Schamanische Wege 12

Page 7

Für die Wirrarika ist das Leben eine sich stets erneuernde Initiation in die Mysterien der Natur

ihnen möglich, ihre Tradition über die Generationen weiter zu tragen und das Wissen lebendig zu erhalten. Sie leben ihr Leben voller Hingabe und ohne maßlose materielle Ansprüche. Für sie ist das Leben eine sich stets erneuernde Initiation in die Mysterien der Natur.

Pilgerreise nach Wirikuta

Mit ihrer jährlichen Pilgerreise in das heilige Gebiet Wirikuta, das energetische Zentrum der Erde, sorgen sie mit Zeremonien und Opfergaben für das Gleichgewicht von Geben und Nehmen zwischen Mensch und Natur und initiieren sich selbst in die Mysterien der Schöpfung. Auf dieser beschwerlichen Reise in ein Wüstengebiet werden jahrtausendealte heilige Orte aufgesucht, um dort direkt mit den Naturkräften zu kommunizieren und Visionen zu empfangen. Die gesamte Pilgerreise nach Wirikuta ist für die Marákames und Pilger ein kontinuierliches Opfern und Bekennen ihres eigenen Lebens. Über mehrere Tage und Nächte werden unter Verzicht von Schlaf und Nahrung eine Vielzahl von Zeremonien und Ritualen abgehalten.

Die Nacht des blauen Hirschs

Im Zentrum aller Aktivitäten steht die Begegnung mit dem blauen Hirsch, der (in der Anderswelt) mit Hilfe des PeyoteKaktus (Hikuri) in dem Gebiet von Wirikuta traditionell gejagt wird. Durch die Einnahme des Kaktus in den nächtlichen Zeremonien werden durch das Ritual, durch Opferungen, durch Tänze und durch die eindringlichen Gesänge der Marákames machtvolle Visionen und tiefe Einsichten in das Leben zugänglich. Die Zeremonien sind eine tiefe emotionale, spirituelle und körperliche Reinigung, bei der große Kräfte freigesetzt werden. In diesem Prozess erfahren sich die Marákames als Verkörperungen ihrer Gottheiten und Ahnen. Die archaischen Rituale in den langen, kalten Nächten der Wüste sind Spiegel für die eigene Seele, bei denen die Marákames in die Tiefen des eigenen inneren Kosmos eintauchen, andere Welten betreten, mythischen Wesen begegnen und das Mysterium des Todes und des Lebens erfahren. Die Zeremonien enden mit dem Sonnenaufgang. Die Sonne transformiert die Erfahrungen der Dunkelheit und ermöglicht die Wiedergeburt in ein neues Leben, um mit neuen Kräften einen Weg des Herzens zu gehen, und um Heilung erfahren und teilen zu können.

Fotos © Marius Hannig

Minenkonzerne bedrohen das Heilige Land

Das Volk der Wirrarika ist eines der wenigen Urvölker der Erde, das seinen Kult mit sakralen Pflanzen bisher gegenüber allen äußeren Einflüssen verteidigen konnte. Heute ist ihr heiliges Gebiet Wirikuta jedoch bedroht von Minenkonzernen, die durch den Abbau von Edelmetallen die Erde mit Chemikalien verseuchen und damit die Grundlage für das Wachstum des vom Aussterben bedrohten Peyote-Kaktus stark gefährden.

www.connection.de

Ein Altar der Wirrarika

Auch die traditionelle Hirschjagd, die im Anschluss der jährlichen Pilgerreise nach Wirikuta stattfindet, kann aufgrund der Privatisierung von geschützten Gebieten von den Wirrarika nicht mehr durchgeführt werden. Sie werden von den neuen Eigentümern mit Waffengewalt vertrieben und sind nun gezwungen, für die Hirschjagd eigene Gehege in ihren Lebensräumen anzulegen, um dort die traditionelle Jagd durchführen zu können. Dafür benötigen die Wirrrarika dringend finanzielle und fachkundige Hilfe. Wer mehr über die Wirrarika erfahren, an Projekten mitwirken oder an Pilgerreisen teilnehmen möchte, wende sich an das Mother Earth Institute e.V., erreichbar über die Webseite des Mother Earth Project. n Marius Enrico Hannig erforscht seit zwanzig Jahren westliche Naturmagie und indigenes Schamanentum. Er ist Initiator des Mother Earth Projektes, und Organisator von Kolloquien, Seminaren und Veranstaltungen zu bewusstseins-erweiternden Themen. www.mother-earth-project.de

connection Schamanische Wege 12

21


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.