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Integrierte versorgung

Schnittstellen zu Nahtstellen» ist ein interdisziplinäres Angebot entstanden: Über 30 Ärztinnen und Ärzte unterschiedlichster Fachbereiche stellen die medizinische Grund­ versorgung sicher, es besteht vor Ort ein physiotherapeutisches Angebot und die Spitex Zürich zog an diesem Standort alle ihre Fachstellen zusammen. Und doch sehe ich immer wieder, dass wir noch weit von einer integrierten Versorgung entfernt sind. Was aber macht es denn so schwer, diese Integration zu erreichen? Das Gesundheitswesen ist eine sehr heterogene Branche, die von Abhängigkeiten, Wettbewerb und Gegensätzen gekennzeichnet ist: Ambulanter und stationärer Sektor, selbständig erwerbende und angestellte Fachpersonen, öffentliche und private Anbieter, Leistungserbringer und Leistungsaufträge, mächtige und kleine Akteure. Wie ist es zu bewerkstelligen, dass sich all diese Akteure zusammenraufen und gemeinsam eine integrierte Gesundheitsversorgung anbieten? Um die integrierte Versorgung voranzubringen, braucht es eine nachhaltige und einheitliche Lösung für eHealth. Gerade hier zeigt sich, dass die Heterogenität des Gesundheitswesens selbst bei viel gutem Willen Hindernisse mit sich bringt. Den grossen, hochorganisierten Spitälern stehen eine Vielzahl von lose miteinander

Die Bevölkerung sieht die Notwendigkeit der integrierten Versorgung nicht.

verbundenen Hausärzten gegenüber. Wie soll zwischen einem Spital und den umliegenden Hausarztpraxen eine Lösung dafür gefunden werden, wie ein einheitliches elektronisches Patientendossier organisiert werden kann? Nun stehen zudem im Kanton Zürich mehrere Spitäler mit unterschiedlichen Softwarelösungen tausenden von Hausärzten mit nochmals anderen Lösungen gegenüber. Hier mangelte es in Zürich bisher an einer treibenden Kraft, welche die Vereinheitlichung vorantreibt. Weshalb zögert die kantonale Gesundheitsdirektion hier, wo sie in anderen Bereichen beispielhaft voranschreitet und landesweit nachgeahmt wird?

Und was wollen eigentlich die ­Patientinnen und Patienten? Gemäss einer jährlichen Umfrage der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich ist die Bevölkerung mit dem Gesundheits­ wesen – abgesehen von den steigenden Kosten – weiterhin sehr zufrieden. Die Bevölkerung sieht die Notwendigkeit der integrierten Versorgung nicht. An der Urne hat sie sich klar dagegen ausgesprochen. Auf der anderen Seite steht der (Leidens-) Druck der kranken Menschen und meist auch der Akteure im Gesundheitswesen selbst: Sie sehen komplizierte Übertritte und Austritte, erleben Informationsverluste an Schnittstellen, suchen den Umgang mit steigenden Gesundheitskosten, kämpfen um die knappen Fachkräfte.

es ähnliche Initiativen – als Netzwerke, Projekte, Vereine. Allerdings brauchen diese Initiativen auch einen fruchtbaren Boden, auf dem sie gedeihen können. Ich bin überzeugt, dass die öffentliche Hand hier eine wichtige Rolle zu spielen hat: Sie kann die notwendige finanzielle und politische Unterstützung bieten und nur sie kann die richtigen Anreize schaffen, damit eine integrierte Versorgung gelingen und wirken kann.

Wie geht es weiter? Um diesen grossen Herausforderungen in Zürich aktiv zu begegnen, wurde vor fast fünf Jahren das Gesundheitsnetz 2025 gegründet. Es vereint 26 Mitglieder, welche sich für eine integrierte Versorgung einsetzen. In anderen Städten und Regionen gibt

Über den Autor David Fehr ist Geschäftsführer der Arud, Zentren für Suchtmedizin, und Präsident vom Gesundheitsnetz 2025, dem Verein, der die integrierte und patientenorientierte Versorgung in und um die Stadt Zürich fördert.

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