MEDI-LEARN Zeitung 01/2008

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Leben und Arbeiten als junger Arzt

Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte

Fünf junge Assistenzärzte berichten über ihren Einstieg in das Berufsfeld Arzt. Dabei geben sie viele Tipps und Tricks, um den Arbeitsalltag leichter zu gestalten. Interessante Fragen gewähren euch vielfältige Einblicke in einen anspruchsvollen Beruf. Mehr dazu auf den Seiten 6 und 7

ZEITUNG

Ausgabe 01/08 ∙ Januar / Februar 2008 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de ∙ ISSN 1860-8590 ∙ 1,90 €

Einen Abstecher wert Exotisches Famulieren in Taiwan

Reisemedizin im Internet Viel Information, wenig Beratung

Taiwan: Ein außergewöhnliches Reiseziel für eine Famulatur! Saskia Fischer ist auf die sehenswerte Insel vor der Küste Chinas geflogen. Über andere Kulturen und Lebensarten verrät sie euch in ihrem Famulaturbericht lesenswerte Eindrücke.

"Der Online-Doc kann die persönliche Beratung beim Arzt nicht ersetzen." Das Peter Voss hat es zur Kardiologie-Famulatur nach Brünn verschlagen. Laut ist Florians Fazit, der sich einmal über Arzneiprodukte im Intereuropäischem Vergleich liegt Tschechien, was den Versornet schlau gemacht hat. Beim Internet-Angebot fehlt es häufig gungsgrad von Herzinfarkt-Patienten betrifft, weit vorne. Freut an Beratung und sogar an Basisinformationen für Reisende. euch auf einen interessanten Famulaturbericht.

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Herzensangelegenheiten Tschechische Kardiologie

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In Hemd und Krawatte bei 45 Grad Famulieren auf Malta – tägliches Feuerwerk inklusive von Kai Kötter

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rst relativ kurzfristig vor Beginn der Reise hatte ich mich über das Internet informiert, wie man Famulaturen auf Malta für Medizinstudenten arrangieren kann. Nach ein wenig Internetrecherche auf der Website der Uni Malta konnte es mit der Bewerbung losgehen. Verschiedene Unterlagen, Passfoto und eine Bearbeitungsgebühr waren ebenso notwendig wie ein „Letter of Recommendation“.

ten Fernsehraum, einen Computerraum, Telefon auf den Zimmern und einen Kühlschrank pro Appartement (vier Betten in je zwei Zimmern im selben Appartement plus Küche und Bad) und einen Ventilator pro Bett. Die Nachbarn waren neben Medizinstudenten auch viele Sprachschüler,

ausländische Studenten und einige wenige Touristen. Das Personal achtete ganz offensichtlich darauf, die Mediziner möglichst zusammen unterzubringen – wohl aus Lärmgründen, denn die Touristen und Sprachschüler feierten ausgiebig. Allerdings feiert man ab dem zweiten Tag selbst mit!

Von wegen „Residenz“

Am Flughafen Malta angekommen, sollte ich mich zunächst einmal wie ein Urlauber fühlen: So wurde ich, wie viele der Touristen, mit Namensschild begrüßt und von einem Taxi abgeholt (kostenlos!), das mich in die Unterkunft brachte.

Ab dem zweiten Tag feiert auch der Mediziner mit Die Sommerhitze erschlug mich geradezu. Auch das eine typische Urlaubserfahrung: Der Name meines Hotels, der „University Residence“ in Lija, klang prachtvoller als es die „Residenz“ dann schließlich sein sollte: Zentral um ein hygienisch zweifelhaftes Schwimmbad herum gebaut, baute sich der Komplex auf vier Seiten auf. Es gab einen klimatisier-

Im OP geht es heiß her

Im St. Lukes Hospital wurde mir das Fach Augenheilkunde zuteilt, und ein sehr gestresster Dozent empfing mich recht lustlos. Besonders genervt wurde er, als ich auf Laserbrillen bestand, derer es aber nicht genügend gab. Da ich vorher nie Augen-OPs gesehen hatte, stellte ich mich erst einmal recht unauffällig dazu. Ein netter Augenarzt nahm sich meiner an und erklärte mir die einzelnen Schritte. Die Bedingungen sind nicht mit Deutschland vergleichbar: Der OP ist nicht hermetisch abgeriegelt, es stehen Ventilatoren in der Gegend und wenn es dem Operateur zu heiß wird, kommen noch ein paar neue dazu. Zudem schien gerade die Klimaanlage ausgefallen zu sein. Das Gastspiel in der Ophthalmologie war nur kurz, weil mein Dozent schon drei Tage später in Urlaub ging. Ich kam dann in die Innere Medizin. Der Dozent hier war viel lockerer drauf. Da er den Zwergstaat Malta außenpolitisch als medizinischer Berater vertrat, konnte er auch ein wenig Deutsch sprechen.

Krawattenzwang bei 45 Grad

In punkto Arbeit galt: Man durfte an allem mitarbeiten, sofern man mochte. Die Therapiegespräche waren für mich wegen der eigenartigen maltesischen Sprache, einem Mix aus Arabisch, Italienisch und den Einflüssen der britischen Verwaltung,

Feuerwerk in Zeitlupe Heidelberger Physiologen beobachten erstmals Zeitverlauf biologischer "Calcium-Funken" von Dr. Annette Tuffs (idw)

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s geschieht in wenigen Millisekunden und war bislang nicht im Bild festzuhalten: Zellen schütten den Botenstoff Calcium aus Speichern im Inneren der Zelle aus und übermitteln damit lebenswichtige Signale an funktionelle Proteine innerhalb der Zelle, z.B. für Bewegung im Muskel. Durch die Kombination modernster Laser-Mikroskopie mit einer Hochgeschwindigkeitskamera haben Wissenschaftler des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie an der Universität Heidelberg erstmals die extrem kurzlebige Calcium-Ausschüttung, einen so genannten "Calcium-Funken", in ihrem zeitlichen Verlauf und räumlicher Ausdehnung sichtbar gemacht. Dank neuer Technik konnten die Forscher die Calcium-Freisetzung aus den Zellen jetzt 60 Mal schneller vermessen als mit herkömmlichen Verfahren. Die neuen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung beleuchten einen elementaren Vorgang des Lebens, nämlich wie der Zeitverlauf und die räumliche Ausdehnung von Kommunikation mo-

lekularer Ebenen innerhalb der Zelle aussehen. Die Arbeit wurde im Journal "IEEE - Transaction of Medical Imaging" veröffentlicht. Calcium ist an der Regulation fast aller wichtigen Zellfunktionen maßgeblich beteiligt: Es aktiviert Muskelzellen, reguliert die Zellteilung, die Bildung und Funktion von Eiweißen. Dafür wird es innerhalb der Zelle gesondert gespeichert und kann über Kanäle sehr schnell freigesetzt werden. Anschließend transportieren Pumpen das Calcium wieder zurück in die Zellspeicher. Die stoßartige Freisetzung wurde am Heidelberger Institut für Physiologie und Pathophysiologie 2001 erstmals im Säugermuskel beschrieben. Zuvor

ging man davon aus, dass es diese Ereignisse bei Säugetieren nicht gäbe. Die Calcium-Freisetzung aus den Zellen gleicht einem "Calcium-Funken" im Bereich von Tausendstel Millimetern und kann mittels moderner LaserMikroskopie sichtbar gemacht werden", erklärt Privatdozent Dr. Oliver Friedrich, Abteilung Systemphysiologie im Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Heidelberg. Für diese Form der Mikroskopie wird Zellen ein Calcium-Farbstoff zugegeben. Unter dem Mikroskop bringt ein Laserstrahl das markierte Calcium zum Leuchten (Konfokal-Mikroskopie) - aber nur in dem winzigen Ausschnitt, den der Laserstrahl gerade abtastet.

"Die herkömmliche Konfokal-Mikroskopie ist einfach zu langsam für die schnellen Calcium-Funken", so Dr. Friedrich. Um diese Ereignisse in ihrer räumlichen Ausdehnung vollständig verfolgen zu können, testeten er und sein Heidelberger Kollege Dr. Frederic Wegner eine neue Technik der Firma LaVision Biotec in Göttingen an isolierten Muskelzellen. Die beiden Heidelberger Physiologen nutzten eine neue Form der Laser-Mikroskopie: Bei dem Verfahren tastet nicht wie bisher ein einzelner Laserstrahl die Probe ab, sondern dieser wird in 64 Unterstrahlen aufgespalten, die gleichzeitig ein größeres Areal mit hoher Geschwindigkeit ablesen können. Quelle: idw

kaum nachvollziehbar, es sei denn, es wurde gedolmetscht. Trotzdem war ich bei den Visiten, den „ward rounds“, oft dabei, meistens bei den ambulanten Patienten. Die Kleiderordnung ist übrigens – das scheint ebenfalls britisches Erbe zu sein – sehr ordentlich, immer Hemd und Krawatte, auch bei 45 Grad im Schatten. Das Gesundheitssystem ist staatlich. Das heißt: Niemand zahlt etwas ein, was sich dann auch auf die Leistung auswirkt. Ein Beispiel: Auf ein CCT (bei einer Tumor-Patientin) musste die Patientin sechs Monate warten. Ob sie die Zeit bis dahin überhaupt überstanden hat, weiß ich nicht. Sie hat mir sehr leid getan. Ein anderes Beispiel: Einmal wurde weiter auf Seite 2

Inhalt Rätsel Der MEDI-LEARN Studienführer erscheint: Unser Kreuzworträtsel dreht sich dieses Mal um das Unileben eines jeden Medizinstudenten. Zu gewinnen gibt es wie immer zahlreiche wertvolle Sachpreise, die als zusätzlicher Anreiz für das Knobeln und Tüfteln beim Lösen des Rätsels dienen. S. 11

Geschmökert

Auf Herz und Nieren geprüft Unsere Buchrezensionen beschäftigen sich in dieser Ausgabe der MEDI-LEARN Zeitung mit dem interessanten Fachgebiet der Biochemie. Im Hinblick auf Inhalt, Zielgruppe und Preis-Leistungsverhältnis werden drei Lehrbücher unterschiedlicher Verlage vorgestellt und genauer unter die Lupe genommen. S. 04

Famulatur

Menschlichkeit erfahren Raus aus dem Kostendruck typischer Arztpraxen, rein in eine Arbeitsatmosphäre voller Zuwendung: Mario Strammielo berichtet von seinen Arbeitserfahrungen im Haneberghaus, dem Obdachlosenasyl des Klosters St. Bonifaz: Patienten vom Manager bis zum Nationalspieler. S. 03

Ausland

Afrika hautnah Von der schwierigen Reiseplanung über das St. Francis Hospital bis hin zu ihren Erlebnissen im Lande selbst: Sylvia Zayer fasst für euch ihre achtmonatige Famulatur in Tansania zusammen. Für AfrikaReisende und Famulierende der Zukunft sicher ein lesenswerter Artikel. S. 09

Doktorarbeit

Doktorarbeit in der Hepatologie Daniela Stöcklein hat ihre Doktorarbeit in der Hepatologie geschrieben: Es wa" ren sehr intensive Wochen voller Arbeit." Ihr Thema war eine bundesweite Studie an Patienten mit chronischer Hepatitis C. Ob die Arbeit sich gelohnt hat und wie sie diese Zeit erlebte, verrät sie in dieser Ausgabe der MLZ. S. 12


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Famulieren auf Malta Ohne Ballast zum Physikum

Perfekt vorbereitet für die Prüfung: ▪ kurze, prägnante Darstellung des Stoffes ▪ Merksätze und Tipps zum Lernen ▪ „Das bringt Punkte“ fürs Schriftliche ▪ „Facts fürs Mündliche“

Fortsetzung von Seite 1

ich mitten in der Nacht in der Residenz notfallmäßig herbeigerufen.

Notaufnahme ein, zu der der Sprachschüler dann mit ihm gefahren ist.

Ohne Versicherungsgebühr keine Notaufnahme

Ein bisschen Urlaub

Ein Sprachstudent hatte sich im Liegestuhl, der scherenartig zusammengeklappt war, den Finger teils gequetscht, teils angerissen. Meine damaligen notfallmedizinischen Kenntnisse beschränkten sich auf Verbinden, Kühlen, gut zureden und Schmerztropfen, ich hatte zum Glück etwas Novalgin dabei. Der Sicherheitsdienst der Residenz fuhr den Studenten, die Sprachleiterin und mich ins Krankenhaus. Und siehe da: Da keiner von uns umgerechnet 50 Euro Versicherungsgebühr parat hatte, wurden wir abgewiesen. Nach langem Hin und Her fiel dem Mitarbeiter des Hotels noch eine andere

Natürlich habe ich auch die Urlaubsseite der Insel nicht ganz ausgelassen. Auf Malta gibt es praktisch jeden Tag etwas zu feiern, und die Malteser feiern immer mit Feuerwerk! Auf dem Hinflug musste die Maschine Malta sogar erst einmal umkurven, weil gerade in der Nähe des Flughafens mit Raketen gefeiert wurde. Wenn man nicht gerade feiert, kann man kulturell sehr viel erleben, Malta hat eine sehr lange, abwechslungsreiche Geschichte – davon zeugt schon die Sprache. Und wenn man nicht gerade feiert oder die Kultur erforscht, gibt es die vielen Badestrände, einige aus Sand und viele Steinstrände. Das Wasser ist so klar, wie an wenigen Stellen des Mittelmeeres, und

angenehm warm! Mein Fazit: Ich würde eine solche Famulatur gerne wieder machen und kann sie empfehlen. Für ein PJ ist der praktische Lerneffekt zwar gering, allerdings hätte man wegen der moderaten Arbeitszeiten sehr viel freie Zeit, um für

das „Hammerexamen“ zu lernen. Wenn man sich nicht zu sehr ablenken lässt… Tipp: Mehr Infos zu Malta und das Studieren bzw. Famulieren gibt es unter www.mmsa.org.mt

Ein unglaublich schönes Reiseziel Exotisches Famulieren in Taiwan von Saskia Fischer

F Effektiver Lernen ▪ lernpsychologische Aufteilung der Inhalte ▪ 30 handliche Lernhefte ▪ mit Tipps für Pausen

lughafen Frankfurt/Main: Am Abfertigungsschalter stehen in einer schnurgeraden Reihe viele kleine dunkelhaarige Menschen mit schmalen Augenlidern. Wohin geht ihre wie meine Reise? Nach Ostasien, genauer gesagt nach Taiwan. Seit ich gehört habe, dass man mit der bvmd auf dieser vor China liegenden Insel im Bereich der Akupunktur famulieren kann, hatte ich nur noch dieses eine Ziel im Kopf. Die Reisevorbereitungen waren einfach, dafür aber zeitaufwendig: Man muss ein Visum beantragen, das dauert, und man muss sich impfen lassen; in meinem Fall genügte eine Typhusimpfung. Vorbereitet hatte ich mich mit der Lektüre des Lonely Planet und natürlich über die Teilnahme an einem Akupunkturkurs.

Fernseher im Linienbus

Online-Service: ▪ über 300 medizinische Abbildungen in hoher Auflösung zum kostenlosen Download als PDF im Internet ▪ Volltextsuche im Internet über den gesamten Inhalt aller bislang erschienenen Skripte

e enlosen t s o K prob Lese line! on

Die MEDI-LEARN Skriptenreihe www.medi-learn.de/skripte

Gleich nach der Landung stehe ich vor der ersten Hürde: Der Geldautomat spricht nur Chinesisch und will meine Karte nicht akzeptieren. Also musste ich doch am Schalter Geld wechseln. Dies klappte problemlos. Schwieriger war es dann schon, den Bus zum Hauptbahnhof zu finden: Englisch sprachen zwar fast alle Leute, die ich fragte, aber die Aussprache war sehr gewöhnungsbedürftig. Doch mit Hilfe sehr freundlicher Menschen gelang es mir schließlich, den richtigen Bus zu finden. Ich staunte, denn obwohl es nur ein Linienbus war, war der mit einem riesigen modernen Fernseher ausgestattet!

Sogar das Frühstück wird nicht zu Hause eingenommen Durch den morgendlichen Berufsverkehr mit beeindruckend vielen Mopeds an allen Kreuzungen fuhren wir zum Hauptbahnhof von Taipeh. Nach vierstündiger Zugfahrt erreichte ich endlich mein Ziel: Kaohsiung im Südwesten der Insel. Erfreulicherweise wurde ich dort von meinen Betreuern abgeholt. Sie waren sehr bemüht und besorgt um mich und brachten mich zur Universität und meinem Zimmer. Geschafft! Die Uni wirkte sehr amerikanisch auf mich: Es gab einen riesigen Sportplatz, der voller Menschen war, und eine offene Sporthalle. Ich war sehr glücklich darüber, ein eigenes Zimmer mit einem eigenen Bad zu bekommen! Eine Küche suchte man im Wohnheim aber vergebens: Denn Taiwanesen kochen

so gut wie nie selbst, sogar das Frühstück wird an einer der zahlreichen fahrenden Küchen gekauft. Das Essengehen war für mich immer ein kleines Abenteuer: Viele Sachen schmeckten mir sehr gut, manche allerdings überhaupt nicht. Meistens ging ich mit den anderen Studenten essen, die mir gerne bei der Auswahl behilflich waren.

Erst Derma, dann TCM

Am nächsten Morgen stand mir mein erster Arbeitstag bevor. Bereits im Vorfeld war mir mitgeteilt worden, dass es ein Problem mit der Akupunktur gäbe und ich in die Abteilung meines Zweitwunsches geschickt werde. Vor Ort ließ sich dieses Problem jedoch so lösen, dass ich eine Hälfte meines Aufenthalts in der Dermatologie verbrachte und die andere in der TCM-Abteilung. In der Dermatologie wurde ich sehr freundlich empfangen und es wurde ein genauer Wochenplan für mich erarbeitet. Die meiste Zeit verbrachte ich in der Ambulanz, weil sich dort sehr viele verschiedene Patienten vorstellten und ich die Ärzte direkt begleiten konnte. Diese waren sehr bemüht, mir etwas beizubringen und möglichst viel ins Englische zu übersetzen. Sehr viele verschiedene Krankheiten konnte ich dort sehen, die in Europa eher selten sind.

Nadeln stechen war Studenten leider nicht erlaubt

In der TCM-Abteilung des Krankenhauses war ich auf das Zusehen beschränkt: Leider durften Studenten nicht selber Nadeln stechen – zumindest nicht an den Patienten. Auch dort war der Arzt stets bemüht, mir etwas beizubringen, leider waren seine Englischkenntnisse spärlich. Dafür habe ich umso mehr gesehen: Akupunktur und Moxibustion, traditionelle chinesische Diagnostik, Tuina-Massagen und natürlich die chinesische Apotheke.

Dschungel und High-Tech

Einmal wöchentlich besuchte ich auch den studentischen Akupunkturclub, in dem ich dann unter professioneller Anleitung das Akupunktieren lernte. Taiwan ist ein sehr abwechslungsreiches Land: Man kann durch den Dschungel wandern, am Strand relaxen, aber auch Großstädte, High-Tech und Service in ungeahnten Dimensionen erleben. Die

Betreuung vor Ort war sehr gut und es wurde mir auch sehr leicht gemacht, neue Kontakte zu knüpfen. Allerdings – und das ist trotz des schönen Aufenthalts ein Minuspunkt – würde ich diese Universität nicht weiterempfehlen, wenn man nicht nur Taiwan kennen lernen, sondern auch gerne viel über Akupunktur lernen möchte. Hier hätte ich gerne weniger Einschränkungen vorgefunden, eine andere Uni hätte vielleicht mehr Möglichkeiten geboten. In jedem Falle ist es sehr ratsam, bereits Vorkenntnisse in TCM zu

haben. Zu Taiwan insgesamt kann ich nur sagen: Für mich gibt es kein schöneres Reiseziel und ich werde bestimmt noch einmal dorthin zurückkehren! ®

Das SEIRIN -Akupunktur-Special Dieser Artikel ist Teil des Themenspecials rund um den Bereich Akupunktur, den wir euch in Kooperation mit 3B Scientific und SEIRIN in der MLZ ausführlich vorstellen. Weitere Infos auch online unter: www.medi-learn.de/akupunktur


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Mehr Menschlichkeit erfahren Die etwas andere Praxisfamulatur in einem Obdachlosenheim

Rippen spreizer .com

von Mario Strammiello

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on vorne herein war mir klar: Ich wollte meine Praxisfamulatur nicht in einer gewöhnlichen Arztpraxis belegen. Denn die ersten „Gehversuche“ in der Allgemeinmedizin waren eher negativer Art. Sich nur an einem Arzt orientieren zu müssen, der am Ende des Quartals gezwungener Maßen bestrebt ist, den maximal möglichen Gewinn für seine Praxis herauszuholen, das hatte ich bereits erlebt. Jetzt schwebte mir etwas anderes vor, nützlich und idealistisch sollte es sein. Ein Student aus einem höheren Semester erzählte mir vom Kloster St. Bonifaz in München. Er hatte dort zwei Jahre zuvor famuliert und konnte mir viel Gutes von der Arbeit berichten. „Eine Famulatur im Kloster – warum nicht?“ dachte ich mir. Im Laufe der weiteren Gespräche mit den Verantwortlichen vor Ort stellte sich allerdings heraus, dass meine Tätigkeit weniger die Zusammenarbeit mit den Mönchen selbst sein würde, sondern es um sozial benachteiligte Menschen und Obdachlose ging, die im Haneberghaus, so der Name des dortigen Zentrums, versorgt werden. Hier sollte ich also meine Famulatur absolvieren.

Jeder Patient hat eine Geschichte

Patienten mit ähnlichen Problemen wie jenen, die mir hier begegneten, hatte ich in meinem Beruf als Krankenpfleger schon kennen gelernt. Doch von den individuellen Schicksalen hatte ich seinerzeit wenig erfahren – auch das ist ein Symptom für den stressigen, leistungsorientierten Alltag im Gesundheitssystem. Hier nun erfuhr ich umso mehr: Da war der Abhängige, der an den Folgeerkrankungen seiner Sucht langsam vor sich hin stirbt, oder ein ehemaliger Nationalspieler, ein

Star der 1970er Jahre, mit erheblichen Suchtproblemen. Da war der Geschäftsmann, der von Auftraggebern um den Lohn geprellt wurde und in Armut und Not geraten war, oder Menschen, die aus anderen Krisenländern nach Deutschland gekommen waren, um Armut und Krieg in ihrem Lande zu entfliehen. Jeder Patient hatte eine eigene Geschichte – und mit jeder Geschichte war ein individuelles Schicksal verbunden. Im Haneberghaus, das konnte ich schnell feststellen, finden diese Menschen ein Gegenüber, das ihnen zuhört, ihre schwierige und mitunter hochdramatische Situation wahrnimmt, nicht nur die gesundheitlichen, sondern auch die sozialen Aspekte. Hier ist Platz, um sich „den Frust von der Seele“ zu reden, wenn die letzte Zahlung des Amtes wieder einmal auf sich warten ließ oder das Fahrrad auf mysteriöse Weise abhanden kam. Auf der anderen Seite, auch das bemerkte ich, sind die Patienten wesentlich offener für Hilfestellungen seitens des Personals. Zum Beispiel wird dem Pflegepersonal oder den Ärzten hier nicht verübelt, wenn sie freundlich, aber bestimmt ein Bad oder einen Haarschnitt anbieten. Oft schon hatte ich unangenehmeren Umgang mit diesen Situationen im Krankenhausdienst erlebt. Und auch sonst ist die Atmosphäre persönlicher: Es bleibt auch Zeit für einen kleinen Plausch oder ein Lachen. Kurzum: Hier dürfen die Menschen einen Teil der Menschlichkeit erwarten, die sie sonst vermissen.

Das Beste draus machen

„Wir machen hier das Beste draus und schauen, wie wir den Betroffenen mit unseren Mitteln weiterhelfen können“, sagte mir eine Mitarbeiterin. Diesen Pragmatis-

. .Lachen bis die Rippen krachen mus lernte auch ich schnell schätzen: Viele Kniffe und Tricks muss man kennen, um für den Patienten das Bestmögliche zu erreichen – auch und gerade wenn er nicht versichert ist. Improvisationstalent ist notwendig, und eine gehörige Portion Lebenserfahrung ebenfalls. Ein wenig davon konnte ich selbst während der wenigen Arbeitswochen gewinnen. Klar ist, dass bei so einer schwierigen – aber dennoch ungeheuer spannenden – Arbeit ein eingespieltes Team zusammenarbeiten muss. Und dass es trotz der täglichen Herausforderungen funktioniert, das ist den Frauen und Männern zu verdanken, die hier arbeiten. Auch ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit und die Hilfe, die ich hier erlebt und erhalten habe.

Zu Gast im Kloster

Die besondere Art von Herzlichkeit und menschlicher Wärme, die im Haneberghaus herrschte, habe ich nicht nur dort,

Reisemedizin im Internet Viel Information, wenig Beratung von Florian Klebs (idw)

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intereinbruch lässt Sonnenhungrige in den Süden ziehen. Doch eine Studie der Universität Hohenheim zeigt: Reisemedizinische Beratungen im Internet haben ihre Risiken und Nebenwirkungen.

Impfschutz und Reisetipps informiere, solle vor allem darauf achten, ob die Angaben täglich aktualisiert, die Autoren ausreichend qualifiziert seien – und ob der Anbieter wirklich neutrale Interessen verfolge.

Der Online-Doc kann die persönliche Beratung beim Arzt nicht vollständig ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Annette Schlegel nach der Analyse von über 100 Webseiten zum Thema Reisegesundheit, die die Ärztin und Journalistin am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft der Universität Hohenheim durchführte. Vor allem Laien sollten sich demnach an Angeboten orientieren, die von staatlichen Einrichtungen oder Universitätskliniken per Link empfohlen würden. Wer sich über Gesundheitsrisiken,

Individuelle Beratung ist dünn gesät

Fernreisen verbuchen wieder wachsendes Interesse: Im abgelaufenen Tourismusjahr verbuchte die Branche laut Deutschem Reiseverband ein Umsatzplus von sieben Prozent im Fernreise-Segment. Gleichzeitig boomt auch das Infoangebot im Internet – umso mehr, seit Krankenkassen die Kosten für die persönliche Reiseberatung beim Haus- oder Facharzt nicht mehr übernehmen. Vor allem bei Fernreisen und TrekkingTouren empfehlen Reise- und Tropenmediziner eine gründliche Beratung. Dies gilt erst recht für ältere Menschen, die zunehmend Langstreckenreisen unternehmen und bereits verschiedene Grunderkrankungen mitbringen. Arzt und Internet können sich bei der Beratung sinnvoll ergänzen, meint Dr. Schlegel, selbst Ärztin mit spezieller Qualifikation in

Reisemedizinischer Gesundheitsberatung, die das Web-Angebot im Rahmen einer Studie am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft von Prof. Dr. Frank Brettschneider analysierte. Beim Internet-Angebot unterscheidet die Expertin Information und Beratung. Informationen aus dem Internet können für die erste Orientierung über das Urlaubsland hilfreich sein. Beratung geht hingegen individuell auf den Patienten ein und berücksichtigt seine persönlichen Gesundheitsrisiken.

Forschungszentren und Unikliniken helfen beim ersten Überblick Bei den Infoangeboten im Internet reicht die Bandbreite von globalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation WHO und anerkannten Forschungszentren wie dem Robert-Koch-Institut bis hin zu kommerziellen Angeboten oft unbekannter Anbieter. Doch: "Vorsicht bei Letzteren", rät Dr. Schlegel nach ihrer Analyse. Oft sei unklar, wer hinter solchen Internet-Portalen stecke, was seine Quellen seien und wer die Autoren sind. Viele Angebote entpuppten sich als unvollständig oder nicht auf dem aktuellsten Stand: "Länderdaten sind oftmals veraltet oder Krankheits-

sondern auch quer über den Hof im Kloster erfahren dürfen: Während der vierwöchigen Famulatur war ich nämlich hier zu Gast und konnte dabei auch so manchen Blick hinter die Kulissen eines Klosters werfen. Wann kommt man schon mal zu solch einer Gelegenheit? Abschließend kann ich sagen, dass ich in dieser Zeit nicht nur „über den Tellerand“ meines Studiums blicken konnte und eine ganz andere Art der Patientenfürsorge kennen gelernt habe, sondern auch viele Eindrücke für mich persönlich aus der Famulatur mitnehmen konnte. Ich kann jedem eine solche ganz andere Art der Praxiserfahrung empfehlen! MEDI-LEARN PODCAST Diesen Artikel gibt es online auch als Audio-Datei zum Download unter: www.medi-learn.de /podcast

bilder sind nur unzureichend dargestellt. Seriöse Angebote sollten außerdem aufzeigen, welche Interessen sie mit ihrer Seite verfolgen und welche Qualifikation ihre Autoren mitbringen." Dr. Schlegel empfiehlt daher vor allem staatliche und universitäre Stellen ("sehr aktuell und sehr ausführlich"). Allerdings seien diese sehr fachspezifisch und für Laien oft unverständlich. "Viele arbeiten deshalb mit einem populärwissenschaftlichen Partner zusammen, auf dessen Seite sie weiter verlinken. Solche Angebote können dann in der Regel als seriös betrachtet werden", meint Schlegel. Wichtig sei außerdem, nicht zu spät mit der Vorbereitung zu beginnen: "Viele Impfungen haben erst nach drei Impfungen über drei Monate ihre ganze Wirkung. Wer sich zu kurzfristig für eine Tropenreise entscheidet, hat oft nicht den vollen Schutz." Individuellen Service fand Dr. Schlegel dagegen nur bei zwei Anbietern: Am Institut für Tropenmedizin in Tübingen und bei der Tropen- und Reisemedizinischen Beratung Freiburg. Wer das Sitzen im Wartezimmer scheut, kann hier einen Online-Fragebogen herunterladen, ausfüllen und einschicken. Für moderate Gebühren (15 bis 25 Euro) erhalten die Surfer die Auswertung per Post. Quelle: idw Wir ver­losen ein Exemplar „Medical English“ von Thieme – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw271

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Kurzlehrbuch Biochemie (Thieme)

In den Foren gelauscht

von Anna Ricke (5. Semester, Uni Düsseldorf)

Schreck, lass nach!

Schreck lass nach, denn 36 Wochenstunden pro Semester sind alles andere als ein lauer Lenz. Die klassische Vorlesung stammt ursprünglich aus einer Zeit, als Bücher kaum verbreitet waren. Heute sind Bücher weit verbreitet und als Student muss du nicht jeder Vorlesung beiwohnen - aber: wie bekommst du diejenigen Veranstaltungen heraus, um die du nicht herumkommst und bei denen du auf jeden Fall dabei sein musst? Wer geht zu welchen Vorlesungen? Zahlreiche Antworten von Studenten aus vielen Uni-Städten geben ein illustres Bild ab, das auf dich wartet unter: www.medi-learn.de/MF41926

Prüfer ablehnen?

Kann man eigentlich als Student einen zugelosten Prüfer in der mündlichen Prüfung ablehnen? Mal angenommen, man hat den Prof. oder Dozenten während des Semesters sehr verärgert und bekommt nun per Losentscheid gerade diesen Prüfer - kann man etwas dagegen unternehmen und wie muss man geschickter Weise in diesem Falle vorgehen? Antworten auf diese pikante Frage findest du unter: www.medi-learn.de/MF42084

Wissen für das Fach Biochemie, sowohl für das Semester als auch für das Examen. Es wurde von erfahrenen MEDI-LEARN-Dozenten verfasst und orientiert sich daher stark am aktuellen Gegenstandskatalog. Zielgruppe Das Buch wurde für Studenten des vorklinischen Abschnittes verfasst, durch seine Orientierung am Gegenstandskatalog dient es sowohl zur Physikums- als auch zur Klausurvorbereitung. Titel: Kurzlehrbuch Biochemie Autor: Melanie Königshoff, Timo Brandenburger Verlag: Thieme ISBN: 978-3-13-136412-8 Preis: 27,95 €

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as Kurzlehrbuch Biochemie von Melanie Königshoff und Timo Brandenburger enthält in kompakter Form das gesamte prüfungsrelevante

Anspruch eines Kurzlehrbuchs gerade noch gerecht. Zielgruppe Testate, Praktikumvorbereitungen oder Wiederholung fürs 1. Stex – wer sich im voraus ein einigermaßen fundiertes Grundwissen angeeignet hat, oder in der Breite schon gelerntes verfestigen möchte, ist mit dem „Kurzlehrbuch Biochemie“ gut beraten.

Tausch in der Vorklinik

Titel: Kurzlehrbuch Biochemie Autor: Thomas Kreutzig Verlag: ELSEVIER ISBN: 978-3-437-41774-0 Preis: 26.50 €

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it dem neuen „Kreutzig“ liegt der GK-Stoff Biochemie auf 343 Seiten komprimiert vor. Damit wird er dem

Laminiert, bestäbt oder Papier pur. Im Posterformat. Qualität von 3B Scientific. Preis:

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Fazit Das Kurzlehrbuch Biochemie von Melanie Königshoff und Timo Brandenburger wird seinem Titel gerecht – es ist ein klares „Kurzlehrbuch“, das mit der präzisen Vermittlung von prüfungsrelevanten Fakten punkten kann, ohne sich in Details zu verlieren.

Von diesem Buch ver­losen wir unter allen Teilnehmern ein Exemplar – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw268

Inhalt Glaubt man dem Klappentext, so beinhaltet das „Kurzlehrbuch Biochemie“ den kompletten GK in Zusammenfassung. Von physikalisch-chemischen Grundlagen (denen sowohl ein eigenes Kapitel gewidmet ist, als auch an den angemessenen Stellen anderer Themenblöcke nachgekommen wird), über Stoffklassen und deren Metabolismus bis hin zur Biochemie von Organ(en)(systemen) und Geweben wirkt der Kontent ausreichend breit gefächert.

Didaktik Die Sätze sind prägnant formuliert, auf zu viel Wort wird zu Gunsten von Klammern, Fettdruck und Verweisen zum Vorteil des Inhalts und der Intention der Überblickverschaffung verzichtet. Nebst der Überschrift der Unterkapitel findet sich farblich hervorgehoben eine Abschätzung der Relevanz des jeweiligen Stoffs im Hinblick auf Physikum und Prüfungen. Dem Lernprozess zuträglich sind weiter die vielfach bewährten Merk- und Klinikkästen, die zusätzlich Wichtiges und Interessantes betonen und/oder Fakten auf einem anderen Weg darzustellen suchen, z.B. an Hand von Merksprüchen und Eselsbrücken. Aufbau Die 22 Kapitel sind durch sinnvolle Unterkapitel übersichtlich gegliedert. Unterstützt durch das Register an der Buchkante ist somit eine gute „Dosierung“ der Materie möglich. Bzgl. des Layouts wurden Gestaltungsmöglichkeiten vielfältigst ausgenutzt: unterschiedliche Aufzählungs- und

Nummerierungszeichen, diverse Schriftgrößen und Symbole machen nicht nur das Lesen kurzweiliger, sondern helfen beim Auffinden von bestimmten Begriffen und Themen trotz des kompakten Stils. Preis Für 26,50 € bekommt der viel geforderte Student ein kompaktes BiochemieKompendium, das das Einteilen des prüfungsrelevanten Stoffes erlaubt und als roter Faden bei der Physikumsvorbereitung dienen kann. Fazit Gerade für Chemie-Muffel, Arbeitsminimalisten und Merkspruch-Liebhaber kein schlechter Tipp!

Von diesem Buch ver­losen wir unter allen Teilnehmern ein Exemplar – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw269

MEDI-LEARN Skriptenreihe Biochemie von Cornelia Siebert (4. Semester, Greifswald) reichen Prüfungsvorbereitung zusammen gestellt wurden. Biochemie war für mich immer ein Fach mit vielen Fragezeichen und so ist es einfach wundervoll, dass es endlich etwas auf dem Markt gibt, dass einem zu AhaEffekten am laufenden Band verhilft.

Wichtige Klinik-Fächer

Die Lehrtafeln

Preis Mit einem Preis von 27,95 € besitzt das Kurzlehrbuch Biochemie einen angemessenen Preis.

von Nina Schweinfurth (3. Semester, Uni Heidelberg/Mannheim)

Wenn die ersten Monate des Studiums für die Erstsemester überstanden sind, ist ein guter Zeitpunkt gekommen, um ein erstes Fazit der „Frischlings-Zeit“ an der Uni zu ziehen: Wie gefällt das Studium? Was ist gut, was weniger? Ist es so schwer, wie ihr es euch vorgestellt habt? Für Studienanfänger wichtige Fragen, zu denen uns deine Antworten noch fehlen unter: www.medi-learn.de/MF41971

Welche Fächer sind eigentlich in der Klinik am wichtigsten? Unsere Forenuserin Benztowngirl ist neugierig, Antworten auf diese grundsätzliche Frage zu erhalten. Denn nach gerade absolviertem Physikum sieht man als Frischling in den heiligen Hallen der Krankenhausflure leider manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. Welche Fächer sind wichtig? Für welche Fächer lohnt es sich, große Bücher zu kaufen? Mehr zu diesem Thema unter: www.medi-learn.de/MF41967

Aufbau Das Buch weist eine Gliederung in 14 Kapitel auf, von denen das erste eine Übersicht über die gesamte Biochemie und ihre Bedeutung für den späteren Arztberuf darstellt. Inhaltsverzeichnis und Register sind ausführlich und übersichtlich, und das Buch vermeidet unnötige Wiederholungen. Auch sind wichtige Stichworte farbig hervorgehoben

und rote Merke-Kästen diesen zur Wiederholung der fürs Physikum relevanten Fakten. Aus diesem Grund also ein Plus in punkto „Aufbau“.

Kurzlehrbuch Biochemie (Elsevier)

Zwischenfazit

Zahlreiche Studenten wechseln einmal den Studienort. Beliebter Zeitpunkt zum Wechsel ist zum Beispiel das gerade absolvierte Physikum. So finden sich in der Studienplatz-Tauschbörse von MEDI-LEARN gerade zu dieser Konstellation viele Einträge (www.medi-learn.de/tausch). Doch wie steht es eigentlich um andere Zeitpunkte für einen Wechsel, z.B. inmitten der Vorklinik. Ist ein Wechsel vor dem Physikum möglich? An wen muss ich mich in der Uni wenden? Wo finde ich Tauschpartner? Lies mit unter: www.medi-learn.de/MF42068

Inhalt Das Kurzlehrbuch Biochemie wird der Aufgabe eines Kurzlehrbuches gerecht – es vermittelt in kurzer, prägnanter Form die prüfungsrelevanten Fakten und gibt dem Studenten zusätzlich noch Merkhilfen und Lerntipps mit auf den Weg. Man erhält mit diesem Buch einen guten Überblick über die einzelnen Themen und behält den „roten Faden“ stets im richtigen Blickfeld.

Didaktik Das Buch enthält am Anfang jedes Kapitels einen sogenannten Lerncoach, der die wichtigsten Fakten zusammenfasst sowie die Einordnung des folgenden Abschnitts in den Gesamtkontext ermöglicht. Tipps im Text warnen vor Stolperfallen in mündlichen Prüfungen und ein Checkup am Kapitelende fordert zur Wiederholung des gerade Gelesenen auf. Aus dieser Sicht ist das Lehrbuch didaktisch sehr gut aufgebaut, und auch die Fallbeispiele zu Anfang jedes Abschnitts erhöhen die Motivation beim Lernen.

Titel: MEDI-LEARN Skriptenreihe Biochemie (7 Bände) Autoren: MEDI-LEARN Dozenten Verlag: MEDI-LEARN ISBN: 978-3-938802-38-0 Preis: 34,95 €

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ie MEDI-LEARN Skriptenreihe „Biochemie“ beinhaltet 7 Bände, in denen die wichtigsten physikumsrelevanten Themen zur effektiven und erfolg-

Zielgruppe Eigentlich als Prüfungsvorbereitung für das Physikum gedacht mit einer Aufbereitung des Stoffes nach Relevanz in der vom IMPP entworfenen Physika, ist die Skriptenreihe auch ein sehr gutes Kurzlehrbuch zur effektiven und zeitökonomischen Seminar- und Klausurvorbereitung. Inhalt Die Einteilung des Stoffes in einzelne Hefte (1: Energiestoffwechsel; 2: Amino-, Biosäuren, Proteine und Enzyme; 3: Kohlenhydrate; 4: Molekulargenetik, Binde- und Stützgewebe; 5: Hormone, Vitamine und Coenzyme; 6: Blut und

Immunsystem; 7: Verdauung, Fettsäuren und Lipide, Leber) ist sehr gelungen, denn ein dicker Wälzer sorgt ja bekanntlich schnell für Unlust. Didaktik Die Skriptenreihe ist sehr verständlich geschrieben und gut gegliedert. Durch eingebaute Pausenzeiten und die Auflockerung mit Comics von Rippenspreizer wird einem das Lernen weiterhin versüßt. Am Ende eines jeden Abschnitts werden nochmals die Basics für die mündliche Prüfung im Frage-Antwort-System dargestellt und die wichtigsten Fakten zum Punkte-Sammeln für die schriftliche Prüfung gegeben. Die Grafiken sind sehr anschaulich und zusammenfassend dargestellt, lassen einen aber den Überblick zum Großen Ganzen der Stoffwechselwege nicht verlieren. Aufbau Die Hefte lesen sich sehr schnell und auch flüssig und man schafft ein Heft

in wenigen Stunden. Die komplette MEDI-LEARN Skriptenreihe ist so aufgebaut, dass alle 30 Hefte zusammen an 30 Tagen zu bearbeiten sind (ein Heft und Thema pro Tag). Dadurch ist ein realistischer Zeitrahmen zur Prüfungsvorbereitung in jedem Fall vorgeschlagen und angedacht. Preis Mit einem Preis von 34,95 € besitzt das MEDI-LEARN Biochemie Paket in 7 Bänden einen angemessenen Preis. Fazit Einfach wertvoll und unbedingt weiter zu empfehlen!

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Akupunktur bei Kniearthrose Deutlich besser als Standardtherapie von Dr. Annette Tuffs (idw)

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n der soeben publizierten geracGonarthrosestudie – eine von vier kontrollierten Studien des gerac-Modellprojekts – linderte eine Akupunkturbehandlung Schmerzen und Funktionseinschränkung bei Kniearthrose signifikant besser als die Standardtherapie mit Medikamenten und Krankengymnastik. Dabei war allerdings eine „Schein“-Akupunktur mit oberflächlicher Nadelung an Punkten, die nicht als Akupunkturpunkte definiert sind, ebenso wirksam wie die Akupunktur nach den Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), betont Prof. Norbert Victor vom Institut für Medizinische Biometrie und Informatik (IMBI) der Universität Heidelberg.

Als Erfolg definierte man eine mindestens

36%ige Verbesserung Die dreiarmige Studie an über 1.000 Patienten wurde von Wissenschaftlern der Universität Heidelberg geplant, durchgeführt und ausgewertet. Alle Patienten erhielten die Standardversorgung mit Medikamenten nach Bedarf und Krankengymnastik. In allen drei Behandlungsgruppen gab es zehn Arztbesuche. In den beiden Akupunkturgruppen erhielten die Patienten zusätzlich entweder 10 Behandlungen mit einer TCMAkupunktur nach Lehrmeinungen der Deutschen Akupunkturgesellschaften bei Knieschmerzen, oder eine „Schein“Akupunktur. Hierbei wurden insgesamt zehn Nadeln oberflächlich und ohne Stimulation an ausgewählten Punkten gestochen, die nicht definierten Akupunkturpunkten entsprachen und nicht unmittelbar am Knie, sondern im Bereich des Knöchels, der Oberschenkel und am Arm lagen. Als Erfolg definierte man eine mindestens 36%ige Verbesserung auf einer international anerkannten Bewertungsskala (WOMAC-Score), die sowohl Schmerz, Funktionalität als auch Gelenksteifigkeit erfasst. Die Messung erfolgte nach 26 Wochen. Die Erfolgsraten

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betrugen 29% für die Standardtherapie, 53% für die TCM-Akupunktur und 51% für die Sham-Akupunktur. Beide Akupunkturtechniken waren deutlich wirksamer als die Standardtherapie, ein merklicher Unterschied zwischen den beiden Akupunkturbehandlungen zeigte sich nicht. Neben der langfristigen Verbesserung des Befindens der Patienten war auch der wesentlich geringere Verbrauch an Schmerzmedikamenten in den beiden Akupunkturgruppen gegenüber der Standardtherapiegruppe als bemerkenswert zu betrachten. Die beobachtete gleiche Wirksamkeit beider Akupunkturschemata zeigt, dass für eine erfolgreiche Behandlung die Punktauswahl nicht zwingend nach den Kriterien der TCM erfolgen muss und außerdem ein oberflächliches Stechen ausreicht. Da diese Aussage streng genommen nur für die in der Studie gewählten Therapieschemata zutrifft, kann daraus nicht gefolgert werden, dass es gleich ist, wie und wohin man sticht, betont Prof. Victor. Somit kann die gerac-Studie keinen Beweis für oder gegen eine spezifische Wirksamkeit einer TCM-basierten Akupunktur bieten. Vermutlich tragen drei Komponenten zur Wirkung bei: - Das Stechen „an sich“, - die intensivere Zuwendung der behandelnden Ärzte, und - die Erwartungshaltung der (von etablierten Therapien enttäuschten) Patienten. weitere

Forschung im Be-

Patientenversorgung ist dringend notwendig.

reich

Auf der Basis der Ergebnisse dieser Studie hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) am 18.04.2006 empfohlen, dass (neben Rückenschmerzen) Akupunktur - als Teil einer multimodalen Behandlung - bei chronischen Knieschmerzen zukünftig Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen wird. Grundlage des Beschlusses der GBA war die in den gerac-Studien

festgestellte Überlegenheit der Akupunktur über die Standardtherapie in den Indikationen Knieschmerz und Rückenschmerz. Dies war bei Migräne und Spannungskopfschmerz nicht der Fall, weshalb die Akupunktur für diese beiden Indikationen nicht als Kassenleistung anerkannt wurde.

• Bei dem für die Studie definierten „Schein“-Akupunkturschema handelt es sich wahrscheinlich um eine „echte“ Akupunktur im Sinne einer Minimalakupunktur und nicht um eine Placebo-Akupunktur, bei der - für die Patienten nicht ersichtlich - gar nicht gestochen wird. • Die Kritiker der Akupunktur werden durch die Ergebnisse aufgefordert, ihre ablehnende Haltung zu dieser Therapieform kritisch zu überdenken. • Die Vertreter der Akupunktur nach Regeln der TCM sind durch die Ergeb-

Kurz notiert

Mumien-Forschung

idw – Einem schweizerisch-deutschen Forscherteam unter Leitung von Dr. Dr. Rühli vom Anatomischen Institut der Uni Zürich (www.medi-learn.de/MLZ84) ist ein Meilenstein in der medizindiagnostischen Forschung an historischen Mumien gelungen. Zum ersten Mal weltweit konnten mittels der Magnetresonanztechnik (MRI) qualitativ hochwertige Bilder von intakten antiken Mumien generiert werden, ohne vorherige zerstörende Befeuchtung der trockenen Gewebe. „Dies ist ein medizindiagnostischer Durchbruch in der Erforschung von Mumien", so Frank Rühli. „Wir haben nun eine weitere, erstmals absolut zerstörungsfreie Untersuchungsmethode zur Verfügung."

Dicke Kinder

Fazit:

Die derzeitige Standardversorgung von Patienten mit chronischen gonarthrosebedingten Schmerzen ist unzureichend, daher ist weitere Forschung im Bereich Patientenversorgung dringend notwendig: • Durch Einbeziehung einer Akupunkturbehandlung in ein multimodales Behandlungskonzept kann das Befinden der Patienten und die Wirksamkeit deutlich verbessert werden. • Gleichzeitig kann der Bedarf an Schmerzmitteln (und das damit verbundene Risiko unerwünschter Nebenwirkungen) reduziert werden. • Wesentliche Unterschiede in der Wirkung einer TCM-Akupunktur und einer „Schein“-Akupunktur mit oberflächlichem Stechen an NichtTCM-Punkten existieren nicht; die Notwendigkeit eines Stechens tiefer als 0.5 cm ist daher zu hinterfragen. Offenbar wurde auch die Bedeutung der Punktspezifität der Akupunktur bislang überschätzt.

nisse aufgefordert, ihre Akupunkturschemata zur Behandlung chronischer Knieschmerzen im Sinne eines wirksamen minimal-invasiven Vorgehens zu optimieren. • Patienten mit chronischen Knieschmerzen können Akupunkturtherapie auf Kassenkosten beanspruchen, allerdings nur einmal pro Jahr und nur bei qualifizierten Ärzten (dies wären momentan lediglich 1.400 im gesamten Bundesgebiet!). An einer Akupunkturbehandlung interessierte Patienten sollten sich deshalb umgehend bei ihrer Kasse über in Frage kommende Ärzte und Behandlungsmethoden informieren. ®

Das SEIRIN -Akupunktur-Special Dieser Artikel ist Teil des Themenspecials rund um den Bereich Akupunktur, den wir euch in Kooperation mit 3B Scientific und SEIRIN in der MLZ ausführlich vorstellen. Weitere Infos auch online unter: www.medi-learn.de/akupunktur

idw – Warum sind Kinder zu dick? Was kann getan werden, um Übergewicht bei Kindern zu verhindern? Mit insgesamt 23 Partnern von Spanien bis Estland, Schweden bis Zypern erforscht das von der EU geförderte IDEFICS-Projekt Faktoren für Übergewicht bei Kindern bis zu zehn Jahren (www.ideficsstudy.eu). Gleichzeitig werden Präventionsprogramme entwickelt. Zur Erhebung der aktuellen Lage beziehen die Forscher neben biologischen Daten die Lebenssituation ebenso ein wie individuelle Lebensstile und Ernährungsgewohnheiten.

Frankfurter Lernstudio

idw – Studiengebühren sinnvoll genutzt, könnte man sagen: Im Dezember ist das Repertoire des Frankfurter Lernstudio Medizin um zahlreiche anatomische und chirurgische Modelle erweitert worden, die ausschließlich aus Studienbeiträgen bezahlt wurden. Auch die Kosten für längere Öffnungszeiten an den Kernarbeitstagen und die neu eingerichtete Samstagsöffnung werden mit Hilfe der seit diesem Wintersemester von den Studierenden zu zahlenden Studienbeiträge getragen. Das Lernstudio Medizin ist eine Einrichtung unter studentischer Regie am Fachbereich Medizin der Frankfurter J. W. Goethe-Universität.

Master in Gerontologie

idw – Das Masterprogramm „Gerontologie" an der Uni Luxemburg (www.medi-learn.de/MLZ68) ist ein anwendungsorientierter, universitärer Studiengang, der sich über acht Semester erstreckt und berufsbegleitend durchgeführt wird. Er richtet sich an Pflegerinnen und Pfleger, Sozialarbeiter, Pädagogen, Psychologen, Ärzte und Heimleiter. Der Studiengang ist offen für alle Personen, die im gerontologisch-geriatrischen Bereich arbeiten, das Abitur und eine abgeschlossene Hochschul- oder Berufsausbildung von mindestens drei Jahren sowie mindestens fünf Jahre Berufserfahrung nachweisen können. Unterrichtssprachen sind Französisch und Deutsch; gute Englischkenntnisse werden ebenfalls empfohlen.

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Aus dem Elfenbeinturm in den Gipsraum Junge Assistenzärzte berichten aus dem Berufsalltag von Jan-Peter Wulf

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s ist immer noch der große Unbekannte für jeden Medizinstudenten: Wie sieht eigentlich der berufliche Alltag als Arzt aus? Die Reform der medizinischen Studiengänge bringt mittlerweile ein wenig Licht in das Dunkel – mehr Praxisbezug durch neue Lernformen, wie das Bedside-Teaching, führt den Studierenden schon zu einem früheren Zeitpunkt an den späteren Arbeitsplatz heran. Doch viel mehr als ein „Hineinschnuppern“ ist hierdurch auch nicht gegeben. Allenfalls können „gute“ Famulaturen, vor allem im Ausland, echte Praxiseinblicke schaffen. Solche nämlich, bei denen die Studenten richtig mit anpacken dürfen, weil die klinische Arbeitssituation es zulässt oder gar erfordert. Und mit „anpacken“ ist nicht nur der Griff nach dem berüchtigten Haken gemeint, den es im OP bis zur Ermüdung des Armes zu halten gilt, sondern nähen, bei der Operation assistieren, ambulante Patienten eigenverantwortlich behandeln. Selbst im Praktischen Jahr, das zeigen uns immer wieder viele studentische Berichte, sind die Kompetenzen aus rechtlichen, hierarchischen und anderen Gründen für den jungen Mitarbeiter arg beschnitten. Haben sie dann mit dem Examen in der Tasche an der Klinik angeheuert, ist es schnell vorbei mit der ungewollten Schonzeit: Plötzlich finden sie sich mitten im Krankenhausalltag wieder, mit Ärztemangel, stressigen Situationen, Schichtdiensten, fehlender Routine und nicht zuletzt – erwartungsvollen Patienten. Vorher dürfen sie nicht zupacken, jetzt müssen sie es. Auf einmal Assistenzarzt sein – das ist wahrlich nicht leicht. Doch endlich richtig arbeiten zu können, das ist zugleich auch genau die Herausforderung, von der eigentlich jeder Medizinstudent viele Semester lang geträumt hat. Wie die Arbeit in der Klinik aussieht, dazu hat MEDI-LEARN fünf Assistenzärzte befragt. Lest im Folgenden unsere Interviews mitten aus dem Mediziner-Alltag.

Rechtzeitig mit Famulaturen und Praktika ein Bild machen! Robin wird Internist und empfiehlt Medizinstudenten eine frühzeitige Orientierung: Robin, was macht dir besonders viel Spaß im Job, was gefällt dir überhaupt nicht? Es ist eine sowohl intellektuell anspruchsvolle als auch zutiefst befriedigende Erfahrung, die häufig komplexen Krankheitsbilder zu entschlüsseln und so Menschen helfen zu können. Insbesondere das gemeinsame Bewältigen von Aufgaben in einer Gruppe macht jeden Tag immer wieder aufs Neue Spaß. Was den Beruf zumindest in Deutschland schwierig macht, ist die weiterhin an den großen Krankenhäusern bestehende starke Hierarchie, das Übermaß an bürokratischen Maßnahmen, der zunehmende Abbau

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von Pflegekräften aus Kostengründen und die im Verhältnis zur Arbeitszeit schlechte Bezahlung. Was verdienst du und wie viele Stunden musst du dafür reell arbeiten? Wir haben in unserer Klinik eine feste Arbeitszeit von 48 Wochenstunden im Jahresdurchschnitt. Dies schließt alle Dienste mit ein. Überstunden darüber hinaus müssen als Freizeitausgleich abgefeiert werden. Zeiten für Vorträge, Artikel etc., an einer Uniklinik wie meiner Pflicht, sind noch nicht mit eingerechnet. Der Verdienst liegt bei etwa 2.200 Euro netto. Was interessiert dich an der Inneren? Sie gehört zu den umfassenden Fachgebieten mit vielen interessanten Fällen aus letztendlich allen Bereichen der Medizin. Mich interessieren besonders Gastroenterologie und die Infektiologie, aber auch jedes andere Gebiet der Inneren hat seine speziellen Vorzüge. Ich werde aber erst einmal den Internisten nach der alten AO machen und mich danach für eine weitere Subspezialisierung entscheiden.

Und das Verhältnis zwischen Ärzten und Pflegeteam? Eigentlich gut, es leidet aber an der schlechten Besetzung der Pflegekräfte, die zum Teil allein bis zu 16 schwerkranke Patienten versorgen müssen und entsprechend einem hohen Stress ausgesetzt sind. Dadurch fehlt oft die Zeit, ärztliche Anordnungen ausreichend zu erfüllen, und das wiederum führt immer wieder zu Konflikten. Welche Tipps möchtest du an Medizinstudenten weitergeben? Wichtig ist es, sich rechtzeitig durch Praktika oder Famulaturen ein Bild vom Arbeitsleben in einem Krankenhaus zu machen und mit vielen Mitarbeitern dort zu sprechen, um sich frühzeitig entscheiden zu können, ob es für einen persönlich der richtige Beruf ist. Als Rettungssanitäter beispielsweise sammelt man so viele Erfahrungen, die man als Arzt immer verwenden kann. Außerdem sollte man die Zeit des Studiums unbedingt dazu nutzen, Famulaturen oder ein paar Semester im Ausland zu verbringen – um die Medizin dort einmal kennen zu lernen und so vielleicht Alternativen für später zu haben. Hat man einmal angefangen zu arbeiten, wird sich für so etwas leider kaum noch Zeit finden!

eventuell auch Radiologie. Ich bin nicht festgelegt, im Moment arbeite ich hauptsächlich psychotherapeutisch und würde in dem Bereich auch gerne bleiben. Wie würdest du die Arbeitssituation im Krankenhaus kennzeichnen? Freundschaftlich, offen und oft unterstützend auf gleicher Ebene, die Leitung tritt fordernd, wenig anerkennend und profitorientiert auf. Anerkennung, wenn sie denn kommt, ist wenig spezifisch oder aussagekräftig, der Krankenstand hoch und der Unmut unter den Ärzten täglich deutlich spürbar. Die Arbeitsatmosphäre hängt sehr stark von den jeweiligen Persönlichkeiten ab. Ich habe unterstützende und sehr stabile Oberärzte erlebt, aber auch Menschen mit ausgesprochen mageren Sozial- und Führungskompetenzen. Mal ergibt sich ein sehr arbeitswilliges und stabiles Team, wo alle am gleichen Strang ziehen und sich gegenseitig helfen, mal ein “Hühnerhaufen“, wo jeder nur noch versucht, sich selbst zu schützen.

Würdest du noch einmal den Beruf der Ärztin ergreifen? Ich weiß es nicht. Ich liebe meine Arbeit, aber der Preis ist hoch und das, obwohl ich mir mit Psychotherapie noch ein relativ “friedliches“ Feld ausgesucht habe. Aber der ärztliche Beruf bietet auch Vielseitigkeit: Wenn ich will, kann ich jederzeit etwas anderes machen und mich völlig neu orientieren. Und als Facharzt habe ich dann die Freiheit, jederzeit meine eigene Praxis aufzumachen.

Sucht euch eure Stelle genau aus! Janina ist Gynäkologie-Assistenzärztin und rät dazu, sich nicht alles gefallen zu lassen. Sie hat ihren Job gekündigt. Janina, du hast deine Stelle nach drei Monaten gekündigt. Wie kam es dazu? Ich habe als Berufsanfängerin, wie gesagt, drei Monate, mit einer anderen Anfängerin (sechs Monate Berufserfahrung) den Kreißsaal und die gemischt geburtshilfliche und gynäkologische Station meist allein gemanagt. Ältere Assistenten zur Hilfe waren rar und meist gestresst, überfordert und frustriert, da sie ihren OP-Katalog zum Facharzt nicht erfüllen. Die Ausbildung durch die Oberärzte war weniger als dürftig, der zuständige Oberarzt im Kreißsaal maulte rum und ließ einen alleine, ging in den OP, und dann sitzt man dort alleine mit der frisch geschnittenen Epi und soll alles nachlesen. Ich hoffe, es wird jetzt alles anders! Also stehst du zu der Entscheidung? Auf jeden Fall. Den Tipp kann ich allen Neuanfängern nur geben: Lasst Euch nicht alles gefallen. Wir Mediziner sind heute in der glücklichen Lage, jederzeit gehen und woanders neu anfangen zu können. Und verhaltet Euch kollegial zum Pflegepersonal, dann bekommt ihr sehr viel zurück! Ich habe dort viel Bedauern über meine Kündigung erfahren, aber auch Verständnis.

Beschreibe bitte kurz deinen Arbeitsalltag. Anspruchsvoll und stressig, da man meist von der ersten Minute auf Station mit zahlreichen Aufgaben belegt wird, und im Laufe des Tages gegen die Flut von Aufgaben ankämpfen und häufig innerhalb kurzer Zeit zahlreiche relevante Entscheidungen treffen muss. Diese löst man im Team gemeinsam mit den Kollegen und Pflegekräften, und das gemeinsame Arbeiten wiederum kann, ein entsprechend nettes Team vorausgesetzt, sehr viel Spaß machen. Ein Drittel des Tages vergehen für organisatorische Dinge (Telefonate, Terminorganisation und Konsile, Vorgänge planen), ein Drittel mit Patientenvisiten, kleinen Interventionen, Blutentnahmen und Zugängen. Das letzte Drittel mit dem Schreiben von Briefen, Fortbildungen, Treffen wie z.B. Röntgen- und Klinikbesprechungen. Wie ist das Verhältnis zwischen Assistenzärzten und Ober- bzw. Chefärzten? Unter den Assistenzärzten besteht bei uns ein sehr gemeinschaftliches und kameradschaftliches Miteinander. Auch mit den meisten Oberärzten ist der Umgang meist freundschaftlich. Dies ist unter anderem auch dadurch bedingt, dass der Druck durch den Chefarzt sehr hoch ist – und Druck von außen führt bekanntlich dazu, dass Gruppen innerlich besser zusammenhalten und sich unterstützen.

Idealismus bis zur Erschöpfung hilft niemandem

Rieke arbeitet vor allem psychotherapeutisch und rät Berufsanfängern zu gesundem Pragmatismus: Rieke, warum hast du den Beruf der Ärztin ergriffen? Aus Idealismus. Ich wollte Menschen helfen, dabei aber auch volle Verantwortung tragen. Das ist ein Beweggrund für viele Medizinstudenten. Wie sieht das im Arbeitsalltag aus? Sich aus Idealismus oder Angst, den Job zu verlieren, selbst bis zur Erschöpfung zu treiben, hilft gar niemand, auch nicht dem Patienten, den ihr noch “ganz kurz“ seht. Nur wenn ihr mit eurer Kraft haushaltet, wird der Job auch in Jahren noch Freude machen. Deswegen: Geht gut mit eurer Zeit um. 40 Stunden die Woche sind 40 Stunden. Vergesst nicht, heimzugehen! Und wie viele Stunden arbeitest du pro Monat durchschnittlich? Da kommen durchaus einmal 192 Stunden zusammen. Welche Fachrichtung möchtest du später einmal einschlagen? Gib es hier eine feste Wahl oder hältst du das eher offen? Psychosomatik und Psychotherapie, oder Psychiatrie und Psychotherapie,

Vor dem ersten Dienst – wie hast du dich da gefühlt? Super aufgeregt! So viele “was ist, wenn...?“-Fragen gehen einem durch den Kopf. Aber ich habe mich auch sehr unterstützt gefühlt, mit den Telefonnummern von lieben Kollegen in der Tasche und einem erfahrenen Pflegeteam an der Seite! Heute hingegen bin ich oft verärgert und überreizt. Viel Routinearbeit bleibt liegen, die der Diensthabende dann tun soll, die “Rufbereitschaft“ bedeutet damit Arbeit von morgens bis spät abends. Die Pflege ist ebenfalls überlastet und versucht, Arbeiten an Ärzte zu delegieren.

Gab es in der Zeit auch schöne Dinge? Natürlich. Zum Beispiel, wenn man Aha-Erlebnisse bei den Untersuchungen hat (z.B. das erste Ovar vaginal palpiert und als solches erkannt hat). Oder wenn ich merkte, dass die Patienten mir vertrauen und ich ihnen Sicherheit geben kann. Dann bin ich mir meiner auch sicher geworden! Andersherum gab es auch schwierige Momente: Fragen von Patienten nicht beantworten zu können und diese auch nicht während ihres stationären Aufenthaltes zu klären. Besonders hart: Einer Schwangeren sagen zu müssen, dass ihr ungeborenes Kind gestorben ist...

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www.medi-learn.de Du zweifelst also nicht an deiner grundsätzlichen Berufswahl? Nein! Ich wollte einen Beruf, in dem ich mit Menschen zu tun habe, selbst verantwortlich bin und eigenständig arbeiten kann. Medizin bietet so viele Einsatzmöglichkeiten und man kann den Beruf überall ausüben. Die tägliche Herausforderung und Abwechslung sind wie eine Droge, die Droge Arzt! Vorher habe ich eine Bankausbildung absolviert und weiß nun sicher, dass ein reiner Bürojob nichts für mich ist!

Freundlichkeit bewahren – auch wenn es im

Stress schwer ist! Kai-Uwe wollte eigentlich Vierbeiner verarzten. Doch dann entschied er sich für Humanmedizin – und schätzt vor allem die Kleinigkeiten des Berufsalltages. Kai-Uwe, du wolltest ursprünglich Tierarzt werden? Stimmt, eigentlich wollte ich früher einmal Veterinärmedizin studieren. Ich bin aber durch das Schulpraktikum davon abgekommen und habe mich für die zweibeinigen Patienten entschieden. Zumal man nach dem Medizinstudium sehr viele Möglichkeiten hat: Tägliche Praxis als Arzt, Forschung, Arbeiten im Ausland, Journalismus und vieles mehr! Die Pluspunkte des Medizinerberufs aus deiner Sicht? Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten. Es ist manchmal Wahnsinn, was man an Menschlichkeit zurückbekommt! Vor allem sind es die Kleinigkeiten des Alltages, die den Beruf für mich so spannend machen. Es gibt zwar irgendwann eine gewisse Routine, doch jeder Tag verläuft trotzdem anders ab. Ich freue mich, mit kleinen simplen Dingen den Menschen helfen zu können. Es ist schön mit anzusehen, wie es den Patienten wieder besser geht und sie dann freudestrahlend die Klinik wieder verlassen können.

Und wie sehen die negativen Seiten aus? Unangenehm ist, wenn man den Tod eines Angehörigen mitteilen oder dem Patienten sagen muss, dass er unheilbar erkrankt ist. Vor kurzem hatte ich einen jungen Vater mit einem metastasierten Magen-CA, der akut geblutet hat. Initial war er stabil. Doch plötzlich fing er an, eimerweise Blut zu spucken. Seine Ehefrau war mit dabei und sie tat mir einfach nur leid. Endoskopisch konnten wir keine Blutstillung vornehmen, so dass er in die Chirurgie verlegt wurde. Er ist wenig später gestorben. Bei solchen Sachen sind dir schlichtweg die Hände gebunden und es ist einfach traurig und frustrierend, dass man die Patienten nicht mehr heilen kann.

Der Stressfaktor kommt hinzu: Überstunden, zu viele Dienste, da bleibt manchmal die Kommunikation mit dem Patienten auf der Strecke. Man sollte sich aber die Freundlichkeit in solchen Momenten bewahren – auch wenn es schwer ist. Und sich selbst darf man auf alle Fälle nicht vergessen, denn ansonsten passiert es schnell, dass man kurz vor einem Burnout steht. Bitte beschreibe für uns mal den Arbeitsalltag und die Stimmung. Ich bin in einem Lehrkrankenhaus tätig und ich empfinde das Arbeitsklima doch als angenehm. Der Chef bemüht sich um seine Mitarbeiter und hat auch ein offenes Ohr für Probleme oder sonstige Anliegen. Er ist bemüht, dass ein reibungsloser Ablauf des Tages erfolgt. Manchmal bringt er dadurch auch alles in Verzug. Aber das ist normal. Das Verhältnis der Oberärzte und Assistenzärzte ist ebenfalls angenehm, finde ich. In Stresssituationen ist schon eine gewisse Anspannung zu merken, aber solange man gemeinsam an einem Strick zieht, bleibt auch hier die Atmosphäre in Ordnung. Was kannst du uns über den Umgang zwischen Assistenzärzten und Ober- bzw. Chefärzten berichten? Das Verhältnis ist angenehm. Man braucht keine Angst zu haben, mal einen Fehler zu machen. Gerade als junger Assistenzarzt hat man Hemmungen, aber unsere Oberärzte zeigen und erklären uns viel, wenn man sie fragt und darum bittet. Unsere Klinik ist in einzelne Subspezialisierungen aufgegliedert, wo jeder

seinen eigenen Chef hat. Unser Chef ist sehr jung und kommt von der Uni. Ich finde, dass er sehr engagiert und immer um das Wohl der Mitarbeiter bemüht ist. Dank seiner Motivation sind auch wir motiviert – das ist vor allem in stressigen Zeiten sehr hilfreich. Wie ist das Verhältnis zum Pflegepersonal in deinem Krankenhaus? Wie überall wahrscheinlich, gibt es solche und solche Schwestern und Pfleger. Als Anfänger habe ich gerne die Hilfe der erfahrenen Schwester angenommen. Wichtig ist: Solange man die Nase nicht zu weit oben trägt, sind die Schwestern auch nett zu einem. Eine gewisse Autorität sollte man dabei schon an den Tag legen, denn ansonsten tanzen sie einem auf der Nase herum und nutzen die Gutmütigkeit schamlos aus. Welche Fachrichtung möchtest du später einmal einschlagen? Innere Medizin. Entweder mit Subspezialisierung Kardiologie oder vielleicht auch Gastroenterologie. Welche Aufgaben hast du auf Station und wie viel Zeit verbringst du mit ihnen? Los geht’s mit dem Blutabnehmen und Flexülenlegen, circa eine Stunde. Die Visite dauert anderthalb bis zwei Stunden. Sono, Punktionen und andere praktische Tätigkeiten brauchen in der Regel zwei bis drei Stunden, und die gleiche Zeit geht noch mal für den Organisationskram drauf: Briefe schreiben, Telefonate führen und so weiter. Ach ja: Das Frühstücken hatte ich vergessen. Dafür sind 30 Minuten anberaumt! Auf wie viele Stunden kommst pro Monat durchschnittlich? Ohne Dienste arbeite ich 170 Stunden, mit Diensten 210.

Als Arzt ständig 'on call' zu sein Dein erster Dienst. Beschreib ihn mal bitte. Der erste Dienst kam von heute auf morgen – nach gerade mal zwei Wochen! Es war der Sprung ins kalte Wasser und ich war ziemlich müde, weil ich vor dem Dienst kaum schlafen konnte. Und gleichzeitig war ich total angespannt und wusste nicht, was kommt, wie es ablaufen wird. Ich hatte das Gefühl, mein Kopf ist ein einziges Vakuum! Mittlerweile ist es zwar zur Routine geworden, aber immer noch schwebt die Angst über mir, dass doch mal ein ganz akuter Fall eintreten wird. Bis dato, toi, toi, toi, war das nicht der Fall. Zum schnöden Mammon: Wie viel verdienst du als Grundgehalt und wie viel erhältst du samt Dienstzuschlägen netto? Ohne Zuschläge netto 1.800 Euro, Tarifvertrag Öffentlicher Dienst Ost. Mit Zuschlägen 2.100 Euro netto. Kai-Uwe, welche Tipps möchtest du an junge Ärzte weitergeben? Auch wenn es am Anfang schwer ist und man das Gefühl hat zu versagen: Irgendwann hat man den Überblick und dann macht die Arbeit auch Spaß. Nach einer Weile ist man sogar nicht

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mehr ganz so müde und k.o. nach der Arbeit, so dass man auch noch imstande ist, andere Sachen zu machen. Nur nicht vergessen, auch an sich selbst zu denken, denn ansonsten macht man sich kaputt! Stefanie hat der deutschen Krankenhausatmosphäre den Rücken gekehrt, nicht aber dem Medizinerberuf: Sie wird Anästhesistin in England. Stefanie, wie gefällt dir dein Arbeitsalltag in England? Jetzt gut. In Deutschland herrschte zudem eine unfreundliche und stressige Atmosphäre, seitdem ich in England arbeite, ist es viel freundlicher. Es gefällt mir sehr, in einem großen Team wie im Krankenhaus zu arbeiten und so viele unterschiedliche Kollegen zu haben. Außerdem mag ich den Kontakt zu den Patienten. Meistens komme ich von der Arbeit nach Hause und denke: Dieses war ein sinnvoller Tag! Aber sicher gibt es auch Schattenseiten? Die Arbeitszeiten, die Nachtdienste und die Überstunden sind schon hart. Ich arbeite rund 55 Stunden die Woche, also mindestens 200 im Monat. Welche schönen und unschönen Erlebnisse bleiben dir in Erinnerung? Das Schönste: Die dramatische Geburt von Zwillingen, die ich begleiten durfte, beide sind gesund und munter. Das Unangenehmste: Der Schockraumeinsatz bei einem schwerstverunfalltem Kind mit Schädelhirntrauma. Wie hast du dich vor deinem ersten Dienst gefühlt – und wie ergeht es dir heute damit? Ganz ehrlich: Ich hatte Angst. Ich musste relativ schnell alleine nachts ohne Anleitung arbeiten. Auch heute noch ist mir immer ein bisschen mulmig vor den Diensten, da man nie weiß, was einen erwartet. Aber ich glaube, das gehört einfach dazu! Stefanie, würdest du noch einmal den Beruf eines Arztes ergreifen? Mir war im Medizinstudium nicht klar, was es wirklich bedeutet, ständig abrufbereit, “on call“ zu sein. Jedes freie Wochenende verteidigen zu müssen und ständig kaputt und müde von irgendwelchen Nachtdiensten zu sein. Ich hätte nicht gedacht, dass das persönliche Leben so stark beeinflusst wird von dem Arztberuf. Trotzdem kann ich mir keinen anderen Beruf für mich vorstellen!

Surftipp: MEDI-LEARN Forum Assistenzarzt Ihr möchtet mehr über das Thema Assistenzarzt wissen oder eure Erfahrungen des Berufsanfanges an Medizinstudenten und junge Ärzte weitergeben? Dann empfehlen wir euch, in unserem Forum speziell für Assistenzärzte vorbeizuschauen und mitzudiskutieren: Von der Approbation bis zur Facharztprüfung gibt es hier Fragen und Antworten zu allen Themen. Das Forum findet ihr unter www.medi-learn.de/MT143. Wenn ihr Interesse habt, in Form eines Interviews oder Artikels aus dem Arbeitsalltag zu berichten, schreibt uns unter: redaktion@medi-learn.de.


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Auslandsfamulatur

Von der ersten Idee bis zur sicheren Rückkehr

Herzensangelegenheiten Tschechische Kardiologie von Peter Voss

von Anja Bauer (Deutsche Ärzte Finanz)

Nach dem Physikum ist es endlich soweit. Eine Famulatur im Ausland kann – wenn gewünscht – „in Angriff“ genommen werden. Wer sich einmal hierfür entschieden hat, weiß welche Vorzüge ein Auslandsaufenthalt haben kann: Fremdsprachenkenntnisse vertiefen, wertvolle Erfahrungen sammeln, das Arbeiten in anderen Ländern kennen lernen.

Eindrücke für die Zukunft

Alles in allem kann ich sagen, dass mir Brünn sehr gut gefallen hat und ich viele nette Leute aus der ganzen Welt kennen gelernt hab. Und das, obwohl ich nur knapp zwei Stunden von der österreichischen Grenze entfernt war. In medizinischer Hinsicht habe ich hilfreiche Eindrücke für die Zukunft gewonnen und sehr nette und interessante Ärzte kennen gelernt.

Damit der Aufenthalt zu einer Bereicherung und nicht zu einer negativen Erfahrung wird, ist es mit der reinen Flugbuchung nicht getan. Vielmehr muss man sich im Vorfeld informieren und gut vorbereitet sein.

Einige Internetadressen:

www.fnusa.cz Universitätsklinik St. Anna www.muni.cz Homepage der Universtität Masaryk www.med.muni.cz Medizinische Fakultät www.brno.cz Homepage der Stadt Brünn

Der erste Schritt: Auswahl des Landes

Die Auswahl des Landes ist sehr entscheidend. Auch wenn bereits ein konkreter Wunsch besteht, wohin es gehen soll, ist es wichtig, vorab über das Land genauestens Bescheid zu wissen. Denn nur so kann man erfahren, was dort während der Famulatur gelernt werden kann, welche Gegebenheiten im Land herrschen und wie man für den Notfall die entsprechende Person bzw. Behörde erreichen kann.

Der zweite Schritt: Versicherungsschutz

Ist das Land nun ausgewählt, gilt es auch, seinen Versicherungsschutz entsprechend zu überprüfen. Denn es kann durchaus sein, dass eine Versicherung zwar in Deutschland gültig ist, jedoch im Ausland ihren Schutz verliert. Dies gilt nicht nur für private sondern auch für gesetzliche Versicherungen, so zum Beispiel bei der gesetzlichen Krankenversicherung. Denn als Student ist jeder gesetzlich krankenversichert, jedoch gilt der Schutz nur für Deutschland und begrenzt für EULänder, mit denen ein Abkommen besteht. Hinzu kommt, dass man im Ausland nie sicher sein kann, ob der Arzt das verschreibt, was von der Krankenkasse auch wirklich bezahlt wird. So tritt der Student zunächst in Vorleistung und kann nicht sicher sein, ob das Geld zurück erstattet wird. Eine passende Auslandsreisekrankenversicherung ist auch für ein kleines Budget schon zu haben und sollte mit im Gepäck sein. Mindestens genauso wichtig ist auch eine Haftpflichtversicherung, die den weltweiten Schutz bietet. Denn bei der Arbeit mit „echten“ Patienten besteht immer eine Resthaftung, ob in Deutschland oder im Ausland. Eine gute Versicherung schützt im Falle eines direkten Anspruches entweder den Studenten vor unberechtigten Ansprüchen oder aber seinen Geldbeutel. Mit Sicherheit und informiert ins Ausland gehen, vor allem zu fairen Preisen, ist die erste Basis für eine erfahrungsreiche und nutzbringende Famulatur. Zum Thema „Famulieren im Ausland“ informieren und unterstützen MEDI-LEARN sowie die Kooperationspartner bvmd und Deutsche Ärzte Finanz auf ihren Internetseiten.

Übernachtungskosten in Prag und sogar die 500 CZK Essensgeld für die Kantine von den 360 Euro bezahlt, die ich zuvor der AMSA (Austrian Medical Students Association) überwiesen hatte. Private Ausflüge zu einer Gokartbahn und zu einem Moto-Festival, nach Krakau, Bratislava, Budapest und Wien wurden von den Studenten selbst organisiert und in Kleingruppen durchgeführt. Für Abwechslung war bestens gesorgt!

Die medizinische Fakultät der Masaryk-Universität Brünn

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uch, wenn man es kaum glauben mag: Was den Versorgungsgrad von Herzinfarkt-Patienten betrifft, ist Tschechien im europäischen Vergleich weit vorne. In den Städten Prag, Brünn und Olmütz beispielsweise haben alle Herzkatheterlabors 24-Stunden-Akutdienst, was zu einer Versorgung von 70 % der Patienten mit Akut-PTCAs führt. Vor diesem Hintergrund war ich besonders gespannt, wie der kardiologische Arbeitsalltag in Tschechien aussehen würde. Ich schildere euch meine fachlichen wie auch kulturellen Eindrücke während meiner Famulatur an der Universitätsklinik St. Anna (Fakultni nemocnice u. sv. Anny v Brné), Abteilung Kardioangiologie (Innere) in Brünn.

plantationen, Ballondilatationen, Akutversorgungen von Herzinfarkten anwesend und musste nach der PTCA meist die Kanüle ziehen. Spannend waren auch die Einblicke in die Coronary-Unit: Hier lernte ich einiges über EKG-Interpretation, die Nachversorgung von Infarktpatienten sowie über das follow-up nach Herztransplantationen. Seit kurzer Zeit wird auf der Radiologie versuchsweise auch eine CT-Koronarangiographie durchgeführt, bei der ich einmal dabei sein konnte.

Kardio: eigenes Gebäude

Die Ärzte waren durch die Bank alle sehr freundlich und immer bemüht, mir Dinge zu zeigen und zu erklären. Alle Ärzte sprechen sehr gut Englisch und teilweise auch Deutsch, die Verständigung mit dem Pflegepersonal hingegen war oft etwas schwieriger.

Die Uniklinik St. Anna liegt am Fuße der Burg Spielberg nahe der Innenstadt. Die verschiedenen Abteilungen sind auf mehrere Gebäude aufgeteilt, wobei die Abteilung für Kardiologie über ein eigenes, zweistöckiges Gebäude verfügt. Lediglich die Schrittmacheroperationen finden in einem OP an der Allgemeinchirurgie statt. In Tschechien werden sie übrigens von Kardiologen, nicht von Chirurgen durchgeführt. Die Abteilung gliedert sich in vier Stationen: Intensivstation, Arrythmologie, Post-Transplant Care und eine allgemeine kardiologische Station. Daneben gibt es ein Katheterlabor, einen Eingriffraum für Endomyokardbiopsien und zwei Echokardiographieräume. Das Patientengut setzt sich zum größten Teil aus Herzinfarkt- und Herztransplantationspatienten zusammen, außerdem werden Patienten mit akutem Koronarsyndrom, Angina pectoris, Aortenaneurysmen, Herzinsuffizienz, Arrythmien und Herzschrittmachern behandelt.

Gute Einblicke in das Fach

In meinen vier Wochen vor Ort hatte ich die Möglichkeit, jede Station der Kardiologie kennen zu lernen. Ich sah bei Schrittmacherimplantationen, beim Einstellen von Schrittmachern in der Ambulanz und beim Herzultraschall zu, bei einer Myokardbiopsie durfte ich selbst den Vierkammerblick einstellen und während der Biopsie halten. Im Katheterlabor war ich bei Koronar-angiographien, Stentim-

sehr umfangreich und beinhaltete eine Stadtrundfahrt, ein Wochenende in Prag, diverse Tagesausflüge zu Burgen, in eine Tropfsteinhöhle, in Weinkeller sowie Museumsbesuche. Toll! Obendrein wurden die Eintritte sowie die Fahrt- und

Damit Medizinstudenten eine sichere Zukunft haben Kompetente Beratung von Anfang an

Negativ: die Reinlichkeit der Zimmer, vor allem die sanitären Anlagen

Die Küche: deftig

Untergebracht wurden wir in einem Studentenheim bei der Masaryk-Universität. Die Zimmer waren größtenteils Zweibettzimmer mit kleinem Küchenblock, Bad und WC. Positiv: Balkon, kostenloser Internetanschluss sowie Waschmaschinen im Keller. Negativ: Die mangelhafte Reinlichkeit der Zimmer. Vor allem die sanitären Anlagen, aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles. Essen konnten wir in der nicht sehr abwechslungsreichen Kantine der Universität. Generell sind Speisen in Brünn sehr billig, da konnte man sich den einen oder anderen Restaurantbesuch als Kantinenalternative leisten. Zudem reichte es oft, nur eine Hauptmahlzeit am Tag zu sich zu nehmen: Die tschechische Küche ist sehr deftig – Schweine- und Rindfleisch, Knödel und Kartoffeln, Bratwürste, Spätzle und Sauerkraut machen satt!

Umfangreiches Sightseeing

Vor Ort wurden wir von drei tschechischen Studenten bestens betreut und am ersten Tag im Krankenhaus vorgestellt. Auch das Sozialprogramm war

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Afrika hautnah! Tropen-Chirurgie in Tansania von Sylvia Zayer

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frika, wie stellt man sich Afrika vor? Ich hatte kein genaues Bild, daher wollte ich unbedingt während meines Medizinstudiums die Chance nutzen, vor Ort Erfahrungen zu sammeln. Zuerst bewarb ich mich per E-Mail blind bei verschiedenen Krankenhäusern in Südafrika und Kenia und bekam von

umwerfend waren und ich mir schon sehr fremd vorkam. Am nächsten Tag brachten mich eben diese Mitarbeiter auch zur richtigen Busstation, wo ich meine sechsstündige Busfahrt nach Ifakara, im ländlichen Süden des Landes, antreten würde. Das Chaos an der Busstation war unglaublich. Alle Busse

Es gab immer genügend chirurgische Handschuhe und sterile OP-Kleidung für jeden. Im OP konnte ich entweder zuschauen, weil die Assistenz meistens von den clinical officer gemacht wurde, oder selbst operieren – allerdings ohne Aufsicht und im besten Fall mit den lokalen Medizinstudenten zusammen. Die Medizinstudenten konnten nicht verstehen, warum ich nicht selbst operieren wollte! Dieser Konflikt stellte das Hauptproblem dar, welchem ich mich während meines Aufenthalts gegenüber sah. Es gab kaum etwas zu lernen, da die gesamte Chirurgie von zwei Ärzten und einer Unzahl von Studenten versorgt wurde und keine Überwachung vorlag, wer was wann an und mit wem tat. Auf der anderen Seite waren die Fallzahlen und die schwerwiegenden Präsentationen der Patienten überwältigend. In meinen Augen eine brisante Mischung, der ich mehr und mehr versuchte, aus dem Weg zu gehen.

Im Gästehaus untergebracht

jedem Krankenhaus innerhalb kürzester Zeit eine Zusage für meine geplante Famulatur. Nach und nach hatte ich jedoch Zweifel, ob ich mich tatsächlich auf die Angaben verlassen würde können. Ich entschloss mich daher, keines dieser Angebote wahrzunehmen und meine Bewerbungsrunde noch einmal von vorne zu starten. Dieses Mal sollte mir eine Organisation helfen, den Kontakt herzustellen. Ich fand verschiedene Gesellschaften, die Kontakte nach Afrika herstellen konnten, ich entschied mich am Ende aber für die „Deutsche Gesellschaft für Tropenchirurgie (DTC)“. Nach einem persönlichen Gespräch mit dem Verantwortlichen der DTC, hatte ich drei Wochen später Kontakt zu einem Chirurgen in Simbabwe, der mich dann weiter nach Tansania vermittelte. Bis zum Beginn meiner Famulatur hatte ich noch acht Monate Vorlauf. ich war die einzige

Weiße weit und breit Die Reiseplanung

Ganz oben auf meiner To-do-Liste stand natürlich der Besuch beim Tropeninstitut, um über die erforderlichen Impfungen und die Malariaprophylaxe zu sprechen. Die Flugverbindungen nach Tansania gehen über die Hauptstadt Dar es Salaam oder über Arusha im Norden und von dort nach Dar es Salaam. Es ist auf jeden Fall ratsam, von Deutschland aus eine Unterkunft für den Tag der Ankunft zu organisieren, sonst wird man noch am Flughafen – aber spätestens beim Ausstieg aus dem Shuttlebus – von „Schleppern“ umlagert und so lange genervt, bis man sich irgendwo einquartieren lässt. Vor meiner Abreise machte ich mir große Sorgen um die hohe HIV-Prävalenz im Krankenhaus. Ich beließ es aber beim Besorgtsein und ergriff keine weiteren Maßnahmen. Weder nahm ich PEPs aus Deutschland mit (hätte ich mir selbst in der Apotheke kaufen müssen; aber die sind sehr teuer!) noch chirurgische Handschuhe. Lediglich ein Paket Einmalhandschuhe und eine kleine Flasche Sterilium hatte ich dabei.

Chaos an der Busstation

Am Flughafen wurde ich von Mitarbeitern des Missionsgästehauses (s.u.) abgeholt, in dem ich über Nacht bleiben würde. Das war eine große Erleichterung, da die Eindrücke in Dar

wollten zur gleichen Zeit los, fast niemand sprach Englisch und Fahrpläne oder Richtungsangaben gab es keine. Ich war sehr glücklich, meine Begleitung dabei zu haben! Kaum hatten wir Dar verlassen, endete die asphaltierte Straße und meine Reise ging über Sandpisten weiter. Nach staubigen und anstrengenden acht Stunden erreichte ich Ifakara und wurde auch dort abgeholt. Es war kein Problem, mich zu erkennen – ich war die einzige Weiße weit und breit.

Ich war in einem Gästehaus untergebracht, welches direkt an das Krankenhaus angebaut war. Ein Haushälter und eine Köchin kümmerten sich darum, dass ich mich um nichts kümmern musste. Mein Zimmer hatte ein eigenes Bad und die Verpflegung war vorbildlich. Am Ende der sechs Wochen wurde ich gebeten, als Bezahlung eine selbst gewählte Spende an das Krankenhaus zu entrichten. Zusätzlich bekam ich kostenlos ein Fahrrad zur Verfügung gestellt.

Wie schon erwähnt, verbrachte ich mehr und mehr Zeit außerhalb des Krankenhauses. Ich freundete mich mit den lokalen Medizinstudenten an und besuchte sie fast jeden Abend in ihrem Gemeinschaftshaus. Häufig schlenderte ich ausgiebig über den Markt und versuchte auf Swahili mit den Leuten zu sprechen. Obwohl es in Ifakara keine Möglichkeit der Freizeitgestaltung gab, war mir nie langweilig. Mehrmals unternahm ich mit anderen Studenten Tagesausflüge in die nähere Umgebung.

Die Webseite für Medizinstudenten junge Ärzte www.medi-learn.de

&

Medizinisch wenig gelernt

Bis auf die eindrucksvollen Präsentationen der Patienten in der „outpatient clinic“, habe ich medizinisch gesehen nicht viel gelernt. Trotzdem habe ich medizinische Erfahrung gewonnen und viel auf menschlicher Ebene gelernt und erfahren. Die Möglichkeit, ohne ärztliche Aufsicht selbst zu operieren, wollte ich nicht nutzen. Dennoch habe ich meinen Besuch in Tansania als sehr lohnend empfunden. Die viele freie Zeit kam mir zugute, um die Umgebung von Ifakara und die Menschen kennen zu lernen. Die Freundlichkeit und Lebensfreude der Menschen hat einen Teil von mir gefangen genommen und ich werde sicher wieder nach Ifakara zurückgehen – dann aber als Ärztin! MEDI-LEARN PODCAST Diesen Artikel gibt es online auch als Audio-Datei zum Download unter: www.medi-learn.de /podcast

Die MEDI-LEARN Foren sind der Treffpunkt für Medizinstudenten und junge Ärzte – pro Monat werden über 10.000 Beiträge von den rund 18.000 Nutzern geschrieben. Mehr unter www.medi-learn.de /foren

Der breitgefächerte redaktionelle Bereich von MEDI-LEARN bietet unter anderem Informationen im Bereich „vor dem Studium“, „Vorklinik“, „Klinik“ und „nach dem Studium“. Besonders umfangreich ist der Bereich zu dem medizinischen Examen. Mehr unter www.medi-learn.de /campus

Nur zwei Ärzte in der Chirurgie St. Francis Hospital

Das St. Francis Hospital ist ein "district hopital", das heißt, es dient der Versorgung der lokalen Bevölkerung. Da es sich um ein Missionskrankenhaus handelt, ist die personelle (zumindest die Anzahl der Studenten der unterschiedlichen ärztlichen Hilfsberufe) und technische Ausrüstung überdurchschnittlich. Ich hatte nun sechs Wochen Chirurgie vor mir und war gespannt auf meinen ersten Tag. Los ging es jeden Morgen um acht Uhr mit der Frühbesprechung und der anschließenden Visite. Ich stellte bald fest, dass die Kommunikation mit dem Personal auf Englisch zwar problemlos war, die meisten Patienten jedoch sprachen nur Swahili. Die Visite war leider nicht so lehrreich, da ich erstens wenig verstand und zweitens die Ärzte daran meistens nicht teilnahmen. Statt dessen wurde die Visite von den lokalen Medizinstudenten zusammen mit den "clinical-officer"-Studenten und den "clinical-officer-assistant"-Studenten durchgeführt! Am Anfang fand ich es schwierig, zwischen all den verschiedenen Studentengruppen meinen Platz zu finden. Dienstags und donnerstags fand am Nachmittag die „outpatient clinic“ statt. Obwohl auch dabei die Unterhaltung meist auf Swahili stattfand, war genug Zeit zum Übersetzen. Viele Patienten stellten sich mit weit fortgeschrittenen Erkrankungen vor und wurden zur operativen Versorgung aufgenommen: Tumorerkrankungen aller Art, Hydrozelen riesiger Größe, Leistenhernien, chronische Wunden, Operationszeit. Mittwoch und Freitag Nachmittag war dann Operationszeit. Meine Sorge über die Hygiene im OP war unbegründet.

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NEU! Der Hammerplan von MEDI-LEARN

In 100 Tagen zum 2. Staatsexamen Der 2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung umfasst laut neuer AO das gesamte klinische Wissen, so dass die geforderte Stoffmenge kaum zu bewältigen scheint. Eine genauere Analyse der bisherigen Hammerexamina hat jedoch gezeigt, dass inhaltlich eine große Übereinstimmung mit dem alten 2. Staatsexamen gegeben ist, während der Stoff des alten 1. Staatsexamens kaum geprüft wird.

Dieser Analyse folgend haben wir einen Lernplan zusammen gestellt, in dem der Lernstoff auf das Wesentliche reduziert, strukturiert und auf 100 Tage verteilt wurde. Der 100-Tage-Lernplan und ausführliche Erläuterungen mit zusätzlichem Kreuzplan stehen im Internet zur Verfügung unter: www.medi-learn.de/ hammerplan

Deine Meinung ist uns wichtig! Wie gefällt dir diese Ausgabe unserer MEDI-LEARN Zeitung? Unter www.medi-learn.de /gw121 findest du einen kurzen Fragebogen mit drei Fragen zu dieser Ausgabe. Wir würden uns freuen, wenn du uns deine Meinung mitteilst. Mitmachen lohnt sich – unter allen Teilnehmern verlosen wir Fachbücher im Wert von 300 €. Einfach Fragebogen ausfüllen und schon bist du dabei!

OP-Quiz für PJ'ler Trümpfe aus sterilen Ärmeln ziehen von Charles Schupet A) B) C) D) E)

Lichtenstein ist eine Burgruine in Baden-Württemberg. Lichtenstein ist ein moderner Künstler. Lichtenstein ist ein OP-Verfah- ren, über das Sie nichts wissen. Lichtenstein haben Sie aber auf jeden Fall schon einmal gehört. Alle Aussagen treffen zu.

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u stehst gerade in der Tür, als das Telefon klingelt und fragst dich, ob du noch ein halbes Brötchen essen sollst. Die Oberschwester reißt den Hörer vom Telefon und schwingt ihn an ihr Ohr. Sie nickt, dreht dir den Kopf zu, lächelt und ruft: „Du sollst bitte in Saal IV!“. Du nickst zurück und flüsterst zu dir selbst: „Soll ich? Ja!“. Du schmeißt schnell eine Scheibe Käse auf die Brötchenhälfte und kaust es auf dem Weg zum OP-Bereich.

Basis wohl immer die Anatomie. Natürlich ist dann auch das saubere Verwenden der Terminologie unabdingbar. Sauberkeit bezieht sich eben nicht nur auf das Händewaschen und die ordentliche Desinfektion. Die saubere Unterscheidung von direkter und indirekter Leistenhernie war die erste Weichenstellung in dem OP-Gespräch, das zur Prüfung wurde. Grundsätzlich kein Problem. Der indirekte Bruch wandert durch den Leistenkanal, der direkte Bruch bricht „direkt“ durch. Dabei ist die „innere“ Öffnung des Leistenkanal der laterale Leistenring, nach „außen“ öffnet sich der Kanal im medialen Leistenring.

Situs-Abbildungen, aber man gewinnt keine Übersicht über die klassischen Verfahren. Nur die endoskopischen Verfahren werden deutlicher. Was dazu in Buchta’s Hammerexamen angegeben ist, reicht bei weitem nicht aus. Eine schematische Zusammenfassung der unterschiedlichen OPs auf einer einzigen Seite ähnlich wie im alten Siewert findet man aber in der Dualen Reihe Chirurgie. Auf einer Doppelseite ist im Berchtold einmalig übersichtlich die OP nach Lichtenstein dargestellt. Jedenfalls konnte ich nicht erklären, was man unter einer Lichtenstein-OP versteht. Peinlich nur, dass schon ausgereicht hätte zu sagen: „Wir sind gerade bei einem Lichtenstein.“ Aber auch, dass bei Shouldice die Transversus-Faszie gedoppelt wird und dass es noch endoskopische Verfahren gibt, konnte ich nicht ausführen.

Stell dich bitte da hin!

Das ist nicht die erste LeistenhernienOP für dich. Vor einer Woche hast du im Saal gegenüber bereits die Haken gehalten. Deine Stationsärztin war 1. Assistenz und fragte dich: „Kommst du mit den unterschiedlichen Schichten klar?“. Du hast etwas hinter OP-Haube und Mundschutz gegrübelt, aber gestern hattest du dir ja den Anatomie-Atlas angesehen. „Externus, Internus-Faszie…“, konntest du jetzt ausführen. Der Operateur blickte auf und meinte: „Richtig und die Rückwand wird von der TransversusFaszie gebildet.“ Super! Es hat also Sinn gemacht, Anatomie zu wiederholen. Die Leistenhernie war abgehakt. Du fragtest dann noch, ob das der Nervus genitofemoralis sei, um noch einen Trumpf aus dem sterilen Ärmel zu schütteln. „Der Ramus genitalis des Nervus genitofemoralis“, wies dich deine Stationsärztin mit einem Lächeln zurecht.

Du hältst gerade den Haken in der Hand

Die Leistenhernien-OP ist eine der häufigsten OPs in der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Laut E-Learning-Seite der Charité gibt es jährlich 120.000 Leistenhernien-OPs in Deutschland. Auf der Seite finden sich auch zahlreiche Abbildungen und Videos zur Shouldice-, Lichtenstein- und TEP-Operation. Als Skript mindestens gleichwertig einem Kurzlehrbuch. Das Bildmaterial ist teilweise beeindruckender, als in den „großen“ Lehrbüchern. Wer kennt das nicht: PJ-Stress – keine Zeit zum Lernen. Oft beschränkt sich dann der theoretische Hintergrund auf einen kurzen Blick in die Checkliste, fünf Minuten vor der OP. Bei der ein oder anderen Frage am OPTisch hat die Checkliste so „mein Leben gerettet“. Leider nicht bei der Leistenhernie. Denn so wie man einen Bruchsack frei präpariert und Stück für Stück auseinander nimmt, kam ich mir einmal in einer Lichtenstein-OP vor. „Was wissen Sie denn über die Leistenhernie?“, war die fröhliche Frage des Operateurs. Es ging von der Anatomie bis zur Therapie, wobei sich das erst fröhliche Gesicht des Prüfers mehr und mehr verfinsterte.

Über außen, lateral und medial

Am Abend davor noch etwas in der Schwarzen Reihe gekreuzt, nur zum Thema Gasbrand und andere Infektionen, war ich jetzt mit dieser offen gestellten Frage überfordert. Wie fängt man an, ein Thema frei vorzutragen? Das hatte ich bisher nicht geübt. Aber in der Chirurgie ist die

hausierten Bruchschneider auf den Marktplätzen. Wie wohl die Menschenmenge gejohlt hat, als der Bruch zwischen Wurstwaren und Tonkrügen herausgeschnitten wurde? Erst in der Neuzeit wurden erste OP-Verfahren versucht. Im 16. Jahrhundert führte Parés die Umstechung mit Golddraht (point doré) aus, und Franco vollführte die erste Spaltung eines Bruchrings bei eingeklemmter Hernie. Rauchschwaden stiegen vom Elektrokauter auf. Der Situs bei der offenen Leistenhernien-OP ist sehr unübersichtlich. Der Siewert und Berchtold helfen zwar bei einem realistischeren anatomischen Verständnis, weil die Anatomie anhand von Original-Situs-Aufnahmen erklärt wird. Aber ohne Beschriftung ist es gar nicht so einfach, die hauchdünnen Faszien voneinander zu unterscheiden. „Wirklich nichts gewusst?“, fragte der andere Operateur und danach ließ er die Rauchschwaden des preußisch-österreichischen Krieges heraufziehen, in dem ein gewisser Bassini sich in der Leiste verletzte. Mit dem Leben dem Schlachtgetümmel entflohen, entwickelte er eine chirurgische Technik, um die Inguinalhernie operativ zu versorgen.

Es klingelt...

Zurück zu den Wurzeln

Weit, weit zurückspulen, bis die letzten hippocampalen Felder der Erinnerungsfähigkeit überschritten sind. Sie befinden sich jetzt im Nirvana der Vorklinik. Ja richtig, der Terminologie-Kurs. Vorne an der Tafel im grauen Kostüm steht die Lehrerin der Fremdsprachen für Naturwissenschaftler. Sie ruft: „lateral!“ und die eng gefüllten Reihen murmeln wie im Gebet: „seitlich bzw. von der Körpermitte abgewandt“.

Jetzt sagen Sie schon!

Ich halte noch immer die Bauchdecke mit den Haken zurück und denke darüber nach, wie ich am besten die Leistenhernien erkläre. Also gut, der laterale Leistenring ist von der Körpermitte abgewandt, liegt von der Mitte also weiter außen, ist also der äußere Leistenring. Mein erster Satz: „Die indirekte Leistenhernie tritt durch den äußeren Leistenring.“ Der Operateur wartet weiter auf das Netz. „Alle Hernien treten durch den äußeren Leistenring aus!“, ruft der Operateur. Pause. Das Netz wird zurecht geschnitten. Ich halte weiter die Haken und meinem Gehirn wird erst in Zeitlupe klar, dass nicht alle Hernien durch den lateralen Leistenring treten, sondern, dass man einfach mit dem äußeren Leistenring den medialen meint. Verwirrend? Ich war auf jeden Fall verwirrt und schon war die erste Weiche zum abgrundtiefen Canyon des Nichtwissens gestellt. Ich sitze im rasenden Zug durch die Prärie und kann gerade noch das Warnschild „Achtung! Staatsexamen in ein paar Monaten!“ lesen.

Schneiden Sie bitte!

Die OP-Schwester reicht mir die Schere. „Und nun zu den OP-Verfahren: Welche kennen Sie?“. „Da wäre die nach Lichtenstein!“. „Ja, richtig. Was versteht man darunter?“. Eine gute Frage, für die ich im Nachhinein eine Menge Schinken gewälzt habe. In älteren Auflagen des Siewert fand ich die OP-Verfahren anhand der Schemazeichnungen besser erklärt. Im neuen gibt es zwar viele OP-

Sie haben also nichts gewusst ...

... fragte mich am nächsten Tag beim Händewaschen ein anderer Operateur. Nein, ich wusste nichts davon, dass sich Beschreibungen der Leistenhernie schon auf Papyri im alten Ägypten und bei Hippokrates fanden. Im Altertum empfahl man Diät und Bruchband. Dahingehend änderte sich kaum etwas bis zum Ende des vorletzten Jahrhunderts, obwohl einzelne Ärzte andere Therapieverfahren versuchten. Das Glüheisen wurde von Susruta im 5. Jahrhundert und von Paulus v. Aegina im 7. Jahrhundert angewandt. Im Mittelalter

Am anderen Ende des Apparats ist eine Freundin, die gerade auch ihr ChirurgieTertial beendet hat. „Was, ihr habt offen operiert?“, fragt sie mich verwundert. Tatsächlich war ich niemals bei einer laparoskopischen Leistenhernien-OP dabei. Mittlerweile bin ich in der Kinderheilkunde. Als die Kinderchirurgin letztens am Bett eines Jugendlichen über die Shouldice-OP referiert, verkneife ich mir meine Kommentare über die unterschiedlichen Faszien. Aber den Trend, den sie andeutet, dass man nämlich doch wieder zu den offenen Verfahren zurückkehrt, habe ich in meinem Chirurgie-Tertial auch beobachtet. Und nach diesem stumpfen Trauma am OP-Tisch ist die Schwarze Reihe mit ihrem 56 Jahre alten Zimmermann, der über eine Schwellung in der Leiste klagt, auch kein Problem mehr. Wir ver­losen ein Exemplar „Checkliste Chirurgie“ von Thieme – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw272

IMPRESSUM Herausgeber: MEDI-LEARN, ISSN 1860-8590 Bahnhofstraße 26b, 35037 Marburg/Lahn Tel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29 E-Mail: redaktion@medi-learn.de, www.medi-learn.de Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Angelika Lehle, Trojan Urban, Marlies Weier, Lilian Goharian, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld Lektorat: Jan-Peter Wulf, Simone Arnold Layout & Graphik: Kjell Wierig Berichte: Kai Kötter, Dr. Annette Tuffs, Saskia Fischer, Mario Strammiello, Florian Krebs, Peter Voss, Sylvia Zayer, Daniela Stöcklein, Jan-Peter Wulf Druck: Druckerei + Verlag Wenzel, Am Krekel 47, 35039 Marburg/Lahn Tel: 0 64 21/17 32 60, Telefax: 0 64 21/17 32 69 Anzeigenbetreuung: Christian Weier, Olbrichtweg 11, 24145 Kiel Tel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29 E-Mail: christian.weier@medi-learn.de. – Es gilt die Anzeigenpreisliste 02/2005. Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, JNTO Erscheinungsort: Marburg Die MEDI-LEARN Zeitung erscheint fünfmal pro Jahr und wird als Beilage der Zeitschrift Via medici aus dem Georg Thieme Verlag, Stuttgart, zugelegt. Der Bezug ist für Abonnenten der Via medici in deren Abonnement bereits enthalten. Der Einzelpreis beträgt 1,90 €. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos etc. kann der Verlag keine Gewähr übernehmen. Nachdruck – auch in Auszügen – nur mit vorheriger schriftlicher Zu­ stimmung. Der Verlag kann für Preisangaben keine Garantie übernehmen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bei allen Gewinnspielen und Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Anregungen und Redaktionskontakt per E-Mail unter: redaktion@medi-learn.de. Verlosung: Bei allen Verlosungen in dieser Ausgabe ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Der Einsendeschluss ist am 31. März 2008. Die Gewinner werden regelmäßig im Internet unter www.medi-learn.de/gewinner bekannt gegeben. Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungs­ berichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel.


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Auf ins Abenteuer– Das Medizin-Rätsel

Aus Fehlern lernen

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idw – Der Austausch einer Base innerhalb des Gens für den Dopamin-D2-Rezeptor - einer Andockstelle für den Botenstoff Dopamin im Gehirn - gibt Hinweise darauf, wie Menschen aus positiven oder negativen Rückmeldungen lernen (www.medi-learn.de/MLZ38). Das hat ein Forscherteam um Markus Ullsperger vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig herausgefunden. Versuchspersonen, bei denen die Rezeptordichte verringert war, nutzten negatives Feedback weniger häufig zum Lernen als Versuchspersonen mit höherer Rezeptordichte. Dieser genetisch verursachte neurobiologische Mechanismus könnte die Entstehung von Sucht und selbstschädigendem Verhalten begünstigen, vermuten die Wissenschaftler.

uf den Webseiten, im Forum und im Newsletter findet ihr zahlreiche Informationen rund um das Medizinstudium und den Start ins Berufsleben als Assistenzarzt. Das Rätsel dreht sich dieses Mal um Begriffe aus dem bald erscheinenden MEDI-LEARN Studienführer mit dem Titel "Abenteuer Medizinstudium".

Waagerecht

5. Freiwillige Tätigkeit im sozialen Bereich für ein Jahr 8. Bei Studenten sehr beliebte, knapp gefasste Lehrbücher (Mehrzahl) 10. anderes Wort für vorlesungsfreie Zeit 12. Ordnung, die das Medizinstudium regelt 16. Kleines Fach in der Vorklinik, das sich u.a. mit Mechanik beschäftigt 18. Kleines Fach in der Vorklinik, das sich u.a. mit Zellen beschäftigt 21. Staatsprüfung nach dem vierten Semester 23. Abkürzung für die Bundesvertretung der Medizinstudierenden Deutschlands

Töne mit Tönen heilen

Senkrecht

1. Öffentliche Einrichtung, die für die Vergabe der Studienplätze zuständig ist 2. Begehrtes Gut, das die ZVS vergibt 3. Selektionsverfahren für Studienplätze direkt an Unis - Bewerbungsgespräch mit Professoren 4. Möglichkeit, einen Studienplatz an einer anderen Uni zu bekommen 6. Erste bürokratische Tätigkeit eines Studenten, um Student an einer Uni zu werden 7. Versammlung von Studenten, zum Zwecke des gemeinsamen Lernens 9. Halbjahr in Studentensprache Zeit der Lehrveranstaltungen 11. Begriff für 12 Semester und 3 Monate für das Medizinstudium 13. Lehre des Aufbaus des menschlichen Körpers 14. Lehre der Funktionen im menschlichen Körper 15. Lehre der chemischen Vorgänge im menschlichen Körper 17. Kleines Fach in der Vorklinik, das sich u.a. Organik beschäftigt 19. Frei wählbare Fächer, von denen Medizinstudenten sowohl in der Vorklinik als auch in der Klinik ausgewählte belegen müssen 20. 11. und 12. Semester im Medizinstudium 22. studentischer Name für die Abschlussprüfung des Medizinstudiums 24. Nördlichste Unistadt, in der man in Deutschland Medizin studieren kann

Kurz notiert

NEU: Der MEDI-LEARN Studienführer Der MEDI-LEARN Studienführer "Abenteuer Medizinstudium" wird im Frühjahr 2008 erscheinen. Auf mehr als 300 Seiten enthält er alle Infos, die ein junger Medizinstudent benötigt. Lass dich unverbindlich weiter informieren unter: www.medi-learn.de/studienfuehrer!

idw – An der Uni Münster sind Prof. Dr. Pantev und Team dem Tinnitus auf der Spur. Fünf bis 15 Prozent der Deutschen, so wird geschätzt, leiden darunter: Das ständige Pfeifen, Klirren, Zirpen, Tönen hat schon Menschen in den Selbstmord getrieben. Fest steht, dass der Tinnitus durch eine Reorganisation von Neuronen im Hörkortex hervorgerufen wird, die quasi "Amok laufen". "Die Neuronen, die den Tinnitus verursachen, können wir nur sehr schwer beeinflussen", erklärt Diplompsychologe Stracke. Deshalb wenden die Münsteraner einen Trick an: Sie sprechen die umliegenden Neuronen an, damit diese wiederum auf die TinnitusNeuronen einwirken.

Herzinfarkt auf der Spur

idw – Wissenschaftlern der Universität Bonn ist zusammen mit USKollegen ein Aufsehen erregender Schritt in der Herzinfarkt-Forschung gelungen. Sie berichteten jüngst in der Zeitschrift "Nature" über ein Experiment, in dem sie Mäusen nach einem Infarkt embryonale Herzzellen einpflanzten. Die Versuchstiere waren danach vor lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen geschützt. Diese so genannten Kammertachykardien sind die häufigste Todesursache nach einem Herzinfarkt. Durch die Implantation embryonaler Herzmuskelzellen lässt sich dieses Risiko augenscheinlich drastisch reduzieren - zumindest bei Mäusen.

Neue Gehirn-Handwerker

Gewinnspiel: Trage einfach die Lösung unter www.medi-learn.de/studienfuehrer-quiz ein. Zu gewinnen gibt es ein lebensgroßes Skelett und wertvolle Fachbücher vom Georg Thieme Verlag. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Das Gewinnspiel läuft bis 31. März 2008.

idw – Wissenschaftler der Charité sind jetzt einem Mechanismus auf die Spur gekommen, mit dessen Hilfe künftig Abwehrzellen im Gehirn durch neue ersetzt werden könnten. Prof. Priller blickt in die Zukunft: "Vielleicht braucht man eines Tages das fremde Knochenmark und die Bestrahlung gar nicht mehr", meint er. Es könnte genügen, Zellen aus dem Blut des Patienten selbst zu isolieren, sie gentechnisch zu verändern und dann mit Hilfe spezieller Signalmoleküle zu veranlassen, im Gehirn mit der Reparatur des Schadens zu beginnen, den eine Alzheimer-Erkrankung oder ein Schlaganfall hinterlassen haben. Das wäre für alle Erkrankungen des Gehirns von großer Bedeutung."


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Unser Doktorvater hat Recht behalten Promovieren über Hepatitis C

Leider sind Seitenzahl und Erscheinungshäufigkeit der MEDI-LEARN Zeitung begrenzt, so dass wir nicht immer alle Texte berücksichtigen können, die ihr uns zusendet. Genauer gesagt: berücksichtigen konnten, denn nun gibt es den Digitalen Nachschlag bereits zum elften Mal mit weiteren spannenden Artikeln: Dieses Mal haben wir alle Artikel aus dem SEIRIN®-Akupunkturspecial zu einer Sonderausgabe DNS zusammengefasst: Der Digitale Nachschlag steht kostenlos als PDF im Internet zur Verfügung. Einfach die folgende Seite aufrufen:

von Daniela Stöcklein

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ie wichtigste Information gleich zu aller erst: Versucht die Doktorarbeit - egal wo und über was ihr sie macht - unbedingt vor Beginn des Praktischen Jahres fertig zu bekommen! Ich bin gerade im ersten Tertial Chirurgie und kann nur aus eigener Erfahrung sprechen, dass ich sehr froh bin, mich nach einem 8-stündigen OP-Tag nicht auch noch um meine Doktorarbeit kümmern zu müssen.

Nachdem sich der erste Schock legte, hab ich mich an die Arbeit gemacht Unser Thema war eine bundesweite Studie an Patienten mit chronischer Hepatitis C zur Fibrosierungshemmung der Leber, wobei letztlich bei der Ausarbeitung der eine Schwerpunkt auf der Histologie der Leber und der andere auf der Berechnung von Fibrosescores lag. Die Betreuung war wirklich sehr gut. Unser Doktorvater hat uns selbst mit betreut und war immer für uns da, wenn irgendwelche Unklarheiten bestanden, was nicht gerade selbstverständlich ist. Daher hört euch um, was andere über ihre Betreuung berichten, aber verlasst euch letztlich lieber auf euer Gefühl, macht euch euer eigenes Bild von eurem Doktorvater und lernt ihn persönlich kennen. Von vielen haben wir komische Blicke geerntet, als wir berichteten, bei wem wir Doktorarbeit machen. Aber ich kann persönlich nichts von den Gerüchten bestätigen. Wir haben uns sehr gut verstanden und ich glaube auch, dass wir unsere Arbeit zu seiner Zufriedenheit erledigt haben. Wir haben während der Zeit der Datenerhebung immer wieder neue Grafiken/Powerpointfolien für Kongresse und Vorträge erstellen und aktualisieren müssen, haben im Archiv – soweit es möglich war – fehlende Daten von Patienten aus unserer Klinik vervollständigt und ausgewertet. Die Berechnung der Fibrosescores erwies sich als etwas komplizierter. Um die exakten Formeln zu bekommen, haben wir die Autoren teilweise sogar per E-Mail direkt angeschrieben und um Hilfe gebeten. Überraschenderweise haben wir nur positives Feedback erhalten und konnten auf diesen Weg sogar Kontakte mit Ärzten aus Australien knüpfen. Also scheut euch nicht, bei Schwierigkeiten einfach mal den Autor der Artikel anzuschreiben, dessen E-Mailadresse meist gleich unter der Zusammenfassung im Kleingedruckten mit angegeben ist,

www.medi-learn.de /SEIRIN-DNS

Nachschlag Die Extraportion bevor ihr in der Bibliothek verzweifelt verschlüsselt, auf Trockeneis gepackt und und nicht weiterkommt. Zudem haben persönlich nach Heidelberg gefahren. Die wir für die Berechnung bestimmte Labor- meiste Zeit hat die Auswertung der Hiparameter benötigt, die nur in einem Spe- stologien in Anspruch genommen, nach ziallabor berechnet werden. Hiefür haben deren Abschluss erst die eigentlichen wir sämtliche tiefgefrorene Serumproben Berechnungen und Statistiken erfolgen SPV7647_Anz-medilearn_rz.qxd 18.08.2006 15:56 Uhr Seite 1 unserer Patienten aufgetaut, umpipettiert, konnten. Etwa einen Monat hat die Lite-

SCHMITTGALL, STUTTGART

Angefangen hab ich mit meiner Doktorarbeit relativ spät, zumindest hatten die meisten am Anfang des 8. Semesters schon längst ein Thema gefunden oder manche gar schon die erste wieder abgebrochen. Wenn man - so wie ich - eine rein statistische Doktorarbeit machen möchte, dann langt es alle mal aus, im 8. Semester anzufangen, schließlich liegt es einzig an einem selbst, wie gewissenhaft und konsequent man die Arbeit letztendlich auch durchzieht. Ich habe zusammen mit meiner Freundin Doktorarbeit gemacht, was den Vorteil hatte, dass wir das gleiche Patientenkollektiv hatten und somit sämtliche Daten gemeinsam erheben konnten. So kann selbst Statistik, die Erstellung von diversen Grafiken oder das stupide Ausfüllen von Excel-Tabellen richtig Spaß machen. Außerdem hat man immer jemanden, der einen motiviert, weiterzumachen und nicht alles hinzuschmeißen, wenn man mal der Verzweiflung nahe ist.

Online geht es weiter

Medizinische Fachbegriffe sucht man nicht im Grünen

raturrecherche in Anspruch genommen. Als Tipp kann ich nur jedem empfehlen, sich sämtliche Abstracts als PDF von der elektronischen Zeitschriftendatenbank der Universitätsbibliothek auf seinen Memorystick zu ziehen, sie am PC zu lesen oder bei Bedarf auszudrucken. Von der Klinik oder dem jeweiligen Institut aus müsstet ihr eigentlich über das Uninetz Zugriff haben, teilweise sind Artikel auch frei zugänglich und zu Hause runterladbar. Das spart wirklich unheimlich Zeit und ich hätte mir einige sinnlose Stunden in der Bibliothek und am Kopierer sparen können. Zwei Monate vor Beginn des PJ haben wir von unserem Doktorvater erfahren, dass er die erste Version unserer Arbeit in 4 Wochen auf dem Schreibtisch haben möchte. Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, hab ich mich schließlich an die Arbeit gemacht und die Arbeit niedergeschrieben. Obwohl ich vorher noch keinen Abstract gelesen hatte und mich erstmal einlesen musste, hab ich es in der gesetzten Frist geschafft, da ich zu dem Zeitpunkt bereits scheinfrei war und mich wirklich jeden Tag von früh bis spät der Doktorarbeit widmen konnte.

Es waren vier sehr intensive Wochen voller Arbeit,

Diese Artikel findest du in der DNS-Sonderausgabe zum SEIRIN®-Akupunkturspecial unserer Zeitung:

Interview "

Es war ein wohliges Gefühl"

"

Nein, ich hatte keine Angst"

Nadine Pohlmann hat die Akupunktur als letzten Ausweg für ihre Krankheit gesehen. Wie sie die Akupunktur als Heilmittel erlebt hat, ob sie Schmerzen gespürt und ob die Akupunktur geholfen hat, verrät sie in ihrem Interview.

Viele Patienten nutzen die Akupunktur immer mehr um ihre Beschwerden zu lindern. Simone G. hat sich dieser Behandlung unterzogen, um ihre andauernden Rückenschmerzen verschwinden zu lassen. Ob die Beschwerden verschwunden sind, was die Krankenkasse übernimmt und vieles mehr erzählt sie in ihrem Interview.

Aktuelles

Symposium für TCM Mit neuen Möglichkeiten bei Tinnitus, Schluckschmerz und chronischen Entzündungen vorbeugen. Die HNO-Universität in Heidelberg bietet eine neue Methode, die international zunehmend eine führende Rolle einnimmt.

Deutscher Lehrstuhl für TCM Das deutsche Universitätsklinikum in Hamburg hat 2007 den ersten deutschen Lehrstuhl für Traditionelle Chinesische Medizin eingerichtet mit dem Ziel auf dem Gebiet von Forschung und Lehre Behandlungen zu erforschen.

aber es hat sich gelohnt

� Topaktuell:

Ausgabe 2007/2008

� Extraprall:

75000 Stichwörter

� Supergünstig:

Nur

�19

95

Es waren vier sehr intensive Wochen voller Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Nach einer kleinen Korrektur habe ich meine Arbeit wieder zurückbekommen und kann sie dann in einem Jahr mit bestandenem Staatsexamen beim Promotionsbüro einreichen. Aus unserem Freundeskreis waren wir die letzten, die mit der Doktorarbeit begonnen haben und sind die ersten, die nun fertig sind! Unser Doktorvater hat Recht behalten: Wir sind ihm sehr dankbar, dass er sich so für unsere Doktorarbeit eingesetzt hat und sie noch vor unserem PJ-Beginn abgeschlossen haben wollte!

Ausland

TCM Famulatur in China Neun Millionen Einwohner! Für deutsche Verhältnisse ist Guangzhou eine sehr große Stadt. Sabine Gerich machte sich auf eine lange Reise, um ihre TCM-Famulatur zu absolvieren, aber auch China einmal live" zu erleben. "

Nadeln in Brasilien Beim Gedanken an Brasilien ist Akupunktur vielleicht nicht das Erste, was einem in den Sinn kommt. "It's hard not to have fun in Brazil!" Was sich Sabine Gerich von diesem Land und vom Medizinischen her erwartet und was sie wirklich erlebt hat, erfahrt ihr in ihrem Akupunkturbericht über die Copa Cabana.

Die Akupunktur-Famulatur

springer.de

Wir ver­losen ein Exemplar „Springer Klinisches Wörterbuch 2007/08“ – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw275

Traditionelle Chinesische Medizin in Taiwan hat Juliane Barth für 8 Monate genießen können. Zwischen Bergen und Meeren TCM hautnah zu erleben, das Land des Lächelns zu entdecken und eine völlig andere Kultur kennen zu lernen, war für sie eine unvergessene Zeit.


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