ausblicke 1.11 - Wald: Magazin fuer laendliche Entwicklung

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Benni Altmüller: „Fragmentierte Bäume“, 2010; Buchenholz, Dimensionen variabel

nen, die allenfalls mit Beschränkungen des Waldeigentums verbunden sind (Glück 1993). Für Österreich liegen weder zum gesellschaftlichen Wert der vielfältigen Waldwirkungen noch zur ökonomischen Belastung durch die Sozialpflichtigkeit des Waldeigentums umfassende Studien vor. Klar scheint allerdings, dass die gesellschaftliche Wertschätzung der Waldwirkungen hoch ist, während in branchenweiter Betrachtung der Ertragsanteil aus Wald-Umweltdienstleistungen und Erträge aus Erholungsleistungen weiter ausbaufähig scheinen. Für spezialisierte Forstbetriebe sind sie schon heute von wesentlicher Bedeutung (Rametsteiner und Kubeczko 2003, Rametsteiner et al. 2005). Vermarktungsmöglichkeiten und Finanzierungsmechanismen für forstliche Dienstleistungen werden seit Langem diskutiert. Sie reichen von bekannten Ansätzen (z. B. Waldpädagogik, Vertragsnaturschutz und Ökosponsoring) bis zu innovativen Finanzierungsformen wie dem Handel mit Naturwerten (Finnland) und Naturschutz-Banken (Frankreich) (vgl. Mavsar et al. 2008). Auch lokal können öffentliche Güter vermarktet werden, wenn zusätzlich zum „Kernnutzen“ (z. B. Wandern im Wald) „Zusatznutzen“ geschaffen werden (z. B. Lagerplätze, geführte Wildbeobachtungen, touristische Infrastruktur) (Mantau et al. 2001). Die Erhaltung eines seltenen Biotops oder eines attraktiven Waldbildes kann auch für eine kleine Gruppe von Nutznießern so bedeutend sein, dass sie von sich aus bereit ist, den Preis für die Erhaltung zu bezahlen. Das können im Einzelfall Hoteliers einer Fremdenverkehrsgemeinde sein, aber genauso Naturschutz-Treuhandvereine oder Gruppen Ortsansässiger. Als Zahler kommt natürlich auch die öffentliche Hand in Frage, wie das im Vertragsnaturschutz meist der Fall ist. Der Erfolg vieler Vermarktungsstrategien hängt entscheidend vom Zugang zu Informationen über Marktmöglichkeiten, der notwendigen Expertise und den zur Umsetzung erforderlichen Ressourcen ab, vor allem bei so klein strukturierten Waldeigentumsverhältnissen wie in Österreich. Gerade für den Kleinwaldbesitz sind Kooperationen und Anstoßfinanzierungen wesentlich. Forstlichen Interessenverbänden, Waldwirtschaftsverbänden, aber auch staatlichen Stellen fällt die zentrale und wertvolle Rolle der Vermittler und Impulsgeber zu. |||

Literatur • Glück, P.: „Forstliche Dienstleistungen: Angebote statt Anrechte“, in: ÖFZ 4/1993, S. 50–51. • Glück, P.: „Naturschutz durch Marktanreize“, in: ÖFZ 6/1995, S. 19–22. • Hogl, K., Pregernig, M. und G. Weiss: „What is New about New Forest Owners? A Typology of Private Forest Ownership in Austria“, in: Small-scale Forest Economics. Management and Policy, Vol. 4, No. 3 (2005), S. 325–342. • Mantau, U., Merlo, M., Sekot, W. und B. Welcker: Recreational and Environmental Markets for Forest Enterprises, Wallingford 2001. • Mavsar, R., Ramcilovic, S., Palahi, M., Weiss, G., Rametsteiner, E., Tykkä, S., Apeldoorn, R. v., Vreke, J., Wijk, M. v. und G. Janse: Study on the Development and Marketing of Non-Market Forest Products and Services, Brüssel 2008. • Oesten, G. und A. Roeder: Management von Forstbetrieben, Band I: Grundlagen, Betriebspolitik, 2., überarbeitete Auflage, Verlag Dr. Kessel 2008. • Rametsteiner, E.: Die Österreicher und ihr Wald. Schriftenreihe des Instituts für Soziökonomik der Forst- und Holzwirtschaft, Band 34, Universität für Bodenkultur Wien 2000. • Rametsteiner, E. und F. Kraxner: „What do Europeans Think about Forests and Sustainable Forest Management?“ In: Liaison Unit Vienna: Ministerial Conference on the Protection of Forests in Europe, Wien 2003. • Rametsteiner, E. und K. Kubeczko: Innovation und Unternehmertum in der österreichischen Forstwirtschaft – die aktuelle Situation. Schriftenreihe des Institutes für Sozioökonomik der Forst- und Holzwirtschaft, Band 49, Universität für Bodenkultur Wien 2003. • Rametsteiner, E., Weiss, G. und K. Kubeczko: Innovation and Entrepreneurship in Forestry in Central Europe. European Forest Institute Research Reports, 19, Brill Academic Publishers, Biggleswade/ Bedfordshire 2005. • Statistik Austria: Agrarstrukturerhebung 2007, Schnellbericht, Wien 2008. • Suda, M.: „Wald – Objekt der Begierde“, in: AFZ – Der Wald 17/2003, S. 879–881. Karl Hogl, Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik, Universität für Bodenkultur Wien


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