Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte
ZEITUNG
Digitaler Nachschlag der Ausgabe 04/11 September/Oktober 2011 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de
Digitaler Nachschlag
Forschung in Charlottesville
Kooperation verbessert Pflege
Die Leiden der Wartezeit
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Was der deutsche Jungmediziner neben der Forschung während seines „Research Exchange“ erlebte - wie beispielsweise Washington besuchen - erzählt er uns in der Fortsetzung seines Berichtes.
Um die Professionalität der Pflegeausbildung zu verbessern und zu sichern, entsteht aus der Kooperation der HAW Hamburg und dem Universitätsklinikum Eppendorf der Duale Bachelorstudiengang.
Eine immer wiederkehrende Frage: Wie überbrücke ich die Wartezeit am Besten? Eine junge Bewerberin lässt uns in Form eines Berichtes an ihren negativen sowie positiven Erfahrungen teilhaben.
Medizinische Erfahrungen in Valparaiso Famulatur in einem anderen Land von Sabrina
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iele Studenten überlegen, eine Famulatur in den USA zu machen. Ich kann es durchaus empfehlen, denn meine Zeit an der Valparaiso University im USBundesstaat Indiana war in jeder Hinsicht lohnenswert. Nach erfolgreicher Bewerbung nahm ich Kontakt mit Dr. Hugh McGuigan auf, damals Chef des dortigen Auslandsbüros. Er teilte mir mit, dass ich nicht unbedingt ein Visum benötige, sondern über das so genannte „Visa Waiver Program“ einreisen könne. Weil mir das aber zu unsicher war, habe ich mich beim amerikanischen Generalkonsulat in Frankfurt um ein B1/2-Visum beworben. Es empfiehlt sich, die zehn US-Dollar Gebühr zur Terminvereinbarung über das Internet zu bezahlen (nur per Kreditkarte möglich), zumal die Kosten über die Hotline wesentlich höher ausfallen. Eine Vorlaufzeit
von über einem Monat sollte dabei eingeplant werden. Oft ist erst einige Wochen nach der Anfrage ein Termin frei und der Reisepass mit dem Visum wird dann etwa eine Woche später per Post zugestellt. Die Visumvergabe verlief absolut problemlos. Ich habe nur etwa fünf Minuten mit Konsulatsmitarbeitern gesprochen, aber die gesamte Prozedur dauerte drei bis vier Stunden. Es sollte also ein Buch zum Lesen mitgenommen werden, zumal elektronische Geräte wie MP3-Player und dergleichen aufgrund von Sicherheitsbestimmungen nicht mit ins Konsulat genommen werden dürfen.
eingeplant werden. Die Warteschlangen können aber auch länger sein, sodass drei bis dreieinhalb Stunden sicherer erscheinen.
sten Tag wurde ich um 8 Uhr am Hotel abgeholt und zum Krankenhaus gefahren, wo ich Dr. Kester getroffen habe. Sie organisierte die Famulatur und war von Herrn McGuigan zuvor informiert worden, wie lange ich in welchen
hinFluG und WeiterreiSe mit dem BuS Ich bin mit Delta über Atlanta nach Chicago geflogen. Wegen der Grenzüberquerung in Atlanta sollten hier gut zwei Stunden Zeit
In Chicago stieg ich in einen Bus der Firma Coach USA. Den Fahrplan erhielt ich zuvor mitsamt einem Infopaket über die Uni per Post. Die Fahrt kostete 23 USDollar und ich musste einmal umsteigen. Schließlich kam ich dann in Merrillville an, das 33 Kilometer westlich von Valparaiso liegt. Dort wurde ich von Herrn McGuigan abgeholt.
unterKunFt und FreiZeitanGeBote
Das amerikanische Semester hatte noch nicht angefangen, sodass ich für die erste Nacht nicht ins Wohnheim konnte und stattdessen in einem recht komfortablen Hotel untergebracht wurde. Die Nacht hat mit Studentenrabatt 70 US-Dollar gekostet. Am näch-
Fachbereichen bleiben wollte. Es war aber auch später noch möglich, jederzeit um Änderungen zu bitten. Danach bekam ich meine ID-Card und wurde direkt in meine Abteilung gebracht. Am Nachmittag hat Herr McGuigan mir netterweise noch beim Umzug aus dem Hotel ins Wohnheim geholfen und mich zu einem Supermarkt gefahren, in dem ich Bettwäsche kaufen konnte. Ferner habe ich von ihm ein Computer-Login für den Campus und Informationen erhalten, wo ich mir einen Studentenausweis ausstellen lassen kann. Ich war in der Scheele Hall untergebracht, einem reinen Frauenwohnheim. Zwei weitere Famulanten wohnten in der Alumni Hall, einem gemischten Wohnheim. Die Zimmer sind durchweg Doppelzimmer mit Gemeinschaftsduschen/Toiletten für
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Famulatur in einem anderen Land Fortsetzung von Seite 1
eine Etage. Nach 19 Uhr mussten Besucher in eine Liste eingetragen und die Studentenausweise vorgezeigt werden. Außerdem wird die StudentID zum Ausleihen von DVDs in der Bibliothek und zum Eintritt ins Fitnessstudio/Schwimmbad des Athletic Recreation Center benötigt. Ferner können die Tennisplätze mit Flutlicht auf dem Campus kostenlos benutzt werden. Auf dem Campus gibt es während der Woche immer wieder Feste, die von den verschiedenen Studentenwohnheimen organisiert werden. Einkaufsmöglichkeiten gibt es in jeweils 15 bis 20 Gehminuten Entfernung. Außerdem gibt es einen für Studenten kostenlosen Bus in Valparaiso, die V-Line. Sie fährt sowohl zu den zwei Einkaufzentren und dem Kino als auch zu einer Haltestelle des South Shore Trains.
Stationen der Famulatur Da an der Valparaiso University lediglich der vorklinische Teil
des Medizinstudiums unterrichtet wird, sind nur selten Medizinstudenten im Porter Memorial Hospital anzutreffen. Es gibt aber eine ganze Reihe Studenten aus der Pflegeschule, die ebenfalls zur Valparaiso University gehört. Es ist also kein typisches Lehrkrankenhaus und die Ärzte freuten sich, dass sie mir manches erklären konnten. Die Betreuung war hervorragend und die meisten Ärzte sowie das Pflegepersonal verhielten sich ausgesprochen nett und hilfsbereit. Die ersten drei Wochen begleitete ich Dr. Silberman aus der Neurologie. Er arbeitet morgens einige Stunden in der Klinik und ist ab 11 Uhr in seiner Praxis. Anders als in Deutschland besitzen die meisten Ärzte in den USA eine Praxis und sind nicht beim Krankenhaus angestellt. Sie mieten sich vom Krankenhaus Betten, wenn Patienten von ihnen stationär aufgenommen werden müssen. Dr. Silberman legte großen Wert
darauf, seinen Studenten Wissen zu vermitteln. Er erklärte viel und gab sogar teilweise Hausaufgaben auf. Zudem hat er mir Bücher zu einigen neurologischen Krankheitsbildern wie Multiple Sklerose und Parkinson gegeben und ein amerikanisches Neurologiebuch kopiert. Zusammenfassend kann ich sagen, dass es sich auf jeden Fall lohnt, in die Neurologie zu gehen. Die Kombination aus Praxis- und Klinikarbeit ist außerordentlich interessant. An einem Tag war ich im sogenannten Outpatient Campus, also der Klinik für ambulante Patienten. Hier lernte ich Dr. Lee kennen, die auf Brustbiopsien und Mammografien spezialisiert ist. Auch sie gab sich große Mühe, mir viel beizubringen. Die letzten drei Wochen verbrachte ich in der Radiologie. Die Radiologen waren allesamt überaus nett. Nach einer kurzen Vorstellung, wer ich bin und was ich mache, waren sie begeistert davon,
etwas Abwechslung von ihrem normalen Arbeitstag zu haben und einem deutschen Medizinstudenten ihre Arbeit erläutern zu können. Einige erinnerten sich sogar an ihre Deutschkenntnisse aus dem College, was teilweise recht amüsant wurde. Der Arbeitstag der Radiologen beginnt um 7 Uhr, aber weil sie die erste Stunde auf die zahlreichen Röntgen-Aufnahmen von den Intensivstationen verwenden, ist es ihnen ganz recht, wenn man erst gegen kurz nach 8 Uhr kommt. Ich konnte viele Biopsien, PIC-Lines, Punktionen und Katheterablationen mitverfolgen. So bekam ich im Laufe der Zeit ein recht breites Spektrum an Eingriffen zu sehen. Ansonsten saß ich neben einem Radiologen an dessen Arbeitsplatz und schaute ihm beim Befunden zu. Hierbei bekam ich immer wieder Erklärungen und nach wenigen Tagen hatte ich fast die gesamte Anatomie wiederholt. Wenn man bedenkt, dass man im Rahmen einer Famulatur in den USA nur zuschauen darf, ist die Radiologie eine hervorragende Wahl.
››Antwort in spätestens fünf Monaten‹‹ Höhen und Tiefen während einer Stipendien-Bewerbung bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 04/2011 Auf dem Weg zum Stipendium folgen nach den ersten vier Schritten nun weitere zwei.
5: das Gespräch Eine Woche später: Gegen Mittag wandle ich mich von der intubierenden Assistentin des Schlaf-Doktors in eine schwarz-weiße Tussi und fahre mit der S-Bahn nach H. Ich stehe direkt vor der Kammer mit dem Gold. Was mich jetzt noch vom Ziel trennt, ist ein zweiköpfiges Monster, das etwa 50 Prozent der Reisenden zerfleischt. Wer das Monster besiegt, kriegt das Gold. Kopf A ist Anatomie-Profi, redet mit mir aber über Hochschulpolitik. Keine fachlichen Fragen. Kopf B hat Jura studiert und fragt allerlei Wieso und Warum zu meinem Lebenslauf. Beide lächeln mich an, zeigen Interes-
se, plaudern. Die Zeit verfliegt. Ich habe keine Ahnung, wie es gelaufen ist. Das Monster lässt mich im Ungewissen: „Rechnen Sie mit einer Antwort ab nächster Woche bis in spätestens fünf Monaten.“ Ich fahre nach Hause und widme mich dem Schlaf. Dem Schlaf Anderer: Anästhesie-Famulatur.
6: der Brief Drei Wochen später: Ich bin in nicht zu Hause, sondern in einer schönen Stadt an der Küste. Das Handy klingelt: „Du hast Post, Studienstiftung.“ „Ja, mach schon auf.“ „Murmel....murmel..leider... negativ...vertraulich...beste Wünsche.“ Einen Tag lang bin ich wütend. Ich hätte mehr Erfahrungsberichte lesen können. Ich hätte mir mehr
Gedanken machen können. Ich hätte mich mit Hochschulpolitik beschäftigen können, hätte mein SchleimerLächeln trainieren können. Ich hätte...Die Vorbereitung hätte wirklich intensiver sein können. Kurz nach Abklingen der Wut treffe ich ein paar Goldschürfer, schließe mich ihnen an und verdiene wieder mit ehrlicher Arbeit Gold.
The End So eine Expedition ist kein Spaziergang. Doch bei Erfolg wird sie reich belohnt. Ein Stipendium erspart dir Stress, zeitlichen Aufwand und Sorgen. Dafür lohnt sich eine sorgfältige Zusammenstellung der Ausrüstung, ausführliche Informationssammlung und eine gründliche Vorbereitung. Es liegt mehr Gold da draußen, als du
denkst. Versuch es wenigstens, die Chancen stehen gut. Das Thema Studienfinanzierung beschäftigt jeden Studenten. Wie sieht das bei dir aus? www.medi-learn.de/stipendium • Gute Übersicht über die großen Stiftungen: www.stipendiumplus.de • Gut gemachte Hilfe-Seite für die Studienstiftung des deutschen Volkes: http://stusti.patrick-bernau.de/ • Wer schon eine Berufsausbildung abgeschlossen hat, könnte hier fündig werden: www.begabtenfoerderung.de
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Neue Techniken und Methoden erlernt Acht Wochen „Research Exchange“ in einem Forschungslabor der University of Virginia in Charlottesville Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 04/2011
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abei waren auch immer einige Studenten der Medical School aus verschiedenen Jahren sowie PhD-Studenten anwesend, sodass man sich keinesfalls deplaziert vorkam, auch wenn der Vortrag je nach Themengebiet manchmal fachlich etwas zu weitreichend für den Wissensstand im Studium war. Gearbeitet habe ich an fünf Tagen in der Woche jeweils mit den Wochenenden frei. Die Arbeitszeit betrug im Mittel etwa acht Stunden pro Tag, manchmal war man dabei schon eher fertig, an anderen Tagen haben wir dann auch mal bis später am Abend gearbeitet. Mittagspause war ohne feste Zeit und Dauer, aber in jedem Fall ausreichend lang. In den ersten Tagen wurde ich zunächst an die verschiedenen Methoden herangeführt und habe die einzelnen Techniken unter Anweisung und Aufsicht angewendet. Die Anleitung war dabei ausgezeichnet, sodass ich in kurzer Zeit viele verschiedene Bereiche erlernt habe. Die Tätigkeit war abwechslungsreich und fordernd sowie auch produktiv und gewinnbringend, da wir in der Lage waren, gute Ergebnisse zu produzieren. In einer Statistik aus dem Jahre 2004 wurde Charlottesville aufgrund von Lebensqualität, Klima und Lebenshaltungskosten als „best place to live“ eingeschätzt. Es ist also bestimmt nicht die schlechteste Wahl, seinen Aufenthalt dort zu verbringen. Es liegt im Bundesstaat Virginia an der Ostküste der USA, etwa zwei Autostunden südwestlich der Hauptstadt Washington. Mit nur etwa 40.000 Einwohnern ist Charlottesville eine eher kleine und beschauliche Stadt. Während der Semesterzeiten kommen allerdings noch etwa 20.000 Studenten der University of Virginia hinzu, sodass die Stadt eine sehr junge und angenehme Atmosphäre bekommt. Am meisten habt ihr daher von eurem Aufenthalt, wenn ihr diesen nicht gerade in die dortigen Semesterfe-
rien legt, da dann der Großteil der Studenten den Ort verlässt. Charlottesville wurde 1762 gegründet und die University of Virginia (UVA) wurde dann 1819 von Thomas Jefferson gegründet, sodass sowohl Stadt als auch Universität für amerikanische Verhältnisse durchaus alt und traditionsreich sind. Die UVA ist eine renommierte Hochschule und zählt zu den 25 besten Universitäten des Landes und belegt stets den ersten oder zweiten Platz unter den öffentlichen Universitäten. Sie wird aufgrund ihrer hohen akademischen Qualität zu den sogenannten „Public Ivy“-Universitäten gerechnet. Das Krankenhausgelände liegt am
zeit als auch abends (insbesondere an den Wochenenden) von vielen Studenten besucht wird. Interessant ist noch, dass die meisten Bars mit zahlreichen LCD-Fernsehern ausgestattet sind, welche einen Großteil der Sportveranstaltungen zeigen und damit einen Traum für jeden Sportfan darstellen. Allgemein ist für viele Studenten der Sport ein zentraler Bestandteil des Hochschullebens. So besitzt die Universität verschiedenste Sportstätten (Sporthallen, Fitness-Studios, Tennisplätze und anderes mehr), die den Studenten zur Verfügung stehen und zu jeder Tageszeit intensiv genutzt werden. Nicht zuletzt hat die Univer-
Rand des historischen Campus, der zum UNESCO Weltkulturerbe zählt und sicherlich einen Besuch wert ist. Bilder und Informationen dazu sind im Internet leicht zu finden. „Downtown“ befindet sich eine sehr schöne und historische Fußgängerzone mit vielen kleineren Shops, Cafés und Restaurants. Eine besondere Erwähnung verdient noch „The Corner“, ein Areal gegenüber des Krankenhauses auf der anderen Seite der Main Street/ University Avenue mit zahlreichen Restaurants, Fastfood-Läden und Bars, welches sowohl zur Mittags-
sität ein Footballstadion mit rund 60.000 Plätzen und eine Basketballhalle für die jeweiligen Hochschulmannschaften. In der Region gibt es verschiedene Ziele, die je nach Vorlieben einen Reise wert sein können. Etwas südöstlich von Charlottesville liegt der Lake Monticello mit dem einstigen Landgut von Thomas Jefferson, welches ebenfalls zum Weltkulturerbe gehört. Informationen zu Besichtigungen, Weinproben, etc. sind im Internet zu finden. In unmittelbarer Nähe liegen auch die Blue Ridge Mountains und der Shenandoah Na-
tionalpark, die je nach Jahreszeit für Freunde des Wanderns oder Campings lohnenswert sind. Weiterhin ist natürlich ein Besuch in der Bundeshauptstadt Washington zumindest für alle Pflicht, die noch nicht dort waren. Für diejenigen, deren Aufenthalt in den beginnenden Frühling fällt, empfiehlt sich eine Tour während der Zeit des National Cherry Blossom Festivals, wenn die Kirschblüten rund um den West Potomac Park, direkt bei der National Mall, zu blühen beginnen. Dies ist dann der ideale Zeitpunkt, um die verschiedenen Monumente und Gedenkstätten (Jefferson Memorial, Lincoln Memorial, World War II Memorial und viele andere) sowie Washington Monument und Capitol zu besichtigen, die alle in fußläufiger Entfernung rund um die National Mall sind. Dieses Programm kann man natürlich auch mit einem Besuch der verschiedenen Smithsonian Museen verbinden, zu denen der Eintritt übrigens frei ist. Eine weitere Option ist noch ein Trip nach New York, was jedoch mit etwa 550 Kilometer Entfernung eine eher größere Tour darstellt und ich selbst aus Zeitgründen nicht mehr geschafft habe. Wer sich ein bisschen intensiver mit dem Leben in den USA beschäftigen möchte bzw. auch zum ersten Mal in die USA reist, dem kann ich das Buch „Alltag in Amerika – Leben und Arbeiten in den USA“ von Kai Blum empfehlen. Dort könnt ihr einige allgemeine und grundlegende Sachen (von Geldfragen über Gesundheit und Gastronomie bis hin zu Medien und Feiertagen) über die USA erfahren. Ich kann den Research Exchange sowie speziell auch Charlottesville und das Neuroonkologie-Labor uneingeschränkt empfehlen. Ich hatte eine schöne Zeit, eine Menge Spaß und habe viele nette Menschen getroffen, von denen ich mit einigen auch weiterhin in Kontakt bleiben werde.
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Dualer Bachelor-Studiengang soll Pflege professionalisieren HAW Hamburg kooperiert nun auch mit dem Universitätsklinikum Eppendorf Christine Jahn - Pressesprecherin UKE
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hronische Krankheiten, die Verkürzung von Patientenversorgung in Krankenhäusern und der Ausbau der palliativen Versorgung stellen neue Herausforderungen an die professionell Pflegenden. Um das Pflegepersonal optimal auf den Berufsalltag vorzubereiten, kooperieren nun
neu die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) im dualen Bachelorstudiengang Pflege. Die Zusammenarbeit garantiert eine hochwertige praxisbezogene Ausbildung auf wissenschaftlichem Fundament. Nach erfolgreichem Studienabschluss weisen die Absolventen und Absolventinnen dann zwei Abschlüsse vor. Dem dualen Studiengang liegt ein einheitliches Studiengangskonzept zugrunde. In diesem sind praktische wie theoretische Lerninhalte in einem ausgewogenen Verhältnis aufeinander abgestimmt, sodass es für die spätere Berufspraxis optimal ist. Der duale Studiengang Pflege an der HAW Hamburg beinhaltet sowohl den Abschluss zum Bachelor of Arts als auch den der Gesundheits- und Krankenpflegerin beziehungsweise des Gesundheits- und Krankenpflegers. Bereits seit 2006 wird der Studiengang erfolgreich mit dem Albertinen Diakoniewerk e.V. an
der HAW Hamburg angeboten. Nun kommt mit dem UKE ein zweiter starker Kooperationspartner hinzu. Jährlich werden zum Wintersemester 35 Studierende im dualen Studiengang Pflege aufgenommen. Die Regelstudienzeit beträgt acht Semester. Der Studiengang startet im Wintersemester 2011/2012. Die theoretischen Inhalte des dualen Studiums werden dabei an der HAW Hamburg sowie an der Uni-
versitären Bildungsakademie des UKE vermittelt. Für die praktische Ausbildung sind Einrichtungen des UKE und Räumlichkeiten seiner Kooperationspartner für die Studierenden vorgesehen. So entsteht Symbiose aus Theorie und Praxis. Die Studiengangsverantwortlichen sind Prof. Dr. Petra Weber (HAW Hamburg) und der Geschäftsführer der Universitären Bildungsakademie Prof. Dr. Walter Teichmann (UKE). Sie fungieren als verantwortliche Ansprechpartner und sind insbesondere für die ordnungsgemäße Durchführung des gemeinsamen Bildungskonzeptes verantwortlich. In ihren jeweiligen Bereichen betreuen sie die weitere Entwicklung des Studiengangs. Prof. Dr. Michael Stawicki, Präsident der HAW Hamburg: „Nach der in 2006 geschlossenen Kooperation von HAW Hamburg und Albertinen-
Diakoniewerk ist die Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Eppendorf im dualen Studiengang Pflege ein weiterer wichtiger Schritt zur Professionalisierung der Pflegeausbildung in Hamburg. Im Rahmen der neuen Kooperation mit dem hochprofessionellem Partner UKE wird das Studienprofil weiter verbessert und noch stärker an die aktuellen Anforderungen angepasst. Damit beweist die HAW Hamburg wieder einmal ihre ausdrückliche Praxisorientie-
rung und Pionierrolle hinsichtlich neuer Studiengangsprofile. Wir
freuen uns, dass wir dies gemeinsam mit dem starken Partner UKE umsetzen können.“ Joachim Prölß, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement am UKE: „Die Ausbildung von optimal qualifizierten Mitarbeitern ist eine wichtige Voraussetzung, um dem drohenden Fachkräftemangel in der Medizin zu begegnen. Insbesondere in der Pflege und gerade bei uns im UKE, in dem besonders schwierige Erkrankungen unter Anwendung modernster Technologien behandelt werden, sind die zu bewältigenden Aufgaben und Herausforderungen komplexer geworden. Deshalb ist es für uns
selbstverständlich, sich an der Weiterentwicklung von Studiengängen zu beteiligen, die die Berufsbilder der Zukunft nachhaltig prägen.“
IMPRESSUM Herausgeber: MEDI-LEARN Verlag GbR, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/Lahn Tel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-262 E-Mail: redaktion@medi-learn.de, www.medi-learn.de Redaktion: Jens Plasger und Kare Ahlschwede (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Dr. Marlies Weier, Dr. Lilian Goharian, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld Lektorat: Kare Ahlschwede, Ines Behlert Layout & Graphik: Kristina Junghans Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com Erscheinungsort: Marburg Der digitale Nachschlag erscheint zu jeder MEDI-LEARN Zeitung als Ergänzung, die du dir als PDF auf der MEDI-LEARN Seite herunterladen oder online anschauen kannst. Er beinhaltet Fortsetzungen von Artikeln aus der aktuellen Zeitung sowie weitere interessante Artikel und Berichte rund um die Medizin. Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungsberichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel. Dieser Digitale Nachschlag ist Teil der MEDI-LEARN Zeitung. Die bisherigen Ausgaben findest Du unter: www.medi-learn.de/ MLZ-Online
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Rostocker Professorin erhält Dr. Günther Buch-Preis
Prof. Dr. Nöldge-Schomburg für medizinische Leistungen in Hamburg geehrt Ingrid Rieck
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er Preis der Johanna und Fritz Buch Gedächtnis-Stiftung für das Jahr 2010 geht an die Rostocker Medizinerin Professorin Dr. Gabriele Nöldge-Schomburg. Der Dr. Günther Buch-Preis wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Medizin vergeben. Er ist mit 20.000 Euro dotiert. Die Verleihung des Preises fand in den Abendstunden des 28. Mai in Hamburg statt. Die Stiftung würdigt mit der Vergabe des Preises an die Rostocke-
rin insbesondere ihre langjährigen Verdienste um die medizinischen und gesundheitspolitischen Belange älterer Menschen. „Patientinnen und Patienten, insbesondere auch alten Menschen zu helfen und ihnen im Gebiet der operativen Medizin größtmögliche Sicherheit zu gewähren, gehört zu unseren täglichen Aufgaben“, so Prof. Dr. NöldgeSchomburg. „Ich freue mich, dass auf diese Weise unser tägliches Engagement gewürdigt wird.“ Seit dem Jahr 1999 ist sie Direk-
torin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am Universitätsklinikum Rostock (AöR). Neben einer langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Anästhesie, welche alle modernen Verfahren der Allgemein- sowie Regionalanästhesie umfasst, besitzt sie aufgrund ihres beruflichen Werdegangs eine ausgewiesene Expertise auf dem Gebiet der intensivtherapeutischen Betreuung von Hochrisikopatienten. Sie und ihr motiviertes Team aus Ärz-
tinnen und Ärzten für Anästhesiologie und Intensivmedizin und aus Pflegekräften erbringen jährlich ca. 20 000 Narkosen und betreuen gemeinsam mit den Chirurgen ca. 3000 schwerstkranke Intensivpatienten. Die Professorin war erste Dekanin an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock und ist aktuell erste Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Der Dr. Günther Buch-Preis wird jährlich vergeben. Erstmals wurde er im Jahr 1972 verliehen. Zweck der Johanna und Fritz BuchGedächtnis- Stiftung ist Förderung von Arbeiten auf dem Gebiet der Medizin unter besonderer Berücksichtigung der Altersfürsorge und der Geisteswissenschaften.
Ergebnisse können sich sehen lassen Positive Bilanz des von der RWTH Aachen angebotenen Modellstudiengangs Humanmedizin Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 04/2011
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m Gegensatz dazu befassen sich die Studierenden des Aachener Modellstudiengangs in einem mehrwöchigen Block unter Beteiligung aller relevanten Fächer ausschließlich mit dem Bau, der Funktion, der Pathologie und der Klinik der Niere. Dies geschieht ebenso mit anderen Organen und Organsystemen, dem Bewegungsapparat oder dem HerzKreislauf-System. „Unser Modellstudiengang ist interdisziplinär und organzentriert ausgerichtet“, hebt Sandra Sudmann hervor. Es sei eine grundsätzliche pädagogische Erfahrung, dass Sachverhalte besser verstanden werden, wenn wiederholt und unter verschiedenen Gesichtspunkten in Form einer „Lernspirale“ im Studienverlauf gelehrt und gelernt werde. Die strikte Trennung zwischen Vorklinik und Klinik wurde dabei komplett aufgehoben; die Studierenden erhalten von Beginn an eine praxisnahe Ausbildung. Grund genug für die Medizinische Fakultät in Aachen, ohne Kompromisse bereits im Jahr 2003 komplett auf den Modellstudiengang umzustellen. Die letzten Studierenden des Regelstudiengangs hatten noch die Möglichkeit, ihr Studium abzuschließen.
Die Medizinische Fakultät der RWTH bietet ihren Studierenden von Beginn an einen strukturierten Studienverlauf und optimale persönliche Betreuung durch hochqualifizierte Koordinatoren für die einzelnen Jahrgänge. Diese begleiten die jungen Leute als Mentoren durch die verschiedenen Abschnitte des Studiums. Sie bilden die Schnittstelle zwischen Studierenden, Lehrenden und Curriculum. Auch das außergewöhnliche Engagement der Lehrenden der Medizinischen Fakultät wurde seit 2004 regelmäßig mit dem Lehrpreis der RWTH belohnt. Im Jahr 2009 erhielt die Fakultät den Ausbildungspreis des Hartmannbundes, weil sie sich in allen Bereichen um die Lehre und besonders um die Studierenden verdient gemacht hat. „Rückblickend können wir sagen, dass unser Aachener Modell große Anerkennung findet und Modellcharakter für andere Medizinische Fakultäten hat“, so Sandra Sudmann.
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Ansteckungsgefahr von Hepatitis-C-Viren Lange Zeit war es nicht möglich, das Hepatitis-C-Virus in Zellkulturen zu vermehren. Die Überlebenszeiten der Viren außerhalb des Körpers waren unbekannt. Sandra Ciesek entwickelte deshalb ein neues Zellkulturmodell. „Es zeigt uns, dass wir die Stabilität des Virus bisher deutlich unterschätzt haben“, so die 1978 geborene Assistenzärztin: Bei Raumtemperatur sei das Virus noch nach 28 Tagen ansteckend, bei vier Grad Celsius sogar noch nach 150 Tagen. Zudem überlebt es nicht nur, wie bisher angenommen, in sichtbaren Verunreinigungen mit menschlichem Blutserum. Auch auf vermeintlich sauberen Oberflächen wie Plastik, Stahl oder auf Handschuhen verbirgt es sich. Selbst wenn Ärzte das Virus
nicht mit einem Gentest nachweisen könnten, bestünde Ansteckungsgefahr, so die Preisträgerin. Weitere Tests ergaben, dass bestimmte Desinfektionsmittel die Viren nur bei unverdünnter Anwendung vollständig abtöten. “Diese neuen Erkenntnisse sind für den klinischen Alltag und den sicheren Umgang mit HCV-haltigem Material von großer Relevanz”, begründet die Jury aus Vorstand und Ausschuss der DGIM ihre Entscheidung. Die Tests könnten helfen, das Risiko nosokomialer Infektionen künftig zu senken. Die DGIM verleiht den Präventionspreis der Deutschen Stiftung für Innere Medizin jährlich für herausragende Publikationen aus dem deutschsprachigen Raum über Themen der Primär- und Sekundär-Prävention innerer Erkrankungen. Sowohl experimentelle Ergebnisse als auch epidemiologisch interessante Fragestellungen kommen für die Preisverleihung in Betracht.
te nichts über die Eignung für ein Studium aussagt, besonders nicht über die Fähigkeit, später als Ärztin zu praktizieren. Nun galt es, die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken. Ich absolvierte zunächst das dreimonatige Krankenpflegepraktikum in einem Bonner Krankenhaus. Dies ist für das Studium Pflicht und ich konnte einen ersten Eindruck von der Arbeit als Arzt gewinnen. Dieser fiel, wie ich erwartet habe, äußerst positiv aus. Gleichzeitig bewarb ich mich bei der ZVS, wusste aber, dass ich nur Ablehnungsbescheide erhalten würde, da ich weder bei der Auswahl der Hochschulen, noch nach Abiturbestennote oder Wartezeit eine Chancen haben würde. Mit dem Praktikum war der erste Schritt getan und ich würde es mir später anrechnen lassen können. Aber das Leben musste weiter gehen.Somit ging ich dem Wunsch meiner Eltern nach, eine Ausbildung in Richtung meines Berufwunsches anzufangen, nicht zuletzt mit dem Hintergedanken, einem ewigen Jobben oder Nichtstun vorzubeugen. Widerwillig begann ich eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Universitätsklinik Köln. Drei Jahre
sollte die dauern, aber ich war der Annahme, sie nicht abzuschließen, weil ich vorher einen Studienplatz bekommen würde. Deshalb bewarb ich mich jedes halbe Jahr aufs Neue bei den Universitäten, die für mich die besten Auswahlkriterien zu haben schienen. Doch da habe ich mich getäuscht. Während der Jahre stieg die Wartesemesterzahl immer weiter an. Anstelle einer Verbesserung meiner Situation verschlechterte diese sich eher, und ich entschied mich, mein Glück im Ausland zu versuchen. In Innsbruck absolvierte ich den Medizinertest, der in Österreich Vorrausetzung für die Zulassung zum Studium ist. Ich war beeindruckt von dem großen Andrang vieler Deutscher, die ebenfalls eine gute Möglichkeit sahen, endlich zu studieren. Leider hatte ich auch dort nur geringe Chancen, weil lediglich ein geringer Prozentsatz aus dem Ausland an der Universität angenommen wird. 2010: Die Ausbildung mit einem Einser-Examen abgeschlossen und froh um jede Erfahrung, die ich während dieser drei Jahre gesammelt hatte. Ich war euphorisch und hoffte, jetzt durch den Berufsbonus, der bei einigen Unis mit einer No-
Präventionspreis der DGIM für Forschungen Anna Julia Voormann
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epatitis-C-Viren, die Erreger einer schweren Leberentzündung, bleiben außerhalb des Körpers wesentlich länger infektiös als bisher angenommen. Dies konnte Dr. med. Sandra Ciesek von der Medizinischen Hochschule Hannover jetzt mit einem neuen Zellkulturmodell zeigen. Ihre Tests ergaben außerdem, dass die Viren eine oberflächliche Reinigung mit mehreren Desinfektionsmitteln überstehen. Für ihre Erkenntnisse zeichnete die Deutsche Stiftung Innere Medizin (DSIM) die Medizinerin im Rahmen des 117. Internistenkongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) mit dem Präventionspreis der DGIM aus.
Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert. Mit bis zu 130 Millionen Infizierten gehört Hepatitis C zu den weitest verbreiteten Infektionskrankheiten der Welt. In Deutschland leben nach Angaben des Robert Koch-Instituts etwa eine halbe Million Virusträger. Sie erleiden nach anfänglich nur grippeähnlichen Symptomen unbehandelt eine Leberentzündung bis hin zum Leberkrebs. Zwischen 15 und 60 Prozent der Betroffenen stecken sich beim Arzt oder im Krankenhaus an. Diese sogenannte nosokomiale Infektion erfolgt ausschließlich über den Blutweg. Ausreichende Hygiene könnte dies verhindern. Jedoch müsste diese sehr viel weiter reichen als bisher angenommen, folgert Ciesek aus ihren Ergebnissen.
Die Leiden der wollenden Studentin Was tun während der Wartezeit? von Verena
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ch bin 24 Jahre alt und warte seit knapp fünf Jahren auf einen Studienplatz für Humanmedizin. In dieser Zeit habe ich keinen Versuch ausgelassen, meinem Wunsch nachzugehen und mich mindestens einmal an jeder Universität in Deutschland beworben – bisher ohne Erfolg. Im Folgenden beschreibe ich, was bisher geschah und welchem Kampf ich mich da stelle. Es stellt sich heraus, dass mir mehr Steine in den Weg gelegt werden, als ich damals als frischgebackene Abiturientin annahm. 2006: Abitur abgeschlossen mit der Durchschnittsnote 2,8 – schlechter als ich erwartet hatte, dennoch war ich in den studienrelevanten Fächern wie Biologie besser als der Durchschnitt. Während bei vielen meiner Freunde der kommende Lebensweg noch ein Runzeln auf die Stirn warf, war für mich schon lange klar, dass nichts
anderes als Medizin in Frage kam. Davon konnte mich meine Abiturnote auch nicht abhalten. Schon damals wusste ich, dass es nicht einfach werden würde und traf auch bei Lehrern, Eltern und Bekannten auf Skepsis – ob denn der Studiengang mit diesem Abi nicht zu schwer sei? Auch bei kostenlosen Beratungsstellen versuchte man mir nahezulegen, ein anderes Studienfach zu wählen. Die Einstiegsnote für Humanmedizin war zu dieser Zeit bereits auf 1,2 angestiegen und man rechnete mir in naher Zukunft keine Chancen aus, einen Studienplatz zu bekommen. Hier wurde deutlich, dass die Abiturnote die intellektuellen Leistungen widerspiegelt und somit den Zugang zum Medizinstudium bestimmt. Verärgert über die Annahme, dass für eine Abiturientin mit einem mittelmäßigen Abitur das Studienfach zu schwer sei, fasste ich den Entschluss, mich von meinem Herzenswunsch nicht abbringen zu lassen. Für mich stand immer fest, dass die Abiturno-
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tenverbesserung bis 0,5 anerkannt wird, in das Studienfach reinzukommen. Sorgfältig informierte ich mich mittels des aktuellen Infoheftes von hochschulstart.de und suchte mir die geeigneten Universitäten heraus. Schnell schwand meine Hoffnung dahin. Es gab nur wenige Universitäten, die den Berufsbonus in ihr Auswahlverfahren integrierten. Ein weiteres Problem ergab sich aus den Vorauswahlen der meisten Universitäten. Um in das hochschuleigene Auswahlverfahren zu gelangen, in dem dann Kriterien wie Medizinertest, Beruf oder Einzelnoten zählen, muss man die Vorauswahl bestehen, die meistens bis zu einer Durchschnittsnote von 2,3 bis 2,5 geht. Also waren einige Universitäten ungeeignet und meine Auswahlmöglichkeiten verringerten sich deutlich. Ich hatte angenommen, mein Engagement würde mir einen Vorteil gegenüber anderen Bewerbern verschaffen, doch leider wurde ich auch dieses Mal mit allen in einen Pott geschmissen. Ich verstehe nicht, warum einige Unis bei hochschulstart. de (ehemals ZVS) den Berufsbonus, TMS, Auswahlgespräche sowie Einzelnoten studienrelevanter Schulfächer als Auswahlkriterien angeben, wenn diejenigen, die davon sogar mehr als eins erfüllen, nicht von anderen Mitbewerbern abgegrenzt werden. In welcher Weise werden mein Ehrgeiz und meine Motivation für diesen Studiengang honoriert? Mittlerweile arbeite ich seit einem Jahr als OP- Schwester, um weiterhin die Zeit des Wartens sinnvoll zu nutzen. Ich bin froh um jeden Tag, den ich dazu lerne, Erfahrungen sammeln kann und damit den Studenten einen Schritt voraus bin. Immer wieder begegne ich Studenten, PJ-lern oder auch Ärzten, die in Notfallsituationen nahezu handlungsunfähig sind und eine soziale Inkompetenz aufweisen, die es ihnen unmöglich macht, mit Patienten vernünftig umzugehen. Die Fälle werden abgearbeitet und das Zwischenmenschliche bleibt auf der Strecke. Nicht zuletzt leidet
darunter auch der Umgang mit Kollegen und Pflegepersonal. Ich habe während der Ausbildung und nun auch bei der Arbeit einige Notfälle mitbekommen, wodurch ich eine gewisse Erfahrung bekommen habe. Ich kann behaupten, in solchen Situationen handlungsfähig und konzentriert zu bleiben. Eine Erkenntnis, die meiner Meinung nach für den Arztberuf von großer Bedeutung ist. Doch es sind genau Studieninteressierte mit diesem Hintergrund, die durch das bestehende Bewerbungssystem nicht unterstützt werden. Viel zu wenig be-
rücksichtig werden Fähigkeiten und Leistungen, die aus sozialem Engagement, ehrenamtlicher Arbeit und beruflichen Vorkenntnissen hervorgehen. Der NC ist nach wie vor ausschlaggebendes Kriterium und bestimmt die Bedeutung der Intelligenz des Bewerbers. Jedoch wird nicht beachtet, dass in den Bundesländern unterschiedliche Abiturfächer möglich und nötig sind. Somit ist eine gerechte Auswahl nicht möglich! Als letztes und unbeliebtes Mittel blieb mir die Studienplatzklage. Zum Wintersemester 2010/2011 klagte ich gegen 23 Universitäten mit dem Ergebnis, trotz empfoh-
lener Rechtschutzversicherung Unmengen von Geld ausgegeben zu haben. Ein Verfahren, das ich nicht weiterempfehlen kann. Die Unis haben ihre eigenen Anwälte und wissen, wie sie sich vor den Klageverfahren schützen können, um einem Aufdecken von zurückgehaltenen Studienplätzen vorzubeugen. Anwälte freuen sich über das immense Honorar, doch es vergehen Wochen, ehe man über Ergebnissen informiert wird, in den meisten Fällen handelt es sich dann um Fehlschläge.
Lediglich Rechnungen erhält man wöchentlich! Seit meinem Abitur lief also nichts so, wie es geplant war und ich lebe seitdem in einer Warteschleife. Dabei ist nicht nur die momentane Situation – kein Studienplatz, Wohnen im Personalwohnheim und dazu der Beruf, den ich nicht unbedingt ausüben wollte – wenig zufriedenstellend, sondern es ergeben sich weiterführende Probleme. Ich werde zunächst wohl bis zu meinem 30. Lebensjahr finanziell abhängig von meinen Eltern sein und auf deren volle Unterstützung zählen müs-
sen, bis ich wieder eigenes Geld verdiene. Der späte Berufseinstieg wirft bei einer Frau die Familienplanung durcheinander und man überlegt daher gut, bis wann sich der Aufwand lohnt und die Warterei sich ausbezahlt macht. Ich frage mich, wie die Universitäten zukünftig den Studieninteressierten gerecht werden wollen, wenn sie nicht erkennen, dass der NC als alleiniges Auswahlkriterium keinen Sinn macht. Die Anzahl der Studienbewerber wird steigen, nicht nur weil ein bestehender Ärztemangel das Interesse am Studium weckt, sondern auch durch die doppelten Jahrgänge und die Abschaffung der Wehrpflicht. Es ist unbefriedigend, der zentralen Zulassungsstelle dabei zu zuschauen, wie sie ihren Namen von ZVS in hochschulstart. de verändert, statt sich Gedanken über das vorherrschende Zulassungsverfahren zu machen. Die Beliebtheit des Medizinstudiums wird unverändert groß bleiben und das Zulassungssystem kann dem nicht gerecht werden. Es sollte grundlegend überdacht werden, damit Medizinbegeisterte wie ich nicht auf der Strecke bleiben. Ich habe diesen Weg gewählt, weil ich eine Berufung spüre und diese durch meine nun mittlerweile vierjährige Tätigkeit im Krankenhaus immer wieder positiv bestätigt wurde. Obwohl ich weiß, dass der Arztberuf Ecken und Kanten hat, die Arbeit im Krankenhaus mit vielen Überstunden und Stress verbunden ist, bin ich mir sicher, dass meine Begeisterung und Leidenschaft dafür nicht vergehen wird. Würde ich diese nicht hegen, hätte ich mich schon längst für einen anderen Studiengang entscheiden können, in den ich leichter reingekommen wäre. Ich werde nicht resignieren und weiterhin auf eine Verbesserung des Zulassungssystems hoffen und für meinen Traumberuf kämpfen.