360° Neuseeland

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Travelogues

Dritter Tag: 9. Dezember Tagestrip auf den Cascade Saddle – 16 Kilometer – 6 bis 9 Stunden

Wanderführern und von den Hüttenwirten, dass man ab dem Cascade Saddle nur noch mit Schneeausrüstung und alpiner Erfahrung weitergehen sollte. Das hatte allerdings keiner aus unserer Gruppe vor und nach und nach trafen wir uns alle am höchsten Punkt der Wanderung auf dem Cascade Saddle in 1.500 Metern Höhe. Insgesamt bin ich eine Stunde geblieben, habe die Aussicht auf das Dart Valley, den Dart Glacier, den Mount Aspiring (3.033 Meter) und das benachbarte West Matukituki Valley genossen. Das Panorama ist einmalig: das Tal im satten Grün und die Bergspitzen schneebedeckt – dazu noch der Dart Glacier und das alles bei wolkenlosem Himmel.

Den Tagestrip auf den Cascade Saddle sollte man recht früh angehen: Obwohl er nicht so lang ist, nur ca. 16 Kilometer hin und zurück, geht es doch recht ordentlich bergauf und bergab. Mit einigen Pausen kann es ein langer Tag werden. Deshalb brachen wir alle früh auf: Vladimir ging als erster los und war froh, dass er seinen 20 Kilogramm schweren Rucksack gegen einen im Vergleich federleichten Tagesrucksack eintauschen konnte. So zog er gleich von dannen und ich folgte ihm eine halbe Stunden später. Das erste Stück des Weges ist recht flach und führt am Dart River entlang. Ich hatte Begleitung: Die ganze Zeit verfolgte mich ein Kea. Keas sind Bergpapageien und gelten als sehr intelligent. Man sollte jedoch sein Hab und Gut nicht unbeobachtet lassen, da sie sich ansonsten sehr schnell darüber hermachen und sich über ein paar zusätzliche Leckereien freuen.

Letzteres währte allerdings nicht lange und in der Ferne konnte man erkennen, wie sich ein paar Wolken zusammenzogen. Ein eindeutiges Zeichen, sich wieder auf den Rückweg zu machen, auch wenn es schwer fiel und ich lieber noch die Aussicht genossen hätte. Der Abstieg hinunter in das Dart Valley und am Gletscher entlang erwies sich als sehr schwierig, da wir durch den losen Untergrund mehr hinunter rutschten als gingen. Insgesamt wirkte das Dart Valley wie eine Mondlandschaft – durch die Aktivität des Gletschers ist sehr viel glitzernder Staub vorhanden, der sich überall auf der Haut verteilt. Am Ende des Tages glitzerten wir alle wie Christbäume, was zu dieser Vorweihnachtszeit eine ganz besondere Stimmung hervorgerufen hatte. Der Rückweg zur Hütte zog sich allerdings sehr lange hin und erschwerend kam hinzu, dass zum Spätnachmittag die Flüsse durch das Schmelzwasser angestiegen waren. Nach insgesamt zehn Stunden

Entlang des ersten Teilstücks hörte ich immer wieder Schneelawinen abgehen, die sich einen Weg bis hinunter in das Tal bahnten. Nach etwa zwei Stunden erreichte ich den Fuß des Dart Glaciers, der auf den ersten Blick nicht sehr anschaulich ist. Durch das viele Geröll ist der vordere Teil des Gletschers von schwarzen Steinen bedeckt. Der Weg führte langsam aber stetig ansteigend zur rechten Seite des Gletschers hinauf. Spätestens jetzt war ich froh, dass ich den Schlafsack und einige andere Sachen in der Hütte lassen konnte. Es ging doch ganz schön bergauf. Ab und an konnte ich Vladimir vor mir ausmachen und bei einem Blick zurück sah ich die beiden Neuseeländerinnen Shelly und Sandy, die sich noch im Dart Valley ­ befanden. Der Blick zurück zeigte auch, wie sich der Gletscher durch das Schmelzen und wieder Anwachsen im Laufe der Jahrtausende einen Weg gebahnt hatte. Immer höher ging es bergauf und mit jedem Höhenmeter hatte ich einen neuen atemberaubenden Blick auf den Dart Glacier und das Dart Valley. Nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit liefen wir noch durch einzelne Schneefelder, was sich aber nicht als schwierig heraus stellte. Allerdings gibt es eine deutliche Warnung in allen

© 360° Neuseeland 06 | 2008

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l wird vor dem Dart

Das schwarze Geröl

Glacier hergeschoben

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