modissa DER SALON Ausgabe N°1 Herbst 2015

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Macherinnen

Und Gretel “Unsere Produkte haben ein ‘Fashion’-Kleid, aber eine reine Seele”, beschreiben die beiden Gründerinnen von Und Gretel, Christina Roth und Stephanie Dettmann, ihre Biokosmetik treffend: Gutaussehende Kosmetik in ansprechendem Packing, aus natürlichen Inhaltsstoffen, mit feinen Texturen und ohne Tierversuche hergestellt und dabei ausgezeichnet haftet.

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Insbesondere das letzte Attribut schien jener Kosmetik vorbehalten, die aus umstrittenen Inhaltsstoffen und synthetischen Konservierungsmitteln zusammengesetzt ist. Christina Roth, die auf eine weltweite Karriere als Make-up Artist zurückblicken kann, wollte das nicht auf sich beruhen lassen. Gemeinsam mit Stephanie Dettmann, einer Marketing-Expertin, entwickelte sie UND GRETEL. Entstanden ist ein bewusst zurückgenommenes und sorgfältig kuratiertes Sortiment für ein komplettes Make-up, das im Profi-Segment wie auch im Beautybereich funktioniert und obendrein auch noch wirklich hübsch anzusehen ist: der Hauch Luxus, über den man sich ohne schlechtes Gewissen und jeden Tag wieder im Bad erfreut. Die beiden Macherinnen der Kosmetiklinie stossen im Interview Fragen zu Nachhaltigkeit und Luxus an. Und erläutern fast nebenbei, was UND GRETEL und sein einprägsamer Name mit Feminismus zu tun hat. Wie habt Ihr beiden Euch kennengelernt? Christina Roth: Stephie war die Nachbarin meines langjährigen Freundes. So haben wir uns von Balkon zu Balkon in Berlin Mitte kennengelernt. An einem schönen Sonntagnachmittag erzählte ich ihr bei einem Glas Aperol von meiner Idee zu UND GRETEL. Stephie war sofort begeistert. Und das Märchen wurde wahr: UND GRETEL kam nach sorgfältiger, jahrelanger Entwicklung auf den Markt.

Wie endstand die Idee für UND GRETEL? Christina: Ich wurde im Laufe meiner langjährigen Arbeit als Make-up Artistin immer wieder mit einem Paradox konfrontiert: Ich sah das Bedürfnis nach Kosmetik mit natürlichen Inhaltsstoffen, das höchsten Ansprüchen gerecht werden sollte. Ich war überzeugt davon, dass sich beide Ansprüche auf Basis natürlicher Inhaltsstoffe vereinen lassen. Als ich dann in Stephanie Dettmann als Marken-Expertin die perfekte Business-Partnerin gefunden habe, war klar, dass wir es schaffen würden. Gemeinsam haben wir in den letzten fünf Jahren stets auf unsere Intuition vertraut und so eine Produktpalette geschaffen, die so essentiell ist wie das „Kleine Schwarze“ im Kleiderschrank – und genau so vielseitig einsetzbar.

Seltsamerweise wollen viele Menschen Bio essen, achten auf ihre Figur und geben gern Geld für Körperpflege aus – schmieren sich aber freiwillig jeden Tag Giftstoffe auf die

verbindet märchenhaftes Abenteuer mit der Durchsetzungskraft des Femininen: die Empfindsamkeit der Natur mit der Energie der Metropole.

Auch die Namen der einzelnen Produkte sind recht klangvoll, sie kommen aus dem Mittelhochdeutschen. Wieso und was bedeuten sie?

Haut. Wie geht das zusammen und warum ist das Bewusstsein für diese Diskrepanz Eurer Meinung nach gestiegen? Unser permanenter Konsum verknappt unsere Ressourcen und zwingt uns, unser Konsumverhalten zu verändern. Für die Menschen ist es natürlich ein Prozess umzudenken. Nach wie vor ist es interessant, wenn wir UND GRETEL Naturkosmetik kommunizieren, dass viele sofort an Pflegeprodukte denken. Dann besinnen sie sich. Und sind erstaunt, wie sehr sie den dekorativen, konventionellen Luxusmarken vertraut haben. Auf der anderen Seite ist diese Haltung nachvollziehbar: Mussten die Kundinnen bisher auch zu viele Einschränkungen bei Bio-Make-up-Produkten hinnehmen, gerade was Konsistenz, Farben und Haftbarkeit auf der Haut betrifft. Auch die Verpackung von Biokosmetik war nicht sehr ansprechend. Alles in allem gab es einfach keine dekorative Naturkosmetik, die den Ansprüchen an ein perfektes Make-up gerecht wurde. Diesen Kompromiss muss man mit UND GRETEL nicht mehr eingehen.

Euer Gretel kommt ohne Hänsel aus – und das in Versalien (Grossbuchstaben), verweist aber gleichzeitig vielleicht auf die Leerstelle, weil jeder sofort an den fehlenden Hänsel denkt. Wie ist der Name entstanden? In der Entstehungphase von UND GRETEL hat Christina viel Zeit auf ihrem Grundstück verbracht, bei dem ein kleiner wild zugewachsener Weg zum nahen Wald führt, der an Grimms Märchen erinnert. Eine befreundete Sprachwissenschaftlerin war zu Besuch. Ihr Hinweis, dass das „Und“ in der Sprachwissenschaft zu Gretel gehöre, hat letztendlich zum Namen UND GRETEL geführt. Märchen zeigen uns alte Werte auf. In diesem Märchen geht es um Intuition und Intellekt, letzteres wird noch immer dem Männlichen zugewiesen. Das intuitive Handeln der Gretel hat jedoch am Ende beide gerettet. Alte Werte werden neu interpretiert: UND GRETEL

www.undgretel.com

Die Namen der Produkte stammen deshalb aus dem Mittelhochdeutschen, da ihre Wurzeln im Angelsächsischen liegen, sodass sie international vertraut klingen. So bedeutet LIEHT Licht, KNUTZEN, unser Lipgloss, Aufeinanderpressen, Küssen und unser Lippenstift TAGAROT – das heisst Sonnenaufgang. Jedes Produkt ist eine kleine Persönlichkeit, die ihren passenden Namen trägt.

Was würden die 16-Jährige Christina und Stephanie mit ihrem Wissen von heute anders machen? Christina: Mit meinem heutigen Wissen und der Erfahrung würde ich wahrscheinlich vieles anders machen. Sonst hätte ich ja nichts gelernt im Leben. Aber heute weiss ich immer noch weniger als in 20 Jahren. Das ist sicher. Stephanie Dettmann: Die Vorstellung, mit 16 Jahren das Wissen einer 43-Jährigen zu haben, finde ich irgendwie beängstigend. Ich bin froh und dankbar, dass ich all die Erfahrungen machen durfte, denn das macht mich heute zu der Frau, die ich bin.

Was gebt Ihr anderen mit auf den Weg? Folge Deiner Intuition, denn nichts ist unmöglich.


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