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Ernährung

Jojo-Effekt und Magersucht lassen grüßen

Michael Kleinhanß Michael Kleinhanß, Jahrgang 1963, ist Geschäftsführer der PEP food consulting GmbH-Institut für Ernährung und Gesundheit, Abnehm-Coach und Entwickler des PEP (Persönlichen Ernährungs-Programms). Er gilt seit über 20 Jahren als Ernährungsexperte in der Fitnessbranche. Das PEP-Ernährungsinstitut mit seiner Zusammenarbeit von über 1.000 Fitnessclubs ist einer der führenden Ernährungsdienstleister in Deutschland, Österreich und der Schweiz. www.pep-europe.de

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Der gefürchtete Jojo-Effekt ist das häufigste Problem. Viele Kur-Teilnehmer scheitern direkt nach dem Übergang von der strengen Phase in die Stabilisierungsphase. Wer sich vor der Kur ungesund ernährt hat, fällt ohne konkrete Vorgaben schnell in alte Verhaltensweisen zurück. Der häufigste Fehler: Kohlenhydrate werden zu schnell und in zu großen Mengen wieder zugeführt. Eine extreme Gewichtszunahme in kurzer Zeit ist dann beinahe vorprogrammiert. Im schlimmsten Fall wird das Ausgangsgewicht vor der Kur sogar überschritten – eben typisch Jojo-Effekt! Wer sich drei Wochen eisern diszipliniert hat, ist danach umso gefrusteter. Leider ist die Rückfallquote in dieser Hinsicht besonders hoch. Auch das Gegenteil ist möglich: Einige Teilnehmer schaffen den Absprung aus der strengen Phase nicht. Aus Angst, wieder zuzunehmen, wenn sie mehr essen, halten sie ihren Körper dauerhaft auf eiserner Diät. Die Folgen sind schwerwiegend: Der Stoffwechsel läuft nur noch auf Sparflamme und der Körper schaltet quasi ins „Not-Programm“. Wer seinen Körper auf Dauerdiät setzt, riskiert, in die Magersucht abzudriften und schadet seiner Gesundheit massiv. Eine gesunde Ernährungsumstellung nach der strengen Phase ist natürlich generell erforderlich, um den Körper gesund und vital zu halten. Wer den Körper über einen längeren Zeitraum nicht ausreichend mit wichtigen Nährstoffen versorgt, riskiert Mängelerscheinungen und ein schwaches Immunsystem. Bei einem dauerhaften Energiedefizit werden schließlich auch die Muskelreserven angegriffen. Ein kontraproduktiver Effekt: Schließlich definieren die Muskeln unsere Figur und erhöhen unseren Grundumsatz. Doch wie sieht das optimale Konzept für eine gesundheitlich unbedenkliche Durchführung der Stoffwechselkur aus? Zwei Hauptkriterien bilden den Schlüssel zum Erfolg.

Langfristige Betreuung durch Experten Ohne ausreichendes Expertenwissen läuft der Erfolg einer Stoffwechselkur oft ins Leere. Unzufriedene Kunden müssen jedoch nicht sein. Die Zusammenarbeit mit Ernährungsprofis kann für Studios ein guter Weg sein, um ihre Mitglieder optimal zu betreuen. Am besten schon vor dem

ersten Kur-Tag. Ernährungsweisen haben sich meist über Jahre oder Jahrzehnte eingeschlichen. Eine dreiwöchige Ernährungsumstellung, und sei sie noch so strikt, ändert daran in den seltensten Fällen etwas. Grund genug also, sich die Ernährungssituation des Teilnehmers vorab anzusehen und die wichtigsten Schwachstellen aufzudecken. Entscheidend ist jedoch die Betreuung nach der strengen Phase. Vage Vorgaben, seine Ernährungsweise schrittweise wieder zu „normalisieren“ sind für viele Kur-Teilnehmer nicht hilfreich. Wer sich vor der Stoffwechselkur ungesund ernährt hat, wird es ohne konkrete Hilfestellung hinterher kaum schaffen, ausgewogen und gesund zu essen. Ein Ernährungsplan mit detaillierten Rezeptvorschlägen für den gesamten Tag ist da erfolgsversprechender. Dies gilt für die Stabilisierungsphase, in der gesunde Fette und in geringen Mengen qualitativ hochwertige Kohlenhydrate zugeführt werden. Aber auch in der anschließenden Testphase ist eine Hilfestellung für die Teilnehmer äußerst sinnvoll. Ziel ist es schließlich, das Kalorienpensum langfristig wieder auf den individuellen Energiebedarf aufzubauen. Alleine in der dreiwöchigen Stabilisierungsphase ist dies nicht möglich, ohne eine erneute Gewichtszunahme zu provozieren.

Ohne Sport geht nichts! Viele Anbieter vernachlässigen die unterstützende Wirkung von Sport für

den Erfolg der Stoffwechselkur. Fitnessstudios können gerade hier den Vorteil ihrer Expertise ausspielen und dem Kunden ein Gesamtpaket schnüren. Um den Abnehmerfolge der Kur zu halten, ist Bewegung unerlässlich. Wenn sich einige Teilnehmer in der strengen Phase gar nicht in der Lage fühlen, Sport zu treiben, so ist das in Ordnung. Ihr Körper ist in diesem Fall so stark mit der Entgiftung beschäftigt, dass er eher Ruhe benötigt. Doch spätestens in der Stabilisierungsphase sollten 1–2 Trainingseinheiten pro Woche ein „Muss“ sein. Umso mehr gilt dies in der Testphase: Wenn die Kalorienzufuhr wieder auf den normalen Bedarf gesteigert wird, sind 2–3 Sporteinheiten wöchentlich zu empfehlen. Andernfalls droht die Jojo-Keule. Ist die Betreuung in Ernährungsund Bewegungsfragen gesichert, dann ist die 21-Tage-Stoffwechselkur ein gelungenes Konzept für jeden, der an seinem Gewicht arbeiten möchte. Schnelle Ergebnisse und ein positiver Entgiftungsprozess sind die wichtigsten Vorteile der Kur. Ein anhaltender Erfolg wird sich jedoch nur einstellen, wenn der Teilnehmer langfristig zu einem gesunden Ernährungs- und Bewegungsbewusstsein findet. Idealerweise arbeiten Sport- und Ernährungsprofis bei der Betreuung der Stoffwechselkur eng zusammen – und bringen den Kunden gemeinsam zum Erfolg. Michael Kleinhanß


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