Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte
ZEITUNG
Digitaler Nachschlag
Digitaler Nachschlag der Ausgabe 02/09 März /April 2009 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de
Weekly drinks und Wickelfische
Verfahren bei Myomen
Afrika hautnah
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Fortsetzung des Artikels aus der MEDI-LEARN Zeitung, in dem Gerti Fridgen von seinem Erasmus-Jahr in Basel berichtet, unter anderem über die Förderung sowie die schönen Seiten der Schweiz.
Langzeitstudien haben eine neue Behandlung bei Myombefall bewiesen - und zwar organerhaltene Myomembolisatioon anstatt GebärmutterEntfernung.
Abenteuer Präpkurs Protokoll eines Studien-Highlights von Stephanie Leißner
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tephanie Leißner berichtet, wie sie eines der Highlights des Studiums, den Präparierkurs erlebt hat. Fiel ihr das Arbeiten an Toten leicht? Wie schwierig ist das Präparieren eigentlich? Lest selbst. Der Präpkurs ist generell wohl das Ereignis des Medizinstudiums und wirft seine Schatten weit voraus, sodass man schon bei den Einführungstagen gespannt auf die kommenden Reden und einen Hinweis wartet, wann es denn nun endlich so weit ist und wie der Kurs abläuft. In meinen Fall wurde jede Seminargruppe in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe sollte gleich zu Beginn des ersten Semesters mit dem Präparieren anfangen sollte und die Vorderseite des Körperspenders „bearbeiten“. Die andere sollte dann im Anschluss bis zum Ende des ersten Semesters fortfahren. Darüber entschieden, wer in welche Gruppe kam und auch welches Gebiet man präpen sollte, wurde individuell. Die einen entschieden selbst, die anderen überließen es dem Los. So kam es, dass ich bereits noch vor Beginn des Studiums gespannt den Zettel auseinanderfaltete, der mir nun verkündete, mit welchem Gebiet ich mich in Zukunft intensiver beschäftigen würde: Ich hatte die „Manus“ erwischt, würde mich also mit der Hand näher beschäftigen. Schön und gut. Es hätte schlimmer kommen können, allerdings ist Hand nun nicht gerade etwas fürs Grobmotorische. Zum anderen nahmen die Hände eine Sonderstellung, da sie sowohl von vorne (Palma Manus) als auch von hinten (Dorsum Manus) präpa-
riert werden. Dies hatte zur Folge, dass man nicht gleich mit der ersten Gruppe anfing, sondern zwei Wochen danach und dann noch die ersten drei Wochen bei der anderen Gruppe mitpräpt, wenn die Leiche gedreht wurde.
Anita Schmid berichtet über Ihren Aufenthalt in Malawia, Afrika. Sie berichtet von ihren Erfahrungen während der Famulatur und gibt Einblicke in die Facetten des Landes.
als man dann die drei Stufen hochging und gleich ein aufgedecktes Präparat sah, wurde einem doch etwas mulmig. Dann standen wir vor „unsrem“ Präparat und schauten doch alle ein bisschen bedrückt auf den Steintisch und das, was sich unter der weißen Plane
Aufklärung
Bei den Einführungsvorlesungen wurden wir dann noch einmal darüber aufgeklärt, dass die Präparate von freiwilligen Körperspendern kommen und stets mit Achtung behandelt werden sollten. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, denn trotz allen Erlernens handwerklicher und medizinischer Fertigkeiten hat man es mit verstorbenen Menschen zu tun und sollte diese stets mit dem nötigen Respekt behandeln. Außerdem wurden wir darüber aufgeklärt, dass wir unter Schweigepflicht stehen. Am Ende des Semesters findet eine Beerdigung der Körperspender statt, zu der auch wir Studenten eingeladen sind.
Es geht los!
Und dann ging es los: Erst einmal stand eine Einführungsveranstaltung auf dem Plan, zu der „die Hände“ auch bereits kommen sollten. An diesem Morgen machte man sich dann doch so seine Gedanken, ob man nicht doch Opfer des berühmt-berüchtigten Umkippens würde. Nachdem jeder seine Sachen in den Spind geschlossen und sich mit Kittel und Präpbesteck bewaffnet hatte, war es soweit. Zunächst schlug einem dieser typische Geruch entgegen. Und
abzeichnete. Nachdem der für uns zuständige Prof. eintraf und nach einer kurzen Einführung ein Stück Bauch aufdeckte, um uns zu erklären, wie man die Haut abpräpariert, war der erste schockierende Moment vorbei. Dann wurden wir schließlich entlassen und die erste Gruppe sollte am nächsten Tag dann richtig anfangen.
Strukturen freilegen
Nach zwei Wochen, in denen ich von den anderen bereits einiges
gehört hatte, ging es dann auch für mich richtig los. Meine Euphorie erhielt jedoch schnell einen Dämpfer, da gleich die Hautpräparation nicht so gelang, wie ich mir das vorgestellt hatte. Doch nach einiger Zeit funktionierte es langsam besser. Es ist natürlich ein sehr komisches Gefühl, die Hand einer toten Person zu halten, und es verliert sich auch nie so ganz. Richtig interessant wird es jedoch, wenn man anfängt, Strukturen freizulegen, die man bereits gelernt hat und die Szenerie vor einem langsam doch Ähnlichkeit mit dem gewohnten Bild aus dem Anatomieatlas annimmt. So verging die Zeit im Nu. Ich für meinen Teil war bei der Präparation immer sehr vorsichtig, manchmal auch zu vorsichtig, sodass es mir manchmal an Zeit fehlte. Zum Glück hatten wir die Möglichkeit innerhalb der Öffnungszeiten auch mal außerhalb der regulären Präpzeiten auf den Saal zu gehen und etwas weiterzumachen.
Schwierige Rückseite
Nach drei Wochen und auch einigem Gefluche über die viel zu feinen Strukturen der Hand wurde das Präparat gedreht. Ich musste feststellen, dass die Rückseite sich nach meinem Empfinden noch schwieriger präparieren ließ. Die feinen Hautvenen und -nerven raubten mir die Geduld! Besonders die Finger waren nicht meine Freunde, aber mit genügend Konzentration, ein paar geschwänzten
Fortsetzung auf Seite 2
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Protokoll eines Studien-Highlights Fortsetzung von Seite 1
Vorlesungen, die ich stattdessen mit Präparieren verbracht habe und der Hilfe unseres Mentors war es mir möglich, mein Gebiet dann doch abzuschließen, wenn auch nicht zu meiner vollsten Zufriedenheit. Aber ich denke man ist nie ganz zufrieden und denkt immer, dass es noch ein bisschen besser geht. Nun ging es darum, noch einmal
alle anatomischen und klinischen Aspekte aufzufrischen und mit der Präpanleitung erneut alles durchzugehen, denn wirklich abgeschlossen wird das Präpen erst durch ein Arbeitstestat. Nach sechs Wochen Präparation und eingehender Beschäftigung schloss ich dann mit einem bestandenen Testat den ersten Präpkurs ab. Im zweiten Semester folgt dann noch ein wei-
terer Kurs, wo ein Organ präpariert werden muss.
Eine wichtige Sache
Mein Fazit: Auch, wenn es viel Zeit in Anspruch nimmt und man viel Energie hineinstecken muss und ab und an nicht mehr fähig, ist Fleisch zu essen, weil man sich so sehr an seine Erlebnisse im Präpsaal erinnert fühlt, war es doch eine wichtige Sache.
An alle, denen es noch bevorsteht: Auch wenn ihr manchmal flucht, so ist es doch etwas Tolles, den anatomischen Aufbau des menschlichen Körpers „live und in Farbe“ studieren zu dürfen. Den Verstorbenen, die diese Erfahrung ermöglichen, solltet ihr mit Dankbarkeit und Respekt begegnen, wenngleich es natürlich auch nötig ist, Hemmungen nach einer Zeit abzubauen.
Weekly drinks und Wickelfische Ein Erasmus-Jahr in Basel
von Gerti Fridgen Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 02/09
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afür gibt es ja Erasmus-Förderung: Diese wird in der Schweiz direkt von der Universität bezahlt. In den ersten Tagen nach meiner Ankunft erhielt ich die nötigen Unterlagen und musste nur ein Bankkonto in Basel eröffnen. Wenige Tage später schon ging die Förderung ein. Alles auf einmal. Es ist zwar schön, weil man sofort eine Menge Geld zur Verfügung hat, aber auch riskant. Es muss ja eine ganze Weile reichen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Förderung monatlich bezahlt wird.
Treiben im Rhein
lang und vergnügen sich. Und wem es zu heiß ist, der geht ein Stück rheinaufwärts, hüpft ins Wasser und lässt sich von der Strömung bis zu seinem Rastplatz treiben.
Rheinschwimmen auf keinen Fall entgehen lassen Dafür haben die Baseler ein ganz besonderes Gefährt: den so genannten „Wickelfisch“. Das ist ein wasserundurchlässiger Plastikfisch, den man sich umschnallt und auf dem man sich ganz bequem mit der Strömung
rheinabwärts treiben lassen kann. Darin kann man alle wichtigen Dinge, wie Geld, Schlüssel, Telefon usw. aufbewahren und mitnehmen, ohne dass es nass wird und zum Ausruhen hat man dann auch gleich ein Kopfkissen. Sehr entspannend! Wer im Sommer nach Basel kommt, sollte sich das Rheinschwimmen auf keinen Fall entgehen lassen. Das ist ein echtes Erlebnis!
Auf in die Schweiz!
Das Jahr in der Schweiz habe ich rundum genossen. Ich würde sofort
Basel hat sehr viel zu bieten. Vor allem ist die Stadt für seine Kunst bekannt. Es gibt hier eine Vielzahl sehenswerter Museen. Besonders das Kunstmuseum Basel und die Fondation Beyeler sollen hier besonders erwähnt werden: Dort hängen echte Monéts, Picassos, van Goghs und viele Stücke anderer großer Meister.
Wem zu heiss ist, der Wasser und
hüpft ins
lässt sich treiben
Ansonsten hat Basel eine wunderschöne Altstadt und natürlich den Rhein, an dem man nicht nur wunderbar entlang joggen gehen kann, nein, man kann hier sogar darin schwimmen! Im Sommer tut das auch die ganze Stadt: Viele Leute sitzen auf den von der Sonne aufgewärmten Steinen am Rhein ent-
Eine der schönsten Seiten Basels - der Rhein, der quer durch die Stadt verläuft
wieder hierher kommen. Es dauert zwar ein wenig, bis man mit den Schweizern so richtig warm wird, aber wenn man nach ein paar Wochen Freundschaften geschlossen hat, kann man sich vor Einladungen kaum noch retten. Die Schweiz hat sehr viel zu bieten – viel mehr, als man in einem Jahr oder in einem Semester machen kann. Und da die Schweiz bekanntlich recht klein ist, ist beinahe alles innerhalb kurzer Zeit zu erreichen – egal ob man Ski laufen möchte, an den Genfer See oder nach Zürich. Also: Auf in die Schweiz!
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Famulieren bei den Flying Doctors Ein Erlebnisbericht aus Alice Springs von Anita Schmid
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ie sind uns bekannt aus dem TV: Die „Flying Doctors“ in Australien. Anita Schmid famulierte mitten auf dem heißen Kontinent, in Alice Springs. Und einmal durfte sie als Medizinstudentin sogar zum Patientenbesuch mitfliegen. Es war einfach die Abenteuerlust, die mich nach Alice Springs, 1.000 km südlich von Darwin, verschlagen hatte. Ich wollte Kängurus sehen, mit dem Flugzeug Patienten im Busch besuchen und das Outback und die Aboriginals kennen lernen. Alles ging 18 Monate vorher los mit einem unkomplizierten Anruf bei
der Verwaltungssekretärin des Alice Springs Hospital. Ich erhielt eine Zusage und entschloss mich, mit Qantas von Frankfurt nach Darwin zu fliegen und dann mit dem berühmten „Ghan“ auf Schienen weiter nach Alice Springs zu fahren, um dort vor meiner Famulatur noch ein paar Tage zu verbringen. Die 24-stündige Zugfahrt war ein besonderes Erlebnis: Die Landschaft veränderte sich von grüner Küstenregion um Darwin mehr und mehr zur roten Wüste. In Alice Springs hatte ich während meiner freien Tage viel Spaß und verbrachte einige Stunden in den witzigsten Kneipen verbracht. Nach einer tollen Safari zu Australiens Naturdenkmal Uluru, besser bekannt als Ayers Rock, startete
ich dann voller Neugier in meine Famulatur in der Notaufnahme.
Zentrale Anlaufstelle
Das Krankenhaus liegt mitten in Alice Springs und ist die Anlaufstellte schlechthin für alle Patienten, die eine weitergehende Diagnostik benötigen. Richtige Notfälle machen nur einen sehr kleinen Anteil der Fälle aus. Vielmehr werden dort sehr viele Patienten behandelt, die bei uns von einem Allgemeinmediziner gesehen würden. Auf der anderen Seite gibt es dann jedoch
auch die Notfälle, die durch den „royal flying doctor service“ nach Alice Springs gebracht werden. Täglich landet deren Maschine auf dem Rollfeld und bringt mehr oder weniger akut kranke Patienten in die Ambulanz. Leider werden von den flying doctors absolut keine Studenten mitgenommen, so dass ich meinen Traum bei den flying doctors mitzufliegen, nicht erfüllen konnte. Geflogen bin ich schließlich aber doch: Nämlich mit dem Ambulanzflugzeug eines kleinen Krankenhauses, das 500 km weiter
nördlich gelegen war und regelmäßig Patienten nach Alice Springs brachte. Ein absolutes Highlight!
Selbständigkeit gefragt
Die Arbeit in der Ambulanz war sehr locker. Frei nach dem Motto „alles kann, nichts muss“ suchte ich mir meine Arbeit selbst. Ich rief mir selbstständig die Patienten, die von den Schwestern in Dringlichkeitskategorien triagiert, wurden, in die Kabine. Dort nahm ich die Anamnese auf und untersuchte die Patienten. Dann stellte ich ihn einem Arzt im Besprechungszimmer vor und machte Vorschläge für die Behandlung oder für weitere Untersuchungen. Am Anfang war diese Selbstständigkeit eine große Herausforderung für mich. Obwohl meine Englischkenntnisse auf C2-Niveau eingestuft worden waren, war die Ausdrucksweise der Patienten für mich ungewohnt. Da der Patient aber immer noch mal kurz von einem Arzt nachuntersucht wurde, hatte ich die Gelegenheit, viele englische Anamnesen zu hören, die bald dazu führten, dass ich mich ohne Probleme mit den Patienten verständigen konnte.
Aboriginals versorgt
Das Krankheitsspektrum umfasste
vor allem Grippesymptomen, Durchfallerkrankungen oder chronischen Wunden. Viele Aboriginals sind Diabetiker und es gibt ein großes Alkoholproblem in dieser Bevölkerungsgruppe. Notfälle waren daher vor allem Hyperglykämien, Alkoholintoxikation und Knochenbrüche sowie kleinere Wunden aus Schlägereien. Daneben habe ich auch viele Touristen aus aller Welt in der Ambulanz versorgt, was die Arbeit sehr abwechslungsreich gemacht hat. Manchmal war es anstrengend, dass niemand so recht für mich zuständig war. Trotzdem habe ich viel gelernt, auch wenn ich von Zeit zu Zeit mehrfach nachfragen musste.
Schön, aber teuer
Nach vier ereignisreichen Wochen in der Ambulanz machte ich mich wieder auf den Weg zurück nach Darwin von wo ich nach einer kurzen Nacht über Singapur zurück nach Frankfurt geflogen bin. Wenn jemand noch Zeit hat, empfehle ich unbedingt, ein paar Tage in Darwin zu verbringen. Darwin ist eine sehr lockere, witzige Stadt, voll mit Menschen aus allen Ecken der Welt! Ich hatte eine sehr beeindruckende Zeit in Alice Springs, würde aber wegen den erheblichen Kosten für die gesamte Reise wahrscheinlich beim nächsten Mal nicht mehr nach Australien gehen.
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Embolisation ist geeignetes Verfahren bei Myom Langzeitstudien belegen Wirksamkeit
von Florian Schneider (Deutsche Röntgengesellschaft e.V.)
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ei Myombefall ist Gebärmutter-Entfernung noch immer das häufigste Therapieverfahren. Langzeitstudien weisen nun nach: Myome lassen mit der organerhaltenden Myomembolisation besser entfernen.
lisation (UAE) einschätzen, sind die technische Erfolgsrate, die Patientenzufriedenheit und die Zahl der Komplikationen während und nach dem Eingriff“, erklärt Müller-Hülsbeck. In allen drei Punkten zeigt die UAE gute Ergebnisse.
Nach Angaben der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) wurden im vergangenen Jahr bei knapp 130.000 Patientinnen Gebärmutterentfernungen (Hysterektomien) durchgeführt, wenn gutartige Veränderungen des Organs vorlagen. In Langzeitstudien konnte jetzt nachgewiesen werden, dass sich Myome mit der organerhaltenden Methode der Myomembolisation besser und mit geringeren Folgekomplikationen ent-
Er verweist unter anderem auf eine englische Studie, in der an mehreren Kliniken 649 Embolisations-Patientinnen über einen Zeitraum von mehreren Jahren begleitet wurden. Die Vergleichsgruppe bestand aus 459 Frauen, die sich den Uterus operativ entfernen ließen. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die unmit-
Beschwerden führt. Eine Multicenterstudie, die an 27 Krankenhäuser der USA unternommen wurde, zeigte bei den 1.278 teilnehmenden Frauen in der 3-Jahres-Kontrolle eine statistisch signifikante Besserung der Beschwerden und der Lebensqualität nach UAE.
Der nachhaltige Erfolg der UAE bestärkt uns in unserer Arbeit
Rasche Genesungszeit
Wie kommt es zu diesem hohen Maß an Patientinnen-Zufriedenheit? Neben der Wirksamkeit
entinnen noch gezielter die Möglichkeit eines organerhaltenden Behandlungsweges aufzuzeigen und sie besser informieren. Aufklärungsarbeit werden wir auch im Kollegenkreis leisten müssen, wo die UAE bis heute als nur wenig anerkanntes und akzeptiertes Verfahren gilt.“
Schonendes Verfahren
Myome sind gutartige Knoten, die sich an der Uteruswand oder im Uterus selbst herausbilden und bei den betroffenen Frauen schmerzhafte und lang andauernde Regelblutungen auslösen können. In Deutschland hat etwa jede dritte Frau Myome, in zwanzig Prozent der Fälle kommt es aufgrund der Größe und der Zahl der Myome zu Beschwerden.
75 Institute bieten die Myomembolisation an
fernen lassen und vor allem die Zufriedenheit der Patientinnen deutlich höher ist. Eine entsprechende Auswertung der Studien legte der Flensburger Radiologe Prof. Dr. med. Stefan Müller-Hülsbeck jetzt vor.
91 Prozent würden die Embolisation empfehlen. Langzeitergebnisse äußerst vielversprechend
„Die Parameter, mit denen wir den Erfolg der Uterusarterienembo-
telbare Komplikationsrate nach Embolisation mit 19 Prozent niedriger lag als im Vergleich zur Gebärmutterentfernung mit einer Komplikationsrate von 26 Prozent. Und weiter: 91 Prozent der Patientinnen, die sich organerhaltend behandeln ließen, würden die Embolisation empfehlen. Bei der Patientengruppe, die sich die Gebärmutter entfernen ließ, waren dies nur 85 Prozent. Auch andere Studien verfestigten das Bild, wonach die UAE zu einer deutlichen Verbesserung der
der Therapie nennt Professor Müller-Hülsbeck als wesentlichen Vorzug der UAE gegenüber operativen Verfahren die rasche Genesungszeit: „Die Frauen kommen am Mittwoch zum Eingriff in die Klinik, werden am Donnerstag entlassen und können am Montag wieder zur Arbeit gehen. Ob berufliche Verpflichtungen, die Haushaltsführung, aber auch sexuelle Aktivitäten kann die Patientin, wenn sie es möchte, sehr bald wieder aufnehmen.“ „Der nachhaltige Erfolg der UAE bestärkt uns in unserer Arbeit“, so Professor Müller-Hülsbeck. „Es wird jetzt darum gehen, Pati-
Seit einigen Jahren wird in Deutschland das Verfahren der Embolisation dieser Knoten angewandt. Der Operateur, zumeist ein Radiologie mit Schwerpunkt interventionelle Radiologie, führt über die Leiste der Patientin einen Katheter ein und gelangt zu den Gefäßen, die das Myom mit Blut versorgen. Mittels kleiner Partikel werden die Gefäße vor Ort emboliert, das heißt verschlossen – der Knoten ist von der Blutzufuhr abgeschlossen und vernarbt. Das Verfahren wurde erstmalig 1995 in Deutschland angewandt.
Mehr Informationen
Etwa 75 radiologische Institute bieten deutschlandweit die Myomembolisation an. Viele Informationen für betroffene Frauen sowie einen Klinikfinder für Deutschland, Österreich und die Schweiz gibt es online unter: www.myomembolisation.org
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Bluttest identifiziert Lebensgefahr Hierarchisierung von Leberzirrhose-Fällen von Frank Luerweg (idw)
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atienten mit einer Leberzirrhose lassen sich oft nur durch Transplantation retten. Die wenigen Spenderorgane sollen daher bevorzugt lebensgefährdeten Personen zu Gute kommen. Durch ein spezielles Blutprotein lassen sich diese Fälle jetzt genauer identifizieren. Das Protein namens sTNF-R75 könnte Ärzten dabei helfen, die Warteliste für Leberzirrhose-Patienten in eine entsprechende Rangfolge zu bringen. Das zeigt eine Studie am Universitätsklinikum Bonn. nicht genügend
Ersatzlebern, um den Bedarf zu decken Eine Zirrhose entsteht typischerweise durch jahrelangen starken Alkohol-Konsum. Ursachen können aber auch Entzündungen wie eine Hepatitis B oder C sein. Die Leber wandelt sich dabei nach und nach in narbiges Bindegewebe um – ein Prozess, der irreversibel ist. Sie kann dann ihre vielfältigen Aufgaben nicht mehr wahrnehmen – unter anderem dient sie als Energiespeicher und wichtigste Entgiftungs-Station des Körpers. Eine Leberzirrhose ist daher lebensgefährlich. Am Ende steht meist die Transplantation.
Blutwerte berechnen
Doch gibt es bei weitem nicht genügend Ersatzlebern, um den Bedarf zu decken. „Die Mediziner nehmen daher eine Reihung vor“, erklärt die Bonner Ärztin Dr. Bettina Rezori. „Dazu stützen sie sich vor allem auf den so genannten MELD-Score.“ Das ist letztlich nichts anderes als eine Zahl, die sich aus verschiedenen Blutwerten berechnet. Bei einem Score von 15 und mehr gilt der entsprechende Patient als gefährdet und wird auf die Transplantationsliste gesetzt. Das ist die Voraussetzung dafür, dass er bei der Vergabe von Spenderorganen berücksichtigt werden kann. Doch der MELD-Score differenziert nicht genau genug. „Immer wieder versterben Zirrhose-Pati-
enten, die es wegen eines unkritischen Scores gar nicht auf die Transplantationsliste geschafft haben“, sagt Bettina Rezori. Die Assistenzärztin der Anästhesie hat in der Abteilung für Innere Medizin 1 des Universitätsklinikums Bonn über ein Blutprotein promoviert, das das eventuell ändern könnte. Die Rede ist vom so genannten „Tumor-Nekrose-Faktor“, einem Signalmolekül, das die Immunabwehr zu Höchstleistungen anspornt. „Das funktioniert so gut, dass die alarmierten Abwehrzellen selbst Tumoren angreifen und zerstören können – daher auch der Name“, erklärt Dr. Christoph Reichel. Der Direktor des RehaZentrums Bad Brückenau und Privatdozent an der Bonner Medizinischen Fakultät hat Bettina Rezoris Doktorarbeit betreut.
Indirektes Verfahren
Bei einer Leberzirrhose setzt der Körper permanent Tumor-NekroseFaktor frei. Das Immunsystem läuft dadurch dauerhaft auf Hochtouren. Eine nicht unbedingt erwünschte Reaktion: Mit der Zeit wird die Leber durch den Angriff der körpereigenen Streitkräfte noch weiter geschädigt. Wer viel Tumor-Nekrose-Faktor ausschüttet, ist daher möglicherweise besonders anfällig für ein tödliches Organversagen. „Der Tumor-Nekrose-Faktor selbst eignet sich aus diversen Gründen aber nicht allzu gut für einen Bluttest“, sagt Reichel.
Mediziner untersuchten in zweijährigen Studie 92 Patienten Die Mediziner gingen in ihrer Studie daher einen indirekten Weg: Der Tumor-Nekrose-Faktor dockt nämlich an einen Rezeptor auf der Oberfläche bestimmter Zellen an. Das ist gewissermaßen der Startschuss zur verstärkten Immunreaktion. Der Rezeptor (im Fachjargon sTNF-R75 genannt) samt seiner Fracht hat dann seiner Schuldigkeit getan: Er wird von der Zelle ins
Blut entsorgt und über die Nieren ausgeschieden. „Wir messen daher die Konzentration von sTNF-R75 im Blut“, erklärt Reichel. „Denn auch die steigt bei Leberschädigungen an.“
Der MELD entscheidet
Die Mediziner untersuchten in ihrer zweijährigen Studie 92 Patienten mit Leberzirrhose. Nur sieben von ihnen konnte in dieser Zeit eine Spenderleber transplantiert werden. Als Entscheidungskriterium für die Dringlichkeit diente den Ärzten der MELD-Score. 44 wei-
tere Patienten starben, ohne dass ihnen ein Ersatzorgan angeboten werden konnte. Bei 11 von ihnen war der MELD-Score unkritisch gewesen. Der sTNF-R75-Spiegel hatte sie dagegen korrekt als Risiko-Patienten ausgewiesen. Umgekehrt hätte der MELD-Score 18 der überlebenden Patienten als gefährdet eingestuft. Sieben von ihnen wiesen jedoch einen unkritischen sTNFR75-Spiegel auf. Allerdings kann die sTNF-R75-Menge beispielsweise auch bei einer verminderten Nierenfunktion ansteigen - und zwar selbst dann, wenn die Leber noch nicht weitreichend geschädigt ist. „In Verbindung mit dem MELD-Score ist der sTNF-R75-Spiegel jedoch gut geeignet, um das Sterberisiko von Patienten mit Leberzirrhose genauer abzuschätzen“, fasst Bettina Rezori die Ergebnisse zusammen. „Für die Entscheidung, wer ein Spenderorgan wirklich dringend benötigt und wer vielleicht noch warten kann, ist das eine extrem wichtige Information.“
IMPRESSUM Herausgeber: MEDI-LEARN, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/Lahn Tel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29 E-Mail: redaktion@medi-learn.de, www.medi-learn.de Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Dr. Marlies Weier, Lilian Goharian, Dominika Sobecki, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld Lektorat: Jan-Peter Wulf und Simone Arnold Layout & Graphik: Kristina Junghans Berichte: Stephanie Leißner, Gerti Fridgen, Anita Schmid, Gunnar Bartsch (idw), Frank Luerweg (idw), Florian Schneider (Deutsche Röntgengesellschaft e.V.) Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com Erscheinungsort: Marburg Der digitale Nachschlag erscheint zu jeder MEDI-LEARN Zeitung als Ergänzung, die du dir als PDF auf der MEDI-LEARN Seite herunterladen oder online anschauen kannst. Er beinhaltet Fortsetzungen von Artikeln aus der aktuellen Zeitung sowie weitere interessante Artikel und Berichte rund um die Medizin. Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungsberichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/ artikel.
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September/Oktober 2008
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Afrika hautnah Eine Famulatur in Malawi von Anita Schmid
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alawi – da müssen die meisten erstmal die Karte zücken, um zu schauen, wo das eigentlich ist. Ein Famulaturbericht aus dem schmalen afrikanischen Land, in dem akuter Ärztemangel herrscht. Denn viele Mediziner zieht es ins Ausland. Afrika: Von diesem Kontinent hatte keine genaue Vorstellung, daher wollte ich unbedingt während meines Medizinstudiums die Chance nutzen, vor Ort Erfahrungen zu sammeln. Warum ausgerechnet Malawi? Aus persönlichen wie organisatorischen Gründen: Mein Wunsch war es, einmal den Malawi-See zu sehen und dort zu tauchen. Und es besteht eine Verbindung der chirurgischen Klinik Heidelberg zu einer der beiden Unikliniken, dem Queen Elisabeth Central Hospital Blantyre. Obwohl mir versichert wurde, dort in guten Händen zu sein, war ich doch sehr aufgeregt.
fahren, wo ich gleich zu meinem Ein-Zimmer-Appartement in den Studentenwohnblocks geführt wurde. Später erfuhr ich, dass ausländische Studenten normalerweise nicht auf dem Campusgelände untergebracht werden, sondern sich eine Unterkunft in der Stadt suchen müssen. Den folgenden Tag verbrachte ich mit einer ausgedehnten Runde durch alle möglichen Sekretariate und einem Rundgang durch die chirurgische Klinik, meinem Arbeitsplatz für die nächsten vier Wochen.
Überblick behalten!
Das Krankenhausgelände umfasste
stück in der Mensa, welches aus Toastbrot, Marmelade und Reisbrei bestand. Danach ging ich zur Frühbesprechung und anschließend in den OP. Leider war ich keinem Arzt zugeteilt, so dass es recht schwierig war, den Überblick zu behalten, zumal ich kein Wort der Landessprache verstand und nur wenige Patienten Englisch sprechen (jedoch alle Studenten und Ärzte).
Viele Verbrennungen
Nach ein paar Tagen habe ich dann meinen Platz in der Verbrennungsklinik eingenommen, die von einem britisch ausgebildeten Malawier geführt wurde. Das Kochen über offenem Feuer und der fehlende Arbeitsschutz fordern ihren Tribut in Form von sehr, sehr vielen Brandverletzten.
auch an potenten Schmerzmitteln und Antibiotika. Die Eindrücke waren auf jeden Fall sehr prägend. Nachmittags war meistens nicht viel zu tun, da die Ärzte dann ihre Privatpraxen in der Stadt betreuen mussten und oft nach 14 Uhr nicht mehr im Krankenhaus waren.
See und Berge
Meine Wochenenden verbrachte ich damit, mir das wundervolle Land anzusehen. Unbedingt empfehlenswert ist der Malawisee. Von Blantyre ist er mit einem Mietwagen oder einem Privatauto am besten zu erreichen. Mit den Minibussen, die ich benutzt habe, benötigte ich mehr als acht Stunden für die knapp 250 Kilometer. Monkey Bay ist der schönste Fleck im Süden und dort ist besonders
Sorgen wegen HIV
Ganz oben auf meiner todo-Liste stand natürlich der Besuch beim Tropeninstitut, um über die erforderlichen Impfungen und die Malariaprophylaxe zu sprechen. Die Flugverbindung nach Malawi sollte via Nairobi nach Blantyre führen. Vor meiner Abreise machte ich mir große Sorgen ob einer hohen HIVPrävalenz im Krankenhaus. Es blieb aber beim Sorgenmachen und ich ergriff keine weiteren Maßnahmen. Ich nahm also weder PEPs aus Deutschland mit (hätte ich mir selbst in der Apotheke kaufen müssen, sehr teuer!) noch chirurgische Handschuhe. Ein Paket Einmalhandschuhe und eine kleine Flasche Sterilium hatte ich dabei.
Rundgang durch die Klinik
Am Flughafen in Blantyre wurde ich von einem Mitarbeitern des Krankenhauses abgeholt und direkt auf das Campusgelände ge-
Bietet einen einmaligen Ausblick - die Bucht von Malawi
eine riesige Fläche, jedoch ohne Obergeschoss und ohne Kellerräume. Ich kann mich gar nicht erinnern, wie oft ich mich verlaufen habe und zwischen all den Angehörigen der Patienten meinen Weg nur mühsam wieder ins Hauptgebäude gefunden habe. In Afrika kümmern sich die Angehörigen der Patienten nämlich um deren Pflege und Verpflegung. Während dieser Zeit wohnen und kochen sie auf dem Gelände des Krankenhauses. Mein Tag begann mit dem Früh-
Die Station war dreifach überbelegt, so dass die meisten Patienten auf Decken auf dem Boden liegen mussten. So interessant es für mich war Verbrennungen einmal „live“ sehen zu können, so nahe ging mir das Schicksal jedes einzelnen Patienten. Denn ausreichend behandelt werden konnte die Menge der Patienten nicht. Es mangelte nicht nur – wie überall in Malawi – an der „manpower“, da der Arzt alleine für die gesamte Station zuständig war, sondern
das Gaia Guesthouse zu empfehlen, sowie die Tauchschule con Kajak Africa. Gut von Blantyre zu erreichen ist auch das Mulanje-Bergmassiv, wo man wunderschön wandern kann. Einen tollen Tag habe ich auch auf dem Satemwa Tea Estate verbracht, einer riesigen Teeplantage südlich von Blanyre, die seit mehreren Generationen von einer schottischen Familie geführt wird. Wer Afrika kennen lernen will, für den ist Malawi empfehlenswert!
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Im Verbund gegen den Hautkrebs Neue Forschungsprojekte sollen Durchbruch bringen von Gunnar Bartsch (idw)
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twa 22.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich am schwarzen Hautkrebs, 3.000 sterben daran. Ärzte stehen dem Tumor oft machtlos gegenüber. Ein Forschungsverbund soll nun neue Therapien entwickeln. Zwei Projekte laufen an der Uni Würzburg. Wenn der schwarze Hautkrebs nicht rechtzeitig erkannt wird, ist es oft schon zu spät: Das so genannte maligne Melanom bildet bereits zu einem frühen Zeitpunkt Tochtergeschwülste - Metastasen. Insbesondere für das metastasierte Melanom fehlen bislang effektive Behandlungsmöglichkeiten, da diese Metastasen oft unempfindlich gegenüber Chemooder Strahlentherapie sind. Zahlreiche Wissenschaftler aus ganz Deutschland wollen nun in einem nationalen Forschungsverbund neue Therapieverfahren gegen den schwarzen Hautkrebs entwickeln. Die Deutsche Krebshilfe fördert diesen Verbund mit 2,8 Millionen Euro. Von Seiten der Universität Würzburg beteiligen sich zwei Arbeitsgruppen an dem Verbund mit Untersuchungen an relevanten präklinischen Modellen.
Untersuchungen am Fisch
Moleküle und Prozesse, die bei der Entstehung der Tochtergeschwülste eine entscheidende Rolle spielen könnten, untersucht ein Team um Svenja Meierjohann und Manfred Schartl am Lehrstuhl für Physiologische Chemie I. „Wir arbeiten schon seit Langem mit einer bestimmten Fischart, die ebenfall s Hautkrebs entwickelt, und haben dabei Moleküle entdeckt, die sich als Marker oder als möglicher Ansatzpunkt für eine Therapie eignen könnten“, erklärt Schartl. Seit den 1920er-Jahren ist be-
kannt, dass nach der Kreuzung bestimmter Arten von Aquarienfischen, die zu den Zahnkarpfen gehören, bei den Nach-
kommen stets Hauttumoren entstehen. Durch die Kreuzung gerät nämlich ein Gen außer Kontrolle und löst die Krebsbildung aus. Die entstehenden Tumoren entsprechen dem bösartigen Melanom beim Menschen.
Reaktionen im Organismus
Schartl hat dieses Krebsgen identifiziert und seine Eigenschaften beschrieben. Es enthält den Bauplan für ein Protein, das unter anderem die Zellteilung und die Zellwanderung in Gang setzt. Aufgrund einer Mutation ist das Protein bei den betroffenen Fischen fälschlicherweise dauernd aktiv. Als Folge entstehen schnell wachsende Hauttumoren, die sich stark ins umliegende Gewebe aus-
breiten. Aber lassen sich die Erkenntnisse über Prozesse, die in einem Fischorganismus ablaufen, überhaupt auf den Menschen übertragen? Kein Problem, sagt Schartl: „Krebs ist eine Erkrankung der Zellteilung. Das ist ein so basaler Prozess, da steht der Fisch dem Menschen sehr nahe“. Die Genetik ist bekannt, und die Prozesse, die ablaufen, wenn sich eine normale Pigment- in eine Melanomzelle
verwandelt, sind großteils verstanden, so Schartl. Dennoch tauchen im Organismus immer wieder andere Reaktionen auf als vorhergesagt. „Das Wissen reicht einfach noch nicht aus, um es in eine klinische Anwendung münden zu lassen“. Der neue Forschungsverbund werde daran arbeiten.
Stufenmodell der Tumorentwicklung
An der Spitze des zweiten Teilprojekts, an dem die Universität Würzburg beteiligt ist, steht Jürgen Becker. Der leitende Oberarzt der Universitäts-Hautklinik forscht schon seit vielen Jahren an Melanom-Metastasen. Für seine Arbeiten erhielt Becker unter anderem den Deutschen Hautkrebspreis (2001) und den Deutschen Krebspreis (2004). Jetzt will Becker an Tieren genauer erforschen, wie das Mela-
nom entsteht. „Es gibt die Theorie, dass bestimmte Tumorarten sich in Stufen entwickeln“, sagt Becker. Nach diesem von Bert Vogelstein ursprünglich für das Kolonkarzinom vorgeschlagene Model stehen am Anfang immer normale, reguläre Zellen; dann folgt eine Phase des vermehrten Wachstums, das aber immer noch gutartig ist, bis am Ende der bösartige Tumor sein zerstörerisches Werk treibt. Der Mediziner will in seinem Teilprojekt diese verschiedenen Stadien genauer unter die Lupe nehmen. „Wir wollen unter anderem herausfinden, wann die ersten Veränderungen auftreten, wann sich der Übergang von gut- zu bösartig vollzieht und welche molekularen Veränderungen damit einhergehen; aus diesen Erkenntnissen erhoffen wir eine geeignetes Ziel zu definieren um erfolgreich therapeutisch eingreifen zu können“, sagt Becker.
Hoffnung auf neue Erkenntnisse
Schon seit vielen Jahren forscht Becker über den schwarzen Hautkrebs. „Wir verstehen heute sehr viel besser, wie sich ein Melanom entwickelt, und sind von daher in der Lage, ganz neue Ansätze für eine Therapie zu entwickeln“, sagt der Hautarzt. Mit diesem Wissen – und weil Melanom nicht gleich Melanom ist – könnten Ärzte heute sehr viel spezifischere und damit für die Patienten schonendere Behandlungen anbieten. Trotzdem ist Becker mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden: „Das maligne Melanom spricht bei Weitem noch nicht so gut auf unsere Therapien an, wie es wünschenswert wäre“, sagt er. Neue Erkenntnisse erhofft sich Becker von dem Verbundprojekt. Der interdisziplinäre Ansatzpunkt verspreche ganz unterschiedliche Sichtweisen, die am Ende möglicherweise zu ganz neuen Erkenntnissen führen können. An dem von der Deutschen Krebshilfe geförderten Verbundprojekt sind elf universitäre Kliniken und Institute in Deutschland eng beteiligt.