Mitteschön Magazin - Ausgabe 30

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Filmtipps von der Filmgalerie 451  35

FILM- UND KINO-DOKUS:

Filmgalerie 451 Torstraße 231

EIN FESTIVAL

10115 Berlin www.filmgalerie-berlin.de

Film-Tipps der Filmgalerie 451 Text Silvio Neubauer

The Story of Film: An Odyssey von Mark Cousins ist in einem früheren Filmtipp bereits ausführlich vorgestellt worden. Appetit aufs Kino, auf Filme der unterschiedlichsten Art machen aber noch eine ganze Reihe anderer eindrucksvoller Dokumentationen und Biografien der letzten Jahre. Sie laden ein, an der Leidenschaft für das Kino teilzuhaben, einzutauchen in eine ganz eigene Welt hinter der Kamera und so einen neuen Blick vielleicht auch für bisher unbeachtete cineastische (oder andere) Welten der Vergangenheit und Gegenwart zu gewinnen: Im inspiriert montierten Everything or Nothing: The Untold Story of 007 (2012) werden uns die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman, die Gründungsväter der James-Bond-Kinoserie und deren inzwischen über 50-jährige wechselvolle Geschichte nahegebracht. Eine weitere lebende Kino-Legende erlaubt in Woody Allen: A Documentary (2012) erstmals ein ausführliches Interview und einen ebensolchen Blick hinter die Kulissen seiner Arbeit. Ein noch produktiverer Kino-Macher und legendärer Talent-Förderer kommt in Corman’s World: Exploits of a Hollywood Rebel (2011) zu verdienten Ehren: Roger Corman (geb. 1926). In Godard trifft Truffaut (2010) erleben wir, wie die Liebe zum Kino die beiden so unterschiedlichen Meister der Nouvelle Vague zusammen- aber auch auseinanderbrachte. Auf die bewegte Geschichte eines heimischen Kino-Ortes, eines Kreuzberger Filmtheaters, in dem auch Tom Tykwer in den Neunzigern Programm machte, blickt Auf der anderen Seite der Leinwand – 100 Jahre Moviemento (2009) zurück. Dort zu sehen waren sicherlich auch Filme der Gallionsfigur für das unabhängige Schwule Kino, des 1994 gestorbenen britischen Regisseurs „Derek“ Jarman (2008). Viel zu früh musste die Filmgemeinde auch von einem der profiliertesten deutschen Filmjournalisten Abschied nehmen: Michael Althen (1962 – 2011). In Auge in Auge – Eine deutsche Filmge-

schichte (2008) ist es seine Stimme, die uns durch eine grandiose assoziative Entdeckungsreise durch den deutschen Film-Kosmos des 20. Jahrhunderts führt. Einen unverwechselbaren Part dort spielte auch der Schauspieler und Regisseur Bernhard Wicki (1919 – 2000), dem in der persönlichen Dokumentation Verstörung und eine Art von Poesie (2007) ein angemessenes Denkmal gesetzt wird.Die siebziger Jahre in Deutschland spielen auf sehr unterschiedliche Weise eine zentrale Rolle in Von einem der auszog – Wim Wenders’ frühe Jahre (2007) und Von Sex bis Simmel (2005), in dem sich unter anderem auch Filmgrößen des Neuen Deutschen Films mit einem gerne verdrängtem Kapitel der deutschen Filmgeschichte, dem Wirtschaftsfaktor Bahnhofskino, konfrontiert sehen. Die siebziger Jahre in den USA schließlich werden lebendig in den sich gut ergänzenden, prallen Essays über das Phänomen New Hollywood: A Decade under the Influence und Easy Riders, Raging Bulls (2003). Mark Cousins wiederum schuf 2009 The First Movie, eine Dokumentation, in der Kinder in einem kleinen kurdisch-irakischen Dorf – sonst nur Nachrichtenstoff im Zusammenhang mit Krieg und Gewalt – ihre ganz eigenen kleinen Filme drehen: Ein magisch anmutender Film über Wunder und die Kraft der Imagination.


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