Kurz vor der Klausur: Lernen im Waschsalon
Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte
Der Wecker klingelt. 7.00 Uhr – ein ganz normaler Morgen. Verschlafen startet der Tag. Der blinde Griff ins Wäschefach geht ins Leere. Was für ein Alptraum! Yvonne Bernsdorf berichtet über ihr Lernen im Waschsalon.
ZEITUNG
Fortsetzung auf Seite 8
Ausgabe 02/05 · April 2005 · Nr. 2 · In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag · www.medi-learn.de · 1,90 €
Schweinehäute und Co.
Dienste sind lehrreich
Zulumedizin und Folgen
Reformstudiengänge sind in aller Munde, doch wie sieht die Realität für Studenten aus? Alicja Zybowski läßt uns an Erlebnissen im Chirurgie-Block der Uni Heidelberg teilhaben.
In der Vorklinik hatte sie noch mit Physik und Chemie gekämpft, doch heute ist sie praktisch tätige Ärztin: Dr. med. Andrea Weinbrenner stellte sich unserem Interview.
Was erlebt man als Student in Südafrika? Patienten mit Schußwunden, die Sorge um HIV und Scabies: Vera Preller famulierte im Bethesda Hospital in Ubombo.
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„Ein Pfund Anatomie, bitte!“ „Darf‘s auch ein bißchen mehr sein?“ Redaktion MEDI-LEARN
Anatomie-Vorlesung in der Uni Hamburg, Foto: Universität Hamburg
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er Präparierkurs in der Anatomie zählt noch immer zu den eindrücklichsten Erfahrungen im Medizinstudium: Wer hat nicht bei dem Gedanken daran bereits den Formalin-Geruch in der Nase oder erinnert sich an eine der zahlreichen Begebenheiten zurück. Wer dieses Neuland allerdings erst noch betreten soll, kommt um die Frage, sich für ein bestimmtes Lehrwerk oder einen Atlanten zu entscheiden, nicht herum. Doch welches Buch soll ich für die Anatomie wählen? Wir stellen Euch im Schwerpunktthema dieser Ausgabe insgesamt vier Atlanten
bzw. Lehrbücher ausführlich vor. Eines gleich vorweg: Es hat sich einiges getan in Sachen Anatomie, denn sowohl der Georg Thieme als auch der Springer-Verlag schicken eigene Werke ins Rennen. Mit den „PowerPockets“ von Lehmanns und dem „Anatomie Komplett“-Paket aus dem Hause Schattauer wird die Szene im Buchmarkt zusätzlich bereichert. Der Springer Verlag hat einen Anatomie-Atlas namens „Tillmann“ in die Regale der Buchhändler gestellt, und der Georg Thieme Verlag brachte den ersten Band des dreibändigen Werkes „Prometheus“ auf den Markt.
Der „Tillmann“ setzt auf ein eigenes Lernkonzept und traditionell in Aquarelltechnik gemalte Bilder. Der „Prometheus“ hingegen ist als erster Anatomie-Atlas komplett am Computer erstellt und besticht durch klare, systematisch aufgebaute Bilder. Beide neuen Atlanten verzahnen die vorklinisch-anatomische Ausbildung mit klinisch relevanten Informationen. Der „Prometheus“ mischt sogar erläuternde Lehrbuchtexte mit den eigentlichen Bildern, so daß der Atlas gleichzeitig auch als Lehrbuch genutzt werden kann. Wir dürfen Herrn Wesker, einem der Graphiker des „Prometheus“, bei seiner Arbeit über die Schulter schauen. Einen kompletten Präpkurs im Heimkino bietet das Lehmanns „PowerPocket“: Fotoatlas samt DVD als eine eindrückliche Ergänzung zu den Standardlehrwerken. Wer eine komplette Ausrüstung für Kurs und Seminar wünscht, für den stellt das „Anatomie Komplett“-Paket aus dem Hause Schattauer mit Lehrbüchern und Fotoatlas eine Alternative dar. In unserem Schwerpunktthema dieser Ausgabe stellen wir Euch die neuen Titel ausführlich vor. Artikel auf Seite 6/7
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Neue Examina: IMPP lüftet erste Geheimnisse Redaktion MEDI-LEARN
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ie werden die Staatsexamina für Medizinstudierende in der Zukunft aussehen? Das IMPP lud am 25.10.2004 zu einem Informationstag ein, und MEDI-LEARN war dabei, um Euch zu berichten.
Wer, wann, was? Seit dem Beginn des Wintersemesters 2003/04 gilt für alle neu eingeschriebenen Medizinstudenten die frisch verabschiedete Approbationsordnung (ÄAppO). Nicht nur für sie, sondern auch für ganze Jahrgänge von Studierenden, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Studium befanden, ändert sich einiges. Auch wenn es unter den Studenten noch oft zu Verwirrungen kommt, wer denn jetzt wann unter welchen Bedingungen studiert, ist den meisten klar, ob sie noch nach den alten Bedingungen zu Ende studieren oder ob sie ihre Examina schon nach den neuen Bedingungen schreiben müssen. Die Zahl der staatlichen Prüfungen reduziert sich nun nach der neuen ÄAppO von vier (Ärztliche Vorprüfung, Erstes, Zweites und Drittes Staatsexamen) auf nur noch zwei (Erstes und Zweites Staatsexamen).
Hände hoch und T-Shirt aus: Lachen ist gesund: der Untersuchungskurs der Klinik-Clown Rididu von Robert Kapelle
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arauf hatte ich die letzten zweieinhalb Jahre sehnsüchtig gewartet. Unzählige Male hatte ich mir diesen Moment in meiner Phantasie vorgestellt, besonders in den Augenblicken der Verzweiflung, die einem während des Studiums der Humanmedizin manchmal wie der sprichwörtliche Heuhaufen erscheinen, in dem man die berühmte Nadel des Glücks der Medizin sucht. In den atemberaubend langweiligen Chemie-Praktika habe ich davon geträumt, genauso wie in den einsamen Monaten des Anatomie-Semesters, in denen sich unzählige Freunde abgewandt haben, weil die knappe Zeit und der intensive Formalin-Geruch deutlich gegen eine Fortsetzung der Freundschaft mit mir sprachen. Auch in den letzten Stunden vor dem Physikum, jenen, die einen konsequent am Rande des totalen Nervenzusammenbruchs entlang treiben, habe ich nur durch diesen Film überleben können, der immer wieder in meinem Kopf ablief: Ich ziehe mir
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
meinen strahlend weißen, faltenfrei gebügelten Kittel über, lege mir lässig mein Stethoskop um die Schulter, schwebe über den Boden der Station zu meinem ersten Patienten, den ich mit ein paar geschickten Handgriffen und unter euphorischem Beifall des Professors untersuche. Nun also war es auch in der Realität so weit, der erste Tag des Untersuchungskurses „Innere Medizin“ stand an, und ich hatte am Abend zuvor mit Hilfe einer brandneuen Emergency Room Folge mein Wissen über eine perfekte körperliche Untersuchung auf Hochglanz gebracht. Es konnte losgehen. In einer Gruppe von zehn Studenten wurden wir von einem grimmig dreinschauenden Internisten auf die kardiologische Station geführt, wo wir zunächst in einen kleinen fensterlosen Raum gingen, der in etwa das Flair einer Abstellkammer besaß. Immerhin war diese Abstellkammer mit einer Liege versehen… Fortsetzung auf Seite 12
Foto: Johann Saba/Photo und Medienzentrum 4.33- Universitätsklinikum Bonn
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ein schönstes Erlebnis: Er brachte einen fünfjährigen Jungen nach überstandener Herz-Operation zum Lachen. Auch die Eltern des Kindes dankten dem Clown. Darin besteht für Kreuz der Sinn seines Daseins als Klinik-Clown: Den Kindern schöne Momente zu bereiten! Ebenso einfühlsam wie im Spiel mit den Kindern ist er auch, wenn er merkt, daß es einem Kind plötzlich schlecht geht und es Hilfe von den Krankenschwestern benötigt. Dann zieht er sich schnell und unauffällig zurück. Das gehört dazu. Auch, daß Kinder
die Frage „Hast Du Lust auf Clownsbesuch?“ gelegentlich verneinen. „Ein Therapeut sei er nicht“, sagt Klinik-Clown Kreuz. Auch wenn seine Arbeit therapeutische Wirkung auf das Gemüt der kleinen Patienten zeigt, denn Lachen ist bekanntlich gesund! Wenn Kreuz Kinder über einen längeren Zeitraum besucht, entstehen automatisch sogenannte Clownsfreundschaften zwischen Clown Rididu und einzelnen Kindern. Bereits seit zehn Jahren arbeitet Sozialpädagoge Kreuz als Clown. Im Jahr 2000 ließ er sich zum professionellen Clown ausbilden. Kreuz schätzt die Kombination von künstlerischer und pädagogischer Tätigkeit. Mit seiner Arbeit schafft er einen anderen Zugang zu den Kindern, als ihn die Ärzte haben, mit der Motivation: „Ich möchte dem grauen Klinikalltag Farbtupfer geben“, sagt Kreuz, der auch Mitglied des Vereins „Kunst im KinderKrankenhaus“ (KiKK) e.V. ist. Ermöglicht wird sein Einsatz im Universitätsklinikum Bonn, wo er
Das neue 1. Staatsexamen (M1) löst die alte ärztliche Vorprüfung (sprich: das Physikum) ab; das neue 2. Staatsexamen (M2) wird – anders als bisher – nach dem PJ geschrieben. Die Gesamtnote errechnet sich (wenn beide Prüfungen nach der neuen ÄAppO absolviert werden) zu einem Drittel aus dem Ersten, zu zwei Dritteln aus dem Zweiten Staatsexamen. Dabei bleiben die Methoden zur Berechnung von Bestehens- und Notengrenzen unverändert.
Tschüß, Physikum. Hallo, Erstes Staatsexamen. Beim zukünftigen Ersten Staatsexamen, welches erstmals im August 2005 durchgeführt wird, bleiben die Änderungen (im Vergleich zum alten Physikum) insgesamt sehr überschaubar. „Der erste Abschnitt der ärztlichen Prüfung ist weitgehend der bisherigen ärztlichen Vorprüfung angepasst“, so das IMPP. Die Anzahl der Fragen insgesamt und pro Fach hat sich in der neuen ÄAppO nicht geändert, und so gilt auch der bisherige Gegenstandskatalog GK1 in der Fassung vom Januar 2001 weiterhin für die neue Prüfung. Fortsetzung auf Seite 10
seit drei Jahren als Clown Rididu tätig ist, mit Hilfe der Stiftung Krankenhausseelsorge des evangelischen Kirchenkreises Bonn. Aber auch in anderen Bonner und Kölner Krankenhäusern arbeitet er als „sensibler Spaßmacher“. Wenn Kreuz nicht mit roter ClownsNase, Schlapphut und Ringelsocken in den Kliniken Kinder mit ihren Sorgen und Schmerzen besucht, ist er als Jugendleiter in einer evangelischen Kirchengemeinde tätig. Überschneidungspunkte zu seiner Tätigkeit als Klinik-Clown gibt es insofern, daß er hier mit Kindern und Jugendlichen Theater spielt. Wenn er die Krankenhaus-Welt verläßt, ist er „positiv erschöpft“ und die Reflexion über seine Arbeit mit Clownskollegen, Klinikschwestern oder Freunden ist sehr wichtig. In dem Clownskostüm steckt eben auch „nur“ ein Mensch, und das Erlebte muss sich nach der Arbeit „erst einmal setzen“, so Kreuz. Quelle: idw – Informationsdienst Wissenschaft Ansprechpartner Rainer Kreuz, Klinik-Clown Telefon: 02 28/22 91 52 http://www.clown-rididu.de
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Mehr Fach, weniger Chinesisch
Surftips
von Christian Weier
Augenbilder Für die meisten Studenten ist die Ophthalmologie ein Buch mit sieben Siegeln; in wenigen Stunden Untersuchungskurs soll man erlernen, Augenbilder richtig zu diagnostizieren, was nahezu unmöglich ist. Der AugenbilderAtlas der Augenklinik der Uni Gießen bietet die Chance, erlerntes Wissen in aller Ruhe am Computer zu vertiefen.
terbuch für den Mediziner – quasi ein „Pschyrembel“ aus dem Springer Verlag, wobei mir das vorliegende Buch auf den ersten Blick wesentlich ausführlicher vorkommt. Ich bin gespannt, ob ich mit dem Buch zurecht komme. Eigentlich bin ich eher ein „Wörterbuchmuffel“ – ich mag es einfach nicht, nach einer Erklärung zu suchen und dann weitere zehn Begriffe nachschlagen zu müssen, um die Erklärung verstehen zu können, aber warten wir es ab. Ich schlage das Buch auf und finde direkt auf der ersten Seite eine Übersicht, wie die einzelnen Begriffe innerhalb des Wörterbuches dargestellt sind. Nach wenigen Blicken weiß ich, wie Verweise auf andere Begriffe gekennzeichnet sind, habe herausgefunden, daß das eingekreiste „E“ die englische Übersetzung des Wortes einleitet und daß neben der eigentlichen Begriffserläuterung zusätzlich angegeben wird, aus welchen Silben das Wort besteht und um welche Wortart und welches Geschlecht es sich handelt. Gespannt starte ich den ersten Praxistest: „Pankreatitis“, um erst einmal einfach anzufangen. Der Buchstabe „P“ ist dank des von der Seite erkennbaren Verzeichnisses schnell gefunden. „Pa“ … „Pan“ … „Pank“ … „Pankreatitis“ – gefunden! Ich erfahre auf den ersten Blick, daß der
Plural des Wortes „Pankreatitiden“ lautet und daß das Wort im Englischen ähnlich wie im Deutschen heißt: „pancreatitis“. Es folgt eine kurze prägnante Beschreibung: „Akute und chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die v.a. durch Alkoholkonsum verursacht wird.“ Es folgen knapp eineinhalb Seiten Ausführungen zu den verschiedenen Formen der Pankreatitis inklusive der Angabe der Klinik, der Diagnostik und der Differentialdiagnostik, der Therapie, des Verlaufs und der Prognose. Das Ganze wird optisch von drei farbigen Flußdiagrammen und einer Tabelle zum Ranson-Index untermalt, der die Prognosestellung unterstützt. Erstaunlicherweise stolpere ich bei der Lektüre kaum über mir unbekannte Fremdworte. Auf zum zweiten Test – diesmal möchte ich etwas über die „Mukoviszidose“ erfahren. Nach kurzem Blättern finde ich den Eintrag und werde auf die korrekte medizinische Bezeichnung „zystische Fibrose“ verwiesen, unter der ich dann auch eine ausführliche Abhandlung inkl. einer Grafik und einer Tabelle zu den Manifestationsorten der Krankheit in verschiedenen Lebensaltern finde. Zuletzt widme ich mich einem aktuellen Thema – mal schauen, was mir das Buch über „SARS“ sagen kann.
Nach einem kurzen Umweg über das Wort „Syndrom“ (schweres akutes respiratorisches Syndrom) lande ich auf einem zweieinhalbseitigen Essay, von denen es laut Covertext weitere 43 in dem Lexikon gibt. Nach der Definition gibt es einen kurzen Überblick über die jüngste Entwicklung; das Krankheitsbild und die Übertragungswege werden geschildert, Maßnahmen der Quarantäne beschrieben, der Erreger im Detail vorgestellt, die Therapie und Prävention erläutert. Untermalt wird das Ganze durch eine schematische Zeichnung und ein elektronenmikroskopisches Bild des Erregers. Wieder verstehe ich alle Erläuterungen auf Anhieb, ohne weitere Schlagwörter nachschlagen zu müssen. Zuletzt werfe ich einen Blick auf den Preis – das Buch schlägt mit 29,95 EUR zu Buche. Ich bin von dem „Lexikon Medizin“ überzeugt. Vor allem die gute Lesbarkeit, der Verzicht auf „Fachchinesisch“ und die gute Untermalung mit Grafiken und Tabellen sorgen dafür, daß das Buch ab sofort einen Platz auf meinem Schreibtisch bekommt. Das Buch ist nicht nur für den gestandenen Arzt, für Medizinstudenten und medizinische Assistenzberufe bestens geeignet, das Werk kann sogar dem interessierten Laien detaillierte Auskunft über medizinische Sachverhalte geben.
Medizinstudenten wissen zu wenig über Sterbebegleitung
häufig geäußerten Wunsch von Patienten, nicht unter der Anwendung invasiver Hightech-Medizin sterben zu wollen, zuwiderhandeln. Dies geht aus einem Beitrag in der Zeitschrift „Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) hervor, der die Ergebnisse einer Umfrage unter Medizinstudenten an den Universitäten Mainz und Berlin zusammenfaßt. Flüssigkeitszufuhr und Ernährung über Infusionen oder Sonden gehören weder nach den Grundsätzen der Bundesärztekammer noch aus juristischer Sicht zu den unabdingbaren Basismaßnahmen bei sterbenden Menschen. Im Gegensatz dazu bewertete die Mehrzahl der Befragten diese Maßnahme als unverzichtbare Basisbetreuung. Vier Fünftel der Studierenden würden eine vorliegende Patientenverfügung bezüglich Sonderernährung nicht beachten. Nach den Grundsätzen der Bundesärztekammer können – in Übereinstimmung mit dem selbstbestimmten Willen des Patienten – bei Sterbenden Maßnahmen zur Verlängerung
des Lebens beendet werden, wenn sie den Eintritt des Todes nur verzögern und die Krankheit in ihrem Verlauf nicht mehr aufgehalten werden kann. Fast alle befragten Medizinstudenten stimmten diesem Grundsatz inhaltlich zu, aber weniger als die Hälfte hielt zum Beispiel den Abbruch einer antibiotischen Therapie für vertretbar, und viele hielten den Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen bei Sterbenden zwar moralisch für gerechtfertigt, aber für juristisch nicht erlaubt. Vier Fünftel der Studierenden fühlten sich nur mangelhaft über ethische Fragestellungen am Lebensende informiert. Daher verkennt ein Großteil der Befragten die legalen Möglichkeiten der Therapiebegrenzung und bewertet Maßnahmen der passiven als verbotene aktive Sterbehilfe.
www.augenbilder.de
Histologie Die Histologie als Teil der Anatomie belegt in der Vorklinik eine zentrale Rolle. An vielen Unis stehen die histologischen Präparate nur in der Uni zur Verfügung; manche Professoren verlangen, daß im Kurs handgemalte Zeichnungen angelegt und beschriftet werden. Wer in aller Ruhe am eigenen Schreibtisch nacharbeiten möchte, ist beim sogenannten „HistoWebAtlas“ genau richtig. Insgesamt stehen 100 Präparate zur Verfügung, die wiederum in verschiedenen Färbungen und Vergrößerungen gezeigt werden. www.anatomie.net/histowebatlas
ELMI Klingt fast ein bißchen süß – doch ELMI steht natürlich für Elektronenmikroskop, den passenden Online-Atlas bietet die Uni Heidelberg dazu im Internet an. Nicht nur in der Forschung werden die „Aufnahmen“ der Elektronenmikroskope immer wichtiger – mittlerweile haben sie auch Einzug in die anatomische Ausbildung gehalten. Der Online-Atlas bietet übersichtlich strukturierte Aufnahmen aller wichtigen Organe und Gewebe – wer über eine schnelle Internetverbindung verfügt, kommt sogar in den Genuß von hochauflösenden Aufnahmen.
Titel: Springer Lexikon Medizin Autor: P. Reuter Verlag: Springer ISBN: 3-540-20412-1 Preis: 29.95 EUR
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in riesiger Wälzer landet auf meinem Schreibtisch; das frische Design aus dunkelblau und türkis macht mich neugierig. Als ich mir das Buch schnappe, stelle ich mit Erstaunen fest, daß es viel leichter ist, als es auf den ersten Blick gewirkt hat. Ich erblicke den Titel: „Springer Lexikon Medizin“ ist auf dem Cover in Großbuchstaben zu finden - 80.000 Stichwörter auf 2.400 Seiten, dazu noch 50.000 englische Übersetzungen und 44 sogenannte Essays. Also ganz eindeutig ein Wör-
http://zellbio.ana.uni-heidelberg.de
Kinderheilkunde Wer die Kinderheilkunde erlernen oder sein Wissen in diesem Fach vertiefen möchte, kann gesponsert von Nestlé nun kostenlos auf die Inhalte der CD-ROM „Kinderheilkunde multimedial“, die bis dato im Schattauer Verlag erschienen ist, online zugreifen. Neben einem systematischen Lehrbuchtext stehen 160 Kasuistiken mit Bildern zur Verfügung. www.nestle-wissdienst.de
Examensservice Wie jedes Semester veröffentlichen die MEDI-LEARN Examensexperten aus Marburg auch zum Frühjahrsexamen wieder kurz nach Ende der Prüfung die Ergebnisse der Literaturauswertung auf der Webseite von MEDI-LEARN. Bereits ca. zwei Stunden nach Abgabe der Lösungsbögen wird der erste Stand der Dinge online verfügbar sein. Die endgültigen Ergebnisse sind abhängig von der Anzahl der Fragen in der Regel zwischen 19.00 Uhr und 21.00 Uhr am Prüfungstag verfügbar. Den Service findet Ihr unter: www.medi-learn.de/Ergebnisse
Foto: www.photocase.de, Jan Stoltenhoff
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rotz des Interesses für ethische Fragestellungen am Lebensende ist nur eine Minderheit von Medizinstudenten über die ethischen Grundsätze der Bundesärztekammer und über die rechtlichen Grundlagen
informiert, obwohl diese im Internet für jedermann zugänglich sind. Viele zukünftige Ärzte würden auch bei sterbenden Patienten diagnostische und therapeutische Maßnahmen durchführen und damit dem
Quelle: Ethische Entscheidungen am Lebensende – Kenntnisstand und Einstellungen Medizinstudierender. Dtsch Med Wochenschr 2004; 129; Nr. 28/29; S. 1556-1560.
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Studium mal anders: Schweinehäute und Co. von Alicja Zybowski
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n Heidelberg genießen die Medizinstudenten seit einiger Zeit den Reformstudiengang heicumed (Heidelberger Curriculum Medicinale). Alicja Zybowski hat ihre Eindrücke und Erlebnisse im Chirurgie-Block in sehr lesenswerter Form zu Papier gebracht.
Es ging sofort und unvermittelt los Letztes Jahr belegte ich den Block Chirurgie in Heidelberg, einen der insgesamt vier klinischen Blöcke, die im Rahmen von „heicumed“ umgestaltet wurden und nun auf einer interaktiven und praktischeren Zielsetzung basieren. Für die ungefähr 180 Studenten gab es eine Einführungswoche, die meiner Meinung nach eigentlich keine wirkliche Einführung war, sondern einfach der Beginn der Kurse. Denn schon vom ersten Tag an wurden wir mit Aufgaben betraut, für die man sicherlich ein besser ausgebildetes Vorwissen hätte mitbringen sollen; z.B. sollten wir Thoraxdrainagen in Plastikpuppen legen, Schweinehäute nähen etc. Außerdem wurden an einem Tag so viele verschiedene Fächer durchgenommen, daß man eher verwirrt war; natürlich haben viele Dozenten wieder betont, was sie alles in der Prüfung
abfragen wollen. Ich denke nur, daß dieses Mittel, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen, nicht wirklich angebracht und irgendwann ausgereizt ist. Die nächsten zehn Wochen wurde morgens jeweils eine Stunde eine Leitsymptom-Vorlesung gehalten, die anwesenheitspflichtig war wie auch alle anderen Veranstaltungen. Jede Woche wechselte hier das Fach, welches nicht immer dasselbe wie am Nachmittag war.
Und Chirurgie kann doch interessant sein In den ersten zwei Wochen stand die Viszeralchirurgie auf meinem Stundenplan. Obwohl ich mit einer gewissen vorgeprägten, nicht unbedingt positiven Einstellung in diesen Kurs ging, war ich nach den zwei Wochen mehr als positiv überrascht, wie interessant ein Fachgebiet sein kann, ohne daß man es jemals wirklich für sich als Zukunftswunsch in Erwägung gezogen hätte. Was ich damit sagen möchte ist, daß die unterrichtenden Ärzte so viel Mühe und Engagement für ihr Fach und ihre Studenten gezeigt haben und auch der Erklärungen und Gespräche nie müde wurden. Ich habe sehr viel gelernt und das vor allem mit Freude, da man gesehen hat, daß es den Dozenten ebenfalls Freude bereitet zu unterrichten. Dreimal in der Woche hatten wir auch Kontakt zu Patienten mit Unterricht direkt am Krankenbett in sehr kleinen Gruppen. Nähte und Knoten wurden in den Seminaren nochmals geübt, so lange, bis sie jeder konnte. POL-Gruppen waren im Vergleich zu den anderen Chirurgischen Fächern sehr sinnvoll
Akupunktur sticht Standardtherapie aus
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kupunktur ist wirksam: Sowohl die Akupunktur nach den Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), als auch die sog. Sham-Akupunktur, bei der an NichtAkupunkturpunkten gestochen wird, wirken besser gegen chronischen Kreuz- und Knieschmerz als die leitlinienbasierte konservative Standardtherapie. Das sind die ersten Ergebnisse der weltweit größten Studien zur Wirksamkeit der Akupunktur „gerac“ (German Acupuncture Trials), die in der Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität Bochum von Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch koordiniert werden. Für die gerac-Studien haben Orthopäden, Schmerztherapeuten, Neurologen und Biometriker mit Vertretern der Akupunktur zusammengearbeitet.
Strenge Einschluß- und Behandlungskriterien Je über 1000 Patienten mit länger als sechs Monate dauernden Kreuzbzw. Knieschmerzen nahmen an den beiden kontrollierten, randomisierten Studien teil. Sie wurden zufällig einer der drei Gruppen – TCM-, ShamAkupunktur oder Standardtherapie – zugeordnet. Die akupunktierten Patienten erfuhren nicht, welche Art
Akupunktur sie erhielten: Die Akupunktur nach TCM-Regeln oder die für gerac eigens entwickelte ShamAkupunktur an vermeintlich unwirksamen Punkten. Die Teilnehmer der Akupunktur-Gruppen erhielten zehn, bei Bedarf 15 Behandlungen binnen sechs bzw. zwölf Wochen. Falls notwendig, waren Schmerzmittel bis zu einem vorher definierten Höchstmaß erlaubt. Nicht erlaubt waren Zusatztherapien wie Spritzen oder bei Kreuzschmerz Krankengymnastik.
und vervollständigten das Verständnis. Es war ein sehr gut organisierter Kurs.
Anästhesisten lieben den Frontalunterricht Darauf folgte einwöchig die Anästhesie. Dieser Kurs war meiner Meinung nach zu frontal unterrichtet, die Dozenten schienen nicht wirklich große Lust zu haben. Den folgenden Satz hörten wir sehr oft: „Ich mache das für euch, ich kann es ja schon, mir ist es egal, was ihr daraus macht“. Natürlich ist es sehr schwierig, Dosierungen, Wirkungen, Nebenwirkungen etc. über Medikamente zu vermitteln, ohne einen Frontalunterricht zu halten, aber ich glaube, es hängt sehr stark von den Dozenten ab, die jede Woche wechselten. So könnte es natürlich sein, daß ein Student, der diesen Kurs vier Wochen später besucht, absolut begeistert ist. Nur kann man dann schlecht einen Vergleich ziehen, da der Dozent ein anderer war.
Der Notfallkurs hat mich begeistert Der einwöchige Notfallkurs war der praktischste Teil des ganzen Semesters: Wir sollten anhand einer Puppe, die sogar Puls, EKG, Atem- und Brechgeräusche und sogar Venen zum Punktieren besaß, die unterschiedlichsten Notfälle in möglichst realer Situation lösen. Das Wiederbeleben mit Herzmassage, Defibrillieren, Beatmen und Intubieren wurde sehr gut eingeübt. Ein Computer überprüfte genau, „wie gut wir an der Puppe Hand anlegten“. Alle Studenten wurden hier, ebenfalls in mittlere Gruppenstärke zu je neun Studenten aufgeteilt, gleichermaßen gefordert. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich war absolut begeistert von diesem Kurs, zumal ich mich jetzt in der Lage fühle, bei einem tatsächlichen Notfall wirklich (mit-)helfen zu können.
Erfolgsraten auf 47,6 % für die Akupunktur nach TCM-Regeln, 44,2 % für die Sham-Akupunktur und nur 27,4 % für die Standardtherapie. „Der über sechs Monate nachweisbare Effekt von Akupunktur führte zu einem geringeren Verbrauch an Medikamenten und weiteren Therapieformen im Nachuntersuchungszeitraum als unter Standardtherapie“, so gerac-Teilstudienleiter PD Dr. Michael Haake (Orthopädische Klinik Universität Regensburg).
Akupunktierte Patienten brauchen weniger Medikamente In die Kreuzschmerz-Teilstudie wurden 1162 Patienten eingeschlossen. Die Ergebnisse sechs Monate nach Ende der jeweiligen Therapie: Die Akupunktur nach TCM-Regeln erreichte bei 71,1 % der Patienten einen Erfolg, das heißt eine Schmerzlinderung und/oder Funktionsverbesserung gemäß der zur Erfolgsmessung eingesetzten Instrumente. Die ShamAkupunktur war in 67,7 % der Fälle erfolgreich, die Standardtherapie jedoch nur in 57,6 %. Durch Einberechnen von nicht erlaubten Zusatztherapien wie Krankengymnastik oder Spritzen, die durch Telefoninterviews erfasst wurden, sanken die
Nadeln erringen überzeugende Erfolge Ähnlich sehen die (unbereinigten) Ergebnisse drei Monate nach dem Behandlungsende für die Teilstudie Kniegelenksverschleiß (Gonarthrose) aus, an der 1039 Patienten teilnahmen: Eine Abnahme der Schmerzen und eine Verbesserung
Nachdenkliches aus der Urologie Die Urologie ist ja bekannterweise ein sehr überschaubares Fachgebiet, und so befürchtete ich, daß uns ausschließlich die Prostata und ihre Krankheiten beschäftigen würden. Für einen niedergelassenen Arzt wäre dies wohl auch der Fall, aber eine Uniklinik hat natürlich immer eine größere Vielfalt und auch sehr außergewöhnliche Krankheiten zu bieten. Besonders die Nierentransplantation hat mich sehr interessiert. Die Seminare beinhalteten auch Notfälle jeglicher Art und ein großes diagnostisches Quiz zum Schluß der Woche. Es wurde nie langweilig zuzuhören, Theorie und Praxis waren sehr ausgewogen und die Organisation sehr gut. Natürlich war die Krebskrankheit, wie in jedem anderen chirurgischen Fach auch, ein sehr großes Thema. Nach zehn Wochen hat man fast den Eindruck, daß Krebs irgendwann jeden Menschen irgendwo befallen wird; es war sehr traurig, diese Patienten zu sehen und gleichzeitig zu wissen, daß es eigentlich gar keine ursächliche Heilung gibt, zumindest noch nicht. Die Dozenten waren gleichfalls gute Lehrer und sehr einfühlende Ärzte, es war bewundernswert zu sehen, wie fürsorglich sie im Klinikalltag mit den Patienten umgingen.
Eine eindrückliche Unterrichtseinheit Der Chirurgie-Block „heicumed“ war für mich eine sehr eindrückliche Unterrichtseinheit, und es evaluieren immer viele Studenten fleißig, damit unsere Nachfolger vielleicht ein noch besseres „heicumed“ genießen dürfen. Eine ausführlichere Version des Artikels findet ihr online unter: http://www.medi-learn.de/CA1156
der Kniegelenksfunktion ließen sich in allen drei Gruppen nachweisen, wobei die Erfolgsraten unter den Patienten mit TCM-Akupunktur (51 %) und Sham-Akupunktur (48 %) deutlich höher sind als bei den Patienten mit der konventionellen Standardtherapie (28 %). Die Zahl der Patienten, die im Untersuchungszeitraum mindestens einmal ein schmerzlinderndes und entzündungshemmendes Mittel benötigten, ist in den beiden Akupunkturgruppen (Verum: 35 %, Sham: 31%) niedriger als in der Standardtherapiegruppe (56 %). Auffallend ist, daß es auch hier keine signifikanten Unterschiede zwischen den Effekten der TCM- und der Sham-Akupunktur gibt. Die Auswahl der Akupunkturpunkte sowie die spezifische Stichtechnik scheint somit keinen wesentlichen Einfluß auf den Therapieeffekt zu haben. Die Ergebnisse der gerac-Studien sollen helfen zu entscheiden, ob die Kosten für Akupunkturbehandlungen künftig von den Krankenkassen übernommen werden oder nicht. Quelle: idw – Informationsdienst Wissenschaft Weitere Informationen Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie Medizinische Fakultät der RuhrUniversität Bochum E-Mail: info@gerac.de http://www.gerac.de
Neuerscheinungen
Radiologie – Ein fallorientiertes Lehrbuch So kann Radiologielernen wirklich Spaß machen! Mit dem Fallbuch bietet der Georg Thieme Verlag ein innovatives und didaktisch überzeugendes Konzept an. Man begleitet ein Team von PJlern bei der Bearbeitung ihrer Fälle, schaut ihnen über die Schulter und wird spielend von Fall zu Fall geleitet. Prädikat: unbedingt anschauen! Radiologie: Ein fallorientiertes Lehrbuch Autor: Oestmann, J.W. Georg Thieme Verlag – 29,95 EUR ISBN 3-131-26751-8
Memocards Biochemie: legen, lesen, lernen Spielend lernen: Die „Memocards Biochemie“ bringen Leben in die trockene Materie des medizinischen Grundlagenfaches. Bei der Vorbereitung auf die Prüfungen können die ca. 250 Memocards wahre Wunder bewirken. Sie enthalten auf den Übersichtskarten die wichtigsten Stoffwechselwege, Detailkarten bieten einzelne Reaktionsschritte zum Puzzeln. Die Kartenrückseiten dienen zum Vertiefen und Wiederholen. Memocards Biochemie Zimmermann, Schling Springer Verlag – 19,95 EUR ISBN 3-540-44364-9
CAMPUS Pädiatrie interaktiv Schluß mit zu viel Theorie und zu wenig Praxis! Jetzt kommt „CAMPUS Pädiatrie“, ein Computer-Lernprogramm mit 35 authentischen, multimedial aufbereiteten Fällen aus der Kinderheilkunde. In der Rolle des Arztes spielt Ihr alle Aufgaben durch: Erheben der Anamnese, Durchführen der Untersuchungen, Treffen von Diagnose- und Therapieentscheidungen. CAMPUS Pädiatrie interaktiv Tönshoff, Köpf, Singer, Hoffmann, G.F. Springer Verlag – 29,95 EUR ISBN 3-540-14924-4
Crashkurs Physiologie Ihr behaltet von Anfang an den Überblick, denn die Themen sind in kleine, sinnvolle Lerneinheiten unterteilt. Schlagwörter in der Randspalte helfen Euch, das Thema gedanklich zu strukturieren. Der „Crashkurs Physiologie“ ist genau richtig zum schnellen, effizienten Wiederholen kurz vor der Prüfung. Crashkurs Physiologie Gerstorfer Elsevier – 24,95 EUR ISBN 3-437-43480-2
Duale Reihe Radiologie Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte! Alle bildgebenden Verfahren übersichtlich und klar strukturiert: Nicht nur eine Auswahl – die „Duale Reihe“ bietet einen kompletten Überblick, und mit zahlreichen Fallbeispielen seid Ihr „mittendrin“! Duale Reihe Radiologie Reiser, Kuhn, Debus Georg Thieme Verlag – 49,95 EUR ISBN 3-13-125321-5
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Kurz angerissen...
Studentische Anamnesegruppen Immer wieder hört man, daß die Ausbildung der deutschen Mediziner zu theoretisch ist. Gerade der direkte Patientenkontakt nimmt nur einen geringen Teil der Ausbildung ein. Im Gegensatz dazu besteht der Hauptteil der klinischen Arbeit später aus dem Kontakt mit dem Patienten. In studentischen Anamnesegruppen stehen das ärztliche Gespräch und die Befunderhebung auf dem Trainingsprogramm. Das, was im offiziellen U-Kurs manchmal aus Zeitgründen zu kurz kommt, übt man in ungezwungener Form. Der folgende Onlineartikel gibt Einblick in die Arbeit der Anamnesegruppen: www.medi-learn.de/CA0118
Chirurgie-Famulatur in Spanien „Eine Famulatur in Andalusien ist jedem zu empfehlen, der eine gewisse Flexibilität und Gelassenheit mitbringt und der Lust hat, in die spanische Medizin, Sprache und Kultur einzutauchen“ – so lautet das erfreuliche Fazit, das Nadine Hofmayer über ihre Chirurgie-Famulatur in Cordoba/Spanien ziehen konnte. Ihre Begeisterung für die spanische Sprache und Kultur hatte einen wichtigen Einfluß auf die Wahl des Famulaturortes. Über ihre vielfältigen Erlebnisse berichtet Nadine in einem ausführlichen Artikel, der auch über Land und Leute informiert: www.medi-learn.de/CA0690
Stichverletzungen im Krankenhaus Es passiert häufig und gehört zu den Risiken, die den Alltag in den Kliniken und Krankenhäusern rund um die Welt begleiten: Stichverletzungen beim Blutabnehmen oder Nähen und Schnittverletzungen mit Skalpellen geschehen häufiger als gedacht. Infektionen mit Hepatitis oder HIV können dabei schwerwiegende Folge der eigenen Unachtsamkeit sein. Schon einmal darüber nachgedacht? Maren Oldörp widmete sich diesem oft vernachlässigten, aber nicht unwichtigen Thema und erläutert Möglichkeiten der Prophylaxe und Maßnahmen nach etwaiger Infektion: www.medi-learn.de/CA0519
PJ in der Peripherie Die peripheren Lehrkrankenhäuser der bundesdeutschen Universitäten sind bei vielen Studenten inzwischen immer beliebter, da man auf diese Weise endlich aus dem universitären Alltag herauskommt und sie zudem noch den Ruf genießen, einfachere Prüfungen im 3. Staatsexamen abzuhalten. Daß aber auch beim PJ in der Peripherie eine bunt gemischte Vielfalt an Fachrichtungen zu finden ist, hat Andrea Weinbrenner während ihres PJs in den „Evangelischen und Johanniter Krankenanstalten Duisburg/Oberhausen/Dinslaken“ erfahren: www.medi-learn.de/CA0423
Die Arbeit mit den Patienten macht Spaß, weniger lustig ist der zunehmende Verwaltungskram (Arztbriefe, die sich stapeln und diktiert werden wollen und Hausärzte, die nerven, weil besagte Briefe noch nicht rausgehen, ICD-Nummern suchen und DRG kodieren etc.). Auch die Dienste sind zwar oft stressig (manchmal nur sehr wenig oder gar kein Schlaf und dann noch bis mittags die Station versorgen…), aber oft auch sehr lehrreich und – je nachdem mit welchen Kollegen der anderen Fachgebiete – auch ganz lustig. Insgesamt ist es nach wie vor der Beruf, den ich machen will und immer wollte – auch wenn ich mir das damals kurz nach dem Abi irgendwie anders vorgestellt habe. Man ist doch in seiner Freizeit extrem stark eingeschränkt, selbst so banale Dinge wie Einkaufen, Arztbesuche etc. werden schwierig, wenn man selten vor 19.00 Uhr zu Hause ist und zudem jedes zweite bis dritte Wochenende in der Klinik verbringt. Inzwischen habe ich mich daran mehr und mehr gewöhnt, da die weiteren Bedingungen (Arbeitsklima, nette Kollegen und Vorgesetzte, Ausbildung in der Funktionsdiagnostik etc.) „stimmen“, weshalb ich im Fachgebiet Neurologie und der Klinik bleiben werde.
Dienste sind lehrreich – Interview mit praktizierenden Ärzten Name: Dr. med. Andrea Weinbrenner Studienort: Düsseldorf Studium: 1995 bis 2002 Facharztrichtung: Neurologie Alter: 28 Jahre
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ir möchten in der Reihe „Interview mit Ärzten“ an dieser Stelle das Gespräch mit Dr. med. Andrea Weinbrenner veröffentlichen, die sich freundlicherweise unseren Fragen zum Medizinstudium und zum Berufsalltag als Ärztin gestellt hat. Sie hat in Düsseldorf Humanmedizin studiert und war zum Zeitpunkt des Interviews noch Ärztin im Praktikum (AiP). Dr. med. Weinbrenner befindet sich derzeit in der Weiterbildung zur Neurologien. Beschreiben Sie bitte kurz Ihren studentischen Werdegang (Studienort, Studienverlauf, Studienzeit etc.). An welche Höhepunkte und auch Tiefpunkte während des Studiums erinnern Sie sich noch heute? Begonnen habe ich mein Studium 1995 direkt nach dem Abitur – und nach dem Krankenpflegepraktikum – an der Universität Düsseldorf. Dort habe ich dann auch mein gesamtes Studium verbracht. Das Physikum habe ich planmäßig nach vier Semestern Vorklinik absolviert, 1. Staatsexamen dann 1998 und das 2. Staatsexamen dann 2001. Vor dem 2. Stex habe ich mir ein Semester „freigenommen“, um zu lernen und meine Doktorarbeit zu schreiben. Daß ich meine Dissertation in der Gefäßchirurgie geschrieben habe, war eher ein Zufall. Nachdem ich lange gesucht hatte und mit mehreren potentiellen Doktorvätern gesprochen hatte, bin ich einem Aushang gefolgt. Ich habe zwar mehrmals Punkte gehabt, an denen ich dachte, ich könnte alles wieder hinschmeißen, weil entweder Patienten oder mein Doktorvater nicht erreichbar waren oder irgendwelche anderen Probleme auftraten. Aber ich habe es dann doch durchgezogen und die Arbeit bis zum Praktischen Jahr (PJ) fertig gehabt, nach dem 3. Stex eingereicht (geht in Düsseldorf leider nicht eher) und dann schon im AiP den „Dr.“ gehabt. Das PJ habe ich in einem Lehrkrankenhaus der Universität Düsseldorf in Duisburg gemacht (Siehe auch mein Erfahrungsbericht zum PJ: www.medi-learn. de/CA0423), im April 2002 habe ich dann dort das 3. Staatsexamen gemacht. „Höhepunkte“ waren sicherlich in der Vorklinik der Präpkurs, weil er unheimlich viel Zeit gekostet hat (drei lange Nachmittage pro Woche im Formalinduft, drei Testate, die einen ziemlichen Lernaufwand und Streß bedeuten) und das Physikum als erste wirkliche Hürde. Absolute Tiefpunkte in meinem Medizinstudium, an denen ich über einen Studienwechsel nachgedacht habe oder arg frustriert war, gab es sie für mich? Nein, eigentlich nie. Solche und ähnliche Gedanken kamen mir erst nach dem Studium zu Beginn des AiP‘s – sozusagen der „Realitätsschock“…
Welche Fächer waren im Studium Ihre Lieblingsfächer? Mein Lieblingsfach der Vorklinik war Anatomie, v.a. die makroskopische und der ZNS-Kurs.Wahrscheinlich liegt es einfach daran, weil hier der meiste Praxisbezug zu erkennen war und weil Präparieren irgendwie doch spannender ist als in Physik irgendwelche Schaltungen zu bauen ;-). In der Klinik fand ich eigentlich fast alle Kurse mit bedside-teaching gut (Innere, Chirurgie, Pädiatrie), leider war hier aber oft alles trotzdem sehr theoretisch und die Gruppen viel zu groß, als daß man wirklich praktische Dinge erlernen konnte. Welche Fächer haben Sie im Studium eher überhaupt nicht gemocht und warum haben Sie Ihnen mißfallen? In der Vorklinik habe ich v.a. mit Physik und Chemie gekämpft, weil ich nur wenig Grundlagenwissen und noch weniger Interesse an diesen Fächern hatte. Auch waren hier die Kurse z.T. so extrem langweilig gestaltet und die Motivation der Tutoren extrem niedrig. In der Klinik fand ich dann Pharma sehr öde, weil es einfach nur stundenlanges Zuhören erforderte. Biomathematik/Statistik war auch so ein Fach (wobei ich mir dann beim Schreiben der Doktorarbeit gewünscht hätte, doch mal in die Vorlesung gegangen zu sein...). Was haben Sie am Tag Ihres 3. Staatsexamens gemacht, nachdem Sie die Prüfung erfolgreich hinter sich gelassen und damit das Medizinstudium abgeschlossen hatten? Direkt nach der Prüfung habe ich erst mal mit den Ärzten der Station, wo ich mein Wahlfach gemacht habe, angestoßen, dann – nachdem auch die anderen zwei Prüflinge nach mir fertig waren – haben wir zu viert weiter gefeiert (was damit unsere gesamte PJ-Gruppe war – eben ein kleines Lehrkrankenhaus...). Am nächsten Tag – als ich es irgendwie immer noch nicht fassen konnte, daß nun alles vorbei war –habe ich dann mit dem lästigen Verwaltungskram begonnen (Berufserlaubnis, Haftpflicht, Meldung bei der Ärztekammer etc.) und natürlich meinen Urlaub geplant! Mit welcher Motivation haben Sie das Medizinstudium begonnen, sprich, warum haben Sie sich entschieden, Medizin zu studieren? Gab es den entscheidenden Augenblick, mit dem feststand: „Jetzt weiss ich es, ich studiere Medizin.“? Nein, einen solchen Augenblick gab es nie und auch gibt es in meiner Familie bisher keine Ärzte… Die Entscheidung für die Medizin fiel bei mir sehr früh, etwa so in der 10.Klasse. Mein Berufspraktikum hatte ich damals im Krankenhaus gemacht (klar, überwiegend Bettpfannen geleert und Nachtschränke geputzt), und seit
diesem Moment fand ich den Beruf interessant. Als Kind bin ich nie gerne zum Arzt gegangen, und so fand ich die Idee auch sehr reizvoll, „einmal auf der anderen Seite“ zu sein :-). Außerdem wollte ich einen Beruf haben, in dem ich mit Menschen zu tun habe, etwas Sinnvolles und auch „Praktisches“ tun kann (und den Sinn bzw. den Erfolg auch direkt sehen kann), wollte ein Studium, das naturwissenschaftliche Aspekte mit psychosozialen Aspekten verbindet und und und… Wie bewerten Sie diese Motivation rückblickend? Hat sie sich während des Studiums aufrechterhalten oder in welcher Form hat sie sich geändert? Zusammenfassend hat sich an meiner Motivation nicht viel geändert. Klar, im Alltag fragt man sich nun immer wieder, ob das, was man da tut, nun wirklich Sinn macht und man den Patienten wirklich hilft. Auch kommen immer mal wieder Gedanken, ob sich das denn nun wirklich gelohnt hat, so lange zu studieren, jetzt 18 Monate für wenig Geld zuarbeiten, auf so viel Freizeit zu verzichten und das alles nur, um zu „heilen“ ?!?
Welche Tips würden Sie Studenten, die jetzt vor der Entscheidung stehen, Medizin zu studieren, mit auf den Weg geben? Ich würde allen empfehlen, auf jeden Fall vorher im Krankenhaus ein Praktikum zu machen, zu jobben o.ä., um einen Eindruck in die Abläufe und den Arbeitsalltag in der Klinik zu gewinnen! Grundsätzlich würde ich niemandem von einem Medizinstudium abraten, aber wer Schwierigkeiten mit dem Lernen von sehr viel Stoff in kurzer Zeit hat und vielleicht zusätzlich auch noch wenig Frustrationstoleranz besitzt, sollte es sich wirklich gut überlegen!
Wie sieht der Alltag als Arzt für Sie heute aus? Was macht Ihnen am meisten Spaß? Was am wenigsten? Inzwischen habe ich meine AiP-Zeit in der Neurologie fast abgeschlossen, meinen Dr. med. vor dem Namen stehen und bin somit „fast“ fertige Ärztin. Der Alltag bedeutet meist etwa zehn Stunden Arbeit pro Tag (nein, Überstunden werden nicht bezahlt und das mit dem Freizeitausgleich funktioniert auch nicht so, wie es sollte), wir versorgen mit zwei AiP eine 26-Betten-Station (und bekommen natürlich normales AiP-Gehalt ohne jede Zulage...), Dienste machen wir etwa sechs pro Monat.
Die MEDI-LEARN ZEITUNG ist da. Wir gratulieren herzlich!
Jetzt gibt es MEDI-LEARN erstmalig auch als Zeitung! Wir von der Deutschen Ärzte Finanz gratulieren herzlich zu diesem neuen Medium und hoffen, dass noch viele interessante Ausgaben folgen. Für Medizinstudenten und Jungärzte sind wir als Finanzberatungsexperten und Partner von MEDI-LEARN immer für Sie da – mit viel Know-how und Erfahrung für Ihre Sicherheit, Zukunft und Karriere.
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berall in den Ecken saßen schimpfende, spuckende Patienten herum, absonderlich in ihren Manieren, absonderlich in ihrem Aufzug. Manche zeigten mit allerlei Abfall gefüllte Taschen, und musste man endlich einmal dem dringenden Gebot der Hygiene folgend den Unrat entfernen, so ging es nicht ohne Widerstand und lautes Geschrei.“ – So beschrieb er seinen eigenartigen und im Wortsinn merkwürdigen Arbeitsplatz, an dem er manche Tages- und Nachtstunden zubrachte. Die Menschen mochte er und auch die Naturwissenschaften faszinierten den jugendlichen Pflanzensammler, der später weltberühmt werde, doch zuvor ein Medizinstudium beginnen sollte und wollte. Das Studium hat er übrigens mit ‚sehr gut’ abgeschlossen, doch nicht nur in den Noten, sondern auch in anderen Gebieten leistete er herausragende Dinge. Doch er fing klein an, denn seine Dissertation fertigte er über einen Bereich an, der heutigen Weltbürgern manchmal nur dadurch in die Aufmerksamkeit kommt, daß es kribbelt und Reinigungsbedarf herrscht: Die Ohrschmalzdrüsen waren das Thema, das ihm die zwei Buchstaben samt Punkt dahinter einbrachte. Auf immerhin 17 Seiten findet er den Raum, sich ausführlich diesem in der heutigen Medizin nicht unbedingt höchstwichtigen Thema zu widmen. Daß einige Bilder mehr sagen als viele Worte, war auch sein Credo: Denn die Promotion schmücken 15 eigenhändige, kunstvolle Zeichnungen des Doktoranden. Und wie es für einen Studenten der damaligen Zeit üblich war, so promovierte er nicht nur, sondern bewies laut Quellenlage „seine Fähigkeiten und Standfestigkeit in Trinkhandlungen im Corps Franconia, die ihm so manchen Kater eingebracht haben mögen“. Aus dieser Zeit stammt auch eine große Narbe über der rechten Wange, die er sich in einem Fechtduell in einer Studentenverbindung zugezogen hatte, so daß er es auf Porträts vorzog, diese Gesichtshälfte gerne in den Schatten zu stellen. Nun wäre seine Promotion längst vergessen, dennoch lebt er weiter: Zunächst auf den Brettern, die (für einige) die Welt bedeuten, dem Theater. Aber nicht nur hier, doch dazu später mehr. Wie kommt man von
Der Entdecker des Vergessens von Jens Plasger
den Ohrschmalzdrüsen zum Theater? Er berichtete zu Beginn des letzten Jahrhunderts vor einer erlauchten Versammlung von Heilskundigen über das Schicksal einer Frau. Das Gespräch mit dieser Frau, sie hieß Auguste Deter, hatte er Wort für Wort exakt protokolliert und später auch auf besagter Versammlung angesehener Standesgenossen ausführlich präsentiert. Doch damals glaubte ihm keiner, verzeichnete das Versammlungsprotokoll die für ihn entmutigenden Sätze: „Es besteht kein weiterer Diskussionsbedarf.“ Aber beinahe 100 Jahre später sieht
GESUNDER OPTIMISMUS HILFT - NICHT NUR IN FORSCHUNGSFRAGEN das die Fachwelt ganz anders, und da er das Gespräch in allen Einzelheiten notierte, war es ein leichtes, für einen Autor moderner Zeiten darauf zurückzugreifen. Die Sache, um die es ging, hatte inzwischen auch den gesamten Erdball umkreist und rief allgemeines Interesse hervor, so daß die Theatersäle gut gefüllt wa-
Chirurgie gefragt sind. Da ich eher in der Nebensaison dort war, gab es manchmal wenig zu tun, sodaß man sich entweder seine Beine in den Bauch stand, die Ärzte mit Fragen löcherte oder – einfach früher ging und Sylt genoß.
Die Klinik
von Fußarterien und im Knüpfen chirurgischer Knoten unterwiesen, nahm die neuen Patienten auf und konnte eigentlich immer in den OP, wenn mich etwas interessierte. Im OP sieht man vor allem Hüft- und Knieoperationen (Endoprotheseneinsatz), die dann beim Haken halten auch mal kräftigen Muskeleinsatz erforderten. Bauch-OP`s habe ich nicht viele gesehen. Was mir auffiel, war, daß die Klinik für die Hauptsaison ausgerichtet ist, wenn sich tausende von Urlaubern auf Sylt tummeln, viele Unfälle passieren und dementsprechend auch viele Kapazitäten in der
Die Chirurgie dort besteht aus drei Stationen und einer Ambulanz. Auf diesen Stationen liegen auch gynäkologische Patientinnen, mit denen man nichts zu tun hat, und urologische Patienten, die normalerweise auch von den Chirurgen aufgenommen werden. Während meiner vier Wochen durfte ich täglich Blut abnehmen (gezeigt hat mir das allerdings kein Arzt, sondern eine Mit-Famulantin), einmal nähen, wurde im Dopplern
Foto: Christian Weier
Ich wünsche viel Spaß auf Sylt!
Famulatur auf Sylt - Chirurgie auf der Urlauberinsel von Bettina Kofler
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ch absolvierte im Frühjahr 2003 meine erste Famulatur in der chirurgischen Abteilung der AsklepiosNordseeklinik auf Sylt. Insgesamt kann ich sagen, daß ich damit ganz zufrieden war. Man konnte sich je nach Zeit und Bedarf ziemlich frei zwischen der Station und der Ambulanz bewegen und konnte auch jeden Arzt alles fragen, auch wenn man dazu ab und zu etwas hartnäckiger sein musste.
Anreise und Unterkunft Ich bin von Freiburg aus mit der Bahn nach Westerland gefahren. Mir wurde von der Sekretärin des Chefarztes ein Zimmer bei einer reizenden Dame in einem reetgedeckten Haus in Braderup vermittelt, 15 min mit dem Fahrrad von der Klinik entfernt. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und kann
ren. Wenn er geahnt hätte, daß seine Anamnese später einmal Grundlage eines Theaterstückes wäre – er hätte sich sicher gefreut. Das Krankenhaus, in dem Besagter diese Frau kennenlernte, wurde übrigens vom Erfinder des Struwelpeters und späteren Mentoren einer gesonderten Kinderpsychiatrie geleitet, doch dies nur am Rande. Zigarren sind ein weiteres Thema, mit dem man bei ihm eine kleine Anekdote weiterreichen kann: Der Rauch und die Glimmstengel waren eine seiner Passionen. Es kam nicht selten vor, daß man im studentischen Mikroskopiersaal neben jedem Mikroskop einen gefüllten Aschenbecher fand. Nicht für die Studenten – wohlgemerkt. Und noch seltener kam es vor, daß diese Aschenbecher nach dem Kurs unbenutzt zurückblieben, im Gegenteil: Er nahm sich beim Erklären nicht nur die Zeit, ausführlich zu erläutern, was man so alles in der ultrafeinen Welt mit geübtem Blick als Student sehen kann, sondern auch die Ruhe, nebenher bei jedem Studenten genüßlich einen Zigarillo zu rauchen, während er erklärte.
Bei ihm gingen einige in die Schule und aus seiner Schule hervor, die ebenfalls den heutigen Schülern in der Medizin in Buchstabenform begegnen und die für so manche Überraschung noch nach Jahrzehnten sorgen. Wie das nicht nur bei Namensgebern so ist, gilt auch hier: Gleich und gleich gesellt sich gern. Denn während seiner Tätigkeit in Frankfurt war er Kollege von Franz Nissl, den moderne Lehrbücher heute ebenso wenig verschmähen wie den Namen derjenigen Person, um die es sich in diesem Artikel dreht. Beide wurden Freunde und verbrachten so manche Nacht gemeinsam – am Mikroskop, versteht sich. Freund Nissl schuf durch die Entwicklung von, für damalige Verhältnisse, brillanten Mikroskopiermethoden geradezu die Voraussetzungen für das Vorankommen seines Freundes in Forschungsfragen. Man könnte ihn auch als Entdecker des Vergessens bezeichnen, denn er bezeichnete die von ihm zuerst beschriebene Störung zunächst als „Krankheit des Vergessens“. Die Rede ist – mancher ahnt es vielleicht schon – von Alois Alzheimer (1865–1915), der nicht nur einer Krankheit, die er zunächst als „eigenartige Erkrankung der Hirnrinde“ bezeichnete, den Namen verlieh, sondern darüber hinaus auch als Mensch mit einer interessanten und vor allem anekdotenreichen Biographie aufwartet. Lebenslustig, ein wenig besessen, durchaus humorvoll und als „der Irrenarzt mit dem Mikroskop“ – so wurde er von der Mitwelt tituliert. Er verstarb an den Folgen einer verschleppten Mandelentzündung, die in einer Endocarditis lenta mündete und schließlich zum Tod in Urämie und Herzversagen führte. Die Städte Würzburg, Frankfurt, Heidelberg, Tübingen, München und Breslau sind wichtige akademische Lebensstationen dieses Mannes, der den Optimismus als wichtiges Rezept für die Forschung ansah, sagte er doch: „Nicht übermäßige Bedenken und lähmende Verzagtheit helfen den Wissenschaften vorwärts und haben ihnen vorwärts geholfen, sondern ein gesunder Optimismus, der in froher Zuversicht nach neuen Wegen der Erkenntnis sucht, da er überzeugt ist, daß sie zu finden sein werden.“ Dieser gesunde Optimismus hilft sicher nicht nur in Forschungsfragen.
daher nur empfehlen, die Sekretärin zu fragen, ob sie eine Unterkunft kennt. Wenn man sonst etwas suchen will, empfehle ich in Westerland, Wenningstedt oder Braderup zu bleiben. Alles andere liegt etwas weiter entfernt und könnte Frühsport an Bedeutung gewinnen lassen ;-).
Die Insel Sylt hat einen rauhen Charme. Ständig pfeift der Wind und man hat entweder Salzgeschmack im Mund oder Sand in Kleidern und Haaren – oder beides. Ich hatte großes Glück mit dem Wetter (es regnete vielleicht einmal in den vier Wochen) und war von der Landschaft und dem Klima wirklich begeistert. Am Wochenende kann man mit dem Fahrrad super die Insel erkunden, z. B. von Westerland nach Hörnum in den Süden oder zum Ellenbogen in den Norden fahren, oder man kann Ausflüge mit der Fähre nach Föhr und mit der Bahn auf das Festland machen.
Im Forum gelauscht
Quereinstieg Mit 23 Jahre das Medizinstudium beginnen, nachdem man vorher sechs Semester in einem anderen Studienfach verbracht hat; ohne Pflegepraktikum ins Studium starten – geht das überhaupt oder ist es Wahnsinn, den Versuch zu starten? Wie dies andere Kommilitonen sehen, erfahrt Ihr unter: www.medi-learn.de/MF15385
Vor 9 Uhr in der Bibo Morgens neun Uhr – völlig außer Atem erreicht man die Bibliothek; nach einer kurzen Verschnaufpause geht’s in den Lesesaal, wo man mit Entsetzen feststellt: Alles besetzt! Wie schafft man das nur, so früh aktiv zu sein, oder andersherum gefragt, wer gehört noch zu den Spätstartern? Die folgende Diskussion gibt Aufschluß: www.medi-learn.de/MF5538
Kittelutensilien Der Untersuchungskurs steht vor der Tür und man darf endlich an die Patientenfront. Doch mit welchen Utensilien sollte man vorher die Taschen seines neuen Kittels füllen? Braucht man neben Stethoskop und Hammer noch andere Hilfsmittel? Tipps von Mitstudenten für die richtige Füllung unter: www.medi-learn.de/MF4496
Schummeln im Examen!? Spicken auf der Toilette; Taschenbuch in der Unterhose und das Handy im Spülkasten versteckt – immer wieder hört man über angeblich erfolgreiche Möglichkeiten während der großen Prüfungen (Physikum und Staatsexamina) zu spicken. Welche Erfahrungen ältere Semester im Examen tatsächlich gemacht haben, erfahrt Ihr unter: www.medi-learn.de/MF14646
PDA auf Station Mit einem PDA (Palm oder Pocket PC) auf Station bzw. im Klinikalltag zu arbeiten ist heute keine Seltenheit mehr. Die Minirechner für die Kitteltasche stehen dem Arzt bei den verschiedensten Tätigkeiten zur Seite. Wer nutzt die kleinen Helfer wirklich und welche Programme gibt es für Mediziner? Die folgende Diskussion dreht sich rund um den multimedialen Einsatz von Taschencomputern in der Medizin: www.medi-learn.de/MF9773
„Dr.“ erst nach dem Studium Am besten beginnt man seine Doktorarbeit direkt nach bestandenem Physikum und arbeitet sie konsequent ab, so daß man die Arbeit vor dem zweiten Staatsexamen abgeben kann – so die graue Theorie, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Kann man eigentlich die Doktorarbeit auch noch nach dem Studium schreiben, und was bringt einem der Titel eigentlich? Diese Fragen sind Thema in folgender Diskussion: www.medi-learn.de/MF15463
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Prometheus – Anatomie zum Sattlesen und Lernen
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Titel: LernAtlas der Anatomie, Band 1 Autoren: Schünke, Schulte, Schumacher, Voll, Wesker Verlag: Georg Thieme ISBN: 3-131-39521-4 Preis: 64,95 EUR
ann man sich eigentlich an einem Anatomie-Atlas festlesen? Ein Großteil der Medizinstudenten wird diese Frage ganz sicher mit „Nein“ beantworten, zumindest wenn sie noch nicht das neue Werk namens „Prometheus“ aus dem Georg Thieme Verlag kennengelernt haben. Der gerade erschienene erste Band des dreiteiligen Werkes stellt die Allgemeine Anatomie und den Bewegungsapparat dar. Beim ersten Durchblättern fallen einem bereits die für Anatomie-Atlanten ungewohnt vielen klinischen Verweise (z.B. MRT und CT-Bilder) und vor allem die zahlreichen erläuternden klinischen Texte auf. Der „Prometheus“ vereint Anatomie-Atlas und Lehrbuch in einem und stellt die einzelnen Lernabschnitte jeweils auf einer Doppelseite dar. Neben der Erläuterung der eigentlichen anatomischen Zeichnungen finden zahlreiche klinische Bezüge
Platz und werden sogar ausführlich erklärt. Sobald man beim Durchblättern einmal den Text liest, wird einem auf einmal klar, wofür die anatomischen Kenntnisse in der zukünftigen Tätigkeit als Arzt wichtig sind, und fast spielend erfährt man schon beim Lesen wichtige klinische Fakten und kann diese viel einfacher erfassen, wenn man sie in einen klinischen Gesamtzusammenhang stellen kann. Der „Prometheus“ erfüllt in dieser Hinsicht alle Anforderungen der neuen Approbationsordnung zur Integration klinischer Inhalte in die vorklinische Ausbildung. Neben diesem didaktischen Konzept fallen die klaren Zeichnungen auf, die allesamt komplett am Computer entstanden sind und im Atlas selbst schichtweise um die entsprechenden Strukturen ergänzt werden. Genau anders herum als im Präpariersaal, wo die Leichen von außen nach innen dargestellt werden, baut der Atlas
die Strukturen auf. Zunächst werden die Knochen dargestellt, dann folgen Muskeln, Bindegewebe, Organe und alle weiteren wichtigen Strukturen. Durch die Aufarbeitung am Computer arbeitet man quasi dauerhaft an einem „Modellmenschen“, und das Wiedererkennen bereits erlernten Wissens fällt weitaus leichter. Der jetzt erschienene Band 1 wird im Jahr 2005 um zwei weitere zu den Themen „Kopf und Neuroanatomie“ und „Hals und Innere Organe“ ergänzt werden. Einziger Wermutstropfen ist aus Studentensicht der Preis (Band 1: 64,95 EUR, Band 2: 39,95 EUR und Band 3: 49,95 EUR), doch man darf ganz sicher sein, daß das Geld sehr gut investiert ist und daß der „Prometheus“ zum Begleiter über das Medizinstudium hinaus werden wird. Bleibt nur noch offen, ob man sich nun wirklich an einem AnatomieAtlas festlesen kann oder nicht – mir
ist dies auf jeden Fall passiert, auch wenn ich die Frage vorher genauso wie der Großteil der anderen Medizinstudenten mit „Nein“ beantwortet hätte. Der „Prometheus“ wird neben dem Sobotta und dem Netteratlas einen festen Platz in meinem Bücherregal bekommen. Zukünftige Medizinstudenten-Generationen werden um den Namen „Prometheus“ ganz sicher nicht mehr herumkommen, und das ist auch im Sinne der neuen Approbationsordnung und im Sinne der Verflechtung von klinisch relevanten Ansätzen in die vorklinische Ausbildung gut so. Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Bände. Für mich steht klar fest: Der LernAtlas „Prometheus“ ist der Anatomieatlas, der mich schon beim ersten Durchblättern fesseln konnte.
Wie sich die Prometheus-Graphiker einen Kopf machen Die links stehenden Graphiken wurden freundlicherweise vom Georg Thieme Verlag zur Verfügung gestellt. Sie zeigen beispielhaft wie die anatomischen Zeichnungen im „Lernatlas der Anatomie (Prometheus)“ entstanden sind. Beginnend mit der groben Skizze zeichnet Karl Wesker, einer der beiden Graphiker des Prometheus, Anatomie-Atlanten, einen Schädel, färbt diesen im Anschluß mit dem „Airbrush“-Werkzeug grob ein und gibt Schatten hinzu. Im dritten gezeigten Schritt folgt die Feinmodellierung des Schädels mit allen Einzelheiten, bevor die Muskeln zunächst als Skizze dazugesetzt werden. Schicht für Schicht, von innen nach außen, entsteht so das anatomische Modell, das in seiner endgültigen Form im letzten Bild gezeigt ist. Graphik: Karl Wesker
Tillmann – Viel Anatomie für wenig Geld
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Titel: Atlas der Anatomie des Menschen Autor: Bernhard Tillmann Verlag: Springer ISBN: 3-540-66651-6 Preis: 79,95 EUR (Ladenpreis)
ünktlich zu Semesterbeginn bietet der Springer-Verlag mit dem „Tillmann Atlas der Anatomie des Menschen“ ein neues Werk für dieses Grundlagenfach der Vorklinik und belebt damit das Segment der Atlanten und Bildwerke für die Lehre vom Aufbau des menschlichen Körpers. Neugierig wie wir in der Redaktion auf neue Bücher zu wichtigen Fächern immer sind, haben wir uns dieses Werk betrachtet und stellen es Euch nun vor. Thematisch ist der Atlas in sieben überschaubare Einheiten (Allgemeine Anatomie, Kopf, Hals, Rumpf, Situs, Obere Extremität, Untere Extremität) gegliedert. Positiv sticht das jeweils zu Beginn der einzelnen Kapitel aufgeführte Verzeichnis hervor, das die Orientierung deutlich erleichtert. Der mit beinahe 70 Seiten sehr ausführliche Anhang erlaubt das zielgerichtete Ansteuern der anatomischen Details, ohne daß zuviel Zeit für die Suche
verloren geht. Man findet sich also dank der guten Aufteilung in Kapitel, die noch zusätzlich mit Farbcodes hinterlegt sind, und Dank des ausführlichen Anhangs gut in diesem Werk zurecht. Auch beim spontanen, ziellosen Umherblättern bleibt man neugierig an vielen Stellen hängen. „Begriffe ohne Anschauung sind leer und Anschauungen ohne Begriffe blind“ – so lautet ein Sinnspruch des Königsberger Philosophen Immanuel Kant. Der „Tillmann Atlas“ widmet sich mit seinen Abbildungen den zahlreichen Begriffen aus der Anatomie und vergißt auch die für das Lernen notwendige Anschauung nicht: Begriffe und Fakten werden mit Leben gefüllt, und mit seinen beinahe 1.400 Abbildungen bietet das Werk viel Anschauungsmaterial. Das doppelseitige, von Medizinstudenten „qualitätskontrollierte“ didaktische Konzept bietet zu den einzelnen Themenbereichen einen
überschaubaren und nachvollziehbaren Lernweg, ohne daß man durch Überfrachtung mit zu zahlreichen oder zu bunten Abbildungen gestört wird. Der separat als kleine Broschüre ausgelagerte Muskeltrainer erleichtert das oftmals Knoten im Kopf verursachende Lernen von Ursprung, Ansatz, Funktion und Innervation der Muskulatur. Die Abbildungen im Tillmann sind durch ein besonderes Konzept zusätzlich aufbereitet. Wichtiges wird durch Fettdruck, Einfärbungen etc. deutlicher hervorgehoben, die Leitungsbahnen z.B. können so leichter gelernt werden, und man wird beim Betrachten des Bildmaterials allein schon durch diesen Kunstgriff auf Wichtiges hingewiesen. An zahlreichen Stellen finden sich auch für den Vorkliniker verständliche und vor allem nicht detailüberfrachtete klinische Bezüge des anatomischen Grundlagenwissens, die eine Antwort
auf die studentische Frage ‚Und wozu ist das wichtig?“ geben. Der „Tillmann Atlas der Anatomie des Menschen“ bietet auf rund 620 Seiten mit 1.363 Abbildungen die gesamte Anatomie in einem Band, so daß man ihn ohne Probleme auch mit in den Präpkurs nehmen kann und dabei das komplette Wissen‚ mit an Bord hat‘. Für alle Studenten, die einen Anatomie-Atlas in einem Band zu einem günstigen Preis wünschen, empfiehlt sich der Blick in dieses Buch.
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Lehmanns PowerPockets – Fotoatlas Anatomie Taschenbuch mit DVD zum Präparierkurs
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räparierkurs im Wohnzimmer – vor dreißig Jahren kaum vorstellbar, später in Zeiten des Videos denkbar, heute im digitalen Zeitalter von DVD und Computer kein Problem
mehr. Der Fotoatlas Anatomie mit DVD zum Präparierkurs bietet dem Studenten die Chance, in Ruhe und ungestört daheim Anatomie demonstriert zu bekommen. Als sehr geeignete und empfehlenswerte Ergänzung zur Vorbereitung,
Begleitung wie auch Nachbereitung des im eigentlichen Präpkurs durch eigene Anschauung und Tätigkeit erworbenen Wissens möchten wir Euch hier dieses Werk vorstellen. ‚Kompakt und anschaulich‘ verspricht der Klappentext, ein Blick in das Buch wird dem gerecht: Auf einer Doppelseite sind Präparat und ein kurzer, kompakter Begleittext dargestellt. Auf den Präparatbildern im Buch ist es aufgrund der guten Präparation ohne weitere Umstände möglich, die in der Beschriftung aufgeführten Strukturen auch in der Abbildung zu identifizieren. Die Bild- und Präparatqualität ist sehr gut und in Ergänzung zu und mit Begleitung durch die beiliegende DVD sinnvoll abgestimmt, denn jede Doppelabbildung im Buch entspricht einer gewissen Szene auf der DVD, so daß sich beide unabhängig voneinander, vorzugsweise jedoch im parallelen Gebrauch nutzen lassen. Doch weitaus neugieriger stimmt einen die beigelegte DVD, die verspricht, auch daheim gemütlich im Sofa den Präpkurs quasi nochmals nachzuerleben und sich auf den anstehenden oder gerade absolvierten Kurstag vorzubereiten bzw. in der Nachbereitung noch einmal den Lerneffekt zu erhöhen. Dies kann natürlich auch in der Lerngruppe geschehen: Man trifft sich, schaut die DVD mit dem entsprechenden Kapitel, schlägt Lehrbuch samt Atlas auf und ist somit motiviert und den anstehenden Kurs oder für das Testat bestens „präpariert“. Die Vorfreude wurde nicht enttäuscht: Ein kompletter Präparierkurs erwartete uns, und wir sind von der Darstellung in Bild und Ton so freudig überrascht, daß wir gemeinsam die komplette DVD – die übrigens über
Titel: Fotoatlas Anatomie Lehmanns PowerPockets Autor: Klaus-Peter Valerius Verlag: Lehmanns Media - LOB.de ISBN: 3-936427-40-2 Preis: 24.95 EUR (Ladenpreis) Mit DVD zum Präparierkurs (240 min Spielzeit)
eine komfortable Menüsteuerung verfügt, so daß man auch mit dem Buch parallel arbeiten kann – anschauten. Der erläuternde Sprechertext ist dezent gehalten und beschränkt sich auf die Kommentierung der wesentlichen Strukturen, die gerade im Präparat erarbeitet werden. Positiv fällt weiter auf, daß die Präparationen langsam und schrittweise erfolgen und man keine Mühe hat, den einzelnen Schritten zu folgen. Das Buch samt DVD ergänzt den Präpkurs und das Lehrbuchstudium hervorragend. Auch Jahre nach dem Präpkurs vermag dieser Fotoatlas samt DVD den fortgeschrittenen Studenten noch zu fesseln.
Anatomie im Paket: CompactLehrbuch und fotographischer Atlas
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Graphik: Prometheus LernAtlas der Anatomie, Georg Thieme Verlag
natomie ist ein Faß ohne Boden: Man verliert sich ins Uferlose, wollte man jeder Detailstruktur nachgehen und sie bis in die letzte Verästelung erlernen. Mit dem Set aus einem vierbändigen Kurzlehrbuch „Anatomie-Compact“ und dem „Fotographischen Atlas Rohen“ stellen wir Euch ein aktuelles Komplett-Paket aus dem Schattauer Verlag vor. Das CompactLehrbuch Anatomie bietet in insgesamt vier Bänden auf rund 2.100 Seiten das komplette Wissen dieses vorklinischen Faches. Die Bücher unterstützen den in Anbetracht der Fülle des Lernstoffs manches Mal verwirrten Studenten: Hervorhebungen wesentlicher Fakten und Fettdruck der wichtigsten Vokabeln sind nur einige der didaktischen Handgriffe, die das Faß ohne Boden zu einem Faß mit überschaubaren Lerneinheiten machen. Textmarker-ähnlich sind zudem wichtige Passagen nochmals dezent am Seitenrand
hervorgehoben. Hervorragend gestaltet sind die schematischen Abbildungen, von denen wir uns sogar mehr gewünscht hätten. Das CompactLehrbuch Anatomie bietet für den Studenten in der Vorklinik ein Kompendium, das ein prüfungs- und klinikbezogenes Lernen der gesamten Anatomie ermöglicht. Der Fotographische Atlas der systematischen und topographischen Anatomie von Rohen et. al. ist die zweite Komponente des AnatomiePaketes: Daß man einen Atlas mit in den Präpkurs nimmt, ist selbstverständlich. Daß man den kompletten Präpkurs im Atlas mit nach Hause nehmen kann, ist eher ungewöhnlich. Mit dem fotographischen Atlas von Rohen aus dem Schattauer Verlag ist das kein Problem mehr: Originalaufnahmen von Präparaten aus dem Seziersaal in hoher illustrativer wie auch didaktischer Qualität kennzeichnen dieses in unseren Augen herausragende Werk eines fotographischen Atlanten der gesamten Anatomie des Menschen. Es macht Spaß, einen Blick auf die hochwertigen und detailgetreuen Fotos zu werfen und man bleibt an vielen Stellen des Buches hängen.
Titel: Anatomie Komplett mit CompactLehrbuch (4 Bd.) und fotographischer Atlas Autoren: Graumann/Sasse, Rohen et. al. Verlag: Schattauer ISBN: 3-7945-2400-4 Preis: 149,00 EUR Setpreis: Das Set besteht aus dem vierbändigen Kompaktlehrbuch, dem fotographischen Atlas und einer Schultertasche
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Buchtips
Promotion Die medizinische Doktorarbeit – immer mehr Studenten fertigen im oder kurz nach dem Medizinstudium ihre Doktorarbeit an. Damit auch Ihr auf diesem Weg die obligaten Steine mühelos aus dem Weg rollt, empfehlen wir Euch das Buch von Weiß und Bauer. Von der Themenfindung über Statistik und Literaturrecherche bis hin zum erfolgreichen Abschluß werden alle wichtigen Punkte angesprochen. Promotion Weiß, Bauer Georg Thieme Verlag – 19,95 EUR ISBN 3-131-27212-0
Psychosoziale Medizin Im Studium oft belächelt, im späteren ärztlichen Alltag wichtiger denn je: Die psychologischen und sozialen Aspekte der ärztlichen Tätigkeit – vor allem die Arzt-Patient-Beziehung sowie die Wechselwirkungen zwischen Patient und Familie – sind Kern dieser umfassenden Darstellung. Die klar strukturierte, lesefreundliche Gestaltung und viele Fallbeispiele erleichtern die Vorbereitung auf die Prüfung. Psychosoziale Medizin Buddeberg Springer Verlag – 39,95 EUR ISBN 3-540-00875-6
Allgemeine und spezielle Pathologie Es ist ohne Zweifel das Standardwerk für die Pathologie. Durch zahlreiche Quervernetzungen auch mit klinischen Bezügen geht es weit über den Pathologie-Saal hinaus. Der Riede ist ein Muß für alle Studenten, die nicht nur wissen möchten wie, sondern auch warum Krankheiten entstehen. Mehr als 1.700 Abbildungen untermauern den aussagekräftigen Text dieses Buches der Sonderklasse. Allgemeine und spezielle Pathologie Riede, Schaefer, Werner (Hrsg.) Georg Thieme Verlag – 79,95 EUR ISBN 3-136-83305-8
Humangenetik Zahlreiche Bilder, klar konzipierte Übersichten, knappe Merksätze und ein umfassendes Glossar machen dieses Werk zu einem idealen Lehrbuch. Auf die Darstellung genetischer Syndrome und Krankheitsbilder mit erblicher Komponente ebenso wie auf alle Aspekte der genetischen Beratung und pränatalen Diagnostik haben die Autoren besonderes Gewicht gelegt. Humangenetik Tariverdian, Buselmaier Springer Verlag – 39,95 EUR ISBN 3-540-00873-X
Buchtips im Web Welches Buch für welches Fach? Lieber ein schmales Kompendium oder doch den dicken Wälzer? Im Fachbuchbereich bei MEDI-LEARN findet Ihr viele Buchtips, zahlreiche Buchrezensionen und Links zu Probekapiteln. Schaut doch vor dem Buchkauf einfach auf den Webseiten vorbei unter: www.medi-learn.de/literatur
Kurz vor der Klausur: Lernen im Waschsalon von Yvonne Bernsdorf
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er Wecker klingelt. 7.00 Uhr, ein ganz normaler Uni-Tag, die erste Vorlesung um 8.15 Uhr. Verschlafen startet der Tag. Irgendwann der Gang zum Schrank, ein blinder Griff ins Wäschefach... tastend und suchend weicht schlagartig die Müdigkeit! Der Blick auf die gegriffene Eroberung läßt alle Alarmlichter aufleuchten! In der Hand halte ich eins der gut gehüteten „Schätzchen“, Erinnerungen an präpubertäre Zeiten. Eine rosa Unterhose mit Rüschensaum und verwaschenem Blumendruck, womöglich auch noch mit Loch. Sämtliche Szenarien erscheinen vor meinem geistigen Augeetwa ein möglicher Unfall, daraufhin eine Krankenhauseinweisung und mittendrin „ich“ selbst, stehend in einem Röntgenraum mit eben dieser bezaubernden Unterhose... Was für ein Alptraum! Spätestens bei dieser Vorstellung überzeugen alle Argumente; das, was lange verdrängt wurde, wird nun unumgehbar – es ist Zeit für den von mir so „geliebten“ Waschtag. Ein paar Stunden später geht alles geübt von der Hand. Mit meiner schweren Reisetasche betrete ich den Salon, die Wäsche ist natür-
WAS FÜR EIN ALPTRAUM! UND SPÄTESTENS BEI DIESER VORSTELLUNG ÜBERZEUGEN ALLE ARGUMENTE... lich schon zu 40° und 60° vorsortiert, zwei Maschinen wie meistens. Nachdem die Gebühr eingeworfen, das Wäscheprogramm eingestellt und schlußendlich der Startknopf gedrückt worden ist, geht es schwerfällig zur dortigen Sitzbank. Ein paar vergriffene Zeitschriften fordern zum Lesen auf, aber ich enthalte mich der Verlockung, herausgepackt wird stattdessen das gesunde „geistige“ Pausenbrot – der Herold – tief im Unterbewußtsein ruft die schon recht bald anstehende Innere-Medizin-Klausur. Vor dem Studium war mir die Einrichtung „Waschsalon“ nur aus dem Fernsehen bekannt. Ich entsinne mich an eine Werbung für eine sogenannte „Hosentaschenpizza“, in der völlig idyllisch ein attraktiver, im Waschsalon auf seine Wäsche wartender Italiener eine nicht minder attraktive Italienerin kennenlernt. Das übrige ergibt sich – waschende, rumpelnde Maschinen, wenig Worte, wenig Wäsche… soweit die Werbung. Die Realität lernte ich im Studium kennen, als ich den Vertrag für ein Zimmer unterschrieb, welches über keine Waschmöglichkeit verfügte. Heutzutage wird der Waschsalon auch „Waschcenter“ genannt. Mein nächster Salon befindet sich in der Nähe des Bahnhofs, gegenüber davon eine Eisdiele, ein Kiosk, eine Apotheke und das Haus eines berühmten historischen Theologieprofessors, so berühmt, daß mir der Name wieder entfallen ist. Nicht gerade sehr einladend befinden sich in der Mitte des Raumes zwei Reihen à acht Maschinen auf jeder Seite. Auf der linken Seite sind die Trockner-Trommeln, auf der rechten zwei Schleudern.
Foto: www.photocase.de, Tobias Prohl
Beim Eintritt in das Center schaut man direkt auf den Automaten, ein Waschgang kostet seit Anfang des Jahres 3,50 Euro (wegen der steigenden Unkosten, wie ein Zettel daneben freundlich erklärt). Die Bank, auf der ich mich niedergelassen habe, befindet sich auf der Seite zur Straße hin. Mit dem Rücken zu ihr gewandt, fange ich an, mich der „Rheumatoiden Arthritis“ zu widmen. Der Marker ist bereits gezückt und griffbereit in der Hand. Die Maschinen rumpeln. Die Farben im Center sind „dezent“ gehalten, klar und unmißverständlich. Der Boden ist weiß gekachelt, die Maschinen sind in einem kräftigen Orange, die Informationstafeln in einem unübersehbaren Wiesengiftgrün dazwischen verschönern einige Kunstblumen und eine mit Mahagoniholz geränderte Wanduhr das Ambiente im Neonlicht, aus den Lautsprechern tönt leise das Radio. „Summer moved on“ von a-ha, aber das nehme ich schon gar nicht mehr wahr, völlig versunken widme ich mich meinem Rendezvous, dem Herold. Die neue Umgebung aktiviert mein Gehirn (das habe ich zumindest aus einem Lernseminar mal mitgenommen), und ich fühle mich voll aufnahmebereit. Ich beginne zu lesen. „Die Rheumatoide Arthritis ist per definitionem eine chronisch- entzündliche Systemerkrankung“… Ein Bus hält vor der Haltestelle des Salons, die Tür öffnet sich, es ist früher Abend, der Salon beginnt sich allmählich zu füllen. Ein junger Mann, scheinbar auch Student, pirscht vorsichtig mit einem schweren Reiserucksack auf dem Rücken durch den Raum. Ein wenig skeptisch oder vielmehr orientierungslos begutachtet er die Maschinen, den Blick krampfhaft nach oben zu den lustig bebilderten Tafeln gerichtet – ein Neuling! Irgendwann hat er es geschafft, die erste Maschine ist mit Wäsche gefüllt, der nächste Gang führt zum Automaten, das Fragezeichen über seinem Kopf ist unübersehbar. Doch die Bewährungsprobe ist bestanden, spätestens hier bietet man als Routinier seine Hilfe an, wenn nicht von
selbst ein „Entschuldigung, wie geht das denn?“ kommt. Aber die Charaktere sind verschieden: Dem Studenten wird geholfen, eine Mutter mit Kleinkind nimmt sich seiner an. Im Nu ist auch er mit dem Geheimnis des Waschens vertraut. Die Maschine startet. Der Student geht raus und zündet sich eine Zigarette an – alles gar nicht so leicht. Ich lese im Buch weiter. Ich habe mich bis zur Klinik vorgearbeitet. „1. Unspezifische Allgemeinsymptome... Abgeschlagenheit... nächtliches Schwitzen... Beim Nachdenken spüre ich plötzlich, wie die Bank nachgibt. Ich blicke auf und registriere nun „meine Gesellschaft“: Ein
BEIM NACHDENKEN SPÜRE ICH PLÖTZLICH, WIE DIE
BANK NACHGIBT...
etwas untersetzter, nicht sehr gepflegt aussehender Mann mit einer großen Zahnlücke grinst mich an. „Lassen Sie sich durch mich nicht stören...“ Ich lächle zurück und mein Blick geht wieder Richtung Buch. Doch keine drei Wörter weiter steigt ein störender, aber mir von irgendwo her vertrauter Geruch in meine Nase, er vermischt sich mit dem Geruch von Schweiß und abgetragener Kleidung. Reflexartig verzieht sich meine Miene und meine Augen gehen gedankenartig zur Türe, ob man diese nicht öffnen könne. Ich versuche mich zu konzentrieren, doch nun nehmen meine Ohren auch noch ein Knistern und Schmatzen wahr... allmählich erahne ich die Vertrautheit jenes Duftes. Ich blicke nun doch zu meinem Nachbarn auf, und siehe da, auf mein olfaktorisches Erinnerungsvermögen ist Verlaß. Ich ertappe ihn bei einem genüßlichen Biß in einen Döner – die Hälfte fällt raus, ein Finger wird abgeleckt. „Sie müssen sich auch mal einen Döner beim Orient-Grill holen! Eins müssen wir den Muselmännern lassen: Döner machen können sie wie Kinder!“ Ein grollendes Gelächter entfährt ihm, am Bart sehe ich ein wenig von der Paprikasauce. Auch diesmal lächle ich höflich gequält.
Entschlossen widme ich mich wieder dem Herold – schließlich habe ich mir das Ziel gesetzt, mit dem Kapitel heute noch fertig zu werden. Und es klappt – die Umwelt um mich herum vergessend, geht es weiter im Text, den wichtigen Aussagen verpasse ich einen gelben Anstrich – Gewissensberuhigung. Ein grau unterlegter Kasten zeigt mir ein „Merke“! auf. „Die Hände sind die Visitenkarte des Rheumatikers.“ Die Hände sind die Visitenkarte eines Rheumatikers – ich lasse diesen Satz durch meinen Kopf wandern. Wie sehen die Hände der Leute im Waschsalon aus? Sind sie tatsächlich eine Visitenkarte? Mein Blick fängt an zu wandern. Schielend versuche ich, die Hände meines Dönernachbarn zu begutachten. Er hat Pranken, weit ausladende Pranken, der Handrücken ist stark behaart. Die Hände sind verschwielt, die Fingernägel schwarz und ungesund. Auf dem rechten Handgelenk entdecke ich eine Tätowierung: L O V E. Er scheint einen harten Job zu haben. Mein Blick schweift weiter, die Hände der Mutter sind von der Ferne nicht gut zu sehen. Sie faltet inzwischen ein Bettlaken, ihr kleiner Sohn umklammert ihr Bein und quäkt. Ich höre ein energisches „Johnson, nein!“ Ihre Hände arbeiten flink, sie hat feine Hände. Ihre Fingernägel hat sie lackiert, ein intensives Pink, nein, jetzt erkenne ich richtig, sie hat zwei Farben benutzt. Ein paar der Nägel schimmern nämlich auch türkis. Wer ist noch alles im Salon? Mein Blick wandert weiter auf die gegenüber liegende Seite des Salons. Erst jetzt erkenne ich eine mir alte Vertraute, die Frau mit der „rosaroten Bonbonjacke“ (so habe ich sie insgeheim getauft) ist mal wieder da. Sie hat wie immer ihre zwei Einkaufswagen voll Wäsche dabei. Das meiste davon sind Handtücher. Ich frage mich häufig, was sie mit so vielen Handtüchern macht. Ihr Blick ist stets grimmig, sie meidet den Kontakt. Ihre krause Dauerwelle ist stets die gleiche. Die Frau mit der rosaroten Bonbonjacke ist eine sehr geschäftige Dame, sie mag es nicht, still zu sitzen. Kaum Fortsetzung auf Seite 9
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www.medi-learn.de im Salon angekommen, läuft sie geschäftig in einer stets gleich verlaufenden Wanderschleife – so, als hätte sie die Automatismen in sich – den Weg zur Maschine, zum Automaten, zur Maschine, zum Trockner, zur Schleuder und wieder zum Automaten. Es ist mir ein Rätsel, warum sie dies nicht in einem Gang erledigen kann. Sie hat kleine Füße, die Beine sind geschwollen, sie scheint Herzprobleme zu haben. Ihre Schritte sind klein und schlürfend, die Schuhe ähneln Pantoffeln. Ich versuche, einen Blick auf ihre Hände zu werfen, sie huscht jedoch schnell an mir vorbei und schaut wieder einmal grimmig drein. Auf dem Rückweg sehe ich geschwollene, rote Hände mit Wurstfingern.
KAUM EINE ANDERE TÄTIGKEIT VERRÄT SOVIEL ÜBER DIE PERSÖNLICHKEIT EINES MENSCHEN Mein Blick wendet sich von ihr ab und ich lese weiter im Buch. Ich komme zu dem Schluß, daß Hände nicht nur die Visitenkarte eines Rheumatikers sind. Weiter im Text komme ich gut voran. Ein plötzlicher Blick auf die Uhr läßt mich gewahr werden, daß beide Maschinen durch sein müßten. Ich gehe hin und ich hatte recht, eine Maschine ist durch, die andere läuft noch eine Minute. Zwei Körbe werden schon einmal gesichert, um die Wäsche in Empfang zu nehmen. Neben mir steht ein Maler (man erkennt ihn an seiner für seine Arbeit typischen Kleidung). Auch er öffnet die Türe und ich sehe, wie er Arbeitsklamotten und Tücher hervorholt. „Diese Maschine wird regelmäßig desinfiziert.“ steht über jeder Maschinentüre. Ich versuche, dem Glauben zu schenken, wobei ich meine Wäsche begutachte. Auch einmal im Jahr ist regelmäßig, alles eine Sache der Definition. Zum Glück ist nichts angefärbt. Jetzt der Akt des richtigen Verteilens und Ausbalancierens der Schleuder. Jedes Mal ein Vorgang, der sehr viel
Sorgfalt meinerseits, aber ebensoviel Zufallswahrscheinlichkeit bezüglich der Funktionswilligkeit der Maschine erfordert. Ich werfe die 50 Cent für die Nr. 18 ein, beim Druck auf den Deckel halte ich einen Moment den Atem an. Es fängt an zu rumpeln und zu vibrieren, eine Sekunde, zwei Sekunden… es hat geklappt!… Doch zu früh gefreut – die Schleuder setzt aus und noch einmal wird alles umsortiert. Aber dann ist es erfolgreich! Ich kehre wieder zu meiner Bank zurück. Zehn weitere Minuten zum Studieren bis der Schleudervorgang beendet ist. Freudig registriere ich, daß mein Nachbar die Tür zum Abgang aufsucht… Ein letztes Mal lächle ich, der Dönerduft verflüchtigt sich. Die Differentialdiagnosen sagen mir, daß ich auch mal an eine „Kollagenose“ oder an eine „Brucella-Arthritis“ denken sollte, auch an einen „Morbus Behçet“. Über letzteres habe ich doch erst kürzlich einen Artikel gelesen. Wie war es denn noch mal? Häufig waren doch vor allem Menschen aus mediterranen Ländern betroffen, welche meist erst durch eine Augeneinschränkung den Arzt aufsuchen, vorher aber schon eine Weile Probleme mit den Gelenken und Aphten im Mund haben, diese aber oft nicht registrieren... Zufrieden lese ich weiter. Der Student kommt wieder rein. Er setzt sich auf einen der Tische, die eigentlich dem Falten der Wäsche dienen. Auch er packt ein Buch aus. Ich linse hinüber und entziffere „Handelsrecht“. Aha, ein Jurastudent also. Wenn ich „IMPP-like“ eine Frage beantworten müßte: „Was trifft zu?“ Der Waschsalon... 1) versorgt Stadtstreicher, damit diese ihrer persönlichen hygienischen Grundversorgung nachkommen können, 2) wird von Studenten überwiegend in den frühen Abendstunden aufgesucht, von Medizinstudenten überdurchschnittlich häufig vor den Prüfungsterminen, 3) gibt auch minderbemittelten Familien die Möglichkeit zur Reinigung ihrer Wäsche,
IMPRESSUM Herausgeber: MEDI-LEARN.net, Bahnhofstraße 26b, 35037 Marburg/Lahn Tel: 0 64 21/68 16 69, Fax: 0 64 21/96 19 10 E-Mail: redaktion@medi-learn.de, www.medi-learn.de Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld, Marlies Lehmkuhl, Lilian Goharian, Peter Artz Layout & Graphik: Stephanie Landskron Erfahrungsberichte: Robert Kapelle, Yvonne Bernsdorf, Alicja Zybowski, Dr. med. Andrea Weinbrenner, Bettina Kofler, Vera Preller Druck: Druckerei + Verlag Wenzel, Am Krekel 47, 35039 Marburg/Lahn Tel: 0 64 21/17 32 60, Telefax: 0 64 21/17 32 69 Anzeigenbetreuung: Christian Weier, Olbrichtweg 11, 24145 Kiel Tel: 04 31/30 03 43 02, Fax: 04 31/30 03 40 40 E-Mail: christian.weier@medi-learn.de Es gilt die Anzeigenpreisliste 01/2005. Bildnachweis: Photocase.de, Artikelautoren Erscheinungsort: Marburg Die MEDI-LEARN Zeitung erscheint sechsmal pro Jahr und wird als Beilage der Zeitschrift Via medici aus dem Georg Thieme Verlag, Stuttgart, zugelegt. Der Bezug ist für Abonnenten der Via medici in deren Abonnement bereits enthalten. Der Einzelpreis beträgt 1,90 €. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos etc. kann der Verlag keine Gewähr übernehmen. Nachdruck – auch in Auszügen – nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung. Der Verlag kann für Preisangaben keine Garantie übernehmen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bei allen Gewinnspielen und Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Anregungen und Redaktionskontakt per E-Mail unter: redaktion@medi-learn.de. Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungsberichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest Du unter: www.medi-learn.de/artikel.
kurz notiert...
Rasierschaum gegen Quallen „Wer mit Feuerquallen in Berührung kommt, sollte das Wasser sofort verlassen und die betroffenen Hautstellen mit Essig oder Rasierschaum einreiben. Den Schaum trocknen lassen und mit einem stumpfen Gegenstand wie einem Messerrücken oder einer Plastik-Kinderschaufel abreiben, um so die Nesseln von der Haut zu lösen. Danach die Körperregion ruhigstellen. Bei starken Schmerzen und Hautrötungen sollte zur Vorsicht der Arzt aufgesucht werden.“, rät Hautarzt Dr. Matthias Gerber in einer Pressemitteilung des DLRG – wer hätte das gedacht!
Berufsunfähigkeit top
Foto: www.photocase.de, Michael T.
4) dient zur Reinigung von Wäschestücken, die im Privathaushalt nicht gereinigt werden können oder gereinigt werden wollen, 5) ist ein internationaler und multikultureller Treffpunkt von sich auf der Durchreise befindenden Menschen. So müßte ich nach fast vier Jahren empirischer Beobachtung die Antwort E „alle Aussagen treffen zu“, ankreuzen. Der Waschsalon ist ein Treffpunkt von sehr interessanten und verschiedenen Menschen, die für ein oder zwei Stunden dieselbe Tätigkeit, eine für alle unabdingbare Notwendigkeit, verbindet. Wenn man schon seit längerer Zeit waschen geht, dann stellt sich einem häufig die Frage, warum jemand, wenn er nicht zu den oben genannten Gruppen gehört, den Waschsalon aufsucht. Meistens gebe ich mich dann mit der Theorie zufrieden, daß die Waschmaschine desjenigen defekt sein muß. Aber natürlich bleibt dies nur eine Theorie. Ab und zu ergeben sich im Waschsalon auch Kontakte, doch meistens ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Der Waschvorgang ist im Grunde genommen eine private Angelegenheit, ebenso wie der Toilettengang oder die Körperpflege eine Privatangelegenheit ist. Kaum eine andere Tätigkeit verrät soviel über die individuelle Persönlichkeit eines Menschen wie die des Waschens. Angefangen bei den Kleidungsstücken: Trägt er Tennissocken oder Boxershorts? Mag sie Spitzenunterwäsche oder lieber Baumwolle? Wie sehen die Handtücher aus?... Auch die kleinen Tätigkeiten wie, ob jemand seine Wäsche trocknet, sortiert und faltet oder lieber gleich nach Beendigung des Waschvorgangs diese naß und vollgesogen wieder in die Reisetasche stopft, damit ja keiner mitbekommt, was Sache ist und ausgerechnet dann eine graue häßliche Tennissocke zu Boden fällt, so daß diese mit verkniffenem roten Gesicht aufgelesen werden muß, verraten etwas über den Menschen. Auch meine Wäsche verrät viel über mich. Warum Medizinstudenten überdurchschnittlich häufig vor Prüfungsterminen den Waschsalon aufsuchen? Nun, dieses sicher nicht, weil es sich dort so gut lernen läßt, obwohl sie dieses auch tun (in Anbetracht der Nähe der Prüfung), sondern um ihre Kittel für die Prüfung wieder leinenweiß zu bekommen, denn ein Präpkurs hinterläßt so seine Spuren. Und Präp-Kittel wäscht
man nicht zu Hause, somit trifft auch Aussage 4 zu. Doch die Maschinen werden ja regelmäßig desinfiziert! Die Schleuder ist durch. Die trocknerungeeignete Wäsche kann schon verpackt werden, der Rest wandert in den Trockner. Meistens nehme ich zwei oder drei Trockner, um die Wartezeit zu verkürzen.
WARUM SUCHEN MEDIZINSTUDENTEN ÜBERDURCHSCHNITTLICH HÄUFIG VOR DEN
PRÜFUNGSTERMINEN WASCHSALON AUF?
Auch die Maschine des Jurastudenten ist durch. Hastig öffnet er die Türe und stopft alles schnell in seinen Reiserucksack, welcher sichtlich schwerer wird. Seinem Gesicht sieht man die Anstrengung an. Mit Mühe ist auch das letzte Handtuch verstaut. Ausgebeult und unförmig verläßt der Rucksack mit seinem Besitzer den Salon, beide suchen das Weite. Auch bei mir startet die letzte Runde, die Trockner laufen auf Hochtouren. Zweimal zwanzig Minuten – 1 Euro, das muß genügen, mehr will ich nicht ausgeben. Im Herold ist auch ein Ende in Sicht. Die medikamentöse Therapie ist vielfältig und unübersichtlich, mein Magen beginnt zu knurren. „MTX und Sulfasalazin“ verpasse ich einen gelben Anstrich. Wieder öffnet sich die Türe. Zu der Mutter gesellt sich ein Mann, vermutlich ihr Freund. Viele goldene Kettchen verzieren seine Brust, lässig nimmt er seinen Sohn auf den Arm. Wie sein Sohn trägt auch er ein Käppi. Die Mutter ist gereizt, sie fährt ihn an, er solle doch aufhören herumzualbern und lieber helfen. Das paßt ihm nicht. Beide werden laut.Der Satz will einfach nicht mehr in meinen Kopf, völlig entnervt schließe auch ich nun das Buch. Ich gebe auf! Für heute ist genug. Da naht auch für mich die Rettung. Die riesigen Trocknertrommeln haben aufgehört, sich zu drehen, das rote Licht aufgehört zu leuchten. Zum letzten Mal hole ich zwei Rollkörbe. Nachdem alles sorgfältig gefaltet, sortiert und eingepackt ist, heißt es auch für mich Abschied zu nehmen. Müde und geschafft, aber mit sauberer Wäsche und neu gewonnener Erkenntnis über Rheumatoide Arthritis verlasse nun auch ich endlich den Salon.
Zum wiederholten Male wurde die Berufsunfähigkeits-Versicherung der Deutschen ÄrzteVersicherung von der Stiftung Warentest mit dem Testurteil „sehr gut“ versehen. Der Spezialanbieter für Heilberufe erlangte damit den Rang 1 von 79 getesteten Unternehmen.
Rekord in Witten-Herdecke Das Humanmedizin- oder Zahnmedizinstudium an der Universität Witten/Herdecke (UWH) wird immer beliebter. Die Fakultät für Medizin zählte in ihrem gerade abgeschlossenen Bewerbungs-Verfahren für das Sommersemester 2005 rekordverdächtige 850 Bewerber – für 42 Studienplätze. Prof. Dr. Peter Gängler, Dekan der zahnmedizinischen Fakultät und wissenschaftlicher Geschäftsführer der UWH, sieht in diesen Zahlen „einen eindrucksvollen Beleg für die Qualität von Lehre und Forschung an der Universität Witten/Herdecke. Es hat sich inzwischen herumgesprochen, daß Studierende bei uns optimal betreut werden und später hervorragende Berufsaussichten genießen“, so der Dekan. Für diejenigen, die jetzt nicht zum Zuge gekommen sind: Das nächste Bewerbungsverfahren im Fach Medizin endet am 15. Juli 2005, im Fach Zahnmedizin am 15. Juni 2005.
Neues Portal Der Informationsbedarf junger Ärzte und Medizinstudenten ist hoch. Was geschieht mit meiner Stelle, wie sehen die aktuellen Arbeitszeitmodelle aus? Diese und andere Fragen bestimmen den Alltag junger Ärzte und Studenten. Der Hartmannbund hat auf diesen Bedarf reagiert und bietet mit dem gemeinschaftlichen Angebot der Arbeitskreise „Aus-, Weiterbildung und Niederlassung“ „Junge Ärzte“ und des Ausschusses „Medizinstudenten im Hartmannbund“ unter www.jungemediziner.de ein umfassendes Informationsportal an. Hier findet Ihr unter anderem auch das kostenlose Informationspaket für Berufsstarter inkl. einer Checkliste zum Berufseinstieg im PDF-Format zum Download.
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Neue Examina: IMPP lüftet erste Geheimnisse
Ähnliche Abbildu
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Das zu prüfende Wissen ändert sich damit also nicht; Änderungen gibt es allerdings bei der Art der Fragestellung des neuen 1. Staatsexamens. Die neue Fassung der ÄAppO sieht hier vor, daß die Prüfungsfragen „problemorientiert, fächerintegrierend und mit einem Bezug zur klinischen Ausbildung“ zu versehen seien. Daher wird man in Zukunft wohl weniger Fragen des Typs „Welche Aussage zu xyz trifft nicht zu?“ in den Examina finden – ersetzt werden diese dann durch Fragen, die an einem Problem orientiert sind und deren Lösung fächerübergreifendes Wissen erfordert. Beispielsweise kann dies so aussehen, daß eine kurze Patientenanamnese der Frage vorangestellt wird („Eine Patientin stellt sich mit x, y und z vor; die Beschwerden bestehen so und so lange. Was ist am ehesten Ursache?“). Die Beantwortung der Frage kann dabei zum Beispiel Wissen in Anatomie, Physiologie und Biochemie gleichzeitig voraussetzen. Aber auch diese Art der Fragestellung ist nicht neu, und die Tendenz zur Bevorzugung solcher Fragen zeichnete sich bereits im Laufe der letzten Ärztlichen Vorprüfungen ab. Die neue ÄAppO fordert in Anlage 10 einen stärkeren Bezug der Fragen zu klinischen Inhalten mit Formulierungen wie „ […]insbesondere sind die naturwissenschaftlichen Fächer auf die medizinisch relevanten Inhalte auszurichten […]“. Wie auch das Physikum wird das neue 1. Staatsexamen schriftlich an zwei Tagen mit je 160 Fragen und vier Stunden Prüfungsdauer pro Tag stattfinden. Der mündliche Teil der Prüfung heißt in der neuen ÄAppO „mündlichpraktischer Teil“. Es wird gefordert, daß vor der Prüfung praktische Aufgaben zu stellen sind, deren Lösung während der Prüfung mündlich oder schriftlich darzulegen ist. Neu ist auch die von vornherein feststehende Fächerkombination: Alle Prüflinge werden in Anatomie, Physiologie und Biochemie geprüft; Psychologie/ Soziologie als mündliches Prüfungsfach ist nicht mehr vorgesehen. Auch sind die Prüfungsteile (schriftlich und mündlich-praktisch) nun voneinander getrennt. Wird ein Prüfungsteil nicht bestanden, so muß nur dieser wiederholt werden (wer also mündlich durchfällt, braucht die schriftliche Prüfung nicht zu wiederholen). Eine Fünf im schriftlichen Teil kann nun allerdings auch nicht mehr durch eine mündliche Eins oder Zwei ausgeglichen werden – wird ein Teil der Prüfung nicht bestanden, so ist er in jedem Fall zu wiederholen.
Das Zweite Staatsexamen – oder was ist M2!?
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Zweites Stex, „Hammerexamen“, M2neu – all diese Bezeichnungen meinen dasselbe, nämlich den zweiten Teil der Ärztlichen Prüfung. Und bei diesem Teil des Examens ändert sich einiges. Das fängt schon bei den Zeitpunkten an: M2neu wird nach dem PJ geschrieben, und zwar immer im März und im Oktober (nicht mehr, wie bisher, im März und August). Der schriftliche Teil findet an drei aufeinander folgenden Tagen mit jeweils fünf Stunden Prüfungsdauer statt;
bei 320 Fragen insgesamt bleibt hier mit fast drei Minuten (genau: 168,75 Sekunden) fast doppelt so viel Zeit pro Frage, wie die bisher üblichen 90 Sekunden. Der neue Gegenstandskatalog GK2, an dessen Inhalt sich die Prüfungen inhaltlich orientieren werden und dessen endgültige Veröffentlichung für das Frühjahr 2006 avisiert ist, wird wirklich neu sein – denn anders läßt es auch die neue ÄAppO gar nicht zu. Waren bisher die prüfungsrelevanten Themen nach Stoffgebieten (operativ, nichtoperativ, …) und Fächern (Innere, Chirurgie, …) gegliedert, so wird der neue GK2 eine Gliederung nach Erkrankungen und Gesundheitsstörungen aufweisen, die sich an der International Classification of Diseases (ICD 10) und anderen Datenquellen orientieren wird. In Anbetracht der in die Prüfungen zu integrierenden Fallbeispiele (s.u.) macht dies auch Sinn – denn schließlich wird auch ein Patient stets interdisziplinäre Behandlung erfahren, sei
es durch das Röntgenbild, das in der Radiologie befundet wird, die Laborwerte, die von Laborärzten befundet werden oder aber der Schnellschnitt, den der Pathologe begutachtet. Hierbei wird es wohl durch die Forderung der neuen ÄAppO, die Examina an praxisrelevanten Inhalten zu orientieren, auch zu einer Gewichtung der im GK2 enthaltenen Erkrankungen und Gesundheitsstörungen kommen – die Relevanz einer Krankheit wie dem Herzinfarkt, mit hoher Prävalenz und Mortalität, wird also ausdrücklich anders aufgeführt sein als eine exotische Krankheit, die kaum jemand in seinem Berufsleben je zu sehen bekommen wird.
Beispielhaft Im neuen 2. Staatsexamen werden Fallbeispiele integriert werden, und das nicht zu knapp. Diese Forderung steht ebenfalls in der neuen ÄAppO. Jetzt hat das IMPP erstmals konkretisiert: Mehr als 50% der Examensfragen werden Bestandteil von Fallbeispielen mit jeweils 5–20 dazugehörigen Fragen sein, weniger als 50% werden wie bisher auch einfache Fragen ohne Fallbezug sein. Auch die fallbeispielbezogenen Fragen werden dabei wie bisher als Multiple-ChoiceFragen gestellt; etwas anderes läßt die Approbationsordnung auch nicht zu. Bisher haben sich zwei Modelle herauskristallisiert, wie Fallbeispiele
in die Prüfung integriert werden können. Eine definitive Entscheidung, welches davon letztendlich in den Examina verwendet werden wird, ist noch nicht getroffen, weswegen hier beide kurz vorgestellt werden sollen:
1. Das lineare Fallbeispiel: Das lineare (oder auch sequenzielle) Fallbeispiel besteht aus aufeinander aufbauenden Fragen: Ein kurzes Dossier schildert den Fall, weitergehen kann es dann mit Differenzialdiagnostik, Pathologie etc. Problematisch ist hier, daß ein Fehler, der am Anfang des Fallbeispiels gemacht wird, weitere Fehler zur Folge haben kann (zum Beispiel, wenn man die falsche Diagnose gleich am Anfang stellt). Ebenso könnten solche Fallbeispiele „von hinten“ gelöst werden – entscheidet man sich für eine falsche Diagnose und ist später von dieser gar nicht mehr die Rede, so kann man sich leicht denken, daß man hier einen Fehler gemacht hat. Ein Lösungsansatz wäre hier zum Beispiel, die Fallbeispiele in zwei oder mehr Teile aufzutrennen und zum Beispiel die Antwortbelege einzusammeln oder neue Hefte auszuteilen, in denen die Fortsetzung der Fallbeispiele mit einer Auflösung
des ersten Teiles beginnt, damit man keine weiteren Folgefehler machen kann. Neben dieser prüfungsorganisatorisch schwer zu realisierenden Art der Prüfung bleibt hier auch die Befürchtung, Fragen als Konsequenz aus einem früh begangenen Fehler zumindest bis zum Beginn der Fallfortsetzung weiterhin falsch zu beantworten. Eine Unabhängigkeit der Fragen voneinander ist nicht gegeben. Dem IMPP ist dieser Nachteil
deutlich bewußt, weswegen uns die zweite Variante von Fallbeispielen als die wahrscheinlichere erscheint.
2. Das analytische Fallbeispiel Die analytischen Fallbeispiele sind sternförmig aufgebaut. Ein bis zu mehrere Seiten langes Dossier stellt den Patienten vor, die Diagnose wird bekannt gegeben und es werden mehrere Problembereiche vorgestellt. Es folgen dann Fragen, die nicht linear aufeinander aufbauen, sondern unabhängig voneinander sind – Folgefehler sind so ausgeschlossen, die Prüfungsorganisation ist deutlich einfacher als beim linearen Modell. Ein Beispiel: Im Dossier wird ein Patient vorgestellt, der an Myokarditis erkrankt ist; es liegt ein Laborbefund ebenso wie ein Röntgenbild des Thorax bei. Von diesem Dossier und der Diagnose „Myokarditis“ ausgehend folgen Fragen aus verschiedenen Fachbereichen, die aber alle für das Krankheitsbild relevant sind – die Pharmakotherapie, die Pathophysiologie, die Histopathologie, Mikrobiologie, Kardiologie...
Ausblick Welches Verfahren letztendlich das Rennen machen wird, entscheidet das IMPP nicht zuletzt aufgrund eines „Test-Examens“ mit Studierenden, das wahrscheinlich im nächsten Sommer stattfinden wird und beide Modelle anbieten soll. Die Erfahrungen und Ergebnisse werden mitunter ausschlaggebend für die Entscheidung für eins der beiden Modelle sein. Deutlich gemacht wurde auch, daß man keine unüberwindbare Hürde an das Ende des Studiums setzen möchte – die Durchfallquoten werden ähnlich niedrig erwartet, wie es bereits jetzt im „alten“ 2. Staatsexamen der Fall ist (< 5%). Dies legt den Schluß nahe, daß das neue Examen im Hinblick auf die angewachsene Stoffmenge überwiegend praxisrelevante Fragen beinhalten wird. Genau werden wir es aber erst wissen, wenn im Herbst 2006 die ersten Kandidaten ihr Examen nach dem neuen Modus geschrieben haben – doch eines steht sicher fest: Das Examen wird nicht so schwer werden, wie es der Name „Hammerexamen“ erwarten läßt, und einen Grund zur Panik vor dem Examen gibt es ebenfalls nicht. Wir werden Euch weiter auf dem Laufenden halten!
Fakten Neue Examina Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung Mündlich: In 3 Fächern Physiologie, Anatomie, Biochemie, 45–60 min je Prüfling Schriftlich: 2 Tage, insg. 320 Fragen • Physik + Physiologie: 80 Fragen • Chemie + Biochemie: 80 Fragen • Biologie + Anatomie: 100 Fragen • Med. Psychologie + Soziologie: 60 Fragen Eine 5 kann nicht ausgeglichen werden. Es muß aber nur noch der nicht bestandene Teil wiederholt werden. Gleitklausel für die Bestehensgrenze in der schriftlichen Prüfung: wie bisher! Physikumsnote: ½ schriftlich, ½ mündlich
Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung = „neues Zweites“ oder „Hammerxamen“ Schriftlich: 320 themenübergreifende MC-Fragen aus allen Fachgebieten der Medizin an 3 Tagen mit je 5 Std. Mündlich: in Vierergruppen an 2 Tagen in jeweils 45–60 min pro Prüfling pro Tag in Innerer Medizin, Chirurgie, PJ-Wahlfach, zusätzlichem Fach Gesamtnote: 1 3 „neues Physikum“ + 2 3 „neues Zweites“, alle benoteten Scheine erscheinen im Zeugnis
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Gemeinsam interaktive Fallbeispiele lösen Das MEDI-LEARN Trainingscenter von Christian Weier
„E
s ist Samstag abend (mal wieder so ein schöner Herbstabend, an dem alle frei haben und man selber schon seit 12 Stunden im Dienst ist und nach vielem Herumgerenne so gar keine Lust mehr auf Action hat), und der nächste NAW trudelt ein… Patientin, Jahrgang 1938, gepflegter AZ (Allgemeinzustand) und normaler EZ (Ernährungszustand), wird
von zu Hause gebracht, hat selber den NAW gerufen, laut Notarzt bei Eintreffen vor Ort auch selber die Tür geöffnet, lebt alleine in der Wohnung, zu der Zeit schon Hemiparese rechts, wach, ansprechbar, hustet. Auf der Fahrt Symptomatik unverändert, BZ (Blutzucker) 89, RR (Blutdruck) 130/80, HF (Herzfrequenz) 72.“ So beginnt der Fall 19/2004 im MEDI-LEARN Trainingscenter
– das Communitymitglied „doclala“ beschreibt eine Patientin, die es selbst in der Klinik erlebt hat. Kaum ist die Kasuistik im Internet, stellen schon die ersten User Fragen. „Ist der Husten produktiv?“, „Seit wann besteht der Husten?“ oder „Hat sie auch Schwindel, Kopfschmerz, Übelkeit oder Erbrechen?“. Doch wenden wir uns zunächst dem theoretischen Hintergrundwissen zu: Die neue Approbationsordnung verlangt mehr Praxisnähe. Immer mehr Verlage integrieren Fallbeispiele als festen Bestandteil in Lehrbücher. Der Thieme Verlag hat sogar eine neue Reihe auf den Markt gebracht, die nur Fallbeispiele zu den verschiedensten Fächern enthält. In den Foren von MEDI-LEARN haben die User seit einigen Monaten die Möglichkeit, interaktiv an Fallbeispielen teilzunehmen. Ganz nach dem Motto „Lernen mit Spaß“ versuchen die Forenuser gemeinsam Fallbeispiele zu lösen und in der Gruppe den besten Weg zur Behandlung des virtuellen Patienten zu finden. Die Fallbeispiele werden dabei, wie oben beschrieben, ebenfalls von Usern eingestellt. Der Verfasser steht während der gesamten Kasuistik, die
in der Regel einige Tage bis zur endgültigen Auflösung dauert, für Fragen zur Verfügung und gibt Rückmeldungen zu durchgeführten Diagnostikund Therapiemaßnahmen. Neben den Fallbeispielen aus dem Krankenhaus, die zumeist von jungen Assistenzärzten oder PJ‘lern verfaßt werden, stehen mittlerweile auch Patientenbeschreibungen aus dem Rettungsdienst zur Verfügung. Wer die ersten Fallbeispiele verpaßt hat, kann diese retrospektiv nachlesen und bei der Lektüre selbst mitfiebern, welche Erkrankung der Patient haben könnte und welche Maßnahmen zur Diagnostik und Therapie angebracht sind. Koordiniert durch die beiden Forenmoderatoren „Pünktchen“ und „Janine“ werden regelmäßig neue Fallbeispiele angeboten, bei denen man sich aktiv beteiligen kann. Angst vor Fehlern braucht man dabei nicht zu haben – das Wichtigste am Trainingscenter ist der Spaß und wer dabei etwas lernt, wird sicherlich nicht böse drum sein. Neugierig geworden? Dann nichts wie auf in das Trainingscenter, das Du unter der URL: http://www.medi-learn.de/MLZ3242 findest. Wie das oben beschriebene Fallbeispiel letztendlich ausgeht, findest Du ebenfalls im Trainingscenter und direkt unter: http://www.medi-learn.de/MF16705.
Bist Du rätselfit? Wertvolle Sachpreise zu gewinnen! Waagrecht: 1. Kurzform der Beinschlagader 5. Synonym für Darmbein 7. Abkürzung für zentralvenöser Druck 8. Umgangssprachlich für Gefäß 10. Beatmungshilfe ohne Aspirationsschutz 13. Zeitschrift für junge Mediziner im Georg Thieme Verlag 15. Kurzform für Cholangiozelluläres Carcinom 16. Abkürzung für extrapyramidalmotorisches System oder Dateiendung von Photoshop-Dateien 17. Kurzform für die z.B. Aldosteronproduzierende Zone innerhalb eines bestimmten Organes 18. Dt. Abkürzung für German Academic Exchange Service 19. Abkürzung für Frequenzbereich des Sonnenlichtes 21. Erfinder eines bekannten physikalischen Gesetzes zum Widerstand 22. Kleine Schwester von ATP 23. Trotz des Namens hat diese Säure in der Suppe nichts zu suchen 24. Abkürzung für das Institut für Therapieforschung in München 25. Mehrzahl des Synonyms für Dimethylketon (2-Propanon) 29. Obligater Qualitätscheck für alle Studienfächer lt. neuer Approbationsordnung 30. Kurzform für schwere Kopfverletzung
5. Engl. Abkürzung für eine Form der Zuckerkrankheit 6. Bisherige Lieblingstechnik aus einem bestimmten Mainzer Amt 9. Die Seelenheilkunde betreffend 11. Name für NH4+-Ionen 12. Im Ruhekern der Zelle nicht anfärbbare Substanz 13. Lat. für Erscheinung bei Verbrennungsform zweiten Grades 14. Fachbegriff für operatives Lösen der Regenbogenhaut 1
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20. Niederländischer Fernsehsender, Wortteil ist die lat. Übersetzung des Wortes: für 22. Enzym, das ein blutdruckregulierendes Gewebshormon spaltet 26. Kurzform einer verbreiteten Blutkrebsvariante 27. vorübergehende Vergesslichkeit in der Kurzform 28. Abkürzung für: Wenn die kleinen Brüder der großen Nieren schlapp machen 4
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1. Deutsch für Gynäkologie 2. Kurz für Mainz-Emergency-Evaluation-Score oder auch holländischer Arzt, nach dem weiße Querstreifen auf dem Nagel bei Intoxikation benannt sind 3. Abkürzung für Schwäche der Hauptschlagader 4. Radiologische Untersuchungsmethode
www.dimdi.de
Blutabnehmen am Apfel „An apple a day keeps the doctor away“: Ein Apfel pro Tag hält den Doktor fern – so lautet die Übersetzung des Sprichwortes aus dem englischen Volksmund. Im Bochumer Modellstudiengang Medizin sieht man das anders, denn die Studenten üben hier an Äpfeln, und zwar das Blutabnehmen. Bereits in den ersten Semestern hat man sich in der Ruhrmetropole einer möglichst praxisnahen Ausbildung mit der Verzahnung von vorklinischem und klinischem Wissen verschrieben und unter anderem das „Blutabnehmen am Apfel“ eingeführt.
36 neue Lokalforen 21
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Senkrecht:
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Ob PJ, Famulatur oder Tätigkeit als junger Arzt: Um den ICD-10 Schlüssel kommt niemand herum. Jetzt wurde der ICD verändert. Neben den aktuellen Änderungen der WHO sind mehr als 100 Vorschläge zur Ergänzung und Anpassung der ICD-10-GM an das DRG-System in die neue Ausgabe eingeflossen. In einem Kommentar zum Systematischen Verzeichnis werden die wichtigsten Änderungen kurz beschrieben. Der aktuelle ICD10-Schlüssel ist auf der Webseite vom DIMDI downloadbar.
Vorlesungen haben die unangenehme Eigenschaft, daß manche bereits um 8.15 Uhr und damit mitten in der Schlafenszeit eines Studenten stattfinden. Tübinger Medizinstudenten in der Klinik haben es da besser: Das Projekt „timms“ bietet Vorlesungen der Unfallchirurgie online an. „timms“ bedeutet „Tübinger Internet MultiMedia Server“. Die Vorlesungen können einfach im Browser als Film angeschaut werden, wann immer und wo immer man möchte. Sicherlich nicht nur für Tübinger Medizinstudenten interessant, sondern auch für alle Medizinstudenten, die sich zurücklehnen wollen und noch einmal wiederholen möchten. Ach ja, die Vorlesung läßt sich auch unterbrechen, wann immer man möchte ;-).
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Neuer ICD-10Schlüssel
Vorlesungen um 22.15 Uhr
1x KlassikSkelett Stan
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Mit freundlicher Unterstützung von: Deutsche Ärzte Finanz, 3B-Scientific und DocCheck Shop
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Gewinnspiel: Tragt Euer Lösungswort einfach im Internet unter: www.medi-learn.de/quiz ein. Wir verlosen 1x Klassik-Skelett Stan und 3x DocCheck® Advance II Stethoskop. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das Gewinnspiel läuft bis zum 31.03.2005.
www.doccheckshop.de
Die Foren der Webseite von MEDI-LEARN haben sich zu dem Anlaufpunkt schlechthin für Medizinstudenten entwickelt. Über 1.000 Beiträge werden dort wöchentlich von Medizinstudenten aus ganz Deutschland geschrieben. Nun wurden die Foren um 36 Lokaldiskussionplattformen ergänzt, in denen der Austausch zwischen Studenten der jeweiligen Universität gefördert werden soll. Darüber hinaus haben Studienplatzwechsler die Möglichkeit, mit Studenten der jeweiligen Zielstadt in Kontakt zu kommen. www.medi-learn.de/foren
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www.aerzte-finanz.de
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Januar 2005
www.medi-learn.de
Rechtsfragen Strittige Examensfragen Was kann ich tun? Rechtsanwalt R. Karasek: „Fehlende Punkte können „eingeklagt“ werden. Hier gibt es eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre 1991. Danach muß eine Frage „gutgeschrieben“ werden, wenn man beweisen kann, daß die eigene Lösung neben derjenigen des Instituts richtig ist. Maßstab ist dabei die Ausbildungsliteratur. Beim Einklagen zusätzlicher Fragen gibt es ein großes Problem: Die Verfahren dauern sehr lange. Ein Eilverfahren ist nach der Rechtsprechung nur nach nicht bestandenem dritten Versuch erlaubt. Überhaupt besteht eine realistische Chance nur bei ein oder zwei fehlenden Fragen. Möglich ist auch ein Widerspruch nach nicht bestandener zweiter Prüfung. In diesem Fall sollte man beim Prüfungsamt um Aussetzung des Verfahrens bis zum dritten Versuch bitten. Es gibt zudem die Möglichkeit, dem IMPP vor offizieller Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse mitzuteilen, welche Prüfungsfragen im einzelnen fehlerhaft sein könnten. Hierfür gibt es eine vom IMPP gesetzte informelle Frist von sieben Tagen.“ Adresse des IMPP: IMPP, Postfach 25 28, 55015 Mainz, Tel. 06131-28130, www.impp.de
Nachteilsausgleich Was passiert mit den Fragen, die aus der Wertung genommen werden? Rechtsanwalt R. Karasek:„Glücklicherweise gibt es das Eliminierungsverfahren. Das IMPP nimmt sich die einzelnen Fragen nach der Prüfung vor und eliminiert Fragen, die ungeeignet sein könnten (z. B. Doppellösungen, unklare Formulierungen, Rechenfehler, Schreibfehler). Das Antwortverhalten der Kandidaten (u. a. dokumentiert durch Itemanalysen) zeigt nach der Prüfung genau, welche Fragen nichts taugen. Nun kann sich die Eliminierung einer Frage zum Nachteil des Prüflings auswirken. Dies ist immer dann gegeben, wenn die Frage z. B. eine Doppellösung hatte und wegen dieses Systemfehlers gestrichen werden muß. Hat man hier eine der beiden Lösungen gewählt, so wird im Wege des Nachteilsausgleichs dann doch noch gutgeschrieben. Da wir es hier mit einer relativen Bestehensgrenze zu tun haben, kann durch diese nachträgliche Gutschrift die individuelle Bestehens- oder Notengrenze verändert werden. Auf der Homepage (www.impp.de) kann man den Einfluß einzelner Eliminierungen einschließlich Nachteilsausgleich individuell überprüfen.“ Dieser Artikel wurden verfaßt von: Rechtsanwalt Reinhard Karasek Wilhelm-Roser-Str. 25, 35037 Marburg Tel. 0 64 21/168 96-0, Fax. 0 64 21/16896-78
Es gibt nichts, was es nicht gibt – Famulatur in Südafrika von Vera Preller
im Krankenhaus sind jegliche Unbequemlichkeiten wert. Wir bewohnten ein spärlich möbliertes Zimmer im Schwesternschülerinnen-Wohnheim und teilten uns drei Toiletten und eine Dusche mit etwa 25 Schwestern, Strom und Wasser reichten oft nicht für alle. Das enge Zusammenleben mit den Schwestern brachte uns einen tiefen Einblick in die Kultur der Zulus. Oft wurden wir um fünf Uhr von ausgelassenen Gesängen geweckt, erlebten aber auch laute Trauer über Todesfälle hautnah mit.
Von Notfällen, Schußopfern und mehr
Foto: www.photocase.de, Ines Gesell
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en Sommer 2003 verbrachte ich im Rahmen meiner letzten Famulatur im Bethesda Hospital an der Ostküste Südafrikas im nordöstlichen Zipfel KwaZulu Natals. Begeistert von den Erfahrungen einer Kommilitonin hatte ich mich per E-Mail ungefähr zehn Monate im Voraus beworben. Als ich nach einiger Zeit die Zusage in den Händen hielt, hatte ich plötzlich Zweifel. Das Risiko, sich mit HIV zu infizieren oder Opfer einer Gewalttat zu werden, war schwer einschätzbar. Als ich einer Kommilitonin davon erzählte, beschlossen wir, es gemeinsam zu wagen, und wir gaben uns letztendlich einen Ruck und buchten einen Flug. Ein halbes Jahr später fanden wir uns am Flughafen Durban wieder. Mit dem Baz Bus, einer sicheren und preiswerten Möglichkeit, Südafrika zu bereisen, kamen wir relativ bequem bis nach Mkuze, von wo aus wir in einem der berüchtigten süd-
afrikanischen Minibustaxis (gefährlich überladen, das Gepäck unbefestigt auf dem Dach) 20 km über eine Schotterstraße zum Krankenhaus gelangten. Das Bethesda Hospital liegt im kleinen Bergort Ubombo, in einer der ärmsten Regionen Südafrikas, weitab von größeren Städten. Das ehemalige Missionskrankenhaus hat einen Einzugsbereich von etwa 100.000 Menschen und verfügt über 230 Betten. Das staatliche Hospital ist ausschließlich mit schwarzen Patienten (hauptsächlich vom ZuluStamm) belegt, während die Ärzteschaft aus weißen Südafrikanern und Indern besteht. Es gibt fünf Stationen, Röntgen, Ultraschall, ein Labor und das „Out Patient Department“ (OPD), eine Mischung aus Ambulanz und Rettungsstelle.
Ankunft im Wohnheim Die Unterkunft für Studenten ist sehr einfach, aber die Erfahrungen
Hände hoch und T-Shirt aus: der Untersuchungskurs Fortsetzung von Seite 1 Immerhin war diese Abstellkammer mit einer Liege und einem Defibrillator ausgestattet, was mich zumindest etwas beruhigte. Sollte ich bei dem Patienten größere Schäden anrichten, wäre der grimmige Internist in Kombination mit dem Defi wahrscheinlich meine Garantie für ein weiteres Leben in Freiheit.
Wie die Ölsardinen: 10 Studenten in einem Untersuchungsraum So also quetschten sich die zehn Studenten in den kleinen Raum, in dem zu meiner Beunruhigung kein einziger Patient zu sehen war. Ich begann, Allerschlimmstes zu befürchten. In einem kurzen Monolog erklärte uns nun der Internist sein didaktisches Konzept, das einen Freiwilligen unter den Studenten vorsah, um an diesem die gängigen Untersuchungstechniken zu demonstrieren. „Am besten einen der Herren“, wie der Doktor meinte. Mit einem kurzen Blick nach links und rechts stellte ich zu meinem Entsetzen fest, daß sich außer mir nur ein weiterer „Herr“ in dem Raum befand. Noch während ich an einem guten Konzept dafür feilte,
der Opfer-Rolle zu entgehen, war die Wahl auch schon auf mich gefallen. „Du da, auf die Liege!“ Freundliche Ärzte sind ein Segen! Kaum hatte ich auf der Liege Platz genommen, begann der kommunikationsfreudige Doktor auch schon auf meinem Kopf herumzuklopfen, meinen Hals zu würgen. Nach einer halben Ewigkeit war er mit meinem (glücklicherweise auch nach der Untersuchung noch intakten) Schädel fertig und wandte sich meinem Oberkörper zu. „Hände hoch!“ Ich gehorchte natürlich brav und zack war ich mein T-Shirt los. Toller Trick! Muß ich mir merken! Wobei ich mir den Kommentar nicht verkneifen konnte, daß ich als 23jähriger Student der Medizin durchaus dazu in der Lage gewesen wäre, auf Anweisung mein T-Shirt selbst auszuziehen.
Vor 8 Frauen die Hose ausziehen Nachdem er schließlich meine Lunge perkutiert und auskultiert hatte, bellte er seinen nächsten Befehl: „Hinlegen!“ Kaum lag ich, mußte ich auch schon die nächste Qual über mich ergehen lassen. Etwa fünf Minuten
In Wolldecken gehüllte Patienten treffen nach langem Fußmarsch im Krankenhaus ein, manche werden von ihren Angehörigen in der Schubkarre gebracht. Die OPD-Schwestern dirigieren die Kranken auf lange Wartebänke, auf denen so mancher auch die Nacht verbringt. Nach der Stationsarbeit finden sich die Ärzte im OPD ein und behandeln Notfälle (Autounfälle, Schußopfer, Atemnot, Frakturen) und viele chronisch Kranke (AIDS, Tuberkulose, Tumorerkrankungen). Vier der sechs Ärzte waren kaum älter als wir und nur für das obligatorische Jahr ihres „Community Service“ in Ubombo. Wir durften selbst entscheiden, was wir sehen und tun wollten, so begann unser Tag meist mit der Visite, oft in der Pädiatrie. Ein Großteil der kleinen Patienten leidet an Kwashiorkor und Folgen der Immunschwäche. Häufig sind Verbrennungen, Meningitis, Scabies, Mykosen und Bilharziose, seltener auch Cholera, Malaria und rheumatisches Fieber.
Zulumedizin und ihre Folgen Immer wieder sahen wir Säuglinge, die die traditionelle Zulumedizin (pflanzliche Abführmittel in Erwachsenendosis) nur schwer beeinträchtigt überstehen. Auf den Erwachsenenstationen liegen internistische Fälle (AIDS, TB, P. carinii-Pneumonie,
lang versuchte unser Doc das Kopfteil der Liege zu verstellen, wobei er unsanft an dem Gerät herumrüttelte und mich einem schweren SchädelHirn-Trauma ein ganzes Stück näher brachte. Als er es endlich geschafft hatte, begann er mein Herz zu untersuchen und stellte eine deutliche Tachykardie fest. Welch ein Wunder! Bei diesem Untersuchungsstil würde es mich nicht wundern, wenn diese Diagnose häufiger in seinen Untersuchungsberichten auftauchen würde. Diesen Gedanken behielt ich aber lieber für mich. Nachdem er schließlich auch noch nach Leber und Milz getastet hatte, ging er rasch zum nächsten Highlight über: „Hose aus!“ Super! Vor acht Frauen auch noch Hose ausziehen. Das Ganze begann langsam peinliche Ausmaße anzunehmen. Hatte ich an saubere Unterwäsche gedacht? Hatte ich überhaupt an Unterwäsche gedacht? Glücklicherweise erinnerte ich mich daran, am Morgen eine einigermaßen stilvolle Variante gewählt zu haben und konnte so auch noch die Untersuchungen meiner Beine und Füße über mich ergehen lassen. Als ich schließlich nach einer guten Stunde, mit den Nerven am Ende und völlig apathisch wieder von der Liege runter durfte, hatte sich meine euphorische Einstellung zum Untersuchungskurs doch etwas abgemildert. Zumal der freundliche
Herzinsuffizienz) neben neurologischen, psychiatrischen (Schizophrenie, Alkoholismus, AIDS-Enzephalopathie) und chirurgischen Patienten. Obwohl Auszehrung und opportunistische Infektionen (45% HIV-Infektion) den Alltag bestimmen, stellen auch die sogenannten Wohlstandskrankheiten wie Adipositas, Gefäßkrankheiten und Typ-II-Diabetes für einen Teil der Bevölkerung ein Problem dar. Die Ambulanz brachte einen guten Einblick in das soziale Gefüge der Menschen. Unsere Aufgabe dort wurde es schnell, in Kurznarkose Abszesse zu spalten und Frakturen zu gipsen.
Was haben wir gelernt? Uns wurde beigebracht, Pleura-, Aszites- und Lumbalpunktionen durchzuführen und Wunden zu versorgen. Jeden Mittwoch durften wir im Operationssaal bei Sectiones und anderen Eingriffen assistieren und vieles selber machen (Nähte, Spinalanästhesien, Kürettagen). Mehrmals fuhren wir zu den umliegenden Krankenstationen, in denen speziell ausgebildete Schwestern die Krankenversorgung gewährleisten und nur einmal pro Woche Problemfälle dem zuständigen Arzt vorstellen. Die Ärzte boten uns oft an, sie am Wochenende bei ihren Ausflügen zu begleiten: In die Drakensberge, zum Indischen Ozean und Tiere beobachten in einem der zahlreichen Naturparks. Nach unserer Famulatur nahmen wir uns zwei Wochen Zeit und erkundeten das Land: Krüger Park, die Gartenroute, die Weinregion und natürlich Kapstadt, wo wir im September den Heimflug antraten. Trotz anfänglicher Bedenken – wir hätten es immer bereut, nicht gefahren zu sein. Wir haben sehr viel gesehen und gelernt. Die Armut hat uns betroffen gemacht, aber zugleich waren wir beeindruckt von der Qualität der medizinischen Versorgung, gemessen an den wenigen vorhandenen Mitteln.
Herr Doktor beim Abschied noch ankündigte, „daß beim nächsten Mal dann die Studenten untersuchen dürften. „Wäre schön, wenn sich dann der eine oder andere nochmals als „zu Untersuchender“ zur Verfügung stellen würde!“ Kein großes Rätsel, wen er damit wohl gemeint haben könnte...
Was bleibt? Zur Beruhigung aller Studenten, die den Untersuchungskurs im Moment noch als Motivationshilfe für die grauen Vorklinik-Tage benutzen, sei gesagt, daß wir nach der Anfangsphase auch auf echte Patienten losgelassen wurden, bei denen wir dann die Anamnese erheben durften, um sie schließlich ausführlich zu untersuchen. In 3er Gruppen pro Patient, mit ausreichend Zeit und anschließender gemeinsamer Patientenvorstellung und Besprechung inklusive der dazugehörigen EKGs und Röntgenbilder wurde die Veranstaltung doch noch sehr spannend und lehrreich. Auch wenn man zuweilen mit Patienten leben muß, die alles besser zu wissen glauben (und manchmal stimmt das auch, wir hatten zum Beispiel einmal einen ehemaligen Chefarzt zu untersuchen), so hat mir der Kurs doch sehr viel Spaß gemacht. Und unserem grimmigen Internisten habe ich zu guter Letzt auch noch vergeben!