Neue Osnabrücker Zeitung

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WIRTSCHAFT

DIENSTAG, 10. MÄRZ 2009

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Streik im Anflug

Opel hält sich nicht an Tarifvertrag

KOMPAKT

Island: Letzte Großbank verstaatlicht Reuters REYKJAVIK. Island

hat seine bislang letzte noch unabhängige Großbank verstaatlicht. Straumur Burdaras sei das Geld ausgegangen, erklärte die Finanzaufsicht des Inselstaates gestern. Damit geht das letzte größere Institut, das seit dem finanziellen Kollaps Islands im Oktober noch unabhängig war, in Staatsbesitz über. Zu den verstaatlichten Instituten zählt auch die KaupthingBank, bei der viele Deutsche Geld angelegt haben.

Lohnerhöhung für Februar einbehalten AP/dpa RÜSSELSHEIM. Die

deutschen Opel-Beschäftigten müssen sich auf harte Einschnitte einstellen. Der Chef des Eisenacher OpelBetriebsrats, Harald Lieske, berichtete gestern, die Arbeitgeberseite habe eine Lohnsenkung im zweistelligen Prozentbereich vorgeschlagen.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass das Unternehmen eine den Beschäftigten seit Februar zustehende Lohnerhöhung von 2,1 Prozent zurückhält. Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel sagte, die in der Produktion tätigen Bochumer Opel-Arbeiter hätten gestern ihre Lohnabrechnung für den vergangenen Monat bekommen. Die laut Tarifvertrag fällige Entgelterhöhung sei dabei nicht ausbezahlt worden. Der Frankfurter IG-MetallBezirksleiter Armin Schild bestätigte, dass das Unternehmen bei der Gewerk-

schaft beantragt hat, auf die Lohnerhöhung verzichten zu können. Noch sei es aber zu keiner Vereinbarung gekommen. Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz äußerte sich zurückhaltend zu einem möglichen zweistelligen Lohnverzicht. „Ich lasse mich nicht festlegen“, sagte Franz der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“: „Bevor es zu Verhandlungen darüber kommt, müssen wir uns erst mit den Betriebsräten und der IG Metall abstimmen.“ Schild sagte dagegen, das Unternehmen habe bislang keinen Antrag auf Lohnsenkung gestellt. Sollte es dazu kommen, werde die Gewerkschaft darauf eine europaweit koordinierte Antwort geben. Es dürfe keinen „Wettlauf bei Lohnsenkungen“ geben. Auch werde die IG Metall keine Löhne unterhalb des Flächentarifvertrags akzeptieren. Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) will europaweit Kosten

von 950 Millionen Euro einsparen. Das Unternehmen widersprach unterdessen Berichten, wonach Opel bereits einen Insolvenzantrag vorbereite. „Insolvenz ist derzeit kein Thema“, sagte OpelSprecher Jörg Schrott. Die Bundesregierung arbeitet offenbar an einer Erweiterung des Insolvenzrechts, die auch Opel zugutekommen könnte. Justizministerium und Wirtschaftsministerium verwiesen darauf, dass derzeit ein Restrukturierungsverfahren geprüft werde, das Unternehmen der Finanzbranche vor dem Aus retten soll. Der Sprecher des Wirtschaftsministeriums, Steffen Moritz, sagte, die Arbeiten an diesem auf die Finanzbranche zugeschnittenen Modell müssten zunächst abgewartet werden: „In einem zweiten Schritt könnte dann geprüft werden, inwiefern dieses Modell auf andere Fälle anwendbar ist.“

Sägenhersteller Stihl drosselt Produktion Die Flugbegleiter der Lufthansa haben in einer zweiwöchigen Urabstimmung mit 96 Prozent nahezu geschlossen für einen Ausstand bei der größten deutschen Fluggesellschaft gestimmt, wie die Flugbegleitergewerkschaft UFO gestern mitteilte. Hinter den Kulissen wird jedoch

Erfolgreiche Ich-AG Studie: Mehrheit der Geförderten bleibt selbstständig

KOMMENTAR

Dramatische Lage Von Gerhard Placke

O

pel steht das Wasser bis zum Hals. Wie ist es sonst zu erklären, dass die Verantwortlichen in Rüsselsheim den Tarifvertrag nicht einhalten und die ab Februar eigentlich fällige Lohnerhöhung den Mitarbeitern nicht überwiesen haben?

Seit Jahrzehnten funktioniert in unserem System das Zusammenspiel von Arbeitnehmern und -gebern auf der Grundlage von Tarifverträgen in der Regel problemlos. Wenn sich beide Seiten an die Spielregeln halten. Aber wenn eine der Parteien ausbricht, gerät das Gefüge durcheinander, so wie jetzt bei Opel.

Der Vorschlag zum Lohnverzicht geht in die gleiche Richtung und zeigt, wie dramatisch die Lage bei dem Autobauer ist. Und er trägt auch nicht gerade zur Beruhigung der Belegschaft bei. Denn weniger Lohn bedeutet später auch weniger Arbeitslosengeld. g.placke@neue-oz.de

EIB erhöht Hilfen für Autobranche

Geldsegen für Postbank-Vorstand

dpa BRÜSSEL. Die Europäi-

Einstieg der Deutschen Bank bringt Boni

sche Investitionsbank (EIB) erhöht ihre Finanzhilfen für die angeschlagene Autoindustrie massiv. Bis Ende Juni würden wahrscheinlich 7 Milliarden Euro Kredithilfen genehmigt, teilte EIB-Präsident Philippe Maystadt gestern in Brüssel mit. Bislang waren 4 Milliarden Euro vorgesehen. Der größte Teil der 7 Milliarden solle in die Entwicklung umweltschonenderer Autos fließen. Die Obergrenze je Unternehmen für einen EIB-Kredit liegt bei 400 Millionen Euro im Jahr. „Wir sind eine EU-Institution, und ich denke, wir sollten Ausgewogenheit anstreben“, sagte Maystadt. Er machte klar, dass mit 7 Milliarden die Obergrenze nun so gut wie erreicht ist. Die Bank mit Sitz in Luxemburg ist ein Finanzierungsinstrument der EU.

weiter um eine Lösung ohne Streiks gerungen. UFO-Verhandlungsführer Joachim Müller zeigte sich zuversichtlich. „Ich hoffe, dass wir eine Einigung hinkriegen, vielleicht noch vor Streikbeginn“, sagte er. Auch Lufthansa zeigte sich geFoto: AP sprächsbereit.

dpa BONN. Wegen des Einstiegs der Deutschen Bank hat der Postbank-Vorstand 2008 trotz eines Gewinneinbruchs einen Bonus von 11,5 Millionen Euro erhalten. Diese Summe ist im Geschäftsbericht 2008 der Postbank genannt, den das Geldinstitut gestern in Bonn veröffentlichte. Die einmalige Sonderzahlung für die Vorstände der Post-Tochter übersteigt deren Jahres-Grundgehalt von zusammen 4,3 Millionen Euro bei Weitem. Die Sonderprämie – genehmigt vom Postbank-Aufsichtsrat mit Post-Chef Frank Appel an der Spitze – liegt in etwa bei einem Jahresgehalt plus Jahresbonus. Eine normale Bonus-Zahlung für den Postbank-Vorstand entfällt für 2008. Erstmals seit ihrem

Börsengang 2004 verzeichnete die Postbank aufgrund einer Milliarden-Belastung durch die Finanzkrise einen Jahresverlust. Das Minus unterm Strich lag bei 821 Millionen Euro. Als Sonderzahlung erhält etwa Postbank-Vorstandschef Wolfgang Klein – neben seinem Grundgehalt von 875 000 Euro – einmalig 2,4 Millionen Euro. Die weiteren Anteile verteilen sich auf weitere neun Vorstandsmitglieder – mehrere Vorstände liegen bei über einer Million Euro. Ein Aktienprogramm wie in anderen Unternehmen gibt es bei der Postbank nicht noch zusätzlich. Insgesamt erhielt der Vorstand an Vergütung für 2008 16,1 Millionen Euro (2007: 10,5 Mio. Euro).

ddp BERLIN. Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus sind erfolgreicher als häufig angenommen. So ist die klare Mehrheit der ehemals Arbeitslosen, die Überbrückungsgeld oder den Existenzgründungszuschuss („Ich-AG“) bekommen haben, auch fünf Jahre nach der Gründung noch selbstständig, wie eine Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) zeigt. Für potenzielle Gründer halten die Arbeitsmarktexperten weitere ermutigende Ergebnisse bereit. So kommen Selbstständige, die als Ich-AG gefördert wurden, heute auf ein monatliches Nettoeinkommen von durchschnittlich 1758 Euro in Westund 1635 Euro in Ostdeutsch-

land. Selbstständige mit Überbrückungsgeld erzielen sogar 2515 Euro beziehungsweise 1710 Euro. Gründerinnen verdienen demgegenüber deutlich weniger, was auch daran liegt, dass sie die Selbstständigkeit häufig als Teilzeitbeschäftigung ausüben. Zumindest bei einigen Selbstständigen geht das relativ hohe Nettoeinkommen allerdings zulasten der Altersvorsorge. Mindestens jeder sechste ehemals geförderte Gründer zahlt weder in die gesetzliche Rentenkasse noch in eine private Versicherung ein. Aufschlussreich sind die in der Studie aufgeführten Ursachen für das Scheitern von Existenzgründungen. Bei über 60 Prozent der Befrag-

ten blieben Kunden und Aufträge aus, knapp 50 Prozent mussten wegen Kapitalmangels aufgeben. Zudem hat knapp jeder zweite Gründer einer Ich-AG die Kosten für Renten- und Krankenversicherung nach dem Ende der staatlichen Förderung unterschätzt. Aus Gründersicht beruhigend ist der Umstand, dass das Abenteuer Selbstständigkeit nur für wenige Unternehmer bei der Arbeitsagentur endet. Je nach betrachteter Gruppe suchen fünf Jahre nach der Gründung nur zwischen drei Prozent (Gründerinnen mit Überbrückungsgeld im Westen) und knapp zwölf Prozent (Gründer mit Ich-AG im Westen) der Befragten einen Arbeitsplatz.

Mittelstand erwartet die Krise KfW-Bank: Geschäftserwartungen auf historischem Tief dpa FRANKFURT. Der deutsche Mittelstand wird laut einer Studie der KfW-Bankengruppe 2009 voll von der Rezession erfasst. Die Geschäftserwartungen seien auf ein historisches Tief gefallen, berichtete die staatseigene Förderbank KfW in ihrem „Mittelstandsmonitor 2009“. Die Unternehmer der Branche, die als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt, rechnen demnach „mit großer Mehrheit“ mit einer Verschlechterung der Geschäftslage, 42 Prozent erwarten sinkende Umsätze.

Derzeit stünden Kurzarbeit, Investitionsstopps und erste Entlassungen auf der Tagesordnung, sagte Helmut Rödl, Vorstandsmitglied im Verband der Vereine Creditreform. Die KfW erwartet 2009 einen Rückgang der Unternehmensinvestitionen zwischen 10 und 15 Prozent. Auch die Zahl der Insolvenzen nehme wieder zu. Bislang seien international orientierte Großunternehmen zwar stärker von der Krise betroffen. Inzwischen seien aber auch kleinere und mittlere Unternehmen in den Abwärts-

sog geraten. Die Bestelltätigkeit sei vielerorts „vollends zum Erliegen gekommen“. Creditreform rechne 2009 mit bis zu 35 000 Unternehmensinsolvenzen – das wäre ein Anstieg um bis zu 15 Prozent gegenüber 2008. Dennoch sehen die Institute auch Grund zur Hoffnung. Lichtblicke seien die Konjunkturpakete der Bundesregierung und die deutlich gesunkenen Energie- und Rohstoffkosten. Zudem seien die deutschen Mittelständler wegen ihrer niedrigen Verschuldung gut für die Krise gerüstet.

dpa WAIBLINGEN. Der Mo-

torsägenhersteller Stihl drosselt die Produktion und lässt in mehreren Werken in den nächsten Monaten Schichten ausfallen. Betroffen seien mehrere Hundert Mitarbeiter an den Standorten Waiblingen, Ludwigsburg und Prüm-Weinsheim in der Eifel, sagte ein Unternehmenssprecher gestern. Die Drosselung soll über den Abbau von Arbeitszeitkonten geregelt werden. Kurzarbeit oder betriebsbedingte Kündigungen seien derzeit kein Thema.

Gerüchte um Ablösung des EADS-Chefs AP PARIS. Nach einem Be-

richt der französischen Finanzzeitung „La Tribune“ ist EADS-Chef Louis Gallois bei Staatspräsident Nicolas Sarkozy in Ungnade gefallen und soll im Sommer abgelöst werden. Unter Berufung auf einen nicht näher benannten Insider schreibt das Blatt, Airbus-Chef Thomas Enders könne dann an die Spitze des Europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns rücken. Konzernsprecher Alexander Reinhardt wollte den Artikel nicht kommentieren.

Japans Wirtschaft hart getroffen Reuters TOKIO. Der drastische Rückgang der weltweiten Nachfrage nach Produkten „Made in Japan“ hat dem Land erstmals seit 13 Jahren ein Defizit in der Leistungsbilanz eingebrockt. Im Januar lag der Fehlbetrag bei 172,8 Milliarden Yen (1,4 Milliarden Euro) und war damit so groß wie nie zuvor, wie das Finanzministerium gestern mitteilte. Die Wirtschaftskrise trifft die exportabhängige japanische Wirtschaft hart. Die Rezession fordert immer mehr Firmenpleiten.

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