ÖTK Klubmagazin 5/2012

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hüttenwirt

kolumne

nr.10/2010

Zeichnung Jakob Kirchmayr

Griaß eich!„

nr.5/2012

„Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt!“ ist eine oft gehörte Redensart (mir) unbekannter Herkunft Wie die geneigte Leserschaft vermuten wird, will ich mich dieses Mal mit dem Thema „Menschen, ihre tierischen Freunde und ihr Auftreten im alpinen Bereich“ beschäftigen. Ich selbst hatte viele Jahre das Vergnügen, einen wirklich treuen Gefährten in Form eines Mischlingsrüden an meiner Seite zu haben. Zusammen sind wir durch dick und dünn gegangen und haben auch so manche Bergtour gemeinsam bestritten. Mein Hund hatte auch die dafür notwendige Ausbildung, war gehorsam, und ich habe mich auch in brenzligen Situationen immer auf ihn verlassen können.

Aber, liebe urbane Mitmenschen, bedenkt bitte, dass ein Hund immer noch vom Wolf abstammt und einen Jagdtrieb hat. Ein Stadthund, der Begegnungen mit Wildtieren in den Bergen nicht gewohnt ist, wird in der Regel (so er nicht angeleint ist) seinem Instinkt folgen und erwähntes Wildtier als Beute betrachten und verfolgen. Ich kann mich erinnern, dass wir im Umfeld meiner Hütte mehr Suchaktionen nach Hunden als nach Menschen gehabt haben … … und ob es so schlau ist, mit einer angeleinten Katze und einem blinden Hund eine Bergtour zu unternehmen (so selbst gesehen!), das möge jeder für sich selbst entscheiden. Weder Hund noch Katz haben sehr glücklich auf mich gewirkt. Frauchen hingegen war die Frohnatur in Person; ob’s daran gelegen hat, dass sie sich köstlich über die permanenten Zusammenstöße ihres sehbehinderten Westentaschenwolfs mit diversen festen Gegenständen wie Tischbeinen etc. amüsiert hat, oder an den Schnapserln, die ihr ein netter Herr vom Nebentisch spendierte, entzieht sich meiner Kenntnis. Lustig hatten es auch zwei ältere Damen mit einem jungen Spaniel in unserer Hütte. Zwar versetzte es ihrer guten Laune einen kleinen Dämpfer, als ich ihnen erklärte, dass es bei uns und hoffentlich auch sonst nirgendwo üblich sei, einen Hund von für die Gäste bereitgestellten Suppenschüsseln zu füttern. „Was sollen wir denn sonst tun? Sie haben ja nur die Futterschüssel, die draußen vor der Tür angekettet ist, und unser kleiner Schatz kann nicht im Freien essen!“, so wurde mir erbost mitgeteilt. Aber Gott sei Dank hat dieser Wortwechsel die Stimmung des Gespanns nicht allzu lange trüben können. Spätestens als man die Hundepfoten ins Stempelkissen für den Hüttenstempel getaucht und mit den so präparierten Hundepfoten unsere Tische und Wände verschönt hatte, hat der sprichwörtliche Bär wieder gesteppt.

Den sprichwörtlichen Vogel abgeschossen aber hat ein deutsches Pärchen. Die Geschichte hat zwar nicht direkt mit Haustieren zu tun, ich will sie euch aber trotzdem nicht vorenthalten. Es war irgendwann Ende September und es hatte einen frühen Wintereinbruch gegeben. Seit mehr als einer Woche durchgehend Schneefall. Ich hatte mein gesamtes Personal nach Hause geschickt und schon seit einigen Tagen keine Menschenseele mehr gesehen. Gerade hatte ich es mir mit einem guten Buch vor dem Ofen gemütlich gemacht, als die Hüttentüre aufging und ein junges Pärchen meine Hütte betrat. Ich grüßte freundlich und als Antwort hörte ich in sächsischem Dialekt: „Tach auch, guter Mann! Sind Sie hier der Wirt? Sie kennen sich sicher mit Vögeln aus!?“ Was folgte, war eine Pause von gefühlten zwei Minuten, in denen ich – mit offenem Mund mühsam einen Lachkrampf unterdrückend – im Geiste nach einer passenden, nicht peinlichen Antwort suchte. Ich habe bis heute keine gefunden, und es gibt jetzt wahrscheinlich zwei Deutsche mehr, die an der geistigen Gesundheit der Bevölkerung Österreichs im Allgemeinen und seiner Hüttenwirte im Speziellen zweifeln. Liebe Leute, lasst mich ein wenig mehr ernst enden, wenn ich euch bitte: Überlegt vorher, ob ihr eurem Tier wirklich etwas Gutes tut, wenn ihr es auf eine Bergtour mitnehmt. Ein Hund ist keine Gämse und gehört in den meisten Fällen an die Leine! Und wer selbst gerne einen gepflegten Garten hat, der möge bitte dafür sorgen, dass sein Hund nicht in den Gastgarten (m)einer Berghütte kackt!

Der-Huettenwirt@gmx.at

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass das Leben am Berg (wie auch im Tal) mit ein wenig mehr Rücksichtnahme und etwas weniger Egoismus für uns alle einfacher und schöner wäre!

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