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Donnerstag, 12. Juni 2014

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„Grundlegend falsche Konzepte“ Der Emser Stadtrat Bernhard Amann kritisiert Förderungen und fordert Gemeinnützige Leistbares Wohnen: Das Schlagwort dieser Tage! In der Stadt Hohenems gibt es eine ellenlange Liste an Wohnungssuchenden, die keine Aussicht auf Wohnraum haben. Falsche Konzepte und auch die Wohnbauförderung sind für Stadtrat Bernhard Amann die Auslöser. In den wöchentlichen Sprechstunden stehen bei Amann wohnungssuchende Menschen

Schlange – alleine beim letzten Termin waren mehr als hundert Interessenten zugegen! Das Rathaus wurde „gestürmt“, Bürgermeister Richard Amann wollte deshalb die Sprechstunde gleich in eine Schule verlegen. In Hohenems gibt es viel zu wenig Wohnungen von Gemeinnützigen Bauträgern, die sich die Menschen noch leisten können – nicht weniger als 400 Namen finden sich auf dieser Liste. „Ho-

INFO

Stadtrat Bernhard Amann kämpft in Hohenems für leistbaren Wohnraum. henems ist dank seiner zentralen Lage ein absolut idealer Wohnort. Wir sind eine Wohn- und Kulturstadt und können leistbaren Wohnraum nicht zur Verfügung stellen. Und zwar nahe dem Zentrum, denn Randlagen sind kritisch zu sehen, weil es dort für viele Gruppen einfach die Infrastruktur nicht gibt“. Nicht berücksichtigt auf dieser Liste der 400 sind viele Interessenten, die nicht die Kriterien der

Anspruchsberechtigten erfüllen. Sonst wäre diese Liste noch weit größer“, sagt Bernhard Amann. Die „Schuldigen“ für diesen Missstand hat Amann auch ausgemacht. Einerseits der falsche Ansatz bei der Wohnbauförderung. „Seit 2001 gibt es für die Rückflüsse aus den Förderungen keine Zweckbindung mehr für den Wohnbau. Im Klartext: Die Arbeitnehmer bezahlen zwar den Wohnbauförderungsbeitrag, den man aber nicht für den Wohnbau verwenden muss“. Und das Modell der Investorenwohnungen, das nur den Spekulanten dient. Amann fordert ein dringendes Umdenken. „Fakt ist, dass mehr gemeinnützige Wohnungen in Zentren entstehen müssen. Da sind alle gefordert. Wohnungen in Randlagen taugen dazu nicht, denn dort gibt‘s meist auch die Infrastruktur nicht“. In seiner Stadt sieht er unter anderem am nicht verbauten Postplatz Grund und Boden, wo Wohnungen entstehen könnten. „Wir müssen Menschen mit geringem Einkommen, den Alleinerzieherinnen, Senioren und Menschen mit Handicap dringend helfen“. (red)

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Wohnungssuchende in Hohenems - Warteliste in Hohenems: 400, davon ein Drittel mit dringendem Wohnbedarf. - Innerhalb eines Jahres 100 WohnungswerberInnen mehr auf der Liste. Gründe für die verstärkte Nachfrage: - SeniorInnen und Menschen mit Handicap benötigen barrierefreie Wohnungen. - Die Einkommenssituation ist sinkend, sodass inzwischen der Mittelstand betroffen ist. - Familien können sich aufgrund des völlig überteuerten Wohnmarkts keine privaten Mietwohnungen mehr leisten - vom Erwerb von Eigentumswohnungen gar nicht zu sprechen (daher werden auch nur noch wenige gemeinnützige Wohnungen frei, die zur Vergabe anstehen). - Junge Familien müssen jahrelang auf eine günstige Wohnung warten. - Prekäre Wohnungssituation im privaten Wohnungsmarkt (Ungeziefer, Schimmel, Krankheiten bei Kindern). - Vermehrte Kündigungen auf dem privaten Wohnungsmarkt vorwiegend wegen Eigenbedarf; Alternativen im privaten Wohnungsmarkt sind rar und eben zu teuer.


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