EPALE - Digital Participation (DE)

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DER BLICK ÜBER DEN TELLERRAND EPALE und Erasmus+ Erwachsenenbildung 2017

Digital Participation Digitale Bildung zur Teilhabe an der Gesellschaft der Zukunft

EPALE – E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa



DER BLICK ĂœBER DEN TELLERRAND EPALE und Erasmus+ Erwachsenenbildung 2017

Digital Participation Digitale Bildung zur Teilhabe an der Gesellschaft der Zukunft



INHALT

5 Editorial, Carin Dániel Ramírez-Schiller 7

Einleitende Worte, Regina Barth

BEITRÄGE 12

Digitalisierung und Erwachsenenbildung: der Ansatz Norwegens bei der Inklusion in die Digitale Gesellschaft

Graciela Sbertoli

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Digitalisierung und Erwachsenenbildung: Neue Chancen und neue Verantwortung

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Birgit Aschemann

Neue Ansätze zur Weiterbildung von Lehrkräften in der Erwachsenenbildung in der Informationsgesellschaft in Lettland Signe Briķe

IKT in der Basisbildung – Herausforderung für Lehrende und Lernende? Adelheid Eichberger

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Der Erwerb von digitalen Kompetenzen für Erwachsene – Einblicke in den finnischen Ansatz und Ergebnisse des Erasmus+ Projekts Digi4Adults Henna-Riikka Ahvenjärvi

32 Erasmus+ KA2 Projekt SOLA – Simple Open Learning Advancement Raquel García Revilla, Ana Landeta and Gabriele Winkler 38

Lernen am Arbeitsplatz für eine professionelle Zusammenarbeit Estela Daukšienė

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Erasmus+ fördert den Blick nach Europa

Karin Hirschmüller

EPALE 48

EPALE – Was haben Sie davon?


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Unter dem Titel »Digitalisierung zur Teilhabe an der Gesellschaft der Zukunft« beschäftigt sich die vorliegende Publikation von EPALE Österreich mit dem Potential der Digitalisierung für die Erwachsenenbildung. Digitalisierung ist ein Megatrend, der in Wirtschaft und Gesellschaft – und auch im Programm Erasmus+ angekommen ist. EPALE selbst gibt Zeugnis dafür ab: EPALE (= Electronic Platform for Adult Learning in Europe) ist eine elektronischen Plattform für Erwachsenenbildung in Europa, mit der die Europäischen Kommission 2014 eine europäische Initiative zur Förderung der Qualität in der Erwachsenenbildung gestartet hat.

© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

EDITORIAL

Carin Dániel Ramírez-Schiller Nationalagentur Erasmus+ Bildung

Die mehrsprachige EPALE-Plattform richtet sich an Lehrende, Trainer/innen, Forschende, politische Entscheidungsträger/innen sowie an alle in der Erwachsenenbildung Tätigen. Die EPALE-Features reichen von News über Veranstaltungshin­ weise, Ressourcen, Blogs, Projektpartnersuche bis zu Möglichkeiten für interaktiven Austausch von Ideen, Beispielen guter Praxis und Ähnlichem. Mit europaweit rund 30.000 Usern (Tendenz steigend) ist EPALE heute bereits fester Bestandteil der euro­päischen Erwachsenenbildungslandschaft. EPALE Österreich, die österreichische Koordinierungsstelle für EPALE, vernetzt sich intensiv mit den anderen europäischen Programmen und Initiativen für Erwachsenenbildung, die unter dem Dach des Erasmus+ Programms gebündelt sind. Die jährlichen thematischen Konferenzen von EPALE (in Kooperation mit Erasmus+ Erwachsenenbildung) stehen jeweils im Zeichen eines aktuellen Themas im Bereich Erwachsenenbildung. Die vorliegende Publikation beruht auf Beiträgen der Konferenz »Digital Participation: Digitale Bildung zur Teilhabe an der Gesellschaft der Zukunft«, die im Juni 2017 in Wien stattfand. Neben der digitalen Vernetzung bot die Konferenz auch wieder Raum für persönlichen Austausch zum Thema Digitali­ sierung und darüber hinaus.

Carin Dániel Ramírez-Schiller ist seit 2007 Leiterin des Bereichs Erasmus+ Erwachsenenbildung & Querschnittsthemen sowie stellvertretende Leiterin der Nationalagentur Erasmus+ Bildung der OeAD-GmbH. Nach Promotion im Studium der Politikwissenschaften und Geschichte an der Universität Wien war sie zunächst Trainings-, dann Marketing­ assistentin in einem Software-Unternehmen, bevor sie 1994 begann, in der OeAD-GmbH zu arbeiten. Kontakt carin.daniel-ramirez-schiller@oead.at www.bildung.erasmusplus.at

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Welche sind nun die europäischen Initiativen und Programme mit denen EPALE besonders eng kooperiert? Es sind dies auf Policy-­ Ebene die österreichische Koordinierungsstelle für die Europäische Agenda für Erwachsenenbildung, verankert im Bundesministerium für Bildung, sowie Erasmus+ Erwachsenenbildung, die Förderschiene für Erwachsenenbildung in Europa. EPALE verlinkt die Ebene der Strategie und der Praxis in der europäischen Erwachsenenbildung.

Auf der Policy-Ebene werden die Rahmenbedingungen für die Förderung der Qualität in der Erwachsenenbildung auf nationaler und europäischer Ebene geschaffen und weiterentwickelt (in Österreich z. B. durch die Etablierung von Ö-Cert). Erasmus+ Erwachsenenbildung wiederum bietet allen in der Erwachsenenbildung Tätigen eine Förderschiene – für Fortbildungen und Job Shadowings in Europa, aber auch für die Entwicklung und Umsetzung von europäischen Projekten. EPALE stellt aus ganz Europa aktuelle Policy Dokumente, Infos über Veranstaltungen, Nachrichten und vieles mehr zur Verfügung und ist mittlerweile europaweit die bedeutendste Plattform für Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Theorie und Praxis.

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Für (potentielle) Erasmus+ Projektträger bietet EPALE neben den vielen relevanten Ressourcen auch ein Tool zur Projektpartnersuche sowie viele Möglichkeiten, die Projektaktivitäten und Projektergebnisse weiterzuverbreiten. Die EPALE Communities of Practice schaffen darüber hinaus die Gelegenheit, mit anderen Expertinnen und Experten in einem bestimmten Fachgebiet zu diskutieren und so auch die Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung von Projekten zu gewährleisten. Wir freuen uns, dass es unter dem Titel »Digital Participation« auch zum Thema Digitalisierung bereits eine aktive Community of Practice gibt. Im Namen des Teams von EPALE Österreich wünsche ich spannende Stunden bei der Lektüre der vorliegenden Publikation und bei künftigen Aktivitäten auf der EPALE-Plattform!


EINLEITENDE WORTE zum Tagungsband – basierend auf den Eröffnungsworten der Veranstaltung

Im Namen des Bundesministeriums für Bildung begrüße ich Sie zur heutigen Tagung sehr herzlich. Gemeinsam wollen wir einen »Blick über den Tellerrand« werfen – »digitale Bildung zur Teilhabe an der Gesellschaft der Zukunft« ist ein sehr wichtiges Thema.

© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

Digitale Bildung zur Teilhabe an der Gesellschaft der Zukunft

Regina Barth Bundesministerium für Bildung

Zu Beginn möchte ich die Entwicklungen auf EU-Ebene seit 2000 im Überblick skizzieren1: > In

der Lissabon Strategie des EU-Rates (2000) wird Digitalkompetenz als eines der Ziele genannt.

>

Die Mitteilung der Kommission zur Schaffung eines europäischen Raums des lebenslangen Lernens (2001) nennt IT-Kenntnisse als eine der neuen Grundfertigkeiten.

> Bei

den Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes Lernen wurde 2006 die Computerkompetenz als eine der acht Schlüsselkompetenzen in einer wissensbasierten Gesellschaft gesehen.

>

In der Nachfolgestrategie Europa 2020 wurde die Digitale Agenda für Europa von der Europäischen Kommission festgelegt (2010).

>

Für die Strategie zum lebensbegleitenden Lernen in Österreich (2011) stellten die vom Europäischen Rat und dem Europäischen Parlament empfohlenen »Acht Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen« einen durchgehenden Bezugsrahmen dar. Sämtliche Aktionslinien haben das Ziel, die Aneignung, Vertiefung

Regina Barth studierte Biologie und Erdwissenschaften an der Universität Wien. Nach Probejahr, wissenschaftlicher Mitarbeit am Institut für Humanbiologie der Universität Wien und organisatorischer Tätigkeit am Institut für Wissenschaft und Kunst ist sie seit 1987 in der Abteilung Erwachsenenbildung des Bundes­ ministerium für Bildung tätig, die sie seit 2012 leitet. Ihre Schwerpunktfelder sind: Europäischer Sozialfonds, Bildungsinformation und Bildungsberatung, Professionalisierung und Qualitätsentwicklung. Kontakt regina.barth@bmb.gv.at www.erwachsenenbildung.at

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Eröffnungsworte © OeAD-GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandinger

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und kontinuierliche Weiterentwicklung dieser acht Schlüsselkompetenzen in einem integrativen Gesamtprozess zu unterstützen; eine dieser Schlüsselkompetenzen ist die Computerkompetenz.

Die PIAAC Studie (Schlüsselkompetenzen von Erwachsenen 2013) hat gezeigt, dass beim Umgang mit Technologien (Problemlösen im Kontext neuer Technologien) Österreich im OECD-Durchschnitt liegt.

>

Bei der Skills Agenda 2016 werden neben Schreiben und Rechnen »digital skills« als Basiskompetenz gesehen.

>

>

Diese Entwicklung zeigt, dass es zuerst vorwiegend um den Umgang mit den Technologien ging; danach beinhalten die Strategien auch den kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit Medien sowie die soziale Verantwortung.

Große Kompetenzunterschiede nach soziodemographischen Merkmalen (Alter, formeller Bildungsabschluss, Berufsgruppen, Einkommen), Erwerbsstatus und Kompetenzniveau;

>

Erwerbstätige erzielen gegenüber Arbeitslosen und Nicht-­ Erwerbspersonen ein besseres Ergebnis.


Das Bildungsministerium hat 2012 gemeinsam mit den Ländern die »Initiative Erwachsenenbildung« zur Förderung grundlegender Bildungsabschlüsse für Erwachsene gestartet. Ihr Ziel ist es, in Österreich lebenden Jugendlichen und Erwachsenen auch nach Beendigung der schulischen Ausbildungsphase den Erwerb grundlegender Kompetenzen und Bildungsabschlüsse unentgeltlich zu ermöglichen. Es werden das Nachholen des Pflichtschulabschlusses und Bildungsangebote zur Basisbildung von Bund und Ländern mit zusätzlichen Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert. Basisbildung zielt darauf ab, Menschen mit grundlegendem Bildungsbedarf im Bereich der sprachlichen Kompetenz, der Literarisierung, grundlegender Rechenoperationen sowie weiterer Schlüsselkompetenzen wie digitaler Kompetenz (früher Umgang mit IKT) gezielt zu fördern. Basisbildung soll zur Lösung von Alltagssituationen befähigen und damit Voraussetzungen für eine aktive und umfassende gesellschaftliche, politische und berufliche Partizipation schaffen. Besonderes Augenmerk muss dabei der Anschlussfähigkeit an weiterführende Bildung und am Arbeitsmarkt zukommen.

Wichtig für die didaktisch sinnvolle Nutzung digitaler Medien in der Erwachsenenbildung sind gut ausgebildete Lehrende, Trainer/ innen, Berater/innen und Bildungsmanager/innen. Dafür wurde auch ein neues Format entwickelt: Mit dem EBmooc wollen wir die digitale Kompetenz der in der Erwachsenenbildung Tätigen durch diese Form der flexiblen Weiterbildung erhöhen. Über den großen Erfolg wird Frau Aschemann berichten – dieser Erfolg ist dem großen Engagement der beteiligten Personen von Conedu (Wilfried Frei, Birgit Aschemann, Martina Süssmayer), der TU Graz (Martin Ebner) und »Werde digital« (David Röthler) zu verdanken. Ich wünsche Ihnen eine spannende Tagung und in den Ideen- und Networkingpools viele Anregungen und gutes Netzwerken.

1 siehe auch ausführlicher Artikel von Gaby Filzmoser »Wie wollen wir es nennen:

Computerkompetenz, Medienkompetenz oder digitale Kompetenz« in: Die Österreichische Volkshochschule 02–2016 Nr. 259

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BEITRÄGE

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© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

Digitalisierung und Erwachsenen­ bildung: der Ansatz Norwegens bei der Inklusion in die Digitale Gesellschaft

Graciela Sbertoli European Basic Skills Network (EBSN) Graciela Sbertoli hat zwei Universitätsabschlüsse in Philologie und arbeitet seit 1980 im Bereich der Erwachsenenbildung. Im Jahre 1995 wurde sie Leiterin für Forschung und Entwicklung am Staatlichen Zentrum für Erwachsenenbildung in Norwegen. Zwischen 2001 und August 2017 war sie bei Skills Norway (ehemals Vox) für inter­ nationale Beziehungen verantwortlich. In diversen EU-Arbeitsgruppen fungierte sie als Repräsentantin Norwegens, war Leiterin der norwegischen EPALE NSS und ist derzeit Generalsekretärin des European Basic Skills Network EBSN. Kontakt secretary.general@basicskills.eu www.basicskills.eu

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Das Niveau der Digitalisierung innerhalb unserer Gesellschaft nimmt rasant zu. Daher kann es keine tatsächliche Inklusion geben, wenn nicht auch ein funktionales Niveau digitaler Kompetenz vorhanden ist. Durch das Erlernen des Gebrauchs von mobilen und digitalen Werkzeugen können auch grundlegende Lernprozesse flexibler, adäquater und effizienter gestaltet werden – vorausgesetzt, die Ausbildenden wissen damit umzugehen! Erwachsene können mithilfe von digitalen Werkzeugen sogar lesen und schreiben lernen.

Einleitung: IKT im norwegischen Bildungsbereich Heutzutage sollte der Schwerpunkt jeglicher Bildung unabhängig von Alter und Merkmalen der Zielgruppe vor allem darauf liegen, dass die Zielgruppe »lernt zu lernen« oder dass den Lernenden jene Werkzeuge zugänglich gemacht werden, die ihnen weiteres Lernen ermöglichen. Das norwegische Zentrum für IKT im Bildungsbereich (www.iktsenteret.no/english) betont auf seiner Website, dass »die Bildung heutzutage einen Beitrag zum Lernen auf allen Ebenen leisten und gleichzeitig sicherstellen sollte, dass die zukünftig in Norwegen benötigten Fähigkeiten vermittelt werden. Die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) umfasst wichtige Werkzeuge, mit denen nicht nur Qualität, Innovation und Kreativität erhöht, sondern zugleich auch Prozesse und Dienstleistungen einfacher und effizienter gestaltet werden können. Aus diesem Grund gehören digitale Kompetenzen zu den fünf Grundkompetenzen, die an norwegischen Schulen unterrichtet werden. Dadurch entstehen auch Anforderungen für Kindergärten sowie für die Lehrendenausbildung.« Seit mehr als einem Jahrzehnt gilt es in Norwegen als offiziell anerkannt, dass es eine Notwendigkeit ist, digitale Kompetenz auf alle Ebenen des Bildungsbereichs aus­zuweiten. Im Jahr 2006 wurde die »Knowledge Promotion Reform« eingeführt. Dieser Reformplan deckt die Primarstufe, die untere Sekundarstufe und die obere


Photographing PPT presentation with mobile device © OeAD-GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Sekundarstufe ab und bezieht auch berufliche Aus- und Weiterbildung (VET, Vocational Education and Training und Erwachsenenbildungsprogramme auf diesen Niveaustufen mit ein. Der Schwerpunkt dieses Reformplans liegt auf der Stärkung der Grundkompetenzen und auf einer Verlagerung des Fokus auf ergebnisorientiertes Lernen. Digitale Kompetenz ist als eine der Grundkompetenzen in allen offiziellen Ausbildungsprogrammen in Norwegen vertreten, und es wird erwartet, dass im Ausbil­ dungskontext IKT-basierte Werkzeuge auf allen Ebenen und in allen Fächern verwendet werden.

Das Programm SkillsPlus Da die digitale Kompetenz nun neben der Lese- und Schreibkompetenz, der Rechenkompetenz und der mündlichen Kompetenz als Grundkompetenz wahrgenommen wird, stellt sie auch einen Schwerpunkt für das nationale Programm für Grundkompetenzen am Arbeitsplatz dar. Das Programm wurde im Jahr 2006 unter dem Namen »Grundkompetenz im Arbeitsleben« (Basic Competence in Working Life) ins Leben gerufen und hat im Jänner 2017 den neuen Namen SkillsPlus erhalten. Seit 2016 werden durch das Programm auch Schulungen gefördert, die von der Zivilgesellschaft organisiert werden. Ziel des Programms: Erwachsene sollen

die Möglichkeit erhalten, jene Grundkompetenzen zu erwerben, die sie benötigen, um mit den Anforderungen und Veränderungen im modernen Arbeitsleben und innerhalb der Zivilgesellschaft Schritt zu halten. Die Förderungen und die Teilnahme haben sich seit der Gründung des Programms Jahr für Jahr erhöht, und nun haben bereits mehr als 30.000 Teilnehmende die damit verbundenen Ausbildungsmaßnahmen in Anspruch genommen. Jedes Unternehmen in Norwegen – egal, ob privat oder öffentlich – kann eine Förderung beantragen. Weitere Informationen über das Programm SkillsPlus finden Sie unter www.kompetansenorge.no/ english.

Ausbildungsmaßnahmen für Immigrant/innen Alle Erwachsenen mit niedrigen Qualifikationsniveaus und/oder niedrigen Grundkompetenzniveaus stellen in der norwegischen Erwachsenenbildung eine strategische Priorität dar, wobei besonders erwachsene Immigrant/innen eine Schwerpunkt-Zielgruppe bilden. Der Introduction Act aus dem Jahr 2003 besagt, dass für Flüchtlinge, Personen mit humanitärer Aufenthaltsberechtigung und Personen, die unter kollektivem Schutz stehen, ein zweijähriges Einführungsprogramm bereitgestellt werden soll, in dem auch norwegischer Sprachunterricht enthalten ist.

Funktionale Lese- und Schreibkompetenz in einer digitalisierten Gesellschaft Europäische Erwachsenenbildner/innen unterscheiden zwischen der Lese- und Schreibkompetenz auf Anfänger- oder Grundniveau und der funktionalen Lese- und Schreibkompetenz. Letztere beschreibt ein relatives Kompetenzniveau, abhängig von der Umgebung, in der sich der/die Erwachsene befindet. Die inhärente Herausforderung in Bezug auf die funktionale Lese- und Schreibkompetenz ist, dass es sich hierbei heutzutage um ein »bewegliches Ziel« handelt. Unsere Gesellschaften entwickeln sich ständig

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weiter. Dabei erhöht sich auch beständig das Niveau, das benötigt wird, um innerhalb der Gesellschaft zu funktionieren. In den meisten europäischen Ländern impliziert eine funktionale Lese- und Schreibkompetenz die Fähigkeit, mittels digitaler Geräte lesen und schreiben zu können. Die von der OECD durchgeführte Studie zu Kompetenzen von Erwachsenen (PIAAC) hat sich auf die Kompetenzen konzentriert, die den Erwachsenen das Lösen von Problemen in technologiereichen Umgebungen ermöglichen. Zur digitalen Kompetenz gehört nicht nur die Fähigkeit zur Verwendung der jeweiligen Werkzeuge, sondern auch die Fähigkeit, diese umsichtig und auf sichere Weise einzusetzen. Die Vermittlung dieser Fähigkeiten an alle europäischen Erwachsenen ist eine wichtige Aufgabe für Erwachsenenbildner/innen.

Funktionale Lese- und Schreibkompetenz beinhaltet digitale Kompetenz und ist ein bewegliches Ziel. © thinkstock.com

Digitale Werkzeuge für erste Lese- und Schreibkompetenz Wann können wir mit dem Einsatz von digitalen Werkzeugen in der Erwachsenenbildung beginnen? Es ist möglich und sogar empfehlenswert, bei der Vermittlung erster Lese- und Schreibkompetenz bereits vom ersten Tag an digitale Geräte mit einzubeziehen. Eine App aus Schweden, die ursprünglich für Kinder entwickelt wurde, hat sich in Norwegen als erfolgreiches Werkzeug erwiesen, um erwachsenen Migrant/innen die ersten Schritte der Alphabetisierung zu vermitteln. Die Methode »Skrive seg til lesing« (durch das Schreiben Lesen lernen) wird auf der Website von Skills Norway näher erklärt. Diese finden Sie unter: https://www.kompetansenorge.no/Norsk-og-samfunnskunnskap/Metodisk-veiledning/Skrive-seg-til-lesing-STL/ Bedauerlicherweise sind die meisten Apps, mit denen die Vermittlung von Lese- und Schreibkompetenzen erleichtert werden sollen, für Kinder konzipiert. Einige Apps enthalten jedoch auch Bearbeitungswerkzeuge, mit denen Erwachsenenbildner/innen maßgeschneiderte Materialien erarbeiten können. Diese Arbeit kann zeitaufwändig sein. Daher bilden die Ausbildenden gegen-

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wärtig Communities of Practice, um sich untereinander austauschen zu können. EPALE, die E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa, nimmt hierbei eine einmalige Rolle ein, wenn es um die Bildung von Communities of Practice und um die Erleichterung von grenzübergreifender Zusammenarbeit geht.

Verwendung alltäglicher Apps in der Erwachsenenbildung Es ist sehr wichtig, an dieser Stelle anzumerken, dass die rasanten Veränderungen in der digitalen Welt im Bereich Erwachsenenbildung mit einer gewissen Verzögerung erkannt wurden. Computer spielen keine große Rolle mehr. Mobile Geräte sind viel leichter zugänglich, und Smartphones können innerhalb unserer Zielgruppe tagtäglich verwendet werden. Seit einigen Jahren ermutigen sich norwegische Erwachsenenbildner/innen gegenseitig, Lehrmethoden zu entwickeln, die von so genannten »Alltags-Apps« Gebrauch machen. Damit sind Anwendungen gemeint, die nicht für Lernzwecke konzipiert wurden,


sondern alltägliche Tätigkeiten wie das Aufrufen von Fahrplänen, Online-Einkäufe, Bankdienstleistungen usw. erleichtern. Solche Apps sind sowohl kostengünstig als auch benutzerfreundlich, und sie wirken sich äußerst motivierend auf erwachsene Lernende aus. Die Verwendung von mobilen Geräten im Sprachunterricht hat die Erwachsenenbildung für Migrant/innen in Norwegen in den letzten Jahren revolutioniert. Die Strategie der aktuellen Regierung setzt einen Schwerpunkt auf den raschen Anschluss an den Arbeitsmarkt als entscheidendes Element für die Integration. Dieses Modell wird in Norwegen als Pilotstudie betrieben und basiert auf der Annahme, dass neu Zugewanderte so bald wie möglich Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten sollten, ohne zu warten, bis sie die Sprache gelernt haben. Im Modell »Arbeitsorientierter Spracherwerb« (Work Oriented Language Learning) wird das Lernen im Klassenzimmer mit dem Lernen am Arbeitsplatz kombiniert. Dabei kommen »Integrationsaufgaben« (Integration Tasks) zum Einsatz. Im Klassenzimmer werden die Lernenden auf eine Reihe von arbeitsrelevanten Kommunikationsaufgaben vorbereitet. Wenn sie mit diesen Kenntnissen ausgerüstet sind, werden sie dazu angeleitet, die Kommunikationsaufgaben praktisch anzuwenden. Wenn sie auf Schwierigkeiten stoßen oder in herausfordernde Situationen geraten und nicht wissen, wie sie kommunikativ vorgehen sollen, können sie ein Video von der Situation anfertigen und es als Beispiel mit ins Klassenzimmer bringen. Der Lernradius zwischen dem Klassenzimmer und dem praktischen Anwendungsgebiet wird kontinuierlich ausgeweitet. Das Lernen bekommt auf diese Weise eine Bedeutung, und die Verwendung von digitalen Geräten ist in diesem Kontext essentiell. Erfolgskriterien für dieses Integrationsmodell: >

Eine »sprachreiche« und inklusionsbasierte Arbeitsumgebung

>

Kooperation und gut funktionierende Kommunikation zwischen dem Arbeitsplatz und dem Sprachausbildenden

>

Ausgebildeter Mentor/ausgebildete Mentorin am Arbeitsplatz und ausgebildete Lehrende in der Bildungseinrichtung

>

Adäquate Werkzeuge und Methoden: mobile Geräte und muttersprachliche Assistent/innen

>

Schwerpunkt auf dem Zugang »lernen zu lernen«: Erarbeitung von Lerngewohnheiten seitens der Lernenden, um sie zu befähigen, die neue Sprache in jeder Situation weiterzuentwickeln.

Strategieentwicklung auf nationaler und europäischer Ebene: das European Basic Skills Network und EPALE Die Vermittlung von digitalen Kompetenzen an alle Erwachsene in Europa ist eine wichtige Herausforderung und verlangt viel an Strategieentwicklung, an professioneller Vorbereitung des Ausbildungspersonals und an europäischer Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Das Europäische Netzwerk für Grundkompetenzen (Euro­ pean Basic Skills Network, EBSN) wurde im Jahr 2010 ins Leben gerufen und verfolgt seither das Ziel, eine qualitative Strategie­ entwicklung in diesem Bereich zu fördern. Seit der Konzipierung des Programms wurde das EBSN auch in die Plattform EPALE mit einbezogen. Weitere Informationen über das EBSN finden Sie unter basicskills.eu. Erfolgskriterien für die Inklusion von digitaler Kompetenz im Bereich Erwachsenenbildung >

Kompetenz der Lehrenden

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Kontinuierliche kritische Evaluierung

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Adäquate Werkzeuge

>

Kooperation mit Software-Anbietern

>

Didaktischer Schwerpunkt

>

Austausch in Communities of Practice (über EPALE)

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© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

Digitalisierung und Erwachsenenbildung: Neue Chancen und neue Verantwortung Die Digitalisierung hat mittlerweile alle gesellschaftlichen Bereiche erfasst und verändert sie laufend weiter. Sie ermöglicht mehr Vernetzung und Kooperation, erleichtert und beschleunigt Arbeitsprozesse, hat damit aber auch ein Substitu­ tionspotenzial für Erwerbsarbeit und ist mitverantwortlich für Flexibilisierung, Individualisierung und neue Risikolagen.

Birgit Aschemann CONEDU Birgit Aschemann studierte Psychologie (Diplom) und Pädagogik mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung (Doktorat) in Graz und ist als Erwachsenenbildnerin in unterschiedlichen Weiterbildungsformaten tätig, außerdem in Forschungsund Entwicklungsprojekten, in der Hochschullehre und als international tätige Expertin und Gutachterin im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung. Für CONEDU arbeitet sie seit 2015 und hat dort zusammen mit dem EBmooc-Team 2017 den ersten großen offenen Onlinekurs (MOOC) für Erwachsenenbildner/innen umgesetzt. Kontakt birgit.aschemann@conedu.com www.conedu.com

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Die daraus resultierenden Chancen und Aufgaben der Erwachsenenbildung deuten sich in dieser Kurzdiagnose bereits an. Die Erwachsenenbildung muss ihren Auftrag zur Unterstützung des digitalen Kompetenzerwerbs im Sinne von Teilhabe und Employability wahrnehmen und zugleich die aus diesen Entwicklungen hervorgegangenen individuellen sowie gesellschaftlichen Risiken adressieren. Die Aufträge der Bildungspolitik zur Digitalisierung sprechen vor allem vom erstgenannten Gesichtspunkt. Beispiele sind Strategie-Papiere wie die EU-Mitteilung »Die Bildung öffnen« (2013)1 oder die jüngere »Digital Roadmap Austria« (2016)2. Sie richten sich teils explizit an die Erwachsenenbildung. Das verwundert nicht, denn berücksichtigt man das unterschiedliche digitale Vorwissen in den Alterskohorten und das Tempo, in dem sich das Lernfeld des Digitalen ständig verändert, wird klar: die Erwachsenenbildung ist DER Bildungssektor für digitalen Kompetenzerwerb schlechthin. Es herrscht auch entsprechende Nachfrage, wie beispielsweise die aktuelle Studie »Weiterbildung 2017«3 zeigt: rund 60 % der befragten österreichischen Betriebe wünschen sich mehr externe Weiterbildungsangebote im Bereich der digitalen Kompetenz für ihre Mitarbeiter/innen – darunter auch zu sozialen Aspekten der Online-Zusammenarbeit. Darüber hinaus werden digitale Bildungsangebote immer stärker akzeptiert und genutzt. Das illustriert folgende Grafik, die 2017 vom US-amerikanischen Anbieter Web Courseworks Ltd veröffentlicht wurde.


Gipfel der überzogenen Erwartungen

AUFMERKSAMKEIT

Abonnieren von Lerneinheiten

Virtuelle Realität

Datenvisualisierung im eLearning

Mobiles Lernen

Plateau der Produktivität

Internetbasierte physische Simulation

Massive Open Online Courses Gamification

Pfad der Erleuchtung

Datentracking bei Lernanwendungen

Künstliche Intelligenz und Maschinenlernen Tal der Enttäuschungen Technologischer Auslöser

ZEIT Hype-Zyklus © CC CONEDU/Kulmer auf Basis der Vorhersage von Web Courseworks Ltd 2017

Sie beruht auf dem seit 1995 bekannten Hype-Zyklus, der für technische Neuerungen generell gilt und eine Abfolge von überzogenen Erwartungen, darauffolgenden Enttäuschungen und produktiver Stabilisierung beschreibt. Konkret habe mobiles Lernen bereits das Plateau der Produktivität erreicht, und MOOCs stehen knapp davor. Letzteres gilt zumindest für Online-Bildungsanbieter und Millionen von selbstständig Lernenden im Web. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit die »traditionelle« Erwachsenenbildung gegenwärtig bereit und in der Lage ist, ihren digitalen Auftrag wahrzunehmen. Eine europäische Studie aus dem Jahr 20154 zeigte, dass weniger als die Hälfte der befragten Bildungsanbieter Mobilgeräte nutzt und gerade ein Sechstel von ihnen Blended Learning anbietet. Dem stehen die großen Onlineanbie-

ter wie Coursera, Udemy, EdX etc. gegenüber, die der traditionellen Erwachsenenbildung mit ihren großen Onlinekursen (MOOCs) erfolgreich Konkurrenz machen. Bedenken und Wissensdefizite zur Digitalisierung bestehen in der Erwachsenenbildung noch immer. Online-Lernen sei zu teuer, zu arbeitsintensiv und unsicher für Anbieter, zu standardisiert und unpersönlich für Teilnehmer/innen, und würde den Präsenzunterricht bedrohen – so die oft geäußerten Befürchtungen. Fehlendes technisches und didaktisches Knowhow tragen viel zu diesen Befürchtungen bei. Neben der Infrastruktur und der gezielten Strategieentwicklung fehlt oft auch eine ganz zentrale Ressource für die Digitalisierung der Weiterbildung: Erwachsenenbildner/innen, die gut und gerne digital arbeiten.

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Übung »Mind the gap – mind the link« mit Moderatorin Hermine Steinbach Buchinger auf der EPALE und Erasmus+ Erwachsenenbildung Themenkonferenz 2017 © Oead-GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandiger

Hier setzte der EBmooc5 an, ein großer offener Onlinekurs für Erwachsenenbildner/innen, der im Frühling 2017 erstmals in begleiteter Form durchgeführt wurde6. Im EBmooc sollten ErwachsenenbildnerInnen, die erst wenig digital arbeiten, den Umgang mit einfachen, bewährten digitalen Tools für die tägliche Arbeit erlernen, und zwar in einem kostenfreien sechswöchigen Angebot. Sie lernten dabei unabhängig von fixen Zeiten und Orten, mit offen lizensierten Produkten (Creative Commons) und mit mehreren Live-Austauschmöglichkeiten. Mit dem EBmooc wurde das Wagnis unternommen, digitale Inhalte auf digitalem Weg zu vermitteln – an eine weniger Internet-affine Zielgruppe. Das Ergebnis war der teilnehmer/innenstärkste offene Onlinekurs, der auf der österreichischen Plattform imoox bisher stattfand. Unter den rund 2.900 Teilnehmer/innen (Stand: Mai 2017) waren rund 1.650 aktiv, und 64 % davon schlossen den Kurs noch im Mai erfolgreich ab. Der Erfolg zeigte sich nicht nur in diesen Zahlen, sondern in der durchgehend positiven Bewertung aller Gestaltungselemente des EBmooc durch seine Absolvent/innen. Die

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Bereitschaft, das Gelernte nach dem Kurs praktisch umzusetzen, lag bei über 90 %. Diese Erfahrung belegt die enormen Chancen offener Onlinekurse, aber auch das grundsätzlich große Interesse der Erwachsenenbildner/innen. Will man die Erfolgsfaktoren des EBmooc 2017 auf einen Nenner bringen, so lautet dieser: »mind the link«. Damit ist zum einen die Verbindung mit vielen Interessent/innen, Nutzer/innen und Kooperationspartner/innen gemeint. Die offene Lizenzierung erlaubte viele Nutzungsformen: eine Integration in bestehende

Logo EBmooc © CC BY-ND 4.0 CONEDU


Ausbildungen, eine Nutzung für die Personalentwicklung einer Weiterbildungseinrichtung, oder das Anbieten einer (kostenpflichtigen oder kostenfreien) Begleitgruppe7. So kamen Kooperationen mit KEBÖ-Verbänden, arbeitsmarktpolitischen Trägern, Hochschulen und privaten Bildungsanbietern zustande. »Mind the link« spricht weiters die Verbindung zwischen Online-­ Lernen und persönlichem Austausch an. Dass persönliche Treffen die Abschlussrate in MOOCs erhöhen, ist durch Forschungen belegt (vgl. Ebner, Schön & Käfmüller 2015)8. Der Erfolg regionaler Begleitgruppen im EBmooc zeigte erneut das Potenzial dieses »inverse blended learning«. Auch wurden im EBmooc Webinare angeboten, die noch mehr Diskurs ermöglichten. Zentraler Erfolgsfaktor ist und bleibt auch im Online-Lernen ein gutes didaktisches Konzept. Auch hier gilt das Motto »mind the link«: alle Teile des MOOCs (Videos, Lernunterlagen, Übungen, Forum etc.) müssen gut und schlüssig miteinander verbunden sein und in einander greifen, und alle Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten sind zu unterstützen. Der EBmooc belegt einmal mehr die neuen Chancen, die sich der Erwachsenenbildung infolge der Digitalisierung bieten. Wir lernen, wann und wo wir wollen, können live und zeitnah verbunden sein wie nie zuvor. Wir können uns einfacher verabreden, online treffen, über Distanzen kooperieren und rascher Informationen austauschen – für all das stehen benutzerfreundliche Tools zur Verfügung, die auch gerne verwendet werden, sobald sie bekannt sind. Kurse erreichen mit mehreren tausenden Teilnehmenden neue Dimensionen; auch kleinere Kurse können partizipativer gestaltet werden und können Online-Teilnehmer/innen einbinden. Nicht zuletzt bilden Onlineangebote die Basis für Gruppentreffen, bei denen Zeit für das Wesentliche bleibt, nämlich den Austausch. Die Potenziale der Onlineformate sind offensichtlich. Der Kontext der Digitalisierung bleibt dennoch ein größerer. Hier nur den Bedarf an Knowhow zu bedienen, wäre gefährlich – es darf

nicht ausschließlich um das »Wie« gehen. Wo sich Leitmedien, Branchen, Arbeits- und Sozialformen rasant wandeln, ist Wachsamkeit angesagt, und neue Orientierung ist reflexiv zu erarbeiten. Hier ist es nicht nur Aufgabe der Erwachsenenbildung, mit Technik und Ökonomie Schritt zu halten und Kompetenz, Effizienz und Resilienz zu fördern. »Wozu«, »wohin« und »für wen« bleiben zentrale Fragen, und die Erwachsenenbildung wird auch in Zukunft kritisch, politisch, reflexiv sein müssen.

1 Europäische Kommission (2013): Die Bildung öffnen: Innovatives Lehren und

Lernen für alle mithilfe neuer Technologien und frei zugänglicher Lehr- und Lernmaterialien. Online im Internet: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/ PDF/?uri=CELEX:52013DC0654&from=DE [2016-12-27]. 2 https://www.digitalroadmap.gv.at 3 MAKAM Research (2017): Weiterbildung 2017. Vorgestellt von der Plattform

für berufsbezogene Erwachsenenbildung am Tag der Weiterbildung (7.6.2017) in Wien. 4 Bertelsmann Stiftung/Ecorys (2015): Adult Learners in Digital Learning Environ-

ments (EAC-2013-0563). Final Report. Online im Internet: http://ec.europa.eu/ social/BlobServlet?docId=14407&langId=en [2017-06-29]. 5 EBmooc ist ein Kürzel aus »EB« für »Erwachsenenbildung« und »MOOC« für

»Massive Open Online Course« 6 Der EBmooc 2017 ist noch bis Ende August 2017 auf https://imoox.at verfügbar

und wird ab 4.4.2018 ein weiteres Mal begleitet durchgeführt. Er wird im Rahmen von erwachsenenbildung.at vom Verein CONEDU in Kooperation mit der Technischen Universität Graz und WerdeDigital angeboten und aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung gefördert. 7 Die einzige Auflage ist die folgende Angabe: CC-BY 4.0 CONEDU, #ebmooc17. 8 Ebner, Martin/Schön, Sandra/Käfmüller, Kathrin (2015): Inverse Blended Learning

bei „Gratis Online Lernen“ – über den Versuch, einen Online-Kurs für viele in die Lebenswelt von EinsteigerInnen zu integrieren. In: Nistor, Nicolae/Schirlitz, Sabine (Hrsg): Digitale Medien und Interdisziplinarität. Herausforderungen, Erfahrungen, Perspektiven. Münster/New York: Waxmann, S. 197–206. Online im Internet: https://www.waxmann.com/fileadmin/media/zusatztexte/3338Volltext.pdf [2017-06-29]

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© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

Neue Ansätze zur Weiterbildung von Lehrkräften in der Erwachsenenbildung in der Informationsgesellschaft in Lettland

Signe Briķe Baltic Computer Academy Signe Briķe leitet die Abteilung für Projektmanagement an der »Baltijas Datoru akadēmija« (Baltic Computer Academy) und verfügt als Erwachsenenlehrkraft über achtjährige Erfahrung in der Entwicklung, Planung und Umsetzung verschie­ dener Ausbildungsprogramme. Zu ihren Hauptaufgaben an der Baltic Computer Academy zählen die Koordination von EU-Projekten, die Planung von Ausbildungsprojekten, die Erarbeitung von Ausbildungsmaterialien sowie die Bereitstellung von Ausbildungskursen in Form von e-Kursen und Ausbildungskursen vor Ort. Signe Briķe verfügt über einen Master in Erziehungswissenschaften von der Universität Lettland.

In Lettland gibt es im Bereich Erwachsenenbildung ein breit gefächertes Angebot. Erwachsenenbildung ist Teil des lebenslangen Lernprozesses und wird durch die sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse der erwachsenen Lernenden bestimmt. Das lettische Ausbildungssystem ist in drei Verwaltungsebenen unterteilt – die nationale Ebene, die kommunale Ebene und die institutionelle Ebene. Erwachsene haben die Möglichkeit, in einem formellen oder einem informellen Rahmen zu lernen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Es gibt jedoch auch eine zentrale Herausforderung, die sich in einer Frage ausdrücken lässt: Wie kann man die Beteiligung von Erwachsenen am Ausbildungsprozess erhöhen? Laut der Daten von Eurostat wächst die Rate der Erwachsenenbeteiligung. Im Jahr 2015 betrug die in Lettland verzeichnete Rate der Erwachsenenbeteiligung 5,7 %. Im Jahr 2016 ist dieser Wert auf 7,3 % gestiegen. Die durchschnittliche Rate der Erwachsenenbeteiligung innerhalb der EU lag im Jahr 2016 bei 10,8 %. Im Programm »Lebenslanges Lernen 2020« wurde festgehalten, dass in Lettland eine Erhöhung der Erwachsenenbeteiligung am lebenslangen Lernen auf 15 % angestrebt werden soll. Aus diesem Grund ist die Bereitstellung von qualitativ hochwertiger Ausbildung erforderlich. Infolgedessen stellt die Weiterentwicklung der Ausbildenden im Bereich Erwachsenenbildung einen Schlüsselfaktor dar. Die Qualität der Ausbildenden im Bereich Erwachsenenbildung wirkt sich auch auf die Qualität der Ausbildungsprogramme, der Ausbildungsmaterialien und des gesamten Lernprozesses aus.

Ansatz zum Ausbildungsprozess, entwickelt von der BDA Kontakt signe.brike@bda.lv www.bda.lv

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Die Baltic Computer Academy (BDA) ist ein informelles Zentrum für Erwachsenenbildung und bietet herstellerzertifizierte Ausbildungskurse sowie maßgeschneiderte


BDA Ansatz zum Trainingsprozess © Baltijas Datoru akadēmija/Baltic Computer Academy

Ausbildungslösungen an. Zudem werden dort auch e-Learning-­ Lösungen entwickelt und andere Dienstleistungen bereitgestellt. Seit dem Jahr 2012 befasst sich die BDA mit Forschungstätigkeiten zur Entwicklung eines universellen Kompetenzmanagement-Rahmens, der an verschiedene Einrichtungen und Unternehmen individuell angepasst werden kann. Die BDA hat einige großflächige Projekte umgesetzt, um für verschiedene Unternehmen IKT-Kurse sowie Kurse für Projektmanagement und Unternehmensführung bereitzustellen. Die Organisation war zudem auch im Bereich Weiterbildung für Lehrkräfte in der Erwachsenenbildung aktiv, um die Qualität der Ausbildungsprojekte und deren erfolgreiche Umsetzung sicherzustellen. Von der BDA werden verschiedene Ausbildungsansätze verfolgt, darunter etwa Ausbildungsprogramme vor Ort, Blended

Learning-­Lösungen (eine Kombination aus e-Learning und Lernen vor Ort) sowie diverse andere Methoden. Ein Zugang, der in Ausbildungskontexten häufig Anwendung findet, ist das szenariobasierte Lernen. Bei der Entwicklung von szenariobasierten Ausbildungsprogrammen werden zunächst die Bedürfnisse der Zielgruppe analysiert, und es wird eine Beschreibung von alltäglichen Situationen erarbeitet. Das szenariobasierte Lernen beruht auf der Grundannahme, dass ein Gleichgewicht zwischen Theorie und Praxis herrschen soll und dass die Lernenden mit Situationen konfrontiert werden sollen, denen sie auch im Alltagsleben begegnen müssen. Um dies umsetzen zu können, müssen sich Ausbildende in der Erwachsenenbildung diese speziellen Techniken aneignen. Ausbildende in der Erwachsenenbildung sollten über die Kompetenzen verfügen, eine fördernde und kreative Ausbildungsumgebung zu schaffen, in der die Lernenden ihre eigenen Lösungen entwickeln und die besten Strategien zur

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Problembewältigung für Herausforderungen entwickeln können, mit denen sie in der Praxis konfrontiert werden. Ein ganzheitlich umgesetzter szenariobasierter Ausbildungsprozess ermöglicht den Lernenden die Auswahl des Szenarios, wodurch sie einen individuellen Ausbildungsweg verfolgen können.

ist das Angebot passender Weiterbildungslösungen auf der erforderlichen Ausbildungsebene, sodass die Ausbildenden in der Erwachsenenbildung die nötigen Kompetenzen erwerben, um ihr Wissen bestmöglich vermitteln und anwenden zu können.

Von der BDA wird ein derartiger praktischer Ausbildungskurs angeboten. Wir erwarten, dass unsere Ausbildenden in der Lage sind, in Einklang mit diesem Ansatz zu arbeiten und dabei die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe zu berücksichtigen. Die Art der Weiterbildung hängt von den tatsächlichen Bedürfnissen der Ausbildenden ab und kann beispielsweise herstellerzertifizierte Ausbildungs­kurse, Train-the-Trainer-Kurse oder die Teilnahme an von Kolleginnen und Kollegen bereitgestellten Kursen beinhalten. Weiterbildung muss nicht immer auf spezielle Kurse oder Ausbildungsprogramme beschränkt sein, sondern kann auch andere Aktivitäten umfassen, durch die Ausbildende beruflich wachsen können.

Weiterbildung für Lehrkräfte in der Erwachsenenbildung: Projekterfahrung

Die ausgewählten Ausbildungslösungen im Projekt beginnen mit einer Analyse und Bewertung der Kompetenzen der Ausbildenden aus dem Bereich Erwachsenenbildung, um festzustellen, wie deren Weiterbildungsbedürfnisse gestaltet sind. Bei Projekten, an denen viele Ausbildende aus dem Bereich Erwachsenenbildung mit unterschiedlichen Lebensläufen und Erfahrungshorizonten teilnehmen, ist Ausbildung von essentieller Wichtigkeit. Bei Projektbeginn beziehen wir die Ausbildenden in die Entwicklung der Ausbildungslösungen mit ein; bei großen Projekten ist es jedoch nicht möglich, alle Ausbildenden aus dem Bereich Erwachsenenbildung unmittelbar mit einzubeziehen. Daher unterstützen wir sie durch die Bereitstellung der erforderlichen Informationen bezüglich Ausbildungslösungen und Zielgruppen. Wir machen zudem Ausbildungsmaterialien zugänglich, um sicherzustellen, dass alle Ausbildungskurse qualitativ hochwertig sind und sich derselben Methodik bedienen. Wenn nötig werden die Ausbildenden im Bereich Erwachsenenbildung während des Ausbildungsprozesses von erfahreneren Kolleginnen und Kollegen unterstützt. Das Hauptziel

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Von 2009 bis 2016 war die BDA am ausgedehntesten Projekt zur Vermittlung von Computerkenntnissen für Senior/innen mit dem Titel »Connect, Latvia!« in Lettland beteiligt. Das Projekt wurde vom Privatunternehmen Lattelecom finanziell gefördert. Während der achtjährigen Projektlaufzeit wurden mehr als 30.000 Senior/­innen in Lettland ausgebildet. Das Projekt umfasste unter anderem die folgenden Aktivitäten: >

Entwicklung des Ausbildungsprogramms, der Ausbildungsmaterialien sowie der Online-Ausbildungsanwendung, die kostenlos von allen verwendet werden kann.

>

Miteinbeziehung von Schulen und Lehrenden seitens der Gemeinden.

>

Kostenfreie Telefonnummer für die Anmeldung und die Koordination der Aufgaben der Ausbildenden.

>

Werbemaßnahmen für das Projekt: 62 % der Teilnehmenden wurden durch die Medien auf das Projekt aufmerksam.

Mehr als 250 Ausbildende waren in das Projekt eingebunden, alle auf freiwilliger Basis. Bei den Ausbildenden, die am Projekt mitwirkten, handelte es sich um Lehrende aus dem Schulbereich, IKT-Fachkräfte und auch Senior/innen mit guten Computerkenntnissen. Es war zudem notwendig, die Ausbildenden zu motivieren. Zu diesem Zweck erhielten sie Ausbildungsmaterialien und eine Anleitung zur Anwendung des Ausbildungsprogramms für Senior/innen mit der Unterstützung von Lattelecom.


Die BDA war verantwortlich für die Ausbildungsmaterialien, die Ausbildungsgruppenplanung und die Koordination zwischen den Ausbildenden. Die Ausbildung wurde sowohl in lettischer als auch in russischer Sprache für Gruppen mit einer Teilnehmerzahl von bis zu 14 Personen bereitgestellt. Jeder Kurs verlief über einen Zeitraum von drei Tagen, wobei pro Tag vier Ausbildungsstunden (à 45 Minuten) abgehalten wurden. Die Ausbildenden aus dem Bereich Erwachsenenbildung wurden, was die Weiterbildungsmaßnahmen betrifft, mit den folgenden wesentlichen Herausforderungen konfrontiert: >

Die Unterstützung von Senior/innen beim Erwerb neuer Kompetenzen: Im Allgemeinen haben die Senior/innen alle Erwartungen übertroffen und unter Beweis gestellt, dass sie unter Bereitstellung eines angemessenen Ausbildungsprogramms und mit der Unterstützung der Ausbildenden über eine überaus hohe Lernfähigkeit verfügen.

>

Die Unterstützung von Senior/innen beim Überwinden ihrer Angst vor Technologie und vor Diskriminierung am Arbeitsmarkt.

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Die Unterstützung von Senior/innen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, außerhalb ihres Haushalts sinnvollen Tätigkeiten nachzugehen – insbesondere dann, wenn ihnen diese Möglichkeit nicht von vornherein offen steht. Um dies zu fördern, wurden bereichernde Aktivitäten erarbeitet, die Spaß machen.

IKT-Ausbildungsprojekt für Mikro- und Kleinunter­ nehmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und der Produktivität Von 2012 bis 2015 war die BDA zudem am Projekt »Informationstechnologische Ausbildung für Mikro- und Kleinbetriebe zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität« (Infor-

mation technology training for small and micro-businesses – competitiveness and productivity promotion, Vereinbarung Nr. L-APA-12-0031) beteiligt. Im Zuge dessen wurden in ganz Lettland mehr als 5.500 KMU-Angestellte ausgebildet. Das Projekt wurde von LIKTA in Zusammenarbeit mit der Latvian State Investment and Development Agency koordiniert. Mehr als 60 Ausbildende waren in das Projekt eingebunden. Die Hauptauswahlkriterien richteten sich an Fachkräfte aus bestimmten Bereichen, die praktische Ausbildungsinhalte bereitstellen konnten. Bei der Umsetzung des Projekts kam ein Blended Learning-Konzept zum Einsatz (Lernen vor Ort kombiniert mit e-Learning-Kursen). Zudem gab es 16 individuell an bestimmte Geschäftsprozesse angepasste Ausbildungsprogramme. Die Ausbildenden wurden mit den folgenden wesentlichen Herausforderungen konfrontiert: >

Unter den Auszubildenden waren Teilnehmende aus allen möglichen Branchen vertreten: Von Buchhalter/innen über Berater/innen bis hin zu Bäcker/innen, Florist/innen und IKT-Start-Ups. Insgesamt waren laut NACE 250 verschiedene Branchen involviert.

>

Innerhalb der einzelnen Gruppen gab es unter den Teilnehmenden signifikante Unterschiede bezüglich der IKT-­ Kompetenzniveaus und der individuellen Bedürfnisse.

>

Die Zielgruppe hatte keine oder nur eingeschränkte Erfahrung im lebenslangen Lernen.

>

Die begrenzte Zeit, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung steht, wirkt sich als einschränkender Faktor auf die Ausbildungseinheiten aus.

Damit die Ausbildenden in der Lage sind, eine Reihe komplexer Aktivitäten umzusetzen und die Bedürfnisse des Zielpublikums zu erfüllen, waren Weiterbildungsmaßnahmen erforderlich, um eine qualitativ hochwertige Ausbildung bereitzustellen.

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© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

IKT in der Basisbildung – Herausforderung für Lehrende und Lernende?

Adelheid Eichberger-Jesenko nowa Adelheid Eichberger-Jesenko studierte Geodäsie an der TU Graz. Konzeption und Durchführung der ersten frauen­spezifischen Computerkurse in Graz; Weiterbildungen im Bereich Gender Mainstreaming, neue Lernformen und milieuspezifische Bildungsarbeit; Legasthenietrainerin. Adelheid Eichberger-Jesenko ist Mitarbeiterin bei nowa seit 1998, tätig im Bereich Frauen-Technik-Gender: Entwicklung und Durchführung von naturwissenschaftlichen und technischen Modulen, um Frauen den Einstieg in technisch-handwerkliche Ausbildungen zu erleichtern. Entwicklung und Durchführung von kompetenzorientierten Lernangeboten für bildungsbenachteiligte Frauen. (Projekt learn forever); Trainerin für »IKT in der Basisbildung«. Kontakt adelheid.eichberger@nowa.at www.nowa.at

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Die »Prinzipien und Richtlinien für Basisbildungsangebote«, die 2014 vom Bundesministerium für Bildung und Frauen erstellt wurden , sehen IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien) und somit den Aufbau von digitaler Kompetenz in allen Basisbildungsangeboten ebenso als Querschnittsmaterie wie Lernkompetenz und politische Bildung. Basisbildungstrainer/innen stellt das vor viele Herausforderungen: >

Das Bild von »digital natives« macht Trainer/innen unsicher, obwohl kein Grund dazu besteht. Sehr häufig beschränken sich ihre vermeintlichen digitalen Kompetenzen auf die private Nutzung von Social Media.

>

Es besteht Unsicherheit bezüglich eigener digitaler Kompetenz.

>

Die Orientierung an C3C (Computer Competence Certificate, https://www.c3c.eu/) ist nötig – einerseits, um die eigenen Kompetenzen zu »checken«, andererseits um Lernziele für die Teilnehmenden definieren zu können.

>

Infrastruktur/Ressourcen für Trainer/innen und Teilnehmer/innen: Viele Basisbildungseinrichtungen können keine ausreichende, funktionierende IT-Infrastruktur anbieten, damit IKT wirklich als Querschnittsmaterie umgesetzt werden kann. Häufig gibt es noch die starre Aufteilung von Gruppen- und EDV-Räumen.

>

Eine drängende Frage stellt auch das Arbeiten mit Apps auf Smartphones bzw. Tablets dar. Die Trennung von privater und beruflicher Nutzung soll gewährleistet sein. Ein kostenloses, leistungsstarkes WLAN muss für die Teilnehmenden vorhanden sein.

>

Viele Apps, die inhaltlich für den Basisbildungsbereich geeignet wären, bedienen eher den Vorschul- bzw. Volksschulbereich und sind dementsprechend »kindisch«.


Ideen- und Networkingpool »Digitale Lernressourcen in der Basisbildung« im Rahmen der EPALE und Erasmus+ Erwachsenenbildung Themenkonferenz 2017 © Oead-GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandiger

Der Aufbau digitaler Kompetenzen ohne extra EDV-Kurse kann durch folgende digitale Lernressourcen ermöglicht werden:

www.padlet.com >

Diese virtuelle Pinnwand ist bereits in ihrer kostenlosen Variante sehr umfangreich.

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Maus – und Tastaturübungen können in Kombination mit vor allem Deutschkursinhalten angeboten werden, wenn den Teilnehmenden der Zugang dazu erleichtert wird: •

Das Padlet mit der entsprechenden Übung/den entsprechenden Übungen wird als Startseite des Browsers eingestellt. Die Teilnehmer/innen müssen dann lediglich den PC einschalten und den Browser starten können. Padlet-URLs (und natürlich auch andere URLs) können per QR-Code für Smartphones und Tablets zur Verfügung gestellt werden. Die kostenlose QR-Reader (Scanner)-App muss installiert sein.

Die Teilnehmer/innen brauchen keine eigene E-MailAdresse – dies ist eine ganz wesentliche Voraussetzung für Lernangebote in der Basisbildung!

Padlets können abseits von Maus- und Tastaturübungen sehr vielfältig eingesetzt werden: für Brainstorming, Gruppenarbeiten, Feedbacks,… Da Video-, Audio- und Bilddateien verlinkt oder hochgeladen und eigene Texte hinzugefügt werden können, können Informationen sehr abwechslungsreich dargestellt und quasi als Linklisten zur Verfügung gestellt werden.

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Padlets werden von Suchmaschinen nicht indiziert (außer man will das bewusst), ein Passwortschutz ist ebenso möglich.

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Für Trainer/innen stellt Padlet eine schnelle ortsunabhängige Möglichkeit dar, für eine heterogene Gruppe zusätzliche/ ergänzende/vertiefende Materialen rasch verfügbar zu haben.

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Kahoot Quiz als Digitale Lernressourcen in der Basisbildung

Welche Antwort passt?

© Oead-GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandiger

© www.kahoot.at

www.learningapps.org Diese digitalen Lernressourcen sind vielen Basisbildungstrainer/innen bekannt. Die Möglichkeit, die bereits bestehenden zahlreichen Apps abzuändern und diese dann in den eigenen Apps zu speichern (wenn man registriert ist, was sehr zu empfehlen ist) ist weniger bekannt und wird kaum genutzt. Auch hier brauchen die Teilnehmenden keine eigene E-Mail-Adresse! Registrierte Trainer/innen können zudem ihre Apps in Klassen verwalten, die Zugangsdaten für die Teilnehmenden für eine Klasse werden automatisch generiert und stehen in einer Druckversion zur Verfügung. Besonders hilfreich sind die statistischen Auswertungen, die es den Trainer/innen ermöglichen, Lernfortschritte ihrer Teilnehmer/innen zu beobachten.

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www.kahoot.it | www.kahoot.com Diese Quizform ist zurzeit zu Recht sehr populär. Trainer/innen registrieren sich auf https://kahoot.com, um Quizzes zu erstellen und zu verwalten. Wird das Quiz gestartet, erhalten die Teilnehmer/innen einen Game-Pin, den sie eingeben müssen, nachdem sie die URL www.kahoot.it aufgerufen haben. Alle internetfähigen Endgeräte können verwendet werden. Kahoot eignet sich zur Wissensüberprüfung, zur Erhebung von Vorwissen bei einem neuen Thema sowie für Feedbacks. Nicknames machen eine anonymisierte Teilnahme möglich. In die Punktewertung fließt auch ein, wie schnell die Frage beantwortet wurde. Besonders interessant ist dann die Darstellung der Ergebnisliste: es werden nur die fünf Besten angezeigt!


learnforever.at Seit 2005 arbeiten Expert/innen aus den Bereichen Erwachsenenbildung, feministische Bildung, Bildungsmanagement und Bildungsberatung, Gender Mainstreaming, Genderforschung, Unternehmensberatung und Begleitung von Veränderungsprozessen im Netzwerk learn forever organisationsübergreifend zusammen. learn forever hat sich zum Ziel gesetzt, die Weiterbildungsbeteiligung von Frauen zu erhöhen, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Zugang zu formellen Lernprozessen und zu gängigen Angeboten der Erwachsenenbildung haben. Diese bildungsbenachteiligten Frauen sind gefährdet, den Anschluss an die Wissens- und Informationsgesellschaft zu verlieren. Lernen mit einem »persönlichen« Voki-Avatar © www.voki.com

www.voki.com Mit Voki kann ein »persönlicher« Avatar erstellt werden. Die kostenfreie Version bietet bereits viele Einstellungsmöglichkeiten, um seine persönlichen Vorlieben in das Erstellen des Avatars einfließen zu lassen. Zum Üben von Aussprache, Hörverstehen und Schreiben ist Voki eine lustvolle und abwechslungsreiche Lernumgebung!

learn forever macht Bildungsbedürfnisse und –bedarfe von bildungsbenachteiligten Frauen sichtbar, setzt Lernangebote um, die den (Wieder-)Einstieg ins Lernen ermöglichen, verbreitet und transferiert die Modelle und fördert damit die Implementierung von neuen Lernkulturen in Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Die Netzwerkpartnerinnen von learn forever sind: abz*austria/ Wien, Frauenstiftung Steyr, agenda/Salzburg, Bildungszentrum Saalfelden, akzente/Voitsberg, Bildung&Lernen/Villach, Peripherie/Graz und nowa/Graz.

www.schule.at Das österreichische Schulportal des Bundesministeriums für Bildung ist eine ergiebige Quelle, wenn man sich über aktuelle Tools und ihre Anwendungsmöglichkeiten informieren möchte.

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Der Erwerb von digitalen Kompetenzen für Erwachsene

© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

Einblicke in den finnischen Ansatz und Ergebnisse des Erasmus+ Projekts Digi4Adults

Henna-Riikka Ahvenjärvi Tampere Adult Education Centre TAKK Henna-Riikka Ahvenjärvi, MA und MBA, ist Koordinatorin der Projektaktivitäten am Tampere Adult Education Centre TAKK sowie Projektkoordinatorin des Erasmus+ Projekts »Adults Acquiring Digital Skills«. Außerdem unterrichtet sie finnische Sprache und Literatur, Kommunikation, IKT, soziale Medien und Projektmanagement. Kontakt henna-riikka.ahvenjarvi@takk.fi www.takk.fi

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Das Projekt Adults Acquiring Digital Skills, kurz Digi4Adults, wird im Rahmen von Erasmus+ gefördert (1.9.2015 – 30.11.2017). Koordiniert wird das Projekt vom TAKK Tampere Adult Education Centre (Finnland). Zu den Projektpartnern zählen das Berufsförderungsinstitut Wien (Österreich), VUC Storstrøm (Dänemark), CEPA San Bartolome de Tirajana (Spanien) und Vuxenutbildning Sundsvall Timrå (Schweden). Ziel des Projekts ist die Erarbeitung eines kontinuierlichen, internationalen und kollaborativen Basiskonzepts für Trainer/innen in der Erwachsenenbildung. Dieses Konzept umfasst einen Trainingsprozess, in dessen Verlauf verschiedene Methodenbeispiele entwickelt und erprobt werden. Der Zweck dieser Methoden ist die Verbesserung der Grundkompetenzen und insbesondere der digitalen Kompetenzen von erwachsenen Lernenden, um ihnen bessere Chancen im Alltag, in der beruflichen Entwicklung und beim lebenslangen Lernen zu ermöglichen.

Entwicklung von Grundkompetenzen Das Konzept von Digi4Adults basiert auf dem Grundgedanken, dass die Vermittlung von digitalen Kompetenzen in jede Form der Erwachsenenbildung integriert werden und dabei sogar Themen übergreifend zu einer Bereicherung der Lernerfahrung führen kann. Dadurch wird zudem mehr Zeit für die praktische Anwendung der Grundkompetenzen geschaffen, da die Lernenden diese festigen können, während sie sich mit anderen Themen auseinandersetzen. Die PIAAC Studie (Studie zum Thema Kompetenzen bei Erwachsenen) zählt zu den Indikatoren, die darauf schließen lassen, dass es in Finnland zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen beachtliche Unterschiede in den Bereichen Lese- und Schreibkompetenz, Rechenkompetenz und digitale Kompetenzen gibt. Insbesondere ältere


Die Ausbildungsstätten, Trainer/innen und Lernenden der Partnerorganisationen kennen zu lernen war interessant und gewinnbringend.

Face-to-Face-Meetings sind auch eine gute Basis für kollaborative Online-Arbeit. © Digi4Adults project/Fernando Valderrama García

© Digi4Adults project/Pirjo Sillman

Bevölkerungsgruppen, Personen mit Migrationshintergrund und arbeitssuchende Personen haben nachweisbaren Bedarf an der Förderung ihrer Grundkompetenzen. Aus diesem Grund ist es wichtig, Methoden zur Förderung und Entwicklung von Grundkompetenzen zu erarbeiten. Im Rahmen des Projekts Digi4Adults wurde ein funktionales Trainingsmodell entwickelt und getestet. Dieses Modell gibt Lehrenden und Ausbildenden die Möglichkeit, ihre Lehrtätigkeit zu verbessern, indem sie Lehrmethoden bzw. Methodenbeispiele erarbeiten und austauschen.

Learning von jeweils zwei Erwachsenenbildner/innen. Die Bildung von Peer-Teams, bestehend aus Vertreter/innen unterschiedlicher Trainingsanbieter, wird unterstützt. Der Trainingsprozess besteht aus sechs Phasen: >

Phase 1 – Motivieren: Teilnehmende sammeln online Infor­ mationen zum Trainingsprozess CDCIL.

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Phase 2 – Festigen: Vorträge, Gruppenaktivitäten und gegenseitige Besuche.

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Phase 3 – Anwenden: Gruppenaktivitäten zur Anwendung des CDCIL-Modells.

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Phase 4 – Gemeinsam daran arbeiten: Die Gruppenaktivitäten zum Vertiefen des CDCIL-Modells werden in den jeweiligen Einrichtungen der Teilnehmenden fortgesetzt.

>

Phase 5 – Veröffentlichen: Gemeinschaftliche Gruppenaktivi­ täten zur Veröffentlichung der Ergebnisse.

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Phase 6 – Unter Beweis stellen: Zertifizierung der Gruppen­­lernund CDCIL-Kompetenz, die im Verlauf des CDCIL Trainingsprozesses erworben wurde.

Trainingsprozess CDCIL Der Trainingsprozess »Integriertes Lernen von Inhalten und digitalen Kompetenzen« (Content and Digital Competence Integrated Learning, CDCIL) ist das Herzstück des Projekts Digi4Adults. Das CDCIL-Trainingsmodell verfolgt das Ziel, die digitalen Kompetenzen von Erwachsenenbildner/innen zu stärken. Es basiert auf Peer

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Die Definition von digitaler Kompetenz, die das Modell verwendet, ist an den Referenzrahmen für digitale Kompetenz DIGCOMP (Digital Competence Framework) angelehnt. Dieser Referenzrahmen umfasst verschiedene Aspekte der digitalen Kompetenz, die den fünf Kategorien Information, Kommunikation, Inhaltserstellung, Sicherheit und Problemlösung zugeordnet werden.

öffentlich zugänglich und können heruntergeladen und ausprobiert werden. Da es für die zukünftige Entwicklung förderlich ist, Rückmeldungen zu diesen versuchsweisen Anwendungen einzuholen, gibt es zudem die Möglichkeit, auf der Webseite Kommentare zu hinterlassen und Bewertungen abzugeben.

Der Peer Learning Ansatz, der in diesem Modell zur Anwendung kommt, ist angelehnt an das SECI-Modell (Socialization, Externalization, Combination and Internalization). Dieses Modell betrachtet Wissensbildung als den kontinuierlichen Transfer, die Kombination und die Umwandlung von Wissen während der Anwendung, der Interaktion und des Lernprozesses durch die Benutzer/innen. Das CDCIL-Modell fördert Lernaktivitäten und Inhaltserstellung (in Form von CDCIL-Caselets) in Partner-Teams und setzt dadurch Interaktion und Kooperation in den Fokus.

Offene Ausschreibung, Abschlussveranstaltung und Webinare

Caselet-Sammlung

Die Abschlussveranstaltung findet während der DigitalDays 2017 in Wien statt. Während der Veranstaltung werden unsere Lehrenden und Trainer/innen die Caselet-Sammlung mit allen enthaltenen Caselets präsentieren. Es wird auch eine offene Diskussion geben, die Raum für Fragen, Anmerkungen und Reflexion bietet. Im Herbst 2017 werden die Digi4Adults-Caselets in zwei Webinaren vorgestellt, in denen auch Informationen zur offenen Ausschreibung bereitgestellt werden. In der Vergangenheit haben sich Webinare als hervorragende Gelegenheit erwiesen, die Anwendung von Webinaren noch weiterzuentwickeln und die erarbeiteten Methoden sowie andere Ergebnisse des Projekts Digi4Adults mit anderen Teilnehmenden zu teilen.

Die im Rahmen des CDCIL-Trainingsprozesses erstellten Methoden wurden zu einer »Caselet-Sammlung« zusammengefasst, die auf der Projektwebseite von Digi4Adults abrufbar ist. Bei einem Caselet handelt es sich um ein Methodenbeispiel, das den Trainer/innen in der Erwachsenenbildung die Möglichkeit gibt, die digitale Kompetenz ihrer Zielgruppen zu verbessern. Jedes Caselet kombiniert die Entwicklung digitaler Kompetenzen mit inhaltsbezogenen Themen und bestimmten Fachgebieten. Mithilfe von Anwendungsleitfäden können Caselets auf verschiedene Themen, Situationen und Zielgruppen angewandt werden. Kurzzeitige Mitarbeiter/innen-Trainings haben bei der Entwicklung und beim Austausch dieser Methoden eine wesentliche Rolle gespielt.

Jede/r hat die Möglichkeit, ein neues Caselet für die Digi4­AdultsCaselet-Sammlung einzureichen. Digi4Adults lädt in einer offenen Ausschreibung dazu ein, die Digi4Adults-Caselets auszuprobieren und neue Caselets einzureichen. Beiträge zu dieser offenen Bildungsressource sind äußerst willkommen, da sie die weitere Verwendung der Caselet-Sammlung auch nach Ende des Projekts Digi4Adults fördern.

Aktuelle Kernthemen im finnischen Bildungsbereich Bei der »Caselet-Sammlung« handelt es sich um eine offene Bildungsressource, die verschiedene Arten von Caselets sowie Erfahrungsberichte und Rückmeldungen zur Verwendung der Caselets beinhaltet. Die Caselets sind auf der Digi4Adults-Webseite

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Laut der Finnish National Agency for Education stehen im finnischen Bildungssystem gegenwärtig folgende Themen im Zentrum des Interesses: Lernende mit Migrationshintergrund, Reform


der beruflichen Bildung, Änderungen in der Finanzierung und die Schaffung von IKT-basierten Lernumgebungen. Zu den nationalen Zielen für Basisbildung und transversale Kompetenzen gehören Denkfähigkeiten und das Erwerben von Lernfähigkeiten, Multiliteralität und IKT-Kompetenzen. Das Lernkonzept ist lernendenzentriert: Die Lernenden nehmen bei der Festlegung der Ziele, der Reflexion, der Analyse sowie der Problemlösung eine aktive Rolle ein. Die Finnish National Agency for Education hat am 1.3.2017 ein neues Zentrum für experimentelle Entwicklung und Innovation eröffnet. Der Gedanke dahinter ist die Anwendung und Weiterentwicklung von explorativen und funktionalen Lerninhalten sowie phänomenbasierten Lerninhalten. Die Weiterentwicklung der Pädagogik ist ein essentieller Beitrag zur Erhaltung und Förderung der Bildungsqualität.

Miteinander lernen, machen und experimentieren waren wesentliche Elemente in den Wochen der kurzzeitigen Mitarbeiter/innen-Trainings. © Digi4Adults project/Henna-Riikka Ahvenjärvi

Schlussfolgerungen Transnationale Projektzusammenarbeit kann bei einer weiter gefassten Entwicklung von Bildung sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene einen wichtigen Beitrag leisten. Eines der Schlüsselergebnisse der Entwicklung des Trainingsprozesses ist die Anwendung von Peer Learning. Dies unterstützt Lehrende und Trainer/innen und gibt ihnen die Gelegenheit, gemeinsam neue Lehrmethoden zu erarbeiten und zu erproben. Diese Methoden sind eine exzellente Möglichkeit, um erwachsene Lernende bei der Entwicklung ihrer Grundkompetenzen als Teil ihrer zentralen Lern­ aktivitäten zu unterstützen. Im Projekt Digi4Adults entwickeln wir einen Evaluierungsprozess aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Evaluierung ist ein zentraler Bestandteil des Qualitätsmanagements: Durch Feedback, Selbstbewertung und Peer-Projektbewertung haben wir die Möglichkeit, wichtige Daten für die zukünftige Entwicklung zu sammeln.

Weitere Informationen: Projekt Digi4Adults www.digi4adults.se DigComp https://ec.europa.eu/jrc/en/digcomp/digital-competenceframework Dokumentation des CDCIL-Modells http://bit.ly/d4a_cdcil Finnish National Agency for Education 2017: Bildung in Finnland www.oph.fi/download/175015_education_in_Finland.pdf PIAAC www.oecd.org/skills/piaac

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Erasmus+ KA2 Projekt SOLA – Simple Open Learning Advancement

© udima

Blended Learning für nachhaltigen Tourismus und Green Skills

Raquel García Revilla

© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

UDIMA

Ana Landeta

Einleitung Die Erasmus+ Strategische Partnerschaft SOLA (Simple Open Learning Advancement) fokussierte auf die Verbesserung der digitalen Fähigkeiten und Kompetenzen, sowohl von Lernenden als auch von Lehrenden. Weitere Ziele waren Beiträge zur Bereitstellung und Weiterentwicklung von offenen Bildungsmaterialien (OER), die Vernetzung von Unterrichtsräumen sowie die Installation und Verwendung von digitalen Werkzeugen und Inhalten. Durch das aktive Miteinbeziehen des sozio-ökonomischen Feldes von Lehrenden, Studierenden und anderen Teilnehmenden wurde letztlich die Verwendung von IKT in Bildungseinrichtungen gefördert. Neben der strukturellen und inhaltlichen Konzeption von verschiedenen Onlinekursen mit Blended-Learning-Elementen, lag der Fokus auf den Schlüsseldimensionen des nachhaltigen Tourismus und der Green-Skills.

UDIMA

© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

Die Projektpartnerschaft bestand aus folgenden Institutionen:

Gabriele Winkler BFI OÖ

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Berufsförderungsinstitut Oberösterreich (Österreich) (Antragstellende Organisation)

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Akademia Humanistyczno-Ekonomiczna w Lodzi (Polen)

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Istituto Formazione Operatori Aziendali (Italien)

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Insitituto de soldadura e qualidade (Portugal)

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Link & Link Software (Deutschland)

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Stichting ROC Midden Nederland (Niederlande)

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Tempo Training & Consulting a.s. (Tschechische Republik)


Das nebenan stehende Diagramm zeigt die Verteilung der europäischen Länder, die am Projekt SOLA teilnehmen – Deutschland, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Spanien und die Tschechische Republik: Die leitende Einrichtung des Projekts war das BFI OÖ (Berufsförderungsinstitut Oberösterreich). Eine ausführliche Beschreibung der Institution finden Sie online unter www.bfi-ooe.at. Das BFI OÖ verfolgte in diesem Projekt zunächst einen Entwicklungsprozess, der als duales System aufgebaut war: einerseits qualitativ hochwertige Inhalte in anderen Sprachen als Englisch zu finden, andererseits eigene Inhalte mit einer deutschen Autorensoftware zu erstellen. Dabei stellte sich für die teilnehmenden Bildungsanbieter heraus, dass es schwer ist, Lehrende mit profunder Erfahrung und Fachkenntnissen im Bereich Online und Blended Learning zu finden. Zudem wurden bei der Identifizierung von freien hochwertigen Bildungsmaterialien, die auf spezifische regionale Bedürfnisse angewandt und angepasst werden können, Hürden festgestellt. Weiters konnte die Projektpartnerschaft feststellen, dass im Bereich nachhaltiger Tourismus IKT-basierte Lerninhalte (ausgenommen in englischer Sprache) weitgehend fehlen – obwohl es sich dabei um einen der wachstums- und personalintensivsten Bereiche Europas handelt. Somit konnte geschlossen werden, dass die Mehrheit der Mitarbeiter/innen hinsichtlich digitaler Kompetenzen und Green-Skills die festgelegten Anforderungen nicht erfüllen wird. Diese Analyse wurde auch durch andere Studien bestätigt. Das Kommuniqué von Brügge zu einer verstärkten europäischen Zusammenarbeit in der berufliche Bildung für den Zeitraum 20112020 (erarbeitet bei einem Treffen der europäischen Bildungsminister in Brügge im Jahr 2010) betont nachdrücklich die große Bedeutung von technologiebezogenen Kompetenzen. Diese nachdrückliche Hervorhebung wird im folgenden Abschnitt deutlich dargelegt: »So wie Kompetenzen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien heute für alle von Bedeutung sind,

Die Verteilung der europäischen Länder, die am Projekt SOLA teilnehmen © eigene Darstellung (vgl. Revilla UDIMA)

werden zukünftig für fast alle Arbeitsplätze technische Kompetenzen eine wichtige Rolle spielen« (vgl. Europäische Union 2012). Das Projekt SOLA findet sich in zwei Bereiche und verbindet sie: Nachhaltigkeit im Tourismus und IKT basierte Technologien. Zudem soll festgehalten werden, dass zu den Kompetenzen im digitalen Bereich auch Informationsmanagement, sowie Onlinearbeit aber auch lebenslanges Lernen zählen, welche sowohl im Bereich Wirtschaft als auch im Bereich Bildung eine hohe Bedeutung haben. Das Projekt wurde daher insbesondere für folgende Zielgruppen konzipiert: Lehrende und Ausbildende im Bereich der beruflichen Bildung (Vocational Education and Training – VET), Fachleute aus dem Bereich Tourismus und Vertreter/innen und Interessierte aus der Tourismusbranche.

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Ideen- und Networkingpool »Digitale Bildung am Arbeitsplatz« im Rahmen der EPALE und Erasmus+ Erwachsenenbildung Themenkonferenz 2017 © Oead-GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandiger

Im Projekt SOLA wurden mittels einer deutschen Autorensoftware (Link & Link Software) drei Onlinekurse erstellt. Die Onlinekurse umfassen folgende Themenbereiche: >

Grundlegende Konzepte des nachhaltigen Tourismus,

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Kundenbeziehungsmangement (CRM) im nachhaltigen Tourismus,

>

Nachhaltiger Tourismus in ländlichen Kontexten.

Der Stundenumfang umfasst je Modul 24 UE im selbständigen Online Lernen und 12 Stunden für den Bereich Blended Learning. Die Onlinemodule können jederzeit selbstgesteuert durchgeführt werden, was gerade in der Tourismusbranche aufgrund der etwas anders gelagerten Arbeitszeiten gut angekommen ist. Im Abschnitt Downloads auf der Projektwebseite: http://sola-project. eu/downloads; oder http://e-bfi-ooe.at/course/view.php?id=426; Anmeldung als Gast: anonym, Passwort: Anonym123!) finden Sie alle Outputs des Projektes in allen Partnersprachen (EN, DE, PL, PT, IT, ES, CZ und NL) als freie Bildungsmaterialien vor.

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Projektergebnisse In diesem Abschnitt, der sich der Beschreibung der Projektergebnisse widmet, soll noch einmal betont werden, dass das Projekt einen Beitrag zur Mobilität offener Bildungsressourcen geleistet hat. Zudem soll hier auch erwähnt werden, dass die UNESCO (2012) den allgemeinen und universellen Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung als wesentlich für die Beibehaltung von nachhaltiger Entwicklung, für den Dialog zwischen den Kulturen und für die Sozialwirtschaft erachtet. Daher ist es wichtig festzuhalten, dass ein freier Zugang zu Bildungsressourcen eine wichtige Gelegenheit zur Förderung des interkulturellen Dialogs und nachhaltigem Wirtschaften darstellt. Bildungsressourcen können als Bildungsmaterialien und Forschungsmaterialien definiert werden, die im öffentlichen Raum zugänglich sind. Es sind also Materialien, deren urheberrechtliche Lizenz sich hauptsächlich dadurch auszeichnet, dass sie eine Verbreitung ermöglicht und fördert. Im Projekt SOLA wurden verschiedene Testszenarien mit verschiedenen Zielgruppen durchgeführt. Einerseits wurden die erstellten


Austausch im Ideen- und Networkingpool »Digitale Bildung am Arbeitsplatz« © Oead-GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandiger

Inhalte auf ihre Praxistauglichkeit getestet, anderseits galt es Erfahrungen mit Online und Blended Learning Szenarien zu sammeln. Eine wesentliche Erkenntnis war, dass die Blended Learning Methode sehr gut zur Vermittlung von Inhalten geeignet ist und ein qualitativ hochwertiges Lehren ohne Grenzen möglich wird, während die Verwendung audiovisueller Inhalte zugleich die IKT-Kompetenzen und die digitalen Kompetenzen fördert. Allgemein war zu beobachten, dass der Lernprozess in einem virtuellen Unterrichtsraum in Bezug auf Raum und Zeit eine weniger definierte Bildungsstruktur darstellt; allerdings eine, die sich systematisch und intensiv neuer Technologien bedient. Didaktische Inhalte können mithilfe der IKT unterstützt werden und soziale Interaktion kann telematisch umgesetzt werden. Zudem konnte festgestellt werden, dass viele arbeitsplatzbezogene Inhalte mittels Onlinetools abgebildet werden könnten und somit für Arbeitgeber Kosten gespart werden können (z. B.: Reisekosten, Seminargebühren, etc.). Gerade im Bereich von EDV-Anwenderschulungen würde sich diese Variante bezahlt machen.

Projektergebnisse auf didaktischer Ebene Auf didaktisch-methodischer Ebene ergaben sich folgende Ergebnisse: >

Durch die Verwendung von IKT-Werkzeugen entsteht ein gemeinsames und dynamisches Lernen unter den Studierenden gerade im Blended Learning Setting. Vorraussetzung dafür ist eine gute Moderation der Lehrenden.

>

Die Aktivitäten im virtuellen Klassenzimmer leisteten einen Beitrag zu einem stärkeren Diversitätsbewusstsein (individu­ elle Bedürfnisse der Teilnehmenden konnten besser berücksichtigt werden).

>

Durch die laufende Aktualisierung der Inhalte wird ein Beitrag zur Leitlinie der Europäischen Kommission »Lehren und Lernen mittels neuer Technologien«, sowie die Bereitstellung von freien Bildungsmaterialien geleistet.

>

Der Übergang aus der Bildungseinrichtung in die Arbeitswelt wird erleichtert.

BEITRÄGE

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Projektergebnisse aus dem Bereich Lehrendenaus­ bildung (Train the Trainer) Auf allgemeiner Ebene soll hier festgehalten werden, dass sich die Rolle der Trainer/innen gegenwärtig nicht länger auf die bloße Übermittlung von Wissen beschränkt, sondern viel weiter gefasst wird. Ein Fokus liegt insbesondere auf der Verwendung und Steuerung des Lernens durch IKT. In dem Sinne muss die Weiterbildung der Trainierenden klar auf die internen Ausbildungsprogramme der Bildungseinrichtung abgestimmt sein, aber auch das Potenzial haben, über den gegebenen Rahmen hinauszuwachsen. Ein Projekt wie SOLA erfüllt somit diese Anforderungen. In der aktuellen Situation ist es erforderlich, fachübergreifende Kompetenzen (Kreativität, Innovation usw.) zu fördern, und genau das war eines der wichtigsten Ziele in diesem Projekt.

Projektergebnisse im Bereich nachhaltiger Tourismus »Green-Skills« haben sich als Reaktion auf die globalen Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung in Zusammenhang mit Umweltschutz, wirtschaftlicher Nachhaltigkeit und sozialer Inklusion entwickelt. Als Ergebnis bemühen sich nun viele Länder darum, die »Green-Skills« der arbeitenden Bevölkerung zu fördern. Es ist notwendig, Maßnahmen zu entwickeln, um klare Anweisung bezüglich der Anerkennung, Validierung und Zulassung (Recognition, Validation and Accreditation, RVA) dieser Kompetenzen zu erarbeiten, einschließlich solcher, die in informellen wirtschaftlichen Kontexten erworben werden. Das Projekt SOLA hat sich bei der Erstellung der Inhalte an den EQR (Europäischer Qualifikationsrahmen) gehalten und das Curriculum auf Level 4 aufgebaut. Zudem wurde im Projekt SOLA eine Wissensplattform aufgebaut, die den Austausch über bewährte Verfahren im Bereich Tourismus, der nachhaltigen Entwicklung und den Austausch über Green-Skills fördern soll.

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Abschließend kann festgehalten werden, dass die Identifikation der unterschiedlichen Kenntnisse und Wissensbestände in den digitalen Bereichen, sowie darauf aufbauend Weiterbildungsprogramme zu entwickeln, gegenwärtig eine der größten Herausforderung in der Bildungsarbeit ist.

Webseiten: www.epbe.eu http://sola-project.eu

Literatur: Bisquerra Alzina, R. (Coord.) (2012): Metodología de la investigación educativa. Madrid, La Muralla Credé, A. and Mansell, R. (1998): Knowledge societies: information technologies for sustainable development, Ottawa: International Development Centre. Crovi, D. (2002): ›Sociedad de la información y el conocimiento‹, Entre el optimismo y la desesperanza, Revista Mexicana de Ciencias Sociales y Políticas, Jahr XLV, Nr. 198, Mai – August, Seiten 13–34. García Revilla, M.R., Mababu Mukiur, R., Martinez Moure, O., The new reality for the Spanish university: new spaces for new pedagogies. EDULEARN16. Pedagogical Innovations and International Projects. UDIMA. [2014]: ›Simple Open Learning Advancement (SOLA)‹. Online verfügbar: www.udima.es/sites/udima.es/files/SOLA%20project%20%28summary%29_0.pdf und www.sola-project.eu und http://e-bfi-ooe.at (Anmeldung mit anonym und Passwort Anonym123!). UNESCO. [2012]: Open Educational Resources. www.unesco.org/new/en/communication-and-information/access-to-knowledge/open-educational-resources/ EUROPEAN UNION. [2012]: Kommuniqué von Brügge zu einer verstärkten europäischen Zusammenarbeit in der berufliche Bildung für den Zeitraum 2011–2020, Seiten 8–19.


Raquel García Revilla

Ana Landeta

Gabriele Winkler

Udima – Universidad a Distancia de Madrid

Udima – Universidad a Distancia de Madrid

Berufsförderungsinstitut Oberösterreich

Raquel García Revilla promovierte an der Universität Málaga in Tourismus. Zudem verfügt sie über einen Master in Tourismusmanagement und Planung von der Universität Málaga (UMA), einen Master in Personalmanagement und Management von der Fernuniversität Madrid (UDIMA) sowie einen Master in Bildung und neue Technologien der Fernuniversität Madrid (UDIMA). Außerdem hat sie den zweiten Fachkurs für Wissen und Innovation in Anwendung auf nachhaltiges strategisches Management von touristischen Reisezielen an der Internationalen Universität Andalusien (UNIA) absolviert.

Ana Landeta ist Leiterin des Madrid Open University Research and Innovation Institute und Koordinatorin des Erasmus+ K2-Projekts »European Personal Branding for Employment«. Sie verfügt über weitreichende Erfahrungen im Projektmanagement auf europäischer Ebene und ist als externe Beraterin für die EACEA (Europäische Kommission) tätig. Ana Landeta verfügt über einen Abschluss in Kommunikationswissenschaften, einen Master in Digitaljournalismus, einen Master in Projektmanagement (mit Schwerpunkt auf EU-Projekten) und einen MBA. Aktuell strebt sie einen Doktortitel in Betriebswirtschaft an und verfügt über Fachwissen im Bereich Unternehmensstrategien.

Gabriele Winkler studierte Betriebswirtschaft, Gesundheits- und Sozialmanagement und studiert derzeit angewandtes Wissensmanagement in Linz und Hamburg. Nach internationalen Projekten im IT-Bereich ist sie seit 2012 am Berufsforderungsinstitut Oberosterreich angestellt und Mitarbeiterin der Abteilung »Wirtschaft – Technik – Sprachen«. Sie ist zuständig für die Lernplattform, Online-Lernen und Wissensmanagement. Winkler ist in verschiedenen EU-Projekten zum Thema e-learning beteiligt.

mercedesraquel.garcia@udima.es www.udima.es

gabriele.winkler@bfi-ooe.at www.bfi-ooe.at

ana.landeta@udima.es www.udima.es

BEITRÄGE

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© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

Lernen am Arbeitsplatz für offene professionelle Zusammenarbeit

Estela Daukšienė Lithuanian Association of Distance and e-Learning LieDM Estela Daukšienė ist die Präsidentin der Lithuanian Association of Distance and e-Learning (Organisa­ tion LieDM), wo sie auch als Projekt­ managerin und Forscherin tätig ist. Ihre Hauptaufgaben in der Organisation sind die Förderung von technologiegestütztem Lernen in Bildungseinrichtungen in Litauen sowie die Koordinierung von Ausbildungskursen oder Veranstaltungen für litauische Ausbildende im Bereich Innovation und Bildung. Dazu zählen beispielsweise virtuelle Mobilität, offene Bildungsressourcen/offene Praktiken und technologiegestützte Lernpraktiken. Kontakt Estela.Dauksiene@liedm.net http://openprof.eu/oer

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Die Hintergründe des personalisierten Lernens am Arbeitsplatz Bildungseinrichtungen im Bereich Erwachsenenbildung sehen sich mit einer Änderung des Profils der Lernenden-Zielgruppe konfrontiert: Im Zuge globaler und europaweiter Migration benötigen Erwachsene offene Lerndienstleistungen in internationalen Kontexten, die jederzeit, überall und auch an ihrem Arbeitsplatz verfügbar sind. Lehrende, Ausbildende und andere Vertreter/innen aus der Erwachsenenbildung benötigen daher Weiterbildungsmöglichkeiten und Ratschläge, um den Herausforderungen gerecht zu werden, die durch diese wechselnden Anforderungen in der Erwachsenenbildung entstehen. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Situation müssen sich die Unternehmen mit ständiger Veränderung auseinandersetzen. Dies ist in vielen verschiedenen Bereichen zu beobachten und betrifft auch die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, die gesteigerte Datenverfügbarkeit zur Verbesserung von Produktions-, Zuliefer- oder Dienstleistungsprozessen sowie den Zugang zu und die Verwendung von Technologien mit kontinuierlichen Aktualisierungen in Beruf und Freizeit – um nur ein paar Beispiele zu nennen. All das bedeutet, dass Lernende ihren Wissensstand ständig erneuern und jene Kompetenzen entwickeln müssen, die am Arbeitsplatz benötigt werden.

Projekt »Offene professionelle Zusammenarbeit für Innovation« (Open Professional Collaboration for Innovation, OpenPROF) Das Projekt OpenPROF ist Teil der Leitaktion 2 des Erasmus+ Programms für strategische Partnerschaft im Bereich berufliche Bildung. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf den oben erwähnten Veränderungen und Herausforderungen, mit denen


Estela Daukšienė im Gespräch mit Teilnehmerinnen an der EPALE Konferenz. © Oead-GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandiger

sich erwachsene Lernende konfrontiert sehen. Das Hauptaugenmerk der Partnerschaft lag auf Bildungseinrichtungen, die berufliche Bildung (Vocational Education and Training, VET) bereitstellen sowie auf dem kontinuierlichen Bereich der beruflichen Bildung. Es wurden drei Arten von Innovation für Vertreter/innen der Erwachsenenbildung und Ausbildende im Unternehmensbereich vorgeschlagen: >

Entwicklungs- und Adaptierungsprozesse unter Verwendung von offenen Bildungsressourcen (Open Educational Resources, im Folgenden OER genannt), für eine offene Curriculumsentwicklung und Lizenzierung;

>

Konzipierung von Modulen für verschiedene Zielgruppen, unter Einbeziehung der Methode des arbeitsbasierten Lernens;

>

Offene internationale Zusammenarbeit für professionelle Entwicklung von Innovation.

Das Projekt hatte eine Laufzeit von September 2014 bis August 2016. Die Projektergebnisse wurden also bereits finalisiert und sind unter Creative-Commons-Lizenzen als offene Bildungsressourcen öffentlich auf der Projekt-Website zugänglich. Das Projekt stellte sich als erfolgreich heraus und führte zur Erarbeitung der folgenden Ressourcen: >

Drei Kategorien von Ausbildungsmaterialien (Inhalte bezüglich OER, Werkzeuge zur Schaffung von OER und Inhalte bezüglich der Konzipierung von Kursen für arbeitsbasiertes Lernen)

>

48 OER in englischer Sprache und/oder in den Landessprachen der Partnerländer (Deutsch, Spanisch, Litauisch, Ungarisch und Portugiesisch)

>

Sechs englischsprachige Module für arbeitsbasiertes Lernen mit Übersetzungen und Adaptierungen in den Landessprachen der Projektpartner.

BEITRÄGE

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Diskussion zum Thema »Digitale Bildung am Arbeitsplatz« im Rahmen der EPALE und Erasmus+ Erwachsenenbildung Konferenz © Oead-GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandiger

Die Ergebnisse des Projekts OpenPROF können geteilt, verwendet und wiederverwendet werden Alle Ergebnisse des Projekts OpenPROF sind unter openprof.eu (http://openprof.eu/) öffentlich zugänglich. Dort werden auch drei Kategorien von Ausbildungsmaterialien für Lehrende, Ausbildende im Unternehmensbereich und Vertreter/innen der Erwachsenenbildung bereitgestellt. Die erste Kategorie von Ausbildungsmaterialien befasst sich mit OER und Nachhaltigkeitsmodellen. Die Ziele hierbei sind die Hinführung zum Konzept der offenen Bewegung, die Unterstützung bei der Festlegung spezifischer OER-Merkmale, die Analyse von Fallstudien und von nachhaltigen OER-Modellen und die Bereitstellung von Leitlinien für Lehrende bei der Recherche, Auswahl und Verwendung/Wiederverwendung/Erstellung von OER. Die Ausbildungsmaterialien enthalten drei Aufgaben für Lehrende, Ausbildende und Vertreter/innen der Erwachsenenbildung. Diese

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können sowohl für Online-Unterrichtseinheiten als auch für Unterrichtseinheiten, bei denen die Teilnehmenden persönlich anwesend sind, verwendet werden. Mithilfe dieser Aufgaben kann ein besseres Verständnis der unterschiedlichen OER-bezogenen Konzepte geschaffen werden. Zugleich wird ein Leitfaden bei der Recherche, Verwendung und Wiederverwendung/Erstellung von OER bereitgestellt und ein Beitrag zur Analyse von verschiedenen OER-Nachhaltigkeitsmodellen geleistet. Ausbildende werden dazu ermutigt, OER zu verwenden. Es besteht jedoch auch ein Bedarf an qualitativen OER, die auch in den jeweiligen Landessprachen verfügbar sind. Aus diesem Grund liegt der Schwerpunkt der zweiten Kategorie von Ausbildungsmaterialien, IKT-Werkzeuge zur Entwicklung und Adaptierung von OER, auf der Bereitstellung eines Leitfadens für die Auswahl des passenden IKT-Werkzeugs bei der Erstellung oder Adaptierung von OER. Die Ausbildungsmaterialien beinhalten eine große Bandbreite an


Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Vorlagen für die Auswahl des passenden IKT-Werkzeugs. Zudem werden IKT-Werkzeuge vorgeschlagen, die zur Erstellung von OER in Kombination mit funktionalen Beschreibungen verwendet werden können (verfügbar unter http://openprof.eu/ict_tools). Die Ausbildungsmaterialien enthalten zudem fünf Aufgaben, die als Hilfestellung für Lehrende, Ausbildende und Erwachsenenbildende bei der Erstellung oder Anpassung von OER mittels IKT-Werkzeugen und ausgewählten Creative Commons-Lizenzen dienen. Die dritte Kategorie von Ausbildungsmaterialien zum Thema Innovative Curriculumsgestaltung für arbeitsbasiertes Lernen verfolgt das Ziel, Lehrenden, Ausbildenden und Erwachsenenbildenden Kenntnisse bezüglich verschiedener Werkzeuge und Methoden zu vermitteln, mit deren Hilfe innovative Curricula für arbeitsbasiertes Lernen, didaktische Zugänge und Methoden für die Bewertung von arbeitsbasiertem Lernen konzipiert werden können. Zudem wird hier versucht, die Merkmale von innovativen Curricula für arbeitsbasiertes Lernen aufzulisten und einen Überblick über die Vorteile und Nachteile bestimmter Methoden und Lernzugänge bereitzustellen. Zugleich sollen die Materialien als Leitfaden für die Entwicklung professioneller Lernziele dienen und auch eine kritische Reflexion dieses Ausbildungszugangs miteinbeziehen. Alle drei Kategorien der oben genannten Ausbildungsmaterialien sind unter http://openprof.eu/training-material verfügbar.

>

Spezifische rollenbezogene Inhalte für Lehrende, Ausbildende sowie Tutorinnen und Tutoren als hilfreicher Leitfaden für die Ausbildung selbstständiger Lernender

>

Grundlagen basierend auf Teamwork, sofern dies möglich ist.

Die drei Bereiche der letzten Kategorie von Ausbildungsmaterialien umfassen neun Lernaktivitäten. Diese dienen den Benutzerinnen und Benutzern als Leitfaden für die Konzipierung von innovativen Curricula. Im Zentrum stehen dabei die Erarbeitung geeigneter Lernziele sowie die Auswahl passender arbeitsbezogener Lern- und Beurteilungsmethoden. Offene Bildungsressourcen wurden von Ausbildenden der Projektpartner-Einrichtungen in englischer Sprache und in anderen Partnersprachen entwickelt und/oder adaptiert (verfügbar unter http://openprof.eu/oer). Dieselben OER wurden auch in die Module integriert und im Sinne des arbeitsbasierten Lernens angepasst. Die sechs Projektmodule wurden jeweils in eine Partnersprache übersetzt und stehen unter http://openprof.eu/project-modules zur Durchsicht und/oder für Lernaktivitäten zur Verfügung (Registrierung erforderlich). Sie können von Bildungseinrichtungen auch heruntergeladen und in deren virtuelle Lernumgebungen (Moodle Version 2.9.1) importiert werden. Die entwickelten Module sind zu unterschiedlichen Themen in unterschiedlichen Sprachen verfügbar: >

Zeitmanagement und Online-Communities (EN, ES)

>

Kommunikation im Zusammenhang mit geistigem Eigentum (EN, LT)

>

Digitales Storytelling für Ausbildungszwecke (EN, PT)

>

Diversitätsmanagement (EN, DE)

Zielorientiertes Lernen mit Lernaktivitäten, die sich mit der Entwicklung von tatsächlichen Produkten und Dienstleistungen befassen

>

Mobilitätsleitfaden Online-Planung und Management mithilfe von IKT (EN, HU)

>

Personalisiertes Lernen am Arbeitsplatz (EN, LT)

Interdisziplinäre Lerninhalte mit detaillierten Spezifikationen und vorgeschlagenen Beispielen

All diese Inhalte dürfen unter der CC BY-SA-Lizenz wiederverwendet werden.

Die Schlüsselmerkmale des arbeitsbasierten Lernens, die im Rahmen anderer Projektaktivitäten im Zentrum standen (wie beispielsweise die Adaptierung von Modulen für arbeitsbasiertes Lernen), sind nachfolgend aufgelistet: >

>

BEITRÄGE

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Lernen und offene professionelle Zusammenarbeit für Innovation

Die folgenden Anforderungen für Lehrende wurden für die Zu­ sammenarbeit mit Expertinnen und Experten während des Projekts erstellt:

Die schnelle technologische Entwicklung bedeutet, dass auch Bildungsressourcen ständig aktualisiert werden müssen. Dies erfordert eine bestimmte Entwicklungszeit. Die Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten in diesem Bereich kann daher nicht nur zur Menge an entwickelten Inhalten beitragen, sondern auch eine qualitative Verbesserung der Inhalte zur Folge haben. Gleichzeitig erhöht dies den Wissenstand bezüglich der verfügbaren Werkzeuge, und ermöglicht ein zeitsparendes Vorgehen. Das Projekt OpenPROF fördert die Online-Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Adaptierung von OER. Im Rahmen dieses OER-Entwicklungsprozesses wurde deutlich, dass es einen Bedarf an OER in den jeweiligen Landessprachen gibt sowie einen Bedarf an geteilten bearbeitbaren OER-Versionen. Dadurch ist eine tatsächliche Verwendung der OER möglich, sowohl in der bereitgestellten Form als auch in der an die entsprechenden spezifischen Zwecke angepasster Version.

>

Digitale Kompetenz

>

Bereitschaft zum Austausch von Ideen, Kritik und Lernerfahrungen

>

Positive Einstellung gegenüber Zusammenarbeit und Innovation.

Während der OER-Entwicklung wurde der Vorschlag unterbreitet, dass die Benutzerinnen und Benutzer die Möglichkeit haben sollten, die von ihnen mithilfe von Vorlagen erstellten oder adaptierten OER hochzuladen. Diese Möglichkeit sollte nicht nur Projektpartnern, sondern auch anderen Ausbildern offenstehen. Wenn Sie also während des Projekts OpenPROF eigene OER erstellen oder vorhandene OER entwickeln/adaptieren und diese gerne teilen möchten oder zur Teilung verpflichtet sind, haben Sie die Möglichkeit, die Vorlage am unteren Seitenende unter http://openprof. eu/oer auszufüllen. Ihr Beitrag wird dann von LieDM-Spezialisten hochgeladen und öffentlich online geteilt.

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Bei der Reflexion der während des Projekts gewonnenen Erfahrung zur Entwicklung von geeigneten Modulen für arbeitsbasiertes Lernen sollten die folgenden Empfehlungen für das Erstellen oder Adaptieren von Kursen berücksichtigt werden: >

Versuchen Sie, diese online zu erstellen, allerdings im Blended-Format zu liefern.

>

Erstellen Sie zusammenhängende Anleitungen für selbstgeleitetes Lernen.

>

Organisieren Sie nach Möglichkeit Teamwork.

>

Es ist keine Beurteilung erforderlich, allerdings sind Anleitungen und Feedback durch die Tutorinnen und Tutoren/Lehrenden/Ausbildenden sehr wichtig.

>

Lernaktivitäten sollten sich auf Situationen, Produkte und Dienstleistungen aus dem tatsächlichen Leben beziehen.

>

Der Austausch von bewährten Vorgehensweisen und das Bereitstellen von Beispielen sind unumgänglich.

Sammeln Sie beim Online-Lernen am Arbeitsplatz Erfahrungen und teilen Sie diese!


Sie möchten … … die Angebote Ihrer Bildungseinrichtung noch vielseitiger gestalten? Oder Sie wollen sich und Ihre Zielgruppe fit(ter) für die Teilhabe in der digitalisierten Welt machen? >

Dann sehen Sie sich mit einem Key Action 1 (KA1) Projekt in Europa um! Profitieren Sie von den Erfahrungen anderer Bildungsorganisationen und bringen Sie Ihrerseits Ihre Expertise in Europa ein!

Weiterbildungen in Europa – KA1 – Mobilität … zum BeIspiel … Weiterbildung in Dänemark und Deutschland: abz*austria nutzt europäische Erfahrungen Den Blick nach Europa unternimmt derzeit abz*austria – Verein zur Förderung von Arbeit, Bildung und Zukunft von Frauen (www.abzaustria.at) . Mitarbeiterinnen von abz*austria besuchen verschiedene Einrichtungen in Dänemark und Deutschland mit dem Ziel neue digitale Methoden für Beratung und Training kennenzulernen und die digitalen Kompetenzen der Beraterinnen und Trainerinnen zu erweitern. So erfahren die Mitarbeiterinnen von abz*austria etwa, wie die besuchten Einrichtungen in der Bildungsberatung Online-Tools für das Feststellen von Kompetenzen einsetzen oder mit welchen Maßnahmen sie die digitalen Kenntnisse von bildungsbenachteiligten Frauen sowie von älteren Menschen stärken. Damit gewinnt abz*austria wertvolle Kenntnisse über good-practice Methoden und Modelle und kann diese in Folge in die Weiterentwicklung eigener Angebote einbinden. Die Aufenthalte werden im Rahmen des Projektes »Digitalisierung in der Erwachsenenbildung und Steigerung der Medienkompetenz von bildungsbenachteiligten Frauen« durchgeführt, welches von Erasmus+ Erwachsenenbildung (KA1 – Mobilität) gefördert wird.

© OeAD-GmbH/ APA-Fotoservice/Hörmandinger

Erasmus+ fördert den Blick nach Europa

Karin Hirschmüller Nationalagentur Erasmus+ Bildung Karin Hirschmüller studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und arbeitet seit 2009 in der Nationalagentur Erasmus+ Bildung in der OeAD-GmbH im Bereich Erwachsenenbildung. Sie ist Projektbetreuerin von Erasmus+ Strategischen Partnerschaften in der Erwachsenenbildung und war bis 2017 auch Mitarbeiterin in Euroguidance (europäische Vernetzung der Bildungs- und Berufsberatung). Davor war sie in der Erwachsenenbildung tätig, u. a. in der Dialogarbeit zwischen Roma und Nicht-Roma und im Bereich Antidiskriminierung. Kontakt karin.hirschmueller@oead.at www.bildung.erasmusplus.at

BEITRÄGE

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KA1 – Mobilität Dauer des Auslandsaufenthaltes: 2 Tage bis 2 Monate Dauer des Projektes: 1–2 Jahre Zielländer: EU 28, IS, LI, NO, TR, MK Aktivitäten: Kurse, Konferenzen, Job Shadowings, Lehraufenthalte Zuschuss: Pauschalen, die einen Großteil der entstehenden Kosten abdecken Antragstellung: 1x/Jahr (etwa im Februar) Beratungen: bei der Nationalagentur Erasmus+ Bildung https://bildung.erasmusplus.at/de/erwachsenenbildung/personal/

© Oead-GmbH/GianMaria Gava

Was bringt die Förderschiene »KA1 – Mobilität in der Erwachsenenbildung«? KA1 Mobilität unterstützt Einrichtungen dabei, die Qualität ihrer Arbeit und ihrer Bildungsangebote laufend zu verbessern. Mitarbeiter/innen besuchen Weiterbildungskurse, Job Shadowings und Konferenzen in Europa. Auch das Abhalten von Trainings an Gasteinrichtungen ist möglich. Nach dem Auslandsaufenthalt bringen die Mitarbeiter/innen das neu erworbene Wissen in die eigene Organisation ein, verbreiten das Gelernte und setzen es gemeinsam mit den Kolleg/innen um. Auf lange Sicht werden die im Rahmen dieser Aktion geförderten Projekte auch eine positive Auswirkung auf die Bildungssysteme in den teilnehmenden Ländern haben. Wie stellen Sie einen Antrag in »KA1 – Mobilität in der Erwachsenenbildung«? Den Ausgangspunkt für Ihren Antrag bildet der Bedarf, den Sie in Ihrer Einrichtung in Hinblick auf Qualitätsentwicklung und Internationalisierung wahrnehmen (z. B. bezogen auf die europäische

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Dimension in der eigenen Tätigkeit, die Kompetenzen des Personals, neue Unterrichtsmethoden oder -instrumente oder auch die Ausbildungs- und Lernprozesse). Auf diesen festgestellten Bedarf stützt sich der sogenannte European Development Plan. Darin beschreiben Sie die Ziele, die sich Ihr Unternehmen für den Förderzeitraum setzt und die Maßnahmen (Mobilitäten in Form von Auslandsaufenthalten), die Sie zur Erreichung unternehmen werden. Beschreiben Sie auch, auf welche Art Sie das neue Wissen in Ihre Organisation integrieren und wie Sie das Gelernte nutzen werden. > Tipp: Konsortiumsantrag

Bringen Sie einen Antrag gemeinsam mit mehreren österreichischen Organisationen ein! Dadurch reduziert sich der Verwaltungsaufwand für Sie, besonders wenn jede/r von Ihnen nur einige wenige Mitarbeiter/innen zu europäischen Weiterbildungen versenden möchten. Übrigens können Sie damit indirekt auch die regionale Zusammenarbeit mit Einrichtungen fördern, die ähnliche Visionen verfolgen wie Sie.


Sie möchten … … sich mit Partnern aus mehreren Ländern über Methoden und Herangehensweisen intensiv austauschen? Sie möchten mit anderen gemeinsam neue Lehrmaterialien entwickeln oder ein schon bestehendes, innovatives Curriculum auf Gegebenheiten in den andern Partnerländern umsetzen? > Dann nutzen Sie die Förderschiene Key Action 2 (KA2) und

kooperieren Sie mit mehreren europäischen Einrichtungen im Rahmen einer Strategischen Partnerschaft!

dem Projekt GenderStrat4Equality gemeinsam mit Partnern aus Island, Kroatien und Litauen Qualitätskriterien und europäische Standards für Gender Equality Trainings. Ein im Projekt entwickeltes Curriculum-Portfolio, das aus mehreren Modulen besteht, ist für breite Zielgruppen einsetzbar. Das 2016 fertiggestellte Projekt wurde von der Generaldirektion Bildung, Jugend, Sport und Kultur als Erfolgsgeschichte des Programmes Erasmus+ ausgewählt. Weitere Informationen finden Sie auf der Website zum Projekt und in der Erasmus+ Project Results Platform.

Zusammenarbeit mit Europa – KA2 Strategische Partnerschaften

Mehr Information finden Sie auf der Webseite des Projekts (www. noe.gv.at/noe/Frauen/genderstrat4equalitycurriculumen.html) sowie auf der Erasmus+ Project Results Platform (http://ec.europa. eu/programmes/erasmus-plus/projects).

… zum Beispiel … Gender Equality Trainings: Frauenreferat des Amts der NÖ Landesregierung setzt europäische Maßstäbe Gender Equality Trainings gibt es viele. Einheitliche qualitative Ausbildungsstandards gab es bisher noch nicht. Daher erarbeitete das Frauenreferat des Amtes der NÖ Landesregierung mit

Welche Möglichkeiten bietet die Förderschiene »KA2 – Strategische Partnerschaften«? In einer Strategischen Partnerschaft arbeiten mehrere europäische Einrichtungen über einen längeren Zeitraum intensiv zusammen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Es stehen dabei zwei Arten von Strategischen Partnerschaften zur Auswahl: Ein »Projekt zum

KA2 – Strategische Partnerschaften Dauer des Projektes: 1–3 Jahre Zielländer: EU 28, IS, LI, NO, TR, MK Formen: »Austausch guter Praxis« | »Förderung von Innovation« Zuschuss: 7 Budgetkategorien je nach Aktivitäten, großteils Pauschalen Antragstellung: 1x/Jahr (etwa im März) Beratungen: bei der Nationalagentur Erasmus+ Bildung https://bildung.erasmusplus.at/de/erwachsenenbildung/ strategische-partnerschaften/

© Oead-GmbH/GianMaria Gava

BEITRÄGE

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Austausch guter Praxis« fokussiert darauf, sich zu konkreten Themen, Methoden, Tools etc. mit anderen Ländern auszutauschen. Man recherchiert etwa Best Practice Beispiele, bewertet sie nach vorher definierten Qualitätskriterien, überprüft die Übertragbarkeit und erstellt darauf aufbauend eine Sammlung dieser Beispiele. Im Unterschied dazu entwickelt ein »Projekt zur Förderung von Innovation« gänzlich neue Materialien (etwa ein Curriculum für einen Lehrgang, Handbücher mit Lehrmaterialien oder auch Methodenbücher) oder überträgt diese aus einem anderen Land. Was ist bei einem Antrag in »KA2 – Strategische Partner­ schaften« zu beachten? Konzipieren Sie ein Projekt, dessen Ergebnisse Sie und Ihre Partner in den nächsten Jahren für Ihre Arbeit benötigen werden oder die Sie auf zukünftige Entwicklungen besser vorbereiten. Damit legen Sie einen wichtigen Grundstein für die Nachhaltigkeit Ihres Projektes. Diskutieren Sie im Projektkonsortium, was Sie mit dem Projekt erreichen möchten. Sie können dafür auch das Impact+ Tool verwenden, das Ihnen hilft, die intendierte(n) Wirkung(en) Ihres Projektes heraus zu arbeiten. Denn die Relevanz des Projektes, der nachhaltige Nutzen und die Verbreitungsstrategien sind wesentliche Auswahlkriterien bei der Beurteilung Ihres Förderansuchens. Weitere Gesichtspunkte, nach denen die Evaluator/innen Ihren Antrag bewerten, sind die Qualität des Projektdesigs und die Zusammensetzung des Projektteams. Beschreiben Sie, wie Sie im Team zusammenarbeiten werden und welche Aktivitäten Sie zur Qualitätssicherung setzen werden.

Die Nationalagentur Erasmus+ Bildung bietet für KA1 und KA2 zahlreiche Informationsveranstaltungen und kompetente Beratungsleistungen. Nutzen Sie sie! https://bildung.erasmusplus.at/de/erwachsenenbildung/

Autorin: Karin Hirschmüller | Unter Mitarbeit von Maria Madalena Bragança Fontes-Sailler

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BEITRÄGE

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EPALE

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EPALE – Was haben Sie davon? https://ec.europa.eu/epale Es bringt viele Vorteile, der EPALE-Gemeinschaft beizutreten.

Werden Sie Teil der Erwachsenenbildungsgemeinschaft Das Ziel von EPALE ist es, eine europäische Erwachsenenbildungsgemeinschaft aufzubauen. Wenn Sie EPALE beitreten, können Sie mit unterschiedlichen Akteuren aus dem Bereich Erwachsenen­ bildung kommunizieren, wie z. B. mit Trainer/innen, politischen Entscheidungsträger/innen und Freiwilligen. Networking mit Gleichgesinnten Als EPALE-Mitglied können Sie Ihre Ansichten mit anderen Menschen diskutieren, die in Ihrem Land oder in Europa im gleichen Bereich tätig sind, und mit ihnen Informationen austauschen. Die Plattform eignet sich hervorragend, um Projektpartner zu finden oder Erfahrungen und Ideen im Zusammenhang mit Ihrem Erwachsenenbildungsprojekt zu teilen. Vernetzung außerhalb des eigenen Umfelds EPALE bietet dem Erwachsenenbildungssektor etwas Neues – die Möglichkeit, unkompliziert mit europäischen Fachleuten aus der Erwachsenenbildung außerhalb Ihres gewöhnlichen beruflichen Umfeldes in Kontakt zu treten – mit politischen Entscheidungsträger/innen, Blogger/innen, Forscher/innen, Freiwilligen, Tutor/innen, Trainer/innen usw.

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Erweitern Sie Ihr Publikum Vielleicht sind Sie eine Bloggerin oder ein Blogger und möchten Ihre Meinung über ein Thema aus dem Bereich der Erwachsenenbildung teilen, oder Sie sind Forscherin bzw. Forscher und haben eine Arbeit über eine neue Methode veröffentlicht. Vielleicht haben Sie als politische/r Entscheidungsträger/in einen spannenden Vorschlag, oder Sie arbeiten als Trainerin bzw. Trainer und möchten Good Practices, eine Veranstaltung, einen Nachrichtenartikel oder eine Ressource teilen, an denen Ihre Kolleginnen und Kollegen interessiert wären. EPALE ermöglicht Ihnen nicht nur in Europa, sondern weltweit eine unmittelbare Plattform und sofortige Verbreitung. Zugang zu einer umfassenden Ressourcen-Datenbank Mitglieder von EPALE können auf über 3.000 hochwertige Ressourcen in englischer und deutscher Sprache rund um das Thema Erwachsenenbildung zugreifen. Unsere Gemeinschaft sorgt dafür, dass diese umfangreiche Datenbank ständig wächst. Auf dem neuesten Stand bleiben EPALE informiert Sie über die aktuellsten Neuigkeiten und Entwicklungen aus dem Erwachsenenbildungssektor in Ihrem Land und in ganz Europa.


Wie können Sie mitmachen? Registrieren Sie sich einfach auf der Plattform, um sämtliche Funktionen von EPALE nutzen zu können.

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EPALE-Profil erstellen Erleichtern Sie sich das Networking und den Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen und anderen EPALE-Mitgliedern, indem Sie ein Profil anlegen, das so viele Informationen wie möglich enthält. Lassen Sie die Gemeinschaft wissen, welche beruflichen Erfahrungen und Interessen Sie haben oder an welchen Projekten Sie aktuell arbeiten.

Diskussionen führen EPALE konzentriert sich auf fünf Themen­ bereiche und regt über Foren, Kommentare, Bewertungen und Umfragen zur Zusammenarbeit unter Kolleginnen und Kollegen an. Die Themenseiten sind der Bereich, wo Informationen bereitgestellt werden und wo gleich­ gesinnte Nutzerinnen und Nutzer zusammentreffen können.

Gedanken austauschen Wenn Sie leidenschaftlich bloggen, würden wir gerne Ihre Ansichten zu verschiedenen Themen aus dem Bereich der Erwachsenenbildung kennenlernen. Mit nur wenigen Klicks können Sie Ihren Blog-Beitrag zur Publikation vorschlagen. Besuchen Sie einfach den Blog-Bereich von EPALE und legen Sie los.

Up-to-date halten Haben Sie eine interessante Ressource gefunden, neue Methoden kennengelernt oder eine Veranstaltung zur Erwachsenenbildung entdeckt? Teilen Sie diese einfach und unkompliziert auf EPALE. Innerhalb weniger Minuten können Sie neue Inhalte veröffentlichen und so Interessierte darauf aufmerksam machen. Besuchen Sie die verschiedenen Themenbereiche und erfahren Sie mehr.

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IMPRESSUM | Herausgeber: Österreichische Austauschdienst-GmbH | Nationalagentur Erasmus+ Bildung | Ebendorferstraße 7 | 1010 Wien | T +43 1 53408-0 | F +43 1 53408-999 | epale@oead.at bildung.erasmusplus.at | Sitz: Wien | FN 320219 k | ATU64808925 | DVR 4000157 | Redaktion und Lektorat: Eva Baloch-Kaloianov | Für den Inhalt verantwortlich: Ernst Gessl­bauer | Grafik-Design: Alexandra Reidinger | Druck: Paul Gerin GmbH & Co KG | Wien, November 2017 Diese Publikation wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.



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