Eine berührbare Welt – Heike Pourian – Der getanzte Vortrag

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Weil unsere Sprache seit Jahrhunderten männlich geprägt ist, benutze ich seit einiger Zeit als Ausgleich gern die weibliche Form. Damit Männer sich auch angesprochen fühlen, setze ich die Silben »in«, »innen« usw. per Sternchen ab. Grammatisch bleibe ich aber meist bei der weiblichen Formulierung, weil mir das ewige sein/ihr und er/sie zu holprig ist. Ich habe mich für das Sternchen und gegen das gängigere große »I« entschieden (schreibe also Leser*innen und nicht LeserInnen), weil der kleinen Stern eine schöne Lücke lässt – eine Lücke mit einem Symbol darin, das in alle Richtungen weist. Der Stern steht also für all die Vielfalt, die sich zwischen einer Festlegung auf das eine oder das andere Geschlecht auftun kann. Manche empfinden solch eine Schreibweise als sperrig oder schwer lesbar. Das kann ich gut in Kauf nehmen – das Verlassen von gewohnten Mustern geht selten glatt und komfortabel vonstatten. Ich empfinde es als angemessen, auch im Umgang mit Sprache Zeichen zu setzen, die uns stolpern lassen: Es gibt Menschen (und sie zeigen sich immer mutiger), die sich weder als Mann noch als Frau empfinden. Und damit unternehme ich auch mit diesem Detail den Versuch, mich vom dualistischen Denken, von jenem Entweder-Oder zu verabschieden, das unsere Welt so stark prägt. Das Sternchen kann also als Einladung zum Und gelesen werden.

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»* innen« - Anmerkung zur Sternchenschreibweise


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