X-Mas: Manuskript

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„Weißt du was wir heute für ein Datum haben?“ fragte er fröhlich. Bennet überlegte kurz. „Den ersten Dezember, wenn ich mich nicht irre.“ Sein Vater nickte. „Richtig! Den ersten Dezember.“ raunte er erinnerungsselig. „Lass mich dir eine Geschichte erzählen. Naja, ich sollte es wohl eher eine Legende nennen, denn Legenden sind wahr und Geschichten…nun ja sind einfach nur Geschichten.“ Er räusperte sich vernehmlich, bevor er mit tiefer Stimme zu erzählen begann.“ Vor langer, langer Zeit, gab es einen Mann, mit dem Namen Faik. Er war ein junger, tatkräftiger und gut aussehender Bursche, der Arbeit keinesfalls scheute. Aber zur Sorge seiner Eltern, war er auch ein Träumer. So warf er zum Beispiel, bei jeder sich bietenden Gelegenheit einen Blick in die Ferne, und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich dem Horizont zu nähern, den er nur von weitem sah. Eines Tages, beschloss er seine Träumereien in die Tat umzusetzen. Es begann damit, dass er bei jeder sich bietenden Gelegenheit Eisen kaufte, oder es mühevoll von bereits vorhandenen Gegenständen seiner Eltern abtrennte. Zum Beispiel stach er sich in den Finger, sodass es in dicken Tropfen blutete und trennte das flüssige Eisen vom Rest des wertvollen Lebenssaftes. Er ging sogar soweit, dass er sämtliche Nägel aus den Stühlen und Tischen entfernte. Als sich seine Eltern dann auf einen Stuhl setzen wollten, krachten sie mit einem lauten Rumms auf den harten Boden.“ sagte er und hob vergnügt die Augenbrauen. „Das muss ich mir merken!“ kicherte Bennet. „Dann solltest du dich auch an das Folgende gut erinnern.“ sagte sein Vater mit scharfer Stimme und zwinkerte ihm lustig zu. „Denn das war der Zeitpunkt, an dem sein Vater ihn im hohen Bogen hinauswarf. Aber Faik hatte mittlerweile genügend Eisen gesammelt, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Tag und Nacht hämmerte, schraubte und schweißte er an dem Eisen, fügte in mühevoller Kleinstarbeit die einzelnen Teile aneinander, bis er eine tiefschwarze Lock vor sich stehen hatte, in der genügend Platz für sich und einen kleinen Kohleofen war. Denn am schnellsten reiste man damals noch mit Feuer, Dampf und Schienen. Erschöpft betrachtete Faik sein Werk. Seine Reise konnte losgehen. Die Reise zum Horizont. Es fehlte nur noch eine Kleinigkeit. Ein Name ! Aber auch der war schnell gefunden. Mit schneeweißer Farbe schrieb er in großen Lettern <Adventio> auf das rabenschwarze Eisen der Lock.“


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