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Inhaltsverzeichnis 5 6– 7 8 – 21 22 – 25
» Wie alles begann… – Georg Helg erinnert sich an die erste Veranstaltung » Kulturgut erhalten – Rückblick auf neun Oktober-Abende » Die Geschichte der Aachener Krönungsmähler
26 – 27 28 – 29 30 – 31 32 – 33 34 – 35 36 – 37 38 – 39
» Georg Helg – Die Stimme des Rathauses » Bernd Krumbach – Der mit dem Licht spielt » Heinz Spees – Flotter „Feuerwehrmann“ » Peter Brust – Ne Öcher Duemjroef » Günter Foré – Der Herr der Dinge » Jeroen Rumpen – Der Küchenkünstler » Irene Schulte-Hillen – Herz der Stiftung Musikleben
40 – 41 42 – 43 44 – 47 48
» Die Sponsoren – Eine Herzensangelegenheit » Jean-Claude Juncker – Premierminister, Staatsminister, Schatzminister » Schon viel erreicht – Sanierungsprojekte im Rathaus » Neues Tafelsilber – Prosper Brüderlin über den Ratsschatz
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» Grußwort
» Impressum
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ls vor zehn Jahren der Rathausverein Aachen gegründet wurde, war dies der Auftakt zu einer bürgerschaftlichen Initiative, die zum ersten Mal in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die hohe kulturelle und historische Bedeutung dieses auf die Palastaula Karls des Großen zurückgehenden Gebäudes schuf. Seither hat sich der Rathausverein zu einer Bürgerbewegung entwickelt, der es gelungen ist, auch die Herzen vieler Aachenerinnen und Aachener zu erreichen. Über eine Million Euro konnte für
Marcel Philipp, Oberbürgermeister der Stadt Aachen
Dass darüber hinaus mit den vorzüglichen Musikvorträgen von Nachwuchskünstlern der Deutschen Stiftung Musikleben zugleich ein kultureller Höhepunkt gesetzt wird, rundet die Veranstaltung ab und verleiht ihr eine einzigartige Attraktivität, die im gesellschaftlichen Leben unserer Stadt inzwischen ihren festen Platz gefunden hat. Ich freue mich, dass der Zuspruch zum Aachener Krönungsmahl ungebrochen ist und die junge Tradition dieses Benefiz-Events nun schon zum 10. Mal stattfinden kann.
Grußwort Oberbürgermeister Marcel Philipp das Rathaus durch Spenden eingesammelt werden, sodass dieses Wahrzeichen in der Mitte unserer Stadt auch zukünftigen Generationen erhalten bleiben kann. Ein Kernelement des Spendenreigens war bereits in der unmittelbaren Gründungsphase das seit dem Jahr 2003 jeweils am 23. Oktober eines jeden Jahres durchgeführte Krönungsmahl. Es ist die Großzügigkeit seiner Besucher, die diese Veranstaltung zu einem wirkungsvollen Hilfsinstrument für die Ziele des Rathausvereins macht. Zugleich wird mit der Gesamtkonzeption der Veranstaltung der Symbolik des Rathauses als einer Stätte europäischer Geschichte und Gegenwart Ausdruck verliehen, da überzeugte Vertreter des Einigungsprojektes unseres Kontinents mit zukunftsweisenden Reden zu europäischen Themenstellungen in exzellenter Weise Stellung nehmen.
Mein Dank gilt den Organisatorinnen und Organisatoren, ohne deren Einsatzbereitschaft eine solche Veranstaltung nicht durchzuführen wäre, sowie den Sponsoren, für deren verlässliche Unterstützung, zudem in besonderer Weise den Festrednern und Nachwuchskünstlerinnen und Künstlern, die auf ein begeisterungsfähiges Publikum treffen und natürlich vor allem den Spenderinnen und Spendern, die Jahr für Jahr dokumentieren, dass das Rathaus auf sie bauen kann.
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s war im Jahre 2002 während einer Vorstandssitzung des noch jungen Rathausvereins. Wir suchten nach Möglichkeiten zur Generierung von Spenden. An eine besonders attraktive Veranstaltung im Krönungssaal wurde gedacht. Möglichst im Herbst und mit einem Inhalt, der Aachens Bedeutung als Europastadt unterstreichen sollte. Gab es da nicht ein großes Vorbild in der Aachener Geschichte? Im selben Jahr war mein erster Rathausführer erschienen und in ihm hatte ich auch die Aachener Krönungen mit ihren Festmählern im Reichssaal beschrieben. Das größte und prunkvollste dieser Feste hatte am 23. Oktober 1520 mit der Krönung Karls V. stattgefunden. Wir wurden
Arbeitstitel ‚Aachener Krönungsfestmahl’ stattfinden soll“. Jetzt geschah etwas Außergewöhnliches: Wir legten die meisten Details bereits in dieser Sitzung fest, ohne daran bis heute etwas Wesentliches ändern zu müssen: Es begann mit dem Datum. Gleich der erste Termin im Jahr 2003 würde in die Herbstferien fallen. Und wie sollte es mit dem Wochentag sein? Immer ein Samstag, vor oder nach dem 23. Oktober? Wir entschieden uns, gleich ob Ferien oder nicht, und ohne Rücksicht auf den jeweiligen Wochentag, immer beim 23. Oktober zu bleiben. Das hat sich bis heute bewährt. Auch über den Programmablauf einigten wir uns schnell: Ein lukullisches Mahl, für
tuellen europäischen Thema, und für die musikalischen Beiträge wollten wir uns bei der Aachenerin Irene Schulte-Hillen um die Unterstützung der durch sie betreuten Preisträger und Stipendiaten der „Deutschen Stiftung Musikleben“ bemühen. Als Mitglied des Karlspreisdirektoriums hatte sie schon seit Jahren die Vorabend-Dinner des Karlspreises damit bereichert. Mit der Veranstaltungstechnik sollte Bernd Krumbach von Showlight beauftragt werden. Jetzt fehlten zur Finanzierung noch Sponsoren. Seit 2004 unterstützen uns gemeinsam als Hauptsponsoren Jutta Kleine-Tebbe mit BABOR und Dieter Junghans mit Pro Idee, der auch schon 2003 dabei war. Nur bei der Festlegung
Wie alles begann… Georg Helg erinnert sich an die erste Veranstaltung uns schnell einig und die Stimmung in der Runde fast euphorisch, da wirklich alles zu dem passte, was wir suchten: Karl V. als Patron des Festes war ein wahrhaft europäischer Kaiser: in Flandern geboren, mit 16 Jahren König von Spanien und als 20-jähriger zum König des Heiligen Römischen Reiches gekrönt, dem Reich, „in dem die Sonne niemals unterging“. Der 23. Oktober lag zudem ideal zwischen den Karlspreisverleihungen im Mai/Juni. Ein Arbeitsauftrag wurde erteilt und am 30. Januar 2003 lesen wir im Protokoll: „Herr Helg und Herr Wallraf erläutern die… beigefügte Vorlage für eine Veranstaltung, die am 23. Oktober 2003 im Krönungssaal des Rathauses unter dem
Die bekannteste Darstellung des Aachener Rathauses aus dem Jahr 1647 aus der „Topographia Westphaliae“. das der Quellenhof als Partner gewonnen werden sollte, eine Festrede zu einem ak-
des Teilnehmerbeitrags wurde ich von meinen Vorstandskollegen überstimmt. Ich hatte Sorgen, die 175 Euro wären zu hoch gegriffen, zum Glück sollte ich nicht Recht behalten. Mit viel Elan begannen die Mitglieder des Vorstands, unterstützt von den Mitarbeitern des städtischen Marketings (später des Protokolls) mit den Vorarbeiten. Eine Gästeliste musste erstellt werden. Eine Aufgabe, die nicht einfach zu lösen war, da es sich bei den vorhandenen Listen im Wesentlichen um Ehrengäste aus dem überregionalen Bereich handelte. Unsere Besucher, die ausnahmslos für das Rathaus spenden sollten, mussten wir aber eher in Aachen und Umgebung suchen. Ein kompletter Werbeauftritt von den Einladungen
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bis zur Tischkarte musste her. Ein großes Problem war die mangelhafte Beleuchtung und Beschallung des Krönungssaals, für die ein grundlegend neues Konzept benötigt wurde. Völlig offen war auch noch die Auswahl des ersten Festredners, der durch seine europäische Bedeutung gleich zu Beginn Maßstäbe setzen sollte. Für die mir bei meinem ersten Anruf spontan gegebene Zusage bin ich Hans Dietrich Genscher noch heute von Herzen dankbar. Sein Beispiel erleichterte uns in den kommenden Jahren erheblich die Akquisition unserer Referenten, die bald auch aus anderen europäischen Ländern kommen sollten. Die Premiere am 23. Oktober 2003 Der 23. Oktober fiel 2003 auf einen Donnerstag. Auf der Rathaustreppe bildete die Rathausgarde in ihren historischen Uniformen mit brennenden Fackeln Spalier. Rund 240 elegant gekleidete Damen und Herren hatten sich eingefunden, als sich die Türen des Krönungssaals nach dem Empfang im Untergeschoss öffneten. Ein Trompeter der Aachener Musikhochschule gab mit dem dreimaligem Blasen des Beginns der Karlssequenz urbs aquensis, urbs regalis das Signal. An der Balustrade vor dem Krönungssaal spielte zum Empfang ein Blockflöten-Quartett Musik aus der Zeit des Barock. Festlich gedeckte runde Tische, die Namen der Teilnehmer des Mahls von 1520 trugen, von „Karl V.“ über „Herzog von Jülich“ zu „Erbmarschall von Pappenheim“, warteten auf die Gäste… und die wollten sich nicht setzen. Zum ersten Mal erstrahlte der Saal in einem festlichen Glanz, der auch die bisher nur von 100-Watt-Birnen „angestrahlten“ Fresken zum Leuchten brachte. Voller Staunen standen hier Aachener Bürger in ihrem Krönungssaal, den sie so noch nie erlebt
Die älteste Darstellung des Rathauses aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. Künstler unbekannt.
hatten. Erst nach mehrmaliger Aufforderung gelang es, sie zum Platznehmen zu bewegen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Rathausvereins, Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden, begann das Team des Quellenhofs mit dem Service des Festmahls. Es war ein Vier-Gang-Menu mit typisch Aachener Akzenten: Terrine vom Hirschkalbsrücken mit roter Zwiebelmarmelade; Gefülltes Strudelsäckchen mit Spezialitäten aus dem Aachener Wald; Variation vom Kalbsrücken und Blutwurstkrapfen an Zwiebelheu, gefolgt von Halbgefrorenem von Aachener Printen. Dazu servierte der Quellenhof einen 2001er Deidesheimer Hofstück und Dieter Junghans seinen ersten „Aachener Krönungswein“. Mit Referenz an Carlos Primero von Spanien hatte er einen 1999er Castillo Perelada Reserva ausgewählt. Die musikalische Untermalung hatte Irene Schulte-Hillen mit dem Barockensemble l’ornamento (Juliane und Katharina
Heutjer, Jonathan Pesek und Sebastian Wienand) sowie der Geigerin Yuki Janke, begleitet am Flügel von Ayumi Janke ganz im Stil des Barock gestaltet. Höhepunkt des Abends war die Festrede von Bundesaußenminister a. D. Hans Dietrich Genscher zum Thema „Europa in der neueren Weltordnung“. Mit einem „Nacht-Kaffee“ im Weißen Saal und im Werkmeistergericht klang dieses erste Aachener Krönungsmahl weit nach Mitternacht aus. Es wurde zum Vorbild für die kommenden Jahre. Als der Vorstand Bilanz zog, standen Einnahmen in Höhe von 75.259 Euro Ausgaben von 31.571 Euro gegenüber. Somit erwirtschaftete das 1. Krönungsmahl einen Überschuss von 43.679 Euro für unser Rathaus. Bis heute ist diese Veranstaltung das Herzstück der Aktivitäten des Rathausvereins geblieben.
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on 936 bis 1531 war Aachen Krönungsort für mehr als 30 deutsche Könige. Als glanzvollste Thronerhebung wird stets die von Karl V. am 23. Oktober 1520 hervorgehoben. Das festliche Krönungsmahl dazu fand damals im „Reichssaal“ des 1349 fertig gestellten Rathauses statt, das die Aachener Bürgerschaft gemeinsam mit ihrem Stadtherren Kaiser Ludwig dem Bayern auf den Grundmauern
von Preisträgern und Stipendiaten der Deutschen Stiftung Musikleben - unter anderem tritt die junge Violinistin Yuki Janke mit ihrer Schwester Ayumi am Flügel auf. Ebenfalls mit von der Partie ist das Barockensemble l’ornamento. Am Ende des Abends sind die Veranstalter mehr als zufrieden: 43.000 Euro Spenden sind zusammen gekommen, der ganze Ablauf und das Programm ein großartiger Erfolg.
Kulturgut erhalten Rückblick auf neun Oktober-Abende einer karolingischen Pfalz erbaut hatte. Knapp 500 Jahre später erweckt der Rathausverein das Krönungsmahl als Benefizdinner an gleicher Stelle zu völlig neuem Leben: Ganz ohne gekrönte Häupter, aber dafür mit kultivierter wie spendabler Gästeschar, die ihren Teil dazu beitragen möchte, das Rathaus als Herzstück Aachens und als europäisches Kulturgut zu erhalten. Denn öffentliche Gelder allein würden zu dessen Instandhaltung und Restaurierung niemals ausreichen.
Fünf Jahre später spricht Georg Helg über die Premiere zufrieden das aus, was schon seit langem sicher ist: „Wir haben bereits beim ersten Krönungsmahl den Königsweg gefunden“.
1. Krönungsmahl im Jahr 2003
240 elegant gekleidete Damen und Herren fanden sich zum ersten Krönungsmahl im Rathaus ein.
Am 23. Oktober 2003 findet das erste Krönungsmahl statt. Mit niemand geringerem als Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher als Festredner zum Thema „Europa in der neuen Weltordnung“ und 240 Gästen, die sich in einzigartiger historischer Kulisse und stimmungsvoller Atmosphäre geistig, lukullisch und musikalisch auf höchstem Niveau verwöhnen lassen. Der musikalische Rahmen wird bestritten
Hans-Dietrich Genscher, ehemaliger Außenminister der Bundesrepublik Deutschland
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Zauberhafte Musik von Sopranistin Jessica Grzanna und Harfenistin Johanna-Feodora Gabler.
2. Krönungsmahl im Jahr 2004
Prof. Dr. Dr. Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz
So finden bereits zum zweiten Krönungsmahl am 23. Oktober 2004 insgesamt 275 Gäste voller Vorfreude ihren Weg ins Rathaus, der gesäumt ist von Fackelträgern und Fanfarenbläsern der prachtvoll und historisch gekleideten Öcher Duemjroefe und den hoch zu Ross herangetrabten Aachener Stadtreitern. Festredner ist an diesem Abend Karl Kardinal Lehmann, damals Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und zugleich künftiger Träger des Ordens wider den tierischen Ernst. ”Wer die Hintertreppen des Vatikans kennt, der kommt auch in Aachen durch“, ist er sich bereits im Vorfeld der Veranstaltung gewiss und hält
Irene Schulte-Hillen, Präsidentin der Deutschen Stiftung Musikleben, zu 10 Jahren Krönungsmahl: „Jedes Krönungsmahl ist bislang auf seine Art besonders und erinnerungswürdig gewesen. Es gibt immer hervorragende Reden und ein sehr aufnahmefähiges und dankbares Publikum. Georg Helg, die Seele hinter dem Ganzen, hat ein gutes Händchen dafür, diesen Abend zu gestalten. Ganz speziell in Erinnerung geblieben ist mir das Mal mit dem damals 13 Jahre alten und äusserlich noch sehr kindlichen Pianisten Robin Giesbrecht. Er wurde begeistert gefeiert, was mich persönlich sehr gefreut hat“.
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Musikalischer Hochgenuss dank talentierter Künstler der Stifftung Musikleben.
seine Könungsmahl-Rede zum Thema: „Das neue Europa als Herausforderung für die Christen und die Kirche“. Derweil wirbeln im Hintergrund 15 Köche und 35 Kellner umher. Das Menü, das an diesem Abend gereicht wird, besteht aus einer „Variation von der Gänseleberterrine, pochiertem Lachs und Eismeergarnelen mit kleinem Salatbouquet“, einem „Küstenkabeljau auf der Haut gebraten mit Kürbischutney“ gefolgt von „Hirschkalbsrücken mit Printenkruste auf geschmortem Chicoree und Williamskartoffeln“. Der süße Schluss ist ein „Aachener Grießflammerie mit eingelegten Dörrfrüchten und Hippengebäck“. Klassischen Ohrenschmaus gibt es von Jessica Grzanna, einer 1988 geborenen Sopranistin und mehrfachen Preisträgerin
von „Jugend musiziert“. Zwei Jahre zuvor erzielte sie als jüngste Teilnehmerin beim „Europäischen Gesangs-Wettbewerb“ einen 1. Preis. Nicht minder preisdekoriert sind die 19-Jährige Harfenistin JohannaFeodora Gabler aus Süddeutschland und der Klaviervirtuose David Satyabrata, die ebenfalls mit ihrer Musik verzaubern. 3. Krönungsmahl im Jahr 2005 Im Jahr 2005, beim 3. Krönungsmahl, begeistert Festredner Wolfgang Schäuble mit freier Rede über „Unsere Aufgabe in Europa“. Derweil ist der Festsaal eingetaucht in ein wahrhaft traumhaftes Licht, für das Bernd Krumbach verantwortlich zeichnet. Er setzt den Schwerpunkt der Innenbeleuchtung auf die Fresken. Das
Dr. Wolfgang Schäuble, damaliger Bundesminister des Innern
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Applaus für die Akteure, die den Festabend wieder zu einem tollen Ereignis machten.
Prof. Dr. h.c. Lothar Späth, ehemaliger Ministerpräsident von Baden-Württemberg
Licht ist samten und unterstreicht die Schönheit der alten Gemäuer. Das Quellenhof-Küchenteam ist inzwischen auf eine stattliche Zahl von 55 angewachsen. Die agilen dienstbaren Geister tischen Speisen mit viel Öcher Einschlag auf, zum Beispiel „Ravioli vom Öcher Puttes auf Lauchjulienne an Trüffelschaum“ oder auch „Rahmeis von Aachener Printen“. Die Musik wird von zwei höchst talentierten Schwestern auf der Violine dargeboten. Die jungen Damen, die 22-jährige Esther und die 19-jährige Lea Birringer, sind mehrfache Bundessiegerinnen von „Jugend musiziert“ und spielen auf kostbaren Instrumenten des Deutschen Musikinstrumente-Fonds Stücke von Ludwig van Beethoven, Nathan Milstein, Georg Kreisler und Witold Lutoslawski.
Professor Dr. h.c. Lothar Späth zum Krönungsmahl im Jahr 2006: „Die festliche Atmosphäre, die phantastisch begabten jungen Musiker und die vielen Begegnungen mit Menschen, denen die Restaurierung des Aachener Rathauses am Herzen liegt, sind mir in guter Erinnerung. Ich hatte die Ehre und Freude, 2006 als „engagierter Europäer“ die Festrede zu halten. Das politische Europa bleibt die existentielle Herausforderung unserer Zeit. Und wie groß die Herausforderungen sind, spüren wir gegenwärtig. Dazu gibt es keine Alternative. Wir müssen mit vereinten Kräften so die Zukunft unserer Kinder und Enkel sichern“.
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4. Krönungsmahl im Jahr 2006
Am 23. Oktober 1520 fand hier das glanzvolle Krönungsmahl zur Thronerhebung Karls V. statt.
2006 ist das Krönungsmahl bereits zu einem Selbstläufer geworden und hat sich zu einer festen wie wertvollen Größe im Aachener Benefiz-Kalender etabliert. Als Festredner ist Lothar Späth geladen. Er referiert an diesem 23. Oktober, dem 4. Krönungsmahl, über das Thema: „Strategie Europa - ein Zukunftsmodell für die globalisierte Welt“. Die Küche wartet wieder mit Köstlichkeiten auf: Als Vorspeise gibt es „Wachtelbrust mit Weinkraut im Brioche-Teigmantel“, das Zwischengericht ist ein „St. Petersfisch auf der Haut gebraten mit Limonen-Risotto und einer Gemüse-Vinaigrette“, der Hauptgang ist ein „Wiesenkalbsfilet mit Marktgemüse, Rosmarinkartoffeln und Morchelcremesauce“ und das Dessert ein „Brombeersüppchen mit Karamelleis“.
Dr. Wolfgang Schüssel, Bundeskanzler der Republik Österreich a. D.
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Prof. Wladyslaw Bartoszewski, Staatssekretär in der Kanzlei des polnischen Ministerpräsidenten
Auf musikalischer Ebene haben die jungen, erst 13 Jahre alten Künstler Verena Chen, Violine, und Robin Gisbrecht, Klavier, ihren Auftritt. Sie spielen Werke von Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin und Maurice Ravel. Es ist vor allem der junge Pianist, der das Publikum mit seinem denkwürdig furiosen Spiel buchstäblich von den Stühlen reißt. Ebenfalls dabei: Mari Okada am Klavier. 5. Krönungsmahl im Jahr 2007 Im Jahr 2007 steht das 5. Krönungsmahl an. Dieses Mal mit Festredner Dr. Wolfgang Schüssel, der vormalige Bundeskanzler von Österreich. Er spricht über „Europa Chance und Herausforderung“, während das musikalische Programm des Abends von Viola Wilmsen (Oboe), Izabela Melkonyan (Klavier) und Danae Dörken (Klavier) bestritten wird. Für die kulinarischen Genüsse ist der neue Quellenhof-Küchenchef
Viele Gäste kommen bereits Jahr für Jahr zum großen Benefizdinner.
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Jeroen Rumpen verantwortlich. Die Kopfzahl seiner Brigade ist inzwischen auf 36 Kellner und 22 Köche angewachsen. Rumpen richtet sich mit einer mobilen Küche im Treppenhaus mit 9.000 Teilen ein und zaubert dort „Getrüffelte Terrine vom Fasan“, „Gebratenes Kabeljaufilet“ mit einer Sauce vom Monschauer Senf, „Gebratenen Medaillons vom Rehfilet“ und schließlich auch noch die „Halbkugel von Mango-Passionsfruchtmousse“. 6. Krönungsmahl im Jahr 2008 2008 ist das Jahr des 6. Krönungsmahls. Die Festansprache hält Professor Wladyslaw Bartoszewski, der ehemalige Minister für Auswärtige Angelegenheiten der
Republik Polen und damals Beauftragter des polnischen Premierministers für die Außenpolitik. Sein Thema ist das „Europa der Werte und der Grundrechte“ in Bezug auf die aktuelle Debatte um die europäische Innenpolitik. Einen Gegenpol zu der Rede bilden die drei Musiker des Abends: Mona Asuka Ott und Sara Koche, jeweils am Klavier, und Azadeh Maghsoodi, die ihrer Violine die schönsten Töne entlockt. Große Bewunderung erntet auch die Küche, die sich immer wieder etwas Neues einfallen lässt. In diesem Jahr ist die Vorspeise ein „Tatar von der Königsmakrele mit Kartoffel-Lauchsalat, milder Schalotten-Creme und feinem Salat“. Das Zwischengericht ist ein „Getrüffeltes Ragout
General Egon Ramms, damaliger Kommandeur des Allied Joint Force Command in Brunssum
Stoßen an auf ein gelungenes 7. Krönungsmahl: Georg Helg (Rathausverein), Dieter Junghans (Pro-Idee), Jutta Kleine-Tebbe (Babor), damaliger OB Dr. Jürgen Linden, Küchenchef Jeroen Rumpen (Quellenhof), Herbert Wallraf (Rathausverein) und Oberkellner Günter Foré (Quellenhof).
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von der Poulardenbrust mit Pilzen und grünem Spargel“. Als Hauptspeise wird „Das feinste Stück vom Iberico-Schwein mit Monschauer Senfsauce, Gemüsebündchen und Ofen-Kartoffeln“ serviert. Und zum krönenden Abschluss gibt es „Pavé Charlemagne; Kaffee-Schokolade und Pralinenmousse mit Gewürzbiskuit und ein Sorbet von der Passionsfrucht.“ 7. Krönungsmahl im Jahr 2009
Jean Asselborn, Ministre des affaires étrangères
Beim Krönungsmahl Nummer 7 im Jahr 2009 gibt es eine Überraschung. So erstrahlt die Veranstaltung buchstäblich in frischem Glanz: Die Beleuchtung des Krönungssaals wurde erneuert, wofür der Rathausverein rund 250.000 Euro inves-
tierte – aus Geldern, die zum größten Teil bei den Krönungsmahl-Abenden zusammengekommen sind. Auch sonst ist schon einiges im und am Rathaus geschehen. Um dies zu veranschaulichen, gibt Georg Helg eine Führung, ehe der Festredner des Abends, Nato-General Egon Ramms, zu Perspektiven der Bundeswehr in Afghanistan referieren kann. Die Küche wartet mit der Vorspeise „Im Kräutersud gegartes Kalbsfilet mit Senfkorn-Gremolata“ auf. Als Zwischengang kommt eine „Cremesuppe vom Hokkaido-Kürbis mit gebratener Riesengarnele“ auf die Teller, der Hauptgang ist eine „Gebratene Entenbrust mit Essig-Kirschjus, glasierten Zuckerschoten und Karotten-Ingwer-Püree“. Und als Dessert erfreut das „Halbgefrorene von Egon Ramms, General a. D., zum Krönungsmahl im Jahr 2009: „Eine beeindruckende Veranstaltung im historischen Kaisersaal des alten Aachener Rathauses. Festliche Dekoration, festliche Kleidung und die begleitenden, hervorragend gespielten musikalischen Darbietungen schufen eine besondere Atmosphäre, die einen von Anfang an in den Bann schlug. Das große Interesse an dem Thema Afghanistan, mit dem sich Deutschland 2009 wegen der starken Gefechte dieses Jahres intensiver auseinander setzen musste, hat mich überrascht und es hat mir gezeigt, dass bei einer besseren Informationspolitik die Haltung zu Afghanistan, zu unseren Soldaten im Einsatz und zu unseren Soldaten allgemein in Deutschland positiver sein könnte als sie heute ist. Es war ein Abend der aufgrund der Unterhaltung, des Rahmens und der anschließenden Diskussionen nicht in Vergessenheit geraten wird und den man gerne noch öfter genießen möchte. Erhaltenswert!“
2010 brachten die Quellenhofköche wieder jede Menge Köstlichkeiten auf den Tisch.
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weißer Schokolade und Baileys mit Kompott von Waldfrüchten“. Was die rundum zufriedenen Gäste kaum ahnen können: Beinahe hätte sich der veranstaltende Rathausverein diesmal einen alternativen Standort für sein abendfüllendes Dinner suchen müssen. Zunächst verengte nämlich der Umbau des Marienturms den Arbeitsplatz von Quellenhof-Sternekoch Jeroen Rumpen und seiner Mannschaft dramatisch, und dann sorgte ein Brandschutzbeauftragter am Vortag des Krönungsmahls mit den Worten „So geht das alles nicht“ für Aufregung. Es ging dann doch. Und spätestens bei den musikalischen Einlagen von Kiveli Dörken am Klavier sowie Antje Thiele mit der Querflöte sowie Isabel Laudan, ebenfalls am Klavier, sind alle Gemüter beruhigt.
8. Krönungsmahl im Jahr 2010 Bei Krönungsmahl Nummer 8 im Jahr 2010 kommen erneut fast 300 Gäste ins Rathaus. Als Festredner steht der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn auf dem Programm. Er hat eine Rede zur Bedeutung des Lissabonvertrages für Europa vorbereitet. Der künstlerische Teil des Abends wird bestritten von der 14-Jährigen Harfenistin Catharina Mothes aus Kassel und der 25-jährigen Geigerin Agata Szymczewska aus Hannover, die auf einer Stradivari spielt. Für Izabela Melkonyan am Klavier ist es ein Wiedersehen mit Aachen, wo sie bereits 2007 auftrat. Unterdessen wirbelt Küchenchef Jeroen Rumpen mit 28 Küchen- und 60 Servicemitarbeitern im Rathaus. Es ist das erste Mal, dass er das Hotel-Restaurant an diesem Samstag
Avi Primor, Präsident der Israelischen Gesellschaft für Außenpolitik
Violinistin Byol Kang und Pianist Boris Kusnezow ernteten mit Werken von Johannes Brahms und Camille Saint-Saens tosenden Applaus.
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Festredner Avi Primor referiert beim 9. Krönungsmahl über „Chancen und Risiken des Umbruchs in der arabischen Welt“.
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Dr. Jürgen Linden, unter dessen Vorsitz der Rathausverein 2002 gegründet wurde, zu 10 Jahren Krönungsmahl: „Das Krönungsmahl soll die Aufmerksamkeit auf unser Rathaus richten und an unsere Verantwortung appellieren, dieses einmalige, geschichtsträchtige Bauwerk jetzt und in Zukunft zu erhalten. Das Festmahl ist aber zugleich Erinnerung an die jahrhundertelange Tradition großer Feierlichkeiten aus Anlass der Königskrönungen in unserer Stadt und ruft damit unsere Verantwortung auf, den europäischen Geist, die Werte von Frieden, Freiheit und Brüderlichkeit miteinander zu leben und jede Gelegenheit zu nutzen, für die europäische Einheit einzutreten. Das Krönungsmahl ist schließlich Ausdruck der Gemeinsamkeit der Aachener Bürgerinnen und Bürger, die sozialen Werte zu stärken, Gemeinsinn zu leben und sich für Belange der Heimatstadt einzusetzen.“ für Nicht-Hotelgäste schließen muss, da zu viele seiner Mitarbeiter im Rathaus sind. Sie tischen auf: „Carpaccio vom Eifeler Rind mit Praline von geschmortem Ochsenschwanz, lauwarmer Trüffelvinaigrette und Brioche-Crôutons“, „Kross gebratenes Wolfsbarschfilet mit Sauce Bouillabaisse, patagonischen Kammmuscheln und gebratenem Gemüse“, „Tranchen vom Hirschrücken im eigenen Jus, Chicoree mit Balsamico und gebackene Polenta“, „Mousseline von gerösteten Haselnüssen und Mandarinencreme auf VanilleMacaron mit Sorbet von Blutorgangen“. 9. Krönungsmahl im Jahr 2011 Aktuelle Fotografie der Kuppel des Treppenhauses im Aachener Rathaus.
Avi Primor ist der Festredner am 23. Oktober 2011. Vor 263 KrönungsmahlGästen referiert der vormalige israelische
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Botschafter in Deutschland und Präsident der Israelischen Gesellschaft für Außenpolitik beim 9. Krönungsmahl über „Chancen und Risiken des Umbruchs in der arabischen Welt“. Darüber hinaus begeistert die Gäste die Tatsache, dass der Rathausverein dank Sponsoren- und Eintrittsgeldern zu den Festmahlen sowie der Spenden in neun Jahren mehr als 800.000 Euro für die Erhaltung des Rathaus eingenommen hat. Bereits vorgenommene Restaurie-
rungsarbeiten sind u.a. die des Weißen Saales, des Gemäldes von Stephan Dominic Dauven und des Prunkrahmens eines Ölbildnisses von König Wilhelm I. Kulinarisch verwöhnt werden die Gäste mit gebratenem „St-Pierre-Filet mit lauwarmer Champagnervinaigrette und Petersilien-Limonen-Risotto“, gefolgt von „Spaghettini mit gebratenen Waldpilzen in Trüffelrahmsauce“ und butterzartem „Filetsteak vom französischen LimousinRind an Sherry-Sauce“ sowie einem Des-
sertteller mit „Pochierter Williams-Birne auf Blätterteig, Mascarpone-Vanillecreme, Himbeereis und Pistaziengebäck“. Zwischendurch betört der musikalische Auftritt der erst 13 Jahre alten Pianistin Johanna Bufler mit einem Werk von Felix Mendelssohn Bartholdy. Auch Violinistin Byol Kang (26) und der gleichaltrige Pianist Boris Kusnezow ernteten mit Werken von Johannes Brahms und Camille SaintSaens tosenden Applaus.
Mit brennenden Fakeln bilden die „Öcher Duemjroefe“ jedes Jahr das Spalier auf der Rathaustreppe.
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Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzen, zum Krönungsmahl im Jahr 2005: „Mit Aachen und dem Krönungssaal des Rathauses, der historischen Kaiserpfalz, fühle ich mich eng verbunden, ganz besonders seit mir hier im Mai 2012 die Ehre des Internationalen Karlspreises zuteil wurde. Hierauf durfte ich mich seit Bekanntgabe der Ehrung bereits einige Zeit „vorfreuen“. Bei „meinem“ Krönungsmahl 2005 war es ein bisschen anders; ich wurde damals recht kurzfristig sozusagen als Ersatzredner eingeladen. Dass ich aus diesem Anlass den damals laufenden Koalitionsverhandlungen zur Bildung der großen Koalition für einige Stunden entkommen konnte, habe ich keineswegs als Doppelbelastung empfunden. Die Ehre, in Aachen als -
so hieß es in der damaligen Einladung „engagierter Europäer“ sprechen zu dürfen war mir damals, auch wegen meines großen Respekts vor der politischen Lebensleistung des ursprünglich eingeladenen und kurz zuvor verstorbenen Peter Glotz eine besondere Freude. In Anbetracht des organisatorischen Rahmens eines Krönungsmahles aber zugleich auch eine Herausforderung. Schließlich standen ganz im Wortsinne krönende kulinarische und musikalische Höhepunkte auf dem weiteren Programm. In Aachen zu Europa sprechen zu können erlaubt es, unmittelbar Bezug zu den Wurzeln der europäischen Einigung nehmen zu können. Das gilt gleichermaßen im historischen Sinne wie an den Neustart des europäischen Einigungswerkes nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges. Aachen steht für mich im besten Sinne für
die Werte, die Europa ausmachen, nämlich das Bewusstsein um unsere gemeinsame Geschichte, ein vorbildliches bürgerschaftliches Engagement für das Gemeinwesen und eine von Leidenschaft und Augenmaß getragene Vision von friedlicher Einheit in Vielfalt. Die zeitlose Aktualität dieser Werte in einem besonders schönen Rahmen zu vergegenwärtigen, das ist es, was für mich das Krönungsmahl in guter Erinnerung hält. Ich freue mich, dass sich hieraus eine inzwischen zehnjährige Tradition entwickelt hat und ich wünsche Aachen und seiner Bürgerschaft, nicht nachzulassen, beim Bau des Hauses Europa mitzumachen. Dass dabei zugleich auch Geld für den historischen Bau des Aachener Rathauses gesammelt wird, ist hierfür ein wunderbares Symbol“.
Erinnert sich vor allem an das bürgerliche Engagement und die gemeinsame Vision, die die Aachener beim Krönungsmahl zeigten: Dr. Wolfgang Schäuble.
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Staatssekretär Wladyslaw Bartoszewski zum Krönungsmahl im Jahr 2008:
Das Wandgemälde von Alfred Rethel aus 1848 trägt den Titel „Der Sturz der Irminsul“.
„Im November 2007 hat in Polen die neue Regierung von Donald Tusk das Amt übernommen. Zu ihren Prioritäten gehörte von Anfang an die Vertiefung der deutschpolnischen Beziehungen. Zum Ausdruck dieses Willens wurde u.a. die Berufung des Bevollmächtigten des Ministerpräsidenten zum Internationalen Dialog. Diese Funktion wurde mir am 22. November 2007 anvertraut. Als eine der ersten Einladungen erhielt ich den Vorschlag des damaligen Oberbürgermeisters von Aachen, Dr. Jürgen Linden am Krönungsmahl teilzunehmen. Aus der polnischen Sicht hatte also mein Auftritt im Aachener Rathaus am 23. Oktober 2008 besondere Bedeutung. In meiner damaligen Rede zum Thema Europa der Werte und der Grundrechte teilte ich mit den Anwesenden einige Reflexionen zur Debatte um die europäische Innenpolitik. Ich sprach von der notwendigen Verstärkung politischer Identität Europas, von der Sicherheit der Europäer und der Erweiterungsstrategie. Vor allem aber sprach ich von Europa als einer Chance für uns alle und schloss mit den Worten ab: „Aufgrund meines Alters weiß ich aus eigener Erfahrung, was diese Chance tatsächlich bedeutet. Wie kostbar und vielleicht einmalig sie ist. Und dass sie auf keinen Fall vom Kleingeist und Visionslosigkeit in Gefahr gebracht werden kann. Doch ich bin optimistisch und davon überzeugt, dass es uns, Europäern, nicht an Vision fehlt, denn wir sind doch schließlich geborene Visionäre. Es heißt nur manchmal den Mut zu haben, sie auszusprechen und durchzusetzen.“ Die damalige Überzeugung habe ich auch heute und die Rede in Aachen ist mir in dankbarer Erinnerung geblieben“.
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m Mittelalter war Aachen für fast 600 Jahre die Krönungsstadt der deutschen Könige. Ihre Krönungs-Geschichte beginnt am 7. August 936 mit der Krönung Ottos des Großen und endet am 11. Januar 1531 mit der Erhebung Ferdinands I. zum Mitkaiser seines Bruders Karl V. Widukind von Corvey, der Chronist der sächsischen Dynastie, beschreibt die erste Krönung aus der Sicht eines „Augenzeugen“ und schildert in diesem Zusammenhang auch den genauen Ablauf des Krönungsmahls. Seine Beschreibung dieser Feier wird zum Vorbild für alle weiteren Krönungsmähler in der Aachener Pfalz und später im Reichssaal des Rathauses. Nach der Krönung, die der König mehr
oder weniger passiv „über sich ergehen lässt“, ergreift er selbst die aktive Rolle. Er geht über den Verbindungsgang zur Pfalz, nimmt an der festlich gedeckten Tafel Platz und lässt sich von den Großen seines Reiches, voran den Herzögen, aufwarten. Die Herzöge vertreten bei dieser Feier die dem König unterstehenden Reichsvölker, die ihm durch sie ihre Referenz erweisen. Anschließend verteilt er Ehrungen und Geschenke an den Adel und das Volk und entlässt dann die zu diesem größten Fest des ganzen Reiches Erschienenen. Nach dem Verfall der karolingischen Pfalz, in der 1273 das letzte Krönungsmahl für Rudolf von Habsburg stattfand, und dem Neubau des gotischen Rathauses
wurden die Krönungsmähler höchstwahrscheinlich in der Propstei des Marienstifts gefeiert. Wann genau der neue Reichssaal des Rathauses Schauplatz seines ersten Krönungsmahls war, ist umstritten. Die Vermutung, schon Karl IV. habe sein Krönungsmahl im Juli 1349 hier gefeiert, ist nicht belegt. Die erheblichen städtischen Ausgaben sprechen allerdings für eine große weltliche Krönungsfeier. Die Festmähler der Könige Wenzel (1376), Sigismund (1414), Friedrich III. (1442), Maximilian I. (1486), Karl V. (1520) und Ferdinand I. (1531) fanden dagegen mit Sicherheit im Rathaus statt. Von diesen Krönungen war ohne Frage die Karls V. am 23. Oktober 1520 die
Die Geschichte der
Das Gemälde von Karl V. stammt aus dem Katalog „Krönungen“ von 2000.
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prächtigste. Über kaum eine der Aachener Königskrönungen berichten so zahlreiche Quellen wie über diese. Ein Grund dafür dürfte nicht zuletzt die kurz zuvor erfundene Kunst des Buchdrucks gewesen sein. Den ausführlichsten Bericht hinterließ uns in einer der ersten Zeitungen überhaupt Hartmannus Maurus, der seinen deutschen Namen Hermann Mohr zeitgemäß latinisierte und seine Schrift 1523 in Nürnberg drucken ließ. Er war Professor für Zivilrecht an der Universität Köln und Rat des Kölner Erzbischofs. Karl V. wurde am 24. Februar 1500 im flandrischen Gent geboren. Er war ein Enkel Kaiser Maximilians I. und des spanischen Königspaares Ferdinand des Ka-
Zum Gefolge des Königs gehörte neben den Großen des Reiches eine Vielzahl von Fürsten aus ganz Europa. Die feierliche Krönung, verbunden mit der Übergabe der Reichsinsignien, nahmen am Morgen des 23. Oktober die drei geistlichen Kurfürsten gemeinsam vor. Anschließend stieg der König die Wendeltreppe zum Hochmünster hinauf und nahm vom Thron Karls des Großen, und damit symbolisch von seinem Reich, Besitz. Danach begab er sich wieder in die untere Kirche, wo die Messe gegen elf Uhr beendet wurde. Die Kurfürsten vertauschten ihre geistlichen Gewänder mit den kurfürstlichen und schritten zur Feier zum Rathaus. Während ihm die Reichsinsignien vor-
Im Fußboden des heutigen Krönungssaals befinden sich seit der letzten Wiederherstellung Bodenplatten mit den Wappen des Königs und der sieben Kurfürsten. Sie verweisen auf die Stellen, an denen die Erlauchten gesessen haben sollen. Karl IV. hatte mit seiner Goldenen Bulle von 1356 bestimmt, dass bei einem Königsmahl derjenige Fürstbischof zur Rechten des Königs sitzen dürfe, in dessen Kirchenprovinz das Mahl stattfand. In Aachen saßen also Köln rechts und Mainz links. Auch die Vertreter der drei an der Krönung beteiligten Städte, Aachen, Nürnberg und Frankfurt, waren zur Anwesenheit berechtigt. Aachen nicht nur als Krönungsstadt, sondern auch, weil das in ihren Mauern beheimatete
Aachener Krönungsmähler tholischen von Aragon und Isabella von Kastilien, genannt „die Wahnsinnige“. Im Jahre 1516 bestieg er als Carlos I. den spanischen Thron, nachdem die männliche Linie der Katholischen Könige ausgestorben war. Am 28. Juni 1519 wurde er in Frankfurt zum Römisch-Deutschen König gewählt. Er war der letzte Kaiser, der durch einen Papst in Italien (24. Februar 1530 in Bologna) gekrönt wurde. Im Jahr 1556 verzichtete Karl auf die Herrschaft und starb am 21. September 1558 in einem spanischen Kloster. Gewaltige Herausforderung Für das damals recht kleine Aachen war diese Krönung eine gewaltige Herausforderung. Der Einzug des Königs am 22. Oktober wurde neben 3.600 Reitern von weiteren 3.000 Mann Fußvolk begleitet.
angetragen wurden, schritt der König in vollem Krönungsornat mit den Kurfürsten, den kurfürstlichen Gesandten und den Fürsten zum Krönungsmahl, das in dem festlich mit kostbaren Tapisserien geschmückten Reichssaal vorbereitet war. Königliche Diener warfen Geld unter die Menge, und der Bürgermeister nahm sein Recht wahr, einen Griff in den Sack mit den Münzen zu tun. Sobald der König den Reichssaal betreten hatte, ritt unten auf dem Marktplatz, einem alten Ritual gemäß, der Erbmarschall von Pappenheim (in Vertretung des abwesenden Kurfürsten von Sachsen) mit seinem Ross in einen aufgeschütteten Haufen Hafer. Er füllte ein silbernes Futtermaß ab und überließ den Hafer anschließend dem Volk. Hierauf ritten der Erbmarschall und der Pfalzgraf zur Küche und verkündeten, dass das Essen beginnen könne.
Marienstift mit der Stephansburse, dem Reichsevangeliar und dem „Säbel Karls des Großen“ drei der Reichsinsignien besaß. Der Ablauf des Festmahls, verlangte den Teilnehmern durchaus einiges ab: Die Tische waren mit goldenen Decken mit den königlichen und fürstlichen Wappen dekoriert und mit silbernem und goldenem Geschirr gedeckt. Über dem Tisch des Königs und denen der Kurfürsten waren Baldachine aufgespannt. Der Erzbischof von Trier, als der in der Weihe älteste, hatte das Mahl durch ein Gebet eröffnet, darauf stieg der Pfalzgraf in Wahrnehmung seines Amtes als Erztruchsess, begleitet von königlichen Trompetern und Herolden, mit den Speisen, die er vorher selbst aus der Küche geholt hatte, zum Reichssaal hinauf und servierte sie der Majestät. Da der König von Böhmen abwesend war und somit sein Amt als Erzschenk nicht ausüben
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konnte, stritten sowohl dessen Gesandten wie der Erbschenk von Limburg in seiner Vertretung darum, dem König das erste Glas „des perlenden Weins“ kredenzen zu dürfen. Da man sich nicht einigen konnte, versah der Pfalzgraf neben seinem Amt als Truchsess, auch noch das des Mundschenks. Zusätzlich wurde der König von Markgraf Kasimir von Brandenburg, der das Amt des Kämmerers innehatte, und anderen Fürsten bedient; auch die Kurfürsten ließen sich von adligen Gästen aufwarten, gewöhnliche Diener entsprachen nicht dem Rang des Ereignisses. Ein reichliches Mahl Nachdem der König mit dem ersten Schluck „in ehrsamer Reverenz“ den Kurfürsten zugetrunken hatte, durften sich diese auch an ihre Tische setzen und mit dem Mahl beginnen. Und dieses war reichlich. Fünf Gänge zu je zehn „Essen“ wurden serviert. Natürlich ist nicht anzunehmen, dass einer der Teilnehmer 50 Gerichte – eine andere Quelle berichtet sogar von 100 Gerichten – hätte essen können. Hier ging es vor allem um Darstellung von Reichtum, Macht und Herrlichkeit des Herrschers. Zusätzlich wurden sogenannte Schauessen präsentiert: Burgen, Bäume, Löwen und Adler, die mit den Fähnchen des deutschen und der spanischen Reiche geschmückt waren. Schließlich wurde aber doch alles verwertet, denn nach dem Mahl warf man die Reste aus dem Fenster, dem Volk auf dem Marktplatz zu, darunter ganze Hasen, Lämmer oder Fische. Das Volk brauchte aber auch sonst nicht zu hungern, denn alten Traditionen folgend hatten die neuen Herrscher symbolisch das ganze Volk zu bewirten. Zu diesem Zweck hatte man schon in der Nacht zuvor damit begonnen, vor der Dechanei einen ganzen Ochsen zu braten.
Krönung Karls V. in Aachen, Titelblatt (gedruckter Holzschnitt) einer 1521 in Augsburg erschienenen „Zeitung“, Stadtarchiv.
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Auch nachdem die Krönungen von Aachen nach Frankfurt verlegt worden waren, behielt man den Brauch des Ochsenbratens bei, so auch anläßlich der Krönung Maximilians II. am 30.11.1562. Dieser Ochse ist allerdings gefüllt mit einem Hirschen, einem Kalb, einem Schwein und allerlei Geflügel. Holzschnitt gedruckt zu Frankfurt/Main 1563.
Im Bauch dieses Ochsen befand sich ein Kalb, in diesem wiederum eine Gans, darin ein Huhn und darin sogar noch ein Ei. Nachdem man dem König das erste Stück serviert hatte, wurde der Ochse mitsamt seinem Innenleben dem Volk zum Schmause freigegeben. Dazu floss Wein in Strömen aus einem Brunnen vor der benachbarten Propstei. Der Brunnen war mit einem Adler und einem Löwen geschmückt, und dem Löwen lief der Wein aus Brust und Maul.
Das Volk feierte ausgelassen mit Spielen, Turnieren und Feuerwerk bis in den frühen Morgen, während auf die offiziellen Krönungsgäste schon wieder weitere Pflichten warteten. Um die vierte Stunde wurde das Krönungsmahl nach dem Benedictus des Trierer Erzbischofs durch ein erneutes Trompetensignal beendet. Nachdem der König noch einige Gefolgsleute geadelt hatte, begab man sich zu einer kurzen Ruhe in die Quartiere. Hierhin folgte dem König
auch die Nürnberger Gesandtschaft um die Reichskleinodien wieder in Empfang zu nehmen. Am Abend wurden dann in der königlichen Herberge die Feierlichkeiten mit einem Festbankett beendet. Von Georg K. Helg aus dem Buch von Helg/ Linden: „Vom Kaiserglanz zur Bürgerfreiheit“, Aachen 2006
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Georg Helg
Stimme des Rathauses
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an hört ihn erst. Und sieht ihn dann. Das gehört sich auch so. Denn Georg Helg ist die Stimme des Aachener Rathauses. Vieles andere natürlich auch: Dessen Schutzengel zum Beispiel. Oder Botschafter. Gute Seele. Allergrößter Fan. Geschichten übers Rathaus hat er parat wie kein anderer. Dem Zuhörer kann da schon mal schwummerig werden. Wenn er mit Jahreszahlen um sich wirft, Herrscher kennt und nennt, wie andere ihre Nachbarn, Historie erzählt, als wäre es gestern gerade passiert. Dabei hat er das Rathaus für sich so richtig eigentlich erst um die Jahrtausendwende entdeckt. Vorlesungen gehört Sein Hobby Historie ist freilich schon etwas älter. Ägyptologie fand er zuerst faszinierend. Neben der Mode und seinem Geschäft. „Das war mir immer zu einseitig“, erzählt er. Später faszinierte ihn Papstgeschichte. Dafür drückte er sogar noch mal eine Art Schulbank: 20 Jahre als Gasthörer zahlloser Vorlesungen und Seminare am Historischen Institut der RWTH Aachen. „Von da an kam ich nicht mehr los“, erinnert er sich heute. Stadtgeschichte fesselte ihn ebenso. Das Große und Ganze. Aufsätze hatte er dazu verfasst und Vorträge gehalten. Bis dieses eine „kleine“ Angebot daher kam, er möge doch einen neuen Rathausführer schreiben. Der alte habe 20 Jahre auf dem Buckel. Helg war begeistert. Ging mit Feuereifer ans Werk. Tauchte ein in Schriften und Archive. Und stieß quasi in ein „Wespennest“, wie er es selbst bezeichnet. „Denn ich merkte schnell, dass es dazu wahnsinnig viel Material gibt. Viel mehr, als in so einen kleinen Führer hinein passt“, sagt er heute. Das war sozusagen der Anfang der Sache mit dem Rathaus. Bis heute hat es ihn nicht mehr los gelassen. Und wird es wohl
auch nicht mehr tun. Dem Führer folgte noch ein Buch über die Kulturgeschichte des Rathauses, in dessen zweitem Teil Jürgen Linden die Historie der städtischen Selbstverwaltung erzählt. Und 2014 soll gar ein dreibändiges Werk über die Geschichte der Aachener Pfalz erscheinen, dessen zweiter Band ganz aus der Feder Helgs stammen wird. Eines der Gründungsmitglieder Doch zurück zum Rathausführer: Als der gerade frisch gedruckt war, schrieb man das Jahr 2002. Das war auch das Jahr, in dem der Rathausverein gegründet wurde. Helg war einer der sieben Gründungsmitglieder. Irgendwie musste das Rathaus schließlich trotz Ebbe in den Kassen der öffentlichen Hand erhalten werden. Und zwar mit Spendengeldern. Nicht viel später folgte die Idee mit dem Krönungsmahl. Motor dafür war: Georg Helg. Mit dem Geld, das dabei in den vergangenen Jahren eingenommen wurde, konnten schon viele Projekte realisiert werden. „Meine wichtigsten Wünsche für das Rathaus werden stets umgesetzt“ sagt Helg. So freut er sich nicht nur darüber, dass inzwischen einige „historische Wahrheiten wiederhergestellt“ wurden.
Teufel steckt halt im Detail. Zwischendurch führt er ausgewählte Gruppen durch „sein“ Rathaus. Das dauert gut und gerne bis zu vier Stunden. Der Besucher hört dabei unter anderem auch Geschichten über das pompöse Krönungsmahl Karl V. am 23. Oktober 1520. Herzöge aus allen Ecken des Reiches waren damals angereist, um dem neugekrönten Haupt ihre Referenz zu erweisen. In einem eindrucksvollen Zeremoniell servierten sie ihm das Essen und den Wein, um ihm zu zeigen, dass er „ihr“ Herr ist. Es wurden überbordende Prunkgerichte gereicht, die kein Mensch essen konnte, die aber den Reichtum und die Großzügigkeit des Herrschers dokumentieren sollten. Was nicht gegessen wurde, wurde später buchstäblich zum Fenster hinausgeworfen. Heute werden in dieser Form keine gekrönten Häupter mehr in Aachen gefeiert. Aber die Stadt kann sich freuen, mit Georg Helg eine Art „ungekrönten Rathaus-König“ zu haben. Einer mit profundem Wissen. Der sich begeistert. Der andere ansteckt. Der sich kümmert. Und der die Stimme erhebt.
Das Aachener Rathaus lässt Georg Helg nicht mehr los.
Ständig aufmerksam Er freut sich auch über ganz profane Änderungen: Über neue Stühle im schicken Einheits- statt im geschmacklosen Potpourrie-Look für den Krönungssaal, erfolgreiche Verbannungen von allem nur denkbaren Kitsch, der als Präsente in Foyer-Ecken stand, ebenso die Entfernung der Karlspreis-Fotos aus dem Treppenhaus – nur um ein paar Beispiele zu nennen. „Man muss ständig aufmerksam sein, und schauen, was man machen kann.“ Der
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Bernd Krumbach
Der mit dem Licht spielt
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ass er einmal durch seine Arbeit für einen Stau sorgen würde, das hat sich Bernd Krumbach auch nicht träumen lassen. Stau im Treppenhaus. Nicht in irgendeinem, sondern dem des Aachener Rathauses. Mit „Ah“ und „Oh“ bestaunten die Teilnehmer des ersten „modernen“ Krönungsmahls vor zehn Jahren den Gebäudeteil, den sie zu kennen glaubten: Die Köpfe blickten in die Höhe, eine Drehung um die eigene Achse folgte. Ungewohnte Einblicke durch einen simplen Lichtstrahl. Bernd Krumbach ist einer, der mit dem Licht spielt, der es versteht, die Dinge so anzuleuchten, dass sie bestens zur Geltung kommen. Der 53-jährige Öcher ist ein Mann der ersten Stunde, was das Krönungsmahl betrifft. Er hat es über die zehn Jahre geschafft, immer wieder für optische Überraschungen zu sorgen, denn er setzt „die gute alte Dame Rathaus“ ins rechte – und meist ungewöhnliche Licht.
viel Herzblut in die Sache gesteckt, denn Herbert Wallraf konnte einen so richtig begeistern“, sagt der Lichtgestalter rückblickend. Nach der ersten Aktion mit dem simplen, aber effektiven Ausleuchten des Treppenhauses und der festlichen Stimmung im Krönungssaal gewann Bernd Krumbach
Details betont
Seit 30 Jahren „Showlight“ Bernd Krumbach ist eigentlich Ingenieur für Nachrichtentechnik, nennt sich aber selber Veranstaltungstechniker. So viel Untertreibung muss nicht sein, denn der Mann mit dem Licht hat sich schon seit vielen Jahren einen Namen gemacht, wenn es darum geht, etwas optimal mit Licht und Ton zu versorgen. Mit seiner Firma „Showlight“ arbeitet er seit 30 Jahren in ganz Europa, verhilft Musikern zum besten Auftritt oder bestückt Messen, Modeschauen oder Multivisons-Veranstaltungen mit entsprechender Technik. Bei aller Internationalität hat Bernd Krumbach seine Heimat nicht links liegen gelassen. Hier findet er sein Hauptbetätigungsfeld. Und so sagte er auch direkt zu, als ihn Herbert Wallraf vom Rathausverein bat, doch für etwas stimmungsvolles Licht beim ersten Krönungsmahl zu sorgen. „Ich habe dann
schon das Ticket für die Folgejahre. „Am Anfang hatten wir nur das Große und Ganze im Auge, dann aber entdeckten wir von Jahr zu Jahr mehr Details, die es herauszuleuchten galt“, bestätigt der Showlight-Chef. Show ist aber beim Krönungsmahl nicht sein Ziel: „Wir wollen ein angenehmes Raumlicht haben, das der Atmosphäre des Saales angemessen ist.“ Betontes Lichtsetzen ist das Ziel. Und das führt dazu, dass plötzlich auch die Besucher mit Details bekannt gemacht werden, die oftmals übersehen werden. So schaffte es das Showlight-Team, das neben dem Chef auch noch eine Dekorateurin, zwei Licht- und zwei Tonexperten sowie einen Helfer umfasst, die Struktur der Säulen im Saal besonders plastisch darzustellen.
Mit seiner Lichtsetzung stellt Bernd Krumbach die Struktur der Säulen besonders plastisch dar.
Aber auch die Fresken an den Wänden fanden Krumbachs besondere Beachtung: Durch seine Lichtsetzung wurden Details betont, die ansonsten beim flüchtigen Anblick kaum auffallen. Aufgefallen sind bei der Arbeit jedoch auch Schäden an den schönen Wandgemälden. „Ich arbeite nicht mit Menge, denn ich weiß, was ich will“, sagt Bernd Krumbach. Gleichwohl ist klar: 60 Scheinwerfer sind immerhin im Einsatz. Hinzu kommen noch die nötigen Vorrichtungen, um die Lampen anzubringen. 75 Meter an Traversen waren nötig, bevor der Krönungssaal einen neue Beleuchtung erhielt. Und weil diese nicht die festliche Atmosphäre beim Krönungsmahl verhindern sollen, verkleidet die Dekorateurin sie kunstvoll. „Wir wollen den Raum nicht stören“, so Krumbach, der bewusst auch nicht auf den Modetrend der Mega-Ausleuchtung wie bei TV-Shows mit - nach seiner Meinung - viel zu vielen Lichteffekten setzt: „Unser Ziel ist es, den Raum in Einklang mit dem Ton der Musik zu bringen.“
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Heinz Spees
Flotter „Feuerwehrmann“
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tets in Bewegung, immer einen flotten Spruch auf den Lippen und meist gut gelaunt sagt Heinz Spees von sich: „Ich bin wie die Feuerwehr, man ist froh, wenn man mich nicht braucht.“ Er untertreibt. Ohne ihn geht so gut wie gar nichts im Aachener Rathaus. Der flotte 52-jährige ist seit fast 30 Jahren dort Hausmeister, er sieht sich aber selbst eher als „Veranstaltungsmanager“. Denn viele Feiern, Konzerte oder feierliche Veranstaltungen finden das ganze Jahr über im Rathaus statt: Einsatz für den Heinz.
Musik, den Reden bis hin zum Abschluss im Werkmeistergericht – all das finde ich großartig.“ Und weil ihm das Krönungsmahl eine Herzensangelegenheit ist, legt er ganz alleine Hand an: „Ein Möbelhund ist mein einziger Gehilfe, wenn ich mit eigenen Händen die Bühne aufbaue. Zuerst habe ich den Saal geräumt, gesäubert und dann leg ich los mit dem Bühnenaufbau. Die einzelnen Podeste werden aneinandergesetzt, dann können die Techniker mit Licht und Ton kommen.“
Der Problemlöser
Keine Routinearbeit
In erster Linie ist Heinz Spees „Problemlöser vom Dienst“, wie er selber von sich sagt. Als Ansprechpartner für Elektriker, Caterer, Tontechniker oder Lieferanten ist sein Wissen rund ums Rathaus gefragt. Er, der daheim Herr über hundert Hühner ist, erklärt, repariert, zeigt wo es lang geht. Das Rathaus ist sein Reich: „Ein tolles, prächtiges Mädchen, mit 1.200 Jahre altem Gemäuer, das hat was“, schwärmt der gelernte Forstwirt, der bereits drei Oberbürgermeistern diente. „Wenn ich meiner Frau glauben darf, dann ist das Rathaus mein erstes Zuhause“, scherzt Spees und ergänzt: „Ganz so ist es nicht, aber für mich ist die Arbeit im Rathaus mehr als nur ein Job, ich bin dankbar, hier arbeiten zu dürfen. Es macht wirklich Spaß und man trifft auf viele nette Menschen.“ Das Krönungsmahl ist für den gebürtigen Horbacher (da legt er Wert drauf), dem schon Karlspreisträger US-Präsident Bill Clinton die Hand drückte, ein besonderes Ereignis – jedes Jahr: Es ist die einmalige Atmosphäre, die den Hausmeister fasziniert. „Mit der Begrüßung durch die Stadtgarde, über den Empfang im Weißen Saal, dem würdevollen Aufgang durchs Treppenhaus, dem Mahl, der
Denen steht Heinz Spees zur Seite, obwohl auch auf diesem Gebiet ein eingespieltes Team seit zehn Jahren mit ihm zusammen arbeitet. Beim Aufbau sei noch nie etwas schief gelaufen, verrät er. Dennoch: Routine ist für ihn ein Fremdwort, trotz aller Erfahrung. Jedes Jahr gab es Neuerungen, ob es die Lautsprecheranlage, die Beleuchtung oder Bestuhlung war,
die der Rathausverein dank großzügiger Spenden neu anschaffen konnte. Während der Veranstaltung kann sich Heinz Spees meist entspannt zurücklehnen. Alles läuft reibungslos, wie die zehnjährige Praxis zeigt – bis auf eine Ausnahme: Ausgerechnet als der Hausmeister einmal wegen der Krankheit seines kleinen Sohnes am Veranstaltungsabend nicht teilnehmen konnte, fiel plötzlich der Strom in Teilen des Rathauses aus. Glücklicherweise bekam dies niemand im Saal mit. Per Telefon wurde Spees alarmiert, der kam auch, seinen kranken Sohn im Schlepptau und wies den Elektrikern den richtigen Weg. Auch beim zehnten Krönungsmahl wird wieder alles reibungslos über die Bühne gehen, davon ist der Hausmeister fest überzeugt. Von den Geschenken für die Besucher über die Garderobe bis hin zu den Plätzen für die fast 300 Besucher es ist alles bestens geregelt: „Sogar Filz haben wir unter die Stühle geklebt, damit es nicht beim Stühlerücken zu laut wird“.
Bevor Heinz Spees mit dem Bühnenaufbau beginnt, wird der Saal geräumt und gesäubert.
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Peter Brust
Ne ร cher Duemjroef
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it ihrer prächtigen Uniform, dem gelben Wams mit Stulpen, dem blitzweißen Kragen, der bordeauxroten Hose, den gelben Strümpfen und Stulpenstiefeln sowie dem blauen Umhang sind die schmucken Männer jedes Jahr zum Krönungsmahl das Empfangskommitee. Die „Rathausgarde Öcher Duemjroefe“ ist fester Bestandteil der Veranstaltung, von Anfang an dabei und somit unverzichtbar. Schon zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung versammelt sich die Schar aus etwa 25 uniformierten Aachenern, um das Rathaus symbolisch zu bewachen und die Gäste willkommen zu heißen. Fackelträger und Fanfarenbläser unterstützen die Männer mit den Hellebarden. Eigentlich sind die „Öcher Duemjroefe“ ein Karnevalsverein, doch seit vielen Jahren haben sie sich neben der Pflege des Brauchtums auch die Verpflichtung zu Pflege und Erhalt des Rathauses gegeben. Der Präsident der Garde ist Peter Brust, ein Duemjroef durch und durch. Schon als Junge wurde er vom Vater mit dem Karneval und dem Verein vertraut gemacht. Heute ist der 52-jährige eine treibende Kraft in der Garde. Der Begriff Duemjroef hat in Aachen eine besondere Bedeutung. Wörtlich heißt dies übersetzt Domgraf, doch mit diesem Titel schmückt sich keiner der Garde. Denn ein Duemjroef ist ein Wort, mit dem man jemanden bezeichnet, der durch besondere, lausbubenhafte Streiche auffällt, der ein Bursche ist, der das Herz auf dem rechten Fleck hat und sich durch eine besondere Pfiffigkeit auszeichnet. Entstanden ist der Ausdruck, als Aachen im 13. und 14. Jahrhundert in verschiedene Grafschaften aufgeteilt war. Die Domgrafschaft war das Gebiet des Altstadtkerns rund um Dom und Rathaus. Scherzhafterweise wurde die Jugend dieser Grafschaft „Duemjroefe“ genannt, weil sie die Bürger stets mit schelmischen Streichen zum
Narren hielt. Die charmanten Schlitzohren verstanden es aber immer wieder, für ihr Heimatviertel einzustehen. Was also lag für Peter Brust näher, als er vor zehn Jahren die Kameraden aufrief, sich als Rathausgarde zu betätigen. Ausschlaggebend war ein Gespräch, das Peter Brust mit dem Senator des Vereins, Herbert Wallraf, führte. Dieses umtriebige und stets für das Stadthaus kämpfende Vorstandsmitglied des Rathausvereins hatte die Idee zum Auftritt. „Das wäre doch eine schicke Sache“, meinte damals der emsige Möbelkaufmann, denn: „Herkunft und schmucke Ausrüstung passen bestens.“
im Laufe der Jahre noch vermehrt. Auch beim Karls- und Integrationsfest sind die Uniformierten zu sehen. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt ist man bei allen Veranstaltungen zum Wohle des Rathauses dabei. Alt-Oberbürgermeister Jürgen Linden nannte die Männer scherzhaft „Leibgarde des OB“. Er war es auch, der den öffentlichen Segen der Stadt gab, dass sich die Duemjroefe fortan „Rathausgarde des Rathausverein Aachen e.V. nennen durfte. Im Jahr 2009 beschloss der Verein, das KG für Karnevalsgesellschaft aus dem Namen zu entfernen. Seitdem lautet er „Rathausgarde Öcher Duemjroefe 1953 e.V.“.
Hellebard statt Floret Die Rathausgarde ist immer dabei.
Damit lag er nicht ganz richtig, denn auch Karnevalisten haben einen Ehrenkodex. Ihre Uniformen bleiben außerhalb der fünften Jahreszeit im Schrank, Orden und Ehrenzeichen werden in die Schublade verbannt. Doch Duemjroefe wären nicht Duemjroefe: Also holten sie sich den Segen beim Bund Deutscher Karneval, tauschten ihr närrisches Florett gegen historische Hellebarden, legten sich zwei Torhäuser zu, ergänzten die Mannschaft um Fanfarenbläser und Fackelträger. Eine ideale Rathausgarde. Die Auftritte haben sich
Wenn die Besucher des Krönungsmahls die festliche Stätte zu später Stunde verlassen, steht die Rathausgarde noch immer vor der prächtigen Fassade. - Schon wieder, muss es korrekterweise heißen, denn die Gardisten stehen nicht die vielen Stunden in der Oktobernacht: „Wir nutzen vielmehr die Zeit, um über die kommende KarnevalsSession und unsere dortigen Auftritte zu sprechen“, sagt Präsident Brust. „Immerhin ist der 23. Oktober schon nah am 11.11. und da werden wir wieder närrisch.“
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Günter Foré
Der Herr der Dinge
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r ist der Herr der Dinge. Günter Foré hat es einmal ausgerechnet: Wenn 300 Personen zum Krönungsmahl kommen, dann muss er mit seiner Brigade etwa 25.000 Einzelteile vom Hotel Pullman Quellenhof ins Rathaus schaffen. Von Kaffeelöffelchen, Messern und Gabeln über die Tische bis hin zum großen Kochtopf und all den anderen Utensilien für die Küche. Eine logistische Meisterleistung. Doch damit ist es nicht getan. Die Gäste wollen bewirtet werden, die etwa 30 Servicekräfte dirigiert sein. Alles muss klappen wie am Schnürchen. Günter Foré hat die Fäden in der Hand – seit zehn Jahren. Er ist Gastronom durch und durch. Der 58 Jahre alte Bankettleiter aus dem Quellenhof ist nach eigenem Bekunden „ein alter Hase im Geschäft“ und „weiß, wo jeder Stuhl und Tisch zu stehen hat“. Nicht genug. Er kennt seine Gäste: Der Herr X an Tisch soundso hat eine Allergie, Frau Y an Tisch X isst kein Fleisch, aber Fisch, und am Tisch vor der Bühne muss genug Sprudelwasser bereit stehen. Die meisten Teilnehmer am Krönungsmahl sind Stammgäste, das macht es leicht, aber nicht zur Routine, betont der Bankettleiter: „Alleine im letzten Jahr hatten wir
zehn Sonderwünsche, denen kommen wir selbstverständlich nach.“ Doch vor der Lust kommt die Last. Mit einem 7,5-Tonner und zwei Kleintransportern macht sich das Eventteam aus dem Quellenhof auf den Weg. Bis vor zwei Jahren mussten die Tische noch in den Saal hoch getragen werden, weil der Aufzug zu klein war. Der ist jetzt größer, und das erleichtert die Arbeit – auch für das kochende Personal. Acht Jahre lang wurde nämlich im Erdgeschoß die Küche aufgeschlagen, jetzt findet nahezu unbemerkt die Speisenzubereitung im Krönungssaal selbst statt – diskret versteckt hinter Stellwänden. Mit weißen Handschuhen Da braucht nun auch keiner mehr Angst zu haben, dass die Speisen nicht mehr warm genug auf die Tische kommen. Dennoch: Die mit weißen Handschuhen ausgestatteten Kellnerinnen und Kellner tragen immer noch die Teller mit großen Servierglocken „behütet“ zu den Gästen. Das Geschirr ist vorher in Wärmewagen temperiert worden, und das ist auch mit ein Grund, warum die Servierkräfte weiße Handschuhe tragen. Günter Foré lüftet
Sorgt dafür, dass jeder der knapp 300 Gäste rechtzeitig sein warmes Essen erhält: Das Servicekräfteteam rund um Günter Foré.
das Geheimnis: „Unter den Handschuhen haben wir die Finger mit Pflaster versehen, damit sich niemand die Finger durch die Hitze verletzt.“ Einmal sei es sogar vorgekommen, dass aus Versehen die Teller in der Wärmekammer unbemerkt überhitzt wurden, die Kellner aber dank des Schutzes keinen Schaden davontrugen. „Alles läuft wie ein Uhrwerk“, schwärmt Quellenhof-Direktor Walter Hubel. Er ist erst seit dem letzten Jahr in Aachen und hat das Erbe von Olaf Offers und Edgar Lichter angetreten. Edgar Lichter hat vor zehn Jahren das Mahl mit aus der Taufe gehoben. Mit Begeisterung unterstützte Olaf Offers in den folgenden sieben Jahren das Benefizdinner und auch Hubel war bei seinem ersten Krönungsmahl „total fasziniert“. Er kennt sich in Sachen Großveranstaltungen bestens aus, war er doch selber einmal für das Bankettgeschäft in einem anderen Hotel zuständig. Obwohl Günter Foré ein alter Hase ist, gesteht er ein, immer wieder Lampenfieber zu haben – gerade in der letzten Stunde vor dem Mahl: „Die Anweisungen kommen anders, es wird etwas hektisch. Aber wenn die erste Flasche Wein ausgeschenkt und der erste Teller an den Tisch kommt, stellt sich ein beruhigendes Gefühl ein. Die Mannschaft ist sehr diszipliniert, alles geht auf Blickkontakt, geredet wird nur im Flüsterton. Und dann läuft alles wie ein Uhrwerk ab.“ Pannen? Foré muss lachen. Ja, auch die gibt es manchmal, aber davon merken die Gäste nichts. So blieb vor Jahren mal die Vorspeise im Aufzug stecken. Stromausfall. Bevor Hausmeister Heinz Spees wieder den Saft fließen ließ, waren im Erdgeschoß die Teller schon neu angerichtet und wurden per pedes in den Saal gebracht.
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Jeroen Rumpen
Der Küchenkünstler
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„
Wenn alles gegessen ist, dann nehmen wir das Wort Krönungsmahl nicht mehr in den Mund“, sagt scherzhaft derjenige, der die Suppe eingebrockt hat und überhaupt für die köstlichen Speisen verantwortlich war. Jeroen Rumpen und sein über zwanzigköpfiges Küchenteam fühlt sich erleichtert, wenn das letzte Dessert am Platz ist. Der Adrenalinspiegel sinkt langsam, und die Anspannung vieler Wochen wird nach getaner Arbeit mit einem Schlückchen Bier weggespült. Das Krönungsmahl bedeutet für die Quellenhofköche und vor allem für Jeroen Rumpen Hektik und Stress. Der gebürtige Limburger (darauf legt er Wert) ist seit zehn Jahren schon dabei, die letzten fünf als Chef. Und als solcher muss er sich schon früh im Jahr Gedanken machen über das, was auf den Tisch kommen soll. „Es ist schwierig, immer etwas Neues zu kreieren“, sagt der engagierte Koch. „Zumal wir immer wieder uns bekannte Gäste haben, die nicht alles essen können, was wir gerne auf den Tisch bringen möchten. Außerdem will ich auch ein wenig auf die saisonalen Gegebenheiten eingehen, denn schließlich kommt bei uns alles frisch auf den Tisch.“ Spannend wird es für den Chef, wenn vier Wochen vor dem Mahl ein Probeessen nach seinen Vorschlägen stattfindet. Kein Zuckerschlecken: Vier Menüs mit vier Gängen tischt der Koch auf, klein portioniert versteht sich. Die kritischen Gaumen einiger Herren vom Rathausverein entscheiden, begleitet mit vielen Kommentaren, was am 23. Oktober auf den Tisch kommt. Für Jeroen Rumpen geht nichts ohne „meine rechte und manchmal linke Hand“, wie er seinen Sous-Chef Marcel Rother bezeichnet. Der junge Koch hat bereits einige Krönungsmahle mitgemacht und berichtet von „Gänsehautfeeling“: Wenn zum Schluss die gesamte Brigade sich den Gästen vorstellt und den verdienten Applaus
in Empfang nimmt, dann ist für Rother und Kollegen die harte Arbeit vergessen.
Hier geht alles wie am Fließband. Die Quellenhofköche füllen die Teller mit Fleisch, Gemüse, Salat etc. Die begann in diesem Jahr schon am Wochenende vor dem 23. Oktober. Sud und Süppchen wurden angerührt, vorbereitet, was vorbereitet werden konnte. „Bei uns kommt nichts aus der Tüte oder dem Gefrierfach“, unterstreicht Rumpen, ehe es dann am Montag mit dem Aufbau der Ersatzküche im Erdgeschoss des Rathauses weiterging. In einzelne Päckchen verpackt, liegen die Speisen für die Sonderwünsche zurecht. Braten und Brutzeln, Rühren und Backen, Abschmecken und Abstimmen, all das findet unten im Rathaus statt. Mit Wärmewagen fahren die Kochkünste der Rumpen-Brigade per Aufzug in die Nähe der Festtafeln. Hinter Stellwänden werden dann die Teller angerichtet. Das hört sich banal an, aber in 12 Minuten mal eben über 300 lukullische Kunstwerke zu kreieren ist hohe Schule. Alles geht wie am Fließband. Nebeneinander stehen die Köche, der Chef vorneweg, dann werden per Hand die Teller von einem zum nächsten geschoben. Jeder gibt etwas dazu, Fleisch, Gemüse, Salat –
was so auf den Tisch kommen soll. „Das Tellerschieben ist eine Kunst“, sagt Jeroen Rumpen, denn „es darf nicht gekleckert werden, alles muss für das Auge optimal sein“. Dass es schmecken muss, versteht sich von selbst. Und dass dies der Fall ist, das kann der 35-jährige Küchenchef nur bestätigen. In den vergangenen Jahren habe es nie eine Beschwerde über das Essen gegeben, betont er. Peinlich ist dem gebürtigen Kerkrader nur eine Panne, ausgerechnet in seinem ersten Chefjahr: Seine liebvoll gebackenen Vogelnester, in denen dekorativ der Kartoffelbrei garniert werden sollte, platzten. Und da Improvisation mit zur Kochkunst gehört, schaffte das Team es, den Schaden für die Gäste unbemerkt zu begrenzen. Wie? Das bleibt Rumpens Geheimnis. Kein Geheimnis machen der Küchenchef und sein Stellvertreter daraus, wie stolz sie sind, dieses doch sehr arbeitsintensive Ereignis zu gestalten. „Wir, der Quellenhof, sind das erste Haus am Platz. Das wollen wir zeigen und beweisen. Wenn wir wie hier gefordert werden, geben wir alles“, sagt Rumpen. Aber, so unterstreicht er: „Das Rathaus ist ein Teil unserer Geschichte. Und wenn wir sehen - vor allem auch unsere jungen Auszubildenden - was wir mit diesem Krönungsmahl schaffen, dann erfüllt das alle mit Freude und Stolz. Das fängt bei der schönen Beleuchtung an: Dank Bernd Krumbach und des neuen Lichtsystems herrscht eine prachtvolle Atmosphäre. Und der Weiße Saal, der ist jetzt keine graue Kiste mehr. Es ist schön, am Ende des Abends dazustehen und zu denken: Dafür haben wir gearbeitet, das ist unsere Belohnung.“ Jeroen Rumpen, Marcel Rother und die gesamte Quellenhof-Mannschaft haben auch in diesem Jahr wieder alles gegeben, damit wieder viele Spenden für das Rathaus kommen.
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Irene Schulte-Hillen
Herz der Stiftung Musikleben
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ebekka Markowski, Caspar Frantz und der nur 17 Jahre alte Alexander Vorontsov – wieder sind es drei junge Hoffnungsträger der klassischen Musikszene, die dem Publikum beim 10. Krönungsmahl im Aachener Rathaus eine Kostprobe ihres Könnens liefern. Wie all die anderen Künstler, die in den Jahren zuvor unter dem Deckengewölbe des stimmungsvoll in Szene gesetzten Krönungssaales ihren Auftritt hatten, sind sie jung, ambitioniert und hoch begabt. Aber weil diese Kombination im Leben mitunter nicht reicht, um den Weg bis ganz nach oben zu schaffen, werden sie besonders gefördert – von der Deutschen Stiftung Musikleben. Das Gesicht und Herz dieser Stiftung ist deren Präsidentin Irene Schulte-Hillen. Die Spendensammlerin, Diplomatin und Netzwerkerin ist studierte Volkswirtin und ausgebildete Sängerin mit tiefen Aachener Wurzeln. Sie widmete sich zunächst der Familie und ihren vier Kindern, ehe sie 1987 zur Stiftung fand. „Eher ein Zufall, so wie es viele Zufälle in meinem Leben gab. Den einen oder anderen habe ich erkannt“, blickt Irene Schulte-Hillen zurück. Für die Stiftung war sie ein Glücksfall. Für die Musikwelt auch. Unermüdlicher Einsatz 1962 war die Stiftung von Hamburger Kaufleuten und Bankiers gegründet und von deren Freunden mit Spenden unterstützt worden. Mit Irene Schulte-Hillen jedoch bekam sie ihr markantes Profil. Unermüdlich im Einsatz suchte sie Mäzene und Förderer und stellte ein ausschließlich durch Spendengelder finanziertes Programm für Ausnahmetalente auf, das sich sehen lassen kann. Die Stiftung verleiht heute Spitzen-Instrumente an SpitzenTalente, sorgt dafür, dass diese zumeist sehr jungen Menschen Podiumserfahrung
bekommen, sie vermittelt ihnen wichtige Kontakte oder beschafft die finanziellen Mittel für Auslandsstudienplätze. Das Ganze ist als maßgeschneiderte Förderung zu verstehen, mit einem stets sehr engen, persönlichen und meist jahrelangen Kontakt zwischen der Stiftung und ihren Schützlingen. Stolz ist Irene Schulte-Hillen darüber, dass viele ihrer Ehemaligen längst den Weg an die internationale Spitze der klassischen Musikszene geschafft haben. Und rückblickend auch ein bisschen verwundert: „Ich habe nie gedacht, dass dieses Ehrenamt einmal so sehr Besitz von mir ergreifen würde“, sagt sie. Bei allem bürgerschaftlichen Engagement, das von ihr ein „Heute hier und morgen dort“ verlangt, ist Irene SchulteHillen mit Begeisterung ihrer Heimatstadt Aachen verbunden. Nicht zuletzt, weil sie im Karlspreisdirektorium sitzt, einem Gremium, das häufig tagt. Es sei ein wunderbarer Kreis, in dem zu wirken ihr bei allem ernsthaften Ringen um die immer wieder richtige Entscheidung große Freude bereite. Ein Glücksgefühl bereite ihr auch die Gewissheit, dass sie auf diese Weise Aachen etwas zurückgeben könne, nachdem sie „hier glücklich aufgewachsen“ sei – mitsamt dem Karneval oder dem Reitturnier. „So etwas fehlt mir im Norden“, gesteht sie. Und schwärmt überhaupt: In Aachen sei Geschichte so wunderbar lebendig und greifbar. Die Oecher hätten es verinnerlicht, dieses Motto „Leben und Leben lassen“. Nichts werde dramatisch ernst genommen. „Man streitet schnell und verträgt sich auch schnell“. Allenthalben spürbar seien Vertrauen, Stärke, Kraft und Miteinander. Sogar das ehrenamtliche Engagement sei beispielhaft in dieser Stadt, findet sie. Irene Schulte-Hillen ist Aachen im Herzen durch und durch treu geblieben. Da konnte sie noch so weit weg sein: In Spa-
nien, in Amerika, etwas weiter südlich oder auch etwas weiter nördlich in Deutschland. So liebt sie die Ecken zwischen Annastraße und Dom, den Lousberg-Obelisken oder den Garten ihres Elternhauses – alles Orte, die sie auf besondere Weise mit ihrer Kindheit in Verbindung bringt. Von Kind an verbunden Als Enkelin von Karlspreis-Mitbegründer Kurt Pfeiffer und Tochter von Aachens Ehrenbürger Jost Pfeiffer hat sie natürlich auch eine besondere Beziehung zum Rathaus, in dem sie von frühen Kindesbeinen an regelmäßiger Gast bei den Karlspreisverleihungen war. „Das war immer ein ganz wichtiger Tag in unserer Familie“. Warme und bewundernde Worte findet sie insbesondere für den KrönungmahlMitinitiator Georg Helg: „Er ruht und rastet nicht. Er ist mit Enthusiasmus und Leidenschaft bei der Sache und steckt damit andere an.“ Gleiches kann man über Irene Schulte-Hillen sagen. Mit Freude registriert sie die Begeisterung und Dankbarkeit des Aachener Publikums über die Auftritte der Stipendiaten und Preisträger ihrer Stiftung. Auch dieses Jahr wird das so sein: Bei dem eingespielten Duo Markowski/Frantz an Cello und Klavier und dem blutjungen Pianisten Vorontsov.
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as Krönungsmahl ist auch auf Unterstützung durch engagierte Aachener Unternehmen angewiesen. Als zuverlässige Partner sind dies vor allem BABOR, Pro Idee und das Hotel Pullman Aachen Quellenhof. BABOR „Wenn es gilt, so etwas wundervolles wie das Aachener Rathaus zu bewahren, leisten wir natürlich gern einen Beitrag“, erklärt BABOR-Verwaltungsratsvorsitzende Jutta Kleine-Tebbe. „Gemeinsam mit den Aachener Rathausverein möchten wir Schönes erhalten - und noch ein wenig schöner machen. Das passt wunderbar zur Philosophie von BABOR.“
es rund 350 - und als Auftraggeber für die Aachener Wirtschaftsregion, sondern auch als Sponsor, dem die sozialen und kulturellen Belange seines Heimatstandortes am Herzen liegen. Der Erhalt des historischen Rathauses gehört für BABOR Cosmetics selbstverständlich dazu, und so fördert das Unternehmen gern die harmonische Verbindung aus Historie und Gegenwart in seiner Heimatstadt. Auch darüber hinaus ist BABOR in der Region aktiv und unterstützt beispielsweise seit zwanzig Jahren das Zentrum für soziale Arbeit in Burtscheid. Pro
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Idee
Die Firma Pro Idee war im Jahr 2003
Die Sponsoren Eine Herzensangelegenheit
Die treuen Sponsoren des Krönungsmahls setzen sich ein für den Erhalt seiner Krönungsstätte.
BABOR steht für Beauty made in Aachen. Am Firmensitz in der Neuenhofstraße forscht, entwickelt und produziert BABOR hochwertige Kosmetikprodukte und vertreibt diese nicht nur in Deutschland, sondern in mehr als 60 Ländern weltweit. Gleichzeitig ist das Unternehmen regional verwurzelt. Mit den Aachener Hochschulen beispielsweise arbeitet es auf dem Gebiet der Forschung zusammen. Außerdem bezieht es mit dem Aachener Thermalwasser einen lokalen Inhaltsstoff für eine Produktlinie. Gleichzeitig ist sich BABOR der sozialen Verantwortung des Unternehmens am Standort Aachen bewusst. Nicht nur als Arbeitgeber für 270 Menschen in Aachen – weltweit sind
der erste Sponsor des Aachener Krönungsfestes. Diese Unterstützung eines Festmahles, das dem Erhalt des Rathauses dient, wurde seitdem in jedem Jahr fortgesetzt. Sie hat jetzt eine zehnjährige Tradition und finanziell gesehen einen sechsstelligen Betrag erreicht. Zusätzlich sorgt der Pro Idee Weinkeller in jedem Jahr für den Aachener Krönungswein. Das ist der Rotwein, der beim Krönungsmahl zum Hauptgericht gereicht wird. Er wird Jahr für Jahr von einer Jury bestimmt und passend zum Menu ausgewählt. Das Motiv für das Engagement der Firma erklärt Geschäftsführer Dieter Junghans: „Wir sind ein Familienunternehmen
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und - auch wenn die meisten unserer Kunden nicht in Aachen wohnen - sehr mit der Stadt verbunden. Unsere Mitarbeiter stammen überwiegend aus dieser Stadt und leben hier. Wir wollen etwas dazu beitragen, unser Lebensumfeld zu verbessern. Dazu gehört auch die Pflege unseres Rathauses.“
Herzenssache. Es ist die schönste Veranstaltung des Jahres, ein Highlight in der Stadt, zwar im kleinen Rahmen, aber mit großer Wirkung“, so der Hotel-Chef. Er ist erst seit einem Jahr in Aachen, aber für ihn und sein Team ist es „eine besondere Ehre, etwas für das Rathaus zu tun“. Ein Engagement für die Stadt
Dieter Junghans, Pro
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Idee
Stadt sich auch um die Belange anderer Mitbürger kümmern. Das gilt vielleicht sogar besonders für Unternehmen. „Corporate Social Responsibility“ ist zwar ein Fremdwort, aber seine Bedeutung darf uns nicht fremd sein.“ Quellenhof Jutta Kleine-Tebbe, BABOR
Pro Idee sieht generell in der Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung eine wichtige Aufgabe, die auch in den Unternehmenszielen verankert ist. Neben der guten Leistung für Kunden und zukunftstauglichen Arbeitsplätzen sind für Pro Idee auch freiwillige Engagements wichtig – wie beispielsweise die Unterstützung des Pro-Idee-Kinderhilfsfonds, der seit 17 Jahren Kindern in besonders schweren Lebenssituationen weiterhilft. „Es sollte doch eigentlich ganz selbstverständlich sein, dass die Bürger einer
Das Pullman Hotel Quellenhof heißt in Aachen eigentlich nur „Der Quellenhof“. Das traditionsreiche Haus ist das erste Haus am Platz, Wirtschaftsgrößen, Stars und Sternchen stiegen ab, aber auch gekrönte Häupter bettete man bestens. So war es für den damaligen Direktor des Hauses eigentlich keine Frage, ob er mit seinem Team beim ersten Krönungsmahl dabei war. Edgar Lichter sagte seinerzeit direkt zu. Seitdem ist die Mannschaft Hauptakteur des Ereignisses – denn ein Jahr später führte Olaf Offers die Zusammenarbeit erfolgreich weiter. Für Walter Hubel, den heutigen General Manager des zur Accor-Gruppe gehörenden Hotels, ist das Krönungsmahl „mittlerweile eine
Walter Hubel, Pullman Hotel Quellenhof
ist dem Quellenhof selbstverständlich, weil das Haus nicht zuletzt auch durch die Veranstaltung des Krönungsmahls als Leistungsträger anerkannt wird. Mit der in diesem Jahr erstmaligen Übernahme der Verantwortung als Veranstalter möchte Walter Hubel die Ernsthaftigkeit seines Engagements unterstreichen.
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eim 10. Krönungsmahl zugunsten des Aachener Rathauses wird JeanClaude Juncker, Premierminister von Luxemburg, als Dinner-Speaker zum Thema „Europa, Euro: Wohin geht die Reise?“ reden. Jean-Claude Juncker wurde am 9. Dezember 1954 in Redingen an der Attert geboren. Nach dem Besuch des klassischen Gymnasiums im Internat von Clairefontaine (Belgien) immatrikulierte sich JeanClaude Juncker 1975 an der Juristischen Fakultät der Universität Straßburg, wo er 1979 einen Juraabschluss erwarb. Im Februar 1980 wurde er als Rechtsanwalt vereidigt, doch aufgrund seines frühzeitigen politischen Engagements und seines Regierungseintritts übte er diesen Beruf niemals aus. Als im Dezember 1982 ein Regierungsposten frei wurde, konnte der damalige Minister der Finanzen Jacques Santer Premierminister Pierre Werner davon überzeugen, den jungen Jean-Claude Juncker zum Staatssekretär für Arbeit und soziale Sicherheit zu ernennen, zwei Gebie-
des Rates der Europäischen Gemeinschaften innehatte, leitete Jean-Claude Juncker die Räte Soziales und Haushalt. In diese Zeit fällt auch der Beginn seines entschlossenen Engagements für Europa, das auf der festen Überzeugung beruht, dass nur die europäische Einigung den Frieden in Europa dauerhaft sichern kann. Treibende Kraft Nach den Parlamentswahlen vom Juni 1989 begann mit Jean-Claude Junckers Ernennung zum Minister der Finanzen sowie zum Minister für Arbeit eine neue Etappe seiner politischen Laufbahn. Als amtierender Vorsitzender des Rates Wirtschaft und Finanzen wurde JeanClaude Juncker 1991 zu einem der federführenden Akteure bei der Ausarbeitung des Maastrichter Vertrages, insbesondere der Abschnitte über die Wirtschafts- und Währungsunion, die er zu weiten Teilen selbst verfasste. Bei einem informellen Treffen der Finanzminister der 12 Mitgliedstaaten, das im Mai desselben Jahres
Abgeordnetenkammer gewählt, wobei er als Minister die Ressorts Finanzen und Arbeit behielt. Nachdem der Europäische Rat Premierminister Jacques Santer für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten designiert und das Europäische Parlament dessen Ernennung bestätigt hatte, wurde Jean-Claude Juncker am 20. Januar 1995 zum Premierminister und Staatsminister ernannt. Als Regierungschef blieb er weiterhin Minister der Finanzen sowie Minister für Arbeit und Beschäftigung. Starker Einsatz in der Entwicklungshilfe Jean-Claude Juncker setzte neue Akzente, indem er sich verstärkt für die Repräsentation Luxemburgs im Ausland einsetzte. Zahlreiche offizielle Besuche und Arbeitsbesuche führten ihn durch die ganze Welt. Auf sein Betreiben hin wurden die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu vielen Ländern intensiviert. Von besonderer Bedeutung war dabei die Entwicklungszusammenarbeit mit den Zielländern der Luxemburger
Jean-Claude Juncker Premierminister, Staatsminister, Schatzminister te, die ihm als Politiker ganz besonders am Herzen liegen. Im Juni 1984 wurde Jean-Claude Juncker zum ersten Mal für die Christlich-Soziale Volkspartei (CSV) in die Abgeordnetenkammer gewählt. In der ersten Regierung von Premierminister Jacques Santer wurde er Minister für Arbeit sowie Beigeordneter Minister für den Haushalt. Als Luxemburg 1985 den Vorsitz
in Luxemburg stattfand, kamen die Verhandlungen zur Wirtschafts- und Währungsunion dank Jean-Claude Junckers Vorschlag des „Opting out“-Prinzips für das Vereinigte Königreich zu einem Ergebnis. Im Februar 1992 war Jean-Claude Juncker einer der Unterzeichner des Vertrags von Maastricht. Im Juni 1994 wurde Jean-Claude Juncker erneut in die
Entwicklungshilfe. Mit einer öffentlichen Entwicklungshilfe von mehr als 0,8% seines BIP gehörte Luxemburg bereits 2001 zu den fünf am stärksten engagierten Ländern im Bereich Entwicklungszusammenarbeit. Im Zusammenhang mit dem Stabilitätspakt zur Wirtschafts- und Währungsunion gelang es Jean-Claude Juncker im Dezember 1996 bei den heiklen Verhandlungen
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Jean-Claude Juncker, Premierminister von Luxemburg
zwischen dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac erfolgreich zu vermitteln. Hieraufhin wurde er von der internationalen Presse als „Held von Dublin“ gewürdigt. Der Luxemburger
Vorsitz des Rates der Europäischen Union im zweiten Halbjahr 1997 bot Jean-Claude Juncker die Gelegenheit, mit seinen Ambitionen für ein sozialeres Europa Akzente zu setzen. So wurde bei der außerordentlichen Sitzung des Europäischen Rates über
Beschäftigungsfragen im November 1997 der sogenannte „Luxemburg-Prozess“ eingeleitet, durch den die Mitgliedstaaten verpflichtet wurden, jährlich einen Aktionsplan für Beschäftigung vorzulegen sowie quantitative und nachprüfbare Kriterien bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu erfüllen. Nach den Parlamentswahlen vom Juni 1999 wurde Jean-Claude Juncker Premierminister und Staatsminister einer Regierung aus Vertretern von CSV und Demokratischer Partei (DP), die eine seit 15 Jahre bestehende Koalition aus CSV und Luxemburger Sozialistischer Arbeiterpartei (LSAP) ablöste. Im Anschluss an die Parlamentswahlen vom 13. Juni 2004, bei denen er ein persönliches Rekordergebnis erzielen konnte, wurde Jean-Claude Juncker am 31. Juli 2004 erneut Premierminister, Staatsminister und Minister der Finanzen, nun jedoch wieder in einer CSV-LSAP-Regierung. Seit dem 1. Januar 2005 ist Jean-Claude Juncker ebenfalls erster ständiger Vorsitzender der Euro-Gruppe, die sich aus den Finanzministern der Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets zusammensetzt. Im Rahmen der Fortführung der CSV-LSAP-Koalition im Anschluss an die Parlamentswahlen vom 7. Juni 2009 wurde Jean-Claude Juncker am 23. Juli 2009 erneut zum Premierminister und Staatsminister sowie zum Schatzminister ernannt. In Anerkennung seines Engagements für die europäische Idee erhielt Jean-Claude Juncker eine Reihe bedeutender internationaler politischer Auszeichnungen, darunter den renommierten Aachener Karlspreis im Jahr 2006.
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Das neue Lichtsystem leuchtet die Tiefen des Krönungssaals voll aus.
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en Erhalt des bedeutendsten weltlichen Bauwerks der Stadt Aachen – das hat sich der im April 2002 unter Vorsitz des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Jürgen Linden gegründete Rathausverein als Ziel gesetzt. Und dieser Zielsetzung folgten Taten. Die Liste der in den vergangenen zehn Jahren bereits realisierten Projekte kann sich sehen lassen – doch auch in Zukunft gibt es einiges zu tun. Um 1350 wurde der Aufbau des gotischen Rathauses auf den Fundamenten der Königshalle aus der Zeit Karls des Großen fertiggestellt. Die jahrhundertlange Geschichte des Aachener Wahrzeichens hat seine Spuren hinterlassen und nicht nur der Zahn der Zeit nagt am Gemäuer. Viele Schäden sind auf vergangene Maßnahmen zurückzuführen. So ist beispielsweise die Fassade durch Veränderungen in den verschiedenen Kulturepochen fragil geworden. Hinzu kommen Beschädigungen wie zuletzt beim Erdbeben Anfang der 90er Jahre. Auch im Inneren der alten Gemäuer gibt es eine Vielzahl von Baustellen. Für Projekte, wie beispielsweise eine neue Be-
Schon viel erreicht Sanierungsprojekte im Rathaus leuchtungsanlage waren erhebliche konstruktive Maßnahmen und somit hohe Geldsummen notwendig. Hier ergänzt der Rathausverein Stadt und Land durch Werben und Sammeln. Werben für das Interesse am Erhalt dieses Wahrzeichens für Bürgersinn sowie Sammeln von finanziellen Mitteln, um notwendige Sanierungs- und Restaurierungsprojekte anzugehen. Der Verein bietet eine Möglichkeit, auf das Rathaus aufmerksam zu machen und die Verbundenheit mit diesem zu stärken. Neben den Beiträgen der aktuell 330 Vereinsmitglieder sowie regelmäßigen Spenden zählt vor allem das jährliche Krönungsmahl zu den wichtigsten Quellen, aus denen der Rathausverein zur Erfüllung seiner Aufgaben schöpfen kann.
Der erste Eindruck zählt – Neugestaltung des Foyers Rund 250.000 Besucher betreten jährlich das Aachener Rathaus – und dabei als erstes das Foyer. Bis August 2006 vermittelte dieses keinen guten ersten Eindruck. Die dunkle, unfreundliche Eingangshalle, in der die letzten Veränderungen 1979 vorgenommen wurden, wirkte nicht besonders einladend. Höchste Zeit, dass hier Hand angelegt wurde. Der Rathausverein steuerte 135.000 Euro bei und ermöglichte damit die Renovierung des Foyers. Farbe und Licht sorgten nach den Plänen der Innenarchitektin Heike Falkenberg vom Büro RKV aus Düsseldorf für die notwendige Aufhellung. Bei der Kon-
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zeptentwicklung stand die Erhaltung der Geschichte im Vordergrund. So wurde beispielsweise die zuvor in einem dunklen Olivgrün gehaltene Holzvertäfelung nicht entfernt, sondern nur durch einen neuen Anstrich aufgehellt. Ein Teil der vorhandenen Ausstattungselemente musste jedoch weichen. Vitrinen, Schränke und alte Sitzmöbel machten Platz für eine moderne Pförtnertheke. Statt einem zentralen Leuchter, der wie ein Raumteiler im Foyer wirkte, hängen nun zwei schlichte Radleuchter von der gewölbten Decke herab. Die Wände erstrahlen in hellem Weiß und alles ist wie geplant heller, freundlicher und einladender. Großprojekt „Mehr Licht“ – Neue Beleuchtung für den Krönungssaal Ein Punkt stand bereits kurz nach der Gründung des Rathausvereins ganz oben auf dessen Agenda: Ein neues Beleuchtungssystem für den Krönungssaal. Die aus den 60er Jahren stammende Beleuchtungsanlage sorgte immer häufiger für Kritik durch Veranstalter und Fernsehsender, die
bei Organisation und Aufzeichnung der im Krönungssaal stattfindenden Events Schwierigkeiten mit der Ausleuchtung im geschichtsträchtigen Gemäuer hatten. Die Verbesserung der Lichtverhältnisse – die 1.360 Glühbirnen der alten Anlage blendeten die Besucher und leuchteten dabei nicht die Tiefen des Raumes vernünftig aus – war sicherlich ein Hauptgrund für die Notwendigkeit des Projekts. Hinzu kam, dass mit den Lampen mehr Wärme als Licht erzeugt wurde. Der Austausch spröde gewordener Sockel und Stromkabel musste ebenfalls dringend angegangen werden. Im Herbst 2008 hatte der Rathausverein genug Geld zusammengetragen und das rund 250.000 Euro teure Großprojekt „mehr Licht“ konnte endlich in Auftrag gegeben werden. Bereits mehr als vier Jahre zuvor wurden die ersten Angebote eingeholt, Entwürfe studiert und Spenden gesammelt. Die Planer des beauftragten Aachener Büros „Licht-Bilder“ hatten ein dezentes Konzept erarbeitet, dass vor allem die optimale Beleuchtung für jede Art von Veranstaltung bietet. Vier große, aus Messing hergestellte Ringe mit jeweils
4,50 Metern Durchmesser dienen als Lampenträger. Zusätzlich wurden Strahler an den Wänden eingebaut. Diese Lichtstrukturen dienen dem Raum, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Mit dem neuen Licht können dank zahlreicher Schaltkreise ganz unterschiedliche Beleuchtungen für die verschiedensten Veranstaltungen eingestellt werden. Das Licht beleuchtet auf Wunsch den ganzen Saal, so dass man dort lesen kann, und auch die Fresken werden angestrahlt. Bei Konzerten kann beispielsweise das Licht stark gedimmt werden und somit zu einer völlig neuen Atmosphäre beitragen. Stromsparen stand natürlich auch im Plan. Neben dem geringeren Stromverbrauch der neuen Lampen führt die Möglichkeit, je nach Veranstaltung die Leistung zu halbieren oder sogar zu vierteln, zusätzlich zu deutlichen Einsparungen. Repräsentativer Empfangsraum strahlt wieder – Sanierung Weißer Saal Die hohe Bedeutung des Bürgervereins und seiner Arbeit wird auch am Beispiel
Mit der kleinen Skala zeigt Georg Helg, stellvertretender Vorsitzender des Rathausvereins, wie sich der Weiße Saal im Laufe der Jahre verändert hat.
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der Sanierung des Weißen Saals deutlich. Als im Rahmen der Euregionale 2008 Mittel für die Neugestaltung des Rathauses bewilligt wurden, blieb das geschichtsträchtige Schmuckstück unberücksichtigt. Also wurde der Rathausverein aktiv und stemmte die Finanzierung von 15.000 Euro. Die im Februar 2010 abgeschlossene Komplettsanierung stellt für den Besucher die wohl sichtbarste Aufwertung aller bisher realisierten Projekte des Vereins dar. Der Weiße Saal hat seinen Namen wieder verdient. Die in blasses Grau gehüllten Wände und Decken sowie die Vielzahl von Rissen im Stuckwerk sind Geschichte. Der barocke Vorzeigeraum, der selbst ein Geschichtsbuch ist, erstrahlt schöner denn je. Ab dem 14. Jahrhundert als Ratsstube genutzt, wurde der Raum seit der Barockisierung zwischen 1727 und 1731 zu einem kleinen Festsaal umfunktioniert. Bei der Regotisierung des Hauses zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der barocke Stil erhalten, allerdings von vielen Schichten Tünche überdeckt. Ein Bombenangriff am 14. Juli 1943 führte zur nahezu vollständigen Zerstörung des Saals. Die Wiederherstellung des Raumes nach dem Krieg war die größte Wiederaufbaumaßnahme in der Geschichte des Rathauses. Es dauerte acht Jahre bis der Saal anhand von Fotos komplett restauriert war. Die letzten Arbeiten erfolgten 1978, bevor der Weiße Saal 2010 seine optische Wiedergeburt erlebte und seitdem wieder voller Stolz bei offiziellen Empfängen präsentiert werden kann. Noch heute ist eine Menge kunsthistorischer Details im Prunksaal des Rathauses zu entdecken. Neben den verschiedensten Motiven an den Wänden sind beispielsweise in den Fensterleibungen Symbole der Pax Augusta, dem Augusteischen Frieden, zu finden. Das Friedenssymbol nimmt Bezug auf die langanhaltende innere Frie-
denszeit, die 27 v. Chr. mit der Herrschaft des römischen Kaisers Augustus begann. Erzähler großer Geschichten – Restaurierung von Gemälden Für den Rathausverein erstreckt sich das gesetzte Ziel, nämlich der Erhalt des Rathauses, auch bis auf kleine Details des Aachener Wahrzeichens. Dazu gehören vor allem die Gemälde, anhand deren Geschichten man in die Aachener Historie eintauchen kann. Diese gilt es eins nach dem anderen zu restaurieren. Dank des Engagements des Rathausvereins konnten im Juli 2010 gleich zwei wertvolle Gemälde in neuem Glanz in die historischen Räume zurückkehren. Diplomrestauratorin Stefanie Philipp kümmerte sich um das Gemälde von Stephan Dominic Dauven, der zwischen 1776 und 1786 sechs Mal zum Bürger-Bürgermeister gewählt wurde. Ein Riss im unteren Bereich des Bildes sowie dunkle Retuschen wurden vorsichtig beseitigt. Die Restauratorin reinigte das Gemälde und nahm den Firnis ab. Das Gemälde von König Wilhelm I. erhielt von der Meisterwerkstatt Schoenen den aus noch vorhandenen Bruchstücken restaurierten und ergänzten goldenen Rahmen, der das Kunstwerk zu einem Highlight macht. Mit der sukzessiven Restaurierung der Gesandtenportraits des Aachener Friedens von 1748 im Rathaus begann der Verein im Jahr 2006. Die zehn Gemälde hängen im Friedenssaal sowie im Weißen Saal und erinnern heute – über 250 Jahre später – an die Vertreter der einzelnen Nationen. Als erstes wurde das Gemälde des österreichischen Gesandten Wenzel Anton Graf von Kaunitz-Rietberg vor dem Verfall bewahrt. Nicht nur die Malschicht war angegriffen, sondern auch eine Patina von mehr als 250 Jahren ließ die Farben
verblassen und Details verschwinden. Die Commerzbank-Stiftung unterstützt seit Jahren die Erhaltung besonderer Gemälde. Neben Restaurierungsarbeiten spielen auch Schutzmaßnahmen eine wichtige Rolle. So erhielten die großformatigen Gemälde von Napoleon I. und seiner Gattin Joséphine, die seit über 200 Jahren im Rathaus daran erinnern, dass Aix-laChapelle einmal französisch war, eine Vorrichtung zum besseren Schutz vor klimatischen Einflüssen und Beschädigung. Aktuell Erreichtes und neue Herausforderungen Der Erhalt eines Bauwerks von Größe und Alter des Rathauses ist ein nicht enden wollendes Vorhaben. Es gibt viele offene Baustellen und ständig kommen neue hinzu. Der Rathausverein geht regelmäßig, das bedeutet sobald die finanziellen Mittel vorhanden sind, eines dieser Projekte an. Aktuell steht die Beschallung des Krönungssaals im Vordergrund. Nicht selten finden Veranstaltungen im Krönungssaal statt, bei denen das musikalische Programm eine wichtige Rolle spielt. Umso wichtiger ist es, dass die Akustik stimmt. Im Krönungssaal galt es hier Verbesserungen zu erreichen. Denn die alte Anlage bereitete Rednern und Musikern häufig Schwierigkeiten. Dies hat sich vor wenigen Tagen, und damit pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum des Krönungsmahls, geändert. Der wegen seiner Größe und seiner Säulen schwer zu beschallende Raum wurde mit einer neuen Akustikanlage ausgestattet, die modernsten Anforderungen gerecht wird und mit widrigsten Bedingungen und Halleffekten fertig werden soll. Ende September diesen Jahres wurden die letzten Einstellungen vorgenommen und das Projekt abgeschlossen. Ein völlig neues Klangerlebnis verspricht die rund
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70.000 Euro teure Technik, die durch den Rathausverein finanziert wurde. Auf dieses Erlebnis freut sich vor allem der Kammerkonzertverein Accordate, der auf eine Verbesserung der akustischen Bedingungen im Rathaus gedrängt hatte und sich an einer Gutachtenserstellung beteiligte. Einen weiteren wichtigen Punkt konnte der Rathausverein jetzt als erledigt von seiner Liste streichen. Die Wandbilder im Ark’schen Treppenhaus waren die letzten dieser Art von Historienbilder, die dringend restauriert werden mussten. Hierzu zählten vor allem die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Rethel-Fresken des deutschen Historienmalers Alfred Rethel. Sie haben ihren Platz im Krönungssaal und
stellen historische und legendäre Szenen aus dem Leben Karls des Großen dar. Welchen Herausforderungen sich die Mitglieder des Rathausvereins im nächsten Jahr stellen möchten, wird noch entschieden. Ideen gibt es reichlich, wie beispielsweise die Erläuterung der Fresken im Krönungssaal anhand von Informationen, die über Displays abgespielt werden könnten. „Die Kunstwerke sind ja nicht nur schön anzuschauen, sondern haben auch eine bewegte Geschichte, die jeder Besucher erfahren sollte.“, erklärt Michael Ferber, Geschäftsführer des Rathausvereins. Der ehemalige Chef des städtischen Gebäudemanagements – er stand 32 Jahre lang im Dienst der Stadt und ging vor zwei
Monaten in Ruhestand – schätzt die Arbeit des Bürgervereins besonders: „Es werden schöne Dinge vollbracht, die ohne den Verein auf der Strecke blieben“. Seit der Vereinsgründung im Jahr 2002 sind bis heute rund eine Million Euro in die Vereinskasse geflossen. Die aktuell 330 Mitglieder konnten davon markante Restaurierungsarbeiten zum Erhalt „ihres“ historischen Monuments ermöglichen. Um auch in Zukunft weiterhin so erfolgreich zu sein, ist der Rathausverein auf neue Mitglieder angewiesen und heißt jeden herzlich willkommen, der sich für den Erhalt des ersten Hauses am Platz stark machen möchte.
In den Stuckdecken des Weißen Saals sind viele historische Symbole zu entdecken.
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Zwei neue Teller fürs Tafelsilber: Ulrike und Hans Wimmer haben im Juli die Stadt beschenkt. Darüber freuten sich OB Marcel Philipp (links) und Prosper Brüderlin, Beisitzer des Rathausvereins (rechts).
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as Ratssilber der Stadt Aachen umfasste einmal die stolze Zahl von 581 Einzelstücken. Im Zweiten Weltkrieg kam fast alles abhanden. Seit einigen Jahren sammeln die Aachener nun wieder aufs Neue. Dank vieler Spenden haben sie bereits 30 Silberteller und vier Silberbecher beisammen. Das neue Aachener Ratssilber wurde initiiert durch die Goldund Silberschmiede-Innung Aachen, die im Jahr 1997 dem damaligen Aachener Oberbürgermeister Jürgen Linden einen neuen Platzteller überreichte. Kurz dar-
Neues Tafelsilber
Prosper Brüderlin über den Ratsschatz auf wurde eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Sammlung des Ratssilbers wieder zu komplettieren. Die Stadt Aachen ist stolz und froh, dass das bürgerliche Engagement den Aachener
Ratsschatz, der bei festlichen Anlässen wie dem Karlspreisdinner und dem Krönungsmahl als Platzteller aufgedeckt wird, wieder aufleben lässt.
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Sitzordnung nach Huyskens.
Impressum Herausgeber: Rathausverein Aachen e.V. in Zusammenarbeit mit der Aachener Verlagsgesellschaft mbH Redaktion und Produktion: Jenna Hermanns Manfred Kistermann Andreas Müller Janou Müller-Beuermann Georg Helg
Rathausverein Aachen e.V Rathaus 52058 Aachen Telefon: 0241/432-7305 Fax: 0241/432-8008 E-Mail: rathaus-aachen@mail.aachen.de Internet: www.rathausverein-aachen.de
Layout: Thomas Lemke
Vorstand: Vorsitzender: Oberbürgermeister Marcel Philipp Stellvertreter: Georg Helg Schatzmeister: Christian W. Rother Geschäftsführer: Michael Ferber Ehrenvorsitzender: Dr. Jürgen Linden
Fotografie: show light Andreas Herrmann Kurt Bauer Michael Jaspers Manfred Kistermann Harald Krömer
Beisitzer: Prosper Brüderlin Walter Hubel Dieter Junghans Andreas Müller Ralf Wagemann Herbert Wallraf
Ein besonderer Dank gilt allen Unterstützern, die das Krönungsmahl Jahr für Jahr zu einer erfolgreichen Veranstaltung machen: Dr. BABOR GmbH & Co. KG Pro-Idee GmbH & Co. KG Pullman Aachen Quellenhof Hotel Deutsche Stiftung Musikleben show light Veranstaltungstechnik
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Mit freundlicher Unterst端tzung der Aachener Verlagsgesellschaft mbH Herausgeberin der Aachener Zeitung Dresdener Str. 3, 52068 Aachen
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Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Im altertümlichen Saale, Saß Kaiser Rudolfs heilige Macht Beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, Und alle die Wähler, die sieben, Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, Die Würde des Amtes zu üben. Und rings erfüllte den hohen Balkon Das Volk in freud’gem Gedränge, Laut mischte sich in der Posaunen Ton Das jauchzende Rufen der Menge. Denn geendigt nach langem verderblichen Streit War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wieder auf Erden... Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal Und spricht mit zufriedenen Blicken: „Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das Mahl Mein königlich Herz zu entzücken.“ Friedrich Schiller
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