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16.12.09

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A k t u e l l

kann durch die Entdeckung einer Rarität belohnt werden, vielleicht sogar zu einem viel tieferen Preis als er an einer Auktion bezahlen müsste. Die obigen Ausführungen bestätigen sich am Beispiel einer äusserst raren Medaille aus dem Tessin, die bis anhin unbekannt war. Ein leidenschaftlicher Sammler hat sie im vergangenen Oktober an der Internationalen Münzenmesse in Zürich an einem Tisch gefunden. Es handelt sich um eine Erkennungsmedaille, welche die Funktion der Boten der Tessiner Regierung belegt. Die Medaille wurde auf der Basis einer Tessiner 4-Franken-Münze angefertigt und für den vorgesehenen Zweck graviert. Die Medaille zeigt Henkelspuren (es muss sich um einen ziemlich grossen Ring gehandelt haben) und der Rand ist ziemlich abgeschliffen. Man sieht den für diese Münze typischen Laubkranz nicht mehr. Das Gewicht beträgt 24,1 g. Dies wiederum zeigt, dass die Münze stark bearbeitet wurde. Es wurden rund 5 Gramm Silber entzogen (Das Gewicht eines normalen Tessiner Talers ist übrigens 29 g). Die Vorderseite der Medaille ist komplett graviert. Die Inschrift beginnend bei 6 Uhr lautet: «MESSAGGIERE DEL CONSIGLIO DI STATO, E DEL GRAND CONSIGLIO» (Botschafter des Kantonsrates und des Grossen Rates). Die Inschrift ist sehr fein und gepflegt. Im Zentrum befindet sich das Tessiner Wappen, darüber die aufgehende Sonne und auf beiden Seiten die Lorbeerzweige wie auf der Originalmünze. Der Rand ist mit feinen Punkten verziert, die sich in grössere Punkte einschieben, was dann aussieht wie eine Kette. Auf der Rückseite sieht man den erhabenen Krieger. Die Wertbezeichnung wurde

weggeschliffen und «CANTONE TICINO» eingeprägt. Auch die Figur des Kriegers wurde retuschiert: Die Linien auf den Hosen sind vertieft wie auch die römischen Ziffern «XXII» auf dem Wappen. Die Orginalumschrift wurde belassen «CONFEDERAZ:SVIZZERA.». Die Medaille erinnert an diejenigen, welche in napoleonischer Zeit in Frankreich und Mailand verwendet wurden, um Amtsdiener, Boten und staatliche Funktionäre zu unterscheiden. Diese Medaillen hatten einen Durchmesser von rund 40 mm; sie waren rund oder oval, aus Silber oder teilweise vergoldet. Sie wurden entweder geprägt oder gegossen. Man findet sie häufig in Napoleon-Sammlungen als Zeugen der Zeit. Die Tessiner Medaille hatte bestimmt die gleiche Funktion: Einserseits diente sie zur Identifikation des Amtsdieners und andererseits war sie sicher ein hübscher Blickpunkt auf der Uniform. Es gibt andere Fälle, wo Tessiner Münzen als Medaillen verwendet wurden. Im Katalog von Jürg Richter über die Schützenmedaillen findet man unter Nummer 1499 eine Schützenmedaille aus Mendrisio ohne Jahr. Vermutlich wurde sie im Jahr 1844 verwendet. Sie basiert auf einem Tessiner Taler und wurde entsprechend graviert. Eine andere Medaille ist im Buch «Schweizer Medaillen aus altem Privatbesitz», herausgegeben von der Bank Leu, aufgeführt: Die Nummer 902 zeigt ein gegossenes Medaillon, welches für die Urner Soldaten bestimmt war. Auf einem Tessiner Frankenstück wurde im Schild des Kriegers der Uristier eingraviert. Diese Medaille liegt heute in der Sammlung des Landesmuseums. 1/10 | Numis-Post | 59


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