MFG - Das Magazin / Ausgabe 29

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URBAN

Die drei „Dinner im Dunkeln“ am 26., 27. und 28. Mai (jeweils um 19.30 Uhr) im

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SchĂśnberg-Saal des Festspielhauses werden ein Fest fĂźr das HĂśren, das Riechen, das Schmecken und das FĂźhlen. „Unsere Welt und unser Leben darin ist mehr und mehr auf visuelle EindrĂźcke ausgelegt“, erklärt der „fabelhafte“ Folke Tegetthoff das Besondere dieser Veranstaltungen.

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„Wird der Sehsinn durch vĂśllige Finsternis ausgeschaltet, erwachen die Sinne, deren Fähigkeiten wir nur noch in extremen Situationen wahrzunehmen imstande sind.“ Untermalt wird der Abend von Klängen des GeräuschkĂźnstlers Otger

*„Was gibt es denn zum Essen?“ „HĂśr doch hin!“

Kunert, fßr sinnliche Gaumenfreuden und Kreativität meisterlichen Kochens sorgt Georg Loichtls Fliegercatering, und selbstverständlich wird auch erzählt.

Die Dinner im Dunkeln. Im Festspielhaus.

Von Sinnen * „Was gibt es denn zum Essen?“ „HĂśr doch hin!“

Von Patricia Rauscher

s.

Stellen Sie sich vor, Sie werden in einen stockfinsteren Raum geleitet und bekommen dort ein Dinner kredenzt, das sie sozusagen „blind“ zu sich nehmen. Im Rahmen von „Fabelhaft“ wird dieser Gedanke Realität. Guides dieser Grenzerfahrung sind Ann-Mary Linhart-Eicher und ihr Team – allesamt blind! Wir plauderten mit ihr Ăźber Blindsein, die Dinners und vertauschte Rollen. Was steckt als Grundgedanke hinter „Dinner im Dunkeln“?

Dadurch wird den Blinden vollkommene Integra-

gleichbar, wie wenn man in der Nacht in seiner

tion gewährleistet. Als Blinder ist man ja daran

Wohnung aufsteht, und versucht, im Dunkeln nir-

Es ist die beste Art, eine volle Integration der

gewĂśhnt, dass man Sachen nicht sieht, fĂźr sie ist

gends anzustoĂ&#x;en. Irgendwann wird man sensi-

Blinden zu erreichen, weil ein Rollentausch statt-

das kein Problem. Wenn ein Sehender allerdings

bilisiert, man spĂźrt die Wände, weiĂ&#x;, wo sich die

findet: Der Sehende wird zum Blinden, der Blinde

zum ersten Mal in seinem Leben Ăźberhaupt

TĂźren befinden etc.

zum Sehenden. Die sehenden Teilnehmer wer-

nichts sieht, ist das eine totale Umstellung. Er

den von Blinden gefĂźhrt und erfahren vĂśllig neue

wird nun vom Blinden, der ihn fßhrt, abhängig.

EindrĂźcke.

Die Blinden bekommen von den Teilnehmern

Was machen die blinden Guides eigentlich beruflich?

sehr viel Bewunderung, Lob und Anerkennung.

Einige machen „Dinner im Dunkeln“ hauptberuf-

Welche Erfahrungen haben Sie mit den Sehenden bei diesen Dinners gemacht? Bekommen da nicht manche Panik?

Den Sehenden wird durch das Dinner im Dunkeln

lich, andere sind nebenbei in anderen Jobs tätig,

bewusst, was ein Blinder zu leisten vermag.

manche studieren. Eine der Guides ist Magistra

Bis jetzt haben nur zwei Personen frßhzeitig den halten haben. Das UngewÜhnliche – einer davon

Das ist fĂźrwahr fĂźr einen Sehenden unvorstellbar. Wie orientiert man sich etwa als Blinder?

war einer der Organisatoren. Er verlieĂ&#x; während

Da das Sehen nicht vorhanden ist, werden die

des Dinners den Raum, und setzte sich vor die

anderen Sinne gestärkt. Man kann sich das so

TĂźr des Speisesaales. Allerdings war das die Aus-

vorstellen, wie wenn ein Mensch keine Hände

Was ist letztlich Ihr ganz persĂśnlicher Antrieb fĂźr Dinner im Dunkeln?

nahme. Prinzipiell weiĂ&#x; ja jeder Teilnehmer, wor-

hat. Da er nicht mit seinen Händen schreiben

Die Zufriedenheit der Teilnehmer nach dem

auf er sich einlässt.

kann, lernt er es eben mit den Zehen zu tun. Da

Dinner. Es ist zwar ein groĂ&#x;er organisatorischer

steckt viel Ăœbung dahinter! Genauso ist es mit

Aufwand, aber nachher Ăźberwiegt einfach die

Was ist umgekehrt das Besondere fĂźr die Blinden, die im Zuge des Dinners ja sozusagen zu den „Sehenden“ werden?

dem Blindsein, man muss das einfach lernen. Es

Freude bei allen Beteiligten, egal ob Blinder oder

kann auch helfen, wenn man einen besonders

Sehender. Wenn die Menschen den Speisesaal

gut ausgeprägten Orientierungssinn hat, damit

verlassen, tauschen sie ihre Erfahrungen aus,

Das Besondere ist genau dieser Rollentausch.

man sich leichter zurecht findet. Das ist ver-

und sind glĂźcklich. Das ist einfach schĂśn!

Raum verlassen, weil sie es nicht mehr ausge-

der Literatur und macht gerade ihren Doktor, ein anderer ist Magister in Englisch und Spanisch, einige ßben Telefon- oder Bibliothekstätigkeiten aus.

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