MYP Magazine #18 feat. Apparat

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Bei Moderat läuft die Zusammenarbeit auch eher blockartig ab, das heißt, man steckt zwei bis drei Jahre ziemlich tief in diesem Projekt. Im Anschluss daran kann man natürlich nicht einfach sagen: Ich habe damit nichts mehr zu tun und mache solo als Apparat sofort eine ganz andere Platte. Das, was ich als Apparat wenig später produziere, hört sich noch ziemlich stark nach Moderat an – und umgekehrt. Es dauert einfach eine ganze Weile, bis man sich von so einem gemeinsamen Projekt musikalisch wieder frei gemacht hat. Ich bin auch nicht der Typ, der im Kopf mehrere Projekt-Schubladen hat, die er öffnen kann, wenn er Songs schreibt. Ein Song kommt einfach so aus mir heraus. Danach kann ich mir immer noch überlegen, in welche Richtung ich ihn produzieren will. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass es eigentlich richtig toll ist, diese beiden Projekte zu haben, weil ich dadurch aus Apparat ein wenig die Ambitionen herausnehmen kann. Ich muss dort nicht mehr unbedingt Songs mit richtigen Hooks schreiben. Und genauso muss ich nicht mehr etwas zwangsläufig für die große Bühne produzieren – das kann ich alles mit Moderat bedienen. Apparat hat sich dadurch für mich zu einer riesengroßen Spielwiese entwickelt, auf der viel mehr erlaubt ist. So spiele ich beispielsweise als Apparat zur Zeit nur bestuhlte Konzerte. Und wenn dort mal für sechs Minuten ein einziger Ton läuft, ist das auch ok. Diesen Zustand empfinde ich als eine große Befreiung.

— Jonas: Hast du auf dieser Spielwiese auch die Film- und Theatermusik für dich entdeckt? Vor allem in den letzten Jahren war deine Musik in diversen Produktionen vertreten. — Sascha: Ich habe nicht unbedingt danach gesucht. Aber es hat sich in den letzten Jahren gehäuft, dass mir Leute gesagt haben, dass meine Musik auch sehr gut in einem Filmkontext funktionieren könnte. Bis mich diesbezüglich aber mal jemand konkret kontaktiert hat, hat es ein wenig gedauert. Die erste Anfrage dieser Art kam von Sebastian Hartmann – einem sagen wir mal nicht besonders traditionell arbeitenden Theaterregisseur. Das alleine hat mich schon irgendwie gereizt. Sebastian hatte damals gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, seine Bühnenadaption von Tolstois „Krieg und Frieden“ zu vertonen. So hat sich eine nach wie vor wirklich interessante Zusammenarbeit ergeben. Für mich kommt es bei solchen Kooperationen vor allem darauf an, dass man einen Partner hat, mit dem man sich nicht nur perfekt ergänzt, sondern mit dem man sich auch auf einer gleichberechtigten Ebene trifft. Wenn ich die Musik zu einem Film oder Theaterstück entwickle, möchte ich nicht irgendein Dienstleister sein, der einfach nur den Sound liefert. Ich möchte über einen gewissen künstlerischen Freiraum verfügen. Sobald sich eine Konstellation ergibt, in der der eine den anderen bedient, funktioniert das für mich nicht mehr.


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