Mitteschön Ausgabe Mai 2013

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Glückstag

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würde. Das war das erste Mal, dass wir überhaupt unseren Platz gefunden hatten. Ich glaube nicht, dass wir in den Gitarrenbands zu Schulzeiten wirklich einen Platz hatten.“

Gebäudes, von dem sich ein krasser Blick auf die unwirtliche Umgebung erschließt – S-Bahn, Kreuzung und auf den Nettelbeckplatz, der in den Achtzigern zum wohl hässlichsten Platz der Stadt umgestaltet wurde.

Fabian ist in Karlshorst aufgewachsen, Anton in Treptow und Hellersdorf. In Antons Schule gab es ein Musikstudio. „Das war, als die Landschaften noch blühten, kurz nach der Wende, da hat man bei uns an der Schule ein Studio eingerichtet, mit Synthies und Mischpult und Mikrofon und das war gar nicht so schlecht. Das hat mich interessiert. Die Voraussetzung, dass ich da rein durfte, war aber, dass ich im Schulchor mitsinge. Damals war es in meiner Umgebung aber absolut nicht angesagt, Keyboard spielen zu können. Die Synthies wurden dir für ein paar hundert Mark hinterher geschmissen.“ Heute liegen die Dinger im vierstelligen Euro-Bereich.

Auch wenn es oft heißt, der Wedding sei das neue Mitte oder Kreuzkölln – viel erinnert hier noch nicht an einen angesagten Stadtteil, zumindest nicht auf den ersten Blick. Das ändert sich, wenn man entlang der Panke zu den Uferhallen läuft. Die ehemalige Zentralwerkstatt der BVG bietet heute Arbeitsraum für Künstler aller Couleur, vom Maler bis zum Musiker. Die 2500 Quadratmeter große ehemalige Motorenbauhalle wird heute für Ausstellungen oder Konzerte genutzt. Es ist Zeit fürs Mittagessen und wir gehen ins angeschlossene Café Pförtner, das zur Hälfte aus einem alten, ausgebauten Bus besteht.

Weil es draußen so ungemütlich ist, haben wir – ganz entgegen dem eigentlichen Geist des Glückstags – den größten Teil des Interviews im Studio der beiden geführt. Langsam wird es aber Zeit, das Haus zu verlassen und die Umgebung zu erkunden. Zuerst gehen wir auf das Dach des

Wir kommen auf das Thema, wie man heute eigentlich noch von Musik leben kann. Fabian erzählt: „Freunde von mir sind jetzt voll auf Spotify und der Meinung, dass sich das rentieren würde, wenn alle mitmachen. Ich habe andere Zahlen gesehen.“ Wir ziehen Zahlen aus der Zeit von Bodi Bill zum

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