MAGAZIN MUSEUM.DE Nr. 28

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MAGAZIN MUSEUM.DE

Nr. 28 6,80 € Frühling 2017
MUSEUM 1 17
Das Benaki Museum, Athen

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In diesem Heft Seite

Der Luthereffekt. 4

500 Jahre Protestantismus in der Welt

MUSEUMSWELT auf der ITB in Berlin 12

FOTOBODEN™ im Museumseinsatz 20

Kriege gehören ins Museum – 26

Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien

Schloss Friedenstein 34

Das Barocke Universum Gotha

Wunderkammer Technorama, Winterthur 42

Deutsches Automatenmuseum 48

Jukeboxen aus fünf Jahrzehnten

Haus der Brandenburgisch- 56

Preußischen Geschichte

Den Besucher einbeziehen – am besten 60 bereits in der Planungsphase des Museums

Das FEUER.WEHRK in Hattingen 64

Das Exploratorium in San Francisco 72

MUEXIT – Braucht das Museum die EU? 80

The Benaki Museum, Greece 86

Das neue Geldmuseum in Xanten 96 MAGAZIN

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Meine Reise hat mich für diese Ausgabe nach Athen geführt. Zum „Pflichtprogramm“ gehört in Athen sicherlich die Akropolis, das Akropolis-Museum und das Archäologische Nationalmuseum. Außer diesen Highlights gibt jedoch noch einige andere sehenswerte Museen, die Erstaunliches zu bieten haben.

Besonders empfehlenswert ist sicherlich das Benaki Museum, welches aus insgesamt neun öffentlich zugänglichen Standorten besteht. Das größte private Museum Griechenlands wurde 1929 von Antonis Benakis gegründet und zeigt alle Epochen der Geschichte Griechenlands.

Als ich am Hauptsitz – einer klassizistischen Villa – eintraf, wurde ich von Dr. George Mangins (Executive Committee) und seinen Kollegen herzlich empfangen. Besonders angetan war ich von zwei Exponaten der umfangreichen Sammlung:

eine aus Gold gehämmerte Schüssel mit eingeschnittener Dekoration, ca. 3.000 Jahre vor Christus datiert.

Das zweite Exponat ist auf der Titelseite dieser Ausgabe abgebildet. Es handelt sich um einen Goldkranz aus dem 2. Jhr. v. Chr. mit hauchdünnen Blättern, die sich beim leisesten Windzug bewegen.

Am Ende meiner Visite zeigte mir George noch eine Bronzetafel im Eingangsbereich. Es war der testamentarische Wunsch von Antonis Benakis (†1954), dass sein Herz an jener Stelle im Mauerwerk seine letzte Ruhestätte finden möge.

Sehr beeindruckt und herzlichst, Ihr Uwe Strauch

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A
Ausgabe Nr. 28 Herausgeber Ostwall 2 Telefon 02801-9882072 museum@mailmuseum.de Druck: Strube Druck & Medien Frühjahr 2017 Uwe Strauch, Dipl.-Inf. TU 46509 Xanten Telefax 02801-9882073 www.museum.de Vers.: Dialogzentrum Rhein-Ruhr
MUSEUM.DE
Dr. George Manginis, Benaki Mueum, Athen. Rechts: Uwe Strauch. Mitte: Büste zeigt den Gründer Antonis Benakis Titelseite: Wreath with sprigs of myrtle and a central multipetal flower head, second century BC; © Benaki Museum

Der Luthereffekt.

500 Jahre Protestantismus in der Welt

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Autorin: Anne-Katrin Ziesak Die Installation „Übergang“ von Hans Peter Kuhn führt den Besucher in die Ausstellung. Foto © DHM/Siesing

Mehr als 800 Millionen Menschen verstehen sich heute weltweit als Protestanten, ihr historischer Bezugspunkt sind die europäischen Reformationen des 16. Jahrhunderts. Das Deutsche Historische Museum nimmt anlässlich des 500. Reformationsjubiläums mit der Ausstellung „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“ (12. April bis 5. November 2017) die internationale Vielfalt des Protestantismus in den Blick und lädt zu einer Weltzeitreise ein, die durch fünf Jahrhunderte und über vier Kontinente führt. Welche Spuren hinterließ der Protestantismus im Kontakt mit anderen Konfessionen und Religionen? Wie ver-

änderte er sich durch diese Begegnungen – und nicht zuletzt: Wie haben sich Menschen unterschiedlichster Kulturen die evangelische Lehre angeeignet, sie geformt und gelebt? Ausgehend von den Reformationen im 16. Jahrhundert zeichnet die Ausstellung „Der Luthereffekt“ eine weltumspannende Geschichte von Wirkung und Wechselwirkung, die exemplarisch dargestellt wird an Schweden, den USA, Korea und Tansania. Ausstellungsort ist der Martin-Gropius-Bau, wo rund 500 Originalexponate von nationalen und internationalen Leihgebern in Szene gesetzt werden. Darunter befinden sich herausragende Kunstwerke ebenso

wie aussagekräftige Alltagsgegenstände. Viele dieser außergewöhnlichen Exponate werden erstmals in Deutschland zu sehen sein. Die Ausstellung ist eine von drei Nationalen Sonderausstellungen, die den Höhepunkt des großen Ausstellungsreigens zum Reformationsjubiläum 2017 markieren.

Zusammen bieten sie einen umfassenden Überblick über entscheidende Aspekte der Reformation. Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt zeigt „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ im Augusteum in der Lutherstadt Wittenberg, die Wartburg-Stiftung in Eisenach

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widmet sich dem Thema „Luther und die Deutschen“ auf der Wartburg.

Reformationen

Im 16. Jahrhundert entwickelten sich verschiedene Reformwege, die zu einer Erneuerung von Kirche und Leben führten. Einen davon stellte die Reformation Martin Luthers dar. Aus globaler Sicht wurden andere Reformwege, zum Beispiel der reformierten Kirche aus der Eidgenossenschaft oder der anglikanischen Kirche in England, einflussreicher. Auch die katholische Kirche durchlief einen Reformprozess. Unter dem Einfluss der Reformationen erfuhr Europa grundlegende Veränderungen: Sicher Geglaubtes und jahrhundertelang Geübtes wurden in Frage gestellt. Zugleich läutete die Ausbreitung der Reformationen ein Zeitalter der Glaubenskriege ein, das bis ins 17. Jahrhundert andauerte. Das Konfliktpotenzial blieb noch weit darüber hinaus bestehen.

Ein Land, ein Glaube – die lutherische Großmacht Schweden

Beeinflusst von der lutherischen Reformation, setzte der schwedische König Gustav Wasa 1527 die Trennung von Rom durch. Dies förderte die Verbreitung verschiedener reformatorischer Ideen im Schwedischen Reich. Erst 1593 legten die Synode und der Reichstag von Uppsala das lutherische Bekenntnis als verpflichtend fest. In der Folge entwickelten sich in Schweden eine lutherische Staatskirche und ein konfessionell einheitlicher Staat. Mit der Staatskirche bildete sich eine neue religiöse Kultur heraus. Es entstand eine Gemeinschaft, die sich als Schutzmacht des Luthertums sah: Auf den Schlachtfeldern Europas kämpften die schwedischen Herrscher und ihre Heere für die Großmachtstellung Schwedens und für das Luthertum. Die militärischen Erfolge der schwedischen Armee wurden als Glaubenstriumphe gefeiert, der schwedische König und Feldherr Gustav II. Adolf oder später Karl XII. als „Löwen aus Mitternacht“ (dem hohen Norden) glorifiziert.

Im Inneren handelte die Staatskirche zunehmend restriktiv. Die Kirche wurde zentralisiert. Zu den seelsorgerischen Aufgaben der Pfarrer kamen administrative und juristische Funktionen. Zugleich breitete sich in Schweden der Pietismus aus. Pietisten betonten die persönliche unmittelbare Gotteserfahrung und veranstalteten private religiöse Zusammenkünfte. Sie

machten sich stark für die Beseitigung gesellschaftlicher Unterschiede und verliehen Frauen kirchliche Laienfunktionen. Die Staatskirche versuchte, die Bewegung zurückzudrängen. Mit katechetischen Hausverhören und Visitationen überwachte sie die Rechtgläubigkeit der Untertanen. Wer vom Kirchengesetz abwich, wurde bestraft. Die restriktive Religionspolitik sowie wirtschaftliche Interessen beförderten die Missionierung der im Norden lebenden Sámi. Ihre Integration in die Staatskirche erfolgte unter Zwang. Die Lebensweise der Sámi wurde unterdrückt und ihre Weltanschauungen und Glaubenspraktiken als „heidnisch“ verurteilt.

Die Vereinigten Staaten von Amerika – das Gelobte Land?

Die britischen Kolonien in Nordamerika boten Raum, religiöse Utopien unterschiedlichster Art umzusetzen. Der Quäker William Penn wagte mit seiner Koloniegründung 1681 ein „Holy Expe-

Linke Seite, links: Mitra des ersten lutherischen Erzbischofs von Schweden, Laurentius Petri, 1561, Uppsala Cathedral Museum. Foto: © DHM/Siesing

Oben: Martin Luther im Kreise von Reformatoren, 1625/1650. © Deutsches Historisches Museum

Mitte: King Edward VI. und der Papst, um1575 © National Portrait Gallery, London

Rechte Seite: Oben: Apotheose König Gustavs II. Adolf, um 1650. © Nationalmuseum Stockholm, Schweden

Unten: Abzeichen der Geusen “Liver Turcx dan Pavs” (Lieber Türke als Papist), 1574. © Rijksmuseum Amsterdam

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riment“. Er wollte einen Zufluchtsort für verfolgte Glaubensbrüder und -schwestern aus Europa schaffen. Anders als in den Kolonien, in denen die Puritaner und Anglikaner den Ton angaben, sollte in Pennsylvania religiöse Toleranz gelten. Neben englischen, walisischen und schottischen Quäkern, Anglikanern und Presbyterianern wanderten viele Protestanten aus dem deutschen Sprachgebiet ein. Dem Holy Experiment war keine Dauer beschieden, doch die späteren USA folgten langfristig dem Beispiel Pennsylvanias. 1791 wurde auf Bundesebene die Errichtung einer Staatskirche verboten, und das Prinzip der religiösen Toleranz und Gewissensfreiheit setzte sich durch.

Seit dem 18. Jahrhundert entwickelte der Protestantismus in den USA sein eigenes Profil. Unter europäischem Einfluss entstand eine Welle religiöser Erneuerung, das erste „Great Awakening“ genannt. Charismatische Prediger reisten durch das Land und versuchten, die Menschen in emotionalen Massenveranstaltungen aufzurütteln und sie zu einer erneuten und innigen Hinwendung zum Glauben zu bewegen. Das persönliche Bekehrungserlebnis und die unmittelbare Gotteserfahrung standen dabei im Mittelpunkt.

In Ihrer Haltung gegenüber der Sklaverei blieben die Protestanten lange Zeit gespalten. Von den Erweckungsbewegungen beeinflusste protestantische Gruppen kämpften mit Eifer dagegen. Zeitgleich beförderten sie die Missionie-

rung der Afroamerikaner. Diese bezogen das Christentum auf ihre besondere Situation, ihr Dasein als Verschleppte und Versklavte. Zudem verbanden sie den christlichen Glauben mit kulturellen Elementen ihrer afrikanischen Heimat. So schufen sie eigenständige Schwarze Kirchen.

In die gleiche Zeit fällt die Eroberung des Westens. Viele Amerikaner sahen darin einen göttlichen Auftrag für die Vereinigten Staaten – das „Gelobte Land“.

Boomland des Protestantismus –Korea

Fast 30 Prozent der Südkoreaner bezeichnen sich als Christen, etwas weniger als zwei Drittel davon sind Protestanten. Südkorea ist damit das einzige ostasiatische Land mit einem großen protestantischen Bevölkerungsanteil.

Koreanische Laien übersetzten im späten 19. Jahrhundert gemeinsam mit schottischen Missionaren in der Mandschurei (China) die Evangelien ins Koreanische. Bei ihrer Rückkehr nach Korea verbreiteten sie die Drucke und gründeten Anfang der 1880er-Jahre die ersten protestantischen Gemeinschaften. Wenig später kamen nordamerikanische Missionare in das Land, das sich in einem politischen und gesellschaftlichen Umbruch befand. Die Missionare gründeten Gesundheitseinrichtungen und Schulen nach westlichem Vorbild und ermöglichten auch Frauen den Zugang zu Bildung und Ausbildung.

Andere Glaubens- und Wertvorstellungen wurden zurückgedrängt.

1945 wurde Korea in Nord und Süd geteilt, 1948 erfolgte die Gründung zweier koreanischer Staaten: der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) und der Republik Korea (Südkorea). Der Koreakrieg zementierte diese Teilung und hinterließ tiefe Wunden in beiden Landesteilen, die sich voneinander abschotteten. In Südkorea galt der Protestantismus als Bekenntnis zur westlichen Welt und damit als Stütze des südkoreanischen Militärregimes. Parallel zum wirtschaftlichen Aufschwung des Landes verzeichnete der Protestantismus einen rasanten Zuwachs. 1950 waren drei Prozent der Südkoreaner Protestanten, 1995 bereits rund 20 Prozent. Kennzeichnend für den Protestantismus in Südkorea ist seine starke Zersplitterung sowie das Phänomen der Megakirchen mit Zehntausenden von Mitgliedern.

Die Sicht auf die Nachbarn im Norden und eine mögliche Wiedervereinigung scheidet die protestantischen Kirchen: Die einen stehen Nordkorea unversöhnlich gegenüber, andere setzen auf Annäherung und suchen den Dialog mit nordkoreanischen Christen. Sie blicken mit besonderem Interesse auf die deutsche Wiedervereinigung.

Mission und Selbstbestimmung –Tansania

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert

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gründeten protestantische Missionare aus Europa und Nordamerika zahlreiche Stationen in Tanganjika. Mit der Errichtung der Kolonie Deutsch-Ostafrika 1891 wurden deutsche Lutheraner und die Herrnhuter Brüdergemeine auf dem Gebiet tätig. Die Mission beruhte auf einem Zusammenspiel von Christianisierungsbestrebungen sowie politischen und wirtschaftlichen Interessen. Die Missionare übersetzten die Bibel in lokale Sprachen, errichteten Kirchen und gründeten Krankenstationen und Schulen. Oft handelten sie im Einklang mit den Interessen der Kolonialmacht. Überzeugt von der Überlegenheit des eigenen Glaubens, trugen sie dazu bei, ganze Gesellschaften zu verändern. 1961 erlangte Tanganjika die Unabhängigkeit, und 1964 schloss es sich mit Sansibar zur Vereinigten Republik Tansania zusammen. Präsident Julius Nyerere führte unter den Schlagworten ujamaa (Dorfgemeinschaft, Familie) und Self-reliance (Selbstbestimmung) einen afrikanischen Sozialismus ein. Die protestantischen Kirchen stützten diesen Kurs und beteiligten sich am Aufbau des Landes. Um gegenüber der Staatsführung selbstbewusst auftreten zu können, organisierten sie sich neu. Das Verhältnis zu den europä-

ischen Mutterkirchen, jetzt Partnerkirchen, wurde neu ausgelotet, ebenso das zu den anderen tansanischen Kirchen und zum Islam.

Migration und das überwiegend friedliche Zusammenleben von über 140 Bevölkerungsgruppen und verschiedenen Glaubenskulturen prägen Tansania heute. Eine wichtige Position nimmt die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania (ELCT) ein. Sie ist mit über sechs Millionen Mitgliedern die größte lutherische Kirche Afrikas und die zweitgrößte der Welt. Der Protestantismus in Tansania ist äußerst vital. Der Glaube bestimmt das Leben und greift weit in den Alltag hinein. Deutlich spürbar ist der Einfluss evangelikaler Strömungen. Charismatische Predigten und „Faith Healing“ (Heilungsrituale) spielen eine große Rolle. Die Kirche ist in Bewegung; auch der Einfluss von Frauen nimmt zu.

Zur Ausstellung „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“ erscheinen im Hirmer Verlag ein reich bebilderter wissenschaftlicher Katalog (deutsch und englisch), der das Themenspektrum der Ausstellung erweitert und vertieft, sowie ein Kurzführer (deutsch

und englisch). Ein deutsch-englischer Multimediaguide für Kinder und Erwachsene, Überblicks- und Themenführungen, Multiplikatorenveranstaltungen, Workshops, Ferien- und Familienprogramme sowie spezielle Inklusionsangebote begleiten die Ausstellung. Das Zeughauskino zeigt eine Filmreihe zum Protestantismus in der Welt. Fachvorträge und Podiumsdiskussionen – jeweils im Deutschen Historischen Museum – gehen auf ausgewählte Aspekte der Ausstellungsthematik ein.

Deutsches Historisches Museum

Unter den Linden 2

10117 Berlin

www.dhm.de

Zuerst veröffentlicht in der Ausgabe 2/2017 vom MuseumsJournal

Linke Seite, links: Emanuel Gottlieb Leutze, Westward the Course of Empire Takes its Way, 1861. © Gilcrease Museum, Tulsa, Oklahoma

Rechts: Das erste Neue Testament in koreanischer Sprache, 1887. © Bodleian Library, Oxford

Rechte Seite, unten: Karsten Hein erstellte eine Fotoreportage über den Protestantismus in Tansania

Foto: © DHM/Siesing

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DHM

DHM

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Staatsministerin Monika Grütters eröffneten am 11.4.2017 die Ausstellung. Foto: © DHM/Siesing
MUSEUMSWELT

Der Museums-Gemeinschaftsstand auf der ITB 2017 – Vorschau auf 2018

Eine Rückschau auf den Messeauftritt bei der Internationalen Tourismusbörse in Berlin

Die MUSEUMSWELT – auch auf der ITB in 2018 vertreten

Im Frühjahr 2017 fand die 51. Auflage der Internationalen Tourismusbörse Berlin statt. Erstmals beteiligte sich auch der Gemeinschaftsstand MUSEUMSWELT an der weltweit größten Reisemesse.

Über 170.000 Besucher informierten sich auf ITB über die Angebote von mehr als 11.000 Ausstellern aus 184 Ländern und Regionen. Auf 160.000 Quadratmetern wurden neueste Produkte und Trends der globalen Tourismusbranche gezeigt.

Kulturelle Angebote sind längst wichtige Standortfaktoren bei der Auswahl der Reiseziele. So stellte die von museum.de organisierte MUSEUMSWELT allein 123 der insgesamt 217 ausstellenden Museen. Ein großer Fotoboden machte die vielfältige Kulturlandschaft „begehbar“. Nach dem Aufruf, ein Bild für den Fotoboden zuzusenden, sendeten 506 Museen ihre schönsten Bilder ein.

Das Standkonzept für alle Museen

Ein sehr attraktives Gesamtpaket ermöglichte es auch kleinern Häusern, sich mit ihrem Kulturangebot vorzustellen. Jedes Museum konnte sich mit Flyern, eigenem Museumspersonal und Exponaten am Stand beteiligen.

Bisher ist ein Messeauftritt auf der ITB für die meisten Museen unerschwinglich. Obwohl Museen für Urlauber einen hohen Stellenwert haben, ist der Anteil der ausstellenden Museen insgesamt eher gering. Man findet Informationen zu Museen meistens auf den Gemeinschaftsständen der Regionen.

Eine thematische Gliederung findet in den Messehallen leider nur eingeschränkt

Links: Friedrich Tieck / Karl Friedrich Schinkel (17811841), Architekt und Maler. Büste, entstanden 1819. Alte Nationalgalerie. Leihgabe der Gipsformerei –Staatliche Museen zu Berlin. Foto: © Uwe Strauch

statt, obwohl viele Reiselustige ihre Ziele nach ihren Vorlieben wie z.B. Sport, Kultur oder Wellnes aussuchen. Eine entsprechende Systematik erhält man hilfsweise über den Messekatalog, der für eine Messe in dieser Größenordnung von besonderer Bedeutung ist.

Aus organisatorischen Gründen machen die regionalen Präsentationen zwar praktisch sein, jedoch präsentieren sich Museen dabei oft eingeschränkt im Umfeld von Hotels und Reiseveranstaltern.

Die MUSEUMSWELT hat erreicht, was bislang auf der ITB gefehlt hat: ein attraktives Präsentationspaket für Museen, das die Gäste konzentriert an einem Ort auf der Messe wahrnehmen können.

Die zahlreichen Einträge im Messekatalog leiteten die Besucher direkt zur MUSEUMSWELT in Halle 10.2. Wer sich über Museen informieren wollte, kam früher oder später an diesem Stand aus und konnte sich über vielfältige Kulturangebote informieren.

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Leihgabe Deutsches Fußballmuseum: FIFA WM-Siegerpokal 2014, WM Brasilien. Foto: © Uwe Strauch

Stimmen teilnehmender Museen

Museum Burg Posterstein, Thüringen, Marlene Hofmann:

„Die Teilnahme an der ITB-Museumswelt war für das Museum Burg Posterstein die erste ITB-Erfahrung überhaupt. Begeistert hat uns, dass die Museen gemeinschaftlich geworben haben, denn das bietet für den kulturell interessierten Besucher den größeren Mehrwert, als wenn alle für sich reden. Unser Marketingkonzept sieht eine ganzheitliche Vermarktung der Burg Posterstein und der Region im Dreiländereck Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt vor, je nach Zielgruppe online, durch traditionelle Werbekanäle oder durch das persönliche Gespräch. In der ITB-Museumswelt hatte unsere Mitarbeiterin Franziska Engemann reichlich Gelegenheit mit Besuchern, Ausstellern und Kollegen ins Gespräch zu kommen!“

Collectors Club Berlin,

Jana M. Noritsch:

„Von Sammelleidenschaften über museologische Signifikanzen deutschsprachiger Häuser, neue Medien bis hin zu konsequenterweise neuen Strategien im „Wahnsinn 4.0“ hatten sowohl Experten als auch alle Freunde von Kunst und Geschichte Gelegenheit zum offenen Gespräch auf einer sehr lebendigen, charmanten „Museumswelt“ in Berlin: großen Dank an die Initiatoren des Gemeinschaftsstandes der Museen auf der ITB 2017!

Sender- und Funktechnikmuseum

Königs Wusterhausen, Rainer Suckow: „Die ITB unterliegt üblicherweise einer strengen geografischen Ordnung. Uwe Strauch wagte es diese Ordnung zu durchbrechen und überzeugte über 123 Museen mitzumachen.

Das Ergebnis des Wagnisses war eine optisch und inhaltlich überzeugende Museumswelt.

Der innovative Fototeppich lud zum Entdecken ein, die zahlreichen Exponate bestachen durch Exklusivität, durch Schönheit, durch Unerwartetes, durch Vielfalt. Der Museumswelt ist es gelungen, durch das bündeln kleiner Kräfte etwas Großes darzustellen.

Danke, museum.de. Und bis nächstes Jahr :-)“

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Exponate auf dem Stand

Das „Museum auf Zeit“ sollte kein künstlicher Ort werden, sondern ein Abbild vieler Museen mit Exponaten aus verschiedenen Ausstellungen. Für die Zeit in der Nacht wurde eigens ein Security-Dienst der Messe Berlin beauftragt, um die Sicherheit der kostbaren Ausstellungsstücke zu gewährleisten. Die Exponate wurden in den freistehenden Vitrinen (museumstechnik GmbH) mit stimmungsvollem Licht (Roblon A/S, Dänemark) präsentiert. Weitere Ausstellungsstücke

Linke Seite: Oben: Sandra Ullrichskötter (Ruhr Museum

Essen), Britta Schröder, Nicola Janusch (beide museum.de)

Kl. Foto links: Martin Rabanus (mdB) und Franziska Engemann (Museum Burg Posterstein)

Kl. Foto rechts: Norbert Müller (Museum rund ums

Geld, Xanten) mit Gast aus der Mongolei

Leihgaben Exponate: Ofen- und Keramikmuseum / Hedwig Bollhagen Museum Velten, Collectors Club

Berlin, Farina Duftmuseum Köln, Sender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen

Unten: Anette Fuhr (Direktorin Deutsches Edelsteinmuseum), Fürstin Gabriela zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (Ehrenpräsident Deutsche Burgenvereinigung e.V.), Uwe Strauch (Gründer museum.de)

Rechte Seite: Horst Schröder (museum.de), Uwe Strauch, Johannes Schubert (Leiter der Dombauhütte Xanten), Bernhard Verfuß (museum.de), Ulrich Pieper (Sackmuseum Nieheim), Britta Schröder (museum.de), Rainer Meng (Informationstechnik Meng GmbH)

befanden sich in den integrierten Vitrinen vom Austellungssystem Coolisse (Informationstechnik Meng GmbH). Das flexible System bot auch den indirekt beleuchteten Flyern einen ansprechenden Rahmen, der zur Mitnahme einlud. Während der Messezeit wurden Give-Aways und Eintrittskarten von den Museen verlost. Manchmal standen mehr als 20 Personen vor dem Glücksrad, das von unserer „Glücksgöttin Fortuna“ betreut wurde.

ITB 2018

Einige Bildimpressionen und ein Video (artmetropol.tv) von der MUSEUMSWELT befinden sich unter www.museumswelt.de. Das Konzept fand bei den teilnehmenden Museen große Resonanz. Besonders erfreulich war auch die Akzeptanz sowohl bei den Fachbesucher- als auch am Wochenende an den Publikumstagen.

Wenn Sie das Angebot Ihres Museums auf der ITB 2018 bei der MUSEUMSWELT präsentieren möchten, wenden Sie sich bitte an museum.de.

museum.de, Uwe Strauch

Ostwall 2, 46509 Xanten Telefon: 02801-9882072

itb@museum.de

Sponsoren und Ausstatter

Durch das Engagement unserer zuverlässigen Museumslieferanten und Partner konnte ein Stand realisiert werden, der auf den ersten Blick Qualität vermittelte und zum Verweilen einlud.

Ihnen gilt ein besonderer Dank:

l Ausstellungssystem Coolisse, Planung, Aufbau:

Informationstechnik Meng GmbH www.meng.de

l Vitrinen: museumstechnik GmbH www.museumstechnik.de

l Lichttechnik: Roblon A/S www.roblon.lighting

l Fotoboden: visuals united ag www.fotoboden.de

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visuals united ag

Umbauen, erweitern, verändernunkompliziert und kosteneffizient

Gibt es die eine Vitrine, deren Anschaffung nachhaltig lohnt? Sie müsste kompakt und konsistent sein. Ganz spezifischen, auch wechselnden technischen Anforderungen zum Schutz von mehreren Exponaten müsste sie gerecht werden; Klimatisierung, Beleuchtung und Lichtschutz auf höchstem Niveau bieten. Aber wäre das schon die eine, die perfekte? Nein, dazu fehlt noch, dass sie modular und mobil ist, also leicht ihren Standort und ihre Größe ändern kann. Denn nur so würde sie wechselnden Szenarien im Museum gerecht und könnte über Jahre immer wieder zum Einsatz kommen.

Genau diese Fragen stellte sich das Berliner Unternehmen museumstechnik und sprach darüber mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, dem Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Institut und mit Dr. Rainer Kossian vom Archäologischen Landesmuseum Brandenburg. Alle waren überzeugt: Baulich festgefügte und dadurch räumlich immobile Präsentationskörper sind für moderne Ausstellungssituationen nicht in jedem Falle die perfekte Lösung. Drei Jahre, viele Treffen, Diskussionen, Emails und Pläne später, präsentiert museumstechnik berlin nun das Ergebnis der ambitionierten Zusammenarbeit: das Vitrinensystem MEXS.

MEXS folgt in Konstruktion, Aufbau und Handhabung dem Prinzip eines Baukas-

Oben: Leihgabe „Echnaton“, Gipsformerei – Staatliche Museen zu Berlin

Mitte, Rechts: Exponate von Burg Posterstein in der MEXS-Vitrine von museumstechnik GmbH.

Foto links: © Uwe Strauch. Foto rechts: Burg Posterstein

tens. Daraus lassen sich alle gängigen Präsentationsformate und Vitrinentypen wie Stand-, Pult-, Einbau- oder Wandvitrine herstellen, inklusive unkompliziertem Einbau moderner Medienkomponenten. Ändert sich die Ausstellungssituation, lässt sich jede MEXS-Vitrine umbauen, verkleinern oder erweitern dank passgenauer Ergänzungskomponenten können ein oder zwei Monteure jeden Präsentationskörper schnell und ohne Spezialwerkzeug an die neuen Anforderungen anpassen. Aktuell nicht benötigte Teile werden platzsparend eingelagert oder unkompliziert an einen anderen Ort transportiert.

Und das Klima im Inneren einer solchen modularen Vitrine? Wie bei allen anderen Produkten von museumstechnik berlin stand diese Frage auch bei der Entwicklung von MEXS im Fokus: Sorgfalt bei der Materialauswahl und -prüfung hatten oberste Priorität, die Schadstoffreduktion innerhalb des Vitrinenraumes war wichtigste Prämisse. Aber mehr noch: Um chemische Reaktionen soweit als möglich auszuschließen, verbleibt auch die Objektbeleuchtung ein additiver, vollständig geschlossener Lichtkasten außerhalb des

eigentlichen Glaskörpers. So gibt es keine Emissionen aus den elektrotechnischen Komponenten und keinerlei Destabilisierung des Klimas wenn das Licht gedimmt oder der Leuchtkörper ausgewechselt wird.

Worauf museumstechnik und ihre Partner besonders stolz sind: Die MEXS-Präsentationskörper beeindrucken trotz ihrer reversiblen mechanischen Verbindungen durch eine äußerst niedrige Minimalluftwechselrate. Selbst bei Einsatz einer passiven Luftfeuchteregulierung kann so eine lang anhaltende Klimastabilität erzielt werden. Ein gegebenenfalls erwünschter höherer

Luftumsatz lässt sich natürlich nach Belieben regulieren. In optional verfügbaren Klimakammern gibt es Platz für ProSorbund ArtSorb-Kassetten.

Nach außen präsentiert sich das MEXS-System zeitlos modern: Der patentierte MEXS-Profilverbund besteht aus einer mechanischen Kantenverbindung mit integrierter Dichtung. Und obwohl es sich um ein Baukastensystem handelt, sind viele Elemente noch immer individuell gestaltbar: Angefangen beim Profil-Eloxal bis hin zu den Flächenelementen zur Verkleidung der Unterkonstruktion und die Ausgestaltung einzelner Glasflächen. Letztere können auch nachträglich medial ergänzt oder durch ein blickdichtes Material ersetzt werden.

Die kleinste mögliche MEXS-Vitrine hat ein Flächenmaß von 300 x 300 mm; das größte Modell mißt 2250 x 2250 mm. Dazwischen ist in sieben horizontalen und sieben vertikalen Abstufungen jedes gängige Format möglich.

museumstechnik GmbH

Kärntener Straße 21, 10827 Berlin

Telefon: +49·30·78 79 29 70

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SOCIAL MEDIA CARD Erlebnisse teilen. Virales Marketing.

Referenzen: Deutsches Technikmuseum (Berlin) | Stadtmuseum Stuttgart | Kennedy Space Center (USA) | KHM Wien | Porsche Museum | Wälderhaus (Hamburg) | Kunst Haus Wien | Virtuality Center (Saudi Arabien) | Gold Museum (Costa Rica) | Nasher Museum (USA) | Dommuseum Wien | Tiroler Landesmuseen | MAK | Albrechtsburg Meißen | Schallaburg | Residenzgalerie Salzburg | Landesmuseum Burgenland | Story of Berlin

Weitere Referenzen: www.fluxguide.com

SMART GROUP GUIDING Führungen bereichern.

FOTOBODEN™ im Museumseinsatz

Darstellen – Bewahren – Wieder verwenden. Autorin: Silke Hüsgen

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Darstellen – bewahren – wieder verwenden: Dieser Dreiklang steht für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von FOTOBODEN™, dem individuell bedruckbaren Vinylboden. Damit eignet er sich ideal für den musealen Einsatz. Als reines Ge-

staltungselement kann FOTOBODEN™ beispielsweise als auf dem Boden aufgebrachte Informationsvermittlung dienen; so führt dann der Bodenbelag den Besucher durch die Ausstellung. Auch hohe Besucherzahlen machen FOTOBODEN™

nichts aus: Auch nach Monaten starker Nutzung zeigt das von der visuals united ag selbst entwickelte Material keinerlei Abnutzungserscheinungen. Bei FOTOBODEN™ erfolgt der Druck mit 1.080 dpi sprich 1,8 Milliarden Bildpunkten je Quadratmeter. Mit bis zu 3,15m breiten Bahnen sind Bodenbeläge bis zu 20 Meter an einem Stück umsetzbar. Eine entscheidende Rolle für die unendliche Anzahl an Einsatzmöglichkeiten ist neben der hohen Druckqualität die unbegrenzte Gestaltungsvielfalt: Mit FOTOBODEN™ ist eine detailgetreue Erstellung jedes noch so individuellen Designs möglich - egal ob es aus Texten, Grafiken, Fotos oder Zeichnungen besteht. FOTOBODEN™ ist sowohl innen als auch außen an nahezu allen Orten einsetzbar. Ein weiterer Pluspunkt: Bei Verschmutzungen reicht es, FOTOBODEN™ feucht abzuwischen. Dazu kommt eine unkomplizierte Verlegbarkeit: Einfach ausrollen, bei größeren Maßen verkleben – fertig! Bei Wechselausstellungen kann der Boden nach dem Einsatz wieder aufgerollt und für den erneuten Gebrauch eingelagert werden. Ein weiterer Vorteil: FOTOBODEN™ ist REACH-konform und zu 100% recycelbar.

Darstellen & Gestalten: ITB – Sonderfläche

Aktuelles Anwendungsbeispiel ist der Stand der MUSEUMSWELT, ein Gemeinschaftsstand der Museen in Deutschland, auf der ITB, der weltweit führenden Reisemesse, die vom 08. bis 12. März in Berlin stattfand. Hier stellen sich über 500 Museen auf einer Sonderfläche vor, um das kulturelle Interesse der Messebesucher für deutsche Museen zu wecken. Das Besondere: Jedes Museum hat eine Kachel des Standbodenbelags aus FOTOBODEN™ mit einem eigenen Foto gestaltet. So ist ein riesiger Flickenteppich-Look entstanden, und damit ein Messestand, der auffällt, innehalten lässt und so Besucher in seinen Bann zieht.

„Dieser individuelle Druck zeigt die Besonderheiten unseres Bodens sehr gut“, findet Timo Michalik, Vorstand der visuals united ag und Erfinder von FOTOBODEN™. „Wir können jedes noch so individuelle Design problemlos umsetzen und sind im Druckbild viel viel besser als Teppichboden. Es gibt einfach nichts Vergleichbares.“

ITB: Brillante Druckqualität: 350 Kacheln symbolisieren die Museen-Vielfalt in Deutschland.

Foto: © Tanja M. Marotzke

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Bewahren: Schloss Neuschwanstein

Schloss Neuschwanstein ist einer der absoluten Publikumsmagneten Bayerns und gehört zu den meistbesuchten Schlössern und Burgen Europas. Rund 1,4 Millionen Menschen jährlich besichtigen die Burg. Das führt – in Verbindung mit dem alpinen Klima und Licht – zu erheblichen Belastungen für die wertvolle Ausstattung. Besonders beansprucht durch den Besucherandrang sind die kostenbaren Bodenbeläge des Schlosses. Die Lösung: Die Überlagerung des bauzeitlichen Bodens durch FOTOBODEN™. Um den originalen Mosaikboden im Thronsaal zu schützen, wurde zunächst ein transparenter PVC-Belag verlegt, der jedoch rasch verkratzt und somit unansehnlich war. Der Boden in dem „geschützten“ Bereich war kaum noch zu sehen und der Gesamteindruck deutlich gestört.

So kam FOTOBODEN™ ins Spiel: Die Maßgabe war, den Original-Boden zu schützen und dem Besucher die Ornamentik des prächtigen Bodens zu zeigen. Die österreichische Firma „Linsinger Kulturgutvermessung“ machte zunächst hochauflösende Fotos des Thronsaal-Bodenbelags, die dann zu einer Grafik zusammengesetzt wurden. Die Druckdatei hatte eine Größe von drei Gigabyte, nicht ganz unüblich für das FOTOBODEN™-Team, denn hier werden auch Mega-XXL-Bilder von 1.000qm gefertigt. Nach gerade einmal einem halben Tag Druckzeit konnte der neue Boden angeliefert und verlegt werden. Dabei wurde darauf geachtet, jeweils möglichst wenig Ausfallzeit zu generieren und die Verlegung so zu gestalten, dass die Besucherströme ungehindert fließen können. Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass es im Schloss keine Heizung gibt, der Boden also Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Zusätzlich wurde die gesamte Fläche versiegelt, um eine längere Haltbarkeit zu gewährleisten. „Denn 1,4 Millionen Besucher pro Jahr sind schon eine Herausforderung“, lacht Michalik.

Schloss Neuschwanstein:

100 Milliarden Pixel für den Märchenkönig:

FOTOBODEN™ schützt kostbaren Mosaikboden.

Foto: © fotoboden

Wieder verwenden: Messeboden nun in Filmfiguren Ausstellung

Die meisten Bodenbeläge, die während Messen zum Einsatz kommen, eint ein Schicksal: Sie werden entsorgt, landen im Müll. Nicht so bei FOTOBODEN™: Dieser kann auf Grund seiner Materialeigenschaften wieder verwendet werden. Einfach nach dem Einsatz einrollen, einlagern, fertig – bis zum nächsten Gebrauch.

Alternativ kann er nach einem großflächigen Einsatz auch einfach mit einem Cutter zurecht geschnitten und so für unterschiedliche Maße angepasst werden.

So geschehen in der „Star Wars“-Welt der Filmfigurenausstellung in Mönchengladbach. In dieser Ausstellung wurde ein FOTOBODEN™ verlegt, der das Gefühl erzeugt, man befände sich wirklich auf dem Eisplaneten Hoth und würde den berühmten Kampf zwischen den Rebellen und dem Imperium hautnah miterleben. Dieser Boden wurde ursprünglich für einen Messestand gedruckt und dort nach der Verwendung einfach eingerollt und in der Ausstellung neu verlegt.

Über FOTOBODEN™:

Eingesetzt wird er im Visual Merchandising am POS und für Messen. Auch Museen, TV-Produktionen, Ladenbau- und Bühnenbau-Unternehmen verwenden das vielfach DIN- sowie ISO-zertifizierte Material. FOTOBODEN™ ist zu 100% recycelbar. Als führender Spezialist für bedruckte Böden bietet die visuals united ag Design, Druck sowie Produktentwicklung an.

Weitere Informationen unter www.FOTOBODEN.de

visuals united ag

An der Gümpgesbrücke 26

Oben: RuhrMuseum Essen. Foto: © Brigida González

Rechts: Filmfigurenausstellung: Recycling at it’s best: Ehemaliger Messeboden feiert Comeback in einer Ausstellung. Foto: © fotoboden

FOTOBODEN™ ist ein Produkt der visuals united ag mit Sitz in Kaarst. Der europaweit patentrechtlich geschützte Vinylboden ist individuell bedruckbar und sorgt als Werbe- und Dekorationselement für eine Frequenzsteigerung am Einsatzort und somit für erhöhte Abverkaufszahlen.

D-41564 Kaarst

Kontakt:

Silke Hüsgen & Eva-Maria Geef

Tel: +49 (0) 2131 53 213 – 47

presse@fotoboden.de www.fotoboden.de

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Kriege gehören ins Museum –

Das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) in Wien

Autor:

Mit über 1,2 Millionen Objekten besitzt das HGM eine Sammlung, die es zu einem der bedeutendsten militärhistorischen Museen weltweit macht – genauer zu einem Museum, das mehr als vier Jahrhunderte der Österreichischen Streitkräfte thematisiert und damit zugleich die Geschichte der Habsburgermonarchie sowie Österreichs zeigt. Der Museumsbau selbst liegt direkt im Herzen des Arsenals, einem architektonischen Meisterwerk aus 31 Backsteinbauten. Innerhalb dieses Ensembles, welches aus über 177 Millionen Ziegeln errichtet wurde, bekommt das HGM seine einzigartige Aura.

Das Museumsgebäude - eine Mixtur aus byzantinischen, maurischen, gotischen und barocken Elementen
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Foto: © Nadja Meister

Im HGM ist die Geschichte der österreichischen Streitkräfte von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart ausgestellt, wobei auch der Marinegeschichte ein eigener Saal gewidmet ist. Dabei präsentiert sich das Museum modern und zeitgemäß –auch durch seinen Leitspruch „Kriege gehören ins Museum“.

Um größere historische Entwicklungen und Zusammenhänge verdeutlichen zu können, wird die Militärgeschichte in den Ausstellungen stets unter Berücksichtigung der Sozial- sowie der allgemeinen und politischen Geschichte thematisiert. Dafür zeigt das HGM fast ausschließlich Originale, also Objekte, die einen unvergleichlichen historischen Wert haben und dadurch einen wichtigen Teil der Geschichte der Habsburgermonarchie und Österreichs erzählen.

Die Ruhmeshalle des Heeresgeschichtlichen Museums © Nadja Meister

Eines jener authentischen Objekte, die im HGM die österreichische Militärgeschichte des 17. Jahrhunderts erzählen, ist das am 5. November 1632 ausgestellte Schreiben Albrechts von Wallenstein an Heinrich Graf von Pappenheim. In diesem befiehlt er ihm, eiligst mit seinen Truppen nach Lützen zu kommen, um ihn gegen Gustav II. Adolf von Schweden zu unterstützen. Dadurch entschied Wallenstein zwar diese Schlacht des Dreißigjährigen Krieges für die kaiserlichen Truppen, Pappenheim jedoch wurde tödlich verwundet, was die sichtbaren Blutspuren am Schreiben noch immer dokumentieren. Als der Dreißigjährige Krieg ein Ende fand, begann für die Habsburger der Konflikt mit dem nach Westen vordringenden osmanischen Reich erneut aufzuflammen.

Am Übergang zum 18. Jahrhundert prägte zusehends einer der heute berühmtesten österreichischen Feldherren die Geschichte Europas: Prinz Eugen von Savoyen. An sein militärisches Wirken erinnern im HGM nicht nur sein mantelartiger Koller aus Ziegenleder, seine Weste sowie Kürass, der Offiziersdegen und Kommandostab sowie auch sein Bahrtuch.

Ein zehnpfündiger Mörser erzählt von der Belagerungsartillerie des Prinzen vor Belgrad, als am 14. August 1717 mit nur einem Schuss ein ganzer Stadtteil dieser osmanischen Festung durch einen Treffer im Pulverdepot zerstörte wurde. Das ein Jahr zuvor erbeutete Staatszelt des Damad Ali Pascha ist Zeugnis der Schlacht bei Peterwardein am 5. August 1716,

als jener Großwesir im Kampf gegen die Truppen von Prinz Eugen fiel.

Oben: Blick in den Ausstellungssaal über den 30-jährigen Krieg. In der Mitte eine Büste Wallensteins

Unten: Zehnpfündiger Mörser aus der Schlacht von Belgrad 1717, dahinter ein Teil des 1716 erbeuteten Staatszeltes des Damad Ali Pascha

Fotos: © Nadja Meister

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Auch die Epoche der Revolutionen und der Napoleonischen Kriege wird im HGM mit einer Vielzahl solcher geschichtsträchtiger Objekte thematisiert. Der ausgestellte französische Kriegsballon „Intrepide“ gilt als das weltweit älteste noch erhaltene militärische Luftfahrzeug. Solche Fesselballone – insgesamt gab es sechs – verwendete die französische Armee seit 1794, um die Bewegungen der österreichischen Truppen während der Kämpfe besser erfassen zu können. Die Beobachtungen wurden bei geringer Höhe mittels Sprachrohr, ansonsten mittels Signalflaggen, gemeldet. Am 3. September 1796 erbeuteten die österreichischen Truppen bei Würzburg jenen heute ausgestellten Ballon.

Auch zeigt das HGM die Kuriertasche Napoleons und jenen russischen Offiziersmantel, den er zwischen 25. und 27. April 1814 während seiner Reise von Fontainebleau in die Verbannung nach Elba trug – als Vorsichtsmaßnahme, da Anschläge auf seine Person vermutet wurden.

Ebenso finden Fehlschläge des militärischen Wirkens im HGM ihren Platz, hatten sie doch eine mindestens ebenso bedeutsame Wirkung auf die Habsburgermonarchie, wie deren siegreiche Schlachten. Das Monumentalgemälde „Batterie der Toten“ zeigt das Ende einer Artilleriebatterie in der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866. Diese hatte weitreichende Folgen, denn der mit ihr in Verbindung stehende Ausgleich mit Ungarn veränderte die innere Machtstruktur des Habsburgerreiches. Von nun an setzte sich die „gesamte bewaffnete Macht“ aus der ungarischen Honvéd, der österreichischen Landwehr und der gemeinsamen k. u. k. Armee zusammen. Die Streitkräfte der Monarchie sowie ihr Oberbefehlshaber Kaiser Franz Joseph I. wurden zu einer Klammer des Reiches. Die in der Ausstellung gezeigten Waffenröcke sowie Uniformen der insgesamt elf Nationalitäten der österreichisch-ungarischen Armee erzählen von ihrer multiethnischen und multikonfessionellen Zusammensetzung.

Oben: Französischer Kriegsballon, am 3. September 1796 nach der Schlacht von Würzburg von österreichischen Truppen erbeutet

Unten: Hechtgrauer und weißer Waffenrock sowie Orden aus dem Besitz Kaiser Franz Joseph I

Fotos: © Nadja Meister

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Oben: Personenwagen Marke Gräf &Stift, das Auto in dem Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie am 28. Juni 1914 ermordet wurden Unten: Der Ausstellungsraum Republik und Diktatur - Österreich 1918-1945. Im Vordergrund der Fieseler Storch und der VW Kübelwagen Typ 82. Alle Fotos: © Nadja Meister

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Mit dieser Armee trat Österreich-Ungarn schließlich in den Ersten Weltkrieg ein. Was mit über 10 Millionen gefallenen Soldaten, 20 Millionen Verwundeten und rund 7 Millionen toten Zivilisten endete, begann am 28. Juni 1914 mit dem Attentat auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand. Davon legen die Leitobjekte des HGM Zeugnis ab: Der Gräf & Stift, jenes Automobil, in welchem der Thronfolger und seine Gemahlin erschossen wurden, sowie sein blutiger Waffenrock. An beiden Objekten sind noch immer die tödlichen Einschüsse sichtbar. Die seit 2014 neu gestaltete Ausstellung über den Ersten Weltkrieg präsentiert nicht minder bedeutende Objekte: etwa eine von russischen Geschossen beschädigte Panzerkuppel aus der bis 22. März 1915 belagerten Festung Przemysl oder den zweisitzigen Doppeldecker Albatros B II –welcher gemäß dem Vertrag von St. Germain eigentlich gar nicht mehr existieren dürfte – sowie eine 38 cm Škoda-Haubitze aus dem Jahr 1916.

Über die politischen Wirren nach dem Ersten Weltkrieg berichtet die originale

Tatwaffe, mit der am 30. Jänner 1927 im burgenländischen Schattendorf ein tödlicher Anschlag während des Aufmarsches des Republikanischen Schutzbundes verübt wurde. In weiterer Folge hatte dieses Attentat den Brand des Wiener Justizpalastes zur Folge. Die Zeit zwischen der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 und dem Ende des Zweiten Weltkriegs dokumentieren verschiedenste Objekte. So ist der Fieseler „Storch“ zu nennen, der von der Deutschen Wehrmacht häufig als Aufklärungs- und Verbindungsflugzeug eingesetzt wurde. Was das Flugzeug aber universell einsetzbar machte, war seine geringe Start- und Landestrecke, sodass der „Storch“ an allen Fronten zum Einsatz kam.

Auch der ausgestellte Raupenschlepper „Ost“ ist ein ganz besonderes Objekt: Am Ende des Krieges transportierte er zahlreiche Wiener Kunstschätze im Bergwerk von Altaussee. Was die Saalgruppe aber einzigartig macht, sind neben der Vielzahl an Uniformen, Ausrüstungsgegenständen und Waffen vor allem jene Objekte, die diesen Krieg in all seinen Facetten erzählen. Objektgruppen mit

Alltagsgegenständen berichten nicht nur über das Leben der Zivilbevölkerung im Krieg, sondern lassen auch das Schicksal der Häftlinge in Konzentrationslagern nicht vergessen.

Die Geschichte der österreichischen Streitkräfte schrieb die Geschichte Europas mit. Das HGM stellt somit in seinen Sammlungen eine Vielzahl solcher Objekte aus, mit denen sprichwörtlich Geschichte geschrieben wurde. Schon jedes Einzelne macht das HGM zu einem Museum, das nicht nur in Wien seinesgleichen sucht.

Heeresgeschichtliches Museum

Militärhistorisches Institut

Arsenal, Objekt 1

A-1030 Wien

Telefon: +43 (1) 79561-0

contact@hgm.at

www.hgm.at

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Blick in den neu eröffneten Ausstellungssaal über den 1. Weltkrieg

Schloss Friedenstein Das Barocke Universum Gotha

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Autor: Marco Karthe

Das „Barocke Universum“ Schloss Friedenstein lässt wie nur wenige andere Schlösser oder Museen vergangene Jahrhunderte lebendig werden. Inmitten eines ausgedehnten Parks ist das imposante Schloss mit seinen vielfältigen historischen Gemächern, dem barocken Hoftheater und der Schlosskirche, aber auch mit einzigartigen Sammlungen zu Kunst, Natur und Geschichte nahezu unverändert erhalten.

Die Geschichte von Schloss Friedenstein begann im Dreißigjährigen Krieg. 1643 baute der protestantische Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha, genannt der Fromme, auf den Ruinen der geschleiften Burg Grimmenstein in nur zwölf Jahren das heute größte frühbarocke Schloss

Deutschlands. Der Herzog gab ihm den symbolträchtigen Namen Friedenstein, der ein neues Zeitalter ankündigte. Die mit dem Schlossbau angelegte Kunstkammer bildete die Keimzelle der vielfältigen Sammlungen, die heute in mehreren Museen, der Forschungsbibliothek und dem Thüringischen Staatsarchiv verwahrt werden.

Im Rahmen einer umfassenden Umstrukturierung der Gothaer Museumslandschaft werden die Sammlungen seit 2009 neu geordnet. Das 1879 erbaute Herzogliche Museum zeigt seit 2013 die Kunstsammlungen, das Museum der Natur präsentiert seine Schätze neu im Schloss. Die Umstrukturierung wird von der Bundesrepublik, dem Freistaat Thüringen und der Stadt Gotha gefördert.

Schloss und Herzogliches Museum aus der Vogelperspektive. Foto: © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha

Das Schloss beherbergt heute drei Museen, das Schlossmuseum, das Museum der Natur und das Historische Museum. Im Schlossmuseum sind die herzoglichen Gemächer des 17. bis 19. Jahrhunderts zu sehen. Neben historischen Möbeln können hier kostbare Uhren, Porzellan, Gemälde und vieles mehr bewundert werden. Außerdem zeigt die Kunstkammer herausragende Exponate aus Gold, Silber, Elfenbein, Bernstein und Nautilus, Ostasiatika oder Kuriosa wie einen der wenigen originalen Napoleon-Hüte der Welt. In wechselnden Präsentationen ist eine Auswahl aus einer der größten Münzsammlungen Deutschlands zu sehen.

Die 1640 unter Ernst dem Frommen gegründeten und kontinuierlich erweiterten naturkundlichen Sammlungen enthalten seltene Stücke und Kuriositäten aus der Natur, aber auch über 300 Jahre alte, unersetzliche Forschungsobjekte, darunter die Mineraliensammlung, die über 130.000 Schnecken und Muscheln umfassende Conchyliensammlung oder die älteste Insektensammlung Thüringens. Bedeutende Einzelobjekte sind ausgestorbene Tiere wie der Riesenalk oder der letzte Luchs Thüringens und der berühmte „Schlotfeger“, ein menschliches anatomisches Präparat von 1723 oder „Miss Baba“, das Präparat eines Elefanten von 1857.

Unten: Schlossmuseum Gotha, Westflügel - Napoelonzimmer.

Fotos: © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha

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Oben: Schlossmuseum Gotha, Nordflügel - FestsaalStiftung Thüringer Schlösser und Gärten
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Das Museum besitzt außerdem wichtige Fossilien von Ursauriern aus Tambach-Dietharz, der einzig bekannten Fundstelle in Europa.

Seit 2010 zeigt die erste Dauerausstellung des neuen Museums der Natur im Schloss, „Tiere im Turm“, Tierpräparate

in verschiedenen Zusammenhängen wie Regenwald, Nacht oder Antarktis. In einer familiengerechten Präsentation werden Pinguin, Tiger, Luchs, Seelöwe, Flamingo, Uhu, Faultier und viele andere Tiere vorgestellt.

In den nächsten Jahren folgen neue Dauerausstellungen zum Thüringer Wald und

zu den Ursaurierfunden. Die Naturaliensammlung wird in Zukunft in Form eines historischen Naturalienkabinetts präsentiert. Mit dem vollständigen Umzug des Museums der Natur bilden Natur, Kunst und Wissenschaft wieder ihre historische Einheit im Barocken Universum Gotha.

Ebenfalls im Schloss befindet sich das 1872 gegründete Historische Museum Gotha, das die Geschichte Gothas und der Region von der Urgeschichte bis zum 19. Jahrhundert erklärt. Die Dauerausstellung geht auf die historische Entwicklung von Wirtschaft und Technik ein und zeichnet den Alltag der Menschen. Schwerpunkte liegen auf Reformation, Bauernkriegen, Absolutismus und der Entwicklung der Geisteswissenschaften. Das Herz der Sammlung bilden die kulturgeschichtlichen Exponate, darunter Graphik, Gemälde, Hausrat und Spielzeug. Daneben verwahrt das Museum große Spezialsammlungen zu Ur- und Frühgeschichte, Militaria, Uhren, Musikinstrumenten, Mode, astronomischen Geräten und Kartographie.

Oben: Museum der Natur Gotha, Tiere im Turm, Katzenraum.

Unten: Historisches Museum Gotha - Geschichte des Gothaer Landes, Astronomie

Fotos: © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha

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Ein besonderer Schatz des Schlosses ist das Ekhof-Theater, das im Westturm zwischen 1681 und 1687 eingerichtet wurde. Es ist das einzige Theater der Welt mit noch funktionierender Bühnenmaschinerie aus dem 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wirkten hier bedeutende Schauspieler wie Conrad Ekhof und August Wilhelm Iffland. Das Ekhof-Festival von Ende Juni bis Ende August zeigt berauschende Theaterkunst im authentischen barocken Ambiente.

Im Süden des Schlosses entstand 1879 das Herzogliche Museum, als repräsentativer Ort für die reichhaltigen Kunstsammlungen. Zwischen 1950 und 2009 wurde es als Museum der Natur genutzt. Seit 2013 haben hier die Kunstsammlungen einen würdigen Ausstellungsrahmen erhalten. Gezeigt werden bedeutende Kunstwerke von der Antike bis in die Neuzeit, darunter eine der ältesten europäischen Ägypten-Sammlungen mit Mumien und Grabfunden, altdeutsche Meister (wie das „Gothaer Liebespaar“ und bedeutende Werke der beiden Cranachs), eine Niederländer-Sammlung, Plastiken von Jean-Antoine Houdon, Werke von Rubens und Caspar David Friedrich, Por-

zellan aus Meißen, Thüringen und Asien. In wechselnden Ausstellungen werden die Schätze der Graphischen Sammlung, mit u. a. Blättern von Martin Schongauer, Albrecht Dürer oder einer Spezialsammlung aus Flugblättern des 15. bis 17. Jahrhunderts vorgestellt.

Oben: Ekhof-Festival 2012, Sardanapalus - Probe

Unten: Herzogliches Museum Gotha, Gemäldegalerie, Altdeutscher Saal mit dem Tafelaltar und Liebespaar

Fotos: © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Lutz Ebhardt

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Orangerie im Juli 2012. Foto: © Kim Walte

Umgeben wird Schloss Friedenstein von einer wunderbaren und vielfältigen Parklandschaft, die zu jeder Jahreszeit ein anmutiges Bild abgibt. Zu erwähnen sind die barocke Orangerieanlage mit Schloss Friedrichsthal im Osten des Schlosses und der englische Landschaftsgarten im Süden, den Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg nach Abbruch der riesigen Befestigungsanlage um 1770 anlegen ließ. Der Parkteich, ein Merkurtempel und die „Heilige Insel“, die einigen Herzögen als Bestattungsort diente, vermitteln noch heute den Eindruck eines typischen Englischen Gartens.

Führungen, Schlossführungen

Audioguide 2,50 €

Gruppenführungen nach Anmeldung: 50,- € zuzügl. Eintritt innerhalb der Öffnungszeiten

100,- € zuzügl. Eintritt außerhalb der Öffnungszeiten

Weitere Informationen und Angebote unter www.stiftung-friedenstein.de

Voranmeldung und Information: Tel.: 03621/82340

service@stiftung-friedenstein.de www.stiftung-friedenstein.de

Öffnungszeiten

April bis Oktober: 10 - 17 Uhr

November bis März: 10 - 16 Uhr

Montags, 24.12. und 31.12. geschlossen, an Feiertagen geöffnet.

Herzogliches Museum ist auch am Montag geöffnet.

Eintrittspreise Friedenstein-Karte Schloss, Museen, Sonderausstellungen

Erwachsene 10,- €

Ermäßigt 4,- €

Einzelkarte

Historisches Museum, Museum der Natur, eine Sonderausstellung oder das Ekhof-Theater (gilt nicht für das Schlossmuseum)

Erwachsene 5,- €

Ermäßigt 2,50 €

Veranstaltungshöhepunkte:

Ostereiermarkt: WE vor Ostern, 10 – 18 Uhr

Thüringer Schlössertage: Pfingsten

Kinderfest: Mittwoch nach dem 1.6. 9 –13 Uhr

Ekhof-Festival: Ende Juni bis Ende August

Barockfest: Letztes Augustwochenende

Museumsnacht: Vierter Samstag im Oktober

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Wunderkammer Technorama

Autor: Roy Schedler

Für Wissenschaft und menschliche Wahrnehmung ist das Swiss Science Center Technorama in Winterthur (Schweiz) weit herum bekannt – aber für Kunst? Tatsächlich gibt es im Technorama auch eine ganze Reihe von Kunstwerken.

«Seit langem gelten Kunst und Wissenschaft als feindliche Brüder, in Misstrauen vereint, durch einen Abgrund getrennt. Die Schönheit beargwöhnt das Wissen, weil es die Welt entzaubert, das Wissen dagegen hegt den Verdacht, das Ästhetische flüchte vor den Gesetzen der Welt», so leitete die ZEIT 2001 ein Gespräch zwischen dem Mathematiker Jochen Brüning und dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp ein. Kunst und Wissenschaft stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander, das damals wie heute immer wieder neu ausgemessen wird.

Kunst und Wissenschaft lassen sich als zwei verschiedene «Methoden des Erkennens» beschreiben: Demzufolge würde

der Künstler die Welt mit anderen Augen betrachten als der Naturwissenschaftler. Der eine schaue zweckfrei, der andere utilitaristisch, der eine erfinde, der andere entdecke. Dieser verstehe sich mehr als Genie und Talent, jener dagegen als Gelehrter und Handwerker.

Das war nicht immer so: In der Renaissance und im Barock waren Kunst und Wissenschaft nicht strikt getrennt. In sogenannten Wunderkammern sammelte man alles, was die Menschen zum Staunen brachte, Objekte aus Natur, Kunst und Technik. Diese bunt gemischten Kuriositätenkabinette entwickelten sich im Zuge der Aufklärung zu den späteren Museen – und der Graben zwischen Kunst und Wissenschaft öffnete sich.

Im Technorama verstehen wir Kunst und Wissenschaft nicht als Gegensätze, sondern als sich gegenseitig beeinflussende und ergänzende Disziplinen. Künstler und Wissenschaftler lenken unsere Wahr-

nehmung auf Phänomene, die wir sonst übersehen würden. Sie geben uns zwei verschiedene Möglichkeiten, Muster in der Natur zu erkennen. Künstler begeistern die ästhetischen Qualitäten dieser Muster, Wissenschaftler wollen verstehen, wie diese Muster entstehen.

«Die grundlegenden Muster, welche Künstler wahrnehmen, unterscheiden sich nicht notwendigerweise von den Mustern, welche Wissenschaftler faszinieren. Sie haben eine Form, sie klingen, leuchten, sind in Bewegung und entstammen einem immer weiter wachsenden Bereich von Naturphänomenen. Wie diese Muster dann aber beschrieben werden, wie sie dargestellt und interpretiert werden, darin unterscheiden sich Künstler und Wissenschaftler voneinander», heisst es dazu bei Frank Oppenheimer, dem Gründer des Exploratorium in San Francisco.

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Links: Magische Welle, Reuben Margolin, 2008 Oben: Wind Veil, Ned Kahn, 2002

Wie dieses grosse Vorbild ist auch das Technorama seinem Wesen nach ein «hands-on museum of science, art and human perception». Und wie im Exploratorium sind im Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft im Technorama Kunstwerke zu sehen, die ungewöhnliche Erfahrungen mit Naturphänomenen erlauben. Sie lassen uns innehalten und die

Welt – je nachdem – mit einem anderen Augenpaar sehen.

Wind Veil

Zu den spektakulärsten Kunstwerken im Technorama – auch wenn es als solches nur von wenigen Besuchern wahrgenommen wird – zählt der «Wind Veil» (Wind-

vorhang) von Ned Kahn. 2002 bei der Vernissage vom Künstler persönlich und mit einem Feuerwerk feierlich eingeweiht, ist der «Wind Veil» zu einer der Ikonen des Technorama geworden, die ihren Zauber immer wieder aufs Neue entfaltet.

Mehrere zehntausend quadratische Plättchen aus Aluminium sind in Reihen an feinen Wellen so montiert, dass sie vom Wind bewegt werden und dabei Muster erzeugen, die an kräuselnde Wellen auf einer spiegelnden Wasserfläche erinnern. Physikalisch gesprochen macht das Exponat die Energie des Windes als strukturierte Turbulenzen sichtbar, wobei die Plättchen sowohl auf die Windstärke als auch auf die Windrichtung direkt reagieren. Im Sektor «Wasser, Natur, Chaos» befinden sich weitere Werke von Ned Kahn.

Magische Welle

Die kinetische Kunst geht ursprünglich auf die Wasserspiele der Barockzeit zu-

Oben: Icy Bodies, Shawn Lani, 2005

Unten: Tanzende Eisenpartikel (Dancing Trees), David Durlach, 2001

Rechte Seite: Delta Phi, Joachim Sauter, ART+COM, Berlin, 2013

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rück. Über kunstgewerbliche mechanische Apparate und konstruktivistische Maschinen in der frühen Moderne hat sie sich in den 1950er und 1960er Jahren zur Op-Art weiterentwickelt, bei der eine Bewegung nur noch als Illusion vorgetäuscht wird. Der Künstler Reuben Margolin aus Kalifornien ist auf mechanische Wellenskulpturen spezialisiert. Zusammen mit der Werkstatt des Technorama hat er eines seiner grössten und komplexesten Werke realisiert. Durch einen ausgeklügelten Antriebsmechanismus wird ein im Raum schwebendes Netz aus 450 Aluminiumrohren in einen bewegten Wellenteppich verwandelt, der auf beeindruckende Weise die drei Charakteristika einer Wellenbewegung veranschaulicht: Wellenlänge, Wellenhöhe und Frequenz.

Icy Bodies

Unberechenbarkeit ist eine einfache Umschreibung des Chaotischen. Der griechische Begriff bezeichnet einen Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung und somit das Gegenteil von Kosmos, dem griechischen Begriff für die (Welt-) Ordnung. Er steht aber auch für das Nichts, die «gähnende Leere». Aus dem Chaos – dem Tohuwabohu in der hebräischen Bibel oder der Urschlucht Ginnungagap in der nordischen Mythologie – entsteht erst die Welt. Das bezaubernde Kunstwerk des Amerikaners Shawn Lani veranschaulicht durch das physikalische Phänomen der Sublimation ein solches kosmisches Schauspiel. Kleine Stückchen von gefrorenem Kohlendioxid (sogenanntes Trockeneis) fallen in tiefblaues Wasser und gehen dabei direkt vom festen in den gasförmigen Aggregatzustand über. Dabei entstehen relativ grosse Gasmengen um die Eisstückchen herum, die diese in Drehung versetzen und dann auf der Wasseroberfläche wie Kometen im All vorwärts bewegen. Überraschend, unvorhersehbar und immer wieder anders.

Tanzende Eisenpartikel

Schon im antiken Griechenland kannte man die magisch anmutende, anziehende Wirkung bestimmter Magneteisensteine. Man fand diese Steine zunächst vor allem im Siedlungsgebiet des mazedonischen Stammes der Magneten, der ihnen den Namen gab. Über Jahrhunderte war die Magnetisierung von Kompassnadeln der wichtigste Verwendungszweck für diese Steine. Den Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus erkannte

und verstand man erst im 19. Jahrhundert. «Dancing Trees» von David Durlach besteht aus 81 quadratisch angeordneten elektromagnetischen «Bäumchen», die mit einem feinen Eisenpulver belegt sind. Legt man eine elektrische Spannung an, bewegen sich diese Eisenspan-Klümpchen in anthropomorpher, an menschliche Gestalten erinnernder Weise, schütteln sich, richten sich auf und lassen sich fallen. Die wogende und fliessende Choreografie wird – abgestimmt auf eine entsprechende Musik – von einem Computerprogramm gesteuert.

Lieblingsonkel

Von besonderem Reiz sind natürlich die Werke im Technorama, bei denen sich die beiden «Methoden des Erkennens»

direkt begegnen. Dazu gehört das Exponat «Lieblingsonkel» der amerikanischen Künstlerin Austine Wood-Comarow.

Mit blossem Auge wirkt das Kunstwerk farblos und nur wenig ist darauf zu erkennen. Betrachtet man es jedoch durch einen Polarisationsfilter, so offenbart sich ein Feuerwerk an Farben und Formen. Dreht man den Filter zusätzlich, tauchen Figuren aus der griechischen Sagenwelt auf. Dazu gehört auch Prometheus, der bekannteste unter den Titanen, der von der Künstlerin deshalb «Lieblingsonkel» genannt wurde, weil er den Menschen das Feuer schenkte.

Austine Wood-Comarow bezeichnet ihre Kunst als Polage®-Kunst, abgeleitet aus den Wörtern «Polarisation» und «Collage».

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Ihre Werke bestehen aus vielen Cellophanstücken, die sie wie eine Glasmalerin zusammensetzt und deren Dicke und Winkel die Farben bestimmen. Weisses Licht ist eine elektromagnetische Welle, die in allen Richtungen schwingt. Ein Polarisationsfilter hinter den Cellophanstücken lässt nur Licht durch, das in einer bestimmten Richtung schwingt. Das Cellophan selbst dreht die Polarisationsrichtung des Lichts, und zwar je nach Farbe, in einem unterschiedlichen Winkel. Betrachtet man eine Polage nun mit einem zweiten Polarisationsfilter, werden wiederum andere Farben sichtbar.

Swiss Science Center Technorama

Das Technorama hat aber noch sehr viel mehr zu bieten als diese Kunstwerke. Da sind interaktive Ausstellungen mit über 500 Exponaten, spektakuläre Vorführungen, kleinere Demonstration sowie ein spannendes Workshop-Angebot zu Themenbereichen der Biologie, Chemie und

Oben: Lieblingsonkel (My favorite uncle), Austine Wood-Comarow, 1994

Unten: Grosse Plasmakugel (World’s Largest Plasma Sphere/Hashi-no-tama), Bill Parker, 1994

Physik. In den insgesamt sieben Laboren können Besucher mit fachlicher Unterstützung selbständig experimentieren. Im Park gibt es Sonnenuhren und eine Windmaschine, die sogar mit Orkanstärke stürmen kann.

Das Technorama Winterthur ist eines der grössten Science Center Europas und bietet mit seiner einzigartigen Vielfalt an Experimentierstationen schier unendliche Möglichkeiten, Wissenschaft spielerisch und lehrreich zugleich zu erleben.

Swiss Science Center Technorama

Technoramastrasse 1

CH-8404 Winterthur

Schweiz

Telefon +41 52 244 08 44

info@technorama.ch

www.technorama.ch

Öffnungszeiten: Täglich von 10 bis 17 Uhr Am 25. Dezember geschlossen. Übrige gesetzliche Feiertage geöffnet.

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P R A X I S

I N S P I R A T I O N

Es sind unsere Kunden, die uns immer wieder inspirieren, wenn es darum geht, Lösungen zu finden, die zuverlässig und praxisgerecht funktionieren – die Kasse, das Ticket, die Besucherinformation, der Shop, die Zutrittskontrolle, die Management-Software

Deshalb messen wir den Erfahrungen unserer Kunden höchste Bedeutung zu und lassen diese in allen Bereichen permanent einfließen

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E L L
K O N T A K T H E R S T E L L E R
T I C K E T - D R U C K E R E I Herstellung attraktiver und funktioneller Eintrittskarten S O U V E R Ä N S O F T W A R E Software für Verwaltung Ticketing und Besuchermanagement T E C H N I K E X Z
E
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Z
Kassen Thermodrucker Zutrittskontrolle Info- & Ticket-Terminals Webshops für Online- und Mobile-Ticketing
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Jukeboxen aus fünf Jahrzehnten Eine Sonderausstellung im Deutschen Automatenmuseum – Sammlung Gauselmann, Espelkamp Autor: Jessica Midding
Music for Millions

Eine Münze in den Schlitz zu werfen, sich einen Song auszusuchen, ihn anzuwählen, zusehen wie sich Schallplatte und Tonarm aufeinander zubewegen und zu hören, dass der gewünschte Titel erklingt, das fasziniert die Menschen heute genauso wie vor 90 Jahren.

Geformt von politischen sowie wirtschaftlichen Ereignissen, dem technischen Fortschritt, dem jeweiligen Zeitgeschmack, den Designepochen und einigen bedeutenden Herstellern, durchlebte die Musikbox Höhen und Tiefen im vergangenen Jahrhundert.

Das erste Exemplar wurde in den USA von der Automatic Musical Instrument Company (AMI) 1927 vorgestellt. Der „National Automatic Selective Phonograph“ brachte aufgrund der Verwendung des neu entwickelten Röhrenverstärkers eine bis dahin ungekannte Lautstärke und Tonqualität hervor, die die Voraussetzung für den innovativen Musikgenuss bildete. Diese erste vollautomatische Musikbox war mit zehn Schellack-Schallplatten ausgestattet, die beidseitig abgespielt werden konnten. Andere Hersteller, wie die Mills Novelty Company, die J. P. Seeburg Corporation oder die Rudolph Wurlitzer Company erkannten das Potential dieser Innovation und brachten nach und nach vergleichbare Modelle auf den amerikanischen Markt.

Nachdem die Grundlagen der Musikbox in den USA geschaffen worden waren, ließ die Zeit der Prohibition das Image der „Jukebox“ – wie sie noch heute umgangssprachlich genannt wird – erheblich leiden. Sie wurde oftmals in illegalen Kneipen aufgestellt, was sie eng mit dem kriminellen Milieu in Verbindung brachte. Die parallel 1929 eintretende Weltwirtschaftskrise sorgte ferner für einen wirtschaftlichen Tiefpunkt in der Musikautomatenindustrie. Erst mit der Politik Franklin D. Roosevelts und der Aufhebung der Prohibition 1933 waren die Bedingungen zur Verbreitung der Musikbox geschaffen.

In Bars, Restaurants und Diners, in Nachtlokalen, Drugstores und Eisdielen waren die Musikautomaten schnell nicht mehr

Foto: Detail Wurlitzer 1080

wegzudenken – womit für die Hersteller ein enormer Absatzmarkt entstand. Allein 1939 wurden in den Vereinigten Staaten etwa 300.000 Boxen verkauft, die mit 30 Millionen Platten bestückt waren. Somit wurde die Jukebox-Branche im Land der unbegrenzten Möglichkeiten innerhalb kürzester Zeit zu einem nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor.

Eine vehemente Zäsur bildete der Kriegseintritt der USA im Dezember 1941. Die als nicht kriegswichtig eingestufte Musikboxindustrie musste ihre Produktion einstellen. Bis auf AMI, die das Glück

hatten, weiterhin mit Ihren Automaten die Unterhaltung der US-Streitkräfte zu gewährleisten, sahen sich alle Hersteller gezwungen, sich um staatliche Rüstungsaufträge zu bemühen.

Mit einem Paukenschlag verabschiedete sich Wurlitzer 1946 aus der Zwangspause und brachte das Modell „1015“ heraus. Durch die Kombination aus einem vom Schweizer Paul Fuller geschaffenen außergewöhnlichen Design, einer soliden Technik mit 24 Wahlmöglichkeiten sowie einer Werbeoffensive, die seines gleichen suchte, gelang es Wurlitzer, die

große Nachfrage am Jukebox-Markt ideal zu bedienen. Die „1015“ ist bis heute mit rund 60.000 produzierten Exemplaren die meistverkaufte Musikbox der Welt.

Dieser durch die Kriegsentbehrungen ausgelöste Boom sollte nicht nur Wurlitzers Verkaufszahlen steigen lassen, sondern auch die der anderen Hersteller. Von 1946 bis 1948 wurden insgesamt ca. 200.000 Musikautomaten in den USA abgesetzt.

Ab Mitte der 50er-Jahre bildeten entscheidende technische Entwicklungen, wie die Verbreitung der 45er-Vinylsingle

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oder die Entstehung der Jugendkultur des Rock `n´ Roll die Basis für eine erneute Blütezeit der Branche nicht nur in den USA, sondern auch in Europa.

Schnell etablierte sich die Musikbox nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland. Die „Jukebox“ gehörte längst zur amerikanischen Alltagskultur und fand im Rahmen der Besatzung auch Verbreitung im Nachkriegsdeutschland.

Während sich zu Beginn der 50er-Jahre schätzungsweise 1000 Boxen in der Aufstellung befanden, waren es 1955 schon

12.500. Bereits 1959 sorgten um die 40.000 Boxen für Musik an öffentlichen Orten in der Bundesrepublik.

Nicht lange ließen innerhalb dieser Entwicklung in Deutschland konzipierte und produzierte Geräte auf sich warten, die eine konkurrenzfähige Alternative zu den importierten Boxen aus Übersee boten. Hersteller wie Wiegandt & Söhne aus Berlin, Tonomat aus Neu-Isenburg bei Frankfurt/Main, Th. Bergmann & Co. aus Hamburg, NSM aus Bingen und nicht zuletzt die Deutsche Wurlitzer aus Hüllhorst/ Westfalen sorgten mit ihren Produkten

nicht nur für die musikalische Unterhaltung im eigenen Land, sondern auch für eine beachtliche Exportquote.

Auch in der Deutschen Demokratischen Republik war die Nachfrage an Musikautomaten groß und da der Import von westdeutschen Geräten nicht zuletzt aufgrund des ungünstigen Devisenkurses Ende der 50er-Jahre keine Lösung sein

Links: Symphonie M80, Th. Bergmann & Co., Hamburg 1957

Rechts: Blick auf die deutschen Hersteller in der Ausstellung

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konnte, entwickelten und fertigten der VEB Funkwerk Erfurt oder Böhm-Automatic aus Glauchau/Sachsen Modelle für den DDR-Markt.

Mit dem Wandel der Alltagskultur und dem damit einhergehenden einfachen Zugang zur Musik durch die Schallplattenspieler für zu Hause, verschwand ab Ende der 1960er-Jahre die Musikbox immer mehr aus dem öffentlichen Leben.

Als wichtigstes Medium zur automatischen Wiedergabe von bewusst ausgewählter Musik des 20. Jahrhunderts wurde die Jukebox zu einem Stück westlicher Kulturgeschichte.

Ohne Zweifel sind die Exponate der Ausstellung Ausdruck des ästhetischen Empfindens, des technischen Fortschritts

und des Geistes ihrer Zeit – Zeitzeugen auf dem Weg zur Musikwiedergabe im 21. Jahrhundert.

Im ostwestfälischen Espelkamp verweisen noch bis zum 28. Mai rund 40 Modelle von Herstellern wie Wurlitzer, Rock-Ola, AMI, Seeburg, Bergmann oder Böhm auf die Glanzzeit der Jukebox zwischen den 30er- und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Deutsches Automatenmuseum

Sammlung Gauselmann

Schlossallee 1

32339 Espelkamp

Kreis Minden-Lübbecke

www.Deutsches-Automatenmuseum.de www.facebook.com/ deutschesautomatenmuseum www.instagram.com/ deutschesautomatenmuseum

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Wir sitzen drauf und können es nicht erkennen!

Es ist ein gewaltiges weltbewegendes Projekt. Seit jeher erkunden Menschen ihren Planeten, versuchen, sich die Welt zu eigen zu machen, die Größe und Form der Welt zu bestimmen, die Lage von Städten und Ländern zu bemessen. Die Anlässe, aus denen heraus diese enorme Anstrengungen unternommen werden, sind vielfältig: philosophisches Interesse, die Notwendigkeit, Steuern zu erheben, für militärische Zwecke oder im Zuge von Entdeckungsreisen sowie Fernhandel.

Und nirgendwo wurde die Erde genauer vermessen als auf dem Potsdamer Telegrafenberg.

Vor 125 Jahren bezog das „Königlich Preußische Geodätische Institut“ (1870 gegr.) seine neuen Räume im heutigen „Wissenschaftspark Albert Einstein“. In der Zeit der DDR als „Zentralinstitut für Physik der Erde“ (ZIPE) weitergeführt (hier promovierte Sigmund Jähn, erster Deutscher im All), wurde es vor 25 Jahren in eine eigene Stiftung überführt, in „GeoForschungsZentrum GFZ“ umbenannt und schließlich in die Helmholtz-Gemeinschaft aufgenommen.

Haus der BrandenburgischPreußischen Geschichte

Focus: Erde. Von der Vermessung unserer Welt. Autorin: Nicola Janusch

Dies und zahlreiche andere Jubiläen in diesem Jahr waren der Anlass für die Ausstellung „Fokus: Erde. Von der Vermessung unserer Welt“, die nun im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam zu sehen ist. Wo sonst auch sollte von den Strapazen, dem Erfindergeist und den Erfolgen der ehemals Preußischen Einrichtung in der Brandenburgischen Hauptstadt Zeugnis abgelegt werden.

Es blinkt und funkelt!

Auf den ersten Blick wirkt die Ausstellung wie der Gang durch eine historische For-

schungseinrichtung. Edle Messing-Gerätschaften, Dokumente, Fotos und Gemälde finden unter dem hölzernen Dachstuhl des ehemaligen königlichen Kutschstalls von 1790 einen angemessenen Präsentationsraum, in dem die Besucher sich gern auf die Geschichten einlassen, die hier erzählt werden.

Es geht um Messen, Rechnen, Beobachten und Aufzeichnen, um wissenschaftliche komplexe Zusammenhänge und Spezialwissen höchster Qualität. Und doch soll die Ausstellung nicht überfordern, nicht allzu sehr ins Detail gehen, sondern begeistern – „bewusst werden Dinge unbeantwortet gelassen, denn auch die

wissenschaftliche Arbeit selbst bedeutet Mühe, Recherche-Tätigkeit und eigenen Forschergeist“ (Dr. Johannes Leicht, Kurator der Ausstellung, www.geschichtslotsen.de).

„Ziel war es“, so Josef Zens, Sprecher des GFZ, „die Tradition der Geowissenschaften in Potsdam, Berlin und Brandenburg, insbesondere auf dem Telegrafenberg, sowie Ihre herausragende internationale Stellung zu präsentieren, und auch die

Oben: Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Portal des Kutschstalls Am Neuen Markt Potsdam, 2002. Foto: Hagen Immel / HBPG

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Bedeutung des Präzisionshandwerkes für die Forschungserfolge des Instituts.“ Die wunderschöne und einmalige Sammlung wissenschaftlicher Instrumente und Dokumente des GFZ wird hier erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Zentrum der Ausstellung steht natürlich die Weltkugel – ein aus Stoffbahnen handgenähter Globus von knapp zwei Metern Durchmesser. Darum herum fächern sich die verschiedenen Forschungsbereiche des Institutes und seiner Vorgänger auf, die Expeditionen, Zusammenarbeit mit den Handwerksbetrieben bei der Entwicklung der Präzisionsinstrumente sowie die Geschichte des Telegrafenbergs.

„Besonders reizvoll sind die wunderbaren, teilweise in Potsdam gefertigten Präzisionsmessgeräte aus der prä-digitalen Zeit: Auch der Laie kann mit physikalischem Schulwissen die Funktionsweisen noch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, im Gegensatz zur black box

elektronischer Hard- und Software, die zwischen Bildung und Technologie eine sich immer mehr vergrößernde Kluft zu eröffnen scheint und uns damit vor ganz neue Herausforderungen demokratischer Kontrolle stellt.“ (Direktor Dr. Kurt Winkler, Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte)

Die Ausstellung erforschen

Beim interessierten Schlendern erschließt sich die Ausstellung über die Ästhetik der Exponate und den knappen Erzählstrang zur Geschichte sowie den jeweiligen Entwicklungen und Errungenschaften über die Wandtexte. Eine kleine Broschüre gibt ergänzende Informationen zu den Exponaten und bietet eine Art Rundgang durch die Themenbereiche an. Zur Vertiefung komplexer Zusammenhänge, wie Berechnungsmethoden und technischen

Oben: Die Ausstellung zeigt über 120 Objekte, größtenteils aus der Sammlung des GFZ, ergänzt durch einzelne Objekte verschiedener Leihgeber. Sie ist zu sehen bis 09.07.2017 im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte am Neuen Markt in Potsdam. Blick in die Ausstellung, Vordergrund: Reisepassageinstrument, Hersteller unbekannt, um 1900. Kleintheodolit, hergestellt von der Firma Rudolf Fueß, Berlin Steglitz, um 1920

Unten: Vermessung mit Basisapparat des Geodätischen Instituts Potsdam, 1924. © Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

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Erklärungen, finden sich an einigen Stellen aufgehängte Hefte zum Nachschlagen. So bietet die Ausstellung drei Informationsebenen an. Zusätzlich ist ein Buch erschienen, das nicht als Katalog gedacht ist, also nicht nur als Begleiter der Ausstellung, sondern darüber hinaus die Herausforderungen der aktuellen Forschung und einen Blick in die Zukunft aufzeigt.

Man muss nicht den Ehrgeiz haben, alles durch den Besuch der Ausstellung verstehen zu wollen. Die Methode der kleinsten Quadrate zum Ausgleich von Messwidersprüchen wird den Spezialisten überlassen, staunen und bewundern können alle.

Zitrone, Orange oder Kartoffel?

Immer wieder wurden neue Hypothesen aufgestellt, neue Rechenexempel angestellt auf dem Weg des Herantastens an die Wirklichkeit. Was uns heute Satellitenbilder ins Wohnzimmer liefern, war ehemals komplexe logische Schlussfolgerung, harte Arbeit im Feld und Lebensgefahr im Versuchsballon.

Die Ausstellung berichtet über die Vermessung kurzer Strecken mit den einfachsten Mitteln und riesiger Entfernungen mit präzisesten Gerätschaften. Mit „Basismessapparat“ und „Theodolit“ beispielsweise wurde eine Strecke in der Landschaft abgemessen und die Winkel zwischen ihren Enden und einem angepeilten dritten Punkt bestimmt, um daraus die Entfernungen berechnen zu

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können (Triangulation). Auf diese Weise wurden weite Strecken oder auch ganze Landschaften erfasst und abgebildet.

Pendelapparate bezeugen die Geschichte der Messung der Erd-Anziehungskraft. Aus der beobachteten Schwingungszeit und der Pendellänge ließ sich der Wert der Anziehungskraft ermitteln, der je nach Mess-Ort unterschiedlich ist.

So lässt sich in der Ausstellung verfolgen, wie über zahlreiche Messungen an vielen Punkte weltweit sowie durch die Ergebnisse unterschiedlicher Forschungsbereiche zunächst abgeleitet wurde, dass die Erde keine exakte Kugelform haben kann, sondern eher die einer Orange mit abgeflachten Polen. Bis sich im 19. Jh. schließlich bei Messungen der Erdschwerkraft herausstellte, dass sie einer unregelmäßigen Kartoffel gleicht – als „Potsdamer Kartoffel“ international bekannt.

Der hier in jahrelanger Arbeit ermittelte „Potsdamer Schwerewert“ war so exakt, dass er von 1909 bis 1971 weltweit als Referenzwert galt.

Pendelapparate stehen aber auch für die Erforschung seismologischer Aktivitäten, die über erstaunlich große Entfernungen hinweg messbar sind. Im 20. Jh. gründete das GFZ ein globales Netz an Beobachtungsstationen (GEOFON). Zur Erkundung des Erdaufbaus führt das für die Ausstellung entwickelte „interaktive Poster“ in die verschiedenen Erdschichten und erklärt die Entstehung von Erdbe-

Linke Seite, links oben: „Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte stellt in seinen Sonderausstellungen die Kulturgeschichte Brandenburgs in immer neuen Facetten dar, denn es gibt nicht „die“ Geschichte, sondern einen sich wandelnden gesellschaftlichen Diskurs über das, was uns als historische Bezugsgrößen unserer Identität als wichtig erscheintim Guten und im Schlechten. Diesmal erzählt das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ seine Geschichte, eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen im Bereich der Erderkundung. Faszinierend an der Ausstellung ist es zu erfahren, wie die naturwissenschaftliche Beschreibung der Welt vom 18. Jahrhundert bis heute mit unserem kulturellen, politischen und ökonomischen Weltbild interagiert. Diese Zusammenhänge können in der Ausstellung anschaulich nachvollzogen werden, sei es in den Entdeckungsreisen Alexander von Humboldts, den Berechnungen von Carl Friedrich Gauß oder den Erdschweremessungen heutiger Satellitentechnik, ohne die die „Navis“ unserer Autos undenkbar wären.“ (Direktor Dr. Kurt Winkler, Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte)

Links unten: Der Universaltheodolit wird in der Originalvitrine von 1892 vom ehemaligen Standort im historischen Instrumentensaal im GFZ präsentiert. Diese

ben. In diesen Touchscreen ist „viel Herzblut hineingeflossen“, so Zens. Seit den 1990er Jahren arbeitet das GFZ an einem Erdbeben-Frühwarnsystem – das übrigens keine Vorhersage sein kann, das aber durch die Messung der ersten Erdbebenwellen bis zu 30 Sekunden vor der Ankunft des Bebens in einer größeren Stadt Alarm geben oder Gasleitungen schließen und Ampeln auf Rot stellen kann und so Leben rettet. Zens: „Mehr ist bislang nicht möglich, aber wir arbeiten dran!“.

Höher, weiter, mehr…

Im Modell sind die geowissenschaftliche Kleinsatelliten GFZ 1, 1995 von der Raumstation MIR ausgesetzt, und das Tandem GRACE, seit 2002 in der Umlaufbahn, in der Ausstellung zu sehen – erstaunlich unauffällig und eben klein. Der erste Satellit hatte die Größe eines Fußballs und war lediglich mit Laserreflektoren ausgestattet, also „passiv“. Durch die Beobachtung der Flugbahn, die unmittelbar von der Anziehungskraft der Erde beeinflusst wird, konnte das Schwerefeld der Erde genauestens bestimmt werden.

Die GRACE-Mission (vor 15 Jahren gestartet, ein weiteres Jubiläum) arbeitet mit einem Satellitenpaar und vermisst einerseits den sich durch die Schwerkraft verändernden Abstand beider Satelliten, andererseits liefern die Satelliten Daten zu Massenveränderungen, aus denen Schwankungen der Grundwasserstände beobachtet oder Erklärungen für z.B. das Absinken Grön-

und eine weitere Vitrine sind, ebenso präzise wie die Apparate, auch nach der langen Zeit exakt gleich groß und haben an der Oberseite Ösen für die Anbringung eines Flaschenzuges zum schnellen Öffnen. Die Instrumente wurden für Messungen im Feld immer wieder eingesetzt und mussten somit flexibel sein.

Universaltheodolit, 14 Zoll, hergestellt 1851 von Pistor & Martins, Berlin

Rechts Oben: Zenitteleskop, Hersteller J. Wanschaff, Berlin 1888

Um die Vermutung, dass die Erde an den Polen schwankt – sich also nicht gleichmäßig stabil um die Achse dreht, sondern „eiert“, zu bestätigen, wurden u.a. mit diesem Zenitteleskop des Potsdamer Instituts parallel in Berlin und Honolulu auf Hawaii Messungen durchgeführt. Durch die Bestimmung der Zeit sowie der Breiten- und Längengrade über astronomische Daten, verursachten die Schwankungen Ungenauigkeiten. Heute werden sie von Satelliten erfasst und herausgerechnet, wenn z.B. das Navi den Standort anzeigt.

Rechte Seite: Links: Blick in die Ausstellung

Unten: Pendelapparat zur relativen Messung der Erdschwere, hergestellt vor 1895 von P. Stückrath, Berlin-Friedenau

lands gefunden werden können.

Weiter erfährt der Besucher, wer die Menschen hinter der Forschung sind, dass es Präzisionsinstrumente zur Eichung von Präzisionsinstrumenten geben muss, und dass auf unseren Satellitenbildern eben gar nicht alles zu erkennen ist. Und dann wird auch noch über das Wetter geredet…

Planet Erde

Man muss nach den Sternen greifen und eigene Sterne erschaffen, um die Erde sehen zu können. Man muss im Kleinen beginnen, um Großes zu erreichen. Man muss den Startpunkt definieren, um Höhen und Tiefen zu beschreiben. Das Unbekannte erforschen, Naturgewalten begegnen, größtmögliche Dimensionen erreichen – und morgen…

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Projekt

Das HBPG plant die Neukonzeption seiner Dauerausstellung „Land und Leute. Geschichten aus Brandenburg-Preußen“ (eröffnet 2003). In diesem Zusammenhang hat sich das Haus entschieden, eine Front-End-Evaluation durchführen zu lassen, um zu prüfen, ob die Leitgedanken aus dem Konzept die Zielgruppen erreichen können. Durch diese frühe Einbeziehung des Publikums können die Ergebnisse in die Konzeption und Planung einfließen.

Ziel war es, die Besucher besser kennenzulernen, mehr über Vorwissen, Interessen und Erwartungen zu erfahren sowie Wünsche und Bedürfnisse der Besucher im neuen Konzept berücksichtigen zu können. Darüber hinaus sollten die Ergebnisse vorheriger Befragungen, insbesondere Daten zur Besucherstruktur, überprüft und ergänzt werden.

Ausgearbeitet wurden daraufhin Fragebögen für leitfadengestützte Interviews sowie die schriftliche Befragung. Sie richteten sich in diesem Schritt an erwachsene Einzelbesucher und enthielten sowohl quantitative Fragestellungen (wie demografische Daten oder Angaben zur Erschließung der Ausstellung) als auch

qualitative (bspw. mit Freitext zu beantwortende Fragen zu den eigenen Interessen). Im Befragungszeitraum von etwa 6 Wochen wurden mehr als zehn Prozent der Dauerausstellungsbesucher desselben Zeitraums befragt.

Exemplarische Ergebnisse –zwei Aspekte

Erkenntnisinteresse: Da das Haus über keine eigene Sammlung verfügt, die in klassischen Museumsausstellungen Schwerpunkte setzt, auf der anderen Seite die Geschichte Brandenburg-Preußens eine Zeitspanne von über 900 Jahren umfasst, stellte sich die Frage, wie das Thema sinnvoll einzugrenzen wäre. Muss beispielsweise das Mittelalter, für das es wenig ausstellbare Zeugnisse gibt, ausführlich präsentiert werden? In welchem Rahmen sind aktuelle oder Zukunftsthemen für die Ausstellung – über die Nutzung durch Schulklassen hinaus – wichtig?

Oben: Kinder in der Ausstellung „Land und Leute“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Potsdam 2007. Foto: Hagen Immel / HBPG

Links: Ausstellung „Land und Leute. Geschichten aus Brandenburg-Preußen“

Reformation. Foto: christian.bimm.coers / HBPG

Rechte Seite: Ständige Ausstellung „Land und Leute. Geschichten aus Brandenburg-Preußen“. Stadtmodell Potsdam. Foto: christian.bimm.coers / HBPG

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Den Besucher einbeziehen – am besten bereits in der Planungsphase Eine Evaluation von Nicola Janusch im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam

Und in welcher Weise stellt man diese Geschichte aus – in chronologischer Manier oder anhand von Themen?

Die Befragung der Besucher sollte hier, ergänzend zu den wissenschaftlich-konzeptionellen Vorüberlegungen, Entscheidungshilfe leisten.

I. Orientierung und Überblick: Die Ergebnisse zeigen, dass auch Besucher mit ausgeprägtem Vorwissen (und insgesamt etwa die Hälfte der Probanden) sich in der Ausstellung eine Überblicksdarstellung in Bezug auf geschichtliche und politische Zusammenhänge, aber auch auf kulturelle Entwicklungen wünschen. Etwa ein Viertel der Befragten äußerte darüber hinaus den Wunsch, sich räumlich (z.B. durch Modelle o.ä.), in historischen Abläufen und Zusammenhängen (bspw. Verweise auf das gleichzeitige Geschehen in Europa) orientieren zu können.

In Bezug auf das Medien-Angebot ist der Bedarf an Stadt- und Landkarten sehr ausgeprägt (über zwei Drittel der Befragten) und weist so ebenfalls auf das Bedürfnis nach Orientierung hin.

Die Front-End-Evaluation:

Sie ist ein Werkzeug zur strategischen Planung von Ausstellungen, mit dessen Hilfe im Vorfeld die zielgruppenrelevanten Informationen abgefragt werden können, um sich zu vergewissern, dass Ausstellung und Besucher „dieselbe Sprache sprechen“.

So lassen sich Inhalte und sinnvolle Botschaften einer Ausstellung sowie die erfolgversprechenden Vermittlungsmethoden passgenau planen und kostenintensive, ggf. für viele Jahre unveränderliche Fehlplanungen vermeiden. Dem Zweck entsprechend sollte diese Art der Besucherbefragung erfolgen, wenn ein erstes Vorkonzept bereits vorliegt, dieses jedoch noch maßgebliche Änderungen zulässt, somit also die Ergebnisse fruchtbar eingearbeitet werden können.

Die Daten können je nach Erkenntnisinteresse und Komplexität bzw. Informationstiefe durch Befragungen – schriftlich oder in leitfadengestützten Interviews – oder auch Workshops

mit Fokusgruppen erhoben werden. Mögliche Aspekte wären Vorwissen und Interessen der Zielgruppe, Besucherstrukturdaten, Erwartungen und Wünsche oder Bedürfnisse in Bezug auf die zukünftige Ausstellung, Themensammlungen u.a.m.

In einem zweiten Schritt muss der Prozess fortgesetzt werden, nur dann ist eine Front-End-Evaluation sinnvoll. In einem Weiterentwicklungsworkshop kann erarbeitet werden, wie die Ergebnisse in die Konzeption einfließen können und sollen, ob diese Daten ausreichend sind oder noch weitere Informationen eingeholt werden müssen.

Wenn es, wie in diesem Fall, um die Neukonzeption einer laufende Ausstellung geht, kann diese zur Untersuchung und zum Vergleich herangezogen werden sowie im Anschluss an die Evaluation ggf. den Raum für Testläufe in Form von einfachen MockUps bieten. Diese Konstellation ist ein Glückfall für eine nachhaltige Untersuchung.

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Fragen zur Nutzung der laufenden Ausstellung zeigen: Die Probanden haben sich, trotz offener und zum Flanieren kreuz und quer im Raum anregender Gestaltung, die Ausstellung zu nahezu 100% über den Rundgang erschlossen. Ihr Weg wurde also nicht durch visuelle Reize (weithin sichtbare, ansprechende Exponate oder Auffälligkeiten) bestimmt. Wenngleich Originalobjekte von überragender Bedeutung für die Befragten waren.

Dem Bedürfnis nach Orientierung und Überblick muss sowohl in Struktur und medialer Umsetzung der Ausstellung wie auch in der Darstellung der Themen Rechnung getragen werden. Es lassen sich Lösungsansätze in der laufenden Ausstellung in einfacher Variante schon einmal testen. Eine Evaluierung kann diese Tests unterstützen und eine denkbar günstige Voraussetzung für künftige Ausstellungen schaffen. Auch eine Beobachtung des Besucherverhaltens in der Ausstellung kann weitere hilfreiche Informationen erbringen.

II. Thematische Interessen: Dieser Fragenblock begann mit den Epochen, für die über eine Skala das eigene Interesse eingestuft werden sollte. Trotz der vielen anderen Orte in der Umgebung, an denen Preußische Geschichte zu erfahren ist (u.a. die „Preußischen Schlösser und Gärten“), erzielte die „Preußische Monarchie“ das bei weitem höchste Interesse. Danach folgten die älteren Zeitabschnitte bis einschließlich zur „Weimarer Republik“.

Auch das Mittelalter, für das es nur wenige Zeugnisse in einer solchen Ausstellung geben kann, ist für über die Hälfte der Probanden interessant und steht damit an zweiter Stelle. Die neueren Phasen ab der „Zeit des Nationalsozialismus“ wurden als deutlich weniger interessant eingestuft.

Hier gilt es nun zu entscheiden, ob grundsätzlich einzelne Themen reduziert oder gänzlich ausgespart werden können, oder ob gerade die „unbeliebteren“ Themen durch ungewöhnliche Fragestellungen oder innovative Gestaltung neu präsentiert werden sollen, um das Besucherinteresse zu mehren. Das Mittelalter wird durch das bekundete große Interesse sicherlich auch weiterhin einen wichtigen Raum in der Ausstellung einnehmen.

Nachfolgend wurden zur Vertiefung offene Fragen gestellt, für die eine Antwort als Freitext vorgesehen war. Das Spektrum der Antworten war auch hier sehr weit – teils selbstverständlich, teils überraschend speziell. Neben Nennungen aus Kategorien, wie „Leben und Alltag in verschiedenen Gesellschaftsschichten“, „Herrschaftsgeschichte“ oder „Wirtschaft, Handel und Verkehr“, erbrachten die Ergebnisse eine Vielzahl an einzelnen Nennungen, so etwa „die Entwicklung von Klöstern und Kirchen“, „Tourismus und touristischer Ausbau“, „Reformen, Wissenschaft und Forschung“ oder „Slawisch-Brandenburgische Konflikte“.

Dieser großartige Schatz an Ideen kann nun als eine Art Brainstorming genutzt und weiterentwickelt werden. In einem nächsten Schritt müssen auf diese Ideensammlung der eigene Auftrag sowie die Potentiale des Hauses angewandt werden. Dies kann innerhalb eines Workshops ergänzt durch externe Experten geschehen. Danach sollte das Haus erneut an seine Besucher herantreten, um abzuprüfen, weitere Themen zu sammeln, sie näher zu spezifizieren und einzugrenzen, und sie schließlich auf eine repräsentative Basis zu stellen.

Durch diese verzahnte Arbeit mit den Zielgruppen können einerseits feste Bindungen zu den Besuchern aufgebaut, andererseits sichergestellt werden, dass die fertige Ausstellung dann auch die gewünschten Botschaften an die Zielgruppen vermittelt.

Schlussbemerkungen

Mit dieser Evaluation wurde ein sehr gewinnbringender erster Schritt getan. Es wurden Antworten auf konzeptionelle Fragen und Grundlagen für Entscheidungen ermittelt sowie ein Pool an Themen für die inhaltliche Ausgestaltung der neuen Ausstellung sichtbar. Mit dem Aspekt „Orientierung“ wurde eine unbewusste Problemstellung aufgedeckt und Lösungsansätze im selben Zuge generiert. Nun wird es darum gehen, die gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen und näher zu ergründen. Geeignete Werkzeuge hierfür sind ein Weiterentwicklungsworkshop sowie im Anschluss daran in diesem Fall sicher auch zusätzliche, ggf. ausführliche, Interviews mit den Zielgruppen oder weiterführende schriftliche Befragungen, aber auch Beobachtungen in der Ausstellung und das unbedingte Einbeziehen des Wissens, das vor Ort bereits existiert – Aufsichten und Kassenpersonal als direkte Ansprechpartner für die Besucher, Besucherbücher.

In einer Nichtbesucher-Befragung können die Zielgruppen der jüngeren Generationen, die vermehrt angesprochen werden sollen, umfangreich untersucht werden.

Oben: Schüler beim Projekttag „Ein Tag in Potsdam“ „Auf den Spuren brandenburgisch-preußischer Geschichte“ . Foto: Hagen Immel / HBPG

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Welche Wünsche und Erwartungen haben sie beispielsweise an eine Ausstellung zur Landesgeschichte, und welches Vorwissen ist vorauszusetzen? Hier muss auch noch einmal berücksichtigt werden, dass ggf. andere Seh- und Wissensaneignungs-Gewohnheiten vorherrschen.

Eine Evaluation in dieser frühen Phase der Ausstellungsplanung kann entscheidend dazu beitragen, die Ausstellung auf die Besucher hin zu konzipieren, statt an den Zielgruppen vorbeizudenken, und kann somit kostenintensive Fehlplanungen zu vermeiden.

„Besucherbefragungen stellen ein wichtiges Instrument dar, um die konzeptionellen Planungen für die für das Jahr 2020 geplante, neue Dauerpräsentation in unserem Haus auf die Interessen unseres Publikums hin zu überprüfen. Zur Vermittlung von Landeskultur und Landesgeschichte soll künftig die ständige Präsentation noch enger mit Bildungsveranstaltungen, Workshops, aktuellen Kabinettpräsentationen und medienpädagogischen Ansätzen verknüpft werden. Gerade bei einer solchen offenen, innovativen und dynamischen Form musealer Bildungsarbeit besteht die Gefahr, die formulierten Primärinteressen des Publikums aus den Augen zu verlieren: ein anschaulicher, mit faszinierenden Originalexponaten bestückter „Grundkurs“ über die geschichtliche Kulturlandschaft Brandenburg“ so Dr. Kurt Winkler, Direktor des Hauses für Brandenburgisch-Preußischen Geschichte.

„Aber es gibt auch Konflikte zwischen Publikumserwartungen und Bildungszielen: Wie soll man mit dem Wunsch umgehen, sich vom Mittelalter und von der preußischen Zeit faszinieren zu lassen, weniger aber über die Verfolgung, die Kriege, die Diktaturen des 20. Jahrhunderts wissen zu wollen? Hier muss ein Haus der Geschichte Besucher auch an schmerzliche Themen heranführen und kann sich nicht auf ein wohlfeiles Marketing positiv besetzter Klischees zurückziehen.

Das wird nun unsere weitere Arbeit mit den Ergebnissen der Evaluation bestimmen.“

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben: © Nicola Janusch

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Autorin, museum.de: Nicola Janusch, Kulturmanagerin und Kommunikation museum.de, Berlin

Feuer fangen – im guten Sinne! Das FEUER.WEHRK in Hattingen will eine Lunte legen…

Autor: Hartmut Schlüter

Eine ehemalige Industriehalle der Henrichshütte Hattingen gefüllt mit über 50 Roten Riesen, teilweise rostigen Veteranen der Feuerwehrgeschichte, erwartet Besucher.

Das FEUER.WEHRK ist ein verstaubtes Museum. Seit 2009 entsteht in einer al-

ten Industriehalle in ehrenamtlicher Arbeit eins der größten Feuerwehrmuseen Deutschlands. Schon seit 1985 trägt der Museumsverein Feuerwehrgerätschaften zusammen. Eins der Spezialthemen ist der Industriebrandschutz. Das Thema hat seine Wurzeln im Ruhrgebiet, das einst mit unzähligen Fabriken, Zechen und Hütten-

werken das Land der tausend Feuer war. Nirgendwo fanden sich auf so dichtem Raum so viele Werkfeuerwehren. Was liegt also näher, als die Geschichte der Werkfeuerwehren in einer Industriehalle in den Brennpunkt zu stellen.

2007 gelingt es, eine zum Abriß vor-

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gesehene alte Industriehalle aus den 1940er Jahren mit Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt Hattingen zu übernehmen. 4.400 qm Fläche werden in Eigeninitiative und auf Kosten des Trägervereins entrümpelt, entstaubt und renoviert.

Niemals standen vorher in dieser Halle Feuerwehrfahrzeuge. Die Menschen arbeiteten hier in Werkstattbereichen: Dreherei, Schlosserei, mechanische Betriebe etc. Allerdings befand sich die Wache der Werkfeuerwehr der Henrichshütte in unmittelbarer Nachbarschaft. Nun bietet allein diese Industriehalle ein kolossales Ambiente für die ausgestellten Gerätschaften der Feuerwehr.

Bild Hintergrund: Feuerwehrstiefel ohne Knechte Rechts: Tanklöschfahrzeug TLF 32 mit 3000 Liter Schaumtank (1957). Fotos: © Jochen Wichmann

Mit dem Einzug des FEUER.WEHRKs finden zahlreiche Gegenstände der Feuerwehrarbeit und des Feuerwehralltags in dem zweischiffigen Bau ein Schaufenster. Jedoch: Wer rastet, der rostet! Viele der Großfahrzeuge sind direkt aus dem Dienst einer Feuerwehr übernommen worden. Spuren von Einsätzen und Spuren der fließenden Zeit finden sich allenthalben. Eine deformierte Sichthaube für den Mann am Wasserwerfer auf einem Großtanklöschfahrzeug erzählt die Geschichte von einem Brandeinsatz: das Fahrzeug stand zu dicht am Feuer und die Kanzel wurde angesengt und verformte sich. Mancher Rostbrösel kündet von 25 Jahren Einsatzzeit mit nur 20.000 gefahrenen Kilometern. Früher war kein Geld zur rechtzeitigen Neubeschaffung da…

Dem Besucher fallen die unverkennbaren Autogesichter der 1950er bis 1970er Jahre ins Auge. Motorhauben wölben sich kunstvoll, fast schon ästhetisch in den Raum: die Alligator-Haube des Opel Blitz, Rund- und Eckhauber von Magirus, die verschiedenen Lang- und Kurzhaubertypen von Mercedes. Auch wer nichts mit Feuerwehr zu tun hat, fühlt sich in eine vergangene Zeit versetzt, erzählt über seine Erinnerungen mit diesen Vehikeln.

Überhaupt fällt erst der Staub von den Autos, Handdruckspritzen, Schläuchen, Spritzen, Leitern, Büffelhebern usw., wenn der Besucher Leben in die Bude bringt: Väter und Großväter, Mütter und Großmütter „schieben“ ihre Kinder und Enkel durch die Museumshalle. Fragen, ob die Kleinen mal im Feuerwehrauto sitzen dürfen. Letztendlich besitzen dann alle, Klein und Groß, die hölzernen und

Bild Hintergrund: Mercedes Tanklöschfahrzeuge TLF 25 (1953) und TLF 32 (1957) der Werkfeuerwehr VEBA

OEL, Gelsenkirchen

Rechts: Der alte Traum vom Feuerwehrmann bleibt jung Fotos: © Jochen Wichmann / FEUER.WEHRK

gepolsterten Bänke der Roten Riesen. Alle hantieren gemeinsam an den Spielstationen mit Schlauch und Strahlrohr, probieren Feuerwehrjacken, Helme und Koppel an. Das Funkeln zeigt sich gleichermaßen in den Augen aller Besucher – vielleicht sogar ein bißchen mehr bei den großen Museumsgästen. Der Traum vom Feuerwehrmann ist lebendig.

Quirlig entdecken die jungen Löschzwerge die Autos, die unbekannten Geräte und bringen die Aufsichten mit unerwarteten Fragen und Logiken in Bedrängnis. Engagiert erzählen die älteren, manchmal auch ehemaligen Feuerwehrleute von ihren Feuererfahrungen und Anekdoten. Die Bodenständigkeit und tiefe Verwurzelung der Feuerwehr in der Bevölkerung läßt in den Plaudereien während eines Rundgangs eine positive Haltung und Respekt gegenüber der Arbeit der Feuerwehrleute erkennen. Innerhalb des FEUER.WEHRKs wird für sie der Begriff „Helden ohne Sockel“ geprägt. Klar bleibt, dass alles Ausgestellte nur Hilfsmittel für die Hauptakteure, die Feuerwehrleute, bleibt. Der Mensch steht im Zentrum des rettenden Wirkens und ist zugleich nicht persönlich als Ausstellungsstück präsent. In diese Lücke stoßen immer wieder die Erzählungen der Besucher mit ihren Geschichten und Sichtweisen auf die erlebten Feuersituationen.

Wenn es rund geht…

Der Rundgang durch die Ausstellung führt von der Vergeblichkeit der ersten Löschversuche mit Ledereimern in den mittelalterlichen Städten, über die Entwicklung der den Menschen enorme Fitness abfordernden Handdruckspritzen des 19. Jh. und der Erfindung des Schlauches bis hin zu dem Einsatz von Motorpumpen. Die heißen dann bei der Feuerwehr TS, was Tragkraftspritze meint. Allerdings ist es nur ein Nebenwortsinn, dass die Feuerwehrleute viel Kraft zum Tragen der 170 kg schweren Pumpen brauchen.

Der rote Faden zieht den Museumsgast durch Darstellungen von Brandspuren über die Alarmierung der Feuerwehr durch die Hilferufe mit Feuermeldern bis hin zum Warteraum zum Feuer, der Feuerwache. Dort laufen die Notrufe ein,

Links: Opel Blitz Löschgruppenfahrzeug LF 8 (1958) mit „Alligator“-Motorhaube

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Bilder rechts: Schaumrohre - Hitzeschutz - Probefahrt Fotos: © Jochen Wichmann / FEUER.WEHRK

werden die Feuerwehrleute alarmiert und zum Einsatzort geschickt.

Schnell wie die Feuerwehr werden kleinere und größere Feuerwehrfahrzeuge von 1940 bis 1980 umkreist, die Besonderheiten der Werkfeuerwehren mit Vorräten an Schaum, Pulver und Kohlensäure erläutert. Leicht sind die Tankfahrzeuge an ihren Wasser-, Schaum- und Pulverwerfern auf dem Dach erkennbar.

Hoch hinaus führen die Leitern und Drehleitern, ob von Hand oder Motor gekurbelt oder hydraulisch angetrieben.

Rüstkranwagen, Hebewerkzeuge, Schneidbrenner verweisen auf das zunehmend geänderte Auftragsfeld der Feuerwehren, die weniger löschen, aber mehr technische Hilfe leisten.

Für die Verletzten steht der Rettungsdienst bereit. Rettungs- und Krankenwagen, sowie mörderisch wirkende Wiederbelebungsgeräte zeugen von der anspruchsvollen lebensrettenden Tätigkeit.

Zuletzt gibt es Informationen zur Feuerverhütung und zum Wissen um den Feuerlöscher, damit der Besucher sein eigenes Lichterloh in seinem Leben zu verhindern weiß.

Als Lenkungsangebot ist ein Rundweg ausgezeichnet, der den roten Faden der Ausstellung auf dem Hallenboden sichtbar hält. Aber auch wer sich wie das Wasser seinen Weg sucht, hat immer wieder die Möglichkeit, den Faden wieder auf-

zunehmen und alle Themen zu streifen.

Ist auch das Ausgestellte längst Geschichte, so wird doch mit neuen Techniken und experimentierenden Ideen versucht, die Aufmerksamkeit der Besucher in die Brennpunkte zu lenken. Mit Hilfe verschiedener Audioguides der App museum.de werden dem Museumsgast Entdeckungswege und –formen angeboten. Draußen vor dem über 10.000 qm großen Museumsgelände am Grenzzaun erhält der In-

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teressierte bereits als „ZaunGast“ die ersten Einblicke, die ihn mit dem Kopf durch die Wand einerseits in die Ausstellungshalle und andererseits hinter die Kulissen der Museumsarbeit schauen lassen. Auf dem

Linke Seite: Blick in Ausstellungshalle

Mitte: Löschen unter Tage: Grubenwehr

Unten: Rostiger Rastplatz: Opel Blitz LF 8 (1961) schlägt sich ins Gebüsch. Fotos: © J. Wichmann / FEUER.WEHRK

Rechte Seite: Oben: Tragkraftspritzenanhänger TSA mit Holzspeichenrädern (1930)

Rechts oben: VW Bulli Tragkraftspritzenfahrzeug mit Trupp-Besatzung TSF-T (1957)

Rechts mitte: Magirus Löschgruppenfahrzeug LF 16 „Rundhauber“ (1960)

Rechts unten: Magirus Großes Tanklöschfahrzeug GTLF mit 6000 l Wassertank (1971)

Museumsgelände wird die „OrtsZeit“ angeboten, die auf die Standortgeschichte und einige Objekte hinweist. In der Ausstellung stehen als Rundgangbegleitung ein Überblickslauf „Express“, eine Intensivführung „FeuerReise“, sprachliche Assoziationen als „SprechFunken“ und akustische Erforschungen als „LauschAngriff“ als Audioguides für das eigene Smartphone zur Verfügung. – Und immer ansprechbar bleibt die Museumscrew!

Das besondere Ambiente des FEUER. WEHRKs macht das Museum zu einer „abgefahrenen Location“ wie eine Band nach ihrem Konzert begeistert feststellte. Verschiedenste Events fanden in der Halle Platz: Konzerte, Trauungen, Hochzeitsfeiern, Modenschauen, Empfänge, Foto-Workshops, Film- und Videoarbeiten, Ausstellungen, Vorträge. Originellen Ideen gegenüber ist die Museumscrew aufgeschlossen.

FEUER.WEHRK

Das Feuerwehrmuseum e.V. c/o Henrichshütte Henrichs-Allee 2, 45527 Hattingen www.FeuerimRevier.de

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Das Exploratorium in San Francisco

Vom Hühnerembryo in der Petrischale - Wissenschaft für Dummies

Autorin: Karina Sturm

Oben: Das Exploratorium vom Wasser aus betrachtet.

Oben rechts: Die Fisher-Bay-Observatorium-Gallerie zeigt Ausstellungsstücke, die die Besucher für die lokalen Naturereignisse begeistern sollen. Von den Gezeiten, bis hin zum sich ständig verändernden Stadtbild.

Unten: Der Eingang des Exploratoriums am Pier 15.

Rechts unten: Wolken spiegeln sich im Glas der neuen Fisher-Bay-Observatorium-Gallerie.

Alle Fotos: Amy Snyder © Exploratorium , www.exploratorium.edu

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Wer wollte sich nicht schon immer wie ein Versuchskaninchen fühlen? Mutige Menschen können diese Erfahrung machen, wenn sie im Exploratorium in San Francisco an verschiedenen Experimenten teilnehmen und ihre eigenen Grenzen erkunden.

Insgesamt sechs Hauptausstellungen ziehen jährlich 1 Mio. Besucher in die ca. 20.000 qm großen Hallen des naturwissenschaftlichen Museums.

Es ist ein ganz typischer Anblick im Exploratorium, wenn sich zwei einander gegenüber sitzende Männer spitzbübisch

lächelnd, mit dem Gesicht über eine Wasserfontäne beugen. Der eine drückt einen roten, der andere einen blauen Knopf. Daraufhin bekommt einer der beiden eine Dusche verpasst, der andere darf aus der Fontäne trinken.

Die „Trust Fountain“ ist eines der 15 Stücke einer 2,3 Mio. Dollar Förderung der National Science Foundation. Als Teil der Spieltheorie beruht das Experiment auf dem ursprünglichen „Gefängnisdilemma“, welches sich mit dem menschlichen Sozialverhalten beschäftigt. Es soll zeigen wie zwei normale Individuen ihrem eigenen

Interesse völlig entgegen handeln können.

Im April 2013 eröffneten die renovierten Räume, die an eine alte, abgasverschmutzte Fabrikhalle erinnern. Das Exploratorium liegt zwischen dem berühmten Ferry Building und dem Pier 39, dessen Seelöwen man nicht nur hören, sondern auch riechen kann, direkt am Pazifik.

„Das ist wie ein Spielplatz für Erwachsene“, berichtet ein deutschsprachiger Wissenschaftler, der seit Jahren nahe dem von Physiker Frank Oppenheimer im Jahr 1969 gegründeten Museum lebt.

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Im Gegensatz zu anderen Museen, die mit Schildern wie „bitte nicht berühren“ jede Interaktion verbieten, ist das Anfassen der über 600 Exponate hier ausdrücklich erwünscht.

Die Ausstellung „lebende Systeme“ lockt mit lebenden Hühnerembryonen in Petrischalen - natürlich im Namen der Wissenschaft. Durch ein Mikroskop sind die Augen, das kleine schlagende Herz und sogar die Blutgefäße des Embryos zu erkennen - sämtliche Entwicklungszyklen eines Huhns werden hier dargestellt. In regelmäßigen Abständen müssen die

Schalen ausgetauscht werden, denn lange können die Embryonen außerhalb der schützenden Eierschale nicht überleben.

Zart besaiteten Menschen könnte es nach dem Anblick lebender Embryonen nach etwas frischer Luft zumute sein, was sie direkt in den Außenbereich des Exploratorium führen mag. Neben den weiteren Ausstellungsstücken, steht vor allem der atemberaubende Blick auf die San Francisco Bay und die Gefängnisinsel Alcatraz im Vordergrund. Mit viel Glück lässt sich bei strahlend blauem Himmel sogar ein vom Pier 39 ausgebüxter Seelöwe bestaunen.

Linke Seite, Oben links:„Trust Fountain“. Foto: Amy Snyder

Mitte: „Drip Chamber“. Glycerin-Tropfen, die sich in einer rotierenden Kammer befinden, formen kleine Linsen, die Lichtstrahlen fokussieren. Dadurch entstehen unterschiedliche Formen und Muster. Foto: Gayle Laird

Unten: Die Entwicklung von Zebrafrischembryonen unter dem Mikroskop. Foto: Kristina Yu

Rechte Seite: Angestellte des Exploratorium zerlegen ein Kuhauge während des „After Dark“ Programms. Dieses umfasst eine Reihe von Themen, die von Musik, über Kunst, bis hin zu Wissenschaft reichen.

Foto: Gayle Laird

Alle Fotos: © Exploratorium, www.exploratorium.edu

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Links, Mitte, Rechts: Der Außenbereich des Exploratoriums mit der „Nebelbrücke“.

Unten: Besucher spielen mit dem „Remote Rain“, einem Ausstellungsstück, das die Größe und Häufigkeit von Regentropfen nachbildet, die während verschiedener Stürme überall auf der Welt auftraten.

Foto oben links: Esther Kutnick. Alle weiteren Fotos: Gayle Laird. Fotos: © Exploratorium, www.exploratorium.edu

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Doch auch nach dem entspannenden Sonnenbad nimmt der Wissensdurst der Gäste nicht ab. In der Halle „Sehen und

des Werfers austrickst. Sie bringt nahezu jeden Zuschauer zum Lachen - und jeden Werfer an den Rand der Verzweiflung.

Ob beim Gefängnisexperiment, am Basketballkorb oder jedem anderen Ausstellungsstück - der Übergang zwischen Kindern und Erwachsenen ist fließend. Das Exploratorium ist ein Ausflugsziel für Groß und Klein.

Oben: Die „Plankton Population“ ist ein tischgroßes interaktives Ausstellungsstück, das in Zusammenarbeit mit dem MIT und dem UC Davis Center for Visualization entstand. Es simuliert den Wandel der Phytoplanktonpopulation über die Zeit, der aufgrund von veränderten Ozeanbedingungen stattfindet. Mithilfe einer speziellen Glaslinse können die Besucher die vier Hauptarten von Plankton vergrößert betrachten. Die selben Daten nutzen Wissenschaftler am MIT um die weltweite Planktonpopulation und deren Veränderung zu erforschen.

Foto: Amy Snyder

Mitte: „Hoop Nightmare“ . Foto: Gayle Laird

Hören“ lautet die Devise: ein Wurf - kein Treffer. Beobachtet man eine Gruppe erwachsener Männer, die um einen etwa zwei Meter entfernten Miniatur-Basketballkorb stehen, dabei, wie sie konstant neben das Ziel werfen, könnte man meinen, sie wären betrunken. Sie feuern sich gegenseitig lautstark an und endlich - der lang ersehnte Treffer. Hinter diesem Experiment versteckt sich nichts weiter als eine simple Prismenbrille, die das Gehirn

„Obwohl manche Ausstellungsstücke etwas kontrovers sind, ist vieles doch einfach nur spannend und lustig, wie etwa Wasser aus Kloschüsseln zu trinken oder mich einmal komplett einzunässen beim Versuch, eine riesige Seifenblase zu produzieren“, sagt eine 30-jährige Besucherin, die auch ohne Kind Gefallen am Exploratorium fand.

The Exploratorium Pier 15. San Francisco, CA 94111-1456 www.exploratorium.edu

Rechts: Die funktionierenden Modelle echter Geysire befinden sich in der Osthalle, nah am Wasser gelegen. Ein großes Becken voller Wasser ist durch ein dünnes, langes Rohr mit einer Glaskammer verbunden. Diese Glaskammer ist ebenfalls mit Wasser gefüllt und wird durch ein Heizelement erhitzt. Fängt das Wasser an zu kochen, wird es durch das dünne Rohr gepresst und mit Druck in die Luft geschossen. Danach läuft kühles Wasser zurück in die Kammer und der Zyklus beginnt erneut. Im Exploratorium stehen verschieden hohe Geysire eng beieinander. Aufgrund der unterschiedlichen Größen variieren die Ausbruchszeiten. Foto: Amy Snyder

Alle Fotos: © Exploratorium, www.exploratorium.edu

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MUEXIT – Braucht das Museum die EU?

Fünf Expert*innen gingen dieser Frage bei der alljährlichen Tagung des Masterstudienganges Museumsmanagement und –kommunikation auf den Grund. Autorinnen: Nora Grunwald, Theres Laux. Redaktionelle Mitarbeit: Svenja Kutscher

Die diesjährige Tagung des Masterstudienganges Museumsmanagement und –kommunikation an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin fällt zunächst durch ihren provokanten Titel auf: MUEXIT - Braucht das Museum die EU? Eine Frage, die die gesamte Tagung begleitete und von den Referent*innen immer wieder aufgegriffen und letztendlich ähnlich provokant beantwortet wurde.

Vorentscheid: Themenfindung und Organisation

Unter der Anleitung des Studiengangsprechers Prof. Dr. Oliver Rump wird jedes Jahr im Rahmen des Kurses „Anwendung von Managementinstrumenten im Museum“ eine Tagung zu einem aktuellen gesellschafts- und vor allem museumsrelevanten Topic auf die Beine gestellt. Dies betrifft die inhaltliche Konzeption der Ver-

anstaltung, ihre Organisation, die Umsetzung aller Arbeitsschritte im Team sowie die Nachbereitung. Ein umfassendes als auch lehrreiches Praxisprojekt, welches von allen Beteiligten ein höchstes Maß an Kreativität, Fleiß sowie Organisations- und Teamfähigkeit verlangt.

Als das diesjährige Team, bestehend aus neun Studierenden, sich für erste Planungen zusammensetzte, war es Anfang

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Oktober 2016. Aufgrund der turbulenten politischen Entscheidungen des vergangenen Jahres fand man schnell ein Thema, welchem es an Aktualität sowie gesellschaftlicher und politischer Relevanz nicht mangelte: das Museum und die Europäische Union. Volksentscheide wie der BREXIT oder die sich entfernenden Meinungen innerhalb Europas zum Thema Asylpolitik, bestätigten die Wichtigkeit unseres Vorhabens. Denn auch im Kulturbereich gibt es EU-bezogen komplexe Fragestellungen: Wie viel Geld ist die Kultur wert? Wer soll gefördert werden? Warum die Einen und die Anderen nicht, und was muss man tun, um an einen Teil

„des Kuchens“ zu kommen? Und könnten Museen überhaupt ohne die EU existieren - Braucht das Museum die EU? All diese Fragen wurden von den Studierenden gesammelt und es wurde überlegt, wer für eine Beantwortung in Frage käme. Nach aufwendiger Recherche sowie Planung und zahlreicher Teammeetings stand das Konzept der Tagung fest: Fünf Expert*innen aus verschiedenen kulturbezogenen Fachbereichen sollten die Gelegenheit erhalten, je 30 Minuten lang ihre Sicht auf das Thema darzustellen. Die Besucher*innen würden anschließend jeweils 10 Minuten lang Fragen stellen können. Die Tagung sollte als

ganztägiger Wissens- und Erfahrungsaustausch in einer angenehmen Atmosphäre mit kulinarischer und serviceorientierter Betreuung stattfinden.

Zum Auftakt des Projektes wurden die Expert*Innen und mögliche Räumlichkeiten auf dem Campus angefragt. Eine Save the Date Mail, die an die potentiellen Besucher*innen versendet wurde, bildete den Auftakt für die eigentliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Key Visual Erarbeitung, Plakatgestaltung, Anzeigenschaltung, Platzierung von Werbung auf den HTW Berlin Homepages und auf verschiedenen Social Media Kanälen.

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Parallel wurde das Einrichtungskonzept der Tagungsräumlichkeiten erarbeitet. Hierbei dienten Grundrisse, die das geplante Mobiliar samt gebrandeten Präsentationselementen und der benötigten Technik zeigten, als Planungs- und Umsetzungsgrundlage. Ein indisches Restaurant aus der unmittelbaren Nachbarschaft und ein Getränkelieferant wurden mit der Verpflegung der Gäste beauftragt.

Debatte: Die MUEXIT-Tagung am 13. Februar 2017

Am Montag, den 13. Februar fand die Tagung in den Räumen der Alten Cafeteria der HTW Berlin statt. Circa 90 Personen nahmen an der Veranstaltung teil und brachten sich in den an die Vorträge angeschlossenen Fragerunden mit Beiträgen und konkreten Fragen an die Referent*innen ein.

Am Morgen der Veranstaltung wiesen Wegeschilder in zwei Veranstaltungshallen. Zuerst wurden die Besucher*innen in die erste Halle geleitet, wo die Akkreditierung in Form von personalisierten Eintrittskarten, Namensschildern und Goody Bags mit Tagungsmappe, Programmheft, etc. stattfand. Anschließend konnte an einem offenen Buffet getrunken und gegessen sowie die Werkschau “einBlicke” des musealen Bachelor- und Masterstudienganges angesehen werden. Kurz vor dem Start der Veranstaltung um 10:00 Uhr liefen die Besucher*innen über den sonnendurchfluteten Hof in die zweite Halle, in der die Vorträge der Expert*innen gehalten wurden.

Als erste Referentin des Tages näherte sich Frau Dr. Konstanze Kriese dem Thema aus politischer Sicht. Frau Kriese ist Akkreditierte Parlamentarische Assistentin der Partei DIE LINKE und im Europäischen Parlament unter anderem im Ausschuss für Kultur und Bildung tätig. Sie kritisierte, dass die Unterstützung von Kulturarbeit seitens der Politik oft hinten angestellt werde und ihre Relevanz für die Gesellschaft nicht eindeutig umrissen ist. Hierbei konzentrierte sich Frau Kriese vor allem auf das Beispiel des Umgangs mit dem gerade in den letzten Jahren verstärkt gewachsenen Einsatz digitaler Technologien im Museum als auch den damit zusammenhängenden Problematiken, was bspw. Urheberrechtsdebatten betrifft. Frau Kriese sieht hier eindeutig Nachholbedarf seitens der EU-Gesetzgeber und pocht auf klare Richtlinien und stärkere Positionen der betroffenen Kulturinstitutionen.

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Dafür plädierte auch der darauffolgende Beitrag von Frau Prof. Dr.-Ing. Anja Kleinke. 2013 schloss sie ihre Dissertation über die „Sicherung der Zukunftsfähigkeit Öffentlicher Museen in Deutschland durch Lobbying“ an der Technischen Universität Berlin ab und rückte mit ihrer Arbeit einen damals noch außergewöhnlich anmutenden Fakt ins Licht der Wissenschaft. Ins Zentrum ihres Tagungsbeitrags stellte sie die Frage, ob Lobbyarbeit von Museen ein neues und wachsendes Phänomen darstelle. Letzteres Adjektiv bejahte sie durch eine Vorstellung von Lobbying-Akteuren in der Kulturlandschaft und mit dem Ergebnis, dass diese in den vergangenen Jahren bspw. durch den vermehrten Auftritt von Museumsorganisationen und -verbänden gewachsen seien. Dass das Phänomen Lobbying kein neues sei, konnte Frau Kleinke durch einen kurzen historischen Ablauf eindeutig erläutern, da mindestens seit der Gründung der ersten Museen vergleichbare Strukturen existierten. Auf die Vorstellung einer solchen Struktur konnten die Besucher*innen nach einer auflockernden Kaffeepause gespannt sein.

Frau Anja Schaluschke ist sowohl Geschäftsführerin des Deutschen Museumsbundes, als auch Vorstandsmitglied des Network of European Museum Organizations (kurz: NEMO), einem Zusammenschluss von Museumsorganisationen, welcher auf europäischer Ebene eine Art Dachverband zur Interessenvertretung von Museen europaweit darstellt. Frau Schaluschke stellte die Arbeit von NEMO vor: dessen Ziele, Angebote, Partner und Vorgehensweisen. Die Organisation berät Museen aktiv zur Durchführung von Förderprojekten und wird selbst auch durch den Creative Europe Etat der EU mitfinan-

ziert. Somit stellt sie einen jener wichtigen Lobbying-Akteure dar, wie sie bereits im vorangegangenen Beitrag vorgestellt wurden. In Frau Schaluschkes Vortrag wurde auch deutlich, wie wenige personelle und finanzielle Kapazitäten für einen solch wichtigen Verband letzten Endes zur Verfügung stehen.

Nach einer diskussionsreichen Mittagspause und einem regen Austausch zwischen Gästen wie auch Referent*innen, wurde in die nachmittäglichen Programmpunkte übergeleitet. Stellten die bisherigen drei Vorträge eine theoretische Analyse und Bestandsaufnahme aus Sicht

beispielhaft und realitätsnah den Ablauf des EU-geförderten Projektes „Ceramics and its Dimensions“ mitverfolgen konnte. Das Porzellanikon fungiert als Leadpartner für die Umsetzung und Koordination des oben genannten Projektes, bestehend aus insgesamt 28 Partnern in elf verschiedenen europäischen Ländern.

Als letzten Vortrag des Tages begrüßten wir ein an der HTW wohlbekanntes Gesicht. Herr Peter Legemann ist Vorsitzender des schloss bröllin e.V., eines Kunst- und Kulturzentrums in Bröllin, Mecklenburg-Vorpommern, mit dem Schwerpunkt auf der Unterstützung von

der unterschiedlichen Referentinnen dar, so konnten die beiden nachmittäglichen Referenten aus praktischer Erfahrung schöpfen und die Herausforderungen bei der Durchführung EU-geförderter Projekte umreißen.

Ein praxiserfahrener Gast und Referent war hier Herr Wilhelm Siemen, Direktor des Porzellanikon: Staatliches Museum für Porzellan in Hohenberg an der Eger/ Selb in Oberfranken. Herr Siemen ist langjähriger Direktor des Museums und mitverantwortlich für den Aufbau und die Weiterentwicklung des Hauses zu einem wichtigen Angelpunkt der Keramik- und Porzellanmuseen in Deutschland und Europa. Seit einigen Jahren führt das Museum auch EU-geförderte Projekte durch. Herr Siemen berichtete von gescheiterten Anlaufversuchen und kurz vorher abspringenden Partnern, aber auch von dem notwendigen Improvisationstalent und der Fähigkeit, die Nerven zu behalten. Mit seinen detaillierten Ausführungen hielt er das Publikum in Atem, welches somit

Kunst- und Theaterproduktionen. Zudem hat Herr Legemann einen Lehrauftrag als Dozent für den Studiengang Museumsma-

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Links: Anja Schaluschke Oben: Dr. Konstanze Kriese Mitte: Wilhelm Siemen
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nagement und –kommunikation der HTW inne, bei dem es um die Untersuchung von Fallbeispielen der Finanzierung und dem Marketing von Kultureinrichtungen geht. Als langjähriger Kulturakteur konnte Herr Legemann vielfältige Erfahrungen in der Antragstellung von EU-Förderanträgen sammeln. In seinem Vortrag wies er ausführlich auf die Chancen und Fallstricke der Antragstellungen hin und kam zu dem Ergebnis, dass auch ein Quäntchen Glück oftmals einiges beizutragen hat.

Votum: Ergebnis und Fazit

Nach einem lehrreichen Tag mit fünf sehr unterschiedlichen Annäherungen an das Thema kam man zu dem Ergebnis, dass sich trotz der verschiedenen Professionen

und Forschungs-/ Arbeitsgebieten der geladenen Referent*innen, an vielen Stellen Überschneidungen und Brennpunkte herauskristallisierten. Alle Beiträge stellten die Kulturarbeit als Notwendigkeit heraus und wiesen darauf hin, dass die regionale und nationale Förderung von Kunst- und Kulturschaffenden durch die EU-Förderung zwingend ausgebaut und die Antragstellung erleichtert werden sollte, um das Netzwerk stetig zu erweitern. Denn der Kulturerhalt und dessen Weitergabe können maßgeblich zur Verständigung innerhalb der europäischen Gemeinschaft beitragen. Diese “Kernaufgabe Kultur” ist in den Förderaktivitäten der Europäischen Union noch immer unterrepräsentiert, weswegen Interessenverbände eine wichtige und zukunftsweisende Arbeit leisten.

Oben: Organisationsteam (v.l.n.r.): Lukas Schaaf (Finanzen, Moderation), Theres Laux (Projektleitung, Raumplanung), Nora Grunwald (Programm/ Inhalte, Moderation), Isabel Jäger (Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), Prof. Dr. Oliver Rump (Seminarleitung, Programm/ Inhalte), Madline Riemer (Registrierung, Akkreditierung), Mandy Ullmann (Programm/ Inhalte), Anne Gaffrontke (Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit),

Ann-Christin Lepper (Catering), Annemarie Schuster (Catering)

Linke Seite, oben: Referent Herr Peter Legemann

Fotos: © Matthias Kirchner

Durch die Tagung konnte eine Plattform zum Austausch verschiedener Kulturakteure und Engagierter sowie Interessierter geschaffen werden. Einstimmig lautete die Antwort der Referent*Innen auf unsere provokative Frage am Ende des Tages: „Ja, das Museum braucht die EU!“ und nahm zusätzlich noch eine interessante und hoffnungsspendende Wendung: „... doch vor allem braucht auch die EU das Museum.“ Ob die Besucher*innen diese Quintessenz unterstützen, konnte am Ende des Tages bei einem Glas Sekt vertieft werden.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die das Stattfinden der Veranstaltung ermöglicht und unterstützt haben!

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The Benaki Museum, Greece

Autor: Dr. George Manginis

In April 1931 a museum was inaugurated in Athens with great pomp and circumstance (figure 1). People from around the world flocked to the Greek capital to admire the works of art offered to the nation on the initiative of Antonis Benakis (1873–1954, figure 2) under the roof of his repurposed family home. Benakis himself was the main donor, while members of his family and other benefactors contributed to the holdings of the Museum, which gained perennial popularity in Greece and abroad. Subsequent expansions in 1965, 1968 and 1973 accommodated a swelling tide of bequests reflecting this popularity. Collectors and artists, academics and the general public embraced Benakis’s vision and by the late 1980s the building was bursting at its seams.

In 1989 a major refurbishment programme began under the leadership of the Museum’s longest-serving director, Angelos Delivorrias, who envisaged a satellite scheme across nine public venues around Athens – and beyond – housing different collections, archives and services. The original Benaki Museum building re-opened in 2000 as the Museum of Greek Civilisation. It is the only museum in the world tracing the history of Greek culture from prehistory to the twenty first century. Collections include Early Bronze Age gold vessels (figure 3), Hellenistic jewellery (figure 4) and ‘Fayyum’ portraits from the Roman era (figure 5); a rich icon collection (figure 6) traces the development of Byzantine painting all the way to the ‘Cretan School’ and the art of Domenicos Theotokopoulos (1541–1614), the

so-called ‘El Greco’ (figure 7); the ethnographic collection, with items of Greek material culture from the sixteenth to the nineteenth century (figures 8 and 9) is the most comprehensive in the world; finally, the top floor of the building follows the emergence of the Greek state from the 1821–1830 Revolution to the enthronement of King Otto (1815–1867, figure 10) and the rise of modernism in the twentieth century (figure 11).

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[1] The Benaki Museum of Greek Civilisation, Athens. © Benaki Museum [2] Antonis Benakis examining a gold cup (kylix; Dendra in the Argolid, fifteenth century BC; Benaki Museum 2108); Benaki Museum – Historical Archives. © Benaki Museum

left page: [3] Bowl with incised decoration, hammered gold; North Euboea, 3000–2800 BC; Benaki Museum 1516. © Benaki Museum

[4] Wreath with sprigs of myrtle and a central multipetal flower head, gold; North Greece, second century BC; Benaki Museum 2088. © Benaki Museum

[5] Funeral portrait of a woman holding the Egyptian ankh symbol, tempera on linen with gypsum and gold leaf; Antinoopolis in Egypt, early third century; gift of Konstantinos Choremis; Benaki Museum 6877. © Benaki Museum

right page: [6] The Hospitality of Abraham, tempera on wood; Constantinople, last quarter of the fourteenth century; Benaki Museum 2973. © Benaki Museum

[7] Domenicos Theotokopoulos (‘El Greco’, Greek, 1541–1614), The Adoration of the Magi, tempera on wood; Candia (Herakleion) in Crete, 1560–1567; Benaki Museum 3048. © Benaki Museum

Further buildings house an ever-expanding volume of collections. The Ghika Gallery was established in 1991 at the house of painter Nikos Hadjikyriakos-Ghika (1906–1994) and, after redevelopment as a museum dedicated to Greek modernism, re-opened in 2012. The Historical Archives were launched in 1994 at the Kifissia house of the writer and sister of Benakis, Penelope Delta (1874–1941). The Modern Greek Architecture Archives were founded in 1995; the Photographic Archives opened in 2000 at a dedicated flat and were relocated in 2016; both are now housed at the Pireos 138 Cultural Centre, which operates since 2004 and is dedicated to temporary exhibitions and events. The Museum of Islamic Art opened on the same year at the converted

[8] Embroidered border of a heavily pleated dress (detail), cotton and silk; Crete, seventeenth century; Benaki Museum EE872. © Benaki Museum

[9] Panelling from the parlour in the Tsiminakis mansion, carved wood; Kozani in North Greece, nineteenth century; gift of Helen Stathatos; Benaki Museum 21190. © Benaki Museum

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complex of two houses at the Kerameikos area. The Sculpture Studio of Yannis Pappas (1913–2005), in the Zografou area, was presented in 2006 and the Centre for Textile Techniques – ‘Mentis’ followed in 2011 at the neighbourhood of Petralona. A Toy Museum, housed at a Neo-Gothic villa on the Athens beachfront, will open to the public very soon. Last but not least, the House of Sir Patrick and Joan Leigh Fermor (1915–2011 and 1912–2003 respectively) in Kardamyli, near Kalamata, bequeathed to the Benaki Museum in the celebrated British writer’s will in 2011, will undergo from spring 2017 an extensive overhaul and will function as an artists’ and scholars’ incubation centre.

Beyond exhibiting its collections, the Benaki Museum is dedicated to research. Its Information Technology Department (founded in 1991) complements the largest Museum Library in Greece (since 1931). To this day, some 500 volumes

have been published, including guide books and catalogues raisonnés compiled by Greek and international scholars on permanent collections and temporary exhibitions. The first issue of the periodical Benaki Museum appeared in 2001, featuring scholarly articles and annual reports of the Museum’s activity. The Benaki Museum Educational Department, founded in 1978, appeared before any other similar department in Greece. It continues to organise programmes and courses for groups and individuals of all ages and needs. Since 1974, the care of collections has been entrusted to a dedicated Conservation Department. Finally, since 1977 a Shop has been catering for those visitors who wish to support the Museum through the purchase of replicas, contemporary artworks and books.

Articulating the mission statement of a museum so varied in collections and so widespread in venues is not easy. While

top: [11] Nikos Hadjikyriakos-Ghika (Greek, 1906–1994), Composition with rhythmic objects, oil on wood; Athens, 1935; Benaki Museum – Ghika Gallery PXG 11.

below:[10] Joseph Stieler (German, 1781–1858), King Othon (Otto) as a young man, oil on canvas; circa 1832; Benaki Museum 8986. both © Benaki Museum

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the Benaki Museum offers a panorama of Greek culture, its 500,000 item-strong inventory is also uniquely able to situate Greek art in dialogue with the material culture of world civilisations and with contemporary art. It displays one of the most important Islamic art collections in Europe (figure 12) arranged over five levels of a dedicated building and even including an entire reception room from a Cairene mansion with an elaborately inlaid marble floor (figure 13). It also houses collections of Chinese (figure 14), Pre-Columbian, African and Southeast Asian art, which are not on permanent display yet but have been presented in special exhibitions. Such global art collections enrich the educational mandate of the institution in a country bereft of courses in

on top: [13] Reception room with inlaid marble floor and fountain; Cairo, Egypt, seventeenth century; Benaki Museum of Islamic Art 10836, 10840.

below: [12] Dish with incised and enamelled decoration of dragons; Jingdezhen, China, Kangxi reign (1662–1722); Benaki Museum 2677.

both: © Benaki Museum

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non-Western cultures. The Museum has supported the work of scholars in areas as diverse as Ottoman metalwork, Abbasid woodwork, Mamluk textiles, Persian epigraphy, Chinese ceramics, Southeast Asian headdresses and European Orientalism while artists have studied its collections to mount exhibitions delving into

Sufism, Asian amuletic traditions and Indian belief systems.

Finally, with at least 20 temporary shows per year, the Benaki Museum keeps a finger on the pulse of both the most recent scholarship in ancient art and the most avant-garde contemporary creativity. Some of these exhibitions are curated and mounted in-house whereas others are organised in association with institutions and fellow museums from all over the world. At the same time, it manages to loan more items per year to exhibitions abroad than any other Greek museum.

The ‘Benaki’, as it is fondly known, welcomes over 300,000 visitors and around 20,000 schoolchildren, offering a wide range of educational and cultural experiences for all ages (figure 15). Eighty-six years after its inauguration, it truly feels like Greece’s most youthful and beloved museum.

The Benaki Museum

1 Koumbari Street, 106 74 Athens (and in eight more locations in Athens and Kardamyli)

Tel. +30 210 3671000

www.benaki.gr

AUSSTELLUNGS GESTALTUNG SEIT 1987

J. LASKARIDES // Ottostr. 10 » 90762 Fürth // Telefon 0911 - 743 36 17 // LASKARIDES.DE
left: [14] Dish with incised and enamelled decoration of dragons; Jingdezhen, China, Kangxi reign (1662–1722); Benaki Museum 2677. © Benaki Museum on the right: [15] Visitors at the ‘Voula Papaioannou’ exhibition; Benaki Museum / Pireos 138 Cultural Centre, 2006. © Benaki Museum

Das neue Geldmuseum in Xanten

Greifbare Geldgeschichte und prägender Besuch. Autor: Norbert Müller

Im 7. Jahrhundert v. Chr. wurden Metallkörner aus Elektron (eine in der Natur vorkommende Gold-Silber-Legierung) im antiken Griechenland genormt. Dies geschah durch Einstempelung von Quadraten auf der Rückseite und garantierte den Feingehalt und das Gewicht der Münze. Diese kamen in der Zeit des Lyderkönig Kroisos (561 - 546) v. Chr. in Umlauf. Der Sprachgebrauch „Ich bin doch nicht Krösus“ wird greifbar.

Das Sprichwort „Eulen nach Athen tragen“ wird selbsterklärend beim Betrachten der griechischen Tetradrachme aus dem Jahr 430 v. Chr. Diese Münze trägt auf der Vorderseite den Kopf der Stadtgöttin Pallas Athena und auf der Rückseite ihre geheiligte Eule. Diese findet sich aktuell auch auf der griechischen 1 Euro Münze wieder.

Seit dem 1. November 2016 hat das interaktive Museum rund ums Geld seine Türen geöffnet. Mitten im Fischerdorf Xanten-Wardt, umgeben von Obstwiesen und grasenden Kühen, zeigt es in fünf Themen-Räumen die fast 4000jährige Kulturgeschichte des Geldes. Was ist eigentlich Geld? Der griechische Philosoph Plato (427 - 343 v. Chr.) schreibt: „Geld ist ein verabredetes Zeichen, Übereinkunft in vielerlei Gestalt“.

Die im ersten Themenraum gezeigten Kauri-Schnecken belegen eindrucksvoll den Leitspruch: „Geld ist, was gilt“. Dieses sogenannte Primitivgeld ist in seiner 3500jährigen Geschichte zu einer Weltwährung aufgestiegen. Die Besonderheit dieser 15 - 35 mm großen Salzwasserschnecke ist die porzellanartige Oberfläche. Für die Verwendung als Geld wurde

der Schalenrücken meistens entfernt. Die größten „Münzen“ der Welt befinden sich auf der Insel Yap und bestehen aus Stein. Sie haben einen Durchmesser von bis zu vier Meter. Im Museum ist ein kleineres Exemplar ausgestellt. Der Begriff „Steinreich“ wird greifbar.

Teeziegel

Neben Silberbarren, Glasperlen, Kakaobohnen, Salzbarren und vielem mehr wurde auch mit dem Naturalgeld Teeziegel bezahlt. Dieser besaß auf der Rückseite eine 16-fache Unterteilung, sodass eine entsprechende Bezahlung/Portionierung möglich war. Welch hohes handwerkliche Geschick ein Schmied in Sambia besaß, der das Geld „Katangakreuze“ herstellten konnte, wird beim Anfassen begreifbar.

So gebar jede Kultur ihr eigenes Geld. Der älteste bekannte Geldschein aus der Ming-Dynastie ist eine 1000-Käsch-Note und stammt aus dem Jahre 1376. Er ist der für Notaphilisten erreichbare älteste Geldschein. Marco Polo berichtete nach seiner Rückkehr nach Europa, dass er „fliegendes Geld“ gesehen habe. Damit meinte er die leichten Käsch-Noten. Europa bekam erst Jahrhunderte später die ersten Banknoten.

Römisches Schwergeld, der Duisburger Pfennig, Händlein-Heller, Guldiner und der Maria-Theresien-Taler erzählen ihre jeweilige Geschichte. Dieser Taler aus dem Jahre 1780 gewann eine außerordentliche Bedeutung für den gesamten Orient.

Kopfgeld

Die 130jährige Geschichte der Deutschen

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Mark wird durch Alltagsbelege wieder lebendig. Eine Holzkiste mit dem Aufdruck „Doorknob“ spiegelt hautnah die große Geheimhaltung wieder, mit der 1948 die Deutsche Mark eingeführt wurde. In dieser Kiste befand sich das Kopfgeld. Am Montag, 21.06.1948 erhielt jeder Deutsche DM 40,- ausgezahlt.

Linke Seite: Links: Kauri-Schnecken. Zahlungsmittel von 1650 v. Chr. bis 1960

Rechts: Die größte Münze der Welt. Steingeld von der Insel Yap

Rechte Seite: Oben: Spargefässe aus allen Materialien und Epochen

Unten: Sparautomat der Firma Hänel/Berlin.

Spargroschen

Spardosen aus unterschiedlichen Materialien und Zeiten machen deutlich, dass es mit Beginn der Münzprägung auch Spargefäße gab. Mittels eines gehäkelten Doppelgeldbeutelchen (Geldkatze) erfährt der Besucher etwas über den Beutelschneider. Um 1900 wurden in den Vereinigten Staaten mechanische Spargefäße gebaut. Diese haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. An einem Schulsparautomaten kann jeder Besucher seinen Groschen sparen und interaktiv (s) eine Schulsparkarte abstempeln lassen.

Der Sparefroh, eine koboldhafte Figur, wurde 1954 beim Deutschen Sparkassen-

verlag Stuttgart geboren und war fester Bestandteil der Schulsparwerbung. 1956 kam der „jüngere Bruder“ in Österreich zur Welt, machte dort Furore und ist inzwischen zum Kultobjekt avanciert. 2016 feierte er seinen 60zigsten Geburtstag.

Ersatzgeld in Form von Regionalgeld ist mittlerweile bundesweit verbreitet und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Bekannt ist das Rheingold aus Düsseldorf, der Chiemgauer, die Havelblüte, der Zschopautaler, die Oderblüte oder auch der Xantener Wertscheck.

Ein monumentaler Geldtransportwagen garantiert den sicheren Transport des Geldes zum Kassenschalter. Dieser „erzählt“ von Kassenstunden am Sonnabendvormittag. Ein Bankschalter mit seinem kompletten Interieur versetzt den Besucher in die 70iger Jahre des letzten Jahrhundert. Mechanische Geldzähl- und Verarbeitungsmaschinen zeigen die damals zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten auf. Der Besucher darf selber „Hand anlegen“.

Blüten

An einem speziellen Schalter der Firma Bode-Panzer können Banknoten und Münzen auf ihre Echtheit überprüft werden. Eine Hologrammvorlage der EZB, diverse UV-Lampen und Münzwaagen entlarven sehr schnell „Blüten“ und Falschgeld.

Münzmeister

Die Prägewerkstatt zeigt den Werdegang

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einer Münze vom Coin über das Zaienblech bis zur fertigen Münze. Hier kann der Besucher selber (s)einen Xantener Denar schlagen. Dieser wurde in den Jahren 1039 - 1056 in Xanten geprägt. Ein mittelalterlicher Münzmeister schwingt den Hammer zur klassischen Hammerprägung. Die Prägung mit der Spindelpresse und dem Fallhammer ist ebenfalls zu sehen.

Vereinsgründung

2012 erfolgte die Gründung des Geldgeschichtlichen Vereins Niederrhein. 2014 wurden die Räume des Görtzhofes, urkundlich erstmalig um 1400 erwähnt, im Ortsteil Xanten-Wardt angemietet. Wohnlich gestaltete Räume verbreiten jetzt eine Wohlfühlatmosphäre. Der Besucher der Ausstellung geht auf eine interaktive Zeitreise und sieht Währungen in seiner vielfältigsten Form. Dabei bleibt diese nicht im Gestern und Heute sondern wagt auch einen Blick in das (bargeldlose) Morgen. Der Besucher entdeckt vieles zum Anfassen.

Außerschulischer Lernort

Schulklassen können thematische Führungen buchen. In einer Medienecke werden Kurzfilme zu verschiedensten Geld-Themen gezeigt. Größere Klassen erschließen sich die Museumsinhalte in Form einer Museumsrallye. Fragebögen vermitteln neben der Erfahrung, dass ein Museumsbesuch Spaß machen kann, wissenswertes aus der Kulturgeschichte des Geldes. Dabei darf der aktuelle Bezug nicht fehlen. Beim Thema Sparen ist jedes Mal eine Diskussion vorprogrammiert. Der Verein möchte durch seine Museumstätigkeit junge Leute motivieren, sich mit dem weiten Feld der Numismatik/Notaphilie zu beschäftigen. Seine Mitglieder bieten bei den monatlichen Treffen im Museum praktische Hilfestellungen bei einem Sammlungsaufbau.

Museumsarchiv

Ein umfangreiches Museumsarchiv hält Literatur vom Primitivgeld bis zum aktu-

ellen Eurokatalog vor. Auszubildende von Sparkassen und Banken können die Entstehungsgeschichte der jeweiligen Institute nachlesen.

Wechselausstellungen

Die Dauerausstellung wird ergänzt durch Wechselausstellungen zu bestimmten geldgeschichtlichen Themen. Mitgliedschaften in der Deutschen Numismatischen Gesellschaft, der Gesellschaft für internationale Geldgeschichte, der Eucoprimo und dem EMBC ermöglichen das Ausleihen von hochkarätigen Sammlungen.

Weltspartag

Das Museum bietet ortsansässigen Geldinstituten eine Plattform für Ausstellungsthemen „rund ums Geld“ an. Der jährliche Weltspartag ist somit ein Anknüpfungspunkt für „Werbung in eigener Sache“. Das Museum lädt am jährlich stattfindenden Internationalen Museumstag besonders Familien zu einem Aktionstag rund ums Geld ein. Jedes Familienmitglied kann sich eine Erinnerungs-Medaille prägen.

Museum rund ums Geld

Geldgeschichtlicher Verein Niederrhein Am Kerkend 7, 46509 Xanten www.geldmuseum-xanten-wardt.de

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Oben rechts: Unter- und Oberstempel müssen deckungsgleich sein. Darunter: Vorder und Rückseite vom Xantener Denar – Nachprägung in Kaiserzinn 2017. Alle Fotos: © Norbert Müller

REFERENZEN / Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main / Deutsches Filminstitut / Jüdisches Museum Frankfurt am Main / Fritz Bauer Institut / Bundeskunsthalle (Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH) / Deutsche Post DHL Group / Museum für Kommunikation / Historisches Museum Frankfurt am Main / Museum Gotisches Haus Bad Homburg / Freilichtmuseum Hessenpark / Museum 1. FC Kaiserslautern / Deutsches Olympisches Institut / Deutsches Theatermuseum München / Martin-Gropius-Bau Berlin / Kölnisches Stadtmuseum / Universitätsbilbliothek Frankfurt am Main / Deutsche Gesellschaft für Post- und Telekommunikationsgeschichte e. V. / Stadt Frankfurt am Main / Ludwig Meidner Gesellschaft / Dr. Senckenbergisches Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universität Frankfurt am Main / Museum Angewandte Kunst

exhibition / grafik / design konzeption / gestaltung / ausstellungen / kataloge / etc. mind the gap! design frankfurt am main 069 43055755 best@mindthegap-design.com www.mindthegap-design.com Erinnerung –Bild –Wort Arnold Daghani und Charlotte Saloman Jüdisches Museum Frankfurt am Main Foto: Norbert Miguletz Charlie, the Bestseller Chaplins Tramp –Ikone zwischen Kino, Kunst und Kommerz Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main Foto: Norbert Miguletz

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