MFG - Das Magazin / Ausgabe 49

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TEXT: Anne-SOPHIE settele | Foto: ZVG/LANDESMUSEUM NÖ

Neben ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter mussten viele auch im bäuerlichen Betrieb, bei Heimarbeit oder Handwerk mithelfen, um das finanzielle Überleben zu sichern. „Typische Arbeitsbereiche in Niederösterreich waren das textile Verlagswesen im Waldviertel und die Fabrikarbeit im Industrieviertel“, erläutert Vavra. Dabei wurden Frauen für dieselbe Arbeit stets schlechter entlohnt als ihre männlichen Kollegen, wie etwa die Fabriksarbeiterin Ludmilla (geb. 1895): Ihr Nachbar am Webstuhl verdiente 15,10 Kronen, sie selbst nur 12,10 Kronen. Nicht jeder Frau kam die Rolle als Ehefrau und Mutter zu Teil. „Manche sind freiwillig ins Kloster eingetreten, da sie dort bessere Entfaltungsmöglichkeiten hatten, wie etwa Hildegard von Bingen“, erklärt die Kuratorin. Andere wiederum fanden keinen Mann bzw. wurden nicht „auserwählt“ und gingen daher in eine geistliche Gemeinschaft. „Viele Frauen, die beide Weltkriege erlebt haben, blieben ledig, da viele Männer im Krieg gefallen sind.“ Dieses Schicksal musste auch Mizzi (geb. 1891) erleben, deren zukünftiger Bräutigam kurz vor der Eheschließung 1914 einrücken musste und nicht mehr zurückkam. „Ledige Frauen wurden dann oft von ihrer Familie ausgenutzt und mussten ihr Leben lang nur schuften. Ihnen blieb nichts vom Leben.“ So blieb auch Mizzi bis zu ihrem Tod nicht mehr als eine billige Arbeitskraft im Haus ihres Bruders.

Schönheitswa(h)ndel Der erste Weltkrieg war auch ein großer Wendepunkt in der Frauengeschichte. Die Fortpflanzung stand nicht mehr primär im Vordergrund, denn „Frauen wurden nun als Arbeitskräfte benötigt. Auch das allgemeine Wahlrecht für Frauen wurde eingeführt“, so Vavra. Heute sind wir Frauen emanzipiert. Dennoch: „Der Druck, den Frauen früher hatten, viele Kinder zu kriegen, fällt zwar heute weg, dafür machen wir uns nun selbst den nächsten Druck mit dem Schönheitswahn“, resümiert Vavra und nennt ein Beispiel: „Heute gilt man mit Kleidergröße 42, ja sogar schon 40, als dick. Früher wäre dazu Größe 48 nötig gewesen.“ Besonders erschütternd: Frauen, die hungern, um schlank zu sein, nehmen nicht mehr Kalorien zu sich als jene in der Kriegszeit, die Hunger leiden mussten.

AUSSTELLUNG „FRAUENLEBEN“ 23. Februar bis 19. Oktober 2014, Landesmuseum NÖ Filmschwerpunkt Internationaler Frauentag u.a. mit Filmabenden, Lesung mit Liedern zur Geschichte der Frauenbewegung mit Käthe Kratz, Eva Dité uvm.

5. bis 31. März 2014, Cinema Paradiso, St. Pölten

Regional-TV für den Zentralraum NÖ

RUND UM DIE UHR IM KABELNETZ DER Christian Barnath

Julia Karner

UND Yurdagül Sener

ALS LIVESTREAM AUF P3TV.AT Rudolf Vajda


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