Eine neue Ära am Sennhof Am 1. Juli 2020 übergab Gebhard Flatz die Geschäftsführung des Sennhofes an die beiden Brüder Johannes und Mathias Allgäuer. Damit wurde beim größten Eierproduzenten des Landes eine neue Ära eingeleitet.
Doch bevor es so weit war, reicht der Blick in die Historie noch viel weiter zurück. Die Anfänge des Sennhofes gehen auf das Engagement des Pfarrers Jochum zurück. Der Geistliche gründete 1858 die „Landesirrenanstalt Valduna“ zur Pflege geistig kranker Menschen, wie es damals genannt wurde. Der spätere Anstaltsleiter Peter Paul Pfausler setzte ab 1900 die Landwirtschaft als Therapie für die luag 22
Valduna-Bewohner ein. Und zwar am Sennhof, der zu jener Zeit unter der Obhut der Zisterzienserinnen stand. Viele Jahrzehnte war der Hof ein Musterbetrieb der Landwirtschaft. 1963 löste das Land der Valduna den Hof ab. Neuer Träger wurde die Stiftung Jupident, die bis heute Eigentümer ist. Vor 20 Jahren jedoch entschied sich die Stiftung, den Sennhof zu verpachten. Gebhard Flatz nutzte die Gunst der Stunde und übernahm die Geschäftsführung.
Das Ende der Käfighaltung Das war auch jene Zeit, als sich in Vorarlberg die Ära der Käfighaltung dem Ende neigte. Dennoch setzte Flatz voll auf die Hühnerhaltung. „Dafür wurde ich anfangs belächelt, weil niemand glaubte, dass dies funktionieren würde.“ Für den ausgebildeten Landwirtschaftsmeister war der Umbruch aber nicht nur eine neue Herausforderung, sondern eine Chance. Zumal nach dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 ohnehin ein starker Preisverfall einsetzte. In der Boden- und der Freilandhaltung sah Flatz zusätzliche Möglichkeiten. Mit seiner Übernahme war die Legebatteriehaltung am Sennhof Geschichte, obwohl sie noch bis zum Jahr 2003 gesetzlich erlaubt
Fotos: © Weissengruber & Partner; Text: Dietmar Hofer
E
s war vom Wetter her kein besonders guter Tag, als Gebhard Flatz am 1. August 1977 als Lehrling im Rankweiler Sennhof begann. Doch auf dem großen Bauernhof, bei dem es neben 120.000 Käfighühnern noch klassische Schweine- und Rinderhaltung gab, wäre ein „heißer Einstand“ ohnehin nicht ideal gewesen für den jungen Burschen, der damals gerade mal 15 Jahre zählte. Dass er später einmal für zwei Jahrzehnte die Geschichte und die Geschicke des größten Eierproduzenten des Landes maßgeblich prägen wird, hätte sich der Wolfurter selbst nicht gedacht.