Digitaler Nachschlag 03/2009

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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte

ZEITUNG

Digitaler Nachschlag

Digitaler Nachschlag der Ausgabe 03/09 Juni /Juli 2009 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

Krieg und Medizin

Mehr als nur ein Wellnesstrend

Die Weltgesundheit im Modell

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Eine Sonderausstellung im Deutsche Hygiene-Museum in Dresden widmet sich dem schwierigen Verhältnis von Heilkunst und Kriegsführung - früher und heute.

Yoga wird immer mehr zu einem festen Bestandteil unserer Lebenskultur. Ob jung oder alt: Der neue Trendsport stößt in jeder Altersklasse auf Interesse und zeigt stetigen Zuwachs.

Entspannter Klinikalltag Ein Erasmus-Bericht aus Kopenhagen von Mona Mähler

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eit für den Kaffee zwischendurch, Ärzte, die viel erklären und die Studenten selbst „werkeln“ lassen – und das in einer facettenreichen, spannenden Stadt: Mona Mähler wählte Kopenhagen für ihren Auslandsaufenthalt. Ihr Bericht aus der dänischen Hauptstadt. Die Universität Kopenhagen ist sehr gut organisiert was ihre internationalen Studenten angeht und man tritt schon früh in Kontakt mit seinen Ansprechpartnern. Das International Office kümmert sich auch darum, für Gaststudenten eine Unterkunft zu organisieren. Man muss lediglich mitteilen, wie lange man bleibt und welche Preisvorstellungen man hat. Ich habe rund einen

Monat vor meiner Anreise ein Wohnungsangebot des International Office bekommen, das sowohl in Preis als auch in Wohnlage meinen Vorstellungen entsprach. Nicht angenommen habe ich dieses nur deshalb, weil ich vorher schon privat eine Unterkunft gefunden hatte.

MRSA-Test nötig

Angereist bin ich ein paar Tage vor Beginn meines ersten Kurses mit der Bahn, es gibt aber auch günstige Flüge, z.B. von Cimber, Norwegian oder SAS. Wichtig zu wissen ist, dass man als ausländischer Student im Vorfeld einen MRSA-Test braucht, um in Dänemark klinische Kurse belegen zu dürfen. Diese Info habe ich leider erst einen Tag vor meiner Abreise vom International Office bekommen und dementspre-

In Den Haag fanden dieses Jahr die „Model United Nations“ statt. Die jungen Teilnehmer konnten dabei auch die Strukturen und die Arbeit der WHO im Modell kennenlernen. Ein Nachbericht.

chend stressig war es, den Test noch schnell machen zu lassen. Nach der Ankunft ist eine Aufenthaltsgenehmigung beim Volksregister und eine CPR-Nummer (Eintrag ins Zentrale Personenregister) beim Bürgerservice zu beantragen; den Studentenausweis gibt es im International Office.

Kurse in Englisch

Ich belegte Kurse in Gynäkologie und Pädiatrie belegt. Obwohl alle Lehrveranstaltungen in englischer Sprache sind, ist es doch ziemlich hilfreich, zumindest Grundkenntnisse in Dänisch zu haben, da man sehr viel Patientenkontakt hat. Gerade in der Pädiatrie ist es nur mit Englisch manchmal etwas schwierig. Die englischen Kurse finden immer im Hvidovre-Hospital statt, das etwas außerhalb liegt. Falls möglich, ist es sinnvoll, sich eine Unterkunft in der Nähe zu suchen. Beide Kurse finden komplett im Krankenhaus statt. Ich musste jeden Tag von 8 bis 15 Uhr (freitags nur bis 14 Uhr) dort sein. Der

Freundliche und angenehme Arbeitsatmosphäre: Das bescheinigt Mona Mähler dem Hvidovre-Hospital

Tag begann mit der Morgenkonferenz; anschließend wurde jedem Arzt ein Student zugeteilt. Von 14 bis 15 Uhr fand täglich eine Vorlesung statt. Sieben Stunden im Krankenhaus habe ich manchmal als etwas zuviel empfunden, besonders wenn es mal nicht so viel zu tun und zu sehen gab und ich zusätzlich noch abends für die Prüfung lernen musste.

Entspannter Klinikalltag

Der Kurs ist sehr praktisch ausgerichtet: Wir bekamen ein Logbuch mit verschiedenen klinischen Tätigkeiten (z.B. Ultraschall einer Schwangeren, APGAR-Score eines Neugeborenen bestimmen) ausgehändigt, für deren Ausführung wir Unterschriften sammeln mussten. Der klinische Alltag in Dänemark ist wesentlich entspannter als in Deutschland: Zwischendurch haben die oft Zeit, um einen Kaffee zu trinken, es gibt immer eine (!) Stunde Mittagspause und die meisten haben um 15 oder 16 Uhr Feierabend.

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Ein Erasmusbericht aus Kopenhagen Fortsetzung von Seite 1

Das schlägt sich natürlich auch auf das Arbeitsklima nieder: Es herrschte durchweg eine sehr freundliche und angenehme Atmosphäre und die Ärzte hatten Zeit, um viel zu erklären und einen vieles selber machen zu lassen. Insgesamt glich der Kurs mehr einer Famulatur. Die Prüfungen fanden am Modulende statt und waren mündlich. Jeder bekam einen klinischen Fall und musste dann Vorgehen, Untersuchungen, Differenzialdiagnosen etc. erläutern. Die Prüfungen waren

nicht gerade einfach, aber durchaus machbar.

Tour nach Louisiana

Kopenhagen ist eine unglaublich facettenreiche Stadt, in der es sehr viel zu sehen gibt. Ich empfehle einen guten Reiseführer mitzunehmen, der alles Wichtige und Sehenswerte abdeckt. Besonders zu empfehlen ist eine Tour nach Louisiana in Humblebaek, einem der schönsten Kunstmuseen in Dänemark. Viele der Museen in Ko-

penhagen haben mittwochs freien Eintritt, das sollte man nutzen, denn Kopenhagen ist ansonsten unglaublich teuer. Dafür kommt man von Kopenhagen aus verhältnismäßig günstig und unkompliziert nach Schweden (z.B. mit Swebus Express). Dort ist alles viel preiswerter – und eine Fahrt über die Öresundbrücke ist außerdem ein Erlebnis für sich! Für internationale Studenten gibt es das Studenterhuset in der Kob-

magergade. Hier findet immer mittwochs ein International Cafe statt mit Bier zu erschwinglichen Preisen, hier kann man sicher sein, immer Studenten aus aller Herren Länder zu treffen. Auch wenn das Leben nicht gerade billig ist, kann man in Kopenhagen sehr viel Spaß haben und unvergessliche Erfahrungen machen. Ich bin sehr froh, hier Erasmus zu machen und wünsche allen zukünftigen Erasmus-Studenten viel Spaß und Erfolg in Kopenhagen!

Krieg und Medizin – ein Spannungsfeld Sonderausstellung in Dresden beleuchtet schwieriges Thema von Jan-Peter Wulf (MEDI-LEARN)

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is zum 9. August beschäftigt sich eine Sonderausstellung im Deutsche Hygiene-Museum in Dresden mit dem schwierigen Verhältnis zwischen Krieg und Medizin, zwischen Töten und Schmerzlinderung. Krieg und Medizin – ein widersprüchlicheres Verhältnis ist kaum denkbar. Menschen verlieren im Krieg ihr Leben und erleiden entsetzliche Verletzungen. Der Zerstörungsgewalt des Krieges steht das Ziel der ärztlichen Heilkunst gegenüber, Leiden zu lindern und Menschenleben zu retten. Diese Janusköpfigkeit des Menschen steht im Mittelpunkt der Ausstellung.

Rolle der Medizin im Wandel

Die Ausstellung spannt einen zeitlichen Bogen von den aktuellen Konflikten in Afghanistan oder im Irak bis zurück zur humanitären Katastrophe des Krimkrieges. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts starben mehr Soldaten an den Folgen einer unzureichenden medizinischen Versorgung als auf den Schlachtfeldern. Sowohl die Kriegsführung als auch die Rolle der Medizin haben sich seitdem stark gewandelt: Angesichts der fortschreitenden Technisierung des Krieges gewann die Militärmedizin auch strategisch an Be-

deutung. Während die neuartigen Waffensysteme den Soldaten die furchtbarsten Verletzungen zufügten, versuchte die Medizin parallel dazu mit wirkungsvolleren Behandlungsmethoden Schritt zu halten. Zugleich musste sie ihr Handlungsfeld immer stärker auf die Zivilbevölkerung ausweiten, die heute zunehmend direkt oder indirekt von den Kampfhandlungen betroffen ist.

Schritt halten mit der Kriegsmaschinerie

Anhand von 450 historischen und zeitgenössischen Exponaten und Dokumenten, von Foto- und Filmmaterial, aber auch anhand von Arbeiten bekannter Künstler wie Max

Moderner Kriegs-OP

Ausladung von Kriegsversehrten im 1. Weltkrieg

Beckmann, Georg Grosz oder Conrad Felixmüller wird veranschaulicht, wie der Wunsch des Menschen, zu heilen und wiederherzustellen, Schritt zu halten versucht mit seiner Fähigkeit, zu verstümmeln und zu töten. Eindringlich bezeugen persönliche Erzählungen die Erfahrungen von körperlicher und seelischer Verwundung im Krieg. Konsequent betrachtet die Ausstellung das Verhältnis von Krieg und Medizin aus der Perspektive derer, die entweder zu Opfern von militärischer Gewaltanwendung werden oder aber Verantwortung dafür tragen, dass deren Leiden gelindert werden. Fragen stellen sich: In welchen ethischen Zwängen steht eine Medizin, die Leben rettet und Leiden lindert und die zugleich zu einem maßgeblichen

Bestandteil des militärischen Apparats geworden ist? Wie vereinbaren wir das Recht auf militärische Verteidigung mit der humanitären Pflicht, Kriegsopfer auf dem bestmöglichen medizinischen Niveau zu versorgen?

Umfangreiches Begleitprogramm

Das umfangreiche Begleitprogramm zur Ausstellung setzt sich mit unterschiedlichen aktuellen Aspekten des Themas auseinander, insbesondere auch mit der Rolle von Zivilisten und Kindern, die heute zunehmend zu Opfern von kriegerischen Auseinandersetzungen werden. Informationen im Web: www.focus-on-genes.de


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Sicherheit in der Behandlung von Hepatitis C Zwei Studien des „Kompetenznetz Hepatitis“ vorgestellt von Stefan Zorn (idw)

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uf der Jahrestagung der European Association for the Study of the Liver (Europäische Gesellschaft zum Studium der Leber/EASL) stellte das Kompetenznetz Hepatitis, ein Projekt der Deutschen Leberstiftung, Ende April in Kopenhagen neue Ergebnisse zweier Studien vor, die wichtige Erkenntnisse für die Therapie von akuter und chronischer Hepatitis C erbracht haben. Die EASL-Jahrestagung ist der weltweit größte Kongress im Bereich der Leberheilkunde. Mehr als 7000 Hepatologen aus aller Welt nahmen in diesem Jahr vom 22. bis 26. April daran teil.

„Wir haben uns sehr gefreut, mit der „Akuten HCV III-Studie“ und der „REDD 2/3-Studie“ zwei „Hep-Net“-Studien auf der Tagung präsentieren zu können, die eine große Bedeutung für die Therapie von Hepatitis C- Patienten haben“, sagt Prof. Dr. Michael P. Manns, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Die Auswahl der beiden Studien aus mehr als 2000 eingereichten Beiträgen zeige ihre große Relevanz für die Hepatologie. Die beiden Studien wurden im Study House des „Kompetenznetz Hepatitis“ koordiniert.

Studie zur akuten Hepatitis C in Europa

grösste

Akute HCV III-Studie

Die „Akute HCV III-Studie“, die Dr. Katja Deterding, Assistenzärztin an der Medizinischen Hochschule Hannover, für die HepNet-Studiengruppe auf der EASL-Jahrestagung präsentierte, hatte zum Ziel, zwei Therapieansätze zu vergleichen. Die Studie sollte die Frage klären, ob es sinnvoller ist, Hepatitis C-

Patienten sofort 24 Wochen lang mit Interferon alpha zu behandeln oder die Patienten zunächst 12 Wo-

„Die akute HCV III-Studie ist in dieser Art weltweit einmalig und wird eine große Bedeutung für das

sich, dass beim Einsatz von pegyliertem Interferon alfa 2b weiterhin die 24wöchige Behandlung die beste ist. Wichtigstes Ergebnis der Studie ist, dass eine Verkürzung der Therapie auf 16 Wochen nur bei einzelnen Patienten möglich ist. Dagegen zeigte eine niedrigere Interferon-Dosis (1.0 µg/ kg statt 1.5 µg/kg) annähernd gleiche Ausheilungsraten. über 350 Patienten beteiligt

chen lang zu beobachten und sie erst dann, wenn es zwischenzeitlich nicht zu einer spontanen Ausheilung der Infektion gekommen ist, mit einer Kombinationstherapie aus pegyliertem Interferon und Ribavirin zu behandeln. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine sofortige Behandlung mit pegyliertem Interferon alfa 2b für 24 Wochen die sicherste Therapie für Hepatitis C-Patienten ist. Bei einzelnen Patienten, die aus Sorge vor den Nebenwirkungen der Interferon-Therapie erst die Möglichkeit einer spontanen Ausheilung abwarten wollen, führt eine verzögerte Therapie aber auch fast immer zu einer Ausheilung. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Patienten dann noch zur Behandlung erscheinen. Die „Akute HCV III-Studie“, an der HepNet-Zentren aus dem ganzen Bundesgebiet beteiligt waren, ist die bislang größte prospektive, randomisierte Studie zur akuten Hepatitis C in Europa. 107 Patienten in 72 HepNet-Zentren waren daran beteiligt. „Ohne das HepNet-Netzwerk mit dem Study House wären solche Studien nicht möglich“, sagt Prof. Dr. Manns.

Management von Patienten mit frischer Hepatitis C-Virusinfektion (zum Beispiel nach einer Nadelstich-Verletzung) haben.“

REDD 2/3-Studie

Die „REDD 2/3-Studie“, die Prof. Dr. Michael P. Manns den europäischen Leberexperten erstmalig präsentierte, hatte zum Ziel herauszufinden, ob Patienten mit chronischer Hepatitis C und dem Genotyp 2 oder 3 auch in einer kürzeren Therapiedauer und mit reduzierter Medikamentendosis erfolgreich behandelt werden können. Es zeigte

An dieser Studie, die zwischen 2003 und 2006 im Kompetenznetz Hepatitis durchgeführt wurde, waren in Deutschland über 350 Patienten als sogenannte „HepNet-Kohorte“ beteiligt. Ab 2005 wurden von der Firma Schering-Plough nochmals etwa 350 Patienten in zahlreichen asiatischen Zentren hinzugefügt. Damit stellt diese Studie die bisher größte Untersuchung für asiatische Patienten mit dem HCV Genotyp 3 dar. Von Bedeutung ist, dass die Studie in Deutschland unter sogenannten „Real World“ Bedingungen durchgeführt wurde und damit weitaus realistischere Ergebnisse liefert als viele von der Industrie gesponserten Zulassungsstudien, bei denen häufig Patienten mit zusätzlichen Erkrankungen von der Behandlung ausgeschlossen werden.

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Mehr als nur ein Wellness-Trend Yoga wird immer beliebter von Katharina Rösmann

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oga wird immer mehr zum festen Bestandteil unserer westlichen Lebenskultur. Galt Yoga noch vor einigen Jahren als etwas, bei dem esoterisch angehauchte Menschen die unmöglichsten Verrenkungen machen, wird der Kreis der Yoga-Übenden heutzutage immer größer. Yoga ist ein Übungsweg, der Körper, Geist und Seele anspricht. Er hat eine ganzheitliche Wirkung und wird in vielen Bereichen ein-

rein symptomatische Therapie auf Dauer nicht hilft, sie suchen nach ganzheitlichen alternativen Heilmethoden. Hier bietet sich Yoga an: Der Bereich des therapeutischen Yogas wächst ständig weiter. In den USA nimmt inzwischen jeder vierte Patient komplementäre Methoden der Naturheilkunde, des Yoga und der Yogatherapie parallel zur ärztlichen Behandlung in Anspruch. In Deutschland praktizieren schätzungsweise

zum einen darum, körperliche Beweglichkeit und Flexibilität zu erzielen, zum anderen geht es um die Wiederherstellung des seelischen Gleichgewichts durch den Zugang zu tieferen Schichten und damit zur Erzielung von Entspannung und Gelassenheit, indem Heilkunde, Erkenntnistheorie und philosophische Aspekte integriert werden.

Für jeden geeignet

Alle Altersstufen können einen

Folge, dass der Brustkorb versteift, die Atemmuskulatur verkümmert und somit nicht mehr genug Sauerstoff für alle Stoffwechselprozesse zur Verfügung steht. Durch dauerhaftes intensives Atmen und das Praktizieren von speziellen Atemübungen (Pranayamas) werden die Lungen geweitet, gestärkt und widerstandsfähiger. Zudem erfährt das ZNS eine beruhigende Wirkung und Emotionen werden ausgeglichener. Viele chronische Krankheiten können hier-

Vielfältig: Diese Tabelle zeigt, bei welchen Erkrankungen Yoga als Therapie eingesetzt werden kann

gesetzt. Zum einen ist er ein wichtiger Bestandteil in Prävention und Therapie von Erkrankungen, zum anderen hat er einen hohen Stellenwert als Entspannungsmethode und beim Stressabbau, da Yoga über den Körper auch die Gefühle stark beeinflusst. Durch die Übungen kommt es zur vermehrten Ausschüttung von Glückshormonen und gleichzeitig zur Reduktion von Stresshormonen. Außerdem wird das vegetative Nervensystem und das Gehirn positiv beeinflusst. Zahlreiche Studien belegen die enge Verknüpfung zwischen Körper, Geist und Seele und dadurch die gegenseitige Beeinflussung. Immer mehr Menschen erkennen, dass ihnen eine

zwei bis drei Millionen Menschen Yoga, um die Gesundheit und Fitness zu fördern.

Flexibilität und Gleichgewicht

Bei der Yogatherapie werden klassische Yoga-Techniken auf die aktuelle Befindlichkeit und Lebenssituation angepasst, mit dem Ziel, die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen,Heilung von innen heraus zu fördern und zukünftigen Erkrankungen vorzubeugen. Sie ist ein gesundheitsorientiertes Lebensstilkonzept und richtet sich an alle Menschen, die bereit sind, etwas für sich zu tun und Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Es geht

positiven Effekt durch die richtige und kontinuierliche Anwendung des Yogas spüren. Es spielt keine Rolle, ob man sportlich oder untrainiert, jung oder alt, Mann oder Frau ist: Yoga ist für jeden etwas. Unter fachlich qualifizierter Anleitung besteht praktisch keine Verletzungsgefahr. Nur bei vorher bestehenden gravierenden gesundheitlichen Beschwerden sollte man vor Beginn einen Arzt konsultieren. Eine ganz wesentliche Bedeutung hat im Yoga das richtige Atmen: Die meisten Menschen atmen zu flach, so dass sie nicht genügend Lebensenergie und Sauerstoff mit der Atmung aufnehmen. Zudem hat zu flaches und falsches Atmen zur

durch positiv beeinflusst werden. Yoga als Therapie Yoga kann bei zahlreichen Erkrankungen erfolgreich eingesetzt werden. Die gezeigte Tabelle liefert eine Übersicht. Die Empfehlung zur Yogatherapie als zusätzliche Maßnahme sollte von Seiten der Mediziner öfter ausgesprochen werden, da sie auf den Selbstregulierungsfähigkeiten und Gesundheitsressourcen aufbaut und die individuelle Situation eines jeden berücksichtigt. Zudem ist sie einfach zu vermitteln, nebenwirkungsfrei und kostengünstig. Mit einer richtigen und qualifizierten Anleitung kann jeder seine Lebensqualität positiv beeinflussen und verbessern!


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„Ein anderes Körpergefühl bekommen“ Interview mit einer Yoga-Lehrerin

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rau Rösmann, wie sind Sie zum ins Gesicht scheinen. Als Yogalehrerin möchte ich allen KursteilnehYoga gekommen? 2003 erkrankte ich schwer an MS mern meine Erfahrungen und insbemit halbseitiger Lähmung und sondere das eigene positive Erlebnis Sehverlust auf einem Auge. Nach weitergeben, durch Yoga neue Enerdem Krankenhausaufenthalt mit klassischer Therapie und einem folgenden fünfwöchigen RehaAufenthalt sollten mehrmals die Woche Krankengymnastik und eine eventuell angedachte Interferon-Therapie folgen. Für mich kam das nicht in Frage und ich wählte den alternativen Weg ohne Medikamente. Über eine Anzeige in einer Bio-Zeitschrift wurde ich auf Yoga aufmerksam und besuchte einen Tag der offenen Tür in einem Yoga hilft: Kursteilnehmer spüren Besserung Yoga-Zentrum. Die Begeisterung war sofort groß gie, viel Liebe und den Weg zur eiund ich meldete mich direkt für ei- genen Mitte gefunden zu haben. nen Kurs an. Schließlich entschied ich mich, eine zweijährige Ausbil- Wie ist die Resonanz der Kursteildung zur Yogalehrerin zu absolvie- nehmer? ren, die ich im Januar 2009 erfolg- Die Kursteilnehmer sind begeistert. reich abgeschlossen habe. Seitdem Sie spüren, dass es ihnen besser geht gebe ich sieben Kurse in der Wo- und dass Yoga ihnen che, bin selbst total fit und habe hilft, mit den Anforderungen des Alltags besser fertig zu werden. Da große Freude an meiner Arbeit! ich ganzheitliches Yoga unterrichte, Wie wirken sich die Yogapraxis und baue ich noch andere Dinge in die die Tätigkeit als Yogalehrerin auf Stunde ein als nur die klassischen Übungen: Kinesiologische Übungen Ihr Leben aus? Meine Krankheit hat mich zu zum Ausgleich der Gehirnhälften einem neuen Lebensweg geführt. und zur Konzentrationsförderung, Durch die tägliche Yogapraxis bin energetisches Arbeiten und Meditaich wieder beweglich und flexibel tion um den Weg zur Mitte zu fingeworden und habe ein ganz an- den, Lachyoga, Tipps zur gesunden deres Körpergefühl bekommen. Ernährung und einiges mehr. Die Auch die Umstellung auf eine rein Teilnehmer spüren die Harmonie vegetarisch-biologische Ernährung und positive Energie, die während trägt ihren Teil dazu bei. Ich lebe der Stunde fließt, und die zusätzviel bewusster und intensiver. Zu- liche Kraft und innere Stärke, die sie dem hat sich die Wahrnehmung für dadurch gewinnen. die Dinge geändert: Allgemein – Viele materielle Dinge sind unwich- was bedeutet Yoga für Sie? tig geworden und ich kann mich Yoga ist nicht nur ein Übungsproüber die Kleinigkeiten freuen, wie gramm, sondern eine Lebenseinstelein paar Sonnenstrahlen, die einem lung. Jeder sollte, wenn möglich,

einige Yogaübungen in den täglichen Rhythmus integrieren. Yoga sollte so selbstverständlich sein wie das tägliche Zähneputzen. Um einen dauerhaften und spürbaren Erfolg zu erzielen, sollte man sich mindestens zwei- bis dreimal wöchentlich eine halbe Stunde Zeit nehmen, um intensiver Yoga zu praktizieren. Zu Beginn sollte man auf jeden Fall einen Kurs besuchen, um Fehler und falsche Haltungen zu vermeiden. Durch Yoga kann jeder selbst etwas tun, um sich dauerhaft körperlich, geistig und seelisch fit zu halten. Welche inneren Prozesse können durch Yoga in Gang gesetzt werden? Der Yoga-Praktizierende erfährt ein Gefühl der völligen Entspannung: Rücken- und Kopfschmerzen verschwinden, Schulter und Nackenverspannungen werden reduziert. Man bekommt mehr Energie, neue Vitalität, mehr Lebensfreude, geistige Klarheit und neues Selbstvertrauen. Die Konzentration verbessert sich und das Immunsystem wird gestärkt. Yoga ist ein ganzheitliches Training, das Körper, Geist und Seele beeinflusst und bei jedem einzelnen ganz individuell verschiedene Wir-

kungen und Veränderungen hervorrufen kann. An wen richtet sich Yoga und welche Voraussetzungen sind nötig? Yoga richtet sich an alle gesunden Menschen jeglichen Alters. Bei bestimmten Beschwerden sollte vorher ein Arzt, Heilpraktiker oder Physiotherapeut konsultiert werden. Wichtig ist, dass jeder für sich verantwortlich ist und seine eigenen Grenzen kennen und beachten sollte. Yoga ist kein Wettbewerb! Körperliche Fitness ist nicht erforderlich. Der Kursteilnehmer benötigt eine Yogamatte, leichte lockere Kleidung, warme Socken und eine Decke. Rund zwei Stunden vorher sollte nichts mehr gegessen werden. Wie wichtig ist kontinuierliches Training und Disziplin? Sehr wichtig, um innere Blockaden aufzuspüren, um Stabilität und Flexibilität sowohl im Körper, als auch im Leben zu erreichen und um ein Leben lang gesund und beweglich zu bleiben. Nur regelmäßiges, geduldiges, systematisches Training führt langfristig zum Erfolg. Vielen Dank für das Interview!

IMPRESSUM Herausgeber: MEDI-LEARN, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/Lahn Tel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29 E-Mail: redaktion@medi-learn.de, www.medi-learn.de Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Dr. Marlies Weier, Dr. Lilian Goharian, Dominika Sobecki, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld Lektorat: Jan-Peter Wulf und Simone Arnold Layout & Graphik: Kristina Junghans Berichte: Mona Mähler, Stefan Zorn (idw), Katharina Rössmann, Van Dai Vo Chieu, Dr. Inka Väth (idw), Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com, David Cotterrell Erscheinungsort: Marburg Der digitale Nachschlag erscheint zu jeder MEDI-LEARN Zeitung als Ergänzung, die du dir als PDF auf der MEDI-LEARN Seite herunterladen oder online anschauen kannst. Er beinhaltet Fortsetzungen von Artikeln aus der aktuellen Zeitung sowie weitere interessante Artikel und Berichte rund um die Medizin. Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungs­berichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/ artikel.


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Die Weltgesundheit im Modell Model United Nations in Den Haag von Van Dai Vo Chieu

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eit einigen Jahren finden weltweit die Model United Nations (MUN) statt. Hier werden Gremien der Vereinten Nationen simuliert, um Möglichkeiten und Einschränkungen dieser Riesen-Organisation kennen zu lernen. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO wird „nachgespielt“. Ein Nachbericht. Die Harvard World Model United Nations (WorldMUN) ist die größte Simulation der Vereinten Nationen außerhalb Nordamerikas, an der jedes Jahr Delegationen zahlreicher Universitäten aus über 40 Nationen teilnehmen. Die Liste der teilnehmenden Hochschulen ist entsprechend: London School of Economics, Massachusetts Institute of Technology, die Oxford University und weitere prestigeträchtige Universitäten nehmen teil. Im März 2009 fand WorldMUN mit fast 2500 Teilnehmern im World Forum, Den Haag, statt.

men die Agenda bestimmten. Doch dieses Mal waren im WHO unter den 133 anwesenden Personen auch einige Studenten dabei, die wie ich den Arztberuf anstreben.

Wichtige Themen

Die zu debattierenden Themen, die von der „Chairperson“ ausgesucht worden waren, gehören zu wichtigsten Themen unserer Zeit: „Child and Adolescent Health and Development“ und „Water Scarcity and Health“. Neben der Themenauswahl ist die „Chairperson“ bei den MUNs auch zuständig für die Moderation der Debatten, die einem bestimmten parlamentarischen Prozedere folgen müssen. Zur Vorbereitungen der Teilnehmer gehört neben dem Einlesen in die schon vorhandenen Resolutionen früherer Konferenzen auch, sich mit den jeweiligen Besonderheiten des Landes, das man vertritt, ver-

mussten sich die Teilnehmer für ein Thema entscheiden, da es aufgrund der beschränkten Zeit nicht möglich gewesen wäre, beide Themen abzuhandeln. Mit einer einfachen Mehrheit wurde Wasserknappheit und deren Auswirkung auf unsere Gesundheit an die erste Stelle der Agenda gesetzt. Bevölkerungswachstum und Klimawandel waren hier wichtige Stichpunkte, aber auch die spezifische Bekämpfung von mit Wasser in Verbindung gebrachten Krankheiten.

Koalitionenbildung

Obgleich sich die Delegierten zu Beginn der Konferenz in regionalen Länderblocks zusammen fanden, bildeten sich im Laufe der Woche themenspezifische Koalitionen zwischen den verschiedensten Ländern, da auch benachbarte Länder teilweise mit sehr unterschiedlichen Problemen zu kämpfen und entsprechend andere Prioritäten ha-

Viele Gremien simuliert

Aufgrund der Größe dieser MUN war es möglich, weitaus mehr Gremien zu simulieren, als es bei normalen MUNs der Fall wäre. So wurden dieses Jahr unter an- Flaggenmeer: 192 Staaten gehören derzeit der UN an derem eine historische Generalver- traut zu machen. So können die sammlung mit dem Thema „Namibi- Interessen des jeweiligen Landes an Independence 1981“, das United bzw. NGO bei den Debatten sowie Nations Environmental Programme beim Verfassen und Abstimmen und die Weltgesundheitsorganisation über Resolutionen so realistisch (WHO) nachgebildet. Die Das bot wie möglich vertreten werden. den Teilnehmern die Möglichkeit, die Gremien noch besser entsprechend Alle anwesend? ihrer Interessen zu wählen. Zu Tagesbeginn fand zunächst imAls Medizinstudent gehört man bei mer ein alphabetischer „roll-call“ den meisten MUNs eher zu den statt, aus dem hervorging, wie viele Exoten unter den vielen Politik-, Delegierte anwesend waren. Die Wirtschafts- und Jurastudenten. Das Anzahl zu ermitteln ist insofern liegt nicht zuletzt vielleicht auch an wichtig, als dass bei Abstimmungen den Themen, die in den Gremien eine einfache Mehrheit manchmal debattiert werden: Bei einer ande- nicht ganz ersichtlich sein kann. ren MUN fand ich mich im „Disar- In der ersten „committee session“ mament and International Security kamen zudem zwei Gastredner zu Committee ( DISEC)“ wieder, wo Wort, die bei der WHO und der Abrüstung und private Militärfir- UNESCO gearbeitet haben. Dann

fasst, denen die meisten Delegierten zustimmten.

Völlig anderer Blickwinkel

Neben den zahlreichen Debatten gab es auch ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Ausflügen zum Internationalen Gerichtshof und den abendlichen „Social Events“. Das Highlight war ein Amsterdambesuch, zu dem alle Teilnehmer des WorldMUN in Orange gekleidet erscheinen mussten! Da Den Haag als Welt-Hauptstadt der Gerichtsbarkeit gilt, wurde zudem ein Symposium über „International Criminal Law“ und ein Workshop über „International Negotiation“ gehalten. Letzterer war besonders lehrreich. Dadurch, dass unsere Hochschulgruppe das Land Chile vertreten durfte, konnten wir einen völlig anderen Blickwinkel auf das internationale Geschehen und die Dynamik zwischen den Nationen einnehmen. Vorher war mir nicht bewusst gewesen, dass Chile eine Vorreiterrolle in der Mutter-Kind-Versorgung einnimmt oder dass die dortige private Wasserversorgung Vorbildcharakter für ganz Lateinamerika hat. Andererseits hat Chile mit Wasserverunreinigung durch Arsen und mit dem Klimawandel zu kämpfen.

Strukturen erfahrbar gemacht ben. Zwischendurch gab es Präsentationen von Studenten, die NGOs wie „Ärzte ohne Grenzen“ oder „Africare“ vertraten. Das gab den Debatten neue Impulse. Anders als in anderen Räten, die Themen wie Abrüstung und dergleichen behandeln, sollte man meinen, dass die simulierte Weltgesundheitsorganisation sich doch relativ einig sein sollte. Dies war allerdings nicht ganz der Fall: Im Laufe der Woche wurden 13 „working papers“ und vier Resolutionsentwurfe verfasst. Zwar war es manchmal schon faszinierend, wie einige Delegierte gewisse Dinge als Allheilmittel für alle Krankheiten ansahen, doch es wurde am Ende eine für fast alle Länder zufrieden stellende Resolution ver-

Als kurativ tätiger Mediziner wird man später höchstwahrscheinlich „nur“ die direkten Auswirkungen ökologischer Veränderungen behandeln. Doch man muss auch im Blick behalten, dass Infrastrukturaufbau und -instandhaltung, verbesserte und wassersparsame Agraranbaumethoden, Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung und die Zusammenarbeit zwischen dem Staat, NGOs und privaten Partnern ebenso von Bedeutung sein können, um die Gesundheit aller Menschen zu bewahren. Diese Erfahrung, mit so vielen Studenten aus aller Welt über dieses Thema diskutieren zu können, möchte ich nicht missen. Ich kann es wirklich jedem empfehlen, einmal bei solch ein einer Veranstaltung teilzunehmen!


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Meilenstein bei Magnetresonanz-Diagnostik Radiologische Klinik Bonn testet Technologie in der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) von Dr. Inka Väth (idw)

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eit über einem halbem Jahr testet die Radiologische Klinik des Universitätsklinikum Bonn eine neue, weltweit einmalige Technologie in der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) bei extrem hohen Feldstärken. Dabei konnten die Bonner Radiologen bisher unüberwindbare Grenzen bezwingen. Im Rahmen eines Symposiums stellten sie am 15. Mai Ärzten und MRT-Interessierten das neue, so genannte MultiTransmit-Verfahren vor und berichteten über erste klinische Erfahrungen.. Austragungsort war der Hörsaal des Institus für Pathologie der Uni Bonn. Extrem hohe Feldstärken bei der Magnetresonanz-Tomographie haben neue Möglichkeiten in der Diagnostik eröffnet. So lassen sich damit beispielsweise in der Tumordiagnostik selbst kleinste, versteckte Krebsherde schnell und mit hoher Bildqualität darstellen. Doch nicht

jeder Patient konnte bisher von diesen Vorteilen profitieren. „Bei der Hochfeld-MRT gibt es Grenzen, die den Nutzen in verschiedenen Bereichen eingeschränkt haben“, sagt Professor Dr. Hans Schild, Direktor der Radiologischen Universitätsklinik Bonn. So kann bei sehr hohen Feldstärken wie 3 Tesla Wasser die eingestrahlten Wellen derart blockieren, dass Schatten auf dem Bild erscheinen.

Jetzt können alle Patienten profitieren. Ein solches Bild ist diagnostisch nicht ausreichend interpretierbar. Betroffen sind beispielsweise häufig Leberpatienten, die aufgrund ihrer fortgeschrittenen Erkrankung einen so genannten Aszites haben, also eine Ansammlung von Wasser in der Bauchhöhle. Als weltweit erste und bisher ein-

zige Klinik hat die Bonner Universitäts-Radiologie im letzten Sommer eine neue Technologie des Philips-Konzerns installiert. Bei dem so genannten MultiTransmitVerfahren werden die Radiofrequenzimpulse nicht mehr nur von einer Quelle sondern von mehreren unabhängigen Quellen gleichzeitig gesendet. „Es ist, wie wenn man ein Objekt beim Fotografieren von mehreren Seiten ausleuchtet. Wir können mit Hilfe dieses neuen Verfahrens individuell Schatten im Bild unterdrücken“, sagt Privatdozent Dr. Winfried A. Willinek, Leiter der Funktionseinheit Magnetresonanztomographie. Bei Patienten, die bisher von der Hochfeld-MRT keinen ausreichenden Nutzen ziehen konnten, sind nun ebenfalls Bilder von hoher Qualität möglich. Jetzt können wirklich alle Patienten von der Hochfeld-MRT profitieren. Zudem kann die Un-

tersuchungszeit bei einigen Anwendungen um 30 bis 40 Prozent deutlich reduziert werden. neue die

Geräteplattform ist Zukunft der MRT

Das ist ein erheblicher Vorteil vor allem für Patienten mit Platzangst oder Rückenproblemen. Diese völlig neue Geräteplattform ist die Zukunft der MRT und wird voraussichtlich bei allen Hochfeld-Tomographen integriert werden. In diesem Punkt ist sich Klinikdirektor Professor Schild ganz sicher: „Wir können mit dem MultiTransmit-Verfahren die Vorteile des hohen Feldes viel besser nutzen. Und 3 Tesla wird sicher nicht das Ende der Fahnenstange sein.“ Die Bonner Universitätsklinik für Radiologie gilt als eine der weltweitführenden Institutionen im Bereich der Hochfeld-MRT.

Anatomie kommt zu kurz

Defizite in der Ausbildung gefährden Patientenversorgungl Quelle: Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

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ie Anatomie ist in allen chirurgischen Fachgebieten Grundlage für eine optimale Diagnose und Therapie. Sie kommt in der medizinischen Ausbildung jedoch zu kurz – so sehr, dass die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) die Patientenversorgung gefährdet sieht. In Deutschland erleiden jährlich etwa 33.000 bis 38.000 Menschen ein Polytrauma aufgrund eines Unfalles. In der Notaufnahme entscheidet der Arzt dann innerhalb kürzester Zeit über die notwendigen Maßnahmen, um ihr Leben zu retten.

„Der Makro-Anatom droht auszusterben“ Nur mit genauen Anatomie- und Physiologiekenntnissen ist es möglich, die Schwere der Verletzungen

zu bewerten und eine Behandlungsreihenfolge festzulegen.

Stirbt der Makro-Anatom aus?

Zu den lebenswichtigen anatomischen Strukturen zählen unter anderem Herz, Lunge, Schädel, Gehirn, Rückenmark und größere Gefäße. Größte Priorität hat die Versorgung der Verletzungen – meist starke Blutungen – von Organen in den Körperhöhlen, um dann verletzte Strukturen der Wirbelsäule und der Extremitäten wieder herzustellen. Aber nicht alle verletzten Knochen, Sehnen oder Muskeln müssen operiert werden. Ohne die Vermittlung fundierter anatomischer Kenntnisse im Medizinstudium sowie in der Weiterbildung von Ärzten, sind solche Entscheidungen nicht möglich. Die Vermittlung makroanatomischer Kenntnisse wird aktuell jedoch

durch den fortgesetzten Sparzwang im deutschen Gesundheitssystem und die zunehmende zellbiologische Fokussierung in der deutschen Anatomie fundamental bedroht. „Der Makro-Anatom droht auszusterben“, sagte Präsident Professor Dr. Volker Schumpelick auf dem DGUKongress Ende April in München.

Verzahnung von Chirurgie und Makroanatomie forcieren

Bereits jetzt haben über 50 Prozent der Medizinischen Fakultäten in Deutschland ihre anatomischen Lehrstühle umgewidmet oder radikal das hierfür ausgebildete Personal abgebaut. Nachfolgebesetzungen haben zudem die Ausrichtung vieler anatomischer Institute auf die Zellbiologie verlagert. In dieser Folge sind bereits jetzt 69 Prozent der chirurgischen

Assistenzärzte mit ihrer operativen Weiterbildung auch unter topografischen Aspekten unzufrieden – 65 Prozent erwägen aus diesen Gründen einen Wechsel ins Ausland. Um einem zukünftigen Mangel an anatomischen Grundkenntnissen vorzubeugen, will die DGU eine enge Verzahnung von Chirurgie und Makroanatomie forcieren. Topografisch ausgerichtete Kurse und Curricula werden von der fachlichen Expertise der DGU unterstützt. Erste erfolgreiche Beispiele anatomisch-chirurgischer Kooperation auf dem Gebiet der studentischen und ärztlichen Ausbildung sind bereits vorzuweisen, so der Winterkurs „Feel like a surgeon“ an der RWTH Aachen und die Summer-School für Chirurgie an der Uni Tübingen. Mehr Informationen: www.chirurgie2009.de


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