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Beim CSD treffen sich zigtausende Touristen - vor allem aus Deutschland, Österreich, England und Skandinavien.

Hummel“, „Na und“ und „Bärenhöhle“. Sie sind allesamt im Yumbo Center zu finden – ein riesiges Sammelsurium trashiger Bars, das seinesgleichen in Europa sucht. Böse Zungen behaupten gar, der Yumbo Center sei der beste Beweis dafür, dass Schwulsein schon längst nicht mehr Avantgardesein bedeute. Es gibt Cruising-Bars mit Darkroom, einen Pub für Bären, eine Bar für Holländer, eine für Engländer, eine für Skandinavier, eine für Deutsche. Schwulen-Cliquen aus verschiedenen Nationen, wie man sie etwa aus den Schwulenszenen von Berlin, London oder New York kennt, findet man hier selten. Viele der Besucher bleiben lieber unter ihren Landsleuten. Fragt man im Yumbo Center die deutschen Gäste, woher sie kommen, bekommt man als Antwort häufig Städte aus der Provinz genannt: Kassel, Böblingen, Augsburg, Recklinghausen, Koblenz oder Bremen. Die Herkunft korrespondiert oft mit dem Klamottenstil: Die männlichen Besucher tragen gern TShirts mit Ed-Hardy-Aufdruck und enge Levi‘s 501, bei den weiblichen dominieren Neonfarben in allen Variationen und Haarfrisuren, die ein stundenlanges Aufmotzen vor dem Spiegel vermuten lassen. Es ist kein Geheimnis, dass Sonne, Sex und Saufen für viele Besucher das Urlaubsmotto ist. Der Tagesrhythmus ist immer gleich: bis 11 Uhr schlafen, um 12 Uhr zum Schwulenstrand nach Maspalomas oder an den Hotelpool, um 16 Uhr ins tantige Café Wien oder in die alkoholschwangere Strand-Apo-Theke, um 19 Uhr erholen und duschen, um 20 Uhr Abendessen, ab 22 Uhr ab in den Yumbo Center zur Party. Dort unterliegt das Nachtprogramm strengen Regeln: Bis ein Uhr verweilt man in den Cafés und Bars im Erdgeschoss, schlürft einen Cocktail und beobachtet den Laufsteg der Eitelkeiten, der im Minutentakt wie eine nicht enden wollende Karawane an den Bars vorbeizieht. Es wird gewunken und geküsst, aber auch getuschelt und gelästert, man kennt sich schließlich schon seit ein paar Tagen – und sei es nur vom Cruisen in den Dünen oder in den Darkrooms. Ab ein Uhr leeren sich die Bars im Untergeschoss, manche schleppend, manche schlagartig. Die Menge zieht weiter nach oben, vornehmlich auf den „Fleischbeschauungspfad" - das ist ein circa 40 Meter langer Gang, der sich wie ein Quadrat entlang der Tanzbars auf der „Planta 2“-Ebene schlängelt. Aktuelle Videoclips laufen auf den Plasmabildschirmen der Tanzbars, die Musik ist deutlich lauter als im Untergeschoss und die Getränkepreise ziehen ebenso deutlich an. Für eine 0,33-Liter-Flasche Bier, die vor zehn Minuten im Untergeschoss noch 2,50 € kostete, zahlt man plötzlich 7 €. Einige Gäste wollen besonders gewitzt sein und bringen

ihre Getränkegläser von unten mit. Doch da haben sie die Rechnung ohne die Wirte im Obergeschoss gemacht: Ein Security-Mitarbeiter wacht am Aufgang zur Treppe penibel darauf, dass keine flüssigen Mitbringsel den Weg nach oben finden. Peter (42), ein hochgewachsener 1,95-Meter-Hüne, hat vorgesorgt: „Wir haben vorher im Hotel schon ordentlich gebechert. Das reicht jetzt erst einmal. Wenn du aber hier oben noch etwas trinken willst, bestelle dir lieber einen Gin Tonic. Das Glas wird in der Regel randvoll mit Alkohol gefüllt, dazu bekommst du eine Flasche Tonic Water. Und das kostet fast genauso viel wie eine Flasche Bier“. Seine Clique hat sich mittlerweile aufgelöst. Die einen sind bereits im Hotel, die anderen im Gewühl verloren gegangen. „Macht nichts", sagt Peter. „Man will ja auch ein bisschen unabhängig sein“, verrät er augenzwinkernd und verschwindet in der Masse. Die Nacht auf Gran Canaria ist jetzt, um drei Uhr in der Früh, noch lange nicht zu Ende. 

Anreise

Lauda Air fliegt von Wien einmal die Woche (samstags) nach Las Palmas auf Gran Canaria. Der Preis für den Hin- und Rückflug beträgt rund 399 Euro: www.laudaair.com. Da Gran Canaria ein klassisches Pauschalurlauberziel ist, empfiehlt es sich, die Reise bei einem Veranstalter zu buchen.

UNTERKUNFT

Hotel RIU Palmeras, Avda. Estados Unidos de América, 1, 35100 Playa del Inglés, Tel. +34 - 928 766 400, 4 Sterne, 250 Zimmer, 3 Pools, sehr gut geführtes Hotel, sauber und gepflegt, entgegenkommendes Personal, rund 80 Prozent der Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, nur rund 5 Fußminuten vom Yumbo Center entfernt. Viele schwule Gäste während des Maspalomas Pride: www.riu.com

INFORMATIONEN

Die Website www.grancanaria.com ist die offizielle Internetpräsenz des Fremdenverkehrsamt von Gran Canaria und enthält viele nützliche Informationen für einen gelungenen Aufenthalt auf der Insel. Die Website www.gaypridemaspalomas.com informiert über den CSD auf Gran Canaria (6. – 15. Mai 2011).

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