Matchmagazine #1

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MATCH #1

Hollywood

Ein Abend in Neukรถlln


Match ist eine Initiative von Hanna Mattes.


Match is an initiative by Hanna Mattes.


Match #1 Hollywood - Ein Abend in Neukölln

Wolf Jahnke und Hanna Mattes verbindet ein Interesse an modernen Massenmedien und deren Einfluss sowohl auf unsere Gesellschaft, als auch auf Orte, Städte, Landschaften. In seinem Buch „Los Angeles – Mit Hollywood durch LA“ richtet Wolf Jahnke seinen Blick auf die Hollywood Filmindustrie und ihre Beziehung zu der Stadt, die sie beherbergt. Auch Hanna Mattes untersucht in den Fotografien ihrer Serien „Mapping My Hollywood“ und „Nightscapes“ die Wechselwirkungen zwischen der Stadt als historischer und soziologischer Entität und der Filmindustrie.

Match #1 Hollywood – an evening in Neukölln

Wolf Jahnke and Hanna Mattes both are interested in modern mass media and their influence on society, places, cities, landscapes. In his book „Los Angeles – Mit Hollywood durch LA“ Wolf Jahnke focuses on the Hollywood film industry and its relation to the city that accommodates it. In her series „Mapping My Hollywood“ and „Nightscapes“ also Hanna Mattes researches the interaction between the city as a historical and sociological entity and the film industry.


Match

ist eine Pop-up Ausstellung, in der die Arbeiten von einem Autor und einem bildenden Künstler für einen Abend zusammengebracht werden. Texte und Bilder sind unabhängig voneinander entstanden. Durch die gemeinsame Präsentation während Match werden sie erstmals inhaltlich miteinander verbunden. Für einen Abend entsteht ein Verhältnis, eine Symbiose. Die Abende sind Matches, in denen die Künstler sich bildlich die Bälle zuwerfen aber nicht gegeneinander, sondern miteinander spielen.

Matchmagazine

ist der Versuch noch etwas länger an diesem Dialog festzuhalten.

Match

is a one-night-event in which a text based artist and a visual artist present their work together. Often the artists did not know each other before. It is the first time the works of the two artists are presented together. Through the presentation they start to communicate with each other, they start a playful match of images and words.

Matchmagazine

is the attempt to hold on to that dialog a little longer.


Welcome to Los Angeles! Eine Einleitung os Angeles ist die vielfältigste Stadt der Welt. Unzählige Filme wurden hier gedreht. Filme, die jeder Kinofan kennt und liebt. Anhand dieser Werke porträtiert dieses Buch die kalifornische Metropole. «L.A. bringt alles zusammen», lautet der Slogan der multikulturellen Megacity. Gegensätze ziehen sich hier besonders an: Die geographische Lage bietet sowohl schneebedeckte Berge als auch Palmen gesäumte Strände. L.A. bedeutet Großstadt und Landleben, Industrie- und Entwicklungsland zugleich. Aufgrund seiner Nähe zu Mexiko stranden hier täglich Heere illegaler Einwanderer aus Lateinamerika – und dank Hollywood auch unzählige Filmschaffende und solche, die es werden wollen. Tote schlafen fest-Autor Raymond Chandler schrieb 1947: «Los Angeles hat Hollywood – und hasst es. Dabei sollte sich die Stadt verdammt glücklich schätzen. Ohne Hollywood wäre sie eine Stadt der Versandhausbestellungen.» Hollywood galt Anfang des letzten Jahrhunderts noch als öde und abgelegene Gegend. Der im Jahre 1923 errichtete Hollywood-Schriftzug – ursprünglich «Hollywoodland» – sollte lediglich für den Kauf von Grundstücken werben. Nun thront er als das bekannteste Wahrzeichen L.A.s und als Symbol für die amerikanische Filmindustrie in den Hollywood Hills. Filme haben diese Stadt mit ausgedacht, während sie in der realen Stadt wurzeln. Das Bild von Los Angeles wurde so sehr von Hollywood und dessen Filmen geprägt, dass vor allem Filminteressierte weltweit ein besonderes Image mit dieser Stadt verbinden. So lässt sie sich als Kulisse der ‹hard boiled›-Detektive aus Tote schlafen fest (1946) und L.A. Confidential (1997) begreifen, von Stadtporträts wie Short Cuts (1993) und L.A. Crash (2004), von den wegweisenden Gangsterballaden Pulp Fiction (1994) und Collateral (2002) oder Komödien wie Kopfüber in die Nacht (1985) und Big Lebowski (1998). Gerecht wird der komplexen Metropole L.A. jedoch allenfalls eine Betrachtung, die all diesen unterschiedlichen Filmen und Genres Beachtung schenkt. Aufgrund ihrer enormen emotionalen Kraft sind gerade Spielfilme in der Lage, den Zuschauer in eine urbane Welt voller pointierter Wahrheiten zu führen. Filme führen zu den schönsten Orten und in die gefährlichsten Winkel

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Neben den optische die Bedeutung von dern und Klischees b nen traumartigen G ist kein nüchterner S er den postmoderne schizophren wirkend holland Drive um

Stadt der Lichter

Unter dem Sternenh Anfangssequenz von ne Aliens sammeln P Menschen panikarti blickt fasziniert auf d versäumt. Sternenhi Bildkollision – L.A.72 Das Warner-Logo über dem Lichtermeer von L.A. in ... I I I,  I 

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z eine Art mythische Bedeutung, die weit über den eht – er bekommt eine Atmosphäre, Stimmung.»

en Reizen eines Drehortes nutzen Filmemacher Orten und Zuständen, die in bestimmten Bilbzw. Mustern festgelegt sind. Lynch, der in seiGeschichten schnell die Logik außer Kraft setzt, Stadtbeobachter. Doch wie kaum ein anderer hat en Charakter der (Film)stadt begriffen und in den Albträumen von Lost Highway und Mulmgesetzt.

immel des unendlichen Universums steht in der n E.T. auf einer Waldlichtung ein UFO und kleiPflanzen und Steine, bis sie plötzlich vor bösen ig die Flucht ergreifen müssen. Doch ein Alien das Lichtermeer von L.A., so dass er den Abflug immel und Lichtermeer verschmelzen in einer -Chronist Mike Davis nannte L.A. eine «Stadt-


Typisch L.A. – Images und Klischees galaxis». Das aus unzähligen Mikrokosmen bestehende Universum L.A. zeigt sich als eine Stadtlandschaft, die jedoch am Tage in ihre zerfaserten Stadtviertel zerfällt. Hier zeigt sich der Widerspruch von Fiktion und Wirklichkeit der Ortsbeschreibung der Megalopolis. Das sich schier ins Unendliche streckende Lichtermeer ist das unvergleichliche filmische Wahrzeichen der Stadt. Es fasziniert den außerirdischen E.T. ebenso wie den zeitreisenden Terminator. In Heat entfaltet sich im Blick von den Hollywood Hills der Zauber der Stadt. Für Gangster Neil McCauley (Robert De Niro) ist L.A. die Stadt der Lichter und er vergleicht sie mit dem Naturwunder einer leuchtenden Unterwasserlandschaft. Das Lichtermeer bietet auch einen wunderbaren Ausklang in dem Punk-Kultfilm Repoman. Während der Film die ganze Zeit am Boden und in den letzten Winkeln der Stadt verharrt, hebt Punk Otto (Emilio Estevez) am Ende mit seinem Auto ab und fliegt zu Surfmusik über das nächtliche Downtown davon. Wunderbare Nachtflüge bieten Milliardär und Flugzeugnarr Howard Hughes (Leonardo DiCaprio) in Aviator, der Hippie Dude (Jeff Bridges) auf einem fliegenden Teppich in The Big Lebowski und der Waffenhersteller Tony Stark (Robert Downey Jr.) in seinem Roboter-Fluganzug in Iron Man. Terminator 3 eröffnet mit einem Blick auf das Lichtermeer, in dem die erste Rakete der kommenden nuklearen Apokalypse einschlägt. Nachts vereint sich L.A. zu einer Stadt und täuscht über den zerfaserten Stadtkosmos hinweg. Regisseur Roman Polanski meint: «Es gibt keine schönere Stadt als L.A. – vorausgesetzt es ist Nacht, und man schaut sie aus großer Entfernung an. 73–74 Nachtüge in AIO, O M, ...



Welcome to Los Angeles

dieser gänzlich undenierbare Stad melot immer wieder aus seinen N vor ist Hollywood so, wie es seine kaufen: ‹Bigger than life›.» (Peter B

Sein und Schein – Die Stadt aus Ho

Hollywood und L.A. wuchsen gem gen des Geistes des zwanzigsten Jah Dass Stadtgeschichte und Popges strukt verwachsen sind, thematisie sich mit der Filmindustrie befasse nessgrößen wie Roger Vadim, Jona spielen Rollen in Kopfüber in di ein Star wie Whoopie Goldberg ein Bruce Willis und Julia Roberts sic druck wird hier durch die Künstl Filmindustrie eingeholt, die die St darstellt. In Pulp Fiction ist die Stadtrea Zitaten und Verweisen der Geschich tion ist ein kompletter Diskurs der Star John Travolta als Gangster m Nostalgie-Restaurant zwischen Do Marylin Monroe und Buddy Holl echt ist. Jesse ist in Atemlos eine Lee Lewis und Silver Surfer, eine re Remix ist durch seine schonungslos thentisch als seine Vorbilder. In L.A. bzw. Hollywood ist alle engel für charlie II blendet die Griffith Observatorium zum Holly läuft die Premiere einer offensichtl pie, dessen Hauptdarsteller (Matt L Liu) verbandelt ist, die ihm zu ihr vorspielt. 3 engel für charlie II nals, seines Genres und seiner Selb sich die Frage nach der «Echtheit» Welt.


dtteil von L.A. wie ein modernes CaNiederungen des Daseins. Nach wie e Helden und deren Schicksale verBuchka, SZ)

ollywood

meinsam auf; sie sind Schöpfunhrhunderts. schichte zu einem Fantasie-Koneren insbesondere die Filme, die en: Eine ganze Riege von Busiathan Demme und David Bowie ie Nacht. In The Player spielt ne Polizistin, aber viele Stars wie ch selbst. Der Wirklichkeitseinlichkeit bzw. Unwirklichkeit der tadt nur als Fiktion oder Kulisse

alität eine «Pop-Art-Fiction» aus hte der Populärkultur. Pulp Ficr Popgeschichte. Der 70er Jahremit einem Godard-Girl in einem oppelgängern von Ricky Nelson, ly, lassen zweifeln, wer hier nun e Mischung aus Belmondo, Jerry eine Kunstfigur also. Doch dieser se Leidenschaft nicht weniger au-

es automatisch mehrdeutig: In 3 e Kamera nach dem Kampf am ywood-Sign. Im Graumans-Kino lichen Mission: Impossible-KoLeBlanc) mit «Engel» Alex (Lucy rer Tarnung eine Schauspielerin I ist Remake, Parodie des Origibst und auch Unikat, so erübrigt » des Filmes und der restlichen


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nals, seines Genres und seiner Selbst und auch Unikat, so erübrigt sich die Frage nach der «Echtheit» des Filmes und der restlichen Welt. David Lynch sagt: «Es gibt keinen anderen Ort, der so sehr Mythos ist, wo so viele Träume entstehen.» Damit spiegelt er den Parallelzustand der Stadt wider, die für ihn Arbeitsplatz und Traummaschine ist. Auch Lynch ist ein Stadtkunstprodukt aus «Wirklichkeit» und Traumzustand.


Typisch L.A. – Images und Klischees

Die Pop-Stadt – Stadt als Pop Die Traditionslosigkeit und Unstetigkeit der provisorischen Stadt unterstreicht das Image des Pop. Die Künstlichkeit der in den 70ern von Reyner Banham zur Popstadt erklärten Metropole wird, nebst Stadtansichten bunter heller Häuser, an vielen Stellen deutlich suggeriert: In Short Cuts fliegen fragmentarisch die Credits wie Neonlichter über den nächtlichen Himmel. «Infantilisierung total ist sein Prinzip, und das bis zur Unerträglichkeit: Selbstverliebt zukkende Körper, aggressive Anmache, und für keine Albernheit ist man sich zu schade. Was natürlich wieder ganz der Stadt entspricht, die keinen Unterschied macht zwischen Show, Reklame und Geschäften aller Art», schreibt SZ-Kulturredakteur Fritz Göttler zu Atemlos, für ihn der «endgültige» Film über Los Angeles. ProductionDesigner Richard Sylbert sagte: «Hinter dem Film steckt die Idee, dass L.A. eine permanente Selbstreklame ist.» Der Film lebt von den Posen seiner Akteure. Nicht was geschieht ist wichtig, sondern wie. Es ist in L.A.-Filmen der Stil, der zählt, die Ästhetik: Der Fahrstil des Fluchtautofahrers in Driver und Kleidungsstil des Gigolos in Ein Mann für gewisse Stunden sind essenziell. Es sind die Haltungen des Gangsters und des Polizisten in Heat, die beide gleich sind, nur auf der jeweils falschen Seite stehen und bis hin zur Kleidung kühlen L.A.-Architekturen gleichen. Los Angeles wirkt wie ein Medienverschnitt aus Reiseführern, Filmstreifen, TV-Videos und Popsongs. Die Stadtgeschichte scheint nur durch einen fiktiven Schleier der Medien betrachtbar zu sein, den die Filme selbstkritisch in einer sich selbst zitierenden Weise vorführen und die künstliche Popwelt als geschichtsloses Eigenkonstrukt entlarven: In True Romance (1993) fährt das Liebespaar Clarence und Alabama aus der tristen «Wirklichkeit» der kalten, verarmten Industriestadt Detroit ins sonnige, poppige Los Angeles. Bei ihrer Ankunft taucht im Hintergrund der Tower von Capitol-Records auf. Eine Medienflut aus MTV, Filmclips, Postern, Plakaten präsentiert das überreiche populärkulturelle Sinnangebot. Es sind die Bilder einer Realität, die selbst schon Illusion ist. Pulp Fiction mixte in einer Zitatwut alte Popkulturideen zu einem neuartigen Remix. Kulturpessimistisch zeigte sich hingegen Ghost World (2001) der eine oberflächliche Welt von Comics,

105–107 Stil in EI M  I S

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Autopolis

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«Der Mann muss verrückt sein. Wer geht schon zu Fuß durch Los Angeles?», schreibt Film-Autor Norbert Stresau zu Falling Down. Es gibt keinen Filmhelden, der nicht ein Auto hat, selbst der Althippie Dude in The Big Lebowski besitzt ein Vehikel, an dem er sehr hängt. In Kopfüber in die Nacht ist ohne Autos an kein Weiterkommen zu denken und sie müssen immer wieder organisiert werden. In Repoman hasst jeder die offiziellen «Autorückholer», die den Menschen ihre Autos abnehmen. Als Annie in Speed notgedrungen Bus fahren muss, weil ihr der Führerschein entzogen wurde, ruft sie: «Ich liebe mein Auto und es fehlt mir!» Authentische Filme sind die, in denen viel gefahren und wenig getan wird. Die Autos sind Orte für lange Dialoge, wie die berühmten Gespräche in Pulp Fiction zwischen den zwei Killern. In Collateral ist das Taxi Schauplatz für Liebe, Hass und Gewalt. Die Mega-Staus sind ein fast unüberwindbares Hindernis in Verfolgungsjagden: In Speed muss deshalb der Bus über eine unfertig Bücke springen und in The Italian Job wechseln die verfolgten Mini-Cooper in die U-Bahntunnel, in Leben und sterben in L.A. geht die Jagd amokmäßig über in den Gegenverkehr. Der Autostau ist Metapher für den Stillstand einer Person (Kopfüber in die Nacht) oder des ganzen amerikanischen Systems (Falling Down). Hochgeschwindigkeit bestimmt L.A., für Autofreaks wie in Blechpiraten, Driver, Tatort 911, The Rookie und in Nur noch 60 Sekunden ist die Stadt eine einzige große Rennstrecke.




Eleanor in Nur noch 60 Sekunden ist die große Liebe von Autodieb Memphis Raines. Die Stars in The Italian Job sind die MiniCooper, und die Highspeed-Autos in The Fast and the Furious haben mehr Charakter als ihre Fahrer. L.A. wurde für Autos geschaffen, die Autos verbinden die Viertel der Stadt und hauchen ihr das Leben ein. Pop-Papst Reyner Banham bezeichnete L.A. als «Autopia» und «like a ride in Disneyland». 77 Los Angeles und seine Autos: Mini Cooper in T I JO

78 73er Ford Gran Torino in T BI LOI

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Am Ende der Gewalt – Neue L.A. Images L.A. hat mit dem Vulkan ein unvergleichliches Wahrzeichen bekommen. Wie in Strange Days, dessen Jahrtausendfeier ein metaphorischer Tanz auf dem Vulkan war, zeigt Volcano am Ende einen schlummernden Vulkan, der wieder ausbrechen könnte – die Zukunft bleibt ungewiss, der jüngste Tag kann jederzeit kommen. Die Szenarien sind Warnungen und Ausdruck für eine bessere, gemeinsame Zukunft. SWINGERS (1997) Die Nightlife-Komödie porträtiert eine Gruppe junger Schauspieler, die von einer Hollywoodkarriere träumen, aber bestenfalls eine Statistenrolle kriegen. Doch in ihren kleinen privaten Schicksalen wachsen sie über sich hinaus und werden «Helden der Nacht» (Verleihuntertitel). Vollmundig steht im Presseheft: «Der glamouröse Mythos über die verrückteste Stadt Amerikas wird wieder lebendig, das Nachtleben Hollywoods tobt. Die Partys sind geheim, die Musik ist heiß, die Nacht vibriert und die Jazzclubs swingen.» Mit einem semi-dokumentarischem Blick geht es durch die Clubs der Stadt, wobei die üblichen Klischees entlarvt werden: Während der New Yorker Mike (Jon Favreau) seit Monaten trübsinnig seiner Verflossenen hinterher hängt, versucht sein kalifornischer Freund Trent (Vince Vaughn), kurz und cool «T» genannt, das Leben als Party zu leben und möglichst viele Dates zu ergattern. Mike versteht es nicht, sich zu profilieren und wie Trent den Mädchen etwas vorzuspielen. Mike beklagt, dass Tarantino bei Scorcese alles geklaut hat, während Trent klarstellt, das jeder bei jedem klaut (während die Reservoir-Dogs-Eröffnungsszene imitiert wird). Trent versteht es als typischer Kalifornier, eine Illusion aufzubauen, so wie es L.A. tut, und gibt sich gerne mal als wichtiger Produzent aus. Und so ist es typisch für ihn alle Dinge des Lebens als «Kapital» zu bewerten: «Sieh dich an. Du bist Kapital», oder «Hey, sie hat gelächelt, weil sie mich kapital fand». Die Images der Städte spiegeln sich in ihren Menschen wider. Trent wird dabei nicht zum schlechteren Menschen degradiert, er ist nur anders. Die Klischees werden ironisch verdreht: Wenn in einer harmlosen Konfrontation der Angeleno Sue (Patrick van Horn) als erster eine Waffe zieht, macht Mikes Freund Rob (Ron Livingston) daraus in New York eine wilde Gangstergeschichte, in der L.A. nach üblichen Klischees als gewalttätige Stadt dämonisiert wird. Swingers entzieht sich den üblichen Schwarz-Weiß-Malereien, das Image

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der Stadt wird nicht aufgeblasen, sondern nach Innen gedreht und normalisiert. Der liebesgeplagte Mike meint, dass die Angelenos in einer Phantasiewelt leben, sein Kumpel Rob sagt ihm, er solle sich auf das schnelllebige aber sorgenfreie Leben von L.A. einzulassen: «Lass es los und ich verspreche dir die Zukunft wird wunderbar. (…) Sieh doch mal aus dem Fenster. Hier scheint jeden Tag die Sonne. Das ist der amerikanische Traum. Erzähl mir nicht, dass wir es nicht geschafft hätten. Wir haben es geschafft. Wir sind hier.»

L.A. hat keine tiefsinnige Historie, Swingers zeigt aber die Tradition zur Popkultur mit Swing und Film. L.A. verspricht ein unbekümmertes Leben ohne Zwänge im alt-neuen kalifornischen Stil, wenn man bereit ist, mit den Absurditäten des Alltags zu leben. STADT DER ENGEL (1998) Die Rückkehr der Engel folgte in Stadt der Engel. Hier leben in der ganzen Stadt, für das menschliche Auge unsichtbar, Engel. Sie lauschen den Gedanken der Menschen und sind da, wenn ein Mensch ins Jenseits begleitet werden muss. Engel Seth (Nicholas Cage) verliebt sich in die Herzchirurgin Maggie (Meg Ryan) und das irdische Leben. Dafür opfert er seine Unsterblichkeit, um fühlen, berühren und lieben zu können. L.A. ist zur Stadt geworden, in der es sich für Engel (wieder) zu leben lohnt. Der smogfreie Himmel ist nicht mehr von Hubschraubern, sondern von Engeln bevölkert. Durch die Augen der Engel schwelgt der Film in malerischen Aufnahmen von den Hollywood Hills und seinem Schriftzug. Er gewinnt die Stadt an paradiesischen Orten wie dem Strand von Santa Monica und zeigt die Central-Library als Ort des Friedens und der Weisheit. Die Kamera fliegt wie ein Engel über die Stadt und zeigt wunderschöne Bilder von Malibu, dem Meer, dem Himmel. Aber vor allem findet sie magische Schauplätze, wo sie am wenigsten zu erwarten sind. So wie Himmel über Berlin (1988) der Berliner Mauer liebevolle Reize abgewinnt, tut dies die Adaption Stadt der Engel in den Flughafengeländen, Hochhausdächern, Freeways und Straßenverkehrsschildern, auf denen die Engel sitzen und philosophieren.



Match #1 - Hollywood, Ein Abend in Neukölln fand am 28.11.2012 in der Galerie Team Titanic in Berlin Neukölln statt. Hanna Mattes zeigte Fotos ihrer Serien „Mapping My Hollywood“ und „Nightscapes“. Wolf Jahnke las aus seinem in 2011 erschienen Buch „Los Angeles – Mit Hollywood durch L.A.“ In einem Gespräch, erörterten Sie verschiedene Aspekte ihrer Arbeiten. Match #1 - Hollywood, Ein Abend in Neukölln took place on 28.11.2012 at Gallery Team Titanic in Berlin Neukölln. Hanna Mattes presented photographs from her series „Mapping My Hollywood“ and „Nightscapes“. Wolf Jahnke read from his book „Los Angeles – Mit Hollywood durch L.A.“, which was published in 2011. They talked about certain aspects that are relevant to both their works.




Match #1 Hollywood – Ein Abend in Neukölln images (c) Hanna Mattes, Heiko Rahnenführer text (c) Wolf Jahnke, Hanna Mattes www.matchevent.blogspot.de www.hannamattes.com order the book: http://www.schueren-verlag.de/autoren/autor/223-wolf-jahnke.html ISBN 978-3-89472-563-1



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