2021 Waldzeitung 1

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Die kleine

WALD

Z e i t u n g Nr. 1/21 März/April 2021

COVID-Paket für den klimafitten Wald! Für die nächsten 4 Jahre Anschubförderung für klimafitte Wälder – in V jetzt drei Schienen – Ansprechperson Landeswaldaufseher

5-fache Speicherwirkung! 60 Jahre „Wald der Zukunft“ Niemand ist gegen Wild


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Editorial Gedruckt bei der Druckerei VIGL-DRUCK GmbH auf PEFC zertifiziertem Papier. Mit PEFC wird sichergestellt, dass das Holz zur Papierherstellung aus nachhaltiger und verantwortungsvoller Waldwirtschaft stammt. Der Vorarlberger Wald ist seit 2001 PEFC zertifiziert (www.pefc.at).

Sensationell! In Wald und Holz wird das klimaschädliche CO2 gespeichert. Die Substitutionswirkung durch den Ersatz energieintensiver und klimaschädlicher Energie- und Baustoffe fällt überraschend hoch aus. In einer Studie aus Deutschland wird ein um mehr als fünffach höherer Wert errechnet, den der ohnehin schon hohe Waldspeicher bindet. Sensationell! Solch effiziente Klimaschutzmaßnahmen gibt es wenige im Kampf gegen den Klimawandel, dem zentralen Problem der Zukunft! Daraus ist ein kräftiger Nachfrageimpuls für unseren nachhaltigen nachwachsenden Rohstoff zu erwarten. Die nachhaltigen Potentiale sind bei uns vorhanden. Von dem jedes Jahr nachwachsenden Zuwachs werden über 150.000 Festmeter nicht genutzt. Nachdem die Vorräte im Wald nicht ewig aufgebaut werden können, verfaulen diese Mengen wieder und setzten das eingespeicherten CO2 wieder frei. Wahnsinn, was diese Holzmenge jedes Jahr an klimaschädlichen CO2 einsparen könnte! Thomas Ölz

Inhalt 3-5

Förderschienen neu

DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg 6

Klimaschutz mit Decken und Wänden

DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg 7

CO2 -Substitution: Die 5-fache Waldspeicherleistung!

nach Pro Silva Presseaussendung 8-9

Waldverein 60 Jahre - Wald für die Zukunft

DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg 10-11 Der Einsatz von Projektwarten in Vorarlberg

DI Andreas Reiterer, Wildbach- und Lawinenverbauung 12-13 Kritik an der Biodiversitätsstrategie

DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg 14-15 Schutzwald und Wild

Dr. Florian Rudolf-Miklau vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT), Abteilung Wildbach- und Lawinenverbauung und Schutzwaldpolitik 16-17 Niemand ist gegen Wildtiere

Kommentar DI Karl Studer, St. Gerold Rubriken

Adresse Redakteur „Die kleine Waldzeitung“: DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg, Montfortstr. 9, 6900 Bregenz, Österreich, T +43(0)5574/400460, E thomas.oelz@lk-vbg.at.

Impressum: Herausgeber und Verleger: Vorarlberger Waldverein, Geschäftsstelle Rathaus Dornbirn, Rathausplatz 2, 6850 Dornbirn, Österreich, +43/676/4085860, ZVR-Zahl 751949925, info@waldverein.at, www.waldverein.at, Abo als Mitglied (Nichtwaldbesitzer 20.- Euro/Jahr, Waldbesitzer bis 20 ha 25.- Euro/Jahr, größere Waldbesitzer bitte Nachfragen); Verantwortlicher Redakteur: DI Thomas Ölz, Druck: VIGL-DRUCK GmbH, Dornbirn; namentlich gekennzeichnete Artikel müssen sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Titelbild: Wolfstannenweg Dornbirn (Foto LK Vorarlberg, Th. Ölz).

11 Obmann 13,14 Aktuell 18-20 Aktuell/Holzmarkt


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Förderschienen neu

Köstinger und Moosbrugger: Investition für Wald und Klima! Jetzt geht der im letzten Jahr angekündigte Waldfonds des Bundes in Betrieb und bietet der krisengebeutelten Forstwirtschaft in Coronazeiten Investitionen in die Zukunft zu setzten. In Vorarlberg wird zusammen mit dem Vorarlberger Waldfonds und den möglichen Fördermaßnahmen aus der Ländlichen Entwicklung ein attraktives Unterstützungsprogramm für alle Waldbesitzer möglich. Österreichs Waldbäuerinnen und Waldbauern kämpfen in den letzten Jahren mit einer immer weiter auseinanderklaffenden Kostenschere mit fallenden Erträgen. Klimabedingte Schäden, Stürme, Schneedruck und Borkenkäfer setzen den Wäldern immer mehr zu. Um die betroffenen Betriebe zu entlasten, hat die Bundesregierung im Vorjahr die Einrichtung des Waldfonds beschlossen und ihn mit 350 Mio. Euro dotiert. "Dieser Fonds ist ein Rettungs- und Zukunftspaket für unsere Wälder. Jetzt steht dieses Instrument zur Verfügung“, teilte Bundesministerin Elisabeth Köstinger Ende Jänner mit. „Die letzten extrem trockenen Jahre haben Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer massiv geschädigt. Der Ausbruch der Corona-Krise 2020 hat die dramatisch schlechte Einkommenssituati-

on zusätzlich verschärft. Mit dem Waldfonds wird jetzt versucht gegen die derzeit zwei zentralen Problemfelder von Coronaund Klimakrise gegen zu steuern. Die Zukunftsinvestitionen kommen sowohl unserer Forstwirtschaft als auch der gesamten Wirtschaft als auch der Umwelt zu Gute. Es sind bestens eingesetzte Mittel, die sich in mehrfacher Hinsicht langfristig auszahlen. Das ist eine Win-Win-Situation für ganz Österreich“, freut sich LK ÖsterreichPräsident Josef Moosbrugger über die Präsentation des Waldfonds. „Der neue Waldfonds ist das perfekte Beispiel dafür, wie Klimaschutz und Wirtschaftsaufschwung Hand in Hand funktionieren können. Klimafitte Wälder entstehen nur durch Investitionen und eine aktive, multifunktionale Bewirtschaftung. Der neue Waldfonds hilft den krisengebeutelten Forstwirtinnen und Forstwirten dabei substanziell“, bedankt sich Moosbrugger bei Bundesministerin Köstinger für ihre Arbeit und ihren persönlichen Einsatz in dieser Sache.

Maßnahmenpaket für den klimafitten Wald von morgen Das Waldfondsgesetz bringt erhebliche finanzielle Unterstützung für die krisengebeutelte Forstwirtschaft. Auch die Umwelt und das Klima profitieren von dem 10Punkte-Programm. Ein Schwerpunkt im Bundesprogramm stellt die Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen nach Schadereignissen, die Regulierung der Baumartenzusammensetzung, die Abgeltung von Borkenkäferschäden, die Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz, die Durchführung der gesamten Palette von Forstschutzmaßnahmen und verschiedene Waldökologie- bzw. Biodiversitätsmaßnahmen. Dazu gehört aber auch die Unterstützung von Maßnahmen in der Waldbrandprävention, die sicher in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werden. Österreichweit werden im Rahmen des neuen Waldfonds auch eine Forschungsanlage zur Herstellung von Holzdiesel als auch Maßnahmen zur Holzbauoffensive abgewickelt. Unterstützungsprogramm in Vorarlberg

Für die krisengeschüttelten Forstwirtschaft wurde jetzt ein eigenes Unterstützungsprogramm aufgestellt. Zusammen mit dem Vorarlberger Waldfonds und der LE-Förderschiene ergeben sich wichtige Impulse für eine zukünftige klimafitte Waldbewirtschaftung. Im Bild Josef Moosbrugger in seiner Funktion als Österreichischer Landwirtschaftskammerpräsident und Bundesministerin Elisabeth Köstinger bei der Online Präsentation Ende Jänner.

Landesrat Christian Gantner bezeichnet diesen „Kraftakt“ eine große Chance für Vorarlbergs Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, um unsere Wälder weiter klimafit zu machen. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um in die Waldpflege und Aufforstung von Mischwäldern zu investieren.“, so Gantner. Laut Landesforstdirektor Andreas Amann stehen in Vorarlberg mit dem neuen Bundeswaldfonds zusammen mit dem Vorarlberger Waldfonds (früher Fonds zur Rettung des Waldes) und den Forst- und Umweltfördermaßnahmen in der Ländlichen Entwicklung jetzt insgesamt drei Förderungsschienen für Waldbewirtschafter und -bewirtschafterinnen zur Verfügung. Diese gilt es jetzt gezielt, effizient und abgestimmt auf die Verhältnisse in Vorarlberg zu nutzen. Dazu wurden die möglichen Fördermaßnahmen einer Förderschiene zugeordnet, über welche die entsprechenden Maßnahmen in den kommenden Jahren ausschließlich beantragt werden


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Förderschienen neu

Für die nächsten vier Jahre: Mit Klimaschutz- und Wirtschaftsleistung Hand in Hand zu stabilen Waldbeständen. können. Eine eigene Maßnahmenfibel mit den Details dazu, was, wie und wie hoch gefördert wird, ist in Arbeit und steht in den nächsten Wochen zur Verfügung. Erleichterungen in der Abwicklung der Maßnahmen, insbesondere im Kleinwaldbereich, werden derzeit in Zusammenarbeit mit der Vorarlberger Landwirtschaftskammer und dem Waldverein entwickelt und vorbereitet. Beratungsunterlagen wie die Erstellung eines Förderhandbuches und die Gestaltung einer Website mit allen Maßnahmen sind ebenfalls geplant. Auskunft und Ansprechpartner Erster Ansprechpartner für die Förderungen ist wie bisher der Landeswaldaufseher in den jeweiligen Waldregionen. Die Abwicklung erfolgt dann wie bereits gewohnt über die forstliche Förderstelle im Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abt. VcForstwesen. Der Förderreferent in der Forstabteilung des Landes Dominik Grimm sowie sein Stellvertreter Elias Hartmann stehen für Fragen zum Förderpaket zur Ver-

Maßnahmen in den drei Schienen:

fügung (forstwesen@vorarlberg.at, 05574/511-25305, www.vorarlberg.at/ forstwesen).

Aus dem neuen Bundeswaldfonds: Aufforstung und Jungwuchspflege (inkl. Wildschutz), Forstschutzmaßnahmen, Nass- und Trockenlager als Zwischenlager, Waldbrandvorbeugungsmaßnahmen, Zäune Aus der Ländlichen Entwicklung: Schadholzaufarbeitung, Seilkrannutzung und Querfällung, waldökologische Maßnahmen (z.B. Spechtbäume und Habitatbäume), Forststraßen, Schlepperwege und Begehungsteige, Pferderückung, Forstpläne, Waldpädagogik Aus dem Vorarlberger Waldfonds: Waldpflegeoffensive, Lehrlinge und Praktikanten, Kleinmengen Schadholz und Pferderückung, Forstbetriebsgemeinschaften

Allgemeines • Waldfonds Bund: Projekte können innerhalb der nächsten 2 Jahren beantragt werden (31.12.2022) und innerhalb weiterer zwei Jahre umgesetzt und abgerechnet werden, ausschließlich online, Antragstellung unbedingt vor Beginn der Maßnahme, Umsetzung bis max 31.1.2025. • gefördert und abgerechnet wird großteils mittels Standardkostensätzen; von diesen Sätzen wird im Normalfall zwischen 60% mit reiner Wirtschaftsfunktion und 80% mit Schutz- bzw. Wohlfahtsfunktion gefördert (in Vorarlberg liegt der Großteil des Ertragswaldes in diesen Kategorie). Die Standardkostensätze, die für den Bundeswaldfonds und die Forstförderungen der ländlichen Entwicklung gelten, können auf der Homepage des Bundesministeriums down-


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Förderschienen neu Neue Fördermöglichkeit für die Plenterwaldbewirtschaftung In Rahmen der Maßnahme Investitionen zur Stärkung des ökologischen Wertes der Waldökosysteme (Maßnahme 8.5.3, Programm der Ländlichen Entwicklung) kann auch eine Förderung zur Plenterwaldbewirtschaftung beantragt werden. Von den festgelegten Standardkosten von 800.- Euro pro Hektar oder 8.- Euro pro Erntefestmeter wird ein Zuschuss von 80% gewährt. In Naturwaldreservaten oder Naturschutzgebieten ist sogar eine 100% Förderung der Standardkosten möglich. In Vorarlberg haben wir große Flächen mit plenterwaldartigen Waldstrukturen. Abzopfen und Grünentasten sind verpflichtend. Die Grünbiomasse muss im Bestand verbleiben. Damit könnten sehr viele Waldbesitzer die Unterstützung dieser sehr naturnahen Bewirtschaftungsform beantragen. Auskünfte zur Abwicklung gibt es in der im Beitrag genannten Förderfibel und beim zuständigen Landeswaldaufseher.

Waldpflegeoffensive Vorarlberger Waldfonds Landesrat Christian Gantner bezeichnet diesen „Kraftakt“ eine große Chance für Vorarlbergs Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, um unsere Wälder weiter klimafit zu machen (im Bild der Landesrat mit Landesforstdirektor DI Andreas Amann). geloadet werden (www.bmlrt.gv.at/forst/ waldfonds/). • Ländliche Entwicklung (LE 14-20): Formulare/Unterlagen findet man auf der Homepage des Landes Vorarlberg • Budget im Vorarlberger Waldfonds ist begrenzt, daher ab 1.4.2021 einzelne Maßnahmen ausschließlich über LE oder österreichische Waldfonds, Zielsetzung ist die Ausschöpfung aller drei Förderschienen (EU, Bund, Land), prioritär sollen EU- und Bundesmittel genutzt werden; • Die eingesetzten Gelder sollen hinsichtlich der Ziele der Vorarlberger Waldstrategie eine größtmögliche Wirkung erzielen (Gesundheit und Stabilität der Wälder, Funktionsfähigkeit hinsichtlich Schutz, Wohlfahrt und Erholung, Wertleistung der Wälder) Waldpflegeförderung: • Bis Ende 2022 ist frei zwischen Bundeswaldfonds und erhöhtem Vorarlberger Waldfonds wählbar; danach ab 1.1.2023 ist

nur noch Bundeswaldfonds möglich (wichtig Antragstellung bis Ende 2022 notwendig). • Fachliche Beratung durch Waldaufseher vor Durchführung der Maßnahme ist Voraussetzung (ausgenommen Betriebe mit Forstorganen als Antragsteller). • Es wird Wert auf hohe Pflegequalität gelegt (Mischwald, Stabilität, Struktur) Schadholzaufarbeitung: • Einzelschäden umfassen jedes Schadholz (auch Esche und Ulme) • Wichtig ist der Forstschutz-Vorbeugungseffekt („ausgeflogene“ Bäume als Totholz fördern). • 30 Meter-Grenze ist in der Förderschiene LE 14-20 nicht relevant • flexible Anpassung bei Ausmaß mittels E-Mail-Mitteilung an die Förderstelle

Besonders attraktiv ist der Fördersatz von 1.800.- Euro pro Hektar in der Dickungspflege bei einem Unternehmereinsatz in der Förderschiene des Vorarlberger Waldfonds (Dickungspflege über 3 Meter bis maximal 10 Meter Bestandeshöhe, einmalig pro Bestand). Wenn die Maßnahme in Eigenleistung durchgeführt wird, liegt der Satz bei 1.000.- Euro pro Hektar. Hier kann aber Alternativ der Satz aus dem Bundeswaldfonds mit 1350.- Euro pro Hektar beantragt werden (bei Schutzwald 80% des Standardsatzes von 1650.- Euro/ha). Bei Durchforstungen über 10 Meter Höhe bis 20 Meter durchschnittliche Bestandeshöhe (bzw. BHD kleiner 25 cm) kann der Satz aus dem Bundeswaldfonds mit den 1.350.- Euro bei Schutzwald genommen werden (im Vorarlberger Waldfonds liegt dieser Satz bei 1.200.- Euro pro Hektar). Hier gibt es auch interessante Sätze in Kombination mit Seilgeräten oder mit einer Abrechnung pro Festmeter. Bis Ende 2022 gibt es hier Wahlfreiheit in der Beantragung. Nutzen Sie die Beratungsmöglichkeiten im Landesforstdienst, bei den Landewaldaufseher oder bei der Förderstelle in der Abteilung des Landes, bei der Landwirtschaftskammer oder beim Vorarlberger Waldverband.


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Holz von hier

Klimaschutz mit Decken und Wänden Bisher werden in der Wohnbauförderung des Landes Vorarlberg Fenster und Fassaden gefördert, wenn regionales Holz verwendet wird. Mit einer Ausweitung auf Decken und Wände aus regionalem Holz würde die sehr gute Klimaschutz- und Wertschöpfungsmaßnahme weiter gestärkt. Im Rahmen des alpenweiten EU-Projektes CaSCo mit dem Ziel CO2 Verminderungen zu erreichen, wurde die Einführung des Holzlabels „Holz von hier“ in Vorarlberg vorangetrieben. Über 50 Betriebe aus der ganzen Wertschöpfungskette in Vorarlberg sind inzwischen dabei. Klimaschutz mit Holz Mit „Wald und Holz“ steht eine sehr effiziente Klimaschutzmaßnahme zur Verfügung. Der Wald stellt eine wichtige CO2Senke dar, im Produkt Holz wird CO2 währende der Verwendung gespeichert und große Mengen von CO2 können durch die Substitution anderer klimaschädlicher Bauund Energiestoffe ersetzt werden. Mit der Nutzung von regionalen Kreisläufen wird der sehr positive Effekt der Holzverwendung nochmals vergrößert. Und hier setzt das Label „Holz von hier“ an. Mit dem Label bekennen sich die Betriebe zur ver-

stärkten Anwendung von Holz aus der Region. Dabei orientiert sich das Label nicht an Staats- oder Landesgrenzen, sondern berücksichtigt die Transportentfernungen entlang der gesamten Bearbeitungskette. Kostenvorteil für private und öffentliche Bauträger Die Verwendung des Labels ist sowohl für private als auch für öffentliche Bauträger interessant. Seit Herbst 2019 winken zusätzliche Finanzmittel aus der Wohnbauförderung, wenn „Holz von hier“ bei der Wohnhaussanierung oder beim Neubau im privaten und öffentlichen Bereich zur Anwendung kommt. Für die Sanierung eines durchschnittlich großen Einfamilienhauses beispielsweise können bis zu 5.000.- Euro zusammenkommen. Im öffentlichen Bau können mit den zusätzlich möglichen Punkten im Kommunalgebäudeausweis höhere Zuwendungen erreicht werden. Mehrmals rechtlich geprüft wurde auch die EU Vergaberechtskonformität des neuen EU-weiten Labels. Diese Vorteile könnten mit der Ausweitung in der Wohnbauförderung des

Zum Ersatz von klimaschädlichen Baustoffen stehen in Vorarlberg noch etwa 150.000 Festmeter ungenutzer nachhaltiger Holzzuwachs zur Verfügung. Landes auf Decken und Wände nochmals wesentlich gestärkt werden. Die damit erfassten Holzmengen würden maßgeblich erhöht und das Interesse der Bauherrn/innen noch mehr geweckt werden. Bei der Vorstellung der Zimmerei Sohm Holzbautechnik in Alberschwende freute sich Landesrat Christian Gantner über die vielen damit verbundenen Vorteile vom Klimaschutz über die regionale Wertschöpfung bis zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in der wichtigen Waldpflege. Digitalisierung Jetzt sollen die Datenschnittstellen zur Erfassung der Holzlieferungen in einem neuen Interreg-Projekt bearbeitet werden. Mit einer automatischen Datenübernahme der Holzmengen mit den Transportentfernungen soll das System für die teilnehmenden Betriebe weiter vereinfacht werden.

Landesrat Christian Gantner sieht viele Vorteile im klimaschonenden Bauen mit regionalem Holz. Im Bild mit dem Koordinator von „Holz von hier“ DI Erich Reiner und Thomas Sohm von der Firma Sohm Holzbautechnik in Alberschwende.

Das Projekt wurde von Regionalentwicklung Vorarlberg in Zusammenarbeit mit der Forstabteilung des Landes, dem Waldverband Vorarlberg, den einschlägigen Fachgruppen der Wirtschaftskammer, dem Holzexperten Erich Reiner und dem Umweltverband umgesetzt.


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Holz von hier

CO2 -Substitution: Die 5-fache Waldspeicherleistung!

Pro Silva Austria weist in seiner letzten Presseaussendung auf die Klimaschutzleistung bewirtschafteter Wälder hin. Neben der CO2 Speicherwirkung im Wald und im Produkt Holz ist die Substitutionswirkung von fossilen Rohstoffen sensationell hoch. Unbestritten ist der Klimawandel, die größte Herausforderung für den Wald und seine Bewirtschafter. Doch der Wald ist zugleich Patient und Problemlöser. Die CO2Speicherung in Wäldern und Holzprodukten ist die bislang einzige realistische Form der gesteuerten CO2-Bindung. Wälder wirken als CO2-Senke: • durch den Waldspeicher (Waldflächenzunahme und Vorratsaufbau) • den Produktspeicher (langlebige Holzprodukte binden CO2 über Jahrzehnte) • die Substitution fossiler Rohstoffe. 5 x CO2 Substitutionswirkung der Waldspeicherleistung Die jährliche Klimaschutzleistung bewirtschafteter Wälder ist beachtlich: nach einer jüngst in Deutschland für mitteleuropäische Verhältnisse erschienenen Studie zur CO2Einsparung von einem Hektar bewirtschaftetem Wald entfallen 14,8 t auf den Waldspeicher, 2,4 t auf den Produktspeicher und 73,6 t auf Substitutionsleistungen. Die weitaus beste Klimaschutzwirkung lässt sich somit durch den Ersatz (Substitution) fossiler Rohstoffe und Energieträger erzielen. Um über 5 mal mehr wird der CO2Speichereffekt des Waldes übertroffen! Holz und bewirtschaftete Wälder sind somit Hoffnungsträger in der Klimakrise. Außernutzungsstellungen in größerem Stil würden dieser effizienten und wichtigen Klimaschutzmaßnahme entgegenwirken und könnten unter Umständen auch Holzimporte aus nicht-nachhaltiger Produktion nach sich ziehen.

des Waldes. Dies schließt auch den Schutz von Waldlebensräumen ein. Bewirtschaftete Wälder sind oft artenreicher als nichtbewirtschaftete, zumal vielfach lichtliebende Arten gefördert werden.

Wälder müssen zu höherer Resilienz und flexibler Zielausrichtung umgestaltet werden. Pro Silva liefert dazu Anregungen und einen Praxisaustausch.

Heute, viel Totholz Seit der vorindustriellen Zeit ist noch nie so viel Totholz im Wald verblieben wie derzeit. Das österreichische Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) veröffentlichte zuletzt die gemessenen durchschnittlichen Totholzvorräte in der Höhe 16-41 m3 je Hektar – dies bei einem durchschnittlichen Holzvorrat von knapp 300 Festmetern je Hektar (ohne Totholz). Die noch vor einigen Jahre von Naturschutzorganisationen geforderten Totholzmengen werden heute bei weitem übertroffen. Dennoch können zusätzlich Biotopschutzwälder oder auch Naturwaldreservate – bei entsprechender Abgeltung im Wege des Vertragsnaturschutzes – auf Teilflächen für private Waldeigentümer eine interessante Alternative darstellen. Eine zusätzliche Abgeltung der CO2-Speicherung im stehenden Holzvorrat von rund 20.- Euro/fm könnten einen Anreiz für Vorratsaufbau und Waldumbau bieten. Die

Über Pro Silva Austria Pro Silva Austria ist ein Verein zur Förderung naturnaher Waldbewirtschaftung. Pro Silva sieht den Wald als ganzheitliches Ökosystem und propagiert einen respektvollen Umgang damit. Ziel ist es, den Wald als Kulturlandschaft zu erhalten und naturnahe Lebens- und Erholungsräume zu schaffen. Der Kärntner Dr. Eckart Senitza ist Vorstandsvorsitzender von Pro Silva Austria und seit 2017 auch Präsident von Pro Silva Europa, der europäischen Dachorganisation mit Mitgliedern in mehr als 30 europäischen Ländern und einer starken internationalen Vernetzung zum nachhaltigen Schutz des Waldes mit über 5.500 Praktikern, Wissenschaftlern und Waldeigentümern. Weitere Informationen: www.prosilvaaustria.at bzw. www.prosilva.org.

Wir brauchen daher Klima-Nutzwälder, welche die vielfältigen Waldfunktionen sicherstellen. Die naturnahe Waldwirtschaft kann dies im Wege des integralen Waldmanagements bestmöglich erfüllen. Für extra gelieferte Ökosystemdienstleistungen braucht es faire Abgeltungen, wie sie in Deutschland in einzelnen Bundesländern in Vorbereitung sind. Das über Generationen in Österreich praktizierte integrale Waldmanagement verbindet Schutz und Nutzen

Dr. Eckart Senitza, Obmann von Pro Silva Austria, bei der Vorarlberger Regionaltagung im letzten Jahr.


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60 Jahre Waldverein

60 Jahre Waldverein – Wald für die Zukunft Flächige waldverwüstende Wildschäden durch viel zu hohe Wildbestände waren ein wesentlicher Auslöser zur Gründung des Vorarlberger Waldvereins vor 60 Jahren. Das Jubiläum wurde zum Anlass genommen, am Lernort „Klimawald“ in Egg zurück und in die Zukunft zu schauen. Der Vorarlberger Waldverein wurde vor 60 Jahren von engagierten Waldbesitzern und Forstleuten gegründet. Neben Waldbesitzern, Forstleuten, Jägern und in der Forstund Holzwirtschaft Tätigen sind seit Anbeginn auch „Freunde des Waldes“ sehr willkommen. Der Verein engagiert sich, neben dem Einsatz für eine naturnahe Waldbewirtschaftung, auch in vielen Naturschutz- und Umweltfragen. Ein Kernthema sind stabile Schutzwälder und „klimafitte“ Mischwälder für die Zukunft. Das ist in einem Gebirgsland wie Vorarlberg zentral wichtig. Die Förderung der heimischen und nachwachsenden Ressource Holz als Baustoff oder Energieträger ist zudem seit jeher ein wesentliches Anliegen des Vereins. Auf den Schlüsselfaktor Wald-Wild-Jagd möchten wir hier besonders eingehen: Was wurde erreicht? Es konnte gerade in den tieferen Lagen eine weitreichende Entspannung bei den Wildschäden erzielt werden. Mischwälder können heute vielerorts ohne flächige Wildschutzmaßnahmen wieder verjüngt werden. Für Wald und Wildtiere ergeben sich gute Lebensräume. Die Jagd kann im

Einklang mit der Natur praktiziert werden. Was möchten wir erreichen, was sind Ziele für die Zukunft? Leider gibt es diese Entspannung nicht auf der gesamten Fläche. In höheren Lagen, in denen alle drei jagdlich im Mittelpunkt stehenden Wildtierarten Rot-, Gams- und Rehwild vorkommen, können leider in einigen Gebieten wichtige Mischbaumarten wie beispielweise die Weißtanne oder der Bergahorn nicht aufkommen. In Bezug auf die Klimaveränderung wird diese Problematik weiter verschärft! „Naturjagd“ auf wildökologischer Basis Dabei wird das Wild vom Waldverein überhaupt nicht als „Ungeziefer“ gesehen, wie das von manchen Jägern immer wieder dem „Forst“ vorgeworfen wird. Wildtiere sind ganz klar als integraler Bestandteil der Waldökosysteme zu sehen. Aber wir brauchen mehr denn je eine Anpassung an die Tragfähigkeit der vorhandenen Lebensräume (das hat nichts mit Ausrottung zu tun!). Eine Aufhege aus jagdlichen Interessen oder wegen Fehlern in der Jagdbewirtschaftung können nicht toleriert werden. Wir fordern eine Neuausrichtung der Jagd auf eine „Naturjagd“ auf wildökologischer

Basis. Waldgefährdende Wildschäden, die die Schutzwaldwirkungen, die Artenvielfalt und auch die nachhaltige Holznutzung beeinträchtigen, müssen der Vergangenheit angehören. Auch mit geringeren, dem lebensraumangepassten Schalenwildbeständen kann der Natur und Wild interessierte Jäger eine tiergerechte und attraktive Jagdwirtschaft ausüben. Schutz der Lebensräume Mit dem immer größer werdenden Druck der Gesellschaft auf die Natur im Gesamten, wird vom Vorarlberger Waldverein ein Schutz der Lebensräume aller Wildtiere als eine sehr wichtige Zielsetzung für die Zukunft gesehen. Die Anpassung der Wilddichten der drei Schalenwildarten wird dabei als Voraussetzung für intakte Habitate erachtet. Lernort „Klimawald“ Egg Als Ort für die Präsentation des Jubiläums wurde der Lernort „Klimawald Egg“ der „KLAR! – Klimawandel Anpassungs Modell Region“ Vorderwald Egg ausgewählt. Damit kann beispielhaft gezeigt werden, dass seit Anbeginn des Vorarlberger Waldvereins die praxisnahe Öffentlichkeitsarbeit im Mittelpunkt stand. Denn nur eine

Blick zurück und nach vor im „Klimawald“ in Egg: Mit Obmann Walter Amann, Waldzeitungsredakteur Thomas Ölz und Waldaufseher Rafael Fetz.


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60 Jahre Waldverein

Geschichtliches auf einem fachlichen Background basierende Information der Gesellschaft kann zu einer guten Meinungsbildung und zu zukunftsorientierten Entscheidungen beitragen. Die Anpassung an den Klimawandel ist neben dem Klimaschutz eine zentrale Frage für die jetzigen und zukünftigen Generationen. Die KLAR!-Region VorderwaldEgg unterstützt Menschen und Institutionen der Region dabei. Der Wald ist bereits jetzt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, Stichwort vermehrtes Auftreten von Borkenkäfern bei Hitze und Trockenheit. Er ist zugleich aber auch Lösung und trägt durch CO2 Speicherung und durch eine sehr hohe Substitutionswirkung anderer klimaschädlicher Rohstoffe zum Klimaschutz bei. Die Lernorte der KLAR!-Region bieten die Möglichkeit, vergangene, aktuelle und zukünftige Entwicklungen im Wald zu beobachten. Im Klimawald Egg wird mit Schulklassen in Egg unter anderem mittels Temperaturfühlern beobachtet, welche Temperaturunterschiede es bei großer Hitze zwischen verbauten Siedlungsflächen und einem gesunden Wald gibt. Zudem wurden Demonstrationsflächen eingerichtet, wo wärmeliebende Baumarten und deren Anpassungsfähigkeiten versuchsweise getestet werden. Gewinnspiel Facebook und Instagram Mit dem Thema „Wald und Holz“ kommen wir immer wieder einmal in Kontakt. Zum Beispiel bei einem Waldspaziergang, bei dem wir nachgewiesenermaßen Stresshormone abbauen. Der Vorarlberger Waldverein möchte in Zukunft aktiv Waldthemen auch auf den sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Co kommunizieren. Gestartet wird jetzt mit einem Gewinnspiel mit einfachen Fragen zum Wald. Zu gewinnen gibt es Produkte aus dem Wald, wie Weißtannenhonig, Weißtannenbrettchen oder Hirschwürste. Wir freuen uns über ein reges Interesse und jede Teilnahme.

Der Vorarlberger Waldverein wurde 1961 von engagierten Waldbesitzern und Forstleuten gegründet. Dazu zählen unter anderen neben dem Gründungsobmann Dr. Arnold Rhomberg die „Gründungsväter“ Pfarrer Monsignore Jakob Fussenegger, DI Herbert Tschann von der Wildbach- und Lawinenverbauung, Förster Norbert Rümmele von der Stadt Dornbirn und Heribert Hämmerle, Waldbesitzer aus Dornbirn. Der damalige Landesforstdirektor DI Hubert Grabher war ebenfalls ein wichtiger Proponent für die Gründung des Verein. Allen Gründungsmitglieder gilt unser großer Respekt, Anerkennung und Dank! Auslöser waren die flächigen waldverwüstenden Wildschäden, durch die aus jagdlichen Interessen aufgehegten Wildbestände von Rot- Reh- und Gamswild, die keine standortsgerechte Verjüngung ermöglichten. Man wollte ein Gegengewicht zu dem mächtigen und einflussreichen Jagdverband aufbringen. Neben Waldbesitzern, Forstleuten und Jägern wurde von Anbeginn mit der Einladung an „Freunde des Waldes“ eine breite gesellschaftliche Aufstellung gewählt. Damit engagierte sich der Verein schon nach kurzer Zeit in vielen Naturschutz- und Umweltfragen. Die Erhaltung und Forcierung der naturnahen Waldbewirtschaftung ist bis heute ein zentrales Anliegen des Vereins. Ein wichtiger Meilenstein war beispielweise die Unterstützung von Probezaunanalysen im Jahre 1975, um eine objektive Unterlage für die Wald/Wild-Diskussionen zu bekommen. Diese Zäune sind die Vorläufer der heutigen Wildschadensmonitoringsysteme in Vorarlberg, Österreich und darüber hinaus. Mit der Waldzeitung stand bereits fünf Jahre nach der Gründung ein wichtiges Kommunikationsmittel an die Waldbesitzer und ein Vernetzungsinstrument mit den vielen Netzwerkpartnern zur Verfügung. Sie genießt damals wie heute im Wald und Umweltbereich in Vorarlberg und über die Landesgrenzen hinaus ein hohes Ansehen.

Mit der „Kleinen Vorarlberger Waldzeitung“ wurde über Jahrzehnte eine gute Informationsarbeit geleistet.

Obleute Dr. Arnold Rhomberg 1961 bis 1976 DI Herbert Tschann 1976 bis 1987 Julius Kirchler 1987 bis 2000 DI Hubert Malin 2000 bis 2011 Bgm. Arnold Hirschbühl 2011 bis 2015 Mag. Walter Amann 2015 bis heute Geschäftsführer DI Hubert Grabher 1961 bis 1974 DI Wolfgang Rümmele 1974 bis 1983 Dr. Erwin Sonderegger 1984 bis 1991 DI Martin Machnik 1991 bis 1993 DI Siegbert Terzer 1993 bis 2011 Mag. Walter Amann 2011 bis 2015 Dr. Walter Fitz 2015 bis 2017 Dorothee Glöckle 2017 bis heute Redakteure Kleine Waldzeitung DI Hubert Grabher, 1966 bis 1974 DI Wolfgang Rümmele 1975 bis 1984 DI Andreas Zambanini 1984 bis 1996 DI Thomas Ölz 1997 bis heute


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Projektwart

Der Einsatz von Projektwarten in Vorarlberg In Schutzwaldgebieten mit Projektwarten gibt es erfreuliche Tendenzen. Die Abgeltung für die echte Profileistung muss noch besser konzipiert werden. Von DI Andreas Reiterer, Wildbach- und Lawinenverbauung Der Wald ist ein wichtiger ökonomischer und ökologischer Faktor in unserem Gebirgsland Vorarlberg. Er liefert den Rohstoff Holz und ist Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen. Daneben hat er noch eine wichtige Wasserspeicherfunktion gegen Hochwässer und sichert die Trinkwasserversorgung aus Quellen und Brunnen. Sehr oft bietet der Objektschutzwald für Siedlungen, Verkehrswege, Freizeiteinrichtungen und sonstige Bodennutzungen einen wichtigen Schutz vor Lawinen, Steinschlag und Erosion. An Optimierung muss ständig gearbeitet werden Die Schutzwirkung des Waldes ist keine bedingungslos stabile Leistung dieses Ökosystems, an der Optimierung muss ständig gearbeitet werden. Auch kann möglichen zukünftigen Schutzdefiziten nur durch frühzeitiges Eingreifen zuvorgekommen werden. Wir können uns immer wieder die grobe Kostenrelation „Schutzwaldpflege: Schutzwaldsanierung: Schutzwaldbegündung = 1: 10: 100 ins Gedächtnis rufen, wenn wir überlegen, ob sich die Investitionen in den Objektschutzwald „lohnen“. Ein wichtiger Faktor für die Möglichkeit der Entstehung und das Bestehen eines stabilen, schutzwirksamen Waldes ist die Reduzierung von Schadeinflüssen auf ein vertretbares Ausmaß. Das natürliche Potential der Verjüngung und des Aufwuchses von Forstpflanzen verschiedener Baumarten

Mit der Kostenrelation Schutzwaldpflege: Schutzwaldsanierung: Schutzwaldbegündung = 1: 10: 100 ist gleich klar was sich mehr „lohnt“ (Foto WLV). muss die Möglichkeit zur Entwicklung bis ins Baumalter haben. Eine große Rolle spielt dabei ein ausgewogenes Lebensraumverhältnis mit jenen Waldbewohnern, die die forstliche Vegetation als Nahrung („Verbiss“) oder für andere Zwecke („Fegen“, „Schlagen“ usw.) nutzen. Gerade die Herstellung und die Erhaltung eines stabilen und nachhaltigen – ausreichend schutzwirkwirksamen – Objektsschutzwaldes stellt enorme Herausforderungen an die Betreuung. Es handelt sich dabei meist um sehr steile und auch deshalb schlecht erschlossene Bereiche unserer Berglandschaft, die wegen ihrer Ruhelage oft Einstände und Rückzugsgebiete für Schalenwild sind.

len Projektgebieten der Wildbach- und Lawinenverbauung die normale jagdliche Bewirtschaftung aufgrund dieser schwierigen Verhältnisse an ihre Grenzen stößt. Einerseits ist der planmäßige Abschuss (Abschussplan) kaum erfüllbar. Es gibt immer wieder jagdgesetzliche Sonderregelungen, wie dies Abschussaufträge, Schonzeitaufhebungen und Schalenwildfreihaltungen durch die Behörde darstellen, um einen waldverträglichen Wildstand anzustreben. Anderseits sind auch diese Möglichkeiten der Vorarlberger Jagdgesetzgebung nur dann wirksam, wenn sie vollzogen werden können, und die Jagd wird in diesen Bereichen sowohl physisch als auch zeitlich enorm anspruchsvoll.

Es musste festgestellt werden, dass in vie-

Projektwart in Problemgebieten

Es braucht noch mehr professionelle Projektwarte, damit in Problemgebieten die wichtige Mischwaldverjüngung aufkommen kann (Foto WLV).

Deshalb wurde bereits im Jahre 2008 die Funktion des Projektwartes definiert, der in (Objekt-) Schutzwaldprojekten in behördlich angeordneten Schalenwildfreihaltungen oder jagdlichen Sonderbehandlungsflächen (häufige Abschussaufträge, mehrmalige Schonzeitaufhebungen) die Erreichung des Projektzieles unterstützen soll. Dieses Ziel ist in solchen Problemgebieten immer die Wiederherstellung eines schutzwirksamen Waldes! Dieser Projektwart muss von den Antragsstellern der Projekte (meist sind das bei flächenwirtschaftlichen Projekten die Gemeinden) und der Förderstellen (Landesforstdienst und Wildbachund Lawinenverbauung) für geeignet befunden werden, die Waldverjüngung durch jagdliche Maßnahmen zu unterstützen.


Obmann

Wald 11 Projektwart

Wenn weiters das Einverständnis des Jagdnutzungsberechtigten und des Jagdverfügungsberechtigten für die Beauftragung eines Projektwartes vorliegt, kann die Tätigkeit aus dem Projektkredit mit einem Betrag von 5.- Euro/ha/Monat, maximal aber mit 500.- Euro/Monat abgegolten werden. Dieser Betrag dient vor allem zur Deckung des Aufwandes des Projektwartes (KFZ-km, Munition, Bekleidung usw.). Der Projektwart hat mittels eines Formulars entsprechende Aufzeichnungen über seine Tätigkeit zu führen und diese monatlich an die Projektbetreiber (Gemeinde, Landesforstdienst und Wildbach- und Lawinenverbauung) zu übermitteln. Mindestens einmal jährlich erfolgt eine Erfolgskontrolle und bei unzureichender Wirkung kann die Beauftragung des Projektwartes beendet werden. Sehr anspruchsvoll Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Arbeit als Projektwart sehr anspruchsvoll ist. Sie ist längerfristig nur dann erfolgreich, wenn die – für die öffentliche Sicherheit verantwortliche – Gemeinde voll hinter der Vorgangsweise und der Person des Projektwartes steht. Der Projektwart muss korrekte – aber nicht zu enge – Beziehungen zum Jagdverfügungsberechtigten und zum Jagdnutzungsberechtigten haben. Problematisch ist sicherlich, dass der oft erforderliche und schwer planbare Zeitaufwand für die Tätigkeit als Projektwart kaum – oder nur sehr schwierig – mit einem Beruf kombinierbar ist. Die gebotene Aufwandsentschädigung stellt aber bei weitem keine ausreichende Lebensgrundlage dar. Wir verlangen hier echte Profileistungen und befinden uns in einem nebenberuflichen Betätigungsfeld. Insgesamt weisen aber einige Gebiete mit und wegen der Betretung durch einen Projektwart erfreuliche Tendenzen auf, vor allem in gewissen Bereichen im Großen Walsertal wachsen mit Hilfe der Mischbaumarten Ahorn und Weißtanne stabile und gut schutzwirksame Bestände auf, die der öffentlichen Hand enorme Investitionen in technische Verbauungen ersparen. Natürlich bleiben noch sehr viele Aufgaben für die Gegenwart und die Zukunft zur Erreichung schutzwirksamer (Objekt-) Schutzwälder offen. Auf die Einsetzung eines Projektwartes bei besonders erschwerten forstlichen und jagdlichen Bedingungen kann aber auch in absehbarer Zeit kaum verzichtet werden, wenn die Sicherheit der Bevölkerung im Vordergrund steht.

60 Jahre Vorarlberger Waldverein In diesem Jahr darf der Vorarlberger Waldverein sein 60-jähriges Bestehen feiern. Hervorgegangen ist der Verein aus Waldbesitzern, welche sich durch das Auftreten von unvertretbaren Waldschäden, hervorgerufen durch überhöhte Schalenwildbestände, zusammengetan haben, um dagegen aufzutreten. Obwohl dieses Thema den Waldverein „leider“ immer noch sehr beschäftigt, haben sich im Laufe der Jahre viele andere Themen dazugesellt: Fragen der Waldbewirtschaftung, Klimawandel und Anpassung, Funktionen des Waldes, Holz als Rohstoff, Exkursionen und Referate zum Thema Wald sind nur einige Beispiele für diese Vielfalt. Dass die aktuellen Inhalte dieser anerkannten Naturschutzorganisation Gefallen finden, beweist der stetige Mitgliederzuwachs, welcher mittlerweile mehr als 1.000 Personen umfasst. Dieser Erfolg basiert auf vielen Personen (Vorstand, Geschäftsführung, Ausschuss, Ortsgruppenvertretern, …), bei welchen ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte. Gleichzeitig freue ich mich, die aktuellen Herausforderungen gemeinsam anzunehmen und einen Beitrag zu leisten, dass sich auch unsere Nachkommen im wunderbaren Wald wohlfühlen und diesen nutzen können. Neue Fördersituation für die Waldbesitzer bedeutet eine große Chance Die Waldbesitzer/Innen sind derzeit mit

großen Herausforderungen konfrontiert. Kalamitäten verursacht durch Sturm, Schneebruch und Borkenkäfer und damit in Zusammenhang stehende niedrige Rundholzpreise, sowie die Frage nach der richtigen und zukunftstauglichen Baumartenwahl in Bezug auf den stattfindenden Klimawandel verursachen Kopfzerbrechen und Probleme. Damit die im öffentlichen Interesse stehenden Waldfunktionen auch in Zukunft gewahrt werden können, wurde von Bundesministerin Elisabeth Köstinger der mit 350 Mill. Euro dotierte Österreichische Waldfonds ins Leben gerufen. Neben den Fördermitteln aus dem Topf der Ländlichen Entwicklung und dem etablierten Vorarlberger Waldfonds, können nun die Waldbesitzer/Innen zusätzliche finanzielle Unterstützung für die Schadholzaufarbeitung, Klimaanpassung, ökologische Aufwertung und Pflege ihrer Wälder lukrieren. Deshalb möchte ich an alle Waldeigentümer appellieren von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen und gemeinsam einen Beitrag zu einem natürlichen, zukunftstauglichen und ertragreichen Wald zu leisten. Euer Obmann Walter Amann


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Biodiversität

Kritik an der Biodiversitätsstrategie Derzeit wird im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) eine Biodiversitätsstrategie ausgearbeitet. Am ersten Konsultationsentwurf gibt es einige Kritik. Die Faktoren für eine Beurteilung der Biodiversität sind vielfältig. Pauschale Vorgaben sind viel differenzierter zu sehen und konterkarieren sich zudem selbst. Als Ursache für den Biodiversitätsverlust wird immer wieder, neben dem Klimawandel, die land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftung genannt. Es gibt sicherlich land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftungsweisen, die zu einem Artenverlust führen können. In der österreichischen Waldbewirtschaftung, aber auch in der Landwirtschaft stimmt diese generelle Aussage sicher nicht. Mit einer Bewirtschaftung des Waldes wird grundsätzlich die Strukturvielfalt erhöht, was sich sehr positiv auf die Biodiversität auswirkt. Sogar eine kahlschlagweise Waldbewirtschaftung kann sich, wenn diese auf einer großen Fläche zu unterschiedlichen Entwicklungs-

stufen führt, positiv auswirken. In einer mehrhundertjährigen Urwaldentwicklung wechseln sich unterschiedliche Phasen ab, in denen sich über lange Zeiträume auch heutige „rote Liste Arten“ sehr schwer tun. Ein Faktor stellt sicherlich der Totholzanteil dar, der in einem bewirtschafteten Wald natürlich geringer ist. Aber auch hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. So wurden in einer deutschen Studie große Unterschiede gefunden, ob das Totholz besonnt wurde oder ganztägig im Schatten liegt. Im besonnten Totholz wurden um den Faktor 10 mehr Totholzkäferarten gefunden. Das zeigt die Abhängigkeit der Artenvielfalt von vielen unterschiedlichen Faktoren sehr deutlich auf. Der Schluss, mit viel Totholz kann die Artenvielfalt gefördert werden, ist damit relativ zu sehen. Vorarlbergs Wälder zeigen im Übrigen im internationalen Vergleich relativ hohe Totholzanteile (Durchschnitt 11 Festmeter/Hektar).

Biodiversität mit Holznutzung und Forststraßen Mit zwei Untersuchungsbeispielen sollen die positiven Effekte der Waldbewirtschaftung auf die Biodiversität verdeutlicht werden. Im Klostertal wurde ein Vogelarten-Monitoring bei Holznutzungen im Rahmen eines Schutzwaldsanierungsprojektes durchgeführt. Das Ergebnis ist für die Naturschutzseite überraschend, bestätigt aber gleichzeitig die aktive naturnahe Waldbewirtschaftung. Es gab nicht nur keine Abnahme der EU-geschützen Vogelarten, sondern es wurden sogar mehr Vogelarten nach der Holznutzung erhoben. Dies ist zwar ein Einzelergebnis, es zeigt aber sehr deutlich auf, dass sich Holznutzungen sicherlich nicht generell negativ auf die Biodiversität auswirken. Zu einem durchaus beachtenswerten Ergebnis kam eine zweite aktuelle Erhebung der Österreichischen Bundesforste. Im Bereich von Forststraßen konnte im Vergleich zu den angrenzenden Waldbeständen in größerem Umfang eine Reihe von Rote-Liste-Arten und gefährdeten Biotoptypen festgestellt werden. Damit können auch Forststraßen selbst, die von Naturschützern oft kritisiert werden, in Bezug auf die Biodiversität nicht generell als negativ angesehen werden. Zudem sind Forststraßen gerade bei uns für die naturnahe und kleinflächige Waldbewirtschaftung, die wiederum zu einer „guten“ Biodiversität führt, eine Voraussetzung. Kritik an Strategie

Forststraßen an sich können schon positive Auswirkungen auf die Biodiversität haben. Überraschend für die Naturschutzseite, gleichzeitig wird aber die Multifunktionalität der nachhaltigen Waldbewirtschaftung bestätigt.

Der Obmann der österreichischen Waldverbände Rudi Rosenstatter sieht im Konsultationsentwurf zur Biodiversitätsstrategie einige Ziele, die sich völlig wiedersprechen und auch nicht mit den wichtigen Klimaschutzzielen und -strategien vereinbaren lassen. Rosenstatter sieht die Klimakrise als eine Hauptursache für den Verlust von Biodiversität. Damit sollte nicht Holz in der nachhaltigen Waldbewirtschaftung als effiziente Klimaschutzmaßnahme mit großen außer Nutzungsstellungen und anderen Auflagen behindert oder verhindert


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Biodiversität/Aktuell

Regulierungsgatter in neuer TBC-Verordnung Jetzt gibt es die Möglichkeit Rotwild-Regulierungsgatter einzusetzen. Sie sollen dazu beitragen eine notwendige Reduktion des Rotwildbestandes in Seuchengebieten zu erreichen. Der Vorarlberger Waldverein fordert den gezielten Einsatz dieses Instrumentes schon länger. Der Einsatz sollte aber nicht nur auf bereits bestehende Seuchengebiete, sondern neben der Vorbeugung auch in Gebieten mit untragbaren Schäden am Wald aus zu hohen Wildbeständen angewendet werden können. Wie die bereits längjährige erfolgreiche Anwendung im bayrischen Nationalpark zeigt, kann damit auch eine normale tierschutzgerechte Rotwildbewirtschaftung durchgeführt werden. Bei einer Durchführung in Vorarlberg sollte auf jeden Fall auf diese vorhandene Erfahrung zurückgegriffen werden. Problem Jagddruck – Teufelskreis

Auf Basis des Vertragsnaturschutzes können partnerschaftliche Lösungen gefunden werden. werden. Im Gegenteil, wir müssen die nachhaltige aktive Bewirtschaftung des Waldes erhalten und forcieren. Es spricht natürlich nichts dagegen Naturwaldreservate oder auch Biotopbäume und Altholzinseln mit entsprechenden Vertragsnaturschutz- bzw. Förderlösungen zu erhalten oder auch etwas auszubauen. Um den Erhalt und die Mehrung der Biodiversität erfolgreich zu gestalten, brauchen wir partnerschaftliche Lösungen. Nur mit den Grundbesitzern und Bewirtschaftern mitgetragene Biodiversitätsmaßnahmen haben nachhaltige Erfolgsaussichten.

Der Hauptbeunruhigungsfaktor für das Wild ist die Jagd selber. Überhöhte Rotwildbestände zu reduzieren führt in einer „normalen“ Jagd zwangsläufig zu Dauerstress beim bejagten Wild. Gleichzeitig steigt der Aufwand bei den Jägern massiv an. Gestresstes Wild wird immer mehr nachtaktiv und zieht zusätzlich in schwer bejagdbare und ruhigere Bereich zurück, die dann oft wiederum empfindliche Schutzwaldbereiche sind. Wir befinden uns in einem „Teufelskreis“. Mit der Sondermaßnahme „Regulierungsgatter“ kann dem entgegengewirkt werden.

Der Faktor „Jagdstress“ für die Wildtiere wird auf einen sehr kurzen Zeitabschnitt eingeschränkt. Der Dauerstress, gerade im Hochwinter, in dem die Tiere eigentlich Ruhe benötigen, fällt weg. Vorteile Vorteile für den Einsatz von Regulierungsgattern (aus Bericht Wildökologischen Raumplanung im Bundesland Salzburg von Dr. Susanne und Prof. DI Dr. Friedrich Reimoser, 2018): q Kein jagdlich bedingter Dauerstress notwendig q wesentlich weniger belastend für die verbleibende Wildpopulation q positiv für das Wohlbefinden (weniger scheues Wild, weniger krankheitsanfällig, günstigere Wildverteilung und Raumnutzung) q Weniger Wildschäden in der Waldvegetation, kein Abdrängen in problematische, schwierig bejagbare Schutzwaldbereiche q Aufwand Jäger nimmt ab; muss nicht mehr über mehrere Monate psychisch belastet als „Schädlingsbekämpfer“ fungieren q Schlechte Schüsse und Fehlabschüsse in schwierige Situationen wie Dämmerung oder auf bewegtes Wild können vermieden werden. Eine fachgerechte und gezielte Anwendung dieses Instruments muss damit sicher auch im Interesse der Jäger liegen.

Begriff: Der Begriff Biodiversität oder biologische Vielfalt beschreibt die Vielfalt des Lebens auf der Erde und ihre Zusammenhänge in ihrer gesamten Bandbreite. Zu dieser Lebensvielfalt gehören alle Lebewesen und Arten, Ökosysteme und Landschaften.

„Verteufeln“ bringt wenig: Im Problem des zunehmenden Jagddruckes bringen Regulierungsgatter Vorteile für Wild, Jäger und Wald. Im Bild das fernbedienbare Tor im Regulierungsgatter des Nationalparkes „Bayrischer Wald“, das seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich betrieben wird.


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Schutzwald und Wild

Schutzwald und Wild Ein Beitrag von Dr. Florian Rudolf-Miklau vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT), Abteilung Wildbach- und Lawinenverbauung und Schutzwaldpolitik. Der teilweise hohe Wildeinfluss, insbesondere in den österreichischen Schutzwäldern, stellt nachgewiesener Maßen eine Gefahr für die Stabilität und Resilienz der Schutzwälder dar. In einigen Gebieten sind die Erhaltung und Verjüngung der Schutzwälder bedroht oder eingeschränkt. Über den Handlungsbedarf besteht in Forst und Jagd zunehmend Konsens, zur Umsetzung nachhaltiger Konzepte bedarf es neuer Ideen und starker Antworten. Schutzwaldflächen sind oft in steilen und labilen Lagen und daher auch wichtige Ruhezonen und Rückzugsgebiete für das Wild. Lange Verjüngungszeiträume und hohe Projektkosten verlangen strategische Maßnahmen für einen ökologisch nachhaltigen Wildstand. Besonders in diesen Schutzwaldbereichen, oft Objektschutzwälder, sind ziel und zukunftsorientierte Aufforstungs-, Pflege- und Bewirtschaftungsmaßnahmen zur Stabilisierung der Schutzwirkung unerlässlich. Es stellt sich daher die Frage, wie die bestehenden Ziel- und Interessenskonflikte ausgeglichen und nachhaltige, abgestimmte Programme für ein Wildtiermanagement im

Einklang mit der Resilienz der Schutzwälder etabliert werden können. Dazu bedarf es nicht nur technischer Konzepte, sondern auch eines Dialoges und gemeinsamer Lösungen der Betroffenen und Akteure in der Region. Zukunftsstrategien Das vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) initiierte Aktionsprogramm Schutzwald gibt folgende Antworten auf diese Herausforderungen: ▶ Enge strategische Zusammenarbeit mit dem „Forst & Jagd Dialog“. ▶ Berücksichtigung von wildökologischen Konzepten bzw. Wildtiermanagement im Schutzwald. Die Erkenntnisse aus bisherigen wissenschaftlichen und praktischen Arbeiten und Studien werden genutzt und umgesetzt. ▶ Entwicklung und Umsetzung mit lokalen und regionalen Stakeholdern und Betroffenen von Nutzungs- und Lenkungskonzepten für Freizeitnutzung und Tourismus in Gebieten mit großer Bedeutung der Schutzwälder. Die Konzepte nehmen

Flächenwirtschaftliche Projekte sollen zukünftig jagdbetriebliche Maßnahmen als integrale Bestandteile umfassen und im erforderlichen Ausmaß soll auch in diese investieren werden (Foto WLV).

Rücksicht auf natürliche Ressourcen, Wildtiere und die Jagd. Sie basieren auf dem Dialog aller Akteure und werden von Gemeinden und Regionen gesteuert. ▶ Ein österreichweites Projekt zur Etablierung von Wildruhezonen im Winter mit einem Betretungsverbot im Einklang mit einer wildökologischen Raumplanung wird umgesetzt. ▶ Schaffung eines Fördersystems mit gebündelten Instrumenten für die regionale Planung von Maßnahmen aus den Bereichen Schutzwald, Naturschutz, Wildökolsogie, Wildtiermanagement, Wasserhaushalt, Infrastruktur und Erholung. Expertinnen und Experten sehen die im Aktionsprogramm erarbeiteten Ansätze als zukunftsweisend und vielversprechend für intakte und resiliente Schutzwälder. Durch ein Problembewusstsein der forstlichen und jagdlichen Akteure, einen gemeinsamen Diskurs sowie gemeinsame Umsetzungsschritte können lokale und regionale Erfolge erzielt werden. Planungen der Fachabteilung im BMLRT Seit 2018 liegt die Schutzwaldpolitik im Zuständigkeitsbereich der Abteilung III4 (Wildbach- und Lawinenverbauung und Schutzwaldpolitik) im BMLRT. Diese Zusammenführung von Politikfeldern mit langer gemeinsamer Tradition macht Sinn, wenn der Schutz vor Naturgefahren als gesamtheitliche Aufgabe gesehen wird. Die Stärke der Naturgefahrenprävention heute ist das Konzept des „integralen Risikomanagements“, ein Führungs-Ansatz, der auf die Reduktion von Risiken durch optimale Kombination verschiedener Maßnahmen und die Einbeziehung von Betroffenen abzielt. Das Konzept steht im Gegensatz zu sektoralem Denken und Handeln, die bisher oft einer umfassenden Schutzwaldpolitik in Österreich im Weg standen. Wildbach- und Lawinenverbauung prägt die Naturgefahrenvorsorge auf regionaler und lokaler Ebene, dabei hat auch die Kooperation von Gemeinden lange Tradition. Dieses Modell sieht im Sinne der Partizipation und der finanziellen Lastenverteilung standard-


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Schutzwald und Wild/Aktuell

Keine Holzknappheit in Vorarlberg – Reaktion Präsident Josef Moosbrugger

mäßig die Beteiligung der Begünstigten an der Schutzwirkung vor. Schutzwaldbewirtschaftung attraktiv machen Die Waldeigentümer sind die wichtigsten Akteure im Schutzwald. Die Aufgaben des Staates sind das Stärken der Rahmenbedingungen für intakte und stabile Schutzwaldflächen und die Unterstützung der Waldeigentümer. Die Wildbach- und Lawinenverbauung verfügt gemeinsam mit den Landesforstdiensten mit den flächenwirtschaftlichen Projekten (FWPs) über ein starkes und etabliertes Instrument für die Stärkung der Schutzwälder. Mit diesen Projekten und Investitionen werden primär Infrastrukturen geschaffen, die eine wirtschaftliche und risikoakzeptable Bewirtschaftung der Schutzwälder erst ermöglichen. Forstliche Erschließung, Schutzinfrastrukturen oder Aufforstungen von Extremstandorten (auch und insbesondere an der Waldgrenze) gehören zum Portfolio der Projekte. Jagdliche Maßnahmen in flächenwirtschaftlichen Projekten Die Jagd war und ist immer ein Teil dieser FWPs, meist als Voraussetzung für den Erfolg schutzwaldwirtschaftlicher Maßnahmen. In diesem Bereich denken die Wildbach- und Lawinenverbauung und die Landesforstdienste über einige gemeinsame Änderungen und Anpassungen nach. Flächenwirtschaftliche Projekte sollen zukünftig jagdbetriebliche Maßnahmen als integrale Bestandteile umfassen und im erforderlichen Ausmaß soll auch in diese investiert werden. Dazu gehört eine Vielzahl an Maßnahmen von Monitoring für Wildstand und Wildschäden über die Erstellung von Konzepten für Wildtiermanagement und jagdbetriebliche Maßnahmen im Sinne der Schutzziele bis hin zur Schaffung jagdwirtschaftlicher Infrastruktur (Personal, Wegenetz, Jagdausübung, Verlegung von Fütterungen). In den FWP-Bedingungen werden schon jetzt Jagdvereinbarungen zwischen Eigentümern und Jagdpachtenden zur Forcierung der Naturverjüngung, wenn notwendig Schwerpunktbeja-

Die Problematik von steigenden Wohnbaukosten wurde bei der ORF Sendung „Neues bei Neustädter“ letzten Donnerstag (21.01.2021) diskutiert. Dabei wurde vom geladenen Gast Immobilienmakler Ambros Hiller behauptet, dass neben massiv gestiegenen Stahlpreisen auch eine Holzknappheit im letzten Jahr in Vorarlberg mitverantwortlich an den stark steigen Bauerrichtungskosten ist. Schlüsselfaktor Wildmanagement wird wichtiger (Foto LK Th. Ölz). gung, Monitoring/Weiserflächen und Bejagungskonzepte, eingefordert. Dadurch soll die Kooperation in Forst und Jagd im Rahmen des Projekts gestärkt bzw. darin integriert werden. Selbstverständlich sind bei Nichterreichung der Schutzziele bzw. fehlendem Erfolg der jagdwirtschaftlichen Maßnahmen für die nachhaltige Sicherung der Schutzwälder auch Einschnitte mitzudenken, bis hin zur Nutzung aller rechtlichen Instrumente und Sanktionen. Gemeinsame Kontrolle im Schutzwald Angewandte Schutzwald-Governance im Verständnis der Wildbach- und Lawinenverbauung basiert zukünftig auf Dialog, Interessenausgleich und Kooperation. Dafür braucht es eine starke Partnerschaft und das Bewusstsein der Jägerschaft: Schutzwald braucht Jagd, die Jagd braucht den Schutzwald. Im Schutzwald gibt es keine schnellen Lösungen, der Weg zum stabilen Schutzwald ist lang und wird von vielen Involvierten gegangen.

Schutzwald.at – eine neue Website rund um das Thema Schutzwald Die Webseite „www.schutzwald.at“ informiert umfassend über den Schutzwald in Österreich, gibt spannende, informative und teilweise auch überraschende neue Einblicke und bündelt das vorhandene Wissen.

Dies müssen wir von Seiten der Vorarlberger Waldbesitzer und Forstbetriebe entschieden zurückweisen. Im letzten Jahr ist der Rundholzmarkt komplett zusammengefallen. Im Frühjahr und Sommer herrschte faktisch keine Nachfrage nach Nutzholz. Es galten strenge Lieferkontingentierungen bis zu kompletten Lieferstopps bei den Holzabnehmern. Um eine drohende Borkenkäferkalamität abzuwenden, musste sogar nutzholztaugliches Schadholz im Wald liegen gelassen und aufwendig Borkenkäfer-vorbeugend entrindet werden. Der Vorarlberger Wald hat noch ein riesiges nachhaltiges Potenzial zur Verfügung. Jährlich wächst im Vorarlberger Wald mehr nach, als derzeit genutzt wird. In Vorarlberg hat Bauen mit Holz Tradition und stärkt damit auch die Wertschöpfung der Vor- und Nachgelagerten Bereiche in der Wirtschaft. Holz kann noch wesentlich mehr! Wenn wir von Nachhaltigkeit beim Bauen sprechen, ist Holz der nachhaltigste, regionale verfügbare, auch Klimaneutrale Baustoff, der bei den Erlösen, die der Waldbesitzer erhält, ganz sicher nicht zu den Kostentreibern am Bau gehört. Wir plädieren daher sehr, die klimafreundliche Holzbauweise zu forcieren. Wer an die Zukunft denkt, baut mit Holz.


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Kommentar

Niemand ist gegen Wildtiere, aber wir brauchen Lebensraum angepasste Schalenwildbestände! Laut den jüngst bekannt gewordenen Sonderrichtlinien des Bundes zur Umsetzung und Durchführung der Förderung gemäß Waldfondsgesetz, sollen unter anderem zum Schutz gegen Schalenwildschäden Steuergelder für die Errichtung von Wildschutzzäunen und Einzelschutzmaßnahmen verwendet werden. Neben durchaus wegweisenden Förderansätzen, werden mit dieser Maßnahme wieder einmal Schäden durch Schalenwild, das infolge künstlicher Aufhege den Lebensraum überstrapaziert, auf die Allgemeinheit und die Waldeigentümer abgewälzt. Die Maßnahme selbst ist nur sehr eingeschränkt effektiv, da technische Schutzmaßnahmen in neuralgischen Schutzwaldlagen infolge Schnee-, Steinschlag-, Sturmbrucheinwirkung in der Regel nicht realisierbar sind oder nur mit absolut unverhältnismäßig hohen Kosten nur lokalen und sehr kleinflächigen Erfolg erwarten lassen. Ähnlich verhält es sich auch bei Schutzwaldsanierungsprojekten: Ein Großteil der sehr aufwändigen Sanierungsmaßnahmen zum Schutz von Siedlungen und Verkehrswege wird auf Grund jahrelanger Schalenwildmisswirtschaft und der damit induzierten Walddegradierung notwendig und die finanziellen Mittel dafür werden undifferenziert vom Steuerzahler berappt. Diesbezüglich erscheint mir eine grundsätzliche Umorientierung unumgänglich, da durch die im weit überwiegenden Maße von Schalenwild induzierte Störung der natürlichen Waldverjüngung, insbesondere ein Verbiss der ökologisch wichtigen Baumarten, eine der wenigen bestehenden Möglichkeiten verspielt wird, dem Klimawandel entgegen zu wirken bzw. dessen Folgen für den Wald und unseren Lebensraum erträglicher zu gestalten.

Die Jahrzehnte lange Beobachtung und Erfahrung lassen befürchten, dass nicht „Ablenkungsmaßnahmen“ wie z.B. Zaun zum Schutz der Waldverjüngung gegen Wildeinwirkung, auf Kosten der Steuerzahler der Problemlösung dienlich sind, sondern primär jagdliches Können und guter Wille der Jagdausübenden sowie hohes Verantwortungsbewusstsein der Grundeigentümer/innen Erfolg erwarten lassen. Jagd als Hobby erscheint in Zeiten des Klimawandels und weniger verfügbarer öffentlicher Mittel nicht mehr zeitgemäß. Nachfolgende Fakten können wir nicht ignorieren: q Der Bezirk Bludenz weist weltweit eine der höchsten Seilbahn- und Schiliftdichten auf und wird touristisch sehr stark frequentiert. Wildökologisch wichtige Ruheund Rückzugsräume sind großflächig irreversibel verloren gegangen. q Im Österreich-Vergleich hebt die überdurchschnittliche Verbauungsaktivität der Wildbach- und Lawinenverbauung den besonderen Schutz- und Objektschutzwaldcharakter des hiesigen Waldes hervor, der – selbstredend – keine oder nur sehr geringe Wildschadenstoleranz und damit Schalenwildtauglichkeit aufweist. q Bei Analyse der Abschussentwicklung unserer heimischen Schalenwildarten (Rot-, Reh- und Gamswild) ergibt sich, dass die jährlichen Strecken als Indikator für den Gesamtbestand (Frühjahrsbestand ist etwa Abschusstrecke mal drei) bis in die jüngste Vergangenheit zunehmen und damit der sich verschlechternden Biotopqualität massivst zuwiderlaufen. Eklatantes Missverhältnis von Schalenwild zu dessen Lebensraum Erhellend ist die Tabelle unten, die die

Jahresstrecken widergibt (ohne Fallwild). Steigende oder anhaltend hohe Strecken sind Indiz dafür, dass schon seit Jahrzehnten postulierte Bestandesreduktionen nicht greifen bzw. die Bestände sogar zunehmen. Wenn dann parallel dazu – wie ausgeführt – die Biotopqualität massiv abnimmt (touristische Erschließung, Freizeitaktivitäten, „Berg als Sportgerät“, etc.), werden zwangsläufig den jagdlichen Ertrag um ein Vielfaches übersteigende und zudem jagdgesetzwidrige Wildschäden am Wald, aber auch Tierleid wie Stress, Krankheiten, Parasitierung und unterdurchschnittliches Wildbretgewicht bewusst in Kauf genommen. Darunter sind auch die im Bezirk Bludenz nunmehr seit mehreren Jahren gegebene TBC–Problematik bei Rotwild, aber auch Gamsblindheit oder Gamsräude zu subsummieren. Also Folgen einer Überpopulation und – hinsichtlich Rotwild – einer wildtierwidrigen Tierhaltung an Großfütterungen, die i.ü. auch jedem forstlichen aber auch jedem Tierschutz-Aspekt zuwiderlaufen. Weiter Lamentieren wenig lösungsorientiert Angesichts dieser Fakten, die das eklatante Missverhältnis von Schalenwild zu dessen Lebensraum unter anderem im Bezirk Bludenz offensichtlich machen – eine Situation, die seit den 60er Jahren manifest ist und sich täglich weiter verschlechtert – mutet das Lamentieren über geforderte Schalenwildreduktion, effektive und zeitgemäße Jagdpraktiken wie Gatterjagd, Unterlassen von trophäenorientierter Hege, wiedersinnige und kontraproduktive Fütterung von Reh- und Rotwild, etc. als realitätsfremd und keineswegs lösungsorientiert an. Es ist schwer verständlich, dass über Jahrzehnte bis heute, trotz der sich

Jagdstrecken der vergangenen Jahrzehnten zeigen stark steigende Wildbestände. Der Frühjahrsbestand entspricht etwa der Jagdstrecke mal drei.


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Kommentar

Vergabe von Studien und Untersuchungen relativiert, konterkariert und mündeten jedenfalls nicht in biotopangepassten Schalenwildbeständen. Hypothek für uns und kommende Generationen

Das geht sicher nicht: Immer mehr Schalenwild bei gleichzeitig in Quantität und Qualität kleiner werdenen Lebensräumen. massiv verschlechternder Biotopqualität, konstruktive Lösungen in nur sehr marginalen Bereichen möglich waren und sind. Nämlich dort, wo Grundeigentümer/innen sich ihrer Verantwortung für Wild und Lebensraum bewusst sind und dementsprechend im Rahmen einer Selbstverwaltung jagen oder das Jagdrecht an Jagdausübungsberechtigte vergeben, die trotz immer wieder vorkommender Anfeindung und Diffamierung aus Jagdkreisen, in deren Sinne agieren. Anpassung der Schalenwildbestände bringt keine Bestandesgefährdung Die Forderung nach Lebensraum angepassten Schalenwildbeständen geht, objektiv betrachtet, dabei nicht zu Lasten eines qualitativ hochwertigen Schalenwildbestandes, sehr massiv aber zu Lasten dessen Quantität, wobei eine differenzierte Vorgangsweise bei Rot-, Reh- und Gamswild notwendig ist und der auf Sachverstand basierende Tierschutz nicht auf der Strecke bleibt. Bei der in Vorarlberg noch vorhandenen Naturraumausstattung ist nicht davon auszugehen, dass eine der heimischen Schalenwildarten eine Bestandsgefährdung oder Störung der Populationsdynamik erfährt. Nach den notwendigen massiven Reduktionen, orientiert an der nur noch eingeschränkten Schalenwildtauglichkeit unserer Landschaft in Vorarlberg, gehe ich davon aus, dass infolge nachlassendem Jagd-

stress und Wegfall von innerartlichem Stress wieder vertrautes, gesundes und auch tagaktives Wild, das diesem Begriff auch gerecht wird, unsere herrliche Gebirgslandschaft bereichern wird, ohne dass waldgefährdende Wildschäden in Kauf genommen werden müssten. Die Jagd wird vermehrt als Lebensraummanagement – neben Schalenwild auch für Beutegreifer, Raufußhühner, Tag- und Nachtgreife… – durch versierte Berufsjäger/innen zu verstehen sein müssen, und dem Charakter eines, auf das Erbeuten möglichst vieler und kapitaler Trophäen reduzierten Hobbys nicht mehr gerecht werden können. Aus der Sicht eines langjährigen Beobachters der forstlichen und jagdlichen Szene in Vorarlberg habe ich zur Kenntnis zu nehmen, dass Jahre und Jahrzehnte des Missachtens elementarer natürlicher Zusammenhänge ins Land gezogen sind. Vor allem von Forstleuten aufgezeigte Entwicklungen und Analysen – unter anderem Hofrat DI Hubert Grabherr 1968, die Waldvereins-Kontrollzaununtersuchung in den 70er Jahren, die systematische Waldverjüngung im Schutz von Zaun bei der Agrargemeinschaft Bürs über mehr als 4 Jahrzehnten, sowie geforderte und jagdrechtlich notwendige Maßnahmen zur Anpassung der überbordenden Schalenwildbestände an die vorhandene Lebensraumkapazität – wurden immer wieder mit der Einrichtung verschiedenster Arbeitsgruppen,

Angesichts der langen Verjüngungszeiträume in Bergwaldsystemen von 30 bis 50 Jahre bis zur Erreichung von schutzwirksamen Bestandsphasen, die nur in der standörtlichen Baumartenzusammensetzung am ehesten eine gute Klimafitness aufweisen, stellt der bisherige Status des nicht lebensraumangepassten Schalenwildbestandes eine große Hypothek für uns als Waldbesitzer und Gesellschaft und grundsätzlich für unsere kommenden Generationen dar. Mit Aufzeigen der ungebremsten Schalenwildzunahme bei gleichzeitig abnehmender Biotopqualität und der damit einhergehenden unvertretbaren Zunahme der Schalenwildschäden, insbesondere im Schutz- und Objektschutzwald, und den daraus abgeleiteten Hinderungsgründen für Verbauungsmaßnahmen, vermochte Hofrat Schilcher von der Wildbach- und Lawinenverbauung zu Beginn der 80er Jahre kurzfristig Sensibilität in Wildschadensfragen zu erwecken. Das Aufflackern der TBC bei Rotwild im Bezirk Bludenz ab 2010 war ein weiteres unverfängliches Indiz, dass die Rotwildbestände weit aus dem Ruder gelaufen sind. Mit dem Klimawandel, den wir als Gesellschaft lokal nur marginal zu beeinflussen vermögen, werden wir mit einem Phänomen konfrontiert, das in Sachen Wald/Wild eine rasche Zäsur erforderlich macht. Wir können nicht offenen Auges eine ungebremste Waldgefährdung durch Verbiss der ökologisch wichtigen Baumarten, und damit eine Verhinderung stabiler artenreicher Schutzwaldbestände, zur Kenntnis nehmen. Ein rascher Zusammenbruch infolge Borkenkäferkalamitäten, Sturmschäden und Dürre etc , sowie damit einhergehend auch eine Lebensraumzerstörung, können die Folge sein. Ich verschweige nicht: Meine Skepsis ist groß. Ein desillusionierter Waldbesitzer Karl Studer, St. Gerold


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Aktuell

Aufbäumen In einer gemeinsamen Pflanzaktion wurde von den Jugendberatern der Vorarlberger Raiffeisenbanken mit dem Waldverband Vorarlberg ein Mischwald am Hirschberg begründet. Die Aktion lief unter dem Motto „Aufbäumen“.

Wald-Wissen-Weg In Zeiten des Klimawandels werden intakte Wälder immer wichtiger. Über die Funktionen, die Leistungen, die die Wälder erbringen, und die Bedeutung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung informiert ein neuer Wald-Wissen-Weg in Schnifis.

Der Raiffeisen Club plädiert unter diesem Motto an die Jugendlichen, für sich und die Gesellschaft etwas zu tun. Die Aktion soll die Jugendlichen motivieren, ihre persönlichen Überzeugungen, die eigenen Ziele, Nachhaltigkeitsprinzipien und Vorhaben, welche die Gesellschaft voranbringen, einzubringen. Zusammen mit dem Vorarlberger Waldverband wurden jetzt Ende September 555 Bäume am Hirschberg gepflanzt. Birke, Pappel, Bergahorn, Vogelkirsche, Weißtanne, Douglasie und Fichte – ein bunter Mischwald entsteht. Die Standortsuche und die Auswahl der Bäume übernahm der Waldverband. Das Graben und Einpflanzen war Teamarbeit. „Gemeinsam etwas gegen den weltweiten Klimawandel und für unser Ökosystem in Vorarlberg zu tun, hat ungemein Spaß gemacht“, so ein Jugend-

Peter Nenning vom Vorarlberger Waldverband beim „Aufbäumen“ mit einer Damen vom Raiffeisen Club am Hirschberg (Foto Raiffeisen Club Vorarlberg). berater von Raiffeisen am Rande der Baumpflanzaktion. Die Baumpflanzaktion von Raiffeisen soll keine einmalige Sache sein, weitere nachhaltige Ideen sind geplant.

In Kooperation von Initiator Günter Dünser, Forstarbeiter und Waldpädagoge, der Klimawandel-Anpassungs-Modellregion (kurz KLAR!) Im Walgau, der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Jagdberg sowie der ARGE Dreiklang ist ein knapp vier Kilometer langer Rundweg um den Tschanischawald bei Schnifis entstanden. Der Weg beginnt beim Fallersee 200 Meter nach der Seilbahn Richtung Thüringerberg. Werde ein Freund des Waldes! Entlang dem gut markierten Weg gibt es viele Informationen zu den Zusammenhängen in der Waldbewirtschaftung. Die naturnahe und nachhaltige Waldwirtschaft wird dem Naturinteressierten nähergebracht. Die Bereitstellung des klimaschonenden Rohstoffes Holz, als auch die multifunktionale Wirkung des Waldes wird vermittelt und erklärt. Aber auch die wohltuende Atmosphäre des Waldes soll der Besucher spüren und über die Kraft und die Besonderheiten der Natur staunen können. Neben Familien und Naturinteressierten sind auch gezielt Schulen angesprochen, einmal das Klassenzimmer gegen einen informativen Walderlebnistag zu tauschen. Für private Gruppen, Firmen und Vereine werden Führungen und Workshops angeboten. Die Wassertrete beim See und das Blockhüsle mit herrlichem Blick auf Schnifis laden am Beginn oder zum Schluss zudem zum Verweilen ein. Weitere Infos bei der Regio Im Walgau (marina.fischer@imwalgau.at, Tel 0664/80 63 61 59 05).

Aufforsten mit Jugendlichen als Symbol für Vorhaben, welche die Gesellschaft voranbringen (Foto Raiffeisen Club Vorarlberg).


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Holz MARKT

Aktuell

Es geht wieder aufwärts!

Stückholz-Pellet Kombi Jetzt gibt es inzwischen einige Heizkessel am Markt, bei denen man Stückholz mit Pellets kombinieren kann. Damit kann man Stückholz aus der Region mit einer vollautomatischen Heizung verwenden. Stückholz kann man selbst aus dem eigenen Wald oder aus lokal eingekauftem Rundholz produzieren. Mit seiner eigenen Hobbyarbeit können gleichzeitig Heizkosten gespart werden. Es ist auch ein komfortabler Einkauf bei den landesweit verfügbaren Ofenholzproduzenten möglich. Eine regionale Wertschöpfung kann generiert werden, der Wald wird gepflegt und mit der automatischen Pelletserweiterung wird wie beim Stückholz CO2 neutral und damit sehr klimafreundlich Wärme erzeugt. Im Leistungsbereich von knapp 20 bis 40 kW können Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser sowie landwirtschaftliche Betriebe versorgt werden. Die volle Unabhängigkeit Mit Stückholz-Pellet-Kombikessel heizen Sie entweder klassisch mit einfachem Nachlegen von Scheitholz oder vollautomatisch und komfortabel mit Pellets. Die Pellet- und die Stückholzkammer sind voneinander getrennt, denn jeder Brennstoff hat unterschiedliche Anforderungen an den Brennraum um wirklich effizient verbrennen zu können. Es ist ein automatisches umschalten von Stückholzbetrieb in den Pelletsbetrieb möglich. Steuerungen aus der Ferne via Smartphone sind heute ebenfalls ohne Probleme möglich. Sowohl Stückholz als auch Pellets können automatisch gezündet werden. Nach einem Urlaubsaufenthalt zünden Sie zum Beispiel ihren Kessel, während Sie auf dem Weg nach Hause sind. Bei Ihrer Ankunft ist es bereits wohlig warm. Der Vorratsbehälter der Pellets kann händisch befüllt werden oder besonders komfortabel mit einer Raumaustragung ausgestattet werden. Selbstverständlich sind diese Kessel im Rahmen der Förderungen zu „Raus aus Öl“ und der zur Verfügung stehenden Biomasseförderungen des Landes förderbar.

Nach dem extrem schlechten Rundholzmarkt im letzten Jahr geht jetzt die Entwicklung wieder nach oben. Beim Starkholzpreis hat es schon im Herbst eine spürbare Bewegung gegeben. Jetzt bewegt sich auch der Schwachholzpreis. Bei der Sägeindustrie ist das letzte Jahr durchwegs gut verlaufen. Während in vielen anderen Wirtschaftsbereichen die Konjunkturentwicklung Covid 19-bedingt rückläufig ist, zeigt die Bauwirtschaft weiterhin positive Tendenzen. Die Nachfrage nach Schnittholz war und ist sehr gut. Sprünge nach oben Preislich gibt es derzeit riesige Sprünge nach oben. Es wird vermehrt davon berichtet, dass nicht genügend Schnittholz nachgeliefert werden kann und Holzbauausführungen dadurch ins Stocken geraten. Eine Nachfrage nach Rundholz ist zwar vorhanden, aber preislich ist davon noch viel zu wenig zu spüren. Wahrscheinlich wird mit großen Mengen Borkenkäferholz am europäischen Markt spekuliert, obwohl im letzten Jahr wesentlich geringere Mengen angefallen sind, als prognostiziert wurden. Weniger Schadholzmengen für heuer Für heuer ist die Ausgangssituation für die Abnahme der Schadholzmengen gar nicht so schlecht. Erstens gab es relativ wenig Kalamitätsholz durch Windwurf oder Schneebruch im Winter und die Forstschutzvorbeugungsmaßnahmen bezüglich Borkenkäfermassenvermehrungen scheinen europaweit vermehrt zu greifen. Der Waldumbau zu Mischwäldern wirkt sich inzwischen auch schon aus. Damit muss der Markt für den normalen Frischholzeinschlag wieder wesentlich attraktiver werden!

auch profitieren und die Preise für das Rundholz müssen deutlich in den dreistelligen Bereich hineinsteigen. Im letzten Jahr hat mit den extrem schlechten Preisen bis zu kompletten Lieferstopps eine Demobilisierung in der Waldwirtschaft in großem Ausmaß stattgefunden. Im Kleinwald wurden damit Mobilisierungsbemühungen von mehreren Jahren zu Nichte gemacht. Es wäre naiv zu glauben, dass jetzt mit der Erhöhung der Preise um ein paar Euro gleich wieder die Holzeinschlagsaktivität in großem Umfang ansteigt. Mit regionalen Versorgungsketten, wie beispielweise der Verwendung von Diagonalschalungen (Rauhspund) anstatt OSB Platten oder geläufigen Standardsortimenten von lokalen Sägewerken, kann die Abhängigkeit von den großindustriellen Schnittmärkten etwas vermindert werden. Energieholzmarkt gespalten Der Energieholzmarkt ist nach wie vor angespannt. Holzheizwerke in Tourismusgebieten haben heuer natürlich einen viel geringeren Verbrauch. Im Kleinanlagenbereich, der nach wie vor einen großen Anteil am Energieholzmarkt ausmacht, ist dagegen mit einem normalen Winter mit teilweise sehr kalten Phasen ein eher guter Verbrauch zu registrieren. Die Ofenholzschiene mit dem Zustellservice von Qualitätsholz läuft nach wie vor auf einem guten Mengen- und Preisniveau. Der starke Umstieg auf Wärmepumpensysteme bei der „Raus aus Öl“ Kampagne sollte zumindest mit Förderakzenten im Kleinanlagenbereich ausgeglichen werden (z.B. für Kombikessel Stückholzund Pellets oder vorbildliche Kachelofenganzhaussysteme der Vorarlberger Hafner).

Ankurbeln nur mit dreistelligen Preisen Die Klimafreundlichkeit des Rohstoffes mit Speicherwirkung in Wald und Holz und die geniale Substitutionswirkung bringen einen weiteren sehr positiven Nachfrageimpuls. Die Forstwirtschaft muss davon

Kontakt Waldverband Vorarlberg: Ing. Edgar Häfele, 0664/60 259 19 461, edgar.haefele@lk-vbg.at, DI Peter Nenning, 0664/60 259 19 462, peter.nenning@lk-vbg.at und Daniel Flatz, 0664/4744526, daniel. flatz@lk-vbg.at.


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Filmkanal „kumm ga luaga“ Holzbau ist aktiver Klimaschutz. In Vorarlberg wird viel mit Holz gebaut. Es geht aber noch wesentlich mehr! Im digitalen Filmkanal der „kumm ga luaga“ der „vorarlberger holzbau_kunst“ kann sich jede/r Bauherr/in von der architektonischen Vielfalt, der besonderen Wohnbiologie und der ausgezeichneten Handwerkskunst überzeugen. Klimafreundliches Verhalten Vorarlberg gilt als Holzbauland. Aber auch hierzulande wird noch viel zu viel „klimaschädlich“ gebaut. Eigentlich ist es alarmierend, wenn im Wohnbau in Vorarlberg und in vielen öffentliche Bauten heutzutage immer noch vorrangig und ohne Prüfung von Alternativen weiterhin sehr klimaschädlich gebaut wird. Es kann nicht und muss auch nicht komplett auf Baustoffe wie Stahlbeton verzichtet werden, eine Ver-

Eigentlich genial: Mit Wald und Holz reduzieren wir unsere „Klimasünden“ und tun gleichzeitig etwas für unser Wohlbefinden. Jetzt im „kum ga luga“-Kino „Gusto“ auf Vorarlberger Holzbau holen. schiebung Richtung klimafreundliche Baustoffe wäre aber ohne Probleme umsetzbar. Wie eine „Mission Zero V“ (Beschluss des Landtages zur Umsetzung einer klimaneu-

tralen Verwaltung), brauchen wir eine „Misson – wood first“, bei der, wie in Britisch Kolumbien in Kanada die Durchführbarkeit in Holz geprüft werden muss. Wir haben in Vorarlberg einige positive Beispiele. Es geht aber noch wesentlich mehr! Digitaler Filmkanal

Auf der Homepage der „vorarlberger holzbau_kunst“ werden viele Holzbeispiele gezeigt. Jetzt gibt es auch einige Filme dazu (im Bild Haus am Eulenwald, Anerkennung Vorarlberger Holzbaupreis 2019, Fotograf Kurt Hörbst).

Weil wegen der Corona-Situation die „kumm gal luaga“ Aktion vor Ort im letzten Herbst ausfallen musste, wurde ein eigener Filmkanal mit einer Vielzahl von Holzbeispielen eingerichtet. Alle Interessierten sind eingeladen, die Beispiele digital zu besichtigen und sich Anregungen und Tipps für die Umsetzung der eigenen Bauvorhaben zu holen. Selbstverständlich können mit den ausführenden Holzbaubetrieben Besichtigungstermine individuell vereinbart werden. Die Vorarlberger Waldbesitzer unterstützen als Netzwerkpartner die „vorarlberger holzbau_kunst“ aus dem Holzwerbecent pro gesägtem Festmeter und freuen sich über die tolle und breite Aktion der Zimmereibetriebe im Lande!