MFG - Das Magazin / Ausgabe 79

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DER GROSSE VERNETZER

FLEXIBILITÄT. „Wir müssen in dauerndem Austausch mit den Künstlern, den Vereinen, den Institutionen stehen, damit Neues entstehen kann.“

tigung ebenso wie die Kinder in der Nachmittagsbetreuung. Der Campus bedeutet eine enorme Erweiterung für die elementare Kunsterziehung der Stadt, auch im Hinblick auf das Angebot – so wird etwa das KinderKunstLabor in den St. Pöltner Schulen und Kindergärten präsent sein.“ Mehr Raum für Kreative Mehr „Kreativraum“ möchte Kellner aber auch für die jugendlichen Kulturschaffenden der Stadt schaffen. Als vergangenes Jahr etwa LAMES an die Stadt herantrat, dass die Möglichkeit besteht, das „mobile Stadtlabor“, das zuvor am Wiener Karlsplatz und in St. Marx situiert war, auf den SKW83 zu übersiedeln, „haben wir rasch reagiert und es erworben, obwohl dafür eigentlich gar kein Budget veranschlagt war.“ Mittlerweile hat Kellner dort schon einen „Videoparcours“ besucht und zeigt sich begeistert. „Es ist einfach eine coole Location, und was die Künstler geboten haben, war sowieso genial!“ Am SKW sollen zudem neue, zusätzliche Proberäume entstehen sowie Zimmer für Artistsin-Residence. Eine Idee, der Kellner prinzipiell viel abgewinnen kann

„ein Ort also, wo man für eine bestimmte Zeit als Künstler Infrastruktur und Unterstützung erhält und am Ende ein Ergebnis vorlegt.“ Diese Flexibilität wünscht er sich auch für die Proberäume, welche die Stadt bei der ehemaligen Mülldeponie am Ziegelofen zur Verfügung stellt. „Auch da wollen wir das Angebot ganz klar ausdehnen! Allerdings nicht nur in dieser Schrebergarten-Mentalität ‚das ist mein Proberaum und der gehört mir jetzt ein Jahr lang‘, sondern ich möchte sharing-Modelle forcieren, dass manche Proberäume etwa nur kurzfristig genutzt werden können, zum Beispiel tageweise, wenn sich eine Band auf ein Konzert vorbereitet oder ein klassischer Sänger auf die nahende Aufnahmeprüfung am Musikkonservatorium.“ Selbst die großen, in diverse Kulturentwicklungspläne gegossenen Leitlinien möchte Kellner nicht starr in Stein gemeißelt sehen. „Ich glaube, auch da tut viel mehr Flexibilität und Improvisation not. Klar, man muss Grundziele definieren, wie sie etwa in der Kulturstrategie 2030 der Stadt oder dem Bidbook für 2024 zu finden sind, im Rahmen des neuen Masterplans 2025|2050

formuliert werden oder gerade für die neue Kulturstrategie 2030 des Landes entwickelt werden, aber in Wahrheit müssen wir in einen steten, dynamischen Prozess eintreten, in dauerndem Austausch mit den Künstlern, den Vereinen, den Institutionen stehen, damit Neues entstehen kann.“ Und dazu bedarf es allen voran Flexibilität! Als Positivbeispiel der jüngsten Vergangenheit nennt Kellner etwa „Schubert200“, das kurzerhand ausgerufene St. Pöltner Schubertjahr anlässlich des mehrwöchigen Aufenthaltes des Künstlers vor 200 Jahren. „Im Grunde genommen war das eine Corona-Idee, die sehr kurzfristig entstanden ist. Es folgten viele Telefonate und OnlineMeetings – persönliche Gespräche waren aufgrund des Lockdowns nicht möglich – dann haben wir es einfach umgesetzt, und es war echt genial. Allein wenn ich an die Aufführung von Schuberts ‚Alfonso & Estrella‘ denke! Oper in St. Pölten – wann gab es das zuletzt?“ Gute Frage. Ebenso wie jene, wann es zuletzt so viel Geld für die Kultur gab. Zwar rückt Kellner noch nicht damit heraus, wie hoch sein Kulturbudget fürs kommende Jahr sein wird, aber es sagt schon einiges aus, wenn er meint: „Wir sind wirklich gut aufgestellt!“ Meistens bekommt man auf diese Frage die Standardfloskel „wir brauchen mehr“ zu hören. Dass die Steuerzahler als Hauptsponsor der heimischen Kulturszene natürlich wissen möchten, wohin ihr Geld genau fließt, kann Kellner nachvollziehen und verspricht Transparenz. „Ich möchte ab 2023 jährlich einen Kulturbericht vorlegen. Da steht genau drin, was wofür ausgegeben wird, von der kleinen Förderung bis hin zu den großen Infrastrukturprojekten. Da gibt’s ja nichts zu vertuschen! Im Gegenteil, wir können stolz sein, wie wichtig uns unsere Kulturszene ist“, so Kellner, der diesbezüglich auch die Politik lobt. „Es sagt schon einiges aus, wenn wir im Corona-Jahr alle Subventionen wie vereinbart ausbezahlt haben, um den Künstlern in dieser harten Zeit beizustehen!“ MFG 11 21

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