Empreintes 02 | 2009

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Bei den Mauern bzw. Fundamenten lassen sich sechs verschiedene Konstruktionsweisen feststellen, welche über einer Schuttschicht des 1. Jahrhunderts n. Chr. lagen. Ob diese unterschiedlichen Mauertechniken jeweils verschiedenen Umbauphasen entsprechen, konnte nicht geklärt werden. Der Beginn der römischen Besiedlung des Platzes liegt – nach erster Beurteilung der Keramikfunde (u.a. sogenannte „korkwandige“ Ware) – in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Eindeutige Spuren einer frühen Holzbauphase (z.B. Pfostenlöcher) wurden allerdings nicht entdeckt. Da keine Funde gemacht wurden, die über die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts hinausgehen, ist ein Ende der Villa in nachconstantinischer Zeit anzunehmen. Aufgrund der insgesamt schlechten Erhaltung der Mauern ist von Steinraub in der Spät- oder Nachantike auszugehen. Die römischen Gebäude setzen sich nach Norden und Osten fort, das dort angrenzende Gelände ist jedoch bereits durch verschiedene Baumaßnahmen (Straßenbau u.a.) gestört. Das vorgefundene römische Mauerwerk bestand überwiegend aus lokalem gelblichem Kalkstein und aus rotbraunem bzw. grüngrauem, sandigem Mergel10, vereinzelt wurden aber auch Spolien aus rotem Buntsandstein von der Mosel verbaut. Eine Mauer war gänzlich aus einem Mischmauerwerk zusammengesetzt, in dem auch zerbrochene Mühlsteine aus Basalt verwendet worden waren. Für den Estrichboden wurde u.a. lokaler „Suebelsand“ benutzt, ein Geröll, welches besonders zahlreich sogenannte „Donnerkeile“ (Belemniten) enthält 11. Die römischen Gebäude waren auf einer großflächigen Kolluviumsschicht errichtet worden, welche beachtliche Mengen abgeschwemmter, vorgeschichtlicher Keramik der „Laufeld-Kultur“ bzw. der älteren „Hunsrück-Eifel-Kultur“ (um 700 bzw. ab 600 v. Chr.) enthielt. Darunter befinden sich auch Randscherben und mit rundbodenförmigem Kammstrichdekor verzierte Wandungsfragmente (Abb. 6). Demnach darf eine Siedlung oder ein Gräberfeld dieser Zeitstellung westlich des Grabungsgeländes in Richtung Budersberg vermutet werden12. Im Verlauf der Ausgrabung wurden vergleichsweise wenige Kleinfunde gemacht. Dazu gehören neun, stark abgeriebene Bronzemünzen (erste Hälfte 2. Jahrhundert bis erste Hälfte 4. Jahrhundert 13) und verschiedene Bronzeobjekte: drei Glöckchen, ein sogenannter „Netzflicker“ sowie das Fragment

eines mit Kugeln verzierten Bronzereifs mit Stempelenden

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sich anhand des Fundmaterials in die Zeit ab der Mitte des 3. Jahrhunderts datieren. Ein Stützpfeiler an der Nordmauer dieses Gebäudes, welches sich in Richtung der Nationalstraße 31 fortsetzt, könnte für seine Deutung als turmartiger Speicherbau sprechen.

(Abb. 7). Bei diesem Reif von 5,8 cm Durchmesser könnte es

sich um ein vorgeschichtliches Halbfabrikat handeln: Ringschmuck mit (allerdings wesentlich zahlreicherem) Knopfbesatz kommt z.B. in der älteren „Hunsrück-Eifel-Kultur“ vor 14. Weitere bemerkenswerte Einzelfunde stammen aus der „Ostfläche“, so z.B. ein Spielstein aus braunviolettem Glas, ein Räucherkelchfragment, Wagenteile und Werkzeug aus Eisen.

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Oberhalb des Kanals (Grabenverfüllung) in der „Westfläche“ wurden verstreute Fragmente einer rottonigen, mit schwarzem „Firnis“ überzogenen sogenannten „Gesichtsurne“ gefunden (Abb. 8). Dieses Gefäß war zusätzlich mit mehreren Phalloi verziert, welche wahrscheinlich Übel abwehren oder Fruchtbarkeit verheißen sollten 15. Auf diese Weise Es handelt sich um „Pierre d’Ottange-Rumelange“ bzw. „Calcaires et marnes sableuses d’Audun-le-Tiche“ des Oberen Lias (Toarcium) und des Unteren Doggers (Bajocien). Der grüngraue Mergel wird vor Ort „Buuch“ genannt und soll vom „Gehaansbierg“ stammen (freundliche Mitteilung von A. Rausch). Während der Ausgrabung wurden einige Fossilien im Aushub gefunden, darunter der Wirbel eines voll ausgewachsenen Fischsauriers (Ichthyosaurus), Korallenfragmente (Isastrea bernardiana), Muscheln (Chlamys textoria Schlotheimi) sowie versteinertes Holz. Im Gelände lagen auch zahllose Belemniten-Bruchstücke. Für die Bestimmung des Fischsauriers danke ich Alain Faber (Musée national d’histoire naturelle, Luxembourg). 11 Es soll aus der unweit gelegenen Flur „Suebelkaul“ (vgl. N. Folmer/J. Krier a.O. 1981, 31 Nr. 110) stammen (freundliche Mitteilung A. Rausch). – Nach M. Lucius/Service Géologique de Luxembourg, Carte géologique de Luxembourg. Feuille No. 1 Esch-sur-Alzette (Luxembourg 1947) stehen dort „Rasenerzkonkretionen in sandig-tonigem Lehm“ an. 12 Im Frühjahr 1982 wurde in ca. 1 Kilometer westlicher Entfernung ein einzelnes Brandgrab derselben Zeitstellung gefunden, s. R. Waringo, Ein Brandgrab der älteren Eisenzeit bei Nörtzingen-„Stiwelberg“, Hémecht 35, 1985, 635-647.Zur Laufeld-Kultur s. auch R. Waringo, Le premier âge du fer, in: Luxembourg de la Préhistoire au Moyen Age, Dossiers d’archéologie, hors-série no 5 (Dijon 1995) 40 f. 13 Lediglich zwei dieser Münzen gehören nicht in die constantinische Zeit: ein Sesterz des Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) und eine barbarische Imitation des 3. Jahrhunderts n. Chr. 14 So z. B. ein bronzener Halsring mit doppeltem Knopfbesatz aus Marpingen, s. A. Haffner, Die westliche Hunsrück-Eifel-Kultur (Römisch-Germanische Forschungen Band 36) (1976) 349 f. Taf. 89,2 und Taf. 168,1. – Für zahlreiche Hinweise zu möglicherweise verwandtem, späthallstatt- und latènezeitlichen Ringschmuck mit Knopfbesatz danke ich Hans Nortmann (Rheinisches Landesmuseum Trier). Eine echte Parallele zu unserem Fundstück ist jedoch nicht dabei. 15 s. G. Braithewaite, Faces from the Past. A Study of Roman Face Pots from Italy and the Western Provinces of the Roman Empire (Oxford 2007) 380 f. – Einer dieser Phalloi könnte als Hahn gestaltet gewesen sein, da die betreffende Scherbe in den Ton geritzte Vogelbeine aufweist. Eine andere Gesichtsurne mit Tierdarstellung (undefinierbare Vierfüßler: Hunde, Tiger?) befindet sich im Rheinischen Landesmuseum Trier (Inv. Reg 139), s. M.K.N. Weidner, Matrizen und Patrizen aus dem römischen Trier (TrZ Beiheft 32)(Trier 2009) 148 f. Abb. 154. – Die Rekonstruktion des Gefäßes aus Dudelange-Burange wurde durch die Restauratoren Dinko Baez und Sonja Roef (MNHA) ausgeführt. – Eine ähnliche Gesichtsurne wurde in Brumath (F) gefunden, s. C. Fortuné u.a., Florilège de céramiques gallo-romaines en Alsace. La vaisselle régionale dans tous ses états (Colmar 2009) 35. 10

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