. Peter J. Lenne’ nahm diesen ganzheitlichen Grundgedanken in seinem Verschönerungsplan für Potsdam und nicht nur dort wieder auf. Oranienburg wurde zur Wiege der modernen Landwirtschaft und des Gartenbaus in Brandenburg und Preußen. Mit diesem Bild des gartenkünstlerischen und gartenkulturellen Erbes und mit einer zeitgemäßen Interpretation für die zukünftige Entwicklung der Gartenkunst und Gartenkultur bewarb sich Oranienburg um die Landesgartenschau 2009. Damit wollte Oranienburg auch der Region gartenkulturelle Impulse geben und ein Forum für vielfältige Initiativen im ländlichen Raum sein. Die Gestaltung des neuen Parks nahm diese Grundidee auf, die Fläche erfuhr eine Gliederung mit einem System aus Gräben, auf den dazwischen liegenden Feldern stellten sich wie „Flüchtlinge“ aus dem historischen Schlosspark Gartenzimmer ein, die in ihrer Geschlossenheit besonderen Gartenthemen vorbehalten blieben. Zu diesen gehört das aktuelle Spektrum des gartenarchitektonischen Diskurses und den Herausforderungen an eine neue Garten- und Landschaftskultur. Mit diesem Konzept, erhielt die Stadt Oranienburg im Jahr 2005 den Zuschlag für die Landesgartenschau 2009,die inzwischen Realität ist und der Stadt ein neues Gesicht gab. „Was Louise Henriette schuf, es hat das Kleid gewechselt, aber die Dinge bleiben und der Segen lebt fort“ (Theodor Fontane).

Rose Fisch Landschaftsarchitektur


Ein Stadtquartier verändert sein Gesicht Dr. Steffen Ott, Bettina Krause

Folgende Planungsziele wurden im Konsens mit allen Beteiligten entwickelt und werden seitdem Schritt für Schritt umgesetzt:

• Visualisierung der geplanten Bebauung

Das städtebauliche Entwicklungskonzept

Blick von der Breiten Straße vor der Neuordnung

Städtebauliche Missstände gab es zahlreiche zu Beginn der Sanierungsmaßnahme „Innenstadt“ Oranienburg. Ein besonders markanter war der Zustand des Quartiers zwischen Breite Straße, Havelstraße, Bötzower Platz und Kanalstraße. An einer wichtigen Zufahrt zum Stadtzentrum und in Blickweite zum Schloss gelegen waren wie an vielen anderen Orten der Stadt die historische Bausubstanz durch Kriegszerstörungen nur noch rudimentär erhalten und die verbliebenen Gebäude durch Leerstand und einen schlechten Erhaltungszustand stark in Mitleidenschaft gezogen. Gewerblich genutzte Brachflächen, eine leer stehende Kaufhalle und die ausschließlich autogerecht gestaltete Breite Straße waren nicht nur den Oranienburgern ein Ärgernis, auch Besucher fühlten sich nicht positiv angesprochen. Lediglich die Ostseite des Bötzower Platzes war durch eine geschlossene Blockrandebauung neu gefasst worden, wodurch zumindest hier wieder eine innenstadtadäquate Raumstruktur hervorgebracht hatte. Diese komplexe städtebauliche Problemlage führte dazu, dass im Jahr 2006 ein Blockkonzept beauftragt und bearbeitet wurde, um die Entwicklungspotentiale dieses innerstädtischen Areals zu untersuchen und nutzbar zu machen.

Erstellung eines städtebaulichen Gesamtkonzeptes für die Integration von hochwertigem innerstädtischem Wohnungsbau, teilweise auch mit gewerblicher Funktionsunterlagerung im Erdgeschoss; Wiederherstellung wesentlicher Merkmale des denkmalgeschützten Stadtgrundrisses; denkmalgerechte, ortsbildtypische und zeitgemäße Schließung der Blockränder, teilweiser Rückbau leer stehender Gebäude, überwiegend im Blockinnenbereich; Aufzeigen von Entwicklungsmöglichkeiten für die vorhandenen gewerblichen Nutzer unter Beachtung der Immissionsschutzproblematik und Erarbeitung von alternativen Lösungsmöglichkeiten in Abhängigkeit vom künftigen Bestand der gewerblichen Nutzungen; Optimierung der inneren und äußeren Erschließung des Blockes und Unterbringung von ausreichenden Flächen für den ruhenden Verkehr einschließlich deren Gestaltung; Festlegung von wesentlichen Anforderungen an die Baukörpergliederung sowie die Gestaltung der Dächer und Fassaden; Visualisierung.

In den seit Erstellung des Blockkonzeptes vergangenen drei Jahren konnte die Breite Straße neu gestaltet werden, einzelne Gebäude saniert und das Grundstück der früheren Kaufhalle neu bebaut werden. Weitere Ordnungsmaßnahmen werden folgen und auch die Schließung der Blockränder ist ein Ziel, das noch seiner Umsetzung harrt.

Dr. Steffen Ott Bettina Krause SPOK - Stadt Planer Ott & Krause

Fassadenabwicklung Breite Straße mit geschlossener Straßenfront

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Die Landesgartenschau 2009 Oranienburg – ein Meilenstein nicht nur für Gartenfreunde Matthias Franke

auch an eine holländische Polderlandschaft, in der Gräben das dominierende Gliederungselement sind. Sie werden von Eschen sowie Hasel- und Zierapfelspalieren gesäumt, die die vertikale Gliederung des Raumes bilden. 14 an die Niederlande erinnernde, geschwungene Parkbrücken verbinden die orthogonalen Wege, die 16 jeweils 1.000 qm großen Gartenzimmer erschließen.

Der neu geschaffene Schlosshafen mit Wasserwanderstützpunkt – eine der Attraktionen der Landesgartenschau

Einer der zahlreichen Gräben, die holländisches Flair im Neuen Park erzeugen

Einer der vielen Blühaspekte im Sommer 2009

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Nachdem 2005 die Entscheidung gefallen war, den Zuschlag für die brandenburgische Landesgartenschau 2009 der Stadt Oranienburg zu erteilen, war zunächst die Freude groß, aber wenig Zeit zum feiern. Schließlich sollten nur knapp vier Jahre später der alte Schlosspark rekonstruiert und ein neuer Park angelegt sein, ehemalige Panzerhallen umgebaut und zwei Hafenbecken geschaffen werden und nicht zuletzt viele Bäume wachsen und Pflanzen blühen. Das maßgeblich von der Landschaftsarchitektin Rose Fisch entwickelte Grundkonzept der Landesgartenschau sah von Beginn an drei wesentliche Parkbereiche vor, den alten Schlosspark, den Neuen Park auf ehemaligen Militärflächen und den Hafen zwischen Havel und früheren Panzerhallen. Der in einem diskursiven Planverfahren entwickelten gestalterischen Grundidee stand Prinzessin Louise Henriette von Oranien-Nassau Pate, die im 17. Jahrhundert aus Holland nach Oranienburg kam und sich Landwirtschaft, Gartenbau und Gartenkunst in besonderem Maße verpflichtet fühlte. Die Gestaltung des Neuen Parks erinnert daher

Dienten Gräben, wie sie Louise Henriette einst anlegen ließ, der Entwässerung der Landschaft, so stellen die heutigen Gräben, die zum Teil an historisch nachweisbarer Stelle wiedererrichtet wurden, die Speisungen des neuen, ausgefeilten Bewässerungssystems für das Parkgeländes sicher. Zu diesem System, das sich im Wesentlichen aus dem Oranienburger Kanal speist, zählt auch der Schlossteich mit seiner Fontäne, die nicht nur optisch sehr reizvoll ist, sondern vor allem das System mit Sauerstoff versorgt. Alle Gräben sind durch ein Schieber- Rohrsystem miteinander verbunden, so werden alle Gräben stetig durchströmt. Herzstück der Anlage ist ein Teichgarten. Hier wird das zirkulierende Wasser über einen mit Schilf bestandenen Bodenfilter dem Beregnungssystem zugeführt. Ein Pumpensystem wälzt das Wasser um und speist das aktive Bewässerungssystem mit mehr als rund 400 Einzelregnern. Die 16 Gartenzimmer liegen überwiegend leicht erhöht über dem übrigen Gelände und sind jeweils einer Facette des Lebens der Louise Henriette bzw. ihrer Zeit gewidmet. Nach außen, durch verschiedene Heckenstrukturen abgeschirmt, stellen die Gartenzimmer intime Räume dar, in denen diese unterschiedlichen Themen Platz finden ohne die klare Grundstruktur des Entwurfes zu überformen. Die quadratische Grundform der Gartenzimmer geht direkt auf historische „Bosketts“ (Wäldchen) zurück und schlägt so den Bogen von der aktuellen Garten- und Landschaftsarchitektur zurück zu den gartenkünstlerischen Ambitionen Louise Henriettes.


Landesgartenschau Oranienburg 2009 - Schauplan 1

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Layout: Seebauer, Wefers und Partner GbR | Stand: 19.03.2009

Landesgartenschau 2009 Oranienburg - Schauplan

Traumlandschaften in Bosketten 1

Vergänglichkeit

2

Zwiegespräch

3

Krieg & Frieden

4

Geheimnis

5

Toleranz

6

Leichtigkeit

Traumlandschaften in Gartenzimmern

Legende

1

Eifer

12 Herkunft

1

Schloss

12 Hafen

2

Tempora

13 Illusion

2

Zugang

13 Imker

3

Traum

14 Lust

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Besucherzentrum

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Einsamkeit

15 Geschick

4

Orangerie

5

Liebe

16 Entspannung

5

Bühnen

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Glaube

17 Hoffnung

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Marktmeile

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Luxus

7

Heckentheater

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Zuversicht

8

Mustergräber

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Freude

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Puppenbühne

10 Familie

10 Spiellandschaft

11 Zukunft

11 Blumenhalle

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Eingangsbereich rekonstruiert. Üppige Gehölz- und Staudenpflanzungen sowie eine Streuobstwiese und ein Küchengarten am Rande des Parks runden das Bild ab.

Das barocke Parktheater verzauberte die Gäste der Landesgartenschau

Gräben, Baumreihen, Wegeachsen und Gartenzimmer werden akzentuiert durch Staudenbänder und abgesenkte Wiesenflächen, die neben einer Vielzahl von Wechselpflanzungen auch Raum bieten für Kinderspiel und Kontemplation. Säuleneichen markieren dem Besucher Auftakt und Ende des Neuen Parks.

Blütenpracht im Frühjahr 2009

Im Gartenzimmer „Traum“ lässt es sich komfortabel entspannen

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Folgt man dem Weg entlang des Hauptgrabens, erhält der Betrachter Sicht auf die Blumenhalle im Norden des Neuen Parks. Den Mittelpunkt dieser Achse markiert die moderne Skulptur Louise Henriettes. Durch ihre abstrakte Formgebung bietet sie ausreichend Platz für individuelle Interpretationen. Größe und Ausrichtung erzielen eine besondere Fernwirkung, die schon vom Eingangsbereich her zu erahnen ist. Für die Landesgartenschau bildet die Skulptur den Mittelpunkt der Inszenierung der „Traumlandschaften einer Kurfürstin“, die sich in der thematischer Ausgestaltung der einzelner Gartenzimmer präsentiert. Wesentlicher, aber erheblich zurückhaltender gestalteter Teil des Landesgartenschaugeländes ist der denkmalgeschützte historische Schlosspark. Seine Grundstruktur geht zurück auf eine barocke Anlage, die im Laufe der Jahrhunderte jedoch mehrfach überformt und mangels denkmalgerechter Pflege nur noch schwer zu erkennen war. Heute reicht eine Sichtachse vom barocken Portal bis zum westlichen Ende des Parks. Sechs Boskette mit unterschiedlichen Unterpflanzungen spiegeln ebenso wie die Gartenzimmer verschiedene Bilder wie „Vergänglichkeit“, „Toleranz“, „Geheimnis“ und andere wider. Daneben wurden der Schlossteich erneuert und der

Dritter Teil des Landesgartenschaugeländes ist der Wasserwanderstützpunkt am Hafen. Dort wo während der Landesgartenschau eine nachgebaute niederländische Staatsyacht im Wasser lag, befanden sich vor mehreren Jahren noch Beton, Schutt und Fahrzeugrampen. Heute gibt es hier einen Liege- und einen Servicehafen und zwei umgebaute Panzerhallen, von denen während der Schau eine als Blumenhalle und die andere als Ausstellungshalle genutzt wurde. Der dazwischen liegende Hof strahlt eine mediterrane Atmosphäre aus und ist ein Anziehungspunkt für jung und alt. Nach der Landesgartenschau können hier Wasserwanderer rasten, duschen, kochen und zelten und in der Blumenhalle Kaffee und Kuchen unter Palmen und anderen Pflanzen genießen. Was heute so selbstverständlich von Oranienburgern und den zahlreichen Besuchern besichtigt wird, war in der Umsetzung der Idee zur Landesgartenschau ein hartes Stück Arbeit. Der erste Spatenstich durch den Schirmherrn, den Ministerpräsident Matthias Platzeck im November 2006 gab den Startschuss für die ersten baulichen Maßnahmen zur Errichtung des Neuen Parks. Sie begannen im Dezember 2006 mit dem Bau des Filterund des zentralen Hochgrabens an der Nahtstelle zwischen historischer und neuer Anlage. Das gesamte Areal in einer Größe von 7 ha wurde bis zu 1,50 m tief abgetragen, gesiebt und auf verschiedene Haufwerke verbracht. Nach Analyse der von Kriegslasten und den Resten der ehemaligen militärischen Nutzung befreiten Böden konnte mit der Neuprofilierung der rund 150.000 cbm begonnen werden. Bereits im März 2007 gelangten die ersten 100 neuen Bäume der gliedernden Baumreihen auf das Gelände. Zeitgleich wurde der markante Großbonsai auf der kleinen Anhöhe gepflanzt und charakterisiert gemeinsam mit Säuleneichen und Himalayabirken das Gelände.


Die schon vor der Gartenschau sanierte Orangerie, ein attraktiver Ort für kulturelle Veranstaltungen

Der neue Park mit großzügigen Perspektiven

Im Anschluss erhielten die Gartenzimmer ihre endgültige Plateauhöhe von 30 cm über dem übrigen Gelände sowie unterschiedlichen Hecken aus vorgeformten Heckenelementen unterschiedlicher Arten. So wechseln sich immergrüne Hecken aus Eibe und Liguster mit Laub abwerfenden Hecken wie Hahnenfußdorn und Zierapfel ab. Diese zeichnen sich besonders durch ihren Blühaspekt im Frühjahr und den Farbaspekt im Herbst aus. Das Frühjahr 2007 mit seiner extrem heißen und trockenen Witterung überstanden die Pflanzen Dank der Hilfe der Oranienburger Feuerwehr unbeschadet.

Auch in Zukunft soll der gesamte Schlosspark auf einem hohen gestalterischen und floristischen Niveau bewirtschaft werden. Eine mutige Entscheidung der Stadt, die besondere Hochachtung verdient, denn wie hoch aktuell ist auch heute noch der bekannte Satz des großen Gartenarchitekten Peter Josef Lenné (1789 – 1866):

Der Familiengarten – nicht nur ein Teich, sondern auch Herzstück der Bewässerungsanlage

Der rekonstruierte alte Schlosspark

„Nichts gedeiht ohne Pflege und selbst die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert“.

Die Querung der Gräben mit geschwungenen Brücken aus Stahlbeton erfolgte nach gemeinsamer Festlegung der Wellenamplitude mit dem Behindertenverband Oranienburg ab November 2007. 3.300 qm Staudenflächen in 57.000 qm Rasenflächen bilden seit Frühjahr 2008 den blühenden Rahmen für die Integration des „Schönen und Nützlichen“ in die Landesgartenschau unter dem Motto „Traumlandschaften einer Kurfürstin“, welche die Gartenzimmer auf Ihre eigene, besondere Art floral ausgestaltet und künstlerisch interpretiert.

Matthias Franke Seebauer, Wefers und Partner GbR

Exotische Pflanzen sind im Park ebenso zu finden wie in Vergessenheit geratene Kulturpflanzen. Dazu gehören feurig blühende ebenso wie zurückhaltende, deren Schmuck ein schön gezeichnetes Blatt ist. 35


Der Schlossplatz - Oranienburgs wiederentdeckte Mitte Siegfried Reibetanz

Nach der Wende gab es viele Vorschläge für die Aufwertung des Schlossumfeldes und der Barocken Innenstadt – aber auch viele Widerstände. Die Stadt Oranienburg, die Denkmalbehörden, der Landesbetrieb Straßenwesen (zuständig für die Bundesstraßen 96 und 273 im Platzbereich) und das Wasser- und Schifffahrtsamt (zuständig für die Havel als Bundeswasserstraße) konnten sich in vielen Dingen zunächst nicht einigen. Erst 2003 gelang es im Rahmen des Diskursiven Planungsverfahrens eine breit getragene Lösung zu entwickeln und abzustimmen. Eine Gutachtergruppe, der die GRUPPE PLANWERK sowie die Planungsbüros bgmr, HOFFMANN LEICHTER Ingenieurgesellschaft mbH und Prof. Obermeyer angehörten entwickelte ein Konzept, um das barocke Ensemble aus Schloss, Schlosspark und Schlossplatz wieder zu einer Impuls gebenden, attraktiven Stadtmitte aufzuwerten. Im Mittelpunkt stand dabei die Neuordnung und Neugestaltung des Schlossplatzes zu einer der ersten Adressen Oranienburgs. Die wichtigen Entwicklungsziele dafür waren:

Der Schlossplatz nach der Neugestaltung im Mai 2009

Die städtebauliche Entwicklung Oranienburgs war von Anfang an eng mit der Entwicklung von Schloss, Schlosspark und Schlossplatz verbunden. Stadtgrundriss und Straßen der barocken Stadtanlage waren planmäßig auf den Haupteingang des Schlosses ausgerichtet, der Schlossplatz Teil des städtischen Raumgefüges. Das Schloss war nicht nur zur Zeit seiner feudalen Nutzung das kulturelle und gesellschaftliche Herz der Stadt. Der Schlossplatz im Schnittpunkt von Breiter Straße, Berliner Straße und Havelübergang hatte die Funktion eines wichtigen Verkehrsknotens, war die lebendige Mitte der Stadt und ein Ort von merkantiler Bedeutung - lange Zeit trug er den Namen Marktplatz. Prägend für die barocke Anlage war auch der direkte Bezug zur Havel – entlang des Schlosses hatte die Havel eine harte Kante, an der man flanieren konnte. Alte Pläne und Stiche zeigen den Schlossplatz als einen ungegliederten, großzügigen Raum, der im Norden vom Schloss und im Süden an den Ecken der Breiten Straße und Berliner Straße durch öffentliche Gebäude (Schule, Rathaus - später Hotel Eilers, Amthauptmannsgebäude) gefasst wurde. Wesentliche städtebauliche Veränderungen dieser Situation begannen Anfang des 19. Jahrhunderts. Mit dem Verkauf des Schlosses und seiner Umnutzung zur Baumwollspinnerei, dann Schwefelsäurefabrik 36

und später Lehrerseminar verlor der Ort seine feudalrepräsentative Bedeutung. Durch die Umgestaltung des Platzes Mitte des 19.Jahrhunderts zu einem Schmuckplatz mit Grünflächen und Bäumen, später auch baulich abgesetzten Straßenführungen ging der platzräumliche Zusammenhang immer mehr verloren. Es entstanden viele kleinere Teilflächen. Besonders beeinträchtigend waren die Folgen des Brückenneubaus Anfang der 1930er Jahre. Die Schlossbrücke wurde zugunsten der Schiffbarkeit der Havel angehoben, die daraus folgenden Rampen zerschnitten seitdem den Platz. Außerdem wurde die Brückenlage nach Norden dicht an das Schloss verschoben. Damit entstand mitten auf dem Platz und vor dem Schloss eine dominante Verkehrsanlage, die die Nutzbarkeit des Platzes stark eingeschränkte. Kriegs- und Nachkriegszerstörungen verstümmelten den Platz weiter: Mit dem Verlust großer Teile der barocken Innenstadt Oranienburgs und der Platzrandbebauung verlor der Schlossplatz sein städtisches Gepräge, das Havelufer wuchs zu. Besucher, die nach 1990 - meistens auf der Durchreise von und nach Norden - über den Schlossplatz Oranienburg fuhren, hatten kaum einen Grund anzuhalten und zu verweilen.

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Die Neuordnung der Fahrverkehrsflächen zugunsten von mehr nutzbarer Platzfläche und Aufenthaltsqualität, Der Neubau der Schlossbrücke in Verbindung mit einer Absenkung der Brückenrampen und die Verlegung der Brücke weg vom Schloss, um einen räumlichen und höhenmäßigen Platzzusammenhang wiederherzustellen, eine (weitgehend) einheitliche Befestigung mit Natursteinpflaster, um einen einheitlichen Platzcharakter zu erreichen, die Freilegung und sichtbar Machung der Havel im Platzbereich mit „harter“ Uferkante und Geländer i. V. mit der Neuanlage eines attraktiven, durchgängigen Uferwegs und die Beseitigung der Baumgruppe vor dem Schloss, um diesem wieder im Stadtraum Geltung zu verschaffen und wichtige Sichtachsen freizulegen, die Neuanlage der 3. Straßenachse als räumliche und erschließungstechnische Verbindung zwischen Schlossplatz und Kreisverwaltung.

Die Kosten für diese Maßnahmen wurden auf rund 7 – 8 Millionen Euro geschätzt.


des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) war. Glücklicherweise konnte dieses Problem relativ schnell durch eine Eigentumsübertragung auf den Landesbetrieb Straßenwesen gelöst werden.

Der Schlossplatz im alten Gewand – mehr Grünfläche als Stadtplatz

Die Baumterrassen laden zum Verweilen ein

Für die Umsetzung der geplanten Entwicklung war die Entscheidung zur Ausrichtung der Landesgartenschau (Laga) 2009 in Oranienburg ein Glücksfall. Ohne die damit verbundene politische und finanzielle Unterstützung hätte die Stadt dieses komplexe Planungsvorhaben nicht oder nur über einen sehr langen Zeitraum und mit vielen Kompromissen realisieren können. Nach der Laga -Entscheidung 2005 begannen die Vorbereitungen für die Umsetzung des Konzeptes. Dazu mussten zwischen den drei unterschiedlichen Eigentümern für Schlossplatz, Bundesstraße mit Brücke und Wasserstraße Havel grundsätzliches Einvernehmen hergestellt und die Schnittstellen und Zuständigkeiten geklärt werden. Die ernsthafteren Probleme begannen damit, dass die alte Schlossbrücke nicht, wie von allen Beteiligten angenommen, Eigentum des Baulastträgers Bundesstraße sondern

Nach den ersten Abstimmungen wurde schnell klar, dass ein Brückenneubau im Bereich der alten Schlossbrücke aufgrund von technischen Forderungen des WSA (z.B. Anforderungen an Durchfahrtshöhen für die Schifffahrt) nicht die gewünschten Verbesserungen für die Platzgestaltung bringen würde. Deshalb wurden von Prof. Obermeyer zusammen mit GRUPPE PLANWERK weitere Machbarkeitsuntersuchungen zur Lage und Höhe der Brücke sowie der Straßenführung beidseits der Havel durchgeführt. Als Ergebnis dieser Untersuchungen wurde eine neue Straßen- und Brückentrasse auf der Südseite des Schlossplatzes mit einer diagonalen Straßenverbindung über den Bereich des ehemaligen Fischerparkplatzes zur Bernauer Straße festgelegt. Diese Lösung eröffnete völlig neue Gestaltungs- und Nutzungsspielräume für den Schlossplatz. Vor dem Schloss entstand eine große, fahrverkehrsfreie Platzfläche, die offen ist für vielfältige Nutzungen. Das Platzniveau konnte nun ohne Einschränkungen durch Rampen auf das historische Höhenniveau (südlicher Schloss-Innenhof) abgesenkt werden, durch eine Unterführung unter der neuen Schlossbrücke wurde eine attraktive, sichere und durchgängige Fahrrad- und Fußgängerverbindung entlang der Havel ohne störendes Queren der Bundesstraße hergestellt. Um Baurecht für die Verlegung und den Neubau von Brücke und Straße zu erlangen wurde von der Stadt Oranienburg in kürzester Zeit ein Bebauungsplan nach § 17 Fernstraßengesetz aufgestellt. Nach komplizierten Abstimmungen über die Bedeutung und Auswirkungen der geplanten Maßnahmen - vor allem hinsichtlich des Eingriffs am Havelufer - konnte ein Planfeststellungsverfahren vermieden werden. Dies hätte die rechtzeitige Fertigstellung der Maßnahmen zur Laga gefährden können. Vor allem das WSA und Landesumweltamt zeigten sich in diesen Verhandlungen sehr kompromissbereit.

Die geplante Fällung des Altbaumbestandes vor dem Schloss wurde von den Politikern der Stadt Oranienburg und vielen Bürgern mehrheitlich abgelehnt. Daraus hätte sich die Notwendigkeit einer Umplanung ergeben, da die Absenkung des Schlossplatzniveaus mit den Bestandshöhen der Bäume nicht vereinbar war. Aber Not macht erfinderisch: Um die Höhenunterschied der Platzfläche auszugleichen, wurden hölzerne „Baumterrassen“ entwickelt, die nach der Fertigstellung ein belebendes Element des neu gestalteten Platzes wurden. Diskussionen gab es auch um die Position des Mahnmals „Die Anklagende“, das ebenfalls an die neue Platzgestaltung angepasst werden musste. Nur unter Mitwirkung des mittlerweile über 80jährigen Prof. Matthes, der bereits vor rd. 50 Jahren das Ensemble des Mahnmals geplant hatte, konnte mit der zuständigen Denkmalbehörden und dem Landeskonservator ein würdiger und urheberrechtlich gesicherter neuer Standort gefunden werden. Trotz des engen Planungs- und Ausführungszeitraumes wurden bis zur Eröffnung der Laga Schlossbrücke, Schlossplatz und Havelufer fristgerecht und in hoher Qualität fertig gestellt. Durch die Neuordnung und Neugestaltung des Schlossplatzes und seines Umfeldes hat die Stadt Oranienburg ihre historische Mitte als lebendiges Zentrum wieder gewonnen. Zwischen den Wohngebieten im Westen und der Innenstadt um die Bernauer Straße bildet der Schlossplatz mit seinen neuen Nutzungsmöglichkeiten für Aufenthalt, Wochenmarkt und sonstige Veranstaltungen heute wieder den attraktiven, öffentlichen Mittelpunkt der Stadt und ist so Impuls gebend für die Entwicklung und Aufwertung der gesamten barocken Innenstadt.

Siegfried Reibetanz GRUPPE PLANWERK 37


Die Schlossbrücke Oranienburg – ein städtebauliches Schlüsselprojekt Robert Geyer

die Vorgängerbrücke ermöglichte, und andererseits der Gestaltung des Schlossplatzensembles den größtmöglichen Raum ließ und den Eingriff in Natur und Landschaft so klein wie möglich hielt. Des Weiteren ist durch den günstigeren Kreuzungswinkel mit der Havel gegenüber der Vorgängerbrücke die Spannweite etwas geringer, was natürlich auf die Herstellungskosten und auch auf die zukünftige Unterhaltung des Bauwerks entscheidenden Einfluss hat. Dieses Kriterium war auch das ausschlaggebende bei der Entscheidung des Unterhaltungspflichtigen und Straßenbaulastträgers, der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Land Brandenburg, handelnd durch den Landesbetrieb Straßenwesen, die seit über 70 Jahren bestehende Vorgängerbrücke durch einen Neubau zu ersetzen.

Seit September 2008 rollt der Verkehr über die neue Schlossbrücke

1947 wurde die gesprengte alte Brücke aus der Havel gehoben und wieder instandgesetzt

Nähert man sich von Westen her auf Landstraßen der Stadt Oranienburg, so geschieht dies zumeist über die Bundesstraße B 273. Verbleibt man auf dieser in Richtung Stadtzentrum, erreicht man über die Breite Straße das schon von weitem sichtbare Schloss Oranienburg mit dem neu gestalteten, davor liegenden Schlossplatz. Dort wechselt abrupt die Richtung der B 273 und man fährt nach einer scharfen Rechtskurve an der Südseite entlang auf die neue Schlossbrücke zu, solange man nicht an der roten Ampel des ebenfalls neu gestalteten Knotenpunktes mit der Berliner Straße warten muss. Die neue Schlossbrücke schwingt sich in einem eleganten Bogen über die Havel. An Ihrem Hochpunkt hat man einen sehr schönen Blick auf das links liegende Schloss. Hat man die Havel überquert, führt die B 273 nun als Bernauer Straße weiter durch die östliche Innenstadt Oranienburgs. Der Standort der neuen Brücke ist im Zuge der umfangreichen Planung und Bauvorbereitung so gewählt worden, dass er einerseits ein Neubau der Brücke unter Aufrechterhaltung des Verkehrs über

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Die erste für Oranienburg dokumentierte Brücke existierte schon um 1200 im Zusammenhang mit der ersten von den Askaniern hier an der Havel errichteten Burg. Um 1550 wurde diese Burg durch ein wasserumgebenes Jagdschloss von Kurfürst Joachim den II., genannt „Hektor“, ersetzt und die Brücke als Holzklappbrücke neu errichtet. 1901 wurde dann erstmalig eine das gesamte Flussbett überspannende Brücke mit Fachwerkbögen aus Stahl fertiggestellt. Mit der Zunahme des Fahrzeugverkehrs Anfang des 20. Jahrhunderts genügte diese Brücke den Ansprüchen dann schon nicht mehr. 1934 wurde daraufhin die bis 2008 bestehende Stahltrogbrücke unmittelbar am Schloss eingeweiht. 1945 wurde die Brücke dann durch ein Sprengkommando der SS in der Mitte auseinandergesprengt. Beide Hälften des Stahltroges versanken in der Havel. Mit einer spektakulären Hubaktion wurden die Brückenhälften 1947 wieder gehoben und in der Mitte durch große Stahllaschen und Verstärkungen aus Stahl erneut zu einem Bauwerk verbunden. Dieses Provisorium bedurfte natürlich einer ständigen Unterhaltung. Viele Instandsetzungen und Reparaturen im Laufe der letzten 40 Jahre sorgten aber dafür, dass die wichtigste Verbindung der durch die Havel geteilten Oranienburger Innenstadt, immer funktionstüchtig war. 1996 wurde dann mit einer nochmaligen Verstärkung der Hauptträgerverbindungen und Erneuerung der Fahrbahn- und


Gehbahnbeläge der endgültige Countdown zur Erneuerung des Bauwerkes innerhalb der folgenden 10 Jahre gestartet. Die Planung für den Ersatzneubau begann im Jahr 2006. Nach intensiven Variantenuntersuchungen zum Standort, der Bauweise und dem statischen System war der detaillierte Entwurf Anfang Mai 2007, nach einer für heutige Bedingungen verhältnismäßig kurzen Planungszeit von 14 Monaten, fertiggestellt. Danach konnte der Neubau öffentlich ausgeschrieben werden. Die Bauleistungen wurden im August 2007 für ca. 3,1 Millionen Euro vergeben. Diese Summe trugen auf Grundlage einer Vereinbarung zu ca. 2/3 die Bundesrepublik Deutschland und zu ca. 1/3 die Stadt Oranienburg, welche Ihren Anteil zu einem großen Teil aus Fördermitteln erbrachte.

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Nach Wochen der Bauvorbereitung, in denen unter anderem das gesamte Baufeld durch die Archäologen auf der Suche nach Oranienburgs Geschichte bis in 2,70 m Tiefe umgegraben wurde, konnte der Bau noch immer nicht beginnen. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst suchte erst noch nach unliebsamen Überbleibseln der jüngeren Geschichte, fand aber zur großen Erleichterung Aller nichts dergleichen. Am 2. Oktober 2007 wurde dann symbolisch der „Erste Spatenstich“ als Start für den Ersatzneubau der Schlossbrücke durchgeführt.

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4 1: Konstruktionszeichnung der historischen Holzbrücke

3: Der Brückenschlag im April 2008

2: Archäologen begleiteten den Brückenbau von Beginn an

4: Alte und neue Brücke nebeneinander, für kurze Zeit gab es zwei Schlossbrücken in Oranienburg

Der Bau begann zunächst mit der Herstellung einer befestigten Uferkante aus Stahlspundbohlen und dem Einbringen von insgesamt zehn Stahlbetonbohrpfählen mit einem Durchmesser von 1,20 m als Bauwerksgründung. Darauf wuchsen dann recht schnell die Stahlbetonwiderlager, auf welche dann am 29.04.2008 fünf Stahlhohlkastenträger verankert wurden. Der „Brückenschlag“ war getan. Nach dem Aufbetonieren der Fahrbahnplatte, der Komplettierung der Brücke und der Herstellung der Straßenanschlüsse konnte am 1. September 2008, nach nur 12-Monatiger Bauzeit, die neue Schlossbrücke für den Verkehr freigegeben werden. Diesem Anlass wohnten ca. 2.000 Oranienburger und Gäste bei.

Während der gesamten Bauzeit gab es immer sehr viele „örtliche Bauüberwacher“ aus der Bevölkerung, die mit viel Interesse, Tipps und Ratschlägen, aber auch mit sehr viel Verständnis für die Bedingungen des Bauablaufs das Geschehen vor ihrer Haustür beobachteten. Ein paar Wochen lang konnten viele historische Fotos von zwei nebeneinander liegenden Brücken geschossen werden, bis dann der endgültige Rückbau der „alten“ Schlossbrücke am 24. September 2008 mit der Herausnahme der Haupträger besiegelt war. Im Anschluss liefen dann bis zum Jahresende 2008 noch eine Vielzahl von Arbeiten um das neue Bauwerk herum, da auch der Bereich der Havel dort neu gestaltet wurde und die Anpassung an die neugestalteten Flächen des Schlossplatzes, der Neringstraße und der Fischerstraße erfolgen musste. Mit der Ausbaggerung des neuen Havelprofils im März 2009 wurden dann die letzten Arbeiten für die neue Schlossbrücke abgeschlossen und dem Besucher offenbart sich heute ein neues, aber im historischen Sinne gestaltetes Innenstadtensemble, in dem das Schloss nunmehr die zentrale Rolle spielt und durch die Schlossbrücke nicht mehr wie viele Jahre zuvor „verdeckt“, sondern bedeutungsvoll umrahmt wird. Bei einigen „Durchfahrern“ gibt es vielleicht hier und da ein Kopfschütteln oder Stirnrunzeln, wenn er die Geschwindigkeit ob der neuen Straßenführung drosseln muss und ein paar Kurven mehr zu fahren hat, aber dafür eröffnet sich ihm jetzt ein neuer Blick auf das Zentrum Oranienburgs, der wohl immer in angenehmer Erinnerung bleiben wird.

Robert Geyer Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg Niederlassung Ost seit 2009 Ingenieurgemeinschaft Setzpfandt GmbH & Co. KG NL Eberswalde

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Ein wichtiger Partner im Stadtumbauprozess Die Oranienburger Wohnungsbaugenossenschaft eG Lutz Lachmann, Bernd Küken

Vor der Umgestaltung waren Straßenräume und Freiflächen trist und grau

Am Anfang war nur „Wüste“ Es war ein ehrgeiziges Projekt, welches in nur siebzehn Monaten Planung und Bauzeit erfolgreich umgesetzt wurde, ein von Grund auf neues, attraktives Wohnumfeld im Wohngebiet Mittelstadt zwischen Liebig-, Runge-, Bernauer und Sachsenhausener Straße zu gestalten. Die Planung begann bereits 2003 und war anfangs noch mit allerlei Problemen belastet, ehe ab Frühjahr 2004 sämtliche Arbeiten zielstrebig und planmäßig mit den vielen beteiligten Partnern durchgeführt werden konnten. Wie es drumherum aussieht geht jeden was an Entsprechend der Unternehmensphilosophie der OWG gehört zu einem komplett sanierten genossenschaftlichen Wohnungsbestand auch ein ästhetisch gestaltetes und gepflegtes Umfeld. Bei diesem in unserer Stadt bisher einmaligen Städtebau-Projekt entstand ohne Berücksichtigung der Grundstücksgrenzen in diesem wichtigen Innenstadtbereich ein neues Wohnumfeld mit Außenanlagen, Freianlagen, Parkplätzen, Gehwegen, Straßen, Begegnungs- und Kommunikationsstätten.

Die Innenhöfe heute – grüne Oasen mit vielfältigen Pflanzungen

Neu geschaffene Sitzplätze sind Treffpunkte für Jung und Alt

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Ein Gemeinschaftswerk für alle Bürger Den Anfang der Umgestaltung machten Stadtwerke und Entwässerungsbetrieb Oranienburg, die alle Grundleitungen neu verlegten und die Fernwärmeleitungen sanierten. Der Rückbau eines Fernwärmeschachtes in der Liebigstraße schaffte Raum für einen zusätzlichen PKW-Parkplatz. Ein weiteres wichtiges Anliegen der OWG wurde in diesem Areal als Pilotprojekt umgesetzt - Ein eigenes Regenentwässerungssystem. Das Regenwasser der versiegelten Flächen wird jetzt ökologisch vorbildlich für die Bewässerung der Pflanzen und Anlagen genutzt, was wertvolles Trinkwasser und nicht zuletzt Betriebskosten spart. Auch die Entwässerungsprobleme in der Liebigstraße mit ständiger lästiger Pfützenbildung gehören seither der Vergangenheit an. Park-Anlagen für’s Auge und das Gefährt Alle Vorgärten der 310 Genossenschaftswohnungen wurden neu gestaltet, im gesamten Wohngebiet viele Bäume, tausende Pflanzen, Sträucher und Gehölze gepflanzt. Dabei wurde der bisherige Baumbestand weitgehend erhalten. Mit neu angelegten Wegen sowie den umfangreichen Grün- und Erholungsflächen entstanden zusätzliche Begegnungs- und Kommunikationsstätten für die Mieter des Wohngebietes. Auch hinsichtlich der Parkmöglichkeiten wurden Lösungen gefunden und wesentliche Verbesserungen erreicht. Der „wilde Parkplatz“ im Innenhof der Sachsenhausener Straße wich einer Erholungsfläche für die Bewohner. Die entfallenen Parkmöglichkeiten wurden durch die Gestaltung des Innenhofes Rungestraße mehr als ausgeglichen. Hier konnte ein harmonisches Ensemble aus ruhendem Verkehr und Grünanlagen geschaffen werden. Mit dem Umbau der Liebigstraße inklusive der Anlage neuer Fußwege wurde die Möglichkeit des Querparkens geschaffen. Auch das Müll-Problem gelöst Eine wichtige Aufgabe war die Beseitigung der beiden Müllplätze in der Rungestraße - deren Kapazität sollte aber im Wohngebiet erhalten werden. Ein neues Müllkonzept musste also her! Mit den neuen


Müllstandsflächen in der Liebigstraße wurde auch dieses Problem gelöst. Zusätzlich wurden durch ein individuelles Abrechnungssystem und ein optimiertes Betriebskostenmanagement die Grundlagen für transparente Nebenkostenabrechnungen und damit Einsparmöglichkeiten für den Einzelnen geschaffen. Die Stadt ins Boot geholt Die Beteiligung der Stadt Oranienburg an diesem Gemeinschaftsprojekt war eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das Wohnen hier nicht nur optisch aufgewertet, sondern durch den entfallenden öffentlichen Verkehr auch wesentlich ruhiger wurde. Fazit Die vielen beteiligten Firmen und Partner an diesem bisher einmaligen Gemeinschaftswerk haben konstruktiv, partnerschaftlich und zügig zusammengearbeitet. Im Endeffekt entstand ein Projekt, welches der Einzelne weder hätte planen noch realisieren können. Profitiert haben vor allem die Mieter des Wohngebietes, aber auch die gesamte Stadt, die so ein attraktives Fleckchen zum schönen Wohnen und Leben dazubekommen hat. Weitere solche Vorhaben sind also bei der OWG stets willkommen!

Lutz Lachmann und Bernd Küken Oranienburger Wohnungsgenossenschaft eG

Die neuen Spielplätze werden gern angenommen

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Perlen wieder aufpoliert - Die WOBA auf Sanierungskurs Bernd Jarczewski

Modernes Wohnen und Denkmalschutz: Gelungen in der Bernauer Straße 61

„Es sind im Laufe der Jahrhunderte viele Wunden ins Herz der Stadt geschlagen worden. Insofern haben wir nur wenige Perlen hier um das Schloss“, sagt Hans Joachim Laesicke, Bürgermeister der Stadt Oranienburg. „Es ist wichtig, dass diese Perlen wieder aufpoliert, wieder von Patina befreit werden.“

Repräsentative Adresse im Herzen der Stadt: Das über 100 Jahre alte und liebevoll sanierte Haus Bernauer Straße 2

Zu diesen Perlen gehören das Blumenthalsche Haus am Schlossplatz, die so genannte Schnitterkaserne an der Rungestraße oder auch die Häuser in der Bernauer Straße mit den Nummern 2, 56 und 61. Allen diesen Häusern ist gemein, dass sie unter Denkmalschutz stehen, im Eigentum der Wohnungsbaugesellschaft Oranienburg mbH (WOBA) sind und fachgerecht saniert wurden. Dabei ist es der WOBA gelungen, nicht nur Historisches zu bewahren und wieder herzustellen, sondern die Objekte mit modernem Standard auszurüsten, um den verschiedensten Nutzungen gerecht zu werden: Wohnungen, Geschäfte, Arztpraxen, Gastronomie. Doch die WOBA kümmert sich nicht nur um ihre denkmalgeschützten Perlen. Im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen konnte sie viele ihrer Objekte modern und bedarfsgerecht umgestalten. Ein gelungenes Ensemble ist der Oranienburger Boulevard, der an der Bernauer Straße zum Bummeln einlädt und im Innenhof mit einer grünen Oase die Mieter verwöhnt.

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Eine der aufpolierten Perlen: Das Haus in der Bernauer Straße 56

Jede dieser Sanierungsmaßnahmen steht im Einklang mit dem wohnungswirtschaftlichen Konzept der Stadt Oranienburg, ist doch die WOBA der maßgebliche Initiator zur Erstellung dieses Konzeptes. Als Auftraggeber legt die WOBA großen Wert darauf, dass die Ausführung der Sanierungsarbeiten durch Oranienburger Firmen und regionale Unternehmen erfolgt.


Kleines Haus am Schlossplatz Hinter der Adresse Schlossplatz Nr. 5 verbirgt sich ein Bürgerhaus, erbaut im 18. Jahrhundert. Dieses schlichte Haus neben dem prächtigen Schloss wurde ursprünglich als Hofgärtnerhaus genutzt.

Ehemalige Stearin-Licht-Fabrik Das im Oranienburger Sprachgebrauch als Schnitterkaserne bezeichnete Gebäude in der Rungestraße, ursprünglich als Stearin-Licht-Fabrik Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, dient seit mehr als 100 Jahren als Wohnhaus.

1852 erwarb Louis Blumenthal das Haus und gründete hier sein Bankgeschäft.

Das sanierte Blumenthalsche Haus beherbergt heute ein beliebtes Restaurant

Das Blumenthalsche Haus hat in den zwei Jahrhunderten immer wieder kleine Veränderungen erfahren, aber alle Vorfahren haben sich bemüht, den Charakter des Hauses zu erhalten. In diesem Sinne hat auch die WOBA die Sanierung vorgenommen. In den Jahren 2007 und 2008 wurde das gesamte Objekt denkmalgerecht umgebaut und erstrahlt in neuem Glanz und neuem Leben.

Die umgenutzte Fabrik ermöglicht komfortables Wohnen in attraktiver Lage

Als Bestandteil der damaligen Chemische Produkte Fabrik Oranienburg hat sich mit diesem Haus ein Zeugnis aus der Frühphase der Industrialisierung Brandenburgs erhalten. Als Wirkungsstätte des Chemikers Friedlieb Ferdinand Runge bleibt dieser Ort immer mit der Entdeckung bedeutender Stoffe wie Koffein, Stearin oder Anilin verbunden. Die Fassadengestaltung weist auf die ursprüngliche Planung nach dem Vorbild von Friedrich Karl Schinkel hin. Detailgetreu ließ die WOBA diese Fassade restaurieren und schuf dahinter für ihre Mieter moderne Wohnungen.

Bernd Jarczewski Wohnungsbaugesellschaft mbH Oranienburg

Wohnungsbaugesellschaft mbH Oranienburg Seit 1990 ein zuverlässiger Partner, wenn es um Sanierung geht WOHNUNGSBAUGESELLSCHAFT mbH ORANIENBURG

Das Blumenthalsche Haus im Ensemble mit Schloss und Schlossplatz

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„Havelpassage“ – Bernauer Straße 18 Wolf-Dieter Wolf

Hoffnung verbunden, nicht nur einen qualifizierten Kapitalanleger zu finden, sondern auch dieses Areal in kurzer Zeit neu gestalten zu können. Unter den fünf Teilnehmern des Wettbewerbs war der Investor mit der Berliner Grundkonzept GmbH schnell gefunden. Indes musste noch einige Zeit vergehen, bis Bürgermeister und Investor bei strahlendem Sonnenschein am 26. September 1997 den Grundstein für die Havelpassage legen konnten.

Die Havelpassage – beliebtes Einkaufszentrum im Herzen Oranienburgs

Hier kauft es sich gut ein, das wissen die Oranienburger seit Eröffnung der „Havelpassage“ 1998. Ob Schuhe, Bettzeug oder tausend kleine Dinge, ob Bäcker oder Bank – das Angebot auf den über 5.000 Quadratmetern des größten innerstädtischen Einkaufszentrums ist vielfältig. Zudem verfügt die „Havelpassage“ über Büroflächen – unter anderem für das Finanzamt. Ebenso hat die Stadtbibliothek mit über 73.000 Medien – vom Buch bis zur DVD – hier ihr Domizil.

Das Grundstück vor der Neubebauung – ein städtebaulicher Missstand

Der Entwurf des Siegers im Investorenwettbewerb – Architekturbüro Giese + Giese

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Mit der „Havelpassage“ wurde eine innerstädtische Lücke geschlossen, die lange Zeit als die „schrecklichste Ecke von Oranienburg“ galt. Dabei ist diese Ecke Bernauer Straße/Sachsenhausener Straße durchaus attraktiv: Sie befindet sich nahe dem Schloss und der Havel in der Oranienburger City. Allerdings präsentierte sich diese attraktive Ecke Anfang der 1990er Jahre Einheimischen und Besuchern als verwahrlostes Areal. Aber: „Dieser innerstädtische Bereich prägt in besonderem Maße das Erscheinungsbild Oranienburgs“, schrieb die Stadt Oranienburg 1992, als sie einen Investorenwettbewerb auslobte, um Investoren für ein Versorgungs- und Dienstleistungszentrum an dieser Stelle zu gewinnen. Der Wettbewerb war mit der

Denn Hindernisse waren reichlich aus dem Weg zu räumen, bevor die Bagger anrücken konnten: Die Genehmigungen weiterer großflächigen Einzelhandelsflächen erforderten eine Korrektur des wirtschaftlichen Konzeptes, die Klärung der komplizierten Eigentumsverhältnisse an den Grundstücken brauchte drei Jahre Zeit, schließlich war Baurecht zu schaffen. Einzig mit einem der Oranienburger Probleme hatte die Grundkonzept GmbH keine Schwierigkeiten: Weltkriegsbomben wurden auf dem Baugelände der Havelpassage keine gefunden. Gemeinsam mit der Stadt und dem Sanierungsträger wurden letztendlich die Hindernisse aus dem Weg geräumt. Zum Weihnachtsgeschäft 1998 konnten die Läden in der Havelpassage öffnen. Ein attraktives innerstädtisches Einkaufszentrum, komplett finanziert mit privatem Kapital, war entstanden. Inzwischen ist das von den Architekten Dieter und Rainer Giese, Bremen, entworfene, zweigeschossige Gebäude ein prägender Teil der Oranienburger Innenstadt und fügt sich hier, unweit des Schlosses und vis-a-vis des alten, denkmalgeschützten Forsthauses hervorragend in das Stadtbild ein. Inzwischen entstand auf dem benachbarten Grundstück, Bernauer Straße 16, ein weiteres Büro- und Geschäftshaus des Investors Grundkonzept. Oranienburgs Innenstadt ist attraktiv.

Wolf-Dieter Wolf GRUNDKONZEPT Berlin GmbH


Das Ärztehaus Breite Straße 7 Angela Petzi

ment-Dachplatten prägen das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes. Bezeichnend für die gewählte architektonische Formensprache ist die Reduzierung auf das Notwendigste. Eine Historisierung ist nicht gewollt, die moderne Architektur steht im Vordergrund und bildet einen Kontrast zur angrenzenden historischen Bebauung.

Die moderne Straßenfassade schafft einen neuen Akzent in der Breiten Straße

Wo noch vor einigen Jahren eine leer stehende Kaufhalle das Stadtbild nicht gerade schmückte, steht heute ein anspruchsvoller Neubau. Der in der Nähe des Schlosses gelegene Bau beherbergt ein medizinisches Zentrum mit Arztpraxen, Apotheke, Optiker und einem Bistro und schließt so nicht nur eine Baulücke, sondern stärkt auch die medizinische Infrastruktur in der Innenstadt. Das Grundstück befindet sich in einem Stadtquartier, für das eine grundlegende städtebauliche Neuordnung vorgesehen ist. In unmittelbarer Nähe des Grundstücks stehen verschiedene Baudenkmale, wie das ehemalige Waisenhaus in der Havelstraße 29 und das Amthauptmannshaus in der Breiten Straße 1. Da das Grundstück darüber hinaus im Denkmalbereich „Barocker Stadtgrundriss und allgemeine Aufrissproportionen

Die Apotheke in zeitgemäßem Design

der Altstadt in seinen wesentlichen Platz- und Straßenräumen“ liegt, wurde besonderes Augenmerk auf seine Baugestaltung gelegt. Die Lage des Grundstücks im Bereich des Bodendenkmals „Mittelalterlicher / frühneuzeitlicher Ortskern Bötzow“ war eine weitere Herausforderung für Planung und Baudurchführung Für die Errichtung des dreigeschossigen Gebäudes wurde die Baufluchtlinie entlang der Breiten Straße wieder aufgegriffen. Auf eine Unterkellerung wurde wegen des Bodendenkmals und des Erhalts der archäologischen Funde verzichtet. Das Gebäude erstreckt sich als Grenzbebauung zwischen den Flurstücksgrenzen mit den Abmessungen von ca. 29 m Länge und ca. 14 m Breite. Das Gebäude wurde in seiner äußeren Erscheinungsform durch zwei Fassadenfarben optisch geteilt. Dadurch wird die kleinteilige Struktur der überkommenen Parzellen der historischen Altstadt erkennbar. Die architektonische Gestaltung des dreigeschossigen Gebäudes ist klar strukturiert. Hier dominieren die stehenden Formate der Fenster, die sich bis in die Dachfläche im Bereich der Gaupen erstrecken. Das 2. Obergeschoss wurde als Dachgeschoss ausgebildet. Glatt geputzte Fassaden und glatte Faserze-

Die Konsequenz der Fassadengestaltung setzt sich auch im Inneren fort. Zielsetzung war es, ein Haus zu schaffen, in dem nicht nur ein hohes Maß an medizinischer Qualität geboten, sondern auch eine positiv empfundene Umgebung geschaffen wird. Farben, Materialien, Innenraumgestaltung, Lichtführung und optimale Grundrisslösungen unterstützen die therapeutische Wirkung. Ärztliche Behandlung und ambulantes Operieren im Bereich der Augenmedizin sind der wesentliche Inhalt des Bauwerkes am Schloss. Ein Optiker unterstützt das Angebot der Augenarztpraxis mit den entsprechenden Sortimenten und Serviceleistungen. Ein Bistro mit Angeboten der gesunden Ernährung sowie eine Apotheke runden die Palette der Gesundheitseinrichtungen ab. Das 2. Obergeschoss ist für eine weitere gewerbliche Nutzung oder eine zusätzliche Arztpraxis konzipiert. Die behindertengerechte Erschließung des Gebäudes erfolgt über einen Aufzug, der auch für Krankentransporte geeignet ist. Transparenz, Ein- und Ausblicke sind gewollte Effekte der architektonischen Gestaltung, die sich auch in der Fassadengestaltung widerspiegeln. Die Schlichtheit des Neubaus mit modernen Wandflächen und großzügigen Fensterbändern schafft Akzente, drängt sich aber nicht auf. Die Kontrastwirkung der modernen Architektursprache zur angrenzenden historischen Bebauung setzt neue Maßstäbe im Stadtbild.

Angela Petzi petzithoss architektur

Freundliche Möblierung schafft Wohlbefinden bei Personal und Patienten

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Das Carollis – privates Engagement für ein altes Haus Carlos Aydin

Die Breite Straße 6 vor der Sanierung - ein unansehnlicher Bau mit abweisender Erdgeschosszone

Das Carollis heute - eine gepflegte gastronomische Einrichtung in attraktiver Hülle

Viele Jahre konnten die Brüder Aydin das ehemalige Hotelgebäude Breite Str. 6 in Oranienburg beobachten, hatten sie doch ihren Imbisswagen direkt gegenüber aufgestellt. Da das Gebäude ungenutzt leer stand und der Imbisswagen keine Dauerlösung war, kauften die Brüder das Objekt und planten mutig dessen Sanierung, natürlich mit dem Ziel einen „richtigen“ Imbiss und eine gepflegte Gastronomie darin unterzubringen. Die Vorbereitung und Finanzierung dieses ehrgeizigen Vorhabens nahm einige Zeit in Anspruch, im Jahre 2005 endlich konnte mit den Umbau- und Sanierungsarbeiten begonnen werden.

Bereits zwei Silvesterveranstaltungen mit international bekannten Künstlern fanden dort statt.

Am 27. September 2006 wurde das „Carollis“ feierlich eröffnet und so nicht nur ein neuer gastronomischer Akzent im Stadtzentrum gesetzt, sondern auch ein Schandfleck in der Breiten Straße beseitigt. Im Erdgeschoss befinden sich seitdem ein Restaurant und ein Außer-Haus-Verkauf, im Obergeschoss ist viel Platz zum Feiern oder für vielfältige Veranstaltungen.

Neben einem Imbiss beherbergt das Haus ein Restaurant mit mediterraner Küche und Räume für vielfältige Veranstaltungen

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Der Slogan „Hier ist die Mitte von Oranienburg“ ist mehr als nur Programm, denn die Eigentümer wollen bewusst die Geschichte des alten Gebäudes zwischen Schloss, Waisenhaus und St. Nicolai-Kirche weiter führen. So wird nicht nur ständig das kulinarische Angebot verfeinert, sondern auch die Räumlichkeiten im Obergeschoss für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Das Carollis versteht sich aber nicht nur als gastronomische Einrichtung im Herzen der Stadt. Die Inhaber nehmen aktiv am gesellschaftlichen Leben Oranienburgs teil und unterstützen neben der Landesgartenschau 2009 auch den lokalen Jugendsport als aktiver Sponsor. Neben traditionellen Snacks im Außer-Haus-Verkauf bietet das neue Küchenteam des Carollis abwechslungsreiche internationale Küche und ursprüngliche, bodenständige Gerichte an. Es will so die kulinarische Nummer Eins in Oranienburg werden. Dies alles lässt sich im Sommer am besten auf der großen Hofterrasse, die natürlich ebenfalls vorbildlich saniert wurde, genießen.

Carlos Aydin Restaurant Carollis


„Lebenshilfe“ in der Lehnitzstraße Bolko Prußok

Wiederherstellung seiner interessanten Fassade, den Ausbau des Daches und den Aufbau eines Wintergartens ist eine Aufwertung dieses Straßenabschnittes erreicht worden. Die Remise, einst ein Pferdestall, ist jetzt eine funktionsfähige Geschäftsstelle des Vereins. Im Wohnhaus sind Wohngemeinschaften entstanden und im Kellerbereich eine Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung. In diesem „Treffpunkt Lebenshilfe“ findet heute gelebte Integration statt.

Das Gebäude vor der Sanierung – innen und außen verschlissen

Nach der Sanierung strahlt nicht nur die Fassade im neuem Glanz

Das Gebäude Lehnitzstraße 26 ist eines der wenigen, das den ursprünglichen Charakter dieser Straße noch widerspiegelt. Es wurde 1903/1904 als zweigeschossiges Wohnhaus im Landhausstil errichtet, heute steht es in einem geschlossen bebauten Straßenzug.

Freundlich gestaltete Aufenthaltsräume schaffen eine angenehme Atmosphäre

Im Jahr 1997 kaufte der Verein „Lebenshilfe e. V.“ das Gebäude der Wohnungsbaugesellschaft mbH Oranienburg ab, nachdem er es zuvor schon als Mieter genutzt hatte. Der Kaufentscheidung vorausgegangen war der Gedanke, dieses Wohnhaus für Wohngruppen behinderter Menschen umzubauen und die Geschäftsstelle des Vereins hier anzusiedeln. Der bauliche Zustand des Hauses einschließlich der Remise war zum Zeitpunkt des Erwerbs sehr schlecht, die haustechnischen Anlagen waren veraltet und verschlissen. Das Gebäude musste daher von Grund auf modernisiert und instand gesetzt werden. Vom Ausbau des Dachbodens über die einzelnen Etagen bis hin zum Keller wurden Baupläne erarbeitet und Finanzierungskonzepte aufgestellt.

Wir danken der Stadt Oranienburg nicht nur für die finanzielle Unterstützung, sondern auch für den Erhalt einer Urkunde als Anerkennung für den gelungenen Umbau des Wohnhauses Lehnitzstraße 26. Bei aller Freude gab und gibt es aber auch Schattenseiten. Ein Jahr nach dem Umbau entstand ein Brand auf einer Etage des Gebäudes, bei dem glücklicherweise kein Mensch zu Schaden kam, wohl aber das Gebäude. Die Sanierung im Inneren musste noch einmal beginnen. Unschön waren auch zahlreiche Grafitti an der Straßenfassade, deren Beseitigung nur durch Spendengelder möglich wurde. Nichtsdestotrotz schauen wir nach vorn und freuen uns, ein so schönes Objekt für die Arbeit unseres Vereins zur Verfügung zu haben und gleichzeitig einen Beitrag zur Stadtsanierung geleistet zu haben.

Bolko Prußok Lebenshilfe e.V.

1997 bis 1999 erfolgte der Um- und Ausbau von Hauptgebäude und Remise, der mit Städtebauförderungsmitteln in Höhe von 70.000 € für Dach, Fenster und Fassade unterstützt wurde. Dieser Zuschuss half dem Verein sehr bei der Finanzierung des Projektes. Nach der Fertigstellung ist in der Lehnitzstraße ein attraktives, schönes Haus wiedererstanden. Durch die 47


Neues Leben in der alten Fabrik Jörn Weimer

Eine Augenweide war die Wirkungsstätte des Chemikers Dr. Friedlieb-Ferdinand-Runge schon lange nicht mehr, als das Christliche Jugendzentrum Oranienburg e.V. nach neuem Wohnraum für ein Betreuungsprojekt für Jugendliche suchte. Der leerstehende, denkmalgeschütze Bau an einer Straßenkreuzung direkt an der B96 und in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum bot jedoch nahezu ideale Voraussetzungen für das Projekt „Trainingswohnen“, so dass sich der Verein zur Sanierung des Gebäudes entschloss.

Das Gebäude vor der Sanierung – innen und außen verschlissen

Heute ist das Haus wieder mit Leben erfüllt und eine Bereicherung des Stadtbildesbedürftig

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Nach Absprachen mit der unteren Denkmalbehörde sollte das Haus nicht nur sechs Wohnungen und ein Beratungsbüro beherbergen, sondern auch das Stadtbild positiv beeinflussen. Historische Elemente und typische Merkmale des Hauses sollten erhalten bleiben. Die Sanierung wurde in zwei Phasen durchgeführt. Zunächst wurde die bauliche Hülle instand gesetzt. In einem zweiten Bauabschnitt folgte der Innenausbau. Schon bald zeichnete sich ab, dass die Schäden in der Dachkonstruktion größer waren als angenommen, so dass sich der Verein auf Anraten der beteiligten Firmen und der Denkmalbehörde für einen kompletten Neubau des Daches inklusive der Giebelwände entschied. Dank der Unterstützung von ehrenamtlichen Mitarbeitern wurde in kürzester Zeit das alte Dach abgerissen. Fachfirmen begannen dann mit dem Neuaufbau der Giebelwände und der Decke, bevor die neue Dachkonstruktion aufgestellt wurde. Zeitgleich wurde die Innensanierung begonnen. Hier musste wegen statischer Mängel die gesamte Zwischendecke der zweiten Etage entfernt und neu eingesetzt werden. Um den Befall der Wände mit Hausschwamm zu bekämpfen, wurde von allen Wänden der Putz entfernt, so dass sich zwischenzeitlich der Anblick eines Rohbaus bot. Im Zuge der Sanierung des Innenbereichs sollte das Treppenhaus mit seinen Stufen aus gebrannten Ziegeln erhalten bleiben. Darum wurden diese aufwändig abgeschliffen und versiegelt. Die Wände des Treppenhauses wurden nach den Vorgaben der Denkmalbehörde in weiß und einem dunkleren Cremé sowie braunroten Applikationen gestaltet.

Mit der hell geputzten Fassade, der grauen Eingangstür und den nach Originalvorlagen gefertigten Fenstern zeigt sich das Gebäude seit 2007 den Bewohnern und Besuchern Oranienburgs in einer Weise, die nicht nur den historischen Ansprüchen genügt, sondern sich vor allem hervorragend in das Stadtbild einfügt. Ende des Jahres 2007 konnten die ersten Bewohner des Hauses einziehen, mittlerweile ist das Projekt „Trainingswohnen“ vollständig angelaufen und das einst so unansehnliche Haus mit Leben erfüllt. Ermutigend für die Mitglieder des Vereins waren die zahlreichen anerkennenden Rückmeldungen von Nachbarn, Stadtverwaltung und Gewerbetreibenden aus der Umgebung, die sich sehr positiv zur neuen Gestaltung des Hauses äußerten. Die Finanzierung der baulichen Hülle konnte dankenswerterweise aus Städtebauförderungsmitteln unterstützt werden.

Jörn Weimer Christliches Jugendzentrum Oranienburg e.V.


Das Amtshauptmannshaus ein besonderes Juwel am Schlossplatz Ralf Kretzschmar

Jahrelanger Leerstand und mangelnde Instandhaltung hatten sichtbare Spuren hinterlassen

Schwere Schäden durch Brand und Löschwasser

Der noch erhaltene Tresorraum

Das Denkmal heute – ein repräsentatives Bürogebäude in bester Lage

Das Amtshauptmannshaus gilt als das älteste erhaltene Gebäude Oranienburgs und wurde etwa zeitgleich mit dem Schloss im Jahr 1657 erbaut. Im Auftrag der Kurfürstin Louise Henriette errichtet und zunächst als Kavaliershaus bezeichnet, wurde es durch den jeweiligen Amtshauptmann als Wohnhaus genutzt, wobei dieser nicht nur Leiter der kurfürstlichen Verwaltung war, sondern auch oberster Richter und Feldherr des Amtsbezirkes.

Die Elektroinstallation war veraltet, teilweise waren noch Nachtspeicheröfen aus den 1970er Jahren in Betrieb. Fenster und Türen waren ebenso zu erneuern bzw. aufzuarbeiten wie die gesamte Fassade zu sanieren. Aufgrund der fehlenden Bauwerksabdichtung war das Mauerwerk im Erdgeschoss und im Keller durchfeuchtet. Anobienbefall der Treppe und ein Brandschaden im mittleren Teil des Hauses rundeten das umfangreiche Schadensbild ab.

Das heute unter Denkmalschutz stehende frühbarocke Gebäude ist um 1700 umgebaut und erweitert worden und in dieser Form bis heute weitgehend erhalten geblieben. Der zweigeschossige Putzbau mit Mittelrisalit prägt besonders seit der Sanierung das Erscheinungsbild der alten barocken Straßenachse zwischen Schloss und Waisenhaus (die heutige Breite Straße) ganz entscheidend. Eine Besonderheit des Gebäudes stellt die Orientierung der Schauseite dar. Sie ist nicht zum Straßenraum, sondern vielmehr auf die Garten- bzw. Parkseite gerichtet. Das Gebäude wurde seit seiner Errichtung in unterschiedlichster Weise genutzt. So diente es von 1851 bis 1923 zunächst als Rathaus, später zog die örtliche Sparkasse in das Gebäude ein. Ab 1935 folgten museale Nutzungen, bis 1957 durch das Heimat- und Binnenschifffahrtmuseum und danach bis 2001 durch das Kreismuseum Oberhavel. Im Jahr 2006 erwarb die Stadt das Gebäude. Seit der umfassenden denkmalgerechten Sanierung hat die Landesgartenschau Oranienburg 2009 GmbH ihren Sitz im Amtshauptmannshaus. Auch nach Abschluss der Landesgartenschau im Oktober 2009 wird das Gebäude voraussichtlich eine öffentliche Nutzung behalten.

Die Sanierung erfolgte unter der Prämisse, möglichst viele historische Bauteile zu erhalten und gleichzeitig ein Bürogebäude zu schaffen, das allen zeitgemäßen technischen Anforderungen genügt. Bauteile, die nicht restauriert werden konnten wurden durch gleichwertige Nachbauten ersetzt. Daher waren während der Sanierungsarbeiten kontinuierliche Abstimmungen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie eine restauratorische und archäologische Begleitung notwendig. Die durch den Abriss der benachbarten alten Feuerwehr entstandene Baulücke zwischen dem Amtshauptmannshaus und dem benachbarten „Blumenthalschen Haus“ wurde durch eine Grundstücksmauer zur Breiten Straße geschlossen, so dass das Amtshauptmannshaus nun wieder über ein geschlossenes Grundstück verfügt.

Das ca. 350 Jahre alte Haus befand sich vor der Sanierung in einem desolaten Zustand. Die Dacheindeckung und Regenentwässerung waren zwar Anfang der 1990er Jahre erneuert worden, wiesen aber bereits wieder Schäden auf. Trotz erfolgter Schwammsanierung und Teilerneuerung der Dachkonstruktion waren erhebliche Schäden an der Dachkonstruktion durch Holz zerstörende Insekten und sonstigen Schädlingsbefall vorhanden und einige Balkenköpfe stark beschädigt.

Nach seiner Sanierung strahlt das barocke Kleinod heute wieder in altem Glanz. Der Gartensaal im Erdgeschoss gehört zu den schönsten Räumen des Hauses. Die Wirkung des ovalen Saals wird durch eine reich gegliederte Stuckdecke mit Perlstab- und Blattornamenten sowie einer barocken Farbgebung noch unterstrichen. Der darüber im Obergeschoss liegende ovale Festsaal des Hauses besitzt ebenfalls eine reich gegliederte Stuckdecke. Von hier aus bietet sich ein wunderschöner Blick über den Schlosspark zur Orangerie. Das Amtshauptmannshaus ist heute wohl zweifellos das schönste Bürogebäude Oranienburgs.

Ralf Kretzschmar Architekt 49


Wasser – ein besonderes Potenzial für Oranienburg Christian Kielczynski

Der neu entstandene Wasserwanderstützpunkt mit Service- und Liegehafen, eine Attraktion für Wassertouristen

Die neu gestalteten Uferpromenaden holen das Wasser bis ans Schloss

Brandenburg und Berlin, Provinz und Metropole Gegensätze, die auf den ersten Blick kaum größer sein können. In nur wenigen europäischen Großräumen ist der Übergang zwischen Metropole und umgebender Provinz so kontrastreich wie zwischen Berlin und Brandenburg. Bereits wenig außerhalb der Stadtgrenze Berlins ist häufig nichts mehr von der Nähe der Großstadt zu erahnen. Eine Reise durch endlose und gesichtslose Vorstädte bleibt einem auf dem Weg in das Umland erspart. Stellen Metropole und Provinz deswegen unvereinbare Gegensätze dar? Oder liegt in diesem Spannungsfeld nicht eine Chance, ein Potenzial für die Region? Die Vielfalt und Schönheit Brandenburgs gehört wohl zu den großen Vorteilen, mit der die Metropole Berlin für sich werben kann, dagegen kann man in Brandenburg auf nahezu unendliches und vielfältiges Potenzial an Kultur, Freizeit- und Einkaufserlebnis der nahen Großstadt zurückgreifen. 50

Berlin und Brandenburg sind durch eine Vielzahl von Wegen untereinander verflochten. Die Stadt Oranienburg ist diesbezüglich in einer komfortablen Lage. Obwohl sie am äußeren Rand des Verflechtungsraumes liegt, ist sie sowohl über die Straße als auch auf dem Schienenweg von der Hauptstadt schnell und bequem zu erreichen. Auch komfortable Radwege wie der Radfernweg Berlin-Kopenhagen verknüpfen Berlin und Oranienburg nicht nur untereinander. Oranienburg ist Provinz und dennoch schneller erreichbar als mancher Stadtteil der Metropole Berlin. Ein Standortvorteil, der auch der Stadt Oranienburg nicht entgangen ist und der das Bewusstsein, zur Hauptstadtregion zu gehören, in den letzten Jahren befördert hat. Doch während auf den Straßen und Schienenwegen das Reisen zwischen Berlin und dem Umland meist nur ein häufig hastiges Dahineilen von Ort zu Ort ist, bieten andere Wege eine völlig andere, bisher wenig wahrgenommene Qualität, die Metropole und Provinz einander näher bringen. Berlin und sein Umland sind durch eine Vielzahl größerer und kleinere Wasserwege bis tief in die naturnahen und abgeschiedenen Gebiete Brandenburgs vernetzt. Viele dieser Gewässer haben ihre ursprüngliche Funktion als vorrangig gewerblich genutzte Lebensadern von Stadt und Land verloren. Auf diesen Wegen ist heute der Weg das Ziel. Bei einer Bootsfahrt über Brandenburger Gewässer ebenso wie durch die Stadtlandschaft Berlins eröffnen sich dem Betrachter nie gesehene und unerwartete Perspektiven. Nicht ohne Grund ist das Wasser daher in das Blickfeld der Stadtentwicklung geraten. Die Hinwendung zum Wasser als Element moderner Stadtentwicklung und einer neuen Planungs- und Baukultur ist für viele Städte und Gemeinden zu einer Herausforderung geworden. Dies hat auch die Stadt Oranienburg erkannt. Bereits Anfang der 1990iger Jahre wurden erste Ideenskizzen zur Neugestaltung der Havelufer deren Einbindung in den städtischen Kontext in den Gremien der Stadt diskutiert. Angesichts der damaligen Unfassbarkeit dieser dem Grunde nach einfachen Ziele und der Dimension der Aufgabe wurde deren Umsetzung jedoch vorerst wieder verworfen.

Eine bedeutsame Erkenntnis hat hier jedoch ihren Ursprung: Die Feststellung, dass Oranienburg nicht nur am Wasser liegt, sondern in seiner Mitte maßgeblich vom Wasser - der Havel – geprägt wird. Der Flusslauf wurde fortan nicht mehr nur als Hindernis angesehen, welches es zu überwinden galt. Von nun an galt es, Qualitäten, die hier im Verborgenen lagen, herauszuarbeiten und in sinnvolle und realisierbare Konzepte umzusetzen. Die Stadt wendet sich dem Wasser zu. Viele Projekte mit Bezug zum Wasser sind in Oranienburg realisiert worden. Anfangs von vielen Bürgern misstrauisch beobachtet, werden sie jetzt mit zunehmendem Enthusiasmus in das städtische Leben integriert. Es war eine Politik der kleinen Schritte, die mit der vorerst provisorischen Herstellung der öffentlichen Zugänglichkeit eines ehemaligen Bollwerks und der Eröffnung einer im Rahmen der Maßnahme „Zukunft im Stadtteil - ZiS 2000“ geförderten Anlegestelle für die Personenschifffahrt am 19. November 2002 begann. Diese Maßnahme und die nachfolgende Neugestaltung des Bollwerks waren wesentliche Beiträge zur Aufwertung des zentralen Havelbereiches in Oranienburg und zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in der Innenstadt. Eine Stufenanlage ermöglicht es jetzt, bis an das Wasser heranzutreten und den Ort, das Wasser und die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Die attraktive Lage des Bollwerks zwischen einem in industrieller Bauweise errichteten Wohngebiet und dem Stadtzentrum wird durch die Verknüpfung von Stadt und Wasser in einer Art erlebbar, wie sie zuvor nicht möglich war. Das Bollwerk ist inzwischen nicht nur ein ausgesprochener Lieblingsort für Angler, es ist auch ein beliebter Kommunikations- und Aufenthaltsort für die Stadtteilbewohner und ein attraktiver Treff- und Ausgangspunkt für Wassersportler und Touristen. Die „ADACmotorwelt“ vom Juli 2007 hat Oranienburgs Bollwerk als Station einer „maritimen Deutschlandreise“ von Heilbronn bis in die brandenburgische Provinz lobend erwähnt. Das Wasser trägt den guten Ruf Oranienburgs in die Welt.


Die beschriebenen Maßnahmen können als ein Durchbruch in der Oranienburger Stadtentwicklung betrachtet werden. Was zuvor unmöglich erschien, ist Realität geworden, der Wunsch nach weiterer Hinwendung zum Wasser ist nunmehr schier unaufhaltsam. Es erfolgte die weitere Neugestaltung uferbegleitender Fuß- und Radwege entlang der Havel. Eine neue Verbindung wurde in südlicher Richtung bis zur Brücke „Blaues Wunder“ ebenso hergestellt wie die die Uferpromenade zum Schloss Oranienburg.

Idyllische Flusslandschaft mitten in der Stadt

Eine neue Fußgängerbrücke, der August-Wilhelm-Steg, schafft kurze Wege zwischen Hafen, Landesgartenschaugelände und Innenstadt

Ausflugsschiffe können an der neuen Anlegestelle mitten im Zentrum halten

Ein bis vor wenigen Jahren vor dem Oranienburger Schloss gelegenes, undurchdringliches urwaldähnliches Dickicht am Havelufer ist einer anspruchsvoll gestalteten Uferpromenade gewichen, die nicht nur ein Flanieren an der Havel ermöglicht, auch das direkte Herantreten an das Wasser wird nunmehr über einen neu erbauten Steg ermöglicht. Diese, im wesentlichen aus der Städtebauförderung finanzierte grundsätzliche Neugestaltung der Uferbereiche, die einherging mit der Verlegung und dem Neubau der Schlossbrücke, integriert die Havel eindrucksvoll in die Stadt. Nach alldem war es konsequent, das Thema „Wasser“ auch bei der Gestaltung des Geländes der Landesgartenschau 2009 Oranienburg zu berücksichtigen. Das Gartenschaugelände wird von einem Grabensystem durchzogen, das wiederhergestellte historische Gräben im alten Schlosspark ebenso umfasst, wie neu angelegte Kanäle und Gräben im Neuen Park. Wasser und Landschaft gehen so eine enge Beziehung ein. Uneingeschränkter Höhepunkt dieser Wiederentdeckung des Wassers ist jedoch die Neuanlage des „Schlosshafens“. Dieser aus dem „Liegehafen“ und dem „Servicehafen“ bestehende Wasserwanderstützpunkt bietet Bootstouristen mitten im Herzen der Stadt die Möglichkeit eines angenehmen Aufenthalts. Mit hohem städtebaulichen Anspruch gestaltete Anlagen und Gebäude bieten Service rund ums Boot und seine Passagiere, die städtebaulich integrierte Lage des Schlosshafens bietet aber noch wesentlich mehr. Von hier ist über den neu errichteten „August-Wilhem-Steg“ in nur wenigen Gehminuten die Oranienburger Innenstadt mit ihren vielfältigen

Angeboten ebenso wie das Schloss und die Orangerie im Schlosspark mit anspruchsvollem kulturellen Programm erreichbar. Und wen es in die Metropole zieht, der kann diese ganz bequem nach nur 15 Minuten Fußweg durch die Innenstadt vom Bahnhof Oranienburg mit S- oder Regionalbahn erreichen. Die Oranienburger Gewässer sind gleichzeitig aber mehr als nur ein aufwertendes Element der Stadtgestaltung. Das Bereisen der Gewässer in und um Oranienburg mit dem Boot ist zwar bereits heutzutage in vielen Teilen möglich, nicht jedoch so komfortabel, wie es von Touristen erwartet werden darf. Eine durchgehende Vernetzung der Ruppiner Gewässer, der oberen Havel-Wasserstraße, der Rheinsberger Gewässer, dem Finowkanal und dem Werbelinsee besteht derzeit nicht bzw. nur eingeschränkt. Die Wiederschiffbarmachung der Oranienburger Gewässer und die Anbindung an die Ruppiner Gewässer ist daher eines der vier Teilprojekte der „Wassertourismus Initiative Nordbrandenburg - WIN“ und harrt noch seiner Umsetzung. Erst wenn drei Schleusen und eine Brücke in Oranienburg saniert bzw. neugebaut und die Gewässer im notwendigen Maß ausgebaut sind, können die genannten Wassertourismusreviere durchgängig auf einer Länge von insgesamt 345 km befahren werden. Metropole und Provinz - trotz der Gegensätze bestehen Gemeinsamkeiten und gemeinsame Interessen, die es sinnvoll zu verknüpfen gilt. Die Wiederentdeckung des Wassers als Bestandteil der Lebensumwelt des Menschen jenseits der reinen Funktionalität ist ein Potenzial, das Oranienburg erkannt hat und weiter entwickeln wird.

Christian Kielczynski Stadtplanungsamt Oranienburg

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Erfolgreiche Stadtsanierung braucht kluge Grundstückspolitik Heidrun Gassan

Bereits 1996 hat die Stadt Oranienburg in einem sogenannten „Schmuddelkataster“ ihre Leerstandsund Brachflächen in der Innenstadt erfasst und deren Beseitigung als komplexe Aufgabe des kommunalen Flächenmanagements betrachtet. Hierbei stand neben der detaillierten Erfassung und Bewertung der Brach- und Leerstandsflächen die Ermittlung der Eigentümerdaten, die Veranlassung der vorrangigen Bearbeitung von vermögensrechtlichen Ansprüchen, die Abstimmung der städtebaulichen Ziele mit Eigentümern und Investoren sowie der strategische Grunderwerb durch die Stadt in Verbindung mit Ordnungsmaßnahmen im Focus der Tätigkeit des Amtes für Grundstücks- und Gebäudewirtschaft. Der faire Interessensausgleich zwischen den Zielen der Stadt und den Zielen der Eigentümer im Sinne einer nachhaltigen Innenstadtentwicklung war dabei stets Grundlage des Handelns der Beteiligten. So wurden für die Daseinsvorsorge der Stadt bedeutsame innerstädtische Flächen, wie das ca. 10 ha große, ehemals militärisch genutzte Areal hinter dem Schoss, wo der zur Landesgartenschau 2009 gehörende Neue Park entstanden ist, erworben. Aber auch historische Gebäude wie das Schloss, die Orangerie und das Amtshauptmannshaus wurden in das Eigentum der Stadt erworben und für die kulturell-museale und kommunale Nutzungen u. a. auch mit Mitteln aus der Stadtsanierung liebevoll saniert. Den Anwohnern und Gästen unserer Stadt war sie lange ein Dorn im Auge, die heruntergekommene und seit Jahren leer stehende Kaufhalle Breite Str. 7. Die Stadt hat diese Immobilie gekauft, das Gebäude abgebrochen und so im Rahmen von Ordnungsmaßnahmen das Grundstück für Investoren vorbereitet. Jetzt steht auf diesem Grundstück ein hochmodernes Ärztehaus. Dieses Vorhaben war der Beginn der Umsetzung des Blockkonzeptes Oranienburg Altstadt. Weitere Grundstücke und Teilflächen wurden in den letzten Monaten aus Privatbesitz hinzu erworben. So u. a. die Grundstücke Breite Str. 5 und 5a welche der Stadt in Verbindung mit dem Grundstück Kanalstr.71 nunmehr die Weiterführung der Ord52

nungsmaßnahmen ermöglicht, um dort Bauflächen für den kleinteiligen Wohnungsbau und Kleingewerbe herzurichten und Investoren zur Verfügung zu stellen. Zur weiteren Umsetzung der städtebaulichen Ziele im Bereich der barocken Altstadt von Oranienburg und die damit verbundene Neuordnung und Gestaltung des Schlossplatzes wurde der in den neunzehnhundertsiebziger Jahren in der Berliner Str.1-3 als DDR Staatsbankfiliale errichtete Gebäudekomplex durch die Stadt gekauft und durch Abbruch für Investoren als Bauflächen hergerichtet. Heute befindet sich auf der Fläche als Zwischennutzung eine PKWStellplatzanlage. Geplant ist hier eine attraktive innerstädtische Bebauung mit vielfältigen Nutzungen als würdiges Pendant zum Schloss. Für die leer stehenden Wohnhäuser im Fischerweg 11 und 12 wurden die Grundstückskaufverhandlungen mit den Eigentümern durch die Stadt erfolgreich abgeschlossen, so dass auch diese ruinöse Bausubstanz rechtzeitig vor Beginn der Landesgartenschau 2009 in Oranienburg beseitigt werden konnte. Vorausschauende Grundstückspolitik ist in Oranienburg als wichtiger Schlüssel für eine erfolgreiche Umsetzung der ehrgeizigen städtebaulichen Entwicklungsziele erkannt worden und besitzt daher hohe Priorität in Politik und Verwaltungshandeln.

Heidrun Gassan Amt für Grundstücks- und Gebäudewirtschaft


Öffentlichkeitsarbeit – Stadtsanierung braucht Kommunikation Gundula Schweizer

Tue Gutes und rede darüber – dieser Grundsatz gilt auch für die städtebauliche Sanierung, nicht nur in Oranienburg. Schließlich ist Stadtsanierung kein Selbstzweck, keine Angelegenheit ausschließlich für Politiker und Verwaltungen oder Planer, sondern wird in erster Linie für die Bürger der Stadt gemacht. Daher wurden die Sanierungsmaßnahmen in der Innenstadt Oranienburgs seit 1991 stets von intensiver Öffentlichkeitsarbeit begleitet um nicht nur zu informieren, sondern vor allem um Meinungen zu erfahren, Diskussionen anzustoßen und Mitwirkung zu ermöglichen. Wichtigster Partner für die Öffentlichkeitsarbeit war und ist dabei die lokale Tagespresse, die über den Umsetzungsstand aktueller Baumaßnahmen, wichtige geplante Vorhaben und die Diskussion von Stadtentwicklungsprojekten in den politischen Gremien regelmäßig und zeitnah berichtet. Für größere Vorhaben interessieren sich aber natürlich auch die regionalen Rundfunk- und Fernsehsender, die vor allem in den Jahren 2005 bis 2009 im Zusammenhang mit der Landesgartenschau Oranienburg regelmäßig und ausführlich aus der Stadt berichtet haben. Darüber hinaus werden auch die modernen Medien mehr und mehr für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt. So wurde Anfang 2009 das Thema „Stadtsanierung“ auf der Internetseite der Stadt Oranienburg umfassend dargestellt und ist sowohl über die Adresse www.oranienburg.de als auch über den direkten Link

www.oranienburg-ist-anders.de jederzeit und an jedem Ort abrufbar. Auch besondere Druckerzeugnisse wie diese Broschüre, Veröffentlichungen von Ministerien oder Artikel in der Fachpresse sind ein wirksames Mittel, um Ziele und Ergebnisse der städtebaulichen Erneuerung Oranienburgs zu präsentieren. Öffentlichkeitsarbeit heißt auch, überregionale Aufmerksamkeit für die Stadt zu erzeugen. Dazu geben besondere Veranstaltungen wie die Landesgartenschau 2009 Anlass, aber auch Ausstellungen, Tagungen und andere Veranstaltungen, die einem breiten Fachpublikum und der interessierten Öffentlichkeit Einblick in die Entwicklung der Stadt bieten. Ein solches Podium war zum Beispiel die bundesweit gezeigte Ausstellung „Zurück in die Stadt“ aus dem Jahr 2004, in der Oranienburg mit einem eigenständigen Beitrag vertreten war. Auch in Zukunft wird über die großen und kleinen Vorhaben der städtebaulichen Erneuerung regelmäßig berichtet werden, in erster Linie natürlich auf lokaler Ebene. Schließlich geht es stets um den unmittelbaren Lebensraum der Oranienburger, den sie sehr genau wahrnehmen und aktiv mitgestalten wollen.

Gundula Schweizer BIG-STÄDTEBAU GmbH

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Meinungen zur Stadtsanierung Heike Bergt, Heiko Hohenhaus

Beeindruckender Wandel Umfrage Oranienburger loben die Veränderung der Stadt und haben trotzdem Wünsche Die Landesgartenschau sorgte für einen starken städtebaulichen Impuls. An mancher Ecke ist Oranienburg kaum wiederzuerkennen. Was die Menschen besonders schätzen und wo es mit der Stadtsanierung aus ihrer Sicht nun weiter vorangehen sollte, dazu befragten sie die MAZ-Redakteure Heike Bergt und Heiko Hohenhaus. 1

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Seit 40 Jahren ist Brigitte Eichler (2) mittlerweile in Oranienburg zu Hause. „Die Laga war einfach toll. Der Schlossplatz ist größer und attraktiver geworden. Mir gefällt Oranienburg jetzt auf jeden Fall besser“, so die Bürokauffrau und Rentnerin. „Doch wenn wir etwas brauchen, fahren wir nach Berlin. Es fehlt einfach ein Kaufhaus. Irgendetwas, wo man unter einem Dach alles bekommt. Das sagen alle in meinem Freundeskreis. Auch ein Parkhaus wäre nicht schlecht, um die Situation in der Stadt zu entspannen. Wir fahren schließlich alle Auto.“ Relindis Richert (3), Verwaltungsmitarbeiterin der AOK, findet, dass die anfängliche Skepsis, die Schlossbrücke umzuverlegen, unbegründet war: „Viele Bekannte, die mich besuchen, sind beeindruckt über die Veränderungen“, so die Friedrichsthalerin. „Als aktive Radfahrerin finde ich natürlich die neuen Radwege an der Havel sehr gut. Auch die Verbindung bis Liebenwalde. In der City wurde viel getan, nun haben die Ortsteile Bedarf. Manche Hauptstraßen bekamen Asphalt, aber die Seitenstraßen sind zum Beispiel liegengeblieben. Hier sollten Prioritäten gesetzt werden.“ Optikermeister Andreas Wiersma (1) ist der Meinung, dass in Oranienburg „genau definiert werden sollte, was das Zentrum ist. Für mich ist es der historische Teil rund ums Schloss.“


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Dort sollten auch dem Charakter entsprechend Häuser gebaut und gediegenes Gewerbe angesiedelt werden. Entlang der Bernauer Straße, zwischen Rungestraße und Liebigstraße sieht er den Platz für die Geschäfte mit Dingen des täglichen Bedarf. „Hier sollten die Stadtväter Geld in die Hand nehmen, das alte Bus-Gelände sanieren, damit Investoren dort zugreifen. Eine kleines Kaufhaus würde die Innenstadt beleben. Diese Qualitätsstufe fehlt noch.“ „Der Schlossplatz ist einmalig und die Landesgartenschau war es auch“, so Hildegard Erdmann (4) Sie hat den Vergleich, ist absoluter Gartenschauprofi. „Der Zustand der Stralsunder Straße ist ein Problem. Auch der der Lehnitzstraße“, findet die Oranienburgerin. „Aber beide werden ja jetzt in Angriff genommen.“ Die Seniorin wartet nun sehnlichst auf den Wochenmarkt auf dem neuen Schlossplatz. Familienvater Stefan Wolff (5) mit Lion-Chris und Shawn ist vor sieben Jahren nach Oranienburg gezogen und „fühlt sich hier richtig wohl. Ich hoffe, dass sich die Entwicklung fortsetzt.“ Vor allem wünsche er sich so etwas wie ein Spieleparadies für die Kinder wie bei seiner Schwester in Dresden. „Da sehe ich in Oranienburg Nachholebedarf.“ Einen regelmäßigen Blick von außen auf die Stadtentwicklung wirft der Rheinländer Peter Vier (6). Seine Frau arbeitet in Oranienburg, er in Köln. „Optisch ist die Stadt sehr gefällig und hat eine sehr positive Entwicklung genommen. Rund ums Schloss, das macht alles mehr her“, so der Mann, der 300 Tage im Jahr mit einem Reisebus quer durch Europa rollt. Die Einkaufssituation findet er zufriedenstellend. Ein Kaufhaus würde sich hier kaum halten, glaubt er. Die Stadtentwicklung „muss von innen nach außen in die Randbereich getragen werden. Das ist in Leipzig und Köln nicht anders als in Oranienburg. Wenn es hier so weitergeht, sehe ich Oranienburg weiter guten Zeiten entgegengehen.“

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19 Jahre Stadtsanierung - eine Erfolgsgeschichte Ausblick auf die Aufgaben der zukünftigen Stadtentwicklung Frank Oltersdorf

Integriertes Stadtentwicklungskonzept Oranienburg

Wie viele Oranienburger mit großem Stolz feststellen, Gäste der Stadt anerkennen und die vorangegangenen Seiten dieser Broschüre deutlich zeigen, wurde in 19 Jahren intensiver Stadtsanierung in der Innenstadt Oranienburgs vieles erreicht. Die schwerwiegendsten städtebaulichen Missstände sind hier beseitigt, das Areal rund um das Schloss ist zum attraktiven Herz der Stadt geworden, der Grundstein für die Erneuerung des barocken Stadtgrundrisses wurde gelegt, und zahlreiche Gebäude, Straßen, Plätze und Grünflächen sind saniert bzw. neu gestaltet worden. Dieses dank des intensiven Einsatzes von Städtebauförderungsmitteln, kommunaler Mittel und des großen Engagements privater Eigentümer erreichte Ergebnis darf man zu Recht als großen Erfolg bezeichnen. Bedeutet das nun, das Oranienburg jetzt „fertig“ ist, nichts mehr zu tun wäre und Bürger wie Politiker sich befriedigt zurücklehnen dürfen? Wer diesen Eindruck beim Gang durch die Innenstadt haben sollte, möge seine Schritte in die peripheren Teile der Kernstadt Oranienburg lenken, hinter die Fassaden der Gebäude schauen und einen Blick in die nähere Zukunft wagen. 56

Und selbst in der Innenstadt ist noch einiges zu tun, was finanzieller Unterstützung und intensiver Begleitung bedarf. Die Aufgaben für die Stadtentwicklung der kommenden Jahre werden deutlich sichtbar, wenn man zunächst die demografischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betrachtet. Oranienburg sieht trotz seiner Lage im Speckgürtel Berlins einer Bevölkerungsentwicklung entgegen, die bis 2020 zu einem Wohnungsübergang von rd. 1.700 Wohnungen führen wird, sofern nicht frühzeitig und präventiv an einer Stadtumbaustrategie gearbeitet wird, die eine deutliche Stärkung der Kernstadt, d.h. des ursprüngliches Stadtgebietes ohne die eingemeindeten Ortsteile, zum Ziel hat. Diese Erkenntnis gründet sich auf die Beobachtung, dass die Bevölkerung der Stadt in den vergangenen Jahren durch Zuzüge aus Berlin und dem Umland zwar stetig leicht gewachsen ist, die Kernstadt Oranienburgs aber davon nicht profitieren konnte, da sich der Zuzug im Wesentlichen auf die Einfamilienhausgebiete und die eingemeindeten Ortsteile beschränkte.

Hinzu kommt, dass die natürliche Bevölkerungsentwicklung aufgrund der Altersstruktur in der Stadt seit Jahren negativ ausfällt und sich dieser Trend in Zukunft eher noch verstärken wird. Die im Vergleich zu anderen Städten heute noch nicht dramatische Situation heißt aber nicht, dass es nicht schon aktuellen Handlungsbedarf und Stadtteile gibt, in denen insbesondere soziale Probleme nicht nur zu einem negativen Gebietsimage, sondern auch zu ernsthaften Auswirkungen auf den Wohnungsbestand und damit zu einer Beeinträchtigung einer stabilen und ausgewogenen gesamtstädtischen Entwicklung geführt haben. Vor dem Hintergrund aktueller demografischer Prognosen und den Grundsätzen einer geordneten städtebaulichen Entwicklung hat die Stadt erkannt, dass ein Rückbau im Kerngebiet bei gleichzeitigem Zulassen eines weiteren Wachstums an den Rändern und in den Ortsteilen das falsche Signal wäre. Darauf hat sie in Bezug auf den Flächennutzungs- und zahlreiche Bebauungspläne bereits reagiert und diese entsprechend angepasst. Die nachhaltige Entwicklung der Stadt bedarf darüber hinaus aber einer komplexen Stadtumbaustrategie, um die sich heute schon abzeichnenden Probleme zu identifizieren, Lösungsansätze zu finden und entsprechende Entwicklungsimpulse zu setzen. Beginnen wir unseren Ausblick auf die Aufgaben von morgen aber zunächst noch einmal in der Innenstadt. Das Schloss im Rücken schauen wir zuerst nach Süden. Was sich heute als große freie Fläche zwischen Havel und Breiter Straße darstellt ist ein Areal, das für eine Wiederbebauung vorgesehen ist, nachdem es großflächigen Kriegszerstörungen zum Opfer gefallen und nach 1945 nur teilweise und ohne Beachtung der historischen Strukturen bebaut worden war. Hier sollen lebendige Quartiere zum Wohnen, Arbeiten und Einkaufen entstehen. Auch wenn dafür in erster Linie privates Kapital und das Engagement der großen städtischen Wohnungsunternehmen gefragt ist, werden begleitende bzw. ergänzende Maßnahmen im öffentlichen Raum der finanziellen Unterstützung bedürfen. Auch einige Gebäudeabbrüche und Grundstücksneuordnungen stehen hier noch an, um eine innenstadtadäquate Neubebauung zu ermöglichen.


Unsanierte Mehrfamilienhäuser im Wohngebiet Mittelstadt

Wenn wir uns vom Schlossplatz in Richtung Osten bewegen begegnen uns in der Fischerstraße und der Bernauer Straße noch verschiedene Gebäude, die dringend saniert werden müssen. Auch zahlreiche Straßen warten noch auf ihre Erneuerung, beispielhaft seien hier die Willy-Brandt-Straße, die Lehnitzstraße, die Krebststraße und die Stralsunder Straße genannt. Ein größeres Problem stellt darüber hinaus das Areal rund um den Speicher am Louise-HenriettenSteg dar. Für den zum Teil bauhistorisch wertvollen und erhaltenswerten Gebäudebestand muss eine neue Nutzung gefunden werden und die Gebäude müssten schnellstmöglich saniert werden. Hier erschweren bestehende Eigentumsverhältnisse eine zeitnahe und komplexe Entwicklung, eine anspruchsvolle Aufgabe für die zukünftige Stadtentwicklung, die hier in diesem wichtigen städtischen Raum noch zu lösen ist. Bis 2014 stehen für das Sanierungsgebiet „Innenstadt“ zur Mitfinanzierung der o. a. Aufgaben noch Städtebauförderungsmittel zur Verfügung. Die Kernstadt Oranienburg ist aber deutlich größer als die Innenstadt und hat auch in anderen Teilbereichen städtebaulichen Entwicklungs- und strukturellen Umbaubedarf, damit die in der Innenstadt erzielten Erfolge nicht durch Defizite in der gesamtstädtischen Entwicklung wieder zunichte gemacht werden.

Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in der Mittelstadt erfreuen sich großer Nachfrage

Kleinteilige Wohnbebauung in der Neustadt

Wir setzen unseren virtuellen Rundgang daher fort und erreichen als nächstes die Mittelstadt, die südlich an die Innenstadt anschließt und bis zur Walter-Bothe-Straße reicht. Dieser Stadtteil ist wesentlich durch mehrgeschossigen, in industrieller Bauweise errichteten Geschosswohnungsbau geprägt. 21% der Oranienburger Bevölkerung sind hier zu Hause. Trotz finanzieller Hilfen aus dem Programm „Zukunft im Stadtteil (ZiS) in den Jahren 2001 bis 2007 und großen Engagements der Wohnungseigentümer weist dieser Stadtteil immer noch sowohl bauliche als auch soziale Defizite auf. Während der Mietwohnungsbestand weitgehend saniert ist, konnte das Wohnumfeld sowohl auf öffentlichen als auch

auf privaten Grundstücken bisher nur unzureichend aufgewertet werden, nicht zuletzt deshalb, weil die Mittel aus dem ZiS-Programm nicht in dem beantragten Umfang gewährt wurden. Hinzu kommt, dass die soziale Infrastruktur noch immer Defizite in Bezug auf die Bedürfnisse einzelner Bewohnergruppen aufweist. Aufgrund der hier vorhandenen Wohnungsgrößen und des Mietniveaus konzentrieren sich vorrangig in den mehrgeschossigen Wohnblöcken sozial schwache Bevölkerungsgruppen, was zu einer zunehmenden Unausgewogenheit der Sozialstruktur im Gebiet geführt hat. 50% aller Oranienburger, die staatliche Transferleistungen beziehen, leben hier. Die Wohnungsleerstandsquote konnte zwar in den zurückliegenden Jahren durch Rückbau- und Sanierungsmaßnahmen bereits reduziert werden, liegt aber mit rd. 10% immer noch deutlich über dem gesamtstädtischen Niveau. In Verbindung mit einem hohen Anteil von Einwohnern, die älter als 65 Jahre sind, deutet sich in diesem Stadtteil bereits heute eine Problemlage an, die präventives Handeln, eine kluge Stadtumbaupolitik, gemeinsames Handeln der Stadt und der großen Wohnungsunternehmen sowie Finanzhilfen aus geeigneten Förderprogrammen erfordert. Hier wird eine wichtige Aufgabe für die nächsten 10 bis 15 Jahre liegen, um diesen Stadtteil nicht nur stabil zu halten sondern auch schrittweise weiterzuentwickeln, da er grundsätzlich eine hohe Lagegunst in Bezug auf das Stadtzentrum und die naturräumliche Situation entlang der Havel aufweist. Wir setzen unseren Weg nach Osten fort, überqueren die Havel und erreichen die östliche der Bahnlinie gelegene Neustadt. Beim ersten Hinsehen fallen zunächst zum Teil hochwertige gründerzeitliche Bauten, eine kleinteilige Einfamilienhausbebauung nördlich der Bernauer Straße und eine eher gemischte Bebauung im südlichen Teil dieses Stadtgebietes auf. Bei einer näheren Betrachtung fallen jedoch die nahezu flächendeckenden Defizite im öffentlichen Raum, aber auch die in stadtbildrelevantem Umfang sanierungsbedürftige Bausubstanz auf. 57


Stadtumbaustrategie Oranienburg - Schwerpunkte des Stadtumbaus

Die für Besucher der Stadt und deren Image außerordentlich wichtige Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen ist nicht nur städtebaulich teilweise ungeordnet, sondern auch von einem unattraktiven Zustand des öffentlichen Raumes geprägt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, schließlich ist die Gedenkstätte nicht nur ein wichtiges Zeugnis der jüngeren, wenn auch unrühmlichen, deutschen Geschichte, sie zieht auch viele Besucher in die Stadt, die nicht nur die Gedenkstätte besuchen und sofort wieder abreisen, sondern auch den Weg in die Innenstadt und diese attraktiv finden sollen. Ein weiteres Defizit der Neustadt liegt darin, dass ihre Lage am Nordufer des Lehnitzsees weder städtebaulich präsent noch funktionell oder gestalterisch ansprechend gelöst ist. Die Neustadt besitzt aber insgesamt ein großes Potential, zu einem hochwertigen, zentrumsnahen Wohnstandort zu werden. Wachsende Überalterung der Einwohner, steigende Wohnungsleerstandszahlen, auch im bisher selbst genutzten Wohneigentum, und große Sanierungsrückstände auf öffentlichen 58

und privaten Grundstücken müssen dieses Gebiet jedoch dringend in den Fokus des Stadtumbaus bzw. einer künftigen städtebaulichen Sanierungsmaßnahme rücken. Neben den vorstehend beschriebenen Aufgaben gibt es in der Kernstadt aber noch einige weitere Bereiche, in denen in den kommenden Jahren Handlungsbedarf besteht. So werden Rückbau- und nachfolgende Aufwertungsmaßnahmen im Wohngebiet westlich des Bötzwer Platzes unumgänglich sein und weiterhin Aufwertungsmaßnahmen in kleineren Teilbereichen der nördlichen Innenstadt anstehen. 19 Jahre Stadtsanierung in der Innenstadt sind daher kein Schlusspunkt, sondern lediglich ein wichtiger Meilenstein der Entwicklung der Stadt Oranienburg zur einem funktionsfähigen und attraktiven Lebensraum für ihre Bürger. Die in den kommenden Jahren anstehenden Aufgaben des vorausschauenden und nachhaltigen Stadtumbaus sind mindestens ebenso anspruchsvoll und in gewisser Weise viel

schwieriger als die der Sanierung der Innenstadt. Gilt es doch in Zukunft, auf die sich verändernden wirtschaftlichen und demografischen Rahmenbedingungen zu reagieren, zum Teil entgegengesetzte Interessen der zahlreichen Akteure im Stadtumbauprozess zu berücksichtigen, die knapper werdenden öffentlichen Mitteln intelligent mit privaten und sonstigen Investitionen zu bündeln, die Stadt fit für die Zukunft zu machen und weiterhin konkurrenzfähig im Vergleich zu den Nachbargemeinden zu bleiben. Wir freuen uns auf diese spannende Aufgabe und hoffen dafür auch weiterhin sehr auf die Unterstützung des Landes Brandenburg und der Bundesregierung.

Frank Oltersdorf Baudezernent


Die BIG-STÄDTEBAU-GmbH vor Ort in Brandenburg Frank Hultsch, Ursula Langhans, Klaus-Dieter Steuer

Die Firmenzentrale in Kiel-Kronshaugen

Die BIG-STÄDTEBAU-GRUPPE führt seit 40 Jahren als Dienstleister für Kommunen Vorhaben der Stadterneuerung und Stadtentwicklung durch. Seitdem sind wir als Treuhänder für 150 kommunale Auftraggeber in 200 städtebaulichen Gesamtmaßnahmen tätig geworden. Die im Unternehmen umgesetzten Fördermittel haben ein Volumen von zwei Milliarden Euro überschritten und gleichzeitig Projektförderungen und private Mittel in ca. doppelter Höhe aktiviert.

Unser Leistungsbild umfasst das gesamte Spektrum der Vorbereitung und Durchführung von Maßnahmen im Rahmen nationaler und europäischer Förderprogramme. Um die komplexen Aufgaben der Stadtentwicklung zu bewältigen, ist ein interdisziplinär zusammengesetztes Team aus Experten verschiedenster Berufssparten unerlässlich. Daher verfügen wir im operativen Bereich über einen festen Stab von 110 qualifizierten und erfahrenen Mitarbeitern, bestehend aus Stadtplanern, Architekten, Bauingenieuren, Volks- und Betriebswirten, Kaufleuten, Juristen und Fachleuten der Projektentwicklung, der Immobilien- und Wohnungswirtschaft sowie der Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus können wir auf eine Anzahl sehr qualifizierter und flexibel einsetzbarer freier Mitarbeiter zurückgreifen. Seit jeher besitzen wir einen hohen Qualitätsanspruch an unsere Produkte, Arbeitsweise und Mitarbeiterorientierung. Dieser wurde im Laufe unserer langjährigen Tätigkeit zu unserem Markenzeichen und begründet unseren Erfolg. Dies spiegelt sich auch in unserem Zertifikat „Qualitätsmanagement“ nach DIN EN ISO 9001:2000 wider.

Neben der Beantragung, Verwaltung und Abrechnung der für die Durchführung der städtebaulichen Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen einzusetzenden Finanzierungsmittel gehören eine umfassende Beratung und Betreuung unserer kommunalen Auftraggeber, sanierungswilliger Bürger und der Kontakt zu den zuständigen Ministerien und Verwaltungsbehörden zu unserem täglichen Geschäft. Dabei ist es für uns selbstverständlich, dass sowohl Planungs- als auch Bauaufträge möglichst in der Region vergeben werden, um neben der städtebaulichen, architektonischen und denkmalpflegerischen Erneuerung auch die heimische Wirtschaft zu stärken.

Die BIG-STÄDTEBAU GmbH betreut in Brandenburg von den Bürostandorten Perleberg, Potsdam und Oranienburg aus insgesamt 14 städtebauliche Gesamtmaßnahmen, unter anderem in Oranienburg, Senftenberg, Wittenberge, Luckenwalde, Perleberg, Putlitz und Lenzen.

Hohe Fachkompetenz, dienstleistungsorientiertes Auftreten, Teamgeist, interdisziplinäres Denken und flexibles Reagieren auf die sich ständig wandelnde Förderlandschaft sehen wir als ebenso selbstverständlich an wie das Zurückgreifen auf unser Netzwerk von Experten für Spezialaufgaben.

Dabei werden Städtebauförderungsmittel aus dem Bereich der allgemeinen Städtebauförderung, des städtebaulichen Denkmalschutzes und des Stadtumbaus ebenso verwaltet wie Mittel der Europäischen Kommission aus den Programmen „Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und Europäischer Sozialfonds (ESF).

Das Regionalbüro Perleberg

Das Team der insgesamt 10 in Brandenburg tätigen, engagierten und kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BIG-STÄDTEBAU GmbH verfügt über langjährige Berufserfahrung auf den Gebieten städtebaulicher Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen, Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen sowie der Projektsteuerung und des Projektmanagements.

Frank Hultsch Geschäftsführer

Ursula Langhans Geschäftsführerin

Klaus-Dieter Steuer Leiter des Regionalbüros Perleberg Prokurist

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Impressum

Herausgeber BIG-STÄDTEBAU GmbH Wollweberstraße 20, 19348 Perleberg Treuhänderischer Sanierungsträger der Stadt Oranienburg Die Wiedergabe von Texten, Fotos und Abbildungen in gedruckter und/oder elektronischer Form ist nur mit Einwilligung des Herausgebers gestattet. Februar 2010 Mitarbeit Carlos Aydin Philine Bach Heike Bergt Stephan Bernard Rose Fisch Matthias Franke Heidrun Gassan Robert Geyer Thomas Hauptmann Heiko Hohenhaus Bernd Jarczewski Christian Kielczynski Marianne Kordecki Bettina Krause Rolf Kretzschmar Bernd Küken Lutz Lachmann Frank Oltersdorf Dr. Steffen Ott Gabriele Perlick Angela Petzi Bolko Prußok Siegfried Reibetanz Jörn Weimer Burkhard Wilde Wolf-Dieter Wolf

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Redaktion Gundula Schweizer Klaus-Dieter Steuer Satz / Layout / Titelfoto FINISH Werbeagentur Druck Druckerei & Werbeagentur Scherwinski Auflage 1.000 Stück Fotos Archiv der BIG-STÄDTEBAU GmbH Archiv der Stadt Oranienburg Archiv der jeweiligen Autoren complan Kommunalberatung FINISH Werbeagentur Hansa Luftbild Frieder Blickle Gottfried Grafe Jürgen Jancke Ralf Meyer Thomas Metzkow




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